Die Kunst des Generationenvergleichens

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Die Kunst des Generationenvergleichens
Die Kunst des Generationenvergleichens
ISBN 978-3-9811055-0-6
Autor: Dr. Jörg Tremmel
SRzG-Studien 2/2006
Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen
Postfach 5115
61422 Oberursel
Tel. +49-6171-982367
Fax +49-6171-952566
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2
Abstract
Dieser Artikel will erstens klären, wie sich der Begriff ‚Generation’ wissenschaftlich definieren lässt. Dabei werden ‚gesellschaftliche’, ‚familiale’ und ‚chronologische’ Generationenbegriffe klar voneinander abgegrenzt. Zweitens untersucht der Aufsatz, welche dieser Bedeutungen für Aussagen über Generationengerechtigkeit benötigt werden, welche hingegen für
Aussagen über Generationensolidarität maßgeblich sind. Als Ergebnis zeigt sich, dass Aussagen über Generationensolidarität stets der familiale Generationenbegriff zu Grunde liegt, bei
Aussagen über Generationengerechtigkeit findet sich manchmal der familiale, meist jedoch
der chronologische Generationenbegriff. Der gesellschaftliche Generationenbegriff spielt
hingegen weder für Aussagen über Generationensolidarität, noch bei solchen über Generationengerechtigkeit eine Rolle.
Der Definitionsnebel
Es erfordert inzwischen einige Mühe, der Produktion von Generationen durch Wissenschaft
und Feuilletons zu folgen. Gesellschaftliche Generationen, politische, kulturelle, ökonomische, soziokulturelle, temporale, intertemporale, historische, heroische, postheroische, demografische, chronologische, genetische, biologische, familiale, genealogische, synchrone, diachrone, wohlfahrtsstaatliche, soziologische, soziale, pädagogische, überlappende, nachrückende, zukünftige, Zwischengenerationen und Generationseinheiten werden schon auf der
obersten Ebene unterschieden.1 Dabei ist auf dieser Metaebene eigentlich nur zu klären, welche Arten von Generationen es gibt. Eine Ebene darunter, bei den Namenszuschreibungen für
Menschen benachbarter Jahrgänge, welche sich in der Selbst- und Fremdidentifikation als
Werte-, Stil- oder Habitusgemeinschaft begreifen oder begriffen werden, nimmt der Wirrwarr
noch zu: Aufbaugeneration, Adenauergeneration, Flakhelfer-Generation, Skeptische Generation, Halbstarken-Generation, beat generation, Nachkriegsgeneration, 68er-Generation, APOGeneration, 78er-Generation, Generation der Neuen Sozialen Bewegungen, 89er-Generation,
Generation der Wende, Generation der Vereinigung, Generation Berlin, Generation X, Generation Y, Generation XY, Generation XXL, Generation Kohl, Generation Golfkrieg, Generation Golf, Generation Ally, Schlaffi-Generation, Tamagotchi-Generation, Generation Reform,
Generation Soap, generation-kick.de, Sophisticated Generation, Techno-Generation, CyberGeneration, Generation@, Medien-Generation, Internet-Generation, Generation Plus, Verdrossene Generation, Generation ohne Bindung, Generation Emotion, Mitgenommene Generation, 97er-Generation, 98-Generation, Generation 2000, 13th Generation, Generation N, Generation Ost, generation.de, Technik-Generation, Mutter-Beimer-Generation, SingleGeneration, Raver-Generation, Spass-Generation, Vereinigte Generation, Generation Praktikum.2
Und dies waren nur die Generationen seit 1945.
Ist es möglich, diesen Definitionsnebels zu lichten? Sollten die Wissenschaft überhaupt versuchen, zu einheitlichen Definitionen zu kommen? Die Möglichkeit, Theorien konstruktiv zu
kritisieren, wird für Wissenschaftler schwieriger, wenn Theorien Begriffe enthalten, die dau-
1
Drei Beispiele: Kohli und Szydlik unterscheiden den familialen und den gesellschaftlichen Generationenbegriff, wobei sie gesellschaftliche Generationen wiederum in politische, ökonomische und kulturelle aufteilen,
siehe Kohli/Szydlik 2000: 7
In der Terminologie des Konstanzer Soziologen Kurt Lüscher sind drei Generationenbegriffe zu unterscheiden,
der soziokulturelle, der genealogische und der pädagogische (Lüscher 2005: 55).
Rosenmayr hingegen benutzt den historischen Generationenbegriff, daneben unterscheidet er zwischen ‚Abstammungsgenerationen’ und ‚Generationen als der Polarisierung von Interessen altersmäßiger Großgruppen`.
(Rosenmayr 1993: 12)
2
Für Übersichten siehe Lüscher/Liegle 2003: 13, Kohli/Szydlik 2000: 7; Maase 2005: 223, Tremmel 1998: 27
3
erhaft unpräzise oder mehrdeutig bleiben.3 Ungeachtet dessen darf die Wissenschaftlergemeinde eine Definition, auf die sie sich verständigt hat, aber auch nicht als endgültig ansehen,
denn jede Definition ist immer in dem Sinne vorläufig, dass der Definitionsprozeß nach noch
herauszuarbeitenden Kriterien von Zeit zu Zeit erneut vorgenommen werden muß. Max Weber drückte das so aus: „Die Geschichte der Wissenschaften vom sozialen Leben ist und bleibt
daher ein steter Wechsel zwischen dem Versuch, durch Begriffsbildung Tatsachen gedanklich
zu ordnen, [...] und der Neubildung von Begriffen auf der so veränderten Grundlage. [...] Die
Begriffe sind nicht Ziel (Herv. im Original), sondern Mittel (Herv. im Original) zum Zweck
der Erkenntnis der unter individuellen Gesichtspunkten bedeutsamen Zusammenhänge: gerade weil (Herv. im Original) die Inhalte der historischen Begriffe notwendig wandelbar sind,
müssen sie jeweils notwendig scharf formuliert werden.“ 4
Der Begriff ‚Generation’ gehört nun zweifellos in die Oberliga soziologischer Topoi. Als dritte Kategorie neben ‚Schicht’ (bzw. deren Abwandlungen ‚Klasse oder ‚Milieu’) und ‚Geschlecht’ ist der Begriff unverzichtbar, um die Gesellschaft gedanklich zu ordnen. Über Jahrzehnte hat ‚Generation’ in den Sozialwissenschaften allerdings weniger Aufmerksamkeit erfahren als die anderen beiden Kategorien. In den letzten Jahren ist jedoch eine bemerkenswerte Renaissance des Generationenbegriffs zu beobachten.5 Zur Zeit erscheint eine ganze
Flut von Generationenliteratur.6
Übernimmt man das Phasenmodell von Weber, so steckt die deutsche Generationenforschung
in einer Orientierungsphase, was die Verständigung über ihr eigentliches Sujet angeht. Noch
ist unklar, welche Designate der Grundbegriff ‚Generation’ eigentlich bezeichnen soll. Damit
fruchtbare Theorien entstehen ist es also notwendig, dass der Generationenbegriff scharf, zumindest schärfer als bisher, definiert wird. Dieser Essay will zweierlei klären. Erstens soll
diskutiert werden, wie sich der Terminus ‚Generation’ wissenschaftlich definieren lässt. Da
nach Ansicht vieler Forscher verschiedene Bedeutungen des Begriffs unterschieden werden
müssen,7 soll zweitens untersucht werden, welche seiner Bedeutungen für Aussagen über Generationengerechtigkeit benötigt werden, welche anderen hingegen für Aussagen über Generationensolidarität maßgeblich sind.
Eine kriteriengeleitete Definition von ‚Generation’
Im Rahmen der Entwicklung eigener Kriterien für Definitionen müssen zunächst die Bestandteile einer Definition erläutert werden. Definition kommt etymologisch vom lateinischen
Wort ‚fines’ (Grenze)8 und soll eine Sache von einer anderen abgrenzen, damit die Wirklichkeit durch Worte beschreibbar wird. Wir finden uns nur in der Welt zurecht, indem wir lernen, Dingen Namen zuzuordnen. Aus der wabernden Masse des Ungeschiedenen und Unverstandenen wird jedes Ding, welches benannt wird, wie mit dem Zauberstab berührt herausgehoben.9 Die Sprache ‚erschließt’ die Welt, sie beeinflusst in hohem Grad, wie wir die
Realität begreifen, was wir als Wirklichkeit überhaupt ansehen. An der Entwicklung jeden
Kindes lässt sich das von neuem beobachten. Jede neue Sache, welches es benennen und aussprechen lernt, wird für den Verstand zugänglich.
Begrifflich soll im folgenden unterschieden werden:10
3
Savigny 1980: 8, Opp 2002: 131
Weber 1904: 207
5
Steffens 2004: 1
6
Maase 2005 stellte anhand von Buchtiteln eine signifikante Steigerung fest.
7
Weisbrod 2005: 4; Tennstedt 2004: 51, Bräuninger/Lange/Lüscher et al. 1998: 9
8
Definition (lat. definire, definitum >abgrenzen<, >bestimmen<); aus: Brockhaus - Die Enzyklopädie: in 24
Bänden, Leipzig - Mannheim, Internetausgabe, www.brockhaus.de, Suchbegriff: Definition, Rev. 2002-07-26
9
Vgl. Kamlah/Lorenzen 1967: 5
10
Vgl. Pawlowski 1980: 10f
4
4
- das Definiendum (das zu Definierende), also das Phänomen, welches einen neuen Namen
braucht.
- das Definiens (das Definierende), also die Wörterkombination, deren Sinn bekannt ist und
mit deren Hilfe der zu definierende Ausdruck bestimmt wird.
- die Definitionskopula, die das Definiendum mit dem Definiens verbindet und die Äquivalenz herstellt.
