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Zusammenfassung
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg Jochen Weber/Sven Tittel 5. Semester / 1. Semester WS 2001 / 2002 Schriftliche Ausarbeitung des Referats im Rahmen des Fachdidaktischen Hauptseminars: Raumgeometrie und Funktionen unter der Leitung von Herrn Wölpert, Frau Vogel und Frau Bescherer. Referatsthema: Satz von Cavalieri Lernbereich / Fach: Mathematik Datum: 08.01.2002 Zeit: 14.15 Uhr - 15.45 Uhr vorgelegt von: Sven Tittel und Jochen Weber Inhalt 1. Kurzbiographie von Francesco Bonaventura Cavalieri ............3 2. Vorstellung des Satzes von Cavalieri ...............................................3 3. Beweisführung .........................................................................................4 3.1 Anschauliche Begründung mit Hilfe von Bierdeckeln ............................................ 4 3.2 Anschauliche Begründung mit Computerprogramm Euklid................................. 4 3.3 Mathematischer Beweis am Beispiel Pyramide / Kegel .......................................... 5 4. Anwendungsbeispiele ............................................................................8 4.1 Spezialfall: Berechnung des Volumens einer Pyramide.......................................... 8 4.1.1 Vorbetrachtung ....................................................................................................... 8 4.1.2. Nach Zerlegung eines Würfels in 6 kongruente Pyramiden................................ 9 4.1.3. Nach Zerlegung eines dreiseitigen Prismas in 3 Pyramiden ............................. 10 4.2. Bestimmung des Kugelvolumens mit Hilfe des Satzes von Cavalieri .................. 11 1. Kurzbiographie von Francesco Bonaventura Cavalieri Cavalieri wurde 1598 in Mailand geboren. Er war ein italienischer Mathematiker und Astronom. Er war ein Schüler Galileis und Jesuit. Ab 1629 war Cavalieri Professor in Bologna. 1635 schrieb er sein Hauptwerk “Geometria indivisiblibus continuorum nova quadam ratione promota”, in dem er auch das Cavalierische Prinzip erläuterte. Das Cavalierische Prinzip war schon Archimedes bekannt, was sich in der Bestimmung des Kugelvolumens später zeigen wird. 1632 beschäftigte sich der italienische Mathematiker mit der Inhaltsbestimmung des spärischen Dreiecks, 1639 arbeitete er an der Flächenberechnung unter den höheren Parabeln. Am 30.11.1647 starb Cavalieri in Bologna. 2. Vorstellung des Satzes von Cavalieri Stehen zwei Körper auf derselben Grundebene und schneidet jede dazu parallele Ebene beide Körper in flächeninhaltsgleichen Figuren, dann haben die beiden Körper gleiches Volumen. Zwei Körper sind demnach volumengleich, wenn sie folgende Bedingungen erfüllen: 1. die Grundflächen besitzen gleichen Inhalt und befinden sich in derselben Ebene 2. die Deckflächen haben ebenfalls gleichen Inhalt und liegen in der gleichen Ebene (d.h. die Körper sind höhengleich) 3. jede zur Grundebene parallele Ebene schneidet aus beiden Körpern inhaltsgleiche Flächen aus Frage: Was kann man daraus folgern? Die Körper müssen keine gleiche Form haben, entscheidend ist