Königinnen der Merowinger - Historischeausstellungen.de
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Königinnen der Merowinger - Historischeausstellungen.de
Königinnen der Merowinger. Adelsgräber aus den Kirchen von Köln, Saint-Denis, Chelles und Frankfurt Archäologisches Museum, Frankfurt am Main, 10. November 2012 bis 24. Februar 2013 Das Archäologische Museum Frankfurt am Main zeigt aus Anlass seines 75-jährigen Bestehens vom 10. November 2012 bis zum 24. Februar 2013 eine höchst interessante und sehenswerte archäologisch-historische Sonderschau. Die Exposition mit dem Titel „Königinnen der Merowinger. Adelsgräber aus den Kirchen von Köln, Saint-Denis, Chelles und Frankfurt“ wartet mit der Darbietung einzigartiger Grabausstattungen dreier namentlich bekannter Königinnen aus dem mythischen Geschlecht der Merowinger auf. Nur selten kann man in Deutschland überhaupt bedeutende Funde der Merowingerzeit in einer Ausstellung bewundern. Ein gewichtiger Grund dafür besteht darin, dass große Teile der deutschen Bestände zu dieser Epoche noch als so genannte „Beutekunst“ in den Depots russischer Museen lagern. Eine Rückgabe scheint auch heute noch nicht im Bereich des Möglichen. Und selbst Leihgaben aus Russland sind aufgrund des großen Misstrauens auf russischer Seite immer noch unrealistisch. So konnte die größte und bedeutendste Ausstellung der letzten Jahrzehnte zu dieser ereignisreichen Zeit, die in Moskau präsentierte Großexposition „Merowingerzeit – Europa ohne Grenzen“ (12.3.-13.5.2007), die insgesamt 1.300 Exponate darbot, darunter allein 600 Kriegsbeutestücke, und die immerhin in Zusammenarbeit mit dem Berliner Museum für Vorund Frühgeschichte erarbeitet sowie durch 200 Exponate der noch vorhandenen Berliner Bestände ergänzt wurde, aufgrund des immer noch schwelenden Streits nicht in Deutschland gezeigt werden. Umso dankbarer darf man jetzt sein, dass sich durch die Zusammenarbeit des Archäologischen Museums Frankfurt mit dem Musée d’Archéologie nationale de SaintGermain-en-Laye und der Domschatzkammer Köln eine kleine, aber außergewöhnliche und überaus beachtenswerte Merowinger-Schau zustande gekommen ist. Die Frankfurter Ausstellung, die im Anschluss noch in der Domschatzkammer Köln zu sehen sein wird, bietet den Geschichtsinteressierten in Deutschland nicht nur die Möglichkeit, aufschlussreiche Einblicke in die Epoche der Merowinger zu erhalten, sondern auch einzigartige Funde zu bewundern, die in dieser Form und Zusammenstellung noch nirgends zu sehen waren, und das alles im Rahmen einer museal bisher kaum berücksichtigten Thematik, die ebenso spannend wie aufschlussreich daherkommt. Ausgestellt sind, wie bereits erwähnt, die Grabausstattungen dreier namentlich bekannter Merowinger-Königinnen, und zwar die Ausstattungen der Wisigarde aus dem Kölner Dom († ca. 540), der Arnegunde aus der Kathedrale von Saint-Denis († ca. 575) und der Balthilde aus der Kirche von Schmuck der Königin Arnegunde aus Saint-Denis: eine prachtvolle Gürtelgarnitur, Scheibenfibeln mit Almandincloisonné, der Namensring, Ohrringe und Nadeln. Um 550/80. © Musée d’Archéologie nationale de Saint-Germain-en-Laye/ Foto: RMN (Musée du Louvre)/ Jean-Gilles Berizzi. 1 „Casula“ oder „Hemd“ der Balthilde, Ausschnitt des gestickten Brustschmucks mit dem Abbild ihres ehemaligen Königinnenor-nats. Aus den als Reliquien verehrten Überresten der Bestattung Balthildes in der Kirche Sainte-Croix des Klosters von Chelles, in das die Königin sich nach ihrem Rückzug als Regentin zurückgezogen hatte. 