Besonders wichtig für Kinder
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Besonders wichtig für Kinder
Herrn Peter Musternam Musterstrasse 123 CH-8000 Musterstadt L I A N C H I N A H E R B N E W S L E T T E R DIE VIER VORBEREITUNGEN AUF DIE BEHANDLUNG Besonders wichtig für Kinder AG LIAN CHINAHERB AG Fürtistrasse 7 CH-8832 Wollerau P.P. CH-8832 Wollerau REFERENTIN/REFERENT Sa./So. 13./14. Dezember Alex Tiberi Die Therapie will vorbereitet sein. Alex Tiberi hat von seinem Lehrer Dr. Yun Won Suh nicht nur Akupunktur gelernt, sondern auch die Bedeutung der «vier Vorbereitungen»: Der oder die Behandelnde muss sich und das Material genauso vorbereiten wie die zu behandelnde Person und die Akupunkturpunkte. Sonst entsteht Unruhe, welche die Behandlung beeinträchtigt. Besonders die Behandlung von Kindern. «Was ist denn los mit dir? Hab ich dir das nicht besser beigebracht?» Wie oft ich mir diese Kritik doch anhören musste, und erst noch vor den Patienten! Dr. Yun Won Suh, ein koreanischer Meister der fünften Generation, war mein Lehrer der Orientalischen Medizin. Er sah es gerne, wenn ich die Punktlokalisation und Stichtechnik an den Patienten mit ihm lernte. Er nadelte eine Seite des Patienten und überwachte mich gleichzeitig beim Nadeln der anderen Seite. Wenn meine Lokalisation nicht gleich der seinen war oder wenn meine Stichtechnik mehr Schmerz verursachte als seine, scheute er es nie, mich sofort, in Anwesenheit der Patienten, zurechtzuweisen. Was den Patientinnen und Patienten dabei wohl durch den Kopf gegangen sein mag …? Sie schauten immer verunsichert hoch zu Dr. Suh auf der einen und zu mir auf der anderen Seite. VERANSTALTUNGEN UND KURSE DATUM Vier Vorbereitungen Vorbereiten des Materials – das mag banal klingen. Doch wie oft schon habe ich Therapeuten gesehen, die während der Behandlung noch schnell aus dem Raum eilen mussten, um eine längere Nadel oder einen Balsam zu holen (und draussen realisierten sie, dass sie ja gerade diese Nadel, just diesen Balsam nicht mehr vorrätig hatten …). Bei Erwachsenen erweckt man damit vielleicht nur einen etwas unprofessionellen Eindruck. Aber versuchen Sie THEMA • Pädiatrie Sa./So. 13./14. März 04 (Zürich) Mazin Al-Khafaji (in Zusammenarbeit mit der AG TCM) • Dermatologie und autoimmune Erkrankungen Sa./So. 17./18. April 04 Frau Dr. Wu • Gynäkologie PREIS Fr. 370.– Fr. 400.– Mitglieder AG TCM Fr. 360.– Fr. 370.– Die Behandlung vor der Behandlung: Tui-Na-Massage > INHALTSVERZEICHNIS 1– 2 3 4–7 8 9–10 Die Ehre der Kritik Ich kann mich aber über die Kritik nicht beklagen. Vielmehr ist es mir eine Ehre, wenn ich bedenke, wie wichtig für Dr. Suh das gefühlsmässige Befinden der Patienten war. Noch wichtiger war ihm aber offenbar, dass ich die korrekte Technik lernte. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Für Dr. Suh war die mentale Befindlichkeit der Patienten äusserst wichtig. Ebenso wichtig war ihm auch das mentale Befinden des Behandelnden, der Therapeutin oder des Arztes. Wichtig waren ihm weiter das richtige Wählen und Bereitstellen des nötigen Materials sowie die richtige Vorbereitung der zu behandelnden Akupunkturpunkte. Dies waren für Dr. Suh die «vier Vorbereitungen» zur Behandlung. 10 11 12 Für Studierende gewährt das LIAN INSTITUT 20 % Rabatt auf seine Weiterbildungskurse. 12 1 Vier Vorbereitungen für die Behandlung Kolumne von Simon Becker Studie zur Behandlung von Migräne Das Chong-Konzept Neues aus der Fachwelt - Alte daoistische Medizinfläschchen gefunden - Datenbank für pflanzliche Substanzen - Ingwer für Schwangere offenbar unschädlich - und weitere Beiträge Neue Produkte / -Impressum Hinweise zu den LIAN-Seminaren Veranstaltungen 4/03 AG DIE VIER VORBEREITUNGEN AUF DIE BEHANDLUNG VERANSTALTUNGEN UND KURSE dieses «Aus-dem-Zimmer-Rennen» einmal bei einem Kind! Die Umstände der Behandlung können sich komplett ändern. Sie kommen zum Beispiel ins Behandlungszimmer zurück und da sitzt ein weinendes Kind und blickt auf ein am Boden zerbrochenes Otoskop, während die frustrierten Eltern zu erklären versuchen, sie hätten doch nur für einen ganz kurzen Augenblick weggeschaut. Die Vorbereitung der Patientin, des Patienten muss das genaue Erklären der Behandlung, zukünftige Visiten, Verbesserungen des Lebensstils, die beste Methode zur Einnahme der verschriebenen Arzneimittel etc. beinhalten. In der Chinesischen Medizin heisst es, das Qi folge dem Geist. Deshalb ist es ungemein wichtig, sich auch des Geistes der Patienten anzunehmen. Das kann heissen, man zeigt ihnen eine entspannende Übung, eine Visualisierung oder man lehrt sie, richtig zu atmen. Die Vorbereitung eines Kindes ist doppelt wichtig. Die korrekte Vorbereitung, das Vertrautmachen mit der Behandlung erhöht ganz klar den therapeutischen Effekt. – Wie könnten wir erwarten, dass unsere Behandlung das Qi eines verängstigten und weinenden Kindes harmonisiert? Seminare am LIAN INSTITUT entwickelt, nachdem ein Elternteil die Umgebung des Kindes verlassen hat, zum Beispiel nach einer Scheidung. Es zeigt sich vielleicht als Lungen-Qi-Leere-Asthma, als Milzleere-Asthma (Schleimasthma) oder Leber-attackiertdie-Lunge-Asthma (Emotionsasthma) oder als Nichthalten-des-Lungen-Qi-durch-die-Nieren-Asthma. Alle diese Formen können sich aus einem Wechsel im elterlichen Milieu entwickeln. Die Vorbereitung des zu behandelnden Akupunkturpunktes soll helfen, den Punkt möglichst angenehm stechen und trotzdem den grösstmöglichen Nutzen daraus ziehen zu können. Da in Kindern das Leitbahnensystem noch nicht komplett entwickelt ist, kann man zum Beispiel die Wirkung erhöhen, indem man vor den spezifischen Punkten einen generellen Qi regulierenden Punkt behandelt. Etwa indem man kühle Regionen auf dem Körper des Kindes findet und diese wärmt. Traditionellerweise wurde das durch Reibungsmassage gemacht; heutzutage brauchen viele moderne Therapeuten einen Fön – mit guter Wirkung. Andere harmonisierende Techniken sind das Klopfen und Schaben des ganzen Körpers mit japanischen Shoni-shin-Instrumenten oder die Anwendung einer allgemeinen pädiatrischen Tui-Na-Massage. Bei der Behandlung von spezifischen Punkten sollte der Punkt zuerst massiert werden, um das Qi der lokalen Region zu sammeln. Danach sollte beim Einstechen der Nadel etwas Druck auf den Punkt ausgeübt werden. Das vermindert Schmerz und beugt blauen Buckeln vor. Kinder sind anders … Bei der Behandlung von Kindern sind aber noch mehr «Geister» involviert, nämlich die der Eltern. Ich demonstriere oft zuerst an den Eltern, was ich nachher bei den Kindern machen möchte. Das hilft sehr, die elterliche Unterstützung zu gewinnen, was vor allem dann wichtig ist, wenn das Kind nicht richtig mitmachen will. Manchmal können die Eltern die Ursache der Krankheit sein. Alle elterlichen Einflüsse und elterlichen Energien dringen durch die Lunge im oberen Erwärmer in den Körper ein. Danach sinken sie in den mittleren Erwärmer und teilen sich zwischen Leber und Milz auf. Im unteren Erwärmer kommen die Einflüsse wieder zusammen und stützen die Nierenessenz. Das heisst, alle fünf zang werden von elterlichem Qi beeinflusst. Schwierigkeiten mit vernünftiger Disziplin und Kontrolle können Leberprobleme verursachen. Exzessive Disziplin und zu strenge Erziehung schaden dem Leberblut und LeberYin und führen zu Feuer. Keine Disziplin, das Fehlen von klaren Grenzen hingegen führt zu Leberstagnation. Wenn ein Kind übermässig beschützt wird, kann die Milz ihre Transformationsfunktion nicht wahrnehmen und es sammelt sich Feuchtigkeit an. Das Fehlen von Liebe und Wärme andererseits führt zu Milz-Qi-Schwäche. Natürlich ist auch die Ernährung ein ganz wichtiger Faktor für die Gesundheit des Kindes. Viele Eltern realisieren nicht, dass Kinder übermässig wählerisches Essen von ihnen gelernt und übernommen haben. Oft sind die Eltern von Kindern, welche nur gerade zwei oder drei Nahrungsmittel essen, heikle Esser. Die Lungen empfangen das Qi der Fürsorger. Auf einer physischen Ebene nehmen die Lungen die Luft der Aussenwelt ein. Auf einer psychischen Ebene nehmen sie Liebe und Fürsorge auf. Qi wird dann aus beidem ausgelöst. Man sieht ja oft, wie sich bei einem Kind ein Asthma … und reagieren sensibel Bei der Vorbereitung für eine Behandlung darf man sich nicht ablenken lassen. Vielleicht würde es ja gelingen, einen Erwachsenen zu behandeln, während man gleichzeitig an den Patienten im Wartezimmer oder an seinen eigenen Sorgen herumstudiert. Kinder aber sind speziell sensibel auf solche Unruhe. Wer sich mit Kleinkindern auskennt, weiss, dass sie genau dann zu weinen beginnen, wenn man aufhört, sich mit ihnen zu beschäftigen. Es braucht nicht nur Fokus, natürlich muss man auch wissen, was und wie man behandelt. Die Behandlung von Kindern erfordert, dass man sich im Klaren ist über ihre speziellen Eigenschaften. Alex Tiberi, aus dem Englischen frei übersetzt von Simon Becker Pädiatriekurs mit Alex Tiberi Mitte Dezember wird Alex Tiberi am LIAN INSTITIUT einen Kurs über Pädiatrie in der Chinesischen Medizin abhalten: Physiologie, Pathologie und therapeutische Massnahmen, speziell auf die klein(st)en Patientinnen und Patienten abgestimmt. Siehe Seiten 11 und 12. anschliessend in Brighton seine eigene Hautklinik eröffnet. Er ist in seinem Fach einer der führenden Dozenten der westlichen Welt. Bekannt wurde Mazin Al-Khafaji bei uns als Coautor des «Manual of Acupuncture» mit P. Deadman. Mazin Al-Khafaji wird sein Referat in englischer Sprache halten über • Dermatology: Superficial Fungal (Yeast) Disease, Vitiligo • Autoimmune Diseases: Rheumatoid Arthritis, Ulcerative Colitis Sa./So. 13./14. März 2004, Hotel Zürichberg, Orellistrasse 21, CH-8044 Zürich Die Weiterbildungsveranstaltungen am LIAN INSTITUT sollen künftig ausführlicher im «EXTRAKT» angekündigt werden. Auch die Dozentinnen und Dozenten wollen wir etwas näher vorstellen. Für den schnellen Überblick bleibt die tabellarische Aufstellung auf der letzten Seite. • Alex Tiberi: Pädiatrie Alex Tiberi ist einer der Pioniere der Chinesischen Medizin in den USA. Er studierte Akupunktur am Oriental Medical Institute in Boulder, Co, am Institute for Acupuncture Studies in Cambridge und an der Northeastern School of Acupuncture in Watertown, Ma. Darauf folgte ein Praktikum bei Dr. Suh, einem Master der Koreanischen Akupunktur in Belmont, Mass. Alex Tiberi war Mitbegründer des Pacific College of Oriental Medicine, heute eine der grössten Schulen in den USA. Alex Tiberi ist Vizepräsident des Pacific College und Direktor der Abteilung Chinesische Medizin. In seiner Privatpraxis, dem Pacific Center of Health, spezialisierte sich Tiberi auf die Behandlung von schwangeren Frauen, Kindern und orthopädischen Problemen. Alex Tiberi ist ein häufiger Gastdozent in Europa. Zum ersten Mal wird Alex Tiberi nun ein Seminar in der Schweiz abhalten. Von Alex Tiberi wird oft gesagt, dass er einer der besten Dozenten im Feld der Chinesischen Medizin sei. Sein äusserst angeregter und lebendiger Unterrichtsstil macht seine informativen und praxisorientierten Seminare auch spannend und stimulierend. Bei uns wird Alex Tiberi über die Pädiatrie referieren. Die Themen sind folgende: • Chinesisch medizinische Embryologie • Die speziellen Eigenschaften und Physiologie von Kindern • Entwicklungsphasen von Kindern • Übersicht über die therapeutischen Möglichkeiten bei Kindern • Tui-Na-Massage speziell für Kinder • Krankheitsursachen bei Kindern • Chinesische