ars! magazin - interview
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ars! magazin - interview
www.ars-music.de MAGAZIN Sondernummer 2004 musik & mehr Rolf Gemein im Abhörraum an seinem Laufwerk RG 6 mit GoldspulenTonabnehmer RG 8 (wurde in den USA zum Produkt des Jahres gewählt; war Referenz bei ‚Stereo’) Verstärkerspezialist Dieter Schöpwinkel im Manufakturraum beim Einstellen der Class A-Endstufe KRAFT 250. Symphonic Line Editon 2004 ars!: Seit vielen Jahren ist der RG14 von Symphonic Line der Referenz-Verstärker in der ars!-Redaktion. Nun ist die Sonderedition 2004 erschienen. Welches sind die wesentlichen Änderungen und Verbesserungen des Editions-Modells? Rolf Gemein: Die Ausstattung: der Edition hat serienmäßig LautstärkeFernbedienung mit zusätzlich erstklassigem Phono MC sowie den 450 VATransformator, im sündhaft teuren Mumetallbecher gekapselt. Klingt noch besser, und Phono ist rauschärmer und gewinnt Dynamik. Nebenbei: praktisch alle meine Verstärker haben wirklich sehr gute Phonostufen serienmäßig. Das ist für mich selbstverständlich! ars!: Wie schaffen Sie es, dass Ihre Komponenten - im klanglichen als auch im Gebrauch – anscheinend keinerlei Verschleiß bzw. Abnutzung unterliegen. Ihr uns zur Verfügung gestellter RG 14 war beim Rückversand trotz täglicher (zweijähriger) Nutzung wie „frisch aus dem Karton“! Kein „Potiknistern“, kein Knacken beim Umschalten feststellbar. Symphonic Line-Abhörraum unter Wohnraumbedingungen: Rolf Gemein an der ca. 3000 Stück umfassenden Schallplattenwand. Rolf Gemein: Ich bin ein absoluter Bauteile-Fan. Seit Jahrzehnten suche ich in allen Teilen der Welt nach dem Besten; nach Innovationen bei Bauteilen und prüfe die Langlebigkeit. Das zahlt sich aus! Symphonic Line-Komponenten sind etwas für das ganze Leben. Das sehen Sie auch an der schönen handwerklichen Verarbeitung. Lötungen nur mit WBTSilberlot, im inneren sind die Lautsprecherkabel 10 qmm stark, 2 mm starke Epoxydharzplatinen, doppelseitig kaschiert, die Frontplatten sind 10 mm dick, die Knöpfe aus Vollmaterial gedreht, und fast alles hier in Deutschland hergestellt. Auch die Kondensatoren, die als Sonderanfertigung für mich gebaut werden. Ergebnis: wirklich sehr viel Gegenwert für’s Geld. ars!: Wie erklären Sie das Phänomen, das selbst nach langer Nutzung Ihrer Geräte „von selbst“ immer noch klangliche Verbesserungen auftreten? Rolf Gemein: Wenn Sie mit handwerklicher Liebe bauen, mit den besten Zutaten würzen, z.B. Sonderanfertigung von Kondensatoren, die erst nach langer Arbeitszeit des speziellen Elektrolyt ihre volle Energie entfalten; Sie z.B. C 37 verwenden und so konzipieren, daß die Schwingungen des Gerätes in unterschiedlichen Ebenen sich gegenseitig stützen, dann entsteht bei längerer Nutzung und Einspielzeit ein Summeneffekt, der weit über der Klangqualität und Freude, die ein Neugerät hat, liegt. Eine Symphonic Line-Komponente ist wie ein guter Wein: je älter, desto bessser! ars!: Herr Gemein, Sie beschäftigen sich seit geraumer Zeit mit Feng Shui. Wie wirkt sich dies, in Bezug auf Design und Technik, auf ihre Geräte aus? Jahren einmal an und fragen, ob es wieder eine Neuerung gibt. Das geht reihum im Programm, je nachdem wohin der Geistesblitz fällt, oder wofür es neue, tolle Bauteile gibt. Entscheidend ist aber immer, daß der Besitzer einen deutlichen Klangvorteil hat. ars!: Wie sind Sie zum HiFi gekommen? Es war immer mein Traum. Die Umsetzung