Erfahrungbericht Uni Puebla

Transcrição

Erfahrungbericht Uni Puebla
Benemérita Universidad Autónoma de Puebla, México
Wintersemester 2009/2010
Erfahrungsbericht von Andreas Popp (Dipl. BWL)
1. Vorbereitungsphase auf den Auslandsaufenthalt
Visum, Reisepass
Nachdem ich Anfang März 2009 die Zusage des Akademischen Auslandsamtes
bekommen hatte, konnten die Vorbereitungen auf das im August beginnende
Auslandsjahr in Puebla beginnen. Hier stand besonders die Beantragung des Visums im
Vordergrund. Da hierzu jedoch die „Carta de Acepatación“, also die schriftliche Zusage
der Uni Puebla benötigt wird, konnte ich das Visum erst im Juni beantragen. Der
Antragsprozess lief jedoch sehr schnell und reibungsfrei ab, so dass ich nach
schriftlicher Beantragung Ende Juni mein Visum schon ca. 3 Wochen später beim
mexikanischen Konsulat in Frankfurt am Main abholen konnte. Das Studentenvisum ist
generell kostenfrei, gilt 1 Jahr und ist persönlich im Konsulat abzuholen. Nähere
Informationen über das Antragsverfahren können der Homepage des Konsulats in
Frankfurt entnommen werden (http://portal.sre.gob.mx/frankfurt/). Zudem sollte man
die ausreichende Gültigkeit seines Reisepasses rechtzeitig überprüfen bzw. einen
Reisepass beantragen, sofern man noch keinen hat.
Internationaler Führerschein
Da ich anfangs geplant hatte mir in Mexiko ein günstiges Auto zu kaufen, habe ich
zudem einen internationalen Führerschein beantragt. Dieser wird für eine Gebühr von
ca. 16 € vom jeweiligen Kfz-Amt ausgestellt. Im Nachhinein war dies jedoch nicht nötig,
da ich aufgrund des hohen Aufwands von der Idee mit dem Autokauf abgekommen
bin. Um in Mexiko einen Mietwagen oder das Auto eines Bekannten zu fahren, reicht
der Standard EU-Führerschein absolut aus.
Bankverbindung
Wichtig ist ebenfalls die Wahl der Bankverbindung, um in Mexiko kostengünstig oder
sogar kostenlos Geld abheben zu können bzw. mit Kreditkarte zu zahlen. Von der
Eröffnung eines Kontos in Mexiko ist abzuraten, da dies mit einem hohen Aufwand
verbunden ist und zudem absolut nicht notwendig ist. Man sollte für den Aufenthalt in
Mexiko mindestens eine Kreditkarte haben, mit der man bargeldlos zahlen bzw. Geld
am Automaten abheben kann. Die Frage ob Mastercard, Visa oder AmEx ist zu
vernachlässigen, da alle drei fast überall akzeptiert werden. Mein absoluter Tipp, ohne
hier Schleichwerbung betreiben zu wollen, ist die Eröffnung des kostenlosen
Internetkontos „DKB Cash“ bei der DKB (Deutschen Kreditbank AG). Hier bekommt
man eine kostenlose Visakarte mit der man weltweit an wirklich (!!) jedem Automat
Geld abheben kann. Hab die Karte schon seit 2 Jahren und hab damit schon in einigen
Ländern Geld abgehoben. Echt klasse die Karte, und zudem ein Super Service ohne
versteckte Extrakosten. Ansonsten kann man auch mit der EC-Karte Geld abheben, was
sich allerdings als recht teuer erweist. Ich hatte noch eine zweite Kreditkarte mit, die
für mögliche Notfälle (Diebstahl, Krankheit, etc.) vorgesehen war und die ich immer
zuhause gelassen habe.