Alle Teile des Satzes zusammen bilden die Definition. Beispielsweise ist bei dem Satz
Soziale Rollen sind Ansprüche der Gesellschaft an die Träger von Positionen11
‚Soziale Rollen’ das Definiendum und ‚Ansprüche der Gesellschaft an die Träger von Positionen’ das Definiens. In diesem Beispiel bildet das Wörtchen ‚sind’ die Kopula.
Bei expliziten Definitionen enthält das Definiens (das Definierende) nur bekannte bzw. bereits definierte Begriffe. Die explizite Definition ähnelt einer Gleichung mit einer Unbekannten, wobei das Definiendum (das zu Definierende) die Rolle der Unbekannten übernimmt.
Nach welchen Kriterien kann man generell bei der Definition geistes- und sozialwissenschaftlicher Begriffe vorgehen? 12 Wenn darüber Einigkeit erzielt werden kann, so kann man auch
im Streit um die richtige Definition von ‚Generation’ begründeter als bisher Argumente austauschen. Denn dann können Autoren die Definitionskriterien des jeweils anderen oder die
Anwendung dieser Kriterien kritisieren. Die drei wichtigsten Kriterien sind die etymologische
Bedeutung, die Berücksichtigung des Gebrauchs der Mehrheit in der Scientific Community
und last not least die Adäquatheit. Das letzte Kriterium ergibt sich daraus, dass Definitionen
nicht wahr oder falsch sein können, wohl aber zweckmäßig oder unzweckmäßig.
Familiale Generationen
Die etymologischen Wurzel des Begriffes (lat. generatio = Zeugung, Zeugungsfähigkeit)13
verweisen auf die verwandtschaftlichen Beziehungen innerhalb der Familie. Familiäre Generationen bezeichnen die Glieder der Abstammungslinie (lineage).14 Daher spricht man hier
auch von ‚genealogischen’ Generationen. ‚Kinder’ werden von ihren ‚Eltern’ gezeugt - die
Begriffe ‚ältere’ und ‚jüngere’ Generationen hingegen gehören einem anderen Bedeutungskontext an. Dies wird klar, wenn man sich vor Augen hält, dass es junge Eltern und ältere
Eltern gibt. Im Rahmen der Verwandtschaftsbeziehungen können sogar gleichaltrige Verwandte durch eine ‚Generation’ voneinander getrennt sein, z.B. wenn eine Frau erst mit 36 ihr
erstes Kind bekam, ihre Schwester aber bereits mit 18 und deren Tochter auch bereits wieder
mit 18. Diese Beziehungen sind zunächst auf der Mikroebene angesiedelt, daher spielt dieser
Generationenbegriff z.B. auch in der Psychoanalyse eine Rolle.15 Die Beziehungen zwischen
11
Dahrendorf 1971: 13
Mit den Kriterien für Definitionen in den Sozialwissenschaften beschäftigt sich Tremmel 2003b in seiner Abschlussarbeit. Die einzige weitere Monographie über Kriterien für Definitionen in den Sozialwissenschaften, die
dem Autor bekannt ist, stammt von Pawlowski 1980. In weit weniger elaborierter Form finden sich Kriteriensammlungen auch bei Prim/Tilmann 1977: 31–80 oder Savigny 1980. Kriteriensammlungen für die Naturwissenschaften und Abhandlungen über das Definieren allgemein finden sich u.a. bei Essler 1970.
13
Meyers Enzyklopädisches Lexikon übersetzt den lateinischen Begriff ‚generatio’ mit Zeugung bzw. Zeugungsfähigkeit (Meyers Enzyklopädisches Lexikon 1980: 993). Rosenmayr zufolge ist ‚generatio’ eher mit
‚Hervorbringung’ zu übersetzen (Rosenmayr 1993: 12). Siehe für die Diskussion über die etymologische Bedeutung ausführlich: Lüscher/Liegle 2003: 243 f.
14
Kohli/Szydlik 2000: 11
15
“Die Psychoanalyse eignete sich den Generationenbegriff [...] an und leitete aus familien- und individualpsychologisch orientierten Ansätzen eine Begriffstheorie ab, die die generationelle Weitergabe historischer Erfahrungen unter Einbeziehung von Übergrangs- und Übertragungsprozessen herausstellt“, siehe Jureit/Wildt
2005: 19
12
5
Eltern und ihren Kindern werden aber auch mit Hilfe der empirischen Sozialforschung auf der
Makroebene untersucht, z.B. von Familiensoziologen.16
Über diese erste Bedeutung des Generationenbegriffs besteht weitgehend Einigkeit. ‚Genealogisch’, ‚familial’ und ‚familiär’ werden von der Wissenschaftlergemeinde synonym verwendet. Die Definition ist weder zu weit noch zu eng.17 Der innere Wortsinn des Definiendum ist beachtet. Forschungsthemen sind familiäre Generationenbeziehungen, bei denen es
z.B. um die Probleme der Ablösung der Kinder von ihren Eltern geht, des weiteren Fragen
wie die räumliche und emotionale Nähe bzw. Distanz, Häufigkeit der Kontakte, Hilfe- und
Pflegeleistungen zwischen Großeltern, Eltern und Kindern und ähnliches. Die plakative Frage, ob der Familie der Niedergang droht oder ob sie das Modell der Zukunft ist, fällt ebenso
in diesen Bereich.
Neben dem familialen Generationenbegriff, wie ich ihn im folgenden nennen werde, gibt es
aber weitere, die nicht durch seine etymologischen Wurzeln erklärt werden können. Soll ein
Generationenbegriff Menschen benachbarter Jahrgänge, die eine Vergemeinschaftung erfahren haben, bezeichnen, so müssen wir auf die beiden anderen Definitionskriterien zurückgreifen.
Gesellschaftliche Generation
Der klassische Referenztext zu Generationen in diesem Sinne ist Karl Mannheims epochaler
Aufsatz „Das Problem der Generationen“.18 Mannheim unterscheidet zwischen ‚Generationslagerung’, ‚Generationszusammenhang’ und ‚Generationseinheit’. Eine ‚Lagerung’ ist das
zeitliche Zusammentreffen der Jugendphase mit geschichtlichen Ereignissen, die das Potential haben, eine nachrückende Generation zu prägen. „Die Lagerung enthält nur potentielle
Möglichkeiten, die zur Geltung kommen [oder] verdrängt werden [...] können.“19 Voraussetzung für eine gemeinsame Lagerung ist zumindest die Möglichkeit der Kommunikation. Diese war zu Zeiten, als es noch kein Telefon und Internet gab, schon durch die räumliche Trennung begrenzt. So haben sich nach Mannheim die chinesische und die deutsche Jugend um
1800 logischerweise nicht in einer verwandten Lagerung befunden.20 Aber auch wenn eine
Generationslagerung vorliegt, so muss sich daraus noch keine Prägung ergeben. Mannheim
nennt das Beispiel der entlegen lebenden bäuerlichen Jugend, die von den sozialen und geistigen Umwälzungen, die nach 1800 die städtische Jugend bewegten, gar nicht berührt wurde.21
Ein ‚Generationszusammenhang’ entsteht erst, falls ein geschichtliches Großereignis zum
Polarereignis wird, falls es also das Bewußtsein junger Menschen prägt. „Diese Verbundenheit könnte man kurzweg als eine Partizipation an den gemeinsamen Schicksalen (Herv.i.O.)
dieser historisch-sozialen Einheit bezeichnen.“22 Jetzt bekommen die jungen Bürger eine
wichtige Veränderung nicht nur am Rande mit, sondern sie fühlen sich als Personen davon
betroffen und setzen sich damit auseinander. Das Ereignis verändert sie.23 Als ein solches
geschichtliches Ereignis nennt Mannheim die Befreiungskriege gegen Napoleon.24 Vergleich-
16
Obwohl zwischen Mikro- und Makroebene mehrere Zwischenebenen eingezogen werden können (vgl. Heintz
2004), unterscheidet dieser Artikel nur zwischen zwei Ebenen.
17
Zahlreiche Beispiele für zu enge und zu weite Definitionen finden sich in Tremmel 2003b und Pawlowski
1980.
18
Mannheim 1928
19
A.a.O.: 309
20
A.a.O.: 310
21
A.a.O.: 310
22
A.a.O., 309
23
Mannheim geht davon aus, dass es stets die äußeren geschichtlichen Tatsachen sind, die die Menschen zu
Generationen prägen. Es ist eine alte Debatte, ob nicht eher „Generationen Geschichte machen“. Steht ersteres,
die erfahrungsbezogene Vergemeinschaftung durch einen Krieg oder ein Ereignis wie den 11. September im
Vordergrund, so könnte man die gesellschaftliche Generation eine ‚Erfahrungsgeneration’ nennen. Es scheint
auch gesellschaftliche Generationen zu geben, die ohne äußere Initialzündung politisch aktiv werden und die
Gesellschaft prägen oder gar umkrempeln. Darauf einzugehen, ist hier jedoch nicht der Platz.
24
Mannheim 1928: 310
6
bare Ereignisse jüngeren Datums sind möglicherweise der 2. Weltkrieg, die 68er-Zeit, das
Ende des Kalten Krieges 1989 oder den Terroranschlag vom 11.9.2001.
Aber auch wenn die Sozialisation gegeben ist, d.h. wenn Individuen tatsächlich an der Geschichte partizipieren, also einen ‚Generationszusammenhang’ bilden, so folgt daraus für
Mannheim noch nicht, dass sie auch eine ‚Generationseinheit’ bilden. „Ab 1800 steht z.B.
