Texte aus der VELKD Taufe und Kirchenmitgliedschaft

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Texte aus der VELKD Taufe und Kirchenmitgliedschaft
Texte aus der VELKD
N r. 1 6 2 - F e b r u a r 2 0 1 2
Ta u f e u n d K i r c h e n m i t g l i e d s c h a f t
Dokumentation und Materialsammlung
Aus dem Inhalt
Die Problemlage und die Konzeption
des Kurses
ab Seite 3
Zur Situation um Kirchenmitgliedschaft und
Kirchenein- und -austritt
Erfahrungen – Zahlen – Zusammenhänge
ab Seite 5
Juristische Rahmenbedingungen zu
Kirchenmitgliedschaft und
Kirchenfinanzierung
ab Seite 10
Taufe und Kirchenmitgliedschaft
– theologische Grundlagen
ab Seite 12
Praktische Folgerungen
ab Seite 19
Anhang
ab Seite 50
Hinweise/Veranstaltungen
ab Seite 55
Texte aus der VELKD
ab Seite 63
Vorwort
Das Thema „Taufe und Kirchenmitgliedschaft“ beschreibt die
Spannungen zwischen geistlichen Ansprüchen und weltlicher
Realität, zwischen Gemeinschaft und Organisation, zwischen
Glauben und Gesellschaft, mit denen wir uns theologisch und
kirchlich auseinanderzusetzen haben.
Dazu sind in dieser Ausgabe der „Texte aus der VELKD“ Vorträge und Präsentationen versammelt, die auf dem Kurs Nr. 400
des Theologischen Studienseminars der VELKD in Pullach vom
23. bis 27. Mai 2011 gehalten wurden. Unter dem Titel „´Ich
kann auch ohne Kirche Christ sein!´ – Christsein ja, Kirchensteuer nein? Zur Zukunft der Kirchenmitgliedschaft und neuen
Formen der Beteiligung am kirchlichen Leben“ waren Pastoren
und Pastorinnen, Mitarbeitende in den Kirchenverwaltungen
sowie Kirchenjuristinnen und Kirchenjuristen zusammengekommen. Die Leitung hatten Oberkirchenrat Christian Frehrking
vom Amt der VELKD in Hannover und Rektor Dr. Matthias Rein
vom Studienseminar in Pullach.
Die Dokumentation ist in sechs Abschnitte unterteilt. Im ersten
Teil geht es um die Beschreibung der Problemlagen zwischen
theologischen Vorgaben und gesellschaftlichen Erwartungen.
Der zweite Teil bietet Beispiele, Erfahrungen und statistisches
Material zum Thema Kircheneintritte und -austritte. Im dritten
Teil finden sich detaillierte Informationen zu den rechtlichen
Rahmenbedingungen, etwa zum Kirchenmitgliedschaftsrecht
und zur Kirchensteuer. Teil vier thematisiert die Spannungen
zwischen der geistlichen und der organisatorischen Gestalt
der Kirche, wie sie theologisch beschrieben werden können.
Im fünften Teil werden konzeptionelle Folgerungen für die Praxis angeboten. Der Anhang mit bibliografischen Hinweisen beschließt das Heft.
Wir hoffen, hiermit eine Fundgrube für Materialien, Informationen, Sachberichten und nicht zuletzt für die Meinungsbildung
zum Thema „Taufe und Kirchenmitgliedschaft“ zusammengestellt zu haben.
Oberkirchenrat Dr. Eberhard Blanke
(Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der VELKD)
ISSN 2190-7625
Redaktion · Tel. +49 511 2796-533 · Fax +49 511 2796-182 · [email protected] · www.velkd.de
Texte aus der VELKD Nr. 162
Taufe und Kirchenmitgliedschaft – Dokumentation und Materialsammlung
Einführung, Dr. Matthias Rein, Pullach
1. Die Problemlage und die Konzeption des Kurses
1.1
„Ich kann auch ohne Kirche Christ sein“ – Anmerkungen zu Relevanz und Dimensionen des Zusammenhangs
von Kirchenverständnis, Kirchenmitgliedschaft und Kirchensteuer, Dr. Matthias Rein, Pullach
2. Zur Situation um Kirchenmitgliedschaft und Kirchenein- und -austritt
Erfahrungen – Zahlen – Zusammenhänge
2.1
Erfahrungen aus drei Jahren Kircheneintrittsstelle im Dekanatsbezirk München, Sandra Zeidler, München
2.2 Brief an Ausgetretene aus dem Dekanat Nürnberg, Elke Wewetzer, Nürnberg
2.3 Statistische Übersichten zum Kirchenaustritt und Kircheneintritt
3. Juristische Rahmenbedingungen zu Kirchenmitgliedschaft und Kirchenfinanzierung
3.1 Mitgliedschaftsrecht der evangelischen Kirchen, Christian Frehrking, Hannover
3.2 Materialsammlung Mitgliedschaftsrecht, Christian Frehrking, Hannover
3.3 Chancen und Risiken der Kirchenfinanzierung durch Kirchensteuer, Dr. Rolf Krämer, Hannover
4. Taufe und Kirchenmitgliedschaft – theologische Grundlagen
4.1 Die theologische Bedeutung der Taufe vor dem Horizont des Kirchenaustritts. Thesen im Anschluss an
Positionen Jan Hermelinks, Dr. Matthias Rein, Pullach
4.2 Zum Verständnis der Taufe und zur Taufpraxis - Auszug aus den Leitlinien kirchlichen Lebens
4.3 Taufe und Kirchenaustritt. Theologische Erwägungen der Kammer für Theologie zum Dienst der evangelischen
Kirche an den aus ihr Ausgetretenen
4.4 Die geistliche Bedeutung des Kirchenaustritts und seine gesellschaftlichen Hintergründe. Grundlegende
Überlegungen, Dr. Matthias Rein, Pullach
5. Praktische Folgerungen
5.1 Konzeptionelle Schritte zu einem mitgliederorientierten Handeln in der ELKB, Jörg Hammerbacher /
Johannes Bermpohl, München
5.2. Praktische Erträge aus dem Kurs, Dr. Matthias Rein, Pullach
6. Anhang
6.1 Detailprogramm und Mitwirkende
6.2 Bibliografie zum Thema Kirchenein- und -austritt
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Texte aus der VELKD Nr. 162
1. Die Problemlage und die Konzeption des Kurses
Die Problemlage und die
Konzeption des Kurses
1.1 „Ich kann auch ohne Kirche Christ sein“
Anmerkungen zu Relevanz und Dimensionen des Zusammenhangs von
Kirchenverständnis, Kirchenmitgliedschaft und Kirchensteuer
Matthias Rein
„Es ist ein für mich unerträglicher Zustand, dass meine Mitgliedschaft in
einer religiösen Gemeinschaft davon abhängt, dass ich für die Mitgliedschaft
Steuern zahle“ schreibt ein Kirchenmitglied zur Begründung seines
Austritts aus der verfassten Institution Kirche. Und er fügt ein persönliches
Glaubensbekenntnis hinzu, das seinem Gottesglauben in „moderner
naturwissenschaftlicher Weise“ Ausdruck gibt. Einem solchen Schritt gehen
Erfahrungen und Entwicklungen voraus. Enttäuschungen, Verletzungen,
verlorengegangenes Vertrauen, Glaubenszweifel und -krisen, Anfragen an die
sichtbare Gestalt der Institution Kirche verdichten sich zu mangelnder Bindung
an die Institution. Gemeinschaft wird in der Kirche nicht (mehr) erfahren und
gesucht. Solcher Gemeinschaft misst der zum Austritt Entschlossene keine
Relevanz für seinen persönlichen Glauben zu. Wenn Gemeinde und Kirche
nicht mit persönlichen Erfahrungen verbunden wird und sie für den eigenen
Glauben keine unmittelbar evidente Bedeutung zu haben scheinen, fällt
auch die formale Trennung von der Gemeinschaft nicht schwer. „Ich zahle
jedes Jahr eine erhebliche Summe“, so der Austretende, „ohne die geringste
Rückkopplung darüber zu erhalten, wofür das Geld verwendet wird“.
Ist Kirchenbindung soweit gelöst, werden Fragen nach dem Sinn des
Kirchensteuersystems laut: das System der Steuer an sich wird hinterfragt,
die Höhe der Kirchensteuer wird kritisiert, die fehlende Transparenz ihrer
Verwendung, ihre vermeintlich zweckfremde Verwendung, ihre zentrale
Verwaltung und Vergabe unabhängig von der Gemeinde vor Ort. Die
Überzeugung, auch ohne Kirche Christ sein zu können, und die Entscheidung,
die Kirchensteuer zu sparen, rangieren auf den ersten Plätze auf der Liste
der Austrittsgründe. Geld bekommt in diesem Zusammenhang über seine
faktische und relative Höhe hinaus symbolische Bedeutung. In einer Welt
des Kosten-Nutzen-Denkens fragt man, welchen persönlichen Gegenwert
die Zahlung der Kirchensteuer erbringt und begründet so für sich und für
andere unmittelbar einleuchtend, warum diese Ausgabe keinen Sinn macht.
