Sikora M.: Einfluß der Stiftversorgung auf die In-vitro

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Sikora M.: Einfluß der Stiftversorgung auf die In-vitro
Einfluß der Stiftversorgung auf die in-vitro
Bruchfestigkeit vollkeramischer Frontzahnkronen
15
M. Sikora
(Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, Universität Regensburg)
Einführung:
Vollkeramische Restaurationen bieten gute Möglichkeiten, gestiegene Ansprüche nach ästhetisch hochwertigem zahnfarbenen Zahnersatz zu erfüllen. Bei Versorgung endodontisch vorbehandelter Frontzähne mit vollkeramischen Restaurationen wird die Ästhetik
durch die Verwendung transluzenter, zahnfarbener Wurzelstifte verbessert. Ziel dieser Studie war:
1. Untersuchung des Einflusses einer Stiftversorgung auf die Bruchfestigkeit von mit Vollkeramikkronen versorgten Frontzähnen.
2. Vergleich der Bruchfestigkeiten von keramischen Wurzelstiften aus Zirkondioxidkeramik, glasfaserverstärkten Wurzelstiften
und konventionellen Titanstiften.
Material und Methode:
mittlere Oberkiefer-Inzisivi
(n=40)
Versuchsdesign
Versorgung mit Stift
(n=32)
Kaukraft,
Bruchkraft
Versorgung ohne Stift
(n=8)
Abb. 2: Probenkammer
Kausimulator
Kausimulation
(6000x5°C/55°C thermische Zyklen , H2O;
1 200000x50N mechanische Belastungen)
135°
Bruchversuch
(Zwick 1446, Zwick, D, v=1mm/min)
Abb. 1: Anordnung der Porbekörper
für Kausimulation und Bruchversuch
Abb. 3: Kausimulator
Probekörperherstellung
Menschliche mittlere Oberkiefer-Inzisivi (Lagerung: 0,5% Chloraminlösung) wurden mit einem künstlichen Parodontium (Abb.4) versehen und anschließend endodontisch behandelt. 40 Inzisivi wurden randomisiert in 5 Gruppen zu je acht Zähnen aufgeteilt. Bei vier
Gruppen wurde eine Stiftpräparation (Abb. 5) entsprechend den Anforderungen der verwendeten Stiftsysteme durchgeführt. Als Referenz diente eine Prüfgruppe ohne Stift. Für alle Zähne erfolgte eine zirkuläre, 1 mm breite, innen abgerundete Hohlkehlpräparation
zur Aufnahme der Krone. Alle Zähne wurden mit Feinpartikel-Hybridkomposit-Aufbauten (Abb. 6) (Tetric Ceram, Vivadent, FL) versorgt. Um vergleichbare Dimensionen der Aufbauten zu gewährleisten wurde eine durchsichtige Schablone verwendet. Alle Zähne
wurden mit Vollkeramikkronen versehen (Abb. 7) (IPS Empress 2-Maltechnik, Ivoclar, FL), die adhäsiv befestigt wurden (Syntac
classic, Variolink II, Vivadent). 24 Stunden später erfolgte die Versäuberung der Proben, anschließend wurden diese einer kombinierten mechanischen, hydrolytischen und thermischen Wechselbelastung zur Simulation einer 5-jährigen Tragedauer unterzogen.
Die Versorgungen wurden im Anschluß einem Bruchtest unterzogen (Universalprüfmaschine 1446, Zwick, D).
Abb. 4:
Inzisivus mit künstlichem Parodontium
Materialien
Abb. 5:
Endodontische Behandlung, Stiftversorgung
Prüfgruppen
CERapost
Abb. 6:
Stiftaufbau aus Komposit
FIBreKor
Typ
Abb. 7:
Versorgung mit Vollkeramikkrone
VECtris (exp.)