Impfungen, Medikamente:
Vor dem Abflug nach Mexiko sind verschiedene Impfungen aufzufrischen bzw.
einzuholen. Impfungen gegen Hepatitis A & B, Tetanus, und Typhus sind obligatorisch
und sollten auf jeden Fall vorhanden sein. Zudem ist die Impfung gegen Tollwut
absolut zu empfehlen, da in Mexiko vergleichsweise viele streunende Hunde
unterwegs sind. Für die Auffrischung der Impfungen ist entsprechend Zeit einzuplanen,
da manche Impfung in bis zu 3 Sitzungen mit Abstand von einer Woche gespritzt wird.
Allgemeine organisatorische Dinge
Ferner sind wie bei jedem längeren Auslandsaufenthalt verschiedene organisatorische
Dinge vorab zu klären:
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Kündigung/Stilllegung von Verträgen (Handy/Telefon, Fitnessstudio, etc.…)
Untervermietung bzw. fristgerechte Kündigung der Wohnung/des WG-Zimmers
Änderung der Postanschrift (ggf. Nachsendeauftrag)
Auslandkrankenversicherung (ich war über meine private KK in Deutschland
versichert, daher hab ich hier leider keine Infos)
Beurlaubung an der Uni Würzburg
Förderungsmöglichkeiten: Beantragung eines Stipendiums/Auslands-BaföG
Flug & Unterkunft:
Um hohe Ticketpreise zu vermeiden sollte der Flug sobald wie möglich gebucht
werden. Beim Studium in Puebla ist es am besten nach Mexiko City zu fliegen, und von
dort aus direkt vom Flughafen mit dem Bus nach Puebla zu fahren (Fahrzeit 2h).
Lufthansa ist die einzige Airline die von Deutschland direkt nach Mexiko Stadt fliegt
(einmal täglich von Frankfurt). Ich bin mit LH hin und zurück geflogen, was wirklich
stressfrei war. Von einem Gabelflug über die USA ist eher abzuraten. Da ich vorher
nicht wusste wann ich genau zurück nach Deutschland kehre, habe ich ein Ticket mit
flexiblem Rückflug innerhalb eines Jahres gebucht, was sich als am Ende als richtig
erwiesen hat. Eine Unterkunft sollte auf jeden Fall erst vor Ort gesucht werden. Gut ist
es daher sich vorab am besten ein günstiges Hotel im Zentrum der Stadt zu suchen.
Ideal für die Suche von Hotels ist der Lonely Planet, dessen Kauf ich jedem nur
wärmstens empfehlen kann. Zur Zimmersuche in Puebla später mehr.
Universität
Neben diesen organisatorischen Vorbereitungen habe ich vorab zudem schon einmal
einen Kontakt zu meinem Ansprechpartner im „Ofincia Relaciones Internacionales“
der BUAP aufgenommen. Dieser gab mir erste Vorabinformationen über die Uni und
die Stadt Puebla selbst. Einige hilfreiche Informationen enthält auch die FacebookSeite des „Oficina Relaciones Internacionales“ der BUAP. Des Weiteren wurde mir ein
Student aus dem gleichen Studiengang als Tutor zugewiesen, an den ich mich
hinsichtlich Fragen zu meinem Studiengang und der Fakultät wenden konnte. Da ich
der erste BWL Student an der BUAP war, konnte ich leider auf keinerlei Erfahrungen
ehemaliger Studenten zurückgreifen. Die richtige Kurswahl hat sich daher anfangs als
etwas schwierig gestaltet. Vor allem sollte man von der Vorstellung abkommen, vor
Antritt des Studiums noch von Deutschland aus genau die Kurse auszuwählen, die man
besuchen möchte. Allgemein hat sich die Beschaffung von Informationen über
verschiedene Kurse an der Fakultät recht schwierig herausgestellt, da die Homepage
nur wenig Informationen enthält, geschweige dessen aktuell ist. Zudem wurde auf
meine Emails nie geantwortet. Hier sollte man aber nicht gleich aufgeben und am
besten seinen zugewiesen Tutor schon mal vorab per email um Hilfe bitten. Zur
Kurswahl und Einschreibung später mehr.