von Musik in beliebiges häusliches Erleben ist faszinierend. Habe dann 1979 in einem Café bei einem erstklassigen Eiskaffee mit zwei Technikern den Entschluß gefaßt, den besten Verstärker zu bauen. Hatte keine Ahnung, was da auf mich zukommt. Herausgekommen ist die Firma Vernissage mit der berühmten Class A Endstufe Kraft 100. War dann Mitbegründer der High End 1982 und habe auch sonst als High End – Pionier einiges in Bewegung gesetzt. Habe 1984 Vernissage verkauft und als Alleininhaber Symphonic Line gegründet. ars!: Rolf Gemein: Fast mein Leben lang – seit dem 10.Lebensjahr – befasse ich mich mit Grenzgebieten, z.B. mit Metaphysik, fernöstlicher Philosophie, aber auch mit den Wurzeln unserer Kultur und wie sie in die Zukunft reichen und wachsen. Aus der Verbindung 40-jähriger eigener Erkenntnisse - Studien, Forschungen, Experimenten und auch Unterricht bei Pionieren der Grenzwissenschaften – ergibt sich ein lebendiger, befruchtender Einfluß auf die Geräte, welcher der Musik und der positiven Ausstrahlung in Richtung der Besitzer zugute kommt. Ich nenne das nicht mehr Feng Shui, sondern Resonanzmusterabstimmung. Im Internet (das ich übrigens keineswegs als Glücksfall für die Menschheitsgeschichte betrachte) steht ein Kurzartikel von mir darüber. Nebenbei: schickt mir keine E-mails! Bitte rufen Sie mich persönlich an – nachmittags – und ich nehme mir Zeit für Sie. RMA – Resonanzmusterabstimmung bedeutet, die Klänge und auch die noch nicht sicht- und hörbaren Schwingungsmuster auf einer höheren Ebene zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden, so daß in der Summe eine Anregung des ganzen Menschen und seiner Umgebung entstehen kann. Das trifft z.B. besonders auf die Gestaltung der La Musica Verstärker-Frontplatte zu. Sehr deutlich ist es an der neuen Symphonic Line-Systemfernbedienung zu sehen: die Schwingung, die von der ungewöhnlichen Anordnung und Farbgebung ausgeht, erzeugt Wohlbefinden in der Umgebung und im Raum. ars!: Welches sind für Sie wohl die wichtigsten Aspekte bei der HighEnd –Entwicklung? Rolf Gemein: Wichtig bei High End – im Telegrammstil: High End ist es nur, wenn es dreidimensional spielt, das heißt völlige Ablösung der Klangkörper vom Lautsprecher, hineinsehen in die Tiefe des Raumes etc. Dynamik: es muß mich lebendig packen – im Herzen und im Körper berühren – im Idealfall hebt sich die Trennung im Wohnraum auf – Hörer – Anlage: die darf ich gar nicht mehr wahrnehmen (viele Verstärker hört man ja arbeiten, wie sie den Ton aufbauen: das ist noch Maschine. Meine tun das nicht!). Körper – sinnlich faßbar: die Töne dürfen da nicht herumfiepsen. Der Kontrabaß z.B. muß zum Anfassen, mit dem ganzen Klangkörper, im Raum stehen. Oder der Sänger, die Sängerin: wie groß ist er/sie? Steht der Künstler wirklich da? Oder ist der nur einen Kopf größer als ein Schwein? Bei mir nicht! Alles hat volle Lebensgröße, Wahrhaftigkeit und Liebe. ars!: Sie waren ja einer der ersten Hersteller der Upgrades anbietet. Wie funktioniert das Upgrade-System bei Ihnen und wieviel kostet es? Rolf Gemein: Ich war 1981 der erste in Deutschland, der ein Upgrade angeboten hat. Das wurde damals nicht immer verstanden. Inzwischen machen das viele nach. Kaum etwas ist herrlicher für einen Kunden; er braucht sein altes Gerät nicht wegzuwerfen oder zu verscherbeln: für einen fairen Preis bekommt er es auf den neuesten Stand gebracht. Mit Zertifikat! Zu mir kommen Menschen