(beiläufig gesprochen) immer klarer abhebbar eine romantische, im Laufe der Zeit immer
konservativer Gruppe einer rationalistisch-liberal werdenden Jugend gegenüber. Man kann
bei weitem nicht sagen, dass diese Gruppen durch dieselben (Herv.i.O.) modernen Gehalte
verbunden sind“.25 Die Mitglieder einer jungen Generation, die in einem ‚Generationenzusammenhang’ stehen, bilden also nur dann eine ‚Generationseinheit’, wenn sie dieselben
Überzeugungen und Werte herausbilden, oder anders gesagt: wenn sie die gleiche Antwort
auf eine geschichtliche Frage geben. Sonst kommt es zur Bildung mehrerer Generationseinheiten, die sich diametral gegenüberstehen können. So geschehen etwa in der Ablehnung der
Weimarer Republik durch junge Braunhemden und junge Kommunisten. Es gibt auch Beispiele aus der Gegenwart: Auf den Megatrend der Globalisierung gibt zur Zeit ein Teil der
Jugend die Antwort des Widerstands. Bezeichnend ist die Maxime der Globalisierungsgegner
„Eine andere Welt ist möglich.“. Ein anderer Teil der Jugend reagiert mit Anpassung und
macht sich lieber fit für den globalen, neoliberalen Wettbewerb. Ein Generationszusammenhang - zwei Generationseinheiten.
Die Mannheim´schen Definition gilt bis heute als äußerst fruchtbar.26 Ausgehend von diesem
Dreischritt definieren Soziologen heute ‚gesellschaftliche Generationen’ in Anlehnung an die
Mannheim´schen Generationseinheiten. Es ist das Gefühl der gleichartigen Betroffenheit
durch eine geschichtliche oder gesellschaftliche Situation, durch die sich eine eigenartige Nähe von sich ansonsten fremden Personen ergibt, die benachbarte Geburtsjahrgänge zu einer
Generation macht.27 Diese kollektive Identität als ‚Generation’ kann sich trotz unterschiedlicher Herkunft, Religion und ethnischer Zugehörigkeit herausbilden. „Aus Gleichaltrigen werden Gleichartige“,28 es entstehen also Gruppen von Menschen, deren Einstellungen, Orientierungen und Verhaltensweisen zu einem signifikanten Grad homogen sind.
Die Wissenschaft verwendet für die Generation im Sinne einer Werte-, Stil- oder Habitusgemeinschaft unterschiedliche Begriffe: Eine große Gruppe deutscher Generationenforscher
favorisiert den Begriff ‚gesellschaftliche Generationen’ (Kohli, Szydlik, Motel-Klingebiehl,
Künemund). Zum Teil wird in der einschlägigen Literatur auch von ‚soziologischen Generationen’29 gesprochen. Im englischen Sprachraum ist hingegen der Begriff ‚historical generation’ für eine Generation in diesem Sinne verbreitet. Es gibt keine klare Mehrheit der Scientific
Community für ein Definiendum. Betrachten wir deshalb nun die Adäquatheit bzw. den inneren Wortsinn der Ausdrücke ‚gesellschaftliche Generationen’, ‚historische Generationen’ und
‚soziologische Generationen’. Sachliche Vorbehalte gegen das Definiendum ‚gesellschaftliche Generationen’ ergeben sich allenfalls aus der Tönnies´schen Unterscheidung zwischen
Gesellschaft und Gemeinschaft. Dagegen hat das Definiendum ‚historische Generationen’ den
Nachteil, dass es gesellschaftliche Generationen historisiert, selbst wenn sie sich erst vor kurzem politisch durchgesetzt haben und in der Gegenwart prägend sind. Allerdings passt der
Begriff ‚historische Generation’ um so besser, je länger die vergemeinschafteten Jahrgänge
schon historisiert sind, also etwa für die Generationen des 19. oder 18. Jahrhunderts.
‚Soziologische Generationen’ wiederum impliziert, dass sich die Soziologie sich nur mit Generationen in diesem Sinne beschäftigt, was falsch ist. Hingegen wäre die Abwandlung ‚soziale Generationen’ ein sinnvolles Definiendum für Gruppen von Menschen im Sinne von
Werte-, Stil- oder Habitusgemeinschaften. Allerdings hat auch ‚sozial’ einen Doppelsinn im
Sinne von ‚vergemeinschaftet’ und ‚altruistisch’.
25
A.a.O.: 311
Liebau 1997: 21
27
Bude 2000a: 187
28
Leggewie 1996, 5
29
z. B. Lepsius 2002, Hillmann 1994, Herrmann 1993, Schüttemeyer 1998, Gukenbiehl 1995, Kilian 2000
26
7
Kohli und Szydlik schlagen vor, dass ‚gesellschaftliche Generation’ als Oberbegriff für ‚politische’, ‚kulturelle’ und ‚wirtschaftliche’ Generationen benutzt werden sollte.30 Hier ist jedoch
Vorsicht geboten. Das Betroffensein von einer Abbauphase des Sozialstaates ist zunächst
einmal eine Generationslagerung, also weder Generationenzusammenhang noch Generationeneinheit. Nur wenn als Antwort darauf eine Prägung entstände, dann hätte eine wirtschaftliche Situation zur Entstehung einer gesellschaftliche Generation (besser: einer gesellschaftlichökonomischen) geführt. Die gleiche Einschränkung gilt für die ‚Technikgenerationen’, die
Weymann untersucht.31 Nur weil 1976 doppelt so viele Deutsche einen Pkw besaßen als
1964, ist noch keine neue Generation entstanden. Nur wenn die Technisierung des Alltags als
einschneidendes geschichtliches oder gesellschaftliches Ereignis gewertet werden kann, dann
entsteht überhaupt eine Generationslagerung. Behält man dies jedoch im Auge, so erscheint
mir der Begriff ‚gesellschaftliche Generationen’ als der beste für die Generation im gerade
beschriebenen inhaltlichen Sinne.
Bisher wurde auf der Metaebene ‚familiale’ und ‚gesellschaftliche’ Generationen unterschieden. Welche gesellschaftlichen Generationen es deshalb ‚gibt’, also ob 89er oder Generation
@ ein besserer Begriff für die nach 1965 Geborenen ist, wurde noch nicht beantwortet. Dazu
auch nur einige wenige Anmerkungen. Was die Generationen seit 1945 angeht, so bemängeln
z.B. der Heidelberger Soziologe Rainer Lepsius in seinem kritischen Zwischenruf,32 aber auch
der Tübinger Kulturwissenschaftler Kaspar Maase33 zurecht die Willkürlichkeit und Beliebigkeit, mit der der (gesellschaftliche) Generationenbegriff inflationär allen möglichen Moden
aufgepappt wird. Begriffe wie „Generation Golf“ oder „Generation Ally“ mögen ihre Berechtigung im Feuilleton haben, sie sollten aber nicht von Wissenschaftlern als Beispiele für gesellschaftliche Generationen im Mannheim´schen Sinne verwendet werden. 90 Prozent der
Jahrgänge, der mit ‚Generation Ally’ angesprochen sind, dürften keine Ahnung haben, welche
‚Ally’ eigentlich gemeint ist. Und ‚Generation Golf’’ (die meisten Menschen denken ohnehin
an den Sport, wenn sie das Label hören) könnte genauso gut als ‚Generation Playmobil’ oder
‚Generation MTV’ heißen - es ist eine völlige Leerformel. Wissenschaftler sollten sich von
Journalisten dadurch abgrenzen, dass sie den Mut haben, auch mal zu sagen: „Dieses Generationenetikett ist aus wissenschaftlicher Sicht Unsinn.“ Würde dies anstatt einer kritiklosen
Addierung geschehen, so schmälze die (zweite) Liste, die den Einstieg zu diesem Artikel bildete, stark zusammen.
Eine zweite wichtige Frage ist, ob man einer gesellschaftlichen Generation auf Lebenszeit
angehört. Bude und Kohli vertreten diese Auffassung. So schreibt Bude offensichtlich über
die gesellschaftliche Generation: „Die Generation stellt dann die Wir-Gruppe für den vereinzelten einzelnen dar, die ein Gefühl von Zugehörigkeit und einen Sinn für Verortung ermittelt.“34 Ein paar Zeilen tiefer heißt es weiter „Womöglich kann man auf Karrierewegen seine
Klasse oder durch medizinische Eingriffe gar sein Geschlecht wechseln, doch der eigenen
Generation entkommt man nicht.“ Auch Kohli formuliert: „At the societal level, it refers to
the aggregate of persons born in a limited period (i.e. a birth cohort according to demographic
parlance) who therefore experience historical events at similar ages and move up through the
life course in unison. One cannot leave a societal generation or birth cohort in this formal
sense; they are fixed-membership entities.”35 In dieser Sichtweise bleibt der Einzelne sein
ganzes Leben lang entweder auf der einen oder anderen Seite der generationellen Kluft.36 Seine Generationszugehörigkeit wird durch das Älterwerden nicht berührt.
Diese Terminologie ist aber nicht unproblematisch. Denn die Einstellungen und Werthaltungen von Menschen verändern sich über ihre Lebenszeit. Bei den 1946-1953 Geborenen, also
den ‚68ern’ bzw. der ‚APO-Generation’ hat der Soziologe Klein „die Existenz einer die Gene30
Kohli/Szydlik 2000: 7
Weymann 2000
32
Lepsius 2005
33
Maase 2005
34
Bude 2000b: 20
35
Kohli 2006: 458
36
Roseman 2005: 182
31
8
rationenunterschiede überlagernden lebenszyklischen Wandlungsdynamik“ entdeckt: mit zunehmenden Alter wurden diese Jahrgänge materialistischer.37
Dieser Effekt kann bei unglücklichen Generationenetikettierungen unerwartet komische Folgen zeitigen, besonders wenn das Generationslabel nicht auf ein Jahr, sondern auf eine Eigenschaft der Generation bezieht. Die ‚Generation Golf’ besteht dann möglicherweise eines Tages hauptsächlich aus BMW-Fahrern, die ‚Friedens-Generation’ führt einen Krieg nach dem
anderen, die ‚Generation Praktikum’ sitzt auf den Chefsesseln.
