Download: Unsere Sonderausgabe zum BVB

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Download: Unsere Sonderausgabe zum BVB
D F B - P O K A L F I NA L E 2 0 1 2
BORUSSIA
Dortmund
WIRD ZUM
Tollhaus
Das Duell
der Giganten
BVB-Fans
ROCKEN DIE
Berliner Waldbühne
Ein neuer
Meilenstein IN DER
SCHWARZGELBEN
JAAAAAAA!!!
DER BVB
HOLT DAS
DOUBLE
BORUSSIA DORTMUND – BAYERN MÜNCHEN
Geschichte
Samstag, 12. Mai 2012
DFBDO02, Nr. 111, 19. Woche
DAS FINALE IN BERLIN
Triple krönt Double
BVB gewinnt mit drei Lewandowski-Toren im Finale von Berlin erstmals Meisterschaft und Pokal
BERLIN. Um 22:13 Uhr riss Ka-
pitän Sebastian Kehl den deutschen Pokal in die Höhe. Borussia Dortmund hat am Samstagabend mit dem 5:2 (3:1) im
Endspiel von Berlin eine herausragende Saison zu einer
historischen veredelt. Erstmals
in der 103-jährigen Vereinsgeschichte holt der BVB das Double aus Meisterschaft und Pokal.
Der Anfang Dortmunder Freudentänze in Berlin. Shinji Kagawa
(M.) hat das 1:0 erzielt. Jakub Blaszczykowski (r.) und Marcel
Schmelzer (l.) gratulieren.
Foto AFP
Diesmal ließ Arjen Robben Roman Weidenfeller keine Abwehrchance. Die Bayern glichen aus zum 1:1.
Foto Defodi
Bevor die fast schon abgestiegene Hertha in der ZweitligaTristesse versinken wird, erlebte die deutsche Hauptstadt
am Samstagabend noch einmal die ganze Schönheit des
Fußballs. Zelebriert von elf
Kickern in Schwarzgelb, die
das Spiel auch im deutschen
Pokalfinale auf ein neues Niveau hoben. Und auf den
Rängen hätte die Stimmungslage unterschiedlicher nicht
sein können. In der Ecke des
Marathon-Tors
feierten
30 000 Dortmunder eine riesige Party, auf der Gegenseite
verharrten die Fans in Rot in
Schockstarre.
„Den Pott gewinnen wir, die
Ruhr könnt Ihr behalten“,
hatten die Bayern-Fans in ihrer Kurve auf ein riesiges
Transparent geschrieben –
Borussia Dortmunds Elf aber
brauchte nur drei Minuten,
um klar zu machen, dass das
nicht ihr Ziel an diesem
Abend sein würde. Schon mit
dem ersten Angriff ging der
BVB in Front – die frühe Führung verdankte der Deutsche
Meister allerdings einem katastrophalen Rückpass von
Luis Gustavo. Jakub Blaszczykowski schaltete am schnellsten, legte quer auf den mitgelaufenen Shinj Kagawa, der
aus acht Metern mühelos einschieben konnte (3.).
Weil der BVB sich weit zurückzog und Münchens Kroos
im Aufbau viele Freiräume
ließ, erspielten sich die Bayern danach ein deutliches optisches Übergewicht. Und
nach Hummels‘ Fehler in der
Ballannahme konterten die
Bayern über Robben, der Gomez steil schickte. BVB-Keeper Roman Weidenfeller
musste Kopf und Kragen riskieren und muste nach dem
Zusammenprall mit dem FCBStürmer minutenlang behan-
Robert Lewandowski setzt mit diesem Kopfball und seinem dritten Treffer den Schlusspunkt zum 5:2 gegen die Bayern.
delt werden – ein Zweikampf,
der Folgen haben sollte.
Die Bayern nun klar überlegen und schnell mit dem verdienten Ausgleich: Wieder
ging es steil auf Gomez, Hummels hob das Abseits auf,
Weidenfeller zögerte einen
Moment beim Herauslaufen
und kam dann gegen den Nationalstürmer zu spät – Elfmeter für die Bayern. Wie im
Liga-Gipfel vor wenigen Wochen trat Arjen Robben an,
wieder wählte er die rechte
Ecke vom Schützen aus, verlud aber diesmal Weidenfeller und traf zum 1:1 (25.).
Mit dem Rückenwind des
Ausgleichstreffers legten die
Bayern nach – der starke Ribery düpierte links Piszczek,
sein Rückpass landete bei
Lahm. Dessen Linksschuss
rettete Hummels mit letzter
Mühe auf der Linie (32.).
Zwei Minuten später musste Dortmund wechseln. Weidenfeller, der nach dem Zu-
sammenprall mit Gomez über
starke Schmerzen im Oberbauch klagte, ging raus.
