Was ist Strategic Foresight
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Was ist Strategic Foresight
noocleus Fact Sheet Was ist Strategic Foresight? noocleus Was ist Strategic Foresight? Getrieben durch den gestiegenen Innovationsdruck und den erhöhten Bedarf nach strategischer Orientierung, ist in den letzten Jahren das Interesse der Unternehmen an den Methoden und Erkenntnissen der Trend- und Zukunftsforschung stark gewachsen: Etliche Kongresse, Praxiszirkel, Netzwerke und Newsdienste wurden zum Thema ins Leben gerufen. Doch was ist unter Strategic Foresight, einer strategischen Trend- und Zukunftsforschung, eigentlich zu verstehen? Nachfolgend werden Grundkonzept und Begrifflichkeit genauer erläutert. Konzept Strategic Foresight beschreibt den Einsatz von Verfahren und Methoden der Trend- und Zukunftsforschung zur Unterstützung innovationsstrategischer Prozesse in Unternehmen. Methodische Grundlage strategischer Foresight-Aktivitäten bilden dabei verschiedene Formen von Umfeld-, Trend- und Publikationsanalysen, Szenarien- und Wildcard-Techniken, Roadmapping, Partizipativ-Techniken oder auch qualitative und quantitative Simulationsverfahren. Strategic Foresight kommen hierbei drei zentrale Aufgaben zu: 1. Die Antizipation strategisch relevanter Umfeldentwicklungen und –ereignisse; durch die Identifikation und Erfassung bedeutender Umfeldtrends, latenter Themen, schwacher Signale und strategischer Möglichkeitsfelder. 2. Die Identifikation und Evaluation neuer Wachstumspotenziale und Innovationen auf den Ebenen Produkt, Kunde, Markt und Geschäftsfeld/-modell; durch systematische Umfeld-, Trend- und Optionsanalysen. 3. Die Entwicklung nachhaltiger Innovationsstrategien und –konzepte; durch die Erstellung innovationsstrategischer Studien und die methodengestützte Strukturierung strategischer Diskurse. Bei Strategic Foresight handelt es sich nicht nur um reine Methodenanwendung oder Analyseaktivität. Vielmehr beschreibt das Konzept einen partizipativen und dienstleistungsorientierten Ansatz, der auf das mittel- bis langfristige Unternehmensumfeld ausgerichtet ist: Unter Strategic Foresight verstehen wir systematische Forschungs-, Analyse- und Beratungsaktivitäten, mit denen das Ziel verfolgt wird, die innovationsstrategische Entscheidungsfindung im Unternehmen durch die ganzheitliche Antizipation, Analyse und Interpretation langfristiger gesellschaftlicher, ökonomischer und technologischer Umfeldentwicklungen sowie durch die aktive Gestaltung alternativer Zukunftsvorstellungen und -visionen zu unterstützen. Trend- und Zukunftsforschung Strategic Foresight basiert auf grundlegenden Annahmen und Konzeptionen der Trend- und Zukunftsforschung. Die Trendforschung befasst sich mit der Erkennung und Analyse bedeutender sozialer, ökonomischer, technologischer und kultureller Entwicklungen. Ihr Ziel ist es, anhand qualitativer und quantitativer Forschungsmethoden möglichst frühzeitig relevante Umfeldveränderungen und Wandelprozesse zu identifizieren, zu analysieren und im eigenen Forschungs- und Entscheidungskontext zu bewerten. Dabei stehen nicht Prognosen im Vordergrund, sondern vielmehr die Analyse von Möglichkeitsfeldern und das Erkennen substantieller Veränderungen auf der Ebene der sozioökonomischen Wert- und Handlungssysteme und einzelner Marktakteure selbst. noocleus Im allgemeinen Verständnis kann unter einem Trend eine signifikante, über einen bestimmten Zeitraum konstante, gleichgerichtete Entwicklung einer oder mehrerer Variablen verstanden werden. Hierbei lassen sich grundsätzlich zwei verschiedene Zugänge unterscheiden: ein mathematisches sowie ein kulturell-sozioökonomisches Trendverständnis. Das eine begreift einen Trend als statistische Zeitreihe, das andere als breite zeitstabile Entwicklung, welche breite Bevölkerungskreise erfasst und deren Grundbedürfnisse, Werthaltungen, Verhaltensweisen und Produktwelten nachhaltig verändern. Im Kontext von Strategic Foresight dominiert heute allgemein das kulturell-sozioökonomische Trendverständnis, wobei das mathematische grundsätzlich nicht ausgeschlossen wird. Es lassen sich eine Reihe zentraler Charakteristika von Trends identifizieren, welche eine Annäherung an ein übergreifendes und weitestgehend akzeptiertes Trendverständnis erlauben: 1. Trends gelten als komplexe, mehrdimensionale Phänomene mit einer hohen Reichweite und Wirkungsmächtigkeit. Sie beeinflussen Lebensbedingungen, Werte, Verhaltensweisen, Konsumverhalten usw. von breiten Bevölkerungskreisen und verschiedensten soziokulturellen Milieus. Trends sind stets kontextgebunden und vernetzt, stehen in Wechselwirkung miteinander. Sie erzeugen Gegentrends, welche ihrem Basistrend ergänzend entgegenwirken. 