TITan
OHNE Stift
direkt
Material Stift
Zirkondioxid
Hersteller
Komet, D
Durchmesser Stift (mm)
Glasfaser
Glasfaser
Jeneric/Pentron, USA
1,75
Titan
Ivoclar, FL
1,5
Länge Stift (mm)
-
Komet, D
1,7
-
1,75
-
10
Material Aufbau
-
Syntac/ Tetric Ceram, FL
Zementierung Stift
Syntac/Variolink II
Lute-it
Material Krone
Syntac/Variolink II
Syntac/ Variolink II
-
Empress 2, Ivoclar, FL
Zementierung Krone
Darstellung Stift
Syntac / Variolink II, Vivadent, FL
Statistik
Der Median und die 25%/75% Perzentilen wurden berechnet und die Bruchfestigkeit unter Verwendung des Mann Whitney U-Testes
auf einem Signifikanzniveau von α=0,05 überprüft.
Bruchfestigkeit [N] (Median/25%-75% Perzentilen)
Ergebnisse:
CER
900
A
37,5%
B
750
C
C
62,5%
D
12,5%
580
600
B
37,5%
505
Bruchform
Bruchform
Bruchform
Bruchform
450
365
340
300
A: Zahn frakturiert
B: Krone frakturiert
C: Zahn, Krone, Aufbau frakturiert
D: Zahn frakturiert, Stift gelöst
FIB
A
50,0%
VEC
D
25%
A
25%
270
B
50%
TIT
150
N=
Prüfgruppen
FIB
VEC
TIT
OHNE Stift
B
50%
8
8
8
8
8
ohne Stift
FIB
CER
VEC
TIT
CER
0,0404
0,8336
0,0587
FIB
VEC
0,0209
0,5289
0,1722
0,0460
0,0033
0,0063
ROT: signifikante Unterschiede (Mann Whitney U- Test, α=0,05)
TIT
C
100%
A
50%
OHNE
Stift
0,0742
Die keramische Stiftversorgung und das experimentelle System
(VEC) zeigten Bruchfestigkeiten von über 500N. Durch die Verwendung von FibreKor- bzw. Titanstiften wurde mit Werten um
350N im Vergleich zur Versorgung ohne Stift mit 270N nur tendenzielle Verbesserungen der Bruchkraft erzielt.
exempl. Bruchverlauf "C"
Bruchverlauf "D"
Nur für die glasfaserverstärkten Stiftversorgungen wurde ein
Lösen der Stifte beobachtet (D) Bei den keramischen Stiften
und bei der stiftlosen Restauration zeigte sich ein Bruchverlauf zwischen Zahn und Krone. Der Bruchverlauf war u.a.
durch eine Fraktur der keramischen Stifte gekennzeichnet (C).
Diskussion:
Durch die Verwendung eines opaken Titanstiftes wurden im Vergleich zur Versorgung ohne Stift nur tendenzielle Verbesserungen der
Bruchwerte erzielt. Unter Berücksichtigung der hier durchgeführten Präparation geben die Ergebnisse Anlaß zu einer kritischen Diskussion über die Notwendigkeit einer Stiftversorgung bei Einsatz der Adhäsivtechnik.
Die deutlichen Unterschiede in der Bruchfestigkeit zwischen den beiden glasfaserverstärkten Systemen könnten evtl. auf die Eigenschaften der systembedingten Befestigungskomposite oder auf die Art und Form der Stifte zurückzuführen sein.
Die zahnfarbenen Versorgungen aus Vollkeramik und das experimentelle glasfaserverstärkte Kompositsystem zeigten die höchsten
Bruchfestigkeiten, auch im Vergleich zum konventionellen Titanstiftsystem. Bedingt durch die Frakturverläufe können bei notwendiger Neuanfertigung der keramischen Stiftversorgung Komplikationen auftreten. Ein Problem kann z.B. die Entfernung des im Zahn
verbliebenen keramischen Stiftrestes darstellen.
Im in-vitro Vergleich der Bruchfestigkeiten zeigten die zahnfarbenen Stiftsysteme vergleichbare und höhere Resultate als die opaken
Titanstifte und sind daher für die klinische Verwendung vielversprechend.