1. Ausgabe: City Berlin - IT

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1. Ausgabe: City Berlin - IT
eCity Berlin
IT-Nachrichten für die Berliner Verwaltung Nr. 1/2004 - 14. Jahrgang
IN DIESER AUSGABE:
Schwerpunkt “eCity Berlin“
Online = Infos = CD-ROM = Projekte & Verfahren = Tipps & Tricks = Literatur ...
Originalfoto Copyright (c): Partner für Berlin/FTB-Werbefotografie
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„eCity Berlin“ ist auf dem Weg
Kernaussagen des Abgeordnetenhauses
von Berlin zur Verwirklichung des
Masterplans „eGovernment“.
Auf dem Weg in die Informationsgesellschaft werden sich viele Bereiche
– also auch die Verwaltung – auf neue
Prozesse und Strukturen einstellen müssen.
Umgang der Open-Source-Community
untereinander am Beispiel des Open
Office.
B
is zum Jahr 2006 soll in Berlin der „Online-Behördengang“ so weit wie möglich
verwirklicht sein. Die Bevölkerung soll über die Planungen der Verwaltungen
durch das Internet informiert werden und Gelegenheit zur Diskussion
bekommen. Zur Unterstützung des Bürgerengagements in der freiwilligen Arbeit
sollen ebenfalls das Netz genutzt, die internen Verwaltungsprozesse mit dem Ziel der
Optimierung von Geschäftsprozessen in weiten Bereichen mit Hilfe der Informationstechnik gestützt werden. Einer drohenden „Digitalen Spaltung“ der Gesellschaft soll
bei allen Maßnahmen begegnet werden. Diese Kernaussagen hat das Abgeordnetenhaus von Berlin zur Verwirklichung des Masterplans „eGovernment“ im vergangenen
Jahr beschlossen.
Die „eCity Berlin“ ist also nicht bloße Fiktion, sondern auf dem Weg der Realisierung. In diesem SPLITTER-Schwerpunktthema wird ein kleiner Ausschnitt der
vielfältigen Projekte und Initiativen gegeben. Auf dem Weg in die Informationsgesellschaft werden sich viele Bereiche – also auch die Verwaltung – auf neue
Prozesse und Strukturen einstellen müssen. Die „eCity“ ist eine Stadt, „die sich auf
diese tiefgreifenden Veränderungen einlässt und in der Unternehmen, Bürger und
Staat neue Formen der elektronischen Kommunikation pflegen“, hat der Regierende
Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, in seiner Rede zum ersten eCity-Berlin-Kongress im Jahr 2003 zutreffend hervorgehoben. Als Ergänzung zum Schwerpunktthema sind diesmal die meisten Beiträge in der Rubrik „eGovernment und Verwaltung“ zu sehen. Die hier dargestellten Projekte sind oft auch Bestandteil des Masterplanes „eGovernment“ in Berlin.
Der Berichtsteil beginnt diesmal mit einer seltsamen Überschrift „kommen zwei
Vöglein geflogen“. Dahinter verbirgt sich ein höchst interessanter und amüsant zu
lesender Beitrag über den Umgang der Open-Source-Community untereinander am
Beispiel des Open Office (einem freien Software-Paket mit den gängigsten Programmen zum Büroeinsatz). Weiter beschäftigt sich der SPLITTER unter anderem mit
dem Thema eLearning, mit dem Projektmanagement im „Public Sector“ sowie mit
der neuen „Hochgeschwindigkeitsdatenautobahn“ im Bezirk Spandau.
In der Rubrik Online hilft eine interessante Analyse „Internet am Arbeitsplatz und
Surfkontrolle“ Grenzen und Möglichkeiten der Nutzung auszuloten. Thema ist
hierbei: wie viele Kontrollen sollen, müssen oder dürfen in disem Bereich sein. Im
Mittelpunkt der Betrachtung steht dabei die „Dienstvereinbarung Internet“.
Rekord für diese Ausgabe: noch nie so
viele Autoren, die einmal selber zur Feder gegriffen haben.
In der nun 14jährigen Geschichte des SPLITTER gab es noch nie so viele Autoren,
die einmal selber zur Feder gegriffen haben und der Redaktion einen Beitrag
übermittelten. Da der SPLITTER von seinen Autoren und den aktuellen Mitteilungen aus den Verwaltungen lebt, freut uns dieser Rekord für diese Ausgabe ganz
besonders. So ist der SPLITTER auch ein Forum zur Informationstechnik in der
öffentlichen Verwaltung. Erst der Bericht aus der Praxis zeigt die Risiken und
Chancen, die der Einsatz von IT mit sich bringt. Allen Gastautoren sei ein besonders
herzlicher Dank der Redaktion auf diesem Wege übermittelt.
Ihr Michael Brodersen
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Editorial
Online
„eCity Berlin“ ist auf dem weg
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Schwerpunktthema
Aktueller Stand zum Projekt „Mobile Bürgerdienste“
eDemocracy: Konzept für demokratische Erneuerung
Erfolgreiche Erprobung eines sprachbasierten automatischen Auskunftssystems in den Bürgerämtern des Bezirks Marzahn-Hellersdorf
Archiv- und DMS-Systeme bei Behörden in Berlin und Brandenburg
VeZuDA als Grundlage für eine E-Government Dienste-Plattform
Die „eLearning-Bar“ in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Das Projekt VHS-IT der Berliner Volkshochschulen
eGovernment-Projekt aus dem Wohnungswesen:
Online-Wohngeldantrag (INAS)
eVergabe VOB bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Kernelemente der eCity
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8O bis 9O Prozent Inhalte im Internet ohne Nachfrage
LIT-Ausschreibungen im Internet
IPv6: Adressen im Überfluss
Neuer DENIC-Nameserver in Berlin nimmt seinen Betrieb auf
Neues Internetportal
Internet-Station bei der Landeszentrale für politische Bildung
Kaum eine Internetseite erfüllt die gesetzlichen Vorgaben
Internet am Arbeitsplatz und Surf-Kontrolle
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Tipps & Tricks
Virenscanner sind kein Allheilmittel
Wurm-Variante Sober.c
Datenschützer schlagen Alarm:
Datenklau über USB-Schnittstelle binnen Sekunden
Endlich neuer Viewer für PowerPoint
iX testet Open-Source-Datenbanken
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Veranstaltungen
E-Government & Verwaltung
LinuxTag 2OO4 - Europas größte Linuxmesse und Kongress
Informationsdrehscheibe Personalentwicklung in der Berliner Verwaltung
Senatsinnenverwaltung und Senatskanzlei
starten mit gemeinsamem IT-Projekt SIDOK
AusReg 2 – Voruntersuchung neues Ausländerregister
INWO 2. Teil
E-Government als länderübergreifende Herausforderung
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Berichte & Infos
Kommen zwei Vögelein geflogen...
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eLearning klein, aber fein
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Mehr Kostentransparenz und besserer Service für die Berliner Verwaltung 35
Öffentliche Auftragsvergabe
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Projektmanagement im Public Sector – Erfolg oder Desaster?
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KIKoS und IKoN
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LIT übergibt neue „Hochgeschwindigkeits-Datenautobahn“
an Bezirksamt Spandau
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AG Unternehmenskultur: „Transparenz der Leistungen des LIT“
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Quo Vadis? Der sichere Weg in die Zukunft
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Literatur
Neuer Kommentar zu den EVB-IT
Eröffnung des Zugangs für die elektronische Kommunikation - Teil 2
Neues Heise-Buch: „Wireless LANs“
Handbuch zur europäischen Cyber-Crime-Gesetzgebung vorgestellt
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CD- & DVD-ROM
iX und c’t auf Silberscheiben
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Dies & Das
Leserbrief: SPLITTER,zwischen Aufklärung und Science Fiction
Impressum
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Aktueller Stand zum
Projekt „Mobile
Bürgerdienste“
Die in der Testumgebung gewonnenen
Erfahrungen sollen daher als Grundlage
für die Entscheidung über das „Ob und
Wie“ einer Einführung eines mobilen
Bürgeramtes nach Projektende dienen.
D
Voraussetzung für den erfolgreichen
Testbetrieb war neben der aktiven Unterstützung des Landeseinwohneramtes
– Abt. Einwohnerwesen -, die Einrichtung eines verschlüsselten Zugangs zum
Grenznetz des LIT. In der Folge wurde
dann der Zugang auf eine zertifikatsbasierte Zielkonfiguration des LIT umgestellt. Für die Dauer der Projektlaufzeit
wurde dazu bei SenInn zur Zertifikatsaustellung eine Lokale Registrierungsstelle (LAR) eingerichtet. Aus Sicht des
LIT ist damit die gesicherte Kommunikation vom MoBüD-Client zum Landesnetz hergestellt und hat den Status der
Betriebsfähigkeit erreicht.
as Projekt MoBüD - „Mobile Bürgerdienste“ - soll das
Dienstleistungsangebot einer öffentlichen Verwaltung dem
Bürger mittels mobiler Multimediadienste näher bringen. Konkretisiert
wird diese Idee durch die Entwicklung und Erprobung eines „Mobilen
Bürgeramtes“. Der Bürgerberater
soll nicht mehr an die Räumlichkeiten des Bürgeramts gebunden sein,
sondern in die Lage versetzt werden,
an beliebigen Orten des öffentlichen
Interesses (z.B. Arbeitstätten, Schulen, Einkaufszentren) für jeweils einige Stunden ein Bürgeramt aufzubauen.
Dabei sollen sämtliche Dienstleistungen der stationären Bürgerämter
der Berliner Verwaltung angeboten
und um ortsrelevante Informationen
erweitert werden. Aufgabe des Projektes MoBüD ist die Schaffung der
technischen, organisatorischen und
rechtlichen Rahmenbedingungen für
den Einsatz der mobilen Bürgerämter. Hierfür soll ein geeignetes
IT-System entwickelt und im Praxisbetrieb erprobt werden. MoBüD ist
ein Leitprojekt der Initiative
MobilMedia des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit.
Die Projektaktivitäten haben inzwischen
die zweite Halbzeit erreicht. Der formulierte Anspruch im Projekt, neben der
technischen Realisierung, durch das
mobile Bürgeramt die Verwaltung
bürgernäher zu machen und der so genannten digitalen Spaltung entgegenzuwirken, ist erreicht.
Mehrere Tests der technischen Einrichtungen zur Nutzung des mobilen Systems sind an zwei Standorten in den
Bezirken Pankow und Spandau bereits
erfolgt. Die Voraussetzungen für die
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Durchführung eines Testbetriebs im
Rahmen des Forschungsprojektes
MoBüD mit „echten Kunden“ sind damit gegeben und werden aktuell im Nachbarschaftszentrum in Pankow, im Ortsteil Buch und in der Stadtbibliothek
Falkenhagener Feld in Spandau durchgeführt. Bei der Testgestaltung und
Umsetzung der jeweiligen Entwicklungen nehmen momentan die in den Spandauer und Pankower Bürgerämtern tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
des Bezirksamtes durch ihr hohes Engagement eine Vorreiterrolle in der Berliner Verwaltung ein.
Die mobile Nutzung des bereits in den
stationären Bürgerämtern etablierten
Infosystems soll helfen, den Beschäftigten für ihre Beratungstätigkeit umfassende fachliche und allgemeine Informationen über die Dienstleistungen der
Bürgerämter auf einfache Weise anzuzeigen und zu verarbeiten, um somit
ihre Auskunftsfähigkeit fachkompetent,
bürgerfreundlich, aktuell und umfangreich anbieten zu können. Der ebenso
eingerichtete sichere mobile Datentransfer zum EWW Berlin ermöglicht
damit, fast das gesamte Dienstleistungsportfolio eines stationären Bürgeramtes
auch mobil anzubieten. Für die Mitarbeiter der stationären Bürgerämter wird
sich mit der Durchführung des Testbetriebs im Rahmen des Forschungsprojektes MoBüD bei der Dienstleistungserbringung also nichts ändern.
Bei jedem Termin des Testbetriebs sind
weiterhin Mitarbeiter des Fraunhofer
Institut für Nachrichtentechnik und der
Fa. IVU Traffic Technologies AG anwesend, um für die Mitarbeiter die Unterstützung im Bedarfsfall abzusichern.
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Als Schwerpunkt werden im Projekt,
neben den aktuellen Aktivitäten im Testbetrieb und Aufgabenstellungen zu organisatorischen und rechtlichen Grundlagen, auch Möglichkeiten zum Transfer und zur Verbreitung durch andere
„Vertriebskanäle“ unter Beachtung der
Kosten-Nutzen-Relation untersucht.
Als weitere Anwendungsbereiche des
Produkts, bzw. der entwickelten Dienstleistung „Sicherer drahtloser Datentransfer ins Berliner Landesnetz“ wären
Nutzungen im Bereich des Gremien-/
Parlaments-Infodienstes, der Ordnungsaufgaben, Geoinformation, von Bau, Gewerbe und Umwelt möglich.
Für die Initiative „Deutschland Online“
können im Projekt Handlungsempfehlungen erarbeitet werden, um
auch der Zielsetzung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit
(BMWA)
und
des
Bundesinnenministeriums (BMI) zu entsprechen, deutschlandweite Impulse für
Wirtschaft und Kommunen auf dem
eGovernment-Sektor zu realisieren. Da
die Erfahrungen der Pilotanwender einen besonderen Schwerpunkt in MoBüD
einnehmen und auch in eine überregionale Bewertung im Rahmen der
è
ç Initiative „MobilMedia“ mit einfließen sollen, werden Präsentationen
des Projektfortschritts auf Veranstaltungen mit einschlägigen Themenstellungen
durchgeführt. Aktuell wurde einer
hochrangigen Abordnung russischer
Regierungsvertreter auf der Veranstaltung „Media@Komm-Event Berlin/
Bremen“ am 27.1.2004 das Projekt präsentiert.
Auf einer Pressekonferenz des
Konsortialführers im Projekt, der Firma
IVU Traffic Technologies, wurden am
25.2.2004 die vorläufigen Ergebnisse des
Projekts in Anwesenheit des Innensenators Dr. Körting einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
RAINER WAGNITZ
[email protected] - SenInn - ZS C MoBüD u
Das Projekt „MoBüD“ wird gefördert durch
eDemocracy: Konzept
für demokratische
Erneuerung
E
Democracy ist zum Stiefkind der
eGovernment Strategien geworden. Ein Blick auf die populärsten nationalen eGovernment-Konzepte
zeigt, daß sie im wesentlichen aus einer
Botschaft bestehen. Danach sollen bis
zum Jahre 2005 möglichst viele Services
online angeboten, die dafür erforderliche Infrastruktur geschaffen, die nötige
Software beschafft und gegebenenfalls
auch die Prozesse verändert werden. Bis
in das letzte Jahr hinein wurden diese
strategischen Überlegungen nahezu in
allen großen europäischen Ländern verfolgt.
eGovernment Strategien sind zu
technokratisch
Doch seit einigen Monaten artikuliert
sich zunehmend Unzufriedenheit mit
diesem verkürzten Ansatz. Gleich vier
neuere Studien kommen zu der Erkenntnis, daß eine eGovernment-Strategie,
die sich auf die technokratische Bereitstellung von möglichst flächendeckenden Online-Services konzentriert, zu
kurz greift.
So fordert etwa die Studie, die der EURegierungskonferenz in Como im Juli
2003 vorlag, „eGovernment solutions
must be developed within the broader
scope of the knowledge society and good
governance and not confine themselves
to information processing within the
modernization of society...eGovernment
is to become a meaningful agent of
transformation embedded in the culture
of the public sector. Its potential goes
far beyond early achievements, enabling
qualitative gains in work processes,
results and efficiency. If implemented
properly, it will help develop and
consolidate principles of good
governance such as democratization,
coherence, effectiveness, transparency
and accountability.” Und auch die die
von der Friedrich-Ebert-Stiftung
herausgebene
Veröffentlichung
„eGovernment in den deutschen Bundesländern“ benennt dieses Defizit.
Warum spielt der Aspekt eDemocracy
nur ein Schattendasein in den strategischen Überlegungen zum eGovernment?
Eine Erklärung liegt darin, daß sich die
Debatte zu Anfang sehr auf das Thema
eVoting fokussierte. Nachdem inzwischen die Chancen und Risiken von
eVoting eingehend erörtert und zahlreiche Pilotprojekte aufgesetzt wurden,
scheint sich die Erkenntnis herauszubilden, dass eVoting wegen noch zu lösender Sicherheitsprobleme flächendeckend erst in einigen Jahren zur Anwendung kommen wird. Eine weitere Erklärung betrifft die traditionelle Arbeitsweise der politisch-parlamentarischen
Demokratie. Für Abgeordnete ist es
immer noch attraktiver, Wahlversamm1/04 2 5
lungen in verrauchten Hinterzimmern
von Gaststätten abzuhalten anstatt die
Möglichkeiten zu nutzen, die moderne
Informations- und Kommunikationstechnologien heute für die Organisation
von Willensbildungsprozesen bieten.
eDemocracy ist ein Konzept demokratischer Erneuerung in der
Wissensgesellschaft
Es umfasst den Einsatz von netzbasierten interaktiven Informations- und
Kommunikationstechnologien, deren
Ziel es ist, die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am politischen Prozeß
und an der Zivilgesellschaft signifikant zu
erhöhen und so zu einer grundlegenden
Erneuerung der Legitimität des öffentlichen Wirkens beizutragen. Somit hat
eDemocracy nicht zum Ziel, die politischparlamentarische Demokratie abzulösen
sondern sie um partizipatorische Elemente zu ergänzen. Bürgerinnen und Bürger
wollen in der Regel nicht regieren. Stattdessen wollen sie Gehör finden und Einfluss nehmen können.
Deshalb besteht ein integriertes
eDemocracy-Konzept aus vier
Handlungsfeldern. Diese sind:
•
•
•
•
Bürger
Parlament
Parteien und organisierte Interessen
Zivilgesellschaft
Sie werden in nachfolgendem Schaubild
auf der nächsten Seite dargestellt.
Erstes Handlungsfeld: Bürger
Das Handlungsfeld Bürger bildet die
Basis für ein eDemocracy-Konzept im
politisch-parlamentarischen System. In
einer modernen partizipativen Demokratie begnügen sich Bürgerinnen und
Bürger längst nicht mehr mit der Teilnahme an Wahlen. Unter dem
eDemocracy-Gesichtspunkt hat sich als
wesentliche Anwendung die OnlineKonsultation herausgebildet. Daneben
spielen Online-Konferenzen eine weitere Rolle.
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Das Schaubild zeigt sein sechs Stufen
Modell zur Planung, Durchführung und
Evaluation von Online-Konsultationen
auf: In Deutschland haben sich der Bund
und einige Bundesländer (z.B. Hamburg,
Berlin) mit Online-Foren beschäftigt. In
einer Studie gelangt das BMI zu folgendem Ergebnis: „Online-Foren sind ein
effizientes und bürgernahes Instrument
für Partizipation und Kommunikation,
die als eines der Standardinstrumente in
Prozessen der politischen Entscheidungsfindung berücksichtigt werden
sollten“.
Handlungsrahmen eDemocracy/eParticipation
Interaktion
Politisches System
Parlament/
Kabinett
Parteien
Web logs
eVoting
Virtueller Parteitag
Portale
Portale
Spenden
Online campaining
ePetition
Online consultation
Bürger
Online consultation
Chatrooms
Freiwilligenorganisationen
Portale
eVoting
Integressengruppem
Sicherheit
Demokratischer Prozess
eCabinet
Internet Broadcast
Online consultation
Überall Internetzugang
Geschäftsprozeßoptimierung
Zweites Handlungsfeld: Parlamente
Spenden
Communities
Marktplätze
Zivilgesellschaft
Vernetzung
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IBSG FY04
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ç
Online-Konsultationen haben nichts mit top-down-Meinungsbefragungen
etablierter Meinungsforschungsinstitute zu tun. Sie stellen vielmehr für den parlamentarischen Willensbildungsprozess eine Chance dar, mit den Bürgern zu konkreten Fragestellungen in einen internetgestützten Dialog zu kommen. International
lassen sich zahlreiche Beispiele für Online-Konsultationen aufzeigen. Am häufigsten
dürfte dieses Instrument in Australien genutzt werden. Aber auch die britische
Regierung und das britische Parlament haben längst entdeckt, daß ein geordneter
Online-Konsultationsprozeß ihnen helfen kann, Meinungen, Auffassungen und
Stimmungen der Bürgerinnen und Bürger zu erfassen und zu bewerten. Der Berater
der britischen Regierung für eDemocracy, Professor John Coleman, hat kürzlich
skizziert, welche Vorausetzungen gegeben sein müssen, damit Online-Konsultationen Erfolg haben.
6-Stufen Modell für Planung, Durchführung und
Evaluation von online consultation
Element
Zielbestimmung
Hauptinhalte
• Bedeutung der Consultation hervorheben
• Sicherstellen, dass Politik die Notwendigkeit der Consultation begreift
Evaluation (Zahlen, Wirkung, Verbesserungsvorschläge
•Klärung des politischen Ziels der Consultation
Presentation_ID
Design
• Besatimmung der geeigneten Software
Rekrutierung
• Methodenmix um interessierte Teilnehmer zu gewinnen
• Geeignetes Interface von Websites und anderen online-Komponenten (leicht zu verstehen
und zu bedienen)
• Sicherstellen, daß alle relevanten Meinungen sich beteiligen können
• Hauptbeteiligte identifizieren, die auch nachher den Prozeß evaluieren können
Moderation
• Den richtigen Moderator zu finden ist sehr bedeutsam
Zusammenfassung
• Nicht bloß die Teilnehmerbeiträge zusammenfassen, sondern sie einordnen in den
Gesamtzusamenhang (Story, Wie geht es weiter etc.)
• Moderation sollte auf gemeinsamen einfachen Regeln beruhen – fair, offen für alle und
alle interessierten einbeziehend
• Muß sicherstellen, dass alle geäußerten Meinungen auch repräsentiert werden
• Bei längeren Diskussionen auch Zwischenzusammenfassungen
Antwort und
Wirkung
•Unter Bezugnahme auf das 1. Element – Bericht an die Beteiligten, welche Resultate
erzielt wurden und welchen Stellenwert ihre Beiträge für das Endergebnis gehabt haben
• Aufzeigen, welche Handlungen daraus resultieren (ein Bericht erstellt, ein Gesetz wird
vorgelegt, die Diskusison wird in 3 Monaten fortgesetzt etc.)
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IBSG FY04
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eDemocracy wird darüber hinaus die
Arbeitsweise der Parlamente und der
Abgeordneten
verändern.
Im
Handlungsfeld Parlamente steht die
Neuordnung der Information und Kommunikation zwischen den gewählten
Volksvertretern und den Wählerinnen
und Wählern, aber auch das
Reengineering von Prozessen der Meinungsbildung von Parteien und Interessengruppen auf der Agenda. Schließlich
beinhaltet dieser Aktionsbereich Anwendungen wie eCabinet, die mit Hilfe der
IuK-Technologien die veränderte Arbeitsweise der Kabinette im Zeitalter
der Wissensgesellschaft unterstützen.
Insbesondere die Anwendung Webcasting gewinnt immer mehr an Popularität. Unter Webcasting wird die Echtzeit-Übertragung von Parlaments- oder
Ausschusssitzungen im Internet verstanden. Wo früher nur 50 Zuhörer auf der
Zuschauertribüne von Parlamenten oder
Räten Platz fanden, sind jetzt wesentlich mehr Zuschauer in der Lage, Debatten zu verfolgen. International verfolgen insbesondere die USA, Australien
und Großbritannien das Ziel, auf diese
Weise mehr Partizipation zu ermöglichen. Das Webcasting-Konzept hat in
Deutschland auf der kommunalen Ebene einige Nachahmer gefunden.
eCabinet wird die Arbeitsweise der
Regierungen und ihrer Kabinette in
signikantem Ausmaße verändern. Dabei
stehen drei Bereiche im
è
ç Vordergrund. Zunächst gehört zu
eCabinet die elektronische Verteilung
und das Management der Kabinettsdokumente. Sodann umfaßt eCabinet
auch die Präsentation von komplexen
Regierungs-vorhaben während der
Kabinettssitzungen mit Hilfe moderner
IuK-Technologie. Schließlich gehört die
effektivere und effizientere Erschließung
des Wissens des Ministerialapparates und
externer Quellen dazu.
zeigt, dass im digitalen Zeitalter die Spielregeln neu geschrieben werden. Wenn
12 Personen mit Hilfe des Internets in
der Lage sind, eine Großdemonstration
mit über 500000 Teilnehmern zu organisieren, steht die Arbeitsweise der etablierten Großorganisationen auf dem
Prüfstand.
Als neueren Trend lassen sich Weblogs
bei Abgeordneten feststellen. Weblogs
gehen weit über die traditionelle Webpage von Abgeordneten hinaus. Sie stellen eine Art elektronisches Tagebuch
dar, so dass das Wahlvolk in der Lage ist,
Beweggründe von Entscheidungen besser nachzuvollziehen. Das Instrument
der Weblogs wird insbesondere für
Wahlkämpfe nachhaltigen Einsatz finden. Einen Vorgeschmack darauf gebenbereits jetzt die Websites der demokratischen Präsidentschaftskandidaten.
Spätestens seit der Veröffentlichung des
Berichtes der Enquete Kommission
„Bürgerschaftliches Engagement“ sollte dieses Handlungsfeld breiten Raum
in den integrierten eDemocracy-Konzeptionen einnehmen. Für die zahlreiche Akteure in der Zivilgesellschaft, zu
denen beispielsweise Freiwilligenorganiationen gehören, ist es von Bedeutung, dass sie ihre Dienstleistungen
bekanntmachen, Netze von Freiwilligen
in Form einer Community bilden oder
Spenden über das Netz einwerben können. Insofern stellt ein einheitliches
Zugangsportal für die Zivilgesellschaft eine zwingende Voraussetzung dar. Berlin hat hier mit dem
Bürgerportal einen lobenswerten Anfang gemacht. Allerdings konzentriert
sich das Bürgerportal noch allzu sehr auf
Informationsvermittlung über das
Vereinsleben der Freiwilligenorganisationen. In einer nächste Stufe sollte
auch den Kommunikations- und Transaktionsaspekten Rechnung getragen
werden. Eine e-Democracy-Strategie für
die Zivilgesellschaft wird zwei weitere
Aspekte berücksichtigen müssen. Zum
einen könnten diese Portale Marktplätze für Angebots- und Nachfragegüter
sein. Und zum anderen sind die Akteure
der Zivilgesellschaft, die ihre Tätigkeit
in der Regel ehrenamtlich ausüben, auf
schnelle, einfache und kostengünstige
Online-Verwaltungsleistungen (Anträge, Genehmigungen etc.) angewiesen. Auch dem sollte eine eDemocracyStrategie Rechnung tragen.
Drittes Handlungsfeld: Parteien und
Interessengruppen
Als dritter Aktionsbereich haben sich
die Parteien und die gesellschaftlichen Interessengruppen herausgebildet. Hier sind auch die sogenannten
Nichtregierungsorganisationen
(NGO), die angesichts der globalisierten
Welt erheblichen Einfluss auf Entscheidungen des politisch-parlamentarischen
Systems bekommen, anzusiedeln. Bei
der Ergänzung der traditionellen Parteiorganisation durch Online-Elemente
steht zunächst die Geschäftsprozessoptimierung im Vordergrund. Wenn
Parteien ihre tragende Rolle als Transmissionsriemen der Gesellschaft für den
politisch-parlamentarischen Prozess
wahrnehmen wollen, müssen sie sich im
digitalen Zeitalter stärker an den Bedürfnissen ihrer Kunden orientieren.
Multi-Channel-Zugangskonzepte,
ein ausgefeiltes Kundenverwaltungssystem (CRM) oder die Neuorganisation
der Willensbildung der Partei stellen die
Stichworte dar. Gleiches gilt auch für
andere gesellschaftliche Interessengruppen. Die NGOs wie Attac haben ge-
Viertes Handlungsfeld: Zivilgesellschaft
Diese vier Aktionsbereiche bilden die
Basis für eine eDemocracy-Strategie, die
die repräsentative Demokratie mit
partizipatorischen Elementen ergänzt.
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Erst wenn die Verknüpfung der von
Bund, Länder und Gemeinden angebotenen Online-Services mit den Aktionsbereichen einer alle Akteure umfassenden eDemocracy-Strategie erreicht ist,
kann man von einer integrierten
eGovernment-Strategie wirklich sprechen.
WILLI KACZOROWSKI
Cisco Systems, Internet Business
Solutions Group
[email protected]
u
Erfolgreiche Erprobung eines
sprachbasierten automatischen
Auskunftssystems in den
Bürgerämtern des Bezirks
Marzahn-Hellersdorf
Neuer Service
beantwortet 24 Stunden
am Tag automatisch
telefonische Anfragen
Das Problem
D
ie Frage „Wann kann ich meinen beantragten Personalausweis bzw. Reisepass abholen?“
stellen die Berliner ihrer Verwaltung per
Telefon mehr als 200.000 mal im Jahr.
Leider ist die Flut dieser Anfragen von
den Beschäftigten oft nicht konkret zu
beantworten, da lediglich von Erfahrungswerten ausgegangen werden kann.
Denn mit der Produktion der Dokumente wird die Bundesdruckerei beauftragt. Und nur dort weiß man genau,
wann ein Pass oder Ausweis produziert
und geliefert wird, und hat dieses Wissen in einem Informationssystem verfügbar. Mit Bereitstellung dieser Informationen wäre sicher eine Entlastung
und Auskunftsfähigkeit der Beschäftigten zu erreichen. Noch größer wären die
Effekte, wenn die Informationen den
Bürgern direkt zugänglich gemacht werden könnten. Am besten per Telefon automatisiert.
è
7
ç
Der Anspruch
Zur innovativen Lösung des Problems hat die Senatsverwaltung für Inneres mit dem
Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, der Bundesdruckerei GmbH und der PSI-UBIS
AG eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen. Ziel des Projekts war die Bereitstellung eines sprachbasierten, telefonischen Dienstes zur automatischen Auskunftserteilung zum Status von Personaldokumenten und dessen praktische Erprobung
mit den Bürgerinnen und Bürgern des Bezirks Marzahn-Hellerdorf.
Dieser Feldversuch sollte die Akzeptanz des Dienstes bei den Verwaltungskunden
nachweisen und die Beschäftigten signifikant von telefonischen Anfragen und
Suchaufwänden entlasten. Insgesamt soll die Lösung durch wirtschaftlichen Einsatz
und verwaltungsweite Übertragbarkeit zur E-Government-Entwicklung in der Berliner Verwaltung beitragen.
Die Lösung
In enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort wurde
ein Systemverbund auf Basis einer Voice-Service-Plattform (s. Abb. 1) konzipiert
und umgesetzt. Mit der eingesetzten Plattform können Zugriffe per Telefon auf
Datenbanken mittels interaktiven und natürlichen Sprachdialogen realisiert werden.
Die Antragsteller erhielten in den Bürgerämtern eine Referenznummer und eine
Telefonnummer. Wird die angegebene Telefonnummer angewählt und die jeweilige
Referenznummer eingesprochen, wird automatisch ermittelt und mitgeteilt, ob,
wann und wo das beantragte Dokument abgeholt werden kann.
Abb. 1
Anrufverteilung
0,3%
Erfolg mit einer Ansage
4,0%
7,0%
Eine Wiederholung
12,7%
Mehrere
Wiederholungen
Sofort aufgelegt
76,0%
Weiterleitungen
Abb. 2 - Anrufverteilung
2
1/04 2 8
Dabei wird die eingesprochene Referenznummer per VoiceXML über die Service-Plattform als Anfrage an das elektronische Personalausweis- und Reisepass-Informationssystem (eIDINFO)
der Bundesdruckerei übertragen. Die
Rückmeldung erfolgt wiederum per
VoiceXML über die Service Plattform
an die Anrufer.
Neben der Nutzung des eIDINFO durch
Bürgerinnen und Bürger über die VoiceTechnologie wurde das Informationssystem auch den zuständigen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Bürgerämter des Bezirks durch Bereitstellung auf den APC via Internet
(Grenznetz) verfügbar gemacht.
Die Erprobung / Der neue Service in
der Praxis
Die Pilotierung erfolgte auf der Basis
eines betriebsfähig vorliegenden Systemverbunds im Zeitraum 01.09. bis
31.12.2003. Im Feldversuch wurde eine
hohe Akzeptanz nachgewiesen: 27 %
aller Antragsteller haben den Dienst erfolgreich genutzt. Diese konnten fast
vollständig vom System „bedient“ werden (s. Abb. 2). Über 90% der Befragten
beurteilten den Dienst mit „sehr gut“
und „gut“. Die direkten telefonischen
Nachfragen in den Bürgerämtern sanken um 70%. Gleichzeitig wurde die
Auskunftsfähigkeit der Beschäftigten
durch eIDINFO entscheidend verbessert. Entsprechend wurde die Qualität
des Dienstes von den am Feldversuch
teilnehmenden Beschäftigten durchgängig als „sehr gut“ bis „gut“ beurteilt.
Das Fazit
Der erprobte Anwendungsbereich repräsentiert Prozesse zur Erbringung einer der in den Berliner Bürgerämtern
am häufigsten nachgefragten und gleichartig zu erbringenden Dienstleistungen.
Für die Verwaltungskunden steht ein
automatischer Service zur Verfügung,
der 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der
Woche telefonisch ohne Wartezeiten und
Warteschleifen erreichbar ist und verlässliche Auskünfte erteilt.
è
ç
Allein in dem erprobten Anwendungsszenario können verwaltungsweit jährlich rd. 200.000 einkommende
Anrufe automatisiert beantwortet werden. Es ist daher vorgesehen, diese
kundenfreundliche, beschäftigtenentlastende und wirtschaftliche Lösung
2004 verwaltungsweit einzusetzen.
Da die Lösung dem Grunde nach bundesweit einheitlich zu erbringende
Dienstleisungen unterstützt, hat sich die
Senatsverwaltung für Inneres mit dem
Projekt am 4. E-Government-Wettbewerb in Bundes-, Landes- und Kommunalverwaltungen beteiligt. Die zum Einsatz kommende Voice-Service-Plattform
ist zudem in einer Vielzahl von anderen
Anwendungsszenarien einsetzbar (z.B.
Auskunfte zu Fahrerlaubnissen).
Weitere Informationen zu dem Projekt
finden sich unter:
http://www.bundesdruckerei.de/de/
behoerdenservice/eidinfo/index.html
www.ubis-ag.com/62_content.htm
RALF GANSER
Senatsverwaltung für Inneres Berlin
E-Mail: [email protected]
u
Berliner Softwarespezialist
SAPERION AG
Archiv- und DMSSysteme bei Behörden
in Berlin und
Brandenburg
D
ie öffentliche Verwaltung spart
Ressourcen ein und muss trotzdem immer höhere Anforderungen erfüllen. Dieser Spagat ist nur
mit zukunftsweisender Technologie und
viel Erfahrung im Umgang mit Informationen möglich. Das Berliner HighTech-Unternehmen SAPERION AG
entwickelt modernste IT-Lösungen für
Archivierung, Dokumentenmanagement und Workflow. Bereits über 6.000
Unternehmen weltweit aus allen Branchen setzen bereits auf die Lösungen
von Saperion, auch in einer Reihe öffentlicher Verwaltungen in Berlin und
Brandenburg sind Systeme des Britzer
Herstellers bereits im Einsatz.
So wurde bei der Oberfinanzdirektion
(OFD) Berlin ein Dokumenten-Management-System (DMS) für den Hochbau
zur Archivierung und Verwaltung sämtlicher Hochbauunterlagen der OFD sowie der Berliner Bundesbauämter realisiert. Dabei haben die DMS-Experten
des Saperion-Partnerunternehmens
IWiS Consult GmbH eine einheitliche
Struktur zur Klassifikation der Dokumente für Archive und Plankammern
umgesetzt. Es werden bei diesem Projekt sowohl CAD-erstellte und eingescannte Pläne als auch Fotos, Textdokumente und Anwendungsdateien der
unterschiedlichsten Formate verwaltet.
