Neue Herausforderungen an den Kombinierten Verkehr
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Neue Herausforderungen an den Kombinierten Verkehr
Neue Herausforderungen an den Kombinierten Verkehr nach der EU-Osterweiterung Prof. Dr. Wolfgang Stölzle Direktor des Zentrums für Logistik und Verkehr Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Logistik und Verkehrsbetriebslehre Universität Duisburg-Essen (Campus Duisburg) Universität Duisburg-Essen Neue Herausforderungen an den Kombinierten Verkehr nach der EU-Osterweiterung Prof. Dr. Wolfgang Stölzle 29. Juni 2004 S. 1 Agenda 1 EU-Osterweiterung – Implikationen für das Verkehrsaufkommen 2 Verkehrsinfrastruktur – Status quo in den MOE-Staaten 3 Leistungsfähigkeit des internationalen Kombinierten Verkehrs 4 Handlungsbedarf – Integration des internationalen Kombinierten Verkehrs in logistische Prozessketten Universität Duisburg-Essen Neue Herausforderungen an den Kombinierten Verkehr nach der EU-Osterweiterung Prof. Dr. Wolfgang Stölzle 29. Juni 2004 S. 2 1 EU-Osterweiterung – Implikationen für das Verkehrsaufkommen ¾ 1989-2004: Verdreifachung des Handels zwischen der EU und den MOE-Staaten Deutschlands Osthandelsvolumen 2002 beträgt knapp 150 Mrd. Euro (= 1/8 des deutschen Außenhandels) ¾ Prognosen für den grenzüberschreitenden Güterverkehr inkl. Transit nach Polen, Tschechien und Ungarn: Von 1997 bis 2015 Anstieg des Verkehrsaufkommens um den Faktor 3 bis 4, davon ca. 40 – 50 % auf der Straße ¾ Wertmäßige Verdopplung der Einfuhr aus Polen nach Deutschland von 1997-2001; Ausfuhr von Deutschland nach Polen stieg im Wert um 50 % ¾ Polen, Tschechien und Ungarn zählen im Export und im Import zu den 16 wichtigsten Handelspartnern Deutschlands (Quelle: BVU/IIFO/ITP/Planco 2001; Deutsches Verkehrsforum 2002) Universität Duisburg-Essen Neue Herausforderungen an den Kombinierten Verkehr nach der EU-Osterweiterung Prof. Dr. Wolfgang Stölzle 29. Juni 2004 S. 3 Entwicklung des Güterverkehrsaufkommens auf Straße und Schiene zwischen Deutschland und den MOE-Staaten Straße Mio t Schiene 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Quelle: Bundesamt für Güterverkehr 1999, 2001, 2003 Universität Duisburg-Essen Neue Herausforderungen an den Kombinierten Verkehr nach der EU-Osterweiterung Prof. Dr. Wolfgang Stölzle 29. Juni 2004 S. 4 Modal Split des Güterverkehrsaufkommens zwischen Deutschland und den MOEStaaten Aufteilung des Güterverkehrsaufkommens zwischen Deutschland und den MOE-Staaten auf die Verkehrsträger in 2002 (ohne Rohrfernleitungen und Seeverkehr) Binnenwasserstraße 7% Schiene 31,8 % Straße 61,2 % Quelle: Bundesamt für Güterverkehr 2003 Universität Duisburg-Essen Neue Herausforderungen an den Kombinierten Verkehr nach der EU-Osterweiterung Prof. Dr. Wolfgang Stölzle 29. Juni 2004 S. 5 2 Verkehrsinfrastruktur – Status quo in den MOE-Staaten Verkehrsinfrastrukturausstattung im Vergleich: Autobahnnetz Autobahnlänge in km Land 1997 1999 2002 Fläche in qkm Netzdichte 2002 in km/1.000 qkm Polen 264 317 405 322.685 1,26 Ungarn 381 448 533 93.000 5,73 Estland 68 87 98 45.227 2,17 Slowenien 330 399 456 20.273 22,5 Deutschland 11.309 11.515 11.786 (2001) 357.031 33,01 Quelle: DIW 2003; Europäische Kommission 2002 und 2003 Universität Duisburg-Essen