Es stellt sich ein weiteres Problem: Was passiert, wenn Fremd- und Selbstidentifikation auseinander fallen? Nehmen wir als Beispiel einen 56jährigen, der 1950 geboren wurde, 1968 in
der Studentenbewegung aktiv war und sich damals als ‚68er’ begriff. Da auch die Wissenschaft seine Kohorte so bezeichnet, sind Selbst- und Fremdzuschreibung identisch. Inzwischen empfindet der 56jährige aber viele seiner damaligen Ansichten als Irrtümer und nennt
sich selbst einen ‚89er’. Er sagt von sich: „Ich war damals ein 68er, aber heute bin ich es
wirklich nicht mehr.“ Bliebe man bei dem Terminologievorschlag von Kohli und Bude, so
müssten Generationenforscher seine aktuelle Selbsteinordnung in eine gesellschaftliche Generation zurückweisen. Dieses Dilemma ist nicht auflösbar, daher sollte man den Begriff ‚gesellschaftliche Generationen’ so definieren, dass die Generationszugehörigkeit mit zunehmendem Alter wechseln kann.
Es ist nach Mannheim für die ‚Generationslagerung’ entscheidend, dass die äußeren Ereignisse mit der Jugendphase zusammenfallen. Für Mannheim sind ältere Generationen auch dann
nicht derselben ‚Lagerung’ zuzurechnen, wenn sie Teilstrecken des historischen Geschehens
zusammen mit der Jugend erleben. Denn für die Sozialisation sei es entscheidend, ob die geschichtlichen Ereignisse die Chance haben, erste Eindrücke bzw. prägende Jugenderlebnisse
zu werden oder nur als zweite oder dritte Schicht über frühere Erfahrungen dazukommen und
dann als ‚Späterlebnisse’ ganz anders verarbeitet zu werden. Dazu haben sich zahlreiche Generationenforscher kritisch geäußert.38 Auch aus entwicklungspsychologischer Sicht ist es
durchaus möglich, dass nach der für die Bildung eines Generationszusammenhangs konstitutive Erfahrungen bis ins spätere Erwachsenenalter gemacht werden können. Wie viele Jahrgänge können die Mitglieder einer gesellschaftlichen Generation aber dann auseinander liegen? Können 20jährige und 40jährige gleichermaßen zu einer ‚Generation’ gehören? Diese
unbeantwortete Frage ist das vielleicht größte Desiderat der Generationenforschung. Lepsius
wies darauf hin, dass die ‚Flakhelfergeneration’, der sein Jahrgang zugeschrieben wird, nur
zweieinhalb Jahre umfasst.39 Niederlage und Neuanfang 1945 hätten hingegen eine große
Zahl von Jahrgängen entscheidend geprägt. Eine ähnlich breite Zahl von Jahrgängen scheint
die 89er-Generation zu umfassen, die ja nicht nur durch das Ende der bipolaren Weltordnung,
sondern vor allem durch die Folgen dieses Ereignisses wie die Globalisierung geprägt und
sozialisiert wurde. Man kann ihr durchaus die 1965-1990 Geborenen zurechnen. Bei der gesellschaftlich-politischen Generation ist also annähernde Altersgleichheit nicht zwingend,
wenn auch die vertretenen Jahrgänge selten mehr als eine Dekade auseinander liegen.40 Noch
deutlicher wird dies bei gesellschaftlich-kulturellen Generationen im Bereich der Kunst (z.B.
die ‚Romantiker’) und Literatur (Generation von 1898, Generation von 1927, Lost Generation). In diesen Bereichen führt die Gemeinsamkeit der Stile und Themen zur Bildung einer
‚Generation’ im Sinne einer kollektiven Identität, die noch weniger vom Alter abhängig ist als
bei politischen kollektiven Identitäten.
‚Gesellschaftliche Generationen’ - das ist kaum zu bestreitbar - lassen sich nicht trennscharf
abgrenzen. Dies ist ihr große Unterschied zu familialen Generationen. Lüscher drückt es so
aus: [I]n den soziokulturell-historischen Anwendungen [ist] das Hauptaugenmerk meistens
darauf ausgerichtet [...], die Existenz von Generationen nachzuweisen und die Prozesse ihres
Entstehens zu untersuchen. In den genealogisch-familialen Diskursen hingegen wird diese
37
Klein 2003: 108 und Abbildung 2
z.B. Rosenthal 2000, 165
39
Lepsius 2005
40
Tremmel 1998: 215
38
9
Existenz [...] als selbstverständlich angesehen, und das Interesse gilt der Beziehungsgestaltung [...].41
Chronologische Generation
Offensichtlich gibt es neben dem familialen und dem gesellschaftlichen noch einen ‚chronologischen’ (synonym: ‚demografischen’, ‚biologischen’, ‚genetischen’) Generationenbegriff.
Gerade in dieser Bedeutung macht er seit wenigen Jahrzehnten Furore. Zwar hat sich die soziologische Forschung auch früher intensiv mit familiären Generationenkonflikten beschäftigt, aber auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene hatte der Konflikt alt-jung bzw. heutigzukünftig in der soziologischen Debatte lange Zeit keine besondere Bedeutung. Speziell die
Frage nach der Generationengerechtigkeit (als Pendant zur sozialen Gerechtigkeit und zur Geschlechtergerechtigkeit) wird immer häufiger ernsthaft in wissenschaftlichen Zeitschriften
untersucht.42 Parallel dazu stieg die Verwendung des Begriffs ‚Generationengerechtigkeit’
auch in Qualitätszeitungen seit 2001 stark an. So nannten z.B. die Süddeutsche Zeitung, die
FAZ, der Spiegel und die taz den Begriff im Jahr 2003 insgesamt 129 Mal in ihren Artikeln.
2002 waren es hingegen nur 74 Nennungen, 2001 sogar nur 19 Nennungen.43 Seitdem scheint
sich die Zahl bei etwa 90 Nennungen pro Jahr einzupendeln.44 Obwohl manche Soziologen
die These vertreten, dass „Generationengerechtigkeit“ ein von den Medien inszeniertes Problem sei,45 hat sich inzwischen gezeigt, dass es offenbar um mehr geht als ein Oberflächenkräuseln. ‚Generationengerechtigkeit’ wird nach Ansicht des Trendforschers Opaschowski
zukünftig sogar das Schlüsselthema unserer Gesellschaft werden.46
Gerechtigkeit zwischen heute lebenden Menschen und zukünftigen Generationen ist seit dem
Aufkommen der ökologischen Bewegung eine vielzitierte Begründung, warum die Natur geschützt werden sollte. Vor allem in der Debatte über die Krise der Sozialversicherungssysteme wird häufig auf die Figur der Gerechtigkeit zwischen jung und alt, zurückgegriffen. Auftrieb erhielt die Debatte seit wegen der demografischen Entwicklung eine „Wende zum Weniger“ prognostiziert wird. Sind die fetten Jahre vorbei? Müssen die Jüngeren fürchten, dass
sie nicht besser, sondern vielmehr schlechter gestellt sein werden als die heute ältere Generation?
Diese Fragen lassen sich offensichtlich nicht mit dem familialen oder dem gesellschaftlichen
Generationenbegriff fassen. Grundlegend erscheint zunächst die folgende Unterscheidung:
Erstens werden unter ‚Generationen’ Altersgruppen verstanden, indem man z.B. von der jungen, mittleren und älteren Generation spricht.47 Nach dieser Definition leben stets mehrere
Generationen gleichzeitig. Grundlage der Zuordnung ist das aktuelle Alter und damit ein bestimmter Geburtsjahrgang. In Mitteleuropa gebären Frauen heute durchschnittlich das erste
Kind mit knapp 30 Jahren. Daraus abgeleitet werden die Jahrgänge, die zu einem bestimmten
Zeitpunkt die Unterdreißigjährigen stellen, als die junge, die 30-60jährigen als die mittlere
und die Übersechzigjährigen als die alte bzw. ältere Generation bezeichnet. Gerontologen
empfehlen zurecht eine feinere Differenzierung, z.B. in Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, ältere Erwachsene, junge Alte und Hochbetagte. Die Generationengrenzen werden häufig
durch Rechtsnormen definiert, die an ein bestimmtes kalendarisches Alter anknüpfen, z.B.
den Beginn der Schulpflicht, die Mündigkeit, das gesetzliche Renteneintrittsalter.48
41
Lüscher 2005: 71
So wählte z.B. die Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“ dieses Thema kürzlich für eine seiner Ausgaben (8/2005) aus. Der Verband Deutscher Rentenversicherungsträger stellte seine Jahrestagung im Dezember
2003 unter dieses Motto (VDR 2004).
43
Nullmeier 2004a: 9
44
Haase 2006
45
Butterwege 2004; Steinert: 2004
46
Opaschowski 2000, 2004
47
Motel/Szydlik 1999, Hondrich/Koch-Arzberger 1992: 43-49 verwenden z.B. in ihren genannten Texten ‚Generation’ in diesem Sinn.
48
Kaufmann 2005: 202
42
10
Zweitens wird das Wort ‚Generation’ verwandt, um die Gesamtheit der heute lebenden Menschen zu bezeichnen. In diesem Sinn lebt jeweils nur eine Generation zur gleichen Zeit.49 Diese Bedeutung spielt vor allem in der Umweltdebatte seit den 1970er Jahren eine Rolle. Die
Rede von der ‚Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen’ ging zeitlich dem Sprechen von der ‚Generationengerechtigkeit’ voraus, da letzterer Begriff erst in den 1980er Jahren im Zuge der Debatte über den Sozialstaat aufkam.
Die Bedeutungen 1 und 2 sind beide rein zeitliche, chronologische Verwendungen des Generationen-Begriffs. Aber je nachdem, welche Definition verwandt wird, ergibt sich ein völlig
anders strukturiertes Konfliktfeld. Wenn in einer altersmäßig gemischten Gruppe die Frage
aufkommt, was eine Generation für die nächste tun sollte, so kann diese Frage einmal als
Aufgabe für alle im Saal befindlichen Personen verstanden werden – in diesem Fall gibt es
nur ein „Wir“. Oder aber sie kann als Aufforderung an die Älteren verstanden werden, ihr
Handeln vor den Jüngeren zu rechtfertigen – in diesem Fall gibt es „Wir“ und „Ihr“.