665–680. © Musée Alfred Bonno, Chelles. Chelles († ca. 680). Ergänzt werden die Königinnengräber durch das reiche Kindergrab (frühes 8. Jahrhundert), das 1990-91 unter dem Frankfurter Dom aufgedeckt und in den letzten Jahren einer detaillierten antiquarischen und kulturhistorischen Analyse unterzogen wurde. Dabei handelt sich um die birituelle Doppelbestattung eines 4-5-jährigen christlichen Mädchens aus hohem fränkischen Adel und eines weiteren gleichaltrigen Kindes, das jedoch nach altgermanischer Sitte in ein Bärenfell gewickelt und verbrannt worden war. Neueste Forschungsergebnisse werden hier erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Das Frankenreich der Merowinger, aus dem die heutigen Länder Frankreich und Deutschland hervorgingen, ist bekannt für seine machthungrigen und rücksichtslosen Könige, die “reges criniti“ mit den für Römer barbarisch langen Haaren. Doch waren es nicht nur merowingische Männer, die von sich reden machten. Die Frauen der Merowinger-Könige standen ihren Männern an Machtwillen und Ehrgeiz kaum nach. Bei keiner anderen Dynastie der germanischen Völkerwanderungsreiche weiß man heute so viel über Königinnen, Konkubinen und Königstöchter wie bei den Merowingern. In einer von Kriegern und Klerikern dominierten Zeit konnten die Königinnen eine außergewöhnliche Stellung erlangen und das geistige Leben prägen. Drei dieser Königinnen aus dem 6. und 7. Jahrhundert n. Chr. stehen nun erstmals im Mittelpunkt einer historischen Sonderschau. Wisigarde († um 540), Arnegunde († um 580) und Balthilde († 680) entstammten langobardischem, fränkischem und angelsächDie goldenen filigranverzierten Bommelohrringe des Mädchens aus dem Grab sischem Adel. Die merowingischen Königinnen unter dem Frankfurter Dom. Frühes 8. traten im Frankenreich durch Intelligenz, BilJahrhundert. © Dommuseum Frankfurt dung und Tatkraft hervor. Ihre politische Stelam Main/ Foto: Uwe Dettmar. lung war herausragend, insbesondere wenn sie die Regentschaft für minderjährige Thronfolger übernahmen und dadurch ähnlich wie später die ottonische Frauen zu Macht und Geltung kamen und die Geschicke der Königshäuser bewegten. Doch selbst im Rückzug aus der Rohheit der politischen in eine religiös-klösterliche Welt, wozu sie sich bisweilen entschieden, nahmen sie bestimmenden Einfluss auf das religiöse und geistige Leben jener Zeit. Die meisten diesbezüglichen Kenntnisse und Erkenntnisse verdanken wir der historischen Überlieferung, also den schriftlichen Quellen. Die zuvor konstatierte herausragende Stellung der Königinnen der Merowinger lässt sich aber nicht allein und ausschließlich anhand des Schrifttums erkennen. Es ist vor allem Bergkristallkugel in filigranverzierter auch der archäologische Befund ihrer Grablegen Goldfassung aus dem Grab der Köniund Grabausstattungen der bestätigt, dass die Me- gin Wisigarde unter dem Kölner Der transluzide Bergkristall rowinger-Königinnen aus der Masse hervorragten. Dom. stand in frühchristlicher Sicht allegoIhre Grabausstattungen, die überreichen Schätze risch für Wahrheit und Reinheit des aus den königlichen Grablegen unter den Kathe- Glaubens sowie für Taufe und ErlöDie Königin trug den Anhändralen von Köln und Saint-Denis und aus der Ab- sung. ger als kostbares Amulett. 530/40. teikirche Notre-Dame in Chelles, erscheinen im © Domschatzkammer Köln/ Foto: Vergleich mit denjenigen von Königs- und Fürsten- Dombauarchiv Köln, W. Kralisch. gräbern dieser Zeit als absolut gleichwertig. WähGoldene Rosettenfibeln aus dem Brustbereich der Königin Wisigarde. 