Rituale verschiedener Religionen am Lebensende
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Rituale verschiedener Religionen am Lebensende
Rituale verschiedener Religionen am Lebensende Interprofessioneller Basislehrgang Palliativ Care 2012/13 Projektbegleiterin: Dr. Elisabeth Gierlinger-Czerny DGKP Christine Tschinkl DGKP Daniel Penz DGKP Manuela Lenauer DGKP Renate Fink Inhalt 1 Vorwort...................................................................................................................... 4 2 Motivation .................................................................................................................. 5 3 4 2.1 Motivation Christine Tschinkl ............................................................................... 5 2.2 Motivation Daniel Penz ........................................................................................ 6 2.3 Motivation Manuela Lenauer ................................................................................ 7 2.4 Motivation Renate Fink ........................................................................................ 8 Ritual ......................................................................................................................... 10 3.1 Ritual allgemein: ................................................................................................ 10 3.2 Funktionen des Rituals: ..................................................................................... 10 3.3 Kennzeichen von Ritualen ................................................................................. 11 3.4 Rituale in der Sterbebegleitung: ......................................................................... 11 3.5 Trauerrituale im nichtkonvessionellen Kontext: .................................................. 12 Römisch- katholische und evangelische Religion ...................................................... 13 4.1 Glaubensgrundlage ........................................................................................... 13 4.2 Verbreitung ........................................................................................................ 15 4.3 Einstellung zum Tod .......................................................................................... 16 4.4 Rituale ............................................................................................................... 17 4.5 Situation im Krankenhaus .................................................................................. 18 4.5.1 Gespräch mit dem Seelsorger Herrn Bert Brottrager ................................ 18 4.5.2 Gespräch mit Mag.Thomas Moffat ............................................................ 19 4.5.3 Beitrag der Angehörigen ........................................................................... 20 5 6 4.6 Nach dem Tod ................................................................................................... 20 4.7 Persönliche Reflexion ........................................................................................ 21 Islam ......................................................................................................................... 22 5.1 Glaubensgrundlage ........................................................................................... 22 5.2 Verbreitung ........................................................................................................ 23 5.3 Einstellung zu Tod und Krankheit ...................................................................... 23 5.4 Rituale ............................................................................................................... 24 5.5 Situation im Krankenhaus .................................................................................. 25 5.6 Nach dem Tod ................................................................................................... 25 5.7 Persönliche Reflexion ........................................................................................ 26 Zeugen Jehovas........................................................................................................ 28 6.1 Glaubensgrundlage ........................................................................................... 29 7 6.2 Verbreitung ........................................................................................................ 29 6.3 Einstellung zum Tod .......................................................................................... 30 6.4 Rituale ............................................................................................................... 30 6.5 Situation im Krankenhaus .................................................................................. 31 6.6 Nach dem Tod ................................................................................................... 32 6.7 Gespräch mit einer Zeugin Jehovas .................................................................. 32 6.8 Persönliche Reflexion ........................................................................................ 34 Buddhismus .............................................................................................................. 35 7.1 Glaubensgrundlage ........................................................................................... 35 7.2 Verbreitung ........................................................................................................ 35 7.3 Einstellung zum Tod .......................................................................................... 36 7.4 Rituale zum Tod ................................................................................................ 37 7.5 Gespräch mit Frau Eva Stoiser .......................................................................... 37 7.6 Situation im Krankenhaus .................................................................................. 38 7.6.1 Körperpflege ............................................................................................. 38 7.6.2 Ernährung................................................................................................. 38 7.6.3 Kommunikation ......................................................................................... 38 7.6.4 Bewegung, Beschäftigung und Schlaf ...................................................... 39 7.6.5 Symptomkontrolle Schmerz ...................................................................... 39 7.7 Nach dem Tod ................................................................................................... 39 7.8 Bestattung ......................................................................................................... 39 7.9 Persönliche Reflexion ........................................................................................ 40 8 Gruppenfazit ............................................................................................................. 41 9 Literaturangaben ....................................................................................................... 43 10 Abbildungsverzeichnis: .............................................................................................. 44 11 Anhang...................................................................................................................... 44 Seite 3 1 Vorwort Unsere Gesellschaft befindet sich in einem ständigen Wandel. Schlagwörter wie „Globalisierung“ sind nicht mehr länger eine bloße Aneinanderreihung von Buchstaben, die nur in Artikeln von sensationslüsternem Zeitungsreportern Platz finden. Nein, es ist vielmehr eine gelebte Realität für uns alle geworden. Eine Herausforderung, der wir uns täglich stellen müssen. Etwas, das vielen Menschen sicherlich Angst macht, aber auch eine Situation darstellt, die so viele Chancen und Möglichkeiten bietet, wenn wir mutig genug sind darauf zuzugehen und sie auch als solche wahrzunehmen. Auch das Alltagsleben in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen der Krankenhäuser ist von dieser Globalisierung erfasst worden. Egal ob kulturell gemischtes Personal auf der einen, oder Patienten mit ihren Sorgen und Ängsten auf der anderen Seite. Wir müssen uns tagtäglich mit unterschiedlichen Religionen, ihren Werten und Ritualen auseinandersetzen. Hier ist große Sensibilität gefragt. Doch was wissen wir eigentlich voneinander? Wie gehen wir mit uns fremden Riten und Gebräuchen um? Was wissen wir darüber? Trauen wir es uns zu, all diese Menschen umfassend zu behandeln und zu pflegen, auch in besonders schwierigen Momenten wie dem Tod? Speziell die letzte Phase des Lebens ist ein äußerst kultursensibler Bereich, dem es mit Bedacht, Respekt und um das Wissen der individuellen Sterberituale der unterschiedlichen Kulturen zu begegnen gilt. Daher haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, anhand der großen Religionen unserer Welt, einen Blick auf diese unterschiedlichen, individuellen Sterberituale zu werfen, Unterschiede und vielleicht auch Gemeinsamkeiten aufzuzeigen. Eines ist gewiss, mögen unsere Werte und Rituale noch so unterschiedlich sein, die Liebe und Verbundenheit unseren Angehörigen und Freunden gegenüber eint uns Menschen und bietet so viele Möglichkeiten und Chancen die es einfach zu nutzen gilt. Ziel dieser Arbeit ist ein Leitfaden als Unterstützungsmöglichkeit der Pflegenden, bei der Umsetzung der Rituale am Lebensende. Erarbeitet von der gesamten Projektgruppe Seite 4 2 Motivation 2.1 Motivation Christine Tschinkl Mein Name ist Christine Tschinkl und mein Beruf ist diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester. Im Jahre 1988 habe ich an der Krankenpflegeschule am LKH Leoben diplomiert. Anschließend sammelte ich Praxis auf einer Lungenheilanstalt in Hochegg/Grimmenstein in Niederösterreich und im unfallchirurgischen OP in Kalwang in der Steiermark. Mehr als 20 Jahre fand ich dann meinen Platz im LKH Bruck an der Mur auf einer internen Station. Einerseits in diesem System gefangen und doch auf der Suche nach einer neuen Herausforderung ging ich 2011 für ein Jahr in Bildungskarenz. In diesem Jahr erweiterte ich mein Wissen durch die Mitarbeit im mobilen Palliativteam Leoben. Von dieser interessanten und für mich sehr zufriedenstellenden Arbeit überzeugt, fasste ich den Entschluss mich ganz dieser Tätigkeit zu widmen. Seit Juli 2012 gehöre ich zum mobilen Palliativteam Leoben – Volkshilfe Steiermark. Privat begegnete mir Krankheit und Tod auf schmerzliche Weise im Jahr 2004. Meine Mutter erhielt im April eine aus heiterem Himmel tödliche Diagnose. Am Anfang noch hoffend, gingen wir gemeinsam durch alle Phasen. Im Juli 2008 verstarb meine Mutter. Obwohl das Thema Glauben anfangs keinen großen Stellenwert hatte und wir kein aktives Kirchenleben führten, konnte ich in der Zeit der Krankheit beobachten, dass meine Mutter und auch ich in gewissen röm.