ARD - Ratgeber Recht
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ARD-Ratgeber Recht aus Karlsruhe Sendung vom: 16. November 2013, 17.03 Uhr im Ersten Parkabzocke Zur Beachtung! Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Der vorliegende Abdruck ist nur zum privaten Gebrauch des Empfängers/der Empfängerin hergestellt. Jede andere Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des/der Urheberberechtigten unzulässig und strafbar. Insbesondere darf er weder vervielfältigt, verbreitet oder zu öffentlichen Wiedergaben benutzt werden. ARD-Ratgeber RECHT vom 16.11.2013 Seite 2 SÜDWESTRUNDFUNK FERNSEHEN Postfach 5520 76037 Karlsruhe Moderation: Dr. Frank Bräutigam Parkplätze in der Innenstadt oder an Bahnhöfen sind ja oft richtig teuer. Und dann hat man noch den Stress, dass die Parkzeit manchmal begrenzt ist, und man umparken oder zumindest nachwerfen muss. Wie gut, wenn es da, wie in Kassel am Bahnhof Wilhelmshöhe, Tarife für Langzeitparker gibt. Das dachte sich auch unser Zuschauer Tobias R. Beitrag: Autor: Parkabzocke Peter Koppe Parkplatzsuche am Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe. Tobias R. ist Selbstständig, hat immer wieder in der Gegend zu tun. Da nutzt er gern die besonderen Tarife für Langzeitparker. Tobias R. „Wenn man jetzt mal vier Stunden parken muss, dann muss man nicht zwei Mal für den Parkschein nachschmeißen, sondern kann sich gleich für fünf Stunden einen Parkschein holen, ist eigentlich eine super Sache von der Stadt.“ Doch im Sommer bekommt R. plötzlich ein Knöllchen. Trotz Parkschein. Und einige Tage später noch eins. Tobias R. „Erst hab ich gedacht, dass wahrscheinlich der gute Mensch irgendwie das nicht gesehen hat oder an der falschen Stelle geguckt hat, nur wo dann halt eine Woche später dann schon wieder ein Knöllchen kam, hatte ich dann doch ein bisschen nachgeforscht, warum da ein Knöllchen kommt. Und zwar hatte ich dann den Menschen von der Stadt mal angerufen und der hatte mir dann gesagt, ja, man könnte hier zwar einen Langzeitparkschein kaufen, aber man darf halt hier nicht Langzeitparken – HAHA – das ist auch schön, ne?“ Tatsächlich darf rund um den Bahnhof maximal zwei Stunden lang geparkt werden. Am Automaten steht auch im Kleingedruckten: Langzeitparkscheine „gelten ausschließlich auf den gesondert ausgeschilderten Langzeitparkplätzen.“ Nur: Davon gibt es keinen einzigen am Bahnhof Wilhelmshöhe. Die Parkplätze am Bahnhof sind alle auf maximal zwei Stunden Parkzeit begrenzt. Die nächsten Langzeitparkplätze gibt es erst etwa fünf Autominuten entfernt, beim Bundessozialgericht. Dort aber stehen eigene Automaten. Der Automat am Bahnhof sorgt also nur für Verwirrung. Die Stadt sieht darin kein Problem. Ingo Happel-Emrich Stadt Kassel „Die Parkflächen für Kurzzeitparker und Langzeitparker sind über Schilder an den Parkflächen eindeutig ausgekennzeichnet, und Autofahrer, die ihr Auto parken, müssen sich halt informieren und schauen, welche Regelungen auf dem Parkplatz gelten.“ ARD-Ratgeber RECHT vom 16.11.2013 Seite 3 SÜDWESTRUNDFUNK FERNSEHEN Postfach 5520 76037 Karlsruhe Tobias R. sieht das anders. Ein Parkschein, der erst in fünf Autominuten Entfernung funktioniert – für ihn ist das Betrug. Tobias R. „Also theoretisch wär‘s schön, wenn die Stadt Kassel das so machen würde wie alle anderen Städte in Deutschland oder vielleicht sogar auf der ganzen Welt auch, dass man eben nur das einschmeißen kann in einen Automaten, was man auch verparken kann. Also wenn ich jetzt fünf Euro reinschmeiße, ich darf aber nur für 2 Euro parken, dann macht‘s klack klack klack, drei Euro kommen wieder raus, der Automat sagt mir maximale Parkzeit erreicht, bitteschön dein Parkschein, hier darfste parken, so lange darfste parken, tschüss.“ Ein echter Schildbürgerstreich, den die Stadt Kassel da ihren Autofahrern spielt. Die Lokalpresse reagiert und berichtet über die Verwirrung rund um die Parkautomaten am Bahnhof. Der Druck in der Öffentlichkeit wächst. Und dann bekommt R. sogar noch Unterstützung von Hessens Verkehrsminister. Er schreibt ihm, er habe „Verständnis für seinen Unmut“ und er sehe eine „widersprüchliche Regelung“. In der Woche unserer Dreharbeiten dann, lenkt die Stadt plötzlich ein. Ingo Happel-Emrich Stadt Kassel „Wir haben uns das jetzt nochmal genau angeguckt und haben zwei Stellen identifiziert, an denen es in der Tat so ein bisschen missverständlich sein könnte, dort werden wir die Funktion des Langzeitparkens an den Parkscheinautomaten technisch außer Betrieb setzen, sodass dort keine Langzeitparkscheine mehr gezogen werden können." Tobias R. hatte also Erfolg in seinem Kampf gegen die Bürokratie. Ab sofort hat die Parkabzocke in Kassel ein Ende. Moderation: Dr. Frank Bräutigam Seine Knöllchen soll Tobias R. aber trotzdem bezahlen, findet die Stadt.