Diagnose bei Kindern • Detaillierte Besprechung häufiger Kinderkrankheiten wie Respirationskrankheiten, Entwicklungsprobleme etc. Sa./So. 13./14. Dezember, LIAN INSTITUT, CH-8832 Wollerau • Frau Dr. Wu: Gynäkologie Wir freuen uns sehr, dass Frau Dr. Wu im April bereits ihr drittes Seminar bei uns unterrichtet. Dr. Wu ist Chefärztin für Integrierte Medizin (Chinesisch–Westlich) am Beijing Hospital of Traditional Chinese Medicine. Sie ist auch Professorin am Beijing College of TCM sowie Direktorin des Beijinger Geburtshilfe- und Gynäkologie-Komitees. Frau Dr. Wu studierte Westliche Medizin an der Beijing Medical University. Danach spezialisierte sie sich auf Geburtshilfe und Gynäkologie. Nachdem sie einige Jahre als Westliche Gynäkologin gearbeitet hatte, entschied sie sich für eine Weiterbildung in Chinesischer Medizin. So studierte sie Chinesische Medizin am Beijing College for TCM und folgte danach einer der berühmtesten Ärztinnen der Chinesischen Medizin in China, Chai Song-yan, für mehr als fünf Jahre als Hauptpraktikantin und Assistentin. Sie ist Autorin von über 50 Forschungsarbeiten zur TCM-Gynäkologie und Mitautorin von fünf Büchern, darunter «A Practical Handbook on Infertility and Sterility». Für ihr Seminar in Wollerau hat Frau Dr. Wu die Themen wie folgt aufgeteilt: • Schwangerschaftskrankheiten: Hypertension, Ödem und frühe Stadien von Schwangerschaftsvergiftungen, Verstopfung während der Schwangerschaft • Akkumulationen und Ansammlungen (zheng jia): Endometriose und Andenomyose, Myome, Eierstockzysten • Unterleibserkrankungen: Pelvisches Blutstasesyndrom • Brustkrankheiten: Entwicklungsprobleme, Hyperplasie, Fibroadenome, Mastitis, Brustkrebs Frau Dr. Wu wird ihre Themen detailliert westlich sowie östlich ausleuchten und besprechen. Die Behandlungsmethoden folgen ausschliesslich Chinesischer Arzneimitteltherapie. Sa./So. 17./18. April 04, LIAN INSTITUT, CH-8832 Wollerau • Mazin Al-Khafaji: Dermatologie und autoimmune Erkrankungen in Zusammenarbeit mit der AG TCM Der Dozent Mazin Al-Khafaji hat in Taiwan Sinologie studiert und anschliessend innere Medizin am Shanghai College für Traditionelle Chinesische Medizin, wo er mit einem Doktorat abgeschlossen hat. Später hat er an einer traditionellen dermatologischen Klinik in Nanjing gearbeitet und Regula Suter-Estermann 4/03 2 11 AG NEUES AUS DER FACHWELT NEUE PRODUKTE GEDANKEN Süssholz als Testosterondämpfer Chinesisches Schönheitsbad Alt ja, erstarrt nein Ein an der Konferenz 2003 der British Pharmaceutical Society vorgestellter iranischer Studienreport berichtet, dass der Konsum von Süssholzwurzeln zu einer Reduktion von Testosteron im Serum führen kann. 10 Männer, welche täglich 1,3 g getrocknetes Extrakt zu sich genommen hatten, wiesen einen deutlich reduzierten Hormonspiegel auf. (JCM News Oct 2003) Nach traditioneller chinesischer Auffassung liegt das Geheimnis von Schönheit im stetigen Fluss der Lebensenergien, dem chinesischen Qi. Das neue LIAN-Schönheitsbad basiert auf der jahrtausendealten chinesischen Kräutertradition. Hinter der wohl durchdachten Auswahl der Kräuter steckt die hohe Kunst der Chinesischen Heilkräutermedizin. Die Kombination der Kräuter fördert die Durchblutung und erhöht die Spannkraft. Lassen Sie sich verwöhnen! Nutzen Sie die althergebrachten Kenntnisse der Chinesen über Kräuter, Düfte, Farben und ihre Wirkung auf Körper, Geist und Seele. Die Chinesische Medizin nahm ihren Schwangerschaft: Ingwer offenbar unschädlich Im Zuge einer in Thailand durchgeführten Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie zeigte sich, dass bei schwangeren Frauen nach einer viertägigen Einnahme von Ingwerpulver (Rhizoma Zingiberis, Sheng Jiang) die Übelkeitssymptome deutlich zurückgingen, ohne dass nach der Einnahme oder bei der Geburt Nebenwirkungen eintraten. Wichtige Erkenntnisse waren, dass die Wirkung von Ingwer erst 48 Stunden nach der Einnahme einsetzte und eine Dosis von lediglich 1 g pro Tag ausreichte. Eine frühere dänische Studie (Eur J Obstet Gynecol Reprod Ingwer hilft gegen SchwanBiol. 1990; 38: 19–24) hat gezeigt, gerschafts-Übelkeit. dass dieselbe Dosis Ingwer bei der Behandlung von Hyperemesis gravidarum, einer erschwerten Form von Erbrechen in der Schwangerschaft, wirksam ist. Wichtig ist dieser Nachweis der offensichtlichen Unbedenklichkeit von Ingwer angesichts der Tatsache, dass die Substanz nach Westlicher Medizin während der Schwangerschaft kontraindiziert ist, und zwar gestützt auf eine Studie, die bei hohen Dosen von 6-Gingerol, einem der Bestandteile von Ingwer, mutagene Aktivitäten entdeckt hat. Dieselbe Studie hat jedoch auch gezeigt, dass andere Bestandteile von Ingwer ebenso wie die Wurzel als Ganzes antimutagen wirken. (Obstet Gynecol. 2001; 97: 577–82) Anfang vor rund 2500 Jahren. Das oft genannte Alter von 5000 Jahren ist faktisch nicht belegt und dürfte Simon Becker, TCM-Therapeut (SBO-TCM), leitet den Beratungsdienst und die Qualitätssicherung übertrieben sein. Doch 2500 Jahre der LIAN CHINAHERBAG. lassen sich ja auch sehen. Unsere Medizin hat also Tradition. Gibt es da noch Raum für moderne Einflüsse, für Kritik und Weiterentwicklung? Ein Nein wäre das Verdrängen der Realitäten. Unsere Medizin hat zwar vor 2500 Jahren ihren Anfang genommen; es fand aber immer eine kritische Auseinandersetzung mit der Materie statt, immer wieder gab es Weiterentwicklungen. Denken wir zum Beispiel an die Integration der Fünf-Wandlungsphasen-Theorie in die Akupunktur im Nan Jing oder an die etwas starre Zuordnung von Leitbahnen, Temperaturen und Geschmacksrichtungen zu den bis dahin pragmatisch verwendeten Arzneimitteln während der Neokonfuzianischen Periode um 1000 n.Chr. Und vergessen wir nicht Wang Qing-ren’s harsche Kritik an seinen Vorläufern und die Weiterentwicklung, die er mit seinen anatomischen Untersuchungen im 19. Jahrhundert eingeleitet hat. Wie man nur so naiv sein und an einen Dreifach-Erwärmer glauben könne, fragt er in seinem Buch «Yi Lin Gai Cuo». Er nannte die Region oberhalb des Zwerchfells «Haus des Wohltuende Entspannung für Körper, Geist und Seele. Blutes» (Xue Fu) und leitete aus diesem Konzept eine der absolut wichtigsten Rezepturen der modernen Chinesischen Weihnachtstee Medizin ab: Xue Fu Zhu Yu Tang. So sollen wir auch heute die Chinesische Medizin weiter- … es weihnachtet. Und plötzlich hat man Zeit … oder versteht es, sie sich zu nehmen. LIAN hat aus aromatischen Kräutern einen harmonisierenden und wärmenden Weihnachtstee kreiert. Geeignet als Kundengeschenk oder für den Verkauf. Auf Wunsch in individueller Verpackung – rufen Sie an: 01 786 99 99. Regula Suter-Estermann IMPRESSUM Newsletter der LIAN CHINAHERBAG Ausgabe: 4/2003 Erscheinungsweise: 4-mal jährlich (April, Juni, September, November) Herausgeber: LIAN CHINAHERBAG, CH-8832 Wollerau Auflage: 1000 Expl. Redaktion: Regula Suter-Estermann, Simon Becker Abschlussredaktion: Markus Bär Gestaltung: dd com ag, CH-8008 Zürich Copyright: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Überset- Genusstee Kreationen aus Rohkräutern mischen wir für Sie auf Bestellung. entwickeln. Gut fundiert natürlich, nicht aus dem Stegreif. • • • • stehen. Aber weiterentwickeln in jedem Fall. Dazu gehört auch die Integration westlicher Diagnoseverfahren. Bleiben wir den theoretischen Grundlagen treu, aber verschliessen wir uns nicht dem Fortschritt. Das Ziel bleibt dasselbe wie während der letzten 2500 Jahre: die Gesundheit unserer Patienten. Dafür machen wir Gebrauch von allen Hilfsmitteln, die uns zur Verfügung Ming Mu Cha, Strahlende Augen Tee Wen Wei Cha, Magen wärmender Tee An Shen Cha, Geist beruhigender Tee Liang Kuai Cha, Erfrischungstee Simon Becker zung, Speicherung und Weitergabe auf Datenträgern, online aufschalten etc., auch auszugsweise, sind nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. Autorinnen und Autoren sind für ihre Beiträge selbst verantwortlich. Ihre Meinung entspricht nicht immer der Ansicht des Herausgebers. Abonnemente (kostenlos), Probenummern, Adressänderungen: LIAN CHINAHERB AG, Fürtistr. 7, CH-8832 Wollerau, Tel. +41 (0)1 786 99 99, Fax + 41 (0)1 786 99 90, E-Mail [email protected] Druck und Versand: Kyburz AG, CH-8157 Dielsdorf Papier: 100 Prozent Recycling 4/03 10 3 AG KLINISCHE STUDIE ZUR BEHANDLUNG VON MIGRÄNE NEUES AUS DER FACHWELT Vielleicht fehlerhaft, aber beispielhaft Fund altertümlicher daoistischer Medizinfläschchen Die weiter unten wiedergegebene klinische Studie zur Behandlung von Migräne wurde in der Septemberausgabe des «Zhe Jiang Zhong Yi («Zhejiang-Journal für Chinesische Medizin») publiziert.* Nicht alle klinischen Studien der modernen Chinesischen Medizin sind gut. Oft sind die Studien-Designs nicht einwandfrei, wichtige Daten nicht ausreichend dokumentiert und Behandlungserfolge unwahrscheinlich hoch. Meist werden solche Studien in der westlichen Welt nur mit Einschränkungen oder gar nicht akzeptiert. Trotzdem können sie für Therapeuten und Ärztinnen der Chinesischen Medizin sehr hilfreich und für den klinischen Alltag gar unerlässlich sein. Textbücher beschreiben die theoretischen Behandlungen aller, auch unbehandelbarer oder unheilbarer Krankheiten. Die Frage der klinischen Wirklichkeit bleibt aber oft unbeantwortet. Sehr selten zeigen sich die logischen und einfachen Textbuchmuster eins zu eins im klinischen Alltag. Meistens zeigen sich komplexe Konstellationen mit einer Kombination verschiedener Muster; die Differenzierung ist schwierig, die Verschreibung wird kompliziert. Basisrezeptur individuell anpassen In unserem Beispiel geht man aber einen Schritt weiter und passt die Grundrezeptur an die genauen Umstände, das individuelle Muster des Patienten oder der Patientin an. Diese Art der Verschreibung ist gar nicht sehr kompliziert, aber viel effizienter. Man kennt die einzelnen Arzneimittel und man kennt Grundrezepturen. Man beginnt mit einer guten Basisrezeptur und modifiziert diese dann individuell. Nicht jede Verschreibung muss von Grund auf neu entworfen werden. Dr. Silvio Schaller, TCM-Arzt in Zürich, spricht sehr präzise von einem «Modul-Verschreibungsverfahren»: Man kennt Module und addiert diese zu Grundrezepturen oder stellt sogar einfach nur einzelne Module zusammen. Die im Folgenden zusammengefasste klinische Studie soll als Anleitung dazu gelten, zunächst spezifisch für den Fall einer Migränebehandlung, dann aber auch generell für diese Art der Verschreibungsmethodik. «EXTRAKT» wird in kommenden Ausgaben weitere Artikel nach diesem Konzept bringen; sie sollen Therapeuten und Ärztinnen helfen, ein «Grundsortiment» von guten Basisrezepturen für klinisch häufige Krankheiten aufzubauen. – Damit vermehrt differenziert behandelt werden kann und man nicht von modernen «Breitband»-Formeln abhängig ist. Nutzen auch aus mangelhaften Studien ziehen Was die Qi tonisierenden oder Yang senkenden Arzneien sind, das wissen wir, das gehört zur Grundausbildung. Welches aber ist die beste Arznei für die Behandlung von spezifischen Erschöpfungsmustern oder Migräneattacken? Welche Dosierung, welche Kombination wirkt am besten und stärksten gegen die pochenden Kopfschmerzen, gegen die Erschöpfung? Diese Fragen werden mit den in der chinesischen Literatur zuhauf publizierten klinischen Studien effizient beantwortet. Ob dann die statistische Auswertung ganz genau vorgenommen wurde und der Behandlungserfolg exakt stimmt, spielt für diese Benutzung der Daten keine grosse Rolle. Was wir suchen und finden in diesen Veröffentlichungen, sind Behandlungsstandards aus dem modernen China, sind Antworten weniger zu theoretischen als vielmehr zu klinischen Fragen. Und diese Daten beginnen nun, eine klaffende Lücke in der englisch- und deutschsprachigen TCM-Literatur zu stopfen. Die vorliegende Studie scheint mir ein speziell gutes Beispiel. Bei der Behandlung von Migränen wird zuerst eine Grundrezeptur beschrieben, welche dann in der Praxis ganz nach dem Leitgedanken der individuellen Verschreibung Die Migräne-Studie Insgesamt 83 Patienten, welche an Migräne-artigen Kopfschmerzen litten, nahmen an dieser klinischen Studie teil. Davon waren 31 Männer und 52 Frauen. Ihr Alter lag zwischen 23 und 69 Jahren mit einem Durchschnitt von 38,7 Jahren. Die bisherige Dauer der Krankheit umfasste eine Spanne von lediglich 17 Tagen bis zu 16 Jahren. 