Neue Herausforderungen an den Kombinierten Verkehr nach der EU-Osterweiterung Prof. Dr. Wolfgang Stölzle 29. Juni 2004 S. 6 Verkehrsinfrastrukturausstattung im Vergleich: Eisenbahnnetz Eisenbahnnetz in km je 1.000 qkm Land 1997 1999 2002 Netzdichte 2002 in km/1.000 qkm Polen 75 73 67 0,21 Ungarn 83 85 85 (2001) 0,91 Estland 22,5 21,4 21,4 0,47 Slowenien 59 59 61 3,0 Deutschland o.A. 44,4 (2000) 44,3 0,12 Quelle: DIW 2003; Europäische Kommission 2002 und 2003 Universität Duisburg-Essen Neue Herausforderungen an den Kombinierten Verkehr nach der EU-Osterweiterung Prof. Dr. Wolfgang Stölzle 29. Juni 2004 S. 7 Investitionsvorhaben (bis 2015) in der Schieneninfrastruktur in den MOE-Staaten Mrd. € 18 16 14,6 14 12 10 8 6 5,2 4 2 3 3,7 4 Tsch. Republik Ungarn 1,9 0 Slowakei Slowenien Rumänien Polen Quelle; SCI Verkehr GmbH; auf Basis der EU-Statistik Universität Duisburg-Essen Neue Herausforderungen an den Kombinierten Verkehr nach der EU-Osterweiterung Prof. Dr. Wolfgang Stölzle 29. Juni 2004 S. 8 3 Leistungsfähigkeit des internationalen Kombinierten Verkehrs Beispiel: Leistungslücke Schiene im internationalen Kombinierten Verkehr Unübersichtliches Angebot staatlicher und privater EVUs Teilweise schwer zugängliche Informationen über Transportprodukte und -kapazitäten 2 1 Informationsbereitstellung entlang der logistischen Prozesskette im grenzüberschreitenden Schienengüterverkehr eingeschränkt 8 Leistungslücke Schiene Fehlende Standards in der Datenübermittlung 7 Größere Anzahl an Akteuren Æ mehr Schnittstellen Æ mehr Informationen erforderlich 6 Unzureichende Kenntnisse der Verlader und Spediteure über Besonderheiten des Schienenverkehrs 3 Schiene nutzt systemimmanente Vorteile nicht voll (Vorteile durch lange HL) 4 Netzbildungsfähigkeit der Schiene kleiner als beim LKW (Straßennetz) 5 Universität Duisburg-Essen Neue Herausforderungen an den Kombinierten Verkehr nach der EU-Osterweiterung Prof. Dr. Wolfgang Stölzle 29. Juni 2004 S. 9 Die KV-Leistungslücken liegen in den Besonderheiten von KV-Angeboten begründet Anforderungen an KV seitens Verlader KV-Angebote (Merkmale) Lieferqualität: Transportzeit, -zuverlässigkeit, -beschaffenheit, -flexibilität Preis-Leistungs-Verhältnis im Vergleich zu alternativen Angeboten Nachfragewandel: von Gütertransporten zu integrierten Logistikkonzepten (z.B. Komplettangebote aus 1 Hand) Heterogene Struktur der Angebotsseite Unterschiedliche Einzelprozesse der Akteure mit heterogenen Leistungsportfolios Interessenkonflikte unter den Akteuren aufgrund von Partialinteressen Angebote aus einer Hand in erster Linie nur auf speziellen, ausgewählten Relationen Universität Duisburg-Essen Neue Herausforderungen an den Kombinierten Verkehr nach der EU-Osterweiterung Prof. Dr. Wolfgang Stölzle 29. Juni 2004 S. 10 Die eingeschränkte Leistungsfähigkeit des internationalen Kombinierten Verkehrs kommt in den Leistungsmerkmalen zu Ausdruck Anforderungen an KV-Leistungen (aus Sicht der Verlader) Merkmale von KV-Leistungen Zeit - Definierte Transportzeitfenster - Möglichst genaue bzw. planbare Zeitfenster an der Senke - Beförderungsdauer im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern - Größere Beförderungsdauer aufgrund von Schnittstellen - Verspätungen trotz Zeitpuffer - Nicht für