Der Einsatz des Geldes bzw. seine Ersparnis stehen damit für den Wert, den
Glaube, Kirche und das, was Kirche tut, für den Einzelnen hat. Geld bringt
Kirchenbindung zum Ausdruck.
In diesem Diskussionsfeld steht zur Debatte, wie Kirche sich nach
evangelischem Verständnis selbst versteht und definiert. Wie verhalten
sich sichtbare und unsichtbare Kirche zu einander? Welche Rolle spielt die
Gemeinschaft der Getauften und Glaubenden für den Glauben des Einzelnen?
Wie „heilsnotwendig“ ist die Mitgliedschaft in der verfassten Kirche? Inwieweit
ist eine Spannung zwischen dem persönlichen Glaubensbekenntnis des
Einzelnen und dem Bekenntnis der ganzen Kirche legitim? Was ist als
persönliches Bekenntnis im Blick auf den christlichen Rechtfertigungsglauben
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vertretbar? Ist Kirche eine Dienstleisterin für die Gläubigen? Kann Kirche
Verstöße gegen ihre Ordnung im Blick auf die Pflichten von Mitgliedern
ahnden? Wie verhalten sich Kerngemeinde und Randsiedler zu Glaube und
Kirche?
Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Kirchenvorstände und andere kirchliche
Entscheidungsgremien müssen sich in diesem komplexen theologischen,
seelsorglichen und gesellschaftlichen Spannungsfeld orientieren und
Entscheidungen treffen. Hier geht es um inhaltliche Differenzierungen und
theologische Auseinandersetzungen.
Ein weiterer Aspekt in diesem Spannungsfeld ist das Verständnis und die
Bedeutung, die das gesellschaftliche Umfeld der Kirche zuschreibt. In der
Gesellschaft existiert ein Wissen darum, dass Kirche mit anderen Dingen
umgeht als ein Kaninchenzüchterverein, in dem man Mitglied ist oder nicht.
Diese anderen Dinge nehmen Einfluss auf den Umgang mit der konkreten
Gestaltwerdung von Kirche, auf den Umgang mit Eintritt und Austritt. Mancher
zahlt Kirchensteuer, ohne sich als gläubiger Christen zu verstehen, weil er
das gottesdienstliche Feiern der Kirche und ihr diakonisches Engagement
wichtig findet. Auf die konkrete Organisation von Kirche und die Akzeptanz
von Kirchenbindung wirken sich wiederum gesellschaftliche Trends wie die
schwindende Bedeutung der institutionellen Verfasstheit sozialer Beziehungen
und die Zunahme der organisationsförmigen Gestaltung wichtiger Bereiche
der Gesellschaft aus.
Die Stichworte Erfahrungsrelevanz- und -evidenz, Kirchenbindung, Geld,
Glaubensinhalte, Selbstverständnis der Kirche, Relevanz der Kirche in der
Gesellschaft kennzeichnen das Spannungsfeld, in dem heute über Fragen
von Kirchengliedschaft, Eintritt, Austritt und Kirchensteuer diskutiert wird.
Für viele Gemeindepfarrerinnen und -pfarrer stellen sich diese Fragen
wöchentlich in Kasualgesprächen mit Kirchengeliedern, Nichtkirchengliedern
und ihren Familien.
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Die Problemlage und die
Konzeption des Kurses
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2. Zur Situation um Kirchenmitgliedschaft und
Kirchenein- und -austritt
Erfahrungen – Zahlen – Zusammenhänge
Zur Situation um Kirchenmitgliedschaft und Kircheneinund -austritt
2.1 Erfahrungen aus drei Jahren Kircheneintrittsstelle im Dekanatsbezirk München*
*Im Zeitraum von Mai 2008 - Mai 2011
sind 540 Menschen in der KESt eingetreten
Zusammengefasst von Pfarrerin Sandra Zeidler anhand der Evaluation der
Evangelischen Hochschule Nürnberg, Institut für Praxisforschung und Evaluation
Alle bis Ende Januar 2010 Eingetretenen (278 Personen) wurden postalisch
in zwei Erhebungswellen angeschrieben. Der zweiseitige Fragebogen enthielt größtenteils geschlossene Fragen. Der Rücklauf erfolgte in beigelegten
Freikuverts direkt an die Hochschule. Es gingen insgesamt 115 Antworten
ein. Dies entspricht einer Rücklauf-Quote von 41,3 %. Auf dieser soliden
Grundlage lassen sich verlässliche Ergebnisse ableiten.
Wer sind die Menschen, die eintreten?!
Ich möchte Ihnen gerne einen Einblick in einen späten Mittwochnachmittag in
der KESt geben: die Tür geht auf und eine Frau tritt ein – nennen wir sie „Frau
Erika Mustermann“ – denn sie ist jedenfalls zu 56,6 % eine Frau.
• Ich schätze sie auf 49 Jahre - durchschnittlich
• Eher aber jünger: zwischen 30 und 39 Jahren (= größte Gruppe:
25 %)
• Sie kommt gerade von der Arbeit und will danach noch ins
Fitnessstudio …
o Sie wohnt im Großraum München
o Eher in der Stadt (aber auch Umland)
o Sie ist entweder LKW-Fahrerin oder Ärztin
o Sie arbeitet und ist damit kirchensteuerpflichtig (84 %)
• „Ich habe von der Eintrittsstelle im Internet erfahren“
o 60 % erfahren von der KESt über das Internet (6 % von
einem Gemeindepfarrer)
o Von daher weiß sie, was mitzubringen ist (Taufurkunde,
Austrittsbescheinigung) sowie die Öffnungszeiten
o Warum ist sie denn jetzt nicht zu „ihrem“ Gemeindepfarrer?!
 Sie kennt ihn nicht, weiß nicht, zu welcher
Gemeinde sie gehört, oft ist das Parochialprinzip
nicht mal bekannt (46 %)
 Für fast 30 % ist die Anonymität wichtig (niedrigschwellig)
 Es soll ein einfacher Ablauf sein, schnell und unkompliziert
• „Was bewegt Sie denn zum Eintritt?“ Jetzt gibt es keine Frau Mustermann mehr, denn es gibt viele verschiedene Motive:
o Eher ein unbestimmtes Gefühl …“dazugehören“
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o Komisches Gefühl „so ohne Kirche“
o Neuanfang – Beziehung gescheitert, Leben neu ordnen,
•
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Kirche soll mit dazugehören
o Wenn sie Mutter ist, kann es mehrere Motive geben:
 Nutzt tolle Angebote der Gemeinde und will das finanziell unterstützen
 Will Kind taufen lassen und tritt dann selber ein
 Will das Kind christlich erzogen wird …
o Wenn sie etwas älter ist, will sie vielleicht etwas Vermisstes
wiederfinden – gute Erinnerungen an eigene Kindheits- und
Jugenderfahrungen mit Kirche
o Vielleicht hat sie einen Freund verloren und dann erlebt,
dass Seelsorger da waren, die Familie begleitet haben,
eine gute Beerdigung gestaltet haben, einen Abschied
ermöglicht haben
„Ich bin ja damals wegen der Kirchensteuer ausgetreten – meinen
Glauben habe ich deswegen nicht verloren!“
o Der Austritt liegt im Schnitt 8-10Jahre zurück
o Frau Mustermann war vorher evangelisch (80 %)
o Wichtigster Austrittsgrund: Kirchensteuer (53 %)
 Vielleicht gab es einen finanziellen Engpass …
 Vielleicht bekam Frau Mustermann ihre erste Gehaltsabrechnung und hat sich gefragt: Was machen
die mit meiner Kirchensteuer?!?!
