Zeitschrift der Bayerischen Staatsbauverwaltung für Hochbau
Transcrição
Zeitschrift der Bayerischen Staatsbauverwaltung für Hochbau
Blühende Betongleitwände an der Autobahn A7 bei Nesselwang Foto: Kornelia Marzini, Veitshöchheim bau intern B 20 769 E Zeitschrift der Bayerischen Staatsbauverwaltung für Hochbau, Städtebau, Wohnungsbau, Verkehr, Straßen und Brückenbau März/April 2014 Inhalt Zeitschrift der Bayerischen Staatsbau verwaltung für Hochbau, Wohnungs bau, Verkehr, Straßen- und Brücken bau 4 Staatsminister Joachim Herrmann Verkehrskonferenzen 2014 - Bayerns Verkehr in einer Hand 6 Dr. Kurt Bechtold, Roland Degelmann Vernetzte Mobilität durch gebündelte Infrastrukturverwaltung 8 Michael Seibold Fassadenprämierung - Dienstgebäude Staatliches Bauamt Augsburg 9 Philipp Treuheit Neubau des Waldinformations- und Erlebniszentrum Steigerwald-Zentrum – nachhaltig erleben Herausgeber Oberste Baubehörde im Bayerischen Staats ministerium des Innern, für Bau und Verkehr Für den redaktionellen Inhalt verantwortlich Attila Karpati M.A., Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr Franz-Josef-Strauß-Ring 4, 80539 München, Tel. 089 2192 3471, Fax 089 2192 13471 E-Mail: [email protected] 11 Thomas Kieschke Gute Luft macht Schule Baumaßnahme für bundesweites Pilotprojekt am Gymna sium Marktoberdorf abgeschlossen 13 Gottfried Weiß, Jutta Lauter, Stefanie Moyses Förderung von Wohnraum für Studierende 15 Holger Uslar Bauen für Autobahn- und Straßenmeistereien Verantwortlich für den Anzeigenteil Michael Tasche, Tel. +49(0)8671 5065-51 17 Erscheint 6-mal im Jahr beginnend mit Jan./Febr. jeweils Ende der Monate Februar, April, Juni, August, Oktober und Dezember. Michaela Weidinger-Knapp, Sandra Eichelberger, Kornelia Marzini Blühende Betongleitwände 19 Johannes Ziegler Radlland Bayern 22 Gottfried Weiß, Daniel Kaus, Gisela Loidiller Bayerisches Zuschussprogramm zur Behebung der Hochwasserschäden an Wohngebäuden und Hausrat 25 Georg Feuchtgruber, Dr.-Ing. Andreas Hechtl Europäischer Binnenmarkt für Bauprodukte 28 Hans Dörr Architektenversorgung für Beamtinnen und Beamte 30 Personalien Die mit dem Namen des Verfassers gezeichne ten Artikel stellen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder der Schriftleitung dar. Verlag Gebr. Geiselberger GmbH, Druck und Verlag Martin-Moser-Straße 23, 84503 Altötting, Telefon: +49 (0) 8671 5065-0, Telefax: +49 (0) 8671 5065-68 E-Mail: [email protected] Bezugspreis je Heft Euro 4,20, Jahresabonnement Euro 22,50 zuzüglich Versandkosten. Bestellung durch die Buchhandlung oder direkt beim Verlag erbeten. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Ver lages. Alle Rechte, auch das der Übersetzung, vorbehalten. Zurzeit ist die Anzeigenpreisliste ab 2006 gültig. Druck Gebr. Geiselberger GmbH, Martin-Moser-Straße 23, 84503 Altötting bau intern März/April 2014 3 Verkehrskonferenzen 2014 – Bayerns Verkehr in einer Hand Staatsminister Joachim Herrmann Nach der Bayerischen Landtagswahl im September letzten Jahres wurde die Abteilung „Verkehr“ des bishe rigen Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Technolo gie dem Bayerischen Innenministe Staatsminister Joachim Herrmann, MdL bei der Ver kehrskonferenz im Spiegelsaal der Regierung der Oberpfalz am 21. Februar 2014. rium zugeordnet. Damit ist nun der gesamte Verkehr auf der Straße, der Schiene, in der Luft und auf dem Was ser in einem Ressort gebündelt. Verkehr geht jeden an Verkehr ist ein Thema, das jede Bürge rin und jeden Bürger unmittelbar be rührt. Deshalb ist es wichtig, vor Ort unsere Politik, unsere Ziele und unse re aktuellen Aktivitäten im Bereich Ver kehr zu vermitteln und zu erläutern. Zu diesem Zweck habe ich die Verkehrs konferenzen ins Leben gerufen. In je dem Regierungsbezirk werde ich un sere Ansprechpartner vor Ort einladen und mit ihnen über unsere verkehrs politischen Zielsetzungen und auch über einzelne, ausgewählte Projekte diskutieren. Zu diesen Ansprechpart nern zählen insbesondere die Abge ordneten aus dem Deutschen Bun destag, dem Bayerischen Landtag und dem Europäischen Parlament. Sie sind die Entscheidungsträger für die verkehrspolitischen Rahmenbe dingungen – bei der Gesetzgebung, den Bedarfs- und Ausbauplänen und natürlich bei der Haushaltsaufstellung 4 bau intern März/April 2014 von Bund und Freistaat. Wichtige ver kehrspolitische Partner vor Ort sind zudem die kommunalen Mandatsträ ger – Landräte, Oberbürgermeister und Bürgermeister. Auch sie unter stützen uns bei vielen wichtigen Pro jekten tatkräftig und erfolgreich. Nicht zuletzt deshalb sind sie wichtige Teil nehmer bei den Verkehrskonferenzen. Gleiches gilt für die verschiedenen Verbände und Behörden, die oft ent scheidend am Erfolg eines Projektes beteiligt sind. Eine der großen politischen He rausforderungen der neuen Legisla turperiode in Land und Bund ist es nicht nur, das Grundbedürfnis nach Mobilität zu befriedigen, sondern auch dafür zu sorgen, dass die Verkehrsab wicklung möglichst nachhaltig erfolgt. Grundvoraussetzung hierfür ist eine leistungsfähige und gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur für alle Verkehrs träger. Nur wenn Straßen, Schienen, Wasserwege und Luftverkehr optimal zusammenwirken und entsprechend ihrer speziellen Stärken genutzt wer den, erreichen wir größtmögliche Fle xibilität. Um die Versorgung von Wirt schaft und Bürgern sicherzustellen und gleichzeitig dem Umweltschutzgedan ken Rechnung zu tragen, setzen wir deshalb in der bayerischen Verkehrs politik auf Vernetzung. Wir dürfen nicht nur das einzelne Straßen- oder Schienenprojekt betrachten, sondern brauchen eine gute Verknüpfung der Verkehrsträger. Es geht um Gesamt konzepte, sowohl für den Güterver kehr, wo ein möglichst reibungsloser Übergang zwischen Straße, Schiene und Wasserstraße geschaffen werden muss, als auch für den Personenver kehr in Stadt und Land, bei dem Bus und Bahn, individueller Autoverkehr oder Fuß- und Radverkehr eng inein andergreifen müssen. Der Verkehr nimmt weiter zu Aufgrund seiner zentralen Lage ist und bleibt Bayern die europäische Verkehrsdrehscheibe schlechthin. Laut aktueller Güterverkehrsprogno se wird die Verkehrsleistung bis 2025 um rund 50 % steigen. Güterverkehr ist in Bayern keine „innerbayerische“ Angelegenheit. Fast 50 % ist Transit verkehr und nach aktuellen Vorher sagen wird der Anteil des Transitver kehrs in Bayern bis 2025 auf 53,7 % weiter zunehmen. Damit wird künftig der überwiegende Teil des Güterver kehrs in Bayern fremdbestimmt sein. Verkehrsträger Nr. 1 ist die Straße. Und das wird nach aktueller Prognose auch so bleiben. Gerade auf der Stra ße wird das Güterverkehrsaufkommen sogar noch deutlich wachsen. Der Stra ßengüterverkehr wird also seine do minierende Stellung insgesamt noch weiter ausbauen. Sein Verkehrsanteil steigt bei der Transportleistung auf 73,6 %. Das zeigt sehr deutlich, dass sich die Situation auf unseren Straßen weiter verschärfen wird. Eine unserer Hauptaufgaben bleibt daher, für ein gut ausgebautes und leistungsfähiges Straßennetz zu sorgen. So haben wir im vergangenen Jahr in Bayern rund 1,2 Milliarden Euro in Ausbau und Er haltung der Bundesfernstraßen und der Staatsstraßen investiert. Die Straße allein wird den Ver kehrszuwachs aber nicht bewältigen können. Deshalb dürfen wir in unseren Bemühungen um eine Verlagerung des Gütertransports auf Schiene und Wasserstraße und um optimale Aus lastung aller Verkehrsträger auch künf tig nicht nachlassen. Auch diese Ver kehrsträger müssen weiter ertüchtigt werden. Die bayerische Anmeldung für den neuen Bundesverkehrswege plan 2015 umfasst deshalb neben den 184 Projekten aus dem Bereich Stra ßenbau mit einem Gesamtvolumen von 17 Milliarden Euro auch 30 Bahn projekte mit einem Investitionsbedarf von rund 13 Milliarden Euro und zwei Projekte aus dem Bereich der Wasser straße. Mobilität kostet Geld Leider reichen die bisher verfügbaren Haushaltsmittel nicht aus, um den Ausbau der Infrastruktur in gewünsch tem Maße voranzutreiben und die dringend notwendigen Erhaltungsin vestitionen durchzuführen. Nur wenn wir mehr Geld in Straße und Schiene investieren, können wir die Verkehrs infrastruktur auf einem qualitativ und quantitativ hohen Niveau halten und bedarfsgerecht weiter entwickeln. Dies gilt für internationale Verkehrs verbindungen ebenso wie für eine zeitgemäße Erschließung des länd lichen Raums. Erhalt, Ausbau und be darfsorientierte Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur werden des halb ein absoluter Schwerpunkt der jetzigen Legislaturperiode sein. Mobilität kostet Geld. Deshalb brauchen wir eine dauerhafte und verlässliche, auskömmliche und zu kunftsfähige Finanzierung – für Erhalt und Betrieb, Nachholbedarf und Neuund Ausbau aller Infrastrukturen. Die Verkehrsministerkonferenz hat in ihrer Sondersitzung im letzten Oktober al lein den Fehlbetrag für Erhalt und Be trieb des Bestandsnetzes bei Straße, Schiene und Wasserstraße auf jährlich mindestens 7,2 Milliarden Euro bezif fert. Betroffen sind alle Bereiche, also auch die kommunalen Verkehrsnetze. Hinzu kommt der Finanzierungsbedarf für Ausbau und Neubau. Um die Ziele des Bundesverkehrswegeplans zu mindest annähernd zu erreichen sowie den Betrieb und den Erhalt der Stra ßen- und Schieneninfrastruktur des Bundes sicherzustellen, brauchen wir in Deutschland pro Jahr allein 8,5 Milli arden Euro für die Bundesfernstraßen und 5,9 Milliarden Euro für die Bundes schienenwege. Ich begrüße es daher, dass im Ko alitionsvertrag der neuen Bundesre gierung eine Erhöhung der Mittel für die Verkehrsinfrastruktur in Höhe von 5 Milliarden Euro vorgesehen ist. Das Bundeskabinett hat dies inzwischen im Regierungsentwurf für den Bun deshaushalt 2014 und die Eckwerte für die Jahre 2015 bis 2018 mit einer stufenweisen Anhebung der Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur umgesetzt. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn ich mir für 2014 eine deutlich höhere Finanz ausstattung vor allem bei den Bun desfernstraßen gewünscht hätte. Der Gesamtbedarf ist damit bei weitem nicht abgedeckt. Weitere Mittel sollen deshalb aus einer erweiterten Nutzer finanzierung durch Lkw erzielt werden. Zusätzlich brauchen wir eine Pkw- A 93 Südportal des Pfaffensteiner Tunnels bei Regensburg Maut. Es ist nur gerecht, wenn auch ausländische Fahrer den Straßenbau in Deutschland mitfinanzieren. Auch deutsche Autofahrer werden im Aus land hierfür herangezogen. Eine EUrechtskonforme Regelung, die Fahr zeughalter in Deutschland nicht stärker belastet, soll heuer in den Deutschen Bundestag eingebracht werden. Attraktive Nahverkehrsangebote, Stärkung des Radverkehrs Zur Entlastung unserer Straßen im Personenverkehr ist außerdem ein at traktives Nahverkehrsangebot uner lässlich. Auch hier müssen wir das pro gnostizierte Wachstum durch bessere Vernetzung der Verkehrsträger sowie Ausweitung des Angebots bewälti gen. Das Nahverkehrsangebot muss durch seine Attraktivität überzeugen. Seit der Bahnreform ist in diesem Be reich einiges erreicht worden. Wir ha ben mehr als 50 neue Haltepunkte gebaut, das bayerische Nahverkehrs angebot um rund 40 % ausgeweitet und dichtere Takte, längere Betriebs zeiten und optimierte Anschlussver bindungen durch den „Bayern-Takt“ geschaffen. Jeden Tag sind in Bayern 1,3 Millionen Menschen in Regionalzü gen und S-Bahnen unterwegs. Neben guten Nahverkehrsverbindungen sind sie darauf angewiesen, dass die ver schiedenen Verkehrsmittel gut inein andergreifen. Wir wollen das „Bahn land Bayern“ weiter voranbringen. Dafür setzen wir weiterhin auf Wett bewerb und Qualität im Nahverkehr. Ein Verkehrsmittel, das „auf dem Vormarsch“ ist und noch stärker ge fördert werden muss, ist das Fahrrad. Denn gerade auf kurzen Strecken ist es die umweltfreundlichste und ge sündeste Alternative, die individuelle Mobilität im Nahbereich zu gestalten. Der Radverkehr ist ein Thema, das mir auch persönlich sehr am Herzen liegt. Die infrastrukturellen Vorausset zungen für den inner- und zwischen örtlichen Radverkehr zu schaffen, ist zwar primär Aufgabe der Kommunen. Initiativen von Landkreisen, Städten, Gemeinden oder Zweckverbänden können aber von unserer Bauverwal tung unterstützt werden. Nach Mög lichkeit tragen wir auch zur Finanzie rung bei. Wichtig ist es auch hier, die Übergänge zwischen den einzelnen Verkehrsmitteln zu erleichtern. Wir werden deshalb weiterhin den Bau von „Bike and Ride“ und „Park and Ride“-Anlagen unterstützen. Auch den barrierefreien Ausbau unserer Stationen im Schienenper sonennahverkehr werden wir weiter forcieren. Eigentlich ist dafür ja die Bahn als Eigentümerin der Stationen verantwortlich – und der Bund für die Finanzierung. Die Bayerische Staatsre gierung ist aber bereit, Landesmittel zuzuschießen, damit bei den Investi tionen von DB und Bund etwas vo rangeht: 60 Millionen Euro haben wir dafür im „Bayern-Paket 2013 - 2018“ bereitgestellt. Dies alles zeigt, wie eng die ver kehrspolitischen Fragestellungen und damit auch die einzelnen Verkehrs träger miteinander verwoben sind. Es war daher mit Sicherheit eine gute und zukunftsweisende Entscheidung, im Bayerischen Innenministerium alle Fragen des Verkehrs zu bündeln. Da mit ist eine wichtige Grundlage für eine ganzheitliche Betrachtung der Verkehrs- und Siedlungspolitik in un serem Land geschaffen worden. Bundesstraße B 301 und S-Bahn S8 bei Hallbergmoos bau intern März/April 2014 5 Vernetzte Mobilität durch gebündelte Infrastrukturverwaltung Dr. Kurt Bechtold, Roland Degelmann Straßen, Schienen, Wasserwege und Luftverkehr sichern die Versorgung von Wirtschaft und Bürgern. Durch ein optimales Zusammenwirken, bei dem die Verkehrsträger ihre spezifischen Stärken ausspielen können, ermögli chen sie ein hohes Maß an Flexibilität und Mobilität. Eine leistungsfähige und gut ausge baute Verkehrsinfrastruktur aller Ver kehrsträger ist die Lebensader einer jeder Volkswirtschaft. Dies gilt ganz besonders für die stark mittelstän disch geprägte Wirtschaft Bayerns im internationalen Wettbewerb. Aufgrund seiner zentralen Lage ist Bayern die europäische Verkehrs drehscheibe. Laut aktueller Güter verkehrsprognose wird die Verkehrs leistung bis zum Jahr 2025 um über 50 %, der Transitverkehr sogar um rund 89 % steigen! Aus diesem Grund ist es von essentieller Bedeutung, die Verkehrsinfrastruktur auf einem quali tativ und quantitativ hohen Niveau zu halten und bedarfsgerecht weiter zu entwickeln. Mobilität in einem solchen Umfeld zu gewährleisten ist eine der großen politischen Herausforderungen der heutigen Zeit. Mit der Bündelung aller Zuständigkeiten im Verkehrswesen im Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr anlässlich der Kabi nettsneubildung sind die besten Vo raussetzungen für deren Bewältigung geschaffen. Die Situation Bayerns Bayerns Struktur ist geprägt von länd lichen Regionen und von Ballungsräu 6 bau intern März/April 2014 men. Verkehrsangebote und -konzepte müssen gleichermaßen für junge und ältere Menschen geeignet sein, egal ob sie den Autofahrer oder den Fahr gast in Bus und Bahn ansprechen sol len. Auch stellt die demografische Ent wicklung die Verkehrspolitik vor neue Herausforderungen. Es wird in Zu kunft mehr ältere Menschen geben. Die großen Städte wachsen, länd liche Räume verlieren eher Einwoh ner. Geht es in den Ballungsräumen vorrangig darum, Staus und Engpässe Aufgabenfelder Unabhängig von den Bemühungen, mehr Verkehr auf den Bereich der Schiene zu verlagern, ist und bleibt die Straße in einem