17 Patienten litten zusätzlich an erhöhtem Blutdruck. Es wurden sieben Muster differenziert und die Patienten je nach Symptomen in diese Muster aufgeteilt. Die Muster mit den charakteristischen Symptomen und der Anzahl Patienten sind nachfolgend aufgelistet: 1) Wind-Kälte blockiert die Netzwerkgefässe: Stechende Kopfschmerzen, welche sich in den Nacken und Rücken ziehen können, Aversion gegen Wind und eine Furcht vor Kälte, Verschlimmerung der Schmerzen mit Kälte, ein Verlangen nach einer warmen Kopfbedeckung, Brechreiz und Erbrechen, eine blasse und purpurfarbene Zunge mit China lanciert Datenbank für pflanzliche Substanzen Medicine in China. Paul U. Unschuld Eine jüngst in China erschienene Studie über die Therapie von Migräne beantwortet viele praktische Fragen. Überdies kann sie als Beispiel dienen für die Modifikation von Grundrezepturen nach Massgabe der Musterdifferenzierungen. In einer Einführung diskutiert «EXTRAKT» auch den Stellenwert moderner klinischer Studien aus China angesichts der im Westen geltenden wissenschaftlichen Standards. aufforderten, das Geld für die Medizin in den Korb zu legen und fest am Strick zu ziehen. Dies war das Signal für die Mönche in der Höhe, den Korb nach oben zu ziehen und anschliessend die Medizin im selben Korb hinab zu lassen. Auf der Tafel in der Grotte stand geschrieben, man möge bitte die genaue Gebühr in den Korb legen. «Die heilige Höhle liegt weit oberhalb und Worte können kaum gehört werden», hiess es. (JCM News Oct. 2003) Chinesische Forscher haben ein Datenbank-Projekt initiiert, das traditionelle Chinesische Medizin mit moderner Genforschung verbinden soll. Auf dem International Human Genome Meeting in Shanghai erklärte der Direktor des chinesischen Human-Genom-Centers Chen Zhu, dass Genforschung zur Dekodierung der «geheimnisvollen» Effekte der TCM herangezogen werden könne. Dies meldet die chinesische Nachrichtenagentur Xinhuanet. Das Projekt strebt «die weltgrösste Naturstoff-Gendatenbank» an und soll mehr als 5000 wirksame Substanzen der TCM erfassen. Die Datenbank sei ein Beitrag Chinas zur Weiterentwicklung der TCM im wissenschaftlichen Sinn, ergänzte Chen in seiner Funktion als Vizepräsident der Chinese Academy of Sciences. «Die grösste Herausforderung in der Kombination der TCM und der Genforschung wird es sein, jene Elemente der TCM zu erkennen, die auch wirklich nützlich sind», resümierte der Genforscher Walter Bodmer von der Oxford University. (http://www.innovationsreport.de/html/berichte/biowissen schaften_chemie/bericht-9342.html) Kulturgut im Vogelnest ... In einem Vogelnest in der Huanglong-Höhle beim Wudang-Berg, einem berühmten daoistischen Ort in der HubeiProvinz von China, wurden Dutzende von Medizinfläschchen gefunden. Inschriften auf den Fläschchen zeugen davon, dass die darin enthaltene Medizin für Augenleiden benutzt wurde und die Fläschchen während der Song-, der Mingund der Qing-Dynastie (960 bis 1911) verwendet wurden. Eine Tafel, die in einem Pavillion unter der Grotte gefunden Medicine in China. Paul U. Unschuld der Patientin, dem Patienten angepasst wird. Die Modifizierungen der Grundrezeptur basieren auf sieben Mustern, welche im Artikel beschrieben sind. Es ist also eine Mischung der Chinesischen und der Westlichen Medizin: Man legt sich auf eine westliche Krankheit fest, in diesem Fall die Migräne, findet dafür den gemeinsamen Nenner des Krankheitsmechanismus nach Chinesischer Medizin – Blockade der Netzwerkgefässe – und schreibt dazu eine Grundrezeptur. Alle die vielen fertigen modernen, auf westliche Krankheiten zugeschnittenen Chinesischen Rezepturen, welche den Markt überfluten, sind Beispiele solcher «auf den grössten gemeinsamen Nenner» reduzierter Grundrezepturen. Ginseng gegen Erektionsstörungen 45 Patienten mit Erektionsstörungen wurden in einer Doppelblindstudie einer Ginsengbehandlung unterzogen. Den Patienten wurden während acht Wochen dreimal täglich 900 mg koreanischer Ginseng (Radix Panacis Ginseng, Hong Shen) verabreicht. Dieser Behandlungsperiode folgte eine zweiwöchige Pause und dann eine achtwöchige Placebobehandlung. Es zeigte sich, dass die Anzahl und die Erhaltung der Erektionen, die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs sowie die Festigkeit der Penisspitze während der Ginsengbehandlung signifikant höher waren als während der Placebobehandlung. (JCM News Oct. 2003; J Urol 2002; 168: 2070–3) ... alte daoistische Augenmedizin. wurde, beschreibt die Funktionen der Augenmedizin. Sie soll gegen 72 verschiedene Augenleiden wirksam sein, darunter auch gegen den Grauen Star, Presbyopia und «Tränen im Wind». Die Medizin wurde zuerst vom Daoisten Yunxia hergestellt. Nach historischen Quellen soll Yunxia im Jahr 928 gestorben sein, als Anführer der achten Generation der berühmten Danding-Daoistenlinie vom Wudang-Berg. Diese daoistische Linie soll die erste auf diesem Berg gewesen sein. Die daoistischen Ärzte in der Höhle verkauften ihre Medizin, indem sie einen Strick mit einem daran befestigten Korb in den Pavillion unter der Höhle senkten, die Leute AG 4/03 4 > 9 > DAS CHONG-KONZEPT KLINISCHE STUDIE ZUR BEHANDLUNG VON MIGRÄNE «Getier» vom Bandwurm bis zu Mikroorganismen des Qi. Da Qi eine warme Yang-Substanz ist, wird durch diese Stauung rasch Hitze transformiert. Das heisst, die Feuchtigkeit wird aufgeheizt und es entsteht feuchte Hitze. In dieser Umgebung können dann die «Würmer» gedeihen und sich vermehren. Obwohl Vergleiche zwischen Chinesischer und Westlicher Medizin immer eher vorsichtig gezogen werden sollten, darf man beim modernen Chinesischen Chong-Konzept den Vergleich mit Candida-albicans-Überwachsungen im Darm postulieren. In den allermeisten Fällen trifft es zu, dass Patienten mit erhöhten Candida-Werten auch an feuchter Hitze leiden. Der Candida-Mikroorganismus ist dann eben das «Insekt», der chong. Weshalb aber soll man diesen Organismus so benennen? Reicht es nicht, einfach feuchte Hitze zu diagnostizieren und therapieren? In der letzten Ausgabe streifte «EXTRAKT» das ChongKonzept. Hier versuchen wir, den etwas schillernden Begriff zu klären und Tipps für die Praxis abzuleiten. Der chinesische Begriff chong kann als Insekt, Wurm oder Käfer übersetzt werden. Es ist ein genereller Begriff für kleine «insektenartige» Lebewesen. In der Chinesischen Medizin wird der Begriff chong für zwei verschiedene Dinge verwendet. Zum einen beschreibt er die insektenartigen Arzneimittel wie Lumbricus (Di Long), Scolopendra Subspinipes (Wu Gong) etc., eben chong im wahrsten Sinne des Wortes, zum anderen beschreibt dieses chinesische Zeichen aber auch eine Art von inneren pathogenen Faktoren. Hier kann wieder aufgeteilt werden: Traditionell wird chong mit «Würmer» übersetzt und bezeichnet intestinale Parasiten wie Band- und Hakenwürmer. In der modernen chinesischen Medizin hat chong nun aber noch eine weitere Bedeutung erlangt. Es wird verwendet, um kleine und kleinste Lebewesen vor allem in unserem Darm zu beschreiben. Das sind meist Pilze, manchmal auch Bakterien oder andere Mikroorganismen. Chong in diesem modernen Sinne wird meistens im Zusammenhang mit Feuchtigkeit und Hitze erwähnt. So auch im letzten «EXTRAKT», im Artikel über Fehldiagnosen: «… feuchte Hitze, die nach unten in die Vulvaregion sank und chong produzierte.» (Nr. 3/03, Seite 5) Dieses Beispiel illustriert denn auch, dass chong in einem Milieu feuchter Hitze wachsen und dass sich Chong-Befall sehr oft in Form von Pilzen im Körper zeigt. Empfehlungen für die Therapie Der Unterschied liegt bei der Zugabe von spezifischen chong tötenden Arzneien zu Rezepturen für Patienten, welche feuchte Hitze mit Ansammlungen von chong präsentieren. Beispiele dieser Arzneimittel sind Fructus Pruni Mume (Wu Mei), Cortex Ailanthi Altissimiae (Chun Gen Pi), Fructus Zanthoxyli (Chuan Jiao), Fructus Arecae Catechu (Bing Lang), Fructus Quisqualis (Shi Jun Zi) etc. Auch das für «Seafood»-Vergiftungen indizierte Folium Perilla (Su Ye) darf dazu gezählt werden. Als sehr klassische und äusserst effiziente Leitrezeptur steht Wu Mei Wan (Mume Pille). Eine Analyse deren Inhaltsstoffe bestätigt schnell obige Feststellungen: Die Wurm tötenden Arzneien werden mit den stärksten feuchte Hitze klärenden Arzneimitteln kombiniert. Weiter sind auch warme und stärkende Mittel enthalten, um die Milz, den eigentlichen Ursprung der Feuchtigkeitsansammlungen, zu wärmen und zu tonisieren. In der Praxis rät es sich also sehr, für Patienten und Patientinnen, welche an feuchter Hitze leiden und bei denen entweder häufige Pilzinfektionen auftreten oder nachweislich erhöhte Candida-Werte vorliegen, entweder, wenn das Muster entspricht, mit Wu Mei Wan als Grundrezeptur zu beginnen oder der Verschreibung einige der spezifischen Würmer tötenden Arzneien beizugeben. Bei chong im Darm ist das beste Mittel Wu Mei. Bei chong im Vaginalbereich ist es Ku Lian Gen Pi. Andere Mittel werden je nach Muster aus den oben aufgelisteten ausgewählt. weissem Belag und ein saitenförmiger (xian) und gespannter (jin) oder ein rauer (se) Puls. Zehn Patienten litten an diesem Muster. 2) Schleim-Trübheit stört das Obere: Migränekopfschmerzen, welche in die Augensockel ausstrahlen, oft ein charakteristischer «schwerer» Schmerz, als ob der Kopf dick eingebunden wäre, unberechenbar an- und abschwellender, oft schleichender Schmerz, welcher nicht stoppen will, Brust- und Bauchvölle, Erbrechen von Speichel und Schleim, ein weisser und schleimiger Zungenbelag und ein schlüpfriger (hua) oder saitenförmiger (xian) und schlüpfriger Puls. Siebzehn Patienten litten an diesem Muster. 3) Lebereinengung und Qi-Stagnation: Einseitige Migräneartige Kopfschmerzen auf der rechten oder linken Seite, Ausstrahlungen zum supraoribtalen Knochenring oder einseitig in den Nacken. Oft zeigt sich der Schmerz dehnend mit einem Gefühl des Bersten-Müssens, bei sehr starkem Schmerz auch Erbrechen von bitterer Flüssigkeit, immer wiederkehrende Attacken mit einem Bezug zu den Emotionen, Völleschmerz in der Brust und unter den Rippen, häufiges Aufstossen und Völle in der Bauchregion, dunkle und purpurfarbene Zunge mit dünnem weissem oder dünnem schleimigem Belag und ein tiefer (chen) und saitenförmiger (xian) Puls. Zweiundzwanzig Patienten litten an diesem Muster. 4) Blutstase blockiert die Netzwerkgefässe: Therapieresistente Kopfschmerzen über eine lange Zeit, fixierte, oft stechende Schmerzen, düstere und fahle Gesichtsfarbe, purpurne Lippen und Zunge, dünner (xi) und rauer (se) oder tiefer (chen) und rauer Puls. Vierzehn Patienten litten an diesem Muster. 