 Umgang mit Geldern nicht deutlich
 Kirchensteuer als staatliche Zwangsmaßnahme
 Keine Verbindung zur Kirche
o Sonstige Gründe (insg. 34 %)
 Ärger über Institution
 Politische Ausrichtung hat nicht gepasst
 Bürokratie
 Zur Zeit des Austritts herrschte kein Bezug zur
Kirche
 Desinteresse an Kirche
 Kirche ist ja nicht gleichzusetzen mit Glaube
 Fehlende Zugehörigkeit
 „jugendliche Abgrenzung“, nichtkirchlicher Partner,
Lebenskrise ...
o Konkrete Konflikte spielen kaum eine Rolle (8 %)
Auf jeden Fall ist Frau Mustermann fest entschlossen, einzutreten
o Dieser Entschluss wird meist selbst gefasst
o Vielleicht noch im Gespräch mit dem Partner (evtl. kann der auch der Auslöser sein)
o Es wird vorher kein „beratendes“ Gespräch mit
einem Pfarrer, einer Pfarrerin gesucht
o Sie freut sich, dass sie den Schritt jetzt tut
„Ich sag’s Ihnen ganz ehrlich: ich werde jetzt keine große
Kirchgängerin werden.“
o Damit gehört sie zu den 71,7 %, die sich nicht am Gemeindeleben beteiligen wollen
Klären, zu welcher Gemeinde sie gehört (90 % treten in Wohnortge-
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meinde ein)
Ausfüllen des Formulars
Überreichen der Eintrittsurkunde
Hinweis auf Änderung der Lohnsteuerkarte
Infomaterial zur evang. Kirche München (Gemeindebrief)
Buchgeschenk, Engel mit Segen, zuweilen auch ein Gebet
Zur Situation um Kirchenmitgliedschaft und Kircheneinund -austritt
• Ich leite am gleichen Tag noch die Durchschläge an Gemeinde weiter
• Bei 60 % der Eingetretenen ist eine Kontaktaufnahme durch Gemeinde erfolgt (Begrüßungsbrief oder -besuch)
Frau Mustermann gehört zu den 20 % der Befragten, die ohne Eintrittsstelle
wahrscheinlich nicht eingetreten wären.
Frau Mustermann erhält einen Fragebogen von der Ev. FH Nürnberg und wird
u. a. nach ihren Wünschen an die Kirche gefragt (offene Frage):
(nach Häufigkeit geordnet)
• Gemeinschaft – für Gläubige, Heimat, Zugehörigkeit
• Nähe – Ansprechpartner, Seelsorge, Menschlichkeit
• Orientierung – Werte, kritische Stellungnahmen, Ehrlichkeit
• Angebote – schöne, moderne Gottesdienste, Gemeindeleben,
Kinder
„Haben sich Ihre Erwartungen an die Mitgliedschaft erfüllt?“
Die überwiegende Mehrheit sagt Ja, 30 % antworten sogar mit „voll und ganz
erfüllt!“
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2.2 Brief an Ausgetretene aus dem Dekanat Nürnberg
Elke Wewetzer
Evangelisch-Lutherisches Dekanat
Nürnberg
Evang.-Luth. Dekanat Nürnberg, Burgstraße 6, 90403 Nürnberg
Frau
Manuela Mustermann
Kirchstr.“ 99 “““
9
“ 9999 Nürnberg““
Kircheneintrittsstelle und Beratungsstelle
für Mitgliedschaftsfragen im eckstein
Pfarrerin Elke Wewetzer
Burgstraße 1-3
90403 Nürnberg
Tel. 0911/214-1516
Fax 0911/214-1517
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 15 – 17 Uhr
Mittwoch auch 17 – 19 Uhr
Mittwoch und Freitag auch 10 – 13 Uhr
und nach persönlicher Vereinbarung
[email protected]
.
Sehr geehrte Frau Mustermann,
Nürnberg, den
das Standesamt hat mir mitgeteilt, dass Sie aus der EvangelischLutherischen Kirche
ausgetreten sind. Natürlich respektiere ich das, aber zugleich bedaure ich es sehr.
Die Kirche braucht Menschen, die sie offen, deutlich, zeitgemäß und auch kritisch mit
gestalten. Dabei ist jede und jeder Einzelne wichtig.
-
.
Ich weiß nicht, welche Gründe Sie zum Kirchenaustritt bewogen haben. Ich bin sicher,
dass es triftige Gründe sind. Vielleicht ist diese Entscheidung schon lange in Ihnen ge
reift, vielleicht haben Sie – aus einem aktuellen Anlass heraus – eher spontan
der Kirche den Rücken gekehrt. Bestimmt haben Sie es sich nicht leicht gemacht.
Ich interessiere mich dafür, was Sie erlebt haben, bevor Sie den Schritt zum Kirchen
austritt gegangen sind. Das, was Sie erlebt haben, kann wichtig sein, um die Kirche
in Zukunft positiv weiterzuentwickeln. Wenn wir wissen, wo etwas nicht stimmt, können
wir zumindest versuchen, es zu verbessern. Darum möchte ich Ihnen heute anbieten,
mit mir über Ihre individuellen Gründe zum Kirchenaustritt ins Gespräch zu kommen.
Schreiben Sie mir, per Post, Fax oder per Email, rufen Sie mich an oder vereinbaren Sie
ein persönliches Gespräch mit mir – ich nehme mir gerne Zeit für Sie. In Konfliktfällen
oder Härtesituationen werde ich bei Bedarf versuchen, die nötige Unterstützung zu ver
mitteln. Sollte ich selbst nicht gleich erreichbar sein, nimmt sich gerne der diensthaben
de Pfarrer oder die diensthabende Pfarrerin aus dem Team der Kircheneintrittsstelle
Zeit für Sie.
Natürlich stehen Ihnen in Zukunft viele Angebote der Kirche auch offen, wenn Sie nicht
mehr Mitglied sind. Dennoch brauchen wir mehr denn je die Basis derer, die als Kirchen
mitglieder diese Angebote mittragen, mit finanzieren und durch ihr persönliches Enga
gement überhaupt möglich machen. Dafür, dass Sie in Ihrer Zeit als Kirchenmitglied die
Arbeit und die Gemeinschaft der evangelischen Kirche mit den Ihnen möglichen Mitteln
unterstützt haben, danke ich Ihnen an dieser Stelle ausdrücklich.
Vielleicht ändert sich an Ihrer Lage oder Einstellung zu einem späteren Zeitpunkt etwas
und Sie möchten wieder zur evangelischen Kirche zurückkehren. Das wäre schön!
Dann stehe ich Ihnen – wie auch die Pfarrerinnen und Pfarrer in Ihrer Nähe –
gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen, auch von Stadtdekan Michael Bammessel,
Ihre
Pfarrerin Elke Wewetzer
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2.3 Statistische Übersichten zum Kirchenaustritt und Kircheneintritt
1. Einen Überblick zu den statistischen Angaben für die Evangelische Kirche in Deutschland bietet die „Statistik über die Äußerungen des kirchlichen
Lebens in den Gliedkirchen der EKD“, die jährlich erstellt wird. Die Dateien
liegen zum Download (zum Beispiel für das Jahr 2010) unter der nebenstehenden Adresse bereit.
Für die Jahre 1997-2009 ist die Jahreszahl im Link entsprechend zu ändern.
Zur Situation um Kirchenmitgliedschaft und Kircheneinund -austritt
www.ekd.de/download/kirch_leben_2010.pdf
(für die Jahre 1997-2009 die entsprechende Jahreszahl im Link ändern)
2. Umfangreiches statistisches Material in Form von Tabellen und Grafiken
findet sich in der vierten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der Evangelischen Kirche in Deutschland aus dem Jahr 2006:
Wolfgang Huber/Johannes Friedrich/Peter Steinacker (Hg.): Kirche in der
Vielfalt der Lebensbezüge, Die vierte EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft, 1. Band. Gütersloh 2006.
Jan Hermelink, Ingrid Lukatis, Monika Wohlrab-Sahr (Hg.), Kirche in der Vielfalt der Lebensbezüge. Die vierte EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft,
2. Band: Analysen zu Gruppendiskussionen und Erzählinterviews, Gütersloh
2006.
Beide Bände sind über den Buchhandel zu beziehen.
3. Weitere Literaturangaben sind im Anhang unter Punkt 6.2 aufgeführt.
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3. Juristische Rahmenbedingungen zu Kirchenmitgliedschaft und Kirchenfinanzierung
Juristische Rahmenbedingungen zu Kirchenmitgliedschaft
und Kirchenfinanzierung
3.1 Mitgliedschaftsrecht der evangelischen Kirchen
Christian Frehrking
Die Präsentation von Oberkirchenrat Christian Frehrking liegt in der Form,
wie sie auf dem Kurs in Pullach gehalten wurde, auf der Internetseite der
VELKD zum Download bereit (siehe nebenstehenden Link).