2. Trends zeichnen sich durch eine lange, mehrjährige Wirkungsdauer aus. Damit grenzen sich Trends von ähnlich gelagerten gesellschaftlichen Dynamiken wie „Hypes“ und „Moden“ ab, welche kurzfristig eine hohe Aufmerksamkeit, Attraktivität und Wirkungsdynamik entwickeln können, auf mittelfristige Sicht jedoch wieder abflauen und verschwinden. 3. Ein Trend zeichnet sich durch eine hohe Stabilität über Zeit und deshalb auch durch eine gesteigerte Antizipierbarkeit aus. Sie sind nicht besonders schnelllebig. Gerade durch diese zeitliche Stabilität entwickeln Trends ihre strategische Bedeutung für langfristig ausgerichtetes Entscheiden und Handeln. Die Zukunftsforschung beschäftigt sich vielmehr mit der Frage, wie mögliche Zukunftsbilder aussehen könnten und was heute und in nächster Zukunft geschehen müsste, damit sich ein bestimmtes Zukunftsszenario verwirklichen würde. Die Zukunftsforschung setzt sich entsprechend mit der Entwicklung und Darstellung möglicher Zukunftsvorstellungen und -bilder auseinander (Szenarien). Es ist ihr Ziel, fundiertes Orientierungs- und Handlungswissen über mögliche, wahrscheinliche und wünschbare Zukunftsszenarien und den damit zusammenhängenden Gestaltungsoptionen zu gewinnen und zu nutzen. Ergebnisse der Zukunftsforschung sind naturgemäss mit Ungewissheit und Unsicherheit belastet. Dennoch erhebt die Zukunftsforschung den Anspruch der Wissenschaftlichkeit, indem sie sich Qualitätskriterien wie Relevanz, logische Konsistenz, Überprüfbarkeit etc. auferlegt, wie sie auch an wissenschaftliche Strategien und leistungsfähige Modelle gestellt werden (Kreibich, Schlaffer et al., 2002). Verschiedene Grundsätze und Prämissen, welche in ihrem Ursprung in der durch Ossip K. Flechtheim (1971) gegründeten Futorologie basieren, bilden hierbei methodisches Fundament und Legitimationsgrundlage zugleich: 1. Zukunft ist multipel: Die Zukunftsforschung geht davon aus, dass Zukunft aus heutiger Sicht nur in der Mehrzahl existiert, in alternativen Zukunftsszenarien (bzw. „Zukünften“, engl. „Futures“). Diese Pluralität steht für ihre prinzipielle Unvorhersagbarkeit. Pluralität und Offenheit lassen es jedoch zu, Zukunft in unterschiedlichen Szenarien zu denken und zu formulieren. noocleus 2. Zukunft ist erforschbar: Zukunft kann mit Hilfe geeigneter Methoden und Modelle erforscht und greifbarer wie auch planbarer gemacht werden. Ziel der Zukunftsforschung ist es nicht, Prognosen zu erstellen, sondern vielmehr in Szenarien, Kontingenzen, alternativen Zukunftsbildern und -projektionen zu denken. Dabei sollen bewusst auch Trendbrüche, Diskontinuitäten, strukturelle Veränderungen und externe Störereignisse mitberücksichtigt werden. Dieses szenarische Denken und die Mitberücksichtigung von strukturellen Brüchen grenzt die Zukunftsforschung von der klassischen, quantitativ orientierten Prognostik ab, welche vielmehr darauf ausgerichtet ist, eindeutige Vorhersagen über die Zukunft zu treffen. 3. Zukunft ist gestaltbar: Die Zukunftsforschung geht davon aus, dass die eigene Zukunft durch das frühzeitige Erkennen des „Notwendigen“, „Möglichen“ und „Gewollten“ in gewissen Grenzen beeinflusst werden kann, weil sie von Entscheidungen abhängt, welche erst in der Zukunft festgelegt werden. In einem erweiterten Verständnis bezweckt Zukunftsforschung deshalb nicht nur die Erforschung einer sich entwickelnden, nicht beeinflussbaren Zukunft (passiv, deskriptive Sicht), sondern auch die aktive Gestaltung und Beeinflussung der eigenen Zukunft durch Visionen, Zielvorstellungen und Wünsche (aktiv, normative Sicht). Zukunftsforschung wird heute deshalb ebenso als Zukunftsgestaltung verstanden. Weiterführende Literatur: Müller, A.W. und Müller-Stewens, G. (2009). Strategic Foresight. Instrumente, Prozesse, Fallstudien. Schäffer-Poeschl: Stuttgart. noocleus ag foresight. innovation. strategy. Limmattalstr. 38, CH-8049 Zürich www.noocleus.ch