Anforderungen des Pferdes an seine Umwelt
Transcrição
Anforderungen des Pferdes an seine Umwelt
Pferdehaltung Ansprüche des Pferdes Inhaltsverzeichnis Seite Die Anforderungen des Pferdes an seine Umwelt 2 Haltungssysteme im Vergleich 4 Stallhygiene 6 Körperpflege 7 Hufpflege 8 Fütterungsregeln für Pferde 9 Futterqualität / Futterhygiene 14 Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit Pferden 15 Arbeitsteam Pferdehaltung Themenpaket Seite 1 Pferdehaltung Ansprüche des Pferdes Die Anforderungen des Pferdes an seine Umwelt (in Anlehnung an Marten und Jaep, 1991, und Ahlswede, 1995) Bewegungsbedarf Das Pferd hat einen besonders ausgeprägten Bewegungsbedarf. Als Tier der freien Steppe war es in ständiger Bewegung: ruhig schreiten beim Weiden, im schnellen Galopp auf der Flucht vor seinen Feinden, im Spiel Flucht und Rivalenkampf für den Ernstfall trainierend. Dieser natürliche Bewegungsdrang des ursprünglichen Steppentieres ist auch im Haustier Pferd noch weitgehend erhalten. Bewegungsarmut kann daher leicht zu physischen und psychischen Schäden führen. Kontakte Das Pferd ist seinem Wesen nach ein geselliges Tier. In Freiheit lebt es in Familienverbänden oder in Hengstgruppen. Der Kontakt zu Artgenossen ist ihm ein deutliches Bedürfnis. Das Leben im Herdenverband gibt dem Pferd das Gefühl der Sicherheit. Nach der Erstellung einer festen Rangordnung innerhalb der Herde sind Pferde untereinander weitgehend verträglich. Die isolierte Haltung eines einzelnen Pferdes ohne Sicht-, Geruchsoder Hörkontakte zu Artgenossen ist nicht tiergerecht. Fütterung Aufgrund des Aufbaus seiner Verdauungsorgane ist das Pferd an die mehr oder weniger ständige Aufnahme geringer Mengen strukturierten Pflanzenmaterials gebunden, bei ursprünglich großer Auswahlmöglichkeit unter den Pflanzen. Die ausgeglichene und richtige Ernährung des Pferdes ist in hohem Maße abhängig vom Einfühlungsvermögen des Menschen in die anatomischen und physiologischen Gegebenheiten des Pferdes, von der Kenntnis der gebräuchlichen Futtermittel und von dem Nährstoffbedarf des Pferdes. Neben der Aufnahme essentieller Nährstoffe kann die Art der Futterverabreichung auch wesentlich zur Beschäftigung der Tiere beitragen und dadurch Verhaltensstörungen vermeiden. Anforderungen an Umwelt Eine wesentliche Forderung an die Umwelt des Pferdes ist die nach Licht und frischer Luft. Als schnelles Fluchttier besitzt das Pferd einen sehr leistungsfähigen, aber empfindlichen Atemorganismus. An die Qualität der Stallluft sind daher hohe Anforderungen zu stellen. In der Praxis sieht es aber leider so aus, dass nach den Erkrankungen des Bewegungsapparates bereits an zweiter Stelle die Atemwegs- und Lungenerkrankungen stehen, die oftmals zum vorzeitigen Abgang des Pferdes führen. Anforderungen an Haltung Eine Forderung, die das Pferd nicht stellt, ist die nach einem warmen Stall. Von allen Haustieren besitzt das Pferd die ausgeprägteste Hitze-Kälte-Toleranz, die ebenfalls auf das ursprüngliche Leben in der Steppe zurückzuführen ist, das von jähen Wetterstürzen und großen Tag-Nacht-Temperaturdifferenzen geprägt war. Die Fehleinstellung vieler Pferdebesitzer, die