Mozart Beethoven Schubert
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Mozart Beethoven Schubert
DIETRICH VON HILDEBRAND Mozart Beetboven Scbubert VERLAG ]OSEF HABBEL REGENSBURG Mit allen Zweigen der Kunst von frühester Jugend auf in lebhaf ter Berührung, mit den Großen der Musik aber darüber hinaus noch in ganz besonderer Wei5e verbunden ist Dietrich von Hil debrand berufen, uns die letzte Aussage der Musik Mozarts, Beethovens und Schuberrs zu verdeutlichen und diese Darstel lung zu einem echten, spezifisch geistigen Porträt des betreffen den Genius werden zu lassen. Hildebrand, sowohl Meister der phänomenologischen Analyse wie musikalischer Kenner von hohem Rang begnügt sich nicht mit einer Deskription musikali scher Formen, sondern stell t die großen menschlichen und meta physischen Hintergründe und Sinngehalte der Werke dieser Meister heraus. So wird dem Le ser seines Buches und Hörer je ner Werke deren Tiefengehalt durch die formalen Details hin durch sich leuchtend erschließen. Das reichhaltig mit Beispielen interpretierenden Analysen angefüllte Werk lebt aus der und Ganzheit einer Sicht, von der man sich gerne führen IJßt. VERLAG JOSEF I-IAßJEL REGENSBURG • Jb DIETRICH VON HILDEBRAND Mozart Beetbovel1 Scbubert VERLAG JOSEF HABBEL REGENSBURG Alle Rechte vorbehalten © by Josef Habbel, Regensburg Auslieferung für die Schweiz: Christiana für österreich: Josef Habbel, Verlag, Zürich Wien I Gesamtherstellung: Josef Habbel, Regensburg Printed in Germany 50 In caritste christi �i {ectissimis Bertae et Gualterio Braunfels Mozart Auf seinem Sterbebett sagte dem "Ihr werdet mir Chopin zu seinen Freun zusammen etwas vorspielen, ihr werdet dabei, an' mich. denken und ich werde euch zu hören." Als sein-Preund Franchomme 'sagte: "Ja, wir werden deine Sonate nicht meine spielt -- spielen", riefChopin aus: "0 nein, mir die wahre Musik - die von Mozart.'t· Wenn wir an die Worte der Liebe und denken, die über Mozart . gesprochen Goethe bis zuHofmannsthal, bis zu Theodor Haecker, Braunfels - wird Wenige große unser von ist nicht' alles, was zu Sören -- von Kierkegaard Beethoven bis zuWalter Herz mit tiefer Freude erfüllt. Genies sind den wie W. A. Mozart, von Bewunderung wurden so verehrt und geliebt wor Allerdings, so will mir scheinen. seinem Ruhm gesagt wurde,_von wahrem Verständnis getragen. Neben herrlichen äuße rungen tiefsten. Verstehens ist das Lob manchmal sogar schmerzlich, weil es in Wahrheit kein Lob ist, sondern Dinge preist, die Mozart nicht größer machen würden, wenn er sie besäße, und die. er, Gott sei Dank, nicht, be sitzt. Dies gilt vor allem für manche zeitgenössischen "Verehrer", die in 'heutigen Modeströmungen befangen » 9 «: oder vom angekränkelt sind. gewisse große Künst historischen Relativismus Viele Musikkritiker erwählen sich ler, die sie zu Heroen ihrer Mode-Ideale machen und in die sie, mehr oder weniger bewußt, willkürlich Dinge hineininterpretieren, mit denen der Künstler gar nichts hat. So versucht zu tun im Zeitalter der "neuen man Sachlichkeit", des Neutralismus und des Antipersonalis mus, in einem Zeitalter, das jedes "Ethos" als "subjek ... tiv" und romantisch verachtet niker" hoven zart stempeln auszuspielen. zu auf Kosten von - Mozart zu einem "Iro� und gegen den "Pathetiker" Beet Es gibt mehrere Kritiker, die Mo Wagner und sogar von Beethoven preisen. sehen, daß die individuelle Verschiedenheit zwischen den großen künstlerischen Genien, z. B. zwi schen Michelangelo und Raffael, Tizian und Giotto, Statt zu Brueghel und Leonardo - oder Bach und Haydn, Hän del und Schubert, in keiner Weise einen antithetischen, sondern einen komplementären Charakter trägt man Mozart gegen Beethoven auszuspielen. tut, kann die Höhe, Breite und Tiefe nie verstehen! Sehr richtig von - sucht Wer dies Mozarts Geist sagt Alexander von bischeff: "Mozart in allen seinen Meisterwerken Ouli lieben, heißt soviel als keiner Partei in der Musik angehören. Es heißt soviel als sich für das Schöne und Gute in jeder Gattung zu erklären." Es gibt nur eine wirkliche Antithese auf künstleri» 10 « schem Gebiet: die Pseudo-Kunst; Werken und von wahrer Kunst und schlechter starken, inspirierten, notwendigen langweiliger Leere; von edler, echter von von Poesie und trivialem Kitsch. Wer die letzte Größe und Tiefe von Beethovens Musik nicht versteht, Schlagwörtern thetisch" an von »subjektiv" und Beethoven herantritt, wer "romantisdt", wer mit "pa die unerhörte Objektivität und Klassizität seiner Symphonien und Quartette nicht erfaßt, die einzige geheimnisvolle künst lerische Tiefe seiner späten Quartette nicht versteht, wem nicht die atemberaubende innere Notwendigkeit seiner Neunten Symphonie aufgeht, wer das gültige, letzte, künstlerische Wort, das sie enthält, nicht ver nimmt, wen die Sublimität und verklärte sakrale Tiefe seiner Missa Solemnis nicht bis ins Tiefste erschüttert -dem bleibt auchdas Geheimnis der Welt Mozarts, die Seele seiner Kunst verschlossen, der wird ihn notwendig mißverstehen, selbst wenn er ein noch so großer Kenner von Mozarts Werk ist. Wir möchten jedem von Mode strömungen und vom Zeitgeist verbildeten Musikkriti ker wünschen, daß Mozarts Geist in ähnlicher Weise auf sie wirke wie auf den großen Sören Kierkegaard, der sagte: "Unsterbliche'r du, dem ich alles verdanke, dem ich verdanke, daß ich meinen Verstand verloren habe, daß meine Seele aufgewühlt wurde, meinem innersten Wesen Leben daß ich in erbebte, daß ich nicht durchs gehen muß als einer, den nichts erschüttern kann; » 11 « du, dem ich dafür danke, daß ich nicht sterbe ohne ge liebt zuhaben, " ... Ich will hier nicht über den Menschen Mozart und sein Leben sprechen, sondern über den Genius Mozarts in seinen Werken. Viele Musikhistoriker 'erwarten, in für dem Leben und in dem Menschen einen Schlüssel sein Werk zu finden. Ich glaube ten das Werk als solches auf im Gegenteil, wir soll wirken lassen, ohne uns anderes hineinzuprojizieren. Der Geist des Werkes offenbart uns vielmehr umgekehrt die tief ste Schicht in der Person des Künstlers, die er in seinem irgend etwas Leben als Mensch nicht so auszustrahlen braucht. Nicht der Mensch und sein Leben erschließen Welt und das Wesen seiner die bei einem uns die Werke,'sondern die Werke, großen Künstler meist weit über das hin ausgehen, was er als Mensch verwirklichte; sie offen'baren, abgesehen von dem künstlerischen Eigengehalt. vielmehr das Höchste und Tiefste, lebte und das als Mensch zu er zum sein, müßte Mozart ein er was in dem Künstler mindesten ersehnte. Aber UIn das was sein Werk als Heiliger Geistverkörpert, gewesen sein � und das war nicht. Wenn wir auf sein ungeheures Werk blicken, dessen Leben, das nach fünf unerschöpfliche Fülle unddreißig Jahren sein Ende fand wie' ein Wunder an mutet, entfaltet sich vor uns eine Welt sublim.er Geistig keit, unfaßbar schöpferischer Kraft und nie versiegender - in einem - » 12 « Poesie.Tn Mozarts .Werk finden wir eine Einheit von scheinbar Entgegengesetztem, eine coincidentia oppo sitorum. Seine Kunst ist wie keine andere jenseitiger ken ,von' all dem, was engelhaft trun schon diese Erde berauschend schön macht. Sein Werk ist erfüllt ser von Sublimität und doch wie keine andere von dem Zauber die Welt, ist voll des Charmes des Lebens, voll von Hu Süßigkeit, die entzückende Poesie des Le bensund seiner vielgestaltigen Situationen widerspiegeln, mor; die die wie bei kaum einem anderen Künstler. In seiner Kunst herrscht ein Übermut intensivster Lebensfreude, eine unerhörte Natürlichkeit und Unmittelbarkeit, eine Kühnheit und Freiheit der geistigen Sprache, über der aber immer ein verklärter. Glanz erstrahlt, ein der Welt entrückter Duft schwebt. Alles ist durchzogen von einer angelisch verklärten Note, alles ist erfüllt mit einer Bot schaft des Himmels. zeigtsich neben einer unerhörten geistigen Durchformung, Präzision, einer genialen Treff eine einzigartige Mühelosigkeit! Es ist ein sicherheit besonderes Zeichen des Besitzes einer Tugend, daß das In Mozarts Werk - Gute mühelos getan wird. So mühsam das Erwerben Tugend ist, ihr Besitz ist durch Mühelosigkeit aus gezeichnet. Diese Mühelosigkeit der Tugend begegnet uns in Mozarts Kunst. Nicht die Mühelosigkeit gewisser brillanter, aber leichterer Kunstwerke, nicht die des einer Spiels, sondern die geschenkhafte Mühelosigkeit, die mit größterTiefe und präziser Getroffenheit Hand in Hand geht, die im Worte "gratia" liegt von der höchsten Bedeutung: "Gnade" bis zur "Grazie" der äußeren Er scheinung. Mozarts Kunst ist darum bei aller Notwendigkeit doch von einem Geist heiliger Verschwendung durch - zogen, wie ihn art die Natur besitzt. Die Wesens sonst nur Mozarts hat Richard Wort charakterisiert: Wagner mit dem herrlichen "Ein Genius vonlicht undliebe". Lichtvoll ist seine Kunst und artiger Sänger der ist nicht ein einzig Liebe, sondern seine Musik ist selbst er nur Genius der Liebe erfüllt, sie ist zu Musik gewor Glanz, die Zartheit, die Süßigkeit wahrer Liebe. Es ist tief charakteristisch, wie vom dene Liebe - in ihr lebt der Mozart selbst das Genie beschreibt: Wahres Genie ohne " Denn nicht hoher Verstand Herz ist ein nicht Unding. Imagination, nicht Genie. beide zusammen allein, machen das Liebe, Liebe, Liebe ist die Seele des Genies." gewisser Hinsicht der universalste aller großen Musiker, da er auf verschiedensten Gebieten Werke letzter Größe geschaffen hat. Alle überragend als Musikdramatiker, hat Mozart in seinen Symphonien, als Mozart ist in Kammermusiker und auf dem Gebiet der Kirchenmusik Werke von höchster Schönheit Zunächst Mozart als geschaffen. Opernkomponist: Die oben er wähnte Universalität offenbart sich hier darin, daß er, ungleich anderen großen Musikdramatikern, wieGluck, » 14 « ganz verschiedene Grundtypen mög licher Verbindung von Musik und Bühne geschaffen hat. Er hat nicht nur Opern von ausgesprochen unterschied licher Individualität komponiert das gilt auch von Gluck, wenn wir Orpheus und Iphigenie in Tauris ver gleichen; für Wagner, wenn wir an die Verschiedenheit des Stils in Tristan und Meistersinger .denken; oder Verdi als Schöpfer des Othello und des Falstaff. Doch in Wagner, Verdi, - Opern Mozarts stehen vier ganz -verschiedene Grundtypen möglicher Verbindung von Musik und den dramatischer Handlung vor uns. Den ersten Grundtypus finden wir in der Entführung aus dem Serail, den zweiten in Figaro und Don Gio vanni, den dritten in Cosi fan tutte, den vierten in der Zauberflöte. In der schien sten " Entführung " haben wir den Oper, der in Beethovens Fidelio und sublimsten Ausdruck Das Verhältnis von Typus zu der deut seinem höch gelangte. Bühne und Musik ist hier durch folgende Elemente charakterisiert: eine dramatische Handlung mit hohem sittlichem Gehalt, bei der die ein zelnen Figuren eine gewisse Allgemeinheit behalten, die Hauptfiguren von ergreifendem menschlichen Ethos er füllt sind, die Nebenfiguren einen liebenswürdigen Hu mor aufweisen. Es paßt durchaus zu dem Stil dieses Operntypus, daß dazwischen gesprochen wird, nicht in stilisiertem Rezitativ, sondern in freier Rede. Die Musik » 15 « gleichsam aus der deutschenRede heraus. Im Un terschied zu Gluck eine weitaus beweglichere Handlung, wächst nicht entrückt in die Welt der Antike und ihren s.tarken Stil, erst recht viel weniger bestimmten Stil gebunden an einen durch die Zeitepoche als Händels Opern. Es ist das früheste derMeisterwerke Mozarts auf der die besonderem persönlichem Ein schlag aus der Zeit seiner Verlobung und Heirat. In ihr lebt ein verheißungsvolles Glück, eine jugendliche Note voll der Hoffnung. Carl Maria von Weher sagt' von dieser Oper: "Meinem persönlichen Künstlergefühle ist diese heitere, in vollster, üppiger Jugendkraft lodern de, ·jungfräulich zart empfindende Schöpfung beson ders lieb." Auch hier, wie in allen Opern Mozarts, steht .die Liebe im Vordergrund. In zwei herrlichen Arien Bühne, Oper von -- - Belmontes im Liebe "in Akt offenbart sich der Genius der ersten einzigartiger Weise; und Höhe dieser Liebe in der so' besonders die Reinheit unsagbaren Süßigkeit der Musik in der zweiten Arie Belmontes bei den Worten: "Ist dies ihre Stimme, ist das ihr Seufzen, bange." und wird mir so großen Arie Constanzes im zweiten Akt großen, sublimen, tragischen The Anfang des letzten Aktes in dem wunderbaren vor ma am es In der allem in dem Rezitativ, als Belmonte und Constanze sich verloren glauben, erschüttert matische Kraft. Das zarts uns die unerhörte Tiefe und dra spezifisch dramatische Genie Mo offenbart sich auch in der entzückenden poetischen ». 16 « Mozart Serenade Pedrillos, die der Arie Osmins im der Gestaltung, die tett so situationsgestaltend ist, und in Akt; die souveräne Freiheit ins Schwarze trifft, in dem Quar ersten stets im zweiten Akt und in den Worten von Constanze und Blondchen: Wenn Männer verdächtig auf uns sehen, " das ist nicht auszustehen". Hier, wie in allenOpern-un Auffassung abhängig von der Bühne -, trägt die Oper als Ganzes den Stempel eines Meisterwerks. Und tIotzdem übersteigt die Musik noch dem besonderen Stil und der an vielen Stellen den Rahmen des Dramas. Sie schwebt in himmlischer Höhe über der dramatischen Situation, die sie dabei doch in meisterhafter Weise gestaltet. Typus von Drama, von Auffassung, der Bühne, von Verbindung des Wortes mit der Musik, tritt uns in der Hochzeit des Figaro und Don Giovanni entgegen. Hier haben wir das Shakespearesche Drama in Musik, die volle Durchgestaltung aller Figuren eben so wie der verschiedenen Situationen in ihrer poetischen Ein ganz anderer Kraft und Intensität. Ich weiß keinen anderen Vergleich für Figaro als eines der Lustspiele Shakespeares, z. B. "Wie es euch gefällt". Man sollte nicht glauben, es seien Beaumarchais und da Ponte, die dem Figaro sein dramatisches Cachet geben. Wir brauchen "Figaro" Werke von zu nur Rossinis entzückenden "Barbier" mit vergleichen, um zu sehen, welche Welt beide trennt und wie wir bei Rossini die Rokoko-Welt Beaumarchais finden » - anmutig, witzig, brillant 17 « -, wie aber das Mozarts in Lustspiel seiner Menschlichkeit, in der Tiefe des Humors, klassischen in seiner sub limen Poesie Shakespearesche Züge trägt. Wohlverstan den, die Musik gestaltet hier eine analoge Welt wie Shakespeare es im Wort tut. völlig verschiedene Konzeption gegenüber der "Entführung" angedeutet: Damit ist schon die der Bühne das viel höher gespannte dramatische Ziel, die Funktion, die der Musik anvertraut ist ein ganz ande rer Typus von - neue Drama. Welche Gestalten, bis ins letzte dramatisch durch geformt und lebendig ein Figaro, .eine Susanna, der Graf und die Gräfin; Bartolo, Basilio, der Gärtner An tonio; und die in der Literatur einzig dastehende, be zaubernde, so urmozartische Erfindung: Cherubino! Eine Inkarnation der jugendlichen Phase der Verliebt heit, eine einzigartige Gestalt, ohne Pendant in der gan zen Literatur. Aber dasselbe gilt für jede Figur. Die Musik Mozarts hat die Gestalt Figaros ganz zu diesem überaus anziehenden, nicht nur hochbegabten, jede Si tuation meisternden Diener gemacht, sondern auch zu einem Menschen, der von edlem sittlichem Ethos, von einer großen, tiefen, treuen Liebe erfüllt ist. Welcher - Unterschied zu dem Figaro Rossinis! Welche Poesie, welcher Duft in Susanna und der Gräfin! Wieder müs sen wie anShakespeare erinnern, dessen Frauengestalten, Viola, Rosalinde, Perdita, Miranda oder Porzia, wir » 18 « eine gen so Anmut unsagbare eine Einheit Adel, besitzen, einen von so einzigarti innerer sittlicher Schönheit und Zauber des äußeren Wesens, der wir nirgends begegnen. Etwas Analoges finden wir bei Mozart im Figaro; auch ihm gelingt es hier, die sen undefinierbaren Zauber und Duft voll lebendiger, weiblicher Gestalten zu geben, ebenso weit entfernt von sonst in der Weltliteratur allem Naturalismus wie rung - so wahr, so von klassizistischer Idealisie selbstverständlich wie die Anmut einer herrlichen Landschaft. Der Shakespesresche Geist offenbart sich auch in der Art des Humors, der im Fi garo und recht im Don Giovanni gegeben ist. Hier ist es nicht wie bei Osmin in der »Entführung" eine Ge stalt, die als solche »eine komische Figur" ist, sondern ein viel tiefer gehender Humor, wie er zum Beispiel in erst Szenen zwischen Corinnus und Probstein in »Wie euch gefällt" lebt es der Humor in der Gestalt Basilios in - der Szene, in der der Graf Cherubino entdeckt und die Musik gleichsam in Erstaunen rückwärts scheinen des Gärtners Antonio und vor geht; im Er allem im Quar ja selbst", der »Und er ist mein Vater, er sagt es klassische Humor; der eine edle Freude des Lebens tett: aus strahlt. Figaros Hochzeit trägt den spezifischen Stempel Meisterwerks. Welch unerhörte Einheit des Stils der ersten bis ration, jede zur letzten Note, welch lückenlose Szene von » höchster 19 « Vollendung! des von Inspi Welch starke Kraft, geschlossene Welt ist von das Ganze, von leuchtender Duft und Poesie ! Welche Harmonie von Bühne gibt kaum ein Bühnenstück, das weniger problematisch für eine Aufführung ist, das sich ganz im und Musik. Es Rahmen dessen, ner was Poesie entfalten dieBühne Wir finden im etwa der Musik, leisten vermag, in sei kann, bei dem die Bühne uns mühe los in die Welt des Stücks tenz zu Figaro zu versetzen eine ganz vermag 1. neue unerhörte Po eine dramatische Situation aufzubauen: die beiden grandiosen Stellen im zweiten Akt: "Herr Graf, darf ich Sie bitten" und "Nun meine Mienen", oder das Thema, wenn so lügen Susanna über raschend herauskommt: "Der Page bin ich", oder das Thema, wenn Antonio sich zurückzieht: "Nun, ich geh', aber treff' ich dich wieder" das Schreiten der Musik - Orchester, das eine volle dramatische Situation im 1 ge- umhin, hierbei auf die unseligen Verirrungen Regisseure bei Mozart-Aufführungen heute geraten. Statt dem Zuschauer zu helfen, ganz in die Welt des Musikdramas aufgenommen zu werden und in dem Schloß und Park des Grafen Almaviva geistig zu weilen, in die Welt Mozarts einbezogen zu werden, statt dem schlichten Bemühen mit den Ku Ich kann nicht hinzuweisen, in die manche lissen der künstlerischen Illusion taten -, zu glauben sollen mit diese neuen zu dienen Regisseure sich - in den wie es frühere Zeiten Vordergrund drängen und dabei dummen Ideen, indem sie statt des Interieurs eines Rokoko-Schlosses einen Jugendstil-Raum mit freiem Himmel darüber hinstellen, der einen jeden Moment daran erin nert, daß wir im Theater sitzen, eine Regie, die uns gleichsam das Werk nicht ernst zu nehmen, sondern als eine soll, zwingen bloße "Vorführung" im Theater " zu 20 betrachten. Gerade bei « Figaro, staltet. Welcher Glanz der alles durchwebt, tiefen, echten Freude, für einFestcharakter in diesem was in dem - Musik immer wieder Höhe hinaufsteigt, zu die un aller Geschlossen aussprechlichen Werk, heit, Stärke und atemberaubender Genialität in Darstellung einer lebendigen Welt voll Zauber trotz der der die dieser verklärten überirdischen uns den Glanz einer höheren Welt, die sich darüber wölbt, ahnen läßt. Derselben Shakespeareschen Dramatik begegnen wir größtem Meisterwerk innerhalb seiner Opern: Don Giovanni. Auch hier die volle Durchgestal tung der Figuren die volle Tiefe der dramatischen Ge staltung, die reiche, blühende Poesie. Wenn wir den Figaro mit "Wie es euch gefällt" verglichen haben, so entspricht Don Giovanni in seinem Format und seiner dramatischen Gestalt einer Shakespeareschen Tragödie in Mozarts - wo das Werk eine ideale Möglichkeit bietet für eine poetische, künstlerische Bühne, ist diese Besserwisserei moderner Regisseure besonders ärgerlich. Noch schlimmer ist allerdings das ahnungslose Beschleunigen zuführen, die der Tempi, die Tendenz, möglichst viel Staccati ein zu übertreiben, allem wahren Geste in der Musik' edlen Ethos auszuweichen und ren. possenhaft: grobe Effekte einzufüh All dies verrät das radikale Mißverständnis, dasMozarts Kunst artistisches, seelenloses, brillantes, aber leichtes Licht rücken will, das ihn mehr an Bernhard Shaw angleichen will, statt seine in ein letzte angelisches Wesen zu erken Gegensatz Mißdeutungen erinnere ich mich mit Dankbarkeit an die einzigartigen Aufführungen Mozarts unter Felix Mottl, unter Bruno Walter und, was die musikalische Leitung betrifft, unter Wilhelm Furtwängler in Salzburg. nen. Shakespearesche Im zu Tiefe und sein diesen » 21 « oder einem Schauspiel, wie "Der Kaufmann von Vene letzter Hier entfaltet Mozart den Atem großer abgerundeter, Figuren schärfer herausgearbeitet. Leporellos in manchen Zügen an Sancho Pansa anklingende Menschlichkeit, der süße dig". Dramatik vor uns. sind noch Die Zauber Zerlinas, der dämonische Don Giovanni, Ma setto, Donna Elvira und das herrliche noble Paar Don Ottavio und Donna Anna. Don Giovanni ist oft mißverstanden von solchen, die begeistert worden, auch davon reden. Die Gestalt Don Giovannis wird als der Held zart verherrlichen will; Don betrachtet, den Mo Ottavio hingegen als ein blasser Schwächling. Wir brauchen uns nur in die Musik, mit der Mozart Don Otta vio charakterisiert, zu vertiefen, einzigartige Noblesse und sittliche Kraft der Ge stalt Don Ottavios zu erfassen. Welch andere Register zieht Mozart hier als in der Musik, die DonJuan verkör um die pert! Nicht als ob diese nicht auch unerhört schön und vollkommen wäre: das Duett "Reich mir die Hand", die Arie "Treibt der Champagner", die herrliche Stelle Laube, süße Taube", die "Serenade" oder "Komm zur das "Ihr geht nach jener Seite hin" und vieles, vieles dere. Mozarts Musik Reinheit - selbst atmet wenn er dabei immer eine unerhörte den Prototyp der Unreinheit darstellt. Aber die Verschiedenheit der jedem, der Ohren hat Mozarts zu hören, wer Register zeigt liebenswerter ist in Intention, und nichts berechtigt » an 22 « zu der Auf- fassung, Mozart wolle, daß unsere Sympathien mit Don Juan seien. Gewiß, Don Juan ist nicht gegeben, nur als Bösewicht wie ein Pizarro im Fidelio oder ein J ago im Othello. Er ist mit vielen außersittlichen Vorzügen ge zeichnet Grandseigneur, unerschrocken, von uner schöpflicher Vitalität, hinreißend, ausgestattet mit dem Glanz unwiderstehlichen Erfolgs. Das gerade zeigt die dramatische Größe Mozarts die Welt, die er in ihrer Wirklichkeit und Fülle hinstellt, den breiten Strom des daß der ruchlose Wüstling, der hochmütige, Lebens gewissenlose, so voll verführerischen Charmes sein kann. Trotzdem ist Don Juan in keiner Weise liebenswert, - - - weder an sich noch in Mozarts Intention - sondern Don Ottavio und Donna Anna. gewisser Weise, wie der größte Cervantes Don Quichotte, die ganze Diese Oper umfaßt in aller Romane: Breite, Länge und Tiefe der menschlichen Existenz, des Universums - die Welt der edlen ganzen sittlichen großen Liebe in ihrer Tiefe, ihrer' Kraft und ihrem Glanz, verkörpert in Don Ottavio und Donna Anna, - und die Welt verführerischer Vitalität in Don J uan, die trotz aller Berauschendheit eine letzte Leere und ein tragi sches Suchen des Glücks aufweist, wo es nicht zu finden ... ist. Denken wir an den fast leitmotivhaften les Stil, der al umgibt, was mit Don Ottavio und Donna Anna zu hat. Angefangen von dem wunderbaren Rezitativ Donna Annas und der Antwort Ottavios: "Laß, Getun » 23 « betrübte"; bis in den verschiede nen Arien Donna Annas und Don Ottavios; im Terzett der drei Masken in dem Thema, wenn Don Ottavio liebte, was dich so tief und Donna Anna im zweiten Akt mit der Dienerschar erscheinen - und gipfelnd in dem musikalischen Höhe aller Arien: Donna Annas "Ich, grausam" im mer trägt die Musik, beim Auftreten beider, den Stem pel einer besonderen Größe, Noblesse, tiefen sittlichen Adels, wahrer Kraft; immer atmet sie den Hauch gro ßer, edler Liebe, auf deren Hintergrund die ganze kava punkt - lierhafte Grandeur Don Giovannis in all ihrer Vergäng lichkeit und Scheinpracht klar hervortritt. Dahinter wölbt sich noch fundamentaler der gewal tige Gegensatz zwischen dem Komtur der sittlich reli giösen Welt und dem erfolgtrunkenen Frevler Don - - Juan. Kann man etwas Grandioseres in der Musik finden als die Kirchhofszene oder die Szene, in der der Komtur zu Don Juan kommt: der letzte, jenseitige Ernst in der musikalischen luft - Gestaltung des Komturs, die und das frevelhaft Freche des Ewigkeits Wüstlings! Der christliche Weltraum in seiner ganzen Wahrheit und Größe steht vor uns und in wunderbarem Kontrast zu diesem Ernst die urmenschliche Figur Leporellos. Erden nah und liebenswürdig diesseitig, vertritt Leporello in allen Situationen den Aspekt des schlichten gesunden Menschenverstands, analog zu dem allerdings sittlich viel edleren Sancho Pansa oder dem Pförtner in Mac- » 24 « beth; sei es am Anfang: "Keine Ruh bei Tag undNacht", in der herrlichen Register-Arie unvergleichlichen Musik des "Es sind leider oder vor allem in der nur seine Kleider" im zweiten Akt. Durch alle die bunten, rei chen, die Fülle des Lebens gebenden Situationen klingt die Figur Leporellos wie ein Orgelton mit als Ver treter einer U rmenschlichkeit, eines tiefen klassischen Humors. Und wie wunderbar am Schluß, nachdem Don J uan zur Hölle gefahren, noch die Szene, die so erden nah und beglückend taghell, nach all dem Dämonischen dem Rahmen des ganzen Werks gerecht wird und da durch alles wahrer macht. Doch auch hier, in diesem Meisterwerk der Meisterwerke, dem innerhalb der Opernwelt eine analoge Stelle gebührt wie der Neunten Symphonie Beethovens unter den Symphonien, in dem jede Note mit letzter Notwendigkeit das Drama und die dramatische Welt gestaltet, sei es das "Ihr geht nach jener Seite hin" oder das "Pst! Pst! Ihr schönen Masken" steigt die Musik an vielen Stellen noch über die herrliche, reiche poetische Welt des Dramas Don Giovanni, das andererseits doch gerade die Musik ge staltet, hinaus, in ihrer erlösten Verklärung von der göttlichen Welt über uns verkündend. In C osi fan tutte finden wir eine völlig neue; radikal verschiedene Konzeption der Bühne mit einer möglichen Verbindung von Musik und Wort. Hier ist es nicht die Shakespearesche Dramatik wie im Figaro und Don Gio- - - - » 25 « vanni, sondern eher die Dramatik eines Goldoni". Keine Durchgestaltung von Figuren, sondern mehr all gemeine Typen Don Alfonso der Zyniker des acht zehnten Jahrhunderts, Despina, die intriganteDienerin, wie ein Scapin bei Meliere die übrigen Gestalten nicht einmal so weit typisiert, sondern mehr reine Träger der Handlung.-DieBühne hat hier denCharme derUnter haltung, sie bietet sich leicht und abwechslungsreich. Die Musik hat hier nicht die A ufgahe, volle drama tische Figu ren zu gestalten, wie in Figaro und Don Juan, sondern sie kooperiert einerseits viel mehr mit dem Situations haften im Goldonischen Sinne die häufige Zweistirn ein die anderes Verhältnis starke migkeit, Stilisierung volle - - - - zwischen Wort und Gesang, eine andere Rolle der Geste. Dagegen wird hier das schon erwähnte Sich-Er heben der Musik über die Handlung verklärte Welt noch viel auffallender in eine sublime gerade weil die musikdramatische Konzeption nicht so hochgespannt ist. Das Quintett "Addio" und das nachfolgende Terzett "Weht sanfter, ihr Winde" sowie das "Traget sanft" im zweiten Akt, die große Arie Fiordiligis ,,0 verzeih, Ge liebter" und das Quartett am Schluß "In dein Glas und 1 Die - Analogie zu Goldoni bezieht sich aber wohlgemerkt nur Konzeption der Bühne und des Dramas. Goldoni auf die formale hat in allen seinen Stücken eine sittlich vornehme Note, die dem von Cosi fan tutte ganz fehlt. Nicht der Inhalt des Li Libretto brettos wird hier mit Goldoni verglichen Dramatik. » 26 « - sondern die formale In das meine" sind von einer unerhörten sublimen Schönheit, die in ihrer Welt weit über die Goldoni komödie hinausragt, ihren Rahmen zu ohne dabei in sprengen. Das Arie "Der Odem der aller Arien von gilt irgendeiner vor allem Weise von der die eine der schönsten Liebe", Mozart ist. Ich traute meinen Augen Einleitung zur Aufnahme der Glyn debourne-Aufführung las, diese "milk-soap"-Arie sei von Mozart ironisch gemeint. Abgesehen davon, daß Fernando diese Arie singt, als er noch an die Treue seiner Braut glaubt, holt hier Mo zart doch offenbar weit aus und spricht ein Urwort sei ner Seele, er gibt den Genius wahrer, sublimer Liebe, wie nur er ihn geben kann. Es ist so tief charakteristisch, nicht, daß als ich in der er, der so vollendete Meisterwerke dramatischer schafft, der den Genius des Theaters so unerhört erfüllen kann, eine starke Eigenwelt individueller Art Art vor uns hinstellend - doch in souveräner Freiheit Dinge die weit über den Rahmen des Werkes hin ausspricht, ausgehen; der Engel des Lichtes, der in Mozart wohnt, erhebt seine Stimme im gegebenen Moment unbe hindert, unbekümmert um irgendeinen Stil oder einen Rahmen. Hierin zeigt sich auch der Geist heiliger Ver schwendung, von dem ich eingangs sprach. So reiht sich Cosi fan werk Stil, an - die vorgenannten in der Rolle der Bühne, » als ein anderes Meister tutte 27 - gänzlich verschieden im eine ganz andere « mögliche Verbindung von Musik und Wort - vollendet in jeder Hinsicht, auch lückenlos, getragen von ständiger Inspi ration, die Wonne der entzückenden Commedia dell' Arte, der präzisen Diktion, des ·Witzes; aber zugleich jenseits dessen, derselbe Genius des Lichtes und der Liebe wie in allen anderen Werken. Bedauerlicherweise wird heute Cosi fan eine reine Satire der gegeben, Empfindsamkeit". Die und Dorabella werden man ner sie "precieuses zu tutte oft wie wie Goethes "Triumph Fiordiligi übertrieben dargestellt, daß etwa so beiden Mädchen ridicules" macht. Das ist in kei Weise im Sinne der Mozartschen wiß stark empfindsam in Oper. Sie sind ge ihren �ußerungen, ihre Liebe ist nicht sehr tief, aber sie ist auch kein bloßes Getue. Die Pointe Glaubens liegt gerade darin, an raffinierten ihre Liebe doch daß sie so trotz ehrlichen schwach sind und der Versuchung erliegen. Sie sind ahnungslos gezierte Puppen, die schon vom als Karikaturen wirken. Die Sänger und naiv und nicht ersten Moment an dürfen sich nicht mit dem Publikum über sich selbst mokieren, sonst wird es ein Kabarett oder eine Clown Angelegenheit und der Goldoni-Stil mit seiner Grazie, poetischen Charme ist zerstört ganz zu schwei gen von der radikalen Unverträglichkeit solcher Dar stellungen mit der einzigartigen Musik. seinem - Am lächerlichsten ist es, Alfonsos Meinung zu tun als ob Mozart Don teile und dieser Pseudo-Weise des » 28 « achtzehnten Jahrhunderts nicht Figur sei, über die selbst, wie Despina eine lachen muß, eine Figur unter man anderen, wie Basilioim Figaro, sondern ein "Prologos", mit dem sich der Autor identifiziert. Es zu diesem in ihrer Typus Handlung von gehört gerade Komödie, daß sie in keiner Weise und in der sogenannten "Moral der Geschichte" ein Bekenntnis des Autors enthält. Es ge hört dazu, daß das Ganze eine Komödie ist, ein amü santer Aspekt der Welt, nicht ein Raum, der das Universum in all umfaßt, wie sätzen großer dramatischer seinen großen Gegen im Don Giovanni. Interessant ist auch für die Verschiedenheit der dramatischen tion - wie hier Figaro, innere vor an an Konzep Stelle des tiefen Humors, den wir im allem aber im Don Giovanni finden Leporello), eine leichte Karikatur (ich er mehr der Witz steht, manchmal - wie Despina als tar; auch Goldoni Arzt und No gibt ja keine Sancho-Pansa-Komik, keinen Shakespeareschen klassischen Humor, sondern eine entzückende, witzig-geistreiche, leicht satirische Darstellung menschlicher Schwächen. Und nun die vierte, ganz andere Konzeption der Verbindung von Drama und Musik in der Zauber flöte. Kein Drama wie im Figaro und Don Giovanni, keine Shakespearesche Gestaltung der Figuren, aber auch nicht Typen im Goldonischen Sinne, keine Bühnenwelt, son dern ein Märchenspiel, wobei die Figuren mehr Träger » 29 « eines bestimmten Ethos sind - Sarastro, Königin der Nacht, Pamina, Tamino, Papageno, Papagena Text - von Schikaneder mit seinem ten Königin Prinzip das böse men; seine - Funktion ist heit für eine ganz wird nicht allzu vor allem, daß dem gu aus ernst er die Der Wechsel plötzlichen der Nacht wird unmerklich die etc. genom Gelegen Mozarts Genius Entfaltung objektiviert hier nicht ein Drama, das in seiner Eigen-Realität ernst genommen werden will wie in der Entführung, im Figaro und im Don Juan. Er gibt nicht ein hochstilisiertes Commedia-dell'arte-Stück wieCosi fan tutte sondern schafft sich die Möglichkeit, ungebunden durch Rücksicht auf Bühne und Handlung Welten von sublimer Schönheit, von verliebter Süßig keit, von getragenem sittlichen Ethos und einem ganz persönlichen Humor sich voll entfalten zu lassen. Das Libretto ermöglicht eine Freiheit des persönlichen Hu neue von bietet. Mozart - - mors, ein zu Erblühen der Natürlichkeit, die sonst finden sind. Der Text ist hier vielmehr die niemals Gelegen heit, eine solche musikalisch-poetische Welt wie das Ter zett der drei Damen im hold und weise" Aktes zu am realisieren, Anfang, Schluß des das "Drei ersten Knäblein, Teils des oder die wunderbare Kühle, ersten nacht haft kristallene Koloratur-Arien der Königin der Nacht, oder diese urklassische Welt der Verliebtheit in Taminos herrlicher Arie "Dies Bildnis ist bezaubernd schön", in dem "Bei Männern, welche Liebe » 30 « fühlen", die unerhört natürlichen Arien Papagenos, die eine Welt des be glückenden Unsinnmacheus enthalten, sein "Hm, Hm" Begegnung mit Monostatos: "Das ist der Teufel ganz gewiß". Welch souveränes Hinweggehen über alle Regeln, welch selige, geniale Freiheit in dem "Das klinget so herrlich" oder in dem "Papa-Papa". oder seine Welche Kontraste, welche Gegenüberstellung sublimster Liebe in dem" Tamino mein" Papagenos "Ein Mäd chen oder Weibchen" oder "Es prangt, den Morgen zu verkünden" der drei Knaben, und der herrliche Chor zu der Priester "Pamina lebt" im ersten Akt und ,,0 Isis und Osiris, welche Wonne" im zweiten Akt. In der Zauberflöte erreicht die oben erwähnte ihren Mühelosigkeit Mit leichter Hand schüttet Mozart Höhepunkt. unaufhörlich, in nie endendem Atem, reines Gold aus -letzte Reife einer verklärten Tiefe. Die Bühne ist hier natürlich viel "Wonne der Bühne" eines problematischer. Die Figaro und Don Juan kann nicht erreicht werden. Aber dieser lockere Stil des Mär chenspiels ermöglicht neue ganz und sogar dramatischer Art: neue Dinge musikalischer Dimensionen des ge Entfaltung überfließen grandiosen symphonischen sungenen Wortes und eine freie der Schönheit und eines Charakters der Musik wie im - Fugato mit dem Chor der heiden Männer, Dimensionen, die die Zauberflöte einemHöhepunktsui generis machen. Dennoch stehe ich nicht an, zu wiederholen: das größte ideale Musik- zu ,. 