Um den grundlegenden Unterschied zwischen den Bedeutungen 1 und 2 begrifflich fassen zu
können, wird die erste Bedeutung als ‚temporale’ Bedeutung von ‚Generation’, die zweite als
deren ‚intertemporale’ Bedeutung bezeichnet.50 Die terminologische Verwendung von ‚temporal’ bzw. ‚intertemporal’ hat den Vorteil, dass beide Begriffe Assoziationen mit ‚zeitlich’
wecken, wobei intertemporal für größere Zeiträume steht. In ähnlichem Sinne spricht Laslett
vom „temporal term of generation“.51
Die interdisziplinäre Generationengerechtigkeitsforschung bildet ausgehend von dieser Unterscheidung dann Kategorien wie die ‚nachrückenden’ oder die ‚überlappenden’ (overlapping)
Generationen.
Manche Soziologen möchten den Generationenbegriff für gesellschaftliche und familiale Generationen reservieren und ansonsten nur von ‚Altersgruppen’ sprechen.52 Diese hieße jedoch,
den Begriff ‚junge Generation’ aus der Wissenschaftssprache zu streichen. Eine solche künstliche Terminologie, die sich sowohl von der Alltagssprache wie auch vom bisherigen Sprachgebrauch von Wissenschaftlern entfernt, ist zum Scheitern verurteilt.
Aussagen über Generationensolidarität
Nachdem die unterschiedlichen Bedeutungen des Generationenbegriffs ermittelt und benannt
wurden, soll nun analysiert werden, welche der Bedeutungen Aussagen über Generationengerechtigkeit und Generationensolidarität zulassen. Aussagen über Generationensolidarität - hier
fällt die Analyse leichter - basieren in erster Linie auf dem familialen Generationenbegriff.
Der Brockhaus definiert Solidarität als „Zusammengehörigkeitsgefühl von Individuen oder
Gruppen in einem Sozialgefüge (im weiteren Sinn auch von Staaten in internationalen Bündnissen), das sich in gegenseitiger Hilfe und Unterstützung äußert.“53
Solche Hilfe und Unterstützung findet vor allem in der Familie statt, in Form von finanziellen,
sachmittelgebundenen oder emotionalen Transfers.
Aussagen über Generationengerechtigkeit
Mit welchen Generationenbegriffen lassen sich Aussagen über Generationengerechtigkeit
treffen? Es ist wenig sinnvoll, Gerechtigkeit zwischen gesellschaftlichen Generationen, z.B.
der 68er und der 89er-Generation, zu fordern. Dies ergibt sich daraus, dass es höchst umstritten ist, welche gesellschaftlichen Generationen es in Deutschland gibt. Für Vergleiche
zwischen Generationen im Rahmen von Gerechtigkeitsuntersuchungen braucht man einen
49
Birnbacher 1988: 23
Tremmel 2003a. Diese Terminologie wurde z.B. von Butterwegge (2004) übernommen.
51
Laslett 1971: 172
52
Motel-Klingebiel/Tesch-Römer 2004: 9
53
Brockhaus
50
11
Generationenbegriff, der nicht überlappend ist und auf einem zeitunabhängigen Merkmal basiert. Geburtsjahrgänge sind als solche Merkmale geeignet, Prägungen nicht.54
Einen anderen Standpunkt nimmt der Politologe Nullmeier ein, der die Thematik der Generationengerechtigkeit in vier Fragen aufspaltet – darunter auch die „Erfahrungs- oder politische
Generationengerechtigkeit“.55 Wenn man aber z.B. die Chancen der 68er und der 89er auf
dem Arbeitsmarkt vergleichen will, so vergleicht man in Wirklichkeit die Arbeitsmarktchancen verschiedener temporaler Generationen bzw. Altersklassen, z. B. der zwischen
1940 und 1950 Geborenen mit denen der zwischen 1965 und 1975 Geborenen. Die Begriffe
‚68er’ und ‚89er’ sind entbehrlich, ja sogar irreführend, weil sie eben keine klaren Abgrenzungsmerkmale bieten. Deutlich wird dies auch daran, dass „Gerechtigkeit für kommende
Generationen“ mit Gewissheit kein sinnvolles Konzept ist, wenn man gesellschaftliche Generationen im Sinn hat. Schließlich weiß man überhaupt nicht, ob eine zukünftige soziale Generation als ‚2011er’ oder ‚2020er’ tituliert werden wird.
Der familiale Generationenbegriff hingegen ist für Untersuchungen über Generationengerechtigkeit relevant. Die Frage, was Kindern ihren Eltern schuldig sind, wird in der einschlägigen Literatur über Generationengerechtigkeit gelegentlich behandelt, begonnen beim
vierten Gebot.56 Allerdings liegt der philosophischen Literatur über Generationengerechtigkeit ganz überwiegend der chronologische Generationenbegriff zu Grunde.57 Dies führt zu
interessanten Implikationen. Wer in der Auseinandersetzung mit den eigenen Eltern einen
belastenden familiären Generationenkonflikt erlebt hat, muss deshalb das Verhalten seiner
Vorgängergeneration in gesamtgesellschaftlicher Hinsicht keineswegs als problematisch empfinden; umgekehrt gilt das gleiche. Wenn etwa ein 20jähriger beklagt, dass es ungerecht gegenüber seiner Generation sei, dass die amtierende Politikergeneration es unterlässt, Umwelt
und Natur zu schützen, so ist irrelevant, ob dieser selbst schon Vater ist oder noch nicht. Im
Sommerloch 2003 heizte der Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Missfelder, den gesellschaftlichen Generationskonflikt an, als er forderte, Über85jährigen keine Hüftgelenke mehr
auf Kosten der Solidargemeinschaft zu verschreiben. Es ist damit aber keineswegs gesagt,
dass Missfelder auf familiärer Ebene ein schlechtes Verhältnis zu seinen Eltern oder Großeltern hat. „Alte, gebt den Löffel ab“, schrieb Jan Dittrich, der Vorsitzende der Jungen Liberalen, am 02.03.05 in einer Pressemitteilung. Nachdem seine menschenverachtende Bemerkung
völlig zu Recht einen öffentlichen Sturm der Empörung ausgelöst hatte, trat er zurück und
kündigte an, eine Woche ehrenamtlich in einem Seniorenheim zu arbeiten. Den Gedanken,
seine eigenen Eltern gemeint zu haben, wies Dittrich glaubhaft weit von sich. Unsere Gesellschaft ist derzeit durch das Fehlen innerfamiliärer Generationenkonflikte bei gleichzeitiger
Verschärfung kollektiver Generationenkonflikte gekennzeichnet. Nach zahlreichen Studien
glauben Jüngere, dass sie in der Rentenversicherung schlechter abschneiden als die ältere Generation.58 Am Frühstückstisch herrscht dennoch Harmonie zwischen Enkel und Opa. Dieser
scheinbare Widerspruch löst sich auf, wenn zwischen chronologischen und familialen Generationen unterschieden wird.
54
So schreibt Landweer (1996: 89): „Wenn wir z.B. von der 68er-Generation sprechen, meinen wir dann diejenigen, die 1968 zwischen 20 und 30 Jahre alt waren, oder auch schon die 18-jährigen und noch die 35-jährigen?
Alle, die 1968 studiert haben? Und wo muss man studiert haben, um zu der 68er-Generation zu gehören? Muss
man überhaupt studiert haben? Oder reichen als Kriterien, 1968 Zeitung gelesen, gelegentlich demonstriert zu
haben und unter 30 gewesen zu sein?“
55
Nullmeier 2004b: 67
56
So etwa bei Daniels 1988 und Rawls 1971.
57
Vgl. Delattre 1972, 254-258; Barry 1977, 204-248; English 1977, 91-104; Barry/Sikora 1978; Partridge 1980;
Parfit 1981, 113-172; Bandman 1982, 95-102; Ahrens 1983; Barry 1989; Weiss 1989; Partridge 1990, 40-66;
De-Shalit 1992; Laslett/Fishkin 1992; Auerbach 1995
58
Dallinger 2005
12
Temporale, intertemporale, überlappende und nachrückende Generationen
In der Debatte um Generationengerechtigkeit sind also v.a. die chronologischen Bedeutungen
relevant. Den Unterschied zwischen beiden gilt es nun näher zu untersuchen. So kann die
Aussage eines 28jährigen: „Meine Generation wird benachteiligt, aber die nach uns kommende Generation wird noch mehr benachteiligt sein!“ in doppelter Hinsicht verstanden werden.
In der erstgenannten, engen Definition wäre der sprachliche Ausdruck „meine Generation“,
bezogen auf Deutschland, gleichbedeutet mit 26,7 Mio. Menschen. Die Designate dieses Definiendums wären die Jahrgänge der 0 bis 30jährigen. Verwendete er dagegen bei seiner
sprachlichen Äußerung die weite Definition, so würden 82,4 Mio. Menschen darunter fallen.
In Abb. 1 sind die temporalen Generationen grau und die intertemporalen doppelt umrandet
dargestellt.
Abb. 1: Temporale und intertemporale Generationen
1. Generation
2. Generation
3. Generation
4. Generation
…
Periode 1
Periode 2
Periode 3
Periode 4
Kind
jung
(0-30)
Eltern
mittel
(31-60)
Großeltern
alt
(61- )
jung
Kind
(0-30)
mittel
Eltern
(31-60)
alt
Großeltern
(61- )
jung
Kind
(0-30)
mittel
Eltern
(31-60)
Großeltern
alt
(61- )
Kind
jung
(0-30)
Eltern
mittel
(31-60)
Quelle: eigene Darstellung in Abwandlung von Birnbacher (1988), 24
Zur Vereinfachung wird Generation 1 als die allererste in der Menschheitsgeschichte angenommen, also als eine Generation ohne Vorgänger. Ebenfalls zur Vereinfachung wird angenommen, dass die betrachteten Populationen im Durchschnitt genau zu dem Zeitpunkt sterben, zu dem ihre Urenkel geboren werden.