5) Aufsteigendes Leber-Yang: Beidseitige sehr starke Kopfschmerzen mit Schwindel, innere Unruhe, schnelles Aufbrausen, rote Gesichtsfarbe, bitterer Mundgeschmack, Rippenschmerzen, rote Zunge mit dünnem und gelbem Belag und ein saitenförmiger (xian) oder ein saitenförmiger, dünner (xi) und schneller (shuo) Puls. Sieben Patienten litten an diesem Muster. 6) Qi- und Blutleere: W iederkehrende dumpfe Kopfschmerzen, unberechenbares An- und Abschwellen, Verschlimmerung mit Ermüdung oder geistiger Anstrengung, glanzlose Gesichtsfarbe, Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Herzklopfen, blasse Zunge mit dünnem Belag und ein dünner (xi) und schwacher (ruo) Puls. Fünf Patienten litten an diesem Muster. 7) Leber- und Nieren-Yin-Leere: Kopfschmerzen mit einem Leeregefühl im Kopf, Schwindel, Gehörschwäche, Tinnitus, Lendenschmerzen und schwache Knie, Hitze in den fünf Herzen, rote Zunge mit dünnem oder gar keinem Belag und ein dünner (xi), schneller (shuo) und schwacher (ruo) Puls. Acht Patienten litten an diesem Muster. Die Modifikation nach Mustern Die Behandlung erfolgte durch die Abgabe einer Modifikation von Sou Feng Qu Yu Hua Tan Tang («Dekokt zum Aufspüren von Wind, Eliminieren von Stase und Umwandeln von Schleim»). Die Basisrezeptur enthält folgende Arzneimittel: Radix Ligustici Wallichii (Chuan Xiong), 15–30 g; Buthus Martensi (Quan Xie), Rhizma Typhoni Gigantei (Bai Fu Zi), je 6 g; Bombyx Batryticatus (Jiang Can), 9 g; Radix Albus Paeoniae Lactiflorae (Bai Shao), 15 g; Radix Glycyrrhizzae (Gan Cao), 5 g. Die Modifikationen nach Musterdifferenzierungen waren folgende: Beim Wind-Kälte-blockiert-die-Netzwerk-Gefässe-Muster wurden zur Basisrezeptur noch folgende Arzneien hinzugefügt: Herba Asari cum Radice (Xi Xin), 6–15 g (bei solch Chong tötende Arznei: Fructus Pruni Mume (Wu Mei). Simon Becker Radix Ligustici Wallichii (Chuan Xiong) ist ein Hauptkraut für die Behandlung Chong habens gerne feucht und warm In der Chinesischen Medizin müssen chong nicht unbedingt von aussen her in den Körper gelangen. Die Chinesische Medizin kennt ja «nur» die sechs klimatischen Faktoren und epidemische Toxine als äussere pathogene Faktoren. Viel eher als dass chong von aussen her in den Körper eindringen, entstehen sie im Innern. Sie wachsen und gedeihen in einer feuchtwarmen Umgebung. Feuchtigkeit ist ein pathogener Faktor mit Yin-Eigenschaften. Daher sinkt die Feuchtigkeit ab in den unteren Erwärmer. Weiter blockiert die klebrig-nasse Masse den freien Fluss von Kopfschmerzen. Die Seidenraupe, Bombyx Batryticatus (Jiang Can), ist speziell wirksam gegen Migräne (verpuppt und von Pilz befallen). Eine typische Chong-Arznei: Chan Tui, Periostracum Cicada. AG 4/03 8 5 > KLINISCHE STUDIE ZUR BEHANDLUNG VON MIGRÄNE KLINISCHE STUDIE ZUR BEHANDLUNG VON MIGRÄNE verwendet werden. Falls dies die Kopfschmerzen nicht heilt, sollten Leitsubstanzen dazugegeben werden: für Tai Yang-Kopfschmerzen Qiang Huo, für Yang Ming-Kopfschmerzen Bai Zhi, für Shao Yang-Kopfschmerzen Chai Hu, für Tai Yin-Kopfschmerzen Wu Zhu Yu und für Shao Yin-Kopfschmerzen Xi Xin.» Die Rezepturen wurden als Dekokte zubereitet und eine Portion täglich verschrieben. Ein Behandlungszyklus dauerte zwei Wochen. Die Patienten wurden auch angehalten, während der Behandlung auf emotionale Ausgeglichenheit zu achten, auf saure und kalte oder scharfe und stimulierende Nahrungsmittel zu verzichten und grosse Anstrengungen zu vermeiden. hohen Dosierungen muss Xi Xin seiner Giftigkeit wegen unbedingt 20 Minuten oder länger gekocht werden!), Radix Angelicae Dahuricae (Bai Zhi), Radix Ledebouriellae Divaricatae (Fang Feng), Herba Schizonepetae Tenuifoliae (Jing Jie), und Radix et Rhizoma Notopterygii (Qiang Huo), je 10 g. Diese Zugaben stärken die Wind ausleitende und die Kälte zerstreuende Funktion der Rezeptur. Beim Schleim-Trübheit-belästigt-das-Obere-Muster wurden zur Basisrezeptur Rhizoma Pinelliae Ternatae (Ban Xia), Rhizoma Arisaematis cum Bile (Dan Nan Xing), Rhizoma Acori Graminei (Shi Chang Pu), Sclerotium Poriae Cocos (Fu Ling) und Pericarpium Citri Reticulatae (Chen Pi), je 10 g, hinzugefügt. Diese Substanzen stärken die Schleim umwandelnde und die Sinnesöffnungen befreiende Funktion der Rezeptur. Beim Leber-Einengung-Qi-Stagnation-Muster wurden Radix Bupleuri (Chai Hu), Fructus Citri Aurantii (Zhi Ke), Rhizoma Cyperi Rotundi (Xiang Fu), Pericarpium Citri Reticulatae (Chen Pi) und Tuber Curcumae (Yu Jin), je 10 g, dazugegeben. Diese Substanzen stärken die Leber bewegende und die Einengung befreiende Funktion der Rezeptur. Beim Blutstase-blockiert-die-Netzwerkgefässe-Muster wurden Radix Salviae Miltiorrhizae (Dan Shen) und Radix Puerariae (Ge Gen), je 30 g; Rhizoma Corydalis Yanhusuo (Yan Hu Suo), 15 g; Hirudo seu Whitmaniae (Shui Zhi), Semen Pruni Persicae (Tao Ren) und Flos Carthami Tinctorii (Hong Hua), je 10 g, dazugegeben. Diese Substanzen stärken die Blut bewegende und die Stase umwandelnde Funktion der Rezeptur. Beim Aufsteigenden-Leber-Yang-Muster wurden Conchae Haliotidis (Shi Jue Ming), Concha Ostreae (Mu Li), je 30 g; Rhizoma Gastrodiae Elatae (Tian Ma), Ramulus cum Uncis Uncariae (Gou Teng) und Fructus Tribuli Terrestris (Bai Ji Li), je 10 g, dazugegeben. Diese Substanzen gleichen die Leber aus und senken das Yang. Beim Qi-und-Blutleere-Muster wurden Honig-frittiertes Radix Astragali Membranacei (Zhi Huang Qi), unbehandeltes Radix Rehmanniae (Sheng Di) und Rhizoma Polygonati (Huang Jing), je 30 g; Radix Angelicae Sinensis (Dang Gui), Radix Rubrus Paeoniae Lactiflorae (Chi Shao), Rhizoma Atractylodis Macrocephalae (Bai Zhu), je 10 g, dazugegeben. Diese Substanzen stärken die Qi hebende und die Blut nährende sowie die Netzwerkgefässe befreiende und Schmerz lindernde Funktion der Rezeptur. Beim Leber-und-Nieren-Yin-Leere-Muster wurden gekochtes Radix Rehmanniae (Shu Di) und Radix Polygoni Multiflori (He Shou Wu), je 30 g; Fructus Lycii Chinensis (Gou Qi Zi) und Fructus Ligustri Lucidi (Nu Zhen Zi), je 15 g; Rhizoma Dioscoreae Oppositae (Shan Yao) und Fructus Corni Officinalis (Shan Zhu Yu), je 10 g, dazugegeben. Diese Substanzen stärken die Nieren und nähren die Essenz. Des Weiteren wurden je nach Ort des Schmerzes Arzneimittel zur Rezeptur gegeben, um diese in die richtige, die schmerzende Region durchquerende Leitbahn zu lenken und so die Wirkung weiter zu verbessern. Die Selektion dieser Leitsubstanzen folgte der Anleitung von Li Dongyuan: «Bei Kopfschmerzen sollte sicherlich Chuan Xiong Verbesserung in 94 Prozent der Fälle Der Erfolg wurde nach einem bis drei Behandlungszyklen analysiert und anhand folgender Kriterien gemessen. • Heilung: Die Kopfschmerzen und Begleitsymptome hatten sich komplett gelöst und ein halbes Jahr nach dem Ende der Kräutertherapie nicht wieder eingesetzt. • Verbesserung: Die Kopfschmerzen und Begleitsymptome hatten sich grundsätzlich gelöst, aber Kopfschmerzen setzten vor Ablauf eines halben Jahres nach Therapieende wieder ein. Die Häufigkeit der Kopfschmerzen war aber weiterhin stark reduziert. • Keine Wirkung: Es konnten keine klaren Verbesserungen nach der Therapie festgestellt werden. Von den insgesamt 83 behandelten Patientinnen und Patienten waren 54 geheilt, 24 verspürten eine Verbesserung und 5 blieben ohne Erfolg. Das heisst, die Verbesserungsrate liegt bei 94 Prozent (vgl. Tabelle unten). Therapieerfolge nach Mustern Diskussion des Autors In der Chinesischen Medizin gehört Migräne zu den traditionellen Krankheitskategorien Kopfschmerzen (tou tong), seitlicher Kopfwind (pian tong feng) oder einfach Kopfwind (tou feng). Im «Nei Jing» heisst es: «Die hohe Bergspitze oben kann nur von Wind erreicht werden.» Wind und Kälte verbinden sich oft, überwältigen eine schwache Oberfläche und dringen so in den Kopf und die Augen («Bergspitze») ein. Dort schaden sie den Yang-Netzwerkgefässen. Die zusammenziehende Eigenschaft von Kälte führt zu Blockade und Stagnation, was Blutstase und Schmerz verursacht. Wenn Emotionen dem Inneren schaden, verliert die Leber ihren freien und unbehinderten Fluss und der Qi-Mechanismus wird blockiert. Über längere Zeit führt eine solche Blockade oder Stagnation zu Hitze und transformiert Feuer. Dieses Feuer folgt der Leitbahn nach oben und stört die klaren Sinnesöffnungen. Wenn unregelmässige Nahrungsaufnahme oder exzessives Grübeln der Milz schaden, dann verliert diese die Umwandlungs- und Transportfunktion. Feuchtigkeit sammelt sich an und es wird Schleim transformiert. Wenn viele fettige und schwer verdaubare Substanzen eingenommen werden, wird der Körper fett und Schleim und Feuchtigkeit sammeln sich innerlich an. Dieser Schleim blockiert die Mitte und behindert das klare Yang beim Aufsteigen. Dies führt zu einem Mangel an klarem Yang im Kopf und somit zu Kopfschmerzen. Nach langer Krankheit, nach Blutverlust, etwa beim Gebären, oder nach Überarbeitung sind Qi und Blut geschwächt. Wenn Qi schwach ist, kann es Blut nicht mehr bewegen. Dies führt zu Qi-Stagnation, Blutstase und zu blockierten Gefässen und Netzwerkgefässen. Eine solche Blockade verursacht dann Schmerz. zu schaffen, Wind zu eliminieren, Schleim umzuwandeln und Spasmen zu stoppen. Dies sind die Minister-Arzneien. Bai Shao nährt und bewegt Blut, löst die Leber und behandelt das Akute. Es kann auch Yin adstringieren und den Palast harmonisieren. Dadurch beugt es einer unerwünschten Wirkung der oben genannten Substanzen vor, welche das Qi zerstreuen und anheben können, wenn sie im Übermass wirksam werden. Durch seine Funktion, das Akute zu lindern, stoppt Bai Shao auch Schmerzen. Es ist die Assistenten-Arznei. Gan Cao harmonisiert alle Arzneimittel dieser Verschreibung. Die wenigen, aber essenziellen Mittel dieser Rezeptur wirken zusammen, um effizient den Wind aufzuspüren, Stase zu eliminieren und Schleim umzuwandeln, die Netzwerkgefässe zu befreien und Schmerz zu stoppen. Simon Becker * Quelle: Zhu Jun-jian in «Zhe Jiang Zhong Yi Za Zhi», Zhejiang-Journal für Chinesische Medizin, September 2003, S. 377–378 Verbesserung Keine Wirkung Verbesserungsrate (%) Patienten Heilung Wind-Kälte blockiert die Netzwerkgefässe 10 6 3 1 90 Schleim-Trübheit stört das Obere 17 12 5 0 100 Leber-Einengung und QiStagnation 22 16 6 0 100 Blutstase blockiert die Netzwerkgefässe 14 8 4 2 85,7 Aufsteigendes Leber-Yang 7 5 2 0 100 Qi- und Blutleere 5 3 1 1 80 Leber- und Nieren-YinLeere 8 4 3 1 87,5 Total 83 54 24 5 94 Fazit Zusammenfassend kann man sagen, dass die drei Organe Leber, Milz und Niere und die pathogenen Faktoren Wind, Kälte, Schleim und Stase die Schlüsselpunkte im Krankheitsmechanismus und daher auch die Schlüsselpunkte für die Therapie von Migräne-artigen Kopfschmerzen sind. Vor allem Wind, Kälte, Schleim und Stase sind von grosser Bedeutung. Deshalb wurde auch eine Rezeptur zusammengestellt, welche diese pathogenen Faktoren behandelt: Wind wird aufgespürt, Stase eliminiert und Schleim umgewandelt. Weiter werden die Netzwerkgefässe befreit und der Schmerz gestoppt. In der Grundrezeptur dient Chuan Xiong dazu, mit seinem scharfen Geschmack und seiner Wärme nicht nur zu bewegen, sondern auch oben die Bergspitze zu erreichen und unten in den See des Qi (Qi Hai) einzudringen, Stase zu eliminieren und die Netzwerkgefässe zu befreien. Es ist das Herrscherkraut dieser Rezeptur. Quan Xie und Jiang Can sind Insekten-Arzneimittel. Sie spüren Wind auf, besänftigen ihn, befreien die Netzwerkgefässe und stoppen Schmerz. Bai Fu