31 « drama Mozarts.das letzte Wort der Oper, ist und bleibt sein Don Giovanni. Fülle, diese unerhörte Vielgestaltigkeit, wir bisher erwähnten, betrifft dabei nur ein Diese ganze all das, was Gebiet von Mozarts musikalischem Schaffen: die Daneben steht Mozart in seinen ner Kammermusik und als Oper. in sei Symphonien, Schöpfer sakraler Musik. Dieser Rahmen verbietet mir, auf diese Gebiete seines Schaffens im einzelnen einzugehen. der Haffner- und In den letzten Sym allem derPrager, Es-dur, phonien, eine Welt von und steht g-mollJupiter-Symphonie Geistigkeit, genialer Durchformung, Licht und edelster Schönheit vor uns. Alles ist von innerer Notwendigkeit, unerhörter Präzision und doch so hold, geschenkhaft erstehend. Während sonst die großen Musikdramatiker vor Gluck, Weber, Wagner, Verdi entweder kaum eine Symphonie geschrieben haben oder nur solche, die tief ihren Opern stehen, ist es überwältigend zu sehen, daß der größte Musikdramatiker. Mozart, in seinen Symphonien ein Meister ist, der sich auch ohne seine unter Opern schon als ein einzigartiges Genie offenbart. Dasselbe gilt für seine Kammermusik! Das Wort, das . Mozart hier spricht, täte Es ist ein ist von letzter Tiefe und Geniali Schmerz, nicht alle Zweige der Kammer musik erwähnenzu können und nicht einmal viele ein zeln herausgreifen zu dürfen. Ein ganzes Leben würde nicht hinreichen, sich in jedes » 32 zu « vertiefen und das Wort, das dort gesprochen ist, in unsere Seele aufzunehmen. Ich erwähne nur einen Gipfelpunkt eines der sublim sten Dinge, die je aus Menschengeist hervorgegangen sind das Quintett in g-moll. Eine geheimnisvolle Grö ße, eine Notwendigkeit und innere Form, eine atem beraubende letzte Geistigkeit erfüllt alle Sätze und er greift uns zutiefst. In dem Thema des dritten Satzes, dem Adagio, steht eine himmlische Verklärung vor uns, - - vor der alle Worte verstummen. Wir leben in einer Zeit, die in Gefahr ist, heit als süßliche, schwächliche Glätte die einen Kult des Häßlichen das etwas sieht. Welche Botschaft die Kammermusik Mozarts - jede Schön verdächtigen, treibt, die im Häßlichen Tiefere, in der Harmonie aber Langweiliges zu welche Billiges an unsere und Zeit ist Widerlegung die unsinnigen, ja bösen Feindschaft gegen die Schön heit! Denken wir an das ungeheure Gebäude seiner Kla vierkonzerte, an die Welt inneren Glücks, Lichts, an den Strom nie versiegender begnadeter Schönheit, der dort oder im fünften Geigenkonzert und vor allem im Adagio des vierten Geigenkonzertes zu finden ist. Wel che sieghafte Widerlegung dieser modernen Perversion in dem Genius Mozarts, der sich in seiner ganzen Süßig keit, Tiefe und angelischen Verklärung in seiner Kam ser mermusik entfaltet. In einer Zeit des Kults der der der Mensch seine Originalität atout prix, in Kreatürlichkeit nicht länger aner» 33 « glaubt, an die Stelle der gottgege Mittel, wahrhaft künstlerische Werte kennen will, in der benen Wege geben, zu sen uns - und er Esperanto der Atonalität ein die Nasen am Rücken wachsen die Kammermusik Mozarts, die schöpfliche, was wahre Originalität setzen zu zu ewig junge, aber über dem Arbeiten meine Sachen annehmen, sind und nicht in der Manier zeigt -, uner ist. Mozart selbst schreibt in einem Brief: die Gestalt od.er Manier lassen müs » ••• Wie überhaupt nun eben daß sie mozartisch irgendeines andern: das wird halt ebenso zugehen, wie, daß meine Nase eben so groß und herausgebogen, daß sie mozartisch und nicht wie bei andern Leuten geworden ist! Denn ich lege es nicht auf Besonderheit an, wüßte die meine auch nicht einmal näher zu beschreiben; lich, daß die Leute, ist ja wohl bloß die wirklich ein Aussehen auch verschieden voneinander aussehen, wie von natür haben, außen, weiß ich, daß ich mir das eine innen. Wenigstens wenig als das andere gegeben habe." Unserer ehrfurchtslosen Zeit zeigt die Kammermusik so von so es Mozarts den Geist wahrer Ehrfurcht gegen Gott und alle hohen Werte, das bewußte Ja zu unserer Situation als Kreaturen. Während man heute allzuoft Probleme für tief hält, durchklingt nur Spannung und alle Werke Mozarts und in besonderer Weise seine Kammermusik ein strah lendes inneres Glück und Licht. » 34 « Obgleich Mozart in vie- ler Hinsicht ein tragisches Leben hatte, findet sich kaum im Werk eines anderen Genius ein solches Bekenntnis dazu, wie schön im Grunde die Schöpfung ist. Trotz al ler Tragik dieser Welt, trotz der Züge, die uns berechti gen, von Mozart klingt dieser Erde als Tal der Tränen so bekannt und bewußt sunt caeli füllt von et terra Gottes gen Schönheit an waren durch sein Werk das Wort der gloria tua." zu sprechen, wie nur die einem, Liturgie: »Pleni Ja, auch die Erde ist Glorie; auch sie kündet von er der ewi Gottes, auch die Schöpfung ist überreich geheimnisvoller Schönheit. Ein festlicher Glanz Er erstrahlt geht durch das ganze Werk Mo Klarinettenquintett, in den herrlichen sechs, Haydn gewidmeten Quartetten, seinem wunder baren Klarinettenkonzert, seinen zwei einzigarti gen Klavierquartetten sowie in vielen Divertimenti. In allen begegnet uns diese tiefe Erkenntnis des Glanzes der Schöpfung, der Festlichkeit aller großen Dinge, der natürlichen Mysterien dieser Erde. Mozarts Werk ist die größte Antithese zu der radikalen Ernüchterung unserer Zeit, zu der Entpoetisierung der Welt, zu dem Erblinden für die Realität geistiger Gebilde, zur Welt auffassung a la baisse und Reduktion der Wirklichkeit auf das, was mit Kategorien der Naturwissenschaft er zarts. z. B. im faßt werden kann. Die wahre tiefe Demut, die in Mo zarts Werk gende Wort lebt, hat Walter Braunfels herrlich in fol zusammengefaßt: "Es » 35 « ist die menschliche Hingabe gen von an das Geschehen, wie Vertrauen, daß alles es von auch komme, getra Gott kommt, für was Dinge ihrer Problematik ent kleidet und eine Losgelöstheit erwirkt, die zugleich eine wahrhaftige Hingabe an die Realität des Augenblicks Mozart die wirklichen ist; denn die wahre Gelöstheit entfernt sich nicht der Wirklichkeit, sie von zarts gibt dieser nur ihr besonderes Licht oben. Es ist die menschliche Demut, die Musik spricht von aus Mo und ihr dieses Gleichnishafte welches sie flachen Hörern vielleicht fast gibt, leichtfertig scheinen läßt, für den aufs Wesentliche Hörenden aber sie zu dem macht, gerade was am stärksten rührt: dem leichten Gefäß mit dem tiefsten Inhalt. Nur zu wer in Gott ruht, kann Trauer und Heiterkeit mit solcher innerer Seligkeit überstrahlen, daß diese menschlichen Gemütes ähnlich auf Musik ist getragen von uns Gegenpole des wirken. Mozarts einem inneren Glück, das alle Gefühle, freudige und schmerzvolle, in Harmonie bringt. Humor und tiefer Ernst scheinen in dieser Kunst und in diesem Leben einander bis zur Himmelspforte zu begleiten. Es ist die Demut vor den Dingen, die da sind, die Mozarts Welt so erhaben natürlich macht." Wir würden Mozarts Geist nicht wenn wir nicht auch mit Kirchenmusik einigen gerecht werden, Worten auf seine würden. Kürzlich ist von je eingehen mand behauptet worden, Mozarts Musik sei der typische Vertreter des Freimaurergeistes und zeige keine katho- » 36 « lischen Züge. Denn katholisch sei er nur aus Tradition seines Vaters willen gewesen, das Freimaurer und um tum sei sein Herzensbekenntnis. Diese Be eigentliches typischer Fall einerseits der oben erwähnten willkürlichen Interpretation, die einen Künstler den eigenen Wünschen und Vorurteilen an paßt, andrerseits des Irrtums, der Weg zur Erfassung des Geistes, der in einem Kunstwerk lebt, führe über die Biographie des Künstlers. Es ist wahr, Mozart war hauptung ist wieder ein Freimaurer; denn damals wurde die Freimaurerei noch nicht als unverträglich mit dem katholischen Glauben betrachtet. Diese humanitäre Verbrüderung war Mozart wie auch sein Vater Mode, daß Freimaurer waren. Katholiken. Doch Aber beide abgesehen der sehr Leopold Mozart waren vor von so allem fromme Frage, wie katho lisch Mozart in seinem Leben als Mensch war, müssen wir sagen: Wer·beim Anhören Mozartischer Musik den urkatholischen Charakter dieser Musik nicht spürt, der vom katholischen Geist oder versteht entweder nichts nichts von Mozart. einzige bedeutende Werk Mozarts, in dem man Beziehung' zur Freimauerei finden könnte, ist die Das eine Zauberflöte. Aber selbst hier könnte dies in der Musik gewisse Stellen Sarastros Arien, die Priester chöre usw. bezogen werden. Wir brauchen nur das ,,0 Isis undOsiris" und "In diesen heiligen Hallen" mit dem nur auf - - "Ave verum" oder dem "Incarnatus" » 37 « aus der c-moll- vergleichen, um zu sehen, welch andere, neue zieht, wenn es sich um die Welt der Register Offenbarung handelt, um zu verstehen, daß der erlöste, Messe zu Mozart verklärte Charakter, der das ganze Werk Mozarts durchzieht, aus der Religion seine Nahrung bezieht, dort seine Wurzel hat und in seiner Kirchenmusik noch eine spezifisch sakrale Note erhält. Wenn in Bachs Matthäus-Passion den Arien, Chö Evangelisten die Welt des Evangeliums einzigartiger Weise verkörpert ist, so ist die sakrale ren in - und dem - Musik Mozarts - sein "Laudate Dorninum", sein "Ave verum", das "Kyrie eleison" und natus" aus vor allem das "Incar der c-moll-Messe und das "Recordare" dem aus Requiem in einzigartiger Weise von dem Geist dessen erfüllt, der sagt: "Denn ich bin demütig und - sanftmütig von Herzen." scher Hauch; sie atmet In ihr weht auch ein Mariani den Geist der leuchtenden herz schmelzenden Liebe. Sie ist erfüllt der von dem Geheimnis Erlösung. Wenn wir in Beethovens Missa Solemnis eine Geistes verwandtschaft mit der Kreuzabnahme angelo, von Michel Spätwerk in dem Dom von Florenz, Erschaffung Adams in der Sixtina finden, die Höhepunkte von Mozarts sakraler Musik in seinem oder seiner so sind ihrem Ethos zutiefst mit den zwei Meisterwerken von Raffael verwandt: den Kartons "Weide meine Lämmer" und "Der wunderbare Fischfang" » 38 « im Londoner Vic- erlöste, sublime toria- und Albert-Museum. Dieselbe Note, dieselbe Qualität geheimnisvoller Heiligkeit, der selbe urkatholische Atem . • Dieses Wunder: Wolfgang Amadeus Mozart, diesen liebenswertesten, unwiderstehlichsten aller großen nien darf österreich den Seinen zählen. Das Land zu der Musik katexochen, dem ein aus Haydn, ein Sdru bert, ein Bruckner hervorging, ist auch der boden von Mozarts Geist und Wirken. Die österreicher Mutter Tatsache, Augsburg stammte und Mozart Abstammung nach nicht so ausschließlich ist wie Haydn, Schubert oder Bruckner, daß Mozarts Vater darum seiner Ge aus ändert nichts daran. Denn es ist eine altbekannte Tat sache, daß viele der größten und typischsten öster reicher aus anderen Ländern stammten Mozarts Musik ist Prinz - wie vor allem universal wie alle gewiß Eugen. Meisterwerke der sie Kunst, größten sprengt jeden geheimnisvollen Größe, kulturellen Rahmen in ihrer zugleich für den, der Ohren hat zu hören, einzigartige Inkarnation des Genius von öster aber sie ist eine reich, seiner übernationalen katholischen Prägung, seines festlichen Glanzes, der erfüllt, seines Salzburg in so besonderer Weise demütigen und uranmutigen Antlitzes. » 39 « Hugo von HofmannsthaI sagt: »Mozart war da, und hier in diesen Gemarken, wo sich das neue und alte Europa berühren, an diesem Grenzstrich zwischen rö mischem, deutschem und slawischem Wesen, hier war die Musik entstanden, die deutsche Musik, die euro päische Musik, die wahre,· ewige Musik unseres Zeit alters, die volle Erfüllung, natürlich wie die Natur, un schuldig wie sie. Aus den Tiefen des menschlichsten der deutschen Stämme hervorgestiegen, trat sie vor Europa hin, schön und faßlich wie eine Antike, aber eine christ liche, gereinigte Antike, unschuldiger als die erste. Aus den Tiefen des Volkes war das Tiefste und Reinste geworden; es waren Töne der Freude, ein hei liger, beflügelter, leichter Sinn sprach aus ihnen, kein Leichtsinn; seliges Gefühl des Lebens; die Abgründe sind geahnt, aber ohne Grauen, das Dunkel noch durch strahlt von innigem Licht." tönend Wir wollen Abschied nehmen Worten eine von Franz von Mozart mit den Schubert, bei dessen Namen auch einzigartige Welt von tiefster Poesie und unbegreif licher Genialität vor uns ersteht. Diese Worte erhalten in dem Munde Schuberts eine besonders ergreifende Note: »Ein heller, lichter, schöner Tag wird dieser durch mein ganzes Leben bleiben, Wie mir noch die Zaubertöne bleiben uns von von ferne leise hallen Mozarts Musik diese schönen Abdrücke in der » 40 « ... So Seele, welche keine Zeit, keine Umstände verwischen, und auf unser wohltätig Dasein wirken. Sie nissen dieses Lebens eine zeigen uns in den Finster lichte, helle, schöne Ferne, worauf wir mit Zuversicht hoffen. 0 Mozart, unsterb licher Mozart, wie viele, wohltätige du in 0 wie unendlich viele solche Abdrücke eines lichtern bessern Lebens hast unsere Seelen geprägt!" Die meisten von mir hier zitierten über Mozart verdanke ich dem Buch "Bekenntnis zu Aussprüche von Willi Reich Mozart", Luzern (45) bei Stocker. » 41 « Beetboven W.nn irgendwo im Reich der Kunst wir daran er innert werden, daß Gott ebenso der Inbegriff der Schönheit wie der Güte und Wahrheit ist, wenn irgend wo uns die letzte, geheimnisvolle Einheit des Reiches der Schönheit mit dem der Güte und Wahrheit in Gott aufleuchtet, wenn irgendwo wir den letzten, tie fen Ernst der Schönheit klar erkennen können und die eigentliche dende und zu Mission der Kunst: ihre Gott führende Stimme, so von Gott kün in den Werken gewissem Sinn größten aller künstlerischen Ludwig van Beethovens. Denn ohne ihn über Mozart, Bach, Shakespeare, Michelangelo stellen zu wollen, verkörpert er doch in sonst kaum erreichter Weise, den Genius der Kunst als solcher, der letzten Gestaltung und Vollendung, der durchgängigen Voll kommenheit seiner Werke. Es gibt sicher Künstler, die persönlich noch in anderem Sinne aus dem Glauben und der Obernatur lebten, wie Fra Angelico, Michelangelo, Bruckner, es gibt Künstler, deren Werke inhaltlich viel ausdrücklicher vom Religiösen handeln und uns rein thematisch auf Gott und die Offenbarung hinlenken, wie Dante, Bach und Giotto. Es gibt Künstler, deren dieses in Genien: » 45 « Werke ein spezifisch überirdisch gelöstes, himmlisches Ethos durchzieht, wie Mozart, Raffael. Aber bei Beet hoven ist es seine Größe und Letztlichkeit als Künstler selbst, sein Vordringen bis in die letzten Tiefen dessen, was die Kunst zu geben vermag, das uns den Hauch des Allerhöchsten in seinen Werken verspüren läßt, wie in der Natur selbst. Es ist einmal sehr tief gesagt worden, daß, wenn Bach der herrlichsten Architektur werden kann, so Beethoven nur verglichen der Natur. In Beethovens Werken spiegeln sich in einzigartiger Weise der Kosmos und das objektive Reich der Werte in ihrer klassischen Rangordnung. Kein anderer Künst ler ist so haften, umfassend wie vom er und so fern von allem Genre Steckenbleiben in einem besonderen Sei allen persön lichen Liebhabereien und Bizarrerien. Seine Kunst muß tental des Kosmos, darum als von aller Willkür, von und klassisch bezeichnet spezifisch objektiv werden. Wir sollten endlich klar machen, daß das Schlag wort von Beethoven als dem ersten großen Subjek tivisten, der in die bis dahin objektive Musik Bachs und Mozarts das subjektive Element hineingetragen habe, auf einem völligen Mißverständnis beruht. Das selbe gilt von dem verwandten Schlagwort, Beethoven sei der erste Romantiker, der Mann des neunzehnten Jahrhunderts, im Gegensatz zu den Klassikern Haydn uns und Mozart; und ebenso ist Beethoven als der Titane » 46 « mit der eine geballten Faust, unselige Legende. Alternativen "subjektiv" und "objektiv" sowie tisch" und "klassisch" sind jedoch ganz Die "roman vieldeutig. Der Terminus romantisch wird dabei in drei verschiedenen Bedeutungen verwandt, ohne aber diese Bedeutungen zu scheiden, ja ohne sich des Sprunges von einer Bedeu tung zur anderen bewußt Einmal hat der Begriff zu sein. " " romantisch einen rein histo rischen Sinn. Er bedeutet die Klassifikation eines Künst lers in Bezug auf die Epoche in der Sinn stellt man Schubert, Weber, er wirkte. In diesem Chopin, Schumann, Berlioz, Wagner, Brahms als Romantiker, den Klassi kern Bach, Händel, Gluck, Mozart, gegenüber, ebenso wie man in der Literatur Keats, Kleist, Hoelderlin, Eichendorff, Novalis, E. T. A. Hoffmann als Roman tiker, Schiller und Goethe als Klassikern gegenüber stellt. Diese Klassifizierung enthält keinerlei qualitative eigentlichen künstlerischen Gehaltes. Charakteristik des Sie ist rein historisch und nicht ästhetisch; denn diesem Sinn romantische Künstler sind vom künstlerischen Standpunkt was in gemeinsam haben, aus ganz unwesent liche Außerlichkeiten und enthalten noch keinerlei Cha rakteristik der künstlerischen Welt der Einzelnen; sie besagen noch viel weniger als der Stil in der Architektur ja nur eine Sprache und nicht der und auch dieser ist künstlerische Inhalt. Keats und Eichendorff haben eben sowenig Verwandtschaft » wie 47 Chopin « und Wagner. Der Terminus "romantisch" kann aber auch einen ganz anderen Sinn haben, wenn er nämlich auf eine bestimmte Qualität der Kunstwerke hinweist, die ein Kunstwerk unabhängig von der rein historischen Klassifikation charakterisiert. Romantisch weist dann auf eine lockere Form, auf eine reizvoll poetische tät gegenüber Quali dem Monumentalen des Klassischen hin. Es soll dann einen Charakter des malerischen, gegen über dem architektonischen kennzeichnen. In diesem Sinn ist die Kunst Eichendorffs Keats, obgleich historisch zu romantisch, während dieser Periode gehörend, durchaus klassisch und nicht romantisch ist. Oder in diesem Sinn ist Webero's Meisterwerk, der Freischütz, romantisch, der Barbier von Sevilla spez. unromantisch. Endlich kann der Terminus romantisch auch ein gatives Werturteil beinhalten, ein Arbeiten mit ne billige Effekten, eine subjektivistische Note, ein Element des Sentimentalen im Gegensatz zur wahren objektiven, großen Kunst. Romantisch ist dann eine Kunst, deren ren Form nicht nur locker, sondern deren künstlerischer Gehalt verschwimmend und qualitativ billiger ist. In Grieg romantisch oder die diesem Sinn ist vielleicht »Träumerei" oder tik Weber, völlig von Gegensatz zu Schubert negativen Sinn von Roman Schumann im die in diesem unromantisch sind. Beethoven einen Romantiker leicht sehen kann, in jeder zu ist, wie man Bedeutungen von nennen, der drei Beethoven Romantik weder gehört er zeitlich ein Jahrhundert, noch paßt auf irgendeines der qualitativen Charakteri unmöglich; in das neunzehnte deutig seine Musik stika des Terminus »romantisch", die z. B. auf Weber anwendbar sind. Furtwängler sagt in seinem Aufsatz über Beethoven: »Was bei Beethoven mehr was zur ich das "Gesetz" keiner tige. Auswirkung sonst das vor allem ins Auge fällt, und kommt als bei nennen anderen, ist das, möchte. Er erstrebt wie Natürlich-Gesetzmäßige, das Endgül Daher die außerordentliche Klarheit, die seine Mu sik kennzeichnet. Die Art waltet, von Einfachheit, die in ihr ist nicht die Einfachheit der Naivität, ist nicht Primitivität. Und dennoch ist niemals eine Musik ge schrieben worden, die so direkt, so offen, gleichsam nackt dem Hörer entgegentritt. Noch viel weniger finden wir in Beethovens Werk " Romantisches im Sinn eines künstlerischen Unwertes. Furtwängler sagt weiter: "Diese besondere Art den Verzicht auf alle von Klarheit bedeutet indessen Mittel jene - die es in der Kunst gibt wie im Leben das Gesagte in vorteilhafte Beleuchtung zu rücken, es durch die Art der Färbung, der Pointierung tiefer und größer erscheinen zu lassen, ebenso als es - in Wirklichkeit ist." Auch der Ausdruck objektiv und subjektiv ist viel deutig. Oft identifiziert man objektiv oder sachlich mit » 49 « neutral. Es ist dies ein besonderer Irrtum der in dem Ideal der sogenannten unserer neuen Zeit, Sachlichkeit Ausdruck findet. Alles Affektive, alles typischen ist nach Ekstase Personale, jedes Ethos, jeder Glanz, jede dieser Terminologie, subjektiv unsachlich. Im Grund ist dieses Ideal ein Teil des allgemeinen Antipersonalismus, seinen der seinen furchtbarsten Ausdruck in den totalitären Idolen findet. Die Identifikation Neutralität und Objektivität verhängnisvoller Irrtum. Objektivität mißt sich an der inneren Angemessenheit, an der übereinstim mung mit dem Logos des Seienden, der adäquaten Ant von ist ein wort auf das Reich der Werte. Die Person ist in keiner Weise als solche worten unobjektiv, der echten die affektiven Wert-Ant Freude, des echten wahren Liebe, sind der Schmerzes, der Inbegriff des objektiven in dem wahren Sinn dieses Terminus. Subjektiv im negativen Sinn sind nur die unangemes sene Antwort, der Irrtum, das Vorurteil, die sentimen tale, selbstgenießerischeTrauer, diePseudoliebe. Zu dem Subjektiven in diesem Sinn bilden gerade die gültigen personalen Akte, die wahre Liebe, die wahre Trauer, die wahre Freude, die spezifische Antithese. Von Subjektivität als Tadel können wir in der Kunst in verschiedenem Sinne sprechen. Wir können darunter zunächst die Tatsache verstehen, daß die eigentliche Ob jektivierung im Sinne voller Gestaltung fehlt, daß die » 50 « übersetzung � die Welt der Kunst nicht voll gelungen ist, daß jene Projektion, die dem Kunstwerk sein Eigen leben verleiht, durch die es erst zu einem Gefäß künst lerischer Gehalte wird, fehlt. Eine edle Intention, ein ed les Ethos mag das Werk erfüllen, aber es fehlt die über setzung in die objektive Sprache der Kunst. Eine in die Sinn sem subjektive Wer ken Schillers Kunst liegt etwa typisch bei