Gibt man diese restriktiven Prämissen auf und betrachtet ‚the real world’, so besteht zu jedem
Zeitpunkt, also zu jedem Querschnitt der Zeitachse, die intertemporale Generation aus allen
Menschen, deren Lebenszeit sich überlappt. Da die älteste lebende Deutsche, eine 110jährige
aus Stuttgart,59 1893 geboren wurde, bilden also zum Zeitpunkt dieser Recherche
(08.10.2005) die Vertreter der Jahrgänge 1893 bis 2006 eine intertemporale Generation. Die
klare Unterscheidung zwischen beiden Bedeutungen ist fundamental. Leider wurde sie in der
wissenschaftlichen Debatte über Generationengerechtigkeit lange komplett vernachlässigt.60
So kreiste die rechtsphilosophische Debatte lange ausschließlich um die weite Definition,
wobei das Wohl ‚zukünftiger’ Generationen zur Debatte stand. Es wurde diskutiert, wie man
eine Interessensvertretung für heute noch nicht Geborene einrichtet. Eine erhebliche Veränderung der Debatte ergibt sich, wenn man zusätzlich die ‚enge’ Definition zu Grunde legt und
dann von ‚nachrückenden’ Generationen spricht (Tremmel 1999: 435 f.). Denn die Bezeichnung ‚nachrückende Generationen’ umfasst im Gegensatz zum Begriff ‚zukünftige Generati59
www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/485705. Rev. 2004-10-15
So ist etwa der Satz „Die gegenwärtige Generation kann mit jetzigen Entscheidungen die Nachwelt erheblich
treffen, hingegen ist dies umgekehrt nicht möglich“ richtig, wenn man einen intertemporalen Generationenbegriff benutzt und falsch, wenn man einen temporalen Generationenbegriff benutzt, also an anderer Stelle den
Begriff ‚Generation’ für „Vater-Kind-Beziehungen“ verwendet. In fast der gesamten Debatte über Generationengerechtigkeit fehlt diese Unterscheidung, so z.B. bei Rawls (1979). Eine der seltenen Ausnahmen ist der Text
von Delattre (1972).
60
13
onen’ nicht nur die noch nicht geborenen Generationen, sondern darüber hinaus auch die heutigen Kinder und Jugendlichen. Es macht im Rahmen der Gerechtigkeitsdebatte häufig keinen
Unterschied, ob ein Kind gerade geboren wurde oder morgen geboren wird, beide haben statistisch gesehen noch knapp 75 (Junge) bzw. 81 (Mädchen) Lebensjahre vor sich. Maßgebliche Entscheidungen werden fast ausschließlich von Entscheidungsträgern getroffen, die
der mittleren und älteren Generation angehören. Die Angehörigen der jungen Generation sind
allein aufgrund ihres Alters von maßgeblichen Entscheidungen der Entscheidungsträger in
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft betroffen, ohne (von Ausnahmen abgesehen), daran in
relevantem Umfang mitwirken zu können. Damit sind sie machtloser als ältere Generationen,
wenn auch nicht ganz so machtlos wie zukünftige Generationen. Minderjährige besitzen kein
Wahlrecht, je jünger also ein Bürger ist, desto eher ist sein Schicksal das gleiche wie das der
ersten künftigen Generation.
Die Zusammenfassung der heute jungen Generation mit zukünftigen Generationen ist vor allem juristisch bedeutend, da bereits geborene Menschen juristisch gesehen Rechtssubjekte
sind und einklagbare Grundrechte haben.
Definition von ‚zukünftig’
‚Zukünftig’ wird eine Generation genannt, wenn sie zum Zeitpunkt des Sprechaktes eines
Angehörigen einer lebenden Generation noch nicht existiert. Da sich jeder Mensch relativ in
der Zeit bewegt, ist eine Aussage über die Zukünftigkeit einer Generation immer nur zeitpunktbezogen sinnvoll. Das folgende Beispiel soll dies verdeutlichen: Wenn ich am
25.02.2004 um 14:04 Uhr61 den Satz schreibe: „Die Angehörigen der zukünftigen Generation
werden im Durchschnitt ein schlechteres Leben haben als im Durchschnitt die Angehörigen
meiner Generation.“ so beziehe ich mich mit dem Term ‚zukünftige Generation’ offensichtlich auch schon auf ein Baby B, das im Moment nach meiner Aussage geboren wird. Wenn
ein Leser L diesen Satz zwei Jahre später liest, so ist B aber offensichtlich kein Angehöriger
einer zukünftigen Generation. Aus Sicht der ersten Generation in Periode 1 ist die Generation, die in Periode 2 (Kind 0-30) geboren werden wird, eine zukünftige, und zwar eine zukünftige temporale. Daraus folgt, dass man zukünftige Generationen nicht als die Generationen
definieren kann, mit denen ein Angehöriger von Generation 1 keine überlappende Lebenszeit
hat, sondern nur als die Generationen, mit denen ein Angehöriger von Generation 1 zum Zeitpunkt t0 noch keine überlappende Lebenszeit hatte. Das bedeutet, dass etwa Goldings Definition von ‚zukünftig’ zu beschränkend ist: „Obligations to future generations are distinct from
the obligations we have to our presently living fellows (...). What is distinctive about the notion of obligations to future generations is, I think, that it refers to generations with which the
possessors of the obligations cannot expect in a literal sense to share a common life.”62 Bei
dieser Definition beziehen sich die normativen Fragen erst auf einen Zeitraum, der in 20-30
oder ca. 110 Jahren nach seiner Aussage beginnt, je nachdem ob Golding sich temporal auf
die Verantwortung der zum Zeitpunkt seiner Aussage 50-60jährigen Menschen, oder intertemporal auf alle zum Zeitpunkt seiner Aussage lebenden Menschen bezog. Mit Goldings
Definition von ‚zukünftig’ würden die Themen Sozialversicherung, Jugendarbeitslosigkeit,
Bildung und Staatsverschuldung weitgehend aus dem Diskurs über Generationengerechtigkeit
herausfallen – eine Implikation, die offensichtlich das Thema stark einschränkt.63
Direkte und indirekte Generationenvergleiche
Offensichtlich werden im Konzept der Generationengerechtigkeit Vergleiche zwischen Generationen gezogen, häufig geschieht dies in der wissenschaftlichen (und erst recht in der öffent61
Eigentlich müsste auch die Milli- oder sogar die Nanosekunde festgelegt werden. Diese zeigt meine Armbanduhr aber nicht an.
62
Golding (1980), 61-62.
63
So auch Birnbacher (1988), 26. Unnerstall, der die ausführlichste formale Untersuchung zum ‚Zukünftigkeits’Problem vorgelegt hat, kommt in diesem Punkt ebenfalls zum gleichen Ergebnis (1999, 33)
14
lichen) Debatte jedoch unsachgemäß. Grundsätzlich ist zwischen vertikalen (direkten) und
diagonalen (indirekten) Vergleichen zu unterscheiden (vgl. Abb. 2).
Abb. 2: Direkte und indirekte Generationenvergleiche und Lebensverlaufanalyse
Lebensalter
Direkte
Vergleiche
Indirekte
Vergleiche
1960
1970
1980
1990
2000 Zeit
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an das Lexis-Diagramm64
Im Lexis-Diagramm bildet das Lebensalter die vertikale Achse, die chronologisch fortschreitende Zeit die horizontale. Der Lebensverlauf einer bestimmten Geburtskohorte wird durch
die diagonale Linie repräsentiert, die über ihrem Geburtsjahr beginnt. Wie dargestellt sind nun
Vergleiche zwischen Generationen zu einem bestimmten Zeitpunkt (z.B. im Jahr 2000) und
zwischen bestimmten Altersgruppen (z.B. den 50jährigen) möglich. Diese fundamentale Unterscheidung soll anhand eines Zwei-Generationen-Modells vertieft werden. Im vertikalen
(oder direkten) Vergleich werden heutige ‚Junge’ und ‚Alte’ verglichen, z.B. indem man den
Prozentsatz von Angehörigen der zweiten Generation (31-60jährige) und der dritten Generation (0-30jährige), die Sozialhilfe beziehen, zeitpunktbezogen (z.B. im Jahr 2005) vergleicht.
Dies entspricht dem Vorgehen bei einer Querschnittsuntersuchung (s. Abb. 3).
Abb. 3: Direkte (vertikale) Generationenvergleiche
Generationenfolge
Generation
g
heute alte Generation
Generation
g+1
heute junge Generation
morgen alte
Generation
Bei einem indirekten Vergleich (siehe Abb. 4 u. 5) wird dagegen
Alter mit Alter (bzw. Jugend
Zeit
mit Jugend) verglichen. Dabei untersucht man z.B. den Anteil der Jugend an allen Sozialhilfeempfängern im Jahr 2005 und im Jahr 1975 – also dem Jahr, in dem die heute ältere Generation jung war. Wenn vor dreißig Jahren deutlich weniger junge Menschen von der Sozialhil64
Der deutsche Demograf Wilhelm Lexis entwickelte 1875 das nach ihm benannte Diagramm.
15
fe lebten als heute, so ist dies ein Indiz dafür, dass damals weniger junge Menschen zu den
relativ Armen der Gesellschaft gehörten.