Auf diesen umfassenden Dokumentenfundus können die Anwender aus verschiedenen Blickwinkeln zugreifen: Zum
einen aus Sicht der Gebäudestruktur ausgehend von der kompletten Liegenschaft über Gebäudeteile bis zu einzelnen Geschossen oder Räumen - und
darüber hinaus auch nach funktionaler
Struktur wie etwa nach Bauablauf,
Gewerk oder HOAI (Honorarordnung
für Architekten und Ingenieure). All diese
Zugriffsmöglichkeiten lassen sich beliebig untereinander kombinieren.
Eine Reihe weiterer DMS-Vorhaben im
öffentlichen Sektor sind seitdem hinzugekommen. So hat sich die Stadtverwaltung von Hennigsdorf in Verbindung
mit dem Umzug der Stadtverwaltung in
ein neues Rathaus für die Einführung
eines DMS von Saperion entschieden.
Die erste Projektphase beinhaltete die
Implementierung eines elektronischen
Archivsystems für die Fachdienste „Allgemeine Verwaltung und ADV“, „Stadtkasse, Kämmerei und Steuern“ und
„Personalwesen und Recht“. Das
Hochbauamt Spandau hat eine SaperionLösung für die Führung der ca. 14.000
Pläne und Zeichnungen ihres
Immobilienbestandes eingeführt. Im
Mittelpunkt des Systems steht die Ver1/04 2 9
waltung der Unterlagen durch die Zuordnung zu der individuellen Gebäudestruktur der einzelnen Objekte.
Schon seit Ende der 90er Jahre setzen
das Landesamt für Bauen, Straßen und
Verkehr, das Autobahnamt und die sechs
Straßenbauämter des Landes Brandenburg auf ein gemeinsames DVBauwerksarchiv von Saperion. Mit der
Moderation der IWiS Consult wurden
ein fachspezifischer Aktenplan und ein
Klassifikationsmodell erarbeitet, das alle
bundeseinheitlich vorhandenen Vorgaben berücksichtigen. Weitere wesentliche Komponenten des Projektes waren
die kostengünstige und effektive Organisation einer umfangreichen Ersterfassung und die Erarbeitung von Vorgaben für die digitale Zulieferung von digitalen Dokumenten im Rahmen von
Baumaßnahmen.
Bei der Sonderabfallgesellschaft
Brandenburg/Berlin mbH hat die IWiS
Consult GmbH eine Saperion-Lösung
zur Realisierung der automatisierten
Belegerfassung und -archivierung integriert. Sämtliche Gebührenbescheide
sowie eingehende Entsorgerrechnungen
werden hier vollautomatisch archiviert
und indexiert. Die SBB ist die Landesgesellschaft zur Organisation der Sonderabfallentsorgung im gemeinsamen
Wirtschaftsraum Brandenburg und
Berlin.
FRANK ZSCHEILE
[email protected]
u
7
VeZuDA als Grundlage
für eine E-GovernmentDienste-Plattform
VeZuDa: was lange währt ...
B
ereits in der zweiten Hälfte der
90er Jahre wurde in der Senatsverwaltung für Inneres unter
dem Namen VeZuDa (Vereinheitlichung und Zusammenführung unterschiedlicher Datenstrukturen) ein
zukunftsorientiertes und innovatives
Projekt mit dem Ziel aufgesetzt, verschiedene Datenstrukturen und Verfahren in der Berliner Verwaltung zu vereinheitlichen und zusammenzuführen
und damit ein ganz grundsätzliches Problem beim IT-Einsatz zu lösen. Mit der
rasanten Entwicklung auf dem Gebiet
der IT wurden aus den visionären Vorstellungen sehr schnell konkrete Anforderungen an eine solche Infrastruktur,
wie z.B. bei der Neugestaltung des Einwohnerwesens (EWW-neu).
Im industriellen Umfeld ist die konsequente Umsetzung des Plattformgedankens ein erfolgreicher Lösungsansatz für diese Herausforderungen. So
wird beispielsweise in der Automobilindustrie seit vielen Jahren bei der Konzeption und Realisierung neuer Modelle
auf die Wiederverwendung von Komponenten gesetzt. Dieser Ansatz spart
Zeit, minimiert Entwicklungs- und
Produktionskosten und sichert
gleichbleibende bzw. steigende Qualität.
Seit mehr als 30 Jahren werden in der
Berliner Verwaltung Anwendungsverfahren beschafft, entwickelt und eingesetzt. Es entstand eine Vielzahl von
Datenbeständen und Lösungen, die nur
zum Teil untereinander kompatibel sind
– trotz entsprechender Anforderungen
aus den zu bearbeitenden Verwaltungsprozessen.
In einer ersten Phase von VeZuDa wurde ein generelles Lösungskonzept zur
2
Kompatibilität und Interoperabilität
entwickelt. Auf dieser Basis wurde in
der zweiten Phase eine prototypische
Anwendung realisiert, die bereichs- und
technikübergreifend in mehreren Fachverwaltungen erprobt worden ist. In der
derzeit laufenden dritten Phase sind nun
die für den zukünftigen berlinweiten
Betrieb notwendigen organisatorischen
und technischen Voraussetzungen geschaffen worden. Das Projekt VeZuDa
ist ein großes Kooperationsprojekt der
Berliner Verwaltung. Fachlich sind bzw.
waren die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die Senatsverwaltung für
Arbeit, Soziales und Frauen, das Landesamt zur Regelung offener Vermögensfragen, das Statistische Landesamt, das
Landeseinwohneramt, der Landesbetrieb für Informationstechnik und die
Senatsverwaltung für Inneres beteiligt.
VeZuDa und E-Government
Für eine erfolgreiche E-GovernmentEntwicklung ist die zentrale Planung
und Bereitstellung von einheitlichen,
fach- und verfahrensunabhängigen Portalen, Querschnitts- und Basisdiensten
unerlässlich. Solche Dienste, die von
unterschiedlichen Fachanwendungen
genutzt werden können, dürfen
möglichst nur einmal geplant, bereitgestellt und betrieben werdem. Nur so
werden Mehrfachaufwände vermieden,
die sonst die notwendige Folge einer
isolierten Entwicklung im Zusammenhang mit einzelnen Fachanwendungen
wären.
Der Aufbau einer landesweit verfügbaren E-Government-Plattform erfolgt
auf der Grundlage der Konzepte und
Ergebnisse des Projekts VeZuDa. Ziele
sind die zentrale Bereitstellung und der
zentrale Betrieb von IT-Infrastruktur
Dienstekomponenten. Dazu ist die Zusammenarbeit aller laufenden und geplanten VeZuDa-orientierten Projekte
zu einer sukzessiven Implementierung
bzw. Portierung auf eine gemeinsame,
technologieneutrale Plattform zu gewährleisten. Der Aufbau der Plattform
und die Reihenfolge der Bereitstellung
von Diensten und Anwendungen auf
1/04 2 10
der Plattform wird sich an den Kriterien
Machbarkeit (im Sinne zeitlicher
Verfügbarkeit) und Nachfrage (im Sinne der Erreichbarkeit möglichst vieler
Kunden und Partner innerhalb und
außerhalb der Verwaltung) orientieren.
Nur so können ein wirtschaftlicher Betrieb von IT - Verfahren und eine Effizienzsteigerung des IT - Einsatzes in der
Berliner Verwaltung nachhaltig gewährleistet werden.
Wegen seiner grundsätzlichen Bedeutung für die Entwicklung des EGovernment ist das Projekt VeZuDa als
eines der Schwerpunktprojekte in den
E-Government-Masterplan aufgenommen worden.
VeZuDa: Die Plattform
Die VeZuDa-Plattform hat die Aufgabe, die Kooperation der unterschiedlichen Informationssysteme der Berliner
Verwaltung zu ermöglichen:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Grunddatenbestände der Verwaltung zusammenzuführen und
bereitzustellen,
unterstützende Dienste für alle
Verwaltungsbereiche zu realisieren und damit Redundanzen zu
vermeiden bzw. zu eliminieren,
standardisierte Schnittstellen zu
Datenbeständen und Verwaltungsverfahren zu schaffen,
gemeinsame Nutzbarkeit derselben Datenbestände zu verbessern,
einsparpotenziale zu identifizieren und umzusetzen,
Anwendungen und Dienste
ergebnisorientiert auszurichten,
Verwaltungsverfahren auf kooperierende IT-basierte Strukturen abzubilden,
Flexibilität der IT-gestützten
Abläufe zu verbessern,
Bürgernähe durch eine moderne
und zeitgemäße öffentliche Verwaltung in Berlin zu schaffen. è
der Integration dieser Daten in ein umfassendes, möglichst rasch aufzubauendes Geo-Portal kann der Zugriff auf
diese Daten gesteuert werden.
Gegenstand der Ausschreibung des Verfahrens ISBJ der Senatsverwaltung für
Jugend, Bildung und Sport war erstmals
eine Plattform-Architektur. ISBJ wird
als neues VeZuDa-konformes Anwendungssystem ebenfalls die Dienste
einer (erweiterten) VeZuDa-Plattform
nutzen.
Abbildung1: VeZuDa-Plattform
ç
Der Plattformgedanke und die zugehörigen Konzepte dürfen noch keine
Technologie bzw. den Einsatz bestimmter Produkte implizieren. Die Anwendungen
selbst dürfen von der Plattform beim Einsatz der Technologie nicht eingeschränkt
werden, es wird nicht in die Fachlichkeit von Anwendungen und Verfahren eingegriffen. Die Selbständigkeit der Applikationen bleibt erhalten.
VeZuDa setzt in der derzeitigen Ausprägung die PAGUS-Plattform von T-Systems
ein. Diese basiert auf offenen Standards von CORBA, Java und XML-Technologien,
die für die Integration bestehender Systeme gut geeignet sind. Der raschen Entwicklung der Technologie entsprechend müssen die Aufnahme weiterer plattformorientierter
Produkte ermöglicht und eine bedarfsorientierte Migration unterstützt werden.
VeZuDa und Anwendungssysteme
Der Bereich Geodaten ist für die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung von
grundlegender Bedeutung. Obwohl sich viele Informationen auf den gleichen Raum
beziehen, waren Datenbestände untereinander aus unterschiedlichen Gründen nur
zu einem geringen Teil auch geometrisch aufeinander zu beziehen. Die heute
vorliegenden Geobasis- und Fachgeodaten und die von den geographischen
Informationssystemen bereitgestellten Techniken und Standards erlauben eine Überwindung dieser Inkompatibilitäten.
Eine erste Pilotanwendung auf Basis der VeZuDa-Plattform hat die Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung, Abt. III -Geoinformation, Vermessung, Wertermittlung- mit
dem Berliner Liegenschaftsinformationsservice (BLIS) realisiert. BLIS ermöglicht
den Zugang zu grundstücksbezogenen Daten des Vermessungswesens und weiterer
ausgewählter Datenbestände anderer Fachbereiche. Dafür wurden die Geobasisdaten,
Automatisiertes Liegenschaftsbuch (ALB), Automatisierte Liegenschaftskarte (ALK)
sowie weitere ergänzende Daten, Bodenrichtwerteatlas (BRW), Flächennutzungsplan (FNP), Gewerbeatlas Berlin (GAB), Regionale Bezugssystem (RBS), als Basisdienste in die Plattform integriert.
Eine weitere wichtige Anwendung im Bereich geographischer Informationssysteme
ist das Fachinformationssystem „FIS –Broker“. Es verbindet Geobasisdaten mit den
Fachdaten der einzelnen Bereiche, wie Emissionsdaten im Bereich Umwelt, Denkmalkarte, geologische Karten, Gewässerkarten, Einwohnerdichte und vieles mehr. Mit
1/04 2 11
Schrittweise können die beschriebenen
Plattformdienste dann weiteren Anwendungen zur Verfügung gestellt werden.
So werden Basisdienste wie der landesweite Formularservice über die Plattform zur Verfügung gestellt. Im Bereich
Bürgerdienste ist das (Start-) Infosystem
i in die E-Government-Plattform zu integrieren. Dafür ist die Weiterentwicklung zum Infosystem für Bürgerämter
notwendig.
Die Schnittstelle für den Zugriff auf die
strukturell und technologisch sehr unterschiedlichen Datenbestände ist durch
die Verwendung von XML vereinheitlicht (siehe Artikel „Verwendung von
XML in VeZuDa/BLIS“ Splitter 1/
2002). Dieses trägt wesentlich zur bedarfsgerechten Weiterentwicklung bei.
VeZuDa: Stand und Ausblick
Der Pilotbetrieb der aktuellen PAGUSPlattform wird seit September 2003 im
Landesbetrieb durchgeführt. Der Übergang in den Wirkbetrieb ist für April
2004 vorgesehen.
Die komponentenorientierte Architektur, ist offen skalierbar, erweiterbar und
bietet:
•
•
•
einen personalisierten Zugang zu
den Diensten
einen authentifizierbaren und sicheren Zugang für Kunden,
Nutzer und Anbieter
die Verwaltung aller über die
Plattform angebotenen Dienste
(Dienstemanagement)
è
7
ç
•
• die Verwaltung von Dienststel-
len (Kunden) und deren
Berechtigungen (Aufgabenbereiche)
die Verwaltung von Nutzungsdaten, Tarifen und Dienstprofilen
Für die Zukunft stellt sich die Aufgabe,
die der raschen technischen Entwicklung folgende Migration von Plattformprodukten zu unterstützen, das Diensteangebot zu ergänzen und ein umfassendes, den Anforderungen entsprechendes Leistungsspektrum zu präsentieren.
Die besondere Bedeutung der VeZuDaPlattform liegt aber letztlich nicht so
sehr in den technischen Aspekten. Aus
der Vielzahl möglicher Geschäftsprozesse, in die die Verwaltung, Bürger,
Geschäftskunden und Anbieter involviert sein können, stehen für VeZuDa
zunächst diejenigen Prozesse im Vordergrund, die die Geschäftsbeziehungen
zwischen verschiedenen Bereichen der
Verwaltung beinhalten (G2G), mithin
die Vereinheitlichung von Datenbeständen und Diensten innerhalb der
Berliner Verwaltung.
Die Plattform unterstützt auch
Geschäftsbeziehungen zwischen der
Verwaltung als Anbieter von Dienstleistungen und Bürgern sowie Unternehmen (G2C, G2B) – wie z.B. qualifizierte
Antragsbearbeitung über Internet und
Interaktive Unterstützung von Unternehmen im Bereich KFZ.
Die
in der Zentral- und
Landesbibliothek Berlin
Selbstorganisiertes Lernen am PC
und online
I
n der globalisierten Wirtschaft ist
Bildung zum wichtigsten globalen
Wettbewerbsvorteil geworden.
Vom einzelnen Bürger wird Flexibilität
und Lernbereitschaft verlangt. Der Arbeitsmarkt verlangt zunehmend, dass
die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen vorhanden ist. Die neue Herausforderung heißt, selbst aktiv eigene Bildungslücken, z.B. durch Nachhilfeunterricht, Aufbaustudium oder berufliche Weiterbildung zu schließen. Die
digitalen Medien und das Internet machen es möglich. Sie eröffnen für den
Einzelnen ungeahnte Möglichkeiten sich
selbst weiterzubilden und stellen gleichzeitig die traditionellen Bildungseinrichtungen vor neue Anforderungen.
Eine stetig wachsende Zahl von PCund Internetnutzern macht von diesen
Möglichkeiten Gebrauch und greift auf
Bildungssoftware und Online-Angebo-
Haben anfangs Medienpädagogen das
Angebot an Bildungssoftware eher skeptisch beurteilt und vor unerwünschten
Folgen gewarnt, ist inzwischen deutlich
geworden, dass Info-Edutainment die
Motivation fördert und das Lernen leichter macht, auch wenn sich hierdurch
nicht immer automatisch bessere Schulnoten ergeben. Die hohe Akzeptanz und
Nutzung von Bildungssoftware und
Computerspielen unter Kindern und
Jugendlichen ist anerkannt. Vor dem
Hintergrund der aktuellen Bildungsdiskussion bietet das Lernen am heimischen PC sowohl für Erwachsene als
auch für ihre Kinder eine willkommene
Möglichkeit eigene Bildungslücken anzugehen und sich selbst weiter zu bilden.
Auch die Qualität der Produkte ist
inzwischen sehr gut und wer schon über
hinreichend viel Erfahrung verfügt, hat
keinerlei Bedienungsprobleme.
Im Juli 2001 haben 40% der Deutschen
zwischen 14 – 64 Jahren das Internet
genutzt, im August 2002 waren es schon
46% und im Juli 2003 56%, eine beträchtliche Steigerung innerhalb der letzten 24 Monate (vgl. Schaubild 1 auf der
nächsten Seite).
Die Nutzung des Internet hat sich
insbesondere auch im privaten Bereich
vollzogen. Jeder zweite Bundesbürger
(49%) nutzt die Angebote im Netz von
zu Hause aus und nur jeder vierte (25%)
geht am Arbeitsplatz bzw. am beruflichen Ausbildungsplatz online. Jeder
fünfte nutzt das Internet bei Freunden
und Verwandten (19%) online. Im Vergleich hierzu fällt die persönliche Nutzung des Internet in der Schule bzw. an
der Universität ( 9%) oder an öffentlichen Orten wie z.B. im Internetcafe
(6%) eher gering aus1).
Die konsequente Umsetzung des
Plattformgedankens mit der gemeinsamen Nutzung von vorhandenen Daten
und Diensten ermöglicht damit – analog
zur industriellen Fertigung und Produktion – auch in der Verwaltung das Ausschöpfen von Einsparpotenzialen und
die Steigerung von Effizienz und Qualität der Dienstleistungen
Mehr Informationen:
VeZuDa: Thomas Finn, Senatsverwaltung für Inneres,
[email protected]
Plattform: Horst Herzog, T-Systems,
[email protected]
u
2
te im Internet zu. Ob allein oder in der
Gruppe, das Lernen am Bildschirm findet zunehmend über das Internet statt,
d.h. die bisherigen Möglichkeiten werden mit dem weltweiten Zugriff auf
Bildungsangebote erheblich erweitert.
Werden die Internetnutzer danach gefragt, welchen Nutzen sie mit
è
1/04 2 12
Schaubild 1: Veränderung bei der Nutzung des Internet innerhalb von 3 Jahren
Quelle: media.spiegel.de; ACTA 2001, 2002, 2003 Institut für Demoskopie
Allensbach, Bevölkerung zwischen 14 und 64 Jahren
%-Anteil der Bevölkerung
ç dem Internet verbinden, geben sie an, „nützliche Sachen“ zu machen. Dass sie
hierbei nicht flunkern zeigt die Rangliste der 10 beliebtesten Internetangebote in der
folgenden Tabelle.
Tabelle:
Nutzung von Internet-Angeboten – Top ten –
(Internetnutzer)
Rang
%
Inhalt
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
90
72
71
70
69
69
67
67
63
63
E-Mails
Informationen über Reiseziele
Nachschlagewerke
Informationen für Schule, Ausbildung und Beruf
Wetterbericht, Reisewetter
Veranstaltungshinweise
Fahr und Flugpläne
Produktinformationen, Preisvergleiche
Herunterladen von Software
Aktuelle Nachrichten zur Politik
Quelle: ACTA 2003, IfD Allensbach, Deutsche Bevölkerung zwischen 16 und 64
Jahren in Privathaushalten am Ort der Hauptwohnung, N=10.424
Für die Internetnutzer stehen weit oben auf der Liste online-Angebote, die zur
schulischen oder beruflichen Bildung genutzt werden.
Es wird deutlich, dass PC- und Internetnutzer ein erhebliches Interesse an Bildungsund Informationsangeboten aber auch an spielerischer Unterhaltung haben. Dieses
Interesse wird verstärkt, wenn die Angebote vom heimischen PC aus genutzt werden
können. Die Nutzung von qualitativ hochwertiger Bildungssoftware und Lexika am
heimischen PC oder im Internet ist so offensichtlich, dass von einem neuen
Bildungsmarkt gesprochen werden kann. 6,8 Mio. Bundesbürger über 14 Jahre
würden Bildungssoftware und 7,9 Millionen Lexika am PC benutzen. Kein Wunder
also, dass die Lebensmittelkette Aldi ihre Multimedia-PCs inklusive der Bildungssoftware Encarta erfolgreich verkauft.
Es wäre jedoch verfrüht, dieses positive Ergebnis so zu deuten, dass die PISAErgebnisse hierdurch ausgeglichen werden können und die Hilfe zur Selbsthilfe
1/04 2 13
allein ein hohes Bildungsniveau für breite Bevölkerungsschichten garantieren
kann. Die Zahlen sprechen eine andere
Sprache und unterstützen in aller Deutlichkeit eines der Hauptergebnisse der
PISA-Studie; in Deutschland hängt Bildung vom Einkommen ab (vgl. Schaubild 2 auf der nächsten Seite).
Werden Internetnutzer danach untersucht, welchen Bildungsschichten und
Einkommens- bzw. Berufsgruppen sie
angehören, wird deutlich, dass gebildete
und einkommensstarke Bevölkerungsgruppen in besonders hohem Maße vom
Internet Gebrauch machen (vgl. Schaubild 3 auf der übernächsten Seite).
Das Schaubild 3 zeigt: acht von zehn
Bundesbürgern, die Abitur haben, gehören zu den Internetnutzern wohingegen nur jeder dritte Deutsche mit Hauptbzw. Volkschulabschluss online aktiv
ist. Sieben von 10 Berufstätigen, die sich
in leitender Angestelltenposition befinden, nutzen das Internet aber nur jeder
dritte Hilfs- bzw. angelernte Arbeiter.
Auch die Höhe des Haushaltseinkommens entscheidet über die
Internetnutzung. Wer in einem Haushalt lebt, der über 3.500 Euro monatlich
zur Verfügung hat 2), nutzt sehr viel
häufiger das Internet als jemand, der
unter 1.000 Euro im Monat zur Verfügung hat.
Im Vergleich zu 2001 ist in den vergangenen Jahreni diese Schere zwischen
den Berufsgruppen mehr oder weniger
konstant geblieben.
Die e-LernBar als Multimedia-Lernzentrum für selbstorganisiertes Lernen
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und auch breite Bevölkerungsschichten zu motivieren, das InfoEdutainment-Angebot zu nutzen ist die
e-LernBar in der Zentral- und Landesbibliothek eingerichtet worden. Mit dieser neuen Einrichtung wird ein öffentlicher Zugang zu neuen Formen des selbstorganisierten Lernens mit Hilfe elektronischen Medien geschaffen.
è
7
Schaubild 2: Anteil Internetnutzer in Abhängigkeit vom Haushaltsnettoeinkommen
%-Anteil
Internetnutzer *
Quelle: +) GfK, IPSOS, NFO Infratest, Online Reichweiten Monitor 2002,
Dt. Wohnbevölkerung 14-69 Jahre, N = 6528, Okt. – Dez. 2001
++) GfK, IPSOS, NFO Infratest, Online Reichweiten Monitor 2002II;
Deutsche Wohnbevölkerung 14 - 69 Jahre, N=13.118, Jan.-Mai. 2002
+++) GfK, IPSOS, NFO Infratest, Online Reichweiten Monitor 2003II;
Deutsche Wohnbevölkerung 14 - 69 Jahre, N=13.198, Jun. 2002-Mai. 2003
Ziel ist, Lernmittler, d.h. Lehrer, Eltern
und interessierte Menschen zu motivieren, Bildungssoftware für den Unterricht bzw. zur Weiterbildung zu nutzen,
und sie darin zu unterstützen, selbst
Software-Werkzeuge (z.B. das Werkzeug
„Stein des Weisen“) zu nutzen, um eigene Lern- und Lehrmaterialien zu erstellen.
Zusätzlich zur Präsentation und Bereitstellung bietet das Multimedia-Lernzentrum praktische Unterstützung zu
Fragen der Handhabung und vermittelt
Kompetenz im Umgang mit PCs, Netzen, Digitalkameras, CD-Brennern usw.
Es werden auch Seminare und Workshops zu besonderen Produkten und
Anwendungen für interessierte Kunden,
Gruppen und Vereine angeboten.
*) Internetnutzung: Weitester Online-Nutzerkreis WNK innerhalb der letzten 3
Monate
In einem 30 m2 großen Raum vis-a-vis
dem Berliner Schlossplatz sind 32 Lernplätze zur Nutzung der Lern- und
Bildungssoftwareprodukte vor Ort eingerichtet. Es handelt sich um 15 Einzel,
12 Gruppen-, 5 Steh- sowie 2 LiegeLernplätze.
ç Der Aufbau des Multimedia-Lernzentrums ist eine Zusammenarbeit zwischen
der Zentral- und Landesbibliothek, dem LIT, der Fa. Cisco, Fa. NETFOX und Fa.
IBM. Die knapp bemessene Investitionssumme betrug ca. 200.000 Euro und wurde
finanziert aus Bundesmitteln. Mit der Gestaltung des Lernzentrums ist der Architekt
Martin Verhoeven beauftragt worden. Das Land stellt durch die ZLB Räume und
Personal zur Verfügung.
Das Bildungsangebot wird zunächst
Sprach- und EDV-Kurse bestehen, soll
aber erweitert werden um berufsbegleitende Inhalte, Nachschlagewerke, politische Weiterbildung sowie verschiedene Lernhilfen.
Bei der e-LernBar handelt sich also um eine öffentliche Einrichtung, die zunächst
ihren Auftrag darin sieht, einen unkomplizierten Zugang zu den neuen Bildungsmedien für ein breites Publikum anzubieten. Insbesondere geht es darum, Menschen
mit der Bildungssoftware für Schule, Beruf und Freizeit und den hochwertigen
Computerspielen bekannt zu machen und eine persönliche Nutzung zu ermöglichen. Hierzu gehört auch, die Entwicklung von Medienkompetenz im weitesten
Sinne zu fördern.
Die e-LernBar wird Montag bis Freitag
von 13.00 bis 19.00 geöffnet sein. Die
Eröffnung für das breite Publikum wird
voraussichtlich Ende März stattfinden.
Damit breite Bevölkerungsschichten erreicht werden können, ist das MultimediaLernzentrum an der Zentral- und Landesbibliothek angegliedert; zum einen weil die
Öffentliche Bibliothek eine quer über alle Altersgrenzen und Bevölkerungsschichten
intensiv genutzte öffentliche Einrichtung ist, zum anderen, weil es hier Tradition ist,
Informationen und Medien zum selbstorganisierten Lernen anzubieten. Darüber
hinaus würde gerade die Cross-Media-Nutzung der verschiedenen Medien der
Bibliothek diesen Aspekt der Medienkompetenzentwicklung unterstützen.
Die e-LernBar hat die Aufgabe, die Nutzung der neuen Bildungsmedien zum Zwecke
der schulischen und beruflichen Bildung, insbesondere auch in Bildungseinrichtungen
zu beschleunigen und die hierfür erforderliche Medienkompetenz zu verbreiten. Das
2
1/04 2 14
Zentral- und Landesbibliothek, Berlin
DR. CHARLOTTA FLODELL
Projektleitung
) Quelle: ACTA 2003, Institut für Demoskopie, 2003 , deutsche Bevölkerung
14-64 Jahre
1
) ca. 13% der Befragten in der ACTAStudie gaben an in einem Haushalt mit
einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommmen von über 3.500 Euro zu
leben
2
Schaubild 3: Internetnutzung in Abhängigkeit von Schulbildung, Beruf und
Haushaltsnettoeinkommen. Quelle: Acta 2003, Institut für Demoskopie Allensbach,
Deutsche Bevölkerung zwischen 14 und 64 Jahren in Privathaushalten am Ort der
Hauptwohnung, N=10.424, Jan.-Aug. 2003
Das Projekt VHS-IT der
Berliner
Volkshochschulen
G
egenstand des Projektes VHSIT war die Einführung eines
multifunktionalen, einheitlichen, vernetzten und datenbankbasierten EDV-Fachverfahrens für die
Berliner Volkshochschulen und der für
die Volkshochschulen zuständigen Senatsverwaltung. Die dafür erforderliche
Software wurde gemeinsam von
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des
Projektes VHS-IT der Berliner
Volkshochschulen unter Leitung der
Senatsverwaltung für Schule, Jugend und
Sport und der Schweizer Softwarefirma
De Simone & Osswald AG entwickelt
und basiert auf einem Standardprodukt
des Softwareherstellers zur Verwaltung
von Bildungseinrichtungen – dem D&O
Information Manager. Nach Abschluss
des Projektes Ende 2001 erfolgte die
Überführung in den Dauerbetrieb. Die
Betreuung des Verfahrens im Dauerbetrieb erfolgt durch die Geschäftsstelle VHS-IT.
In einem 30 m2
großen Raum vis-avis dem Berliner
Schlossplatz sind 32
Lernplätze zur
Nutzung der Lernund Bildungssoftwareprodukte
vor Ort eingerichtet.
Es handelt sich um
15 Einzel-, 12
Gruppen-, 5 Stehsowie 2 LiegeLernplätze.
u
1/04 2 15
In das Verfahren sind die Volkshochschulen der 12 Berliner Bezirke und das
für Weiterbildung zuständige Referat der
Senatsverwaltung für Bildung, Jugend
und Sport mit insgesamt 240 vernetzten
Arbeitsplätzen an 24 Standorten mit ca.
400 Nutzern einbezogen. Der Zugriff
auf den gemeinsamen Datenbestand
erfolgt auf Client-Server-Basis unter MS
Windows NT 4.0 über das Berliner
Landesnetz. Als zentraler Datenbankserver wird ein MS-SQL-Server (7.0)
eingesetzt. Der Zugriff auf den Datenbestand über das Internet erfolgt über
ein gemeinsam mit der Senatsverwaltung
für Bildung, Jugend und Sport (IT-Pro)
betriebenen Webserver (IIS 5.0).
Wesentliche Kennzahlen der Berliner Volkshochschulen:
Kurse, Lehrgänge, Einzelveranstaltungen, Prüfungen ca. 21.000 / a è
7
ç Belegungen (= Teilnehmer/innen),
Prüfungsteilnehmer/innen ca. 250.000/a
Unterrichtsstunden ca. 500.000/a
Es wird davon ausgegangen, dass mittelfristig
•
•
•
mehrere Millionen Datensätze in
den Datenbanktabellen vorhanden sein werden,
die Größe der Adressdatenbank 1
Mio. Datensätze überschreiten
wird,
max. 250 Benutzer gleichzeitig
auf die Datenbank zugreifen
werden.
Anpassung des Information Managers auf die Bedürfnisse der Berliner
Volkshochschulen
Für die Berliner Volkshochschulen wurden spezielle AddIns entwickelt, die den
Information Manager an die Arbeitsabläufe an Volkshochschulen anpasst. Durch
die offene Struktur der Software läßt sich
diese relativ einfach auf die verschiedenen
Kundenbedürfnisse anpassen (Beispiele
im Internet unter: www.deos.ch,
www.information-manager.ch).
Die Module der Berliner
Volkshochschulen
Modul Honorar- und Engeltkalkulation
Mit dem Modul Honorar- und Entgeltkalkulation können die Entgelte und
Honorare kalkuliert werden, sowie der
beabsichtigte Honorarkostendeckungsgrad ermittelt werden. Eine Budgetstandskontrolle ermöglicht den Überblick über bereits verplante Honorare.
In einem Administrationstool können
die zugehörigen Konten der Aufteilungsbuchung pro Volkshochschule vorgegeben werden.
Modul Schnellbuchung
Das Modul Schnellbuchung ermöglicht
alle mit der Kursbuchung zusammenhängende Arbeitsabläufe, wie Reservie-
2
rung, Warteliste, Buchung mit allen
Zahlungsarten (incl. Kasse), Stornierung
und Rückzahlungen. Es wurde zusätzlich zur Buchungsmöglichkeit mit dem
Standard Information Manager speziell
für die Berliner Volkshochschulen entwickelt, als ein einfach zu bedienendes
Tool für den Einsatz bei hohem
Publikumsaufkommen.
tomatisiert zur Weiterverarbeitung in
MS Excel zur Verfügung. Mit dem Tool
lassen sich auch andere Abfragen zur
Weiterverarbeitung mit einem Tabellenkalkulationsprogramm auf der Datenbank durchführen. Diese Abfragen erstellt die Geschäftsstelle VHS-IT nach
Anforderungen der Anwendergemeinschaft.
Modul Journale
Modul Budgetierung
Das AddIn - einzeln oder über die
Schnellbuchung aufrufbar – gibt den
Überblick über die erfolgten Buchungen im Buchungsjournal, Umsatzjournal
und Geldflussjournal.
Mit dem Modul Budgetierung lassen
sich die Budgets der Volkshochschulen
für die Landes- und Fremdmittel bezogen auf die Honorarsummen der einzelnen Programmbereiche verwalten. Einzelnen Programmbereichsleitern können Teilbudgets zugewiesen werden und
Programmbereiche können wiederum
noch einmal in Teilbudgets unterteilt
werden. Eine Budgetstandskontrolle (im
AddIn Kurserweiterung) erlaubt den
jeweiligen Überblick über das bereits
verplante Budget.
Modul LEV-Export
Mit dem Modul LEV (Lastschrifteinzugsverfahren) werden die Buchungen,
die per Lastschrifteinzugsverfahren erfolgt sind, aufgelistet und können von
dort auf einen Datenträger (Diskette)
exportiert werden, um bei dem jeweiligen
Geldinstitut der Volkshochschule automatisch weiterverarbeitet werden zu können (Verfahren wie z.B. DTA über Sfirm).
Modul Honorare
Das Modul Honorare ermöglicht die
Verwaltung der Honorarauszahlungen.
Es gibt den Überblick über bereits erfolgte Auszahlungen und ermöglicht
Abschlagszahlungen. Das AddIn unterstützt des Weiteren die Berechnung der
Sozialzuschüsse der Kursleiterinnen und
Kursleiter (Urlaubsentgelt, Renten- und
Krankenkassenzuschüsse).
Modul NBR-Export
Das Modul NBR-Export (NBR = Neues
Berliner Rechnungswesen) stellt die Honorarzahlungen über eine Schnittstelle im Format
desbezirklichenRechnungswesenszurBatchÜbergabe (nach ProFiskal) bereit. Die Übergabe erfolgt per FTP.
Modul Statistik / Abfrageprogramm
Das AddIn stellt die Berechnungen zur
DVV-Statistik und Berlin-Statistik au1/04 2 16
Entwicklungsstand des Verfahrens
VHS-IT
Im Frühjahr 2000 begann der Pilotbetrieb an drei Berliner Volkshochschulen. Die Einführung des Verfahrens an
den anderen Volkshochschulen erfolgte
in mehreren Abschnitten. Mittlerweile
nehmen alle zwölf Volkshochschulen
an dem Verfahren teil.
Ein Überblick über den Datenbestand
bezogen auf das erste und zweite Semester 2003:
Kurse im Jahr 2003
davon im Internet
Teilnehmeradressen
davon mit E-Mail
Kursleiter/innen
Rechnungsvorgänge (2003)
ca. 21.000
ca. 16.500
ca. 250.000
ca. 33.500
ca. 6500
ca. 230.000
Im letzten Schritt des Verfahrens VHSIT wurde der D&O InternetLink des
D&O Information Managers, der die
Möglichkeit schafft, die Kurse der Berliner Volkshochschulen im Internet zu
veröffentlichen, automatisch zu aktualisieren und dort auch zu buchen,
è
ç
für die Belange der Volkshochschulen angepasst. Die Einführung auf
dem gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und
Sport (IT-Pro) betriebenen Webserver
konnte Anfang 2003 erfolgreich abgeschlossen werden.
Ausblick
Der zweite Teil der automatischen Anmeldung über das Internet incl.
Rechnungserstellung wird z.Z. gemeinsam mit dem Softwarehersteller fertig
entwickelt. Diese Version soll ab dem 2.
Quartal 2004 zur Verfügung stehen.
Weiterhin ist die Anpassung auf ein für
die Volkshochschulen Frankfurt a.M.
und Bremen für den D&O Information
Manager weiterentwickeltes Rechnungswesen Mitte des Jahres 2004 geplant.