vielen vor. sehen, daß Beethovens Geist hierzu den äußersten Gegensatz bildet. Wohl bei kei Es ist nicht schwer nem zu Künstler finden wir eine Erfüllung, bei keinem ein so so restlose künstlerische bewußtes Anstreben spezi fisch künstlerischer Welten, bei keinem eine solche ziel Realisierung dieser Welten bis ins Letzte. üb wir an seine Quartette, an seine Klavierkonzerte, an seine Symphonien denken, ob wir auf den Fidelio oder bewußte auf die Missa Solemnis blicken, immer tritt Reich der Kunst in seiner reinsten uns Eigensprache das entge gen. Nie finden wir eine ethische Absicht des Künstlers als Surrogat für das Kunstwerk oder auch setzt ter daneben stehend, alles trägt so den nur unüber Stempel letz Vollendung, daß Beethoven in diesem objektivste aller Künstler bezeichnet wer zielbewußter Sinne als der den muß. subjektiven Kunst auch noch in einem anderen Sinn sprechen, indem man dabei die Qualität des Ethos meint, das dieselbe erfüllt. Es gibt Man kann von einer » 51 « eine Kunst, in der ein Sich-wichtig-Nehmen waltet, ein subjektivistisches Schwelgen in seinen Gefühlen, ein ka priziöses Sich -seinen Launen überlassen, eine Kunst, die nicht durch den objektiven Logos diktiert ist, sondern durch das Sich-ausleben-Wollen des Künstlers. Hier liegt - - ein Ethos vor, das leicht ins Sentimentale jedenfalls mündet, das und Willkür durchsetzt ist. Selbstgenuß hingegen ist wie keine andere ein Niederschlag des objektiven Logos. Das Ethos, das sie durchsetzt, ist ganz und gar das einer ehrfürchtig er griffenen Wertanwort, einer Hingabe an das Reich der Werte und an Gott. Es ist von allem Selbstgenuß und allem Sich-wichtig-Nehmen denkbar fern. Furtwängler sagt: "Beethoven will nie .tief' erschei nen er will überhaupt nicht ,erscheinen', er .ist' nur darin zeigt sich seine wahre Tiefe, seine echte Unschuld. Man denke an die Darstellung der Liebe im Fidelio und von Die Kunst Beethovens - - " in dem Liede "An die ferne Geliebte": welch Die hingebendes Objektivität und Kunst offenbart sich auch hoven eine eine ganz klassisches, Ethos finden wir da. sich selbst Klassizität Beethovenscher darin, daß die Form bei Beet erreicht hat. Es ist einzigartige Vollendung innen her erfüllte, von aller von Konvention freie Form, eine Form, die in jedem Moment eine neue gerade darum von einer voll Erfindung darstellt, und kommenen Logik und frei von aller Willkür ist. Auch in dieser letzten Durchdringung von Form und künst» 52 « lerischem Ethos prägt sich' aus, in welchem Maß die Kunst Beethovens ein Niederschlag des objektiven Lo gos ist. Von einem Zerreißen oder Durchbrechen der Form in künstlerischem Sinne kann bei ihm die Rede sein. Wer das meint, am aller fälschlich wenigsten die Qualität eines bestimmten neutralen Ethos mit dem Vorhandensein der künstlerischen Form gleich. Beethoven ist vielleicht der bewußteste Künstler, den setzt gegeben, bewußt im Sinne eines zielbewußten Arbei tens. Es ist bekannt, wie Beethoven an seinen Werken arbeitete, wie die Inspiration in den Prozeß bewußten Arbeitens übergreift, im Gegensatz etwa zu Mozart, bei dem mehr ein unbewußtes Beschenktwerden vorliegt. Beethoven arbeitete lange an einem Werk, bis das reali siert war, was der Genius ihm eingab. Nichts wäre kurz sichtiger, als dieses bewußte Produzieren als einen Ge gensatz zu genialer Inspiration anzusehen. Es ist nicht eine gewöhnliche, zielbewußte Arbeit, die sich von außen auf die Inspiration richtet und sie "verarbeitet", ganz im Gegenteil: der Prozeß bewußten Arbeitens ist selbst ein durch und durch inspirierter. es Wenn man die ersten fertigen Werk vergleicht, welch ein künstlerischer Skizzen so kann Aufstieg zur Eroica mit dem man deutlich sehen, in dem Prozeß der Durcharbeitung stattfindet, wie die entscheidenden Ein fälle sich erst bei der Herausarbeitung einstellten. Daher kommt es, daß Beethovens Werke durch die letzte Aus- » 53 « gestaltung und vollendete Durcharbeitung nichts von der Unmittelbarkeit, Beschenktheit des ersten Einfalles verlieren. Ja der grandiose Wurf, der kühn umfassende Schwung, den manchmal großartige, geniale Skizzen be sitzen, finden sich ganz in Beethovens Werken, neben Vollendung und Abwesen heit alles nur Skizzenhaften, eine einzigartige Verbin dung meist sich ausschließender Vorzüge Die Tiefe, Freiheit gewisser Skizzen beruht darauf, daß mit einer kühnen, großen, einfachen Linie viel um faßt, tiefes gesagt, hauchhafl: angedeutet wird: Diese der letzten ausdrücklichen - . . Tiefe und Freiheit hat Beethoven bei letzter Durch jeder Einzelheit bei aller Differenzierung. Auch das hauchhaft Geheimnisvolle, das gewisse Skiz zen besitzen können, das leicht durch jene detaillierte gestaltung in Arbeit zerrinnt, die ein Werk zur vollen Wirklichkeit werden läßt, ist beiBeethoven völlig gewahrt bei letzter Realisierung. Man denke nur an die Eroica, an den An fang des zweiten Aktes in Fidelio, an den ersten Satz des Quartetts opus 132. Darum ist Beethoven, der spezifische Geformte, in dem, wie Furtwängler so schön sagt das »Gesetz waltet" wie sonst nirgends, zugleich die äußerste Antithese zu allem Akademischen, Konventionellen. Ja, noch mehr: Oft bildet die volle Durchgestaltung. das klar, präzis Gesagte, das bis gensatz zum letzten Ausgesprochene, einen Ge Mysterium, zum »Unendlichen", nur ahzum » 54 « nungsweise Andeutbaren. Bei Beethoven sich die zwei Elemente. Wenn wir an durchdringen den ersten Satz Symphonie denken, so ist einerseits alles in unheimlicher Notwendigkeit ausgesprochen, in letz ter Bewußtheit durchgestaltet, und doch gibt es kein Werk, das uns die unendliche Tiefe hinter dem Gesagten mehr vermittelt, kein Werk, in dem die klare, scharf zugespitzte Form uns weniger ein "Gefühl" des End lichen gibt. Beide Elemente durchdringen sich hier zu einem solchen Grad, daß gerade das geheimnisvoll Un aussprechliche in unerhörter Eindeutigkeit gegeben wird, und das voll ausgesprochene die Türe zum Un aussprechlichen nicht nur offen läßt, sondern sogar öff der Neunten net. In Beethovens Werk lebt den heiligen Augustinus etwas von dem Geist, der in seinen Confessiones sagen läßt: Und was sagt das alles, mein Gott, mein Leben, meine heilige Freude, oder was redet, wer von Dir redet? Und doch, wehe denen, die von Dir schweigen, wo der Beredten Worte stumm Derselbe Beethoven, der alles anderer sagt, der es so so bewußt und sind. treffsicher wie kein notwendig sagt, hat doch die unerhörte Diskretion des "Offenlassens" oder, wie wir auch sagen können, » 55 er « hat nie die Prätention des Erschöpfens; er ist allem Rationalismus, aller dün akademischen Klarheit denkbar entgegengesetzt. In jeder Kunst ist die innere Notwendigkeit eines der nen wesentlichen Elemente wahrer Größe. Alle Meister werke zeichnen sich dadurch daß nichts zufällig ist überzeugend sind, und aus, ihnen, daß sie in jeder Phase man das Gefühl hat, ja so muß es sein, und nicht anders. in In Beethoven erreicht diese Notwendigkeit einen ein zigartigen Höhepunkt. Nichts ist von ungefähr, nichts könnte anders sein, und diese beglückende und über zeugende Notwendigkeit wächst mit der inneren Ent wicklung und erreicht in der Neunten ein in der ganzen Sphäre der Kunst, Musik, Literatur, bildenden Kunst, unerreichten Gipfel. Diese Notwendigkeit hängt tief mit der Bewußtheit und Durchgeformtheit zusammen. In besonderer Weise bewußt in dem Sinn, daß er war die Welt des Beethoven weiter spezifisch Künstleri schen als solche in ihrem letzten Ernst und ihrer letzten Tiefe anstrebte, daß er nicht in der Beschäftigung mit sonstigen inhaltlichen Problemen, noch weniger mit technischen, gleichsam ohne es zu wissen, die höchsten künstlerischen Welten realisierte, sondern ethischen oder daß er bewußt auf das zusteuerte, was den letzten Sinn und die letzte Mission der Kunst ausmacht. Das ist wie derum kein retrospektives, theoretisches Verhältnis, das eine Art Surrogat für originäre Schöpfung darstellt, wie etwa bei Lessing oder bei manchen Künstlern der Ro» 56 « mantik oder des deutschen Idealismus, sondern ein Er griffenwerden des ganzen Menschen, auch der bewußten Sphäre, von dem künstlerischen Genius, eine solche überfülle der Schöpferkraft, eine solche Inkarnation der Welt der Kunst in seiner Person, daß sie auch einem letzten bewußten Erfassen zu der Geheimnisse führte, die das Reich der Schönheit birgt. Nur der in diesem Sinn bewußteste Künstler konnte Werke wie die späten Quartette schreiben. Nur ein solcher konnte in diese letzten künstlerischen Tiefen vordringen, ungeahnten Möglichkeiten letzten Ernstes, in die die sich hier bieten, und die den Geist des Hörers ohne alle inhalt lichen Brücken die Nähe des Allerhöchsten fühlen lassen. In Beethoven tritt in besonderer Weise neben der Melodie das Thema hervor. Im Späten Beethoven ge winnt diese Form musikalischen Einfalls eine immer . größere Bedeutung. In eine kurze, gedrungene Linie ist eine so unerschöpfliche Fülle von Schönheit, künstleri schen Gehaltes und poetischer Welt eingefangen, daß ein solches Thema jedesmal, wenn es erneut ertönt, die selbe geheimnisvolle Wirkung hat. Es kann und muß viel öfter wiederholt werden als die eigentliche Melodie. Auch hat es eine potenziert geistige, gleichsam des Sin nenhaften entkleidete Note gegenüber der Melodie. Denken wir an das Anfangsthema der Neunten oder die Themen im Scherzo der Neunten, in den späten Quartetten. » an die Themen Mit dieser nackten 57 « Spirituali- tät berühren wir eine besondere Eigenart des späten Beethoven. In den späten Quartetten von op. 127 bis op. 135 finden wir eine geheimnisvolle Geistigkeit, ein Vordringen zu einer nackten künstle-rischen U rsubstanz, und zugleich ein innerstes, einsames Wort letzter Ver klärung und Sublimität. Einzigartig ist bei Beethoven die Vielgestalt dessen, was einem Thema oder einer Melodie macht. er aus Denken wir etwa an das Allegro-Thema im letzten Satz des op.59, Nr.I, das in seiner heiteren Belebtheit auf das herrliche tragische Adagio folgt. Am Ende des letzten Satzes kommt es überraschenderweise langsam, feier Ergrif lich wieder, in bedeutsamer Entferntheit und fenheit, wie ein herrliches Licht Einfall in der Formung liegt am Horizont. Welcher hier vor! Welche Weiter führung eines thematischen Einfalls! Dasselbe zeigt sich an unzähligen Stellen bei Beethoven; denken wir etwa an die marschartige Fassung des Themas von "Freude schöner Götterfunken" im letzten Satz der Neunten. Bewußt ist endlich das Ethos, das Beethovens Kunst durchzieht. Die Bewußtheit im Ethos Beethovens seinen Werken einen Ernst, eine Erhabenheit und gibt Tiefe, die wir analog nur bei Michelangelo finden. Sie ist eine Steigerung in der Richtung der ehrfürchtig ergriffenen Hingabe, wir können sagen: des theozentrischen Grund zuges der Welt Beethovens und scharf von al1em trennt ihn besonders retrospektiven Selbstgenuß » 58 « der Ro- mantik im negativen seinen Werken nicht heitsstempel, Sinn. Diese Bewußtheit nimmt nur nicht einen gewissen Keusch der das Naive im guten Sinne auszeichnet, sondern verbindet eine einzigartige Geistigkeit, Wach heit und mit Einfachheit und einsamer Abgeklärtheit Größe, sie führt zu einer solchen Selbstverständlichkeit und Schlichtheit, wie sie uns sonst nur in der Gottes Herrlichkeit direkt kündenden Natur begegnet. Furt wängler sagt: »Bei aller Gewalt, die diese Musik durch webt, ist es wie eine heilige Nüchternheit, die sie in das Gesetz alles Sie ist explosiv, ja ekstatisch bis zur Grenze menschlicher Erlebnismöglich keit und dennoch nicht im geringsten exaltiert. Diese Bewußtheit gerade ist ein besonderes Merkmal seiner Objektivität. Die ehrfürchtige Wertantwortshaltung, die Beet hovens Werke durchzieht, die den äußersten Gegenpol zu allem Willkürlichen, Spielerischen, Artistischen, in irgend einem weiteren Sinne Frivolen darstellt, schließt auch von vornherein die titanisch verkrampfte, tragi zistische Geste aus, die man Beethoven angedichtet hat. Die einsame Tragik des Menschen Beethoven, der mit einem schweren Schicksal zu kämpfen hatte, hat man, entgegen seiner eigenen Versicherung im Heiligen Organischen zwingt. " - städter Testament, nicht senszug einem primären We des Menschen Beethoven umgedeutet, sondern auch in sein Werk nur zu hineinprojiziert. » 59 « Man hat in dem Ethos seiner Werke ein rebellisch titanisches Element finden wollen, ihn bald als den Titanen gestempelt, der die alte straffe Form sprengte, bald schen Revolutionär, Auflehnung gegen Gott und die nung dem metaphysi prometheische objektive Wertord zu dessen Geist eine atmet. Nichts kann verkehrter sein. Wer aller dings zu der Kunst nur dadurch ein Verhältnis gewinnt, daß er ein gewisses soziales Bild des Künstlers oder gar die Atmosphäre der Zeit, in der er lebte, dazu assoziiert, statt das zu erfassen, was die Werke selbst verkünden, mag solches in Beethovens Kunst finden wähnen. In zu gibt es kein bejahenderes, der Wertewelt kor relativentsprechenderes Ethos als das seine, und nur so Wahrheit weit enthält es einen Protest, als es sich gegen alles konventionell Leere, Niedrige, Gemeine, Mediokre, Philiströse richtet. Wenn irgendwo, Beethoven eine Kunst, aus der uns so finden wir bei die welt in ihrem klassischen Aufbau objektive Werte entgegenblickt, die alle echten Güter in intimster Weise versteht und ge rade darum ihren letzten Hinweis nach oben zum "Va der Lichter" unentwegt festhält. In Beethovens Kunst tritt uns eine ter grandiose Kraft entgegen, wie sonst nur in Michelangelo. Er ist gigan tisch, ohne je massiv, von elementarer, entfesselter Kraft, ohne die Form die unerhörte Kondensierung, zu sprengen; Gewalt der Neunten, die bis » 60 « man an zum denke nur an die atemraubende Bersten geladene Freude im Scherzo der Neunten, die punkt zugleich ein Höhe der straffsten Form ist! Man denke walt des Finale der Fünften oder des ersten an die Ge Satzes der Eroica. Diese Gewalt ist wohl der die Titanen mit der Ausgangspunkt für geballten Faust. Man Legende glaubt fälschlich grandiose Kraft sei nur im Protest, in der Auflehnung gegen die gottgewollte Ordnung, im vom revolutionären Gestus, in der Disharmonie zu finden. großer Irrtum. Man verkennt, daß die größte Kraft in der Ordnung liegt, daß sich die göttliche Kraft im Gesetz der Natur offenbart, daß die Schöpfung, Maß und Ordnung aufweist und nicht Chaos. Das ist ein Beethovens Kraft ist nicht die des Titanen mit der geballten Faust, noch ist die Tragik in vielen seiner Werke, z. B. der zweite Satz der Eroica, das Adagio des Harfenquartetts, die Cavatine, und vieles andere, die des rebellischen Titanen oder des metaphysischen Pessi misten. Es ist die wahre Tragik des" vallis lacrimarum", hinter der die sieghafte Freude steht, die das letzte Wort hat. In Beethovens Kunst lebt diese sieghafte Freude in einzigartiger Weise Schmerz und Freude leuchten hier - in ihrem wahren klassischen Verhältnis auf. Beethoven dringt bis in die tiefsten Mysterien des Leidens, aber er zieht auch alle Register der Freude und des Glücks wie von dem Übermut in den Schlußsätzen kein anderer, von opus 18, 5 und 6; oder der strahlenden Freude der Schlußsätze der Klavier-Konzerte in G-dur und Es-dur, » 61 « der von platzenden hochgespannten Freude im Schlußsatz opus 59, 2, dem strahlenden epischen Pastorale, in dem ersten Glück in der und letzten Satz der vierten, der siebenten und der achten Symphonie bis zu der sieg haften Ekstase der Freude im Schlußsatz der neunten, und der 1 a, ergriffenen Seligkeit man denke 130. Er ist das an im Benedictus der missa. den Schlußsatz des Letzte, was Beethoven Quartetts opus komponierte, als schwerkranker Mann, im Angesicht des Todes. Nichts ergreifender abgeklärte, strahlende Freudig keit dieses Satzes, das letzte Wort, auf die unvergleich liche sublime Cavatine folgend. Welche Fülle von Naturwelten in seinen Sympho nien, welche gelöste, befreite Heiterkeit in den Scherzi, die zu jeder tragizistischen Einstellung den größten Gegensatz darstellen! Man suche vielmehr in seine Sym phonien wirklich einzudringen, und man wird die sieg hafte Bejahung und das Sprechen aus der objektiven Wertordnung, aus einem letztlich harmonischen Kos mos heraus deutlich vernehmen. Spiegelt sich nicht überall, z. B. in der achten Symphonie, das unver krampfte, völlige "Mitgehen" mit dem objektiven Rhythmus der Welt der Werte? Nennt man Beethoven titanisch, verkrampft und pathetisdi-tragizistisch, so als die ist kann man ebenso die Natur in ihrer" schlichten Gran diosität, in ihrem demütigen Künden von Gott titanisch und pathetisch nennen. » Wo 62 gibt « es eine unproble- matischere Verherrlichung der Liebe als im Fidelio, in einzig herrlichen Figur Leonores? Warum reizt Beethoven nicht irgendein bizarres Problem, irgendein Widerspruch, irgendeine ungebändigte, zerstörende Lei denschaft, sondern die Darstellung der edelsten ehe lichen Liebe und Treue? Wer kann den Gefangenenchor im Fidelio oder das Ensemble an der Stelle, wo Florestan von Leonore die Ketten abgenommen werden, hören, der ohne dieses antwort ehrfürchtig ergriffene durchtränkte Ethos zu von spüren, ohne stehen, daß hier der äußerste Gegenpol schen Disharmonie Wir sagten in so zu zu ver aller titani vorliegt? unserem anderer Musiker letzter Wert Vortrag über Mozart, daß kein universal ist wie er, weil er auf allen Gebieten, Oper, Symphonie, Kammermusik, Kirchen musik, Größtes geleistet hat. Beethoven aber können wir in einem ganz anderen Sinn als den universalsten oder umfassendsten Musiker bezeichnen. Während Mo zart in allen verschiedenen Gebieten der Musik der unerhörten seiner trotz und Kon Register Vielgestalt immer Sinne derselbe bleibt, zeption-doch gewissem geht Beethoven so auf die Eigenart der Sonate, der Symphonie, des Quartetts, der Geigensonate, der Kla vier-Konzerte ein, daß er je nach der spezifischen Form ganz andere Register zieht. Wir können, trotz aller in individuellen Verschiedenheit der einzelnen Sonaten, Symphonien, Quartette, » doch 63 « von einem Beethoven der Sonaten, der Symphonien, der Quartette sprechen. jeweilige Form viel ernster als irgendein anderer Musiker; er erfüllt ihren spezifischen Sinn, ihre Er nimmt die besondere und Eigenart in so hohem Maße, daß wir bei ihm bei ihm das Gefühl haben, nur es ist die Sonate schlechtweg, die Symphonie, das Quartett und so fort. Mag die g-moll-Symphonie Mozarts ebenso schön sein wie die vierte oder fünfte Symphonie Beethovens, die Beethovenschen Symphonien sind die Symphonien katexochen, die Erfüllung des Wesens der Symphonie, des Urbildes der Symphonie. Dasselbe gilt für die Kla viersonaten, und erst recht für die Quartette. In besonderer Weise gilt dies für die Missa Solemnis. Hier tritt und vor uns