Mitch Langerak, schon in den
Pokalspielen gegen Dresden
und Kiel im Tor, ersetzte ihn.
Dortmunds Nummer 1 wurde
mit dem Notarzt in eine Berliner Klinik gebracht, war aber
zur Pokalübergabe rechtzeitig
wieder im Stadion.
Nackenschlag
Als die Bayern endgültig die
Spielkontrolle erlangt hatten,
ging der BVB wieder in Führung: Boateng ging rüde gegen Blaszczykowski in den
Zweikampf, Hummels traf
vom Punkt (39.). Und diesen
Nackenschlag verdauten die
Bayern nicht. Endlich spielte
der BVB zielstrebig in die
Spitze, Lewandowski legte
auf Kagawa ab, der passte
mustergültig zurück in den
Lauf des Polen – 3:1 (45.).
Wie im Meisterschaftsfinale
trübten einige Idioten im
Dortmunder Fanblock die
fröhliche Feierstimmung in
der Pause – nachdem im BVBBlock mehrere bengalische
Feuer gezündet wurden, vernebelte dichter Rauch die
Sicht. Die zweiten 45 Minuten wurden mit vier Minuten
Verzögerung
angepfiffen,
Dortmund wird mit der
nächsten fetten Geldstrafe die
Quittung für das völlig inakzeptable Verhalten der unbelehrbaren Anhänger erhalten.
Bayerns Coach Jupp Heynckes hatte zur Pause reagiert
und Thomas Müller für den
schwachen Gustavo gebracht.
Kroos rückte neben Schweinsteiger auf die Doppel-Sechs.
Mit der noch offensiveren
Ausrichtung eröffneten sich
für die konterstarken Dortmunder riesige Räume – das
4:1 war die fast logische Konsequenz. Kagawa bediente
den mitgelaufenen Großkreutz, der passte quer auf
Lewandowski. Das zweite Tor
Foto AFP
des Polen (58.).
Danach spielte der BVB mit
den resignierenden Gästen
bisweilen Katz und Maus,
hatte allerdings auch Glück,
als Gomez nach toller Vorarbeit von Ribery per Kopf nur
die Latte traf (68.). Der Franzose selbst erzielte immerhin
noch das 2:4 (75.), ehe Robert Lewandowski mit seinem
dritten Treffer nach schlimmem Fehler von Manuel Neuer endgültig alles klar machte
(81.) – 5:2.
Lange Pokal-Nacht
Das Pokalfinale zementierte
die derzeit herrschende Vormachtstellung der Elf von
Jürgen Klopp , die eine berauschende Spielzeit mit dem
perfekten Schlusspunkt krönte. Als Schiedsrichter Peter
Gagelmann um 21:54 Uhr abpfiff, ging die schwarzgelbe
Jubelfeier in die nächste Runde. Es wurde eine lange
Nacht in Berlin.
Dirk Krampe
Manuel Neuer streckt sich vergeblich nach dem Strafstoß von
Mats Hummels (15).
Foto dpa
BVB-Torjäger Robert Lewandowski (r.) überwindet Manuel Neuer zum 3:1.
Foto Defodi
TEA MS UND TO RE
Borussia Dortmund - Bayern München
5:2 (3:1)
DORTMUND: Weidenfeller (34. Langerak) – Piszczek, Subotic,
Hummels, Schmelzer – Gündogan, Kehl – Blaszczykowski (84.
Perisic), Kagawa (81. Bender), Großkreutz – Lewandowski
MÜNCHEN: Neuer – Lahm, Boateng, Badstuber, Alaba (69.
Contento) – Luiz Gustavo (46. Müller), Schweinsteiger – Robben, Kroos, Ribéry – Gomez
Tore: 1:0 Kagawa (3.), 1:1 Robben (25./Foulelfmeter), 2:1
Hummels (41./Foulelfmeter), 3:1 Lewandowski (45+1), 4:1
Lewandowski, 4:2 Ribéry (78.), 5:2 Lewandowski (81.)
Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen) – Zuschauer: 74 794 (av)
Bastian Schweinsteiger gratuliert Franck Ribéry (l.), Schütze
zum zwischenzeitlichen 4:2.
Foto AFP
BVB-Torhüter Roman Weidenfeller liegt nach einem Zusammenprall mit Mario Gomez (l.) am Boden und muss später verletzt ausgewechselt werden.