Datenübergabe an Dritte
Die Geschäftsstelle VHS-IT stellt in regelmäßigen Abständen aus dem Datenbestand aufbereitete Daten für die Datenbank KURS der Bundesagentur für
Arbeit und an die Suchmaschine von
‚meine-vhs.de‘ bereit.
eGovernment-Projekt aus dem Wohnungswesen:
Online-Wohngeldantrag (INAS)
Projektvorstellung
A
b 8. März 2004 wird ein weiteres eGovernment-Verfahren der Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung, die Online-Wohngeldantragstellung, mit dem System
INAS im Internet verfügbar sein;. das System INAS steht für Integriertes
Antragsbearbeitungssystem. Die Online-Komponente Wohngeldantrag soll den
Lückenschluss zwischen dem Online-Formular und dem Fachverfahren (InWo =
Integriertes Wohnungswesen) bilden, d.h. eine IT-basierte Bearbeitung ohne Medienbruch, vom Online-Formular bis zum IT-basierten Wohngeldverfahren ermöglichen.
Nach interner Vorarbeit sowie Abstimmung mit dem HPR und in enger Zusammenarbeit mit dem Bezirk Marzahn – Hellersdorf werden nunmehr in einem ersten
Schritt für einen 3-monatigen Pilotbetrieb die 3 Bezirke Kreuzberg-Friedrichshain,
Charlottenburg-Wilmersdorf und Treptow-Köpenick beteiligt.
Nachdem der Bürger z.B. über DiWo-Online (http://www.senstadt.verwalt-berlin.de/
diwo.shtml) im Rahmen einer Probeberechnung festgestellt hat, dass er wohngeldberechtigt sein könnte, besteht nunmehr einschränkend für die am Pilotbetrieb
teilnehmenden Bezirke die Möglichkeit, einen Antrag via Webbrowser im Internet
(https://www.stadtentwicklung.berlin.de/inas/as?client=berlin) direkt zu stellen.
Vor der erstmaligen Nutzung des Systems zur Online-Wohngeldantragstellung muss
sich der Anwender mit Namen, Adresse und eMail-Adresse registrieren.
Verantwortlich:
Bernd Müller / Leiter Geschäftsstelle
VHS-IT
VHS Neukölln, Boddinstraße 34, 12040
Berlin
Tel.: 030 6809 3310
Fax: 030 6809 3298
E-Mail: [email protected]
Internet: www.vhs.berlin.de
Kontakt:
Geschäftsstelle VHS-IT
c/o VHS Neukölln, Boddinstraße 34,
12040 Berlin
Tel.: 030 6809 2237
Fax: 030 6809 4102
E-Mail:
[email protected]
[email protected]
Internet: www.vhs.berlin.de
u
Es wird für ihn im System ein Postkorb angelegt, in dem alle Korrespondenz mit dem
Wohnungsamt abgelegt wird. Danach füllt er den Antrag aus und sendet ihn über
eine sichere Verbindung an das für ihn zuständige Wohnungsamt. Unmittelbar nach
der automatischen Zuordnung, wird vom System eine Eingangsbestätigung generiert, die im Postkorb des Online Antragstellers abgelegt wird. Der Antrag selbst wird
im Postkorb des zuständigen Mitarbeiters im Wohnungsamt online bearbeitet und
automatisch über einen Tabellenexport in das bereits seit Jahren erfolgreich
è
1/04 2 17
7
ç eingesetzte Dialogverfahren für das Wohngeldverfahren übernommen und wird
dort dann wie jeder andere ‚anlog‘ gestellte Wohngeldantrag weiterbearbeitet.
Leider ist auch hier noch nicht der letzte Schritt zur digitalen Vorgangsbearbeitung getan.
Da aus Sicht des rechtlich betreuenden Fachbereiches, ein Antrag erst mit Unterschrift
des Antragstellers gültig, die digitale Signatur aber noch nicht eingeführt ist, wird der
online gestellte Wohngeldantrag erst gültig, wenn der Antragsteller mit einem während
der Online-Bearbeitung generierten Kurzantrag seine Unterschrift nachreicht. Wann und
unter welchen Bedingungen der Online-Wohngeldantrag – auch ohne Unterschrift –
angenommen und dann ggfs, auch bevorzugt bearbeitet werden kann, wird noch geprüft.
Es bleibt nun zu beobachten, ob dieses Verfahren, wie bereits die Online-Wohngeldberechnung
mit über 100.000 Zugriffen im letzten Jahr vom Bürger angenommen wird. Ziel ist es, bei
erfolgreicher Einführung und Annahme dieses Dienstes durch den Bürger den Einsatz des
Systems auf alle Bezirke auszuweiten. Wie auch schon bei der erfolgreich durchgeführten
Vermarktung des System DiWo haben schon in diesem frühem Stadium der Entwicklung einige
andere Städte und Kommunen Interesse an dieser Systemlösung bekundet.
Technische Realisierung
a)
Applikationsserver
Der INAS-Web- und Applikationsserver ist die Kernkomponente von INAS. Hier
werden die Client-Zugriffe präsentiert und verarbeitet. Von hier aus erfolgen die Zugriffe
über JAVA Database Connectivity (JDBC) auf die INAS-Datenbank.
b)
Datenbankserver
Der INAS-Datenbankserver, mit den Daten der Antragssteller, steht im Sicherheitsrechenzentrum des LIT. Bei dem Server handelt es sich um einen HP-Server mit dem
Betriebssystem HP-UX 11i sowie der Oracle-Datenbank 9i. Der Server verfügt über eine
anspruchsvolle Sicherheitstechnologie und die eingesetzte Software (Betriebssystem wie
Datenbanksoftware) entspricht den neuesten empfohlenen Sicherheitsansprüchen nach
ITSRC bzw. CC. HP–UX11i und Oracle 9i entsprechen der höchsten Sicherheitsstufe
EAL4 laut Cert/CC .
c) Clients
Der Client kann aus dem Internet (Heim-PC, öffentlich zugängliche PCs) oder dem
Intranet (PCs in Bürgerbüros, Sachbearbeiter -PC) mit einem Webbrowser auf INAS
über https zugreifen.
eVergabe VOB bei der
Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung
N
achdem ich bereits im September 2002 über das Pilotprojekt
der Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung informiert hatte (siehe Splitter 3/2003 : Bau- Ausschreibungen in zwei Stufen ins Internet), soll nun
an dieser Stelle über den aktuellen Stand
des Projekts berichtet werden:
In der Stufe 1 werden die gesamten
Vergabeunterlagen für bestimmte Baumaßnahmen in digitaler Form kostenlos
für die Baufirmen im Internet zum Herunterladen bereitgestellt:
•
•
•
Vertragsbedingungen als pdfDatei
Leistungsverzeichnis als GAEB
Datei(d83)
eventuell Zeichnungen als tifDatei
Online ab Mai 2003 unter
www.vergabe.berlin.de (oder aus dem
Intranet
unter
www.avaonline.berlin.de/main_auswahl.html).
Die Abgabe der Angebote kann in der
Stufe 1 des Pilotprojektes noch nicht
elektronisch erfolgen (sie Abb. 1 auf der
nächsten Seite).
In der Stufe 2 ab April 2004 wird dann
die Möglichkeit für die Baufirmen bestehen, die Angebote in digitaler Form elektronisch unterschrieben über das Internet an
die ausschreibende Stelle zurückzusenden !
Hierzu wird erstmals in der Berliner
Verwaltung die qualifizierte elektronische Signatur eingesetzt. Die teilnehmenden Baufirmen und die
Vergabestellen des Hoch- und Tiefbaus
bei SenStadt benötigen dazu eine entspr.
Signaturkarte mit Kartenleser.
Graphische Darstellung der INAS-Kommunikation
HELLA WAIBEL
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
2
u
1/04 2 18
Die Verwaltung wird die Angebotseröffnung dann digital durchführen. è
Das Pilotprojekt erfolgt im Rahmen einer Public Private Partnership mit der
Berliner Firma ventasoft. Diese stellt
ihre elektronische Vergabeplattform avaonline kostenlos bereit.
Ende 2004 soll der Pilotbetrieb beendet
und die eVergabe VOB in den Echtbetrieb überführt werden. Hierzu wird
bei SenStadt z. Zt. eine europaweiter
Ausschreibung vorbereitet.
Abb. 1 Pilotprojekt zum elektronischen Vergabeverfahren für Bauleistungen.
ç Damit kann der gesamte Vergabeprozess digital mit den entspr. Einsparmöglichkeiten bearbeitet werden, siehe beiliegende Darstellung des Workflow:
eVergabe VOB bei SenStadt / die 10 Schritte zur digitalen Submission Stand: Februar 2004
AVA Arbeitsplatz
CAD Arbeitsplatz
Leistungsverzeichnis
(GAEB-Datei)
Scanner
Allg. Arbeitsplatz
Zeichnungen
(PDF)
Allg. Dokumente
Baubeschreibungen
(PDF)
Erstellen der digitalen
Verdingungsunterlagen
1.
10.
Digitale
Submission
Vergabeunterlagen
2. Einstellen der Unterlagen im Internet
Intranet
Internet
6. Prüfung d.
Anforderung durch
d. Vergabestelle
Arbeitsplatz
Vergabestelle
7. Download der
digitalen Unterlagen
Web- Server
3. Bekanntmachung der Ausschreibung mit Link :
www.stadtentwicklung.berlin.de/bauen/ausschreibungen
4. Liest Veröffentlichung
9. Upload des
digitalen
Angebots
8. Erstellung des
Angebots
5. Anforderung
der digitalen
Unterlagen
Veröffentlichungsblätter
Baufirma
Die künftige digitale Bereitstellung der Vergabeunterlagen, Zurücksendung der
Angebote und deren Eröffnung und Auswertung werden nicht sofort die bisherige
Papierform ersetzen. Beide Verfahren werden über einen voraussichtlich längeren
Zeitraum gleichwertig parallel zueinander durchgeführt.
Nachdem der HPR dem Verfahren zugestimmt hat, können sich auch noch vier
Bezirke (Pankow, Neukölln, Hellersdorf- Marzahn, Friedrichshain- Kreuzberg) an
dem Projekt beteiligen, das insgesamt als eine Lösung für die gesamte Berliner
Verwaltung angelegt ist.
1/04 2 19
JOACHIM JAHN
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Serviceeinheit Informationstechnik
Leiter Verfahrensbetreuung - IT 4
Württembergische Str. 6
Zimmer 036
10702 Berlin
Telefon: 030/ 9012-5927
Fax : 030/ 9012-3500
E-Mail: [email protected]
u
Kernelemente der
eCity
eAdministration
Wie können wir den Prozess der
Verwaltungsmodernisierung und
Haushaltskonsolidierung durch den
Einsatz moderner Informationsund Kommunikationstechnik aktiv unterstützen?
eGovernment
Wie können Verwaltung, Bürger,
Wirtschaft und Politik auf Basis
innovativer Technologien zukünftig besser zusammenwirken?
eLearning
Wie vernetzen wir das Wissen in
der Region und unterstützen Qualifizierung und Weiterbildung durch
interaktive und multimediale Angebote?
ePartizipation
Wie können wir Bürger und Unternehmen mit Hilfe von IT- Lösungen stärker beteiligen und ihr Knowhow schnell und kostengünstig in
Entscheidungsprozesse einbeziehen?
u
7
Informationsdrehscheibe
Personalentwicklung in
der Berliner Verwaltung
Grundlagen
D
ie Umsetzung der Elemente der
Verwaltungsreform - auf der
konzeptionellen Grundlage des
„Neuen Steuerungsmodells“ ist in Berlin
gesetzlich geregelt. In diesem Zusammenhang wurden mit dem Verwaltungsreform-Grundsätze-Gesetz (VGG) in
Berlin Grundlagen geschaffen, diesen
Reformprozess kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Hierbei hat der Berliner Senat Ziele,
Strategien und Handlungsfelder definiert und ein umfassendes Personalmanagementkonzept beschlossen. Dieses trägt dazu bei, die Berliner Verwaltung - deren wichtigste Ressource und
Träger der Modernisierungsprozesse ihre
Beschäftigten sind - in die Lage zu versetzen, die neuen Herausforderungen
bürgerorientiert und wirtschaftlich zu
bewältigen. Basis hierfür sind die Leitlinien für Führung und Zusammenarbeit
und u.a. auch eine zielgerichtete
Personalentwicklung, durch die sichergestellt wird, dass die notwendigen Instrumente kostenbewusst eingesetzt und
die Prozesse optimiert werden können.
Rollen
Hierbei obliegen die operativen Aufgaben des Personalmanagements den
Führungskräften in den dezentralen Einheiten, die durch professionelle Personalentwicklungsberater/innen (PEB’s)
beim Einsatz der einzelnen Bausteine
der Personalentwicklung (z.B. Mitarbeiter- und Vorgesetztengespräch, Mitarbeiterbefragung, Führungskräftezirkel,
Qualitätszirkel, Feedback für Führungskräfte, Job-Enrichment/Job-Enlargement, Neues Beurteilungssystem, Strukturierte Auswahlverfahren, Anforderungsprofile, Teamarbeit, Mitarbeiter- und
Führungskräftequalifizierung on/off the
Job, etc.) unterstützt werden.
2
Qualifizierungsstandard
Das Institut für Verwaltungsmanagement Berlin (IVM) führt bereits
seit Jahren die Qualifizierung der
Personalentwicklungsberater/innen
durch und stellt eine kontinuierliche und
standardisierte Fortbildung insoweit sicher, als Fachleute qualifiziert werden,
die eine systematische Umsetzung der
Personalentwicklung ermöglichen und
den Prozess jeweils vor Ort begleiten.
Aufgaben der
Personalentwicklungsberater/
-innen
Der Berliner Senatsbeschluss 202/96
sieht eine Unterstützung der Führungskräfte bei der Wahrnehmung ihrer
Personalmanagementaufgaben durch die
Personalentwicklungsberater/innen
durch nachfolgende Aufgaben: Unterstützung bei der Erstellung von Anforderungsprofilen, Unterstützung bei
der Umsetzung des neuen Beurteilungswesens, Durchführung von strukturierten Auswahlverfahren, Ermittlung des
Qualifizierungsbedarfs, Unterstützung
beim Führungskräfte-Feedback, Durchführung von Mitarbeiter/-innen-Befragungen, Entwicklung und Durchführung von Einführungsprogrammen für
neue Mitarbeiter/innen, Entwicklung
von Rotationsplänen, Entwicklung von
Konzepten zur Führungsnachwuchsqualifizierung, einschl. organisatorischer
Umsetzung und Begleitung, Durchführung von Potenzialanalysen, etc.
Zentrale Informationsbasis:
Drehscheibe Personalentwicklung
Seit dem Jahr 2002 steht die sog. „Drehscheibe Personalentwicklung“ im
Intranet der Berliner Verwaltung allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur
Verfügung. Sie erreichen die Drehschei1/04 2 20
be Personalentwicklung im Intranet unter: http://vak-lnx000.vak.verwaltberlin.de/personalentwicklung/pe.html
Die „Informationsdrehscheibe Personalentwicklung“ wird vom Institut für
Verwaltungsmanagement (IVM) sowohl
systemtechnisch als auch fachlich-inhaltlich betreut.
Damit ist das Ziel, den Themenkomplex
Personalentwicklung „in die Fläche zu
bringen“ auf einen guten Weg gebracht,
den es - im Rahmen des etablierten
Forums der Personalentwicklungsberater/innen der Berliner Verwaltung durch sukzessive Einstellung von Beiträgen -gemeinsam und kontinuierlich
weiterzuentwickeln und mit Hilfe der
(virtuellen) Redaktionskonferenz zu pflegen gilt. Anregungen und Hinweise der
Nutzer/innen sind auch hierbei herzlich willkommen. Diese finden im Rahmen der laufenden Weiterentwicklung
und -pflege dieser zentralen Informationsbasis Berücksichtigung.
KLAUS HENTSCHEL
Personalentwicklungsberater beim BA
Lichtenberg von Berlin
DESANKA CHRISTMANN
Personalentwicklungsberaterin im
Landesbetrieb für Informationstechnik
(LIT) Berlin
stellvertretend für die Mitglieder der virtuellen Redaktionskonferenz
u
1/04 2 21
7
Senatsinnenverwaltung
und Senatskanzlei
starten mit gemeinsamem IT-Projekt
SIDOK
D
er Senat hat im Rahmen der
Neuordnungsagenda 2006 be
schlossen, dass zur Vor- und
Nachbereitung von Senatssitzungen ein
elektronisch gestütztes „Senatsinformations- und Dokumentationssystem eingeführt werden soll.. Die
Innenverwaltung und die Senatskanzlei
Berlin haben dazu am 29. Dezember
2003 mit einer Projektvereinbarung dieses gemeinsame IT-Vorhaben auf den
Weg gebracht, das sich in einer ersten
Projektphase bis Anfang 2005 zum Ziel
gesetzt hat,
•
im Rahmen einer 3-monatigen
Vorstudie praktikable und
möglichst in anderen Bereichen
des öffentlichen Dienstes vorhandene
Systemlösungen
(vorzugsweise Kabinett- bzw.
Ratsinformationssysteme) aufzuzeigen und hinsichtlich KostenNutzen-Aspekten und Realisierungschancen zu bewerten
und anschließend im Zuge einer
Pilotierungsphase entscheidungsrelevante Erkenntnisse zu gewinnen,
•
wie der Sitzungsdienst des Senates elektronisch gestützt und
weitgehend webbasiert durchgeführt werden kann. Dazu gehört
auch die zentrale Verfügbarkeit
von Tagesordnungen, Senatsvorlagen, Besprechungsunterlagen,
Protokollen,
•
wie eine zentrale Benutzer- und
Zugriffsverwaltung für alle
Verwaltungsmitarbeiter, die dies
in einem entsprechenden Umfang dienstlich benötigen, zu
entwickeln und zu installieren ist,
2
•
welche Möglichkeiten / Aufgaben für den Aufbau eines medienbruchfreien, elektronischen Registratur- und Archivsystems
bestehen und konkret vorzubereiten sind,
•
welche umfassenden Rechercheund Verknüpfungsmöglichkeiten
benötigt und mit dem zu implementierenden SIDOK-System
bereitgestellt werden.
Zu einem solchen Organisationsprojekt
mit einem prägenden Anteil an
Informationstechnologie gehört es
selbstverständlich auch, dass man - gemeinsam mit den Mitarbeitern in den
Bereichen - die bisherigen Arbeitsabläufe und Informationsbeziehungen betrachtet und im Sinne einer Geschäftsprozessoptimierung nach zeitgemäßen
Lösungen sucht. Es ist ein tragfähiges
Pilot-System zu entwickeln und im Test
zu erproben. Entsprechend den Projektergebnissen sind spätere Synergieeffekte
etwa im Bereich des Sitzungsdienstes
für den Rat der Bürgermeister sowie in
der Zusammenarbeit zwischen Senat und
dem Abgeordnetenhaus von Berlin wünschenswert.
Entsprechend dem Projektauftrag sind
neben der Geschäftsstelle des Senats die
beteiligten Senatsfachverwaltungen, vertreten durch Mitarbeiter(innen) aus den
Verbindungsstellen SenFin, SenBJS und
SenStadt, als ständige Mitglieder von
SIDOK unmittelbar in die Projektarbeit
eingebunden. Im Laufe des Projektes
sollen weitere Verfahrensbeteiligte in
das IT-Vorhaben eingebunden werden
(z.B. fachliche und politische Entscheidungsträger der Verwaltung, IT-Manager, örtl.PR / HPR, der LIT als Projektberater, der Berliner Datenschutzbeauftragte).
Nähere Informationen und Auskünfte
erteilt die Projektleitung SIDOK: Jürgen
Franke, SenInn ZS C (Projektleiter), Tel.:
927-1074 bzw. Stephan König, Skzl III
G/P (stv. Projektleiter).
JÜRGEN FRANKE
STEPHAN KÖNIG
1/04 2 22
u
AusReg 2 – Voruntersuchung neues
Ausländerregister
Sollkonzept für die IT-Ausstattung
der Ausländerbehörde liegt vor
Der Projektauftrag
D
as Landeseinwohneramt führt
mit Unterstützung des LIT eine
Voruntersuchung zur künftigen
IT-Ausstattung der Ausländerbehörde
(ABH) durch. Aufgabe der Voruntersuchung AusReg2 ist es, einen Masterplan
für die zukünftige IT-Ausstattung der
Ausländerbehörde zu entwickeln. Dieser Plan bildet die fundierte Grundlage
für die notwendigen Entscheidungen
zum weiteren Vorgehen. Das bisherige
System muss spätestens am 31.12.2005
abgelöst sein.
Die Zusammenarbeit zwischen dem
LEA und dem LIT ist in einer Projektvereinbarung verabredet. Die Projektarbeit ist entsprechend dem Vorgehensmodell des LIT organisiert. Die Projektgruppe besteht aus Mitarbeiter/innen
des LEA, Kolleginnen des LIT sowie
der externen Unterstützung durch die
Firma AWS Consulting. Die Projektorganisation ist entsprechend dem Standard-Vorgehensmodell des LIT gestaltet.
Die Aufgabenstellung für das Projekt
beschränkt sich nicht auf IT-spezifische
Aspekte. Vielmehr hat das LEA für die
Voruntersuchung ein starkes Augenmerk
auf strategische und organisatorische
Aspekte gelegt. Eine isolierte Betrachtung zur Ablösung des bestehenden
Fachverfahrens stand nicht im Fokus.
In der Phase 1 der Voruntersuchung
(Anforderungen erheben) wurden daher Aufgabenstellungen bearbeitet, wie
sie die Abb 1 auf der nächsten Seite
zeigt.
Die Ausländerbehörde Berlins
Die Ausländerbehörde Berlin ist die
größte ihrer Art in der Bundesè
Dabei hat die Ausländerbehörde eine
Vielzahl von Außenbeziehungen, die in
einer verdichtet zusammengefassten
Form in Abb. 3 auf der nächsten Seite
dargestellt wird.
Zielszenario und Strategische
Positionierung
Abb 1
ç republik Deutschland. Der Leistungsumfang lässt sich in folgenden Eckwerten
beschreiben:
•
•
•
Die Ausländerbehörde ist mit einer Mitarbeiterkapazität von derzeit ca. 360
Mitarbeitende an drei Standorten in Berlin präsent.
Etwa 260.000 Kundenbesuche werden pro Jahr durch die Sachbearbeiter der
Ausländerbehörde bewältigt. Ein Teil dieser Vorsprachen (ca. 45% im Referat für
Aufenthalts- und Einreiseangelegenheiten) wird im Rahmen von Terminvereinbarungen organisiert. Dieser Anteil soll kontinuierlich erhöht werden.
Mehr als 460.000 aktive Ausländerakten werden geführt. Die Akten sind als
Papierakten ausgelegt und werden durch ein elektronisches Register ergänzt.
Im bestehenden IT-System AusReg werden mehr als 950.000 Personendatensätze (aktive und inaktive) vorgehalten.
Die bestehenden Geschäftsprozesse der ABH wurden erhoben. Bezogen auf die
TOP-Prozesse ergibt sich folgendes Bild (siehe Abb. 2):
Die Arbeitsgruppe hat auf dieser Grundlage und unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklung des Ausländerrechts
ein „Zielszenario Ausländerbehörde
2005“ beschrieben. Darauf aufbauend
haben die Leitungen der Ausländerbehörde und des LEA gemeinsam mit
der aufsichtsführenden Senatsverwaltung für Inneres eine strategische
Positionierung der Ausländerbehörde
mit einem Leitbild erstellt.
Die Auslanderbehörde ist die
Servicebehörde
für
Zuwanderinnen und Zuwanderer.
Sie entscheidet über den Aufenthalt
oder dessen Bedingungen.
Die Auslanderbehörde berät und
betreut ihre Kunden aktiv mit dem
Ziel,
deren
Rechtsstatus
schnellstmöglich zu klären und die
daraus folgenden Maßnahmen zu
ergreifen.
Damit leistet die Auslanderbehörde
einen wichtigen Beitrag zur Zuwanderung auf Basis humanitärer
Grundsätze sowie langfristiger demografischer und wirtschaftlicher
Interessen der Bundesrepublik
Deutschland.
Leitbild der Ausländerbehörde
Sollkonzept und Anforderungskatalog
Die Arbeitsergebnisse zu einem Zielszenario und der strategischen
Positionierung bildeten in der Folge eine
wichtige Grundlage, um das Soll-Konzept und einen Anforderungskatalog zu
erarbeiten. Mit dem nunmehr vorliegenden Sollkonzept legt die
è
Abb. 2
1/04 2 23
7
•
•
Kommunikationsmodell zur
Darstellung der Informationsflüsse innerhalb der Prozesse
Prozess-Rollen-Modell zur Darstellung der beteiligten Rollen an
den Geschäftsprozessen.
Mit diesem Sollkonzept liegt bereits ein
grobes Fachkonzept für die Implementierung der künftigen IT-Ausstattung
vor.
Ausgehend von den festgestellten fachlichen Anforderungen definiert sich die
künftige IT-Ausstattung der ABH (siehe Abb. 4).
Abb. 3
ç Arbeitsgruppe „AusReg2“ ein Dokument vor, in dem die Anforderungen an die
zukünftige IT-Ausstattung skizziert werden. Das Sollkonzept bildet die Grundlage
für die Ableitung der erforderlichen Maßnahmen (Voruntersuchung Phase 2) und die
daraus resultierende Entwicklung des Masterplans (Voruntersuchung Phase 3).
Das Sollkonzept gliedert sich in die Bereiche
•
•
•
•
•
Die aus dem Fachkonzept abzuleitenden Anforderungen wurden gleich in
Form eines Fragen-/Anforderungskataloges (entsprechend vorliegender
Strukturvorlagen des LIT) dokumentiert. So ist eine Verwendung im Rahmen einer Verdingungsunterlage ohne
hohen zusätzlichen Aufwand gewährleistet.
Die nächsten Schritte
Systemmodell ABH mit einer Gesamtdarstellung inkl. der aktuellen und
gewünschten IT-Unterstützung sowie einer detaillierten Einzeldarstellung zu
jedem Geschäftsprozess
Rollen und Adressaten (extern wie intern) im Kontext der ABH
Darstellung der Geschäftsprozesse: Ausgehend vom oben stehenden TOPProzessmodell sind alle Geschäftsprozesse in Form einer Aufgabengliederung
bis mindestens in die dritte Gliederungsebene hinein beschrieben. Absehbare
Prozessveränderungen (z. B. durch die Diskussion zum Zuwanderungsgesetz) wurden berücksichtigt.
Informationen die als Input und Output der Prozesse fließen
Ergebnistypen der Prozesse
Das Soll-Konzept wurde durch die
Projektinstanzen verabschiedet. Die Projektgruppe hat nunmehr die Arbeiten
zur zweiten Phase der Voruntersuchung
aufgenommen, die Ende Februar abgeschlossen wird. Es gilt nunmehr die definierten Anforderungen z.T. detailliert
mit der Ist-Situation abzugleichen und
aus diesem Soll-Ist-Vergleich Maßnahmen abzuleiten. Diese werden dann zu
Handlungsalternativen und -vorschlägen verdichtet, wirtschafltich bewertet und daraus ein Masterplan zur
Umsetzung vorgelegt. Die Voruntersuchung insgesamt soll im April mit Vorlage des Masterplans beendet werden.
Ansprechpartner/innen für Rückfragen
zum Projekt sind Frau Ganz, LEA IV C
3, Tel. 9269 (90269) 4008 sowie Herr
Fröhlich, LIT GB I 1 Fr, Tel. 912 (9012)
6891.
PETER FRÖHLICH
LIT GB I 1 Fr
Abb. 4
2
1/04 2 24
u
InWo 2. Teil
Technologische Einzelheiten
D
as Verfahren InWo verbirgt einige technische Highlights in
seinem nach außen bewusst einfach und komfortabel gehaltenen Äußeren. Die Zusammenführung verschiedener Verfahrensinformationen unter
einem Dach sowie die bezirkliche Aufteilung Berlins in souveräne, für die Datenerfassung und -haltung eigenverantwortliche Stellen erfordert gewisse Mechanismen, mit denen die Einhaltung
der datenschutzrechtlichen Bestimmungen gesichert werden kann.
Zunächst wird aus Gründen der sauberen Datentrennung je eine physikalische
Datenbank für jeden Bezirk vorgehalten. Selbstverständlich liegen alle Datenbanken auf demselben Server, es gibt
jedoch keinen direkten, bezirksübergreifenden Datenzugriff. Als zweite
Maßnahme werden die einzelnen
Verfahrensdaten aus Datenschutzgründen innerhalb einer Datenbank in
separierten Schemata vorgehalten. Damit wird der verfahrensübergreifende
Zugriff zunächst verhindert.
Selbstverständlich wären diese, zunächst
sehr einfach klingenden Maßnahmen,
eine enorme Beschränkung des Grundansatzes eines integrierten Verfahrens,
das ja genau die Vorteile bieten soll, die
nun wieder scheinbar widerlegt worden
sind. Aus diesem Grund wurde eine
technisch äußerst anspruchsvolle Auftragssteuerung realisiert, die auf speziellen, vordefinierten und freigegebenen
Wegen eine Datenübermittlung entweder zwischen einzelnen Bezirken, zwischen den Bezirken und der Senatsverwaltung oder zwischen einzelnen
Teilverfahren innerhalb des Bezirks zulässt. Damit wird es zum Beispiel möglich, einen ausgestellten Wohnberechtigungsschein berlinweit bei der
Überlassung einer Wohnung wieder zu
entwerten.
Auf dem gleichen technologischen Prinzip basieren die zentralen Statistiken: da
alle Bezirke ihren eigenen Datenbestand
getrennt bewirtschaften, sind zunächst
keine direkten bezirksübergreifenden
Auswertungen möglich. Auf der Basis
der beschriebenen internen Auftragssteuerung wird nun nächtlich eine Aggregation der bezirklichen Datenbestände durchgeführt und in eine zusätzliche, so genannte Zentraldatenbank
transferiert. Die übertragenen Datenbestände erfüllen nun unter Beachtung
aller datenschutzrechtlichen Bestimmungen genau die Anforderungen, die
zur Erstellung der zentralen Statistiken
benötigt werden. Die Übertragung erfolgt mit PL/SQL-Prozeduren und zentral eingerichteten Batch-Jobs, die den
einzelnen Bezirksdatenbanken das Signal geben, die Aggregation und die nachfolgende Datenübertragung zu starten.
Ein zentraler Agent überprüft den erfolgreichen Eingang aller bezirklichen
Datenlieferungen. Das Ganze passiert
in der betriebsarmen Nachtzeit in einem
definierten Zeitfenster, so dass am nächsten Morgen ohne Beeinträchtigung der
Online-Arbeitszeit alle Statistikdaten zur
Verfügung stehen.
Ein weiteres Highlight für den Sachbearbeiter ist die durchgängig integrierte
Textverarbeitung: angefangen vom
Schreiben zur Nachforderung von Unterlagen, das mit wenigen Mausklicks
erstellt wird, bis hin zum fertigen
Verfahrensbescheid werden alle Dokumente integriert im Verfahren erzeugt,
gedruckt und archiviert. Der Nutzer wird
hierbei von einer ausgeklügelten, auf
den Sachbearbeiter zugeschnittenen
Oberfläche zur Auswahl passender Textbausteine für ein Dokument unterstützt.
Nach Zusammenstellung des gewünschten Dokumentes, das zu 99% bereits
automatisiert vorbelegt ist und nur in
Einzelfällen noch Modifikationen durch
den Bearbeiter erfordert, hat der Anwender die Möglichkeit, das bereits vollständig druckfertig aufbereitete Dokument in einer Vorschauansicht im PDFFormat auf dem Bildschirm anzuzeigen.
Dem Sachbearbeiter wird hierbei echtes
„WYSIWYG“ (What you see is what
1/04 2 25
you get – also die absolut originalgetreue
Darstellung des Druckdokumentes am
Bildschirm, so wie sie später auf dem
Drucker erscheint) präsentiert. Die Darstellung und der spätere Druck im PDFFormat garantieren ein bis auf das Komma stets identisches Druckbild.
Eine besondere Arbeitserleichterung für
den Sachbearbeiter stellt der vom LIT
angebotene Zentraldruck dar. Per
Mausklick wird das Dokument oder der
fertige Bescheid zum Zentraldruck bereitgestellt. Der Sachbearbeiter kann die
Arbeit an dem Verfahren unmittelbar
beenden und sich auf die ordnungsgemäße Zustellung des erstellten Dokumentes verlassen. In der Nacht, ebenfalls
in einem vordefinierten Zeitfenster,
werden dann im LIT alle zum Druck
anstehenden Dokumente gesammelt, auf
einer zentralen Druckstrecke ausgedruckt und anschließend automatisiert
kuvertiert. Eine spezielle Barcode-Markierung auf allen Seiten gibt dem Drucker die Anweisung, welche Seiten zusammengehören und wann ein Briefumschlag „zugeklebt“ werden kann. Am
nächsten Tag geht alles zur Post und der
Bürger erhält seinen Brief vom Wohnungsamt.
Selbstverständlich steht dem Anwender
jederzeit auch die Möglichkeit zur Verfügung, Dokumente auch lokal zu drucken. In diesem Fall wird kein zentraler
Druckauftrag generiert, sondern das
Schreiben lokal auf dem Arbeitsplatzbzw. Abteilungsdrucker ausgegeben.
Der Bürger kann das Schreiben in diesem Fall sofort ausgehändigt bekommen.
Beiden Varianten gemeinsam ist hingegen eine vollständig automatisierte und
integrierte Archivierung. Alle innerhalb
des Verfahrens InWo erstellten Dokumente, also Anschreiben, Briefe und
Bescheide, werden elektronisch in der
Datenbank archiviert. Die Archivierung
erfolgt ebenfalls im PDF-Format, so
dass jederzeit eine identische und damit
im Widerspruchsverfahren auch
gerichtsfeste Kopie eines versandten
Dokumentes erstellt werden kann. è
7
ç Die direkte Ablage der Dokumente
in der Datenbank (im Gegensatz zu einer Speicherung im Filesystem) sichert
zudem, dass die Dokumente zusammen
mit der nächtlichen Datensicherung der
Datenbank gesichert werden. Damit wird
auch in diesem Punkt eine höchstmögliche Datensicherheit gewährleistet,
so dass hier in der Tat ein weiterer
Schritt in die Richtung der papierlosen
Bearbeitung geschaffen wurde.
Projektdurchführung und kritische
Erfolgsfaktoren
Das Projekt InWo stellte mit einem
Gesamtprojektvolumen von ca. 4.000
Personentagen ein durchaus respektables und beachtenswertes Großprojekt
dar. Als solches steht es in Konkurrenz
zu anderen Entwicklungen insbesondere
im Bereich der öffentlichen Verwaltung,
auch hier in Berlin. Leider gehört es
repräsentativen Erhebungen zufolge
zum IT-Alltag, dass nur ein geringer Teil
aller Projekte zur Zufriedenheit der
Projektbeteiligten, insbesondere der
Kunden, abgeschlossen wird. Durch das
bereits jetzt erkennbare positive Feedback zum Projekt InWo bestätigt sich
hingegen die Erfolgsbilanz, die bereits
mit dem Projekt DiWo begründet worden war. InWo gehört mit seiner Komplexität und der Besonderheit einer parallelen Einführung bei laufendem Be-
2
trieb in zwölf Bezirken, verbunden mit
der dafür erforderlichen Logistik in die
erste Reihe gleichartiger Projekte. Hier
wird höchste Präzision auf allen Ebenen
der Technik und Organisation gefordert.
Mit dieser Erfahrung vor Augen stellten
sich die Projektleiter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und
von T-Systems gemeinsam mit den
Qualitätsbeauftragten und dem begleitenden Projektlenkungsausschuss (PLA,
s.u.) zu Beginn des Projektes die Frage,
wie solche Projektmisserfolge am zuverlässigsten zu vermeiden wären.