eine ganz neue Seite Beethovens entgegen allem hat sie nicht den Charakter einer Messe, schlechtweg. Die Messen von Mozart erblühen selbstverständlich in dem religiösen Raum der Kirche, hier aber liegt eine Intention vor, die Messe als solche künstlerisch gültig zu fassen und nicht nur eine Intention, sondern eine volle Erfüllung. Wenn wir an diese letzte Erfüllung der jeweiligen Musikform den sondern der Messe ken, so sehen wir, daß Beethoven in diesem Sinn als der objektivste aller Künstler bezeichnet werden muß. Das Werk Beethovens stellt als Ganzes eine schöpfliche Welt der sublimsten Schönheit und Größe dar. Es ist als ob Beethoven kalischen uner Möglichkeiten » aus dem Zentrum der musi heraus schaffte, in allen Rich64 « . Milone " umschlnge, Seid Göterfunk - "Freud, schöner Bethovns:van Ludwig Handschrift tungen das Entscheidende gültige Wort sprechend. Welche letzte Schönheit, bedeutsame atemraubende Tiefe offenbart sich in seinen umfassende Größe in seinen Quartetten, welche welt Symphonien. In den Kla vier-Konzerten entwickelt das Klavier all seine allen konzertanten Glanz, ein kühnes Brillanz, Jauchzen; in dem Violin-Konzert kommt alle Sublimität und schwebende Verklärtheit der Geige, dieser Seele menten, zur Geltung. faltung, welche Schätze unter den Instru Welche Welt musikalischer Ent von Schönheit in seinen Klavier Sonaten, welche neue Note in den herrlichen Geigen und Cello-Sonaten, Klavier-Trios! Gewiß, die Lieder bei Beethoven haben noch nicht denselben Rang wie seine anderen Werke, insofern sie nicht die Erfüllung der Idee des Liedes, die vollkommenste Verbindung Gedicht und Musik wie bei Schubert sind. Aber dem ist die "Ferne Geliebte", von trotz das schönste Lied, das je mals geschrieben wurde. Welch einzigartiges Gebilde sind die schottischen Lieder! Wie ist in dieser Kammermusik der besondere Zauber dieses Volksliedartigen getroffen. Oper wie alle seine Symphonien die Symphonien, seine Kammermusik aller Gewiß, der Fidelio ist nicht die Art, die Kammermusik, die Missa Solemnis die Messe ist. Oper wie die dramatische Durchgestaltung aller Figuren, auch der Nebenfiguren, die Erfüllung all dessen was die Bühne und das Theater Viele Dimensionen der » 65 « im höchsten Sinne des Wortes zu geben haben, der Humor, die Komik, die in Mozart ihre höchste Aus sind in Fidelio nicht entfaltet, und doch ist auch der Fidelio ein letzter Höhepunkt inner halb der Oper, er besitzt eine unerhörte, nur ihm eigene Dramatik, er öffnet Horizonte menschlicher Tiefe, die Mozart nicht zu geben intendiert. Denken wir nur an die große Szene der Befreiung im zweiten Akt. Die ungeheuere Dramatik in dem Trompetensignal, das als rettendes Licht in die höchste Spannung ein dringt, verheißungsvoll, ein Höhepunkt des Geschehens, wird in unerhörter Weise aufgenommen von der inne gestaltung finden, Dramatik des Duetts: ,,0 namenlose Freude!" Es ren ist etwas unerhörtes, was Beethoven in diesem Duett gibt. Es ist so genial, daß unbekümmert um die ganze Handlung, das Kommen des Ministers, das Hinauf gehen Pizarros die große Liebe, das Wiedersehen, die Erfüllung der langen Sehnsucht, ihren absoluten Vor rang durchsetzen. In diesem Moment versinkt die Welt, - - alles andere tritt zurück, der Innenraum der Liebe bil det einen dramatischen Abschluß. Welch dramatischer Einfall in diesem so "Endgültigkeit" im alles Höhepunkt, diese Sich-wie der-finden, ein: "Jetzt ist ganz entrückten gut". Und welcher Ausdruck der fendsten intensivsten Seligkeit, der ergrei Liebe, des frommen Dankes an Gott, eines unerhörten Finale-Elementes! Unhesdireib» 66 « lieh ist die endgültige Erfüllung gegeben, wenn hier verklingen. Das ist einer der Momente wie auch der Gefangenenchor und das »0 Gott, welch ein Augenblick", die dem Fidelio eine ganz einzigartige Ernst- und Tiefenstellung innerhalb der Opern sichern. Nichts Ahnliches finden wir je bei Mozart, trotz seiner einzigartigen Genialität als Dramatiker, seiner Shake speareschen Durchgestaltung aller Figuren. Aber diese Gewalt und Größe in der Wiedergabe einer Situation, die uns zutiefst persönlich ergreift, die von einem letzdiese Töne ten menschlichen Ernst erfüllt ist wie im Fidelio, hat er nicht. Ein Unterschied merkwürdiger Beethoven tritt uns von Mozart und hier entgegen. Beethoven identifi ziert sich persönlich in ganz anderem Maß mit seinem Werk als Mozart. Obgleich er objektiv wie kein anderer ist, und spezifisch objektive Welten gibt, liegt doch in seinem ganzen Werk und in besonderer Weise in der Neunten, in der Missa solemnis und im Fidelio ein kenntnis vor, wie in Mozarts Werken nicht der Fall es ist. Beide haben auch ein anderes Verhältnis Publikum und Be zur Kunst, Für Beethoven ist die hört Ernstes, ähnlich Erfolg. Gottesdienst, etwas uner wie für Michelangelo. Es wäre undenkbar, daß einer Arie im Fidelio sagte, »die zum zum Kunst viel unmittelbarer ein er von wird ein schönes Bravo den müssen", wie es geben, und oft wiederholt Mozart sagen konnte. » 67 « Alles, wer was . Mozart mento anrührte, wurde Gold, auch kann er die herrlichsten in einem Diverti Inspirationen bringen, Perlen, die Beethoven nie in nebensächlichen Werken verstreuen würde. Es ist tief charakteristisch für Beethoven, daß er nicht verstand, daß Mozart Texte wie »Cosi fan tutte" oder »Figaro" wählen konnte. Die Shakespearsche Objekti vierung der Bühne, dieser Ernst, der ganz aus der Poesie stammt, in dem der Autor nicht persönlich bekennt, lag Beethoven nicht. Aber dieses Bekennen gibt dem Fidelio eine einzig ergreifende Tiefe, und Größe, auch rein künstlerischer Art. Dieses Bekennen wird fälschlich als »subjektiv" interpretiert, und macht Beethoven so erträglich für eine Zeit, die aller Tiefe ausweicht. Ein eng mit diesem »Bekenntnischarakter" un zusam Grundmerkmal von Beethovens Musik menhängendes ist die Bedeutsamkeit, die alle seine Werke atmen. Beet hoven musiziert nie einfach; er ist nie ein Gefangener einer billigeren Logik musikalischer Art; jedes Wort ist voll gültig, bewußt hingestellt, bedeutsam, eine volle Erfüllung, ein präziser einmaliger endgültiger Gehalt. Dies gilt von allen wesentlichen Werken Beethovens wenn auch in ungleichem Maß. Im allgemeinen steigert " " sich diese Bedeutsamkeit mit der zunehmenden Ent wicklung; sie ist im mittleren Beethoven stärker als jungen. Welch bedeutsames letztlich gültiges Wort Violin-Konzert, im Rasumofski » 68 « im im Nr. 1, in den Klavier- 4 Konzerten 4 und 5, in der Leonoren-Ouvertüre, in der Eroica, in der siebten Symphonie. Diese Bedeutsamkeit erreicht Note in den jedoch eine ganz neue späten Quartetten, und in der Missa solem nis. In der Neunten aber erleben wir ein ganz ist als ob Beethoven eigen zuriefe: "Horchet artiges auf, jetzt sage ich alles". Diese Bedeutsamkeit bedeutet jedoch nicht, daß Beethoven immer "gespannt" wäre. Keineswegs. Beethoven gibt wie kein anderer objek tive Naturwelten in ihrer epischen Entspannung. Kei ner gibt die U rpoesie des Pastoralen so wieder wie Beethoven in der Sonate opus 26, in vielen Symphonien, nicht nur in der Pastorale, auch z. B. der vierten, dem - ersten es uns Satz der siebten und in dem zweiten Satz des Opus 132, wo die Streichinstrumente flötenhaften Charakter geradezu einen gewinnen. Kein anderer hat die umfassende die geradezu eine coincidentia Ausgewogenheit, oppositorum einschließt, wie Beethoven. In seiner Kunst kommen alle Elemente des Kosmos der Werte Wort. Es ist niemals vorwiegend ein Element, wie das Tragische oder strahlend Freudige, das Zarte, das Gewaltige, das Dramatische, das Epische, das Gespannte und Entspannte, das Süße und das Herbe, zu sondern alle kommen Rangordnung, ja zu Wort und in ihrer klassischen in absoluter unterscheidet sich Ausgewogenheit. Hierin Beethoven ganz von Michelangelo » 69 « mit dem er sonst soviel tiefe Affinität besitzt. In Michel angelo wiegen gewisse Grund-Kategorien des Wert kosmos vor; wie das Tragische, Grandiose, Gewaltige, das tief Konzentrierte, Ekstatische; er hat nicht diese Totalität von Beethoven, der die Sublimität' und das übermütige, das Geheimnisvolle und das selbstver poetisch Liebliche, das Gewal tige, das Tieftragische, und das Freudige in allen Schich ten, das Dramatische und das Kontemplative, das Ek statische und ganz Entspannte, Hell und Dunkel gleich mäßig umfaßt. Wie Furtwängler richtig sagt: "Es gibt nämlich innerhalb der gesamten europäischen Entwicklung keine Musik, bei der die verschiedenen Elemente des Gesangvollen und des rein Strukturellen, ständlich Klare, und das bei der das Weidle und das Harte, die erst in ihrem lebendigen, natürlichen Organis mus ausmachen, eine so naturgebundene Synthese ein gegangen sind; keine Musik, bei der Haut, Fleisch und um von dem zu Knochen des lebendigen Körpers sprechen, was wir selber sind sich so organisch-natür Zusammenwirken den - - lich zusammenfinden wie bei ihm." Qualität besitzt Beethoven in besonderem Maße, das heroisch Sieghafte. Weder Bach noch Mozart oder Haydn, Schubert haben dieses Element verkörpert Aber eine in ihren Werken wie Beethoven. Auch Händel mit sei einzigartigen Festlichkeit und großen Barockgeste hat nicht das spezifisch Heroische, Sieghafte, das in der ner » 70 « Egmont-Ouvertüre, in der dritten, fünften und neunten Symphonie vor unserem Geiste steht. Eng damit zusammen hängt auch die "Kühnheit" Beethovens, eine Kühnheit, wie sie analog sonst in ganz anderer Weise nur bei Wagner sich findet. Weder Bach noch Mozart, Haydn, Gluck haben diese spezifische Kühnheit. Beethoven besitzt eine einzigartige Freiheit. Trotz der ungeheueren Form, trotz des "Ge setzes", trotz der letzten inneren Notwendigkeit und zwingenden Logik finden wir in seinen Werken eine noch Händel, souveräne Freiheit. Am Ende des zweiten Satzes des Violin-Konzerts oder im Adagio des Quartetts opus 127 oder im Adagio der Neunten oder im Benedictus der SoIemnis, findet sich ein kontemplatives Ver weilen, ein freies schwebendes Ausziehen der inneren Missa Linie, eine selige erlöste Freiheit. Es ist wie ein völlig unbehindertes Sich-Entfalten eines sten, Sublimen, in anderer kostbarsten, tief Richtung als das heilige Schreiten bei Bach in seinem Air, oder in der C-dur Orgel-Toccata oder im Adagio des Doppel- VioIin-Kon zerts; anders auch als die angelisch verklärte Stimme Mozarts. Es ist unmöglich, diese besondere kontem plative Note Beethovens oder dieses freie Sich-Entfal ten eines letztlich sublimen tiefen Wortes auszudrücken. Wir können sein der nur darauf hinweisen im vollen Bewußt Unzulänglichkeit unseres Ausdrucks. Es ist charakteristisch für diesen bewußtesten und » 71 « objektivsten Künstler, daß es ihm gelungen ist, alles so in einem Werk zu gehen wie in der Neunten. Die Neunte ist nicht ausschließlich ein Werk des späten Beethoven wie die Missa Solemnis oder die letzten Quartette, sondern in ihr ist der ganze Beethoven ver Möglichkeiten des jungen, mittleren und späteren Beethoven, allerdings in einer Sublimierung und Potenzierung, die nur dem späten Beethoven mög körpert, lich war. alle Wir stehen nicht an, zu sagen: Die neunte Symphonie Beethovens ist das Kunstwerk katexochen. Hier ist jede Note ein voller genialer Einfall, jedes Detail in sich gleich gehaltvoll und vielsagend wie voll endet in seiner Funktion für das Ganze, hier gewinnt die Form eine so einzigartige innere Bedeutung, daß wir geradezu von einer Ekstase der Form sprechen können, hier waltet jeden Moment eine letzte Intensität und grenzenlose Fülle, hier wird alles in letzter Weise aus gesprochen, ganz bis zur sieghaften Eindringlichkeit gesagt, es bleibt kein Rest, auch nicht der kleinste, der unerfüllt bliebe, und doch öffnet sich hier die Unendlichkeitsdimension wie und der Glanz der sonst unserm Blick nie in der Kunst, Ewigkeit offenbart sich nirgends so in seinem ahnungsvollen Geheimnischarakter. Die Beethovensche Kunst hat eine einzigartige Mis sion in der Menschheit als Weckruf zur Sammlung und Vertiefung, als unerbittliche Verurteilung aller phili strösen Trägheit, aller mediokren Halbheit wie alles » 72 « Unernsten und Frivolen, Ein Prüfstein ist sie für jeden, der sie verstehend vernimmt, dafür, wie wach sein Geist ist für die Welt der Werte und für Gott, wie weit in Haltung gegen Gewohn heit, Abstumpfung, träges Sichgehenlassen sieghaft behauptet. Beethovens Entwicklung ist ein Vorbild für die Lösung der besonderen Aufgaben der verschiedenen ihm sich die wertantwortende Lebensalter. Nicht ein Beherrschtwerden von der vitalen Kurve, ein Nachlassen der Intensität im wach senden Alter finden wir da. Nein, in immer sich stei .. Intensität sehen wir auf die ehrfürchtige Rein heit, die von zarter Erregung durchzitterte Ergriffen heit und Wachheit des jungen Beethoven eine einzig artige Kraft und Allseitigkeit des mittleren Beethoven folgen und auf diese die geheimnisvolle Abgeklärtheit, letztliche vergeistigte Tiefe, innerste Sammlung, die gender ausschließliche Zukehr zum Höchsten des späten Beet hoven. Beethovens Kunst bedeutet eine große Ge wissenserforschung für die Menschheit. Wehe der Zeit, die ihn flieht, die ihn zu verkleinern sucht, die diesen unerbittlichen, grandiosen Weckruf nicht erträgt! Wehe der Zeit, der seine Größe und letzte Intensität unbe quem und lästig Urteil. Im Grunde Kunst. Eine spricht sich damit selbst ihr gilt dies ja von jeder echten großen ist! Sie Zeit, die Beethoven nicht erträgt und nicht versteht, versteht in Wahrheit ebensowenig Mozart. Denn diese bilden keinerlei » 73 « Bach und Gegensatz zu Beet- mit ihm hoven, sondern gehören eng allen dreien verkörpert sich trotz zusammen. In aller individueller Verschiedenheit die echte Welt der Kunst in einzig artiger Höhe und Reinheit, daß es unmöglich ist, auch nur in irgendeinem Punkt sie gegeneinander auszuspie len. Ihre Verschiedenheit ist eine solche der Ergänzung. Und doch ist es kein Zufall, daß der Widerstand gegen das "Sursum corda" in der echten, höchsten Kunst sich gerade vor so allem gegen Beethoven richtet. Bach und Mozart lassen sich noch eher artistisch und formalistisch mißverstehen. Ihr "Sursum corda" besitzt eine Distanz, in der es den Zuhörer nicht so unerbittlich zur Entschei dung zwingt. Anders bei Beethoven! Sein Weckruf ist ungeheurer Eindringlichkeit, er läßt sich in kei ner Weise mehr umdeuten und veruneigentlichen. Aus seiner Kunst klingt gleichsam jedem entgegen: "Tua res agitur", und das hat seinen tiefen Grund. Denn in Beethovens Kunst verkörpert sich gleichsam die meta physische Situation der Menschheit überhaupt. Sein ganzes Werk ist durchsetzt von der einen großen Sehn sucht nach Gott. Nicht individuelle Spezialprobleme und Schwierigkeiten, nein, die Tragik der Menschheit auf Erden überhaupt und andererseits das unbeschreib liche Glück der Menschheit in ihrer letzten Bestimmung ist es, wovon seine Kunst spricht. Beethoven ist wahr haft ein Sprecher für die Menschheit vor Gott, und das spezifisch Sprechende in seinen Werken gilt primär Gott von so » 74 « und nicht den Menschen. Aber .gerade deshalb ist zu gleich sein Ernst, seine Letztlichkeit ein unvergleich licher Weckruf für jeden Menschen. Derjenige, dessen ganzes Ethos durchtränkt ist mit Sehnsucht nach Gott, dessen ganzes Leben eine große Antwort ist auf das strahlende Reich der Gott kündet und Gott Werte, das emporzieht, Sprache wird auch durchwaltet vom Hauche Gottes, der spricht auch von Gott zu uns. So ist denn Beethoven nicht nur ein Sprecher der Menschheit vor Gott, sondern vor allem und noch viel mehr ein Sprach rohr Gottes an die Menschheit. In seiner Kunst spricht von uns zu uns dessen Gott noch viel unmittelbarer zu uns, als es die Intention Beethovens bewußt einschließt. Seine Kunst sagt uns viel mehr von Gott, als er vielleicht selbst von Gott wußte. In diesem letzten Punkt hält bei diesem bewuß testen Künstler die Bewußtheit mit seiner Größe nicht Schritt. Seine große Messe ist so durch und durch katho lisch wie kaum eine andere, Künstlern mehr aus wenn geschaffen wurden, auch viele Messen die persönlich von noch viel dem übernatürlichen lebten. Denn kein an groß und letztlich als Künstler, daß er dem Größten, was es gibt zwischen Himmel und Erden, dem heiligen Meßopfer, diesem Vorgang, in dem das letzte Schicksal der ganzen Menschheit und jedes Einzelnen auf der Waage steht, einen so adäquaten künstlerischen Ausdruck hätte geben können, keiner so umfassend und derer war so » 75. «. in diesem Sinne "katholisch", daß Menschheit im Ganzen Geige neigte bei Beginn er als fungieren erklingt, des Benedictus sich der Himmel herab, wenn Standort metaphysischen Wahrlich, wenn irgendwo aufblickte. müssen wir hier sagen: so ist es, als das "Dona nobis pacem" ertönt, als ob die Menschheit soluten Sprecher für die könnte. Wenn die von aus zu ihrem ab Gott flehend in der Kunst, "Es ist Phase des Herrn." » 76 « so scbubert Josef Spaun, Schuberts ältester, treuer Freund, er aus der Zeit, in der sie beide im Konvikt waren: "Als mir Schubert eines Tages ein paar kleine Kompositionen zu Klopstocks Liedern vor von zählt in seinen Memoiren sang und ich darüber sehr erfreut war, schaute in die treuherzig lich, daß etwas Antwort: er sei werden, aber mir mir werden wird?' Und als ich ihm jetzt schon recht viel, gab er mir .Ich glaube auch schon, es könnte etwas versicherte, mir Augen aus er und sagte: ,Glauben Sie wirk wer vermag nach Beethoven zur aus etwas zu machen!'" Schuberts Schaffen entfaltet sich in einem außeror dentlichen genden Augenblick im Schatten der alles überra - Gestalt Beethovens. nach Beethoven starb, ist Obgleich Schubert ein Jahr er doch der erste und lichste Erbe Beethovens, Das heißt nicht, daß kein Genie hatte. Im war, das ein Gegenteil: völlig neues Wort eigent er selbst sprechen derjenige, zu ein Erbe Beethovens ist der in einer Stunde unwiederholbarer Fruchtbarkeit nach dem Aufbrechen Möglichkeiten - diese unerhörter, neuer - musikalischer einzigartige musikalische Situa tion in seinem Genius inkarnierte. Es » 79 « mutet darum wie ein tief bedeutsames Symbol an, daß Schubert einer der jungen Männer war, denen die unerhörte, wenn auch tragische Ehre zufiel, den König der Musik zu Grabe zu begleiten. Ich sagte über Beethoven: es ist, als ob er aus dem Zentrum der musikalischen Möglichkeiten heraus schaffte, in allen Richtungen das entscheidende gültige Wort sprechend. Wir müssen uns diese einzigartige Stellung Beethovens vor Augen halten, um die unerhört an regende ja aufregende Situation zu verstehen, die durch ihn im Reich der Musik entstand. Beethoven, von - dem wir sagten, daß er in gewisser Hinsicht der größte aller Musiker (und vielleicht sogar aller künstlerischen Genien auf allen Gebieten) war, ist auch der einfluß großen musikalischen Genien gewesen. (Wie gering ist der Einfluß Bachs und Mozarts im Vergleich zu Beethoven!) Die großen Gestalten des neunzehnten Jahrhunderts, wie Berlioz, Wagner, Brahms, Bruckner, sind alle nur als Erben Beethovens möglich. Aber Schubert ist der erste und eigentlichste Erbe Beethovens, der, obgleich musikalisch eine neue Gene ration, in seinem Leben neben Beethoven weilte, in der reichste der selben Stadt! Er lauschte sozusagen schlag der Musik selbst, hovens direkt, obwohl er an diesem Puls empfing den Geist Beet wenig persönlichen Kontakt er mit ihm hatte. Auf diesem gewaltigen Hintergrund Beethovens und » 80 « " Schubert der in ihm verkörperten dramatischsten Stunde der Musik müssen wir das Wunder dieser stalt Schuberts sehen, die ein aus neues Wort zu so sprechen begnadeten Ge ganz eigenes und durch berufen war und die so einzigartig liebenswert und so unerhört genial ist. Schubert hat viele Züge mit Mozart gemein. Wie bei Mozart, trotz der kurzen Lebenszeit, eine Fülle Kompositionen, die wie ein Wunder Mozart eine unerhörte Beschenktheit anmutet. von Wie bei ein unerschöpf licher Fluß der Einfälle! Wie bei Mozart eine unbegreif Schubert komponierte mit siebzehn liche Frühreife Jahren "Gretchen am Spinnrad", und mit achtzehn den Erlkönig ! Und in Schubert wie in Mozart lebt der - - " " Genius Osterreichs in besonderer Weise. Anderseits bilden beide auch große Kontraste, so wohl in ihrem Leben als in ihrem Werk. Mozart hatte eine heitere Kindheit. Als Wunderkind wurde len Ländern von gefeiert. Zu Hause lebte er er in al in einem ganz Musik erfüllten Milieu. Sein Vater förderte sein Schaffen und erkannte sein Genie. Schubert hingegen geringeres Verständnis bei seinem Vater. Sein Vater verbot dem fünfzehnjährigen das Komponieren und lange konnte der Vater ihm nicht verzeihen, daß er die Stelle als Lehrer aufgegeben. Er hatte kein Kla vier im Elternhaus, und sein Vater gab ihm kein Geld, Notenpapier zu kaufen. Später hingegen war Mozarts Leben ein besonders fand viel » 81 « schweres und einsames. Wenn auch seine Werke alle auf geführt wurden, zum Teil mit Erfolg, Haydn niemand seine einzigartige, Ohne wirkliche Freunde, starb er so erfaßte außer sublime Größe. einsam, und niemand begleitete seinen Sarg. Er wurde in einem Massengrab beigesetzt.