-kath. Ritualen einen seelischen Trost fanden. Neben ihrem Bett lag ein Rosenkranz. Auch die Mutter Maria fand in Form eines kleinen geweihten Anhängers neben ihr einen festen Platz. Nach ihrem Ableben war ihr die Aufbahrung in einer Kirche (Verabschiedungen finden bei uns in einer Zeremonienhalle statt) so wichtig, dass sie es sogar schriftlich unter ihren Wünschen festhielt. Ich persönlich verspüre, dass ein sonntäglicher Kirchgang mir durchaus Kraft spendet. Seitdem hat das Thema Religion und Glaube bei mir Interesse geweckt. Offen für alle Glaubensrichtungen und wohl auch Unwissenheit führte mich dazu mich im Projektteam damit auseinanderzusetzen. Beruflich ist es für mich wichtig, wertfrei und unabhängig vom Glauben gute Arbeit zu leisten. Seite 5 Um auf religiöse Bedürfnisse eingehen zu können, ist für mich wichtig, in den verschiedenen Glaubensrichtungen ein Grundwissen zu besitzen. Mit der Überzeugung, dass man nicht immer und zu jeder Zeit alles wissen kann, finde ich das Erstellen eines Nachschlagewerks besonders herausfordernd und interessant. 2.2 Motivation Daniel Penz Mein Name ist Daniel Penz und seit dem Jahre 2005 ist die Palliativeinrichtung des LKH Leoben mein fester Arbeitsplatz geworden. Diese Zeit hat sich bisher für mich als sehr intensiv und auch als sehr prägend erwiesen. Ich muss mich im Rahmen meiner Tätigkeit permanent mit der Frage des Glaubens und generell Fragen der Religion auseinandersetzen. Sei es im professionellen Umgang mit Patienten und deren Angehörigen, als auch auf einer rein persönlichen Auseinandersetzung und einer damit verbundenen ständigen Neuprüfung und Einstellung zu diesem komplexen Thema. Meine Form des Glaubens ist stark mit dem Begriff der Familie verbunden. Am besten kann ich es anhand einer Geschichte erklären. Als ich meinen Beruf erlernt habe, habe ich kurz am LKH Klagenfurt gearbeitet. Die Zeit dort war für mich alles andere als erfreulich und ich dachte schon daran meinen Beruf aufzugeben. Besonders an einem Weihnachtstag hatte ich einen großen persönlichen Tiefschlag erlebt der mich verzweifeln ließ. Zuhause angekommen konnte ich einfach nicht an den Weihnachtsfeierlichkeiten teilnehmen und ging in mein altes Zimmer und weinte verzweifelt im Dunklen in meinen Kopfpolster hinein, in der Hoffnung er möge all meinen Schmerz aufsaugen. Mein Vater kam darauf ins Zimmer, machte das Licht an und redete mit mir. Unter Tränen erklärte ich ihm, dass ich einfach nicht mehr weiter weiß und es täte mir leid ihn so enttäuschen zu müssen (mein Vater als Pflegehelfer war nämlich sehr stolz darauf, dass ich, sein Sohn, den Beruf des Diplomkrankenpflegers erlernt habe). Mein Vater nahm mich einfach in die Arme und sagte zu mir „Wenn du nicht mehr kannst, hör einfach auf und kündige. Egal was du auch tust oder in weiterer Zukunft vorhast, wir werden dich unterstützen, hab keine Angst“. Ich war so unendlich erleichtert die absolute Freiheit zu spüren, ein Zuhause zu haben in dem ich willkommen bin, ein Zuhause in dem ich geliebt und angenommen werde wie ich bin. Ich habe danach noch einen schönen Weihnachtsabend mit meiner Familie Seite 6 verbracht und kurz darauf in Klagenfurt gekündigt und in Leoben mein Glück wiedergefunden. Ich habe mich aus meinem Tief wieder heraus gekämpft, aber immer in der Gewissheit, meine Familie bedingungslos hinter mir zu wissen. Das hat mir die nötige Kraft gegeben. Und genauso ist es auch mit meinem Glauben. Ich lebe in und mit dem Glauben, genau wie ein Vater für seine Kinder, so hilft uns auch Gott und gibt uns den nötigen Beistand um auf eigenen Beinen stehen zu können. Denn nur so können wir uns weiterentwickeln und als Menschen wachsen. Der Glaube ist somit ein Platz an dem man Stärke gewinnen kann, an den man sich immer wenden kann, ein Platz an dem man verstanden wird und man sich so geben kann, wie man eben ist. Ein Platz an dem man wieder Kraft schöpfen kann um den täglichen Herausforderungen zu begegnen, genauso wie die Familie ein solcher Platz ist. Auf diesen Grundpfeilern ist mein persönlicher Glauben aufgebaut und somit ist es für mich unerheblich wie eine etwaige Gottesgestalt aussieht, welchen Geschlecht oder welcher irdischen Religiosität sie letztendlich zuzuordnen ist. 2.3 Motivation Manuela Lenauer Mein Name ist Manuela Lenauer und ich bin als DGKP an der Palliativstation am LKH Fürstenfeld beschäftigt. Ich habe 1996 in Graz diplomiert und dann 13 Jahre an der Universitätskinderklinik am LKH Graz auf der Abteilung Pulmonologie und Allgemein Pädiatrie gearbeitet. Hier arbeitete ich vorwiegend mit chronisch kranken Patienten und machte bereits Erfahrungen mit dem Sterben und Begleitung Angehöriger. 2009 wollte ich mich verändern und bin auf der Palliativstation gelandet. Die Arbeit auf der Palliativstation in diesen mittlerweile 3 Jahren hat mich in meinem Berufsleben sowie auch in meinem Privatleben sehr geprägt, verändert und auch bestärkt. Da ich selbst schon den Verlust eines lieben Menschen erfahren habe, glaube ich, den Schmerz eines Verlustes besser verstehen zu können. Da ich mich jetzt intensiver mit dem Sterben, Sterbebegleitung und Begleitung Angehöriger beschäftige und durch meine eigene Erfahrung, hat sich meine Lebenseinstellung sehr geändert - „Ich lebe bewusster“! Seite 7 Da ich auf meiner Station bereits andere, neben katholisch und evangelisch, religiöse Kulturen bzw. Rituale und auch Persönlichkeiten kennen lernen durfte, wie Islam/Buddhismus und Zeugen Jehovas, habe ich mich für dieses Thema interessiert und auch entschieden. Da wir immer wieder in unserem Berufsleben über verschiedenste Kulturen und Rituale stolpern, glaube ich mit unserer Projektarbeit ein besseres Verständnis für andere Kulturen zu erlangen und auch an andere Kollegen/innen weiter geben zu können. 2.4 Motivation Renate Fink Mein Name ist Renate Fink. Ich arbeite seit etwas mehr als zwei Jahren als DGKS auf der Palliativstation im LKH Fürstenfeld. Im Zuge meiner Ausbildung absolvierte ich verschiedene Praktika, darunter auch auf der Palliativstation in Fürstenfeld. Da spürte ich gleich - auf dieser Station wird gelebt, mit allen Sinnen, da möchte ich arbeiten und meine Energie einsetzen. Natürlich quälten mich auch Zweifel, ob ich das auch schaffen könnte. Die Begegnung mit dem Leid macht den meisten Menschen, natürlich auch mir, Angst. Ich bekomme immer wieder zu hören: „ Wie kannst du nur auf einer Palliativstation arbeiten?“ Doch gerade diese Offenheit der Patienten, sowie Gefühle jeder Art die gelebt werden, von herzlichem Lachen bis herzzerreißendem Weinen, Verzweiflung wie auch Dankbarkeit und Freude, all dies kann ich täglich in meiner Arbeit erleben. So schwierig auch manche Situationen zu sein scheinen, so lehrt es mich doch auch, dass jeder Mensch einzigartig ist, und jeder sein eigenes Leben leben und auch seinen eigenen Tod sterben muss. Ich empfinde es immer wieder als große Ehre, Menschen auf diesem schwierigen und letzten Lebensweg zu begleiten. Meine erste Erfahrung mit Tod erlebte ich im Jugendalter, als mein geliebter Großvater starb. Meine Eltern wollten meine Geschwister und mich, wahrscheinlich aus Unwissenheit, komplett vom Sterben und Tod fernhalten. So wollte ich auch Jahre nach seinem Tod noch nicht wahrhaben, dass er nicht mehr da war. Mir fehlte eine wichtige Erfahrung. Ähnlich erging es mir, als mein kleiner Bruder geboren wurde. Damals durfte man erst mit vierzehn Jahren auf die Geburtenstation. Ich musste also draußen warten und konnte meinen Bruder das erste Mal sehen, als meine Mutter das Krankenhaus verließ. Wieder passierte etwas Einschneidendes, und wieder durfte ich nicht Dabeisein. Seite 8 Für mich sind Tod und Geburt ähnlich. Beides ist für mich unerklärlich, mit einer unglaublichen Spannung und Ungewissheit behaftet und trotzdem meistens mit einem zufriedenen Ausgang, wobei die Betonung auf Friede liegt. Aber gerade dieses Nicht Dabeisein, dieses Ungewisse, hat mich neugierig gemacht. So begann ich schon sehr früh Bücher über Leben und Sterben zu lesen und meine Angst vor dem Tod minimieren. Ich durfte heuer meinen Schwiegervater beim Sterben begleiten und versuchte meine Kinder bestmöglich mit einzubeziehen. Bereits Wochen vor seinem Tod konnte ich beobachten, dass wir unterschiedliche Rituale gebrauchten. Jeder vollzog Rituale auf seiner individuellen Art und Weise. Auch nach seinem Tod werden noch Rituale benützt, manche auch gemeinsam, wie zum Beispiel das Anzünden einer Kerze vor seinem Foto, der Besuch auf dem Friedhof usw. Für mich und meine Familie sind rituelle Handlungen ein Mittel, um Trauer, Schmerz und Abschied besser verarbeiten zu können. Rituale sind für mich auch im Alltag gegenwärtig und sehr beliebt und geben mir ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit. Meine Motivation, diese Arbeit zu schreiben, bestand darin, Menschen in schwierigen Stationen des Lebens rituelle Handlungen zu ermöglichen, wenn erwünscht beizustehen und einen angemessenen Rahmens dafür zu schaffen. Da wir Patienten mit unterschiedlichen Religionen, oder Patienten ohne Bekenntnis betreuen, wurde im Team bereits über die Notwendigkeit einer genaueren Information über spezielle Rituale gesprochen. Ich habe mich für die Ausarbeitung der Rituale im Buddhismus entschlossen, da mich dieses Thema auch persönlich sehr interessiert. Diese Arbeit, die ich mit meinen Kollegen ausarbeite, soll der Pflegepraxis im spitalsinternen und spitalexternen Bereich dienen. Es geht um Vermittlung, Vorbereitung und um die Umsetzungsmöglichkeiten der Rituale für die Patienten und deren Angehörigen. Seite 9 3 Ritual 3.1 Ritual allgemein: Definition: Ein Ritual (von lateinisch ritualis, den Ritus betreffend) ist eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt. Sie wird häufig von bestimmten Wortformeln und festgelegten Gesten begleitet und kann religiöser oder westlicher Art sein (z.B. Gottesdienst, Begrüßung, Hochzeit, Begräbnis, Aufnahmefeier usw.) Ein festgelegtes Zeremoniell (Ordnung) von Ritualen oder rituellen Handlungen bezeichnet man als Ritus. (zit.http://de.wikipedia.org/wiki/Ritual,12.10.2012) „Wie die Seele durch Träume zum Bewusstsein spricht, so spricht das Bewusstsein durch Rituale zur Seele. So wie die Seele einen Körper braucht, um in der endlichen Welt da sein zu können, so braucht auch das Empfinden des Heiligen eine Verkörperung in der sichtbaren Welt: das Ritual“ (Bettina