Flächenland wie e rn Verkehrsträger Nummer 1. Bay Während die Schiene vor allem in Ver dichtungsräumen ihre Stärke ausspie len kann, ist der motorisierte Verkehr auf der Straße im ländlichen Raum, insbesondere bei der Naherschlie ßung, nicht zu ersetzen. Von daher gilt es, mit der Bündelung der Aufgaben zu vermeiden, muss in ländlichen Re gionen auch bei sinkender Nachfrage eine gute Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln sichergestellt wer den. Ziel ist, die gute Erreichbarkeit von Arbeitsstätten, Schulen und so zialen Einrichtungen sowie einen rei bungslosen Waren- und Güterverkehr an jedem Ort zu gewährleisten. für den Verkehr in einem Hause jeden Verkehrsträger mit seinen besonde ren Vorteilen gezielt zu stärken und das Zusammenwirken an den Schnitt stellen optimal aufeinander abzustim men. Hierbei müssen auch die Was serstraßen und der Luftverkehr in die Betrachtung mit einbezogen werden. Zur Überwindung kürzerer Strecken wird künftig der Fuß- und Radverkehr weiter an Bedeutung gewinnen. Des sen Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr muss möglichst einfach und attraktiv gestaltet werden. Vernetzte Mobilität gelingt am be sten, wenn die maßgeblichen Wei chenstellungen an einer Stelle ge troffen werden. Deshalb war es eine zukunftsweisende Entscheidung, alle Fragen des Verkehrs im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr zu konzentrieren. Damit ist eine wichtige Grundlage für eine ganzheitliche Betrachtung der Ver kehrs- und Siedlungspolitik in unserem Land geschaffen worden. Bayern steht für eine nachhaltige und vernetzte Verkehrspolitik. Bayern steht für eine nachhaltige Ver kehrspolitik. Verkehrswege sind teuer und können für die Umwelt, für ein zelne Anlieger oder auch für die All gemeinheit eine Belastung darstellen. Schon bei der Planung von Siedlungen oder Betrieben müssen die Folgen des Verkehrs berücksichtigt werden. Das Ziel muss von daher eine „ver kehrssparende“ Wirtschafts- und Siedlungspolitik sein. Bayern steht für eine vernetzte Verkehrspolitik. Es darf nicht nur das einzelne Straßen- oder Schienenpro jekt betrachtet werden, sondern be sonderes Augenmerk ist auch auf die gute Verknüpfung der Verkehrsträger zu legen. Es geht um Gesamtkonzepte z.B. für den Güterverkehr auf Straße, Schiene und Wasserstraße oder für den Weg zur Arbeit in Stadt und Land, bei dem Bus und Bahn, individueller Autoverkehr sowie Fuß- und Radver kehr ineinandergreifen. Verkehrsbereiche Ob Schiene oder Straße, öffentlicher Personennahverkehr oder gewerb licher Personen- und Güterverkehr, Luftverkehr, die bayerischen Häfen, Wasserstraßen und Schifffahrt, Seil bahnen oder Gefahrgutbeförderung – all diese Bereiche in der Zustän digkeit der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr sind Auf gabenfelder für die Gewährleistung ei ner nachhaltigen Mobilität in Bayern. Im Zuständigkeitsbereich der Obersten Baubehörde liegt die Be reitstellung eines sicheren und leistungsfähigen Straßennetzes. Die Bayerische Straßenbauverwaltung plant, baut, erhält und betreibt die überörtlichen Straßen in Bayern, be ginnend von den Autobahnen über die Bundes- und Staatsstraßen bis zu einem Teil der Kreisstraßen. Dieses Straßennetz umfasst über 25.500 km Länge mit 14.000 Bauwerken, 60 Tun neln und über 6.500 km Radwegen. Die bayerische Straßenbauverwaltung ist dabei zuständig für den Erhalt und Betrieb sowie den bedarfsgerechten Aus- und Neubau der Straßen, Brü cken und Tunnel. Das entsprechende Aufgabenfeld reicht von der grund legenden Verkehrsplanung bis zum baureifen Entwurf, von der Bauvorbe reitung bis zur Verkehrsfreigabe und von der Umweltverträglichkeitsstudie bis zur Umsetzung landschaftspflege rischer Maßnahmen. In die baulichen Leistungen an Autobahnen, Bundesund Staatsstraßen werden jährlich mehr als eine Milliarde Euro investiert. Den Ausbau kommunaler Straßen för dert der Freistaat Bayern jährlich mit mehr als 200 Millionen Euro. Im allgemeinen öffentlichen Per sonenverkehr unterstützt die Oberste Baubehörde mit 83 Millionen Euro die kommunalen Auftraggeber und fördert die Anschaffung moderner Busse. Neben ihrer Beteiligung an den bei den großen Verkehrsverbünden MVV und VGN ist die Oberste Baubehörde Ansprechpartner für alle Verkehrs verbünde, Verkehrsgemeinschaften, Nahverkehrskooperationen und für das Busgewerbe. Auch der rechtliche Rahmen zur Personenbeförderung und zum Linienbus-, Taxen- und Miet wagengewerbe fällt in diesen Zustän digkeitsbereich. Im Eisenbahnbereich werden fach lich und rechtlich die Organisation und Finanzierung sowie die Planung und gegebenenfalls die Mitfinanzie rung von Infrastrukturmaßnahmen betreut. Allein im letztgenannten Be reich standen in 2013 120 Millionen Euro zur Verfügung. Seit 1996 bestellt die Bayerische Eisenbahngesellschaft Nahverkehrsleistungen im Umfang von heute rund 120 Millionen Zug- Kilometern pro Jahr. Die Strecken werden ausgeschrieben und im Wett bewerb vergeben. Für die Leistungen im Schienenpersonennahverkehr wur den 2013 rund 960 Millionen Euro auf gewendet. Im Luftverkehr verantwortet die Oberste Baubehörde die Sicherheit auf den Flughäfen München und Nürnberg sowie die Vorschriften zum Schutz gegen Fluglärm. Daneben ge hört die Genehmigung von Flugplät zen, der Flugbetrieb, die Luftaufsicht und die Betreuung der Luftverkehrs wirtschaft zu ihren Aufgaben. Die Oberste Baubehörde ist An sprechpartner für das Straßen- und Schienengüterverkehrs- und Logi stikgewerbe. Mit der Förderung des Kombinierten Verkehrs und dem Aus bau von Güterverkehrsterminals wird ein wesentlicher Beitrag für die Ver netzung des Schienengüterverkehrs geleistet, der mit dem Einsatz neuer Transporttechniken und Informati onstechnologien zusätzlich gefördert wird. In das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr sind die bisher im „Bayerischen Staatsmi nisterium für Wirtschaft, Verkehr, In frastruktur und Technologie“ ange siedelten Aufgaben der Abteilung IIE „Verkehr“ eingegliedert worden: Die Abteilungen IID und IIE Die Bearbeitung des genannten Auf gabenbereichs war früher zwei Mini sterien zugeordnet. Mit der Zusam menlegung in einem Haus existiert heute eine Infrastrukturverwaltung, die die erforderlichen Leistungen un ter einer Führung und damit aus einer Hand anbieten kann. Die Abteilung IID „Straßen- und Brückenbau“ hat – unverändert zu frü heren Regelungen – folgende Zustän digkeiten: – – Allgemeine Angelegenheiten der Abteilung; Straßenbetriebsdienst (SG IID1) – Infrastrukturplanung Straße; Rad verkehr (SG IID2) – Haushaltsangelegenheiten der Ab teilung, Kommunalstraßen (SG IID3) – Bundesautobahnen; Straßenver kehrsmanagement (SG IID4) – Gebietsreferat Oberbayern, Schwa ben (SG IID5) – Gebietsreferat Niederbayern, Ober pfalz; Grenzlandprogramme (SG IID6) – Gebietsreferat Ober-, Mittel-, Un terfranken (SG IID7) – Brücken- und Tunnelbau (SG IID8) – Straßenbau- und Straßenverkehrs technik (SG IID9). – – – – – – – – Verkehrspolitik und Verkehrspla nung; Internationale und grenzü berschreitende Verkehrsangele genheiten (SG IIE1) Öffentlicher Verkehr auf Schiene und Straße (SG IIE2) Schieneninfrastruktur; Eisenbahn wesen (SG IIE3) Verkehrsdurchführung; Regionali sierung im Eisenbahnwesen (SG IIE4) Straßenverkehrszulassungswesen; Straßen- und Schienengüterver kehr; Güterverkehrszentren; Logi stik (SG IIE5) Schifffahrt; Häfen; Verkehrswasser bau; technische Angelegenheiten des Straßenverkehrs (SG IIE6) Luftverkehr; Luftverkehrseinrich tungen (SG IIE7) Technische Angelegenheiten des Luftverkehrs; Seilbahnen; Straßenund U-Bahntechnik; Gefahrgutbe förderung (SG IIE8) Sicherheit im Luftverkehr (SG IIE9). Bei der Verlagerung der Abteilung Ver kehr in das Bayerische Staatsministe rium des Innern, für Bau und Verkehr sind somit die Grundstrukturen der Abteilung unverändert geblieben. Er forderlich wurde jedoch eine Feinab stimmung in Aufgabenbereichen, für die in den beiden Ministerien bisher getrennte Bearbeitungen zu im We sentlichen gleichen Fragestellungen erfolgten. So wurde in der Abteilung Straßenund Brückenbau für verschiedene Auf gabenbereiche klar gestellt, dass sich diese ausschließlich auf den Bereich der Straße beziehen. Das bisher in beiden Ministerien behandelte Thema Radverkehr wurde in einem Sachge biet konzentriert. Das Sachgebiet IID2 trägt von daher die künftige Bezeich nung „Infrastrukturplanung Straße; Radverkehr“. Die früher in beiden Häusern ge trennt behandelten Aufgaben zur Vorbereitung der Verkehrsminister konferenz sowie der vorbereitenden „Gemeinsamen Konferenz der Ver kehrs- und Straßenbauabteilungslei bau intern März/April 2014 7 ter“ wurden ebenfalls zusammenge führt und werden künftig im Bereich des Sachgebietes IIE1 „Verkehrspoli tik und Verkehrsplanung; Internationa le und grenzüberschreitende Verkehrs angelegenheiten“ erfüllt, wobei auch hier die fachliche Beteiligung aus den unterschiedlichen Aufgabenfeldern selbst unverändert geblieben ist. Mit den jetzt geschaffenen Struk turen steht auf Ministeriumsebene eine kompakte und leistungsfähige Organisation bereit, Mobilität in Stadt und Land, Mobilität für Bürger und Wirtschaft, Mobilität für alle zu ermög lichen. Autoren Ltd. Ministerialrat Dr. Kurt Bechtold, Ministerialrat Dipl.-Ing. Roland Degelmann, Oberste Baubehörde [email protected] [email protected] 8 bau intern März/April 2014 Fassadenprämierung Michael Seibold Anlässlich der Fassadenprämierung 2013 durch den Friedrich-PrinzFonds der Stadt Augsburg wurde der Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatliche Bauamt Augsburg, ausgezeichnet für die vorbildliche Maßnahme am Dienstgebäude Holbeinstraße 10. Das Gebäude wurde 1910/11 für die ehem. Versicherungsanstalt für Schwaben und Neuburg vom Archi tekten Jean Keller als repräsentativer Neubarockbau im Stil italienischer Pa läste errichtet. Von 2009-2011 wurde das Gebäude in Eigenplanung gene ralsaniert, durch einen Neubau im Hof erweitert und Ende 2011 vom Bauamt bezogen. Wegen des unvorherseh baren Ausmaßes der Schäden an den Fassaden - insbesondere Feuchtigkeit und Salzbelastung, wurde die Sanie rung der Fassade, die 2011 bereits be gonnen wurde, erst nach Einzug abge schlossen. Da am Gebäude Jahrzehnte lang nur das Notwendigste im Bauunterhalt durchgeführt wurde, stand man bei der Sanierungsmaßnahme einer tota len Grundinstandsetzung gegenüber. Die alten Bauteile, die von Denkmal schutzseite als erhaltenswert festge legt wurden, mussten vorsichtig aus gebaut und saniert werden. Das waren z.B. sämtliche historischen Kastenfen ster und Türen sowie die Natursteinva sen auf dem Dachgesims. Die plastische Architekturgliede rung der Fassade besteht aus sehr feinem, hellem Putz mit Romanze mentanteilen, die sehr glatt und scharfkantig bearbeitet wurde. Die Rücklageflächen sind aus Rauputz. Ursprünglich trug die Fassade keinen Farbanstrich. Durch das Zusammen spiel von diesen eher leicht grauen, rauen Flächen zu den sehr glatten, weißlichen Gliederungen entstand ein dezenter und sehr vornehmer Kontrast der Materialien. Erst in späteren Jah ren wurden Grün-Weiße und in den 70er Jahren, der letzte Gelb-Weiße Anstrich aufgebracht. Die jetzige Sa nierung sollte dem ursprünglichen Be stand nahe kommen und so wurde mit 5 verschiedenen Grautönen die Fas sade behutsam gegliedert. Der helle Grundton wurde dem Portal aus Kalk stein angeglichen. Die umfangreichen Fenster- und Gesimsverblechungen sind, wie auch das gesamte Dach, in mattiertem Edelstahl ausgeführt und fügen sich harmonisch ein. Durch Einbau einer Innendäm mung aus diffusionsoffenen Calcium silikatplatten und Verwendung einer denkmalgerechten Isolierverglasung für die inneren Flügel der sanierten hi storischen Kastenfenster konnte eine deutliche Steigerung der Energieef fizienz und somit eine erhebliche Re duzierung der Betriebskosten erreicht werden. Das einheitliche mit dem Denkmal schutz eng verwobene Sanierungskon zept wird den heutigen energetischen Anforderungen gerecht und ist nun wieder ein attrakti-ves und technisch zeitgemäßes Gebäude mit anspre chenden Arbeitsbedingungen. Autor Dipl.-Ing. Univ. Michael Seibold, Staatliches Bauamt Augsburg [email protected] Neubau des Waldinformations- und Erlebniszentrums Steigerwald-Zentrum – Nachhaltigkeit erleben Philipp Treuheit 1713 veröffentlichte Hans Carl von Carlowitz sein Buch „Haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anwei sung zur wilden Baum-Zucht“. In die ser ersten Abhandlung über Forstbe wirtschaftung prägte er den Begriff der forstwirtschaftlichen Nachhaltig keit. Heute hat dieses Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils künftig wieder bereit gestellt werden kann, Einzug in unse re Zukunfts- und Gesellschaftsdiskus sionen gefunden. 2013 wurde zum 300-jährigen Ju biläum das Jahr der Nachhaltigkeit ge feiert. Das Bayerische Staatsministeri um für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nahm dies zum Anlass, um das Projekt Steigerwald-Zentrum –─ Nachhaltigkeit erleben in Handthal zu initiieren. Hier soll der breiten Bevöl kerung die Idee nachhaltiger Waldbe wirtschaftung näher gebracht werden. Das Gebäude selbst soll ein Vorzeigeund Demonstrationsobjekt in Sachen Holzbau, Energiewende und Klima schutz sein. Im April 2012 erhielt das Staatliche Bauamt Schweinfurt den Planungsauf trag, mit der Aufforderung in Eigen planung in 16 Monaten das Gebäude fertigzustellen. Diese ambitionierte Terminvorgabe in Kombination mit ei ner festgesetzten Kostenobergrenze von 3 Mio. Euro und dem Anspruch, zeitgemäße Gestaltung und innova tiven Holzbau in dem Neubau umzu setzen, erforderte einen hohen Ko ordinierungsaufwand und intensive Planung aller Fachbereiche und betei ligten Behörden. Ergänzende finanzielle Unterstüt zung erfuhr das Projekt durch das Programm „Energiewende Bayern und Klimaprogramm Bayern 2020“. So konnten innovative und ressour censchonende Bauteile und Konstruk tionen, welche in dem Gebäude bei spielhaft umgesetzt wurden, gefördert werden. Das Gebäude steht unmittelbar am Waldrand, so dass es dem Besucher möglich ist, Ausstellung, Vortrag und Waldbewirtschaftung in einer inten siven Wechselwirkung zu erleben. Handthal liegt in östlichen Unterfran ken inmitten des Naturparks Steiger wald, einer der größten zusammen hängenden Buchenwälder Europas. Das Grundstück befindet sich 400 Meter von Handthal entfernt direkt Blick auf den südlichen Baukörper mit Vortragssaal und Ausstellungsflächen, im Hintergrund der Zugangssteg und die Terrasse. Foto: Katrin Heyer, Würzburg am 2-Franken-Radweg, welcher in den Sommermonaten ein beliebter Radund Wanderweg zwischen Ebrach und Handthal ist. Gleichzeitig mit dem Stei gerwald-Zentrum – Nachhaltigkeit erleben ist ein Gemeindeparkplatz ent standen, von dem aus die Besucher mit einem kurzen Spaziergang das Gebäude erreichen können. Der Park platz wurde mit Förderung des Amts für ländliche Entwicklung gebaut und soll in Zukunft den Ort und das Waldin formations- und Erlebniszentrum vom ruenden Verkehr entlasten. Zusätzlich sind am Gebäude zwei behindertenge rechte Stellplätze errichtet worden. Das Gebäude fügt sich harmonisch in die naturräumliche Umgebung ein. Es gliedert sich in drei nahezu gleich große eingeschossige Gebäudekör per, die sich höhenversetzt als Ter rassenhaus von Nord nach Süd an die leicht ansteigende Topographie des Geländes anpassen. Der Sockel des Gebäudes ist gegenüber der Fassa de deutlich zurückversetzt, so dass der Eindruck entsteht das Gebäude