2. Mein Aufenthalt in Puebla
Da ich an der Uni Würzburg noch bis Anfang August Klausuren hatte, konnte ich erst
am Wochenende vor Semesterbeginn nach Mexiko fliegen. Weil in der ersten Woche
eh meist nur die Einschreibungen und noch keine Kurse stattfinden, war das jedoch
kein Problem. Die ersten 2 Wochen konnte ich bei einer mexikanischen Freundin
unterkommen, die ich ein Jahr vorher in Spanien kennengelernt hatte. So konnte ich
ohne zeitlichen Druck entspannt nach einer passenden Unterkunft suchen und auch
gleich mal die mexikanische Lebensweise kennenlernen.
Wohnungssuche
Bevor man sich auf die Suche nach einer Wohnung macht sollte man zuerst
herausfinden, wo sich die Fakultät befindet an der man Kurse belegt. Der
Verwaltungssitz und mehrere Fakultäten befinden sich in herrlichen alten Gemäuern in
der Altstadt Pueblas. Die BUAP besitzt jedoch auch eine Ciudad Universitario (CU), also
sowas wie einen Campus, der sich etwas außerhalb des Centrums befindet (ca. 30 min
mit dem Bus). In dieser CU sind etwa die Fakultät für Economia, Administracion de
Empresas, Derecho und verschiedene naturwissenschaftliche Fakultäten, wo hingegen
die philosophische Fakultät im Zentrum liegt. Ich studierte also an der CU, weshalb ich
mir eine Wohnung in der Nähe suchte. Die Suche war anfangs jedoch nicht ganz
einfach. Es gibt zwar recht viele Angebote und überall sind Aushänge für WG Zimmer,
die preislich auch vollkommen in Ordnung sind, jedoch sind die Standards einfach weit
niedriger als in Deutschland. Mir war vor allem wichtig, dass das Zimmer sauber ist und
ich mich mit meinen Mitbewohnern verstehe. Zur Suche empfiehlt sich einerseits die
Internetrecherche, wobei immer nach Anzeigen mit Bild geschaut werden sollte!!
Zudem gibt es an der Uni auch zahlreiche Aushänge mit Angeboten, oder ihr fragt
einfach mal an der Uni eure Kommilitonen. Aufgrund anfänglicher sprachlicher
Probleme ist es natürlich von Vorteil wenn einem ein Mexikaner (z.B. der Tutor) hilft.
Da in Mexiko auch der Austausch innerhalb von inländischen Universitäten sehr
verbreitet ist, gibt es neben vielen Südamerikanischen Austauschschülern auch viele
Mexikaner die zu Beginn des Semesters Leute zur Gründung einer WG suchen. Meist
mietet man dann zusammen ein kleines Haus. Ich hatte nach 2 Wochen dann endlich
auch die perfekte Bleibe gefunden. Zusammen mit einen Mädel aus Köln und einem
Mexikaner teilten wir uns ein Haus in der Nähe der CU. Die Stadtteile St. Manuel und El
Mirador nahe der CU sind hier zu empfehlen, da hier sehr viele Studenten wohnen,
und die Stadtteile allgemein auch recht sicher sind.
Einschreibung
Da ich mir mit Hilfe meines Tutor schon vorher einige Kurse herausgesucht hatte, viel
die Einschreibung etwas leichter. Mit der Facultad de Economica und der Facultad de
Administracion studierte ich an 2 Fakultäten, was doppelten Aufwand bedeutete. Nach
einer Woche stellte sich zudem heraus das von den fünf vorher ausgesuchten Kursen
nur 3 Angeboten wurden, weshalb ich noch zusätzlich einen Kurs in mexikanischer
Sprache und Kultur, der extra für Intercambios angeboten wurde, besuchen konnte.
