Auslandsfamulatur Beijing August 2013 – Erfahrungsbericht Von

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Auslandsfamulatur Beijing August 2013 – Erfahrungsbericht Von
Auslandsfamulatur Beijing August 2013 – Erfahrungsbericht
Von Benno Kohlmaier
Der Wunsch eine Auslandsfamulatur zu machen schlummerte einfach schon zu lange in mir und so
kam meine Entscheidung eine Famulatur in Peking zu machen zwar spät (ich war zu diesem
Zeitpunkt immerhin bereits mit meinem praktische Jahr fertig) aber dafür umso entschlossener. Zum
Studienabschluss wollte ich mir diese besondere Erfahrung gönnen und die BUCM (Beijing University
of Chinese Medicine) schien mir hierfür der perfekte Ort, da ich auch schon während des Studiums in
Kontakt mit TCM (Dorfer’s Akupunktur Vorlesung) gekommen war, aber nie die Zeit gefunden hatte,
mich wirklich mit diesem Thema auseinander zu setzen.
Die Anmeldung bei der Meduni verlief problemlos. Zuerst wurde ich Whenzou zugeteilt, konnte dann
aber nach Beijing wechselte, da mich neben dem ausgezeichneten Ruf der Uni auch das kulturelle
Angebot in Peking sehr lockte. Die weiteren Vorbereitungen verliefen sehr unkompliziert. Ich hatte
Email-Kontakt mit der Organisation in Beijing, die sich um unsere Unterkunft kümmerten (ein Hotel
mitten am Campus, also keine lästigen Anfahrtszeiten frühmorgens in der U-Bahn mit Rushhourfeeling inklusive). Am kompliziertesten war da noch der Visumantrag an der chinesischen Botschaft in
Wien, selbst verschuldet allerdings, da ich erst eineinhalb Wochen vor Abflug mich dorthin begab. An
dieser Stelle kann ich nur empfehlen, das Visum mindestens einen Monat im Voraus beanzutragen.
Zwar steht auf der Homepage der Botschaft, dass die Dauer der Visumsausstellen 1,3 oder 5 Tage
dauere (je nachdem wie viel man zahlen möchte) vor Ort waren es dann aber 7 Tage, ohne der
Möglichkeit das Ganze zu beschleunigen. Im Nachhinein erfuhr ich auch von Kollegen, dass sie einen
Visum-Botenservice nutzten, der den ganzen Prozess um einiges erleichtert) Immerhin klappte es
dann doch nach besagten 7 Tagen und meiner Reise stand nichts mehr im Wege.
Meine Freundin begleitete mich nach Peking und konnte auch problemlos im Hotel der Uni
übernachten und so konnten wir uns ein sehr gemütliches Doppelzimmer mit Air Condition teilen.
Das Hotel ist mir insgesamt sehr positiv in Erinnerung geblieben. Täglich kam ein Putzdienst der
zumindest kurz über den Boden fegte, die Mülleimer leerte und die Handtücher auswechselte. Bei
den Putzzeiten und dem Zutritt zum Zimmer waren sie zwar erbarmungslos (teils genau in der
Mittagspause in der ich eigentlich mal kurz mützen wollte, aber wehe man öffnete nicht sofort..)
dafür war es zumindest sauber. Ansonsten kann ich auch empfehlen ein Wörterbuch mit sich zu
führen, da die Rezeptionisten selten Englisch konnten (da konnte es schon passieren, dass man
einfach nur nach einem Taxi fragte und sich sofort mit einer komplett überforderten und verängstigt
drein blickenden Rezeptionistin konfrontiert sah..)
Das Wetter war anfangs sehr gewöhnungsbedürftig. Wir hatten die ersten zwei Wochen eine
Wetterlage wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte. Die Luft war sehr diesig und die Sichtweite sehr
eingeschränkt. Es erinnerte mich am ehesten an den Novembernebel bei uns zu Hause. Doch die
Temperatur passte so gar nicht zu November. Bei ca. 34° tagsüber und 28° nachts gemeinsam mit der
hohen Luftfeuchtigkeit, musste ich mich erst mal daran gewöhnen. Am ehesten erinnerte mich das
Ganze an eine Dampfsauna. Meiner Freundin gefiel dieses Dampfwetter übrigens ungleich besser als
mir und sie fühlte sich richtig wohl damit. Nach etwa drei Wochen kühlte es jedoch ab und es kam
ein wunderbares Spätsommerwetter, mit blauem Himmel (wir zweifelten die ersten Wochen stark
daran, dass so etwas in Peking überhaupt möglich sei) und weiter Sicht bis zu den umliegenden
Bergen. Eine Wetterlage, die mir schon viel eher zusagte.
Die Famulatur outete sich schnell als Grundkurs zum Verständnis der TCM und chinesischen Kultur.