Download zur Päsentation von
OKR Frehrking: www.velkd.de/downloads/Christian_Frehrking-Mitgliedschaftsrecht_der_evangelischen_Kirchen-2011.pdf
3.2 Materialsammlung zum kirchlichen Mitgliedschaftsrecht
Christian Frehrking
Die Materialsammlung zum kirchlichen Mitgliedschaftsrecht ist ein 102 Seiten
umfassender Reader mit theologischen und juristischen Texten zum Thema
Kirchenmitgliedschaft. Darin sind enthalten: Auszüge aus dem Kleinen Katechismus und der Lebensordnung, aus Rechtsquellen und Rechtsurteilen
sowie sonstige Texte zur Kirchenmitgliedschaft und zur Kirchensteuer.
Sie können den Reader per E-Mail bestellen: [email protected]
3.3 Chancen und Risiken der Kirchenfinanzierung durch Kirchensteuer
Vizepräsident Dr. Rolf Krämer, Landeskirchenamt Hannover
Folien zum Vortrag am 25. Mai 2011 im Theologischen Studienseminar der
VELKD in Pullach.
Ein Abdruck der Präsentationsfolien von Dr. Krämer, die er mündlich kommentiert hat, hätte das Format der „Texte aus der VELKD“ gesprengt. Stattdessen hat der Referent die Folien für einen Online-Abruf zur Verfügung gestellt. Der nebenstehende Link gibt den Pfad zur Datei an.
Die Präsentation ist in fünf Abschnitte unterteilt:
I. Von der staatlichen Kirchenfinanzierung zur modernen Kirchensteuer
II. Kirchensteuer: Das wichtigste kirchliche Finanzinstrument
III. Wie verlässlich ist die Kirchensteuer?
IV. Wie sicher ist die Kirchensteuer?
V. Ohne Moos nix los?
Download zur Päsentation von
Dr. Krämer: www.velkd.de/downloads/
Rolf_Kraemer_Chancen_und_Risiken.
pdf
Vizepräsident Dr. Rolf Krämer beschreibt einen historischen Bogen von der
einfachen gottesdienstlichen Spende, wie sie im Alten Testament berichtet
wird, bis hin zum gegenwärtigen System der Kirchensteuer. Heute machen
die Kirchensteuern, im Vergleich zu anderen Finanzierungswegen, rund
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Texte aus der VELKD Nr. 162
80 Prozent der kirchlichen Einnahmen aus.
Allerdings sind Kirchensteuer von nicht-steuerbaren Entwicklungen der wirtschaftlichen Konjunktur sowie von Änderungen des Rechts und von der Anzahl der Kirchenmitglieder abhängig.
Mittelfristig bleiben die Einnahmen aus den Kirchensteuern zwar stabil,
aber es ist damit zu rechnen, dass die evangelische Kirche in den nächsten
30 Jahren aufgrund der demografischen Entwicklung sowie bedingt durch
Kirchenaustritte und Taufunterlassungen rund 30 Prozent ihrer Mitglieder
verlieren wird. Deshalb ist eine Mischung aus additiven Finanzinstrumenten
(Stiftungen, Fundraising, Projekt- und Drittfinanzierungen) zu entwickeln und
über alternative Finanzierungsmöglichkeiten nachzudenken.
Juristische Rahmenbedingungen zu Kirchenmitgliedschaft
und Kirchenfinanzierung
Für die hannoversche Landeskirche empfiehlt Dr. Krämer im Fazit sechs
Schritte zur Stabilisierung der kirchlichen Finanzbasis:
1. Ehrenamtliches Engagement verstärken,
2. Prioritäten setzen,
3. Langfristige Personalplanung,
4. Örtliche Einnahmen verstärken,
5. Kirchengemeinden regional vernetzen sowie
6. Gebäudebestand verringern.
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4. Taufe und Kirchenmitgliedschaft
– theologische Grundlagen
Taufe und Kirchengliedschaft theologische Grundlagen
4.1 Die theologische Bedeutung der Taufe vor dem Horizont des
Kirchenaustritts
Thesen im Anschluss an Positionen Prof. Dr. Jan Hermelinks
Matthias Rein
„Die Zugehörigkeit zur Kirche, ihre Grundstruktur wie ihre – institutionellen
wie individuellen – Gestaltungsmöglichkeiten sind im Rekurs auf das
Geschehen der Taufe zu beschreiben und praktisch zu orientieren.“1
1. In der Taufe handelt Gott nach christlichem Verständnis souverän und
vorgängig. Dies wird durch die Gemeinde vermittelt und vom Täufling
passiv empfangen. Die Taufe vermittelt zunächst und grundlegend die
bedingungslose Zuwendung Gottes.
2. Die Taufe zielt auf menschliche Aneignung der Taufgaben. Die Taufe markiert
den Anfang eines lebenslangen Weges ihrer Aneignung und Entfaltung.
Dieser Weg des Glaubens wird nicht nur, aber auch als Kirchenmitgliedschaft
erkennbar und konkret.
3. Für die individuelle Aneignung der Taufgaben und ihre je eigene Entfaltung
ist der Täufling selbst verantwortlich. Kirchenmitgliedschaft beschränkt sich
deshalb nicht auf bloßes Erfasstwerden, sondern umfasst eigene Aktivität
und bewusstes Wählen.
4. Kirche ist immer schon da – in sozialen und kulturellen Verhältnissen,
in gemeindlicher, baulicher und pastoraler Präsenz vor Ort. Die kirchliche
Zugehörigkeit des Einzelnen bezieht sich auf institutionelle Vorgaben.
Die individuelle Annäherung des Einzelnen an die Kirche knüpft an diese
institutionellen Vorgaben an. Dies wirkt sich auf die Gestaltung seines Taufund Gaubensweges aus.
5. Die Taufe gliedert den Täufling in reale soziale Verhältnisse ein, die sich
als konkret ausgestaltete Institution darstellen. Der Getaufte hat Rechte
und Pflichten gegenüber der Institution. Der Getaufte kann von der Kirche
erwarten, dass sie seinen individuellen Taufweg, seine Bindung an Gott
begleitet und unterstützt. Grundaufgabe der Kirche ist, den Einzelnen ihr je
eigenes Leben aus der Taufe zu ermöglichen, zu erleichtern und ggf. neu zu
eröffnen.
6. Die Taufe integriert den Getauften in soziale Beziehungen (Familie,
Gemeinde, Gruppe, Öffentlichkeit). Zugleich transzendiert die Taufe alle
vorgegebenen sozialen Verhältnisse. Die Taufe unterstellt den Einzelnen der
Christusherrschaft, damit verlieren alle anderen Bindungen für den Täufling
an Bedeutung. Keine Institution, auch nicht die Institution Kirche, kann totale
Ansprüche an den Getauften erheben.
1 Prof. Dr. Hermelink, J.: Kirchenmitgliedschaft in praktisch-theologischer Perspektive, in
Zimmermann, Kirchenmitgliedschaft, Neukirchen 2008, 45, 61, insbesondere 57-61.
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7. Die Kirche kann nach reformatorischem Verständnis dem Getauften
keine Vorschriften darüber machen, wie er/sie ihren Glauben lebt. Dies
gilt auch für die konkrete Form ihrer kirchlichen Bindung (z. B. im Blick auf
Gemeindezugehörigkeit, Ort, Intensität und Dauer der aktiven Beteiligung
am Gemeindeleben). Der Getaufte ist Glied der weltweiten Christenheit, dies
übersteigt die Grenzen einer konkreten Gemeinde vor Ort.
8. Der/die Getaufte hat die Freiheit, seinen bzw. ihren Taufweg in ganz
unterschiedlichen Formen der Zugehörigkeit zu gehen. Darum hat die Kirche
die Pflicht, ihn/sie dabei durch vielfältige, lokale und auch ortsunabhängige
Präsenz zu unterstützen.
Taufe und Kirchengliedschaft theologische Grundlagen
9. „Das Ziel der Taufe ist nach kirchlicher Lehre ein Dreifaches: Die
Verherrlichung des dreieinigen Gottes, Leben und Seligkeit der
Getauften und der Aufbau der Kirche. …
Aller Dienst der Kirche an den aus ihr Ausgetretenen muss dieses Ziel
vor Augen haben. Dabei kann dieser Dienst daran anknüpfen, dass,
trotz der Distanzierung von der Kirche oder des mit dem Kirchenaustritt
gegebenen Bruchs, durch die Taufe dennoch eine Verbindung der
Kirche mit dem Getauften bestehen bleibt.“2
10. Die Kirche bleibt verantwortlich für den Taufweg der ausgetretenen
Getauften. Sie sollte ihn/sie weiter über kirchliche Angebote informieren und
zu ihnen einladen, um ihn/sie auf seinem/ihrem zuweilen verschlungenen
und verborgenen geistlichen Weg zu unterstützen.