Die Lösung lag für die Beteiligten
zunächst in der Sicherstellung einer
durchgängig kooperativen und vor allen
Dingen transparenten Projektdurchführung. Der Projekterfolg sollte nicht
als alleinige Aufgabe des Auftragnehmers, sondern in erster Linie als
Gemeinschaftsaufgabe angesehen werden. Die Mitglieder der Projektteams
stehen sich nicht als Kontrahenten gegenüber, sondern als Partner mit einem
gemeinsamen Ziel. Alle Projektaktivitäten sollten stets darauf hin überprüft werden, ob sie diesem gemeinsamen Ziel dienlich sind. Selbstverständlich änderte das nichts an der alleinigen
„juristischen“ Verantwortung des Auftragnehmers für die vertragsgemäße
Erstellung des Werkes.
1/04 2 26
Konkret wurden folgende Maßnahmen
innerhalb des Projektes getroffen, um
die vorgenannten Anforderungen zu
erfüllen:
1.
2.
3.
Die Projektleitung des Auftragnehmers erstellte zu Projektbeginn
einen
Projektmanagementplan (PMP), der alle
Anforderungen und Richtlinien
für die Mitglieder des Projektteams verbindlich festlegte. Der
PMP wurde gemeinsam mit der
Projektleitung sowie der
Qualitätssicherung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
abgestimmt.
Es wurden durch den Projektqualitätsmanager von T-Systems
monatliche Statusberichte erstellt
und mit der Qualitätssicherung
der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung abgestimmt. Diese
Statusberichte enthielten neben
den Angaben zum aktuellen
Projektstand auch alle qualitätssichernden Maßnahmen, die im
Berichtszeitraum durchgeführt
wurden.
Monatlich wurden durch die
Projektleiter von SenStadt sowie
T-Systems unabhängig voneinander die aktuellen Kennzahlen
für das Projekt, bestehend aus
prozentualem Fertigstelè
ç lungsgrad, Erreichung des
geplanten Endtermins, Erreichung des geplanten Meilensteins, Planung des nächsten Meilensteines sowie aktuelle Risikoeinschätzung (anhand einer vorgegebenen Matrix) ermittelt. Anhand dieser Gegenüberstellung
ließ sich im Projektverlauf
jederzeit ablesen, ob sich die Einschätzung des Auftragnehmers
und des Auftraggebers hinsichtlich des aktuellen Projektstandes
deckten. Im Falle signifikanter
Abweichungen wurden die
Gründe analysiert und ein gemeinsames Verständnis über den
aktuellen Status hergestellt. Dem
PLA wurden diese Werte in den
monatlichen Sitzungen zusammen mit einem erweiterten
Projektbericht zur Zustimmung
vorgelegt. Jeder Projektbeteiligte
war durch dieses transparente
Berichtswesen zu jeder Zeit auf
dem aktuellen Stand und in der
Lage, schnell und sicher Projektentscheidungen sachlicher und
wirtschaftlicher Art für das Projekt zu fällen.
2.
3.
Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor aus
der Sicht der Beteiligten bestand in der
Sicherung kurzer Kommunikations- und
schneller Entscheidungswege. Aus diesem Grund wurden folgende Rahmenbedingungen geschaffen:
1.
T-Systems richtete insgesamt drei
Projekträume ein, die dem gesamten Projektteam von
SenStadt und der Bezirke zur
Verfügung standen. Die Beteiligung der Mitarbeiter aus den zuständigen bezirklichen Dienststellen, also den zukünftigen
Nutzern, in dieser frühen Projektphase war konzeptioneller
und organisatorischer Konsens
aller Beteiligten bereits zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses.
Somit konnten alle fachlichen
Fragen ebenso wie projektkritische Entscheidungen schnell
und unbürokratisch direkt vor
Ort gelöst werden.
Ein durchgängig toolunterstütztes Change-Verfahren sorgte dafür, dass alle Änderungsanforderungen im Gesamtprojekt,
unabhängig von eventuellen finanziellen Auswirkungen, katalogisiert, priorisiert dokumentiert
und für alle Projektbeteiligten
transparent wurden. Kostenlose
Änderungsanforderungen wurden als Projektfestlegung
ebenfalls dokumentiert.
Vertragsänderungen in Form von
kostenpflichtigen Zusatzanforderungen wurden in einem
zwischen den Vertragsparteien
abgestimmten und definierten
Change-Management-Prozess
verarbeitet. Zunächst wurde
durch die Fachverantwortlichen
eine Leistungsbeschreibung erstellt und die Notwendigkeit sowie die Vorhersehbarkeit der
Anforderungen beschrieben und
in einem zu Projektbeginn gemeinsam abgestimmten Formular erfasst. Anschließend wurde
von T-Systems der Aufwand für
die Implementierung ermittelt
und der Projektleitung von
SenStadt vorgelegt. Bei Überschreitung einer definierten
Obergrenze wurde der Gesamtvorgang an den Projektlenkungsausschuss (s.u.) zur Entscheidung
übertragen. Die Mitglieder wurden jeweils vor der nächsten Sitzung über die anstehenden Entscheidungen informiert.
Darüber hinaus wurde eine durchgängige Projektkommunikation sowie die lückenlose Information aller Beteiligten,
vom Management bis hin zu den Endanwendern, und zwar zu jedem Zeitpunkt, als weiterer positiver Erfolgsfaktor bewertet.
Zu diesem Zweck wurden über die vorangehend beschriebenen Maßnahmen
die folgenden Aktivitäten verfolgt:
1.
Ein gemeinsam aus Vertretern
der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, der Bezirke und T1/04 2 27
2.
3.
4.
5.
Systems besetztes Projektsteuerungsgremium, der so genannte Projektlenkungsausschuss (PLA), fungierte als
Eskalationsinstanz und Entscheidungsgremium für alle Entscheidungen, die eine Veränderung der vertraglichen Rahmenbedingungen betrafen. Der PLA
tagte einmal im Monat und wurde von den Projektleitern über
den aktuellen Stand des Projektes, anstehende Change-Requests
(Vertragsänderungen) sowie
eventuell identifizierte Projektrisiken bzw. kritische Situationen informiert. An den Sitzungen des PLA nahmen ferner
Vertreter des Hauptpersonalrates
teil.
Der Rechnungshof wurde regelmäßig über die Projektergebnisse
informiert. Der Berliner Datenschutzbeauftragte hat das Sicherheits- und Datenschutzhandbuch
kursorisch geprüft; demnach
steht einem Einsatz der Anwendung InWo nichts entgegen.
Eine aus Vertretern der Bedarfsträger (Sachbearbeiter, Gruppenleiter etc.) bestehende Konsultationsgruppe wurde in regelmäßigen Abständen zu einer Präsentation des aktuellen Projektergebnisse eingeladen. Damit war
auf breiter Basis bis hin zu den
Anwendern eine regelmäßige
Rückkopplung gegeben, die im
Projektverlauf entsprechend berücksichtigt werden konnte.
Eine von T-Systems betriebene
IT-gestützte gemeinsame Kommunikationsplattform, die von
Projektbeginn an über das
Internet allen Projektbeteiligten
zur Verfügung stand, diente der
Verteilung und Einsichtnahme
in alle projektrelevanten Unterlagen, Protokolle und sonstigen
Dokumente.
Alle Endanwender in den Bezirken sowie die Beteiligten der
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wurden in einem
regelmäßig erscheinenden è
7
ç
zweiseitigen Informationsblatt
(„InWo-Info“) über den Projektstand und die geplanten nächste
Schritte informiert. Details aus
den Inhalten, wie fachliche Überlegungen und Bildschirmkopien
der Masken wurden ebenso mitgeliefert wie Terminpläne für die
Einführung.
Abschließend galt es, eine größtmögliche Akzeptanz des neuen Verfahrens,
als letztem kritischem Erfolgsfaktor, bei
den Anwendern zu erreichen. Um sicherzustellen, dass die unmittelbar Betroffenen, also die Sachbearbeiter in den
Bezirken, die Gruppenleiter und die ITVerantwortlichen das neue Verfahren
annehmen und als Arbeitsinstrument
nutzen, wurden neben der durchgängigen Kommunikation (s.o.) die nachstehenden Maßnahmen ergriffen:
1.
2.
3.
4.
Der Hauptpersonalrat (HPR) als
Vertreter der Mitarbeiter wurde
von Projektbeginn an durchgängig in die Projektabwicklung einbezogen.
Die Maskenentwürfe wurden
bereits im Prototypstadium vor
Konsultationsgruppe und HPR
präsentiert und vom HPR für die
weitere Entwicklung freigegeben.
Die Projektleiter von SenStadt
und T-Systems haben im letzten
Projektdrittel eine „Roadshow“
veranstaltet, in der allen Berliner
Bezirken vor Ort in ihrem
Bezirksamt das fertige Verfahren präsentiert wurde und die
Projektleiter den Teilnehmern
Rede und Antwort standen. Rege
Diskussionen zeigten hierbei den
ausgiebigen Informationsbedarf
der Beteiligten.
Flächendeckende, praxisorientierte Schulungen aller Anwender nach einem mit allen
Beteiligten abgestimmten Zeitplan und terminlich direkt vor
die Einführung des System in
den einzelnen Bezirken gelegt,
sorgen für die schnelle Beherrschung des neuen Verfahrens im
praktischen Einsatz.
2
5.
6.
Nach Abschluss der Schulungen
steht das neue Verfahren allen
Beteiligten zunächst für einen
vierwöchigen Probebetrieb zur
Verfügung. In dieser Zeit könne
alle Funktionen des Verfahrens
ohne öffentlichkeitswirksame
Auswirkungen geübt werden.
Um alle auftretenden Fragen
beantworten zu können, finden
jeweils zweitägige Workshops
statt, in denen ein Spezialist von
T-Systems alle Fragen der Beteiligten beantwortet.
Ein weiterer Workshop nach
Aufnahme des Produktivbetriebs
stellt eine zusätzliche Sicherheit
für den Umstieg auf das neue
Verfahren dar. Durch diese
bereits mehrfach erprobten
Verfahrensschritte wird dem Mitarbeiter eine größtmögliche Sicherheit bei der Bearbeitung in
dem komplexen System gegeben. Nicht die Systembedienung
soll im Mittelpunkt seiner Arbeit
stehen, sondern sachlich und
fachlich verantwortliche Entscheidungen sollen dann dialoggestützt schnell und unkompliziert zu rechtlich einwandfreien
Bescheiden führen.
Fazit
Mit dem Projekt InWo ist es der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gemeinsam mit T-Systems gelungen, ein
ehrgeiziges Großprojekt exakt in der
vereinbarten Zeit und im vorgegebenen
Budget erfolgreich zum Ziel zu führen.
Dieser Erfolg ist aus der Sicht der Beteiligten maßgeblich der zu jeder Zeit sehr
kooperativen Zusammenarbeit zwischen
Auftragnehmer und Auftraggeber zu
verdanken. Die gemeinsame Arbeit an
einem Projektort hat zu jeder Zeit sichergestellt, dass kürzeste Kommunikationswege zur Abstimmung der fachlichen Arbeit existierten. Auftretende
Konflikte konnten damit weitgehend im
Vorfeld bereits geklärt und zu einer zielorientierten Vorgehensweise geführt
werden. Die direkte Abstimmung der
Qualitätsbeauftragten von SenStadt und
1/04 2 28
T-Systems hat darüber hinaus dazu geführt, dass allen Beteiligten bis in die
Managementebene zu jeder Zeit der Status des Projektes bewusst war. So konnten die Projektrisiken, die im Verfahren
InWo naturgemäß wie in jedem anderen
Projekt in großer Zahl vorhanden waren, jederzeit aktiv überwacht und gesteuert werden, so dass keines der Risiken zu einer kritischen Situation führen
konnte.
Die aus dieser Vorgehensweise resultierte, aktiv gelebte Projektkultur hat
wie bereits im Vorgängerprojekt DiWo
dazu geführt, dass die beteiligten Personen, und um die geht es letztlich ja
immer in einem Projekt, mit Spaß und
Motivation bei der Arbeit waren! Selbst
die eine oder andere nervenaufreibende
Situation, insbesondere in der Schlussphase des Projektes hat letztlich nicht
dazu geführt, dass sich das gemeinsam
gelebte Projektverständnis geändert oder
die Stimmung ins Negative geschwenkt
wäre. Im Ergebnis hinterlässt das Projekt neben dem gelungenen Projektergebnis in Form des Verfahrens InWo
ein zufriedenes Projektteam, zwei zufriedene Projektleiter und natürlich ein
zufriedenes Management. Wenn das
nichts ist!
Für weitere Fragen, Präsentationen des
Systems oder einen angeregten Austausch von Erfahrungen über die
Projektdurchführung stehen Ihnen der
Projektleiter der Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung, Herr Stephan
Egerer, unter der Telefonnummer
9012-5963 sowie der Projektleiter von
T-Systems, Herr Jens Hartwig, unter
der Telefonnummer 030 / 2554-3282
gern zur Verfügung.
Darüber hinaus können weitere Informationen zum Verfahren InWo unter
folgender Intranetadresse bezogen
werden: http://www.senstadt.verwaltberlin.de/ebene2/inwo.
JENS HARTWIG
T-Systems GEI GmbH
Service Line Systems Integration
E-Mail:[email protected] u
E-Government als
länderübergreifende
Herausforderung
Ein Konzept für die Kooperation in
der Metropolregion Hamburg
W
enn von E-Government die
Rede ist, stehen in der Regel
die kommunale Selbstverwaltung oder die Bundesebene im Vordergrund. Denn es waren in der Vergangenheit häufig die Kommunen, die hier
mit guten Ideen und innovativen Projekten auf sich aufmerksam gemacht
haben. Und der Bund konnte sich auf
dem Feld des E-Government trotz der
angespannten Haushaltslage als großzügiger Förderer profilieren. Allein die Initiative Bund Online 2005 wurde von
ihm mit einem Mittelvolumen von 1,65
Milliarden Euro ausgestattet.
Abgesehen von Ausnahmen (wie sie in
den vergangenen Jahren nicht zuletzt im
Stadtstaat Bremen zu beobachten waren) haben sich die Länder im Bereich
des E-Government dagegen eher selten
als Promotoren und Triebkräfte des
Wandels hervorgetan. Insbesondere in
Anbetracht der Tatsache, dass diesen
Gebietskörperschaften im deutschen
Föderalismus die zentrale Rolle bei der
Erfüllung öffentlicher Aufgaben zugewiesen wird, ist dies natürlich ein bedenklicher Befund.
Vor diesem Hintergrund verdienen Aktivitäten in Deutschlands Norden Aufmerksamkeit, die darauf abzielen, in
länderübergreifender Zusammenarbeit
ein umfassendes Behördennetz zu implementieren. Geschehen soll dies in der
sogenannten Metropolregion Hamburg.
Dazu zählen neben der Freien und Hansestadt Hamburg auch Kreise aus
Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
Die beteiligten niedersächsischen
Gebietskörperschafen sind die Kreise
Cuxhaven, Harburg, LüchowDannenberg, Lüneburg, Rotenburg,
Soltau-Fallingbostel, Stade und Uelzen.
Auf Seiten Schleswig Holseins wirken
die Kreise Herzogtum Lauenburg, Pinneberg, Segeberg, Steinburg, Storman und
der Wirtschaftsraum Brunsbüttel mit.
Die Metropolregion umfasst eine Fläche von 19.000 Quadratkilometern mit
etwa 4,1 Millionen Einwohnern, wobei
755 Quadratkilometer und rund 1,7
Millionen Menschen auf die Kernstadt
Hamburg entfallen.
Nach einer im August 2003 vorgestellten Machbarkeitsstudie ist es nicht erforderlich, für dieses Projekt eine eigene
Netzinfrastruktur aufzubauen. Vielmehr
will man die beteiligten Kommunen und
Bezirke durch einen Zusammenschluss
der drei beteiligten Landesnetze in der
Weise verbinden, dass die Metropolregion darin eine Art geschlossene
Benutzergruppe bildet. Die Studie enthält zudem ein Grobkonzept für die
Lebenslage Umzug, dessen Umsetzung
durch die Entwicklung eines für alle
Beteiligten zugänglichen Fachverfahrens
in Angriff genommen werden soll. Als
weitere Projekte, welche im Rahmen des
projektierten Behördennetzes langfristig realisiert werden könnten, nennt die
Studie folgende mögliche Anwendungen:
•
•
•
•
•
Einführung einer kostengünstigen internetbasierte Telefonie
Schaffung gemeinsamer Datenbestände, um die Arbeit der
Sicherheitsbehörden zu effektivieren
Implementation eines regionalen Wissensmanagements durch
Schaffung einer geeigneten
Verwaltungsdatenbank und die
Einbindung externer Archive
Bereitstellung zentraler Schnittstellen zu bundesweiten Standards
Entwicklung einer gemeinsamen
Schnittstelle für die Abwicklung
von Online-Transaktionen zwischen Bürger und Verwaltung
(Online-Selbstbedienung)
1/04 2 29
•
•
•
•
•
Bereitstellung eines Internetzugangs für die Kommunen und
Bezirke
Einrichtung eines zentralen
Beschaffungsportals für die gesamte Metropolregion
Einstellung weiterer Anwendungen in das Lebenslagenportal
(etwa zu den Lebenslagen Hochzeit und Geburt)
Realisierung einer automatischen
Melderegisterauskunft bzw. einer Gewerberegisterauskunft
Schaffung eines gemeinsamen
Geodaten-Systems.
Erste konkrete Schritte zur Umsetzung
der ambitionierten Planungen sollen in
der Form von Pilotierungen in den Landkreisen Segeberg und Harburg vorgenommen werden. Durch die Gründung
von Dataport als einer Einrichtung, die
seit dem 1. Januar 2004 als gemeinsamer
IT-Dienstleister für Hamburg und
Schleswig-Holstein tätig ist, konnten die
Voraussetzungen für das Gelingen des
Kooperationsprojektes in der Metropolregion Hamburg verbessert werden.
Quellen
Lange, Hanss Christian und Renate
Mitterhuber: Der Kurs stimmt - EGovernment in Hamburg und SchleswigHolstein, in: LIT-Info 2/2003, S. 9.
Schwiering, Katrin: E-Government in der
Metropolregion Hamburg, in: LIT-Info
2/2003, S. 7-8.
Siefken, Seven und Klaus Peter Stuhr: Ein
kühl kalkuliertes Konzept zum EGovernment in der Metropolregion
Hamburg, in: LIT-Info 2/2003, S. 5-6.
Stegner, Ralf: Wo die Ortsbindung fällt,
werden föderale Grenzen zu einem Anachronismus, in: Fusionsreport 3/2003,
S. 4.
Vielhauer, Tillmann: Dataport – Vertriebsstrategie verbindet Bewährtes mit Neuem,
in: Fusionsreport 3/2003, S. 3.
Http://fhh1.hamburg.de/fhh/mr/
politik_verwaltung/egovernmentstudie.pdf
PROF. DR. OLAF WINKEL
u
7
Kommen zwei Vögelein
geflogen...
Oder warum frischer Wind so
richtig gut tut.
S
ie sind gerade über die Headline
gestolpert? Ehrlich gesagt, ich auch.
Und genau deshalb glaube ich, dass
die zwei Zeilen da oben mein Thema
punktgenau treffen. Im Moment haben
Sie sicher vor allem Fragezeichen in den
Augen. Deshalb möchte ich mit Ihnen
eine kleine Wette eingehen: Ich bin überzeugt, am Ende dieses Beitrages werden
Sie die Welt der Software – zumindest
etwas – anders sehen. Dabei entdecken
Sie den – womöglich zuletzt in Ihrer
Kindheit gelebten – Begriff der Freiheit
auf einmal ganz neu. Und schließlich
wette ich mit Ihnen, dass Sie vor Neugierde eine ganz bestimmte InternetSeite aufrufen. Also los!
Als ich mir in den ersten Januar-Wochen
einmal Gedanken über das bevorstehende Geschäftsjahr und über meine
beruflichen Möglichkeiten als PR-Berater machte, ging ich – zunächst unbewusst – im Internet auf die Suche nach
einer ganz bestimmten Sache. Wie ich
mittlerweile weiß, suchte ich nach einem
Thema, das mich vor allem persönlich,
gefühlsmäßig ansprechen sollte. Dabei
kann ich heute wieder einmal bestätigen, dass alles, was uns gut tut, immer
schon da ist.
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Aller Anfang ist eine Lösung
Mein Tool hieß OpenOffice.org. Eine
zunächst unscheinbar wirkende OfficeSuite, die bereits auf meinem Rechner
schlummerte, und die ich gerade im
Herbst vergangenen Jahres für mich
entdeckt hatte. Dabei suchte ich damals
nur eine kostenfreie Alternative zum
Präsentationsprogramm PowerPoint.
Längst arbeitete ich in den vergangenen
zwei Monaten mit Impress, dem Pandant
zu PPT, um damit eine Präsentation zu
erstellen.
Doch warum landete ich auf einmal auf
der deutschsprachigen Projektseite von
OpenOffice.org? Warum las ich mir die
Einträge in der Mailing-Liste durch? Und
warum suchte ich nach einem
Ansprechpartner von OpenOffice.org?
Ich will Ihnen die Antwort noch einen
Augenblick lang schuldig bleiben. Aber,
versprochen, ich werde Sie nicht enttäuschen. Zunächst erzähle ich Ihnen, was
weiter passierte.
Auf der Website fand ich einen Hinweis,
dass interessierte Leser gern an
OpenOffice.org mitarbeiten könnten.
Als Öffentlichkeitsarbeiter fühlte ich
mich zunächst ein bischen fehl am Platz,
gerade unter alle den Computer-Spezialisten. Aber aus irgendeinem Grund
schrieb ich dem Pressesprecher des Projektes eine Mail. Das Erstaunliche: Ich
wurde mit offenen Armen empfangen.
Ich machte mir schon meine Gedanken,
ob das Ganze nicht vielleicht ein „Schuss
ins Blaue“ werden könnte.
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Starten wir mal einen Ballon
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Weit gefehlt. Nach nur wenigen Tagen
öffnete sich mir eine völlig neue Welt.
Eine Welt, in der allein deutschlandweit
hunderte hochprofessioneller Fachleute aus unterschiedlichsten
è
2
1/04 2 30
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ç Disziplinen zusammen arbeiten, z. B. Software-Profis der Hamburger
Entwicklungsabteilung von SUN Microsystems. Ich startete einen Testballon und
bot meine Unterstützung an. Innerhalb eines halben Tages schrieb ich eine Pressemitteilung zum Plakatwettbewerb für das künftige, offizielle Werbeplakat von
OpenOffice.org.
Dabei wurden bundesweit Schüler aller Altersstufen eingeladen, Ihre Ideen für den
künftigen Auftritt dieser Office-Software zu gestalten. Übrigens mit durchschlagendem Erfolg. In wenigen Monaten gingen mehr als 100 z. Zt. höchst kreative
Plakatideen ein. Ob Albert Einstein, Freiheit, Kostenvorteile oder Wechselbereitschaft
– so unterschiedlich die Teilnehmer, so spannend waren ihre Entwürfe. Das
Mit dabei: Die Textverarbeitung
„Writer“, die Tabellenkalkulaton „Calc“,
die Bildschirmpräsentation „Impress“
sowie das Grafikprogramm „Draw“.
Also die vier vergleichbaren Anwendungen zu Word, Excel, PowerPoint
und Publisher. Das Ganze ging – wie
bekannt – zur Abstimmung in den MailVerteiler.
Was ich nicht ahnte, war der Ansturm
ungewöhnlicher Reaktionen. Nicht, dass
die anderen Projektteilnehmer etwa den
Vergleich mit Microsoft-Programmen
scheuen. Mit meinem kleinen Vorstoß
hatte ich einfacher PR-Mann eine vollständig neue Diskussion um
OpenOffice.org ausgelöst. Da wurde
plötzlich von einer Box gesprochen, die
all’ die Schätze der Open Source-Welt
auf eine CD bringen wird, von freier
Büro-Software über sicheren InternetBrowser bis zum Zip-Programm mit
erstklassiger Komprimierung. Aber ich
komme zurück zur Community.
Das will ich genau wissen
Schönste dabei: alle Ideen standen von Anfang an frei im Netz. Aber zurück zur
Pressemitteilung. Man sehe und staune: Nach einer kurzen Abstimmungsrunde in
der Mailing-Liste des Projektes stand die Mitteilung veröffentlicht im Netz. O.k.,
eigentlich ja nichts allzu Großes, dachte ich mir. Also, ein weiterer Probelauf. Aus
eigener Initative heraus stellte ich ein Faktenblatt mit den wichtigsten Informationen
der drei maßgeblichen Office-Suiten zusammen. Am Start: MS Office 2003, SUN’s
StarOffice, dass übrigens zu 100% auf OpenOffice.org basiert, und natürlich
OpenOffice.org selbst.
Es klappt doch tatsächlich
Und wieder das gleiche, unkonventionelle Handling. Dabei kamen von den Teilnehmern
der Marketing-Liste ergänzend äußerst qualifizierte Hinweise zur Vervollständigung und
Korrektur. Aber, kein „Platzhirsch-Verhalten“, keine „Abwehrschlachten“. Im Mittelpunkt stand das Projekt, also die freie und komplette Büro-Software OpenOffice.org. Sie
hätten mein Gesicht sehen sollen. Sollte es tatsächlich möglich sein, schnell, effizient und
dazu höchst professionell zu arbeiten, u. z. an einem solch’ großen Projekt?
Ich war beeindruckt. Daher erlaubte ich mir, einen Schritt weiter zu gehen. In
Abstimmung mit dem PR-Mann des deutschsprachigen Projektes entwickelte ich ad
hoc einen Flyer zur Vorstellung des Programms bei bisherigen MS Office-Nutzern.
1/04 2 31
Da diskutierten Software-Profis und ITBerater, Publizisten und PR-Interessierte punktgenau über Inhalte und Möglichkeiten, ihre Ideen voran zu bringen.
Das musste ich genauer wissen. Ich telefonierte in den folgenden Nächten immer
wieder mit dem PR-Fachmann der deutschen Office-Suite. Nebenbei gesagt: Es
gibt mittlerweile rund um den Globus
mehr als 40 Sprachprojekte, an denen
weltweit rd. 10.000 Entwickler mitarbeiten. Und all die Erfahrungen fließen
in ein einziges Programm ein, das auf
meinem Rechner liegt.
Ich wollte wissen, was die Menschen
daran fasziniert, sich sowohl beruflich
als auch privat für eine Büro-Software
einzusetzen. Ist es denn eigentlich nicht
doch nur irgendein Office-Programm?
Ich hörte aufmerksam zu. Da war die
Rede von einem offenen Quellcode, und
damit von der Möglichkeit, selbst Anwendungen oder gar ganze Programmbausteine für die Suite zu entwickeln.
Da war die Rede von der Freiheit, è
7
ç dieses Programm-Paket eben auf
jeder beliebigen Betriebsplattform einsetzen zu können.
Und da hörte ich von einer ganzen Welt,
die mit offenen Standards so rasant
schnell Neuerungen und Verbesserungen zum Anwender bringt, daß ich mir
die Frage stellte, ob ich als langjähriger
MS Office-Nutzer nicht doch mal über
den Tellerrand schauen sollte. Durchschnittlich alle 18 Monate kommt eine
vollständig weiterentwickelte Version
aus den Software-Laboren auf die Download-Seiten. Aber wie konnte ich sicher
sein, nicht doch auf ein Auslaufmodell
gesetzt zu haben? Die Antwort lieferte
mir ein PR-Kollege.
Kein „Entweder, oder...“
Er wollte wissen, wie es denn mit der
Kompatibilität dieses Office-Paketes mit
den omnipräsenten Microsoft-Formaten aussieht. Da konnte ich ihm – wie
mir – den entscheidenden Schlüssel in
die Hand geben. Denn ich selbst hatte
PowerPoint-Präsentationen für einen
Kunden in OpenOffice.org geöffnet und
wieder als PPT-Datei abgespeichert. Und
zwar unabhängig von der Frage, ob 97,
2000, XP, 2003 oder welche Version
auch immer. Denn offen heißt für das
weltgrößte Open Source-Projekt eben
offen – u. z. nach allen Seiten.
nicht allein auf weiter Flur der einzige
„fortschrittliche Anwender“ sein, der
sich traute. Ein Blick auf die Kundenliste des deutschen Projektes im Internet
belehrte mich eines Besseren. Ob im
Deutschen Bundestag oder bei der
Brandenburgischen Bauverwaltung, ob bei
der Niedersächsischen Polizei oder den
Bayerischen Landesvermessungsämtern –
sie alle kannten das kleine Schatzkästchen
unter den Office-Suiten auch schon – und
hatten es täglich im Einsatz.
Ebenso wie die Stadtverwaltungen von
Isernhagen oder Schwäbisch Hall, Sparkassen oder Schulen. Also eine deutsche
Geschichte? Nein, ich war ich mit meiner Annahme ein bischen zu schnell.
Denn die Schweizer Bundesgerichte oder
die Franzöischen Ministerien mit allein
rd. 100.000 Arbeitsplätzen waren ebenso
mit an Bord, wie israelische oder
amerikanische Regierungseinrichtungen
und Verwaltungen. Sollte es tatsächlich
Büroarbeit ohne Microsoft geben können?
Ich hakte bei den Software-Profis nach:
Ja, OpenOffice.org ist das weltweit erste
professionelle Office-Paket, dass schon
heute in alle Richtungen mitdenkt und
aktiv handelt. Also nichts mehr mit dem
etwas peinlichen Geständnis „Leider
habe da nur eine ältere Version...“ gegenüber Geschäftspartnern. Da das Programm frei ist und bleibt, kann ich mir
zudem auch jederzeit Updates installieren. Dies bedeutet für mich als Unternehmer weitgehende Sicherheit in der
Entscheidung, über viele Jahre.
Sondern „Sowohl, als auch...“
Genug der Werbung. Ich war zunehmend angetan. Aber ich wollte auch
2
1/04 2 32
Langsam aber sicher kam ich ins Grübeln. Eine Software unter jeder
Windows-Version plus Linux und Mac
OS, die voll kompatibel nach unten und
oben ist, die schon heute mit offenen
Standards schafft, wovon andere nur
träumen? Ich bekam von meinem „Informanten“ in Lübeck gleich noch ein
weiteres Highlight dazu serviert. Während man für den Export von Dateien
ins PDF- oder Flash-Format bei anderen Paketen Zusatzsoftware braucht,
kommt OpenOffice.org schon mit allen
Möglichkeiten im Gepäck daher.
Ich wollte es ja selbst nicht glauben, aber
es klappte gleich beim ersten Mal. Mit
einem Mausklick verwandelte sich dieser Text in eine PDF-Datei, die ich dann
später einfach per Mail an die Redaktion
schickte. Übrigens so schnell, wie mit
keinem anderen PDF-Drucker. Und
meine vorhin erwähnte Präsentation
wurde mit dem Flash-Export zur gern
genommenen Dokumentation, die meine Kunden heute einfach mit
è
ç Ihrem Web-Browser anschauen.
Clever gemacht, zugegeben. Damit komme ich zurück zur noch offenen Antwort.
Es macht einfach Spaß
Warum suchte ich nach einem Projekt
wie diesem? Heute kann ich Ihnen die
Antwort geben: Weil ich Lust hatte, an
etwas mitzuarbeiten, das ein echtes Stück
Zukunft ist. Und weil ich mir selbst
beweisen wollte, dass es noch wirklich
innovative Projekte gibt, für die es sich
lohnt, seine Zeit zu opfern. Nicht nur,
weil OpenOffice.org im Vergleich mit
MS Office 2003 als Preis-Leistungs-Sieger mit „GUT“ ausgezeichnet wurde.
Klipp und klar: Wenn ich als Einzelner
gemeinsam mit diesen fitten Profis von
OpenOffice.org etwas bewegen kann,
kann es jeder andere auch. Nicht nur in
Bundestag, in Ministerien, Stadtverwaltungen, Landesbehörden und Schulen.
Auch Sie als Leser haben tatsächlich die
Wahl. Das ist die Freiheit, selbst zu
entscheiden. Es ist für mich die Wahl,
die wir doch sonst am Schreibtisch, im
Büro, in unserer Firma oder Verwaltung
nicht wirklich haben...
Dabei ist des Pudels Kern eine unscheinbare Software. Ja, ein Büroprogramm!
Wie banal, oder? Doch gerade in diesem
Programm-Paket stecken Geschichten,
die kein Betriebsgeheimnis sind. Und
die Erfolgsstory geht gerade erst richtig
los. (Anmerkung: Das Projekt selbst gibt
es seit über drei Jahren) Im September
treffen sich hunderte Software-Entwickler aus aller Welt in Berlin zu ihrer
OpenOffice.org-Conference. Und wie
bei Open Source üblich, ist jeder eingeladen, dabei zu sein.
Jetzt muss ich aber Schluss machen.
Schließlich steht die CeBIT vor der Tür,
und da bin ich sieben Tage von früh bis
spät eingespannt. Schließlich will ich die
Geschichte noch vielen interessanten
Leuten erzählen. Ach ja, wenn Sie Lust
haben, melden Sie sich doch einfach
mal. Und die Software gibt’s übrigens
unter http://de.OpenOffice.org. Aber
nicht weiter sagen...
Für Rückfragen: Thomas Keup,
[email protected]
Zahlen, Daten, Fakten
OpenOffice.org ist das wohl weltgrößte
Open Source-Projekt. An der Entwicklung des freien Büro-Programmes arbeiten rund um den Globus rd. 10.000
Software-Entwickler. Das Projekt wird
federführend von SUN Microsystems
unterstützt, dessen kostenpflichtige Office-Suite StarOffice auf OpenOffice.org
basiert.
Der Quellcode von OpenOffice.org ist
frei einsehbar. Damit können Entwickler eigene Programme und Programmbausteine für OpenOffice.org kreieren.
Die Teilnahme an dem internationalen
Projekt steht jedem Interessierten offen. Das Büro-Paket arbeitet unter allen
gängigen Windows-Plattformen, Linux,
Mac OS und Solaris.
Zu OpenOffice.org gehören im Kern
die Textverarbeitung WRITER, die
Tabellenkalkulation CALC, das
Präsentationsprogramm IMPRESS sowie das Grafikprogramm DRAW. Weitere Module sind der Formeleditor
MATH, ein HTML-Editor sowie verschiedene Datenbankwerkzeuge.
OpenOffice.org unterstützt u. a. die freien Datenbanken MySQL und ADABAS
sowie ACCESS-Datenbanken. Darüber
hinaus ist das Programm weitgehend
kompatibel zu allen gängigen MS Office-Formaten. Ergänzend stellt
OpenOffice.org den freien Export in
die Formate PDF und FLASH bereit.
Die Office-Software selbst arbeitet mit
dem sicheren XML-Dateiformat. Sie ist
sowohl als Einzelplatz-Anwendung wie
auch als Groupware verfügbar. Entsprechende kostenfreie Erweiterungen können direkt aus dem Web geladen werden. Ebenso, wie Zusatzmodule zur
Rechtschreibung und Silberntrennung
in vielen Sprachen.
1/04 2 33
OpenOffice.org erscheint durchschnittlich alle 18 Monate in einer weiterentwickelten Version. Seit der Erstveröffentlichung im Mai 2002 wurde die Software
weltweit rd. 25 Mio. mal aus dem Internet
geladen. Die aktuelle Version 1.1.0 ist
seit Bereitstellung am 1. Oktober 2003
mehr als 3 Mio. mal abgerufen worden.
OpenOffice.org kann von jeder Privatperson, jedem Unternehmen und jeder
öffentlichen Einrichtung in vollem
Umfang uneingeschränkt genutzt werden. Lizenzkosten fallen in keiner Form
an. Das Software-Paket darf vervielfältigt und uneingeschränkt weitergegeben
werden. OpenOffice.org ist eine Open
Source-Software, die auch in Zukunft
frei nutzbar sein wird.