schwebe über dem Gelände. Die Ge bäudeteile wurden als schlichte Bau körper mit einer vertikalen Holzver schalung und ohne Dachüberstände konzipiert. Wichtige Blickbeziehungen in den angrenzenden Wald oder zu der über Handthal gelegenen Stollburg werden durch große Fensterflächen hergestellt. Unter alten Birnbäumen hindurch betritt der Besucher über einen Steg und eine große nach Westen ausge richtete Terrasse den mittleren Ge bäudeteil. Der Steg und die Terrasse wurden als filigrane Stahlkonstrukti on errichtet, die durch eine punktu elle Aufständerung den Eingriff in die Landschaft minimiert. Im mittleren Ge bäudeteil befindet sich der Besucher in einem großzügigen Foyer mit Infor mationstheke. Der Theke angegliedert bietet ein kleiner Cafébereich mit Sitz möglichkeiten einen weiten Rundblick über Handthal. In der Folge steht eine Blick von Westen, Hauptzugang über einen schwebenden Steg unter alten Birnbäumen hindurch. Foto: Katrin Heyer, Würzburg bau intern März/April 2014 9 große Ausstellungsfläche zur Verfü gung, wo über großzügige Glasflächen der Wald in die zukünftige Ausstellung integriert werden soll. Über ein kleines Fenster ist ein Blick in den Haustech nikraum möglich. Somit soll auch der technische Teil des Gebäudes erlebbar gemacht werden. Im südlichen, direkt am Waldrand gelegenen Baukörper sind weitere Ausstellungsflächen und ein großer multifunktionaler Vortrags saal entstanden. Der Vortragssaal wurde als einziger Großraum mit einer mechanischen Lüftung mit Wärmerück gewinnung ausgestattet. Im nördlichen Gebäudeteil sind Verwaltungsräume, Toiletten, Technikräume und die Holz- te aus Beton leichter durchführbar. Auf den Bodenplatten stehen mas sive Sperrholzaußenwände aus Fichte bzw. schlanke, tragende Buchen-Pfo sten-Riegel-Fassaden. Die Verwen dung von Buchenholz ermöglicht hier eine deutliche Verringerung des kon struktiven Querschnitts der Pfosten. Die Decken wurden beispielhaft in jedem Bauteil mit einer anderen Kon struktion ausgeführt. Im nördlichen Bauteil wurde auf Grund akustischen Anforderungen in den Büroräumen und Werkstätten eine Brettstapel decke aus Fichte mit eingefräster Akustiknut umgesetzt. Im mittleren Gebäudeteil war an die Foyerdecke Ausstellungsfläche im Foyer mit direkter Sichtverbin dung in den Wald. Foto: Katrin Heyer, Würzburg Foyer mit Empfangstheke nach einem Studentenent wurf Hochschule für angewandte Wissenschaften Co burg. Foto: Katrin Heyer, Würzburg Erlebnis- Werkstätten untergebracht. Die neugeschaffene Bruttogeschoss fläche von 1.200 m² verteilt sich gleich mäßig auf die mit Rampen barrierefrei verbundenen drei Gebäudekörper. Das gesamte Gebäude wurde als rei ner Holzbau errichtet. Es wurden ins gesamt 500 t Fichte, Buche, Eiche und Lärche verbaut. Diese Menge wächst in Bayerischen Wäldern innerhalb von 5 Minuten nach. Die tragenden Ele mente sind über die Wintermonate vorgefertigt worden. Nur so konnte die kurze Bauzeit eingehalten wer den. Auf drei Stahlbetonringfunda menten sind freitragende, neuartige Holzsandwich-Bodenplatten verlegt worden. Diese hocheffizienten, rein aus Holz gefertigten Bauteile, kön nen bei geringer Bauteilhöhe große Spannweiten überbrücken. Durch die punktuelle Auflagerung auf den Strei fenfundamenten verringert sich der Versiegelungsgrad, und eine Abdich tung gegenüber Erdfeuchte ist nicht mehr notwendig. Am Nutzungsende des Gebäudes ist der Rückbau gegen über einer konventionellen Bodenplat ein hoher gestalterischer Anspruch angelegt. Das Staatliche Bauamt ent wickelte zusammen mit dem Statiker eine bis dahin noch nicht umgesetzte 10 bau intern März/April 2014 Blick nach Nordwesten Richtung Handthal. Foto: Katrin Heyer, Würzburg versetzte Brettstapeldecke aus Fich ten- und Buchenbrettern. Die hierfür benötigten Längen und Querschnitte der Buchenbretter wurden zum Zeit punkt der Planung von der Holzindu strie nicht zur Verfügung gestellt. Erst im Dialog mit dem Statiker und den herstellenden Firmen konnte erreicht werden, dass das Produkt hergestellt und den Bietern angeboten wurde. Die Decke im Foyer hat ein Gesamt gewicht von 90 t. Im südlichen Bau körper entstand eine Holzrippendecke mit Buchenbrettschichtholzträgern. Es ist erst die dritte realisierte Decke in Deutschland seit Vorliegen der allge meinen bauaufsichtlichen Zulassung von Buchenbrettschichtholzträgern im Innenbereich im Jahr 2009. Nicht nur die optischen Vorteile, sondern auch die extrem hohe Biegesteifigkeit der Träger erzeugen den Eindruck einer eleganten schlanken Konstruktion. Das Gebäude liegt in einem Natur schutzgebiet und direkt angrenzend an ein Vogelschutzgebiet. Aus diesem Grund wurde auf den Glasflächen eine zusätzliche „Mikado-Beschichtung“ aufgebracht, welche dem Vogelschutz dient. Die gesamte Wärmedämmung wurde aus recycelter Zellulose herge stellt und in Kammern in Bodenplatte, Außenwände und den Dachflächen eingeblasen. In Kombination mit einer Biomasseheizung mit Pellets wurde ein effizientes, energie- und ressour censchonendes Konzept umgesetzt. Für eine naturverträgliche Einbindung des Gebäudes in die Landschaft und zum Zwecke der Regenrückhaltung sind die Dächer extensiv begrünt wor den. Das anfallende Regenwasser wird zur Einsparung von Trinkwasser in einer unterirdischen Zisterne zur Brauch- und Löschwassernutzung ge sammelt. Vom 3.- 4. August 2013 fanden die durch das Bayerische Staatsministe rium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ausgerichteten Waldtage in Handthal statt. 6.000 Besucher konnten sich an diesem Wochenen de davon überzeugen, dass mit dem Steigerwald-Zentrum ─Nachhaltigkeit erleben durch die Bauverwaltung in Eigenplanung ein beispielhaftes Ge bäude realisiert wurde, welches in viel fältiger Art und Weise den Nachhaltig keitsgedanken in sich trägt. Autor Baurat Dipl.-Ing. Philipp Treuheit, Staatliches Bauamt Schweinfurt [email protected] Gute Luft macht Schule Baumaßnahme für bundesweites Pilotprojekt am Gymnasium Marktoberdorf abgeschlossen Thomas Kieschke „Jedes Kind hat drei Pädagogen. Der erste Pädagoge sind die anderen Kin der, der zweite sind die Lehrer, und der dritte Pädagoge ist der Raum.“ Mit diesem Zitat des italienischen Schul reformers Loris Malaguzzi leitete der Schulleiter des Gymnasiums Marktoberdorf sein Grußwort zum Richt fest im Frühjahr 2013 ein. Er spielte damit auf den wesentlichen Mangel an, unter dem die Schulgemeinschaft seit langem litt: den beengten Platz, aber auch den schlechten Zustand der in die Jahre gekommenen Schul räume, die dringend darauf warteten, erweitert und instandgesetzt zu wer den. Nach Abschluss dieser Baumaß nahmen verfügt die Schule jetzt wie der über genügend Räume, die auch den zeitgemäßen Anforderungen der Pädagogik gerecht werden. Die Ausgangssituation vor 50 Jah ren war ähnlich. Die Stadt Marktober dorf errichtete 1962 ein Schulgebäude auf eigene Kosten und schenkte es an schließend dem Land – wohl auch, um damit die Standortentscheidung des Kultusministeriums zu beeinflussen, denn das „Deutsche Gymnasium Wei ßenhorn“ (Landkreis Neu-Ulm) wurde tatsächlich ins Ostallgäu verlegt. Die ser erste Baustein, der dreigeschos sige Atriumbau, umschließt einen nahezu quadratischen Innenhof mit etwa 30 m Kantenlänge. Unmittelbar danach wurden im südlichen Teil des Grundstücks das Schülerheim und die Mensa errichtet. Zu Beginn der 1980er Jahre bildeten die Dreifachturnhalle sowie ein erster, sich pavillonartig im Südwesten des Atriumbaus anschlie ßender Erweiterungsbau den vorläu figen Abschluss der Bautätigkeit. Das Gymnasium Marktoberdorf bietet heute neben einem naturwis senschaftlich-technologischen auch einen musischen Zweig an, der es bis weit über die Grenzen Schwabens hi naus bekannt gemacht hat. Derzeit besuchen über 900 Schüler die Schule und über 100 Lehrkräfte unterrichten dort. Sie war ursprünglich für nur 700 Schüler und 50 Lehrer ausgelegt, so dass zuletzt eine Reihe von Klassen in Container und provisorisch einge richtete Räume im Keller ausgelagert werden mussten. „Miteinander leben – Voneinander lernen!“ steht als Leit satz in der Verfassung der Schule. Leh rer und Schüler verbringen dort immer mehr gemeinsame Zeit. Nach Einfüh rung des G8 entstand ein zusätzlicher Bedarf an Aufenthaltsmöglichkeiten für die Schüler und an Arbeitsplätzen für die Lehrer während der Freistun den. Und die Schule hegte seit langem den Wunsch nach einem großen, mul tifunktionalen Veranstaltungsraum, um ihr musisches Profil weiter stärken zu können. Zur Erweiterung und energetischen Sanierung der Schule erteilte die Ober ste Baubehörde dem Staatlichen Bau amt Kempten im Frühjahr 2008 den Auftrag für eine HaushaltsunterlageBau. Löhle Neubauer Architekten aus Augsburg wurden mit der Planung des 17,6 Millionen Euro teuren Projekts betraut. Fast ein Drittel davon konnte über das erste Sonderprogramm der Staatsregierung zur energetischen Sanierung von staatlichen Gebäuden finanziert werden. Innenhof Atriumbau mit neuer Aula Pilotprojekt zum Erfolgscontracting Parallel dazu schlossen das Kultusmi nisterium und der Bundesdeutsche Arbeitskreis für umweltbewusstes Management (B.A.U.M. e.V.) am 25. Januar 2008 eine Kooperationsvereinbarung. Am Gymnasium Marktoberdorf wird nun im Rahmen des Bundesforschungsprojekts „naerco“ (Nachhaltige Heizungssanierung durch Erfolgscontracting) ein neuartiges Ver gabeverfahren erprobt. An die Stelle des konventionellen Ein baus technischer Anlagen durch eine Baufirma und der davon unabhängi gen, anschließenden Betriebsführung durch den Nutzer tritt hier das soge nannte „Erfolgscontracting“: Planung, Einbau sowie Betrieb, Instandhaltung und Wartung der technischen Anla gen über den Zeitraum von 15 Jahren hinweg liegen als Gesamtpaket in der Hand eines Auftragnehmers. Dieser hat dafür zu garantieren, dass verbind lich vereinbarte Behaglichkeitskrite rien (z. B. Raumtemperatur, Luftquali tät) stets eingehalten und gleichzeitig die über eine ausgereifte Referenzpla nung ermittelten Grenzwerte für En ergieverbrauch sowie CO 2-Ausstoß nicht überschritten werden. Ostfassade Atriumbau mit neuem Verbindungssteg. Foto: Löhle Neubauer Architekten Ausgeschrieben wurde nicht eine vorab definierte Technik, sondern das, was man damit erreichen wollte, nämlich eine gewünschte Qualität von Temperatur, Licht, Luft und Energie einsparung – also: der „Erfolg“. Darin liegt der wesentliche Unterschied zum bisher bekannten Liefer-Contracting, bei dem lediglich effizient erzeugte Nutzenergie aus neuen Anlagen ge liefert wird, aber auch zum EinsparContracting, bei dem nur eine verbind liche Einspargarantie durch ein vom Auftragnehmer zu entwickelndes Kon zept im Fokus steht. Abweichungen von den Sollkriterien nach unten füh ren zu einer Zahlungsminderung, und der Contractor muss nachbessern. Einsparungen über die durch die Re ferenzplanung vorgegebenen Grenz werte hinaus werden zwischen dem Contractor und dem Förderverein des Gymnasiums geteilt: dies motiviert alle Schüler zusätzlich dazu, Energie zu sparen, da sie zumindest mittelbar auch davon profitieren. Dem schu lischen Arbeitskreis Energie fällt dabei die Aufgabe zu, Fehlermeldungen vor Ort zu sammeln und eigenverantwort lich an den Contractor weiterzuleiten, was einen weiteren pädagogischen Ansatz dieses Projekts verdeutlicht. bau intern März/April 2014 11 Neue Räume und besseres Klima Im Raumprogramm war eine Erweite rung um insgesamt 1.000 m² geneh migt. Im ersten Bauabschnitt wurde im vorhandenen Innenhof des Atrium baus eine neue, zentrale Aula errichtet. Sie dient nicht nur den Schülern als Aufenthaltsraum während der Pausen, sondern auch als Veranstaltungsraum für Aufführungen mit bis zu 400 Besu chern und als Prüfungsraum für Klau suren. Während sie auf ihrer West-, Nord– und Ostseite unmittelbar an den Bestand angebaut wurde, öffnet sie sich auf der gesamten Südseite mit einer Glasfassade zum verbleibenden Innenhof hin, der künftig verstärkt für Freiluftveranstaltungen genutzt wer den soll. den Schülern als zusätzlicher, hoch wertiger Aufenthaltsbereich im Freien zur Verfügung steht. Die Herstellung einer barrierefrei en Erschließung aller Gebäudeteile und die Anpassung des vorbeugenden Brandschutzes an heute gültige Vor schriften gehören zu den Pflichtauf gaben bei einer Grundinstandsetzung. Sämtliche neuen Bauteile wurden im Passivhausstandard ausgeführt. Der Bestand übertrifft durch umfang reiche Wärmedämmmaßnahmen an den Hüllflächen die gesetzlichen Anforderungen der Energieeinspar verordnung 2009 deutlich. Natürlich waren auch die gesamten Heizungsund Beleuchtungsanlagen zu erneu ern. Alle Räume erhielten dezentrale Lüftungsanlagen mit hocheffizienter Wärme- und Feuchterückgewinnung sowie modernste Regelungstechnik. Die Raumluftqualität konnte damit spürbar verbessert werden: So sank die CO2-Konzentration, die früher häu fig über 4.000 ppm lag, auf den kon stanten Wert von rund 800 ppm. Wis senschaftliche Studien haben gezeigt, dass sich das Lernvermögen der Schüler bei besserer Raumluft ent scheidend erhöht. Dieser auch für das Pilotprojekt zentrale Aspekt trägt we sentlich zur Schaffung optimaler Lern bedingungen bei und hat ebenfalls Lageplan Im zweiten Bauabschnitt wurde der frühere Erweiterungsbau aus den 1980er Jahren profilgleich nach Nor den hin verlängert. Der neu entstan dene, einheitliche Baukörper erhielt damit Richtung und Gewicht und bil det nun zusammen mit dem Atrium bau ein in seinen Proportionen ausge wogenes Ensemble. Im Erdgeschoss entstanden hier Schulbibliothek und Silentiumraum für die Lehrer, im Ober geschoss Verwaltungsräume und das Lehrerzimmer. Durch die Auslagerung dieser Räume wurden im Atriumbau Flächen für Fachunterrichtsräume aus dem naturwissenschaftlich-technolo gischen und musischen Bereich frei, die nun neu geordnet und zu räumlich sinnvollen Einheiten zusammenge fasst werden konnten. Daraus ergeben sich künftig kürzere Wege für Schüler und Lehrer. Zwischen Atriumbau und neuem Erweiterungsbau entstand ein zweiter, großzügiger Innenhof, der 12 bau intern März/April 2014 Detail neuer Verbindungssteg. Foto: Löhle Neubauer Architekten bundesweit Vorbildcharakter. Der jähr liche Wärmeenergiebedarf des Gym nasiums wird künftig zu zwei Dritteln aus einem über Hackschnitzel betrie benen Fernwärmenetz und zu einem Drittel über ein eigenes Blockheizkraft werk gedeckt, das mit Bio-Methan betrieben wird. Damit ist es möglich, insgesamt die CO2-Emissionen der Schule um fast 80% zu senken. Der Schulbetrieb musste über die gesamte Bauzeit von April 2011 bis zum Sommer 2013 hinweg weiter laufen. Gerade die Ausführung der lärm- und staubintensiven Arbeiten im Atriumbau, als etwa weite Teile der Geschossdecken einer Betonsa nierung unterzogen werden mussten, verlangten Schülern, Lehrern und El tern ein hohes Maß an Verständnis und Innenraum der neuen Aula Kompromissbereitschaft ab. Auch das sehr komplexe Zusammenspiel der einzelnen betriebstechnischen Kom ponenten erforderte in einigen Fällen eine Nachregulierung der Gebäude technik, um behagliche Klimazustände in den Räumen zu erreichen. Die nun angelaufene, 15-jährige Betriebsphase wird zeigen, ob sich die mit dem Er folgscontracting verbundenen hohen Erwartungen tatsächlich erfüllen und ob es eine echte Alternative zur bisher üblichen Praxis darstellen kann. Unabhängig davon ist die Schulge meinschaft nun wieder angemessen in einem stimulierenden Lernumfeld untergebracht, mit dem sich alle gut identifizieren können. Mit seinen großformatigen, auf der Rückseite dunkel eingefärbten Glas tafeln, die er an den Wänden im Ein gangsbereich angebracht hat und auf die jeder Schüler nun seinen Namen eingravieren darf, bringt der Münchner Künstler Christoph Brech dies auf den Punkt: „Die Schule wird seine Schule werden“. Autor Bauoberrat Dipl.