Unser Besuch der berufsbildenden Schule in Novi Pazar im

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Unser Besuch der berufsbildenden Schule in Novi Pazar im
Unser Besuch der berufsbildenden Schule in Novi Pazar im Südosten Serbiens
Morgens um 9:00 Uhr ging es für uns los. Mit uns sind 16 Schülerinnen und Schüler, die Kollegen Detlev
Beyer, Theresa Michels und ich gemeint. Meine Befürchtungen, 27 Stunden unbequem zu sitzen und mich
nur eingeschränkt bewegen zu können, waren unnötig. Denn jede zweite Sitzreihe fehlte im Bus, sodass wir
einen großzügigen Fußraum hatten, um unsere Beine ausstrecken zu können. Sehr praktisch waren die
leichten Truhen aus Korbgeflecht, auf denen wir unsere Beine betten und im Sitz zurückgelehnt sogar
schlafen konnten. So eingerichtet war die Reise weniger strapaziös, als ich zuvor erwartet hatte.
Die erste Station unserer Reise war Belgrad, Hauptstadt wie auch größte Stadt Serbiens und im Nordwesten
des Landes gelegen. Unsere Gastgeber – der Schulleiter, drei Lehrkräfte und einige Schüler – hatten uns
bereits dort – 300 km vor Novi Pazar – herzlich begrüßt. Untergekommen sind wir in einem komfortablen
Hotel im Zentrum der Stadt. Nachdem wir uns drei Stunden von unserer Reise ausruhen konnten, startete am
Nachmittag unser Programm mit einer Stadtrundfahrt.
Unser Reiseführer, ein eloquenter Herr in den Sechzigern, berichtete lebhaft über die Stadtgeschichte seit der
Besetzung durch die Osmanen bis in die Gegenwart. Abends begaben wir uns in die Altstadt Belgrads, um bei
Livemusik und gemütlichem Beisammensein den Tag abzuschließen. Dabei verbreiteten das alte
Kopfsteinpflaster, die Fassaden aus der Gründerzeit und die nostalgische Einrichtung der alten Gaststätte
mediterranes Flair.
Unser nächstes Reiseziel war die Stadt Novi Sad, die ca. 70 Kilometer nördlich von Belgrad direkt an der
Donau liegt. Novi Sads Innenstadt ist geprägt durch die wunderschönen Fassaden aus der Gründerzeit und
der Jahrhundertwende. Die Vielzahl der kleinen und großen Cafés wie auch die kleinen nostalgisch
anmutenden Kioske zeigten eine auffällige Parallele zu Wiens gemütlichen Straßen der Altstadt.
Während weiterer fünf Stunden Busfahrt in Richtung Südosten zeigte sich ein völlig anderes Bild der
Landschaft. Wo wir zunächst durch die weite Hochebene der Vojvodina das Gefühl hatten, bei uns in
Niedersachsen zu sein, durchfuhren wir nun die Täler eines Mittelgebirges, dessen dicht bewaldete
Landschaft durchzogen war von kleinen und größeren Bächen und Flüssen.
Etwas erschöpft von der Busfahrt erreichten wir am Nachmittag Novi Pazar. Wir konnten uns zunächst ein
wenig in unserem orientalisch gestalteten Hotel ausruhen, um uns am gleichen Abend gemeinsam mit
einigen Kollegen und den serbischen Schülerinnen und Schülern zu treffen.
Am nächsten Tag besichtigten wir eine Jeansfabrik – einen der wenigen Produktionsbetriebe in diesem
Landesteil. Anschließend wurden wir in gewohnt herzlicher Weise in der berufsbildenden Schule Novi Pazars
empfangen. Das alte, jedoch sehr gepflegte Gebäude wird durch einen kleinen Schulhof umsäumt, der nur
von Personen betreten werden darf, die sich als zugehörig ausweisen können. In einem großen EDV-Raum im
Dachgeschoss der Schule widmeten sich die Schülerinnen und Schüler ihren kleinen Projekten. Anschließend
wurden die Ergebnisse ihrer gemeinsamen Arbeit in englischer und deutscher Sprache vorgestellt.
Am letzten Tag unseres Aufenthalts stand der Besuch des Rathauses an, dessen Empfangsraum sich gut füllte,
nachdem alle Teilnehmer des Projektes eingetroffen waren. Der Bürgermeister lobte die mittlerweile vier
Jahre anhaltende Partnerschaft beider Schulen, deren besonderer Stellenwert gerade durch die Anwesenheit
eines Fernsehteams unterstrichen wurde. Die anschließende Stadtführung mit dem Besuch einer Moschee
und eine gemeinsames Abendessen rundeten unseren Besuch ab.
Mit großer Vorfreude auf den Gegenbesuch und mit ein wenig Wehmut im Herzen verabschiedeten wir uns
am nächsten Morgen von unseren Freunden.
Tilemahos Lüchtenborg