Interessante Internetseiten
Deutsche Projektseite:
http://de.OpenOffice.org
Deutsches Forum:
http://www.kaldewey-online.de
Weltweite Projektseite:
http://www.OpenOffice.org
Weltweites Forum:
http://www.OOoDocs.org
Business Delevopment:
http://BizDev.OpenOffice.org
Internationale Konferenz:
http://Marketing.OpenOffice.org/
Conference
THOMAS KEUP
PR-Berater für IT
u
7
eLearning klein, aber
fein
Effizienzsteigerung von
Brainstorming-Prozessen in
Beratungen durch computergestütztes Mind-Mapping
W
er kennt nicht das Stöhnen
von Kolleginnen und Kollegen, wenn ein neuer
Sitzungstermin einberufen wird. Selbst
hochmotivierte Projektmitarbeiter/
innen können sich des Eindrucks nicht
erwehren, dass die wenigsten Beratungen zielorientiert und effizient durchgeführt werden. Nicht selten verspüren
die Teilnehmer/innen das Gefühl, nur
„herumgesessen“ zu haben, sind Ergebnisse der Beratung oder gar eines
Brainstormingprozesses wenig greifbar.
In Projektmanagementkursen werden
zwar Methoden und Techniken wie
Brainstorming und Mindmapping gelehrt, doch die wenigsten beherzigen
diese, und in ihrer papiergebundenen
Art und Weise sind solche Methoden
nicht zwingend effizient. Der Einsatz eines computergestützten Elements kann hier
gute Dienste leisten, das ich in den letzten
Monaten sowohl in der Lehre und in Unternehmensschulungen als auch in ganz traditionellen Beratungen getestet habe.
Beispielsweise trafen sich im Oktober
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres
Fachbereichs Wirtschaft, Verwaltung und
Recht (WVR) der TFH Wildau zu einem
Brainstorming zum Thema „Kompetenzen und Präsentation des Fachbereichs“.
Ziel der halbtägigen Beratung war es, die
vorhandenen Kompetenzen zukünftig
besser für die Außenwirkung des Fachbereichs zu nutzen. Als Unterstützungselement des Brainstormings zur
Ideenfindung und vor allem zur effektiven Aufbereitung sowie Strukturierung
der Ideen wurde erstmals auch außerhalb
der Lehre eine entsprechende Software,
konkret MindManager 2002 der Firma
Mindjet GmbH, eingesetzt.
2
„Mind-Mapping“ ist eine bekannte Methode zum Aufschreiben und Skizzieren von
Gedanken, deren Visualisierungsform den Vernetzungsvorgängen in unserem Gehirn gerecht zu werden versucht. Im Zentrum steht das zu behandelnde Thema,
dessen zentrale Aspekte in Form von Linien (sogenannten Hauptästen), die von
diesem Zentrum ausgehen, festgehalten werden. Eine stichwortartige Beschriftung
sollte in gut lesbaren Druckbuchstaben erfolgen. Die zentralen Aspekte werden
grafisch weiter untergliedert, indem Neben- bzw. Unteräste gezeichnet und entsprechend beschriftet werden, so dass die gesamte „Map“ wie eine von oben betrachtete
Baumkrone wirkt. Wichtig dabei ist, mit den Ästen die Waagerechte zu suchen, damit
alles ohne Verrenkungen gelesen werden kann. In der traditionellen Papierform
stösst man allerdings bei „spontan“ erstellten Mind-Maps schnell an Grenzen und
insbesondere in der dem Brainstorming folgenden Strukutrierungsphase bleiben
zeitraubende Neuzeichnungen nicht aus. Wenn Mind-Maps nicht spontan entstehen,
sondern zu Präsentationszwecken schon überlegt vorbereitet werden, ist es zudem
für die Betrachter nützlich, die Hauptäste im Uhrzeigersinn, beginnend bei Zeigerstellung 12 Uhr, nacheinander anzuordnen – so kann die Strukturierung besser
wahrgenommen werden (siehe Abb. 1).
Abb. 1 Mind-Map mit Hauptzweigen
Die Vorteile des Nutzens einer Software wie MindManager innerhalb des Brainstorming-Prozesses liegen auf der Hand: Sowohl im Vergleich zu traditionellen Beratungsgesprächen mit Bleistift und Papier als auch zum Einsatz von (papierbezogenen)
Flipcharts ist die für alle Beteiligten durch Projektion sichtbare visuelle Darstellung
übersichtlicher, fördert die Kreativität, ist besser lesbar und vor allem über die „Dragund Drop-Funktionalität“ problemlos veränderbar.
Die Softwarenutzung innerhalb unserer Fachbereichsberatung erlaubte es binnen
kurzer Zeit die eingebrachten Ideen zu systematisieren, gleichzeitig mit konkreten
Zielstellungen für die Realisierung zu untersetzen und in verschiedenen grafischen
Formen darzustellen. Als Hauptfelder wurden dabei die Lehre, die interne und
externe Präsentation des Fachbereichs, die Fort- und Weiterbildung sowie die
Verwaltungsmodernisierung herausgearbeitet und mit abgeleiteten Aufgaben konkret untersetzt.
Nachträgliche Anregungen können sofort komplikationslos eingearbeitet werden
ohne dabei den Überblick über das gesamte Vorhaben zu verlieren.
è
1/04 2 34
ç Im nachbearbeitenden Strukturierungsprozess mit dem Finden von Oberbegriffen und logischen Zusammenhängen können darüber hinaus wichtige Punkte
sowohl textbezogen untersetzt als auch farblich und durch Symbole und Bilder
hervorgehoben werden. Außerdem können die im kreativen Austauschprozess
zusammengetragenen Ideen als Daten medienbruchfrei am PC weiterverarbeitet und
in andere Softwareprodukte und Darstellungsformen überführt werden. Sollten also
Beteiligte dieser verästelten Darstellungsform eher skeptisch gegenüberstehen, so
kann diese problemlos geändert und in einen lineare Ablauf gebracht werden, indem
die Mapangaben beispielsweise als Gliederung in ein Word-Dokument exportiert
werden. Somit steht sehr schnell eine in Verwaltungen und Betrieben übliche
Dokumentationsform der Beratung zur Verfügung.
Zu jedem einzelnen Unterpunkt der Map können Ziele als Notizen, aber auch durch
umfangreiche Texte mit Tabellen und Bildern hinterlegt und noch nicht Erreichtes
oder bereits Zutreffendes durch besondere Symbolik gekennzeichnet werden, wonach später auch gefiltert werden kann. Dies wird beispielhaft in Abb. 2 für den in
der Fachbereichsberatung diskutierten Hauptzweig „Lehre“ dargestellt. Darüber
hinaus können Hyperlinks zu existierenden Dokumenten beliebiger Formate oder zu
Webseiten im Intra- bzw. Internet definiert werden; ebenso können eMail-Adressen
für zugeordnete Verantwortliche hinterlegt werden, so dass die elektronisch abgelegte Map als direktes Kommunikationsinstrument genutzt werden kann.
und auch Videokonferenzen durchzuführen, Multimedia zu nutzen und
eLearning im weitesten Sinne praktisch
zu verwirklichen.
Die effizientere Durchführung einer
solchen softwaregestützten Beratung
spart nicht nur Zeit durch schnellere
Entscheidungsfindung, sondern führt
sichtbar zu einer besseren Qualität und
Akzeptanz der Beratung sowie zu einer
Steigerung der eigenen Handlungskompetenz. Insofern erleben die Teilnehmer/innen nicht nur ein modernes
Meeting, sondern ein Meeting, das zielorientiert und schnell zu ersten
Handlungsmöglichkeiten führt.
PROF. DR. MARGIT SCHOLL
TFH Wildau, http://www.tfhwildau.de/web_wvr/scholl
u
Mehr Kostentransparenz und
besserer Service für die
Berliner Verwaltung
Der Berliner Landesbetrieb für
Informationstechnik (LIT) betreibt
das Asset Management für den
Bereich Telekommunikation jetzt
auf der Basis von Microsoft .NET.
Die greifbaren Erfolge: mehr
Transparenz und besserer
Service.
Abb. 2 Hauptzweig „Lehre“ mit weiteren Untergliederungen – neben Begriffen und
farblichen Differenzierungen können auch Symbole, Piktogramme, Bilder etc.
zugeordnet werden.
Werden die Untergliederungen der einzelnen Hauptzweige innerhalb der Nachbearbeitung sehr umfangreich, dann lässt sich die Map in einfacher Weise in eine
sogenannte Multi-Map verwandeln, wodurch die einzelnen Unterpunkte separat
über Hyperlinks abrufbar sind. Ein solches ergebnisorientiertes Meeting kann zu
allen Fragestellungen und mit Laptop sowie Beamer in jedem Besprechungsraum
durchgeführt werden. Darüber hinaus stellt der FB WVR gerne sein Customer
Support Studio des derzeit laufenden Projektes MamBHo (maßgeschneiderte
multimediale Beratungshotline) für solche Beratungen zur Verfügung. Hier gibt es
für kleinere Gruppen bereits die technische Ausstattung und Möglichkeit, Meetings
1/04 2 35
D
er
Landesbetrieb
für
Informationstechnik (LIT)
profiliert sich im Bereich Telekommunikation als führender Dienstleister für die Verwaltung Berlins: Eine
.NET-basierte Lösung bringt Bestandsund Kostentransparenz in das Asset Management für mehrere hundert
Telekommunikationsanlagen und etwa
50 000 Endgeräte. Zugleich sinkt der
Aufwand im zuständigen Geschäftsbereich um rund zehn Prozent.
è
7
ç Beinahe noch wichtiger: Die betreuten Senatsverwaltungen und Bezirksämter profitieren von verbessertem Service, und der Landesbetrieb festigt seine
Position im Wettbewerb mit anderen
Anbietern.
Ausgangssituation
In der Berliner Verwaltung haben
Reformkräfte einen starken Partner: den
Landesbetrieb für Informationstechnik
(LIT). Der Dienstleister unterstützt die
Behörden im Land Berlin, der Bundeshauptstadt, wenn es um mehr Effizienz
geht. Das LIT-Portfolio umfasst alle
wichtigen zentralen Verwaltungsverfahren rund um Verbrechensbekämpfung, Haushalt, Steuern und
Soziales.
Daneben entwickelt und betreut der
Landesbetrieb aber auch individuelle
Fachanwendungen im Auftrag einzelner Landesbehörden. Innovative
Telekommunikationslösungen runden
das Leistungsangebot ab. Sie stützen
sich zumeist auf das Berliner Hochgeschwindigkeitsnetz MAN (Metropolitan Area Network), das ebenfalls
unter der Regie des LIT betrieben wird.
2
Voraussetzung für marktgerechten
Service
Bis vor wenigen Jahren selbst noch ein
Amt, behauptet das städtische Unternehmen sich heute im freien Wettbewerb mit anderen Anbietern. Und dies
mit nachhaltigem Erfolg: Trotz chronisch angespannter Haushaltslage in
Berlin wächst der LIT und schreibt
schwarze Zahlen. Der wirtschaftliche
Erfolg kommt nicht von ungefähr, sondern resultiert aus unternehmerischem
Handeln, konsequenter Service-Orientierung sowie aus der genauen Kenntnis
des spezifischen Bedarfs der Kundengruppe. Noch etwas kommt hinzu:
„Dank des breiten Leistungsspektrums
können wir maßgeschneiderte Komplettlösungen gebündelt aus einer Hand
anbieten. Das ist für unsere Kunden
natürlich besonders attraktiv“, sagt
Konrad Kandziora.
Der Leiter des Geschäftsbereichs –
zuständig für das Berliner Landesnetz
für Sprach- und Datenkommunikation
– hat maßgeblichen Anteil am Umbau
des ehemaligen Amtes zu einem
wettbewerbsfähigen Dienstleistungsunternehmen. Im Bereich Telekommunikation haben er und seine Mitarbeiter
1/04 2 36
frühzeitig die Voraussetzung für marktgerechten Service geschaffen. „Es ging
uns in erster Linie um Bestands- und
Kostentransparenz für mehrere hundert
Telekommunikationsanlagen mit
insgesamt rund 50 000 Nebenstellen“,
berichtet Konrad Kandziora.
Entsprechend groß ist die inzwischen
angewachsene Datenmenge. „So groß,
dass sie mit Microsoft Access oder anderen Office-Tools nicht mehr angemessen bearbeitet und ausgewertet werden konnte“, konstatiert German Scherer, Consultant der NTeam GmbH.
Lösung - Zukunftssicher und
skalierbar
Gemeinsam mit dem Landesbetrieb hat
das Beratungs- und Entwicklungsunternehmen aus Berlin eine neue, .NETbasierte Lösung mit dem Namen Feincheck konzipiert. Anders als die Altlösung ist Feincheck zukunftsoffen und
skalierbar. „Sie trägt damit den
Wachstumschancen Rechnung, die sich
dem LIT gerade auf dem Feld innovativer Sprach- und Datenkommunikation
eröffnen“, ist Konrad Kandziora optimistisch. Der Marktsektor Öffentliche
Verwaltung umfasst in Berlin zirka è
ç 150 000 Telekommunikationsnutzer, und mit dem landeseigenen MAN
verfügt der LIT über eine ideale Infrastruktur
für deren flächendeckende Versorgung.
Die .NET-basierte Anwendung von
NTeam ist um den Microsoft SQL Server 2000 zentriert. Das Datenbanksystem bildet sämtliche Stammdaten-Beziehungen – zum Beispiel zwischen
Endgerät, Anwender und Standort – in
seiner relationalen Tabellenstruktur ab.
„Performance-Probleme, mit denen die
etwa 30 Anwender im Geschäftsbereich
V früher zu kämpfen hatten, sind heute
vollständig vergessen“, nennt German
Scherer als auffälligsten Unterschied zur
Altlösung.
Informationswert der Daten steigern
Der Einsatz der Microsoft-Datenbank
bringt aber auch funktionellen Mehrwert, und zwar dank fortgeschrittener
Analysewerkzeuge. „Für komplexe Auswertungen nutzt die Anwendung die
integrierten OLAP-Fähigkeiten des SQLServer“, erläutert German Scherer.
OLAP steht für Online Analytical
Processing und überwindet frühere Limits bei der Nutzung zweidimensionaler Tabellendaten. So genannte „OLAPCube“ verdichten komplexe Fragestel-
lungen zu mehrdimensionalen Auswertungen und steigern damit den Informationswert des zugrunde liegenden Datenmaterials. Der spezielle Vorteil beim
OLAP mit SQL-Server: „Unterschiedliche Fragedimensionen lassen sich äußerst flexibel und damit sehr schnell –
zum Beispiel auch mit Microsoft Excel
– zusammenstellen“, sagt German Scherer, dessen Unternehmen sich jüngst
wieder zum Microsoft Gold Certified
Partner für Business Intelligence qualifiziert hat. Für Konrad Kandziora bringt
der Informationsgewinn dank OLAP
folgenden Effekt: „Die hoch differenzierten monatlichen Leistungsabrechnungen stehen heute per Mausklick
in Sekundenschnelle zur Verfügung.“
Die Datenbank bildet das Fundament
einer in Schichten gegliederten Lösung.
Die funktionale Logik hat NTeam mit
Visual Basic .NET, die Client-Oberfläche mit Windows Forms realisiert. „Die
Entwicklungsumgebung Visual Studio
.NET hat uns einen Produktivitätsschub
von bis zu 30 Prozent gebracht“, freut
sich German Scherer. „Außerdem können wir in der Entwicklungsphase sehr
viel flexibler als früher auf die Wünsche
der Anwender eingehen.“ Konkret betrifft das zum Beispiel zusätzlichen Komfort bei der Suche nach bestimmten
1/04 2 37
Nebenstellen, der im Arbeitsalltag des
Geschäftsbereichs V heute eine Menge
Zeit einspart.
Nutzen - Zehn Prozent weniger Aufwand
„Insgesamt ist der Aufwand dank Feincheck um etwa zehn Prozent gesunken“, schätzt Konrad Kandziora. Zudem
ermöglicht die .NET-basierte Lösung
umfassende Auswertungen: „Erstmals
können Leistungen und Kosten detailliert zugeordnet werden – ein Muss,
wenn es um konkurrenzfähigen Kundenservice geht“, findet der Geschäftsbereichsleiter.
Basis für besseren Service
Fast noch wichtiger ist ihm die Servicequalität: Seine Mitarbeiter können jetzt
viel schneller und flexibler auf Kundenanforderungen reagieren als früher.
Beispielsweise ermöglicht eine Importfunktion für komplette Nummernblöcke
bei Umzügen von Abteilungen oder ganzen Ämtern, den neuen Standort kurzfristig einzuarbeiten. Die Optimierung
im Geschäftsbereich V wirkt sich mittelbar auch auf die Produktivität der
vom LIT betreuten Verwaltungseinheiten aus. „Guter Service“,
è
7
ç ist Konrad Kandziora überzeugt, „braucht eben eine solide Informationsbasis.“
Und das ist der NTeam GmbH mit Feincheck eindrucksvoll gelungen.
Ausblick - Optimierung durch Integration
Die Bereinigung der Altdaten ist abgeschlossen; die Lösung läuft im Routinebetrieb.
Nicht abgeschlossen ist der Integrationsprozess, den Feincheck im LIT ausgelöst hat.
So ist mittlerweile die komplette Auftragsverwaltung in die .NET-Lösung integriert.
Jährlich rund 6 000 Aufträge an externe Dienstleister mit einem Gesamtvolumen è
Grafik 1: .NET-basiertes Asset Management: mehr Transparenz und Service für die
Telekommunikation der Berliner Verwaltung
Fast Facts
Referenzkunde
Der Landesbetrieb für Informationstechnik (LIT) ist der ITDienstleister für die Öffentliche
Verwaltung Berlins. Sein weit gespanntes Portfolio umfasst alle Leistungen und Produkte, die für innovative Verwaltungsanwendungen
erforderlich sind. Zudem entwickelt
und betreibt der LIT ein landeseigenes Hochgeschwindigkeitsnetz
und sorgt damit für eine sichere,
schnelle und kostengünstige
Sprach- und Datenkommunikation.
Seit Jahren behauptet sich das profitable Dienstleistungsunternehmen erfolgreich im Wettbewerb. Zurzeit sind rund 330 Mitarbeiter beim LIT beschäftigt. Der
aktuelle Geschäftsbericht weist einen Jahresumsatz von deutlich
mehr als 70 Millionen Euro aus.
Problem
Die Altlösung auf der Basis von
Microsoft Access stieß funktionell
an ihre Grenzen. Zudem verursachten wachsende Datenmengen
Performance-Probleme.
Lösung
Die neue Lösung basiert auf dem
.NET Framework und nutzt den
Microsoft SQL-Server 2000. Sie
steigert den Informationswert von
Anlagen- und Gerätedaten dank
integrierter Business IntelligenceFunktionen.
Nutzen
Absolute Bestandstransparenz und
detaillierte Zuordnung von Leistungen und Kosten.
Erheblich weniger Aufwand bei der
Datenpflege.
Grafik 2: Mehr als 700 Kilometer modernste Glasfaserkabel: In Berlin stützt sich die
öffentliche Sprach- und Datenkommunikation auf das landeseigene
Hochgeschwindigkeitsnetz.
2
1/04 2 38
Schnellere Reaktionsmöglichkeit
auf Kundenanforderungen und
höhere Servicequalität.
Fast Facts
Technik
Software
Windows 2003 Server
SQL-Server 2000
.NET Framework
Visual Studio .NET 2002
Visual Basic .NET, Windows Forms
Hardware
Primergy-Server Rac
Intel Pentium 4
3,0 Ghz
4 GB Ram
Raid 5
Szenario
Asset Management
Partner
Land/Region:
Berlin
„Mit Microsoft .NET haben wir
Kostentransparenz erreicht, den
Service flexibilisiert und unseren
Workflow verbessert.“
Dipl. Ing. Konrad Kandziora
Geschäftsbereich Sprach - und
Datenkommunikation
Landesbetrieb für Informationstechnik Berlin
„Für Neuentwicklungen arbeiten
wir nur noch mit Microsoft .NET.
Dank Visual Studio hat sich die
durchschnittliche Entwicklungsdauer um 30 Prozent verkürzt.“
German Scherer
NTeam GmbH, Berlin
ç von etwa 21 Millionen Euro werden inzwischen weitgehend automatisiert
bearbeitet: Die Feincheck-Lösung bestückt dafür eine standardisierte Word-Vorlage
mit den relevanten Standort- und Gerätedaten, generiert eine entsprechende E-Mail
und hängt den Auftrag als Word-Dokument an – alles ohne Papier und Zeitverlust.
Als nächsten Optimierungsschritt plant Konrad Kandziora die Synchronisation von
Feincheck mit einer technischen Datenbank, die zugehörige Bau- und Kabelpläne
enthält. „Auch hierbei“, ist sich German Scherer sicher, „wird sich die Integrationskraft der offenen .NET-Architektur von Feincheck bestens bewähren.“ Und auch
hier wird die Entwicklung nicht stillstehen: In Zukunft wird die Auswertung der
vorhandenen Daten und deren Darstellung, Verteilung und Veröffentlichung als
Bericht drastisch vereinfacht durch den Einsatz zwei neuer Tools, die Microsoft SQL
Reporting Services und die Windows SharePoint Services.
Technik Spotlights
Microsoft SQL Server Analysis Services
Die integrierten Analysis Services machen den Microsoft SQL-Server 2000 zur
idealen Plattform für Business Intelligence-Lösungen. Sie ermöglichen eine mehrdimensionale Sicht auf relationale Geschäftsdaten und steigern so ihren Informationswert. Als Client-Applikation eignet sich insbesondere Microsoft Excel. Dem größten
Problem im Data Warehouse, dem explosionsartigen Anwachsen der Datenmenge
bei steigender Dimensions- und Aggregationsanzahl, begegnet der SQL-Server mit
einem intelligenten Aggregation Wizard.
.NET Framework
Das .NET-Framework ist eine so genannte Laufzeitumgebung. Als Bestandteil der
integrierten Microsoft Server-Plattform stellt sie unfangreiche Funktionsklassen zur
Verfügung, die von Entwicklern direkt angesprochen werden können. Das .NETFramework macht Windows-Betriebssysteme zur idealen Plattform für verteilte
Web-Anwendungen, die via Web Services miteinander kommunizieren. Zudem wird
Programmcode während der Ausführung hardware-spezifisch optimiert. Das erklärt
die hohe Performance .NET-basierter Web-Anwendungen.
Referenzunternehmen
Konrad Kandziora: Landesbetrieb für Informationstechnik Berlin, Geschäftsbereich V, Daten- und Sprachkommunikation , Berliner Straße 112-115, 10713
Berlin-Wilmersdorf, Tel.: +49 (0)30 9012 6090, Fax: +49 (0)30 9012 3098, E-Mail:
[email protected], www.lit.berlin.de
Partner
René Radland: NTeam GmbH, Am Karlsbad 15, 10785 Berlin, Tel.: +49 (0)30
880975 26, Fax: +49 (0)30 880975 59, E-Mail: [email protected], www.nteam.de
Geschäftskundenbetreuung Microsoft
Microsoft Deutschland GmbH - Communication Center Geschäftskundenbetreuung, Konrad-Zuse-Straße, 1 85716 Unterschleißheim, Tel.: 0 18 05/22 95 52
Fax: 0 18 05/22 95 54, E-Mail: [email protected], 0,12 Euro pro Minute,
deutschlandweit
Microsoft .NET ist Software zum Verbinden von Menschen, Informationen, Systemen und Geräten durch Web Services. Web Services sind eine Kombination von
Protokollen, die unterschiedlichen Computern die Kommunikation durch
è
1/04 2 39
7
ç den Austausch von Nachrichten
ermöglichen. Web-Services verwenden
die Industriestandards XML, SOAP und
WSDL, um die Zusammenarbeit von
Systemen über Plattformen und Programmiersprachen hinweg sicherzustellen.
.NET ist in die Produkte und Dienstleistungen von Microsoft integriert und
schafft damit die Voraussetzung zur
schnellen Erstellung und Verteilung, zur
effizienten Verwaltung und zur einfachen Benutzung sicherer Lösungen mit
Web Services. Diese Lösungen integrieren Informationen aus unterschiedlichen
Quellen und stellen sie jederzeit, überall
und auf beliebigen Geräten zur Verfügung.
Wenn Sie mehr über Microsoft .NET
und Web-Services erfahren möchten,
besuchen Sie bitte die folgenden Webseiten:
http://www.microsoft.com/germany/
net/ und http://msdn.microsoft.com/
webservices/default.aspx
u
Öffentliche
Auftragsvergabe
VOB/L/F rechtssichere Online-Ausschreibungsdatenbank an, die den
Arbeitsaufwand und damit die Prozesskosten bei der Submission deutlich reduziert. Zwar ist die Online-Ausschreibung längst noch nicht in alle Kommunen vorgedrungen, aber allein in Bayern haben 450 öffentliche Ausschreiber
auf das elektronische Verfahren mit SOL
umgestellt. Einer der Anwender ist Peter
Fröber, Leiter der Bauverwaltung im
Bauamt der großen Kreisstadt Neustadt
bei Coburg, der seit dem Frühjahr 2003
mit der Online-Ausschreibungsplattform von SOL arbeitet.
Mit dem Gedanken, Ausschreibungen
online durchzuführen, hat Peter Fröber
vom Bauamt Neustadt schon länger gespielt: „Seit die Mitarbeiter von SOL uns
letztes Jahr ihr System vorgestellt haben,
bin ich begeistert von der Idee. Nur
fehlten uns 2002 größere Ausschreibungsprojekte, daher haben wir
die Sache erstmal auf Eis gelegt.“ Als
2003 mit dem Neubau eines Kindergartens und Umbau- und Sanierungsmaßnahmen im Neustädter Rathaus
gleich zwei Projekte mit einem Gesamtvolumen von 500.000 Euro anstanden,
kam die Online-Ausschreibungsplattform endlich zum Einsatz: Der Leiter
der Bauverwaltung führte das SOL-System bei seinen Mitarbeitern ein und nach
Elektronische Ausschreibung
nach VOB/L: Bauamt in Neustadt
bei Coburg spart pro
Ausschreibung ein Drittel der
Arbeitszeit durch OnlineVerfahren - Anwenderbericht
L
eere Kassen und immer weniger
Mitarbeiter, die immer mehr Arbeit bewältigen müssen: An der
Finanzknappheit der Kommunen wird
sich vemutlich auch in Zukunft nicht
viel ändern. Umso wichtiger, dass Prozesse „entschlackt“ und wertvolle
Personalressourcen nicht unnötig blockiert werden. Die bayerische Staatsanzeiger Online Logistik (SOL) GmbH
bietet bereits seit fünf Jahren eine nach
2
einer kurzen Phase des „vorsichtigen
Herantastens“, wie Fröber es umschreibt, hat die Plattform schnell Akzeptanz und sogar treue Anhänger gefunden: Vor allem die Sachbearbeiterinnen loben die enorme Arbeitserleichterung durch die Umstellung auf
das elektronische Ausschreibungsverfahren.
„Endlich ist Schluss mit dem tagelangen
Kopieren der Leistungsverzeichnisse“,
atmet Fröber auf. „Besonders problematisch war es, wenn gleichzeitig
mehrere Ausschreibungen liefen: Durch
die umfangreichen Werke waren unsere
Personalressourcen oft eine halbe Woche gebunden – bei Baumeisterarbeiten
umfasst ein Leistungsverzeichnis z.B.
an die 300 Seiten, wenn das dann für 40
Bieter kopiert, einkuvertiert und verschickt werden musste, waren unsere
Mitarbeiter erst einmal beschäftigt.“ Seit
der Nutzung der Online-Ausschreibung
ist das anders: „Jetzt müssen wir nur
noch das Leistungsverzeichnis mit den
Anlagen als PDF-Dokumente in die
Datenbank von SOL stellen. Betriebe,
die sich an der Ausschreibung beteiligen
möchten, geben wir in eine Liste ein, das
ist alles.“ Diese Liste geht per Zufallsverfahren an eines von mehreren zertifizierten Druckzentren, wo die Unterlagen vervielfältigt und den Bietern innerhalb von drei Tagen zugestellt werden.
Ist ein Unternehmen einmal im System
als Bieter angelegt, braucht es bei allen
weiteren Ausschreibungen, an denen es
sich beteiligen möchte, nicht mehr neu
eingegeben zu werden.
Arbeitserleichterung und deutliche
Prozesskostensenkung
Foto: Bauamt Neustadt bei Coburg Online geht der Ausschreibungsprozess
erheblich schneller: Peter Fröber, Leiter
der Bauverwaltung in Neustadt bei
Coburg, hat bei seinen Mitarbeitern die
elektronische Ausschreibung über die
SOL-Plattform eingeführt.
1/04 2 40
Nach Aussage Fröbers hat sich der gesamte Prozess deutlich beschleunigt, so
dass pro Ausschreibung ein Drittel der
bisherigen Arbeitszeit eingespart werden
kann. Auch in Kommunen ist Zeit Geld
und bei rund 20 Ausschreibungen pro Jahr
kommt einiges zusammen. Neben dem
Wegfall des Kopier- und Versandmarathons gibt es noch weitere Faktoren, die den Bearbeitungsablauf intern
erleichtern: „Statt wie früher selbst è
ICH BIN DIE STIMME,
DIE SIE LIEBEN WERDEN.
ICH KANN SPRACHE UND DATEN INNERHALB EINES EINZIGEN NETZWERKS
VEREINIGEN. ICH KANN VERKABELUNGEN UND WARTUNGSAUFWAND
HALBIEREN. ICH KANN KOSTEN SPAREN UND GLEICHZEITIG DIE EFFIZIENZ
VERBESSERN. ICH KANN ANRUFE AUFZEICHNEN, E-MAILS ANHÖREN
UND TERMINE PLANEN. ICH BIN EIN MULTITALENT. ICH BIN DER GRUND FÜR
GESTEIGERTE PRODUKTIVITÄT. ICH BIN MEHR ALS EIN CISCO 7960G IP PHONE.
cisco.com/de/kraft jetzt
© 2003 Cisco Systems, Inc. Alle Rechte vorbehalten. Cisco, Cisco Systems und das Cisco Systems Logo sind eingetragene Marken oder Marken von Cisco Systems, Inc.,
und/oder ihrer Tochtergesellschaften in den Vereinigten Staaten und bestimmten anderen Ländern.
1/04
2/03 2 41
7
ç Formulare eigenhändig zu erstellen,
können wir mit Hilfe von SOL alle
ausschreibungsrelevanten Dokumente
im PDF-Format schon fertig herunterladen und müssen sie dann nur noch
ausfüllen“, berichtet Fröber. Generell
empfindet er es als großen Vorteil, dass
sämtliche Pläne und Anhangsdokumente
als PDF-Dateien beigefügt und jederzeit
– also auch nach Freischaltung der
Ausschreibung – einfach ergänzt oder
aktualisiert werden können.
Auch die benutzerfreundliche Oberfläche der Ausschreibungsplattform hat
den Leiter der Bauverwaltung im oberfränkischen Neustadt überzeugt: „Durch
das Update ist alles viel einfacher geworden, und wenn es doch einmal Probleme
gibt, haben die Mitarbeiter der Hotline
uns bisher immer kompetent geholfen.“
Hilfreich war auch die SOL-Schulung
vor Ort im Bauamt, wo die Mitarbeiter
sich unter fachkundiger Anleitung
anhand einer konkreten Ausschreibung
mit dem System vertraut machten.
Weitere Informationen: Bauamt Neustadt bei Coburg. Peter Fröber, Leiter
Bauverwaltung, Tel. (09568) 81409.
[email protected]
Staatsanzeiger Logistik Online GmbH,
Prager Straße 1, D-82008 Unterhaching,
Tel.: (089) 69 39 07-0, Fax: (089) 69 39
07-55, www.baysol.de
u
Projektmanagement im
Public Sector – Erfolg
oder Desaster?
Zusammenfassung des
Projektmanagementtages am
12. Januar 2004
Was? Wann? Wo? Wer?
A
m 12. Januar 2004 fand in den
Räumen der Senatsverwaltung
für Inneres – im Alten Stadthaus – der IT-Projektmanagementtag
statt. Er stand unter der Überschrift
2
„Projektmanagement im Public Sector
– Erfolg oder Desaster?“. Organisiert
wurde dieser Tag von der Senatsverwaltung für Inneres in Zusammenarbeit mit dem Software- und Beratungshaus sd&m.
•
Mit Vertretern der Senatsverwaltung für
Justiz, der Berliner Polizei, dem Landesrechnungshof, der Senatsverwaltung für
Inneres sowie von sd&m als Redner
gelang es, ein breites Spektrum an Sichten zusammen zu bringen, womit viel
Stoff für Diskussion und Pausengespräch
gesammelt wurde. In einer Podiumsdiskussion mit Eberhard Siebert vom
Landesbetrieb für Informationstechnik,
Wolfgang Gallas, früher bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung tätig,
Sven Eulitz von IVU und Werner
Simonsmeier von sd&m unter der Moderation von Willi Kaczorowski (Cisco)
wurden dann noch einmal die brisantesten Fragen angerissen und unter Einbeziehung des Publikums sehr lebhaft
diskutiert.
Man war sich schnell einig, dass die
Weichen zu Erfolg oder Misserfolg eines IT-Projektes in der Projektvorbereitung gestellt werden. – eine Erkenntnis, die nicht neu und auch nicht
spezifisch für den öffentlichen Bereich
ist. Jedoch werden gerade hier immer
wieder dieselben Fehler gemacht, und
diese resultieren nur zum geringeren
Teil aus individuellem Versagen und
zum großen Teil aus strukturellen Problemen.
Die Veranstaltung stieß auf ein reges
Interesse: Ca. 60 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter aus vielen Bereichen der
Berliner Verwaltung waren gekommen,
um zuzuhören und mitzudiskutieren.
Aspekte
Das Thema des Tages wurde von den
Rednern von verschiedenen Seiten beleuchtet:
•
•
•
•
•
•
•
Warum scheitern so viele ITGroßprojekte im öffentlichen
Bereich?
Welche Erfolgsfaktoren gibt es?
Welche
Probleme
sind
verwaltungsspezifisch?
Welche Rolle kann und soll der
Landesbetrieb für Informationstechnik spielen?
Braucht die öffentliche Verwaltung eine Projektrichtlinie?
Wo muss man für eine erfolgreiche Projektdurchführung ansetzen?
Welchen Einfluss hat die Öffentlichkeit?
1/04 2 42
Wie können Erfahrungen aus
erfolgreichen und gescheiterten
Projekten ausgewertet und verarbeitet werden?
Erkenntnisse
Bevor ein Projekt aus dem Boden gestampft wird, sollte gut überlegt werden,
was man in diesem Projekt erreichen
will, ggf. muss es in mehrere kleinere
Stufen unterteilt werden, damit es auch
in seiner Gesamtheit überschaubar
bleibt. Auch seine Integration in die
bestehende IT-Landschaft ist eine zentrale Frage.
Der Grundstock für eine erfolgreiche
Projektabwicklung wird bereits in der
Ausschreibungsphase gelegt. Die qua
Ausschreibungsrecht unterbundene oder
zumindest behinderte Kommunikation
zwischen ausschreibender Stelle und
Dienstleister und die damit nicht erreichbare Übereinstimmung des Verständnisses der Ausschreibungsunterlagen führen oftmals schon im Vorfeld
dazu, dass Projekte gestartet werden, in
denen die Beteiligten unterschiedliche
Vorstellungen von dem haben, was eigentlich erreicht werden soll. Dadurch
kommt es bereits in der Anfangsphase
und im weiteren Projektverlauf zu Enttäuschungen und Misstrauen im Projektteam.
Diese Brüche wieder zu kitten kostet
Aufwand – Aufwand, der meistens nicht
einkalkuliert ist. Hinzu kommt, dass
durch die knappen Budgets in der öffentlichen Verwaltung der Fokus beim
Vergleich der Angebote fast
è
ç ausschließlich auf den Preis gerichtet ist: Die Maßgabe „wirtschaftlichstes
Angebot“ wird mangels ausreichend
begründbarer Qualitätsargumente mit
„eines der billigsten Angebote“ übersetzt. Um den erfolgreichen Start eines
Projekts zu sichern, sollten daher folgende Punkte berücksichtigt werden:
Budget in den Griff zu bekommen? Es
lohnt sich auf jeden Fall über Modelle
nachzudenken, die das Risiko eines Projekts auf Auftragnehmer- und Auftraggeberseite verteilen bzw. auch beide Seiten belohnen, wenn das Projekt erfolgreich läuft, wie z.B. bei Risk-/RewardSharing-Modellen.