Zi ist die beste Arznei, Bewegung im Kopf 4/03 6 > 7 AG KLINISCHE STUDIE ZUR BEHANDLUNG VON MIGRÄNE KLINISCHE STUDIE ZUR BEHANDLUNG VON MIGRÄNE verwendet werden. Falls dies die Kopfschmerzen nicht heilt, sollten Leitsubstanzen dazugegeben werden: für Tai Yang-Kopfschmerzen Qiang Huo, für Yang Ming-Kopfschmerzen Bai Zhi, für Shao Yang-Kopfschmerzen Chai Hu, für Tai Yin-Kopfschmerzen Wu Zhu Yu und für Shao Yin-Kopfschmerzen Xi Xin.» Die Rezepturen wurden als Dekokte zubereitet und eine Portion täglich verschrieben. Ein Behandlungszyklus dauerte zwei Wochen. Die Patienten wurden auch angehalten, während der Behandlung auf emotionale Ausgeglichenheit zu achten, auf saure und kalte oder scharfe und stimulierende Nahrungsmittel zu verzichten und grosse Anstrengungen zu vermeiden. hohen Dosierungen muss Xi Xin seiner Giftigkeit wegen unbedingt 20 Minuten oder länger gekocht werden!), Radix Angelicae Dahuricae (Bai Zhi), Radix Ledebouriellae Divaricatae (Fang Feng), Herba Schizonepetae Tenuifoliae (Jing Jie), und Radix et Rhizoma Notopterygii (Qiang Huo), je 10 g. Diese Zugaben stärken die Wind ausleitende und die Kälte zerstreuende Funktion der Rezeptur. Beim Schleim-Trübheit-belästigt-das-Obere-Muster wurden zur Basisrezeptur Rhizoma Pinelliae Ternatae (Ban Xia), Rhizoma Arisaematis cum Bile (Dan Nan Xing), Rhizoma Acori Graminei (Shi Chang Pu), Sclerotium Poriae Cocos (Fu Ling) und Pericarpium Citri Reticulatae (Chen Pi), je 10 g, hinzugefügt. Diese Substanzen stärken die Schleim umwandelnde und die Sinnesöffnungen befreiende Funktion der Rezeptur. Beim Leber-Einengung-Qi-Stagnation-Muster wurden Radix Bupleuri (Chai Hu), Fructus Citri Aurantii (Zhi Ke), Rhizoma Cyperi Rotundi (Xiang Fu), Pericarpium Citri Reticulatae (Chen Pi) und Tuber Curcumae (Yu Jin), je 10 g, dazugegeben. Diese Substanzen stärken die Leber bewegende und die Einengung befreiende Funktion der Rezeptur. Beim Blutstase-blockiert-die-Netzwerkgefässe-Muster wurden Radix Salviae Miltiorrhizae (Dan Shen) und Radix Puerariae (Ge Gen), je 30 g; Rhizoma Corydalis Yanhusuo (Yan Hu Suo), 15 g; Hirudo seu Whitmaniae (Shui Zhi), Semen Pruni Persicae (Tao Ren) und Flos Carthami Tinctorii (Hong Hua), je 10 g, dazugegeben. Diese Substanzen stärken die Blut bewegende und die Stase umwandelnde Funktion der Rezeptur. Beim Aufsteigenden-Leber-Yang-Muster wurden Conchae Haliotidis (Shi Jue Ming), Concha Ostreae (Mu Li), je 30 g; Rhizoma Gastrodiae Elatae (Tian Ma), Ramulus cum Uncis Uncariae (Gou Teng) und Fructus Tribuli Terrestris (Bai Ji Li), je 10 g, dazugegeben. Diese Substanzen gleichen die Leber aus und senken das Yang. Beim Qi-und-Blutleere-Muster wurden Honig-frittiertes Radix Astragali Membranacei (Zhi Huang Qi), unbehandeltes Radix Rehmanniae (Sheng Di) und Rhizoma Polygonati (Huang Jing), je 30 g; Radix Angelicae Sinensis (Dang Gui), Radix Rubrus Paeoniae Lactiflorae (Chi Shao), Rhizoma Atractylodis Macrocephalae (Bai Zhu), je 10 g, dazugegeben. Diese Substanzen stärken die Qi hebende und die Blut nährende sowie die Netzwerkgefässe befreiende und Schmerz lindernde Funktion der Rezeptur. Beim Leber-und-Nieren-Yin-Leere-Muster wurden gekochtes Radix Rehmanniae (Shu Di) und Radix Polygoni Multiflori (He Shou Wu), je 30 g; Fructus Lycii Chinensis (Gou Qi Zi) und Fructus Ligustri Lucidi (Nu Zhen Zi), je 15 g; Rhizoma Dioscoreae Oppositae (Shan Yao) und Fructus Corni Officinalis (Shan Zhu Yu), je 10 g, dazugegeben. Diese Substanzen stärken die Nieren und nähren die Essenz. Des Weiteren wurden je nach Ort des Schmerzes Arzneimittel zur Rezeptur gegeben, um diese in die richtige, die schmerzende Region durchquerende Leitbahn zu lenken und so die Wirkung weiter zu verbessern. Die Selektion dieser Leitsubstanzen folgte der Anleitung von Li Dongyuan: «Bei Kopfschmerzen sollte sicherlich Chuan Xiong Verbesserung in 94 Prozent der Fälle Der Erfolg wurde nach einem bis drei Behandlungszyklen analysiert und anhand folgender Kriterien gemessen. • Heilung: Die Kopfschmerzen und Begleitsymptome hatten sich komplett gelöst und ein halbes Jahr nach dem Ende der Kräutertherapie nicht wieder eingesetzt. • Verbesserung: Die Kopfschmerzen und Begleitsymptome hatten sich grundsätzlich gelöst, aber Kopfschmerzen setzten vor Ablauf eines halben Jahres nach Therapieende wieder ein. Die Häufigkeit der Kopfschmerzen war aber weiterhin stark reduziert. • Keine Wirkung: Es konnten keine klaren Verbesserungen nach der Therapie festgestellt werden. Von den insgesamt 83 behandelten Patientinnen und Patienten waren 54 geheilt, 24 verspürten eine Verbesserung und 5 blieben ohne Erfolg. Das heisst, die Verbesserungsrate liegt bei 94 Prozent (vgl. Tabelle unten). Therapieerfolge nach Mustern Diskussion des Autors In der Chinesischen Medizin gehört Migräne zu den traditionellen Krankheitskategorien Kopfschmerzen (tou tong), seitlicher Kopfwind (pian tong feng) oder einfach Kopfwind (tou feng). Im «Nei Jing» heisst es: «Die hohe Bergspitze oben kann nur von Wind erreicht werden.» Wind und Kälte verbinden sich oft, überwältigen eine schwache Oberfläche und dringen so in den Kopf und die Augen («Bergspitze») ein. Dort schaden sie den Yang-Netzwerkgefässen. Die zusammenziehende Eigenschaft von Kälte führt zu Blockade und Stagnation, was Blutstase und Schmerz verursacht. Wenn Emotionen dem Inneren schaden, verliert die Leber ihren freien und unbehinderten Fluss und der Qi-Mechanismus wird blockiert. Über längere Zeit führt eine solche Blockade oder Stagnation zu Hitze und transformiert Feuer. Dieses Feuer folgt der Leitbahn nach oben und stört die klaren Sinnesöffnungen. Wenn unregelmässige Nahrungsaufnahme oder exzessives Grübeln der Milz schaden, dann verliert diese die Umwandlungs- und Transportfunktion. Feuchtigkeit sammelt sich an und es wird Schleim transformiert. Wenn viele fettige und schwer verdaubare Substanzen eingenommen werden, wird der Körper fett und Schleim und Feuchtigkeit sammeln sich innerlich an. Dieser Schleim blockiert die Mitte und behindert das klare Yang beim Aufsteigen. Dies führt zu einem Mangel an klarem Yang im Kopf und somit zu Kopfschmerzen. Nach langer Krankheit, nach Blutverlust, etwa beim Gebären, oder nach Überarbeitung sind Qi und Blut geschwächt. Wenn Qi schwach ist, kann es Blut nicht mehr bewegen. Dies führt zu Qi-Stagnation, Blutstase und zu blockierten Gefässen und Netzwerkgefässen. Eine solche Blockade verursacht dann Schmerz. zu schaffen, Wind zu eliminieren, Schleim umzuwandeln und Spasmen zu stoppen. Dies sind die Minister-Arzneien. Bai Shao nährt und bewegt Blut, löst die Leber und behandelt das Akute. Es kann auch Yin adstringieren und den Palast harmonisieren. Dadurch beugt es einer unerwünschten Wirkung der oben genannten Substanzen vor, welche das Qi zerstreuen und anheben können, wenn sie im Übermass wirksam werden. Durch seine Funktion, das Akute zu lindern, stoppt Bai Shao auch Schmerzen. Es ist die Assistenten-Arznei. Gan Cao harmonisiert alle Arzneimittel dieser Verschreibung. Die wenigen, aber essenziellen Mittel dieser Rezeptur wirken zusammen, um effizient den Wind aufzuspüren, Stase zu eliminieren und Schleim umzuwandeln, die Netzwerkgefässe zu befreien und Schmerz zu stoppen. Simon Becker * Quelle: Zhu Jun-jian in «Zhe Jiang Zhong Yi Za Zhi», Zhejiang-Journal für Chinesische Medizin, September 2003, S. 377–378 Verbesserung Keine Wirkung Verbesserungsrate (%) Patienten Heilung Wind-Kälte blockiert die Netzwerkgefässe 10 6 3 1 90 Schleim-Trübheit stört das Obere 17 12 5 0 100 Leber-Einengung und QiStagnation 22 16 6 0 100 Blutstase blockiert die Netzwerkgefässe 14 8 4 2 85,7 Aufsteigendes Leber-Yang 7 5 2 0 100 Qi- und Blutleere 5 3 1 1 80 Leber- und Nieren-YinLeere 8 4 3 1 87,5 Total 83 54 24 5 94 Fazit Zusammenfassend kann man sagen, dass die drei Organe Leber, Milz und Niere und die pathogenen Faktoren Wind, Kälte, Schleim und Stase die Schlüsselpunkte im Krankheitsmechanismus und daher auch die Schlüsselpunkte für die Therapie von Migräne-artigen Kopfschmerzen sind. Vor allem Wind, Kälte, Schleim und Stase sind von grosser Bedeutung. Deshalb wurde auch eine Rezeptur zusammengestellt, welche diese pathogenen Faktoren behandelt: Wind wird aufgespürt, Stase eliminiert und Schleim umgewandelt. Weiter werden die Netzwerkgefässe befreit und der Schmerz gestoppt. In der Grundrezeptur dient Chuan Xiong dazu, mit seinem scharfen Geschmack und seiner Wärme nicht nur zu bewegen, sondern auch oben die Bergspitze zu erreichen und unten in den See des Qi (Qi Hai) einzudringen, Stase zu eliminieren und die Netzwerkgefässe zu befreien. Es ist das Herrscherkraut dieser Rezeptur. Quan Xie und Jiang Can sind Insekten-Arzneimittel. Sie spüren Wind auf, besänftigen ihn, befreien die Netzwerkgefässe und stoppen Schmerz. Bai Fu Zi ist die beste Arznei, Bewegung im Kopf 4/03 6 > 7 AG DAS CHONG-KONZEPT KLINISCHE STUDIE ZUR BEHANDLUNG VON MIGRÄNE «Getier» vom Bandwurm bis zu Mikroorganismen des Qi. Da Qi eine warme Yang-Substanz ist, wird durch diese Stauung rasch Hitze transformiert. Das heisst, die Feuchtigkeit wird aufgeheizt und es entsteht feuchte Hitze. In dieser Umgebung können dann die «Würmer» gedeihen und sich vermehren. Obwohl Vergleiche zwischen Chinesischer und Westlicher Medizin immer eher vorsichtig gezogen werden sollten, darf man beim modernen Chinesischen Chong-Konzept den Vergleich mit Candida-albicans-Überwachsungen im Darm postulieren. In den allermeisten Fällen trifft es zu, dass Patienten mit erhöhten Candida-Werten auch an feuchter Hitze leiden. Der Candida-Mikroorganismus ist dann eben das «Insekt», der chong. Weshalb aber soll man diesen Organismus so benennen? Reicht es nicht, einfach feuchte Hitze zu diagnostizieren und therapieren? In der letzten Ausgabe streifte «EXTRAKT» das ChongKonzept. Hier versuchen wir, den etwas schillernden Begriff zu klären und Tipps für die Praxis abzuleiten. Der chinesische Begriff chong kann als Insekt, Wurm oder Käfer übersetzt werden. Es ist ein genereller Begriff für kleine «insektenartige» Lebewesen. In der Chinesischen Medizin wird der Begriff chong für zwei verschiedene Dinge verwendet. Zum einen beschreibt er die insektenartigen Arzneimittel wie Lumbricus (Di Long), Scolopendra Subspinipes (Wu Gong) etc., eben chong im wahrsten Sinne des Wortes, zum anderen beschreibt dieses chinesische Zeichen aber auch eine Art von inneren pathogenen Faktoren. Hier kann wieder aufgeteilt werden: Traditionell wird chong mit «Würmer» übersetzt und bezeichnet intestinale Parasiten wie Band- und Hakenwürmer. In der modernen chinesischen Medizin hat chong nun aber noch eine weitere Bedeutung erlangt. Es wird verwendet, um kleine und kleinste Lebewesen vor allem in unserem Darm zu beschreiben. Das sind meist Pilze, manchmal auch Bakterien oder andere Mikroorganismen. Chong in diesem modernen Sinne wird meistens im Zusammenhang mit Feuchtigkeit und Hitze erwähnt. So auch im letzten «EXTRAKT», im Artikel über Fehldiagnosen: «… feuchte Hitze, die nach unten in die Vulvaregion sank und chong produzierte.» (Nr. 3/03, Seite 5) Dieses Beispiel illustriert denn auch, dass chong in einem Milieu feuchter Hitze wachsen und dass sich Chong-Befall sehr oft in Form von Pilzen im Körper zeigt. Empfehlungen für die Therapie Der Unterschied liegt bei der Zugabe von spezifischen chong tötenden Arzneien zu Rezepturen für Patienten, welche feuchte Hitze mit Ansammlungen von chong präsentieren. Beispiele dieser Arzneimittel sind Fructus Pruni Mume (Wu Mei), Cortex Ailanthi Altissimiae (Chun Gen Pi), Fructus Zanthoxyli (Chuan Jiao), Fructus Arecae Catechu (Bing Lang), Fructus Quisqualis (Shi Jun Zi) etc. Auch das für «Seafood»-Vergiftungen indizierte Folium Perilla (Su Ye) darf dazu gezählt werden. Als sehr klassische und äusserst effiziente Leitrezeptur steht Wu Mei Wan (Mume Pille). Eine Analyse deren Inhaltsstoffe bestätigt schnell obige Feststellungen: Die Wurm tötenden Arzneien werden mit den stärksten feuchte Hitze klärenden Arzneimitteln kombiniert. Weiter sind auch warme und stärkende Mittel enthalten, um die Milz, den eigentlichen Ursprung der Feuchtigkeitsansammlungen, zu wärmen und zu tonisieren. In der Praxis rät es sich also sehr, für Patienten und Patientinnen, welche an feuchter Hitze leiden und bei denen entweder häufige Pilzinfektionen auftreten oder nachweislich erhöhte Candida-Werte vorliegen, entweder, wenn das Muster entspricht, mit Wu Mei Wan als Grundrezeptur zu beginnen oder der Verschreibung einige der spezifischen Würmer tötenden Arzneien beizugeben. Bei chong im Darm ist das beste Mittel Wu Mei. Bei chong im Vaginalbereich ist es Ku Lian Gen Pi. Andere Mittel werden je nach Muster aus den oben aufgelisteten ausgewählt. weissem Belag und ein saitenförmiger (xian) und gespannter (jin) oder ein rauer (se) Puls. Zehn Patienten litten an diesem Muster. 