Jakob) 3.2 Funktionen des Rituals: Da Rituale auf vorgefertigte Handlungsabläufe und altbekannte Symbole zurückgreifen, können sie Halt und Orientierung vermitteln. Das Ritual hilft bei Bewältigung lebensweltlicher Situationen, indem es krisenhafte Ereignisse in routinierte Abläufe überführt. Sie erleichtern das Treffen von Entscheidungen und die Kommunikation. (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Ritual, 12.10.2012) Der symbolische Ausdruck von Gefühlen und Gedanken variiert in den verschiedenen Kulturen. So verleihen religiös kulturelle Bewältigungsstrategien Orientierung, unterliegen aber zugleich starken Normierungen. (vgl. Heller 2009 S.22) Seite 10 3.3 Kennzeichen von Ritualen Rituale sind wiederholbar und werden dadurch, dass ich sie immer wieder tue, zu einem Teil von mir selber. Rituale sollten möglichst alle Sinne miteinschließen: Visuell: sehen Auditiv: hören Olfaktorisch: riechen Kinästhetisch: berühren, tasten Gustatorisch: etwas Schmecken Es versteht sich von selbst, dass Rituale freiwillig und nicht aufgedrängt werden dürfen und die Autonomie jederzeit und in allen Phasen respektiert werden muss. In gleichen Lebensgemeinschaften wie z.B. Familie, Schule, Arbeitsort, können Rituale verbinden. Sie zeichnen sich dadurch ab, dass sie mit einer klaren Zeitdauer, einem Anfang und einem Ende eingegrenzt sind und einen besonderen Raum brauchen. Je persönlicher und individueller ein Ritual gestaltet wird, desto hilfreicher kann es in einer konkreten Situation wirken. (vgl. Meier 2004,S.18f) Doch es gibt nicht nur ausdrücklich gesellschaftliche oder religiöse Rituale, sondern auch alltagsweltliche kleine Rituale wie z.B. die Aufsteh-, Frühstücks- oder Begrüßungsrituale. Sie sind nicht nur Gewohnheiten, sondern tragen dazu bei, dass das Leben so für den jeweiligen in Ordnung ist. (vgl. Aulbert 2008, S.1193) 3.4 Rituale in der Sterbebegleitung: Hier geht es um die Trauer der sterbenden Person und die Trauer der Angehörigen und Freunde. Die Gefühle der Trauer werden mit einer Vielzahl anderer Gefühle wie Wut oder Angst vermischt. Ein Vorgespräch zum Ritual kann genauso wichtig sein wie das Ritual selbst. Durch die Fragen, was gebraucht wird, oder was mit dem Ritual erreicht werden soll, werden den Beteiligten die eigenen Gefühle und Bedürfnisse deutlich. So hat man es meist mit einer Reihe von kleineren, anlassbezogenen Einzelritualen zu tun, was wiederum den Fortgang des Trauerprozesses unterstützen, begleiten und spiegeln kann. (vgl. Heller 2009,S.199) Seite 11 Rituale in der Sterbebegleitung widmen sich den spezifischen Übergängen des Abschiednehmens: Auf der körperlichen Ebene die Übergänge von der Gesundheit zur Krankheit, in der Bettlägerigkeit, in die zunehmende Pflegebedürftigkeit und Hilflosigkeit Auf der geistigen Ebene die Übergänge in der Realisierung des aktuellen Geschehens Auf der seelischen Ebene wird es immer darum gehen, wechselhafte Gefühlszustände zu erden (zit.n. Heller 2009, S.199f) 3.5 Trauerrituale im nichtkonvessionellen Kontext: Nichtkonfessionelle Rituale haben in den letzten Jahren zugenommen, sowohl von Seiten kranker Menschen, als auch von Seiten ihrer Angehörigen und Personen, die mit Trauersituationen in ihrer Profession zu tun haben, wie z.B. Ärzte, Pflegepersonen, Seelsorger oder Psychologen. Das Bedürfnis nach spiritueller Wegbegleitung in einschneidenden Lebenssituationen, welche nicht durch Angebote von Kirchen, Beratungsstellen oder anderen Institutionen abgedeckt werden kann, ist groß. Die positive Wirkung eines Rituals, oder auch deren Sinnhaftigkeit, hängt nicht von der Befolgung feststehender Glaubensmuster ab, sonder davon, ob das Ritual dazu beiträgt, Trost und Frieden zu finden. ( vgl. Heller 2009,S.189ff) Erarbeitet von DGKP Renate Fink Seite 12 4 Römisch- katholische und evangelische Religion Abbildung 1 4.1 Glaubensgrundlage Die Glaubensgrundlage der röm.- kath. Religion ist der Glaube an Jesus Christus. Er wurde als Sohn Gottes von der Jungfrau Maria (menschlich, sterblich und auf Erden) geboren. Gott der Vater, Jesus Christus und der Heilige Geist bilden die Dreifaltigkeit. Jesus Christus wurde in Palästina geboren. Nach historischer Forschung in Nazareth, laut Lukasevangelium in Bethlehem als Sohn einer jüdischen Familie. Die Römer beherrschten das Land und regiert wurde es vom römischen Statthalter Pontius Pilatus. Die Anhänger Jesus sahen in ihm einen Erlöser. Die Römer sahen durch die große Anhängerschaft die Gefahr eines Aufstands. Das größte Gremium des damaligen Judentums bewirkte durch Pontius Pilatus die Hinrichtung von Jesus am Kreuz. (vgl. Georg Schwikart, 2010, S. 39 ff) Im Glaubensbekenntnis wird die Glaubensgrundlage des Christentums zusammengefasst. Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, empfangen durch den heiligen Geist geboren von der Jungfrau Maria, Seite 13 gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, aufgefahren in den Himmel, er sitzt zur rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. an die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen (zit.n.Julia Neuberger, 2009, S.32) Das evangelische Glaubensbekenntnis unterscheidet sich nur durch ein Wort zum katholischen Glaubensbekenntnis. Nämlich nicht der Glaube an eine katholische Kirche, sondern der Glaube an eine christliche Kirche. Christen leben die Nächstenliebe. Die Grundpfeiler sind die zehn Gebote, welche im Alten Testament festgehalten sind. Die heilige Schrift der röm.-kath. und der evangelischen Religion ist die Bibel, welche sich in ein Neues und Altes Testament gliedert. Im evangelischen Glauben wird der Stellenwert der Bibel folgendermaßen erklärt: Die Heilige Schrift sollte die Mitte sein, von der her immer wieder der persönliche und kirchliche Alltag zu gestalten und zu hinterfragen ist. (zit.n.Hans-Michael Uhl, 2009,S.13) Das Oberhaupt der röm.- kath. Kirche ist der Papst. Ihm untergeordnet sind Bischöfe und Priester. Im evangelischen Glauben gibt es keinen Papst. Der Pfarrer wird von der Gemeinde gewählt. Pro Bundesland gibt es einen Superintendent. Jeder Pfarrer leitet gemeinsam mit einem Laien (Kurator) die Gemeinde. Auf Bundesebene gibt es den Bischof. Ihm zur Seite steht ein Laie, dieser wird als Landeskurator bezeichnet. (vgl. Julia Neuberger, 2009, S. 34 und 35 und Mitschrift, Gespräch mit Mag. Moffat, 2013, Leoben) Katholiken besuchen die Kirche, nehmen die Kommunion entgegen und beten gemeinsam. Die wichtigsten Feiertage der röm.- kath. Kirche sind Weihnachten, im Gedenken an die Geburt Christi. An Ostern wird die Auferstehung gefeiert, dies ist das höchste Seite 14 christliche Fest. Voraus geht die 40tägige Fastenzeit mit der Karwoche und am Karfreitag gedenkt man der Kreuzigung Jesu am Karsamstag der Grabesruhe Jesu. An Christi Himmelfahrt wird der Aufnahme Jesu im Himmel gedacht. Fünfzig Tage nach Ostern wird das Pfingstfest gefeiert, in Erinnerung an den heiligen Geist. Zu Fronleichnam wird erinnert, dass Jesus sein Fleisch und Blut gab-Eucharistie. Allerheiligen und Allerseelen gedenken die Katholiken an die Verstorbenen. Der Sonntag gilt als „Tag des Herrn“ (vgl. Urban, 2011, S. 24ff) Im Mittelpunkt der evangelischen Kirche wird Jesus Christus ebenfalls als Erlöser aller Menschen gesehen. Die evangelische Kirche entwickelte sich aus einer Erneuerungsbewegung der röm.-kath. Kirche. Dadurch entstanden viele verschiedene Bewegungen. In Deutschland von Martin Luther, in der Schweiz von Johannes Calvin und Ulrich Zwingli. Die Osterzeit wird im evangelischen Glauben als Passionszeit bezeichnet. Als höchster Feiertag gilt in der evangelischen Kirche der Karfreitag. Dieser ist arbeitsfrei. (vgl. Julia Neuberger, 2009, S. 9 und Mitschrift vom Gespräch, Mag. Moffat, 2013, Leoben) Hans – Michael Uhl schreibt in seinem Buch, das typisch evangelisch ist: Evangelisch bedeutet, dass es in der Kirche kein Tabernakel gibt, in dem die Hostien aufbewahrt werden, kein Weihwasserbecken, keine Heiligenstatuen, kein ewiges Licht und keinen Beichtstuhl. Und evangelisch ist auch, dass wir keinen Papst haben, die evangelischen Pfarrer nicht auf Ehe und Familie verzichten müssen und ein evangelischer Christ nicht unbedingt sonntags zur Kirche gehen muss (zit.n.Hans- Michael Uhl, 2009,S.9) 4.2 Verbreitung Die Katholische Kirche ist in weiten Teilen der Erde verbreitet, vor allem in Mittel und Südamerika und in weiten Teilen Europas. Auch in einigen Teilen Afrikas sowie in wenigen Ländern Asiens ist der röm.-kath. Glauben verbreitet. Weltweit gibt es 1,181 Milliarden römisch-katholische Christen in 2.945 Diözesen. Den evangelischen Glauben findet man hauptsächlich in Österreich, Deutschland und der Schweiz, Schweden und Holland. Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Christentum, 03.02.13 Seite 15 4.3 Einstellung zum Tod Christen glauben an ein Leben nach dem Tod (Auferstehung). Die Seele existiere in einer anderen Form in der nächsten Welt weiter. Das frühe Christentum glaubte es gäbe eine Hölle. Die Bibel beschreibt eine Unterwelt und ein Totenreich. Im Mittelalter stellte man sich die Hölle als Ort der Bestrafung vor. Menschen, welche im Leben dem Beispiel Jesu folgten, werden aber erlöst und gerettet. Gläubige sehen im Leben eine Zeit der Vorbereitung für den bevorstehenden Tod. Sie haben Vertrauen zu Gott und Hoffnung auf ein neues Leben nach dem Tod. (vgl. Julia Neuberger, 2009, S. 35 und 43) Im Kleinen Katechismus von Martin Luther heißt es zum Glaubensartikel der Erlösung: Ich glaube, dass Jesus Christus, der wahrhaftige Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren und auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria geboren, sei mein Herr, der mich verlorenen und verdammten Menschenerlöset hat, erworben, gewonnen, von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels; nicht mit Silber oder Gold, sondern mit seinem heiligen, goldenen Blut und seinem unschuldigem Leiden und Sterben; auf das ich sein sei und in seinem Reich, unter ihm lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit, gleichwie er ist auferstanden vom Tode, lebet und regieret in Ewigkeit. Dass ist gewisslich wahr. (zit.n.Georg Schwikart, 2010, S. 41 und 42) Seite 16 4.4 Rituale Im röm.