zeitkritische Sendungen geeignet - Niedrige Fehlerquote - ATP-Aufträge - Verfügbarkeit von sendungsspezifischen Informationen - Nachrangigkeit von Güterverkehren auf der Schiene gefährdet Zuverlässigkeit - Häufig fehlende Standortinformationen der Güter, insbes. bei internationalem Verkehr - Kurze Reaktionszeit auf spezifische Kundenwünsche - Möglichkeit später Änderung einer bestehenden Relation durch Verlader - Flexible Transportkapazitäten - Häufig keine kurzfristig verfügbaren Angebote an freien Transportkapazitäten - Spezielle Kundenwünsche bedürfen Vorlaufzeit - Übersichtliche und transparente, stabile Preisbildung - Wettbewerbsfähige Prozessgesamtkosten - Preise sind nicht in gleichem Maße planbar wie bei unimodalen Transporten - Preis für KV-Angebote aus 1 Hand Zuverlässigkeit Flexibilität Kosten Angebot von KVLeistungen (Merkmale) Universität Duisburg-Essen Neue Herausforderungen an den Kombinierten Verkehr nach der EU-Osterweiterung Prof. Dr. Wolfgang Stölzle 29. Juni 2004 S. 11 Eingeschränkte Leistungsfähigkeit des Kombinierten Verkehrs zwischen Polen und Deutschland Merkmale von KV-Leistungen Zeit Zuverlässigkeit Flexibilität Kosten Gegebenheiten in PL - Kapazitätsengpässe bei Grenzüberschreitung durch beschränkte Anzahl von Grenzübergängen für KV-Leistungen von DB und PKP (nicht für private EVU) - Technologische Unterschiede, z.B. bei Signalsystemen, die zeitaufwendige Umstellungen erfordern - Unzureichende I&K- und Sendungsverfolgungssysteme - Unpaarigkeit von Verkehrsströmen (2/3 O-W-Richtung) - Spontane Zusatzleistungen aufgrund von Kapazitätsengpässen kaum realisierbar - Mangel an modernen GVZ sowie an KV-fähigem Equipment - Veraltete KV-Terminals; häufig in Innenstadtlage - Polnische Bahnen kalkulieren Preise nicht marktgerecht - Häufig neue Verhandlungen notwendig - PL-LKW-Fahrerlohn: 1/3 des EU-Durchschnitts; Preisvorteile für die Straße auch auf längeren Distanzen Universität Duisburg-Essen Neue Herausforderungen an den Kombinierten Verkehr nach der EU-Osterweiterung Prof. Dr. Wolfgang Stölzle 29. Juni 2004 S. 12 4 Handlungsbedarf – Integration des internationalen Kombinierten Verkehrs in logistische Prozessketten Innovative, kundenorientierte KV-Komplettlösungen; „one face to the customer“ Koordination Koordination KV-Angebote aus 1 Hand/ 1 Ansprechpartner; „one stop shopping“ Schaffung von Markttransparenz und Marktpräsenz realisierbar durch Unternehmensübergreifende Informationsversorgung entlang der Prozesskette Angebote umfassender Transportdienstleistungen Kooperation Kooperation Universität Duisburg-Essen Neue Herausforderungen an den Kombinierten Verkehr nach der EU-Osterweiterung Prof. Dr. Wolfgang Stölzle 29. Juni 2004 S. 13 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit ! Kontakt: Universität Duisburg-Essen (Campus Duisburg) Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Logistik und Verkehrsbetriebslehre Zentrum für Logistik und Verkehr (ZLV) 47057 Duisburg Telefon: 0203 / 379 - 2638 Telefax: 0203 / 379 - 5451 Gebäude: Geibelstr. 41, Raum SG 014 e-mail: [email protected] Internet: www.uni-duisburg.de/logistik Universität Duisburg-Essen Neue Herausforderungen an den Kombinierten Verkehr nach der EU-Osterweiterung Prof. Dr. Wolfgang Stölzle 29. Juni 2004 S. 14