•
Ein weiteres wichtiges Thema ist die
Zusammenstellung eines schlagkräftigen
Teams, das die anstehenden Aufgaben
meistern soll. Jedoch ist in der öffentlichen Verwaltung für IT-Projektleitung
qualifiziertes Personal oft nicht vorhanden bzw. nicht verfügbar. Die verbreitete Praxis, Projektleiter ausschließlich
nach Verfügbarkeit zu bestimmen, bringt
von Anfang an hohe Risiken ins Projekt.
Dabei sind gerade die fachlichen, technischen und sozialen Kompetenzen des
Projektleiters („Dreifaltigkeit“) ausschlaggebend für das Wohl und Wehe
des Projekts. Es wäre gut, in der öffentlichen Verwaltung die Qualifikationsbezeichnung „Projektleiter“ mit der entsprechenden Dotierung zu haben.
•
•
•
•
Es muss zu Beginn des Projekts
Klarheit über die zur Verfügung
stehenden personellen und materiellen Ressourcen herrschen.
Ausschreibungsunterlagen brauchen konkrete Aussagen und
Zieldefinitionen! Nicht die Menge, sondern die Präzision des
Inhalts ist entscheidend.
Klar definierte und gut dokumentierte Geschäftsprozesse
sind Grundlage für ein gemeinsames Verständnis des Projektinhalts. Alle Beteiligten müssen
die gleichen Zielvorstellungen
haben bzw. während der Ausschreibungsphase bekommen,
was in dem Projekt geleistet werden soll.
Angebote dürfen nicht ausschließlich nach dem Preis bewertet werden („Geiz ist geil!“),
ein gutes Preis-Leistungsverhältnis sollte hier das
Entscheidungskriterium sein.
Das geht aber nur, wenn die
Angebote, die eingeholt werden,
auch vergleichbar sind.
Der verwaltungsrechtliche Spielraum, Projekte erfolgreich durchführen zu können, ist nicht groß,
aber durchaus vorhanden – nur
wird er augenscheinlich nicht
ausreichend genutzt oder evtl.
nur fehlinterpretiert.
Wie flexibel und ideenreich kann die
öffentliche Verwaltung bei der Vergabe
von Projekten agieren, um das knappe
Als weitere Erfolgsfaktoren wurden
identifiziert:
•
•
•
Die Entscheidungsstrukturen
müssen im Vorfeld so klar und
einfach definiert werden, dass es
im Verlauf zu keinem
„Entscheidungskoma“ kommt.
Innerhalb des Teams – Auftraggeber- und Auftragnehmerseite
– muss eine Kultur des Vertrauens aufgebaut werden, so dass
insbesondere die gegenseitigen
Vorurteile bekämpft werden
(„Besserverdiener mit MercedesDienstwagen“ vs. „Beamtenschnarchsack mit Pensionsanspruch“).
Das Change Management muss
im Vorfeld definiert sein.
•
•
Risiken müssen offen auf den
Tisch kommen, um rechtzeitig
geeignete Gegenmaßnahmen zu
finden – trotz des evtl. vorhandenen öffentlichen und politischen Drucks.
Teamrotation und damit Knowhow-Verlust müssen weitestgehend vermieden werden.
IT-Projekte scheitern aus den unterschiedlichsten Gründen, jedoch viel zu
oft aus strukturellen Gründen, wie sie
oben aufgezählt wurden. Es kann nur
positiv auf künftige IT-Großprojekte
wirken, wenn sich die Beteiligten gescheiterter Projekte – vielleicht mit einem Abstand, der die Klarsicht fördert
– an einen Tisch setzen würden, um die
Ursachen zu diskutieren und gemeinsam festzustellen.
Der Leiter des IT-Kompetenzzentrums
der Senatsverwaltung für Inneres, KarlHeinz Löper, schloss als Gastgeber des
Tages die Veranstaltung mit einem Ausblick ab, der alles andere als Themenabschließend sein wollte.
FRAU EUCHNER, HERR SIMONSMEIER
sd&m AG
u
KIKoS und IKoN
KGSt-Datenbanken
entgeltfrei zugänglich
Z
um Anfang 2003 wurde die Wissens- und Dokumenten
datenbank KIKoS der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für
Verwaltungsvereinfachung (KGSt) für
ihre Mitglieder zur entgeltfreien Benutzung über das Internet freigegeben.
KIKoS steht für „Kommunales Informations- und Kommunikationssystem“
und ermöglicht, KGSt-Berichte, -Infos,
-Gutachten und weitere Informationen
aufzufinden und herunterzuladen.
Seit Januar 2004 steht nun auch die
IKoN-Vergleichsdatenbank den
è
1/04 2 43
7
und zukünftigen Anforderungen, wie
Verfügbarkeit, Sicherheit, Performance,
skalierbare Bandbreite, Multimediafähigkeit, zentrales Management sowie
auch Investitionsschutz, erfüllt.
ç KGSt-Mitgliedern entgeltfrei zur
Verfügung. Das „Interkommunale
Netz“ erlaubt den Nutzern die Abfrage
von Kennzahlen, Kennzahlensystemen,
Musterdaten und Vergleichsdaten verschiedener kommunaler Vergleichsringe
und anderer Quellen der KGSt.
Das Land Berlin ist Mitglied der KGSt
und daher können alle Behörden der
unmittelbaren Landesverwaltung die
Datenbanken uneingeschränkt und
entgeltfrei nutzen. Voraussetzung ist
selbstverständlich ein Internet-Zugang.
Auf der Intranet-Seite des Referats ZS C
bei der Senatsverwaltung für Inneres
befinden sich Links zu beiden Datenbanken, die den Zugang ohne weitere
Eingaben ermöglichen.
WOLFGANG BRÄUER
SenInn ZS C 1 Br
u
LIT übergibt neue
„HochgeschwindigkeitsDatenautobahn“ an
Bezirksamt Spandau
N
och bevor sich die Mitarbeiter
der IT-Abteilung des BA
Spandau in Ihren verdienten
Urlaub zum Weihnachtsfest bzw. Jahreswechsel verabschieden konnten, hatten Sie in Zusammenarbeit mit dem LIT
und seinen Partnern, eine große Herausforderung zu meistern. Es stand die
Migration des bisherigen Daten-Netzes
an, hin zu einem modernen und leistungsfähigen Netz, welches die heutigen
2
Auf der Grundlage der Rahmenverträge
über Beschaffung, Service- und
Wartungsleistungen im LAN- und
MAN-Bereich, die der LIT für das Land
Berlin abgeschlossen hatte, konnte dieser hier als Generalunternehmer (GU)
auftreten und dem Bezirksamt alle Leistungen aus einer Hand anbieten. Die
Vorteile für das BA Spandau lagen auf
der Hand. Es gab lediglich einen
Vertragspartner, welcher alle Leistungen bündeln und dem BA anbieten konnte. So konnte seitens des LIT nicht nur
die Beschaffung, Lieferung und Installation angeboten werden, sondern auch
sämtliche Planungsleistungen, die Demontage und Entsorgung, Wartung und
Service sowie der Betrieb dieser neuen
Datenautobahn. Zwei weitere entscheidende Vorteile für das BA waren, dass
durch die Nutzung der Rahmenverträge
auf eine Ausschreibung verzichtet werden konnte und die Beschaffung zu sehr
guten Konditionen erfolgen konnte.
An dieser Stelle sei noch einmal auf die
Nutzung der Rahmenverträge hingewiesen. Der LIT hatte im Jahr 2002 eine
europaweite Ausschreibung über Beschaffung, Service- und Wartungsleistungen im LAN- und MAN-Bereich
durchgeführt. Im Ergebnis dieser Ausschreibung wurden Rahmenverträge mit
drei Dienstleistern (Arktis GmbH,
Netfox AG und Siemens AG) abgeschlossen. Diese Verträge beinhalten u.a.
die Beschaffung/Lieferung, Installation
sowie Wartung und Service von LANKomponenten der Hersteller Nortel und
3COM, Cisco und Enterasys. Die Vorteile
für die Kunden des LIT, welche die Leistungen aus den Rahmenverträgen nutzen
können, sind dabei vor allem die erzielten
günstigen Preise und die Tatsache, dass
diese Leistungen ohne Ausschreibungen
über den LIT bezogen werden können.
Da jedoch die Migration des Netzes
umfangreiche Planungsleistung erforder1/04 2 44
ten, welche in der zur Verfügung stehenden Zeit und dem Umfang nicht alleine
durch den LIT erbracht werden konnten, beauftragte der LIT die Fa. TEKO
Ingenieurbüro GmbH mit der Planung
und Bauüberwachung. Da TEKO bereits
im Vorfeld mit dem BA Spandau zusammengearbeitet hatte, konnte hier ein
fließender Übergang, ohne Zeit- und
Informationsverlust, sichergestellt werden.
Da in der Anfangsphase des Projektes
die Entscheidung fiel, Cisco-Komponenten einzusetzen, stand auch auf
Grundlage der bestehenden Rahmenverträge der zweite Partner des LIT, die
Netfox AG, fest. Darüber hinaus waren
die Mitarbeiter der Firma Netfox durch
den seit Oktober 2000 bestehenden
Netz-Servicevertrag bestens mit dem
Datennetz des Bezirksamtes Spandau
vertraut und hatten das BA bereits durch
ihre Kompetenz und Zuverlässigkeit
überzeugt.
In dieser Aufstellung und auf Grundlage der gesammelten Erfahrungen sowie
des Vertrauens in die eigene und die
Leistungsfähigkeit der Partner, nahm der
LIT die Herausforderung an, dem BA
Spandau innerhalb von dreieinhalb Monaten ein neues hochleistungsfähiges und
redundantes Netzwerk zu übergeben.
Im Folgenden soll die Ausgangslage sowie die Migration zum neuen Netz betrachtet werden.
Das bisherige Daten-Netz des BA
Spandau basierte auf einem FDDIBackbone, über den 17 Liegenschaften
angebunden wurden. Bedingt durch die
Technologie FDDI im Backbone, war
hier die maximale Bandbreite auf 100
Mbit/s begrenzt. Den ca. 2200 aktiven
Ports, welche sich über die 17 Liegenschaften verteilen, standen fast ausschließlich eine Bandbreite von 10 Mbit/s
zur Verfügung. Nur einer geringen
Anzahl von Personalcomputern, konnte
mittels einer Bandbreite von 100 Mbit/s ein
vernünftiges Antwortzeitverhalten beim
Zugriff auf zentrale Verfahren zur Verfügung gestellt werden.
è
ç Bedingt durch die Nutzung der
verschiedensten Verfahren, die sukzessive Ausstattung aller Arbeitsplätze mit
APC und die Installation weiterer leistungsfähiger Server erfüllte das bisherig
Netz mit einer Bandbreite von 100 Mbit/s
im Backbone und 10 Mbit/s am Arbeitsplatz nicht mehr die Anforderungen, die an eine moderne IT-Infrastruktur heute gestellt werden.
Da nach fast neun Jahren Betrieb, für
die 3Com-Netzlandschaft auch keinerlei Support mehr verfügbar war, entschloss sich das BA Spandau, das bisherige Netzwerk in ein neues leistungsfähiges LAN mit einem redundanten Gigabit-Backbone zu migrieren, und die vorhandene aktive Netzwerktechnik durch
performante Switche zu ersetzen. Hierfür
wurden nach langer Überzeugungsarbeit
innerhalb des Bezirksamtes, im August
2003 durch das Bezirksamt die Mittel
zur Erneuerung des Netzes zur Verfügung gestellt. Damit war allerdings auch
klar, dass die Zeit für eine Ausschreibung nicht reichen würde. So kamen
dem BA die vom Landesbetrieb für
Informationstechnik abgeschlossenen
Rahmenverträge für Beschaffung, Wartung und Services lokaler Netze sehr
gelegen.
Somit unterbreitete der LIT dem BA ein
entsprechendes Angebot, welches Ende
August 2003 vom BA angenommen
wurde. Der LIT, welcher hier als GU
alleiniger Vertragspartner des BA war,
übernahm die Projektleitung in Person
von Herrn Frohberg aus dem GB V.
Das BA Spandau wurde im Projekt durch
die Leiterin der IT-Stelle Frau Drimal
vertreten. Die LIT-Partner TEKO (Planung und Bauüberwachung) und Netfox
(HW-Lieferant und ausführende Firma)
benannten mit Herrn Güldenstein und
Herrn Freudenberg ebenfalls feste
Projektverantwortliche.
In ständiger Abstimmung mit dem
Bezirksamt ging es dann an die Umsetzung.
Auf der Grundlage der abgestimmten
Vorgehensweise wurde die ringförmige
Struktur des bestehenden Backbones durch eine sternförmige Struktur ersetzt. Dabei
bilden zwei redundant ausgelegte leistungsfähige Layer-3-Core-Switche den zentralen Knoten des neuen Netzwerkes. Alle zum LAN gehörenden Lokationen wurden
direkt und redundant an diese Core-Switche angebunden. Dabei wurden alle aktiven
Netzkomponenten in den Standorten durch leistungsstarke Layer-2/3-AccessSwitche ersetzt, um die Anbindung an die zentralen Switche per Gigabit und die
Versorgung der Arbeitsplätze mit 10/100 Mbit/s zu gewährleisten. Da im BA bereits
leistungsfähige Server in Betrieb sind, können diese nunmehr auch mit einer
Bandbreite von 1000 Mbit/s in das Netz eingebunden werden.
Das folgende Prinzipschaltbild soll einen Überblick über die Netzstruktur liefern.
Flan kenschan ze
Klosterstrasse
WAN
Rathaus
Haus der Ges undheit
MA N
C ityCon nect
Abb. 1 Prinzipschaltbild neues LAN BA Spandau
Zur Absicherung des Risikos von Stromausfällen werden alle Netzkomponenten mit
einer unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) versorgt. Die zentralen Switche
im Core erhalten zusätzlich zur USV redundante Netzteile, um die Ausfallsicherheit
entsprechend der Priorität der Geräte nochmals zu erhöhen.
Um die zum Einsatz kommenden Komponenten und deren Konfiguration zu testen
und die bestmögliche Strategie für die Migration zu ermitteln, wurde im Zuge der
Entwurfsplanung ein umfangreicher Test durchgeführt. Der Fokus lag dabei auf
verschiedenen Varianten des IP-Routings, um eine schnelle Redundanz sicherzustellen und gleichzeitig die redundanten Verbindungen auch im Normalbetrieb für den
Datenverkehr nutzen zu können. Als zweiter wichtiger Punkt wurde die Verwendbarkeit dynamischer virtueller LANs (VLAN) im Umfeld des BA Spandau untersucht. Im Ergebnis des Tests wird für das dynamische Routingprotokoll EIGRP in
Verbindung mit Multipath Routing verwendet. Auf Layer 2 wurde die schnelle
Redundanz durch den Einsatz des Rapid Spanning Tree-Protokolls und die Verwendung von Spanning Tree-Gruppen begleitet. Auf diese Weise konnte trotz der
geswitchten Umgebung das früher übliche „Brachliegen“ redundanter Verbindungen, und dieser somit toten Ressourcen, vermieden werden.
Die verschiedenen Nutzergruppen des BA Spandau werden in dynamischen per
CISCO VLAN Membership Policy Server (VMPS) gebildeten VLANs organisiert.
Dabei werden die einzelnen Nutzer-APC anhand ihrer MAC-Adresse identifiziert
und unabhängig vom Standort in „ihr“ VLAN geschaltet.
è
1/04 2 45
7
ç
Da die Migration im laufenden
Betrieb erfolgen musste, bestand hier
zwischen Nutzer, Planer und der ausführenden Firma ein umfangreicher Abstimmungsbedarf. So wurden in Absprache mit dem BA erst alle Netzwerkschränke mit den entsprechenden
Schranküberwachungssystemen und
USV-Komponenten ausgestattet. Des
Weiteren erfolgte im Vorfeld der eigentlichen Migration die Installation und
Konfiguration der zentralen Switche
sowie der Komponenten in den Liegenschaften.
gesetzten Cisco-Komponenten den Anforderungen der nächsten Jahre gewachsen sind. Beispielhaft sei darauf hingewiesen, dass z.B. die Bandbreite im Core
bis auf 10 Gbit/s ausgebaut werden
kann. Des Weiteren können an den
Standorten bei Bedarf weitere Switche
eingebunden werden, die z.B. 1000 Mbit/s
für zusätzliche Endgeräte (Server) zur
Verfügung stellen oder die Nutzung weiterer Technologien wie z.B. VoIP ermöglichen. Weiterhin könnten Authentifizierungs- und Autorisierungsdienste
wie z.B. 802.1x genutzt werden.
Die Migration, d.h. die Umschaltung
aller APC und Server des Rathauses
Spandau und aller Liegenschaften vom
alten auf das neue Netz, erfolgte dann an
einem Wochenende. Auf Grund der
guten Vorarbeit und des engagierten
Einsatzes der IT-Mitarbeiter des BA und
der Netfox AG, konnte der Schwenk
auch an dem Wochenende erfolgreich
und im geplanten vollen Umfang abgeschlossen werden.
Mit einem Wartungs- und Servicevertrag,
dessen Abschluss ebenfalls auf Basis der
Rahmenverträge über den LIT erfolgt,
befindet sich das BA auf der sicheren
Seite. Hier können entsprechend der
Priorität, für die Komponenten unterschiedliche Serviceklassen definiert werden, die u.a. verschiedene Wiederinbetriebnahmezeiten, den schnellen
Austausch defekter Hardware, Software- und Firmwareservice, regelmäßige
präventive Wartung sowie Third Level
Support durch den LIT und seinen CiscoPartner die Netfox AG gewährleisten.
Nachdem nunmehr das neue Netz einige Wochen stabil läuft, steht dem BA ein
modernes leistungsfähiges Netz zur
Verfügung, welches sich u.a. auszeichnet durch:
Bandbreite im Backbone bis zu 3
Gbit/s
Bandbreite für Nutzer 100 Mbit/s,
für einzelne Nutzer (z.B. Server)
1000 Mbit/s
hohe Ausfallsicherheit durch
Hardwareredundanz, USV-Absicherung und redundante Abstützung von Standorten und
Servern sowie vollautomatische
Überwachung der Netzwerkschränke
Erhöhung der Sicherheit im
WAN durch IPSec-Verschlüsselung
geringe Komplexität durch Homogenität und zentrales Management
Investitionssicherheit
Nach Beendigung des Projektes kann
abschließend gesagt werden, dass auf
der Grundlage der guten Zusammenarbeit mit dem BA, der TEKO GmbH
und der Netfox AG, die Arbeiten termingerecht und in guter Qualität Mitte
Dezember abgeschlossen werden konnten. Die in solchen Projekten nicht zu
vermeidenden Änderungen/Erweiterungen konnten kurzfristig in die Planung einfließen und auch die damit verbundenen Beschaffungen/Installationen
konnten auf der Grundlage des bestehenden Rahmenvertrages umgesetzt
werden. Des Weiteren konnten durch
die Nutzung des Rahmenvertrages die
mit der Ausschreibung erzielten günstigen Preise für Beschaffung/Installation
und auch für Wartung/Service an das
Bezirksamt weitergereicht sowie auf eine
eigene Ausschreibung durch das BA
Spandau verzichtet werden.
In Bezug auf die Investitionssicherheit
ist noch zu erwähnen, dass die hier ein-
Nach Aussage der Leiterin der IT-Stelle,
Frau Drimal, wurden die Erwartungen
•
•
•
•
•
•
2
1/04 2 46
des BA übertroffen. Die Zusammenarbeit klappte hervorragend, auch wenn
mitunter Netz-Termini mit unterschiedlicher Bedeutung anfänglich für Verwirrung sorgten. (Fragen Sie mal einen
Vertreter der Cisco- und der NortelFraktion was ein Trunk ist!) Trotz der
sehr kurzen Zeit (Kickoff: 3. September
2003, Abnahme: 15. Dezember 2003)
konnte die komplette Erneuerung der
Netzkomponenten erfolgreich abgeschlossen werden.
Dem BA steht nunmehr ein modernes,
leistungsfähiges Netz zur Verfügung,
welches die heutigen Anforderungen
erfüllt und für zukünftige Anforderungen gerüstet ist. Mit dem Abschluss eines Wartungsvertrages ist auch die
Verfügbarkeit durch kurzfristige Wiederinbetriebnahme gewährleistet. Es steht
dem also nichts entgegen, dass die Nutzer des BA zwar das Netz täglich nutzen,
vom Netz aber selbst keinerlei Kenntnis
nehmen. Und aus Sicht des Betreibers
des Netzes ist dies ein anzustrebender
Zustand.
Bedingt durch die Größe und Komplexität des Projektes, konnte der LIT mit
seinen Partnern hier natürlich auch neue
Erfahrungen sammeln, die zukünftigen
Projekten zugute kommen.
Der LIT steht mit seinen Partnern für
weitere Projekte bereit. Ansprechpartner
hierfür sind Herr Lademann (komm.
Leiter Vertrieb, 9012-6041) oder Herr
Kandziora (Geschäftsbereichsleiter Netze, Telekommunikation, 9012-6090).
Frau Drimal und der Autor danken allen
Beteiligten für Ihren Einsatz.
ROBERT ROGGE
LIT GB V, stellvertretender Projektleiter
u
AG Unternehmenskultur: „Transparenz der
Leistungen des LIT“
U
m der Prämisse „Klare Ausrichtung des LIT auf den Kunden“ Nachdruck
zu verleihen und diese im Unternehmen zu verankern, hat der Geschäftsführer des LIT, Herr Eberhard Siebert, die „Arbeitsgruppe Unternehmenskultur“ unter Leitung von Herrn Hans-Heinrich Stumpf (LIT, GL R), ins Leben
gerufen.
Erklärtes Ziel der Arbeitsgruppe ist, die Zufriedenheit der LIT-Kunden nachhaltig
zu verbessern und die Akzeptanz der Kunden zu den LIT-Leistungen zu erhöhen, um
den LIT auf dem Weg zum zentralen IT-Dienstleister für die Berliner Verwaltung
weiter voran zu bringen.
Als erste Maßnahme untersucht die Arbeitsgruppe die „Transparenz der Leistungen
des LIT“ aus Kundensicht. Hierzu wurde ein Team gebildet, welches sich aus einem
Kundenvertreter, einer Vertreterin der Fachaufsicht SenInn ZS C und LIT-Mitarbeitern der Bereiche Vertrieb, Rechnungswesen und Rechenzentrum zusammensetzt.
Arbeitsgrundlage für das Thema bilden offene Punkte der LIT-Kundenbefragung
2003 sowie eine im Dezember 2003 von ZS C durchgeführte Umfrage bei den ITManagern des Landes Berlin. Diese Abfrage mündete in einem 45 Punkte umfassenden Katalog, der in den ersten beiden Treffen der AG in diesem Jahr aufbereitet
wurde.
Als nächster Schritt soll der erarbeitete Katalog gebündelt, priorisiert und mit dem
Geschäftsführer des LIT und dem Leiter ZS C, Herrn Löper, abgestimmt werden,
um im Anschluß weitere konkrete Arbeitsaufträge zu generieren.
In diesem Zusammenhang ist beabsichtigt, zu den Themen „Transparenz der
Angebote des LIT“ und „Transparenz
der Rechnungen des LIT“ in der Arbeitsgruppe kundenorientierte Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten und im
LIT umzusetzen.
Weitere Schwerpunkte werden Themen
wie „Neuausrichtung von LIT und ZS
C“, „Verbreitung von Kundeninformation via Intranet und Internet“,
sowie „Öffentlichkeitsarbeit im Allgemeinen“ sein.
Für Anregungen oder eventuelle Fragen
stehen Ihnen Herrn Stumpf (LIT, 9012
- 6007) oder Frau Kerk (SenInn ZS C,
9027 - 2658) gern zur Verfügung.
CORNELIA KERK
SenInn ZS C 1 Ke,
HANS-HEINRICH STUMPF
LIT Berlin GL R
u
Quo Vadis? Der sichere
Weg in die Zukunft
B
Die Mitglieder der AG von links nach rechts: Herr Peschel (VB 2), Hr. Stumpf (GL
R), Hr. Steffen, (ZD 3), Hr. Sauer (GBL II), Hr.Schwarzrock (LogIT L,
BALichtenberg), Frau Kerk (SenInn ZS C Ke).
1/04 2 47
erlin - Am 18. und 19. Februar
2004 fanden im Ludwig ErhardHaus die 3. Berlin-Brandenburgischen Unternehmens- und ITSicherheitstage statt. Auf Initiative von
AKUS (Arbeitskreis für Unternehmenssicherheit Berlin-Brandenburg), IHK
Berlin, der Landesinitiative “Projekt
Zukunft”, Interflex Datensysteme
GmbH & Co. KG und der TimeKontor
AG wurde die vielschichtige Thematik
„Sicherheit im Unternehmen“ ganzheitlich betrachtet. Während am ersten Tag
IT-Sicherheit im Vordergrund stand, war
der zweite Tag auf den Unternehmensschutz fokussiert. Namhafte Vertreter
aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung
standen Rede und Antwort. Abgerundet
wurde der zweitägige Kongress durch
eine begleitende Fachausstellung, die Anwendern und Anbietern die Möglichkeit
zum persönlichen Beratungsgespräch und
Erfahrungsaustausch gab.
è
7
ç
In seiner Begrüßungsrede am
18.02.2004 unterstrich Staatssekretär
Rezzo Schlauch (BMWA), dass die Nutzung des Internets heutzutage ebenso
selbstverständlich ist wie die Nutzung
des Autos. Nur sei es weitaus rasanter
und gefährlicher. Um den Gefahren entgegenzuwirken ist es erforderlich, das
Bewusstsein für IT-Sicherheit auf breiter Fläche zu erhöhen. Staatssekretär
Dr. Göttrik Wewer (BMI) bekräftigte,
dass Versäumnisse auf diesem Gebiet
nicht tolerierbar sind, denn
Informationstechnik ist das Rückgrat
der Informationsgesellschaft. Die Chancen der Informationsgesellschaft müssen ausgeschöpft werden. Um dies zu
erreichen, ist die Mitwirkung aller erforderlich, denn wie Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin, betonte, wird der Einsatz von IT weiter an
Bedeutung gewinnen. Carsten Baeck,
Vorsitzender des AKUS, verwies darauf, dass Informationsschutz im globalen Zusammenhang gesehen werden
muss. Nachhaltiger Erfolg im Wettbewerb setzt ein sicheres Handlungsumfeld voraus.
Von sicherer E-Mail-Kommunikation
über Business Continuity Management
bis zu physikalischer Sicherheit diskutierten IT-Sicherheitsexperten aktuelle
Bedrohungspotentiale und zeigten
Lösungsmöglichkeiten auf. Nach
Expertenangaben passieren täglich mehr
als 22 Milliarden E-Mails die OnlineAutobahn. 5,6 Milliarden dieser Mails
wurden als Spam identifiziert. Experten
erwarten, dass sich die Zahl bis 2006
sogar verdoppelt. Die verursachten
Kosten 2003 lagen bei 30 Milliarden
Euro, 2007 sollen sie unglaubliche 113
Milliarden Euro erreicht haben. Andreas
Sperling (GROUP Technologies AG)
erörterte in Anlehnung an diese Zahlen
die Notwendigkeit, Anti-SpamTechnologien einzusetzen, welche EMails inhaltlich analysieren und kategorisieren.
Business Continuity Management, von
Frank Rustemeyer (secunet Security
Networks AG) vorgestellt, verfolgt das
Ziel, die wertschöpfenden Kernprozesse
2
in Krisensituationen wie Virenbefall oder
Naturkatastrophen aufrecht zu erhalten. Zunächst gilt es, kritische Geschäftsprozesse zu identifizieren, Risiken zu
erkennen und zu bewerten, den Notfall
zu planen, im Notfall zu handeln und
ihn im nachhinein aufzuarbeiten.
Mit einem buchstäblichen Knall endete
die Präsentation von Thomas Federrath
(Lampertz GmbH & Co. KG) zum Thema physikalische Sicherheitslösungen für
IT-Standorte und Infrastrukturen. Per
Video untermalte er die enorme Bedeutung von Sicherheitszellen (z.B. Safes)
im Falle einer Katastrophe am Beispiel
einer Explosion. Dabei wurde zunächst
die Detonation außerhalb der Zelle und
anschließend noch einmal über eine
Kamera innerhalb der Zelle gefilmt. Die
Zelle blieb unbeschädigt.
Nach der Eröffnung des zweiten Tages
durch den Innenminister von Brandenburg, Jörg Schönbohm, der in seinen
Ausführungen auf die Wichtigkeit des
Zusammenspiels von IT- und Unternehmenssicherheit einging, folgten Vorträge zu den Themen Risikomanagement, Einführung eines Zugangkontrollsystems, Ansätze für ganzheitliches Sicherheitsmanagement sowie
Unternehmenssicherheit im Wandel.
Staatssekretär Volkmar Strauch von der
Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen erinnerte in
seiner Keynote des Tages an Zeiten wo
er Verantwortung für den AKUS trug
und bescheinigte der Veranstaltung, von
Thematik und Umfang ein Spiegelbild
abzugeben, wie nachhaltig sich die Anforderungen und Möglichkeiten innerhalb der Sicherheitsthematik weiterentwickelt haben. Gerade die komplexen
Notwendigkeiten bei IT- und Unternehmenssicherung und deren reibungsloses Miteinander standen hier im Vordergrund. Wobei auch der Nutzen optimierter Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft deutlich wurde.
Um den Besuchern einen möglichst
umfassenden Überblick zu bieten, wurden unterschiedliche Gesichtspunkte des
1/04 2 48
Unternehmensschutzes in weiteren
Kurzvorträgen thematisiert. Ansätze und
Notwendigkeiten ganzheitlichen
Sicherheitsmanagements bildeten dabei
das zentrale Thema. Am Beispiel der
Deutschen Bahn AG referierte dazu Jens
Petersen, Leiter Konzernsicherheit
(Deutsche Bahn AG), der die Vielzahl
der Aktivitäten innerhalb von großen
Konzernstrukturen herausstrich und
zugleich auf die schwierige Messbarkeit
des nachweisbaren Nutzens verwies. Dr.
Christoph Thiel, Abteilungsleiter Sicherheits-Management (Fraunhofer Institut
für Software- und Systemtechnik ISST),
stellte plastisch dar, dass es mittlerweile
vor allem durch ganzheitliches
Sicherheitsdenken möglich ist, Risiken
rechtzeitig zu bewerten und so präventiv Unternehmen und Organisationen
umfassend abzusichern. Zu den Themen Risikomanagement und Zukunft
der Unternehmenssicherheit zeigten
Peter Mnich (Mitglied des AKUS) und
Torsten Lucht (Control Risks Deutschland GmbH) zahlreiche Aspekte auf.
In Kurzvorträgen gingen die Partnerunternehmen auf Anforderungen, Konzeptionen und Lösungen ein. Dabei ging
es vor allem um technische Lösungen zu
Videoüberwachung, Zutrittskontrolle,
Besucherverwaltung, KFZ-Kennzeichenerkennung, Ausweistechnologie
sowie physikalische Daten- und Systemsicherung.
Referenten und Partnerunternehmen
sorgten während der beiden Kongresstage für umfassende Informationsmöglichkeiten und boten den Teilnehmern unterschiedlichste Blickwinkel auf
die Facetten ganzheitlicher Sicherheitslösungen.
FRANZISKA EHRHARDT
Kontakt:
TimeKontor AG
Wattstr. 11-13
13355 Berlin
Tel.: (030) 39 00 87-0
Fax: (030) 39 00 87-25
E-Mail:
[email protected] u
80 bis 90 Prozent
Inhalte im Internet ohne
Nachfrage
Die meisten Inhalte, die im
Internet angeboten werden, sucht
niemand
B
ern (ots) - Wir haben es doch
schon immer gewusst: Man findet im Internet häufig nicht, was
man sucht und man sucht nicht, was man
findet. Ein privates Forschungsinstitut in
der Schweiz ist nun diesem Phänomen mit
Hilfe computerunterstützter Inhaltsanalyse erstmals systematisch auf die
Schliche gekommen. Neuerdings können die Berner Wissenschaftler Angebot & Nachfrage von Inhalten, Produkten und Dienstleistungen im Internet
direkt miteinander vergleichen. Die Resultate sind ernüchternd: 80-90% der
Inhalte auf den Webseiten werden gar
nie nachgefragt oder gesucht.
Ein Forschungsinstitut in der Schweiz
(Bern) hat unter dem Namen ArgYou
(Arguments for You) nach rund 15-jähriger Entwicklungsarbeit eine bahnbrechende Entdeckung gemacht: Mit Hilfe computerunterstützter Methoden können
derzeit mit mehreren Großrechnern über
3,8 Millionen Textinformationen im
Internet pro Tag analysiert werden. Dazu
bräuchte der Mensch rund 16,6 Jahre,
um diese Texte zu lesen. Es handelt sich
nach Auskunft des Leiters des Institutes, Dr. Christoph Glauser, um eine Art
Informationsbeschleuniger, bei dem
Internetinhalte erstmals äußerst präzise
untersucht werden können.
Mit den Studien können die Forscherinnen und Forscher von ArgYou deshalb die Angebote auf Webseiten aller
Art direkt mit sämtlichen Inhalten verglichen werden, welche via diverse Suchmaschinen nachgefragt (gesucht) werden. So können die Nutzer dieser Resultate dann deren Angebote und Inhalte
viel besser an die Nachfrage anpassen,
damit diese in Zukunft auch von der
Nachfrage „getroffen“ werden. Es gäbe
in Deutschland rund 5 Millionen Webseiten, welche auf diese Weise nachfragenoptimiert werden sollten. ArgYou
setzt mit seinen Studien auch neue Maßstäbe bei der Bewertung, Qualitätssicherung und Erfolgskontrolle von
Webseiten aller Art. Nachdem die
Finanzmärkte, Banken, Börsen, Versicherungen und Handel die neuen Möglichkeiten bereits rege nutzen, wird die
Methode zunehmend auch für staatliche Auftritte verwendet; schließlich
werden da immer noch auf Kosten der
Steuerzahler massenhaft Inhalte neben
der Nachfrage (der Bürgerin und des
Bürgers) vorbei produziert.
Produkte an der Nachfrage vorbei
Eine aktuelle ArgYou-Studie untersuchte
auch, ob diese Veränderungen im Angebot der 17 größten Schweizer Einzelhändler auch der effektiven Nachfrage
der Kundinnen und Kunden im digitalen Detailhandelsmarkt entsprechen. Um
dies zu untersuchen, wurden vom IFAA
die passenden Nachfragezahlen von
Suchmaschinen mit den einzelnen Produkten, also mit dem Angebot der Detailhändler verglichen. Einerseits zielen
die Neuerungen tatsächlich in die richtige Richtung: Produktkategorien wie Bio,
Max Havelaar, Accessoires, Bücher,
Uhren, Spirituosen und Vitamine wurden sogar noch viel häufiger nachgefragt als Themen oder Produkte dazu
angeboten werden. Dagegen kann man
im Bereich Food eindeutig von einer
Fehlentwicklung sprechen: Fleisch,
Fisch, Gemüse, Früchte und Delikatessen werden entgegen der Angebotsentwicklung stark nachgefragt. Enorm
ist auch die Nachfrage nach Wellnessprodukten und Parfüm. Lustigerweise
sucht demgegenüber kein einziger
Mensch direkt nach den diversen Ökolabels, obschon diese sehr stark von den
Detailhändlern im Internet beworben
werden, und ebenfalls kaum im Angebot, aber oft nachgefragt werden insbesondere Sportartikel.