530/40. © Domschatzkammer Köln/ Foto: Dombauarchiv Köln, W. Kralisch. 2 Pektorale des Mädchens aus dem Grab unter dem Frankfurter Dom mit goldenen Filigrananhängern sowie Goldblech- und Glasperlen. Frühes 8. Jahrhundert. © Dommuseum Frankfurt am Main/ Foto: Uwe Dettmar. rend Wisigarde und Arnegunde als weltliche Königinnen in den Grabkirchen des rheinischen und des neustrischen Königshauses der Merowinger beigesetzt wurden, hatte sich Balthilde, Ehefrau Chlodwigs II., in das von ihr gegründete Kloster von Chelles zurückgezogen und führte bis zu ihrem Tod 680 n. Chr. ein Leben als einfache Nonne. Zwar war eine symbolische Miniaturfibel aus Gold ihre einzige Schmuckbeigabe, dafür aber hatte man ihr üppige Seiden- und Leinengewänder mit ins Grab gelegt, zum Teil vielfarbig bestickt. Als Kuratoren der Exposition zeichnen Prof. Dr. Egon Wamers (Gesamtleitung) und Kirsti Stöckmann M.A. (Kuratorin) verantwortlich. Zur Sonderschau ist ein 200-seitiger Katalog im Verlag Schnell und Steiner erschienen, der im Museum für 19,95 Euro, im Buchhandel für 24,95 Euro erhältlich ist. Die Ausstellung kompakt Titel: Königinnen der Merowinger. Adelsgräber aus den Kirchen von Köln, SaintDenis, Chelles und Frankfurt Ort und Dauer: Archäologisches Museum, Frankfurt am Main, Karmelitergasse 1, 60311 Frankfurt am Main 10. November 2012 bis 24. Februar 2013 Anschließend: Domschatzkammer, Köln Veranstalter: Archäologisches Museum, Frankfurt am Main, in Kooperation mit dem Musée d’Archéologie nationale de Saint-Germain-en-Laye und der Domschatzkammer Köln Anlass: 75-jähriges Bestehen des Archäologischen Museums Frankfurt am Main Ausstellungstyp: Sonderausstellung Ausstellungskuratoren: Prof. Dr. Egon Wamers (Gesamtleitung) u.Kirsti Stöckmann M.A. (Kuratorin) Exponate: ca. 123 Exponate Leihgeber: 12 Leihgeber aus Deutschland, Frankreich und England: Archäologisches Museum, Frankfurt am Main, Dommuseum Frankfurt am Main, Niedersächsisches Landesmuseum, Hannover, Metropolitankapitel der Hohen Domkirche Köln, Domschatzkammer, Köln, Stadtmuseum, Wiesbaden, Musée Alfred Bonno, Chelles, Direction Régionale des Affaires Culturelles d’Île-de-France, Paris, L. Bruno France-Lanord, Paris, Musée Départemental des Antiquités, Rouen, Basilique-cathédrale de Saint-Denis, Saint-Denis, Musée d’Archéologie nationale et Domaine national de Saint-Germain-en-Laye, Saint-Germainen-Laye und Norwich Castle Museum & Art Gallery, Norwich Ausstellungsfläche: 295 m² Öffnungszeiten: Di-So: 10-18 Uhr, Mi: 10-20 Uhr, montags geschlossen Feiertage: Geöffnet 25. und 26. Dezember 2012 Geschlossen 24. und 31. Dezember 2012, 1. Januar 2013 Eintritt: 6 €, ermäßigt: 3 €, An jedem letzten Samstag im Monat ist der Eintritt frei. Führungen: Öffentliche Führungen: So: 14 Uhr u. 15.30 Uhr,Mi: 18 Uhr, kostenlos + Eintritt Gruppenführungen (Erwachsene, nach Anmeldung): 60 € + Eintritt pro Person Führungen Schulklassen und Kindertageseinrichtungen: 3 € p.P. (inkl. Eintritt) Anmeldung: 069 21235896 Katalog: 200 Seiten, 200 Farbabb., 21 x 28 cm, 1.140 g: im Museum: 19,95 €, im Buchhandel: 24,95 €, Verlag Schnell und Steiner (ISBN: 978-3-7954-2689-7) Allgemeine Infos: Tel.: 069 21235896, Fax: 069 21230700 Internet: www.archaeologisches-museum.frankfurt.de bzw. www.archaeologisches-museum.frankfurt.de/sonder/vorschau.html eMail: [email protected] (© Dr. Martin Große Burlage, [email protected], Tel.: 02572 959496) 3