11. Die Kirche sollte ausgetretene Getaufte zum Wiedereintritt in die Kirche
einladen, „weil ein individueller Taufweg ohne den Bezug zu einer
kirchlichen Institution auf Dauer weder empirisch noch theologisch
möglich ist“.3
12. Kirchliche Mitgliedschaft ist in der Taufe begründet und präformiert und
stellt eine mehrdimensionale und in sich dynamische Bindung dar.
Auch die Kirche existiert als unsichtbare und verborgene Gemeinschaft des
Glaubens, als Institution wie als unverfügbares Ereignis. Sie lebt vor Ort, in
vielen Gemeinschaftsformen, in der weltweiten Ökumene.
Die Vielschichtigkeit des kirchlichen Lebens ist in der Dynamik des Glaubens
selbst begründet. Dieser theologisch begründeten Vielschichtigkeit muss die
rechtliche Regelung der Zugehörigkeit entsprechen. Sie soll die vielfältigen
Formen individueller Bindung wahrnehmen und begleiten.
2 Kirchenamt der EKD (Hg.): Taufe und Kirchenaustritt. Theologische Erwägungen der Kammer
für Theologie zum Dienst der evangelischen Kirche an den aus ihr Ausgetretenen, Hannover
2000, 3.
3 Vgl. Hermelink, a.a.O., 60.
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Texte aus der VELKD Nr. 162
4.2 Zum Verständnis der Taufe und zur Taufpraxis
– Auszug aus den Leitlinien kirchlichen Lebens1
Taufe und Kirchengliedschaft theologische Grundlagen
Die Taufe – Wahrnehmung der Situation
Durch die Taufe werden Menschen in die Kirche aufgenommen, entweder
aufgrund eigener Entscheidung oder auf Wunsch der Eltern. Gott spricht dem
Täufling durch das sichtbare Handeln von Menschen seine Liebe zu; dadurch
wird dieser in die weltweite Gemeinschaft der Christen eingegliedert. Zugleich
wird der Täufling zum Mitglied der Kirche, in der die Taufe stattfindet. Auf der
einen Seite gehört also der Glaube zur Taufe, auf der anderen begründet der
Taufakt ein Rechtsverhältnis. Bei der vorherrschenden Praxis der Taufe von
Säuglingen fällt der Vollzug der Taufe mit dem Glauben lebensgeschichtlich
nicht zusammen. Deshalb sprechen die Eltern bzw. Sorgeberechtigten
mit den Patinnen und Paten im Taufgottesdienst das Glaubensbekenntnis
und versprechen, das Kind im christlichen Glauben zu erziehen. Doch mit
der zurückgehenden oder abgebrochenen christlichen Traditionsbindung
ist dieser Zusammenhang im allgemeinen Bewusstsein vielfach aus
dem Blick geraten. Der ursprüngliche Sinn der Taufe ist vielen Menschen
nicht mehr klar. Trotzdem wollen Eltern bzw. Sorgeberechtigte ihre Kinder
taufen lassen, obwohl ein Elternteil bzw. Sorgeberechtigter einer anderen
Religionsgemeinschaft angehört oder konfessionslos ist. Selbst Nichtchristen
möchten ihre Kinder zur Taufe bringen oder Patinnen und Paten sein.
Insgesamt ist die Selbstverständlichkeit der Kindertaufe zurückgegangen.
Deshalb sieht es die Kirche als ihre dringende missionarische Aufgabe
an, auf die Bedeutung der Taufe hinzuweisen und zu ihr einzuladen. Die
evangelisch-lutherische Kirche tritt entschieden für die Säuglingstaufe ein.
Die meisten Eltern bringen weiterhin kleine Kinder zur Taufe. Sie haben
unterschiedliche Gründe dafür. Viele von ihnen wollen, dass ihre Kinder unter
Gottes Schutz und Segen leben und in die Tradition hineinwachsen, in der
sie selber stehen. Anderen liegt daran, ihre Freude über den Beginn des
jungen Lebens durch eine schöne Feier zu unterstreichen. Manchen Eltern
fällt es schwer, darzustellen, warum sie ihr Kind taufen lassen wollen; häufig
steht hinter ihrem Wunsch die Ehrfurcht vor dem Geheimnis des Lebens.
Andere Eltern schieben die Taufe ihrer Kinder auf. Manche tun das, um ihnen
selbst die Entscheidung zu überlassen, wenn sie das entsprechende Alter
erreicht haben, andere machen Glaubensgründe dafür geltend. Die Kirche ist
aus gutem Grund zurückhaltend, die Ehrlichkeit der Bitte um die Taufe, wann
immer sie vorgetragen wird, zu bezweifeln.
Als Folge der abbrechenden Traditionsbindung mancher Eltern ist die Taufe
teilweise aus dem Blick geraten. So kommt es immer häufiger auch zu
Taufen von Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter, von Jugendlichen
und Erwachsenen. Sie haben in den Gemeinden inzwischen eine große
Akzeptanz gefunden. Trotzdem können sich viele Menschen nicht zur Taufe
entschließen, obgleich sie die Arbeit der Kirche als wichtig empfinden und sie
sogar oftmals selbst unterstützen.
Um die in der Taufe geschenkte Gabe erfahrbar und verstehbar zu machen
und die Bedeutung der Erfahrung von Gemeinschaft für den Glauben
1 Lutherisches Kirchenamt der VELKD (Hg.): Leitlinien des kirchlichen Lebens der VELKD,
Handeichung für eine kirchliche Lebensordnung, Gütersloh 2003.
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Texte aus der VELKD Nr. 162
herauszustellen, gestalten die Gemeinden die Taufgottesdienste mit großer
Aufmerksamkeit. Auch Tauferinnerungsgottesdienste dienen diesem Ziel.
Wer aufgrund der Entscheidung seiner Eltern getauft wurde, steht vor der
Aufgabe, ein persönliches Verhältnis zum christlichen Glauben zu finden.
Manchen gelingt dies nicht, und sie treten später aus der Kirche aus. Damit
entfallen zwar alle Rechte und Pflichten der Kirchenzugehörigkeit, aber die
Möglichkeit der Rückkehr zur Kirche steht jederzeit offen. Die Taufe bleibt
gültig und wird nicht wiederholt. Andere sind weiterhin Mitglied der Kirche,
können aber keinen inneren Zugang zu ihrer Verkündigung finden. Sie
möchten nicht aufgeben, was ihnen als Kind mitgegeben wurde. Menschen,
die bewusst in der Kirche leben, sehen in der Taufe ein sichtbares Zeichen
der Zuwendung Gottes, an das sie anknüpfen und an dem sie ihr Leben
ausrichten können. Für sie ist die in der Taufe begründete Zugehörigkeit zur
Kirche Freude und Verpflichtung.
Die Taufe eines Kindes zielt auf das eigene Bekenntnis des Täuflings in
einem späteren Lebensalter durch die Konfirmation (vgl. Abschnitt Lernen,
Lehren, Konfirmieren) und auf einen Glauben, der lebenslang im Hören auf
das Evangelium, im Gebet und im Einsatz für andere Menschen praktisch
ausgeübt wird. Dabei sollen die Eltern im Auftrag der christlichen Gemeinde
die Patinnen und Paten den Täufling begleiten. Die Gemeinde soll alle
Getauften immer wieder veranlassen, das Zeugnis der Bibel kennenzulernen
und sie zum Glauben einladen. (35-37)
Taufe und Kirchengliedschaft theologische Grundlagen
Durch die Taufe werden Menschen, wie es Paulus ausgedrückt hat, zu
Gliedern am Leib Christi (1 Kor 12) und zu Mitgliedern der Gemeinde und der
weltweiten Gemeinschaft der Christinnen und Christen. Sie sollen an ihrem
Leben teilhaben und es mit ihren Begabungen, ihrer Phantasie und ihren
Ideen nach Kräften mitgestalten. (39)
5. Patenamt
(1) Patinnen und Paten sind Zeuginnen und Zeugen des Taufvollzugs und
versprechen, bis zur Konfirmation gemeinsam mit den Eltern und im Auftrag
der Gemeinde für die Erziehung des Kindes im christlichen Glauben zu
sorgen.
(2) Kinder sollen mindestens einen Paten oder eine Patin haben. Ist dies
ausnahmsweise nicht erfüllt, können Kinder auch dann getauft werden,
wenn mindestens ein Elternteil bzw. eine Sorgeberechtige oder ein
Sorgeberechtigter Mitglied der evangelischen Kirche ist. Wenn keine Patin
oder kein Pate vorhanden ist, kann der Kirchenvorstand eine Patin oder einen
Paten aus der Gemeinde bestellen.