Foto dpa
DAS FINALE IN BERLIN
Samstag, 12. Mai 2012
DFBDO03, Nr. 111, 19. Woche
„Es ist wunderschön“
EIN WURF
Erfolgreichstes Jahr der BVB-Geschichte
Gier nach Erfolg
I
n jeder Se- denschaft und außergewöhnkunde die- liche Begabung im Dutzend,
ses Pokal- sondern selbstredend auch jeendspiels wa- de Menge Arbeit. Bei den Garen die große lavorstellungen, die die BoGier nach Er- russia in Serie gezeigt hat, gefolg und der rät dies fast in Vergessenheit.
große Wille dieser BVBDer Erfolg des BVB basiert
Mannschaft, Außergewöhnli- auf einem beinahe perfekten
ches zu leisten, wieder einmal Zusammenspiel. Die Fühzu spüren. Auch das macht rungsebene um Sportdirektor
diese Elf so besonders. Borus- Michael Zorc und Geschäftssia Dortmund hat mit dem führer Hans-Joachim Watzke
Sieg gegen die Bayern auch hat vor vier Jahren eine klare
die letzte Etappe einer fabel- Philosophie vorgegeben, in
haften Saison erfolgreich be- Jürgen Klopp hat sie einen
stritten und mit
Trainer gefunden,
dem
erstmaligen
der mit seinem
Der Erfolg des Team diese PhilosoGewinn des Doubles Geschichte ge- BVB basiert auf ei- phie perfekt umnem perfekten Zu- setzt. Und Klopp
schrieben.
Das 103. Jahr des sammenspiel. Der hat ein Team zujetzige Erfolg ist
Vereinsbestehens
sammengestellt,
ist unbestritten das für alle eine Bedas bereit ist, ihm
erfolgreichste in der stätigung, den
bedingungslos zu
langen Geschichte richtigen Weg ein- folgen. Der jetzige
von Borussia Dort- geschlagen zu ha- Erfolg ist für alle eimund. Mit der Art ben.
ne Bestätigung, den
und Weise, wie dierichtigen Weg einse Mannschaft die Herausfor- geschlagen zu haben.
derungen annimmt, wie sie
Wo sind die Grenzen dieser
aus Fehlern lernt, die Erfah- Elf? Diese Frage wird vielrungen aufsaugt und umsetzt, leicht in der kommenden Saisetzt Jürgen Klopps Elf son beantwortet. Der BVB
Maßstäbe. Sie verschafft sich wird sich national am Double
bundesweit Sympathie für ih- messen lassen müssen. Interren attraktiven Fußball und national, so sagen die BorusHochachtung vor der sportli- sen, habe man aus dem
chen Leistung.
schwachen Abschneiden in
Borussia Dortmund hat in der Champions League gedieser Saison alles gewonnen, lernt. Ab September steht der
was es zu gewinnen gibt. Die BVB dort wieder auf dem
Mannschaft hat Uralt-Rekor- Prüfstand. Daheim werden
de förmlich pulverisiert, sie die Verfolger die Jagd auf den
hat bestehende Grenzen zweimaligen Meister intensischeinbar mühelos gesprengt. vieren. Jürgen Klopp wird seiDoch hinter alledem stecken ne Double-Gewinner auch danicht nur die notwendige Lei- rauf einstellen.
Dirk Krampe
„
“
Danke
für den Titel.
Von Dortmunder zu Dortmunder: Glückwunsch zu der meisterlichen Saison!
Als tief verwurzeltes Unternehmen aus Dortmund freuen wir uns mit allen Fans der Schwarz-Gelben über die Meisterschaft, die erneut begeisternd
herausgespielt wurde. Mit 140 Jahren Erfahrung in deutscher Ingenieurstradition wissen wir, das man mit Begeisterung für Technik, Qualitätsanspruch
und Hochleistung anderen voraus ist – auf dem Rasen genauso wie darunter. Deshalb sind wir besonders stolz, der Mannschaft mit Pumpen für die
Rasenheizung den Boden für ihr leidenschaftliches Spiel bereitet zu haben. Wir gratulieren!
www.wilo.com
Als Kapitän Sebastian Kehl um 22.13 Uhr den Pokal aus den Händen von Bundespräsident Joachim Gauck entgegennahm, kannte der Jubel in Schwarz-Gelb keine Grenzen mehr.
„Es ist wunderschön. 103 Jahre hat der Verein gebraucht, um das Double zu gewinnen. Das ist eine so emotionale Sache. Das ist unfassbar“, konstatierte Geschäftsführer HansJoachim Watzke.
Foto dpa
Samstag, 12. Mai 2012
DFBDO04, Nr. 111, 19. Woche
DAS FINALE IN BERLIN
Schöner konnte der Pokal nicht ins Stadion gebracht werden:
Biathletin Magdalena Neuner mit dem begehrten Pott. Foto dpa
Malstunde: Ein Bayern-Fan trug stolz das Emblem der Münchner
im Gesicht.