(Sehr zu empfehlen, da man sich hier immer an anderen Orten Pueblas trifft, um etwas
über die Geschichte der Stadt kennenzulernen, und anschließend bei einem Kaffee
seine Sprachfähigkeiten trainiert). Bei der gesamten Einschreibung waren die
Mitarbeiter der Uni immer sehr hilfsbereit und auch trotz anfänglicher
Kommunikationsschwierigkeiten sehr geduldig, so dass die Einschreibung gut über die
Bühne lief.
Anrechnung
Um mir die Kurse nach Rückkehr an der Uni Würzburg anrechnen lassen zu können,
schrieb ich schon zu Beginn des Semesters eine email an die Professoren der
entsprechenden Fächer in Deutschland. Nachdem mir alle drei die generelle
Möglichkeit der Anrechnung versicherten, hatte ich nach meiner Rückkehr direkt einen
Termin bei den jeweiligen Professoren. Hier erläuterte ich den Unterricht und die an
der Uni Puebla behandelten Themengebiete. Alle drei Professoren haben meine an der
Uni Puebla erbrachten Leistungen daraufhin anerkannt.
Unileben
In der zweiten Woche begannen dann meine Kurse. Hier muss man vielleicht kurz
erklären, dass bei einer „Vorlesung“ eher Klassenzimmerstimmung herrscht. Jeder
meiner Kurse fand von Montag bis Donnerstag täglich statt und dauerte circa eine
Stunde. Für fast alle Kurse herrscht Anwesenheitspflicht, die aber von Professor zu
Professor mehr oder weniger streng verfolgt wird. Man arbeitet zudem viel im Team,
debattiert, hält Referate, bekommt Hausaufgaben und schreibt 2-3 Klausuren pro
Semester. Dies mag jetzt erst einmal recht stressig und zeitaufwendig klingen, jedoch
bleibt auch bei all dem Unileben noch genügend Freizeit und Zeit für Wochenendtrips
übrig. Zudem ist natürlich auch das Niveau, und der damit verbundene Lernaufwand
an einer mexikanischen Uni nicht mit dem einer deutschen Hochschule zu vergleichen,
was jedoch von Kurs zu Kurs stark variieren kann. Da mein Spanisch am Anfang noch
etwas holprig war, braucht man eine paar Wochen bis man richtig in der Uni drin ist
und versteht was, einem der Professor da gerade vermitteln will. Meine Professoren
waren jedoch stets sehr rücksichtsvoll und haben mich als einzigen Europäer im Kurs
immer gleich integriert. Nach anfänglicher Zurückhaltung und Scheu wurde ich nach
kurzer Zeit auch von meinen Kommilitonen und als blonder Deutscher vor allem von
den Kommilitoninnen, recht herzlich aufgenommen und akzeptiert, und schnell zu
zahlreichen Party und Events eingeladen. Allgemein spielt sich das Leben eines
mexikanischen Studenten vielmehr in und an der Uni ab. Man isst hier zu Mittag, trifft
sich mit Freunden, treibt gemeinsam Sport (die Uni hat ein recht großes Sportzentrum
mit einem herrlichen Freibad ;-) oder arbeitet zusammen an Gruppenprojekten. Wenn
man den Leuten aufgeschlossen entgegenkommt, fällt es sehr leicht neue Kontakte zu
knüpfen und Leute kennenzulernen. Nach der anfänglichen Masse an neuen
Bekanntschaften trennte sich nach einer Zeit die Spreu vom Weizen, so dass sich
Freundschaften entwickeln konnten. Allgemein gibt es immer nur eine Handvoll
deutscher Studenten an der gesamten Uni. Dafür hingegen viele Austauschschüler aus
Ländern Südamerikas. Da auch sie Mexiko kennen lernen wollen, bin ich oft mit vielen
verschieden Intercambios verreist, um das Land zu entdecken. Hier wurden an der Uni
oft Reisen in die verschiedensten Regionen Mexikos (oftmals natürlich ans Meer)
angeboten. Die von Professoren oder Studenten organisierten Reisen gingen meist
über ein verlängertes Wochenende und baten einem die Möglichkeit mit einer Gruppe
von Gleichgesinnten das Land für kleines Geld zu erkunden.