(3) Bei der Verhinderung von Patinnen oder Paten sind Stellvertreter oder
Stellvertreterinnen als Taufzeugen zu bestellen und im Kirchenbuch zu
vermerken.
(4) Patin oder Pate kann sein, wer der evangelischen Kirche angehört
und zum Abendmahl zugelassen ist. Das ist ggf. durch einen Patenschein
(Bescheinigung des zuständigen Pfarramtes über die Berechtigung zum
Patenamt) zu dokumentieren.
(5) Auch Glieder einer Mitgliedskirche der Arbeitsgemeinschaft christlicher
Kirchen können nach Maßgabe des kirchlichen Rechts zum Patenamt
zugelassen werden, sofern diese in Lehre und Praxis dem evangelischen
Verständnis der Taufe nicht widersprechen.
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Texte aus der VELKD Nr. 162
(6) In das Patenamt eines anderen kann niemand eintreten. Ein übernommenes
Patenamt kann nicht aberkannt werden.
(7) Das Patenamt ruht, wenn die Patin oder der Pate die Zulassung zum
Abendmahl verliert, insbesondere durch Austritt aus der Kirche. Paten können
auf eigenen Wunsch aus vertretbaren Gründen von ihrem Amt entbunden
werden. Dieses ist durch einen Nachtrag im Kirchenbuch zu vermerken.
Wenn kein Pate mehr vorhanden ist, sorgen Eltern und Pfarramt dafür, dass
die Aufgaben des Patenamtes dennoch wahrgenommen werden können.
Dazu ist die Nachbestellung einer geeigneten Person möglich. Sie ist in das
Kirchenbuch einzutragen. (41f)
Taufe und Kirchengliedschaft theologische Grundlagen
7. Als Getaufte leben
Die Gemeinschaft der Gläubigen zeigt sich darin, dass Christinnen und
Christen Menschen einladen, Gottes Zusage anzunehmen, einander an
ihre Taufe erinnern, sich gegenseitig helfen, das Gnadenhandeln Gottes zu
verstehen, sich gegenseitig trösten und Möglichkeiten der Beteiligung am
Gemeindeleben eröffnen.
Für getaufte Kinder kann das in Form eines Taufgedächtnisgottesdienstes
Gestalt annehmen.
Auch Erwachsene benötigen Formen, um sich ihrer Taufe zu vergewissern. Mit
der Taufe ist jede Christin und jeder Christ berufen, in Fragen des Glaubens
sprach- und urteilsfähig zu werden. Die Kirche und die Gemeinde müssen
die äußeren Bedingungen dafür schaffen, dass Menschen dieser Berufung
folgen können. (43)
11. Rechtsfolgen der Taufe
(1) Die Taufe begründet gleichzeitig die Mitgliedschaft in einer Kirchengemeinde
und Landeskirche mit den sich daraus ergebenden Rechten und Pflichten, wie
die Übernahme kirchlicher Ämter und die Kirchensteuerpflicht (vgl. Kapitel
Kirchenmitgliedschaft).
(2) Mit der Taufe von Erwachsenen ist die Zulassung zum Abendmahl
unmittelbar verbunden.
(3) Eine Taufe, die gemäß dem Taufbefehl im Namen Gottes, des Vaters, des
Sohnes und des Heiligen Geistes mit Wasser vollzogen wurde, darf nicht
wiederholt werden. (45)
4.3 Taufe und Kirchenaustritt
Theologische Erwägungen der Kammer für Theologie zum Dienst der
evangelischen Kirche an den aus ihr Ausgetretenen
Im Jahre 2000 hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) den
Text Nr. 66 „Taufe und Kirchenaustritt – Theologische Erwägungen der
Kammer für Theologie zum Dienst der evangelischen Kirche an den aus ihr
Ausgetretenen“ herausgegeben. Der damalige Vorsitzende des Rates der
EKD, Präses Manfred Kock, formuliert darin die Frage, wie die Kirche mit
einer großen Zahl von Menschen umgehen will, die einst durch ihre Taufe die
Kirchenmitgliedschaft erworben, aber später aus unterschiedlichen Gründen
ihren Austritt aus der Kirche erklärt haben.
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EKD Text Nr. 66 als Download unter:
www.ekd.de/EKD-Texte/44644.html
16
Texte aus der VELKD Nr. 162
4.4 Die geistliche Bedeutung des Kirchenaustritts und seine
gesellschaftlichen Hintergründe
Grundlegende Überlegungen
Taufe und Kirchengliedschaft theologische Grundlagen
Matthias Rein
1. Der Austritt Getaufter aus der Kirche stellt einen Bruch zwischen der
Institution und dem Einzelnen dar. Dieser muss in seiner geistlichen
Dimension wahr- und ernstgenommen werden.
2. Die Motive für den Kirchenaustritt auf der individuellen Ebene sind vielfältig
(Glaubensferne, Entfremdung zur Gemeinschaft der Christen vor Ort oder
zur Kirche insgesamt, Kirchensteuerersparnis, Kritik an der Kirche insgesamt
oder an einzelnen Personen, Äußerungen oder Entscheidungen usw.). Die
Motive sollten erkundet und benannt werden.
3. Beim Kirchenaustritt von getauften Kirchengliedern spielt im Hintergrund
eine Reihe von Faktoren eine Rolle:
a) Menschen gehen mit ihrer Kirchenmitgliedschaft u. U. wie mit der
Mitgliedschaft in anderen Vereinen oder Verbänden um. Sie sind Mitglied,
wenn Kirche für sie lebensgeschichtlich relevant ist und sie sich engagieren.
Sie treten aus, wenn Kirche für sie aktuell keine wichtige Rolle spielt.
b) Zugleich haben nicht wenige Menschen das Gefühl, dass Kirche nicht
in gleicher Weise organisationsförmig verfasst ist wie andere Vereine.
Kirche geht mit dem ganz Anderen, dem per se Unorganisierbaren um, das
sollte Konsequenzen für den Umgang mit Mitgliedern haben (Sanktionen?
Ausschluss?).
c) Für viele Menschen erschließt sich nicht, welche Rolle die Gemeinschaft
der Glaubenden für ihren Glauben spielt. Sie meinen, sie können ihre
christlichen Überzeugungen auch ohne andere Christen entwickeln und
zum Ausdruck bringen. Sie finden geistig-geistliche Gemeinschaft nicht im
Rahmen kirchlicher Gemeinschaften, sondern außerhalb der verfassten
Kirche (medial, virtuell, im Freundeskreis usw.).
d) In der Kirche selbst sind verschiedene Trends wirksam. Viele befürworten
und befördern einen Trend von der passiven volkskirchlichen Gliedschaft hin
zur Beteiligungskirche. Damit kann der Eindruck entstehen, wer in der Kirche
sei, habe sich dort auch aktiv zu beteiligen. Wer passiv bleibe, solle austreten.
Immer wieder wird in der Kirche auch ein Trend zur Selbstsäkularisation
diagnostiziert (u.a. Prof. Dr. Wolfgang Huber). Dies zeigt sich z. B. daran,
dass das evangelische Profil von Veranstaltungen und Aktivitäten bewusst
unscharf gehalten wird, um die Schwelle für Kirchendistanzierte zu senken.
e) Religionssoziologische Untersuchungen legen die Vermutung nahe, dass
mancher bewusst oder unbewusst in Halbdistanz zur Kirche bleibt. Um
dem Druck von Positionierungen und Entscheidungen auf dem religiösen
Feld auszuweichen, die mitunter als Fremdreferenzierung erlebt wird, bleibt
man lieber religiös indifferent und hält sich in Glaubensfragen verschiedene
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Optionen offen.
f) Bürgergesellschaft und Kirchenmitgliedschaft treten zunehmend auseinander. Kirchenmitgliedschaft gehört nicht mehr selbstverständlich dazu,
sondern ist etwas für die „Frommen“.
Taufe und Kirchengliedschaft theologische Grundlagen
g) Menschen möchten kirchliche Angebote punktuell in Anspruch nehmen
und die dabei entstehenden Kosten im Sinne einer Dienstleistung bezahlen.
h) Viele Menschen bringen Kosten-Nutzen-Überlegungen ins Spiel, wenn es
um die Kirchenmitgliedschaft geht. Sie fragen: “Was habe ich davon?“ Zudem
wird der eigene Erfahrungszugang zu kirchlichen Angeboten zum Kriterium
für die persönliche Relevanz im Sinne von: „Betrifft mich Kirche persönlich?“
4. Die Taufe des Ausgetretenen bleibt nach kirchlichem Verständnis gültig,
auch wenn der Getaufte zu seiner Taufe und ihrer Bedeutung für die
eigene Person in Distanz tritt. Der Tauf- und Glaubensweg des getauften
Ausgetretenen endet nicht mit dem Kirchenaustritt.