frohen Herzens mit 20 Jahre alten Symphonic Line-Verstärkern, und wir machen sie frisch. Aktuell RG 9 und RG 10-Vollverstärker (RG 10 MK 4: AudioBestenliste: Platz 1). Ab 1.1.2000 alte MK 3: Umbau auf MK 4 incl. DoppelwellenGleichrichtungsmodul 1000 EURO, ältere MK 3’s 1.200 EURO. Übrigens: auch ein alter, gebrauchter Symphonic Line-Verstärker ist immer ein guter Kauf. Sie können ihn ja auch nachrüsten, aber bitte Achtung: im Internet wird bezüglich Alter gelogen, daß sich die Balken biegen! Lassen Sie sich immer die Kaufrechnung oder das Modifikationszertifikat zeigen. Egal, welche Komponente Sie haben: gehen Sie lieber zum Händler; rufen Sie nach ein paar Wie entwickeln Sie Ihre Produkte? Rolf Gemein: Habe hervorragende Mitarbeiter, die technische Lösungen erarbeiten. Die klangliche Abstimmung aller Komponenten kommt ausschließlich von mir. Habe das Feeling und das Gehör dafür. Nehme z.B. bei der Entwicklung von Verstärkerschaltungen Unterschiede und Anstiegszeiten bei 2-3-4-500.000 Hz wahr. Sage ausdrücklich wahrnehmen, und beschreibe sie meinen Technikern zur Umsetzung. ars!: Worauf sind Sie besonders stolz? Rolf Gemein: Habe eine kleine, aber feine High End – Manufaktur gegründet und mit meinen Mitarbeitern – bei Insidern – zur Weltgeltung gebracht. Mein Traum war immer die komplette Kette, aus einer Hand, von erlesener Klangqualität. Vom Tonabnehmer über Laufwerke - Kabel - NetzfilterVor-Endverstärker- CD-Spieler bis hin zum Lautsprecher- alles eigene Fertigung (den Tonabnehmer macht Herr V.D. Hul nach meinen Vorstellungen). Ach ja, der CD-Spieler. Habe lange trotz Nachfrage keinen herausgebracht – war mir nicht gut genug, das ganze Prinzip. Inzwischen ging die Chipentwicklung weiter: 24 Bit und wir haben uns einige Besonderheiten einfallen lassen. Ergebnis: unsere CD-Spieler klingen fast so wie sehr gute Analogplattenspieler. Stolz sind wir auf den Tuner-Empfänger, natürlich analog. Klingt unglaublich – Körper, Dynamik – der offene Raum – die realistische Natürlichkeit. Ein Live-Konzert. Man faßt es nicht. Sehr niedriger Preis bei der Qualität. Wie Tuner-Freaks und Clubs mir sagen, spielt er bei den drei Weltbesten mit. ars!: Referenz-Anlage? Welches Equipment betreiben Sie in Ihrer persönlichen Rolf Gemein: Komplett meine Komponenten. Arbeitsvorstufe RG 3 MK 4 Endstufe, meist RG 7 MK 4 oder die wundervolle Class A Kraft 250. Reference NF Kabel natürlich. Höre mir auch öfter ein Gerät aus der Fertigung an. Lautsprecher RG 5 MK 3. Ab und zu auch meine Belcanto. Die Lautsprecher sind Einzelpärchen für Liebhaber, mache nicht viele, die meisten mit Görlich Podszus-Baß, dem Baß gehört seit 25 Jahren meine stille Zuneigung. Geräte von Kollegen habe ich nie bei mir. Da meine Geräte weltweit eh mit allem, was es gibt, verbunden werden, bekomme ich genug Rückmeldungen. Zum Schluß noch herzliche Grüße an alle Liebhaber von wahrer Substanz, Lebendigkeit und Dauer (neuzeitliche Seifenblasen gibt es genug). Viel Freude mit Musik und auch sonst im neuen Jahr 2005 Rolf Gemein Symphonic Line ars!: Welches sind Ihre 5 Scheiben für eine einsame Insel? 1) Klaus Hoffmann: Ich will Gesang - will Spiel und Tanz (Live-Doppelalbum) 2) Maria Callas/Giuseppe di Stefano: Puccini Opernabend (EMI) 3) Neil Diamond: Hot august night (Live-Doppelalbum) 4) Shlomo Mintz-Abbado: Violinkonzert von Bruch (Grammophon) 5) Oscar Peterson: We get requests; ersatzweise: Sampler von Three Blind Mice