Philipp - DegenDegen.com

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Fussball
Interview mit den Degen-Zwillingen
Philipp: «Passt mir
Davids Freundin nicht,
hat die Beziehung
kaum eine Chance»
Von Andreas Böni
Sie wohnen inzwischen schon
länger alleine. Philipp in Liverpool, David in Oberwil BL.
Wer ist der bessere Hausmann?
David Degen: Philipp, er ist eitel. Er
hat einen Putzfimmel.
Philipp Degen: Ordnung ist das
halbe Leben. Das habe ich in Dortmund gelernt.
David: Einen grausamen Putzfimmel. Wenn die Serviette auf dem
Tisch nicht an dem Ort ist, wo er sie
haben will, dann ist die Hölle los.
Philipp: Ja, jeder hat seine Macken
(lacht).
David: Aber du die extremeren. Ein
anderes Beispiel. Als ich bei ihm in
Liverpool war, wollte ich mir bei
ihm zu Hause nur einen Kaffee
machen, nahm das Geschirr raus.
Gleich gabs Theater, du stellst das
falsch hin und trullala. Er kann
nicht nach Hause kommen, die
Sachen hinlegen und schlafen
gehen.
Philipp: Ein Grieche bei Dortmund
sagte mir immer, ich solle Ordnung
halten. Ich brauche das seither.
David: Aber du übertreibst es.
Philipp: Du bist zwar nicht unordentlich, aber ich könnte trotzdem
nicht so sein.
Wer kocht besser?
Philipp: Da bin ich eine Niete, das
gebe ich zu.
David: Ich mag Coop-Fertigprodukte und Betty Bossi. (lacht)
Philipp: Ich will nochmals zurück
zur Ordnung von David. Ich kann
nicht verstehen, dass man im Auto
so viel Grümpel hat. Flaschen und
so. Das Auto muss doch aufgeräumt
sein, wenn man Leute mitnimmt.
David: Ich lebe im Auto.
Philipp: Wenn ich bei ihm einsteige, muss ich erst fünf Minuten das
Auto aufräumen. Jacken nach hinten legen und so weiter.
David: Einmal brauche ich diese
­Jacke, einmal die. Ist doch normal.
Das Auto ist für mich ein mobiler
Wohnwagen (lacht).
Persönlich
Philipp degen
David degen
Er wird am 15. Februar 1983
geboren. Und zwar 30 Minuten
nach David. Der Grund: Der Erst-­
geborene kommt normal zur Welt,
Philipp muss per Kaiserschnitt
­geholt werden. Der Rechts-­
ver­teidiger spielt als Junior in
Oberdorf, dann beim FC Basel, in
Dortmund, jetzt bei Liverpool. Er
bringt es auf ­bisher
23 Länderspiele.
Spielt als Junior bei Oberdorf, dann
in Basel. Von 1999 bis 2003 bei
Aarau, bevor er zum FCB zurück-­
kehrt. 2006 geht er für ein Jahr zu
Gladbach. Nach diesem missglück-­
ten Abenteuer kommt er zurück
zum FCB, geht 2008 zu YB.
Er ist der effizienteste Super-LeagueSpieler der Saison 2008/09 (5 Tore
bei 9 Torschüssen).
Länderspiele: 5.
Philipp: Fast alle das gleiche Auto
wie ich.
David: Komm, hör doch auf, in
England fahren doch alle Bentley
und so.
Philipp: Nee, bei uns echt nicht.
David: Dann kommen sie vielleicht
nicht damit ins Training.
Philipp: Schau, bei uns auf dem
Trainingsgelände siehst du echt
keine Protz-Autos. Nur Jermaine
Pennant, der kam jeweils mit einem
Ferrari. Aber Spieler wie Steven
Gerrard oder Fernando Torres sind
ganz einfache, normale Jungs. Es
gibt keine Starallüren, alle sind
­bodenständig.
Fotos: Photopress / Keystone / Sven Thomann
Die bekanntesten Zwillinge der Schweiz im
ganz intimen Interview. Philipp und David
Degen (26) über Frauen, Hausarbeit
und Schummeln bei der Mathe-Prüfung.