-Ing. Thomas Kiesch ke, Staatliches Bauamt Kempten [email protected] Förderung von Wohnraum für Studierende hört ganz wesentlich das Wohnraum angebot – muss mit dieser Entwick lung Schritt halten. Gottfried Weiß, Jutta Lauter, Stefanie Moyses Der starke Zustrom Studierender of fenbart bereits jetzt deutliche Konse quenzen für die Wohnungssituation in den Hochschulstädten und führt zu zusätzlichen Anspannungen auf dem örtlichen Wohnungsmarkt. Lei der sind preiswerte und geeignete Baugrundstücke in vielen Hochschul städten Mangelware. Die Studen tenwerke wie auch die privaten In vestoren brauchen aber bezahlbare Baugrundstücke. Nur dann können sie preisgünstigen Wohnraum zur Ver fügung stellen. Idealerweise sind das Grundstücke auf dem Hochschulcam pus, zumindest aber in verkehrsgüns tiger Lage zur jeweiligen Hochschule. Bei der Ausbauplanung für bayerische Universitäten und Hochschulen sollte dieser Aspekt bereits berücksichtigt werden. Hier müssen also frühzeitig geeignete Flächen für studentisches Wohnen ausgewiesen werden. Auch auf Konversionsflächen, die sich zur Wohnnutzung eignen, kann zusätz licher Wohnraum für Studierende ge schaffen werden. Der Freistaat Bayern fördert seit Jahr zehnten den Bau und die Sanierung von Studentenwohnheimen mit be trächtlichen Mitteln aus dem Staats haushalt. In den letzten Jahren (seit 2006) sind 141,7 Millionen Euro an Fördermitteln für über 5.600 Wohn heimplätze bewilligt worden. Insge samt gibt es in Bayern knapp 36.000 geförderte Wohnheimplätze (Stand 1. Dezember 2013), zwei Drittel davon befinden sich in der Trägerschaft der Studentenwerke. Gefördert werden Baumaßnahmen, durch die Wohnraum in einem neu en, selbständigen Gebäude geschaf fen wird (Neubau), der Ersterwerb solchen Wohnraums sowie die Erwei terung (Anbau, Aufstockung) eines bestehenden Gebäudes. Förderungs fähig ist auch der Erwerb und die bauliche Änderung von Gebäuden, die bisher nicht zu Wohnzwecken ge nutzt wurden. Außerdem können be stehende Studentenwohnheime mit staatlicher Unterstützung umgebaut werden. Zu den Fördergegenständen gehört auch die Erstmöblierung. Die staatliche Zuwendung wird als zinsloses Baudarlehen gewährt, das nicht getilgt werden muss. Für jedes Jahr der bestimmungsgemäßen Be legung mit bedürftigen Studieren den gewährt der Staat einen Kapital nachlass. Weiterhin unterstützt der Freistaat Bayern unter bestimmten Voraussetzungen auch die Instand setzung von Wohnheimen, die be reits vor 1972 gebaut wurden, aber noch mindestens zehn Jahre lang ei ner Belegungs- und Mietbindung un terliegen. Jahr für Jahr verzeichnen wir in Bay ern neue Höchststände bei den Studi enanfängern. Die 17 Universitäts- und 30 Hochschulstandorte im Freistaat erweisen sich als echte Magneten für junge Menschen. Deshalb müssen nicht nur die räumlichen Kapazitäten an den Universitäten und Hochschu len ausgebaut werden, sondern auch die soziale Infrastruktur – und dazu ge Aufgrund der steigenden Studenten zahlen sind weitere Anstrengungen notwendig, um den jungen Leu ten, die in Bayern studieren, ausrei chenden Wohnraum bieten zu kön nen. Vor gut einem Jahr, Ende Februar 2013, lud deswegen Innenminister Joachim Herrmann die bayerischen Studentenwerke zu einem Runden Tisch zum Thema Studentenwohnen in Bayern, um Möglichkeiten zur Ver besserung der Wohnsituation der Stu dentinnen und Studenten in den baye rischen Hochschulstädten zu erörtern. Das Ergebnis des Runden Tisches mit den Studentenwerken war eine Ver besserung der staatlichen Förderkon ditionen. Bereits am 1. Mai 2013 sind die neuen Förderrichtlinien in Kraft ge treten. Was hat sich geändert? • Der Förderbetrag wurde auf bis zu 32.000 Euro für einen Wohnheim platz angehoben (vorher maximal 26.500 Euro). • Die Bindungsdauer wurde von bis her 45 Jahren auf 25 Jahre ver kürzt (die frühere Staffelung in un terschiedlich lange Bindungszeiten von 15, 30 und 45 Jahren mit ent sprechender Förderhöhe wurde aufgegeben). • Die Mieterhöhungsmöglichkeiten wurden verbessert. Damit sollen nicht nur die Studenten werke bei ihrer Hauptaufgabe, preis werten Wohnraum für Studierende zur Verfügung zu stellen, unterstützt wer den, sondern auch verstärkt private In vestoren für den Bau von Studenten wohnheimen gewonnen werden. Die seit der Verbesserung der Förder konditionen sprunghaft angestiegene Nachfrage nach den Fördermitteln zeigt, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. Ob in Aschaffenburg, Coburg, Bayreuth, Bamberg oder Nürnberg, ob in Erlangen, Regens burg, Landshut, München oder Aug sburg – überall werden demnächst neue Wohnheime entstehen. Um die höhere Förderung und die grö ßere Zahl an Studentenwohnungen zu finanzieren, sind zusätzliche Haushalts mittel erforderlich. Ursprünglich waren im Doppelhaushalt 2013/2014 zunächst jeweils 17,5 Millionen Euro als Bewil ligungsrahmen vorgesehen. Der Mini sterrat hat am 12. März 2013 beschlos sen, dieses Kontingent für 2014 um 10 Millionen Euro aufzustocken, so dass im Jahr 2014 27,5 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Damit können ins gesamt rund 1.000 Wohnplätze für Stu denten gefördert werden. Prägnante Beispiele: Erlangen Südgelände In Erlangen hat das Studentenwerk Erlangen-Nürnberg ein großes Pro jekt in Angriff genommen. Mitten auf dem Südgelände der Friedrich-Alexan der-Universität entsteht demnächst zusätzlicher Wohnraum für rund 400 Studierende. Die Neubauten sollen die bestehenden Wohnheimgebäude an der Erwin-Rommel-Straße ergän zen. Darüber hinaus soll ein Parkhaus für das Studentenwohnheim und die Universität die angespannte Parksi tuation grundlegend verbessern. Er ster Preisträger des Architekturwett bewerbs ist das Architekturbüro Karl + Probst aus München zusammen mit dem Planungsbüro TOPOS aus Berlin. Der Entwurf greift das Thema „Wohnen im Wald“ auf und führt die vorhandene Bebauung mit ihrem dörf bau intern März/April 2014 13 lichen Charakter auf neue Art fort. Da bei sind sechs würfelförmige Baukör per spielerisch in den Wald platziert. Die dadurch entstehenden Freiräume verzahnen die Neubauten mit dem Be stand. Die Nachverdichtung führt zu einem angemessenen Charakter mit hoher Freiraumqualität. Auf die sehr unterschiedlichen, städtebaulichen Bezüge zur Erwin-Rommel-Straße, dem Chemikum, dem neuen Park haus und den Bestand wird mit un terschiedlichen Höhenentwicklungen reagiert. Studentenwohnheim Campus Süd, Erlangen, Wettbewerbsergebnis 1. Preis, Ansicht Süden. Foto: Karl + Probst Architekten, München Studentenwohnheim Romy-Schneider-Straße, Neu-Ulm; Lageplan, Wettbewerbsentwurf 1. Preis. Foto: Böge Lindner K2 Architekten, Hamburg Studentenwohnheim Romy-Schneider-Straße, Neu-Ulm; Grundriss Einzelapartment, Böge Lindner K2 Architekten, Hamburg. Foto: Böge Lindner K2 Architekten, Hamburg 14 bau intern März/April 2014 Neu-Ulm Wileygelände In Neu-Ulm baut das Studentenwerk Augsburg auf einer Konversionsflä che, dem Areal der ehemaligen Wi leykaserne, sein erstes Wohnheim für Studierende der Hochschule mit 151 Plätzen. Bereits vor zwei Jahrzehnten hat die Stadt Neu-Ulm rund 140 Hek tar Militär- und Kasernengelände, das an die südliche Innenstadt angrenzt, vom Bund erworben. Der langgestreckte Baukörper des neuen Wohnheims nimmt die nörd liche Kante des benachbarten Alber tinums auf und definiert einen wohl proportionierten öffentlichen Raum. Durch die Aufnahme der Körnung der bestehenden Bebauung wird die Maß stäblichkeit zwischen Bestand und Neubau hergestellt. Der Baukörper ist klar gegliedert in einen Wohntrakt mit Einzelapartments nach Westen und vorgestellten Kuben zur Ostsei te, die unter anderem gemeinschaft liche Räume enthalten. Der Grundriss des dargestellten Einzelapartments ist räumlich klar zoniert und sorgt für sehr gute Belichtungsmöglichkeiten. Essbereich und Küche werden konse quent an der Laubengangerschließung zusammengelegt. Daraus ergibt sich die Möglichkeit der internen und ex ternen Kommunikation. Diese beiden Bauvorhaben stellen gelungene Beispiele für die Errichtung von Studentenwohnheimen auf Cam pus- und Konversionsflächen dar. Autoren Ministerialrat Dipl.-Ing. Gottfried Weiß, Regierungsrätin Dipl.-Verwal tungswirtin (FH) Jutta Lauter, Bau rätin Dipl.-Ing. Stefanie Moyses, Oberste Baubehörde [email protected] [email protected] [email protected] Bauen für Autobahnund Straßenmeistereien Holger Uslar Aktuell leisten 2850 bayerische Stra ßenwärter einen ganz wesentlichen Beitrag für die Verkehrssicherheit und die Funktionsfähigkeit von 25.500 km Autobahnen, Bundes-, Staats- und Kreisstraßen. Bei jeder Witterung und bei hohem Verkehrsaufkommen sind die Frauen und Männer in „Orange” im Einsatz, wenn es der Straßenzu 150 personalbesetzte und unbesetzte Stützpunkte an strategisch wichtigen Stellen im bayerischen Straßennetz. Die Aufgaben des Straßenbetriebs dienstes, mit einem durchschnitt lichen Umsatz von 340 Mio. €, können von den Straßenwärtern in Zukunft nur dann weiterhin effektiv und wirtschaft lich erfüllt werden, wenn neben der Beschaffung von modernen, leistungs fähigen Fahrzeugen und Geräten auch regelmäßige Investitionen in den Mei stereien getätigt werden. Bedarf an Hochbaumaßnahmen Viele Meistereien sind mittlerweile 40 Jahre und älter. Außerdem schrei tet die Fahrzeug- und Gerätetech nologie immer weiter voran. Darum sind schon seit vielen Jahren Erwei terungs- und Instandhaltungsmaß nahmen in größerem Umfang, z.B. in den Sozial- und Verwaltungsräumen, bei der Abwasserentsorgung, bei den Fahrzeug- und Streustofflagerhallen und in den Werkstätten, notwendig. Abb. 2 Stützpunkt Kummerthal (StBA Amberg-Sulz bach) mit zwei Salzsilos Grundlage der Planung Die Grundlage für die Planung (Raum bedarf und Abwicklung) und die Be messung von Meistereien bildet der Maßnahmenkatalog M8 (Baukonzepti on für Autobahn- und Straßenmeiste reien „Richtlinie für die Anlage von Meistereien - RAM“). Behandelt werden u. a. Lage und Größe der Gehöftgrundstücke wie auch der baulichen Anlagen, z. B. Be triebsgebäude, Hallengrößen für Fahr zeuge und Geräte, die Streustoffla gerung (Salzhallen/Salzsilos) sowie sonstige Anlagen (Tankstellen und Lagerplätze). Die Größe und Ausstattung von neuen Straßenmeistereien orientiert sich am Personal- und Fahrzeugbedarf. Dabei werden auch mögliche Koopera tionen benachbarter Meistereien in die Überlegungen mit einbezogen und bei der Planung berücksichtigt. Mittelfristige Hochbauprogramme Bund und Land Die Bayerische Straßenbauverwal tung stellt im Rahmen der mittelfri stigen Hochbauprogramme jährlich 8,5 Mio. € auf Bund und 2,4 Mio. € auf Land für Baumaßnahmen bis 1 Mio. € zur Verfügung. Eine spar same und zweckbezogene Verwen Abb. 1 Stützpunkt Hafenlohr (StBA Würzburg) stand erfordert auch nachts oder für schnelle Sondereinsätze nach Unfäl len und Unwettern. Die Einsätze erfol gen von den jeweils zuständigen Stra ßen- und Autobahnmeistereien aus. Mit derzeit 29 Autobahn- und 64 Straßenmeistereien, verteilt auf 127 Standorte, ist ein flächendeckender Straßenbetriebsdienst gemäß den Konzepten „Autobahnmeisterei 21“ und „Straßenmeisterei 21“ gewähr leistet. Daneben gibt es noch rund Liegenschaftsbereich der Staatsbau verwaltung als gering einzuschätzen. Abb. 3 Streustofflagerhalle Straßenmeisterei Eichstätt (StBA Ingolstadt) In den Jahren 1997 bis 2007 wur den in Bayern 15 neue Autobahn- und Straßenmeistereien mit einer Inve stitionssumme von knapp 75 Mio. € errichtet, da entweder die Sanierung des bestehenden Gehöfts unwirt schaftlich war oder dessen Lage be trieblichen Ansprüchen nicht mehr genügte. Derzeit befindet sich der Stütz punkt Hafenlohr der Straßenmeiste rei Lohr a. Main (StBA Würzburg) mit einem Investitionsvolumen von knapp 3,2 Mio. € an Landesmitteln im Bau. Die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten Jahren neue Straßenmei stereien als Einzelmaßnahmen aus dem Landeshaushalt zu finanzieren, ist aufgrund der fehlenden Mittel bzw. anderer prioritärer Baumaßnahmen im Abb. 4 Soleerzeugeranlage Autobahnmeisterei Fischbach (ABD Nordbayern) dung dieser Haushaltsmittel hat ne ben den betrieblichen Belangen dabei eine sehr hohe Priorität. Schwerpunkte bei den Hoch baumaßnahmen bilden aktuell, und si bau intern März/April 2014 15 cherlich auch in den nächsten Jahren, die Salzsilos, Streustofflagerhallen und Soleanlagen. Salzsilos Bei einer gesicherten Versorgung durch regionale Salzlagerstätten kön nen verstärkt Salzsilos an den Mei stereistandorten errichtet werden. Salzsilos gewährleisten zum einen eine schnelle Beladung der Streube hälter und zum anderen entfallen die Aufwendungen für einen Radlader vor Ort. Silos eignen sich daher beson ders für Stützpunkte ohne Personal. Die Abbildung 2 zeigt zwei runde Holzsilos (Holzart Lärche, Inhalt je 250 m³) mit Auslauftrichter und Kegeldach. Der Unterbau wurde durchfahrbar in le in Holzkonstruktion ist 26,50 m lang und 18,50 m breit; sie hat eine Höhe von 12,0 m (Durchfahrtshöhe 9,0 m) und besitzt ein Fassungsvermögen von knapp 2.500 Tonnen. Die Gesamt kosten lagen bei knapp 500.000 €. Soleanlagen In einer durchschnittlichen Winter dienstsaison bringt die Bauverwal tung rund 300.000 Tonnen Salz und knapp 100 Millionen Liter Salzsole aus. Mit Hilfe der neuen Technologie der Solestreuung (reine Salz-WasserLösung), kann der Salzverbrauch wei ter reduziert und zugleich die Qualität und Wirtschaftlichkeit des Winter dienstes verbessert werden. Die Sole hat auf trockener Fahrbahn eine deut Gerätehof als Pilotprojekt „Werkstatt der Zukunft“ angestoßen. Bei der Pla nung wurde im Hinblick auf den künf tigen Aufgabenbereich des Werk stattpersonals, die Vereinfachung der Betriebsabläufe sowie den Arbeitsund Gesundheitsschutz besonderer Wert auf die strikte Trennung von Ar beits- und Funktionsbereichen gelegt. Durch die Anpassung des Rauman gebotes auf einen zukünftigen Per sonal- und Fahrzeugbestand wird ein Beitrag zur Verbesserung der Wirt schaftlichkeit des Betriebsdienstes insgesamt geleistet. Um eine ganz heitliche energie- und umweltscho nende Lösung zu erzielen, entschied man sich für eine kompakte und ge schlossene Gebäudeform. Abb. 5 Schnitt Pilotprojekt „Werkstatt der Zukunft“ (StBA Aschaffenburg) Stahlstützenbauweise hergestellt; bei den Stützen und Bügeln handelt es sich um verzinkte Breitflanschträger. Die Gesamtkosten beliefen sich auf knapp 250.000 €. Streustofflagerhallen Beim Neubau von Streustofflagerhal len ist die Wirtschaftlichkeit und die Versorgungssicherheit hinsichtlich der Erhöhung der Lagerkapazitäten ein wichtiges Kriterium. Nach aktu ellen Erkenntnissen können bei der Errichtung von Salzhallen mit einer Lagerkapazität von mehr als 2.000 Tonnen die sogenannten Vorhalteko sten gegenüber einer konventionellen Halle mit 1.000 Tonnen deutlich redu ziert werden. Die in Abbildung 3 dargestellte Hal 16 bau intern März/April 2014 lich längere Liegedauer als Feucht salz, wodurch sich die Solestreuung besonders für „vorbeugende” Streu einsätze eignet. Die in Abbildung 4 gezeigte Anlage hat ein Lagervolumen von 2 x 100.000 Liter gebrauchsfertiger Sole in dop pelwandigen Lagerbehältern und 120 Tonnen Trockenstoff (Siedesalz). Die Löseleistung beträgt maximal 7000 ltr./h bzw. 168.000 ltr./24h gebrauchs fertige Sole. Die Gesamtkosten betru gen 290.000 €. Bauunterhalt Beim klassischen Bauunterhalt (Instandhaltung/-setzung) handelt es sich i.d.R. um „Maßnahmen ohne Wertsteigerung“, d. h. Maßnahmen, die im Zuge von Sanierungen einzelne Bauteile auf den aktuellen Stand der Technik bringen (z. B. energetische Sanierungen). Diese werden nicht aus dem mittelfristigen Hochbaupro gramm, sondern aus Betriebsdienst mitteln (Gemeinschafts- oder Direktaufwand) finanziert. Pilotprojekt „Werkstatt der Zukunft“ Außerdem wurde in der Straßen meisterei Mainaschaff (StBA Aschaf fenburg) der Neubau einer Lkw- und Pkw-Werkstatt mit angegliedertem Energetische Sanierungen Im Rahmen des Sonderprogramms zur energetischen Sanierung staat licher Gebäude (2008 - 2011) wur den bei zwölf Straßenmeistereien typische energetische Optimierungs maßnahmen durchgeführt. Dies ge schah im Wesentlichen durch Verbes serungen an der Gebäudehülle und der Anlagentechnik sowie durch den verstärkten Einsatz regenerativer En ergien. Allein für diese zwölf Maßnah men beträgt die zu erwartende, jähr liche CO 2-Einsparung mehr als 340 Tonnen; der damit verbundene Ko stenaufwand beläuft sich auf knapp 1,7 Mio. Euro. Im Zuge der Fortfüh rung des Programms konnten 2012 in zwei und 2013 in drei Meistereien Maßnahmen zur energetischen Verbes serung auf den Weg gebracht werden. Fazit/Ausblick Ausgehend von den neuesten Er kenntnissen, wonach die durchschnitt liche Lebensdauer eines Gehöfts mit 40 Jahren anzusetzen ist, beträgt der jährliche Bedarf an Ausgabemitteln für kleine Baumaßnahmen Land 2,5 % des Wiederbeschaffungswerts aller Meistereien. In Zahlen ausgedrückt wären dies 4,2 Mio. €/Jahr. Hinzu kommt der Mittelbedarf für Ersatz neubauten wegen Netzergänzungen oder inzwischen ungeeigneter Stand orte. Trotz aller Bemühungen, die bayerischen Betriebsgehöfte instand zu halten, wird die Bugwelle für Neu- und Ausbaumaßnahmen immer größer werden. Daher wird es zukünftig not wendig sein, entweder die Haushalts mittel entsprechend zu erhöhen, neue Finanzierungswege zu suchen oder Verkaufserlöse aus bestehenden Ge höften in neue Standorte zu investie ren. Daneben müssen alle Anstren gungen unternommen werden, um kostengünstig zu bauen. Autor Baurat Dipl.