ihr eigenes Wärme-Kälte-Empfinden auf das Tier übertragen, führt oftmals dazu, dass die Pferdeställe zu warm und darüber hinaus unzureichend belüftet sind. Angesichts der zahlreichen hustenden Pferde in geschlossenen Ställen kann nicht genug darauf hingewiesen werden, dass frische Luft unter allen Umständen Vorrang hat vor warmer Stalltemperatur. Auch Minustemperaturen werden von Pferden schadlos ertragen. Fazit Das Halten von Pferden muss dementsprechend die Anforderungen nach Bewegung, artgemäßer Futteraufnahme, Licht und Luft sowie Kontakt zu Artgenossen bestmöglich erfüllen. Arbeitsteam Pferdehaltung Themenpaket Seite 2 Ansprüche des Pferdes Pferdehaltung Haltungssysteme im Vergleich Bewegung SozialAnteilKlima- Platz- Anforderung kontakte nahme an reize bedarf an Umgebung Management Einzelhaltung Ständer* keine keine keine keine gering gering Innenbox gering gering keine keine mäßig gering Außenbox gering gering mäßig mäßig mäßig gering Box mit Paddock mäßig mäßig gut gut hoch mäßig Laufstall gut gut keine keine mäßig hoch Gruppenauslauf gut gut gut gut hoch hoch Weidehaltung gut gut gut gut hoch hoch Gruppenhaltung Arbeitsteam Pferdehaltung Themenpaket Seite 3 Pferdehaltung Ansprüche des Pferdes Anmerkung °) Möglichkeiten der Pferdehaltung entsprechend der Nutzungsart siehe "Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten" des BML (Leitlinien Pferdehaltung) 1995. *) Die Anbindehaltung von Pferden in Ständern als Daueraufstallung ist aus Tierschutzgründen abzulehnen (siehe auch "Leitlinien Pferdehaltung"). Arbeitsteam Pferdehaltung Themenpaket Seite 4 Ansprüche des Pferdes Pferdehaltung Stallhygiene Gestaltung / Pflege des Stalles • hell (Tageslichteinfall) • luftig (Frischluftdurchströmung) • staub- und schadgasarme Luft • saubere und trockene Einstreu • saubere Futter- und Tränkeeinrichtungen • keine feuchten und schimmelbildenden Stellen / Ecken Arbeitsteam Pferdehaltung Themenpaket Seite 5 Pferdehaltung Ansprüche des Pferdes Körperpflege fördert das Wohlbefinden des Pferdes, erhält die Gesundheit des Organs Haut Sinnvolle Körperpflege durch • eigenes und gegenseitiges Beknabbern, Schubbern, Kratzen • Wälzen in Sand, Einstreu u.ä. • Scheuern an Pfosten, Bäumen, aufgestellten Bürsten usw. • Aufenthalt in Regen, Wind, Sonne • Waschen, Striegeln und Bürsten Zusätzlich • Waschbox • Solarium Arbeitsteam Pferdehaltung Themenpaket Seite 6 Pferdehaltung Ansprüche des Pferdes Hufpflege Ordnungsgemäße Hufpflege • frühzeitige Gewöhnung der Fohlen an das Aufheben der Hufe für Pflegemaßnahmen • Hufe der Pferde aller Altersgruppen und Nutzungsrichtungen regelmäßig auf ihren Zustand überprüfen • unbeschlagene Pferde ca. alle 6 - 8 Wochen auf Stellung und Abnutzung der Hufe kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren • wenn Nutzung bzw. Zustand der Hufe dies erfordert, Pferde fachgerecht beschlagen lassen (Beschlagintervall: 6 - 8 Wochen) • vor und nach jeder Nutzung eines Pferdes Hufsohle und Strahlfurchen säubern • Vermeidung von ständigem Kontakt mit nasser Einstreu (Kot / Urin): Gefahr der Strahlfäule Arbeitsteam Pferdehaltung Themenpaket Seite 7 Pferdehaltung