Was fahrt Ihr für ein Auto?
Philipp: Wir fahren beide einen
Audi Q7. Aber Autos sind nicht
­entscheidend.
Aber bei den Frauen kommts
vielleicht doch drauf an.
Philipp: In England ist es schlimm.
Da stehen die Frauen wirklich auf
dicke Karren, auf schnelle Autos,
die lieben das. Alles ist sehr materiell da.
David: Was die Leute wirklich denken, sieht man an kleinen Dingen.
Ein Kumpel von mir, der als reich
gilt, hat in einem Lokal mit der Migros-Budget-Kreditkarte bezahlt. Sie
hätten mal sehen sollen, wie schräg
ihn die anderen Leute angeschaut
haben.
Was fahren die anderen Stars
bei Liverpool?
Was sind denn die Unterschiede
zwischen England und der
Schweiz?
Philipp: In England identifiziert
sich jedes kleine Kind mit Fussball.
Der Starkult ist ungleich grösser.
David: Klar ist: In England stürzen
sich die weiblichen Fans auf Fussballer. Auch in Deutschland. Das ist
in der Schweiz anders.
Philipp: In der Schweiz sind die
Frauen zurückhaltender.
Das grosse Interview
SONNTAGSBLICK 7. Juni 2009
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nie mit einer Frau lange zusammen.
David: Bei ihm braucht es viel, dass
er sich auf eine einlässt.
Philipp: Wenn ich ehrlich bin, war
ich meistens alleine.
Sind Sie der Introvertierte,
Philipp?
Philipp: Ich denke, ich bin zurückhaltender.
David: Ich war von Kind an extrovertierter. Offen, ehrlich, direkt.
Philipp: Ich bin auch offen, ehrlich
und direkt. Ich mache einfach eher
einen Bogen um ein paar Dinge, bin
diplomatischer.
Warum hat Philipp 658 Freunde
bei der Online-Plattform «Facebook» und David nur 299?
David: Weil ich nur Leute annehme,
die ich wirklich kenne.
Philipp: Ich nehme vielleicht schon
eher jemanden an, der sagt, er habe
mich da oder da getroffen.
David: «Facebook» ist eine gute Sache, aber auch gefährlich für uns.
Wir gehen sehr defensiv damit um,
stellen keine Fotos online oder so.
Die Leute, die mehr Informationen
wollen, können auf unsere Website
www.degendegen.com gehen.
Wie ist euer Frauengeschmack?
David: Der ganz genau gleiche.
Egal, ob braun, schwarz oder
blond.
Philipp: Ich glaube, bei uns ist der
erste Eindruck entscheidend. Sie
muss uns umhauen.
Sie teilen viel, nur nicht
den Sinn für Ordnung
Philipp (links): «Er hat so viel
Gerümpel im Auto.» David:
«Er hat einen Putzfimmel.»
«
Wir haben
schon viel
zusammen erlebt.»
David: Das würde ich auch sagen.
Hier wirst du im Restaurant zwar
oft beobachtet. Aber du als Mann
musst immer den ersten Schritt
machen. In England und Deutschland kommen sie von alleine direkt
auf dich zu.
Sie sind beide Single, oder?
David: Ja.
Philipp: Ja.
Wann hatten Sie Ihre letzte
Beziehung?
David: Das letzte Mal, als ich in
Deutschland spielte. Dann wechselte ich von Gladbach nach Basel
zurück, und es ging auseinander.
Sie war eine super Frau, sah gut
aus, war charakterlich top und
total lieb. Aber mit der Distanz war
es schwierig.
Philipp: Sie war echt eine korrekte
und anständige Frau.
Und Sie, Philipp?
Philipp: Eigentlich war ich noch
Ist es schon mal vorgekommen,
dass eine Freundin dem anderen
nicht gefallen hat?
Philipp: Ja.
David: Ja.
Philipp: Die eine, die du da angeschleppt hast, Melanie.
David: Komm, erzähl nichts. Bei dir
war auch schon die eine oder andere dabei, von der ich nicht entzückt
war.