Abb. 4: Indirekte (diagonale) Generationenvergleiche
Generationenfolge
Generation
g
heute alte Generation
Generation
g+1
heute junge Generation
morgen alte
Generation
Zeit
Abb. 5: Indirekte (diagonale) Generationenvergleiche
Generationenfolge
Generation
g
gestern junge
Generation
heute alte
Generation
heute junge
Generation
Generation
g+1
Zeit
Weder direkte noch indirekte Vergleiche sind gleichbedeutend mit einer Längsschnittuntersuchung, da es bei Längsschnittuntersuchungen darum geht, Individuen über einen längeren Zeitraum zu beobachten. Sie würden im Zwei-Generationen-Modell der Abb. 6
entsprechen.
Abb. 6: Längsschnittvergleich
Generationenfolge
Generation
g
heute alte Generation
Generation
g+1
heute junge Generation
morgen alte
Generation
Zeit
Quelle von Abb. 4-6: eigene Darstellungen, teilweise in Anlehnung an Bomsdorf (2004), 87 f.
16
Die Unterscheidung zwischen direkten und indirekten Vergleichen ist nur beim temporalen
Generationenbegriff möglich. Intertemporal wird ja innerhalb der Gruppe der heute Lebenden
(der ‚Generation’) nicht zwischen Altersgruppen unterschieden, also können in dieser Hinsicht auch keine Vergleiche gezogen werden.65
Generationenvergleiche in verschiedenen Bereichen
Wendet man die Schematik auf verschiedene Bereiche an, um zu beurteilen, welche Generation jeweils besser oder schlechter gestellt ist, so stellt sich das Bild für verschiedene Politikbereiche unterschiedlich dar.
Tabelle 7: Generationenvergleiche in verschiedenen Bereichen
Umweltpolitik:
Indikator: Zahl der Tier- und Pflanzenarten
Finanzpolitik:
Indikator: Zinsquote
Jugendpolitik:
Indikator: Wahlrecht (Recht von
Individuen, an Wahlen teilzunehmen)
Arbeitsmarktpolitik
Indikatoren: Arbeitslosenquote der
Unter25jährigen und Arbeitslosenquote der 25-65jährigen
Bildungspolitik
Indikator: Ausgaben für schulische
Bildung in % des BIP
Indirekter Vergleich
Heute junge Generation ist
schlechter gestellt als früher
junge
Heute junge Generation ist
schlechter gestellt als früher
junge
Heute junge Generation (Unter21jährige) ist besser gestellt als früher junge
Direkter Vergleich
Jung und Alt sind gleich gestellt
Heute junge Generation ist
schlechter gestellt als früher
junge
Junge Generation ist leicht
besser gestellt als alte Generation
Jung und Alt sind gleich gestellt
Junge Generation (Unter21jährige) ist schlechter
gestellt als alte Generation
Heute junge Generation ist Junge Generation ist besser
schlechter gestellt als früher gestellt als mittlere oder ältejunge
re.
Es soll nun untersucht werden, ob Aussagen über Generationengerechtigkeit die Komplexität
von Generationenvergleichen berücksichtigen.
1.)
Artenschutzpolitik
Seit dem Aufkommen der ökologischen Bewegung wird Generationengerechtigkeit als wichtigste Theorie zur Begründung, warum man Umwelt und Natur schützen sollte, herangezogen.
Weder andere anthropozentrische Theorien (z.B. Eigeninteresse der Menschen) noch ökozentrische Theorien (z.B. Eigenrechte von Flora und Fauna) sind vergleichsweise stringent und
überzeugend. Eine berühmte Aussage des bekannten Biologen Edward O. Wilson lautet: „Die
Vernichtung der Artenvielfalt könnte dasjenige Vergehen sein, welches uns künftige Generationen am wenigsten vergeben werden.“ (Wilson 1984: 121). Um näher zu untersuchen, welche Bedeutung des Generationenbegriffs hier von Wilson verwandt wird, nehmen wir zunächst an, dass zu verschiedenen Zeiten aufgrund der anthropogenen Einwirkungen auf die
Natur eine unterschiedliche Anzahl von Tierarten existierte, existiert bzw. existieren wird.66
65
Wenn man – sprachlich kontraintuitiv – auch beim intertemporalen Generationengerechtigkeitsbegriff eine
Altersgruppe isoliert herausgreift, so sind indirekte Vergleiche möglich. Direkte Vergleiche sind in keinem Fall
möglich, vgl. Abschnitt V.
66
Es wird hier – abweichend von den anderen Beispielen in Tabelle 7 – von der globalen Situation ausgegangen.
Die Begründung dafür ist, dass der ästhetische Wert der Artenvielfalt sich auch auf Arten bezieht, die nicht im
17
Bei einem auf die Gegenwart bezogenen direkten Vergleich stehen sich Jung, Mittel und Alt
gleich gut bzw. schlecht (6:6:6). Alle drei Generationen leben heute in einer Welt mit einer im
Vergleich zu früheren Zeiten (z.B. dem Jahr 1700) reduzierten Artenzahl.
Tab. 8: Mögliche Generationenvergleiche am Bsp. Artenvielfalt
18jähriger
50jähriger
12 Mio.
12 Mio.
1700
9 Mio.
9 Mio.
1934
8 Mio.
8 Mio.
1974
6 Mio.
6 Mio.
2006 (Gegenwart)
4 Mio.
4 Mio.
2038
1 Mio.
1 Mio.
2300
Quelle: eigene Darstellung (Zahlen willkürlich gewählt)
90jähriger
12 Mio.
9 Mio.
8 Mio.
6 Mio.
4 Mio.
1 Mio.
Ein indirekter Vergleich ergibt folgendes: Als die heute 50jährigen selbst erst 18 Jahre alt
waren, gab es mehr Arten als heute, die heute 90jährigen hatten, als sie erst 18 Jahre alt waren, noch mehr Artenvielfalt (9:8:6). Bei einem in die Zukunft gerichteten indirekten Vergleich wird klar, dass die heute 50Jährigen besser gestellt sind als die heute 18jährigen, da
letztere aller Voraussicht nach noch weniger Mitgeschöpfe um sich herumhaben werden,
wenn sie selbst 50 geworden sind (6:4).
In der intertemporalen Perspektive wird die Ungerechtigkeit noch deutlicher, da die zukünftig
(z.B. im Jahr 2300) Lebenden67 in einer weit weniger artenreichen Welt leben werden als die
heute lebenden Menschen, die wiederum schon weniger Artenvielfalt nutzen können als die
Generationen, die um das Jahr 170068 herum lebten (12:6:1). Hierbei handelt es sich um einen
indirekten Vergleich, da wir die Situation jedes Generationenangehörigen (also z.B. von
18jährigen, 50jährigen und 90jährigen) zu verschiedenen Zeitpunkten (1700, 2006 und 2300)
vergleichen.
Direkte Vergleiche sind bei intertemporalen, sich nicht überlappenden Generationen nicht
möglich, da kein sinnvolles Bezugsjahr existiert, um die Situation von Lebenden, Dahingeschiedenen und Zukünftigen zu vergleichen. Zusammenfassend ergibt sich also bei diesem
Beispiel:
Direkter Vergleich
temporale Generation:
intertemp. Generation:
6:6:6
n.a.
Indirekter Vergleich
temporale Generation: 9:8:6(:4)
intertemp. Generation: 12:6:1
Als Ergebnis kann man also festhalten, dass Wilson mit seinem Vergleich dann die größte
Wirkung erzielt, ein indirekter Generationenvergleich der Aussage zu Grunde gelegt wird und
wenn der Begriff „Generation“ im intertemporalen Sinn verstanden wird. Generell wird es bei
den meisten Fragenstellungen einer umfassenden Theorie der Generationengerechtigkeit um
indirekte Vergleiche gehen, direkte Vergleiche stellen eher die Ausnahme dar.
2.)
Finanzpolitik
eigenen Land vorkommen. So wären z.B. viele Deutsche über das Aussterben von Tigern oder Eisbären betrübt,
obwohl diese Tierarten nur in anderen Ländern vorkommen.
67
Dies werden Menschen sein, die etwa zwischen 2160 und 2300 geboren worden sind, wenn wir von einer
maximalen Lebenserwartung von 140 Jahren ausgehen.
68
Also die zwischen 1600 und 1700 Geborenen, wenn wir von einer maximalen Lebenserwartung damals von
100 Jahren ausgehen.
18
Eine weitere Aussage soll exemplarisch erläutert werden: Die strukturellen Probleme des
Bundeshaushalts werden an finanzwirtschaftlichen Kennzahlen wie der Zinsquote (Anteil der
Zinsen an den Gesamtausgaben) deutlich (Bundesrechnungshof 2004: Ziffer 2.2). In der Finanz- und Haushaltspolitik werden Freiheitsgrade einer (temporalen) Generation eingeschränkt,69 wenn der Anteil des Etats, der für Zinszahlungen ausgegeben werden muss, steigt.
Denn dann ist ein größerer Anteil des Etats schon festgelegt durch das Handeln der früheren
Generationen und es bestehen für die aktuelle Generation weniger Spielräume für eigenverantwortliche Politik. Eine Generation A ist also schlechter gestellt, wenn die Zinsquote zu
ihrer Regierungszeit höher liegt als während der Regierungszeit von Generation B. Die
Zinsausgaben (einschließlich Zinserstattungen) für das Jahr 2004 liegen bei rund 37,0 Mrd.
Euro, dies entspricht einer Zinsquote von 15 Prozent. Dagegen lag die Zinsquote 1990 nur bei
rund 10 Prozent. Die heute pensionierte Politikergeneration hatte also zu der Zeit, als sie aktiv
war, einen Vorteil gegenüber der heute aktiven Politikergeneration (indirekter Vergleich).
Vergleicht man junge und ältere Generation hingegen direkt, so haben sie zum Zeitpunkt
2005 die gleiche Zinsquote zu erleiden.
Aus Platzgründen werden die Beispiele von Abbildung 7 bei den anderen Feldern der Generationengerechtigkeit nicht mehr erläutert. Zu allen muss einschränkend hinzugefügt werden,
dass die Aussage, welche Generationen wie gestellt sind, natürlich stets von der Auswahl der
Indikatoren abhängt. Das Anliegen dieses Textes ist es jedoch auch nicht, inhaltliche Aussagen zu Generationengerechtigkeit zu diskutieren, sondern die die dazu notwendigen Vergleiche formal-schematisch zu erläutern.