Wir bekamen einen sehr schönen kleinen Einblick der sehr umfangreichen chinesischen Medizin,
dessen Studium in Beijing 7 Jahre dauert. (5 Jahre für den Bachelor, 2 für den Master und optional 2
Jahre für ein PhD) Teile des Kurses waren Akupunktur, Moxabution, Schröpfen, Ohrakupunktur,
Kalligraphie, Qi Gong, Taiji, ein Besuch ein der Klinik am Campusgelände und drei Vormittage in
einem TCM-Krankenhaus. Unsere Kursleiterin war sehr motiviert und gab sich sehr große Mühe uns
einen qualitativ hochwertigen Kurs zu bieten. (Für einen Vormittag wurden sogar ein Professor aus
Shanghai eingeflogen.) Trotzdem ich mit nur geringer TCM Vorerfahrung nach Peking flog, hatte ich
nie das Gefühl dem Inhalt der Vorträge nicht folgen zu können. Bei meinen Kollegen die Teilweise
schon ein Akupunktur Zertifikat hatten, waren die Reaktionen auf die Kurse unterschiedlich. Manche
waren (wie ich) sehr begeistert von den Vorträgen und Inhalten, andere kamen weniger gut mit dem
frontalen Vortragsstil unserer chinesischen Professoren zurecht. Der Kurs wurde von drei
chinesischen TCM StudentInnen begleitet von denen wir erfuhren, wie Kurse an der BUCM aufgebaut
sind. Es war ein wenig befremdend zu hören, dass es zum guten Ton gehöre als chinesischer Student
seinen Professor niemals Fragen zu stellen sondern höchstens vom Professor gefragt zu werden. Da
hatten wir es weitaus besser und konnten jederzeit auch mal einen Vortrag für Fragen zu
unterbrechen. Leider scheint den chinesischen Studenten der Sinn nach Pausen abtrainiert worden
zu sein. Trotzdem unsere Kursleiterin Wert darauf legte, unsere europäischen Bedürfnisse zu
berücksichtigen und Pausen einzuhalten, kam es immer wieder vor, dass einige Professoren darauf
verzichteten oder dass Kurseinheiten mal um eine Stunde überzogen wurden.
Unsere Kursleiterin empfand ich als sehr engagiert und sehr gut qualifiziert. Sie leitete den Kurs nun
schon zum dritten Mal und ich fand, dass alles gut durchdacht und organisiert war. Sie selbst war
Professorin für Akupunktur und hielt Vorträge zu TCM und Akupunktur und nahm uns in die Klinik
und in das TCM Krankenhaus mit. Abseits der Vorträge war sie auch immer sehr um unser
Wohlbefinden bemüht, kümmerte sich um Unterkunft, fragte nach wenn jemand Verkühlt war. Hatte
man selbst ein Wehwechen, konnte man in ihr Büro kommen und wurde mit Akupunktur Behandlung
(und bekam so gleich eine sehr schöne TCM-Selbsterfahrung  )
Die drei chinesischen StudentInnen (Forrest, Lili und Luna – die Namen gaben sie sich selbst..)
standen uns während des gesamten Kurses zur Seite und halfen uns wo immer es was zu helfen gab.
Und das war gar nicht so wenig, scheiterte es Mangels Sprachkenntnisse oft schon an einfachen
Dingen, wie das Hotelzimmer zu verlängern, Zugtickets zu kaufen oder einfach nur an der Rezeption
des Hotels ein Taxi zu rufen (!).
Abseits des Kurses war genügend Zeit, das große kulturelle Angebot Pekings zu nützen. Bei vier Tagen
Kurs pro Woche blieben drei Tage jede Woche zur freien Verfügung und meist machten wir uns auch
nachmittags nach einem Kurstag noch auf den Weg in die Stadt. Es wurde nie langweilig. Allein das
kulinarische Angebot hätte gereicht, mich für den ganzen Monat zu beschäftigen. Dann noch all die
Sehenswürdigkeiten in und um Peking. Wir machten Ausflüge zu den Klassikern wie chinesische
Mauer und verbotene Stadt (die leider aufgrund ihrer Popularität um überfülltesten und damit auch
am anstrengendsten waren), den vielen Grünflächen wie Ritan Park, Behai Park aber auch der kleine
Park gleich neben dem Campus beim Chinese-Japanese Friendship Hospital und zahlreiche Tempel
innerhalb Pekings und teilweise auch am Fuße der umliegenden Berge.
Der Abschied aus Peking fiel mir nicht leicht und ich wünschte mir bereits bei der Abreise eines Tages
zurückzukehren Alles in allem kann ich jedem TCM-Interessierten die Famulatur (Summerschool) an
der Beijing University of Chinese Medicine sehr empfehlen. Ich bin sehr glücklich darüber dieses
besondere Angebot genützt zu haben.