Foto dpa
Der Präsident persönlich gab letzte Erklärungen: Wolfgang
Niersbach mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Foto dpa
Ein Abend zum Verzweifeln: Bayern-Torhüter Manuel Neuer
musste fünf Bälle aus dem Netz holen.
Foto dpa
Meisterlich: Die schwarzgelben Fußballer zauberten auf dem Rasen, oben auf den Rängen des Berliner Olympiastadion feierten die Borussia-Fans ihre eigene sicher
ewig unvergessliche Party.
Foto imago
Gefräßige „Raupe Nimmersatt“
90 Minuten Vollgas versetzen Borussias Fans in Ekstase – Gefährliche bengalische Feuer im BVB-Block
BERLIN. Bilder für die Ewigkeit:
Die Mannschaft von Jürgen
Klopp ist mit dem Sieg über
die Bayern in die Geschichte
eingegangen. Das erste Double der Klubhistorie entfachte
am Samstag eine ekstatische
Stimmung, die im deutschen
Fußball ihresgleichen suchte.
Die schwarzgelbe „Raupe
Nimmersatt“ hatten die Bayern gefressen – und die Endorphine sprudelten über.
Der „Held von Berlin“ persönlich übernahm die Ouvertüre
im Olympiastadion: Nobby
Dickel,
Doppel-Torschütze
beim letzten Dortmunder Pokalsieg 1989, hatte vor dem
Anpfiff genau acht Minuten
Zeit, die BVB-Anhänger in
Stimmung zu versetzen. Er
ließ das im weiten Rund fast
andächtige klingende Vereinslied „Leuchte auf mein
Stern Borussia“ spielen und
gab dann, bevor er die Mannschaftsaufstellung der Borussia gemeinsam mit den Fans
verlas, das Motto des Abends
aus: „90 Minuten Vollgas!“
Und der schwarzgelbe Anhang gehorchte dem PokalHelden aufs Wort und brüllte
sich die Kehle aus dem Leib.
Übertönt wurden die Dortmunder nur selten von den
Fans des FC Bayern, gegen
den von der Stadionanlage
unterstützten Sänger Rea
Garvey hatten jedoch auch sie
keine Chance. Der ReamonnFrontmann durfte seinen neuen Hit singen, der Stimmung
im Stadion war das wenig zuträglich. Die beste Show an
diesem Abend lieferten die 22
Akteure auf dem Rasen und
die rund 74 794 Zuschauer
auf den Rängen.
Als um 19.55 Uhr der große
Moment gekommen war und
die Mannschaften angeführt
von „Gold-Mädchen“ und Pokalträgerin Magdalena Neuner den Rasen betraten, war
sie erstmals in voller Gänsehaut-Wirkung zu spüren, die
besondere Atmosphäre dieses
laut BVB-Trainer Jürgen
Klopp „größten deutschen
Fußballspiels der letzten Jahre“. In den Gesichtern der
Spieler zeigte sich die Anspannung, nur vorsichtig ließen manche von ihnen beim
Einlauf den Blick im Stadion
kreisen. Bloß nicht übermannen lassen, bloß nicht den Fokus verlieren! Mit deutlich
mehr Final-Erfahrung gingen
die Münchner in diese Partie.
Doch sie waren es, die sich
zunächst von der Bedeutung
dieser Partie beeindrucken
ließen. Denn nur 2:32 Minuten nach dem Anpfiff explodierte die Stimmung im Dortmunder Fanblock. Shinji Kagawas 1:0 ließ die Dämme
brechen, auf dem Platz trug
Lukasz Piszczek den kleinen
Japaner über den halben
Platz, auf den Rängen tobten
die Fans. Der BVB hatte nach
nicht einmal drei Minuten die
erste Hand am Pott. Doch der
Abend war noch lang – und
die Bayern längst nicht aus
dem Spiel …
20 Minuten später riss Arjen
Robben mit seinem Elfmetertor gegen den verletzten BVB-
Keeper Roman Weidenfeller
die Dortmunder aus dem Jubelrausch. Jetzt war es die
Bayern-Kurve, die Oberwasser hatte und den Lärmpegel
für den Moment nach oben
trieb. Das Spiel war völlig offen. Auf den Rängen stieg die
Anspannung spürbar und auf
dem Rasen glitt dem BVB das
Spiel aus den Händen.
Doch aus dem Nichts drehte
sich noch vor der Pause das
Blatt wieder. Erst versenkte
ausgerechnet der Ex-Bayer
Mats Hummels mit Glück einen Elfmeter, dann versenkte
Robert Lewandowski mit seinem Tor gleich die ganze
Münchner Mannschaft. Es
Im imposanten Berliner Olympiastadion sorgten 30 000 BVB-Fans für die passende Stimmung,
die Atmosphäre stand dem großartigen Spiel der Borussia in nichts nach.