- kath. Glauben sind sieben Sakramente beschrieben. Drei kommen in der Sterbephase zu tragen. Diese sind die Beichte, Eucharistie (heilige Kommunion) und die Krankensalbung. Im evangelischen Glauben gibt es die Taufe und das Abendmahl. Ein Sakrament ist ein Zeichen oder ein Symbol. Jedes Zeichen ist Zeichen von einer Sache oder einem Wert für jemanden. (zit.n.Leonardo Boff, 1976, S. 30) Die Beichte dient dazu, dass der Sterbende seine Sünden bekennen kann und er von diesen losgesprochen wird. Der Pfarrer erteilt die Lossprechung. Auf Wunsch kann die Kommunion in Form des heiligen Brotes gespendet werden. Die Krankensalbung, seit dem 2.Vatikanischen Konzil heißt diese nicht mehr „letzte Ölung“ da sie mehrmals gespendet werden kann. Die Salbung darf nur am Lebenden vollzogen werden. Diese kann auch ein Diakon spenden. Dabei wird dem Sterbenden mit Öl die Stirn gesalbt, anschließend werden die Hände gesalbt und dazu gebetet. (vgl. Georg Schwikart, 2010, S. 49 ff und vgl. Elke Urban, 2011,S. 27 ff) Im evangelischen Glauben gibt es keine bestimmten Rituale. Beim evangelischen Glauben muss nicht ein Geistlicher, sondern jeder Christ kann den evangelischen Abschiedsglauben (Valetsegen) sprechen. Es wird die Hand auf die Stirn des Sterbenden gelegt und frei formuliert. Ein Beispiel dafür: Es segne dich Gott der Vater, der dich nach seinem Ebenbild erschaffen hat. Es segne dich Gott der Sohn, der dich durch sein Leiden und Sterben erlöst hat. Es segne dich Gott der Heilige Geist, der dich zu seinem Tempel bereitet und geheiligt hat. Der treue und barmherzige Gott wollte dich durch seine Engel geleiten in das Reich, da seine Auserwählten ihn ewiglich preisen. Unser Herr Jesus Christus sei bei dir, dass er dich beschütze. Der Heilige Geist sei in dir, dass er dich erquicke. Der dreieinige Gott sei dir gnädig im Gericht und segne dich zum ewigen Leben. (Katastrophenschutz Steiermark 2008 aus dem Buch Transkulturelle Pflege am Lebensende) Seite 17 4.5 Situation im Krankenhaus Die Durchführung der Sterberituale wird nur auf Wunsch des Sterbenden durchgeführt. Man sollte behutsam und einfühlsam nach den Wünschen und Bedürfnissen fragen. Der Sterbende möchte vielleicht alleine sein, oder braucht die Anwesenheit von Familie und Freunden. Man kann dem Sterbenden die Hand halten, ihm auf Wunsch etwas vorlesen und gemeinsam beten. Katholiken kann die Bibel oder das Gesangsbuch „Gotteslob“ angeboten werden. Evangelische Christen können ebenfalls Trost in der Bibel oder im evangelischen Gesangsbuch finden. Katholiken eventuell ein Kreuz oder einen Rosenkranz in die Hände geben. Manche wünschen ein Bild von Heiligen, wie z.B. der Mutter Maria oder dem Papst. Der Pfarrer ist für den Wunsch der Beichte zu jeder Zeit zu verständigen. Es wird gemeinsam gebetet wie z.B. das Vater unser oder das Glaubensbekenntnis. Der Sterbende kann, wenn er möchte, seine Sünden beichten und somit um Vergebung bitten. Zu dieser Zeit soll der Sterbende mit dem Pfarrer alleine sein. Gemeinsam wird die heilige Kommunion entgegengenommen. Die Krankensalbung wird mit Öl, welches der Pfarrer mitbringt, durchgeführt. (vgl. Julia Neuberger, 2009, S. 38) 4.5.1 Gespräch mit dem Seelsorger Herrn Bert Brottrager (dipl.PA) am LKH Leoben Um die Situation im Krankenhaus genauer zu erfragen, habe ich mich mit dem Seelsorger auf ein Gespräch zusammengesetzt. Ich danke ihm auf diese Weise nochmals für die Zeit die er sich für mich und mein Projekt genommen hat. Herr Brottrager erzählte mir, dass er immer einen Auftrag braucht um tätig werden zu können. Diesen erhält er vom Pflegepersonal, von den Angehörigen oder im besten Fall vom Betroffenen selbst. Hat er nun die Bitte um Beistand erhalten, versucht er ein Vorgespräch mit den behandelten Ärzten, den Pflegenden und den Angehörigen zu führen. Diese Vorbereitung ist wichtig, um über die aktuelle Situation des Erkrankten Informationen zu erhalten. Wenn er nun zum Sterbenden ins Zimmer geht bezeichnet er dies folgendermaßen: Nun betritt der Tod den Raum. Bezogen auf die Thematik sterben und nicht auf die Seite 18 Person des Seelsorgers. Es beginnt das Vorbereiten - das Hinein begleiten - das Durch begleiten und das Hinausbegleiten. Herr Brottrager sagt:“Rituale sind ein Beziehungsgeschehen“. (Brottrager Bert, Leoben, 30.01.2013) Als „Werkzeug“ zeigte er mir ein kleines Täschchen. Darin befinden sich ein kleines Tuch, ein Kreuz, eine Kerze, ein edles Gefäß zur Aufbewahrung der Hostie und ein Weihwasser zur Segnung. Wichtig ist laut Herrn Brottrager alles auf Wunsch und Nachfrage des Sterbenden und wenn nicht möglich der Angehörigen zu gestalten. Herr Brottrager fragt z.B:“Darf ich ein Kreuzzeichen auf ihre Stirn machen?“Der Seelsorger erzählt mir, dass die Schaffung einer Intimsphäre für ihn ganz wichtig ist. Es wird nach Absprache gemeinsam gebetet, Bibeltexte gelesen, Fürbitten gesprochen und immer wieder Stille eingebaut. Die Segnung erfolgt zum Schluss. Laut Herrn Brottrager wird in der Segnung Gutes zugesprochen. Wird der Seelsorger zu einem bereits Verstorbenen gerufen, kommt es ausschließlich zur Segnung des Verstorbenen und die Angehörigen stehen im Mittelpunkt. Ihre Wünsche und Bedürfnisse werden im Gespräch erfasst und bestmöglich erfüllt. (Mitschrift eines Interviews mit Herrn Brottrager Bert, Leoben, 30.01.2013) 4.5.2 Gespräch mit Mag.Thomas Moffat (Pfarrer in der luther. ervangelischen Kirche in Leoben) Nach einem Anruf und der spontanen Zusage von Mag. Moffat habe ich mich im evang. Pfarramt in Leoben mit ihm zu einem Gespräch getroffen. Auch Herrn Mag. Moffat möchte ich auf diese Weise danke für das interessante Gespräch und die dafür aufgebrachte Zeit sagen. Gleich am Anfang erzählte er mir, dass es in der evang. Gemeinde circa 30 Beerdigungen, aber nur circa 2 Sterbebegleitungen im Jahr im Krankenhaus gibt. Im evangelischen Glauben gibt es zwar keine speziellen Rituale die angeboten werden, aber Umgang mit Salböl und gemeinsames beten wird als sehr positiv empfunden. Es werden ebenfalls Bibeltexte oder Stellen aus dem Gesangsbuch gelesen. Oft ist es lt. Mag. Moffat nur ein stilles Hände halten um Trost und Kraft zu spenden. Kein Sakrament des evangelischen Glaubens ist an ein Amt gebunden. Seite 19 Wie im Kapitel Rituale bereits beschrieben, kann jeder Christ einen Abschiedssegen frei formulieren und sprechen. Herr Mag. Moffat erzählt auch, dass keine Fürsprache vor Gott für den Verstorbenen mehr notwendig ist, da man auf Gott vertraut, auf seine Güte und seine Barmherzigkeit. Unterstützung und Anteilnahme gilt besonders den Angehörigen. Auch in der Trauerfeier gilt der Zuspruch den Angehörigen und Trauernden, da darauf vertraut wird, dass der Verstorbene in den Händen Gottes gut aufgehoben ist. 4.5.3 Beitrag der Angehörigen Angehörige sollen bei der Durchführung der Krankensalbung und der Kommunion mit einbezogen werden. Sie können biblische Texte vorlesen oder gemeinsam beten. Im Sterbezimmer kann eine Kerze als Symbol an den Glauben der Auferstehung angezündet werden. Um sich vom Verstorbenen verabschieden zu können, sollte den Hinterbliebenen so viel Zeit wie diese benötigen gegeben werden. Eventuell besteht der Wunsch der Angehörigen den Verstorbenen zu waschen. Die Hände werden gefaltet und es kann auf Wunsch ein Kreuz oder ein Rosenkranz in die gefalteten Hände gelegt werden. Für evangelische Christen gilt im Allgemeinen das Gleiche.(vgl. Julia Neuberger, 2009, S. 39) 4.6 Nach dem Tod Lange Zeit wurde unter Christen ausschließlich eine Erdbestattung durchgeführt. Man glaubte, dass der vollkommene Körper auferstehe und eine Einäscherung aus diesem Grunde nicht möglich ist. In der röm.- kath. Kirche wurde erst im 20. Jahrhundert eine Feuerbestattung erlaubt. Im städtischen Bereich nehmen Urnenbeisetzungen zu, im ländlichen Raum überwiegen heute noch Erdbestattungen. Eine kirchliche Bestattung besteht in der Regel aus einem Gottesdienst, einer Andacht und die Beerdigung am Grab. Bei einer Einäscherung wird die Urne meist im kleinen Kreis zu einem späteren Zeitpunkt beigesetzt. Bei der Feuerbestattung findet die Verabschiedung auch häufig in der Zeremonienhalle am Friedhof statt. Bei wenigen Hinterbliebenen eventuell auch im Bestattungsinstitut. Seite 20 Der Ablauf und die Form einer Bestattung variieren häufig und sind abhängig von den regionalen Bräuchen. Nach der Bestattung wird üblicher Weise zum Leichenschmaus (da gemeinsames Essen und Trinken trösten soll) geladen. (vgl. Schwikart 2010,S. 52f) Im evangelischen Glauben gibt es den Totensonntag. Einmal im Jahr wird an diesem Sonntag allen Verstorbenen gedacht. Besondere Anteilnahme gilt den Verstorbenen der letzten 12 Monate. 4.7 Persönliche Reflexion Wie in meiner persönlichen Vorstellung bereits erwähnt, habe ich aus Interesse und Neugierde dieses Thema gewählt. Als persönlich große Herausforderung empfand ich das Arbeiten am Computer. Ich zähle zu jenen Menschen, die das Arbeiten am Computer immer mit einer gewissen Ablehnung verbinden. Doch dieses Mal konnte ich nicht entkommen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fing es aber auch mir an zu gefallen. Das Recherchieren nach passender Literatur war wohl auch für den Verkäufer in meiner Buchhandlung eine Herausforderung. Und so wurde ich vor dem Kauf meines dritten Buches mit den Worten:“Was suchen wir denn heute wieder Interessantes?“ begrüßt. Ich lese sehr gerne und so konnte ich mich bald ganz im Thema finden. Meine Gespräche mit PA Herrn Brottrager und Mag. Moffat machten die Arbeit noch interessanter und abwechslungsreicher. Die Zusammenarbeit in der Gruppe war sehr gut und jeder hat gleichwertig seinen Beitrag geleistet. Drei mir völlig fremde Menschen durfte ich näher kennenlernen und vielleicht bleibt auch der eine oder andere Kontakt bestehen. Das Auseinandersetzen mit verschiedenen Religionen hat mich in meinem eigenen Denken und Umgehen mit fremden Kulturen wieder einen Schritt weitergebracht. Ich persönlich schließe unsere Projektarbeit mit einem guten und zufriedenstellenden Gefühl ab. Erarbeitet von DGKP Christine Tschinkl Seite 21 5 Islam Abbildung 2 „Ergebenheit in Gott“ (Wortwörtliche Übersetzung des Islams) Der Islam wird mit rund 1,5 Milliarden geschätzten Mitgliedern weltweit angegeben. (Stand 2009: Institut für Information über Islam und Dialog e.V.2009) Er ist vor allem in Afghanistan, Ägypten, Algerien, Indonesien, Iran, Jordanien, den Ländern des ehemaligen Jugoslawien, Libanon, Malaysia, Marokko, Pakistan, Syrien, Tunesien, Türkei und zunehmend in Zentraleuropa verbreitet. Der Islam ist auch die jüngste der großen Weltreligionen. Die beiden großen Richtungen des Islams werden von den Sunniten und den Schiiten gebildet. Als eine islamische Sondergemeinschaft werden z.B. die Aleviten bezeichnet. All diese unterschiedlichen Gemeinschaften innerhalb des Islams leben ihre Religion individuell und unterschiedlich aus. (vgl. Urban Elke 2011, S.39f) 5.1 Glaubensgrundlage Die Gläubigen des Islams berufen sich auf den Propheten Mohammed (571-632 n. Chr.) und teilen sich mit dem Judentum und dem Christentum den gleichen Ursprung. Unterschiede zeigen sich z.B. an der Person von Jesus Christus. Anders als im Christentum wird er zwar als ein Prophet anerkannt, aber nicht als Gottes Sohn. Seite 22 Das Alte und das Neue Testament werden als authentische Offenbarungen Gottes angesehen und anerkannt. Der Islam beruft sich auf fünf Grundsäulen, an die sich gläubige Muslime auch halten, diese wären (Institut für Information über Islam und Dialog e.V.2009) 1. Das Glaubensbekenntnis (die Shahada): „Es gibt keine Gottheit außer dem einen Gott und Muhammad ist sein Gesandter.