-Ing. (FH) M.Eng. Holger Uslar, Oberste Baubehörde [email protected] Blühende Betongleitwände Eine Möglichkeit zur Bereicherung des Straßenbildes - Bericht über das Forschungsprojekt „Begrünung von Mittelstreifen an 2-bahnigen Bundesfernstraßen“ Michaela Weidinger-Knapp, Sandra Eichelberger, Kornelia Marzini Die Begrünung von Mittelstreifen an 2-bahnigen Bundesfernstraßen stellt eine besondere Herausforderung für die Grüngestaltung dar. Bei dem oft nur schmalen Grünstreifen zwischen den Schutzeinrichtungen handelt es sich um einen eher pflanzenfeindlichen Standort an dem nur wenige und aus reichend salztolerante Pflanzen über haupt wachsen können, noch viel we niger auf Dauer ein befriedigendes Wuchsbild zeigen. Die Bepflanzung des Mittelstreifens an zweibahnigen Bundesfernstraßen bietet deshalb in vielen Fällen ein wenig attraktives und oft eintöniges Bild aus den glei chen salzresistenten Gehölzarten wie Bocksdorn oder Kartoffelrose oder monotonem Landschaftsrasengrün. Dort wo im Mittelstreifen auf eine Be pflanzung ganz verzichtet wurde, wir ken die kahlen, unbewachsenen und oft mit Unrat verschmutzten Flächen wenig einladend. Nicht selten siedeln sich in den kahlen Stellen lückig ge wordener Pflanzbestände aber auch in Bereichen in denen es keine Be pflanzung gibt, Pioniergehölze aus Ge hölzanflug an. Die meist schnellwach senden Gehölze wie Robinie, Birken, Weiden oder Pappeln verursachen sobald sie eine bestimmte Größe er reicht haben, einen hohen Aufwand in der Unterhaltung. Sie führen unmit telbar am Fahrbahnrand fortlaufend zu Sichtproblemen und müssen re gelmäßig zwischen den vorhandenen Schutzeinrichtungen mit Mähgeräten zurückgeschnitten werden. Durch die verstärkte Verwendung von Betongleitwänden zur baulichen Trennung von Richtungsfahrbahnen eröffnen sich aber auch neue Chancen für eine optisch ansprechende und zugleich unterhaltungsfreundliche Ge staltung des Mittelstreifens. Ausgehend von der Vorstellung die sen Standort mit blühenden, optisch ansprechenden Pflanzen zu gestal ten, startete die Oberste Baubehörde gemeinsam mit der Bayerischen Lan desanstalt Weinbau und Gartenbau 2011 ein Kooperationsprojekt. Ziel des Projektes war es für die Begrünung zwischen Betongleitwänden Ansaat mischungen zu finden, die für einen flächendeckenden Einsatz im Bereich der Mittelstreifen geeignet sind und sich trotz extensiver Pflege zu attrak tiven – möglichst lange blühenden dauerhaften Grünflächen entwickeln. Für den Praxistest wurden zwei Autobahnabschnitte ausgewählt, ein Abschnitt an der A7 im Bereich Nes selwang mit hohen jährlichen Nieder schlägen und ein Abschnitt an der A3 im Bereich Aschaffenburg mit geringen jährlichen Niederschlägen. Begleitend dazu wurden an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim Versuchsbeete angelegt. Die spezifischen Projektziele wur den durch einen Arbeitskreis aus Teil nehmern der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr, der Autobahndirektionen Nordbayern und Südbayern sowie der bayerischen Lan desanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim erarbeitet. Voraussetzungen für den Begrünungsversuch Bei einer zweireihigen Ausführung von Betonschutzwand-Systemen ergeben sich zwischen den beiden Wänden Ab standsflächen von größer oder gleich 2,00 m. Die Höhe variiert zwischen 0,8 und 1,15 m. Bei der Auffüllung der Flächen zwischen den Wänden ent stehen lineare Hochbeete, die als Ve getationsflächen gut genutzt werden können. Die Flächen zwischen Beton gleitwänden werden in der Regel mit dem vorhandenen Abbaumaterial ver füllt. Bei der Auswahl der Pflanzen für die Begrünung ist zu berücksichti gen, dass sich durch die Verwendung des meist grobkörnigen, oft felsigen Materials trockene bis sehr trockene Standortverhältnisse ergeben und die Pflanzen durch Fahrtwind und Salz gischt im Winter weiteren extremen Umwelteinwirkungen ausgesetzt sind. Wuchshöhe und Wuchsstärke der Begrünung sollen auf einen Pfle gegang im Jahr abgestimmt sein und dem Verkehrsteilnehmer über einen möglichst langen Zeitraum ein attrak tives, bunt blühendes Band bieten. Die Standortgegebenheiten an den bau intern März/April 2014 17 Versuchsstrecken der A7 und A3 wur den durch die bereits vorhandenen Schutzsysteme, den Abständen und den eingebauten Füllmaterialien be stimmt. Ansaatmischungen In Erweiterung von praxisüblichen Be grünungsmischungen durch gräserbe tonte Landschaftsrasen, sollten dau erhafte Begrünungsmischungen mit kräuterbetonten Mischungsvarianten erprobt werden. Die Kriterien zur Aus wahl der Pflanzen und Charaktere der zu konzipierenden Mischungen wur den vom Arbeitskreis wie folgt defi niert: • Optisch ansprechend • Hoher Deckungsgrad • Salzverträglich • Berücksichtigung von regionalen kli matischen Standortfaktoren • Geringe Pflegeintensität (nach Ein wachsen 1 Pflegegang im Jahr), kei ne Bewässerung. Parzellen ebenfalls mit den verschie denen Mischungen angespritzt. Ergebnisse des Versuchsverlaufes in den Jahren 2011-2013 Wie aus der unten abgebildeten Ta belle hervorgeht, wurden die besten Entwicklungsergebnisse im nieder schlagsreichen Nesselwang an der A7 registriert. Da gleich im ersten Ver suchsjahr ausreichend Niederschläge für die Saatgutkeimung vorhanden waren, konnte bereits im 1. Standjahr eine zufriedenstellende Bedeckung erzielt werden. Die Mischung 2 er reichte am humiden Standort Nessel wang in der Kombination mit einem Saatbett im 2. Standjahr eine Deckung von über 60%, im 3. Standjahr sogar über 70%. Am niederschlagsärmeren Stand ort in Aschaffenburg an der A3 hatten alle Saatgutmischungen Probleme mit der Keimung und konnten im 1. Stand jahr keine ausreichende Bedeckung erreichen. Am ariden Standort Aschaf fenburg erreichte die Mischung 2 auf einem Saatbett ausgebracht erst im 3. Standjahr einen Deckungsgrat von über 50%. Insgesamt erwies sich der Einbau eines Saatbettes sowohl für die De ckungsentwicklung als auch für den Deckungsgrad und die optische Er scheinung an beiden Standorten als vorteilhaft. Den Vorgaben entsprechend wur den drei Mischungen (M1, M2, M3) für den Versuch entwickelt. 91 unter schiedliche Gräser und Kräuterarten wurden in unterschiedlichen Kombi nationen in den drei Mischungen an gesät. Versuchsaufbau An den Standorten Aschaffenburg und Nesselwang wurden ca. 700m lange Mittelstreifenabschnitte, ausgewählt und abgesteckt. Die einzelnen Parzel Deckungswerte der Saatgutmischungen Ausbringen des Saatgutes im Anspritzverfahren, Foto: Kornelia Marzini, Veitshöchheim len für eine Saatgutmischung betru gen 10m. Jede Mischung wurde auf einer Parzelle mit und ohne Saatbett ausgebracht. Die Saatgutmischun gen wurden dann im Anspritzverfah ren aufgebracht. In der Landesanstalt Veitshöchheim wurden vorbereitete 18 bau intern März/April 2014 Kräuterreiche Saatgutmischung im zweiten Standjahr 2012 an der Autobahn A3 bei Aschaffenburg, Foto: Kornelia Marzini, Veitshöchheim In der Versuchsanlage der LWG Veitshöchheim kam es nach Ausbrin gung des Saatgutes zu einem Total ausfall nach extremer Trockenheit. Durch äußerst geringe Feuchtehalte kapazität des Versuchsunterbaus aus Kalkschotter fand keine Keimung des Saatgutes statt. Unter Einfluss der Winterfeuchte keimten die Kräuter in allen Saatgutmischungen im darauffolgenden 2. Standjahr. Für die Praxis bedeutet dies, dass die hinterfüllten Betongleitwände auch nach Fertigstel lung erst im Oktober oder November, noch mit einer kräuterreichen Saatgut mischung angesät werden können. Die Keimung der Pflanzen erfolgt dann im Frühjahr darauf, wenn sich ausrei chend Feuchte im Substrat des Satt bettes angesammelt hat. Fazit Die erfolgreichste Mischung an allen drei Standorten Nesselwang, Aschaf fenburg und LWG Veitshöchheim ist die Mischung 2, die sich aus 30% Kräutern wie z. B. gemeine Schaf garbe (Achillea millefolium), gemei ner Wundklee (Anthyllis vulneraria), gewöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare) und 70% Gräsern zusam mensetzt. Sie bezaubert durch far benfrohe Blühaspekte und gute De ckungswerte, die sie mit maximal 50% der in der Mischung enthaltenen Pflanzenarten erreicht. Für die Anwen dung in der Praxis sollte die Mischung 2 zur Optimierung der Deckungsent wicklung und zur weiteren Bereiche rung der Blüheffekte mit den erfolg reichsten Arten aus den Mischungen 1 und 3 ergänzt werden. Mit dieser Mischung sollte eine für die Praxis taugliche Ansaatmischung für den Mittelstreifen bereit stehen. Die Ober ste Baubehörde strebt an, dass die se Ansaatmischung möglichst noch in diesem Jahr zur praktischen Anwen dung kommt. Die Verkehrsteilnehmer dürfen sich auf viele blühende Beton gleitwände im Mittelstreifen von Bayerischen Bundesfernstraßen freuen. Autoren Baurätin Dipl.-Ing. Michaela Wei dinger-Knapp, Oberste Baubehörde [email protected] Technische Amtsrätin Dipl.-Ing. Sandra Eichelberger, Autobahndirekti on Nordbayern [email protected]. de Dipl. Biologin Kornelia Marzini, Landesanstalt für Wein- und Garten bau Veitshöchheim [email protected] Blühende Betongleitwände an der Autobahn A7 bei Nesselwang, Foto: Kornelia Marzini, Veitshöchheim Radlland Bayern Johannes Ziegler Das zunehmende Verkehrsaufkom men und die unterschiedlichen An sprüche an Fahrtstrecke und Fahrtzeit führen immer mehr zu Engpässen und Zielkonflikten bei den zur Verfügung stehenden Verkehrsmitteln und in den verfügbaren Straßen- Schienen- und Wegenetzen. Das Verkehrsaufkom men wird durch die Strukturen eines Gebietes und die Mobilitätsansprüche der Bevölkerung, das Angebot an Aus bildungs- und Arbeitsplätzen, die Frei zeit- und Versorgungsmöglichkeiten und nicht zuletzt durch die wirtschaft lichen Aktivitäten im Produktions- und Dienstleistungsgewerbe geprägt. Die Ansprüche an die Fortbewegungsmit tel haben sich im Lauf der Zeit deut lich verändert. Die Verkehrsmittel wur den immer schneller, bequemer und sicherer, die Fahrtwünsche immer individueller und die Fahrt sollte im mer mehr Menschen immer mehr Ver gnügen bereiten. Dabei sind die Be dürfnisse sehr unterschiedlich und abhängig von den Fahrtzwecken der Menschen; ein schneller, zuverläs siger und sicherer Weg zum Arbeits platz oder eine gemütliche und unbe schwerte Fahrt in der Freizeit. Für die Fahrten stehen grundsätz lich verschiedene Verkehrsmittel zur Verfügung. Aber die Entscheidung welches Verkehrsmittel genutzt wird, hängt von der Verfügbarkeit ab und wird von der Gewichtung der jewei ligen Vor- und Nachteile durch die Nut zer geprägt. Potential des Radverkehrs Die Förderung des Radverkehrs kommt allen Menschen zugute, auch denjenigen, die überwiegend das Auto nutzen oder zu Fuß gehen. Denn der Radverkehr ist umweltfreundlich, macht weder Lärm noch schädlichen Emissionen. Sein Flächenbedarf für Wege und Parkplätze ist gering. Zu sammen mit dem ÖPNV und dem Fußverkehr entlastet er die Innen städte von Kraftfahrzeugverkehr und damit von Stau, Schadstoffen und Lärm. Radverkehr ist somit eine be sonders stadtverträgliche Form der Mobilität und trägt zur Belebung der Stadt- und Ortszentren bei: Städte, Gemeinden und Regionen mit hohem Radverkehrsanteil werden meist als bau intern März/April 2014 19 besonders lebendig und lebenswert bewertet. Die Fahrradnutzung bietet sich vor allem auf einer Strecke bis zu 5 Kilo meter an, auf der es das schnellste Verkehrsmittel sein kann. 90% al ler Fahrradfahrten finden in diesem Entfernungsbereich statt. Allerdings werden 40% der Strecken bis zu 5 Ki lometer noch mit Kraftfahrzeugen zu rückgelegt. Drei Viertel aller Fahrstre cken liegen im Entfernungsbereich bis 10 Kilometer. Durch die zunehmende Verbreitung von Pedelecs können auch diese Strecken oder sogar noch län gere Wege mit dem Fahrrad zurückge legt werden. Hier bietet sich ein sehr großes Potential. Wird der öffentliche Verkehr mit der Individualität und Flexibilität des Radverkehrs verknüpft, lässt sich die Flächenwirkung des effizienten öf fentlichen Verkehrs erheblich verbes sern. Die Haltestellen des öffentlichen Verkehrs als Verknüpfungspunkte mit dem Individualverkehr bieten hier ein erhebliches Potential. Die Fahrradnutzung ist im letzten Jahrzehnt deutlich angestiegen. Nicht nur die Zahl der Wege sondern auch die durchschnittlich zurückgelegte Strecke nimmt zu. Dies ist sowohl im Freizeitverkehr zum Beispiel in Ur laubsregionen und an Wochenenden als auch im Alltagsverkehr feststellbar. Untersuchungen im Auftrag des Radverkehr in der Stadt, Ludwigstraße in München, Foto: Wiegand von Sassen, Stadt München Fahrradfahren ist gesund: Durch die Bewegung auf dem Fahrrad und die damit verbundene körperliche Ak tivität werden die Kreislauffunktionen verbessert, das Immunsystem gestär kt und allgemein die motorischen Fä higkeiten unterstützt. Das Fahrrad bietet mit seiner flä chendeckenden Verfügbarkeit - 80% der Haushalte verfügen über minde stens ein Fahrrad, 25% der Haushalte verfügen über zwei bis drei Räder - eine hohe spontane und kostengün stige Mobilität. Für alle Transport- und Mobilitäts zwecke sind geeignete Räder erhält lich. Ist kein eigenes Fahrrad verfüg bar, bieten Fahrradverleihsysteme eine Alternative. 