- Und doch durchzieht sein ganzes Werk eine einzigartige Freudigkeit immer zeugt Mozarts Musik - davon, wie herrlich die Welt in Wahrheit ist, immer ist sie erfüllt von dem »pleni sunt coeli et terra gloria tua." Schubert Kreis hingegen besaß das seltene Glück, von einem geistig anregender Freunde umgeben zu sein, die ihn leidenschaftlich liebten und verehrten, die sein Genie erkannten und die liebte: Josef von Spaun, Moritz von Schwind, Eduard von Bauernfeld, Anselm Hütten brenner, Schober um nur die nächsten zu nennen, und er - große Interpret Schubertscher Lieder, Michael VogI. Gewiß, er hatte nicht viel Glück mit Verlegern, und seine Werke drangen nicht so an die große öffentlich keit, Aber dafür war er umgeben von einer Schar ihn liebender und verstehender, bedeutender Freunde und seine Kunst wurde von einem weiten Kreis gebil deter Männer und Frauen mit Begeisterung und Ver ständnis aufgenommen. Durch alle Jahre seines kurzen der - Lebens ziehen sich die sogenannten Schubertiaden hin Abende, denen auch Grillparzer und Lenau, Anasta - siusGrün und Feuchtersleben oft beiwohnten. Und doch » 82 « zieht durch das ganze Werk von Schubert eine tiefe Melancholie ein Erfassen der Tragik des Menschen im - Tale der Tränen - eine Wenn auch beide - Todesahnung. Mozart und Schubert - so früh gestorben sind, so ist doch Mozarts Werk vollendet. Man hat das Gefühl, daß er sein volles Maß gegeben hat. Bei Schubert hingegen bleibt der Eindruck, daß er noch un vollendethinweggenommen wurde und im letzten] ahre seines Lebens eineHöhe erreicht hat, die noch eine große Zukunft in sich enthielt. Aber trotz der tragischen Grundnote finden wir auch in Schubert eine ähnliche coincidentia zart. oppositorum wie bei Beethoven und Mo Auch Schubert vermag die verschiedensten ster zu Regi ziehen. Auf der einen Seite die tiefe terreise", in Tragik, wie in der" Win "Gretchen am Spinnrad", im "Wanderer", Quartett "Der Tod und das Mädchen"; auf der an Freudigkeit, wie in den Liedern: "An Silvia", "Alinde", im Scherzo des Oktetts oder im Forellen-Quintett. Dabei ist es inter essant, Schuberts Freudigkeit mit der Mozarts undBeet hovens zu vergleichen. Es ist nicht die strahlende, ver klärte Freudigkeit des "Genius von Licht und Liebe", noch die Freude Beethovens, die, wie wir früher sahen, im deren eine liebliche Heiterkeit und durch alle Schichten hindurchgeht - von dem übermut in den Schlußsätzen op. 18, 5 und 6, bis heroischen Freude der Neunten. » 83 « - zur sieghaft Wenn Schubert freu- dig ist, hat seine Freude entweder einen frischen, natur lyrischen Charakter. haften oder einen holden, süßen, Nicht nur in dem Gegensatzpaar von Wehmut und Freudigkeit offenbart sich die coincidentia oppositorum in Schubert. Auf der einen Seite finden wir in vielen sei ner Lieder und Sonaten statt der und bewußten strengen,straffenForm Beethovens einen musi Notwendigkeit statt Spaziergang, voller überraschungen der Knappheit Beethovens und Mozarts keine Scheu vor einer gewissen Länge, ein Fortströmen, wie ein Eichendorff'sches Gedicht, im Vergleich zu einem Sha kespearesonett. Und andrerseits in seiner Kammer musik, etwa im Oktett oder im Quintett in C-dur eine geniale Präzision und meisterhafte Durchformung bis kalischen - ins letzte. Wiederum auf der einen Thema des Quintetts C-dur, Seite, z. B. im im Scherzo des ersten Quartetts 161, im B-dur-Trio eine sublime Süßigkeit und de mütige Anmut teils freudig, teils wehmütig, aber im op. - mer von hat zu holder Demut durchsetzt, die jeden, der Ohren hören, tief ergreifen muß. Auf der anderen Seite, Adagio des Quintetts, einzelnen Stellen des Oktetts, Gruppe aus dem Tartarus, Erlkönig, C-dur Symphonie und vielen anderen eine grandiose Kraft, ein dämonisch-geheimnisvoller Charakter. Dabei ist z. B. im - Schuberts Süße und holde Anmut, nicht wie bei Mozart angelisch, sondern nicht daß aus, spezifisch menschlich. Dies schließt sie sich zu großer Sublimität erhebt. Wie» 84 « derum ist seine Kraft ganz anders als die Beethovens. In Bach und besonders in Beethoven steckt eine mentale Kraft. BeiBeethoven ist Kraft, die ihm natürlich ist und monu eine michelangeleske organisch aus dem un es geheuren Massiv seiner Persönlichkeit erwächst. In Mo zart spielt dieser Aspekt keine Rolle. In Schubert hin gegen finden wir auch das spezifische Element der Kraft aber es ist eine "gesammelte", eine erarbeitete Kraft, - der zu er sich durch seinen künstlerischen Genius erhe ben muß und die in keiner Weise selbstverständlich aus seiner Person erwächst. Es ist die Kraft dämonischer Spannung. Bei Schubert finden wir oft eine volkstümliche Note: Lieder, wie "Heidenröslein", "der Lindenbaum", "das Echo" und viele Tänze, Märsche. Eine besondere Genia lität zeigt sich darin, daß er sich dabei immer von jeder Trivialität fern hält was bei Volksliedhaftigkeit stets - eine ses große Gefahr ist. Doch derselbe Schubert, der die volkstümliche Register ziehen kann eines zu - vermag auch ziehen, das weit von allem Volkstümlichen ent fernt, einer einsamen Welt der Geistigkeit angehört z. B. in "Suleika" oder in seiner Kammermusik. Ein - prominenter Zug von Schuberts Genius ist neben der holden Anmut und Grazie das Intime. Weder Bach noch Beethoven sind speziell intim, noch zeigt sich diese Note in Mozarts oder Glucks Werk. Wohl finden wir bei Beethoven den Zug letzter Sammlung und » 85 « einsamer Aber das Intime bei Schubert ist Abgeschiedenheit. nicht das Resultat nur größter Sammlung, es erscheint nicht und nicht einmal besondersin den Momenten gro ßer Tiefe. Dieser Charakter des Intimen ist auch in den Werken zu finden, in denen eine besondere Lieblichkeit und Grazie vorwalten. Es ist auch kein ster Zufall, daß er der Schöpfer und Mei wie das Gedicht des Liedes wurde, das seinem - Wesen nach eine speziell - intime Kunstgattung ist. Aber Schuberts Intimität ist im Unterschied zu an Liederkomponisten, die nach ihm kamen, eine spezifisch keusche und demütige Intimität. Die coincidentia oppositorum in Schubert zeigt sich deren ferner auch darin, daß er manchmal Romantiker, manch mal Klassiker ist; daß er bald romantisch, bald ganz un romantisch sein kann. Wir drei unterschieden, alswir Begriffe von Romantik von Beethoven wobei der - sprachen, erste storischer Art ist, der zweite eine bestimmte beinhaltet, die weder einen rein hi Eigenart Wert oder Unwert ein hingegen auf ein Phänomen Dekomposition hin hat also den Beige· schließt. Der dritte deutet künstlerischer - / schmack eines Unwerts. Schubert ist gens atz zu Beethoven, Romantiker zweifellos, im Ge- im zweiten Sinne des Wortes, aber niemals in dem dritten, negativen Sinn. Der malerische Zauber anstelle der monumentalen Architektonik, die weniger straffe Form, das » 86 « neue Ver- hältnis zur Natur und viele andere in diesem Sinn - Züge der Romantik finden in Schubert einen herrlichen und echt künstlerischen Ausdruck. Sie besonderen Wort, das Gott ihm fernt, ein Einwand Kunst zu sein - zu dem Weit ent gehören anvertraut. gegen die Reinheit und Höhe seiner bilden sie eine völlig legitime Note in nerhalb der Welt der Kunst. Romantik in diesem Sinn der Klassik als ein Negatives entgegenzustellen, ist eben unsinnig, wie die Barock-Architektur als eine künst lerische Entartung zu betrachten, die man der Renais sance oder Gotik gegenüberstellt. Doch wir haben noch wenig über Schubert gesagt, wenn wirseine Kunst als romantisch bezeichnen, selbst in diesem positiven Sinn. Wir brauchen nur anSchuberts Zeitgenossen, Carl Maria von Weber zu denken, der auch ein Romantiker in dem positiven Sinne des Wor tes ist, um zu sehen, wie Schubert durchaus nicht immer und nur Romantiker ist. Weber ist nur Romantiker; sein Meisterwerk, der Freischütz, ist ganz erfüllt von Romantik in seinem Duft, seiner Reinheit und Mor genfrische. Romantisch sind alle anderen Werke, wie Euryanthe, Oberon. Wenn Schubert in vielen Liedern so gibt es ebenso dieses romantische Register zieht viele Lieder, wie "An Silvia", "Im Grünen", "Nachti gall", "Ganymed", "Hirt auf demFelsen", "Sehnsucht", "Gruppe aus dem Tartarus" und vor allem "Suleika", so - - die ganz unromantisch sind. » 87 « Durch alle Schichten der Schubertschen Kunst hin pheriphereren, leichteren bis in die ge heimnisvolleGröße, geht derZug unbeschreiblicher An durch, mut. von der Wir finden sie in Märschen, Tänzen, in den Müller liedern, in der "Rosamunde". Sie zeigt sich in den Kla viersonaten, im Forellenquintett, im Oktett, B-dur C-dur-Quintett. Immer ist es eine holde An mut, durchzogen von der unvergleichlichen Schönheit der Demut und Zartheit. Die Verbindung dieser An mut mit der geheimnisvollen Kraft und dämonischen Tiefe in seinen größten Werken ist vielleicht das "Herz Trio und wort" des Schubertschen Genius. Wir erwähnten vorher die Note in Schubert. Er ist nicht nierung spezifisch nur eine besondere Inkar des österreichischen Wesens, in seiner Grazie, Demut, Wehmut und Holdheit; er ist auch in ganz be sonderer Weise mit Wien verbunden, das te. österreichische er so tief lieb "Es ist wahr", schrieb Robert Schumann in seinem Aufsatz über Schuberts mit seinem nem mit C-dur-Symphonie, "dies Wien Stephansturm, seinen schönen Frauen, sei öffentlichen Gepränge, und wie unzähligen Bändern umgürtet, Ebene hinstreckt, die nach und nach es von der Donau sich in die blühende zu immer höherem dies Wien mit all seinen Erinnerun Gebirge aufsteigt, gen an die größten deutschen Meister, muß der Phanta sie des Musikers ein fruchtbares Erdreich sein. Bei der Symphonie von Schubert, » dem 88 « hellen, blühenden Leben darin, taucht mir heute die Stadt deutlicher als je wieder auf, wird es mir wieder recht klar, wie gerade in dieser Umgebung solche Werke geboren werden können. Schubert schreibt Und seinen Bruder Ferdinand mit ein an undzwanzig Jahren " aus Zelezy: "Ja, geliebtes Wien, du " schließ t das Teuerste, das Liebste in deinen engen Raum. Schubert war in mancher Hinsicht ein Sohn Wiens. Er besaß die Wienerische "joie de vivre", einen gewissen LiebensWÜrdig Leichtsinn, die Grazie im Genießen, die keit und Heiterkeit. Das kommt nen zum Ausdruck in sei Tänzen, Märschen und gewissen Liedern. Wir müssen Wiens, uns dabei aber den in dem Schubert doppelten Aspekt des lebte, klar machen. Einerseits Biedermeier-Wien, das Wien der Romantik, voll Lebenscharme, Heiterkeit und geistiger Anregung. Das das Wien Raymunds und Nestroys, das Wien Lanners und Wien, in dem Stifter Grillparzers, Lenaus, das studierte, in dem 1823 Webers Euryanthe aufgeführt wurde. Andrerseits das Wien, in des Vaters Strauß - das Wien dem Beethoven lebte Jahr 1814 der Fidelio jetzigen aufgeführt wurde, in dem im Jahre 1824 die Neunte Symphonie zum erstenmal er tönte das Wien, in dem der ungeheure Weckruf Beet - in dem im Gestalt in seiner - hovens mit seinem letzten Ernst erscholl. Schubert knüpft. war tief mit diesen beiden Welten Er steht einerseits im der Romantik. Als Schuberts » 89 Mittelpunkt ver des Wiens Quartett für Männerstim« men aufgeführt wurde, Karl Maria von Weber sang war send. Wie schon erwähnt, nau bei diesem Konzert anwe gehörten Grillparzer und Le Kreis Schuberts zum Nestroy die Baßstimme; ebenso Anastasius Grün, - Feuchtersleben, die Maler Dannhauser und Kuppel wieser. Dieser Kreis sammen tiaden, von sie trafen sich - die eben wo Freunden lebte wirklich zu zu den sogenannten Schuber komponierten Werke Schuberts mit höchster Spannung erwartet und mit Begeisterung auf genommen wurden. Man kam bei Schober zusammen, bei dem man Kleists Dramen und Heines Gedichte las. Ausflüge im Zeiserlwagen in Umgebung Wiens, und wurde in den Man machte die schöne Villen der einzig Familie Bruckmann in Hütteldorf oder in dem schönen Schlößchen Atzenbrugg gastlich aufgenommen. liche Mahlzeiten wurden serviert. Man bert selbst tanzte zwar auf! Und regelmäßig nicht, aber er tanzte spielte - zum Köst Sdiu Tanze versammelten sich die Freunde mit Schubert im Gasthaus zum im Gasthaus grünen Anker, in der Stern, in der Brand Grünangergasse, stett, in Grinzing beim Wein. Wie viele Lieder komponierte Schubert bei Freunden zum oder selbst in Gasthäusern! Anselm Hüttenbrenner zählt: "Eines Abends lud ich Schubert aus zu er mir, da ich angesehenen Haus etliche Bouteillen roten Präsent für mehrmaliges Akkompanieren er einem Wein als hielt. Nachdem wir den edlen Sexarder bis auf den » 90 « letzten Tropfen geleert hatten, setzte er sich an mein Pult und komponierte das wunderliebliche Lied "Die Forelle", das ich noch im Original besitze. Als er ziem lich damit fertig war, nahm er, schon schläfrig, Tinte statt Streusand, wodurch mehrere Takte fast unleser - lich wurden." Als Schubert Schwind wollte, der sich aber konnte und, ihn um von zu Spaziergang abholen einem seiner Zeichnung nicht den liederreichen Freund trennen festzuhalten, Komponieren aufforderte, wobei mit selbst rastriertem Notenpapier und in Ermanglung eines Tex tes mit Shakespeares Cymbeline ausgeholfen wurde, komponierte er "Horch, horch die Lerch' im Ätherblau "! zum Um die Höhe und Tiefe Schuberts Genius von verstehen, dürfen wir ihn nicht nur im Lichte des zu gei stig anregenden und beschwingten Kreises von Freun den sehen, die ihn umgaben und die Schubertiaden ver anstalteten tik. Das ist - nicht nur nur im Lichte des Wiens der Roman eine Seite von Schuberts Geist, die sich in manchen Liedern und anderen Werken seinen und eigentlichsten Werken "Gruppe aus dem Tartarus" in der - phonie, der C-dur-Symphonie und unvergleichlichen Kammermusik vor - vor uns, der hoch über diesen Kreis » 91 spiegelt. In in Liedern wie "Suleika" - « h-moll-Sym allem in seiner steht ein Schubert hinausragt, der in eine einsame, sublime Welt erster großer hineinführt, in der er als Erbe Beethovens dasteht. Es ist der Sdiu bert, der von sich selbst gesagt hat: "Mir kommt manch mal vor, als gehörte ich gar nicht in diese Welt". Es ist der Schubert, der die Luft jenes Wien atmet, die von Beethovens Wirken erfüllt ist. Für Schubert war Beethoven das musikalische Ideal. Er hatte zwar auch eine große Liebe für Händel und Glucks Iphigenie in Tauris beeindruckte ihn tief. Zwischen dem sonst so sanften Schubert und einem Universitätspro fessor, der sich im Gasthaus über die Aufführung von Iphigenie lustig machte, kam es sogar fast zu Tätlich keiten. Was Mozart für Schubert bedeutete, geht aus der schon zitierten �ußerung hervor: ,,0 Mozart, un sterblicher Mozart, wie viele, che 0 wie unendlich viele sol wohltätigen Abdrücke eines lichtern, bessern Lehens Seelen geprägt!" Aber sein Verhältnis zu Beethoven, in dessen Schat hast du in ten er unsere noch ein ganz anderes. Wir erwähnten �ußerung im Konvikt: "Wer vermag nach lebte, schon die war Beethoven noch etwas zu der Schule eilend, Aufführung beim zu am machen." Als Kärtnertor die einmal, aus Ankündigung der des Fidelio las, verkaufte Antiquar, um eine Eintrittskarte er er seine Bücher zur Vorstellung erstehen. Und auf die erworbene Notenhandschrift von dem Liede "Ich liebe Dich merkte der zwanzigjährige » 92 so wie Du mich", ver Schubert: "Des unsterb« liehen Beethovens Handschrift erhalten 1817". Auf die leere Seite schrieb Gedanken an Beethoven er 14. August dem gleich inspirierte Komposition. Zu dem Schriftsteller Braun sagte am eine er Braunthai aber von über Beethoven: »Der kann können noch nicht alles verstehen und von alles, es wir aber wird noch viel dahinwogen, ehe es zum allgemeinen gekommen, was dieser Mann geschaffen. Er ist der erhabenste und üppigste aller Tondichter." Wie Schubert trotz des geringen persönlichen Kontak tes ständig in einem, von der Gegenwart des von ihm über alles geliebten und verehrten Meisters erfüllten Raum lebte, geht auch aus folgender Episode hervor. Wasser die Donau Verständnis - Hüttenbrenner erzählt: Beethoven kam wöchentlich ein paarmal in die Verlagsbuchhandlung zwischen elf und zwölf Uhr. Da war fast Steiner & Co., jedesmalKom und Austausch musikalischer An ponistenversammlung sichten. Schubert begleitete mich öfter dahin. Wir wei deten uns an den kernigen, mitunter sarkastischen Be merkungen Beethovens. Es gibt ein Gebiet der Musikliteratur, dessen eigent licher Schöpfer Schubert ist: das Lied. Schubert hat in seinen Liedern einen ganz neuen Typus der Verbindung von Wort und Musik geschaffen. Er hat dem Lied eine analoge Stellung im Reich der Musik