“ 2. „Salat“. Wer regelmäßig (fünf Mal am Tag) betet, hat den halben Weg zu Gott hinter sich. 3. „Saum“ (Fasten im Ramadan) Wer im Monat Ramadan fastet, kommt bis an die Pforte des Paradieses. 4. „Zakat“ (Almosensteuer) Wer armen Menschen Almosen gibt, dem wird der Eingang zum Paradies geöffnet. 5. .„Haddsch“ (Pilgerfahrt nach Mekka)Wer einmal im Leben nach Mekka pilgert, wird nach dem Tod im Himmel leben. Darüber hinaus sollen sich Muslime für ihren Glauben einsetzen. (vgl. Urban Elke 2011,S.39) 5.2 Verbreitung Die Situation des Islam in Österreich ist ein besondere, da sie den Status einer „Körperschaft des öffentlichen Rechts“ innehält. Seit 1912 ist der Islam in Österreich als Religionsgemeinschaft anerkannt. Der ÖIF (Österreichische Integrationsfond, Stand 26. Februar 2010) geht von einer Zahl von ca. 516.000 Muslimen in Österreich aus. (vgl. aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie, Artikel „Islam in Österreich“, Überschrift: Demografische Entwicklung, http://de.wikipedia.org/wiki/Islam_in_%C3%96sterreich,22.10.2012 5.3 Einstellung zu Tod und Krankheit „und wenn ich krank bin, heilt er mich“ (Koran, Sure 26,80) Der gläubige Muslim sieht die Krankheit als eine Prüfung an, die die Möglichkeit schafft sich persönlich zu entwickeln und zu reifen. Geduld wirkt sich in dieser Phase sehr positiv aus. Denn sie begünstigt Sühne und Reinigung von Körper und Seele. Seite 23 Muslime werden in dem Bewusstsein erzogen, den Tod in ihr Leben einzubinden, anstatt ihn zu verdrängen. Krankheit wird als Kollektiv und Ganzheitlich verstanden. Kollektiv bedeutet dass die Krankheit eines Einzelnen, nicht alleine seine Angelegenheit, sondern die gesamte Familie davon betroffen ist. Während Ganzheitlich bedeutet, das nicht ein einzelner Körperteil, oder ein Organ von einer Krankheit betroffen worden ist, sondern der Mensch „als Ganzes“. (vgl. Bose/Terpstra 2012, S.22) Heilung wird einzig und allein von Gott erwartet und nicht von der modernen Medizin ausgehend. Gott wird in seinem Handeln und in seinen Entscheidungen nicht hinterfragt, auch wenn das bedeutet nicht mehr geheilt werden zu können und der Tod nicht mehr zu verhindern ist. Das Schicksal wird als „Gottes Wille“ angenommen. Auch sehen Muslime dem Tod eher gelassen entgegen, da er als „Beginn“ einer neuen Existenz und nicht als endgültiges „Ende“ angesehen und verstanden wird. (vgl. Urban Elke 2011,S.44) 5.4 Rituale Sterbebegleitung beinhaltet eine Vielzahl von Ritualen, die vor allem Familienangehörige mit einbeziehen. Wenn es die Belegungssituation zulässt sollten islamische Patienten in einem Einzelzimmer untergebracht werden. Abbildungen von christlichen Religionen sollten aus dem Zimmer entfernt werden, da es im Islam keine bildhaften religiösen Darstellungen gibt. Die nächsten Verwandten müssen informiert werden, damit diese den Sterbenden begleiten und mit ihm beten können. Wenn möglich sollte ein Koran im Zimmer sein. Die Reinheit ist in dieser Phase ein besonders großes und auch wichtiges Thema, damit der sogenannte „saubere Übergang ins Paradies“ sichergestellt werden kann. Wenn der Patient z.B. seine Ausscheidungen nicht mehr kontrollieren kann, muss er stets mit frischem Wasser sauber gehalten und gewaschen werden. Dieser Vorgang ist von gleichgeschlechtlichen Personen durchzuführen. Da diese Tätigkeiten sehr sensibel und zeitaufwändig sein können und sich manchmal nur sehr schwer in den Stationsalltag integrieren lassen, kann sich hier das große Besuchsaufkommen der Familie als große Hilfe und als beiderseitige Erleichterung erweisen. Seite 24 Der Sterbende sollte mit dem Kopf in Richtung Mekka gebettet werden. Auch hier bitte die Ressourcen nützen, die Angehörige in dieser Situation bilden können. Die Familie übernimmt auch das Gebet mit dem Sterbenden als Vorbereitung auf den Tod und dient der „Reinwerdung“. Es werden Stellen aus dem Koran gelesen sowie auch das Glaubensbekenntnis. Es kann auch ein Geistlicher, ein „Hodscha“, hinzugezogen werden. Dies ist allerdings eine optionale Möglichkeit, aber keineswegs als eine Pflicht anzusehen. (vgl. Bose/Terpstra 2012,S.34f) 5.5 Situation im Krankenhaus Anders als bei uns wird das Thema Krankheit und Tod in den Ländern des Islam als verbindendes Element angesehen. Dies ist z.B. an einer großen familiären Anteilnahme festzumachen. Der Kranke steht für seine Familie also im Mittelpunkt. Durch verstärkten Körperkontakt und erhöhte menschliche Zuwendung soll der Körper des Kranken schnell wieder genesen. Das führt teilweise zu sehr intensiven Familienbesuchen. Dadurch kommt es oft zu Problemen im Tagesablauf eines Krankenhauses. Diese Situationen erfordern große Sensibilität und viele Gespräche seitens aller Beteiligten. Es kann aber auch ein großer Vorteil aus dieser Anteilnahme und Verbundenheit untereinander erwachsen. Angehörige können eine große, unersetzliche Informationsquelle sein, um den Umgang mit dem Patienten so optimal wie nur möglich zu gestalten. Die islamische Pflicht einem Angehörigen in Krankheit und Tod beizustehen und unsere Aufgabe und Anspruch, den Patienten optimal zu versorgen, könnten den erfolgreichen Grundstein bilden für eine erfolgreiche Partnerschaft aus Personal, Patient und Angehörigen, um den bestmöglichen Erfolg zu erzielen, von dem alle Seiten profitieren können. 5.6 Nach dem Tod Ein religiöser Führer, ein „Iman“ kann hinzugezogen werden, dies ist allerdings keine Pflicht. Bei vorhandenen Ressourcen ist das allerdings eine denkbare Option. Tote Muslime dürften normalerweise nicht von Ungläubigen berührt werden, bzw. von nicht Muslimen. Sollte dies nicht möglich sein, bitte Einweghandschuhe tragen, um Seite 25 einen direkten Kontakt mit der bloßen Haut des Verstorbenen zu verhindern. (www.altenpflegeschueller.de/sonstige//Sterben-und-tod-im-Islam.php,22.10.2012) Angehörige betrauern den Todesfall oftmals (anders als es bei uns üblich ist) sehr lautstark. Es kommt auch vor das man sich dabei laut weinend auf den Boden wirft und sich die Haare rauft. Dieses Verhalten wirkt auf uns oftmals befremdlich und nimmt teilweise massiven Einfluss auf den Stationsablauf und verängstigt Mitpatienten. Dies sollte man im Vorfeld schon versuchen abzuklären, räumliche Gegebenheiten sollten nach Möglichkeit geschaffen werden und es muss sehr viel und kultursensibel kommuniziert werden. Klare Regeln sollten angesprochen und auch eingehalten werden. Die Augen des Verstorbenen werden von nahen Verwandten geschlossen. Es erfolgt eine rituelle Waschung des Verstorbenen, wenn möglich unter fließendem Wasser. Diese Reinigungsvorschriften gelten auch für Totgeburten. Sollte der Verstorbene keine Verwandten haben, kann man sich an die nächstgelegene Moschee, oder an eine islamische Einrichtung (Kultusgemeinde) wenden. Der Leichnam wird danach in weiße Baumwolltücher gehüllt, damit er für die islamische Bestattung bereit ist. Hier wird das Krankenhauspersonal erneut mit einer sehr delikaten und schwierigen Situation konfrontiert. Die Bestattung sollte nämlich schnellst möglich (im Optimalfall, innerhalb von 24 Stunden) erfolgen. Es gibt hierfür teilweise regionale Anbieter für muslimische Bestattungen, die in Absprache mit den Verwandten direkt nach dem Tode kontaktiert werden können. Obduktionen sind nach den islamischen Regeln nicht vorgesehen oder erlaubt, da der Körper nur im unversehrten Zustand wiederauferstehen kann. Auch muss der Wunsch beachtet werden, in heimatlicher Erde beerdigt zu werden. Hier gibt es eigene Dienstleistungsunternehmen, die unter Rücksprache der Familien und des jeweiligen Konsulats die Rückführung des Leichnams in das Heimatland bewerkstelligen können. (vgl. Bose/Terpstra 2012,S.35f) 5.7 Persönliche Reflexion Die Arbeit an diesem Projekt wurde durch eine persönliche Erfahrung an meinem Arbeitsplatz untermauert. Seite 26 Eine ältere Dame muslimischen Glaubens wurde an unsere Abteilung transferiert und von uns und ihrer gesamten Familie begleitet. Ehrlich gesagt hatten wir am Anfang ein wenig Angst ob der großen Anzahl an Familienmitgliedern und ihren Erwartungen an uns. Die Patientin wurde von uns in ein Einzelzimmer verlegt und die Angehörigen bildeten einen 24stündigen Dienst um bei ihrem kranken Familienmitglied bleiben zu können. Dies entwickelte sich zu einem ungeahnten Vorteil für alle Beteiligten. Denn da die Patientin kein Wort Deutsch sprechen konnte (ihre Angehörigen aber sehr wohl) konnten wir so bestens auf die Bedürfnisse der schwer kranken Dame eingehen und sie auch richtig verstehen und umsetzen. Auch für die Angehörigen war es eine sichtbare Erleichterung jederzeit anwesend sein zu können und ihren Glauben und ihre Liebe zu ihrer Angehörigen auch Ausdruck verleihen zu können und somit fanden sie dann auch sehr schnell Vertrauen in das Ärzte und Pflegepersonal und es entwickelte sich ein sehr harmonischer, respektvoller Austausch und Miteinander der Kulturen. Und auf beiden Seiten wurden Kompromisse eingegangen und auch akzeptiert. So konnten wir, mit der Hilfe der Angehörigen, der Schwerstkranken Patientin noch 14 Tage lang bestmöglich Beistehen. Unsere Ängste und auch wohl die Ängste der Angehörigen, die sicherlich auf beiden Seiten am Anfang der Symptombehandlung vorhanden waren, lösten sich bald in Luft auf und (so glaube ich zumindest) war es doch eine sehr wertvolle, lehrreiche, aufschlussreiche und persönlich bereichernde Zeit für alle Beteiligten, denn wir durften in eine uns noch sehr fremde Kultur eintauchen und uns austauschen. Viele Vorurteile konnten in dieser Zeit abgebaut werden, was durch eine von beiden Seiten geprägte, respektvolle Atmosphäre, erst möglich war. Erarbeitet von DGKP Daniel Penz Seite 27 6 Zeugen Jehovas Abbildung 3 Zeugen Jehovas haben den Hauptsitz in New York Brooklyn und ist eine weltweit tätige Religionsgemeinschaft. (vgl. www.uni-protokolle.de/Lexikon/Zeugen_Jehovas.html, 02.11.2012) Die Leitung oder geistliche Oberhaupt wird LK (=leitende Körperschaft) genannt und besteht aus neun Männern und tagen in den Gebäuden der Watchtower Bible and Tract Society Inc. (vgl. www.aspetos.at/news/index.php/ratgeber-fuer-bestattungund-trauer/633-zeugen..., 12.01.2013) Die Gemeinschaft teilt sich in sechs Komitees und es unterstehen mehrere Sonderbeauftragte. Weiterst wird in Zonen aufgeteilt, in denen sich Zweigbüros befinden. Diese teilen sich zusätzlich in Bezirke auf, denen Aufsehern unterstellt sind. In den Zweigbüros ist es auch möglich, dass man Frauen findet, die aber nicht mit den Dingen betraut sind, die das Lehren betreffen, da die Frauen bei den Zeugen Jehovas eine untergeordnete Rolle haben und keine Führungsposition einnehmen dürfen. (vgl. www.sonderpaed-online.de/wiss/jehov/jehov.htm, 31.10.2012) Die Ehe hat einen großen Stellenwert und daher wird es nicht gerne gesehen wenn ein Zeuge Jehovas einen Andersgläubigen heiraten möchte. Die Kinder der Zeugen Jehovas sollten bzw. müssen sich von klein auf an die Regeln halten und an Versammlungen teilnehmen. Diese Sitzungen finden in den Seite 28 sogenannten Königreichssälen statt, in diesen sich nur Tische, Stühle, Lautsprecher und Mikrofone, Sprechpult und eine Bibliothek befinden. Die Mitglieder geben 17-29% ihres Einkommens an die Wachtturmgesellschaft ab. Weiterst erfolgt die Finanzierung aus Spenden für Literatur von Mitgliedern, Kollekten und Schenkungen. (vgl. www.uni-protokolle.de/Lexikon/Zeugen_Jehovas.html, 02.11.2012).Besonders bekannt geworden sind die Zeugen Jehovas durch ihre stark ausgeprägte Missionstätigkeit, bei der sie die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet anbringen wollen. (vgl. www.aspetos.at/news/index.php/ratgeber-fuerbestattung-und-trauer/633-zeugen..., 12.01.2013). 