Foto Defodi
war Zeit für den Klassiker:
„Zieht den Bayern die Lederhose aus“, skandierten die
völlig euphorisierten BVB-Anhängern, denen zum Teil die
Sicherung
durchbrannten.
Mehr als zehn bengalische
Feuer entfachten einige Unverbesserliche kurz vor dem
Wiederanpfiff und vernebelten so das Stadion. Es waren
gefährliche Szenen, die sich
da im dicht gedrängten Fanblock abspielten – und die mit
Fußball nichts zu tun hatten.
Erst als sich der Nebel verzogen hatte, ging es unter
dem stimmungsvoll gefärbten
Berliner Abendhimmel weiter. Monoton trommelten die
Bayern-Fans vor sich hin, genau wie ihre Mannschaft
schienen sie auch nicht mehr
recht an einen Erfolg zu glauben. Das letzte Fünkchen
Resthoffnung trat Lewandowski mit seinem zweiten
Treffer aus. Die schwarzgelbe
„Raupe Nimmersatt“ hatte ein
viertes Mal zugeschlagen und
die Münchner Edelkicker verschlungen.
Es waren Bilder für die
Ewigkeit, die sich am Spielfeldrand boten. Jürgen Klopp
fiel über seine Co-Trainer her,
wie kleine Kinder auf Koffein
tollten die Borussen über den
Rasen. Dazu stimmten die
Fans ihren neuen Lieblingshit
an: „Ein Schuss, kein Tor, die
Bayern!“ Nur kurz bremste
Riberys Anschlusstreffer die
Euphorie, dann ließ Lewandowski die ganze Hauptstadt
beben. Triumphierend baute
er sich vor der Kurve auf. Die
Bayern zappelten nicht einmal mehr, so am Boden waren sie.
Die BVB-Fans feierten die
Bayern-Dämmerung, als gäbe
es kein Morgen.
Matthias Dersch
Dortmund dominierte in der Hauptstadt.
DAS FINALE IN BERLIN
Samstag, 12. Mai 2012
DFBDO05, Nr. 111, 19. Woche
RN-Foto Bandermann
Udo, André und André sowie Tobi (von links) vom BVB-Fanclub
„Lünen-Süder Jungs“ feiern ebenfalls in Berlin. RN-Foto Bandermann
Beliebtes Fotomotiv: der angemalte Mann.
Beste Stimmung an der Gedächtniskirche.
Dieser Damen-Fanklub gab Gas!
Rappelvoll mit echter Liebe: Der Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche mitten in Berlin – Samstagmittag um 12 Uhr.
RN-Foto Bandermann
Berlin im schwarzgelben Rausch
Die Dortmunder Fans dominierten das Bild in der Hauptstadt / Wahnsinns-Atmosphäre in der Waldbühne
RN-Foto Bandermann
RN-Foto Bandermann
RN-Foto Bandermann
BERLIN. Sie hatten es schon
morgens im Blut. Das Adrenalin und das Gespür für „das
Double“: Der deutsche Meister BVB holte den Pokal – und
seine Fans feierten den Doppelsieg bereits nach dem Frühstück und Stunden vor dem
Anpfiff frenetisch. Die Hauptstadt war fest in Dortmund
Hand.
An der Gedächtniskirche zogen ab 10 Uhr immer mehr
Fans auf – mittags kochte der
Platz über. Ärgerlich: Fans
zündeten Pyrotechnik, warfen Flaschen und Steine und
verletzten Polizisten.
Doch die große Mehrheit
verwandelte
Berlin
mit
schwarzgelber Euphorie in
die Hauptstadt des deutschen
Fußballs – „und wir holen den
Pokal, Hallelujah!“ war allerorten zu hören.
Am späten Nachmittag lichteten sich die Reihen an der
Gedächtniskirche. Die Fans
zogen zum Olympiastadion
und in die Waldbühne. Kurz
vor 19 Uhr war die Stimmung
dort nur noch durch den Siegesjubel nach dem 5:2 zu
überbieten: Die von den Borussen erzeugte Stimmung
hat die Waldbühne so noch
nicht erlebt. Erst überschäumende Freude nach dem frühen 1:0 – dann Frust nach
Robbens Elfer-Ausgleich.
Bierduschen und Fangsänge
Doch die Euphorie kehrte innerhalb weniger Minuten zurück. Mit dem Druckaufbau
auf dem Rasen im benachbarten Olympiastadion bebte
auch die Waldbühne: Bierduschen, Fangesänge und Rituale – zu denen auch Pyrotechnik gehörte.