verschafft, wie sie das Gedicht im Reich der Literatur besitzt. Bei Bach, Gluck oder Händel fehlen die Lieder » 93 « weitgehend, bei Haydn, Mozart sind sie eine nebensächliche unvergleichbar tung Werken. Man braucht - an Kunstgat übrigen Gewicht mit ihren nur die Arien von Mozart mit vergleichen, um die relative An spruchslosigkeit der Liedgattung zu konstatieren, die mehr einem Gelegenheitsgedicht gleicht als einer voll gültigen Lyrik. Gewiß, bei Beethoven erheben sich die Lieder schon zu einer ganz neuen bedeutsamen Eigen seinen Liedern form, wenn zu wir an "Kennst du das Land", "Herz mein Herz", "Adelaide", und allem vor Hinsicht schönste aller Lieder an denken, das in das gewisser je geschrie ben: "Die ferne Geliebte". Aber selbst bei Beethoven bleibt doch das Lied im ganzen eine sekundäre Kunst form unvergleichbar an Gewicht mit seinen Sympho - nien, Sonaten, mit seiner Kammermusik und seiner sakralen Musik. Bei Schubert eine vollgültige Kunstgattung. sich mit dem Gedicht zu neues. wird das Lied Die Art, wie die Musik verbindet, wie Ton und Wort sich einer vollendeten Einheit ganz hingegen durchdringen, ist etwas Seine Lieder sind musikalische Gedichte. Sie entfalten eine Art Musik, der sich nur Mit Recht betont von poetischem Zauber in der in dieser Form findet. Furtwängler, der Idealfall für Lie der sei nicht der, in dem das Gedicht selbst schon voll kommen ist. Bei den schönsten Goethe-Gedichten ist, so sagt er, die beste Komposition oft keine Steigerung fügt wohl etwas neu es dazu des Endeindrucks. Sie - » 94 « aber das Ganze ist in der Endwirkung nicht notwendig schöner oder bedeutender als das Gedicht für sich. So müssen wir auch in den Goetheschen Schubert-Liedern zwei Typen unterscheiden. Bei Gedichten höchster Voll kommenheit wie "Gretchen am Spinnrad" oder med" des - größer etwas "Gany kann man nicht sagen, daß der Eindruck des Lie ist als bei den Gedichten allein. Aber es ist Neues, Wunderbares, das dadurch zustandekommt, daß die Musik sich von dem Gedicht läßt emporheben und mit ihren ureigenen Mitteln die Welt des Gedichtes und das dem Gedicht zugrundeliegendeErlebnis adäquat zum Ausdruck bringt. Das musikalische Werk ist dar um als solches eine große Bereicherung der Kunst, wenn es auch keine Steigerung des Gedichtes ist. Etwas Ana loges liegt in Ver dis Meisterwerk "Othello" vor im Endeindruck ist die Oper nicht reicher, größer, schöner als der gesprochene Othello von Shakespeare aber wir müssen Gott danken, daß wir dieses herrliche gewaltige Musikdrama von Verdi besitzen, das in erstaunlicher - - Shakespeares Geist erfüllt ist. In Liedern wie "Gretchen am Spinnrad" und "Ganymed" zeigt sich das unerhörte Genie Schuberts aber gerade darin, selbst in der dienenden Haltung dem Gedicht gegenüber so groß und originell sein zu können. Anders beim "Erlkönig", bei Marianne von Wille mers ganz vom Geiste Goethes inspiriertem Gedicht "Suleika". Hier überragt das Lied im Endeindruck noch Weise von » 95 « das Gedicht. Das Gedicht ist heit, aber nicht Steigerung der großer Schön jener Vollkommenheit, die eine Endwirkung durch Musik ausschließt. zwar von von Das Schubertsche Lied "Suleika" ist darum noch gleich größer als das Gedicht, wenn es auch Geist un vom Geiste des Gedichts ist. Abgesehen von der Frage größer ist als die Dichtung ob das Lied stärker und für sich, müssen wir in Schuberts Liedern verschiedene lich der Rolle von Grundtypen hinsicht Musik und Wort unterscheiden. Wenn die Gedichte eine starke, potente Eigenwelt be sitzen, geht Schubert in seiner Musik derart auf diese besondere Welt ein, daß das Lied Geist vom Geiste des Dichters wird. Dies gilt ebensogut von einem Lied wie "An Silvia", das in seiner Gesamtwirkung über das Ge dicht hinausgeht, wie für den "Ganymed", der als Ge dicht noch größer bleibt. "An Silvia" atmet eine aus gesprochene Shakespearesche Welt die Universalität Shakespeares die einzigartige, holde Poesie der "Bei den Veroneser". So ist "Ganymed" ganz von Goethe - - schern Geist durchflutet. Das vielleicht vollkommenste aller nur rer Schubert-Lieber, Suleikas ganz den Geist erster Gesang, gibt nicht Goethes, sondern auch in besonde Weise die Welt des Westöstlichen Divans. In diesen Liedern ist Dichters versetzt, Mittel. Eine wenn man primär in die Welt des auch ganz durch musikalische einzigartige Genialität prägt sich » 96 « in dieser Franz Handschrift Schuberts Skizze zu "Mirjams Sieg sgesang" 1828 Fähigkeit ters aus, in voller musikalisch zu Originalität In einem zweiten Typus lisiert die Musik tiell vorhanden rück den Geist des Dich inkarnieren. erst war. Schubert-Liedern aktua von vieles, was im Gedicht nur poten Die Welt des Dichters tritt hier zu gegenüber der Schuberts. Aber die Atmosphäre des Gedichts hat doch einen starken Einfluß auf das Ganze, auch mehr den einer wenn Genius. Hier Anregung für Schuberts gilt insbesondere Furtwänglers Äußerung: "Bei Schubort schlingt die Musik die Worte mit in ihren Gruppe bilden Lieder wie "Du bist die Ruh", mit dem Text von Rückert, das liebliche "Die linden Lüfte sind erwacht", mit Uhlands Text, vor al Strom." Diese lem aber die beiden wunderbaren Lieder auf Schillersdie Gedichte: das diose einzigartige "Sehnsucht", "Gruppe Dichtungen dem Tartarus". Auch die Lieder auf aus von und die gran Mathias Claudius, das herrliche "Tod und das Mädchen" und "Auf Anselms Grab" gehören dahin. In einem dritten Typus von Liedern erhebt Schubert ein in sich unbedeutendes Gedicht in eine von ihm allein geformte Welt. Die Wort und Musik ist auch hier werden schön und Unerschöpflich poetisch zu neue völlig neue, Einheit von finden. Ja, die Worte durch die Musik. ist die Fülle verschiedener Register, die Schubert in seinen Liedern ziehen kann. Bald eine volkstümliche Einfachheit wie im "Lindenbaum" oder » 97 « "Heidenröslein", voll von unschuldigem Zauber und Poesie, bald eine Note fri scher Morgenstimmung des Lebens, wie in manchen Müllerliedern, bald ein Charakter romantischer Durch seelung der Natur, wie im "Erlkönig", bald eine tiefe Wehmut und Todesahnung, wie im "Wegweiser" und der "Krähe", bald das Element des Unheimlichen wie einer selbstverständlichen "Doppelgänger", bald die gereifte, geistige, sublime Lyrik, wie in der "Suleika", bald die höchste Goethe besonders sehe Poesie der Natur, wie im "Ganymed" die Stelle: "Lieblicher Morgenwind ruft drein die Nach tigall". Bald die leidenschaftliche Glut die Urtragödie im - - von Gretchens Gestalt im Faust in "Gret�en am bald eine dürre tragische Ironie, wie im "Leiermann", bald eine kontemplative Naturpoesie wie Spinnrad", in Schillers "Sehnsucht". Welche Spanne zwischen "An Silvia" und "Du bist die Ruh", oder zwischen der "Forelle" und dem "Wegweiser", zwischen "An die Musik" und "Die Krähe" jedes so schön und tief poe - tisch! Oder welche Verschiedenheit zwischen der gran diosen Welt der "Gruppe aus dem Tartarus" und der süßen Lieblichkeit des Liedes "Die Nachtigall" oder "Alinde". Hier offenbart sich, wie universal Schubert ist. Schubert hatte ein ganz besonderes Verhältnis Natur. Die Schönheit der bung Wiens, war eine Natur, besonders der Umge Hauptquelle » zur 98 « des Glücks für ihn. In seinen Liedern finden wir eine ganz neue Bezie hung der Musik zur Natur. Der Zauber eines Baches ist in unvergleichlicher Weise im Liede "Ein Bächlein hört das Wehen des Windes ich rauschen" wiedergegeben im "Erlkönig", die Welt des Schnees und Eises im "Lei - ermann". Wir denken hier nicht dergabe wir sie schon früh in der Musik Haydn eine imitative Wie an der Natur und bestimmter - wir denken elemente und ihren neue finden, - auch oft bei die Atmosphäre der Natur spezifisch poetischen Gehalt, den er an mit musikalischen Mitteln ist dies eine wie Naturlaute, Geist stellt. Es . vor unseren Rolle der Naturelemente in der Musik, die auch in Wagner in einzigartiger Weise geben ge ist. Es ist oft hervorgehoben worden, daß die Begleitung Bedeutung ge winnt, als sie vorher im Lied besessen. Dies gehört sogar wesentlich zu seiner Neuschöpfung des Lieds. Die Be gleitung ist nicht nur eine harmlose Ergänzung der gesungenen Melodie, sondern besitzt ein selbständiges Verhältnis zum Gedicht. Sie baut aus eigenen Mitteln die Welt und die spezifische Poesie der Worte auf. Dabei gewinnt sie eine analoge Bedeutung wie das Orchester in Schuberts Liedern eine ganz andere in Wagners Musikdramen. Diese Funktion der Begleitung ist keine rein ton malerische. Gewiß finden wir in ihr auch eine tonmale rische Wiedergabe des Baches, des Windes » 99 c usw. Aber es völlig verkehrt zu glauben, daß die Beziehung. der Begleitung zum Inhalt des Gedichts sich darin erschöpft. Es ist nicht diese nur imitative Widergabe .des Gegen stands, von dem das Gedicht spricht. Die bloße Tat wäre sache, daß wir einen an Bach, an den. Wind, das an Rauschen der Blätter erinnert werden, würde weder genügen, eine poetische Welt aufzubauen, noch würde dies mit musikalischen Mitteln eine bloße Anregung geschehen, sondern auf in' der Phantasie des Hörers hin auslaufen. Das Große und Einzigartige in Schuberts Liedbegleitung ist vielmehr, daß sie mit rein musi kalischen Mitteln, über alle Tonmalerei hinaus, die wirkliche Poesie, die Schönheit der Natur direkt gibt. und zwar oft weit über das hinaus, was dem Dichter gelungen ist, z. B. in der "Schönen Müllerin" und der "Winterreise". Die Musik öffnet vielmehr sionen von Durch sie werden lyrischen neue Dimen Schönheit und Poesie der Naturelemente. Gedicht uns, analog - wie in dem wahren tiefere Schichten der Poesie der . - Natur erschlossen. Daß die Begleitung nicht malerisch wirkt, sehen wir auch in "Gretchen rein ton Spinn Erfindung, das Spinnrad erinnert, son am rad". Nicht das ist das Außerordentliche der daß die Begleitung uns an dern der Kontrast des in der Begleitung zu dem Drama in der besondere Poesie dieser chung, ihrer Weiterrollenden unbarmherzig Begleitung, Singstimme, ihrer Unterbre zögernden Wiederaufnahme. » 100 ( die Der Strom Sdiubertscher Lieder - sie füllen sechs unerschöpflich dahinströmt, bietet immer neue Überraschungen, wenn sich auch natürlich inner halb dieses Stromes große Unterschiede in derSchänheit und Bedeutung finden. Ebenso wunderbar wie dieUnersdiöpflidikeit dieses Stromes, wie der Reichtum der Register, die Spanne zwischen den verschiedenen Welten, mutet uns die Genialität in der Durchdringung des Gedichts in be Bände der - stimmten Lieder an, besonders großer wenn das Gedicht von Höhe ist. Man muß sich die ganze erschütternde Größe der Dichtung von "Gretchen am Spinnrad" klar machen, um den einzigartigen Wurf von Schuberts Lied zu wür digen. Es sind Urworte der Menschheit, die in "Meine ·Ruh ist hin" ertönen eine Urtragik menschlichen Schicksals in überwältigender Einfachheit und Dichtheit gegeben. Dies Gedicht kann keiner, der empfänglich für wahrhaft große Dichtung ist, trockenen Auges lesen. - einzigartig hat Schubert mit nur siebzehn Gedicht komponiert! Welcher Einfall in dies Jahren der Begleitung, die das Spinnrad wiedergibt, welcher dramatischer Aufstieg bis zu dem "Und ach sein Kuß"; und dann die zögernde Wiederaufnahme der Beglei tung! In den zwei Liederzyklen "Die schöne Müllerin" und "Winterreise" hat Schubert eine ganz neue KunstUnd wie - - » 101 « geschaffen: ein musikalisches Epos, eine Reihe selbständiger Lieder, doch fortlaufend eine Geschichte erzählend, die als Ganzes eine Einheit bilden. Diese Kunstform bietet ganz neue Möglichkeiten künstleri scher Art, die Schubert in einzigartiger Weise ausgestal tet und verwirklicht. Ein locker gefügtes Ganzes, das gattung - den einzelnen Liedern ihre volle Freiheit läßt und doch ein einheitlicher, fortlaufender Strom, der vor unserem Geist eine bestimmte Gesamtatmosphäre ausbreitet. Der Text der Müllerlieder ist bescheiden; aber im Lie derzyklus Schuberts ersteht eine unvergleichliche Welt poetischen Zaubers vor uns, der auch die Dichtung kost bar und liebenswert macht. Welch tion, unerschöpfliche Erfindung, quellende Inspira vom Zauber Schubertschen Geistes erfüllt. Das ganze Auf und Nieder von Glückserwartung, Hoff nung, Liebe, Schmerz, Wehmut spielt sich vor uns ab ergreifender Aufruf in dem "Der Mai ist gekom welch süßes, herzbewegen men, der Winter ist aus" des Murmeln in dem Wiegenlied des Baches. welch - Wenn sich in der "Schönen Müllerin" die wunder bare lyrische Anmut Schuberts entfaltet, so ersteht in der" Winterreise" die andere Seite Schuberts vor uns: das Dämonisch-Unheimliche. Dieser zweite Lieder ungleich bedeutender. Lieder, wie "Im Dorfe", "Der Wegweiser", erheben sich nicht nur zu noch größerer musikalischer Schönheit und Tiefe sonzyklus ist noch - » 102 « dern das Ganze besitzt eine viel intensivere, konzen triertere Note. Gewiß, auch hier finden wir volkstüm lichere Lieder, B. "Der Lindenbaum". Aber die Mehr zahl ist von z. straffer Durchformung und einer gedrunge Kraft, besonders das letzte, "Der Leiermann". Spaun berichtet, wie Schubert eines Tages sagte: ",Komme nen heute zu Schober, ich werde euch einen licher Lieder Kranz schauer Ich bin vorsingen. ihr dazu sagt. Sie haben begierig zu hören, was mich mehr angegriffen, als dieses je bei anderen Liedern der Fall war.' Er sang uns nun mit bewegter Stimme die ganze Winterreise durch. Wir waren durch die düstere Stimmung der Lieder ganz verblüfft, und Schober sagte, es habe ihm nur das Lied .Der Lindenbaum' gefallen. Schubert sprach hierauf nur: .Mir gefallen diese Lieder mehr als alle, und sie werden euch auch noch bald wir gefallen.' Und er hatte recht, dem Eindruck dieser wehmütigen begeistert, die Vogl meister haft vortrug. Sie waren sein eigentlicher Schwanengesang." Trotz der Gesamtatmosphäre, die diesen Zyklen eigen ist, gibt es innerhalb derselben große Unterschiede in der Schönheit, Potenz und Tiefe der einzelnen Lie waren von Lieder der. Die völlig Verbindung Ton und Wort im Lied ist eine andere als in der Dramen zum von von großen Oper - so verschieden wie Gedichten sind. Wie das Talent, das einen Dramatiker macht, noch nicht » 103 « notwendig große Gedichte gebiert, und umgekehrt, so auch in Bezug auf Lied und Oper. Hölderlin, nach Goethe Deutschlands größter Lyriker, war kein Dramatiker, so wenig wie Kleist ein Lyriker In der Oper sei es im Fidelio, im Figaro oder Don Juan, sei es in Wagners Tristan oder Meistersinger gestaltet die Musik die Charaktere. Die Personen auf der Bühne, die sich be wegen und agieren, singen ja selbst und die Musik wird zu ihrem Wesensausdruck. Sie gestaltet ferner die ganze - -. - dramatische Situation, die wir auf der Bühne sehen und miterleben. All dies fällt gänzlich weg beim Lied. Hier vereint sich die Musik mit der ganz in sich geschlosse poetischen Welt des Gedichts, die sich nicht als Wirklichkeit präsentiert, wie das Drama, sich nicht vor uns. abspielt, sondern uns wie durch ein Fenster in eine Welt für sich blicken läßt. Einerseits ist die Verwebung von Wort und Ton in der Oper eine noch radikalere, nen, andererseits im Lied eine noch intimere und detaillier tere. Es braucht uns darum nicht zu wundern, wenn der König des Liedes, trotz vielgestaltiger Versuche keine Singspiele und Opern geschaffen hat, die sich durch setzen konnten. Er komponierte im ganzen achtzehn Bühnenwerke. Noch auf seinem Sterbebett beschäftigte ihn der Gedanke an seine Oper "Graf von Gleichen", zu. der sein Freund Bauernfeld den Text geschrieben hatte. Aber die Bühnenwerke 'haben sich nicht durchgesetzt, sie sind auch » an 104 « Bedeutung nur nicht mit seinen sonstigen Werken unvergleichbar. Bezeichnend 'genug: das schönste in seinen Opernsindmeist dieOuvertüren oder die Zwischenaktmusik wie beiRosamunde - - also die Teile absoluter Musik. Wir können hier-leider nicht auf alle absoluter Musik in Schuberts Werk nur nen Gattungen eingehen, sondern ganz eige kurz auf Verschiedenes hinweisen. Einen Platz in Schuberts Werk nimmt seine Musik für Klavier ein. Es ist ein weiteres Zeichen seiner Potenz . uroriginellen Geistesart. daß er, der Erbe Beet hovens,' einen völlig anders gearteten Aspekt des' Kla viers gegenüber Beethoven entwickelt, Gewiß, seine Sonaten können- 'nicht' mit' denen Beethovens, was Schönheit, Gewalt und Tiefe betrifft, verglichen wer den. Aber 'er strebt auch in keiner Weise' Analoges 'an. Er gibt dem Klavier eine ganz andere, durchaus neue und . 