Generell wird es bei den meisten Fragenstellungen einer umfassenden Theorie der Generationengerechtigkeit um indirekte Vergleiche gehen, direkte Vergleiche stellen eher die Ausnahme dar.
Vergleich von Gesamtlebensverläufen
Der indirekte Generationenvergleich muss nun noch verfeinert werden. Denn anders als unser
Geschlecht oder unsere Hautfarbe wechseln wir unsere (temporale) Generationszugehörigkeit:
wir sind mal jung und mal alt in unserem Leben. Alle Menschen erleben bestimmte lebenszyklische Besser- oder Schlechterstellungen erleben. Hierbei sind Gesamtlebensverläufe zu
vergleichen. Eine Gesamtlebensverlaufanalyse ist zunächst einmal eine Längsschnittbetrachtung und ergibt für sich noch keine Aussagen über Generationengerechtigkeit. Werden aber
zwei oder mehrere Gesamtlebensverläufe verglichen, so lassen sich daraus Aussagen ableiten.
Nehmen wir uns noch einmal das eben herausgearbeitete Ergebnis des indirekten Vergleichs
bestimmter Kohorten vor. Wir müssen uns nun klar machen, dass ein im Jahr 2006 90jähriger
mal mehr und mal weniger Artenvielfalt genießen konnte, in seinem gesamten Lebensverlauf
z.B. zwischen 9,5 Mio. und 5,5 Millionen. Sein Durchschnittswert wird aber am Ende seiner
Lebensspanne in jedem Fall höher liegen als bei einem heute 50jährigen oder einem heute
18jährigen.
Bei der Debatte über Generationengerechtigkeit in der Rentenversicherung oder in der Gesundheitspolitik z.B. werden Generationen weder vertikal, noch diagonal oder horizontal verglichen. Vielmehr werden Lebensverläufe verglichen. Dies soll – aus didaktischen Gründen –
zunächst durch einen Generationenvergleich im Hinblick auf den Indikator Lebenserwartung
verdeutlicht werden. Die Aussage „Die junge Generation ist besser gestellt, weil sie länger
lebt als die alte“, hat nicht den 30jährigen als 30jährigen im Blick. Sie bezieht vielmehr die
gesamte prognostizierte Lebenserwartung des heute 30jährigen ein, berücksichtigt ihn also
genauso als 80jährigen wie als Einjährigen. Ganz ähnlich berechnet man in der Debatte über
eine generationengerechte Rentenpolitik für jeden Geburtsjahrgang die interne Rendite, also
den Zinssatz, bei dem der Barwert aus sämtlichen Einzahlungen, die ein Versicherter während
seines (Erwerbs)-Lebens an die staatliche Rentenversicherung leistet, genau gleich ist mit
dem Barwert sämtlicher Auszahlungen, die er während seines (Rentner)-Lebens von der staat69
Wegen der bereits im letzten Abschnitt geschilderten Problematik mit intertemporalen Generationen beschränken sich die Ausführungen hier auf temporale.
19
lichen Rentenversicherung erhält (Ohsmann/Stoltz 2004: 59, vgl. zu Renditen auch Schmähl
2004, Bäcker/Koch et al. 2003, Rürup 2002, Tremmel 1997). Es waren in den letzten Jahren
genau solche Generationenvergleiche, welche die öffentliche Debatte dominierten. Die (größtenteils geschätzte) Gesamtlebensbetrachtung der heute Jungen wird dem (größtenteils bekannten) Lebensverlauf der heutigen Alten gegenübergestellt. Dabei handelt es sich nicht um
private Anlageformen, bei denen Renditebetrachtungen lange schon etabliert sind, sondern
um die gesetzliche Rentenversicherung. Bei solchen Generationenvergleichen befürchten viele Menschen, dass die Jüngeren schlechter gestellt sein werden als die Älteren. Dies zeigen
übereinstimmend mehrere empirische Untersuchungen (Opaschowski 2004: 199, Dallinger
2005).
Inzwischen ist die Rendite als Maß für Renten-Generationengerechtigkeit zwar nicht unumstritten, aber weit verbreitet. Der Sachverständigenrat hat kürzlich Renditeberechnungen veröffentlicht, nach denen die Rendite für Männer und Frauen um rund 25 Prozent sinkt (vgl.
Abb. 9). Abb. 9
Quelle: Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
(2004): Jahresgutachten 2004/2005. Erfolge im Ausland – Herausforderungen im Inland.
Wiesbaden. S. 304, Schaubild 76
Auch nach den alternativen Berechnungen der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte
liegt die Rendite der jüngeren Generation signifikant unter der früherer Generationen. Die
Rendite eines ledigen Rentners, der zum 1.1.2004 im Alter von 65 Jahren in Rente ging, beträgt nach Berechnungen des Verbandes der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte 3,96
20
Prozent.70 Ein heute 30jähriger, der ungefähr im Jahr 2040 in Rente geht, erhält nur noch eine
Rendite von 3,0 Prozent.71
Tab. 10: Vergleiche von Lebensverläufen am Beispiel Rentenversicherung
1975
1985
1995
2006 (Gegenwart)
2015
...
2035
30jähriger
4,0 Prozent
3,7 Prozent
3,5 Prozent
3,3 Prozent
3,2 Prozent
...
3,0 Prozent
40jähriger
5,0 Prozent
4,0 Prozent
3,8 Prozent
3,5 Prozent
3,3 Prozent
50jähriger
6,5 Prozent
5,0 Prozent
4,0 Prozent
3,7 Prozent
3,4 Prozent
60jähriger
7,6 Prozent
6,5 Prozent
5,0 Prozent
4,0 Prozent
3,5 Prozent
Quelle: eigene Darstellung (Zahlen angenähert)
Die Kohortenanalyse ist v.a. bei beruflichen Aufstiegsbetrachtungen differenziert einsetzbar.
So untersuchen z.B. Mayer und Huinink die Folgen des 2. Weltkriegs für Lebensverläufe verschiedener Kohorten in Deutschland. Sie fragten, welche Kohorten am stärksten durch Wehrdienst, Gefangenschaft und verminderte Ausbildungschancen in ihrer Karriere beeinträchtigt
wurden. Ein klassisches Aufstiegsmodell unterstellend, war ihr Indikator der kohorten- und
altersspezifischer Arbeiteranteil. Ein Vergleich der Arbeiteranteile bei 20-30jährigen Männern
im Jahr 1939 und 1960 brachte das Ergebnis, dass sich der Krieg nicht auf jene Kohorten am
meisten negativ ausgewirkt hat, welche ihre Berufsverläufe z.T. sehr lange unterbrechen
mussten, sondern v.a. auf die Kohorten, die ganz am Ende des Krieges in den ersten Nachkriegsjahren ihre berufliche Ausbildung und ihre erste Beschäftigung finden mussten.72
In der Lebensverlaufanalyse müssen stets Kohorten- bzw. Generationeneffekte von Altersund Zeiteffekten (Periodeneffekten) unterschieden werden.73
Fazit
Der Begriff ‚Generation’ ist mehrdeutig. Es sind vier unterschiedliche Bedeutungen zu unterscheiden. Eine genaue Untersuchung zeigt, dass weder der soziale noch der familiäre Generationenbegriff für sinnvolle Aussagen im Rahmen des Konzeptes der Generationengerechtigkeit geeignet ist. Lediglich die chronologischen Generationenbegriffe bieten feste Bezugspunkte, von denen aus ein Vergleich zwischen verschiedenen Jahrgängen bzw. Altersklassen
Sinn macht. Direkte und indirekte Vergleiche sowie Gesamtlebensvergleiche sind für Aussagen über Generationengerechtigkeit sinnvoll, diese drei Formen sind von einfachen Längsschnittuntersuchungen zu unterscheiden. Das hier entwickelte Schema hilft, die Widerspruchsfreiheit und die Relevanz von Aussagen über Generationengerechtigkeit zu beurteilen.
70
Ohsmann/Stoltz 2004: 62. Die Renditen wurden durch das im Frühjahr 2004 verabschiedete Rentenversicherungs-Nachhaltigkeitsgesetz für alle Generationen abgesenkt.
71
A.a.O.
72
Mayer/Huinink 1990: 451
73
Mayer/Huinink 1990, Klein 2003, Hillmert/Mayer 2004
21
Der Autor:
Jörg Tremmel, Dr. rer. pol., Dipl.-Pol., Dipl.-Kfm. Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für
die Rechte zukünftiger Generationen (SRzG). Lehraufträge: „Generationenkonflikt und generationengerechte Politik“ sowie „Bevölkerungssoziologie“. Forschungsgebiete: Generationenbeziehungen, Nachhaltigkeit, Bevölkerungssoziologie. Veröffentlichungen:
Bevölkerungspolitik im Kontext ökologischer Generationengerechtigkeit, Dissertation, Wiesbaden 1995; Unternehmensleitbild Generationengerechtigkeit – Theorie und Praxis, Frankfurt/M. 2005 (hrsg zs. mit Ulshöfer, Gotlind); Handbuch Generationengerechtigkeit, München
2003 (hrsg. von SRzG); Nachhaltigkeit als politische und analytische Kategorie. Der deutsche
Diskurs um nachhaltige Entwicklung im Spiegel der Interessen der Akteure, München 2003;
„Nachhaltigkeit“ – definiert nach einem kriteriengebundenen Verfahren, in: GAIA 1/2004
(13. Jg.), S. 26-34
Adresse: SRzG; Postfach 5115; 61422 Oberursel; E-Mail: [email protected]; Homepage:
www.srzg.de
Dank
Ich danke Tobias Kemnitzer für wertvolle Hinweise.
22
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