lediglich die Gleichheit der Flächeninhalte der Querschnitte in gleicher Höhe/ jeder Höhe. 3. Beweisführung 3.1 Anschauliche Begründung mit Hilfe von Bierdeckeln Aus runden Bierdeckeln werden zwei gleich hohe Kreiszylinderstapel gebaut. Da beide Stapel aus gleich vielen Bierdeckeln bestehen, haben sie gleiches Volumen. Man kann nun einen Kreiszylinderstapel verschieben. Es entsteht ein Körper, der immer noch dieselbe Höhe hat, wie der gerade Kreiszylinderstapel. Aufgrund des Satzes von Cavalieri hat der schiefe Körper immer noch gleiches Volumen, wie der Kreiszylinder. Diesen Sachverhalt kann man an diesem Beispiel auch mit bloßem Auge sehen, ohne das Prinzip von Cavalieri zu kennen. 3.2 Anschauliche Begründung mit Computerprogramm Euklid Mit Hilfe von Euklid, kann man auf anschauliche Weise das Prinzip von Cavalieri am Computer verdeutlichen. In der Konstruktion sind die Schnittebene sowie die Spitzen beider Körper verschiebbar. Des weiteren kann ein Berechnungsfeld eingeblendet werden, das den Flächeninhalt beider Schnittflächen ausgibt. Verschiebt man nun die Schnittebene wird ersichtlich, dass die Inhalte beider Schnittflächen immer gleich sind, auch wenn hierzu noch die Spitze einer Pyramide verschoben wird. 3.3 Mathematischer Beweis am Beispiel Pyramide / Kegel Der Satz von Dehn ( 1901 ) besagt, dass zwei rauminhaltsgleiche Polyeder im Allgemeinen weder zerlegungs- noch ergänzungsgleich sind. Hieraus folgt, dass der Rauminhalt von Spitzkörpern in der Regel durch eine Intervallschachtelung bestimmt wird. Hierzu verwendet man umbeschriebene und einbeschriebene Treppenkörper aus Prismen oder Zylinder. Die Grundflächen der Treppenkörper sind ähnlich zur Grundfläche. Für ihren Flächeninhalt ergibt sich nach dem 2. Strahlensatz für k = 1,2,...,n k *h k² Ak : AG = : h ² = n n² Volumen Vu der umbeschriebenen Treppenkörper ( n – Stufen ): h 1² h 2² h 3² h n² h 1 Vu = AG * * + AG * * + AG * * + ... + AG * * = AG * * * (1² + 2² + 3² + ... + n ² ) n n² n n² n n² n n² n n² Volumen Ve der einbeschriebenen Treppenkörper ( (n-1) – Stufen ) h 1² h 2² h 3² h (n − 1)² Ve = AG * * + AG * * + AG * * + ... + AG * * n n² n n² n n² n n² h 1 = AG * * * (1² + 2² + 3² + ... + (n − 1)² ) n n² Das Volumen V Pyr liegt zwischen dem Volumen Ve der einbeschriebenen Treppenkörper und dem Volumen Vu der umbeschriebenen Treppenkörper ⇒ Ve < V Pyr < Vu . Betrachtet man nun den Grenzwert der Differenz lim(Vu − Ve ) = lim AG * h * n →∞ n →∞ 1 =0 n sieht man, dass eine Intervallschachtelung für das Volumen der Pyramide vorliegt. Über die Intervallschachtelung wird in der Schule die Integralrechnung eingeführt. Unter dem Integral versteht man also den Grenzwert der Unter- bzw. der Obersummen. Bevor wir uns diesen Grenzwert anschauen, sollte man folgende Summe s(n)=1²+2²+3²+...+n² betrachten, da diese für die Grenzwertbestimmung entscheidend ist. Betrachtung der Summe s(n) der ersten n Quadratzahlen: s(n) = 1²+2²+3²+...