20 bau intern März/April 2014 Bundesverkehrsministeriums kamen zu dem Ergebnis, dass ein durch schnittlicher Anteil (ländliche und ur bane Räume) des Radverkehrs von 15% an den insgesamt zurückzule genden Wegen möglich ist. Handlungsfelder Durch eine zielgerichtete Förderung des Radverkehrs sollen Potentiale er schlossen und Grundlagen für eine dauerhafte Fahrradnutzung geschaf fen werden. Im Rahmen der Gesamtmobilität soll das Fahrrad sowohl im Alltag, als auch in der Freizeit als gleichwertiges und selbstverständliches Verkehrsmit tel akzeptiert, beachtet und genutzt werden. Voraussetzung dafür ist eine sichere, bedarfsgerechte, komforta ble und damit fahrradfreundliche In frastruktur. Zusätzlich müssen Kom munikation und Information sowie ergänzende Serviceleistungen ange boten und initiiert werden. Erst durch das Zusammenspiel in diesen Hand lungsfeldern wird eine erfolgreiche Radverkehrsförderung erreicht. Die Handlungsbereiche erstrecken sich dabei vom Bau von Radwegen und de ren Förderung, einer einheitlichen und durchgängigen Wegweisung, über Fragen der Verkehrssicherheit bis hin zur Stärkung des Fahrradtourismus. Eine gute Infrastruktur für den Rad verkehr wird vor allem durch eigene und sichere Wege sowie eine direkte Wegeführung geprägt. Sie muss durchgängig und alltagstauglich sein und alle wesentlichen Quell und Ziel punkte miteinander verbinden. Rad fahrende nehmen ungern Umwege in Kauf. Voraussetzung für eine gute In frastruktur sind umfassende und strategische Netzkonzepte, die die Bedürfnisse der unterschiedlichen Nutzergruppen im Alltags- und im Frei zeitverkehr berücksichtigen. Radverkehr muss im Rahmen inte grierter Konzepte auch in multimodale Mobilitätsketten eingebunden wer den. Die unterschiedlichen Verkehrs mittel müssen einfach und bequem nutzbar und kombinierbar sein. Dann können sich die Verkehrsteilnehmer für das jeweils beste Verkehrsmittel im Verlauf einer Wegekette entschei den. Besonders die Übergänge an den Verknüpfungspunkten zwischen den Verkehrsmitteln müssen erleichtert werden. Durch die Vernetzung des Verkehrsmittels Fahrrad mit den an deren, insbesondere öffentlichen Ver kehrsmitteln als Wegekettenangebot im Sinne eines Umweltverbundes kann eine attraktive Alternative zum Kfz-Verkehr geschaffen werden. Die Förderung des Radverkehrs in Bayern ist eine Gemeinschaftsauf gabe, an der sich auch zahlreiche Ak teure aus der Wirtschaft, der Wissen schaft und den Verbänden beteiligen. Information, Vernetzung, Fortbildung und Erfahrungsaustausch aller Akteure sind dabei von besonderer Bedeutung. Darüber hinaus müssen alle Verkehrs teilnehmer über eine offensive Öffent lichkeitsarbeit einbezogen werden. Die Serviceelemente, die dem Fahrradnutzer zur Verfügung stehen, stellen ein weiteres wesentliches Feld der Radverkehrsförderung dar. Hier ge hören Fahrradverleihsysteme, genau so wie Reparaturmöglichkeiten oder Infotafeln und Möglichkeiten zur Ge päckaufbewahrung genannt. Auch die Einrichtungen des fahrradfreundlichen Arbeitgebers sind dazu zu zählen. Trä ger des Handlungsfeldes Service sind den Partnern – wie der Arbeitsgemein schaft fahrradfreundlicher Kommu nen in Bayern (AGFK Bayern), einem kommunalen Zusammenschluss zur Förderung des Radverkehrs, oder dem ADFC – koordiniert. Die Radverkehrsförderung in Bayern orientiert sich an den im Rad verkehrshandbuch Radlland Bayern beschriebenen Erfordernissen und 1997 entwickelt und steht als gedruck te Karte, im Internet und mobil für Smartphone zur Verfügung. Zusätzlich ermöglicht ein Routenplaner individu elle Fahrten. Wichtig sind sichere Abstellmög lichkeiten im Straßenraum und an Haltestellen des öffentlichen Perso nenverkehrs. Die Errichtung von Bike & Ride-Anlagen durch kommunale Möglichkeiten und umfasst die vier Bereiche Infrastruktur, Information, Kommunikation und Service. In Bayern gibt es bereits ein um fangreiches Netz von Radwegen und für den Radverkehr nutzbaren Wegen entlang der Bundes- und Staatsstraßen in einer Länge von rund 8.000 Kilome tern, das mit großem finanziellem – im letzten Jahr wurden 29 Millionen Euro in den Radwegebau investiert - und personellem Aufwand kontinuierlich ausgebaut wird. Langfristig wird unter Einbindung des gesamten für den Rad verkehr nutzbaren Wegenetzes ein an den Bundes- und Staatsstraßen orien tiertes landesweit durchgängiges We genetz für den Radverkehr geschaffen. Der Freistaat Bayern hat außerdem als Vorbild und koordinierende Instanz die Radverkehrswegweisung ausge baut und einen bayerischen Standard definiert. Nebenbei wird mit der Weg weisung auch für das Radfahren ge worben. Den Freizeitradlern steht das Bayernnetz für Radler (BfR), ein weiteres bayernweites Netz aus 120 familien freundlichen Premiumradrouten mit 8.800 Kilometern Länge zur Verfü gung. Das BfR ist Hauptbestandteil des heute verfügbaren touristischen Radroutennetzes in Bayern. Es wurde Träger, ist damit ein wesentlicher Bau stein und wird in Bayern gefördert. Radverkehrsanlagen müssen so gestaltet sein, dass Radfahrende für den Kfz-Verkehr rechtzeitig und gut erkennbar sind und selbst gute Sicht verhältnisse haben. Entsprechende Sicherheitslücken werden im Zuge von Programmen, wie dem Verkehrs sicherheitsprogramm 2020 „Bayern mobil – sicher ans Ziel“ lokalisiert und beseitigt. Neben den investiven Leistun gen fördert der Freistaat Bayern den Radverkehr durch eine offensive Öf fentlichkeitsarbeit beispielsweise auf Messen und besonderen Radfahrver anstaltungen wie der BR-Radltour und der Bayernrundfahrt oder in den neuen Medien. Regelmäßig finden Seminare und Veranstaltungen zu Fachfragen des Radverkehrs oder zum Bayernnetz für Radler statt. Information und Auf klärung zum Radverkehr und Fahrrad in Verbindung mit Werbung für das Verkehrsmittel Fahrrad fördert die Auf merksamkeit für das Verkehrsmittel Fahrrad. Akzeptanz und Nutzung des Fahr rads hängen maßgeblich auch von der Verkehrssicherheit ab. Wesentliche Faktoren sind das Verhalten der Ver kehrsteilnehmer. Die subjektive Si Wegweisung im Wesentlichen die Kommunen und privaten Wirtschaftsträger. Aktivitäten des Freistaat Bayern Die aktive Förderung des Radver kehrs im Rahmen einer nachhaltigen Verkehrs- und Mobilitätspolitik ist ein wichtiger Teil der bayerischen Ver kehrspolitik. Damit soll eine umwelt gerechte Mobilität erreicht werden. Wichtig ist es, den unterschiedlichen Verkehrsmitteln den jeweiligen Vor teilen entsprechend einen angemes senen Bereich im Verkehrsgeschehen zu ermöglichen. Mit der Zusammenführung der Auf gabenfelder Verkehr und Straßenbau unter dem Dach der Obersten Baube hörde nach der letzten Landtagswahl kann heute genau diese Aufgabenstel lung im Gesamtkontext einer ökolo gischen und ökonomischen Verkehrs politik positioniert werden. In Zukunft können zu allen Fragen des Verkehrs Lösungen aus einer Hand angeboten werden, wobei ein besonderes Augen merk auf den Radverkehr gerichtet ist. Die personelle und finanzielle Aus stattung für alle Aspekte des Radver kehrs ist im Sachgebiet „Infrastruk turplanung Straßen, Radverkehr“ gebündelt. Hier wird auch die enge und fruchtbare Zusammenarbeit mit bau intern März/April 2014 21 cherheit spielt hier ebenfalls eine große Rolle. Wer sich auf dem Fahrrad sicher fühlt, fährt mehr Fahrrad. Werbung für ein Miteinander statt ein Gegeneinan der, für eine rücksichtsvollere Mobili tätskultur z.B. mittels Kampagnen, die den Inhalt des § 1 StVO in Erinnerung rufen, ist eine zentrale Voraussetzung für einen sicheren Straßenverkehr. Die Verkehrserziehung in Schulen und eine Mobilitätsbildung für Erwachsene ergänzen die Öffentlichkeitsarbeit und sollen Regelkenntnis und Regelakzep tanz aller Verkehrsteilnehmer steigern und ein fahrradfreundliches Klima för dern. Die enge Kooperation mit der AGFK Bayern schafft hier eine breite Basis, um sowohl die Bürger als auch die Kommunen als Entscheider zu er reichen. Entscheidend ist es, die verschie denen Angebote zur Stärkung der Mo bilität von Wirtschaft und Gesellschaft entsprechend ihrer jeweiligen Vorteile zu verbessern. Dazu gehört auch die Stärkung des Radverkehrs als ein wichtiger Bestandteil der Nahmobili tät. Radverkehrsförderung ist sinnvoll, notwendig und erfolgversprechend. Allerdings ist die Radverkehrsförde rung eine langfristige Aufgabe und es bedarf eines konsequenten und dau erhaften finanziellen und personellen Einsatzes, um erfolgreich zu sein und dem anspruchsvollen Ziel gerecht zu werden. Autor Baudirektor Dipl.-Ing. Johannes Zieg ler, Oberste Baubehörde [email protected] bau intern im Mai/Juni 2014 •Uniklinik Erlangen: Neubau Zen trum für translationale klinische Forschung •Praktische Aspekte der Integration von Höranlagen in Gebäuden •Hybridtechnologie in der Bautechnik •Werkbericht „Einfamilienhausge biete der 1950er, 60er und 70er Jahre •Folgekostenschätzer •Wohnen für Familien mit Kindern in Königsbrunn im Rahmen des Modellvorhabens „IQ-Innerstäd tische Wohnquartiere“ •Deggendorf-Landesgartenschau 2014 •Einführung der Eurocodes 22 bau intern März/April 2014 Bayerisches Zuschussprogramm zur Behebung der Hochwasserschäden an Wohngebäuden und Hausrat Gottfried Weiß, Daniel Kaus, Gisela Loidiller Im Frühsommer 2013 wurden Mittel europa und der Freistaat Bayern von einer der schlimmsten Hochwasser katastrophen der letzten Jahrzehnte getroffen. Tagelange äußerst ergie bige Niederschläge im Nordstau der Alpen verursachten in den ersten Ju nitagen an der Donau und ihren Zu flüssen Hochwasser mit zum Teil nie zuvor gemessenen Pegelspitzen. In Passau erreichte der Donaupegel am Abend des 03. Juni 12,89 m und verursachte so die größte Hochwas serkatastrophe seit 500 Jahren. Be sonders betroffen waren auch die De ggendorfer Ortsteile Fischerdorf und Natternberg, die nach einem Damm bruch im Mündungsbereich der Isar tagelang über-schwemmt waren. Zum Teil standen die Gebäude dort bis über das Erdgeschoss unter Was ser. Noch verschärft wurden die Schä den durch auslaufendes Heizöl; viele betroffene Häuser müssen abgeris sen werden, weil sich das Öl aus den vollgesogenen Wänden nicht mehr entfernen lässt. Die Gesamtschäden in Bayern wur den mit rund 1,3 Mrd. Euro ermittelt. Angesichts der katastrophalen Situation und der vielen Menschen, die buchstäb lich vor den Trümmern ihrer Existenz standen, war schnell klar, dass der Frei staat helfend eingreifen musste. Soforthilfen Schon am 05. Juni 2013 beschloss der Bayerische Ministerrat, zur Linderung der größten Not ein Soforthilfepaket bestehend aus Sofortgeldern und So forthilfen aufzulegen. Die Sofortgelder betrugen bis zu 1.500 Euro je Haus halt bzw. 5.000 Euro je Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten und landund forstwirtschaftliche Betriebe. Da rüber hinaus konnten hochwasser geschädigte Privathaushalte bis zu 5.000 Euro Soforthilfe zur Ersatzbe schaffung von Hausratgegenständen beantragen. Wurden Privatgebäu de oder nicht gewerblich vermietete Wohngebäude von Heizöl beschädigt, konnte für die Reparatur eine Sofort hilfe in Höhe von bis zu 10.000 Euro je Wohngebäude gewährt werden. Mit dem Bund wurde vereinbart, dass er sich zur Hälfte an den Soforthilfen be teiligt. Die Mittel dafür werden dem Aufbauhilfefonds entnommen, den Bund und Länder zur Bewältigung der Hochwasserkatastrophe gemeinsam aufgelegt haben. Bis Ende November 2013 wurden mehr als 110 Mio. Euro an Soforthilfen ausgezahlt. Aufbauhilfen Neben dem Freistaat Bayern waren auch andere Bundesländer und der Bund stark vom Hochwasser betrof fen. Im Einzugsbereich der Elbe gab es insbesondere in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen erhebliche Schäden. Bund und Länder kamen daher überein, ein gemeinsames Son dervermögen „Aufbauhilfe“ aufzu legen, aus dem die Beseitigung der Schäden finanziert werden soll. Die ser Fonds umfasst 8,0 Mrd. Euro; 1,5 Mrd. Euro davon stehen dem Bund für den Wiederaufbau der zer störten Bundesinfrastruktur zur Ver fügung, die restlichen 6,5 Mrd. Euro den Ländern entsprechend ihrem An teil an den Schäden (auf den Freistaat Bayern entfallen 19,57 % der Mittel). Aus dem Länderanteil werden auch die Soforthilfen finanziert. Der Bund kommt für seine Schäden alleine auf, der Länderanteil wird von Bund und Ländern zu gleichen Teilen mit je 3,25 Mrd. Euro finanziert. Bayern trägt davon etwa 600 Mio. Euro. Das Gesetz zur Errichtung eines Sonder vermögens „Aufbauhilfe“ (Aufbauhil fegesetz) ist nach Zustimmung durch Bundestag und Bundesrat am 15. Juli 2013 in Kraft getreten. Die Verwal tungsvereinbarung (VV), die die Ver wendung der Fondsmittel und die Ab wicklung der Hilfsprogramme regelt, wurde am 02. August 2013 von Bund und Ländern unterschrieben. Mit der Zustimmung des Bundesrates zur Ver ordnung über die Verteilung und Ver wendung der Mittel des Fonds „Auf bauhilfe“ (Aufbauhilfeverordnung) bei einer Sondersitzung am 16. August 2013 wurde das Gesetzgebungsver fahren für den Aufbauhilfefonds ab geschlossen. Die Verwaltungsvereinbarung defi niert sieben verschiedene Förderbe reiche, die Einzelheiten der Teilpro gramme sind in Anlagen geregelt: 1.Unterstützung hochwasserbetrof fener Unternehmen der gewerb lichen Wirtschaft und Angehörige Freier Berufe sowie wirtschafts naher Infrastruktur 2. Unterstützung der vom Hoch wasser betroffenen Land- und Forstwirtschaft sowie zum Schadensausgleich in der ländlichen Infrastruktur im Außenbereich von Gemeinden 3. Wiederherstellung der Infrastruktur der Länder 4. Wiederherstellung der Infrastruktur in den Gemeinden 5.Unterstützung vom Hochwasser betroffener privater Haushalte und Wohnungsunternehmen bei For 6. Schadensbeseitigung schungseinrichtungen unabhängig von der Trägerschaft 7.Kulturelles Hilfsprogramm „Hoch wasser 2013“ Aus dem Aufbauhilfefonds kann die Beseitigung von Schäden im Einzugs gebiet von Elbe und Donau einschließ lich ihrer Nebenflüsse gefördert wer den, darüber hinaus in Gebieten, in denen Soforthilfen nach den Rege lungen des Aufbauhilfefonds-Errich tungsgesetzes geleistet wurden. Im Freistaat Bayern umfasst dies alle Landkreise und kreisfreien Städte mit Ausnahme des Landkreises Aschaf fenburg und der Städte Ansbach, Schwabach und Schweinfurt. Berück sichtigt werden nur hochwasserbe dingte Schäden, die durch das Hoch wasser im Zeitraum vom 18. Mai bis zum 04. Juli 2013 entstanden sind. Darunter fallen Schäden durch Hoch wasser sowie Schäden durch wild ab fließendes Wasser, Sturzflut, aufstei gendes Grundwasser, überlaufende Regenwasser- und Mischkanalisation und die Folgen von Hangrutsch, so weit sie jeweils unmittelbar durch das Hochwasser verursacht sind. Der Freistaat und andere Länder hatten sich bei den Gesprächen mit dem Bund dafür eingesetzt, auch Schäden durch Starkregen bei der Förderung zu be rücksichtigen, der Bund hat dies aber abgelehnt. Da einige Teilprogramme die Förderung von hochwasserge schädigten Unternehmen vorsehen, war eine Notifizierung der „Wieder aufbauhilfe Hochwasser 2013“ durch die EU-Kommission erforderlich. Die Notifizierung ist am 18. Dezember 2013 erfolgt. Hochwasserprogramm für Wohngebäude und Hausrat Die Konzeption und Umsetzung des Bayerischen Hochwasserprogramms für Wohngebäude und Hausrat nach Anlage 5 der Verwaltungsvereinba rung wurde dem Sachgebiet Wohn raumförderung der Obersten Bau behörde übertragen. Nachdem in intensiven Gesprächen mit dem Bund gleichartigen Wohngebäuden als Er satz für zerstörte Wohngebäude (Er satzvorhaben, auch an anderer Stel le) und Modernisierungsmaßnahmen, soweit sie erforderlich sind (z.B. durch Auflagen, Rechtspflicht oder zur Ver meidung bzw. Verminderung zukünf tiger Hochwasserschäden). Für