Der Veranstalter musste die
Sicherheitskräfte verstärken.
Noch vor der ersten Halbzeit
zogen auch Polizeikräfte auf.
Spürbar lag der Sieg der Borussen in der Luft. Aus vollen
Kehlen brüllten die Fans die
Public Viewing für Dortmunder in Berlin: So sehen die Fans die Waldbühne.
Niederlage der Bayern herbei
– die Dortmund-Fans setzten
in puncto Stimmung beim
„Public Viewing“ in der Waldbühne ein Zeichen. „Was die
hier abziehen, ist einmalig“,
kommentierte ein Ordner die
aus dem Ruhrpott importierte
Akustik und die überkochenden Emotionen.
Während des Spiels waren
die Berliner Straßen nahezu
leergefegt – normalerweise
pulsiert auf den Hauptstraßen schon das Nachtleben.
Mit dem Abpfiff sollte sich
BVB-Sponsor Evonik hatte das Public Viewing organisiert.
das ändern: Die DortmundFans zog es zur Siegessäule –
der gewaltige Kreisverkehr
war die perfekte Kulisse für
einen Autokorso. Vorsorglich
hatte Berlin diverse Zufahrtsstraßen, so auch die „Straße
des 17 Juni“ abgeriegelt.
Fans in der Waldbühne.
RN-Fotos (3) Bandermann
Während im Olympiastadion die Tore fielen, herrschte
neun Kilometer weiter, in der
Wilhelmstraße, Anspannung
wie vor einem Elfer: Im längst
stillgelegten und zu einem
Party-Tempel
umgebauten
Berliner „E-Werk“ liefen die
letzten Vorbereitungen für eine rauschende Nacht. Noch
vor dem Abpfiff, als den Spielern und dem Trainer der Sieg
nicht mehr zu nehmen war,
kamen die Speise- und Getränkekarten
für
die
„schwarzgelbe Nacht“ auf die
Tische. Auf der Titelseite: die
Meisterschale und darüber
montiert der Pokal. „DoubleSieger 2012“ steht darüber.
In der Karte sind Dortmunder
Bier, Rum, Wodka, „Muttis
Kartoffelsalat“ und Currywurst aufgelistet – zwischen
vielen anderen Leckereien.
Bude aus dem Ruhrgebiet
Stilecht und ein Beweis für
echte Liebe zum Ruhrgebiet:
Eine „Bude“ mit alten BierEmblemen. Da gibt’s Dannemann-Zigarren,
Haribo,
Langnese-Eis und eine topaktuelle Ausgabe der Ruhr
Nachrichten. In Berlin gedruckt.
Peter.Bandermann
@ruhrnachrichten.de
Samstag, 12. Mai 2012
DFBDO06, Nr. 111, 19. Woche
DORTMUND FIEBERT MIT
Alle Fotos, Videos,
Infos bei uns im Netz
36-Stunden-Liveticker im Internet
Liveticker Wir berichten live von Samstagmittag um 12 Uhr bis
Sonntagabend um 24 Uhr. Bei uns verpassen Sie nichts: Die Partynacht
der Mannschaft in Berlin, der Rückflug des Pokalsiegers nach Dortmund, Eintrag ins Goldene Buch, Autokorso über den Wall – alles live
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Video Ministerpräsidentin Hannelore Kraft tippt das Spiel
Social Media So erleben die Fans das irre Wochenende
www.RuhrNachrichten.de
Riesiger Andrang in der Westfalenhalle. 12 000 Menschen feierten dort. Sie musste vorzeitig geöffnet werden.
RN-Foto Schaper
Der Jubel nimmt kein Ende: Fünf Mal durften sich die BVB-Anhänger in der Westfalenhalle freuen.
RN-Foto Schaper
Viele BVB-Anhänger konnten sich auch auf dem Hansaplatz
kaum halten.
RN-Foto Menne
Eine Stadt im Ausnahmezustand. Auf allen Plätzen, auf allen
Straßen feierten die Fans.
RN-Foto Menne
Der Blick aus dem Rathaus auf das schwarzgelbe Jubelmeer. Die meisten Borussia-Anhänger strömten traditionell auf den Friedensplatz. Doch auch am Hansaplatz
und nördlich der Reinoldikirche konnten die Fans den Sieg ihrer Mannschaft auf Großbildleinwänden verfolgen.
RN-Foto Menne
Dortmund erlebt die pure Ekstase
Frenetisch feiern die Anhänger des BVB ihre Mannschaft / Ausnahmezustand in der City
schon eine halbe Stunde früher als geplant geöffnet.