Philipp: Ja, aber wir haben auch
schon viel zusammen erlebt.
Wie wichtig ist es, dass eine
Partnerin mit dem Bruder
klarkommt?
David: Eine Frau, die mit mir
zusammen ist, muss mit ihm auskommen.
Philipp: Ja, das ist so.
David: Sonst gehts nicht.
Philipp: Wenn er eine hätte, und
ich würde sagen: Dave, die geht
nicht. Dann würde es schwierig
werden, auch wenn er sie lieben
würde. Unsere Zwillings-Kraft ist
viel grösser als jede Liebe. Wenn
eine Frau dem anderen nicht passt,
dann hat die Beziehung kaum eine
Chance. Das ist ein Schutz für ihn
wie für mich.
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Fussball
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Fortsetzung von Seite 13
Haben Sie schon oft gesagt:
Die ist nichts für dich.
David: Ich habe ihm schon das eine
oder andere Mal gesagt, dass sie
schlecht für ihn ist. Nicht vom Aussehen her, sondern charakterlich.
Man sieht an kleinen Details, ob
­jemand nur auf dein Geld aus ist.
Philipp: Was Frauen meistens bei
Fussballern suchen, das habe ich in
England gelernt: Sie suchen Aufmerksamkeit und Geld. Das kommt
leider oft vor.
David: Das Beste wäre, wenn du
eine Frau kennenlernst, die nicht
weiss, wer du bist.
Das kann in der Schweiz kaum
passieren.
David: Leider, ja.
Philipp: Aber auch, wenn wir so
­jemanden kennenlernen. Du gibst
einmal unseren Namen bei Google
ein, und jeder weiss, wer wir sind.
In Liverpool musst du nichts machen, da kommen sie automatisch.
Schöne Situation für Sie, David.
Sie wurden in Liverpool sicher für
Philipp gehalten von den Damen.
Philipp: Das ist jetzt aber nicht lustig, so auszusehen wie der (lacht).
Wir waren beide da. Sie mussten
nur herausfinden, wer ist der Liverpool-Spieler, und wer der andere
«Chäfer». Nein, im Ernst. Es ist
wirklich nicht lustig.
David: Ja, in England zählt alles,
was glitzert und glänzt.
Zuletzt gab es einen grossen
Skandal in England...
Philipp: Ja, diese Daniela Lloyd ist
in aller Munde. Sie schreibt ein
Buch über Fussballer, weil sie offensichtlich mit 20 verschiedenen Profis geschlafen hat. Stellen Sie sich
das mal vor, diese Frau will skrupellos nur Geld machen.
Da müssen Sie ja richtig
vorsichtig sein.
Philipp: Du musst grausam aufpassen. Ich hatte nicht gross Zeit für
eine Beziehung in England. Ich
musste wegen meiner Verletzung
schauen. Aber mit den Paparazzi
ist es schon so eine Sache.
Haben Sie ein konkretes
Beispiel?
Philipp: Ja. Ich habe mein Auto parkiert. Ich habe in der Reinigung ein
Hemd abgeholt. Und schon hatte
ich eine Busse. Aus Wut habe ich
das Papier auf den Boden geworfen,
und einer hat mich fotografiert dabei. Schon war ich in der Zeitung.
Werden Sie eigentlich immer
noch oft verwechselt?
David: Ja, klar. Auf der Strasse immer wieder.
Frauen funken noch
nicht dazwischen
Philipp (links) und David
machen gemeinsam Ferien und
teilen sich ein Doppelzimmer.
Foto: Photopress
«
Wer uns kennt,
weiss, dass wir
nicht arrogant sind.»
Philipp: Wäre ja schlecht, wenns
nicht so wäre.
Viele Leute sagen Ihnen nach arrogant zu sein. Wie sehen Sie das?
Philipp: Wir sind impulsiv und
selbstbewusst. Das wird uns oft
falsch ausgelegt.
David: Viele Leute urteilen über
Menschen, obwohl sie sie nicht
­kennen. Das ist nicht richtig. Es tut
manchmal schon weh, in diesen
Topf geworfen zu werden. Wer uns
kennt, weiss, dass wir nicht arrogant sind.