Das Leben an Sich
Wie man sich natürlich vorstellen kann, ist das Leben in Mexiko einfach etwas anders
als in Deutschland. Viele Dinge die wir meist als ganz normal und selbstverständlich
sehen, sind in Mexiko eben nicht immer so selbstverständlich, so dass man am Anfang
einfach ein bisschen Zeit braucht um sich an die neuen Lebensumstände zu gewöhnen.
Bei der Benutzung des Busses zur Uni z.B. wird man vergeblich nach einer
Bushaltestelle oder Abfahrtszeiten suchen. Der Bus fährt meist so regelmäßig, dass das
auch nicht nötig ist und um einen Bus anzuhalten stellt man sich einfach an die nächste
Kreuzung und hebt die Hand. Obwohl ich das anfangs als etwas seltsam empfand,
klappte das eigentlich immer recht gut. Da es auch keinen Routenplan gibt, sollte man
einfach die anderen Studenten fragen, welchen Bus man am besten nimmt und wie
man mit welcher Linie wo hinkommt, da man ansonsten auch mal wo landet wo man
vielleicht gar nicht hin wollte. Wenn man abends bzw. bei Nacht unterwegs ist sollte
man jedoch lieber auf Taxis umsteigen, da diese einen sicher an den gewünschten Ort
bringen und man wenn man in einer Gruppe unterwegs ist, es meist wirklich sehr
günstig ist. Wir haben es einmal geschafft sogar zu neunt plus Taxifahrer ein normales
Taxi zu benutzen. Bis auf die Taxis in Mexiko City fahren alle Taxis mit Festpreis. Also
am besten immer gleich vorm Einsteigen nach dem Preis fragen. Man kann und sollte
hier immer kräftig verhandeln, da man sonst schnell als unwissender Tourist
abgestempelt wird. Ich wurde auch öfter für einen Amerikaner (GRINGO) gehalten. Da
die Mexikaner die Amerikaner meist nicht besonders leiden können, ist es recht ratsam
immer gleich zu erwähnen das man doch aus Deutschland käme. Nicht nur wegen des
großen Volkswagen Werks sind Deutsche in Puebla allgemein sehr willkommen und
beliebt. Ich persönlich wurde eigentlich stets sehr positiv von Einheimischen
empfangen und hab im Umgang mit Einheimischen fast durchweg positive Erfahrungen
gemacht.
Essen und Trinken
Kommt man mit älteren Mexikanern ins Gespräch ist die erste Frage: Wie schmeckt dir
das mexikanische Essen? Aus Höflichkeit antwortet man natürlich immer gleich mit: „Ja
danke sehr gut“, auch wenn man vielleicht manchmal gerne ein ausgiebiges
Kommentar dazu abgeben würde. Ich bin leider nicht der größte Fan der
mexikanischen Küche geworden, da sie eigentlich immer sehr scharf (Chilis!!) und
meist etwas fettig ist. Mit dem Essen eines mexikanischen Restaurants in Deutschland
ist es auf jeden Fall nicht zu vergleichen. Aber auch wenn man nicht der größte Taco
oder Chili Fan ist, muss man in Mexiko nicht verhungern. Zu einem klassischen
mexikanischem Essen darf natürlich auch ein Tequila (viel besser als der in
Deutschland) oder das ein oder andere mexikanische Bier (Empfehlung: Indio, Corona)
nicht fehlen.
Kriminalität / Vorsichtsmaßnahmen
Dass Mexiko von den Sicherheitsstandards und der Kriminalitätsrate nicht mit
Deutschland vergleichbar ist, sollte vor Antritt eines solchen Auslandssemesters jedem
klar sein. Schließlich ist Mexiko ein Schwellenland. Es hat zwar in den letzen Jahren viel
Aufholarbeit stattgefunden, das Land kämpft trotzdessen noch mit großen Problemen
wie etwa Korruption oder dem Drogenhandel. Daher hatte auch ich vor Antritt des
Aufenthalts so meine Bedenken, die sich allerdings nicht als ganz realistisch erwiesen.