6.1 Glaubensgrundlage Die Zeugen Jehovas leiten ihren Glauben nur von ihrem Verständnis der Bibel ab und verwenden hauptsächlich die von ihnen herausgegebene Neue-Welt- Übersetzung. (Zitat: www.aspetos.at/news/index.php/ratgeber-fuer-bestattung-undtrauer/633-zeugen..., 12.01.2013) Sie verneinen die Lehre auf der, der christliche Glauben basiert, die sogenannte Trinitätslehre. Den heiligen Geist bezeichnen die Zeugen Jehovas als Gottes wirksame Kraft. Jehova ist der Vater Christi und wird angebetet. Der Name Jehova kommt von: Jahwe (bzw. JHWH) war der hebräische Name des Gottes Israels, die Herkunft und Bedeutung dieser Bezeichnung sind heute noch sehr umstritten. Wahrscheinlich hieß Jahwe ursprünglich: er ist, er erweist sich. (zit.n. www.sonderpaed- online.de/wiss/jehov/jehov.htm, 31.10.2012) Wer bei den Zeugen Jehovas gläubig ist, ist in der Wahrheit, da bei den Zeugen Jehovas der Glaube Wahrheit genannt wird. Da sie ihre Religion als Lebensweg sehen und sie an keine Zweiteilung von Körper und Seele glauben, haben ihre Ansichten meistens Auswirkungen auf ihr Leben. 6.2 Verbreitung Gegründet 1879 von CharlezTaze Russel in den Vereinigten Staaten von Amerika. Bis zum Jahre 1931 waren sie als Russelliten, Ernste Bibelforscher, Internationale Bibelforscher-Vereinigung oder als Bibelforscher bekannt. Ab 1931 hat die Seite 29 Religionsgemeinschaft den Namen Zeugen Jehovas. (vgl. www.aspetos.at/news/index.php/ratgeber-fuer-bestattung-und-trauer/633zeugen...,12.01.2013) Seit 1978 kämpften die Zeugen Jehovas für die Anerkennung ihrer Religionsgemeinschaft in Österreich. 1938 gab es bereits 550 aktive Zeugen Jehovas in Österreich. Im Juli 1998 war es nun soweit und sie wurden als eine staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft anerkannt und dann im Mai 2009 wurden die Zeugen Jehovas als Religionsgemeinschaft anerkannt. Somit können sie jetzt mit klarem Rechtsstatus offen auftreten und haben auch das Recht Religionsunterricht an Schulen anzubieten. Die Zahl der Mitglieder in Österreich (Basis Volkszählung 2001) 23.200 (Quelle: APA, Statistik Austria). (vgl. http://diepresse.com/home/panorama/religion/477092/Zeugen-Jehovas_AnerkannteR..., 02.11.2012) Die Zeugen Jehovas sind in Österreich die Fünft größte Religionsgemeinschaft. Heute ist die Religionsgemeinschaft bereits auf der ganzen Welt verbreitet. Aktive Zeugen Jehovas gab es lt. Stand 2003 ca. 6,4 Millionen. Die Aufteilung ergab sich aus: 1,03 Mio. in den 260.796inNigeria, USA, 607.000 232.981in Italien und in Brasilien, 572.000 217.508 in Japan in (vgl. Mexiko, www.uni- protokolle.de/Lexikon/Zeugen_Jehovas.htm, 31.10.2012) 6.3 Einstellung zum Tod Die Zeugen Jehovas glauben dass der Mensch eine Seele ist und die Seele des Menschen weder in den Himmel und auch nicht in die Hölle kommt, sondern dass der Mensch mit der körperlichen Hülle stirbt. Der Tod bedeutet nur Rückkehr zum Staub. Sie glauben an die Auferstehungsprophezeiung der Bibel und sie leben in der Hoffnung, dass sie wiederkehren bzw. als derselbe Mensch mit den gleichen Charaktereigenschaften auferstehen. (vgl. http://wundbehandlungszentrum.de/Zeugen_Jehovas_Pflege.htm, 25.10.2012) 6.4 Rituale Bei den Zeugen Jehovas werden Taufe und das Abendmahl gefeiert. Jegliche andere Feiertage werden nicht gefeiert, auch nicht der Geburtstag. Seite 30 In der Sterbephase brauchen die Zeugen Jehovas keine besonderen Zeremonien. Wichtig ist, dass ihr Glaube respektiert wird und dass es möglich ist, dass die Mitglieder ihrer Glaubensgemeinschaft jederzeit den Sterbenden besuchen können und für ihn bzw. mit ihm beten kann. Viele Sterbende möchten den Besuch des Ältesten ihrer Gemeinschaft, jedoch keine Geistlichen von anderen Religionsgemeinschaften. (vgl. Urban, Elke 2011,S.87ff) 6.5 Situation im Krankenhaus Sie lehnen auch bei einer akuten Gefährdung ihres Lebens eine Bluttransfusion ab. (zit.n.: http://wundbehandlungszentrum.de/Zeugen_Jehovas_Pflege.htm, 25.10.2012) Sie sind der Meinung, dass sich im Blut die Seele befindet und dass es bei der Verabreichung einer Blutkonserve zur Vermischung der Seelen kommt. Daher bedeutet dies absolute Ablehnung von Blutkonserven. Jeder Zeuge Jehovas hat eine notariell beglaubigte Erklärung bei sich, in der sich z.B. folgender Text beinhalten kann: Achtung bei jedem ärztlichen Eingriff: Ich bestimme hiermit, dass mir keine Bluttransfusion (Vollblut, Blutfraktionen oder andere Blutenthaltene Substanzen) gegeben werden, selbst wenn andere das zur Erhaltung meines Lebens oder meiner Gesundheit für nötig erachten. Mit der Infusion von Blutfreien Plasmaexpandern, die nicht auf Blutbestandteilen aufgebaut sind, bin ich einverstanden. Diese Bestimmung treffe ich in Übereinstimmung mit meinen Rechten als Patient und mit meinen Glaubensgrundsätzen als Zeuge Jehovas. Ich befreie hiermit alle Ärzte und Krankenhäuser von jeglicher Verantwortung für Schäden, die auf meine Ablehnung von Bluttransfusionen zurückgeführt werden könnten. Dieses Dokument ist auch dann gültig, wenn ich bewusstlos bin, und es ist für meine Erben oder gesetzliche Vertreter bindend. (zit.n.http://www.sonderpaed-online.de/wiss/jehov/jehov.htm, 31.10.2012) Um Ärzte über die blutlose Behandlungsalternativen zu informieren, haben Zeugen Jehovas einen speziellen Krankenhausinformationsdienst gegründet. Sie sind aber bereit, sich Behandlungen, die ihnen hilft am Leben zu bleiben, zu unterziehen. Die Seite 31 Organtransplantation war früher bei den Zeugen Jehovas strikt verboten, jedoch heute ist dies erlaubt. 6.6 Nach dem Tod Es bedarf keiner besonderen Rituale beim Umgang mit verstorbenen Zeugen Jehovas. Der Verstorbene kann auf die jeweilige Weise des Krankenhauses versorgt werden. Es müssen im Zimmer auch auf keine Besonderheiten geachtet werden. (vgl. Urban, Elke 2011, S.89) 6.7 Gespräch mit einer Zeugin Jehovas (die namentlich nicht genannt werden möchte) Bevor ich Zeuge Jehova wurde, hab ich immer nach einer anderen Religion gesucht. Ich war bis 1966 evangelisch und ließ mich dann zum Zeugen Jehova taufen. Früher habe ich oft Predigtdienst gemacht, heute kann ich es krankheitsbedingt nicht mehr. Predigtdienst heißt, dass man von Haus zu Haus geht - entweder zu zweit, oder auch allein. Bevor wir zum Predigtdienst gegangen sind, haben wir uns zu einer kurzen Besprechung im Königreichsaal, oder bei jemand zu Hause getroffen. Es ist bei diesen Diensten meistens vorgekommen, dass man an der Tür abgewiesen wurde, aber man hatte schon auch oft gute Gespräche mit den Leuten – oft sind Fragen gekommen, was mit den Toten ist. Wir sind der Meinung, dass man Gott immer dienen sollte und nicht nur dann, wenn man in Todesgefahr ist. Es gibt bei uns im Jahr immer wieder große Kongresse, die auch international abgehalten werden. Bei schwerwiegenden Gründen, wie z.B. Ehebruch oder vorehelicher Geschlechtsakt, kann es zur Ausschließung aus der Gemeinschaft kommen. Es wird aber vorerst in Gesprächen versucht dies zu klären. Ist derjenige einsichtig, so kann es sein, dass es die Gemeinschaft ertragen kann. Ist derjenige nicht einsichtig, wird dieser von der Gemeinschaft ausgeschlossen. Wir enthalten uns den Heidnischen Festen. Zu Ostern wird die Frühlingsgöttin „Ostare“ verehrt und da wir keinen anderen Gott verehren, feiern wir Ostern nicht wir sind auch der Meinung, dass die Eier und der Osterhase nichts mit Gott zu tun haben. Seite 32 Geburtstag wird bei uns auch nicht gefeiert, da diese Person verehrt wird und wir keine andere Person als Gott verehren. Weihnachten feiern wir nicht, da Jesus Christus im Oktober geboren wurde und es auf den 24.Dezember verlegt wurde, da hier die Sonnenwende ist und Gott „Licht der Welt“ bedeutet. Gefeiert wird allerdings das Abendmahl. Dieser Tag wird nach dem jüdischen Mondkalender errechnet und ist immer am ersten Samstag nach dem Frühlingsvollmond – in dieser Woche wird Abendmahl gefeiert. An diesem Tag sitzen wir tagsüber mit den Familien zusammen und abends kommen wir im Königreichsaal zusammen. Die Hostie wird herum gereicht und wer möchte nimmt sich eine. Die Kindertaufe gibt es bei uns nicht, da bei uns die Kinder wenn sie alt genug sind selbst entscheiden können, ob sie zum Zeugen Jehova getauft werden möchten – meine Tochter z.B. war so ungefähr 17 Jahre alt, als sie sich zur Zeugin Jehova taufen ließ. In der Schule kann es auch oft zu Problemen führen in Bezug auf den Religionsunterricht, da es für Kinder der Zeugen Jehovas keinen eigenen Unterricht gibt – wir finden dass dies auch nicht notwendig ist, da es Aufgabe der Eltern ist den Kindern die Bibel zu lehren. Bei uns werden die Kinder schon früh mit der Bibel vertraut gemacht, entweder durch Vorlesen oder anhand von Bilderbüchern. Das Oberhaupt ist die leitende Körperschaft (=LK), die sich in den Vorsitz und Aufsehern aufgliedert. Der „Älteste“ leitet oft die gesamte Zusammenkunft im Königreichsaal. Diese Zusammenkunft besteht aus zweimal einer Dreiviertelstunde: In der 1. Dreiviertelstunde ist ein öffentlicher Vortrag, der von jedem (auch nicht Z.J.) besucht werden kann. Die 2.Dreiviertelstunde ist Wachtturmstudium, d.h. hier wird ein Thema von LK vorgegeben