Schnell werden sie wieder geschlossen, denn der Andrang
ist zu groß. Auch hier
herrscht Stadion-Atmosphäre.
Zurück in der Innenstadt.
Die Getränkedose, lange fast
aus dem Straßenbild verschwunden, feiert an diesem
Tag ihr Comeback. Ab 18 Uhr
gilt in der City sowie rund um
den Alten Markt Glasverbot.
Fans müssen ihre Bierflaschen in die bereitgestellten
Container werfen, oder sie
geben sie gleich einem der
vielen Flaschensammler. Mitarbeiter des Ordnungsamtes
und einer Sicherheitsfirma
kontrollieren die Eingänge zu
den Plätzen.
Generell sorgen rund 1000
Polizeibeamte und mehr als
700 zusätzliche Einsatzkräfte
von Feuerwehr und Rettungsdiensten für die Sicherheit.
Letztere haben es vor allem
mit Schnittwunden zu tun,
oder jemandem ist übel geworden. „Alles im Rahmen“,
sagt ein Sanitäter vom Roten
Kreuz.
Ganz Dortmund ein schwarzgelbes Jubelmeer. Zigtausend
Menschen kennen kein Halten,
feiern frenetisch ihre Mannschaft. Borussia Dortmund gewinnt den DFB-Pokal und eine
ganze Stadt verliert vor Freude die Fassung.
Gleich fünf Mal haben sie an
diesem Samstag Gelegenheit
dazu: Bei jedem Tor wehen
die Fahnen, fliegen T-Shirts
durch die Luft, gibt es spritzige Bierduschen. Traditionell
ist es der Friedensplatz, auf
den es die meisten Menschen
zieht.
Hier herrscht eine Stimmung wie im Stadion. Tausende Kehlen besingen ihre
Mannschaft. Die Meisterschaft in der Tasche, den Pokal im Blick – da lässt es sich
laut singen. Zu „You‘ll never
walk alone“ recken sie unzählige schwarzgelbe Schals gen
Himmel. Ein Borussia-Anhänger kann es kaum fassen: „Ich
habe Gänsehaut“, sagt er und
muss sich auf die RathausTreppe setzen. Er blickt in
Tausende glückliche Gesichter.
Riesige Leinwände
Riesige Leinwände – organisiert von den Dortmunder
Schaustellern – lassen sie alle
teilhaben. Auch auf dem Hansaplatz und nördlich der Reinoldikirche gibt es solche Public-Viewing-Plätze.
Auch
hier jubeln die Fans.
Schon am Nachmittag ist
die Stimmung in der City ausgelassen. „Wir haben doch
schon gewonnen. Selbst
wenn Dortmund dieses Spiel
verliert, werden wir feiern“,
meint ein Fan. Ein Riesenrad
dreht sich, es gibt Kinderkarussells, Bier- und Imbissbuden. Eine eigene Fußball-Kirmes.
Silbrig-glänzend funkelt der
Pokal gleich dutzendfach
über dem Westenhellweg. Mit
Nach dem Abpfiff können es die Fans immer noch nicht glauben (oben). Mehrere Tausend BVBAnhänger feierten auf dem Friedensplatz. Auf einer Großbildleinwand verfolgten sie das Spiel
und hatten fünf Mal die Gelegenheit zum Ausflippen.
RN-Fotos Menne
ihren Helium-Ballons in Pokalform hoffen Elsa Schäfer
(61) und Manuel Mönnig
(47) auf das ganz große Geschäft. „Das Wetter ist super,
um Ballons zu verkaufen“,
meint Schäfer. Und um den
DFB-Pokal zu gewinnen. Acht
Euro kostet einer, und bei all
den Fans müssen die Frauen
aufpassen, dass nicht alle
wegfliegen. Doch nicht nur in
Ballonform ist der Pokal allgegenwärtig. Die Ruhr Nachrichten verteilen 40 000
Exemplare aus Pappe. Hinterher ist kaum jemand ohne in
der Innenstadt zu sehen.
Zur Einstimmung auf das
große Finale schauen die ersten Anhänger am Nachmittag
Frauenfußball. Auf den FC
Bayern haben sie sich da
schon längst eingeschossen.
Sie singen „Zieht den Bayern
die Lederhosen aus“, und jedes Tor der Bayern-Damen
quittieren sie mit lauten BuhRufen.
