Feministische Netzkultur

Transcrição

Feministische Netzkultur
Feministische Netzkultur
Spielwiese oder Kriegsgebiet?
Interdisziplinäre Betrachtung einer
Netzlandschaft
Svenja Schröder M. Sc.
Universität Duisburg-Essen
Hamburg, den 25.11.09
Überblick
Begrüßung
●
Motivation
●
Das Internet, unendliche Weiten?
●
Queer-Feministische Blogs im
deutschsprachigen Raum
●
Interdisziplinäre Betrachtung
●
Wie geht es weiter?
●
Begrüßung
Motivation
Motivation
Einerseits: steigende Anzahl queerfeministischer Inhalte im Web2.0
●
Andererseits: mangelnde Online- und
Offlinevernetzung
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Unterrepräsentation von Frauen*
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Stein des Anstosses:
●
●
●
Vortrag der Mädchenmannschaft auf
re:publica09 (Bloggerkonferenz)
starker Wunsch nach Vernetzung!
Das Internet, unendliche Weiten?
Eine kurze Geschichte des
Internets
1969: Arpanet geht online
●
1983: TCP/IP wird eingeführt
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1984: DNS wird eingeführt
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1989: Tim Berners-Lee schlägt Hypertext vor
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World Wide Web!
1990: kommerzielle Nutzung des Internets
freigegeben, Arpanet geht offline
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Wende!
Eine kurze Geschichte des
Internets
1992: Mosaic, der erste Internetbrowser, wird
veröffentlicht
●
1994: Anzahl kommerzieller Nutzer übersteigt
die der wissenschaftlichen Nutzer
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Ende der 90er: dotcom-Blase
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2000: Crash
2005: Tim O'Reilly spricht über das Web2.0
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Ausblick: schneller, dauerhaft und überall
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Unendliche Weiten...
Wachstum des Internets
Unendliche Weiten... unendliche
Möglichkeiten?
Cyberspace als Aufhebung der Körperlichkeit?
●
Leider nein!
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Netz kein territorialer „Container“
Geschlechtszuschreibungen auch online
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Fortpflanzung der heteronormative Matrix
Castells: Internet, Kultur,
Netzwerkgesellschaft
●
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Manuel Castells, „Frauen in der Netzwerkgesellschaft:
Fragen an den Feminismus“ (2002):
Internet ist eine kulturelle Konstruktion
●
●
bestimmte Art und Weise mit Information und
Kommunikationstechnologie umzugehen
technologische Revolutionen werden nicht
durch Technologie bestimmt, sondern durch
die Gesellschaft
●
Einfluss nehmen Nutzer und Kulturen!
Castells: Vier Kulturen, die das
Internet geschaffen haben
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1) Akademiker
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Science-Fiction austauschen!
2) Hacker
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pure Freude am Hacken
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freie Kommunikation
3) Gegenkulturelle Gemeinschaften
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Besetzung des Cyberspace
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Befreiung vom Mainstream
4) Unternehmer
Castell: Veränderung der Lage der
Frauen
●
Wandel im Kapitalismus: Entstehung von
Globalisierung und Informationsökonomie
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●
massenhafter Zuwachs von Frauen in bezahlter
Arbeit, raus aus den Haushalten
Folge: gesellschaftliche Verschiebungen
Ideen der feministischen Bewegung konnten
Fuß fassen!
Castells: Geschlecht und Internet
●
Geschlechterteilung beim Gebrauch des
Internets: weniger Frauen als Männer
●
●
erste Nutzer des Internets: überwältigende
Mehrzahl an Männern
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●
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Indikator für eingewurzelten Sexismus?
Männer schufen das Internet!
Was passiert, wenn Frauen ins Internet
kommen?
Wie flexibel ist der Rahmen Internet?
Castells: Fragen an den
Feminismus (Auswahl)
●
●
●
●
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Sollten Feministinnen die Verbreitung des Internets
bei Frauen unterstützen?
Gibt es einen weiblichen oder feministischen
Zugang zu Technologie? (Open Source)
Hilft Onlinepräsenz, um Sexismus zu bekämpfen?
Sollen Frauen Sexismus online ignorieren oder
bekämpfen?