Ansprüche des Pferdes Fütterungsregeln für Pferde (in Anlehnung an Salewski, 1985) Übersicht • Das Pferd kann keine große Futtermengen auf einmal aufnehmen. Die Futterration sollte deshalb auf drei Rationen am Tag verteilt werden. • Zum Futter gehört frisches Wasser. Wasser wird zur freien Aufnahme oder in Mengen von mindestens ein bis zwei Litern je kg Trockenfutter je nach Arbeit und Umgebungstemperatur verabreicht. • Die Fütterungszeiten sollten eingehalten werden. Es wird nie direkt nach der Arbeit gefüttert. Für jede Fütterung sollten dem Pferd 1 bis 2 Stunden Fresszeit eingeräumt werden. Die Abendration sollte die größte Menge Raufutter enthalten. • Gierig fressenden Pferden kann die Kraftfutterration in der Krippe mit Heu oder Häcksel vermischt werden. • Das Pferd ist besonders empfänglich für Verdauungsstörungen. Deshalb sollte - kein verschimmeltes, muffiges Futter - kein verschmutztes Futter und - kein fein gemahlenes Futter verabreicht werden. Die Futterkrippe muss stets sauber sein. • Das Raufutter wird sauber vor die Krippe auf den Stallboden gelegt und insbesondere nicht aus einer über der Widerristhöhe angebrachten Raufe verfüttert. • Die Futterration und -zusammensetzung darf niemals abrupt geändert werden. • Im Kot unverdaut wieder gefundene Futterpartikel sind die Folge von - Zahnkrankheiten - Zahnwechsel bei jungen Pferden - hastigem Fressen oder - Verdauungsstörungen. • Ein gut bewegtes Pferd frisst, verdaut und verwertet das Futter stets besser als ein träge im Stall stehendes Pferd. • Jedes Pferd hat ein individuelles Fressverhalten. Deshalb ist dafür Sorge zu tragen, dass jedem Pferd eine ungestörte Futteraufnahme möglich ist. Aus der Beobachtung des jeweiligen Futteraufnahmeverhaltens können erste Anzeichen für Erkrankungen erkannt und rechtzeitig behandelt werden. Arbeitsteam Pferdehaltung Themenpaket Seite 8 Pferdehaltung Ansprüche des Pferdes Fütterungsregeln für Pferde (1) (in Anlehnung an Salewski, 1985) • 3 Rationen am Tag Das Pferd kann keine große Futtermengen auf einmal aufnehmen. Die Futterration sollte deshalb auf drei Rationen am Tag verteilt werden. • Ausreichend frisches Wasser Zum Futter gehört frisches Wasser. Wasser wird zur freien Aufnahme oder in Mengen von mindestens ein bis zwei Litern je kg Trockenfutter je nach Arbeit und Umgebungstemperatur verabreicht. • Ausreichend Zeit zum Fressen Die Fütterungszeiten sollten eingehalten werden. Es wird nie direkt nach der Arbeit gefüttert. Für jede Fütterung sollten dem Pferd 1 bis 2 Stunden Fresszeit eingeräumt werden. Die Abendration sollte die größte Menge Raufutter enthalten. Arbeitsteam Pferdehaltung Themenpaket Seite 9 Ansprüche des Pferdes Pferdehaltung Fütterungsregeln für Pferde (2) • Heu und Häcksel Gierig fressenden Pferden kann die Kraftfutterration in der Krippe mit Heu oder Häcksel vermischt werden. • Futterauswahl Das Pferd ist besonders empfänglich für Verdauungsstörungen. Deshalb sollte − kein verschimmeltes, muffiges Futter − kein verschmutztes Futter und − kein fein gemahlenes Futter verabreicht werden. • Sauberkeit Die Futterkrippe muss stets sauber sein. Arbeitsteam Pferdehaltung Themenpaket