7 Funktion, undin diesem Rahmen schafft er Werke großer von Schönheit und besonderem Reiz. Seine Art der Klaviermusik hat auch einen außerordentlichen Einfluß auf die Klavierliteratur im neunzehnten ausgeübt. Eine geradezu schafft er J ahrhundert 'neue Gattung der Klaviermusik aber mit seinen vierhändigen Stücken. Von all den vielen Werken zu vier Händen erwähne ich wunderbare, geheimnisvolle' nur die Fantasie in G-dur, die Einzigartiges in der Klavierliteratur darstellt, Schubert begann schon im Alter von sechzehn Jahren etwas » J05 « Symphonien zu schreiben. Während die erstendreiSym phonien noch relativ unbedeutend sind, hat er schon mit neunzehn Jahren die sogenannte Tragische und die fünfte Symphonie komponiert. Es sind herrliche Werke, voller schöner Einfälle und mit einer edlen poetischen Welt. Doch tragen sie noch nicht den vollen Stempel von Schuberts Eigenart; man hat sie darum scherzhaft die Haydn-Mozart-Symphonien von Schubert genannt. Jahre früher komponierten Liedern Gret Spinnrad" und "Erlkönig" prägte sich seine In den zwei chen am " volle Individualität schon viel stärker aus. Aber auch hier die unbegreifliche Frühreife und Beschenktheit Schuberts, der so jung diese Symphonien schrieb, die durchaus nicht den Charakter von Imitationen oder Werken zweiter Hand besitzen, sondern voll echter In spiration sind Werke, die sich voll durchgesetzt haben. Oberraschenderweise ist die mit einundzwanzig J ah ren geschriebene sechste Symphonie nicht so bedeutend wie diese. Aber im Jahr 1822 also mit fünfundzwan zig Jahren ersteht das geniale, reife, herrliche Werk die h-moll-Symphonie, die man die Unvollendete - - - - genannt hat. Hier steht Schubert in voller Potenz vor uns. Das Werk ist durch und durch von seinem einmaligem Genius erfüllt. Welch verhaltene Kraft in dem Anfangsthema, das dann so eindringlich murmelnd fortschreitet. Welche Anmut in dem zweiten Thema, das sich, insbesondere in der Wiederholung, siegreich » 106 c ausweitet wie ein Ausblick in eine lichte Welt! Und wie dicht und ist der geheimnisvolle zweite Satz! Was Schubert als Symphoniker ist und noch hätte werden können, wäre ihm ein längeres Leben beschie also den gewesen, sagt die mit einunddreißig Jahren in seinem letzten Lebensjahr C-dur komponierte das Schubert in seinem Dieses Meisterwerk, Symphonie. Adel, in seiner ganzen Kraft und Größe zeigt, wurde bekanntlich erst zehn Jahre nach seinem Tod von Schumann im Nachlaß gefunden und nachher in Leipzig zum erstenmal aufgeführt. genial - - Auch die sakrale Musik nimmt einen breiten Raum in Schuberts Schaffen ein. Er hat im ganzen sieben geschrieben. Aber nur die letzte in Es-dur, in seinem letzten Lebensjahr geschrieben, steht auf der Höhe seiner ganz großen und eigentlichsten Werke. Ich Messen möchte besonders auf das »Incarnatus est" hinweisen, sanften, selig hinschreitenden Rhythmus etwas ganz Neues darstellt gegenüber dem mystisch geheimnisvollen Incarnatus der Missa Solemnis und das in seinem dem kontemplativangelischen Incarnatus der c-moll Messe Mozarts. Es ist das schönste Incarnatus der gan zen musikalischen Literatur, größten - wenn wir von den zwei dem Beethovenschen und Mozartschen - ab sehen. Einzig steht in der ganzen sakralen Musikliteratur auch die Verwebung von Incarnatus und Crucifixus da. » 107 « singen drei Stimmen, Tenor, Baß; Alt, abwechselnd das unvergleichliche Incarnatus.rdann folgt das herrliche Crucifixus mit der unheilverkündenden Trompete; darauf ertönt erneut, vom Sopran gesungen, das Incar natus, auf das wieder das Crucifixus folgt. Das ist eine ganz eigenartige Auffassung, die uns gleichsam das Incarnationsgeheimnis schon im Lichte des Kreuzes todes schauen läßt. Ein anderer Höhepunkt in dieser Messe ist das »Dona riobis pacem" wieder ein wunder bares Thema sakral, ergreifend, eindringlich! Hier Erst - - offenbart sich das tiefkatholische Element in Schubert. Aber der Höhepunkt in seiner Kammermusik seines Schaffens ist zweifellos zu finden. Schon das mit zwei undzwanzig Jahren komponierte Forellenquintett 'von ist unwiderstehlichem Zauber erfüllt. Hier tritt das DämonisCh-Geheimnisvolle, die Kraft der späteren Kammermusik noch nicht hervor, es ist vielmehr das Element 'einer unbeschreiblichen Anmut und. holden Poesie, das Zeugnis davon ablegt, wie Schuberts Genius sich auf diesem' Gebiet in höchster Potenz und Dichte zeigt. Dasselbe gilt in noch größerem Maße von dem mit dreiundzwanzig Jahren komponierten Quartettsatz. Ein außerordentliches Werk!'Und welch musikalische Kleinode sind die beiden herrlichen Quartette in a-moll und' d-moll mit den 'Variationen über das Lied "Tod und das Mädchen" .' Aber noch » 108 etwas « ungleich Größeres steht in dem Oktett, dem B-dur- Trio, dem Quartett opus 161 und dem C-dur-Quintett vor uns. glauben irrtümlich der HöhepunktSchubert läge in seinen Liedern. Aber so unver gleichlich und neu er als Liederkomponist ist-so sehr er der eigentliche Schöpfer dieser Gattung ist-wäre es doch falsch, in ihnen den Gipfel Sdiubertscher Mu.sik zu er blicken. So unerschöpflich die Welt poetischen Zaubers Manche sehen Schaffens . ist, die in seinen Liedern ersteht - musikwerken erhebt sich Schubert in diesen Kammer zu einer vollen Tiefe und Dichte, die ihn noch weit .. geheimnis größer und ... sublimer erscheinen lassen. Es ist ein besonderes Merkmal seines Genius, daß der in besonderer Weise durch das Wort wurde.ider . er, inspiriert in seinen Liedern wie kein anderer auf den einging daß er, der Meister des Liedes, doch noch zu ungeahnten Höhen aufsteigt, wenn er seiner musikalischen Inspiration allein folgen kann, Geist der Gedichte - wie in diesen Kammermusikwerken. Welche Welt dichter, .ergreifendervtiefer Genialität und unerhörter Poesie steht Meisterwerk von vor uns im Oktett! Ein atemraubender Genialität, eine, Welt für. sich,' in der die verschiedenen Aspekte des Schubert sehen Genius sich voll entfalten. Originalität ·der Einfälle, 'der Reichtum harmo nischerWandlungen, die Schubertschen übergänge von Dur und Moll, eine pastorale Poesie,-wie in Giorgiones Die Champetre, ahnungsvolle Geheimnis, Concert - Das herrliche Thema atmet die holde Demut und das alles kommt hier am Beginn des zu Wort. ersten das bedeutsam Geheimnisvolle. In den Satzes folgenden Themen im weiteren Verlauf dieses Satzes entfaltet sich die epische Tiefe, und eine aufregende Genialität. Eine alle Lieder hinausgeht und die Poesie, die noch über nicht romantisch, sondern wahrhaft klassisch ist. Welch große kontemplative Linie im zweiten Satz, schönsten, adeligsten Melodien ertönt, die je geschrieben wurden! Welch durchseelte Musik, die zugleich so von Naturwelten erfüllt, so keusch, so in dem eine der intensiv ist! Und in der Mitte dieses Satzes welche Ver dichtung und Ausdrücklichkeit im zweiten Thema. Welch berückende pastorale Poesie im dritten Satz, welch entzückender Obermut, und im fünften, welch ergreifende Holdheit, welch urpoetische Bewegtheit, voller Liebe, Reinheit und Demut; dann im Schlußsatz wieder das geheimnisvoll Tragische und Dämonische. Eine Welt voll hoher Schönheit und innerer Not genialer Präzision und unerschöpf Wahrlich, wenn Schubert nichts an deres als das Oktett geschrieben hätte, wäre er einer der größten Musiker! An das Oktett reiht sich das 1826 komponierte Quartett opus 161, das den Höhepunkt innerhalb der Quartette bildet. Der erste Satz mit seiner außerordent- wendigkeit, von lichem Reichtum. » 110 « liehen Dichte und Genialität ist auch von der geheim nisvollen dämonischen Note Schuberts erfüllt. Das Adagio ist vielleicht der schönste Satz. Es beginnt mit einem jener Schubertschen Themen, in denen sublime Anmut und ergreifende Demut enthalten sind. Wie dieses Thema sich in immer neuer harmonischer Wand bald hoch in der Geige ertönt, und be sonders am Schlusse immer neu herausgearbeitet und gewandelt wird, bald in Dur, bald in Moll, ist von un vergleichlicher Schönheit. lung entfaltet, Aber auch das Trio im Scherzo ist voller Subli mität. Seine sanft schreitende einem Typus von Bewegtheit gehört zu Themen, denen wir auch hin und Symphonien begegnen. Manchmal wird dieser Typus als »wienerisch" tanzartig empfun den. Dies scheint mir aber ein großer Irrtum. Die Be wieder in Bruckners wegung hat vielmehr einen schwebend sublimen Cha rakter und dieses Scherzo- Thema stellt einen Höhe punkt der besonderen Grazie, und Süßigkeit Schuberts dar. Und was herrliche eines soll ich erste von der ergreifenden Anmut dem B-dur-Trio sagen! Der beginnend und dann in Satz, voller Brio jener speziellen Schubereschen Themen heimnisvoller Wehmut mündend. Den von ge Höhepunkt stellt das Adagio dar, in dem ein Wort von ergreifender Schönheit gesprochen wird, eine Welt edler, reiner Ein dringlichkeit, ebenso schlicht wie tief, ebenso rein wie » 111 « von kontemplativer Sammlung süßes .Abschiednehmen erfüllt. Welch sanftes, Schluß dieses Satzes! Aber am auch im letzten Satz findet sich - nach der frischen, graziösen Einleitung eine unerhörte Stelle plötzlicher Sammlung, ein Verweilen in der Tiefe mit einem tra gischen Unterton. Den Gipfelseines ganzen Schaffens stellt vielleicht das Quintett in Csdur dar, das er unmittelbar vor seinem - gleichsam alle die verschie denen Züge Schuberts in höchster Vollendung Zu Wort. Im .ersten .Saez die gesammelte. Kraft und dann im Hauptthema Anmut und holde Demut. Das Adagio ist vielleicht das geheimnisvollste, was Schubert geschrie ben hat. Im ersten Teil ein heiliges Weben und ahnungs Tode' schrieb Hier kommen .. volles Schweben und darauf der dämonisch dunkle Teil, von gedrängter Kraft. Welch Genialität auch im Scherzo! Eine raschung desThema das große über bietet der letzte Satz: Dort ertönt ein blühen von freudigste überströmender Lebensfreude, vielleicht aller Schubertschen Themen -und dann wieder ein herrliches Thema, in dem jenes kontempla tive Verweilen mit einem Unterton tragischen zu fin den ist. spezifisch ergreifende Gestalt. Einer seits seine gottbegnadete Beschenktheit und anderer seits seine einzigartige Bescheidenheit. Oft verweigerte er 'bei den Schubertiaden seine Lieder zu begleiten und Schubert ist eine » 112 « blätterte grund. nur um Als oder man zum setzte sich weitab in den Hinter erstenmal sein und das Mädchen" aufführte bertiade - äußerte der erste Quartett "Der Tod in einer solchen Sdiu - Violinspieler zu Schubert: "Brüderl, bleib du lieber bei deinen Liedern, das packte darauf, ohne ein Wort nichts." Schubert ist zu sagen, die Noten wieder ein und ließ dieses einzigartige liegen. Kurz vor seinem Tode nachdem er die C-dur-Symphonie, die Es-dur-Messe und das sublime Quintett in C-dur geschrieben hatte, meldete er sich im Konservatorium, um bei Simon Sechter Unterricht in Kontrapunkt und Musiktheorie Werk in einer Schublade - zu nehmen. Selbst einer großen Schüchternheit bei ihm. Er saß bei der begegnen wir oft seiner Oper "Zwil lingsbruder" mit seinem Freund im Hintergrund. Die Oper eigentlich mehr eine Operette hatte großen Aufführung - Erfolg - und Schubert wurde stürmisch Er aber rührte sich nicht "Kaput-Rock" von seiner hervorgerufen. Loge, weil er seinen anhatte und sich nicht damit zeigen wollte. Als ein Freund ihm anbot, Schuberts "Kaput Rock" mit seinem Frack umzutauschen, fand er noch Ausreden: das ließe sich nicht machen aufführung seines und oft mußte Kaffeehaus "Erlkönigs" man ihn herausholen, aus damit komme. Diese Schüchternheit » 113 war er usw. Zur Erst nicht erschienen einem Restaurant oder er zu einer Schubertiade zeigte « sich auch bei sei- Besuch bei Beethoven. Schubert brachte im nem ersten Jahr 1822 - also mit fünfundzwanzig Jahren hoven seine Variationen vier zu Beet - Händen, die ihm er gewidmet hatte. Als Beethoven den Wunsch äußerte, Schubert möge selber die Beantwortung seiner Fragen niederschreiben, war dessen Hand wie gefesselt. Beet hoven durchlief das monische Schubert Exemplar und stieß auf eine har Unrichtigkeit; mit sanften Worten machte er darauf aufmerksam, aber sogleich beifügend: dadurch aber das ist keine Todsünde. Schubert war vollends außer Erst außerhalb des Hauses raffte Fassung gekommen. sich zusammen, aber er er hatte niemals den Mut, sich dem Meister wieder vorzustellen - bis Jahr 1827, als Beethoven schon schwer krank war. Hier zeigt sich neben der Schüchternheit auch die tiefe zum Ehrfurcht Die vor Beethoven. Schamhaftigkeit Sdru darin, daß er bei Lobsprüchen große Bescheidenheit berts äußerte sich auch und über seine Musik abwehrend die Hände erhob. Als einst in einer Gesellschaft viele wurden, äußerte wird's mir schon Andererseits, er: Lieder von ihm gesungen "Nun jetzt aber schon genug, jetzt langweilig." wenn er Zeit einmal etwas hörte was er vor erstaunt, daß es von geschrieben, ihm sei, und in echter Objektivität sagte er verklärt, er habe nicht gedacht, daß er so Schönes geschrieben. längerer war er Anselm Hüttenbrenner erzählt: "Lobte ich ein Lied » 114 « besonders, so da fällt einem dien strömen Kathi er sagte ,ja, - sogleich herzu, daß Fröhlich, das ist halt ein gutes Gedicht, Gescheites ein etwas es - die Melo eine wahre Freude ist'. " die Freundin Grillparzers, sagte von neidisch und mißmutig. Im Gegenteil, was hatte er für eine Freude, wenn etwas Schönes in Musik aufgeführt wurde. Da legte er die Hände inein ihm: "Nie war er ander und gegen den Mund und saß ganz verzückt da." Und Spaun herzig sagte von ihm: "Er war ungemein und offen, freundlich und dankbar - treu mitteilend in der Freude und verschlossen im Kummer." Wie schön sind die Worte, die er selbst ins Tagebuch schrieb: "Leichter Sinn, schweres Herz. Zu leichter Sinn birgt meistens ein schweres Herz." Typisch für Schubert war auch seine geringe Acht samkeit für die eigenen Werke. Kamen gute Freunde zu ihm, so nahmen sie Hefte mit sich und versprachen sie wiederzubringen, was aber selten geschah. Oft wußte Schubert nicht, wer dieses oder jenes Lied fortgetragen habe. Sein Famulus Josef Hüttenbrenner versuchte alles wieder mühsam Wie er von zu sammeln - es waren hundert Lieder. Gott verschwenderisch beschenkt war, wie der Strom seiner Einfälle verschwenderisch über floß, so war auch seine Haltung anderen gegenüber Bezug auf seine Werke. Und doch lebte bei aller in Be scheidenheit ein tiefes Bewußtsein seiner künstlerischen Mission in ihm - des Wortes, das Gott ihm » 115 « zu sprechen anvertraut. So sagte er einst die Orchestermusikern, zu erklärten, sie seien ebenso Künstler wie er: "Ich bin Schubert, der Großes gemacht hat und noch Größeres machen wird, denn ich bin nicht bloß ein Ländler . wie's in den dummen Kompositeur, Zeitungen steht und wie's die dummen Menschen nachschwatzen über die hohe feingebildete vor Geistigkeit Schuberts berichtet der Anton Ottenwalt: "Wir saßen bis kurz Mitternacht und nie habe ich ihn ernst, tief und wie von Poesie, von zum so gesehen ... wie begeistert er von der Kunst sprach, seiner Jugend und Freunden, von anderen bedeutenden Ideals " ... Menschen, vom Verhältnis des Leben. Ich mußte immer mehr erstaunen über diesen Geist." Aber nicht nur der Mensch Schubert ist eine ergrei fende und liebenswerte Gestalt. Auch seine Kunst hat eine besonders ergreifende und tief liebenswerte Note. Liszt hat dies in die herrlichen Worte gefaßt: ,,0 rastlos quellender, liebevoller Genius, Wohlklang, Frische, Kraft, Anmut, Leidenschaft, Besänftigung, Tränen und Flammen erströmen dir aus Herzenstiefen und Höhen und fast ließest du die Größe deiner Meisterschaft ver gessen ob dem Zauber deines Gemüts." Die unsagbare, holde Grazie, die Poesie der Natur - die sublime Schönheit der Demut, die in seinen Themen lebt, die tiefe Tragik, die seine geheimnisvolle, Kunst dämonische Kraft » 116 « - durchzieht, die auf dem Hinter- sanften und bescheidenen Persönlichkeit grund der all dies hat unerhört etwas Ergreifendes - und Liebens wertes. bewegt und mit liebender Ehrfurcht solcher gottbegnadeten Besdienktheit, die uns wie Wir stehen tief vor ein Wunder anmutet. Wie verstehen wir Schwind, der Ende seines Lebens sagte, allen Dingen, die je seien wertvollste das habe, gezeichnet einige Notenlinien, die er einst für Schubert in Ermanglung von Notenpapier zeichnete und die, kaum trocken, am von seine Hand Schubertsche Melodien festhalten durften. Schindler erzählt: "Da die Krankhkeit.der Beethoven viermonatigem Leiden endlich doch erlag, ihm von Anbeginn derselben die gewohnte Geistestätigkeit unmöglich machte, so mußte man an eine Zerstreuung für ihn denken, die seinem Geist und 'seiner Neigung nach So kam auch, daß ich ihm eine Sammlung von Schubert-Liedern und -Gesängen, ungefähr sechzig an der Zahl, und darunter viele damals noch im Manu entsprach. skript, vorlegte. fünf Lieder von es Der große Meister, staunte über die Zahl glauben, daß Schubert Sdiubert kannte, derselben und wollte gar nicht der früher nicht jener Zeit (Februar 1827) bereits über fünfhun dert geschrieben hatte. Aber staunte er schon über die Zahl, so geriet er in höchste Verwunderung, als er ihren Inhalt kennenlernte. Mehrere Tage hindurch konnte er sich gar nicht davon trennen und stundenlang verweilte bis zu » 117 « bei täglich er den Grenzen der Iphigenias Monolog, Menschheit, der Allmacht, der Jungen Nonne, der Viola, den Müllerliedern und anderen mehr noch. Mit freudiger Begeisterung rief er wiederholt aus: ,Wahr . lich, in dem Schubert wohnt ein göttlicher Funke!' Kurz, die Achtung, die Beethoven für Schuberts Talent groß, daß er nun auch seine Opern und Klaviersachen sehen wollte; allein seine Krankheit nahm bekam, war so bereits in dem Grade zu, daß er diesen Wunsch nicht mehr befriedigen konnte. Doch sprach er oft von Schu bert und prophezeite, daß dieser noch viel Aufsehen in der Welt machen werde." Anselm Hüttenbrenner berichtet: "Schubert schritt Trauergefolge, eine brennende Kerze tragend. Nach beendigter Feier fanden sich die Freunde ,Auf der Mehl grube' am ,Neuen Markt' zusammen. ,Auf den, den wir jetzt begraben haben!', sprach Schubert beim ersten im Glas. Und beim zweiten: ,Auf den, der der Nächste sein wird!'" Der Nächste nicht nur er war es war Franz Schubert selbst. Aber der Nächste, Beethoven im Tode auch in dem Sinn, daß kalische Genie nach Beethoven ken, wie viel schwerer und Gültiges war, in der Musik bedenken, daß - es es zu das er war. er war folgen größte musi zu - Wenn wir beden nach Beethoven Großes sagen; wenn wir ferner Schubert in seinem kurzen Leben einunddreißig Jahre - » nicht vergönnt war, 118 « semen Genius sich voll auswirken Gluck zu lassen, wie und es Händel, dann gegeben Haydn, die geheimnisvolle Tiefe und sublime Höhe vergegen wärtigen, die Schubert im Oktett, im B-dur- Trio, im Qartett 161 und vor allem im Quintett C-dur erreicht - stehen wir nicht war an zu - wenn wir uns sagen; nach den drei unbe Königen der Musik Bach, Mozart, Beet den unvergleichbaren und unerreichbaren hoven kommt vielleicht dem Range nach als Genius Schubert, denn: "wahrlich in diesem Schubert lebt ein göttlicher strittenen - Funke!" - - Inhalt Mozart 7 . Beethoven Schubert 43 . 77 Bilder Wolfgang. Amadeus Bleistiftzeichnung Anfang des Ludwig van Zeichnung von bei 16 Mozart Doris Stock 1789 bei 32 Requiems von Beethoven August Kleiber bei 48 . 1818 Freude, schöner Götterfunken, Seid umschlungen, Millionen bei 64 . Aus der Neunten Sinfonie Franz Schubert Aquarell Skizze von zu bei 80 . Wilhelm Riedl "Mirjams Siegeszug" Photos: Schuhert Alle übrigen vom von 1828 . bei 96 Bavaria, München Historischen Bildarchiv Handke, Bad Berneck DIETRICH VON HILDEBRAND Die Menschheit am Gesammelte und Abhandlungen Herausgegeben 658 und eingeleitet Scheideweg Vortra'ge von Karla Mertens Seiten, Leinen, 22,50 DM Die hier vereinigten Abhandlungen und Vorträge bilden bei aller Mannigfaltigkeit der Bereiche, die sie umgreifen, ein Gan zes. Sie sind der getreue Spiegel eines uni versellen Geistes, dessen Durchdringungs kraft, dessen Unbedingtheit im Verfolgen des Einen Notwendigen die organische Ein heit dieses Buches bildet. "Was die Abhandlungen zusammenfügt, ist vor allem die Hildcbrand eigene Kraft der phänomenologischen Methode, die in ehrfürchtigem Abtasten der Erscheinungen selbst schließlich zu ihrem Wesenskern hin führt. Welcher Reichtum hier für die Er fassung der personalen Werte bereitsteht, ist bekannt." Paul Hadrosse]: in "Känigsteiner Blättern DIETRICH VON HILDEBRAND Metaphysik Untersuchung 397 der Gemeinschaft über Wesen und lfl'ert der Gemeinschaft Seiten, Leinen, 16,80 DM verständigen Leser wird das Buch helfen, die Nebel zu zerteilen, welche die Schlagwörter der "schrecklichen Verein Dem facher" über das Spannungsfeld "Einzel mensch und Gemeinschaft" gebreitet haben. So eignet sich das Buch hervorragend zum Dienst an der Gegenwart. "Stimmen der z.«: Was Hildebrand über die Person schreibt und über die in ihr von Natur eingelasse Möglichkeiten zur Gemeinschaft hin, ist einfach klassisch. Klassisch ist auch der Aufweis des Gegeneinander und Zueinan der der verschiedenen Gemeinschaften. Leonbard Kiippers nen VERLAG JOSEF HABBEL REGENSBURG