Philipp: Vielleicht kommt es daher,
dass wir auf dem Feld emotional
sind. Wenn wir dann mal diskutieren, heisst es schon, der arrogante
Degen motzt mal wieder.
David: In der Schweiz werden Urteile schneller gefällt.
Wie meinen Sie das konkret?
David: Bei uns funktioniert fast alles. Wir haben wenig Kriminalität,
es ist alles geregelt, jeder Star kann
bei uns unbehelligt leben. Der
Schweizer schiesst sich schneller
auf etwas ein als andere. Weil hier
alles so ruhig ist. Weil wir alles haben, ist auch der Neid schnell da.
Aber: Mitleid kriegst du geschenkt.
Den Neid musst du dir erkämpfen.
Ich versuche, mich im Leben korrekt zu verhalten.
Habt ihr auch mal Streiche
gespielt?
Philipp: Streiche weniger. Aber ich
gebe es zu: David ist für mich mal in
eine wichtige Mathe-Prüfung gegangen. Er war in Mathe grausam
stark. Er hat auch das Pro-Gym­
nasium gemacht, ich war in der
­Sekundarschule.
David: Logik läuft bei mir immer.
Ich habe die beste Note gemacht.
Keiner hats gemerkt.
Würde es YB-Trainer Vladimir
Petkovic merken, wenn Philipp
ins Training kommen würde?
Philipp: Ja, das würde er merken.
David: Wenn er darauf achtet, dann
ja. Unsere Gesichtszüge sind unterschiedlich.
Fussballerisch?
David: Klar, er ist rechter Verteidiger, ich Mittelfeldspieler.
Kommen Sie, Philipp spielt doch
auch fast wie ein Mittelfeld­
spieler.
Philipp: Bitte, wenn schon, dann
wie ein rechter Flügel!
In Liverpool konnten Sie das
zuletzt wegen fünf Verletzungen
selten zeigen.
Philipp: Aber ich habe trotzdem
einen riesigen Schritt gemacht –
sportlich und auch als Mensch habe
ich mich weiterentwickelt. Bei
Liverpool herrscht absolute Professionalität. Da wird nicht geschrien.
Nicht diskutiert. Nicht gemotzt.
Sondern einfach Gas gegeben.
Jeder Superstar macht nach dem
Training Sonderschichten. Achtet
auf die Ernährung.
Gehen Sie weniger in den
Ausgang als in Deutschland?
Philipp: Ich gehe nur nach Spielen,
um den Kopf mal zu lüften. Da darfs
auch mal ein Caipirinha sein. Aber
sonst trinke ich fast nur Coca-Cola.
Und ich gehe sowieso nicht sehr oft
weg. Das war bereits beim BVB in
der Bundesliga so.
David: Bei mir ist es auch so. Alkohol gibts bei mir nicht so oft. Wenn
aber, dann mag ich eigentlich alles
ausser Bacardi-Cola.
David, leiden Sie speziell, wenn
Philipp verletzt ist?
David: Ja. Richtig glücklich sind wir
nur, wenn wir beide erfolgreich
sind. Dann gehts uns gut. Wir leiden
mit dem anderen mit. Wir rufen
zum Beispiel Freunde an, gleichzeitig, obwohl wir an völlig verschiedenen Orten sind und uns nicht absprechen. Das ist manchmal schon
schräg.
Schlussfrage: Sie fahren zusammen in den Urlaub an die Sonne.
Wohnen Sie im Einzelzimmer?
David: Nein, zusammen.
Philipp: Jawoll.
David: Auch wenn es schlimm ist
mit ihm (lacht). Er schaltet zum
Schlafen alle Elektrik aus.
Philipp: Ich brauche das im
Schlafzimmer doch nicht. Das ist
schädlich.
David: Das ist sein Putzfimmel. Das
ist sein Ordnungsfimmel. Das ist
sein Elektrikfimmel. Aber wir werden es zusammen trotzdem schön
und lustig haben. l