2) Schleim-Trübheit stört das Obere: Migränekopfschmerzen, welche in die Augensockel ausstrahlen, oft ein charakteristischer «schwerer» Schmerz, als ob der Kopf dick eingebunden wäre, unberechenbar an- und abschwellender, oft schleichender Schmerz, welcher nicht stoppen will, Brust- und Bauchvölle, Erbrechen von Speichel und Schleim, ein weisser und schleimiger Zungenbelag und ein schlüpfriger (hua) oder saitenförmiger (xian) und schlüpfriger Puls. Siebzehn Patienten litten an diesem Muster. 3) Lebereinengung und Qi-Stagnation: Einseitige Migräneartige Kopfschmerzen auf der rechten oder linken Seite, Ausstrahlungen zum supraoribtalen Knochenring oder einseitig in den Nacken. Oft zeigt sich der Schmerz dehnend mit einem Gefühl des Bersten-Müssens, bei sehr starkem Schmerz auch Erbrechen von bitterer Flüssigkeit, immer wiederkehrende Attacken mit einem Bezug zu den Emotionen, Völleschmerz in der Brust und unter den Rippen, häufiges Aufstossen und Völle in der Bauchregion, dunkle und purpurfarbene Zunge mit dünnem weissem oder dünnem schleimigem Belag und ein tiefer (chen) und saitenförmiger (xian) Puls. Zweiundzwanzig Patienten litten an diesem Muster. 4) Blutstase blockiert die Netzwerkgefässe: Therapieresistente Kopfschmerzen über eine lange Zeit, fixierte, oft stechende Schmerzen, düstere und fahle Gesichtsfarbe, purpurne Lippen und Zunge, dünner (xi) und rauer (se) oder tiefer (chen) und rauer Puls. Vierzehn Patienten litten an diesem Muster. 5) Aufsteigendes Leber-Yang: Beidseitige sehr starke Kopfschmerzen mit Schwindel, innere Unruhe, schnelles Aufbrausen, rote Gesichtsfarbe, bitterer Mundgeschmack, Rippenschmerzen, rote Zunge mit dünnem und gelbem Belag und ein saitenförmiger (xian) oder ein saitenförmiger, dünner (xi) und schneller (shuo) Puls. Sieben Patienten litten an diesem Muster. 6) Qi- und Blutleere: W iederkehrende dumpfe Kopfschmerzen, unberechenbares An- und Abschwellen, Verschlimmerung mit Ermüdung oder geistiger Anstrengung, glanzlose Gesichtsfarbe, Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Herzklopfen, blasse Zunge mit dünnem Belag und ein dünner (xi) und schwacher (ruo) Puls. Fünf Patienten litten an diesem Muster. 7) Leber- und Nieren-Yin-Leere: Kopfschmerzen mit einem Leeregefühl im Kopf, Schwindel, Gehörschwäche, Tinnitus, Lendenschmerzen und schwache Knie, Hitze in den fünf Herzen, rote Zunge mit dünnem oder gar keinem Belag und ein dünner (xi), schneller (shuo) und schwacher (ruo) Puls. Acht Patienten litten an diesem Muster. Die Modifikation nach Mustern Die Behandlung erfolgte durch die Abgabe einer Modifikation von Sou Feng Qu Yu Hua Tan Tang («Dekokt zum Aufspüren von Wind, Eliminieren von Stase und Umwandeln von Schleim»). Die Basisrezeptur enthält folgende Arzneimittel: Radix Ligustici Wallichii (Chuan Xiong), 15–30 g; Buthus Martensi (Quan Xie), Rhizma Typhoni Gigantei (Bai Fu Zi), je 6 g; Bombyx Batryticatus (Jiang Can), 9 g; Radix Albus Paeoniae Lactiflorae (Bai Shao), 15 g; Radix Glycyrrhizzae (Gan Cao), 5 g. Die Modifikationen nach Musterdifferenzierungen waren folgende: Beim Wind-Kälte-blockiert-die-Netzwerk-Gefässe-Muster wurden zur Basisrezeptur noch folgende Arzneien hinzugefügt: Herba Asari cum Radice (Xi Xin), 6–15 g (bei solch Chong tötende Arznei: Fructus Pruni Mume (Wu Mei). Simon Becker Radix Ligustici Wallichii (Chuan Xiong) ist ein Hauptkraut für die Behandlung Chong habens gerne feucht und warm In der Chinesischen Medizin müssen chong nicht unbedingt von aussen her in den Körper gelangen. Die Chinesische Medizin kennt ja «nur» die sechs klimatischen Faktoren und epidemische Toxine als äussere pathogene Faktoren. Viel eher als dass chong von aussen her in den Körper eindringen, entstehen sie im Innern. Sie wachsen und gedeihen in einer feuchtwarmen Umgebung. Feuchtigkeit ist ein pathogener Faktor mit Yin-Eigenschaften. Daher sinkt die Feuchtigkeit ab in den unteren Erwärmer. Weiter blockiert die klebrig-nasse Masse den freien Fluss von Kopfschmerzen. Die Seidenraupe, Bombyx Batryticatus (Jiang Can), ist speziell wirksam gegen Migräne (verpuppt und von Pilz befallen). Eine typische Chong-Arznei: Chan Tui, Periostracum Cicada. AG 4/03 8 5 > KLINISCHE STUDIE ZUR BEHANDLUNG VON MIGRÄNE NEUES AUS DER FACHWELT Vielleicht fehlerhaft, aber beispielhaft Fund altertümlicher daoistischer Medizinfläschchen Die weiter unten wiedergegebene klinische Studie zur Behandlung von Migräne wurde in der Septemberausgabe des «Zhe Jiang Zhong Yi («Zhejiang-Journal für Chinesische Medizin») publiziert.* Nicht alle klinischen Studien der modernen Chinesischen Medizin sind gut. Oft sind die Studien-Designs nicht einwandfrei, wichtige Daten nicht ausreichend dokumentiert und Behandlungserfolge unwahrscheinlich hoch. Meist werden solche Studien in der westlichen Welt nur mit Einschränkungen oder gar nicht akzeptiert. Trotzdem können sie für Therapeuten und Ärztinnen der Chinesischen Medizin sehr hilfreich und für den klinischen Alltag gar unerlässlich sein. Textbücher beschreiben die theoretischen Behandlungen aller, auch unbehandelbarer oder unheilbarer Krankheiten. Die Frage der klinischen Wirklichkeit bleibt aber oft unbeantwortet. Sehr selten zeigen sich die logischen und einfachen Textbuchmuster eins zu eins im klinischen Alltag. Meistens zeigen sich komplexe Konstellationen mit einer Kombination verschiedener Muster; die Differenzierung ist schwierig, die Verschreibung wird kompliziert. Basisrezeptur individuell anpassen In unserem Beispiel geht man aber einen Schritt weiter und passt die Grundrezeptur an die genauen Umstände, das individuelle Muster des Patienten oder der Patientin an. Diese Art der Verschreibung ist gar nicht sehr kompliziert, aber viel effizienter. Man kennt die einzelnen Arzneimittel und man kennt Grundrezepturen. Man beginnt mit einer guten Basisrezeptur und modifiziert diese dann individuell. Nicht jede Verschreibung muss von Grund auf neu entworfen werden. Dr. Silvio Schaller, TCM-Arzt in Zürich, spricht sehr präzise von einem «Modul-Verschreibungsverfahren»: Man kennt Module und addiert diese zu Grundrezepturen oder stellt sogar einfach nur einzelne Module zusammen. Die im Folgenden zusammengefasste klinische Studie soll als Anleitung dazu gelten, zunächst spezifisch für den Fall einer Migränebehandlung, dann aber auch generell für diese Art der Verschreibungsmethodik. «EXTRAKT» wird in kommenden Ausgaben weitere Artikel nach diesem Konzept bringen; sie sollen Therapeuten und Ärztinnen helfen, ein «Grundsortiment» von guten Basisrezepturen für klinisch häufige Krankheiten aufzubauen. – Damit vermehrt differenziert behandelt werden kann und man nicht von modernen «Breitband»-Formeln abhängig ist. Nutzen auch aus mangelhaften Studien ziehen Was die Qi tonisierenden oder Yang senkenden Arzneien sind, das wissen wir, das gehört zur Grundausbildung. Welches aber ist die beste Arznei für die Behandlung von spezifischen Erschöpfungsmustern oder Migräneattacken? Welche Dosierung, welche Kombination wirkt am besten und stärksten gegen die pochenden Kopfschmerzen, gegen die Erschöpfung? Diese Fragen werden mit den in der chinesischen Literatur zuhauf publizierten klinischen Studien effizient beantwortet. Ob dann die statistische Auswertung ganz genau vorgenommen wurde und der Behandlungserfolg exakt stimmt, spielt für diese Benutzung der Daten keine grosse Rolle. Was wir suchen und finden in diesen Veröffentlichungen, sind Behandlungsstandards aus dem modernen China, sind Antworten weniger zu theoretischen als vielmehr zu klinischen Fragen. Und diese Daten beginnen nun, eine klaffende Lücke in der englisch- und deutschsprachigen TCM-Literatur zu stopfen. Die vorliegende Studie scheint mir ein speziell gutes Beispiel. Bei der Behandlung von Migränen wird zuerst eine Grundrezeptur beschrieben, welche dann in der Praxis ganz nach dem Leitgedanken der individuellen Verschreibung Die Migräne-Studie Insgesamt 83 Patienten, welche an Migräne-artigen Kopfschmerzen litten, nahmen an dieser klinischen Studie teil. Davon waren 31 Männer und 52 Frauen. Ihr Alter lag zwischen 23 und 69 Jahren mit einem Durchschnitt von 38,7 Jahren. Die bisherige Dauer der Krankheit umfasste eine Spanne von lediglich 17 Tagen bis zu 16 Jahren. 17 Patienten litten zusätzlich an erhöhtem Blutdruck. Es wurden sieben Muster differenziert und die Patienten je nach Symptomen in diese Muster aufgeteilt. Die Muster mit den charakteristischen Symptomen und der Anzahl Patienten sind nachfolgend aufgelistet: 1) Wind-Kälte blockiert die Netzwerkgefässe: Stechende Kopfschmerzen, welche sich in den Nacken und Rücken ziehen können, Aversion gegen Wind und eine Furcht vor Kälte, Verschlimmerung der Schmerzen mit Kälte, ein Verlangen nach einer warmen Kopfbedeckung, Brechreiz und Erbrechen, eine blasse und purpurfarbene Zunge mit China lanciert Datenbank für pflanzliche Substanzen Medicine in China. Paul U. Unschuld Eine jüngst in China erschienene Studie über die Therapie von Migräne beantwortet viele praktische Fragen. Überdies kann sie als Beispiel dienen für die Modifikation von Grundrezepturen nach Massgabe der Musterdifferenzierungen. In einer Einführung diskutiert «EXTRAKT» auch den Stellenwert moderner klinischer Studien aus China angesichts der im Westen geltenden wissenschaftlichen Standards. aufforderten, das Geld für die Medizin in den Korb zu legen und fest am Strick zu ziehen. Dies war das Signal für die Mönche in der Höhe, den Korb nach oben zu ziehen und anschliessend die Medizin im selben Korb hinab zu lassen. Auf der Tafel in der Grotte stand geschrieben, man möge bitte die genaue Gebühr in den Korb legen. «Die heilige Höhle liegt weit oberhalb und Worte können kaum gehört werden», hiess es. (JCM News Oct. 2003) Chinesische Forscher haben ein Datenbank-Projekt initiiert, das traditionelle Chinesische Medizin mit moderner Genforschung verbinden soll. Auf dem International Human Genome Meeting in Shanghai erklärte der Direktor des chinesischen Human-Genom-Centers Chen Zhu, dass Genforschung zur Dekodierung