ge schädigte Denkmäler kann aus dem Kulturellen Hilfsprogramm „Hochwas ser 2013“ eine „Bonus-Förderung“ in Hochwasser in Passau am 4. Juni 2013. Foto: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und den anderen Ländern die wesent lichen Eckpunkte geklärt waren, konn te das Programm bereits am 29. Juli 2013 in Kraft gesetzt werden. Für das Programm stehen insgesamt 380 Mio. Euro zur Verfügung. Der Fördersatz beträgt in der Regel 80 %, in Härte fällen bis zu 100 %. Versicherungslei stungen sind ebenso wie zweckge bundene Spenden auf die Förderung nur dann anzurechnen, wenn es sonst zu einer Überkompensation der Schä den käme. Für denselben Schaden ge währte Soforthilfen müssen allerdings angerechnet werden, da Aufbauhilfen und Soforthilfen aus dem gleichen Fonds finanziert werden. Aus dem Programm können Gebäude gefördert werden, die überwiegend zu Wohn zwecken genutzt werden. Förderfähig sind bis zur Höhe des tatsächlich ent standenen Schadens die Beseitigung von Schäden (Instandsetzung), die Neuerrichtung oder der Erwerb von Höhe von 5 % gewährt werden, so dass der Fördersatz 85 % beträgt. Mit der Förderung von Hausrat betritt das Programm Neuland, bei bisherigen Hochwasserprogrammen beschränkte sich die Förderung auf die Beseitigung der Gebäudeschäden. Gemäß den Regelungen der Verwal tungsvereinbarung wird Privathaus halten in der Regel nur der Wert der beschädigten gebrauchten Hausrat gegenstände und nicht der Wert für eine gleichartige neue Sache ersetzt. Zum förderfähigen Hausrat zählen die zur Haushalts- und Lebensführung notwendigen Möbel, Geräte und son stigen Bestandteile einer Wohnungs einrichtung, soweit sie nicht über den angemessenen Bedarf hinausgehen. Wertminderungen am Privat- oder Be triebsvermögen sowie Verdienstaus fall, entgangener Gewinn und andere mittelbare Schäden werden nicht er setzt. bau intern März/April 2014 23 Um eine Abwicklung der großen Zahl an Förderfällen zu ermöglichen, haben wir in die Richtlinien die Mög lichkeit einer Pauschalförderung von Hausrat aufgenommen, in Anlehnung an die Härtefallrichtlinien des Baye rischen Finanzministeriums. Die Höhe der Förderung bemisst sich nach der Haushaltsgröße. So beträgt beispiels weise die Förderung für einen Einpersonenhaushalt 13.000 Euro und für eine vierköpfige Familie 28.500 Euro. Sind nur Teile des Hausrats zer stört worden, ist von diesen Beträgen ein entsprechender Abschlag vorzu nehmen. Die Abwicklung des Programms erfolgt durch die Kreisverwaltungsbe hörden als Bewilligungsstellen. Für die am stärksten betroffenen Landkreise und kreisfreien Städte hat die Ober ste Baubehörde in Zusammenarbeit mit den Regierungen von Ober- und Niederbayern im August 2013 Informa tionsveranstaltungen durchgeführt, bei denen die Ziele und Möglichkeiten des Programms erläutert und Fragen zur Durchführung beantwortet wurden. Auch in der Folgezeit standen und stehen die Sachgebiete 35 der Be zirksregierungen und das Sachgebiet Wohnraumförderung der Obersten Baubehörde den Bewilligungsstellen beratend zur Seite. Durch den Aus tausch mit den Bewilligungsstellen können wir die vor Ort gemachten Erfahrungen nutzen, um die Program mabwicklung so einfach wie möglich zu gestalten. So haben wir beispiels weise die Grundlage für Vorauszah lungen geschaffen, um den vom Hochwasser Geschädigten angesichts ihrer häufig prekären finanziellen Lage eine schnelle Schadensbeseitigung zu ermöglichen. Förderanträge für das Programm können noch bis 30. Juni 2015 gestellt werden, die Bewilligungen sollen bis 31. Dezember 2015 erfolgen. Die Ver waltungsvereinbarung sieht vor, dass dem Bund vierteljährliche Abrech nungen über den Mittelabfluss vor zulegen sind. Bis Ende 2013 wurden aus dem Programm schon mehr als 52 Mio. Euro an Fördergeldern bewilligt, knapp 1.500 Gebäude mit mehr als 2.300 Wohnungen wurden gefördert. Sonderprogramm „Hochwasser 2013“ der BayernLabo Neben dem Zuschussprogramm für Wohngebäude und Hausrat wickeln die Kreisverwaltungsbehörden auch das Sonderprogramm „Hochwasser 2013“ ab, das die Bayerische Landes bodenkreditanstalt mit Unterstützung Der überschwemmte Deggendorfer Ortsteil Fischerdorf am 6. Juni 2013. Foto: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz 24 bau intern März/April 2014 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) aufgelegt hat. Das Darlehensprogramm ist zusammen mit dem Zu schussprogramm nutzbar, beispiels weise um den Eigenanteil von in der Regel 20 % zu finanzieren. Die För dertatbestände entsprechen deshalb dem Zuschussprogramm, Hausrat ist allerdings hier nicht förderfähig. Das Darlehen kann bis zu 50.000 Euro je Wohneinheit betragen, bei einem ef fektiven Jahreszins von 0,25 % und einer zehnjährigen Zinsbindung. Der Bayerische Ministerrat hat für das Sonderprogramm eine staatliche Aus fallbürgschaft in Höhe von 50 Mio. Euro beschlossen. Fazit Das Hochwasser 2013 hat in vielen Landesteilen katastrophale Schäden hinterlassen, aber auch eine große Welle der Hilfsbereitschaft ausge löst. Viele Helfer haben sich in den betroffenen Gebieten ehrenamtlich engagiert, darüber hinaus wurden große Summen an Spendengeldern für die Hochwassergeschädigten ge sammelt. Diese stehen zusätzlich zu den staatlichen Mitteln für die Scha densbeseitigung zur Verfügung. Bund und Länder haben gezeigt, dass sie in der Lage sind, zur Überwindung von Katastrophen in kurzer Zeit Hilfspro gramme aufzulegen, die die betrof fenen Menschen bei der Schadens beseitigung wirksam unterstützen. Auch das Hochwasserprogramm für Wohngebäude und Hausrat ist dank des großen Engagements der Bewil ligungsstellen zügig und reibungslos angelaufen. Auf Grund der großen Zahl der Förderfälle wird die Abwick lung des Programms aber noch ge raume Zeit in Anspruch nehmen. Autoren Ministerialrat Dipl.-Ing. Gottfried Weiß, Bauoberrat Dipl.-Ing. Daniel Kaus, Regierungsinspektorin Gisela Loidiller; Oberste Baubehörde [email protected] [email protected] [email protected] Europäischer Binnenmarkt für Bauprodukte te. Während die BPR erst in nationales Recht umgesetzt werden musste, und die einzelnen Mitgliedstaaten da bei einen Umsetzungsspielraum hat Georg Feuchtgruber ten, ist die BauPVO ein Rechtsakt der Dr.-Ing. Andreas Hechtl Europäischen Union mit allgemeiner Gültigkeit und unmittelbarer Wirksam Abbau von technischen Handelshemmnissen keit in den Mitgliedstaaten. Was das Der Europäische Binnenmarkt im Eu Inverkehrbringen und Handeln von ropäischem Wirtschaftsraum (EWR) Bauprodukten betrifft, gilt damit erst ist gemessen an der Wirtschaftslei mals identisches Recht in allen Mit stung der größte gemeinsame Markt gliedstaaten zum selben Zeitpunkt. Mit der BauPVO wird die Intention der Welt mit einem weitgehend freien Waren-, Personen-, Dienstleistungs- der bisherigen BPR fortgeschrieben, und Kapitalverkehr. Der EWR be wobei die Inhalte vereinfacht, präzi steht aus der EU und den EFTA-Staa siert und aktualisiert wurden. Über ten Island, Liechtenstein, Norwegen, geordnete Ziele sind nach wie vor das Inverkehrbringen von Bauprodukten, Schweiz. ihr freier Warenver kehr und der Abbau technischer Handels hemmnisse im Bin nenmarkt. Harmo nisierte technische Spezifikationen sol len zu EU-weit ein heitlichen Produktund Prüfstandards und damit harmoni sierten Leistungsan gaben bei Baupro dukten führen. Die BauPVO un terscheidet sich ins besondere durch erweiterte Grund Europäische Union und Partnerländer (blau: EU, grün: EFTA, hellblau Beitritts anforderungen an kandidaten, orange: östl. Partnerschaft), Grafik: Kolja 21 Bauwerke, die Lei stungserklärung, die So unterschiedlich die Mitgliedstaa Bewertung und Überprüfung der Lei ten auch sein mögen, das Thema Bau stungsbeständigkeit sowie eine Kenn werkssicherheit ist in jedem der na zeichnung zur Rückverfolgbarkeit der tionalen Rechtssysteme verankert. Bauprodukte von der bisherigen BPR. Unterschiedliche nationale technische Regeln für Bauprodukte behindern Grundanforderungen an Bauwerke aber den freien Warenverkehr inner Bauwerke müssen als Ganzes und in ihren Teilen für deren Verwendungs halb des EWR. Die 1989 in Kraft getretene Bau zweck tauglich sein, wobei insbe produktenrichtlinie (BPR) zielte auf die sondere der Gesundheit und der Beseitigung der technischen Handels Sicherheit während des gesamten Le hemmnisse auf dem Bauproduktsek benszyklus der Bauwerke Rechnung tor ab und sollte den freien Verkehr zu tragen ist. Um dies zu erreichen dieser Produkte im Binnenmarkt ver definiert die BauPVO im Anhang 1 bessern. Zum 01.07.2013 wurde die „Grundanforderungen an Bauwerke“, BPR durch die Bauproduktenverord die bei normaler Instandhaltung über nung (BauPVO, Verordnung (EG) Nr. einen wirtschaftlich angemessenen 305/2011) ersetzt. Zum einen, weil Zeitraum zu erfüllen sind. Neu ge nach über 2 Jahrzehnten eine Überar genüber der BPR sind die „Barrie beitung erforderlich war, zum anderen refreiheit“ bei der Nutzung und die weil das reibungslose Funktionieren „nachhaltige Nutzung der natürlichen des Binnenmarkts durch die BPR nicht Ressourcen“. Bauprodukte, die innerhalb der EU ausreichend verwirklicht werden konn gehandelt werden, müssen die „We sentliche Merkmale“ erfüllen, die aus den Grundanforderungen an Bauwerke abgeleitet werden. Mit anderen Worten finden die Grundanforderungen an Bauwerke ihre Konkretisierung in Form von Wesentlichen Merkmalen der Bauprodukte. So ist beispielswei se die Druckfestigkeit von Mauerziegeln ein Wesentliches Merkmal, dass der Erfüllung der Grundanforderung „Mechanische Festigkeit und Stand sicherheit“ dient. Die Wesentlichen Merkmale der Bauprodukte werden in harmonisierten technischen Spezi fikationen (harmonisierte Normen und Europäische Bewertungsdokumente) fixiert. ■Nr. 1: Mechanische Festigkeit und Standsicherheit ■Nr. 2: Brandschutz ■Nr. 3: Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz ■Nr. 4: Sicherheit und Barrierefrei heit bei der Nutzung ■Nr. 5: Schallschutz ■Nr. 6: Energieeinsparung und Wär meschutz ■Nr. 7: Nachhaltige Nutzung der na türlichen Ressourcen Grundanforderungen an Bauwerke nach der BauPVO Leistungserklärung und CE-Kennzeichnung Die CE-Kennzeichnung ist auf Basis einer Leistungserklärung anzubrin gen, in der die Leistungen des Bau produkts hinsichtlich seiner Wesent lichen Merkmale anzugeben sind. Der Hersteller dokumentiert mit CEKennzeichnung und Leistungserklä rung, dass er die Verantwortung für die Übereinstimmung des Baupro dukts mit der angegebenen Leistung übernimmt. Qualitätssicherung Das System der Bewertung und Über prüfung der Leistungsbeständigkeit ist ein grundlegendes Element der Qualitätssicherungskette. Die bishe rigen Systemabstufungen der BPR 1+, 1, 2+, 3 und 4 bleiben bestehen, allerdings entfällt das System 2. In allen Systemen ist die werks eigene Produktionskontrolle als zen traler Bestandteil verankert. Bei den Systemen 1+ bis 3 erfolgt zusätzlich zur werkseigenen Produktionskontrol le eine Bewertung und Überprüfung bau intern März/April 2014 25 X Verfahren zur Bescheinigung der Leistungsbeständigkeit nach BauPVO Gegenüberstellung wichtiger Begriffe und Abkürzungen der BPR und der BauPVO 26 bau intern März/April 2014 durch eine unabhängige Stelle. Hierbei wird zwischen den Produktzertifizie rungsstellen für die Systeme 1+ und 1, den Zertifizierungsstellen für die werkseigene Produktionskontrolle für das System 2+ und den Prüflaboren CE-Zeichen für das System 3 unterschieden. Die unabhängigen Stellen müssen durch den jeweiligen Mitgliedstaat notifiziert, d.h. der Kommission und den übrigen Mitgliedstaaten benannt werden. Die Kommission teilt den benannten Stel len dann eine individuelle Kennnum mer zu. Die notifizierende Behörde in Deutschland ist das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt). Marktüberwachung Die Mitgliedstaaten sind nach Verord nung (EG) Nr. 765/2008 verpflichtet, eine Marktüberwachung für harmo nisierte Bauprodukte durchzuführen. Die Marktüberwachung soll für einen fairen Wettbewerb im Binnenmarkt und für Produktsicherheit für den Ver wender von Bauprodukten und Nutzer von Bauwerken sorgen. Die Marktü berwachung trägt dazu bei, dass Bau produkte, die in den Genuss des freien Warenverkehrs innerhalb der Gemein schaft gelangen, den auf europäischer Ebene gestellten Anforderungen ge nügen. Hierbei soll der freie Warenver kehr nicht über das notwendige Maß hinaus eingeschränkt werden. Die Marktüberwachung ist in Deutschland Ländersache. In Bayern sind die Autobahndirektion Nordbayern als höhere Marktüberwachungs behörde und die Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr als oberste Marktüberwachungsbehörde für harmonisierte Bauprodukte zu ständig. Das DIBt ist die Koordinierungs stelle der Länder für die Marktüberwa chung harmonisierter Bauprodukte. In dieser Funktion koordiniert es Markt überwachungsverfahren der Länder und berät bei fachlichen Fragen der Marktüberwachung. Die Marktüberwachung erfolgt ak tiv und reaktiv. Im Rahmen der aktiven Marktüberwachung werden Produkte bei Wirtschaftsakteuren auf Grundla ge eines bundeswei ten unter allen Län dern abgestimmten Marktüberwachungs programms kontrol liert. Bei der reaktiven Marktüberwachung erfolgt die Kontrolle der Produkte aufgrund begründeter Anzeigen, Beschwerden und an derer Hinweise oder aufgrund von Zollmeldungen oder Hin weisen aus anderen EU/EWR-Staaten. Die Marktüberwachungsbehörden kontrollieren anhand angemessener Stichproben die Merkmale von Pro dukten durch Überprüfung der Unter lagen und bei begründeten Zweifeln auch durch Produktprüfungen. Um die Sicherheit eines Bauwerkes zu gewährleisten, müssen eingesetzte Bauprodukte ihre Funktion im Bau werk dauerhaft erfüllen können. Maß gebliche Einflussfaktoren hierfür sind die ordnungsgemäße Herstellung des Produktes sowie die Richtigkeit der vom Hersteller erklärten Leistungen. Die Marktüberwachungsbehörden können Wirtschaftsakteure verpflich ten, ihnen die Unterlagen und Informa tionen zur Verfügung zu stellen, die sie für die Zwecke der Durchführung ihrer Tätigkeiten für erforderlich halten. Falls nötig und gerechtfertigt, dürfen Sie die Räumlichkeiten von Wirtschaftsak teuren betreten und erforderliche Pro duktmuster entnehmen. Maßnahmen gegen nicht konforme und gefährliche Produkte Ergeben die Überprüfungen formale oder materielle Beanstandungen, sind entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Zuerst ist hier nach dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit an ein kooperatives Zusammenwirken mit den Wirtschaftsakteuren zu denken. Erfahrungen zeigen, dass tendenzi ell repressive Maßnahmen weniger zum Einsatz kommen, da Wirtschafts akteure behördliche Maßnahmen, die auch an die Öffentlichkeit dringen, angesichts des negativen Images für sich und ihre Produkte möglichst vermeiden wollen. Sie werden eher auf „freiwilliger“ Basis das Notwen dige veranlassen. Sollte ein koopera tives Vorgehen nicht erfolgreich oder unverzügliches Handeln notwendig sein, kann die Bereitstellung von Pro dukten mit ernster Gefahr untersagt oder können Produkte vom Markt ge nommen werden. Ökonomie des Baumarktes Der Markt für Bauleistungen und Bau produkte ist einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Deutschland. Herstellung und Handel von Baupro dukten sind längst europäisch und in ternational geprägt. Mit der BauPVO stärkt die EU den grenzüberschreitenden Bauproduk tenmarkt, indem sie u.a. die CE-Kenn zeichnung zum alleinigen Übereinstim mungszeichen für alle Wesentlichen Merkmale eines Bauprodukts be stimmt. Liegen keine objektiven Hin weise für das Gegenteil vor, ist davon auszugehen, dass die vom Hersteller erstellte Leistungserklärung zutref fend und zuverlässig ist (Vertrauens prinzip). Die Mitgliedstaaten sind verpflich tet, Behinderungen des Inverkehr bringens und der ordnungsgemäßen Verwendung CE-gekennzeichneter Bauprodukte abzustellen (Prinzip der Nichtdiskriminierung). Außerdem muss zur Verbesserung des Zugangs zum nationalen Markt eine Produktinfor mationsstelle eingerichtet werden, die über nationale Vorschriften zu den rechtlichen und technischen Anfor derungen von CE-gekennzeichneten Bauprodukten informiert. In Deutsch land ist die Bundesanstalt für Material forschung und -prüfung als Produktin formationsstelle zuständig. Der Europäische Binnenmarkt für harmonisierte Bauprodukte bietet vielfältige Vorteile für Wirtschaftsak teure und trägt gleichzeitig über die allgemeinen Grundanforderungen an Bauwerke, die harmonisierten tech nischen Spezifikationen mit entspre chen Qualitätssicherungssystemen und einer funktionierenden und euro päisch vernetzten Marktüberwachung der Bauwerkssicherheit Rechnung. Autoren Baudirektor Dipl.