+n² n n² 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 s(n) 1 4 9 16 25 36 49 64 81 100 121 144 169 N³ 1 5 14 30 55 91 140 204 285 385 506 650 819 1 8 27 64 125 216 343 512 729 1000 1331 1728 2197 s(n)/n³ 1,00 0,63 0,52 0,47 0,44 0,42 0,41 0,40 0,39 0,39 0,38 0,38 0,37 n³/3 0,33 2,67 9,00 21,33 41,67 72,00 114,33 170,67 243,00 333,33 443,67 576,00 732,33 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 196 225 256 289 324 361 400 441 484 529 576 625 676 729 784 841 900 1015 1240 1496 1785 2109 2470 2870 3311 3795 4324 4900 5525 6201 6930 7714 8555 9455 2744 3375 4096 4913 5832 6859 8000 9261 10648 12167 13824 15625 17576 19683 21952 24389 27000 0,37 0,37 0,37 0,36 0,36 0,36 0,36 0,36 0,36 0,36 0,35 0,35 0,35 0,35 0,35 0,35 0,35 30 Y-Axis Thousands 25 20 n n³ 15 n² s(n)/n³ s(n) n³/3 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 5 X-Axis Grenzwert der umbeschriebenen Volumenkörper für n → ∞: 1 * (1² + 2² + 3² + ... + n ²) * AG * h n →∞ n ³ lim 914,67 1125,00 1365,33 1637,67 1944,00 2286,33 2666,67 3087,00 3549,33 4055,67 4608,00 5208,33 5858,67 6561,00 7317,33 8129,67 9000,00 Hierzu betrachten wir folgenden Grenzwert gesondert: 1 1 1 n * (n + 1) * (2n + 1) * (1² + 2² + 3² + ... + n ²) = lim * * n * (n + 1) * (2n + 1) = lim n →∞ n ³ n →∞ n ³ n →∞ 6 6*n*n*n 1 1 1 1 1 = lim * (1 + ) * (2 + ) = * 1 * 2 = n →∞ 6 n n 6 3 lim Es folgt somit für den Grenzwert 1 lim Vu = * AG * h n →∞ 3 1 Also hat man somit gezeigt, dass das Volumen der Pyramide VPyr = * AG * h ist. 3 Wie oben schon erwähnt wurde auf diese Art und Weise die Integralrechnung in der Schule eingeführt. Man kann somit den Beweis auf eine Zeile reduzieren: h V= h ∫ A ( z)dz = ∫ A ( z )dz , da 1 z =0 2 A1 ( z ) = A2 ( z ) für 0 ≤ z ≤ h ist z =0 4. Anwendungsbeispiele 4.1 Spezialfall: Berechnung des Volumens einer Pyramide 4.1.1 Vorbetrachtung Es ist zu erst einmal nachzuweisen, dass alle Pyramiden mit gleicher Grundfläche und Höhe gleiches Volumen besitzen. Nach Cavalieri ist dies erfüllt, wenn in jeder Ebene parallel zur Grundfläche zwei Körper flächengleiche Querschnitte aufweisen. Zum Nachweis: Jede Pyramide hat eine Spitze, welche als Zentrum einer räumliche zentrischen Streckung aufgefasst werden kann. Der Streckungsfaktor k beschreibt hierbei das Verhältnis der Höhe h´ (Abstand der Bildebene von der Spitze) zur Gesamthöhe h der Pyramide. k= h´ h Für die Flächen der Querschnitte gilt hierbei: h´2 Bildfläche = = k2 2 h Ur − / Grundfläche Die Inhalte paralleler Schnittflächen verhalten sich also wie die Quadrate der Abstände der Flächen von der Spitze. Nimmt man nun zwei Pyramiden mit gleich großen Grundflächen und Höhen so folgt: A1´ k 2 * A1 A1 = = =1 A2´ k 2 * A2 A2 da nach Voraussetzung A1 = A2 (Inhalt der Grundflächen) Die Bedingungen des Prinzips von Cavalieri sind also erfüllt. 4.1.2. Nach Zerlegung eines Würfels in 6 kongruente Pyramiden Die Zerlegung eines Würfels in 6 kongruente Pyramiden ergibt für die Inhalte der Grundflächen G jeder dieser Pyramiden G = a2 und für die Höhen h h= 1 a. 2 Für das Volumen V einer dieser Pyramiden folgt somit: 1 1 1 1 1 VPyramide = VWürfel = a 3 = (a 2 * a ) = G * h 6 6 3 2 3 Da alle Pyramiden gleich sind, besitzen sie in jeder Höhe auch inhaltsgleiche Querschnitte nach Cavalieri sind sie somit auch Volumengleich. 