5. Die Kirche sollte den Glaubensweg des getauften Ausgetretenen weiter
verfolgen und begleiten. Er/sie bleibt ansprechbar auf seine/ihre Taufe.
6. Zur Kirche gehört (im geistlichen Sinn), wer sich in einem Lebensbezug zu
den liturgischen Vollzügen dieser Kirche befindet.
„Es gibt ein vielschichtiges Entsprechungsverhältnis zwischen Kirchenbindung
und gottesdienstlicher Pluralität. So wie es verschiedene Rhythmen der
Partizipation am Gottesdienst gibt – von täglich bis zu jährlich, oder vielleicht
nur zweimal im Leben – so gibt es auch unterschiedliche Rhythmen von
Kirchenmitgliedschaft. – Es gibt unterschiedliche Medien von kirchlicher, und
ebenso von gottesdienstlicher Partizipation: leiblich und seelisch engagiert,
oder interessiert zuschauend, oder finanziell – es gibt ja viele Leute, die
unterstützen die Institution des Gottesdienstes ausdrücklich, ohne selbst je
hinzugehen. Auch dies ist eine wesentliche Weise liturgischer Beteiligung. –
Weiterhin gibt es ganz unterschiedliche Intensitäten, sich im Gottesdienst zu
beteiligen, von passiven bis zu leitend verantwortlichen Rollen – auch hier
sind die Analogien zu den verschiedenen Formen von kirchlicher Beteiligung
keineswegs zufällig.“1
7. Die Kirche sollte deutlich machen, was es bedeutet und warum es positiv
lohnt, in die Kirche zu investieren (Kirchensteuer).
1 Pof. Dr. Hermelink, J.: Was heißt es theologisch zur Kirche zu gehören?, Texte aus der
VELKD 131/2004, 5-22, 21.
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Texte aus der VELKD Nr. 162
5. Praktische Folgerungen
Praktische Folgerungen
5.1 Konzeptionelle Schritte zu einem mitgliederorientierten Handeln in
der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB)
Diskussionsgrundlage für den Landeskirchenrat der ELKB
Jörg Hammerbacher, Johannes Bermpohl
1. Teil: Grundbedingungen einer Mitgliederorientierung in der ELKB
1. Eine alte und elementare Aufgabe der Kirche
2. Vorgehen der Arbeitsgruppe Mitgliederorientierung
3. Taufe als Anknüpfungspunkt
4. Unterschiedliche Bindungsformen ernst nehmen
5. Persönliche Kontakte in großer Zahl
2. Teil: Einzelne konkret umzusetzende Maßnahmen
I. Vernetzung von guten Ideen aus Gemeinden und Regionen
1. Erprobungen in Pilotdekanatsbezirken und -gemeinden
2. Austausch von Erfahrungen in den Kirchenkreisen
3. Zukunftswerkstatt Mitgliederorientierung
4. Gemeinde-Newsletter: Aufmerksamkeit und Anregungen
II. Fürsprecher und Multiplikatoren kirchlicher Verbundenheit fördern
1. Beteiligung der Kirchenvorstandsmitglieder durch Informationen
2. Systematische Kirchenvorstandsförderung
3. Evangelische Repräsentanten unter den Mitgliedern
III. Kirchliche Sozialisation stärken
1. Sammelwerk oder Praxisbuch zur religiösen Erziehung für Ein- bis
Sechsjährige
2. Elternkontakte intensivieren durch Begleitprogramm zum
evangelischen Religionsunterricht
3. Glaubenskurse als Unterstützung evangelischer Sprachfähigkeit
IV. Zentrale Dienstleistungen für Gemeinden und Mitglieder
1. Technische Unterstützung beim Versand von gemeindlichen
Begrüßungsbriefen für Zugezogene
2. Aktiv Kontakt zu den Mitgliedern suchen
3. Persönliches Mitgliedsbuch
4. Kirchen-Hotline: Servicetelefon der ELKB
5. Empirische Instrumente nutzen
6. Beratungsangebote für Gemeinden zur Mitgliederorientierung
7. Materialien für die gemeindliche Öffentlichkeitsarbeit und
Kommunikation: Taufe, Trauung, Eintritt, Bestattung
8. Erweiterte Angebote der Eintrittsstellen
9. Schwerpunktsetzung zur Mitgliederorientierung in der Aus- und
Fortbildung
10. Einführung einer Web-To-Print-Plattform in der ELKB
V. Sinn der Kirchensteuer vermitteln und systematischen Dank kultivieren
1. Individueller Dank für Kirchensteuer verbunden mit dem Hinweis auf
ihre örtliche Verwendung
a. Personalisiertes Anschreiben mit Dank für Kirchensteuer
b. Hinweise auf die lokale Verwendung der Kirchensteuer
c. Zentrale Mitgliederdatenbank, Adressenverwaltung und zentrales
Ausgetretenen-Verzeichnis
2. Alle Erststeuerzahler ansprechen
3. Werbe-Kampagne „Danke – Kirchensteuer“
4. Überprüfung der Gebühren für Amtshandlungen
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Texte aus der VELKD Nr. 162
1. Teil: Grundbedingungen einer Mitgliederorientierung in der ELKB
Praktische Folgerungen
1. Eine alte und elementare Aufgabe der Kirche
Mitgliederorientierung ist kein neues Arbeitsfeld der Kirche: Christinnen und
Christen gehen seit 2000 Jahren auf andere Menschen zu und nehmen Kontakt
mit ihnen auf. Dass Gemeinden sich um ihre Gemeindeglieder kümmern und
sie in ihrer jeweiligen Situation mit dem Evangelium ansprechen, gehört
zu den ältesten und fundamentalen Aufgaben der Kirche. Die ELKB setzt
dies um sowohl durch die Präsenz in der Fläche, die durch die parochiale
Struktur gewährleistet ist, als auch durch landesweit und dekanatlich tätige
Dienste und Werke. Große Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang
den Kindertagesstätten, dem Religionsunterricht, der Konfirmandenarbeit,
den Kasualien, Einrichtungen der Beratung und der Erwachsenenbildung,
den Kirchensteuerämtern sowie den vielfältigen diakonischen Diensten
und Einrichtungen zu. Hier wird seit Jahrzehnten Mitgliederorientierung
auf vielfältige Weise betrieben. Die in den letzten Jahren eingerichteten
Kircheneintrittsstellen und das Kompetenzzentrum Fundraising unterstützen
und ergänzen diese Angebote und Strukturen.
Die erhöhten Austrittszahlen der Jahre 2008 bis 2010 waren Anlass, genau
zu überlegen, was im Bereich der kirchlichen Kommunikation gut gelingt, was
effektiver sein könnte und wo Arbeitsfelder besser vernetzt sein sollten.
Deshalb wurden in der gemeinsamen Sitzung von Landeskirchenrat und
Landessynodalausschuss im September 2009 die Fachabteilungen des
Landeskirchenamtes C und E beauftragt, mit einer Projektgruppe das Thema
zu bearbeiten und eine Vorlage mit Maßnahmen zu erstellen, die effektiv dazu
beitragen, die Austrittszahlen merklich und dauerhaft zu senken. Ansätze
und Einzelmaßnahmen wurden daraufhin entwickelt und dem Gremium in
der gemeinsamen Sitzung im Oktober 2010 vorgelegt. Aus der intensiven
Diskussion ergab sich, dass Maßnahmen zur Mitgliederorientierung
vorhandenes Engagement aufnehmen und Gemeinden, Dekanatsbezirke
und Einrichtungen in der Motivation unterstützen sollen, Kontakte mit
Kirchenmitgliedern zu gestalten. Die Wertungen und Akzente dieser Diskussion
wurden aufgenommen, in der Projektgruppe besprochen und in der nun neuen
Fassung der Vorlage eingearbeitet. Erreicht werden soll auf allen Ebenen
kirchlicher Leitung eine veränderte und intensivierte Wahrnehmung dessen,
was Mitglieder von Kirche erwarten. Dazu muss immer wieder bewusst die
Perspektive von Mitgliedern eingenommen werden, insbesondere von denen,
die nicht zu den hoch verbundenen Kirchenmitgliedern gehören.