z.B. über die Ehe, dann wird eine dreiviertel Stunde über die Ehe diskutiert wie z.B: wie führt man eine glückliche Ehe, oder Einbringen von eigenen Erfahrungen und auch Fragen werden andiskutiert. Zwei Mal pro Woche finden Versammlungen statt: An einem Tag ist die Theokratische (=Gottesglaube) Predigtdienstschule, hier werden 20 Verse aus der Bibel vorgelesen, auch Kinder lesen diese vor. Dann kommt es zu Besprechungen von Aufgaben/Fragen, welche im Predigtdienst vorgefallen ist/sind, wie z.B. die Seele oder Wo sind die Toten? Am anderen Tag ist Bibelleseprogramm. Hier werden Seite 33 wieder Verse vorgelesen, danach wird besprochen was man aus diesen Versen gelernt hat. 6.8 Persönliche Reflexion Ich bin sehr froh, dass ich mich für dieses Thema entschieden habe. Hätte wahrscheinlich sonst nicht so viel über Zeugen Jehovas in so kurzer Zeit gelesen. Mit meiner Arbeit habe ich versucht einen Einblick und somit ein besseres Verständnis dafür zu vermitteln. Durch die Auseinandersetzung mit diesem Thema wurde mir bewusst, dass sich die religiösen Kulturen immer mehr vermischen. Ich glaube, dass das Thema „Religion und Rituale“ in der Pflege in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen wird. Die Arbeit wuchs und wuchs je intensiver ich mich mit dem Thema beschäftigt habe. Ich fühle mich durch die Arbeit bestärkt und hoffe somit eine bessere Unterstützung für Angehörige, Patienten und Kollegen/Innen sein zu können. Mit unserem Folder haben wir versucht für unsere Kollegen/Innen eine Hilfestellung bzw. einen kleinen Ratgeber zu erstellen. Ich habe mich in und mit meiner Gruppe sehr wohlgefühlt. Auch wenn uns das Erstellen der Arbeit mit Motivationstiefs-und Hochs begleitet hat – eines haben wir nicht verloren: Das Interesse am Thema! Wir haben uns immer wieder gegenseitig motiviert und bestärkt und vor allem unsere Projektbegleiterin Dr. Elisabeth Gierlinger-Czerny ist uns immer wieder mit Rat und Tat zur Seite gestanden und hat uns immer wieder motiviert, dafür ein „Herzliches Dankeschön“! Erarbeitet von DGKP Manuela Lenauer Seite 34 7 Buddhismus Abbildung 4 7.1 Glaubensgrundlage Im Buddhismus wird kein Gott verehrt. Die Eigenverantwortung des Menschen wird in den Fokus gestellt. Der endgültige Zustand des reinen Seins, dem Zustand absoluten Friedens und völliger Freiheit (Nirwana) soll erreicht werden. Um dies zu erreichen, setzt es die Entwicklung von Mitgefühl, Meditation und Weisheit voraus. Buddhisten glauben an die Wiedergeburt. Durch den Tod geht der Geist in die nächste Phase und wird sooft wiedergeboren, bis er zu wahrhaftiger Selbstlosigkeit gefunden hat. So wird der Tod auch nicht als Befreiung vom Leiden erlebt, da sich das irdische Leid durch die Wiedergeburt fortsetzt. (vgl. Urban 2011, S.14) 7.2 Verbreitung Der Buddhismus hat ihren Ursprung in Indien. Mit weltweit etwa 230 bis 500 Millionen Gläubigen ist sie die viertgrößte Lehrtradition und Religion der Erde, die hauptsächlich in Süd-, Südost- und Ostasien verbreitet ist. Ein Viertel aller Buddhisten lebt in China. Österreich war das erste Land in Europa, das den Buddhismus im Jahre 1983 offiziell als staatliche Religionsgemeinschaft anerkannte. Laut Österreichischer Buddhistischer Religionsgesellschaft (ÖBR), gab es im Jahr 2008 in Österreich rund Seite 35 20.000 Menschen, die sich zum Buddhismus bekannten. (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Buddhismus,13.10.2012) 7.3 Einstellung zum Tod „Der Tod ist die Fortsetzung des Lebens: ein Szenenwechsel im kontinuierlichen Prozess der Veränderung.“ (Gendün Rinpoche) Der Tod wird in der buddhistischen Lehre nicht als Endpunkt gesehen, sondern als Fortsetzung des Lebens. Es gibt konkrete Vorstellungen zu Tod, Zwischenzustand und Wiedergeburt. Für die Würde im Sterben sind frühzeitige Informationen über ihren bevorstehenden Tod sehr nützlich, um alle Gefühle von Rache und Schuld bewusst loszulassen und auch sich selbst zu verzeihen, und somit innere Ruhe zu finden und frei weiter gehen zu können. Die physische Existenz (das Leben), besteht im Buddhismus aus den fünf Elementen- Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum, die unsere physische Form zusammenhalten. Im Sterben lösen sie sich wieder auf. 1. Erd-Element->Wasser-Element Das äußere Zeichen dafür ist, dass der Körper seine Kraft verliert und ihn nicht mehr aufrecht halten kann. 2. Wasser-Element->Feuer-Element Der Körper wird trocken. Ganz gleich wie viel man trinkt, trocknen Mund und Zunge immer mehr aus. 3. Feuer-Element->Wind-Element Die Körperwärme lässt nach, Der Atem wird kühl. Der Körper verliert langsam von den Füßen ausgehend seine Wärme, bis er kühl geworden ist. 4. Wind-Element->Bewusstsein Der Atem hört auf. Zuerst atmen wir schnell, dann atmen wir für lange Zeit aus und haben Schwierigkeiten wieder einzuatmen, bis wir schließlich zum letzten Mal ausatmen. (vgl.www.diamantweg-buddhismus-at,0513.10.2012) Seite 36 7.4 Rituale zum Tod Im Buddhismus tritt der körperliche Tod ein, wenn der Sterbende dreimal ausatmet und nicht mehr einatmet. Der Tote soll die ersten Stunden nicht berührt werden, da das Bewusstsein noch wach ist, und da seine Seele Ruhe und Zeit benötigt, um sich vom Körper zu lösen. Oft wird von Sterbenden der Wunsch geäußert, ein Mönch oder ein buddhistischen Lehrers möge mit ihm meditieren oder ihm aus dem Tibetischen Totenbuch vorlesen. Gebete in Form von Meditationen werden so häufig wie möglich praktiziert um den Loslösungsprozess leichter bewältigen zu können. (vgl. Urban 2011, S.18) 7.5 Gespräch mit Frau Eva Stoiser (einer seit 30 Jahren praktizierenden Buddhistin) Gespräch mit Frau Stoiser über die Rituale am Lebensende im Buddhismus: Da es verschiedene buddhistische Schulen gibt, gibt es auch verschiedene Herangehensweisen an Tod und Wiedergeburt. Von sehr großer Bedeutung ist, dass der Pat. möglichst klar und ohne Schmerzen sterben kann. Die Meditation ist für den Buddhisten zum Weiterleben und für die Wiedergeburt sehr wichtig. Keinesfalls soll vertuscht werden, dass das Lebensende naht. Die Patienten sollen auf ein bewusstes Sterben vorbereitet werden. Dazu benötigen sie eine klare Aufklärung, damit die Möglichkeit zum Verabschieden gegeben ist, und um wichtige Dinge noch zu erledigen, wie z.B. Entschuldigungen auszusprechen, Geheimnisse klären, Vergebung in der Verwandtschaft oder für den Kranken wichtige Sachen noch zu lösen. Besonders das Positive, dass der Pat. geleistet hat, soll hervorgehoben werden. So soll auch betont werden, wo er Gutes getan und Unterstützung und Hilfestellung gegeben hat, damit der Patient gut weitergehen kann. Der Pat. sollte sich das Schönste, was er sich vorstellen kann, wie z.B. einen schönen Platz oder Ort, oder ein schönes Bild oberhalb seines Kopfes vorstellen- damit er ins Licht gehen kann. Da es je nach Kulturkreis verschiedene Arten von Buddhismus gibt, werden auch unterschiedliche Bräuche angewandt. Bevorzugt werden Buddhastatuen oder Bilder vom Buddha aufgestellt. Für Meditationen kann entweder ein Buddhist aus der Gruppe, ein Angehöriger oder ein Lehrer des Buddhismus hinzugezogen werden. Nach dem Tod soll der Pat. noch ca. eine halbe Stunde in Ruhe liegen gelassen werden, da noch weitere innere Prozesse Seite 37 ablaufen und die Herzgegend noch warm ist. In dieser Zeit sollen keine Berührungen geschehen. Angehörige meditieren für den Geist des Verstorbenen noch bis zu 7 Wochen nach dem Tod. Für die Angehörigen ist der Tod kein Grund zum Traurig sein. Obwohl die Person stark vermisst wird, ist der Tod nur ein Wechsel in einen anderen Bewusstseinstand. Die Begräbnisse sind so wie die verschiedenen Bräuche unterschiedlich. In unseren Regionen sind Feuerbestattungen aber auch Erdbestattungen durchaus möglich. (Mitschrift eines Interviews mit Frau Stoiser Eva, 15.4.2013) 7.6 Situation im Krankenhaus 7.6.1 Körperpflege Die Füße eines Buddhisten sollten auf keinen Fall auf eine im Zimmer vorhandene Buddhastatue oder Bildnis zeigen, da sie wie die natürlichen Körperöffnungen als unrein betrachtet werden. Buddhisten legen meist Wert darauf, dass buddhistische Frauen von weiblichen und buddhistische Männer von männlichem Pflegepersonal gepflegt werden. 7.6.2 Ernährung Die meisten Buddhisten sind Vegetarier oder Veganer. Außerdem wird dazu geraten, nicht übermäßig zu essen, da dies Trägheit und Gesundheitsschäden hervorrufen könnte. Auch auf Alkohol und Tabak wird meistens verzichtet. 7.6.3 Kommunikation Meist wird ein Mönch oder buddhistischer Lehrer zur Meditation oder zum Vorlesen aus dem tibetischen Totenbuch gewünscht. Es sollte vermieden werden, dass jemand in die Nähe des Sterbenden kommt (ob Angehörige, Pflege- oder Reinigungspersonal), der bei ihm Ärger auslöst, da es durch negative Eindrücke zu einer ungünstigeren Wiedergeburt kommen kann. Seite 38 7.6.4 Bewegung, Beschäftigung und Schlaf Buddhisten schätzen es sehr, wenn ihnen Ruhe und Privatsphäre zum Meditieren eingeräumt wird. 7.6.5 Symptomkontrolle Schmerz Leiden und Schmerz mit Sedativa oder Schmerzmittel zu lindern gilt als positiv, solange das Bewusstsein nicht beeinträchtigt wird, da ihnen ihre spirituelle Wachheit und ungetrübtes Wahrnehmungsvermögen sehr wichtig ist. (Vgl. Urban 2011, S.15ff) 7.7 Nach dem Tod „Was die Raupe das Ende des Lebens nennt, nennt der Meister einen Schmetterling.“(Richard Bach) Falls vom Sterbenden erwünscht, sollte er nach dem Tod auf die rechte Seite gedreht werden, da angenommen wird, dass Buddha in dieser Stellung gestorben ist. Der Körper des Verstorbenen soll für mehrere Stunden nicht berührt werden, um den Sterbeprozess nicht zu stören. Meist bleiben Angehörige und Mitglieder der buddhistischen Gemeinschaft in dieser Zeit bei ihm und meditieren. Organspenden werde im Buddhismus als Akt des Großmuts gesehen, aber eine Obduktion wird wahrscheinlich verweigert werden, da das Bewusstsein noch drei Tage im Körper bleibt. Ausnahme ist der Unfalltod- hier verlässt das Bewusstsein den Körper sofort. Daher ist stets die Erlaubnis der Familie einzuholen. 7.8 Bestattung Es gibt ein Tempelritual mit Weihrauch, Glaubensbekenntnissen und der Anrufung Buddhas und Totenwachen. Anschließend wird der Leichnam in aller Regel feuerbestattet. Die Einäscherung soll die Vergänglichkeit der Existenz vor Augen führen. Den Abschluss bildet die Ausstreuung der Asche in einen Fluss oder über die Landschaft. (Vgl. Urban 2011, S. 17f) Seite 39 „Zu der Zeit, wo ich dieses Leben verlasse, möge ich frei sein von allen Arten von Leiden und Schmerzen, und wiedergeboren werden im reinen Land des Buddha, und möge ich dadurch fähig sein, alle lebenden Wesen zu fördern und ihnen Glück zu bringen.