Taugt das Internet zur Erkennung der Identität?
Kleines Zwischenfazit
●
Schon Castells erkannte 2002, dass...
●
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●
●
●
... Männer das Internet machen
... sexistische Aggression das Internet
durchzieht
... politisch unkorrekter Chauvinismus ins
Internet verschoben wird
... das Internet reales Leben ist
Chance: praktische Hilfe und Solidarität
zwischen Feministinnen im Internet
möglich
Feministische Netzkultur
Eine zeitgemäße Antwort?
Alter Wein in neuen Schläuchen?
●
●
Cyberfeminismus, digitaler Feminismus,
feministische Netzkultur
Struktur des Netzes heute:
●
●
2.0
●
allgegenwärtig
●
Veränderung von zentralen Webseiten hin zu
zentralen Communities
Freiräume?
„Geschlossene“ Räume
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Communities, Gruppen, private Accounts
„Offene“ Räume
●
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Blogs, Foren, Webseiten, offene Accounts
Diskussion: Ist das Internet ein offener oder
geschlossener Raum? Mein Blog, meine
Party? Was muss ich mir anhören?
●
Queer-Feministische Blogs im
deutschsprachigen Raum
Ein Überblick
Queer-feministische Blogs in
Deutschland
Ansteigende Anzahl von queer-feministischen
Blogs
●
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Entdeckung des Internets durch die Szene
Vortrag re:publica09 durch die
Mädchenmannschaft
●
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Felder: (klassische) Politik, Journalismus
●
Aufruf: Web2.0 feministisch nutzen
●
Aufruf: Vernetzung von feministischen Sites
Leider noch sehr mau: Queer people!
●
Genderblog
●
13 Haupt- und 3 Gastautor_innen // seit
2005
maedchenblog.blogsport.de
●
630 Beiträge, 11050 Kommentare, 70
Autor_innen // seit 2006
maedchenmannschaft.net
●
8 Mädels und 2 (Quoten-)Jungs // seit
Okt. 2007 // Nebenprojekt zu „Wir
Alphamädchen“
Weitere politische Projekte / Blogs
●
antjeschrupp.com
●
julia-seeliger.de
●
danilola.wordpress.com
●
queer-o-mat.de
●
feministinnen.de
●
plastikmaedchen.net
●
fqueer.blogsport.de
●
scheitern.org
●
iheartdigitallife.de
●
troublex.blogsport.de
nrrrdz podcast
●
...
●
●
Feministische Netzkultur = heterogenes
Feld: Mode // Journalismus // klassische
Politik // Karriere und Beruf // ...
genderwiki.de/genderplanet
●
seit Dezember 2008
Interdisziplinäre Betrachtung
Interdisziplinäre Betrachtung
●
●
Unterschiedliche Betrachtungsmöglichkeiten:
●
Soziologisch
●
Psychologisch
●
Informatisch
●
...
Betrachtungen an dieser Stelle:
●
explorative Umfrage unter QF Blogger_innen
●
explorative Twitter-Netzwerkanalyse
Explorative Blitzumfrage
●
Frage in die Community tragen
●
Neue Ideen bekommen
●
Grundlage für weitere Überlegungen
●
Umfrage:
●
Kurzer Fragebogen aus 6 offenen Fragen
●
10 Blogger_innen nahmen teil
●
1 aus Erhebung rausgenommen, da kein
queer-feministischer Themenbezug
Explorative Blitzumfrage
Fragen:
●
1)Wielange bloggst Du schon?
2)Gemeinschafts- oder Einzelblog
3)Warum bloggst Du über queer-feministische Themen?
4)Wie sind die Reaktionen auf Deine Beiträge, z. B. In den
Kommentaren?
5)Meinst Du, Du kannst mit dem Bloggen etwas bewirken?
Wenn ja, was?
6)Was sind Deine Meinung nach Hauptchancen /
-probleme des Bloggens über queer-feministische
Themen?
1) „Wielange bloggst Du schon?“
●
Seit 2005 / 2007 / 2009
2) Gemeinschafts- oder Einzelblog?