4.1.2. Nach Zerlegung eines Würfels in 3 kongruente Pyramiden Die Zerlegung eines Würfels in 3 kongruente Pyramiden ergibt für den Flächeninhalt der Grundflächen G der Pyramiden G = a2 Die Höhe h beschreibt eine Seitenkante und ist demnach h=a Das Volumen V einer Pyramiden ergibt sich damit aus: 1 1 1 1 VPyramide = VWürfel = a 3 = (a 2 * a ) = G * h 3 3 3 3 Für diese 3 kongruenten Pyramiden sind wiederum die Bedingungen des Cavalierischen Prinzips erfüllt. 4.1.3. Nach Zerlegung eines dreiseitigen Prismas in 3 Pyramiden Nach der Zerlegung eines Prismas erhält man zwei gleiche Pyramiden und eine Schiefe. Vergleicht man die Pyramiden (S,P,Q,R) und (R,T,S,U) miteinander, wird ersichtlich, das ihre Grundflächen den selben Inhalt besitzen. Dies folgt aus der Tatsache, das bei einem Prisma Grund- und Deckfläche gleich sind. Also: A( P ,Q , R ) = A(T , S ,U ) Die Höhen beider Prismen ist ebenfalls gleich, sie entsprechen jeweils einer Seitenkante des Prismas. h( S , P ,Q , R ) = h( R ,T , S ,U ) = PS = RU Nun vergleicht man die Pyramiden (T,R,U,S) und (T,Q,R,S) miteinander. Beide besitzen wiederum inhaltsgleiche Grundflächen. A(T , R ,U ) = A(T ,Q , R ) Die Höhen sind auch gleich und werden durch die Punkte Z,S und Z,S bestimmt. Der Punkt Z befindet sich bei der Pyramide (T,R,U,S) innerhalb und bei der Pyramide (T,Q,R,S) außerhalb des Körpers. S ist die gemeinsame Spitze. h(T , R ,U , S ) = h(T ,Q , R , S ) = ZS = ZS Somit folgt, dass das Volumen von Pyramide (S,P,Q,R) gleich dem von Pyramide (R,T,S,U) ist, welches gleich dem von Pyramide (T,Q,R,S) ist. Also sind alle drei Pyramiden inhaltsgleich. V( S , P ,Q , R ) = V( R ,T , S ,U ) = V(T ,Q , R , S ) Dieses Ergebnis kann mit Hilfe des Computerprogramms Euklid nochmals verdeutlicht werden. Indem man die Spitze einer der beiden Pyramiden nach außen zieht erkennt man, das der Flächeninhalt der Schnittfläche gleich bleibt. Der Satz von Cavalieri bestätigt damit die Gleichheit und somit auch die allgemeine Volumenformel für Pyramiden. 4.2. Bestimmung des Kugelvolumens mit Hilfe des Satzes von Cavalieri Das Verfahren zur Bestimmung des Kugelvolumens geht auf Archimedes zurück, was zeigt, dass Archimedes das Cavalierische Prinzip bereits schon gekannt hatte. Cavalieri ging von einem Kreiszylinder aus, dessen Höhe gleich dem Radius r ist und entfernte daraus einen Kreiskegel mit gleichem Radius und gleicher Höhe. Dies verglich er mit einer Halbkugel mit Radius r. Zu Zeigen ist nun A(1) = A(2), d.h. der Kreisring (A(1)) muss denselben Flächeninhalt haben wie der Schnittkreis bei der Halbkugel (A(2)). Flächeninhalt des Kreisringes: A(1)= äußerer Kreisringinhalt – innerer Kreisringinhalt = πr² - πx² = π*(r²-x²) Flächeninhalt des Schnittkreises: Zunächst benötigt man hierzu den Radius des Schnittkreises: Nach dem Satz von Pythagoras gilt: a² = r²-x² ⇒ A(2) = π*a² = π*(r²-x²) ⇒ A(1) = A(2), w.z.b.w. Nach dem Satz von Cavalieri haben also der Restkörper und die Halbkugel gleiches Volumen: Berechnung des Volumens des Restkörpers: 1 2 VR = VZyl − VKegel = πr ² * r − πr ² * r = π * r ³ 3 3 2 4 ⇒ VR = VHK = π * r ³ ⇒ VK = 2 * VHK = π * r ³ 3 3