fahne [fane], f. vexillum, ahd. fano m., mhd. van m., nnl. vaan f., ags

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fahne [fane], f. vexillum, ahd. fano m., mhd. van m., nnl. vaan f., ags
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Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. Online-Version vom 20.01.2017.
fahne [fane], f. vexillum, ahd. fano m., mhd. van
m., nnl. vaan f., ags. fana m., engl. erloschen,
doch im fr. fanon, das aus fano stammt, wieder
aufgenommen. im 16 jh. findet sich nicht selten
geschrieben fanne, fann und das männliche
geschlecht festgehalten. das isl. fâna f. erst in späterer zeit aus dem schw. fana, dän. fane, und
diese unserm deutschen wort entlehnt. das uralte
goth. fana m. hat die allgemeinere bedeutung des
lat. pannus, tuch, gewebe, gr. πῆνος, welchen es
sichtbar verwandt ist. ein vorschlagendes s zugestanden, lassen sich spannen und spinnen für
die wurzel vergleichen.
1) dieser zum grunde liegende sinn eines tuches
tritt auch in den ahd. zusammensetzungen
ougafano, halsfano, hantfano, sumarfano,
sweiʒfano, tiscfano u. a. m. deutlich an den tag,
wie man noch heute in Baiern und Östreich fahn
für halstuch, schleier, schnupftuch, schürze und
andere theile der weiblichen kleidung, wenigstens
scherzweise oder verächtlich gebraucht. auch in
Sachsen, Thüringen, Hessen und den meisten
übrigen gegenden. vgl. fähnchen 3. fahnenstaat
bezeichnet einen kleiderstaat, der zwar in die
augen fällt, aber keinen werth hat. Schmeller
1, 533. einem schneider erschien im traum der
teufel mit schere und fahn, den er ihm um den
kopf schwang. so oft nun der meister beim
zuschneiden einen lappen auf die seite warf,
zupfte ihn sein lehrjung und rief 'meister,
gedenkt an den fahnen!' Fuchsmundi 378. bei
Ulfilas ist fana geradezu lappe.
2) streitfahne, kriegsfahne, ahd. gundfano,
woher fr. gonfanon, it. gonfalone. es heiszt die
fahne tragen, aufrollen, aufstecken, aufwerfen,
entfalten, falten, heben, senken, schwingen,
schwenken, fliegen, wehen lassen, zur fahne
schwören, der fahne folgen, treu bleiben, bei
der fahne halten, seine fahne verlassen;
braucht er das kreuz zu einem fahnen.
H. Sachs IV. 1, 117d;
zwar er hats erfarn, das er am fannen gefürt,
das der löw vom stammen Juda gesigt. Nasus
nasenesel 72b; mit einem weiszen ausgesteckten fahnen. Kirchhof disc. mil. 36;
und führt sie fein in voller fahn
zu aller tugend mehlich an.
Ringwald l. warh. 222;
in voller aufgerichter fahn
dem feind entgegenrücken.
381;
den obersten gehorchen müst
und euch von ihnen in der fahn (kriegerschar)
regieren lahn.
296;
das wir als treue unterthan
evang. N 6b;
die deutsche poesie, zu welcher ich, nach meinem armen vermögen allbereit die fahne aufgesteckt. Opitz poeterei s. 13;
festhalten bei der rothen fahn.
[Bd. 3, Sp. 1242]
die ernste gravität läszt seine fahne fliegen.
Fleming 140;
wird nun der fan geschwungen.
Rompler 151;
gab mir mein oberster gleich im andern jahre
den besten unterofficiersplatz nebst der hof-
nung dasz mir mit ehesten eine fahne in die
hand gegeben werden solte. Felsenb. 1, 358; für
mich wäre ich gar nicht abgeneigt auch zu deiner fahne zu schwören (bildlich). Göthe 22, 46;
zum frohen zug die fahnen sich entfalten.
Schiller 336b;
doch meine fahne seh ich nicht. wo ist sie?
nicht ohne meine fahne darf ich kommen.
486b;
so ganz geblendet wart ihr, so bethört,
dasz ihr euch schartet unter Östreichs fahne.
Uhlands Ludwig 148;
und wider mich des aufruhrs fahne schwang. dessen Ernst 12;
hab ihm die fahne mit verdrusz geschwenkt. 95;
umflort ist ihr panier, die schärpen schwarz,
95;
wie die tugend einen ganz rühmlichen abzug
aus dieser weiblichen festung mit klingendem
spiel, fliegender fahne, brennender lunte hält.
J. P. pap. drache 1, 232.
3) die fahne weht auf der erstiegnen mauer, auf
dem thurm der burg, auf dem dach des hauses; Amor schüttelte seine flügel, floh und
stellte sich auf die knarrende fahne des kirchthurms. Thümmel Wilhelmine 126;
das ist Warin, der Schwabens fahne trägt.
am himmel ist geschäftige bewegung,
des thurmes fahne jagt der wind.
Schiller 399a;
an alter fanna affn doch,
dan soll der wind göih, wöi er mog,
er dröht si niet, knarzt in der häih,
dasz an der kupf in bett thout weih.
Grübel 2, 120.
4) fahne ist, wie fähnlein, auch benennung des
kriegshaufens, der sich um sie sammelt und der
auf sie schaut: es wurden alsbald zwölf fahnen
volk aus den schiffen ans land gesetzt. Olearius orient. insuln s. 152; hauptmann über eine
fahne, über eine compagnie.
5) bair. auch der fan, fanen, landfanen, verächt-
lich von einer im land herumschwärmenden
weibsperson, soldatenhure.
6) fahne, die niederhangende haut, der lappe am
hals des rindviehs, triel, halswamme, halswampe, in Baiern der fan.
7) fahne, weidmännisch, der schwanz des eichhorns.
8) fahne, ein kleines netz an der stange zum lerchenfang.
9) das oberste blatt der schmetterlingsblumen,
vexillum.
10) an der feder, der zu beiden seiten mit fasen
besetzte theil des kiels: diese feder hat eine
schöne, breite fahne; die fahnen der schreibfeder abstreifen. hierbei ist das lat. penna neben
pannus zu erwägen und it. pennone dazu.
11) schenkwirte kreideten sonst mit strichen an,
die man fahnen hiesz. eine fahne bier, eine zeche.
12) den buchdruckern heiszt der abzug von einzelnen seiten eines bogens eine fahne. auch das
nachweisungszeichen im manuscript.
13) er hat eine fahne, schweiz. es fähnli, ist
angestochen, hat einen spitz.
s. dachfahne, goldfahne, hauptfahne, hausfahne,
hoffahne, kriegsfahne, leibfahne, streitfahne,
sturmfahne,
thurmfahne,
trauerfahne,
wetterfahne, windfahne.