Der Kampf der Drogenkartelle etwa findet fast ausschließlich im Norden des Landes
statt, was von Puebla distanzmäßig so weit weg ist, dass man davon nur wenig
mitbekommt. Zudem ist da Land oberhalb Guadalajaras sowieso nicht besonders
ansprechend. Korruption ist jedoch vor allem bei der Polizei nicht gerade selten. Wenn
man jetzt jedoch nicht gerade eine Straftat begeht, besteht für einen selbst hier kein
großes Risiko. Jedoch gibt es grundsätzlich ein paar einfache Regeln die man in Mexiko
befolgen sollte und bei deren Einhaltung man das Risiko, dem man sich aussetzt fast
gegen null senken kann:
• Auf der Straße bzw. im Freien (im Garten natürlich schon) keinen Alkohol
trinken (Verboten!)
• Nachts unbelebte Straßen alleine meiden, am besten immer in Gruppen gehen
oder ein Taxi nehmen. Ich hab eigentlich immer ein Taxi genommen, wenn ich
mal alleine auf dem Weg nach Hause war. Die Preise sind so moderat, dass es
sich nicht rentiert ein Risiko einzugehen nur um 2 oder 3 Euro zu sparen!
Öffentliche Verkehrsmittel sollten nachts auch gemieden werden.
• Wenn man alleine ein Taxi nutzen möchte am besten immer per Telefon bei
einer sicheren Zentrale bestellen (Mit mehreren Leuten und Einheimischen,
kann man in Puebla auch ohne Bedenken Taxis auf der Straße anhalten)
• Wertgegenstände (Iphone, dicke Uhr, auffälligen Schmuck) lieber gleich
zuhause in Deutschland lassen, um somit keine große Aufmerksamkeit auf sich
zu lenken. Ich habe mir auch ein günstiges Prepaid Handy in Mexiko gekauft
(ca. 20 Euro) und mein deutsches Handy zuhause gelassen.
• Man bekommt zu Beginn des Semesters von der Uni einen Studentenausweis
mit Bild. Dieser reicht in Mexiko offiziell aus um sich auszuweisen (auch um zu
Reisen; außer per Flugzeug). Daher am besten Reisepass, Visum etc. an einem
sicheren Platz im Zimmer deponieren
• Am Geldautomaten das Geld am besten verdeckt sofort einstecken. Niemals
offen sichtbar nachzählen. Immer vergewissern wer so um einen herumsteht,
während man Geld abhebt
• Noch vor Reiseantritt in Deutschland mehrere Kopien aller Ausweisdokumente
(auch Visum) machen und in den verschiedenen Gepäckstücken verstauen
(kann enorm helfen, wenn der Originalausweis abhandenkommen sollte)
• Man sollte eventuell suspekte Personen oder Fremde nie zu nahe an sich
rankommen lassen
• Nachts nicht am Strand spazieren gehen, etc.…
Man mag jetzt auf den ersten Blick den Eindruck bekomme, dass alles sehr gefährlich
sei und man immer mit einer gewissen Angst leben muss. Das ist jedoch nicht der Fall.
Ich bin in meinen 6 Monaten in Mexiko wirklich viel im Land herumgekommen und war
auch mehrere Male in Mexiko Stadt (weit ungefährlicher als überall beschrieben), aber
habe mich durch Beachtung dieser einfachen Regeln stets recht sicher gefühlt.