1/04 2 49
Schweizer Gütesiegel (Webseite
nachfragenoptimiert)
Derzeit arbeiten die Berner Inhaltsanalytiker an einem Schweizer Gütesiegel für nachfragenoptimierte Webseiten. Nach Angaben der Institutsleitung vermutet diese einen gewichtigen Grund dafür, dass zahlreiche
Internetprojekte in den letzten Jahren
Schiffbruch erlitten haben darin, dass
man etwas produziert und angeboten
hat, wofür es gar keine entsprechende
Nachfrage im Netz gab oder wo die
Nachfrager ganz anders gesucht haben
und deshalb das potenziell vorhandene
Angebot jeweils gar nicht gefunden haben.
u
LIT-Ausschreibungen
im Internet
D
er
Landesbetrieb
für
Informationstechnik (LIT) ist
ein Dienstleistungszentrum für
die Berliner Verwaltung. Der Betrieb
unterstützt und berät seine Kunden bei
der Planung, Gestaltung und Durchführung des Einsatzes modernster Informationstechnik.
Seit Ende Januar 2004 veröffentlicht
der Bereich Einkauf alle nationalen und
EU-weiten Ausschreibungen zusätzlich
zu den vorgeschriebenen Veröffentlichungsmedien auch auf den InternetSeiten des LIT (www.lit.berlin.de) unter
dem Link „Vergabe“.
Im Jahr 2002 wurden vom Zentralen
Einkauf insgesamt 1100 Aufträge im
Gesamtwert von ca. 18 Mio Euro vergeben und abgewickelt. Darunter waren
46 nationale und 11 EU-weite Ausschreibungen.
Als nächstes ist geplant, eine Mailingliste einzurichten, über die interessierte
Bieter jeden Veröffentlichungstext automatisch zeitgleich mit der Veröffentlichung erhalten.
u
7
IPv6: Adressen im
Überfluss
I
m Internet werden die Adressen
knapp. Darum bekommt das Netz
bald ein komplett neues Zustellsystem, in dem jedes technische Gerät
auf Erden - vom UMTS-Handy bis zur
Glühbirne - eine eigene Postleitzahl haben kann.
In Asien hat die Umstellung auf IPv6
schon begonnen.
Es war einmal eine Gruppe verantwortungsbewusster Computerexperten, die
zerbrach sich die Köpfe über die Probleme von übermorgen. Noch nicht
einmal jeder einhundertste Amerikaner
war online – vom „rest of the world“
ganz zu schweigen – da sorgten sich
diese Ingenieure und Wissenschaftler
bereits um die Grenzen des Wachstums.
Nur 4,29 Milliarden mögliche InternetAdressen, das reiche wohl kaum aus für
einen Planeten mit bald sechs Milliarden
Einwohnern. So beschlossen sie, das
Internet Protocol next generation (kurz:
IP ng) zu entwickeln – einen großzügigen neuen Unterbau für das globale
Datennetz, dessen Existenz die globale
Öffentlichkeit zu der Zeit noch gar nicht
zur Kenntnis genommen hatte. Dann
überrollte der Online-Boom die Vordenker.
Die scheinbar weltfremden Weltverbesserer hatten allerdings den richtigen Riecher gehabt. Keine zehn Jahre hat es
gedauert, schon jagen Unternehmen in
den aufstrebenden Volkswirtschaften
Asiens den letzten freien IP-Adressen
hinterher. Diese Zahlenblöcke aus vier
Werten zwischen null und 255 gibt es
seit 1974. Sie sind unerlässlich als Postleitzahlen für E-Mails und Datenpakete.
Auch in Europa gehen die Vorräte
demnächst zur Neige – Experten erwarten den Schlussverkauf fürs Jahr 2006.
Über größere Reserven verfügen allein
die USA, die sich als Erfinder des
Internets von Anfang an reichlich mit
Nummern eingedeckt hatten. Während
2
sich statistisch gesehen 60 Chinesen eine
„alte“ IP-Adresse teilen müssen, entfällt
auf jeden Bürger der Vereinigten Staaten immerhin ein halbes Dutzend dieser
Netzleitzahlen.
Glaubt man Technik-Propheten wie A.
Richard Newton, Dekan der ingenieurwissenschaftlichen Fakultät der
University of California Berkeley (UCB),
könnte selbst das bald nicht mehr genug
sein. Nicht annähernd genug: Der Professor träumt vom allgegenwärtigen
„Evernet“, einer „zuverlässigen und sicheren IT-Infrastruktur, die Billionen
von Gegenständen miteinander verbindet, nicht bloß Millionen von Computern“ wie das heutige Internet. Seine
Vision einer komplett vernetzten Alltagswelt ist durchaus realistisch – zumindest
was ihre technische Machbarkeit betrifft. Denn die „nächste Generation“
des Internet-Protokolls ist mittlerweile
startklar. Netzbetreiber und Anwender
in aller Welt testen bereits IPv6, die
Meta-Software, die sich zum neuen Fundament des Internets entwickeln soll. In
China, Japan und Korea sind sogar schon
erste kommerzielle Sub-Netze auf der
neuen Basis in Betrieb.
Den notorischen Mangel der Vorgängerversion IPv4 – v5 gab es nie – ersetzt
IPv6 durch gigantischen Überfluss: Jeder Mensch auf Erden könnte theoretisch mit 57 Quadrilliarden, das entspricht einer Zahl mit 27 Nullen, weltweit einmaligen Internet-Adressen um
sich werfen und alles digital nummerieren, was nicht niet- und nagelfest ist.
Bügeleisen oder Herdplatten, die der
vergessliche Junggeselle notfalls per
Handy fernabschalten kann? Kein Problem. Das System enthält außerdem eingebaute Sicherheitsfunktionen, gilt als
technisch elegant und überträgt Daten
mit genau definierten Qualitätsstandards.
Kurzum: In der Gegenüberstellung mit
IPv4 wirkt IPv6 wie das Nonplusultra.
Dr. Wulf Bauerfeld, IPv6-Experte bei
T-Systems in Berlin, sieht das Thema
nüchterner – nämlich aus der Sicht der
Anwender, die nun einmal jahrelang in
die alte Technik investiert haben und
1/04 2 50
nun einen Plan brauchen für den
möglichst reibungslosen Übergang.
„Was jetzt kommt, ist wie die Umstellung auf die fünfstellige Postleitzahl“,
sagt Bauerfeld. Wie damals zwingt eine
Vorgabe von außen zum Handeln. So
müssen auf den Generationswechsel
über kurz oder lang nun einmal alle
Unternehmen reagieren, auch diejenigen, die nach dem Grundsatz „never
change a running system“ lieber ihre auf
IPv4-Basis optimierten Anwendungen
beibehalten würden.
Noch ist keine Eile geboten. Für die
Modernisierung gibt es keinen festen
Stichtag. In Europa wird sie voraussichtlich 2004 in Gang kommen. Und
wer heute den Schalter umlegen und auf
IPv6 umstellen würde, wäre schlagartig
für 99,9 Prozent der Netznutzer nicht
mehr erreichbar. Für IT-Strategen ist es
gleichwohl an der Zeit, den Umstieg
vorzubereiten. Wer seine IT-Kapazitäten erweitern muss, dem raten Experten, kein Geld mehr in die alte Technik
zu stecken. „Der Ausbau und Unterhalt
von IPv4 wird zunehmend aufwändiger
und teurer“, warnt die Schweizer IPv6Spezialistin und Fachbuchautorin Silvia
Hagen – und rät dazu, die Kosten für die
Umstellung „als eine Investition in eine
zukunftsorientierte Technologie zu betrachten“. So sparen künftig die Netzadministratoren Arbeit, denn Version 6
konfiguriert die angeschlossenen Geräte nach dem Plug&play-Prinzip weitgehend automatisch. Dadurch werden in
Zukunft auch Anwendungen interessant,
die bisher nur mit unverhältnismäßig
hohem Aufwand zu realisieren gewesen
wären. „Bei der gesamten Gebäudetechnik könnte eine bessere Vernetzung
die Kosten spürbar senken“, weiß TSystems-Mann Bauerfeld. So könnte jedes Teil, das kaputtgehen kann, aus der
Ferne überwacht werden – bis hin zur
einzelnen Glühbirne. Auch bei mobilen
Endgeräten bringt IPv6 Erleichterung:
Sind die neuen Netzleitzahlen erst einmal
rund um den Globus eingeführt, können Reisende ihr Notebook oder UMTSHandy in jedem Netz der Welt sofort
einsetzen, ohne mühsam Zugangsdaten
zu ändern.
è
ç Viele Betreiber von Internet-Hosts
rüsten sich bereits jetzt für ein zweigleisiges Angebot: Immer mehr Router und
Server sind in beiden Standards parallel
erreichbar. „Etwa ab Anfang 2006 werden nur noch v6-Adressen vergeben“,
prognostiziert Wulf Bauerfeld, „mit einer Umstellung in großem Stil ist 2007
oder 2008 zu rechnen.“ Peu à peu wird
dann über die Jahre hinweg die Infrastruktur aktualisiert: Anfangs passieren
Daten im neuen Format die alten NetzStrecken mittels so genannter Tunnel.
Später sind wiederum Tunnel nötig, damit IPv4-Daten die neuen IPv6-Strecken überwinden können.
Die Vorteile der neuen IP-Generation
kommen freilich erst zum Tragen, wenn
Online-Kommunikation durchgängig im
neuen Standard möglich ist. Dann wird
ein alter Wunsch der E-Commerce-Anbieter wahr: Ein digitales Siegel, der
„Authentication Header“, wird dann
garantieren, dass ein Datenpaket tatsächlich von dem im Adressfeld eingetragenen Absender stammt. Außerdem
wird es möglich sein, Daten ohne zusätzliche Software lückenlos zu verschlüsseln. Schwierig wird es freilich für
jene Internet-Freunde, die sich daran
gewöhnt haben, mit den verschiedensten Fantasie-Identitäten durchs Web zu
geistern und durch kleine Tricks aus
dem Hacker-Einmaleins ihre digitalen
Spuren sorgsam zu verwischen. Wenn
nicht jeder User, so wird doch jedes
Endgerät unverwechselbar sein.
Ob IPv6 tatsächlich eines Tages zu Professor Newtons Evernet führt, wagt
derzeit kein Praktiker zu behaupten.
Immerhin: Der japanische Elektrokonzern Matsushita hat schon den Prototyp einer vernetzbaren Schreibtischlampe präsentiert, die der Hausmeister
via Intranet ausschalten kann.
COMPACT
PROJEKT: T-Systems vertritt die Telekom-Gruppe in den internationalen IPv6Gremien Euro 6IX (European IPv6
Internet Exchanges Backbone) und 6Winit
(IPv6 Wireless Internet Initiative)
Kontakt:
Dr. Wulf Bauerfeld; [email protected]
Hintergrund:
•
Kompakte Infos über IPv6:
www.makeashorterlink.com/
?J12722135
•
Das deutsche Profi-IPv6-Forum:
www.ipv6-net.de
Nachdruck aus der Zeitschrift digits 303
u
Neuer DENICNameserver in Berlin
nimmt seinen Betrieb
auf
A
m 8. Dezember 2003 nahm die
DENIC ihren elften Nameserver in Berlin in Betrieb. Damit werden alle Nameserver, die die
Informationen über die Erreichbarkeit
aller Domains mit der Endung .de enthalten, von der DENIC selbst betrieben. Neben einer besseren Überwachung
des Betriebs der Nameserver hat die
Eigenverwaltung durch die Domainregistrierungsstelle auch den großen
Vorteil, dass eventuelle Störungen
schneller bei der DENIC auflaufen und
dann umgehend Maßnahmen ergriffen
werden können.
Der neue Nameserver ist direkt am Berliner Internetknotenpunkt BCIX angeschlossen, über den die Berliner Internet
Provider ihre Daten austauschen. Das
bedeutet für Internetnutzer aus der Bundeshauptstadt und Umgebung, deren
Provider über BCIX angebunden sind,
schnellere Antwortzeiten bei der Auflösung der Internetadresse einer .deDomain. Denn die Anfrage wird zukünftig direkt in Berlin beantwortet und
muss nicht mehr an einen der anderen
zehn DENIC-Nameserver (z. B. in
Frankfurt oder Stuttgart) weitergeleitet
werden. Zudem ergibt sich, auch durch
die neue Internet-Direktverbindung
1/04 2 51
Berlin-Warschau, eine bessere Abdeckung des osteuropäischen Raums.
Damit die fast 7 Millionen .de-Domains
genutzt werden können, z. B. für eine
Internetpräsenz oder das Versenden von
E-Mails, muss die Information über die
Erreichbarkeit der Domain über Nameserver im Internet verfügbar gemacht
werden. Der Nameserverdienst für die
.de-Zone ist daher die wichtigste Dienstleistung der DENIC. Um diesen Service
zuverlässig und mit kurzen Antwortzeiten für die Anwender anzubieten, sind
Standort und Internet-Anbindung der
Rechner von zentraler Bedeutung. Die
DENIC hat daher solche Standorte ausgewählt, bei denen die Nameserver direkt an wichtigen Internetknotenpunkten
lokalisiert sind bzw. die Anbindung über
große Backbone-Betreiber erfolgt. Das
ermöglicht kurze Wege für die
Internetnutzer weltweit.
u
Neues Internetportal
egovportal.de liefert
Informationen rund um das Thema
E-Government
K
öln (ots) - Das Thema EGovernment ist derzeit in aller
Munde. Eine Vielzahl von Anbietern und Dienstleistungsunternehmen haben sich mittlerweile auf den
Markt der öffentlichen Auftraggeber
spezialisiert und bieten zugeschnittene
Produkte und Dienstleistungen an. Doch
gestaltet es sich für Städte und Gemeinden immer schwieriger, ein passendes
Produkt für die eigenen Ansprüche zu
finden.
Das
Internetangebot
egovportal.de will hier eine Hilfestellung bieten.
Am 1. Januar 2004 startete unter
www.egovportal.de ein umfassendes
Internetangebot rund um das Thema EGovernment. Nach rund sechs Monaten Umsetzungszeit stellt die Kölner
kernpunkt GmbH das neue Internetangebot vor. Als Anlaufstelle für è
7
ç interessierte Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der öffentlichen Hand bietet egovportal.de neben einem NewsBereich und einer umfassenden Marktübersicht auch vielseitige Hintergrundinformationen. Der Zugang und die
Nutzung des Internetangebotes ist für
jeden kostenlos möglich.
Aktuelle Berichte, Interviews und
Pressemitteilungen
Im Magazinbereich des egovportals finden die Besucher interessante News,
sowie zahlreiche Interviews, Fachartikel
und Anwenderberichte. Tagesaktuelle
Pressemitteilungen der eingetragenen
Hersteller sowie ein regelmäßiger Newsletter runden das Informationsangebot
ab.
Umfassende Marktübersicht
Die zentrale Marktübersicht bietet einen Überblick über aktuelle Produkte
für die öffentliche Verwaltung. Sortiert
nach Zielgruppen und Anwendungsbereichen finden die Besucher Produkte nach ihren Vorstellungen. Auch
Dienstleister lassen sich per Mausklick
finden: Ob über die Wahl der Postleitzahl oder des Dienstleistungsanbotes ein passender Partner in der Nähe ist
schnell gefunden. Die Pflege der Marktübersicht übernehmen die Anbieter und
Dienstleister selbst. So kann jeder Anbieter nicht nur seine Produkte in den
zentralen Produktkatalog eintragen, sondern auch Anwendungsbeispiele und
Pressemitteilungen sowie ein Unternehmensprofil veröffentlichen.
Hintergrundinformationen zum
Thema
In einem eigenen Service-Bereich bietet
egovportal.de zusätzlich Service und
Hintergrundinformationen. Ein umfassendes Glossar sowie eine Linksammlung bietet einen guten Einstieg in
das Thema E-Government. Die
Literaturübersicht mit Büchern, Zeitschriften und elektronischen Publikationen hilft bei der Suche nach weiteren
Informationen.
u
2
Internet-Station bei der
Landeszentrale für
politische Bildung
D
ie Landeszentrale für politische Bildungsarbeit bietet ab
sofort einen neuen Service an.
Politisch interessierte Bürgerinnen und
Bürger können sich in den Räumen der
Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, An der Urania 4-10 (Nähe Wittenbergplatz), an einer Internet-Station
über weitere Angebote, Portale und
Links zu Themen der politischen Bildung informieren. Das Angebot ergänzt die bewährten zahlreichen Printmedien, die die Landeszentrale zur Verfügung stellt.
Weitere Auskünfte: 9016 2551; Im
Internet unter: www.berlin.de/landeszentrale-politische-bildung
u
Kaum eine Internetseite
erfüllt die gesetzlichen
Vorgaben
Diplomand deckt Mängel bei
Abschluss von elektronischen
Verträgen auf
M
ünster - „Die wenigsten
Internetseiten erfüllen die gesetzlichen Anforderungen für
elektronische Kaufverträge“, fasst Oliver Bröker die Ergebnisse seiner Diplomarbeit zusammen. Der Diplomand des
Fachbereichs Wirtschaft der Fachhochschule Münster hatte die Internetseiten
von je 13 Großunternehmen und
internetbasierten Unternehmen und 18
klein- und mittelständischen Firmen aus
dem Münsterland unter die Lupe genommen. Jedes dieser Unternehmen
wickelte seine Kundenkontakte unter
anderem über das Internet ab. Brökers
ernüchterndes Fazit: Keiner der 44 WebAuftritte bestand seinen Test.
1/04 2 52
Der Knackpunkt, so Bröker, sei die fehlende Anbieterkennzeichnung, die
Impressumspflicht. Zwar hätten die
meisten Internetseiten ein Impressum.
Häufig aber sei die Erreichbarkeit eines
Ansprechpartners nicht gewährleistet.
Das Gesetz schreibe dies jedoch vor, so
Bröker weiter, der inzwischen selbst einen IT-Service für den Mittelstand betreibt.
Was sich für einen Laien wie eine Lappalie anhört, kann für eine Firma zur teuren
Angelegenheit werden. „In jüngster Zeit
hat es zahlreiche kostenpflichtige Abmahnungen wegen eines Verstoßes gegen die geltenden Vorschriften gegeben“, erklärt Prof. Dr. Josef Mehrings,
der die Untersuchung des Diplomanden
betreute. In vereinzelten Fällen habe ein
Gericht sogar den Betrieb der Internetseite verboten.
Besonders heikel seien Fälle, in denen
ein Verbraucher seinen im Internet geschlossenen Kaufvertrag widerruft,
warnt Prof. Mehrings. Laut Gesetz trete
die zweiwöchige Widerrufsfrist gar nicht
in Kraft, wenn ein Verstoß gegen die
geltenden Informationspflichten besteht.
Auch nach Monaten und Jahren wäre
somit eine Auflösung des Vertrags möglich. „Unternehmen sollten dieses Risiko mit Hilfe einer Rechtsberatung minimieren“, rät Prof. Mehrings.
u
Internet am Arbeitsplatz
und Surf-Kontrolle
S
tellen Sie sich vor, auch Sie hätten
eine Brockhaus-Enzyklopädie an
ihrem Schreibtisch, die zu jeder,
ich meine fast jeder Frage etwas zu
sagen hat . . . Nun, wir haben sie! Fast
alle. Unbestritten sinnvoll: Die berufliche Internet-Nutzung am Arbeitsplatz.
Doch fürchten Arbeitgeber - von der
drohenden Informationsüberflutung
selbst erschreckt - , dass ihre Mitarbeiter
Zeit verschwenden, wenn und weil sie
sich ebenso von der unendlichen Stofffülle des weltweiten Gewebes
è
ç faszinieren lassen. Manche glauben, dass man Mitarbeiter nur durch
strenge Kontrollen davon abhalten kann,
die neuen Möglichkeiten unbeobachtet
für privates Surfen auszunutzen. Und
prompt wird unter Mitarbeitern der Betriebe, des öffentlichen Dienstes,
Arbeitsrechtlern, Datenschützern, Bürgern, Arbeitgebern und Beschäftigtenvertretungen darüber diskutiert, welche
Kontrollen beim “Surfen” erlaubt sind und ob so etwas überhaupt nach den
(zugegebenermaßen vagen) maßgeblichen Prinzipien des europäischen
Rechts[1] zulässig ist.
Unterdessen liegt eine erste Annäherung zur Lösung des Problems in Berlin
auf dem Tisch: Die “Dienstvereinbarung über die Nutzung des
Internet und anderer elektronischer
Informations- und Kommunikationsdienste
in der Berliner Verwaltung”[2] wurde
auf der Grundlage des § 5 des
Informationsverarbeitungsgesetzes
Berlin (IVG) zwischen der Senatsverwaltung für Inneres und dem Hauptpersonalrat für die Behörden, Gerichte
und nichtrechtsfähigen Anstalten des Landes Berlin für alle Beschäftigten der Berliner Verwaltung am 21. Februar 2002 abgeschlossen. Mit ihr wurde versucht, das
allgemeine Datenschutzrecht den Besonderheiten des Arbeitslebens anzupassen
Die neue Regelung enthält in 3 Paragrafen eine klug ausbalancierte Lösung des
kniffligen Problems der Log-Protokolle. Tatsächlich sind bei der InternetNutzung im Arbeitsverhältnis wegen des
Eingriffs in die Grundrechte auf
informationelle Selbstbestimmung und
auf unbeobachtbare Kommunikation
sorgfältige Abwägungen dieser Rechte
mit den Arbeitgeberinteressen nötig. Wer
in der Praxis kontrollieren will - muss
anerkanntermaßen Kompromisse machen. Im folgenden sei neben einigen
Grundregeln das Berliner Kontrollkonzept erläutert.
Internet für alle?
Seit geraumer Zeit gilt - aus den Erfahrungen vieler Bundesländer und
Dienstleistungsunternehmen abgeleitet
- die Regel, wonach eine breite Nutzung von Intranet, Internet und anderen Diensten bei der Arbeit
unverzichtbar ist. Produktivitätserhöhung, effiziente Informationsgewinnung, breite Medienkompetenz
zwecks „Gestaltung der netzaktiven
Verwaltung“, gemeinsam mit interneterfahrenen Mitarbeitern den Weg ins EGovernment gehen - so lauten die Argumente für eine aufgabenbezogene Nutzung der Netzdienste im gebotenen
Maße. Nur wenige einfache Arbeiten
dürften in Zukunft keinen Netzanschluss
brauchen.
Allerdings ist nach § 1 Abs. 4 der Dienstvereinbarung die private Nutzung
grundsätzlich ausgeschlossen. Da die
Netznutzung als Arbeitsmittel vom
Dienstherrn zur Verfügung gestellt wird,
kann er das so bestimmen, außerdem
müsste er sonst z.B. das Brief- bzw.
Telekommunikationsgeheimnis
strengstens wahren. Übrigens: Selbst
wenn ein Arbeitgeber die private Nutzung gestattet, etwa in der Pause oder
maximal für eine Viertelstunde am Tag,
dann gelten alle Konsequenzen aus dem
Verbot privater Nutzung und die folgenden Ausführungen eben für die übrige Zeit, die reine Dienstzeit.
Wenn die private Nutzung “grundsätzlich” ausgeschlossen wird, dann heißt
das wohl, dass vielleicht in dem einen
oder anderen Haus eine den Dienstbetrieb nicht störende Blitzrecherche
vom Dienstherrn analog zu § 5 IVG
nicht verfolgt wird - etwa vergleichbar
dem - geduldeten, abzurechnenden privaten Anruf “Sag mal schnell, mein
Herz, wann fängt heute abend das Theater
an?” Alles andere aber muss der Mitarbeiter zu Hause machen. Was für Folgen
ergeben sich aus einem solchen Verbot?
Kontrollen?
Das Verbot der privaten Nutzung klingt
kurz, klar und scharf. Aber wie könnte
es durchgesetzt werden? Müsste der
Dienstherr nicht jedem Mitarbeiter auflauern, jede Eingabe sekundengenau
1/04 2 53
protokollieren und systematisch das
Surfverhalten prüfen? Die traditionell
eingesetzte Server-Software (z.B. SQID)
tut mit ihrer Standard-Einstellung genau
das seit Jahren - allerdings illegal, wahrscheinlich sogar verfassungswidrig, denn
so radikal darf auch die Berliner Verwaltung nicht mehr handeln. In die neuen
Regelungen eingebaut ist ein wohlabgestufter Schutz der Beschäftigten gegen eine Totalkontrolle und damit gegen eine etwaige Verfolgung gänzlich
irrelevanter Verstöße.
Die wesentlichen Bestandteile der neuen
Regelung zur Mißbrauchskontrolle lassen sich als “Grundrechtsschutz durch
Verfahren” und in der Linie getreu dem
bewährten deutschen Arbeitsrecht (erst
Abmahnung, dann Kündigung) in den
folgenden Eckpunkten zusammenfassen:
•
•
•
•
•
•
•
3-Stufen-Kontroll-Konzept;
Ziel und Zweck der Nutzung sind
verhältnismäßig weit umschrieben;
ein Verdacht muß hinreichend sein;
Vorwarnungen durch Ankündigung wenigstens der ersten Kontrollen;
die Arbeitspflicht muß in nicht
unerheblicher Weise verletzt sein;
Ermessen beim Eingreifen;
dezentral gleiche Praxis durch Genehmigung der obersten Behörde.
Glasklar ist aber auch nach dem Prinzip:
“Wer nicht arbeitet, fliegt” die andere
Seite der Medaille zu erkennen. Es ist
schließlich kein Grund vorstellbar, warum sich die Verwaltung - das muss hier
zur Sprache gebracht werden - nicht von
ständig privat surfenden Daytradern
(Aktiendepotpflegern), von Virenversendern, sabotierenden Angreifern,
Pornografen, aus Hobbylust oder ähnlich endloser Neugier Surfenden,
Chattern oder unheilbar Internet-Süchtigen trennen können sollte.
Kontrolle in 3 Stufen
Die Kontrollmechanik basiert auf dem
Bundesdatenschutzgesetz BDSG, welches Erheben, Speichern, Verändern
oder Übermitteln von
è
7
ç personenbezogenen Daten grundsätzlich verbietet, wenn nicht eine gesetzliche Ausnahme vorliegt (Verbot mit
Erlaubnisvorbehalt). Die Dienstvereinbarung regelt diese Ausnahmen
unter dem Gesichtspunkt als eine der
Besonderheiten des Arbeitslebens, die
unter Berücksichtigung organisatorischer Belange des Dienstherrn tendenziell ein Mehr an Speicherung erlauben
als im Alltag, die zusammengenommen
aber auch nicht zum „gläsernen Mitarbeiter“ führen dürfen.
Nach § 28 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 BDSG
kann das Speichern und Nutzen von
Kontrolldaten gerechtfertigt sein, wenn
dies zur Wahrung berechtigter Interessen des Dienstherrn erforderlich ist und
kein Grund zu der Annahme besteht,
dass das schutzwürdige Interesse des
Arbeitnehmers an dem Ausschluss der
Verarbeitung oder Nutzung überwiegt
(allgemeine Güterabwägung). Zugleich
sieht § 28 Abs. 1 Satz 2 BDSG vor, daß
bei der Erhebung personenbezogener
Daten die (jeweils einzelnen) Zwecke,
für die die Daten verarbeitet oder genutzt werden sollen, konkret festzulegen sind. Genau dies versucht die Dienstvereinbarung für die mitbestimmungspflichtige Speicherung von Internet-LogProtokollen. Typisiert sind das laut Anlage 2 Nr. 2 folgende Zwecke:
(1) die Abrechnung / allgemeine Kostenkontrolle,
(2) der ordnungsgemäße Firewall- und
Proxy-Be­trieb,
(3) die Tages-Statistik zwecks LeistungsOptimie­rung,
(4) der Schutz gegen Angriffe von außen,
(5) die Sperre nicht dienstlich erforderlichen Informationsflusses,
(6) die Abrechnung und Kontrolle der
LUV- (etwa amts-) spezifischen Kosten
bei Gruppen von mindestens 15 Personen nach Ankündigung,
(7) das Sammeln von Beweismitteln gegen mißbräuchliche und private Nutzung bei Gruppen von mindestens 7
Personen nach Durchführung von (6)
und nach Ankündigung - und
(8) das Sammeln von Beweismitteln gegen mißbräuchliche und private Nutzung bei einer einzelnen Person nach
Durchführung von (6) und (7).
2
Die Dienstvereinbarung greift zugleich
ein weiteres datenschutzrechtliches
Grundprinzip auf: Sie erlaubt dabei nur
das minimal für jeden Zweck adäquat Nötige. Dabei waren besonders
die in Kombination sensiblen Datenfelder PC-Nummer (die sog. IP- oder
Rechneradresse), Proxy (der Server-PC),
Nutzerkennung (z.B. “SenInn ZS C S”),
Zeit, Ziel-URL (“www.­AIDSBeauftragter.de”) und Objektgröße zu
berücksichtigen. Diese Datenfelder können normalerweise an zwei Orten gespeichert werden - beim zentralen
Infrastrukturbetreiber (in Berlin beim
LIT) oder bei dezentralen Infrastrukturbetreibern, d.h. in den Proxy-Rechnern
der Dienststellen.
Abrechnungszwecke
Die Frage, wie eine Stelle die InternetKosten generell mit dem Diensteanbieter
abrechnet, brauchte, jedenfalls in der
Berliner Dienstvereinbarung, nicht geregelt zu werden - mangels
Mitbestimmungsrechten und wegen der
ohnehin vorhandenen gesetzlichen
Grundlagen. Wird nämlich lediglich
Kostengenauigkeit gewünscht, dann
brauchen auch bei kleineren Gruppen,
Ämtern oder Abteilungen nur keine
Einzelzeiten oder Einzelgrößen, also
überhaupt keine Log-Protokolle gespeichert zu werden; vielmehr genügt es, die
Größe von übertragenen Dateien ohne
Personenbezug ständig aufsummiert in
Megabyte zu kumulieren.
Dabei kann sich beispielsweise ergeben,
daß die PCs Nr. 4711 bis 4714 im Monat
März 2004 Objekte mit der Gesamtgröße von 55 MB heruntergeladen haben. Das genügt in aller Regel zu Abrechnungszwecken. Nicht erlaubt wäre
in dieser Stufe und zu diesem Zweck
z.B. die Ablesung: “Der PC 4711 hat am
7.3.2004 um 11.33 Uhr 15,8 MB herunter
geladen.”
Erste Kontrollstufe
Außerhalb dieser Abrechnungsmodalitäten beginnen die mitbestimmungspflichtigen Kontrollen durch
Log-Protokolle: Ab hier wird nicht
kumuliert, sondern Datensatz für Daten-
1/04 2 54
satz die Internet-Nutzung mit den Daten: welcher Proxy, exakte Zeit, exakte
einzelne Objektgröße mitgeschrieben der erste Schritt vor einer viel detaillierteren Kontrolle zur Mißbrauchsverhinderung.
Wenn eine Stelle genau wissen will, wo
sie hohe Netzkosten bezahlt, kann sie
zur Kostenkontrolle die genannten Daten - außer angesurfter URL, einzelner
PC-Nummer und individueller Nutzerkennung - einer Gruppe von
mindestens 15 Personen zuordnen.
Diese noch anonymen Kontrollen müssen (auch im Wiederholungsfall) allen
Beteiligten gegenüber angekündigt werden und dürfen dann maximal drei Monate lang laufen.
Zweite Kontrollstufe
§ 5 der Dienstvereinbarung regelt die
Mißbrauchskontrolle. Dabei ist vorab
klar abzugrenzen zwischen dienstlicher
und privater Internet-Nutzung.
Chaträume, Hobbysurferei, Pornografie, Aktienpflege sind, wie erwähnt, in
aller Regel sicherlich keine dienstliche
Nutzung. Wem es dagegen dienstlich
obliegt, Netzseiten zu gestalten, für den
kann es nötig sein, Formbeispiele anderer Websites im Internet zu studieren,
auch wenn die dort dargestellten Inhalte
dienstlich nicht relevant sind (ich persönlich empfahl z.B. einem Rechtsreferendar auf entsprechende Fragen
einmal die Library of Congress, weil es
damals wirklich nicht Besseres gab).
Auch die Erlangung von allgemeiner
Netzkompetenz für den kommenden
Aufbau von internettechnologie-basierten Verwaltungsverfahren könnte - bei
entsprechender Aufgabe - dienstliche
Nutzung sein.
Will man Unsicherheiten beim Abgrenzen von beruflicher zu privater Internet(und E-Mail)-Nutzung und insbesondere
beim Festlegen der Beachtlichkeitsschwelle verringern und so die Regeln
leichter umsetzen, dann bietet sich als
vorläufige Faustformel an, die arbeitsrechtlich für die Telefon-Nutzung entwickelten Lösungen nach ihren
è
ç Grundgedanken auch auf die Nutzung der neuen Internet- und E-MailTechnologie zu übertragen.
Wer auf Kosten und auf Zeit des Arbeitgebers in exzessivem Umfang zu privaten
Zwecken telefoniert, mailt, im Internet
surft, den kann die sofortige Entlassung
ohne Abmahnung treffen. Denn er verletzt seine Dienstpflichten. Der Beamte
(und Angestellte) hat ja wohl die Pflicht,
sich mit der ganzen Arbeitskraft dem
Dienstherrn zur Verfügung zu stellen und
die Dienstpflicht nach Kräften zu erfüllen.
Nur: “Die Nürnberger hängen keinen, sie
hätten ihn denn” - der Arbeitgeber muss
zunächst das Beweisproblem lösen. Außerdem sind ihm bei völlig irrelevanten
Verstößen auch von Rechts wegen die
Hände gebunden. Erst bei hinreichendem Verdacht der Verletzung der entsprechenden dienst- oder arbeitsvertraglichen Pflichten (die bisherigen Fälle entstanden übrigens meist aus der Denunziation durch leidtragende Kollegen und nicht
aus der Verhaltensbeobachtung!) können
dann Daten nach Ankündigung einer
Gruppe von mindestens sieben Personen über einen Zeitraum von maximal
drei Monaten zugeordnet werden. Jetzt
werden die Daten (verkürzte) Nutzerkennung der Gruppe, Zeit, Ziel einzeln
mitgeschrieben. Wer diese Daten analysiert, findet heraus, welche Inhalte in der
Gruppe ersurft wurden und kann daraus
weitere Schlüsse ziehen.
Dritte Kontrollstufe
Ergibt sich aus dieser Kontrollmaßnahme
nach § 5 Abs. 1 oder sonst der dringende
Verdacht einer Pflichtverletzung, so können unter den Voraussetzungen des § 5
Abs. 2 ohne Ankündigung die Daten einem einzelnen Dienste-Nutzer zugeordnet werden, um mit diesem Beweis von
ihm, wie es heißt, „Erklärungen des dienstlichen Bezugs dieser Zugriffe zu verlangen“. Das ist die einzige Möglichkeit des
Arbeitgebers, heimlich ein individuelles
Log-Protokoll zu fahren, übrigens nur mit
Zustimmung der obersten Dienstbehörde
nach § 8 PersVG[3].
Auch hier darf die Speicherung der zu
einer persönlichen Zuordnung hinreichenden Daten längstens 3 Monate laufen.
Allerdings darf das nicht darüber hinweg-
täuschen, daß alle 3 Stufen samt telefonischer Zustimmung durchaus auch innerhalb weniger Tage oder sogar Stunden
durchgeführt werden könnten.
Fazit
Mit diesen Regelungen einer sich langsam,
stufenweise verschärfenden Kontrolle sind
die „werkmäßigen“ Einstellungen der üblichen Server-Software unvereinbar, die
ausnahmslos alle individuellen Daten jeglicher Nutzung über einen quasi unbegrenzten Zeitraum speichern. Das Übermitteln derartiger Daten steht sogar unter
Strafe.
Um auf die Parallele mit der sagenhaften
Brockhaus-Enzyklopädie zurückzukommen - es wäre ein Unding, den Mitarbeitern ständig über die Schultern zu schauen
und mitzustenografieren, welchen Artikel
sie gerade lesen. Ähnlich kann bei der
Internet-Nutzung niemandem daran gelegen sein, durch den Druck ständiger Kontrolle bzw. der Angst davor die Entstehung einer Kultur der Heimlichkeit und
des Austauschs von Umgehungs-Strategien (“anonym surfen”) und -Werkzeugen
etc. zu fördern. Das Betriebsklima eines
Hauses mit umfassender maschineller, ja
“sekündlicher” Arbeitsüberwachung kann
nur schlechter sein als die Stimmung in
Häusern, in denen Vertrauen und motivierende Führung mit Rückkopplung zu
Arbeits-Ergebnissen und -Erfolgen vorherrschen.