Seite 10 Pferdehaltung Ansprüche des Pferdes Fütterungsregeln für Pferde (3) • Fütterung Das Raufutter wird sauber vor die Krippe auf den Stallboden gelegt und insbesondere nicht aus einer über der Widerristhöhe angebrachten Raufe verfüttert. • Rationsänderung Die Futterration und -zusammensetzung darf niemals abrupt geändert werden. • unverdaute Futterpartikel Im Kot unverdaut wieder gefundene Futterpartikel sind die Folge von - Zahnkrankheiten - Zahnwechsel bei jungen Pferden - hastigem Fressen oder - Verdauungsstörungen Arbeitsteam Pferdehaltung Themenpaket Seite 11 Pferdehaltung Ansprüche des Pferdes Fütterungsregeln für Pferde (4) • Bewegung Ein gut bewegtes Pferd frisst, verdaut und verwertet das Futter stets besser als ein träge im Stall stehendes Pferd. • Individuelles Fressverhalten Jedes Pferd hat ein individuelles Fressverhalten. Deshalb ist dafür Sorge zu tragen, dass jedem Pferd eine ungestörte Futteraufnahme möglich ist. Aus der Beobachtung des jeweiligen Futteraufnahmeverhaltens können erste Anzeichen für Erkrankungen erkannt und rechtzeitig behandelt werden. Arbeitsteam Pferdehaltung Themenpaket Seite 12 Pferdehaltung Ansprüche des Pferdes Futterqualität / Futterhygiene • Grundsätzlich einwandfreie Futterqualität • Grundfutter eiweißarm und mit guter Struktur • Heu nicht überaltert (Mitte bis Ende der Blüte) • kein frisch geworbenes Heu oder frischer Hafer • kein kurz gehäckseltes Stroh oder Gras (Rasenmähergras!) • ohne Kontamination mit Krankheitserregern (z.B. Salmonellen aus Abwässern) • ohne Parasitenlarven (z.B. Gras von Geilstellen) • ohne quellende oder gärende Bestandteile • ohne giftige Pflanzenteile (z.B. Herbstzeitlose, Eibe) • ohne toxische Stoffe (z.B. Botulismustoxin aus Kadavern im Futterlager) • staubarm und frei von Erd- oder Schmutzpartikeln • frei von Schimmel Arbeitsteam Pferdehaltung Themenpaket Seite 13 Ansprüche des Pferdes Pferdehaltung Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit Pferden (1) (Mack, 1980) • Vor dem Betreten von Box oder Stand Pferd ansprechen, um Erschrecken zu vermeiden. • Beim Putzen nie hinter dem Pferd stehen. • Beim Pflegen, Behandeln und Beschlagen festes Schuhwerk tragen. • Anbinden des Pferdes mittels einer Schleife, die mit einem Ruck zu lösen ist. • Niemals Pferde an beweglichen Gegenständen anbinden, auch nie an der Trense oder Kandare! • Stricke oder Zügel beim Führen nie um die Hand wickeln! • Beim Herausführen aus Box oder Stall Türen genügend weit öffnen oder fixieren. • Ausrüstung (Sattel, Kopfzeug, Zügel etc.) auf Materialfehler überprüfen. Arbeitsteam Pferdehaltung Themenpaket Seite 14 Ansprüche des Pferdes Pferdehaltung Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit Pferden (2) (Mack, 1980) • Vorsicht bei Hengsten: Aufreitgefahr! • Vorsicht beim Füttern von in Gruppen freilaufenden Pferden: Futterneidreaktionen! • Vorsicht beim Betreten von Boxen mit Stuten und jungen Saugfohlen: Verteidigungsangriff! • Vorsicht an Tagen mit starker Insektentätigkeit: Ausschlagen und Kopfschlagen! • Vorsicht beim Loslassen von Pferden auf der Weide: Ausschlagen! Arbeitsteam Pferdehaltung Themenpaket Seite 15