Reisen
Neben der Uni habe ich auch noch ausreichend Zeit gefunden, um Land und Leute
kennenzulernen. Das Angebot an Ausflugs- und Reisezielen scheint in Mexiko schier
unerschöpflich. Das Land ist so vielseitig, das hier für jeden etwas dabei ist. Von Wüste
im Norden, über 4400m hohe Vulkane rund um Puebla (unbedingt den Malinche
bezwingen!), traumhafte Strände am Pazifik (Tipp: Puerto Escondido, Puerto
Escondido, Acapulco) und am karibischen Meer (absolute Tipps: Playa del Carmen,
Tulum, Isla Mujeres) bis hin zu Dschungel, alten Maya Ruinen und einzigartigen
Wasserfällen (Tipp: Palenque; Wasserfälle: Aguas Azules) bietet das Land eine
atemberaubende landschaftliche Vielfalt. Da es in Mexiko möglich ist sehr preisgünstig
mit wirklich komfortablen Langstrecken-Reisebusen (www.ado.com.mx) das Land zu
durchqueren, waren wir fast jedes Wochenende auf Achse. Einfache, aber jedoch sehr
gepflegte und saubere Hotels sind meist auch sehr preiswert, so dass man für 10 bis 20
Euro pro Nacht immer ein passendes Dach über dem Kopf findet. Stets ein treuer und
sehr hilfreicher Begleiter bei all unseren Reisen war uns hier der Lonley Planet, der
einfach beste Reiseführer für Mexiko. So gut wie jedes Hotel haben wir aus diesem
entnommen und dabei immer die richtige Wahl getroffen. Übrigens kosten in den
Weihnachtsferien die Bustickets fast aller Anbieter für Studenten nur die Hälfte. Für
eine entsprechende Bescheinigung muss man einfach an der Uni nachfragen.
Kosten
Wie viel Geld man in Mexiko monatlich braucht kommt denke ich auf jeden selbst an,
da man auch in Mexiko verschiedene Lebensstile führen kann. Die allgemeinen
Lebenshaltungskosten sind jedoch erheblich niedriger als in Deutschland (ca. 40%).
Dies ist natürlich abhängig vom Wechselkurs der während meiner Zeit bei ca. 20 Pesos
pro Euro lag, also für uns perfekt. Allgemein kann man in Mexiko von seinem
deutschen Lebensunterhalt recht gut leben und einen Teil des Geldes für Reisen und
Ausflüge sparen. Für ein Zimmer sollte man ca. 150 Euro pro Monat einplanen, Kosten
für Essen und Freizeit hängen dann allerdings wieder von jedem selbst ab.
3. Fazit
Rückblickend kann ich nur sagen, dass ich in den 6 Monaten in Mexiko, die
wahrscheinlich bisher beste Zeit meines Lebens verbracht habe und es mir trotz
meines sehr verlockenden Angebots für ein Praktikum extrem schwer viel vorzeitig
zurückzukehren. In dieser Zeit in Mexiko durfte ich tiefe Einblicke in einen ganz neuen
und mir bisher fremden Kulturkreis gewinnen. Ich lernte einige wunderbare Menschen
und Charaktere kennen, die mir durch unsere gemeinsame Zeit eine Bereicherung
waren. Vielmehr machte ich Erfahrungen, die ich bei einem Auslandssemester im
europäischen Ausland wahrscheinlich in diesem Umfang nicht gemacht hätte. Auch
wenn es oftmals ein kleines Abenteuer war und anfangs mit einem erhöhten
organisatorischen Aufwand verbunden ist, kann ich einem jeden interessierten
Studenten, dem neben der universitären Weiterbildung seine persönliche und
kulturelle Entwicklung im Vordergrund steht, ein Auslandssemester in Puebla, Mexiko
nur wärmstens empfehlen. Ich selbst würde es jederzeit wieder machen und mein
nächster Urlaub in Mexiko, um die neugewonnen Freunde zu besuchen ist auch schon
in Planung.
Ich hoffe dieser Bericht hilft dem ein oder anderen bei seiner Entscheidungsfindung
oder dann bei seiner Zeit in Mexiko ein Stück weiter.
Solltet ihr noch weitere Fragen haben, könnt ihr mir diese natürlich gerne per email
schicken: [email protected]
Un saludo cordial,
Andreas Popp