der «geheimnisvollen» Effekte der TCM herangezogen werden könne. Dies meldet die chinesische Nachrichtenagentur Xinhuanet. Das Projekt strebt «die weltgrösste Naturstoff-Gendatenbank» an und soll mehr als 5000 wirksame Substanzen der TCM erfassen. Die Datenbank sei ein Beitrag Chinas zur Weiterentwicklung der TCM im wissenschaftlichen Sinn, ergänzte Chen in seiner Funktion als Vizepräsident der Chinese Academy of Sciences. «Die grösste Herausforderung in der Kombination der TCM und der Genforschung wird es sein, jene Elemente der TCM zu erkennen, die auch wirklich nützlich sind», resümierte der Genforscher Walter Bodmer von der Oxford University. (http://www.innovationsreport.de/html/berichte/biowissen schaften_chemie/bericht-9342.html) Kulturgut im Vogelnest ... In einem Vogelnest in der Huanglong-Höhle beim Wudang-Berg, einem berühmten daoistischen Ort in der HubeiProvinz von China, wurden Dutzende von Medizinfläschchen gefunden. Inschriften auf den Fläschchen zeugen davon, dass die darin enthaltene Medizin für Augenleiden benutzt wurde und die Fläschchen während der Song-, der Mingund der Qing-Dynastie (960 bis 1911) verwendet wurden. Eine Tafel, die in einem Pavillion unter der Grotte gefunden Medicine in China. Paul U. Unschuld der Patientin, dem Patienten angepasst wird. Die Modifizierungen der Grundrezeptur basieren auf sieben Mustern, welche im Artikel beschrieben sind. Es ist also eine Mischung der Chinesischen und der Westlichen Medizin: Man legt sich auf eine westliche Krankheit fest, in diesem Fall die Migräne, findet dafür den gemeinsamen Nenner des Krankheitsmechanismus nach Chinesischer Medizin – Blockade der Netzwerkgefässe – und schreibt dazu eine Grundrezeptur. Alle die vielen fertigen modernen, auf westliche Krankheiten zugeschnittenen Chinesischen Rezepturen, welche den Markt überfluten, sind Beispiele solcher «auf den grössten gemeinsamen Nenner» reduzierter Grundrezepturen. Ginseng gegen Erektionsstörungen 45 Patienten mit Erektionsstörungen wurden in einer Doppelblindstudie einer Ginsengbehandlung unterzogen. Den Patienten wurden während acht Wochen dreimal täglich 900 mg koreanischer Ginseng (Radix Panacis Ginseng, Hong Shen) verabreicht. Dieser Behandlungsperiode folgte eine zweiwöchige Pause und dann eine achtwöchige Placebobehandlung. Es zeigte sich, dass die Anzahl und die Erhaltung der Erektionen, die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs sowie die Festigkeit der Penisspitze während der Ginsengbehandlung signifikant höher waren als während der Placebobehandlung. (JCM News Oct. 2003; J Urol 2002; 168: 2070–3) ... alte daoistische Augenmedizin. wurde, beschreibt die Funktionen der Augenmedizin. Sie soll gegen 72 verschiedene Augenleiden wirksam sein, darunter auch gegen den Grauen Star, Presbyopia und «Tränen im Wind». Die Medizin wurde zuerst vom Daoisten Yunxia hergestellt. Nach historischen Quellen soll Yunxia im Jahr 928 gestorben sein, als Anführer der achten Generation der berühmten Danding-Daoistenlinie vom Wudang-Berg. Diese daoistische Linie soll die erste auf diesem Berg gewesen sein. Die daoistischen Ärzte in der Höhle verkauften ihre Medizin, indem sie einen Strick mit einem daran befestigten Korb in den Pavillion unter der Höhle senkten, die Leute AG 4/03 4 > 9 > NEUES AUS DER FACHWELT NEUE PRODUKTE GEDANKEN Süssholz als Testosterondämpfer Chinesisches Schönheitsbad Alt ja, erstarrt nein Ein an der Konferenz 2003 der British Pharmaceutical Society vorgestellter iranischer Studienreport berichtet, dass der Konsum von Süssholzwurzeln zu einer Reduktion von Testosteron im Serum führen kann. 10 Männer, welche täglich 1,3 g getrocknetes Extrakt zu sich genommen hatten, wiesen einen deutlich reduzierten Hormonspiegel auf. (JCM News Oct 2003) Nach traditioneller chinesischer Auffassung liegt das Geheimnis von Schönheit im stetigen Fluss der Lebensenergien, dem chinesischen Qi. Das neue LIAN-Schönheitsbad basiert auf der jahrtausendealten chinesischen Kräutertradition. Hinter der wohl durchdachten Auswahl der Kräuter steckt die hohe Kunst der Chinesischen Heilkräutermedizin. Die Kombination der Kräuter fördert die Durchblutung und erhöht die Spannkraft. Lassen Sie sich verwöhnen! Nutzen Sie die althergebrachten Kenntnisse der Chinesen über Kräuter, Düfte, Farben und ihre Wirkung auf Körper, Geist und Seele. Die Chinesische Medizin nahm ihren Schwangerschaft: Ingwer offenbar unschädlich Im Zuge einer in Thailand durchgeführten Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie zeigte sich, dass bei schwangeren Frauen nach einer viertägigen Einnahme von Ingwerpulver (Rhizoma Zingiberis, Sheng Jiang) die Übelkeitssymptome deutlich zurückgingen, ohne dass nach der Einnahme oder bei der Geburt Nebenwirkungen eintraten. Wichtige Erkenntnisse waren, dass die Wirkung von Ingwer erst 48 Stunden nach der Einnahme einsetzte und eine Dosis von lediglich 1 g pro Tag ausreichte. Eine frühere dänische Studie (Eur J Obstet Gynecol Reprod Ingwer hilft gegen SchwanBiol. 1990; 38: 19–24) hat gezeigt, gerschafts-Übelkeit. dass dieselbe Dosis Ingwer bei der Behandlung von Hyperemesis gravidarum, einer erschwerten Form von Erbrechen in der Schwangerschaft, wirksam ist. Wichtig ist dieser Nachweis der offensichtlichen Unbedenklichkeit von Ingwer angesichts der Tatsache, dass die Substanz nach Westlicher Medizin während der Schwangerschaft kontraindiziert ist, und zwar gestützt auf eine Studie, die bei hohen Dosen von 6-Gingerol, einem der Bestandteile von Ingwer, mutagene Aktivitäten entdeckt hat. Dieselbe Studie hat jedoch auch gezeigt, dass andere Bestandteile von Ingwer ebenso wie die Wurzel als Ganzes antimutagen wirken. (Obstet Gynecol. 2001; 97: 577–82) Anfang vor rund 2500 Jahren. Das oft genannte Alter von 5000 Jahren ist faktisch nicht belegt und dürfte Simon Becker, TCM-Therapeut (SBO-TCM), leitet den Beratungsdienst und die Qualitätssicherung übertrieben sein. Doch 2500 Jahre der LIAN CHINAHERBAG. lassen sich ja auch sehen. Unsere Medizin hat also Tradition. Gibt es da noch Raum für moderne Einflüsse, für Kritik und Weiterentwicklung? Ein Nein wäre das Verdrängen der Realitäten. Unsere Medizin hat zwar vor 2500 Jahren ihren Anfang genommen; es fand aber immer eine kritische Auseinandersetzung mit der Materie statt, immer wieder gab es Weiterentwicklungen. Denken wir zum Beispiel an die Integration der Fünf-Wandlungsphasen-Theorie in die Akupunktur im Nan Jing oder an die etwas starre Zuordnung von Leitbahnen, Temperaturen und Geschmacksrichtungen zu den bis dahin pragmatisch verwendeten Arzneimitteln während der Neokonfuzianischen Periode um 1000 n.Chr. Und vergessen wir nicht Wang Qing-ren’s harsche Kritik an seinen Vorläufern und die Weiterentwicklung, die er mit seinen anatomischen Untersuchungen im 19. Jahrhundert eingeleitet hat. Wie man nur so naiv sein und an einen Dreifach-Erwärmer glauben könne, fragt er in seinem Buch «Yi Lin Gai Cuo». Er nannte die Region oberhalb des Zwerchfells «Haus des Wohltuende Entspannung für Körper, Geist und Seele. Blutes» (Xue Fu) und leitete aus diesem Konzept eine der absolut wichtigsten Rezepturen der modernen Chinesischen Weihnachtstee Medizin ab: Xue Fu Zhu Yu Tang. So sollen wir auch heute die Chinesische Medizin weiter- … es weihnachtet. Und plötzlich hat man Zeit … oder versteht es, sie sich zu nehmen. LIAN hat aus aromatischen Kräutern einen harmonisierenden und wärmenden Weihnachtstee kreiert. Geeignet als Kundengeschenk oder für den Verkauf. Auf Wunsch in individueller Verpackung – rufen Sie an: 01 786 99 99. Regula Suter-Estermann IMPRESSUM Newsletter der LIAN CHINAHERBAG Ausgabe: 4/2003 Erscheinungsweise: 4-mal jährlich (April, Juni, September, November) Herausgeber: LIAN CHINAHERBAG, CH-8832 Wollerau Auflage: 1000 Expl. Redaktion: Regula Suter-Estermann, Simon Becker Abschlussredaktion: Markus Bär Gestaltung: dd com ag, CH-8008 Zürich Copyright: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Überset- Genusstee Kreationen aus Rohkräutern mischen wir für Sie auf Bestellung. entwickeln. Gut fundiert natürlich, nicht aus dem Stegreif. • • • • stehen. Aber weiterentwickeln in jedem Fall. Dazu gehört auch die Integration westlicher Diagnoseverfahren. Bleiben wir den theoretischen Grundlagen treu, aber verschliessen wir uns nicht dem Fortschritt. Das Ziel bleibt dasselbe wie während der letzten 2500 Jahre: die Gesundheit unserer Patienten. Dafür machen wir Gebrauch von allen Hilfsmitteln, die uns zur Verfügung Ming Mu Cha, Strahlende Augen Tee Wen Wei Cha, Magen wärmender Tee An Shen Cha, Geist beruhigender Tee Liang Kuai Cha, Erfrischungstee Simon Becker zung, Speicherung und Weitergabe auf Datenträgern, online aufschalten etc., auch auszugsweise, sind nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. Autorinnen und Autoren sind für ihre Beiträge selbst verantwortlich. Ihre Meinung entspricht nicht immer der Ansicht des Herausgebers. Abonnemente (kostenlos), Probenummern, Adressänderungen: LIAN CHINAHERB AG, Fürtistr. 7, CH-8832 Wollerau, Tel. +41 (0)1 786 99 99, Fax + 41 (0)1 786 99 90, E-Mail [email protected] Druck und Versand: Kyburz AG, CH-8157 Dielsdorf Papier: 100 Prozent Recycling 4/03 10 3 AG DIE VIER VORBEREITUNGEN AUF DIE BEHANDLUNG VERANSTALTUNGEN UND KURSE dieses «Aus-dem-Zimmer-Rennen» einmal bei einem Kind! Die Umstände der Behandlung können sich komplett ändern. Sie kommen zum Beispiel ins Behandlungszimmer zurück und da sitzt ein weinendes Kind und blickt auf ein am Boden zerbrochenes Otoskop, während die frustrierten Eltern zu erklären versuchen, sie hätten doch nur für einen ganz kurzen Augenblick weggeschaut. Die Vorbereitung der Patientin, des Patienten muss das genaue Erklären der Behandlung, zukünftige Visiten, Verbesserungen des Lebensstils, die beste Methode zur Einnahme der verschriebenen Arzneimittel etc. beinhalten. In der Chinesischen Medizin heisst es, das Qi folge dem Geist. Deshalb ist es ungemein wichtig, sich auch des Geistes der Patienten anzunehmen. Das kann heissen, man zeigt ihnen eine entspannende Übung, eine Visualisierung oder man lehrt sie, richtig zu atmen. Die Vorbereitung eines Kindes ist doppelt wichtig. Die korrekte Vorbereitung, das Vertrautmachen mit der Behandlung erhöht ganz klar den therapeutischen Effekt. – Wie könnten wir erwarten, dass unsere Behandlung das Qi eines verängstigten und weinenden Kindes harmonisiert? Seminare am LIAN INSTITUT entwickelt, nachdem ein Elternteil die Umgebung des Kindes verlassen hat, zum Beispiel nach einer Scheidung. Es zeigt sich vielleicht als Lungen-Qi-Leere-Asthma, als Milzleere-Asthma (Schleimasthma) oder Leber-attackiertdie-Lunge-Asthma (Emotionsasthma) oder als Nichthalten-des-Lungen-Qi-durch-die-Nieren-Asthma. Alle diese Formen können sich aus einem Wechsel im elterlichen Milieu entwickeln. Die Vorbereitung des zu behandelnden Akupunkturpunktes soll helfen, den Punkt möglichst angenehm stechen und trotzdem den grösstmöglichen Nutzen daraus ziehen zu können. Da in Kindern das Leitbahnensystem noch nicht komplett entwickelt ist, kann man zum Beispiel die Wirkung erhöhen, indem man vor den spezifischen Punkten einen generellen Qi regulierenden Punkt behandelt. Etwa indem man kühle Regionen auf dem Körper des Kindes findet und diese wärmt. Traditionellerweise wurde das durch Reibungsmassage gemacht; heutzutage brauchen viele moderne Therapeuten einen Fön – mit guter Wirkung. Andere harmonisierende