●
●
●
Gemischt – einige Einzel-, viele in
Gemeinschaftsblogs
Anfang mit Einzelblog, dann zusätzlich
Gemeinschaftsblog
Gemeinschaftsblogs sind im Kommen!
3) Warum bloggst Du über queerfeministische Themen?
●
Feminismus „unter die Leute bringen“
●
●
●
bei Netzleuten viel Nachholbedarf!
Selbsterfahrung: Lernen mit Reaktion umzugehen
Eigene Interessen / Themen beschreiben und teilen
(offline wie online)
●
Sichtbarkeit und Relevanz bestärken
●
Komplexe Inhalte populär aufbereiten
●
Intervention / Berichterstattung
„alle Themen sind feministische Themen“
4) Wie sind die Reaktionen auf Deine
Beiträge, z. B. In den Kommentaren?
●
Divers / kontrovers:
●
●
Gut: Lob, Dankbarkeit, Interesse
Schlecht: teilweise „krasse“ Kritik, unter der
Gürtellinie, rauher Ton, Agressionspotential von
außerhalb der QF Szene
●
Feedback auch offline
●
rigorose Kommentarmoderation notwendig
●
Kommentare machen süchtig
●
schon Freunde verlorenm
5 & 6) Wirkung des Bloggens / Chancen
(1/2)
●
Diskussion, Austausch anstoßen
●
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●
Andere mit Feminismus in Kontakt bringen
●
„zufällig drüberstolpern“ (Google-Referrer)
●
überzeugen, falls nötig
Öffentlichkeit schaffen
●
●
sowohl in der Szene als auch nach außen
Kritik loswerden
Empowerment
●
„Ich bin nicht alleine!“
5 & 6) Wirkung des Bloggens / Chancen
(2/2)
●
●
(Neu-)Vernetzung
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raus aus der Isolation!
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außerhalb von akademisch. und Ladyfest-Kreisen
Übertragung in Offline-Welt
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●
neue Ideen bekommen / Perspektiven
kennenlernen
●
●
Inhalte, Netzwerke, Debatten...
Feedback on- und offline
... gemeinsam Lärm machen!
6) Was sind Deine Meinung nach
Hauptprobleme [...] ?
●
Harsche Angriffe auf eigene Person
●
●
●
●
Angriffe von Antifeminist_innen
„Von der Szene für die Szene“
typische strukturelle Probleme des Bloggens:
wenig strukturiert, anlassbezogen, flüchtig
Bloggen alleine keine ausreichende
politische Praxis!
●
Muss in Bewegung aus Fleisch und Blut
eingebunden sein
Feminismus im Web2.0
●
●
Blogs alleine machen nicht das Web2.0 aus
Vernetzung muss auch auf anderen Ebenen
stattfinden!
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Facebook / Twitter / Myspace / Wikis
Vernetzung auf Twitter
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Soziale Netzwerkanalyse
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Startknoten der Erhebung s.o.
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Betrachtung des Einflusses im Netzwerk
●
(limitiert aufgrund Skalierungsproblemen)
Wie geht es weiter?
Wo stehen wir und wo wollen wir
hin?
Vernetzung schreitet voran, es geht weiter:
●
●
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Planung mehrerer Panels auf re:publica10
reger Austausch in „Girls on Web
Society“-Gruppe auf Facebook
Gemeinsamer Wunsch: Feminismus weiter
gemeinsam breittreten!
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Mein Wunsch: mehr trans* / poly* /
genderqueer* / drag* / fag* / freaky people
ins Netz!
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Quellen und Dankeschön
Großen Dank an:
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Queer AG
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Mädchenmannschaft
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Fragebogenbeantworter_innen
Quellen:
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Präsentation der Mädchenmannschaft auf der re:publica09
„feminist_spaces - Frauen im Netz, Diskurse – Communities –
Visionen“, Herausgeber: Heinrich-Böll-Stiftung und
Feministisches Institut, Ulrike Helmer Verlag, 2002
Eva Grigori: „Endless Space – Limited Opportunities“ in: [sic!] Forum für feministische Gangarten, Nr. 64, August 2009
das Internet
Vielen Dank fürs Zuhören...
... bei weiteren Fragen:
[email protected]
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