-Ing. Georg Feucht gruber, Baudirektor Dr.-Ing. Andreas Hechtl, Oberste Baubehörde [email protected] [email protected] bau intern März/April 2014 27 Architektenversorgung für Beamtinnen und Beamte Dipl.-Ing. Architekt Hans Dörr 1. Vizepräsident der Bayerischen Architektenkammer Wenn verbeamtete Kolleginnen und Kollegen Mitglied in der Architekten kammer werden, machen sie oft von der Möglichkeit Gebrauch, sich von der Pflicht zur Versicherung im Versor gungswerk befreien zu lassen. Dieser Schritt sollte aber gut überlegt wer den, denn - solange der Beamtensta tus besteht – ist er nicht mehr rück gängig zu machen. Die Pensionen der Beamten sind im Vergleich zu den Renten der So zialversicherungsträger gut. Dies gilt aber nur bei regulärem Eintritt in den Ruhestand mit bis zu 67 Jahren. Bei früherer Pensionierung werden Abzü ge vorgenommen. Wenn der Eintritt in den Ruhestand aber wegen Berufs unfähigkeit schon in jüngeren Jahren erzwungen wird, kann der Beamte in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten geraten. Die Architektenversorgung bietet für den vergleichsweise moderaten Beitrag von derzeit 156,60 € eine lei stungsfähige Berufsunfähigkeitsversi cherung an, die mithelfen kann, diese Schwierigkeiten abzufedern. Zu beach ten ist dabei, dass es sich nicht nur um eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung handelt, wie sie oft von anderen Versi cherungsträgern angeboten wird. Die Berufsunfähigkeitsversicherung der Architektenversorgung leistet, wenn der Versicherte nicht mehr in seinem Beruf als Architekt arbeiten kann. Ein Verweis auf andere Tätigkeiten wie bei der Erwerbsminderungsrente in der gesetzlichen Rentenversiche rung erfolgt nicht. Neben der Höhe der Beiträge spielt allerdings das Zu gangsalter ins Versorgungswerk eine wichtige Rolle für die spätere Leistung bei Berufsunfähigkeit. Auskünfte zur Berufsunfähigkeitsabsicherung erteilt das Versorgungswerk und erstellt auf Wunsch auch Hochrechnungen zur späteren Leistung. Erreicht der Versicherte die regu lären Altersgrenzen, bekommt er von der Bayerischen Architektenversor gung neben seiner Pension eine zu sätzliche Rente. 28 bau intern März/April 2014 Bisher war nicht eindeutig klar, ob Leistungen der Architektenversorgung von einer Pension abgezogen werden. Auf Initiative der Bayerischen Archi tektenkammer hat das Bayerische Landesamt für Finanzen diese Zweifel beseitigt: die Versicherungsleistungen der Architektenversorgung aufgrund der einkommens- und tätigkeitsun abhängigen Mindestbeiträge bei Be amtinnen und Beamten erfolgen auf Grund von freiwilligen Leistungen der Versicherten und haben damit auch nach dem neuen Beamtenver sorgungsrecht keinen Einfluss auf die Pensionen. Kolleginnen und Kollegen können auch ein vorzeitiges Altersru hegeld ab einem Alter von 62 Jahren gegen entsprechende Abschläge in Anspruch nehmen und sind damit fle xibel, wann sie Rente beziehen wollen. Scheidet ein Beamter wegen ande rer beruflicher Perspektiven aus dem Beamtenverhältnis aus, wird er grund sätzlich bei der gesetzlichen Renten versicherung nachversichert. Wenn eine Nachversicherung in der Archi tektenversorgung erfolgen soll, muss der entsprechende Antrag innerhalb eines Jahres gestellt werden. Hierzu ist rechtzeitig mit dem Landesamt für Finanzen Rücksprache zu halten. Das Landesamt hält hierfür auch ein eige nes Merkblatt bereit. Das Privileg, der Architektenversor gung beizutreten, können natürlich nur Beamte genießen, die Mitglied der Ar chitektenkammer sind. Die Eintragung in die Architektenliste ist für Beamte mit zweijähriger Ausbildung, also der Qualifikationsebene vier, wesentlich erleichtert. Als Nachweis der prak tischen Tätigkeit genügt das Zeugnis der Staatsprüfung, die Eintragungs gebühr ist wegen des geringeren Auf wandes des Eintragungsausschusses halbiert. Absolventen der dritten Qualifika tionsebene, die nur eine einjährige Vorbereitungszeit zum öffentlichen Dienst genossen haben, können den Nachweis des dann noch erforder lichen zweiten berufspraktischen Jah res durch entsprechende Bescheini gungen der Dienststelle erbringen. Ein eigenes Dokument analog zu der Objektliste, welche die freiberuflichen und angestellten Kollegen im nicht öf fentlichen Bereich führen müssen, ist nicht notwendig. Beamtete Kollegen, die Mitglied in der Bayerischen Architektenkammer werden, ziehen nicht nur aus den gu ten Möglichkeiten einer Versicherung Vorteile. Sie können die Servicelei stungen der Architektenkammer in Anspruch nehmen und, nicht zu ver gessen, sie können als Mitglied die berufsständische Arbeit der Architek tenkammer mit gestalten. Bauen für Bayern Eine Veröffentlichung des Hauses der Bayerischen Geschichte in der Reihe EDITION BAYERN Mit dem Titel „Bauen für Bayern“ gibt das Haus der Bayerischen Geschich te in seiner 2009 begründeten Reihe EDITION BAYERN mittlerweile das siebte Sonderheft heraus. Zusammen mit den bereits erschienenen zehn Regionenheften ist es der 17. Band der EDITION BAYERN. Titelblatt des Heftes „Bauen für Bayern“ entstand in en ger Zusammenarbeit des Hauses der Bayerischen Geschichte mit der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr und dokumentiert die Ge schichte und wechselnden Aufgaben bereiche der seit 1830 bestehenden Institution. Anlass für das Sonderheft bietet der 150. Todestag von Leo von Klenze (1784 – 1864), dem ersten Lei ter der Obersten Baubehörde. Sei ne Ernennung kommentierte Klenze mit den Worten: „Nicht Geld, nicht Rang, nicht Titel, nur die Arbeit wird mir vermehrt.“ Der bedeutende Hofar chitekt des bayerischen Königs Lud wig I. zeichnet für viele wegweisende Bauwerke verantwortlich, darunter die Walhalla bei Regensburg, die Befrei ungshalle in Kelheim und die klassizi stische Umgestaltung der Stadt Mün chen mit der Glyptothek, der Alten Pinakothek, der Ludwigstraße und vielem mehr. Die künstlerische Hand schrift des Architekten ist auch beim Bau der ersten Kanalprojekte und der ersten Eisenbahntrassen zu spüren, die damals noch in der Hand der Ober sten Baubehörde lagen. Die EDITION BAYERN spannt den Bogen von der Geschichte bis in die Gegenwart, von niederbayerischen Waldlerhäusern und klassizistischen Prachtbauten über Verkehrswegepla nung, Bautechnik und Baustoffe bis zur Bedeutung von Ökologie und Bür gerbeteiligung bei großen Projekten. Eine wichtige Rolle spielt das Thema „Kunst am Bau“, das mit über drei ßig Beispielen anschaulich präsentiert wird. Die ausführliche Bebilderung der EDITION BAYERN zeigt bedeutende Bauten in Bayern. Der Band schließt mit einem Ausblick auf die Zukunft des Bauens und auf ein weiteres, großes Projekt, das das Haus der Bayerischen Geschichte in Zusammenarbeit mit der Obersten Bayerischen Baubehörde re alisiert: Das Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg, das 2018 eröffnet wird. Verleihung der Leo-von-Klenze-Medaille 2014 Am 7. April 2014 verlieh Herr Staatsminister Joachim Herrmann zum sechsten Mal die Leo-von-Klenze-Medaille als Auszeichnung für herausragende Leistungen in der Architektur, dem Städte- und Wohnungsbau und der Ingenieurbaukunst in der Allerheiligen-Hofkirche in München. Gruppenbild mit den Preisträgern (v.l.n.r.): Prof. Fritz Auer, Staatsminister Joachim Herrmann, Frau Prof. Christiane Thalgott, Dipl.-Ing. Fritz Sailer, Ministerialdirektor Josef Poxleitner und Dr. Kurt Stepan. Leo von Klenze war der erste Leiter der 1830 von König Ludwig I. gegrün deten Obersten Baubehörde. Seither baut die Oberste Baubehörde für die Menschen in Bayern. Unsere staatli Erhältlich ist die EDITION BAYERN „Bauen für Bayern“ (ISBN 978-37917-2595-6) beim Haus der Baye rischen Geschichte (0821 3295-0, im Online-Shop unter www.hdbg.de (€ 8,-/€ 10,- + Versandkosten) oder im Buchhandel (Vertrieb: Verlag Friedrich Pustet, Regensburg). Auszug aus der Pressemitteilung des Hauses der Bayerischen Geschichte chen Bauvorhaben stehen immer im Blickfeld des öffentlichen Interesses. Deshalb haben wir hier eine besonde re Vorbildfunktion. Unsere Aufgaben sind sehr vielfältig und spiegeln das weite Spektrum unserer bayerischen Baukultur wieder. Denn unsere Ge bäude, Straßen und Plätze sind Zeug nisse unserer Vergangenheit, aber auch unserer Gegenwart. Mit der Ver leihung der Leo-von-Klenze-Medaille dokumentieren wir den hohen Stel lenwert der Baukultur in Bayern und zeichnen Menschen für ihre heraus ragenden Leistungen in der Architek tur, im Städte- und Wohnungsbau und in der Ingenieurbaukunst aus. Wir er innern mit der heutigen Preisverlei hung an den 150. Todestag Leo-vonKlenzes. Die Leo-von-Klenze-Medaille ist unser Zeichen des Dankes und der Anerkennung“, sagte Innen- und Bauminister Joachim Herrmann bei der Verleihung der Leo-von-KlenzeMedaille 2014 an Prof. Dipl.-Ing. Archi tektin Christiane Thalgott, Prof. Dipl.Ing. Architekt Fritz Auer, Dipl.-Ing. Fritz Sailer und Dr.-Ing. Kurt Stepan in der Allerheiligen-Hofkirche in München. (Auszug aus der Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern) Eine Dokumentation der Veranstaltung mit den Ansprachen liegt als Sonderheft von bau intern bei. bau intern März/April 2014 29 gibl im Rahmen einer Abordnung die Aufgaben eines Referenten im Referat B21 „Bundesbauangelegenheiten In land“ des BMVBS, jetzt BMUB. Den Kolleginnen und Kollegen, die mit einer neuen Dienstaufgabe betraut wurden, wünschen wir alles Gute und viel Erfolg bei Ihrer neuen Tätigkeit. Frauen und Männer in Orange Der Bayerische Straßenbetriebsdienst Ausstellung Oberste Baubehörde 20. März – 7. Mai 2014 geöffnet werktags Mo.-Fr. 8:00 – 18:00 Uhr Organisation Ausbildung Arbeitssicherheit Geschichte Streckenwartung Sofortmaßnahmen Grünpflege Ausstattung Reinigung Winterdienst Salz und Schnee Am 25. März war es soweit. Die Ausstellung „Frauen und Männer in Orange“ wurde vom Abteilungsleiter Straßen bau, Herrn Karl Wiebel feierlich eröffnet. Der Besucheran drang war sehr groß. Neben vielen offiziellen Vertretern, die mit dem Straßenbetriebsdienst verbunden sind, waren vor allem Straßenwärter anwesend und gaben der Veran staltung den richtigen „Flair“. Sogar Antenne Bayern und München.tv waren da und interviewten verschiedenste Teilnehmer – auch und besonders intensiv die zwei anwe senden weiblichen Vertreterinnen des Berufstandes der Straßenwärter. Die Idee für eine Ausstellung zum Straßenbetriebsdienst war bereits vor zwei Jahren bei einem der regelmäßigen Treffen des Sachgebietes IID1 mit dem Hauptpersonalrat entstanden. Herr Hartmann berichtete Frau Roßmann von einem Straßenwärter in Wunsiedel, der Modellfahrzeuge des Straßenbetriebsdienstes in einer erstaunlichen Detail schärfe originalgetreu nachbaue. Aus der Anfangsidee, eine Ausstellung für diese Modellfahrzeuge zu schaffen, entwi ckelte sich schließlich eine Ausstellung, die den gesamten 32 bau intern März/April 2014 Betriebsdienst umfasst. Sie gibt einen Überblick von der Organisation des Betriebsdienstes bis zu seinen Auf gaben und ist in erster Linie auch als Anerkennung für die Leistungen und Verdienste unserer Frauen und Män ner in Orange gedacht. Die Vorbereitung einer Ausstel lung erfordert viele Gespräche, Mails, Abstimmungsprozesse und Arbeits gruppensitzungen. So ist es keines falls selbstverständlich, dass aktuell ein Winterdienst-Lkw und ein MähUnimog im Innenhof zu sehen sind. Lange war unklar, ob der Lkw durch die Toreinfahrt passt – er hätte auch nicht durchgepasst, wenn die Blink leuchten auf dem Dach nicht abge schraubt worden wären. Zudem war die Zustimmung der Hausverwaltung einzuholen – immerhin wird derzeit die Oberste Baubehörde saniert, weshalb der Innenhof als Stellplatz für Müllcon tainer gebraucht wird – und natürlich die Zustimmung der Berufsfeuer wehr, die im Brandfall ungehinderten Zugang zum Innenhof benötigt. Auch für die Markierung im Foyer, die den Besucher durch die Ausstellung leitet, war eine Probeklebung nötig. Zu groß war die (durchaus nicht unbegründete) Angst, dass beim Entfernen der Mar kierung das Kopfsteinpflaster gleich mit entfernt wird. Den Schlusspunkt beim Aufbau der Ausstellung lieferten die Plakate. Die Herstellung der Pla katplatten war bei einer renommierten Münchner Druckerei in Auftrag gege ben worden. Offensichtlich erfolgte die Anlieferung aber nicht an den Franz-Josef-Strauß-Ring Nr. 4, son dern – wie wir vermuten – an die Pilo angekündigt. „Einmal sehen, wo die Chefs arbeiten“, auch das war für viele Antrieb, nach München zu fahren. Und tatsächlich: Die wenigsten „Orangen“ haben die Oberste Baubehörde schon von außen, geschweige denn von in nen gesehen. Und wo der Minister sitzt – drüben am Odeonsplatz – das wusste schon erst recht keiner. Auch eine Münchner Schulklasse hat sich die Ausstellung angeschaut. Zum In formieren und natürlich zum Probe sitzen im Lkw – dem potentiellen spä teren Arbeitsplatz. Am 8. Mai wird die Ausstellung wie der abgebaut, rechtzeitig vor dem nächsten Event im Foyer der OBB. Sie wird aber nicht eingemottet, sondern geht auf die Reise. Mehrere Dienst stellen haben schon ihr Interesse be kundet. Die erste wird wohl die Au tobahndirektion Nordbayern sein, die die Ausstellung in deren Lichthof auf bauen will. Dann geht’s weiter zum Tag der offenen Tür in den Straßen meistereien Mainaschaff und Rödel meier. Und auch die Berufsschule Würzburg, an der die Straßenwärter ausgebildet werden, will die Ausstel lung haben. Vor allem die Modellfahr zeuge des Herrn Klose haben es dem Schulleiter angetan. Baudirektor Dipl.-Ing. Stefan Scheckinger, Oberste Baubehörde, Sachgebiet IID1 tystraße Nummer 4. Jedenfalls waren die Plakate nirgendwo im Haus zu fin den, obwohl die Druckerei beteuerte, sie pünktlich und zuverlässig abgelie fert zu haben. Das Handzeichen des jenigen, der den Empfang der Platten gegengezeichnet hatte, konnte jedoch keinem Mitarbeiter in der Obersten Baubehörde zugeordnet werden. Kurz vor Ausstellungsbeginn waren die Plat ten aber dann, wie von Zauberhand, doch noch aufgetaucht. Der Lieferser vice der Druckerei war wohl doch noch einmal in sich gegangen und hatte die Lieferadresse überprüft. Die Ausstellung kommt an. Dies bestätigen nicht nur die Mitarbeiter der Pforte. Viele Straßen- und Auto bahnmeistereien haben die Ausstel lung bereits besucht oder haben sich bau intern März/April 2014 33 34 bau intern März/April 2014