“ (Deutsche Buddhistische Union 2009) 7.9 Persönliche Reflexion Durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Buddhismus gelang es mir, fundiertes Wissen und persönliche Erfahrung anzueignen. Um mich nicht nur mit Literaturrecherche zu befassen, durfte ich auch ein sehr interessantes Gespräch mit einer seit 30 Jahren praktizierenden Buddhistin führen und besuchte außerdem einen Vortrag in einem buddhistischen Zentrum in Graz, um einen besseren Einblick in diese Religion zu erlangen. Schon die Räumlichkeiten in diesem Zentrum und der achtsame Umgang miteinander, entführten mich in eine mir bis dahin fremde Welt. Ich wurde sehr freundlich und herzlich aufgenommen. In dem Raum, wo der Vortrag „Umgang mit Emotionen im Buddhismus“ stattfand, saßen bereits einige Personenaber nicht wie erwartet auf Sesseln- sondern auf kleine Pölster oder kleine Bänkchen. Ich hatte leichte Schwierigkeiten, in dieser mir ungewohnten Position auszuharren. Doch ich wurde mit einem sehr interessanten Vortrag belohnt. Mitnehmen konnte ich die Erfahrung, dass die Achtsamkeit im Umgang mit Menschen und die Meditation die wesentlichsten Eckpfeiler des Buddhismus sind. Ich bin sehr froh, dass ich mir dieses Thema zum Projekt gewählt habe. Zum einen lernte ich dadurch in der Projektgruppe sehr nette Kolleginnen kennen, und zum anderen lernte ich, dass man Achtsamkeit überall einsetzen kann. Sei es der Umgang mit anderen Kulturen, anderen Religionen und deren Menschen. So kann man die Würde und Einzigartigkeit eines jeden Individuums schützen und schätzen. Erarbeitet von DGKP Renate Fink Seite 40 8 Gruppenfazit Diese Arbeit mit den geschätzten Kollegen/Innen auf die Beine zu stellen und zu präsentieren, entwickelte sich trotz so mancher Wellentäler zu einer richtigen persönlichen Freude und Bereicherung. Unsere Gruppe setzt sich zwar nicht aus den (erwünschten) unterschiedlichen Professionen zusammen, allerdings entsprang unsere Arbeit aus vier total unterschiedlichen und konträren Persönlichkeiten, die alle ihren eigenen und ganz persönlichen Teil in dieses Thema einbrachten. Natürlich kommt es dabei manchmal auch vor, dass man sich (gedanklich) „verrennt“, feststeckt, sich in Kleinigkeiten zu verzetteln droht, oder kurzfristig „das Ziel“ aus den Augen verschwindet, oder wenn es ganz schlimm kommt, sogar (irgendwie zum Thema passend) „den Glauben“ an das Projekt an sich, aus den unterschiedlichsten Gründen, komplett zu verlieren droht. Das all dies nicht eingetreten ist, ist auch zu einem Großteil unserer Projektbegleiterin, Fr. Dr. Gierlinger-Czerny, zu verdanken, die uns immer wieder auf „das Ziel“ fokussierte, uns mit Rat und Tat zur Seite stand und uns in Zeiten der Unsicherheit, einen sicheren Hafen bot, der auch bei wildestem Seegang, einen Ort der Sicherheit, der (neuen) Motivation, des Verständnisses und der Gewissheit „das alles Gut werden wird“, für uns darstellte. Auch die Stimmung, die Aufgabenteilung und Herangehensweise an dieses Projekt innerhalb unserer kleinen Gruppe, entwickelte sich sehr homogen, weitestgehend konfliktfrei und in einem hohen Maß von gegenseitigen „Respekt“ geprägt. Auch untereinander konnten wir uns immer und zu jeder Zeit sicher sein, einen Ansprechpartner, Zuhörer, oder Helfer „in größter Not“ zu finden. Wir haben anhand dieser Arbeit gelernt, dass Religion nicht so einfach vor der Krankenhaustür, oder dem Krankenzimmer stehen bleibt, wie ein vergessener Koffer. Religion durchströmt uns, formt uns und macht uns zu dem Menschen die wir sind. Religion bietet einen Ort der Hoffnung, der Rettung und Zuversicht. Sie ist auch für viele ein Ort an dem „Heimat“ gelebt werden kann (gerade in einem fremden Land). Es ist die Aufgabe des gesamten Gesundheitspersonals, diese Ressource, die die Religion bieten kann, zu erkennen und richtig zu nutzen. Wir hoffen, wir konnten mit Seite 41 unserer Arbeit das Bewusstsein für diesen (oft unterschätzten) Bereich ein klein wenig schärfen. Erarbeitet von der gesamten Projektgruppe Seite 42 9 Literaturangaben Aulbert, Eberhard u.a.Hrg: Lehrbuch der Palliativmedizin, Stuttgart 2008,Verlag Schattauer Bose/Terpstra: Muslimische Patienten pflegen, Berlin Heidelberg, Deutschland 2012, Springer Verlag Heller, Birgit u.a. Hrg: Tod und Ritual, Interkulturelle Perspektiven zwischen Tradition und Moderne, Wien, Berlin, 2009 Neuberger, Julia, Sterbende unterschiedlicher Glaubensrichtungen pflegen, 2. Vollständige überarbeitete und ergänzte Auflage,Bern,2009,Verlag Hans Huber Schwikart, Georg, Tod und Trauer in den Weltreligionen, Band 605,Kevelear,2010, Verlagsgemeinschaft topos plus Susanna, Meier: Rituale-Flügel oder Fesseln: Rituale-eine Brücke zwischen Abschließen und Neubeginnen, in: Der Apfel,2004,Nr.70(2/2004) Uhl, Hans- Micheal, Das ist evangelisch, 10 Merkmale des protestantischen Lebens, Freiburg, 2009, Kreuz Verlag in der Verlag Herder GmbH Urban, Elke, Transkulturelle Pflege am Lebensende, Umgang mit Sterbenden und Verstorbenen unterschiedlicher Religionen und Kulturen, Stuttgart 2011, Verlag W. Kohlhammer GmbH http://de.wikipedia.org/wiki/Ritual,12.10.2012 http://diepresse.com/home/panorama/religion/477092/Zeugen-Jehovas_AnerkannteR....,2.11.2012 http://d-nb.info/gnd/4050164-4) http://www.buddhismus-austria.at/Buddhismus-in-Oesterreich,12.11.2012 http://www.de.wikipedia.org/wiki/Buddhismus,13.10.2012 http://www.de.wikipedia.org/wiki/Christentum, 03.02.13 www.altenpflegeschueller.de/sonstige//Sterben-und-tod-im-Islam.php http://www.de.wikipedia.org/wiki/Islam_in_%C3%96sterrich www.aspetos.at/news/index.php/ratgeber-fuer-bestattung-und-trauer/633zeugen...,12.1.2013 Seite 43 www.diamantweg-buddhismus-at,05_2010,13.10.2012 www.sonderpaed-online.de/wiss/jehov/jehov.htm,31.10.2012 www.uni-protokolle.de/Lexikon/Zeugen_Jehovas.html.,2.11.2012 Mitschrift eines Gesprächs mit dem Pfarrer Herrn Mag. Thomas Moffat am 05.02.2013 im Pfarramt Leoben, Martin Luther-Kai 2 Mitschrift eines Gesprächs mit dem Seelsorger des LKH Leobens Herrn Bert Brottrager am 30.01.2013 im LKH Leoben, Vordernbergerstrasse 42 Mitschrift eines Gesprächs mit einer Zeugin Jehovas, Fürstenfeld, 16.3.2013 Mitschrift eines Gesprächs mit Frau Eva Stoiser, einer seit 30 Jahren praktizierenden Buddhistin in Graz, 15.04.2013 10 Abbildungsverzeichnis: Titelbild Abbildung: Sonnenblume http://www.picstopin.com/1366/download-hd-sonnenblumen-1366x768kostenlos-hintergrundbilder/http:||de*flash-screen*com|free-wallpaper|blumeder-photoshop-blume-kunst|sonnenblumen1366x76833973*jpg/, 02.05.2013 Abbildung 1: Römisch Katholisch, Evangelisch http://www.f1online.de/premid/004749000/4749347.jpg, 15.3.2013 Abbildung 2: Islam: http://www.sacred-texts.com/isl/,13.3.2013 Abbildung 3: Königreichsaal http://de.wikipedia.org./wiki/Datei:Karlsruhe_Königreichsaal.jpg,24.4.13 Abbildung 4: Buddhastatue http://www.google.at/search?q=buddhismus&hl=de,13.10.2012 11 Anhang Das Produkt unseres Projekts ist ein kleiner Folder, um bei Fragen im Pflegealltag einen schnellen Überblick über die verschiedenen Bräuche und Rituale zu gewinnen. Seite 44 Buddhismus: Buddhisten glauben an die Wiedergeburt. Der Tod wird nicht als Endpunkt, sondern als Fortsetzung des Lebens gesehen Frühzeitige Information über ihren bevorstehenden Tod, um Gefühle wie Rache und Schuld loszulassen und um frei weiter gehen zu können Leiden und Schmerzen mit Medikamenten lindern, ohne dass das Bewusstsein beeinträchtigt wird, da spirituelle Wachheit und ungetrübtes Wahrnehmungsvermögen wichtig sind Ruhe und Privatsphäre zum Meditieren einräumen Ein Mönch oder buddhistischer Lehrer möge mit ihm meditieren oder ihm aus dem tibetischen Totenbuch vorlesen Einen ungestörten Raum für Gebete und Meditationen zu Verfügung stellen, um den Loslösungsprozess bewältigen zu können Der Verstorbene soll die ersten Stunden nicht berührt werden, da die Seele Ruhe und Zeit benötigt, um sich vom Körper zu lösen - meist bleiben Angehörige bei ihm und meditieren Dieser Leitfaden soll als Unterstützung der Pflegepersonen bei der Umsetzung der Rituale am Lebensende dienen. Dennoch sollen an erster Stelle die Intimsphäre gewahrt und auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse eingegangen werden. Projektbegleiterin: Dr. Elisabeth Gierlinger-Czerny DGKP Christine Tschinkl DGKP Daniel Penz DGKP Manuela Lenauer DGKP Renate Fink Rituale verschiedener Religionen am Lebensende Interprofessioneller Basislehrgang Palliativ Care 2012/13 Röm.-kath. Religion Angehörige auf Wunsch informieren Für die Beichte jederzeit einen Priester verständigen Priester oder Seelsorger zur Krankensalbung auf Wunsch informieren Priester oder Seelsorger bringt die Hostie und das Öl zur Salbung mit Heiligenbilder, ein Kreuz oder eine Kerze im Zimmer auf Wunsch des Sterbenden aufstellen Gesangs- oder Gebetsbuch bereitstellen um auf Wunsch gemeinsam zu beten und zu singen Evangelische Religion Jeder Gläubige kann den Abschiedssegen sprechen Die Bibel und das Gesangsbuch haben einen hohen Stellenwert Unterstützung gilt besonders den Angehörigen Für beide Religionen gelten nach dem Versterben keine speziellen Rituale. Eventuell besteht der Wunsch den Verstorbenen zu waschen Die Hände werden gefaltet und auf Wunsch kann ein Kreuz oder ein Rosenkranz in die gefalteten Hände gelegt werden Den Angehörigen Zeit geben um sich zu verabschieden Is la m Möglichkeit des Gebets und eventuelle Gebetswaschungen einplanen An den Fastenmonat „Ramadan“ denken. Auf die Speisevorschriften achten ( z.B: kein Schweinefleisch, keine Schweinefleisch haltigen Medikamente usw.) Weibliche Muslime sind wenn möglich auch von Frauen zu versorgen Schmerzen werden sowohl lautstark als auch stoisch ruhig aufgenommen, dies in der Pflegeplanung berücksichtigen In der Sterbebegleitung die Möglichkeit des Gebets mit der Familie einplanen oder die Zuhilfenahme eines örtlichen „Imam“ (Vorbeter, Prediger des Islam) in Betracht ziehen Verstorbene Muslime bitte immer mit Handschuhen berühren Auch Muslime leben ihren Glauben teils individuell aus, daher eine gewissenhafte ärztliche und pflegerische Anamnese durchführen um dieser Individualität auch Raum geben zu können Zeuge Jehovas Jeder Zeuge Jehovas hat eine notariell beglaubigte Erklärung Keine Blutkonserven verabreichen Organtransplantation ist erlaubt Geburtstage werden nicht gefeiert In der Sterbephase gibt es keine besonderen Zeremonien Glaube soll respektiert werden Mitglieder der Glaubensgemeinschaft sollen Patient jederzeit besuchen können Keinen Geistlichen einer anderen Religionsgemeinschaft hinzuziehen Nach dem Tod gibt es keine besonderen Rituale Im Zimmer muss auf keine Besonderheiten geachtet werden. 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