12 000 Fans strömen zum
Public Viewing in die Westfalenhalle. Wegen des Andrangs werden die Tore
Kontrollen
Trotz der Kontrollen schaffen
es einige Fans, Feuerwerk auf
die Plätze zu schmuggeln. Als
Feuer,
Knallkörper
und
Rauch während der ersten
Halbzeit Überhand nehmen,
drohen die Veranstalter mit
einem Abbruch der Übertragung. „Sie gefährden sich und
andere!“ Danach wird es besser. Am Ende ist es ein großes
Jubelfest. Die Menschen bleiben auf den Plätzen, um dort
weiter zu feiern. Einige zieht
es zur Wiege des BVB – dem
Borsigplatz. Dort startet der
Autokorso in eine lange Party-Nacht. Die Mannschaft hat
in Berlin gesiegt, doch die
Fußball-Hauptstadt, die ist
hier.
Dennis.Werner
@ruhrnachrichten.de
DER WEG INS FINALE
Samstag, 12. Mai 2012
DFBDO07, Nr. 111, 19. Woche
Das Halbfinale: Der BVB bucht durch Gündogans Last-Second-Tor in Fürth das Ticket für Berlin
120 Minuten Dramatik, 120 Minuten Hochspannung: Das Halbfinal-Duell zwischen Borussia Dortmund und der SpVgg Greuther Fürth bot alles, was das Pokalherz begehrt. Der Außenseiter aus Franken bot dem Favoriten lange Paroli, die 15 500 Zuschauer in der ausverkauften Trolli-Arena taten ihr Übriges zu einer fantastischen Atmosphäre hinzu. Als sich alle im Stadion schon auf ein Elfmeterschießen vorbereiteten, schoss Ilkay Gündogan den BVB mit seinem Treffer zum späten 1:0 ins Glück.
Aus zwölf Metern traf er den Pfosten, von dort prallte der Ball an den Rücken des kurz zuvor eingewechselten Fürther Keepers Jasmin Fejzic und von dort ins Tor. Es war ein denkwürdiges Ende einer Nerven aufreibenden Partie. Besondere Note am
Rande: Ausgerechnet der Pokalheld Gündogan wurde von seinem Teamkollegen im Stadion vergessen, erst auf der Autobahn bemerkten die Dortmunder den freien Platz im Mannschaftsbus und kehrten reumütig zum Stadion zurück.
Foto Defodi
Das Viertelfinale: Eis in Kiel
Das Achtelfinale: Weidenfeller wird beim 5:4 in Düsseldorf zum Elfmetertöter
Eishockey statt Fußball: Das Viertelfinalspiel in Kiel fand unter widrigsten Bedingungen statt. Doch der BVB um Joker Lucas Barrios ließ
sich davon nicht beirren und siegte souverän mit 4:0.
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Zig verletzte Spieler, dazu eine Gelb-Rote Karte nach nicht einmal 35 Minuten: Das Achtelfinal-Spiel in Düsseldorf begann für den BVB alles andere als optimal. Doch die Borussen bissen sich in die Partie und gewannen mit zunehmender Spielzeit mehr und mehr die Oberhand über den damaligen Zweitliga-Tabellenführer. Ein Tor wollte in den 120 Minuten dennoch nicht fallen, das Elfmeterschießen entschied. Dort avancierte Roman Weidenfeller zum umjubelten Helden. Anschließend feierten die Borussen auf der Rückfahrt
eine ausgelassene Party, machten zwischendurch sogar in einer Fast-Food-Filiale Halt und gingen zurück in Dortmund glücklich in den Weihnachtsurlaub.
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Die 2. Runde: Dresdener Randale überschattet BVB-Sieg
Die 1. Runde: Aufgalopp in Sandhausen
10 000 Fans aus Dresden verwandelten den Gästebereich im Signal Iduna Park und die Gegend rund ums Stadion in eine Gefahrenzone. Die
Polizei musste mehrfach eingreifen, zwischenzeitlich stand die Partie sogar vor dem Abbruch. Am Ende war alle Aufregung der Dynamo-Fans
umsonst, der Favorit siegte mit 2:0 und zog souverän ins Achtelfinale ein.
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Der Drittligist SV Sandhausen wollte den BVB auf sein Niveau herunterziehen, doch der Plan ging gründlich daneben. Schon in Hälfte eins ging der Favorit in Führung, am Ende hieß es 4:0 für die Borussia, die
sich in dem kleinen Dorf bereits in beeindruckender Frühform präsentierte.
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Foto: Danke an Frank Dursthoff und Vivian Atienza
Deutscher Meister. Pokalsieger. Markenmeister. Zwanzig. Zwölf.
Das erreicht man nur mit echter Liebe.
Ben Rünger und Christoph Wallrafen
führen XEO gemeinsam in der zweiten
Generation.
XEO betreut den BVB seit 2008.
Beim Markenaward 2012 ist Borussia Dortmund
als beste Sportmarke ausgezeichnet worden.
Darüber freuen wir uns gemeinsam sehr.
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