Es bedarf eines ausgewogenen Umgangs
mit den technischen Möglichkeiten der
Kontrolle von Internet- und E-Mail-Kommunikation. Jetzt kommt es darauf an, die
Dienstvereinbarung zur Internet-Nutzung
am Arbeitsplatz mittels behördenspezifischer Dienstanweisung[4], die die
bisher üblicherweise abzugebenden Erklärungen zur Internet- und E-Mail-Nutzung ersetzt, konsequent umzusetzen.
Die Berliner Verwaltung muss Erfahrungen mit der neuen Regelung sammeln.
Wer berechtigterweise an Kostenkontrolle
und Vermeidung von Mißbrauch interessiert ist oder an Abwehr von (zuviel) Überwachung - jeder kann sich auf die neuen
Regeln berufen. Wer ohne Rechtsgrundlage oder nach altem Recht im Dienst
1/04 2 55
surfen soll, wer ohne Grund das Netz,
obwohl sinnvoll, entgegen neuem
Arbeitsschutzrecht[5] für seine Arbeit nicht
benutzen darf, wer für die Internet-Nutzung früher andersgeartete Einverständnis-Erklärungen abgeben musste oder wer
sich mit dem Arbeitgeber gestritten hat,
aber auch wer hilflos den Surfern zugeschaut hat, der kann jetzt aufatmen - an
jedem Arbeitsplatz gilt das neue Recht.
Schlußbemerkung
Ich bitte Sie als interessierte Leser darum,
Fragen (und etwaige Lösungsvorschläge),
die mit der Anwendung und Umsetzung
der Dienstvereinbarung Internet auftauchen, umgehend an meine Mail-Adresse
zu senden. Ihre Rückkopplung soll allen
Beteiligten erlauben, Erfahrungen bei der
Umsetzung auszutauschen - und
gegebenenfalls die Regeln noch besser zu
gestalten.
HANSWALTER SCHRAMM
Jurist u. Informatiker, Referent für
Informationstechnikrecht in der Senatsverwaltung für Inneres Berlin
[email protected]
Vergleiche Erwägungsgrund Nr. 30 der
Richtlinie 95/46/EG des Europäischen
Parlamentes und des Rates vom 24. Oktober 1995 zum Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten und zum freien Datenverkehr, Amtsblatt der Europäischen
Gemeinschaften Nr. L 281 vom 23. November 1995 S. 31.
[2]
Fundstelle im Internet: http://
www.berlin.de/HPR/dv.html - dort unter Nr. 8
[3]
Oberste Dienstbehörde für Mitarbeiter
der Berliner Bezirksämter ist nach § 8 Nr.
4 PersVG z.B. die Senatsverwaltung für
Inneres.
[4]
Eine Muster-Dienstanweisung ist mitveröffentlicht unter der Fundstelle oben
Fußnote 2.
[5]
Der Arbeitgeber hat ja bei der Gestaltung der Tätigkeit an Bildschirmgeräten
im wesentlichen dem Grundsatz Rechnung zu tragen, daß die (nach dem Stand
der Technik erforderliche) Software an die
auszuführende Aufgabe angepasst sein
muss.
u
[1]
7
c’t: Angriffe aus dem Netz
Virenscanner sind kein
Allheilmittel
H
annover - Die größte Gefahr
aus dem Internet geht von Trojanischen Pferden aus, die‚ den
Anwender ausspionieren und seinen PC
als Spam-Schleuder oder für Angriffe
auf Server missbrauchen. Vor einigen
Schädlingen schützen auch aktuelle
Virenscanner nicht, zeigt ein Test des
Computermagazins c’t in der Ausgabe
3/04.
Der wirksamste Schutz gegen solche Schädlinge ist nach wie vor ein bewusster und
vorsichtiger Umgang mit dem Internet. Man sollte niemals Dateianhänge öffnen, die
unangefordert im Postfach landen. Bei Windows XP empfiehlt es sich, möglichst
nicht mit Administratorrechten zu arbeiten. (axv)
u
Wurm-Variante Sober.c
E
inen interessanten Angriff per eMail konnte der Autor Ende Januar verzeichnen. Mit dem Betreff „Neuer Dialer Patch“ kam eine Nachricht, dass man
online testen könne, ob das System infiziert sei. Man solle doch nur mal die
Homepage besuchen. Als Anlage (!) wurde die Adresse „www.freewantiv.com“ (um
die 100 KB groß) übermittelt.
Schadprogramme sind kaum noch darauf aus, Daten zu löschen. Ihr Zweck ist
es, die Kontrolle über einen Rechner zu
erhalten. Ziel ist es, Passwörter und
Kreditkartennummern auszuspionieren,
den PC als Spam- Versender oder für
ferngesteuerte Angriffe auf andere Rechner zu missbrauchen.
„Von den wirklich gefährlichen Würmern und Viren hört man häufig gar
nicht so viel“, erläutert c’t-Redakteur
Axel Vahldiek. „Die Programmierer achten darauf, dass sich die Schädlinge nicht
zu stark verbreiten, damit sie in der
Öffentlichkeit möglichst lange unerkannt bleiben.“ Derweil liefen die großen Virenepidemien, die im vergangenen
Jahr bekannt wurden, vergleichsweise
glimpflich ab. Denn Sober oder Lovsan
etwa haben sich zwar rasend schnell
verbreitet, aber keine größeren Schäden
verursacht.
Ein wichtiger Schutz gegen Schädlinge
sind Virenscanner. Aber auch wer seine
Software regelmäßig aktualisiert, kann
sich nicht komplett auf sie verlassen.
„Beinahe alle getesteten Virenscanner
weisen mehr oder weniger große Mängel und Lücken auf“, so c’t-Experte Axel
Vahldiek. Besonders wichtig ist, dass ein
Virenscanner mit der E-Mail- Software
gut zusammenarbeitet, da die meisten
Schädlinge noch immer auf diesem Weg
auf den Rechner gelangen.
2
Wie man zunächst sicherlich nicht sofort vermuten würde, handelte es sich bei der
Anlage um eine ausführbare Datei mit dem Adressennamen www.freewantiv.com.
Ein Klick auf diese Anlage hätte also nicht die Webseite zu tage befördert (die es im
übrigen nicht gibt), sondern eine Anwendung mit nicht bekannten und vorhersehbaren
Folgen gestartet.
Es handelte sich um die deutschsprachige Win32.Sober.C@mm, dessen Betreff
unterschiedlich ist. Eine vollständige Liste der möglichen englischen und
è
1/04 2 56
Erst kürzlich hatte der Landesbeauftragte
für Datenschutz in Baden-Württemberg
in seinem jüngsten Tätigkeitsbericht
davor gewarnt.
ç deutschen Betreffzeilen, sowie der Namen der Datenanhänge ist z. B. bei Bitdefender (http://www.bitdefender.com/bd/site/virusinfo.php?menu_id=1&v_id=178)
zu finden.
Generell gilt immer, dass man bei eMails auch von vermeintlich bekannten bzw.
vertrauenswürdigen Absendern prüfen muss, ob der Text der Nachricht auch zum
Absender passt (englischer Text von deutschem Partner, zweifelhafter Text oder
fehlender Bezug zu konkreten Vorgängen etc.) und ob die Anlage (Attachment) auch
erwartet wurde. Man sollte immer vermeiden, einfach auf Anlagen, gleich welcher
Art, zu klicken und diese zu öffenen. Besser ist es, Anlagen zunächst zu speichern und
auf Schädlinge mit einem aktuellen Virenschutzprogramm zu prüfen.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) empfiehlt, den Versand
/ Empfang von ausführbaren Programmen (Extend .COM, .EXE, .BAT, ...) oder anderer
Dateien, die Programmcode enthalten können (Extend .DO*; XL*, PPT, VBS...) vorher
telefonisch abzustimmen. Dadurch wird abgesichert, dass die Datei vom angegebenen
Absender geschickt und nicht von einem Virus verbreitet wird.
Weitere Informationen: http://www.bsi.bund.de/ und ebenfalls sehr empfehlenswert: http://www.heise.de/security/
MICHAEL BRODERSEN
LIT Berlin
u
Datenschützer schlagen Alarm: Datenklau über
USB-Schnittstelle binnen Sekunden
M
ünchen (ots) - Die PC-Schnittstelle Universal Serial Bus (USB) erweist sich
als oft vernachlässigte Gefahr. Die COMPUTERWOCHE (Ausgabe 4/
2004) weist in einem aktuellen Bericht darauf hin, dass ein Eindringling
über USB die Schutzfunktionen des Betriebssystems umgehen und die Kontrolle
über den Rechner erlangen kann. Bei der USB-Version 2.0, von der mittlerweile in
fast jedem PC gleich mehrere Anschlüsse verbaut werden, ist der Datenklau sogar
binnen Sekunden möglich, berichtet die IT-Fachzeitung.
Die Gefährdung beginnt bereits beim Hochfahren des Rechners, da es immer mehr
PCs gibt, die sich auch von einem via USB angeschlossenen System starten lassen.
Damit kann ein ungebetener Gast die vom ursprünglichen Betriebssystem vorgegebenen Zugangsbeschränkungen für lokale Dateien umgehen und auf die lokale
Festplatte lesend und schreibend zugreifen. Auch ohne Zugangsberechtigung sind so
etwa personenbezogene Daten abrufbar. Für Datenschützer ist die Lücke nicht neu:
1/04 2 57
Dank der Flexibilität von USB haben
Datendiebe zum Kopieren der Dateien
immer mehr Geräte zur Verfügung:
Angefangen bei USB-Sticks mit Speicherkapazitäten von 16 MB bis 1 GB
reicht die Palette über CD/DVD-Brenner bis hin zu Festplatten mit Speicherplatz im dreistelligen Gigabyte-Bereich.
Außerdem lassen sich Kartenlesegeräte
für die Speicherchips digitaler Kameras
sowie Digitalkameras mit USB-Anschluss zum unerlaubten Kopieren von
Daten missbrauchen. Eine weitere Gefahr: Geräte, mit denen über die USBSchnittstelle eine Netzwerkverbindung
aufgebaut werden kann. Wird
beispielsweise ein USB-Funkadapter für
WLANs unbemerkt angebracht, kann
von anderen Rechnern aus auf das Betriebssystem zugegriffen und der PC aus
der Ferne gesteuert werden.
Eine erste Schutzmaßnahme ist nach
Angaben der COMPUTERWOCHE
bereits die sorgfältige Konfiguration des
PC-BIOS. Ob ein Betriebssystem von
einem USB-Gerät gebootet werden
kann, wird nämlich hier festgelegt.
Darüber hinaus sollte das Betriebssystem so konfiguriert werden, dass ein
USB-Netzwerkadapter nur dann angeschlossen werden darf, wenn der Benutzer über die Rechte für einen
Verbindungsaufbau mit diesem Gerät
verfügt.
u
D ie g a n z e W e lt ...
...d e s In te r n e t:
L IT B e r lin :
(0 3 0 ) 9 0 1 2 6 0 0 1
7
Endlich neuer Viewer
für PowerPoint
iX testet Open-SourceDatenbanken
N
Siegeszug der frei
verfügbaren
Datenbanken
ach jahrelangen Beschwerden
der Nutzer hat Microsoft endlich reagiert und mit der Version 2003 auch einen neuen Viewer für
PowerPoint-Präsentationen herausgebracht, mit dem sich diese auch auf
Computern ohne PowerPoint vorführen lassen. Die letzte Viewer-Generation war ja auf dem Stand von Office 97
stehengeblieben, was für die Version
2000 noch hinnehmbar war, aber nicht
mehr für die immensen Erweiterungen
der Version 2002.
Der neue Viewer beherrscht nun nahezu
den gesamten Effektfundus der Version
2002/2003, lediglich bei animierten Diagrammen bestehen einige Einschränkungen. Mit der Version 2003 lässt er
sich in Pack&Go-Projekte einbinden,
mit den Vorversionen nicht. Auf
Pack&Go kann allerdings leicht verzichtet werden, denn im Gegensatz zur
alten Version muss der Viewer auf dem
Zielsystem nicht mehr installiert und in
die Registry eingetragen werden. Es
reicht, alle zum Viewer gehörigen Dateien und die Präsentationsdatei auf eine
CD zu brennen, um die Präsentation auf
jedem beliebigen Windows-Rechner
(Achtung: Nicht NT!) vorzuführen. Eine
„autorun.inf“ mit der AufrufKommandozeile sorgt bei Bedarf für
automatischen Start der Präsentation
beim Einlegen der CD.
Der Viewer ist im Microsoft-DownloadCenter kostenlos verfügbar: http://
www.microsoft.com/downloads/
details.aspx?FamilyID=428d5727-43ab4f24-90b7-a94784af71a4&DisplayLang=en
BURKHARD OERTTEL
www.ppt-user.de
2
u
H
annover - Open-Source-Daten
banken sind längst schon keine
Spielzeuge für den Hausgebrauch mehr. In vielen Einsatzbereichen
bieten sie ihren kommerziellen Konkurrenten erfolgreich Paroli, schreibt das
IT-Profimagazin iX in der Ausgabe 2/
2004.
Sie trotzen der Hochpreispolitik der etablierten Database Managementsysteme:
die frei verfügbaren Datenbanken wie
Firebird, MaxDB, MySQL und
PostgreSQL. Auch wenn sie noch immer
gegen die Unterstellung ankämpfen, dass
es ihnen an Funktionsvielfalt mangele,
sind alle Open-Source Datenbanken für
den Einsatz im Unternehmens- und
Behördenbereich geeignet. Jedoch setzen sie unterschiedliche Schwerpunkte.
Während MySQL seine Triumphe hauptsächlich in Web-Anwendungen feiert,
konzentriert sich MaxDB auf das SAPSegment. Firebird ist durchaus als Unternehmensdatenbank tauglich, allerdings
muss man sich die notwendigen Tools
selber zusammensuchen. PostgreSQL
stellt eher wissenschaftliche Aspekte in
den Vordergrund und bietet beispielsweise Spezialitäten wie die Verarbeitung
geografischer Daten.
Auch wenn sich die Argumente der geringen Produktionsstabilität und des fehlenden kommerziellen Supports nicht
ganz von der Hand weisen lassen: „Wenn
Oracle, DB2 oder MS-SQL Server überdimensioniert oder zu teuer erscheinen,
können Open-Source-Varianten
durchaus in Betracht gezogen werden“,
so iX-Redakteur Jürgen Diercks. (jd) u
1/04 2 58
LinuxTag 2004 Europas größte
Linuxmesse und
Kongress
K
arlsruhe, Berlin (ots) - Vom 23.
bis 26. Juni 2004 findet der 10.
LinuxTag im Messe- und
Kongresszentrum Karlsruhe statt. „Wir
freuen uns, Sie auf den LinuxTag 2004 in
Karlsruhe einzuladen. Schon zum zehnten Mal präsentieren wir Nutzern und
Interessierten diese in Europa einmalige
Plattform. Ich freue mich auf unser Jubiläum“, sagte Klaus Knopper, neugewählter
1. Vorsitzender des LinuxTag e. V..
Mit 40% mehr Ausstellern auf der Fachmesse konnte der LinuxTag sein Wachstum im Jahr 2003 weiter vergrößern.
„Über 150 Stände und 19.500 Fachbesucher machen den LinuxTag zu der
weltweiten Leitmesse für Linux und Freie
Software. Es ist schon jetzt abzusehen,
dass sich dieser Aufwärtstrend 2004 noch
verstärken wird“, so Thomas Grieshaber,
Projektleiter der Ausstellerbetreuung des
LinuxTages.
Das Konferenzprogramm des LinuxTag
2004 findet wie gewohnt in zwei Bereichen statt. Der Business- und Behördenkongress des LinuxTages steht den interessierten IT-Entscheidern am Donnerstag, den 24.6.04 offen. An den anderen
Messetagen können die Besucher der
Fachmesse auch das umfangreiche freie
Vortragsprogramm besuchen. „Durch
die Aufteilung in einen Anwender- und
einen Techniktrack wollen wir die Veranstaltung noch stärker an den Bedürfnissen unserer Besucher ausrichten,“ sagt
Nils Magnus, der den Vorsitz des
Programmkomittees innehat, „anders
können wir den Besucheransturm kaum
noch bewältigen“.
Mit über 19.500 Besuchern war der
LinuxTag 2003 die größte Messe - und
Konferenzveranstaltung zum Thema
Freie Software und Linux in Europa.
Weitere Infos: http://www.linuxtag.org u
Neuer Kommentar zu
den EVB-IT
F
ür die Beschaffung von
Informationstechnik durch die
öffentliche Hand gibt es, ergänzend zu der VOL/B, die „Ergänzenden
Vertragsbedingungen für die Beschaffung von IT-Leistungen’“ kurz EVBIT. Diese Bedingungen sind zwischen
öffentlicher Hand und Wirtschaft in langen Verhandlungen vereinbart worden.
Der neue Kommentar zu den EVB-IT
(Feil/Leitzen „EVB-IT“, erschienen im
Verlag Dr. Otto Schmidt) führt in die
Materie ein und erläutert die Formulare
und vertraglichen Standard-Klauseln der
bisher veröffentlichen EVB-IT Vertragstypen.
Die Autoren sind selbst an der Erstellung und Verhandlung der EVB-IT beteiligt; Oberamtsrat Werner Leitzen vom
Bundesministerium des Inneren als Leiter der Verhandlungsdelegation der öffentlichen Hand und Rechtsanwalt
Thomas Feil als Berater des BMI. Das
Werk richtet sich an mit der Vergabe
von IT-Leistungen befasste Stellen der
öffentlichen Verwaltung, kann aber auch
für Bieter in solchen Vergabeverfahren
von großem Nutzen sein. Ein Exemplar
des Werkes liegt im Justiziariat des LIT
zur Einsichtnahme für Interessierte Stellen bereit.
THOMAS ELBEL LL.M.
LIT Berlin
u
Eröffnung des Zugangs
für die elektronische
Kommunikation - Teil 2
W
ie bereits im Splitter 3/2003
Seite 58 berichtet, ist der zweiter Teil der Broschüre Mitte
Dezember erschienen. Inhaltlich geht es
vor allen Dingen um konkrete praktische Maßnahmen, die seitens einer Kommunalverwaltung zur Eröffnung des
elektronischen Zugangs veranlasst werden müssen.
Die Einleitung der zweiten Broschüre
wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt und zeigt einen Überblick
der behandelten Themen:
Management Summary
Der Bundesgesetzgeber und inzwischen
auch nach und nach die Landesgesetzgeber haben die gesetzlichen Voraussetzungen für eine rechtsverbindliche Kommunikation im Verwaltungsverfahren geschaffen. Sie wecken damit
Erwartungen bei Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen, auch mit
Kommunalverwaltungen rechtsverbindlich elektronisch kommunizieren zu können. Durch die Veröffentlichung von EMail-Adressen auf Internetseiten und
Briefköpfen unterstützen auch die Kommunen diese Erwartungen. Dabei dürfte meist nicht bekannt sein, dass die
Kommunen durch diese Veröffentlichung bereits einen Zugang für eine
rechtsverbindliche elektronische Kommunikation eröffnet haben.
Die Möglichkeit, dass bisher in Papierform einzureichende Schriftstücke nun
auch elektronisch übermittelt werden
können, erfordert organisatorische und
technische Vorbereitungen in den Verwaltungen. Während der im Mai 2003
erschienene Teil 1 eher grundsätzliche
Ausführungen zur Zugangseröffnung
enthielt, soll diese Handreichung Hinweise geben, wie sich die gesetzlichen
Änderungen in der kommunalen Praxis
auswirken. Insbesondere sollen die Mög1/04 2 59
lichkeiten der Kommunen zur aktiven
Gestaltung der elektronischen Kommunikation aufgezeigt werden. Durch die
Nutzung dieser Möglichkeiten kann einem bloßen Reagieren vorgebeugt werden.
Dabei ist davon auszugehen, dass – auch
abhängig von der Größe der Kommune
– unterschiedliche Rahmenbedingungen
bestehen, die zu jeweils individuellen
Lösungen führen werden. In erster Linie kommen die Kommunikation per EMail oder über von den Verwaltungen
angebotene elektronische Formulare in
Frage. Die Schriftform kann dabei
allerdings nur dann ersetzt werden, wenn
Mitteilungen mit einer qualifizierten elektronischen Signatur versehen werden.
Hierbei handelt es sich um ein komplexes mathematisch technisches Verfahren, mit der die Urheberschaft und die
Unverändertheit einer Nachricht bestätigt werden.
Ein Blick auf die Internetseiten der
Kommunen - vor allem der kleineren
und mittleren - zeigt, dass nur in wenigen Fällen Formulare angeboten werden. Auch für den Empfang signierter
E-Mails bzw. Dokumente fehlen meist
die entsprechenden technischen Vorkehrungen.
Die Kommunalverwaltungen sind gesetzlich nicht dazu verpflichtet, entsprechende Möglichkeiten anzubieten.
Allerdings ist zu erwarten, dass der öffentliche und der politische Druck die
Verwaltungen sehr schnell veranlassen
wird, entsprechende Möglichkeiten anzubieten.
Hierzu ist zuallererst das eigene Personal mit dem Thema vertraut zu machen.
So stellt z.B. der Umgang mit einer rechtsverbindlichen E-Mail weitergehende
Anforderungen an organisatorische Regelungen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen wissen, wie sie E-Mails
behandeln müssen, welche Probleme bei
der Kommunikation auftauchen können, und wie auf diese zu reagieren ist.
Daneben müssen die technischen Voraussetzungen geschaffen werden, è
7
ç um überhaupt signierte Nachrichten empfangen zu können. Aber mit
dem Empfang alleine ist es nicht getan.
Die Signatur ist ein Formerfordernis,
dessen Einhaltung auch technisch überprüft werden muss. Die Ergebnisse entsprechender Prüfungen müssen dokumentiert und archiviert werden.
Dieses Heft kann seit Ende des Jahres
2003 über das Internet kostenlos unter
der folgenden Adresse abgerufen werden: http:// edoc.difu.de/städtetag oder
aber direkt beim Deutschen Städtetag
(Lindenallee 13-17, 50968 Köln, Tel.
0221 37 71 – 0) angefordert werden. u
Die Schaffung einer zentralen Maileingangstelle kann helfen, den technischen,
personellen und finanziellen Aufwand
zu reduzieren. Die Einrichtung einer
solchen Stelle wird deshalb empfohlen.
WLAN-Technologie und
praktische Umsetzung im Detail
Ein weiterer wesentlicher Aspekt zur
Vermeidung insbesondere technischer
Probleme ist die Vorgabe technischer
Rahmenbedingungen für die elektronische Kommunikation durch die Kommune. Technische Standards und für die
Verarbeitung in der Kommune geeignete Dateiformate sollten im Rahmen der
Eröffnung des Zugangs für die elektronische Kommunikation vorgegeben
werden.
Hinsichtlich elektronischer Signaturen
und Verschlüsselung sollten angesichts
der fehlenden Interoperabilität der derzeitigen Verfahren der Einsatz konkreter Produkte vorgegeben werden. So
kann dafür gesorgt werden, dass die
Kommune nur elektronische Eingänge
erreichen, die sie auch bearbeiten kann.
Neues Heise-Buch:
„Wireless LANs“
H
annover - Funknetze erfreuen
sich immer stärkerer Beliebtheit und Verbreitung. In
„Wireless LANs“, dem aktuellen Buch
aus dem Heise Zeitschriften Verlag, befasst sich der Autor Jörg Rech detailliert
mit der praktischen Umsetzung der
Netzwerktechnologie Wireless LAN
(WLAN).
Heutzutage benötigt der erfahrene
Netzwerker ein breites Detailwissen, da
der Standard der WLANs umfassend
ergänzt wurde. Die Anwendungsvielfalt
zeugt von einer zeitgemäßen Technologie, denn sie befähigt den Nutzer zu
erhöhter Mobilität und öffnet Wege für
eine ortsunabhängige Kommunikation.
Aber auch für den Fall, dass Eingänge
nicht verarbeitet werden können, sind
Vorkehrungen zu treffen. Die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen auch mit solchen Eingängen verantwortlich umgehen und entsprechende
Maßnahmen treffen.
Wer sich intensiv mit der WLAN-Technologie auseinander setzen möchte, wird in diesem Buch weit mehr als die grundlegenden
Kenntnisse finden. Der Autor erklärt nicht
nur die wesentlichen Unterschiede zwischen
leitungsgebundenen und drahtlosen
Netzwerktechnolgien. Er beantwortet auch
alle praktischen Fragen, die sich durch den
Einsatz von WLAN ergeben.
Kompetent und praxisorientiert veranschaulicht Jörg Rech die Details des
WLAN-Standards für eine konkrete
Umsetzung und geht genauestens auf
die verschiedenen drahtlosen Netzwerkformen, WLAN-Komponenten und
Antennen ein. Neue Entwicklungen nach
802.11a/h, 802.11e, 802.11g und 802.11i
sind in dieses umfangreiche Werk bereits
eingeflossen und runden den Inhalt ab.
Der Autor ist staatlich geprüfte Techniker der Informationstechnik und arbeitet seit 1993 in der Entwicklungsabteilung der Firma Compu-Shack Production GmbH. Nebenberuflich schreibt
Jörg Rech seit 1998 als freier Fachautor
zum Thema Netzwerktechnologien. Im
Februar 2002 veröffentlichte er sein erstes
Fachbuch „Ethernet, Technologien und
Protokolle für die Computervernetzung“.
Bibliografische Angaben: Jörg Rech,
Wireless LANs, 802.11-WLAN-Technologie und praktische Umsetzung im
Detail, Heise Zeitschriften Verlag, Januar 2004, 472 Seiten, Gebunden, 45,00
Euro, ISBN 3-936931-04-6.
u
Handbuch zur
europäischen CyberCrime-Gesetzgebung
vorgestellt
Für eine Reihe der beschriebenen Fragestellungen enthält diese Handreichung
Formulierungsvorschläge. Diese können
aber eine intensive Diskussion jeder einzelnen Verwaltung über ein eigenes
Konzept für eine umfassende Nutzung
der elektronischen Kommunikation
nicht ersetzen. Ein solches Konzept muss
darüber hinaus in eine allgemeine EGovernment-Strategie der Kommune
eingebunden sein.
2
Dazu zählen der drahtlose Internetzugang und der grundstücksübergreifende Datentransfer.
B
erlin - Der unabhängige europäische Think Tank RAND Europe
hat ein Handbuch ausgearbeitet, das einen umfassenden Überblick
über die europäische Rechtslage è
1/04 2 60
ç bei Computerverbrechen gibt. Der
einfach zu handhabende Leitfaden legt
die rechtlichen Rahmenbedingungen in
den einzelnen Ländern dar und gleicht
sie mit den technischen Vorgängen von
Cyberstraftaten ab. Die Arbeit wurde
finanziell von der DG Information
Society der Europäischen Kommission
unterstützt.
Parallel mit der Ausbreitung des Internets
und anderer Online-Services steigt auch
die Computerkriminalität. Dennoch sind
viele Unternehmen nicht darüber informiert, wie sie mit Straftaten wie HackerAttacken oder Angriffen auf die
Verfügbarkeit von Rechnern und Diensten (Denail-of-service) aus rechtlicher
Sicht umgehen sollten. Vor allem kleine
und mittlere Unternehmen sind oft hilflos: Sie wissen insbesondere vor dem
Hintergrund divergierender gesetzlicher
Regelungen in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten weder, was zu tun ist noch
an wen sie sich wenden sollen.
Das Handbuch steht kostenfrei auf der
Website der Europäischen Kommission
zur Informationsgesellschaft zum
Download bereit: http://europa.eu.int/
information_society/eeurope/2005/
all_about/security/handbook/
index_en.htm
u
iX und c’t auf
Silberscheiben
H
annover - Die Computerzeitschrift c’t und das IT-Profimagazin iX bieten ihre redaktionellen Inhalte des Jahres 2003 wieder
als CD-ROM an. Ein umfangreiches
Archiv mehrerer Jahrgänge gibt es außerdem auf DVD. Die „c’t-ROM 2003"
ist in diesem Jahr zum zweiten Mal auch
im Bahnhofsbuchhandel und im gut sortierten Einzelhandel erhältlich. Sie enthält wie die „iXPRESSed 2003“ sämtliche Artikel des vergangenen Jahres. Die
iX-DVD-ROM enthält sämtliche Jahrgänge von 1994 bis 2003. Auf der c’tDVD-ROM befinden sich die Jahrgänge von 1990 bis 2003. Als Sonderaktion
anlässlich des 20-jährigen Jubiläums im
vergangenen Jahr gibt es eine DVD von
c’t mit den redaktionellen Inhalten der
80er-Jahre, die digitalisiert bisher nicht
erhältlich waren.
Die c’t-ROM 2003 kostet ebenso wie ihr
Pendant von iX 24,50 Euro. Die DVD
kostet 89 Euro. Für die iX-DVD gilt ein
Preis 79 Euro. Die 80er-Jahre-DVD von
c’t ist für 19 Euro zu haben.
Die elektronischen Archive kann man
direkt bei eMedia GmbH, Bissendorfer
Straße 8, 30625 Hannover, Telefon 05
11/53 72 95, Fax 05 11/53 52-147 oder
im Internet unter www.emedia.de/cdshop [2] bestellen. Wer sein bereits vorhandenes Archiv aktualisieren will, findet hier außerdem Informationen über
die günstigen Updatemöglichkeiten von
Jahres-CDs auf DVD.
u
Leserbrief
SPLITTER, zwischen Aufklärung
und Science Fiction
Da ich, als jemand außerhalb einer „IT-Stelle“
beschäftigt, während meiner Dienstzeit keine
Zeit habe die neueste SPLITTER zu lesen,
nehme ich sie mir doch gerne auch schon mal mit
nach Hause und genieße die neuesten IT-News.
Ich muss jedoch gestehen, dass die Faszination,
die von „der SPLITTER“ bzw. deren Inhalten ausgeht, für mich und wohl die meisten im
öffentlichen Dienst beschäftigten Menschen, sich
nicht durch die bloße Veröffentlichung irgendeiner neuen Soft- oder Hardwareentwicklung
1/04 2 61
begründet, sondern eher dadurch, dass die Techniken und die Möglichkeiten, die bestimmte
Behörden haben/nutzen, so beeindruckend und
fesselnd sind, wie ein „science fiction“ Roman.
Da kann man über Dinge lesen, die ausgehend
von den derzeitigen Verhältnissen in den
Bezirksverwaltungen, unwahrscheinlicher klingen, als ein Pauschalurlaub auf dem Mars in
nächsten Jahrzehnt.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass die meisten im
öD beschäftigten Menschen der IT-Technik
wohl aufgeschlossen und positiv gegenüberstehen, aber wohl ein Problem damit haben, dass
während die einen über die nächste EGoverment-Lösung diskutieren, die anderen
ihr Büromaterial selbst finanzieren und jeden
Tag preisen, an denen sie ihre Büro-Technik
nicht im Stich lässt.
Kurzum, die vorhandene Kluft zwischen Dienststellen mit E-Goverment-Komponenten und
Internetzugang für jeden Sachbearbeiter und
Dienststellen, in denen nicht einmal die Zugriff
über das Intranet auf die „gespiegelten berlin.de“Seiten erlaubt ist (Begründung wird wegen ihrer
Absurdität hier nicht wiederholt) mag daran
Schuld sein, dass viele Mitarbeiter dem „ITtechnischen Vorpreschen“ in scheinbar privilegierten Behörden, ablehnend gegenüberstehen.
Die in Berlin herrschenden, zum Teil riesigen
Unterschiede im Bereich der IT bzw. den nur
ausschnittsweise daraus den Nutzern zugänglich gemachten Nutzungsmöglichkeiten sind
nicht zu unterschätzende Störfaktoren, wenn es
darum geht, die Mitarbeiter von neuen ITProjekten zu überzeugen.
Ein Außenstehender würde die Zustände in der
Verwaltungs-IT-Welt wohl als unhaltbar, grotesk, absurd und kontraproduktiv bezeichnen.
Eine Behörde erstellt wunderschöne Internetund wenn man Glück hat auch Intranetsites
und bietet Bildschirmschoner, Hintergrundbilder
und sonstige Downloads an und in der anderen
Behörde ist denen, die einen Intranetzugang
haben, die Nutzung dieser und auch viel wichtigerer dienstlichen Angebote bei Strafandrohung
verboten usw. Da die Beispiele, die man hier
nennen könnte, zahllos sind, möchte ich mit der
Erkenntnis darüber, dass Kugelschreiber eingespart werden, weil Berlin das papierlose Büro
anstrebt, schließen...
(Autor der Redaktion bekannt.)
u
7
wenden Sie sich bitte telefonisch oder
schriftlich an die Redaktion des SPLITTER,
Telefon 90 12 (912) 6080
Nr. 1 / 2004
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Liebe SPLITTER-Leser,
möchten Sie nicht einmal selber zur
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Wir freuen uns jederzeit über
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Die nächste Ausgabe erscheint im
Juli 2004. Der Redaktionsschluss ist
am 14. Mai 2004.
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Frau Hahn
Herr Brodersen
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auf dem 7. Deutschen Verwaltungskongress "Effizienter Staat“ am 25. und
26. Mai 2004 in der Brandenburghalle im Rathaus Schöneberg in Berlin teil.
Sie finden uns am bekannten Standort - Stand 15 – mit unseren Vertriebsmitarbeitern, die Ihnen gerne aktuelle IT-Dienstleistungen präsentieren.
Wir freuen uns, Sie am Stand begrüßen zu können. Nähere LIT-Einzelheiten erfahren Sie von Frau Hahn – Tel. 030 9012 6080. Über den Kongress
insgesamt finden Sie Informationen auf den Internetseiten
www.effizienterstaat.de.
90 12 (912) 6080
90 12 (912) 6014
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Landesbetrieb für Informationstechnik (LIT) Berlin, Berliner Straße 112-115, 1O713 Berlin
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Druck:
LIT Berlin, Geschäftsbereich III, Xerox Doku Color 2O6O Laserdrucker, Auflage: 2.8OO
Gastautoren:
Rainer Wagnitz, Senatsverwaltung für Inneres, Berlin
Willi Kaczorowski, Cisco Systems, Hallbergmoos
Ralf Ganser, Senatsverwaltung für Inneres, Berlin
Frank Zscheile, Saperion AG, Berlin
Thomas Finn, Senatsverwaltung für Inneres, Berlin
Dr. Charlotta Flodell, Zentral- und Landesbibliothek, Berlin
Bernd Müller, Geschäftsstelle VHS-IT, Berlin
Hella Waibel, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin
Joachim Jahn, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin
Klaus Hentschel, Bezirksamt Lichtenberg von Berlin
Jürgen Franke, Senatsverwaltung für Inneres, Berlin
Stephan König, Senatskanzlei, Berlin
Redaktion:
Michael Brodersen:
SPLITTER Nr.2/2OO4 erscheint voraussichtlich im Juli 2OO4
2
1/04 2 62
Jens Hartwig, T-Systems GEI GmbH, Berlin
Prof. Dr. Olaf Winkel, Fachhochschule für Verwaltung
und Rechtspflege, Berlin
Thomas Keup, PR-Berater für IT, Berlin
Prof. Dr. Margit Scholl, Technische Fachhochschule, Wildau
Frau Euchner, Herr Simonsmeier, sd&m, München
Wolfgang Bräuer, Senatsverwaltung für Inneres, Berlin
Cornelia Kerk, Senatsverwaltung für Inneres, Berlin
Franziska Ehrhardt, TimeKontor AG, Berlin
Hanswalter Schramm, Senatsverwaltung für Inneres, Berlin
Burkhard Oerttel, Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung, Berlin