Techniken sind das Klopfen und Schaben des ganzen Körpers mit japanischen Shoni-shin-Instrumenten oder die Anwendung einer allgemeinen pädiatrischen Tui-Na-Massage. Bei der Behandlung von spezifischen Punkten sollte der Punkt zuerst massiert werden, um das Qi der lokalen Region zu sammeln. Danach sollte beim Einstechen der Nadel etwas Druck auf den Punkt ausgeübt werden. Das vermindert Schmerz und beugt blauen Buckeln vor. Kinder sind anders … Bei der Behandlung von Kindern sind aber noch mehr «Geister» involviert, nämlich die der Eltern. Ich demonstriere oft zuerst an den Eltern, was ich nachher bei den Kindern machen möchte. Das hilft sehr, die elterliche Unterstützung zu gewinnen, was vor allem dann wichtig ist, wenn das Kind nicht richtig mitmachen will. Manchmal können die Eltern die Ursache der Krankheit sein. Alle elterlichen Einflüsse und elterlichen Energien dringen durch die Lunge im oberen Erwärmer in den Körper ein. Danach sinken sie in den mittleren Erwärmer und teilen sich zwischen Leber und Milz auf. Im unteren Erwärmer kommen die Einflüsse wieder zusammen und stützen die Nierenessenz. Das heisst, alle fünf zang werden von elterlichem Qi beeinflusst. Schwierigkeiten mit vernünftiger Disziplin und Kontrolle können Leberprobleme verursachen. Exzessive Disziplin und zu strenge Erziehung schaden dem Leberblut und LeberYin und führen zu Feuer. Keine Disziplin, das Fehlen von klaren Grenzen hingegen führt zu Leberstagnation. Wenn ein Kind übermässig beschützt wird, kann die Milz ihre Transformationsfunktion nicht wahrnehmen und es sammelt sich Feuchtigkeit an. Das Fehlen von Liebe und Wärme andererseits führt zu Milz-Qi-Schwäche. Natürlich ist auch die Ernährung ein ganz wichtiger Faktor für die Gesundheit des Kindes. Viele Eltern realisieren nicht, dass Kinder übermässig wählerisches Essen von ihnen gelernt und übernommen haben. Oft sind die Eltern von Kindern, welche nur gerade zwei oder drei Nahrungsmittel essen, heikle Esser. Die Lungen empfangen das Qi der Fürsorger. Auf einer physischen Ebene nehmen die Lungen die Luft der Aussenwelt ein. Auf einer psychischen Ebene nehmen sie Liebe und Fürsorge auf. Qi wird dann aus beidem ausgelöst. Man sieht ja oft, wie sich bei einem Kind ein Asthma … und reagieren sensibel Bei der Vorbereitung für eine Behandlung darf man sich nicht ablenken lassen. Vielleicht würde es ja gelingen, einen Erwachsenen zu behandeln, während man gleichzeitig an den Patienten im Wartezimmer oder an seinen eigenen Sorgen herumstudiert. Kinder aber sind speziell sensibel auf solche Unruhe. Wer sich mit Kleinkindern auskennt, weiss, dass sie genau dann zu weinen beginnen, wenn man aufhört, sich mit ihnen zu beschäftigen. Es braucht nicht nur Fokus, natürlich muss man auch wissen, was und wie man behandelt. Die Behandlung von Kindern erfordert, dass man sich im Klaren ist über ihre speziellen Eigenschaften. Alex Tiberi, aus dem Englischen frei übersetzt von Simon Becker Pädiatriekurs mit Alex Tiberi Mitte Dezember wird Alex Tiberi am LIAN INSTITIUT einen Kurs über Pädiatrie in der Chinesischen Medizin abhalten: Physiologie, Pathologie und therapeutische Massnahmen, speziell auf die klein(st)en Patientinnen und Patienten abgestimmt. Siehe Seiten 11 und 12. anschliessend in Brighton seine eigene Hautklinik eröffnet. Er ist in seinem Fach einer der führenden Dozenten der westlichen Welt. Bekannt wurde Mazin Al-Khafaji bei uns als Coautor des «Manual of Acupuncture» mit P. Deadman. Mazin Al-Khafaji wird sein Referat in englischer Sprache halten über • Dermatology: Superficial Fungal (Yeast) Disease, Vitiligo • Autoimmune Diseases: Rheumatoid Arthritis, Ulcerative Colitis Sa./So. 13./14. März 2004, Hotel Zürichberg, Orellistrasse 21, CH-8044 Zürich Die Weiterbildungsveranstaltungen am LIAN INSTITUT sollen künftig ausführlicher im «EXTRAKT» angekündigt werden. Auch die Dozentinnen und Dozenten wollen wir etwas näher vorstellen. Für den schnellen Überblick bleibt die tabellarische Aufstellung auf der letzten Seite. • Alex Tiberi: Pädiatrie Alex Tiberi ist einer der Pioniere der Chinesischen Medizin in den USA. Er studierte Akupunktur am Oriental Medical Institute in Boulder, Co, am Institute for Acupuncture Studies in Cambridge und an der Northeastern School of Acupuncture in Watertown, Ma. Darauf folgte ein Praktikum bei Dr. Suh, einem Master der Koreanischen Akupunktur in Belmont, Mass. Alex Tiberi war Mitbegründer des Pacific College of Oriental Medicine, heute eine der grössten Schulen in den USA. Alex Tiberi ist Vizepräsident des Pacific College und Direktor der Abteilung Chinesische Medizin. In seiner Privatpraxis, dem Pacific Center of Health, spezialisierte sich Tiberi auf die Behandlung von schwangeren Frauen, Kindern und orthopädischen Problemen. Alex Tiberi ist ein häufiger Gastdozent in Europa. Zum ersten Mal wird Alex Tiberi nun ein Seminar in der Schweiz abhalten. Von Alex Tiberi wird oft gesagt, dass er einer der besten Dozenten im Feld der Chinesischen Medizin sei. Sein äusserst angeregter und lebendiger Unterrichtsstil macht seine informativen und praxisorientierten Seminare auch spannend und stimulierend. Bei uns wird Alex Tiberi über die Pädiatrie referieren. Die Themen sind folgende: • Chinesisch medizinische Embryologie • Die speziellen Eigenschaften und Physiologie von Kindern • Entwicklungsphasen von Kindern • Übersicht über die therapeutischen Möglichkeiten bei Kindern • Tui-Na-Massage speziell für Kinder • Krankheitsursachen bei Kindern • Chinesische Diagnose bei Kindern • Detaillierte Besprechung häufiger Kinderkrankheiten wie Respirationskrankheiten, Entwicklungsprobleme etc. Sa./So. 13./14. Dezember, LIAN INSTITUT, CH-8832 Wollerau • Frau Dr. Wu: Gynäkologie Wir freuen uns sehr, dass Frau Dr. Wu im April bereits ihr drittes Seminar bei uns unterrichtet. Dr. Wu ist Chefärztin für Integrierte Medizin (Chinesisch–Westlich) am Beijing Hospital of Traditional Chinese Medicine. Sie ist auch Professorin am Beijing College of TCM sowie Direktorin des Beijinger Geburtshilfe- und Gynäkologie-Komitees. Frau Dr. Wu studierte Westliche Medizin an der Beijing Medical University. Danach spezialisierte sie sich auf Geburtshilfe und Gynäkologie. Nachdem sie einige Jahre als Westliche Gynäkologin gearbeitet hatte, entschied sie sich für eine Weiterbildung in Chinesischer Medizin. So studierte sie Chinesische Medizin am Beijing College for TCM und folgte danach einer der berühmtesten Ärztinnen der Chinesischen Medizin in China, Chai Song-yan, für mehr als fünf Jahre als Hauptpraktikantin und Assistentin. Sie ist Autorin von über 50 Forschungsarbeiten zur TCM-Gynäkologie und Mitautorin von fünf Büchern, darunter «A Practical Handbook on Infertility and Sterility». Für ihr Seminar in Wollerau hat Frau Dr. Wu die Themen wie folgt aufgeteilt: • Schwangerschaftskrankheiten: Hypertension, Ödem und frühe Stadien von Schwangerschaftsvergiftungen, Verstopfung während der Schwangerschaft • Akkumulationen und Ansammlungen (zheng jia): Endometriose und Andenomyose, Myome, Eierstockzysten • Unterleibserkrankungen: Pelvisches Blutstasesyndrom • Brustkrankheiten: Entwicklungsprobleme, Hyperplasie, Fibroadenome, Mastitis, Brustkrebs Frau Dr. Wu wird ihre Themen detailliert westlich sowie östlich ausleuchten und besprechen. Die Behandlungsmethoden folgen ausschliesslich Chinesischer Arzneimitteltherapie. Sa./So. 17./18. April 04, LIAN INSTITUT, CH-8832 Wollerau • Mazin Al-Khafaji: Dermatologie und autoimmune Erkrankungen in Zusammenarbeit mit der AG TCM Der Dozent Mazin Al-Khafaji hat in Taiwan Sinologie studiert und anschliessend innere Medizin am Shanghai College für Traditionelle Chinesische Medizin, wo er mit einem Doktorat abgeschlossen hat. Später hat er an einer traditionellen dermatologischen Klinik in Nanjing gearbeitet und Regula Suter-Estermann 4/03 2 11 AG Herrn Peter Musternam Musterstrasse 123 CH-8000 Musterstadt L I A N C H I N A H E R B N E W S L E T T E R DIE VIER VORBEREITUNGEN AUF DIE BEHANDLUNG Besonders wichtig für Kinder AG LIAN CHINAHERB AG Fürtistrasse 7 CH-8832 Wollerau P.P. CH-8832 Wollerau REFERENTIN/REFERENT Sa./So. 13./14. Dezember Alex Tiberi Die Therapie will vorbereitet sein. Alex Tiberi hat von seinem Lehrer Dr. Yun Won Suh nicht nur Akupunktur gelernt, sondern auch die Bedeutung der «vier Vorbereitungen»: Der oder die Behandelnde muss sich und das Material genauso vorbereiten wie die zu behandelnde Person und die Akupunkturpunkte. Sonst entsteht Unruhe, welche die Behandlung beeinträchtigt. Besonders die Behandlung von Kindern. «Was ist denn los mit dir? Hab ich dir das nicht besser beigebracht?» Wie oft ich mir diese Kritik doch anhören musste, und erst noch vor den Patienten! Dr. Yun Won Suh, ein koreanischer Meister der fünften Generation, war mein Lehrer der Orientalischen Medizin. Er sah es gerne, wenn ich die Punktlokalisation und Stichtechnik an den Patienten mit ihm lernte. Er nadelte eine Seite des Patienten und überwachte mich gleichzeitig beim Nadeln der anderen Seite. Wenn meine Lokalisation nicht gleich der seinen war oder wenn meine Stichtechnik mehr Schmerz verursachte als seine, scheute er es nie, mich sofort, in Anwesenheit der Patienten, zurechtzuweisen. Was den Patientinnen und Patienten dabei wohl durch den Kopf gegangen sein mag …? Sie schauten immer verunsichert hoch zu Dr. Suh auf der einen und zu mir auf der anderen Seite. VERANSTALTUNGEN UND KURSE DATUM Vier Vorbereitungen Vorbereiten des Materials – das mag banal klingen. Doch wie oft schon habe ich Therapeuten gesehen, die während der Behandlung noch schnell aus dem Raum eilen mussten, um eine längere Nadel oder einen Balsam zu holen (und draussen realisierten sie, dass sie ja gerade diese Nadel, just diesen Balsam nicht mehr vorrätig hatten …). Bei Erwachsenen erweckt man damit vielleicht nur einen etwas unprofessionellen Eindruck. Aber versuchen Sie THEMA • Pädiatrie Sa./So. 13./14. März 04 (Zürich) Mazin Al-Khafaji (in Zusammenarbeit mit der AG TCM) • Dermatologie und autoimmune Erkrankungen Sa./So. 17./18. April 04 Frau Dr. Wu • Gynäkologie PREIS Fr. 370.– Fr. 400.– Mitglieder AG TCM Fr. 360.– Fr. 370.– Die Behandlung vor der Behandlung: Tui-Na-Massage > INHALTSVERZEICHNIS 1– 2 3 4–7 8 9–10 Die Ehre der Kritik Ich kann mich aber über die Kritik nicht beklagen. Vielmehr ist es mir eine Ehre, wenn ich bedenke, wie wichtig für Dr. Suh das gefühlsmässige Befinden der Patienten war. Noch wichtiger war ihm aber offenbar, dass ich die korrekte Technik lernte. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Für Dr. Suh war die mentale Befindlichkeit der Patienten äusserst wichtig. Ebenso wichtig war ihm auch das mentale Befinden des Behandelnden, der Therapeutin oder des Arztes. Wichtig waren ihm weiter das richtige Wählen und Bereitstellen des nötigen Materials sowie die richtige Vorbereitung der zu behandelnden Akupunkturpunkte. Dies waren für Dr. Suh die «vier Vorbereitungen» zur Behandlung. 10 11 12 Für Studierende gewährt das LIAN INSTITUT 20 % Rabatt auf seine Weiterbildungskurse. 12 1 Vier Vorbereitungen für die Behandlung Kolumne von Simon Becker Studie zur Behandlung von Migräne Das Chong-Konzept Neues aus der Fachwelt - Alte daoistische Medizinfläschchen gefunden - Datenbank für pflanzliche Substanzen - Ingwer für Schwangere offenbar unschädlich - und weitere Beiträge Neue Produkte / -Impressum Hinweise zu den LIAN-Seminaren Veranstaltungen 4/03 AG