Ziel der konzeptionellen Schritte und der vorgeschlagenen Maßnahmen
ist, durchgängig Kontakt zu Mitgliedern zielgenau und in größerer Zahl zu
organisieren. Dabei werden zwei Grundlinien verfolgt: Zum einen besteht
die Herausforderung, zusammen mit Kirchengemeinden, Dekanatsbezirken,
Diensten und Einrichtungen Wege zu finden, wie in den vorhandenen
Strukturen die Mitglieder und Interessierte besser erreicht werden. Zum
anderen sollen durch Maßnahmen auf Ebene der Landeskirche neue
Kontaktmöglichkeiten entwickelt werden.
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Texte aus der VELKD Nr. 162
2. Vorgehen der Arbeitsgruppe Mitgliederorientierung
Das Thema Mitgliederorientierung ist ein strategisches Thema der
Kirchenentwicklung. Für die Zukunft der Volkskirche ist entscheidend,
Mitgliedern, zu denen die Kirche bisher wenig Kontakt hatte, qualitätvolle
Kontakte zu bieten und dadurch Bindungserlebnisse zu schaffen. Die
Projektgruppe hat zunächst Problemanzeigen und Analyseergebnisse
zusammengetragen, sie sortiert und geordnet. In einem zweiten Schritt
wurden Lösungsansätze in Form einzelner Maßnahmen aufgezeigt. Die
überarbeiteten Maßnahmen werden nun nach erneuter Abstimmung mit
der Projektgruppe dem Landeskirchenrat zum Beschluss einer Umsetzung
vorgelegt.
Praktische Folgerungen
Beschlossene Maßnahmen werden von den Fachabteilungen im LKA mit den
jeweils zuständigen Diensten und Einrichtungen umgesetzt. Begleitet werden
sollte die Umsetzung von einer Arbeitsgruppe, die von der Kirchenleitung
beauftragt wird und aus Vertretern der Kirchenleitung, landeskirchlicher
Einrichtungen und der Kirche vor Ort zusammengesetzt ist, die in besonderer
Weise mit dem Thema Mitgliederorientierung befasst sind. Die Arbeitsgruppe
achtet auf effektive Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen, reflektiert
durchgeführte Maßnahmen im Blick auf ihre Wirkung und entwickelt
Vorschläge, wie das Thema langfristig in der ELKB verankert werden
kann. Folgende Aufgaben wären im Einzelnen von dieser Arbeitsgruppe zu
bewältigen:
-
Begleitung, Reflexion und Evaluation beschlossener Projekte
-
Einbindung der Handlungsfeldkonferenzen ins Thema
Mitgliederorientierung
-
Sensibilisieren aller Ebenen von Kirchenleitung
(gemeindlich, im Dekanatsbezirk, landesweit)
-
Sichtung weiterer relevanter Maßnahmen
ggf. Weiterentwicklung dieser Themen
-
strategische Weiterentwicklung der Mitgliederorientierung;
-
regelmäßige Berichte an die kirchenleitenden Organe zum Stand der
Maßnahmen
Schon jetzt zeichnen sich Arbeitsfelder ab, die relevant für die
Mitgliederorientierung sind, deren Integration aber komplexe Abstimmungen
und besondere Konzepte erfordern. Der hohe Anteil der konfirmierten
Jugendlichen bietet viele Anknüpfungspunkte für Kontakte. Aber auch das
diakonische Engagement der Kirche ist laut Mitgliedschaftsuntersuchungen
ein zentraler Faktor für eine Verbundenheit mit der Kirche. Das von der
ELKB und dem DW Bayern initiierte Projekt zur Armutsbekämpfung f.i.t
(fördern – initiativ werden – teilhaben) könnte für Mitgliederorientierung
Modellcharakter bekommen. Das Projekt hat das Ziel, Jugendlichen,
Migranten, Alleinerziehenden und Älteren durch erworbene Kompetenzen
im sozialen, kommunikativen und lebenspraktischen Bereich und durch
Teilnahme am gesellschaftlichen Leben Schutz vor Armut zu bieten. Bei
der Vergabe von Fördermitteln wirken Dekanatsausschüsse und DiakonieBezirksstellen zusammen. Es sollte im Blick blieben, wie diese strukturelle
Verbindung von verfasster Kirche und Diakonie auch mitgliederorientiert
genutzt werden kann.
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Texte aus der VELKD Nr. 162
3. Taufe als Anknüpfungspunkt
Die Taufe ist die entscheidende Grundlage für Kirchenmitgliedschaft,
sie bildet die theologische Grundlage aller weiteren Überlegungen zur
Mitgliederorientierung. Eine Kirche, die Kinder und Erwachsene tauft,
übernimmt damit auch Verantwortung, Kontakt zu diesen Mitgliedern zu
gestalten. Dadurch sollen diese ihren Glauben entfalten und auf ihr in der
Taufe begründetes Christsein angesprochen werden.
Praktische Folgerungen
Mitgliederorientierung wirft die Frage auf, wie Kontakt zu allen evangelisch
Getauften gestaltet werden kann, damit in ganzer Breite die Kommunikation
des Evangeliums geschehen kann. „Sicher ist auch der Getaufte gefordert,
den Kontakt zu suchen, denn die Taufe und die Mitgliedschaft in der Kirche
dürfen nicht folgenlos bleiben. Dennoch kann die Kirche nicht in der Passivität
verharren und sich hinter dem Hinweis verstecken, dass ihre Angebote
grundsätzlich jedem offen stehen: ‚Gehet hin’ (Mt. 28,19) – das heißt heute
mehr denn je: Angebote zu schaffen, die das Evangelium verständlich und
plausibel zur Sprache bringen und diese Angebote so zu kommunizieren,
dass sich Menschen in ihren spezifischen Lebensbezügen angesprochen
fühlen. Dies ist auch Aufgabe der Mitgliederorientierung.“1
4. Unterschiedliche Bindungsformen ernst nehmen
Schon im neutestamentlichen Zeugnis sind unterschiedliche Bindungsformen
an Jesus vorhanden: Die Gruppe der Jünger verbrachte umfassend Zeit
mit ihm. Dann erzählt das Neue Testament von Menschen, die zwar sehr
regelmäßig Kontakt mit Jesus pflegten, allerdings deutlich weniger Zeit
mit ihm verbrachten als die Jünger. Und schließlich wird immer wieder von
Menschen berichtet, die durch eine einzige Begegnung mit Jesus etwas vom
Heil Gottes erkannten und erfuhren. Ob solche Beziehungen automatisch zu
einer intensivierten Form des Kontaktes mit Jesus geführt haben, bleibt offen.
Die Mitglieder der evangelisch-lutherischen Kirche gestalten Mitgliedschaft
und Bindung unterschiedlich: Manche Mitglieder sind verbunden durch
den Wochenrhythmus, den Monatsrhythmus (z. B. Besucher vieler
Sondergottesdienste) oder die zentralen Feste des Kirchenjahres. Andere
legen insbesondere an den Schwellensituationen des Lebens Wert auf
kirchliche Begleitung. Die Mitgliedschaftsuntersuchungen der EKD haben
gezeigt, dass qualitätvoll gestaltete Kasualien für die Kirchlichkeit vieler
Mitglieder eine zentrale Rolle spielen.
Unterschiedliche Formen und Intensitäten der Mitgliedschaft sind ein
Grundmerkmal der Volkskirche. Im Blick auf Kriterien von Volkskirche nennt
der Kirchentheoretiker Reiner Preul als wesentliches Element, „dass alle,
wirklich alle, in ihr sein und sich in ihr heimisch fühlen können, sofern sie nur ein
positives Verhältnis zur Sache oder Botschaft der Kirche haben – unabhängig
von ihrem Bildungsstand, ihrer sozialen Situation, ihrem Geschlecht,
ihrem Alter, ihrem Gesundheitszustand, ihrer ethnischen Zugehörigkeit,
ihrer sexuellen Präferenz, ihrer politischen Ausrichtung, ihrer ästhetischen
Vorlieben und was es sonst an Unterscheidungsmerkmalen geben mag (…).
Für die Nähe oder Ferne eines Menschen zu seiner Kirche darf es nur ein
1 Otto, Matthias, Konzept zur Bindung von Kirchensteuerzahlern in der ELKB, 2008, nicht veröffentlicht., S. 4 f.
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Texte aus der VELKD Nr. 162
einziges Kriterium geben, sein Verhältnis zur Sache der Kirche: wie nah
oder fern er sich dieser Sache fühlt.“2 Maßnahmen der Mitgliederorientierung
sollen zum Ausdruck bringen, dass die evangelische Kirche als Volkskirche
die unterschiedlichen Verbundenheitsformen – und damit auch den Glauben
der Menschen – nicht unterschiedlich bewertet oder manche Formen sogar
abfällig behandelt. Es gilt, die Menschen in ihrer vielfältigen Kirchlichkeit zu
stärken. Die Kirche sollte sich auf neue Kommunikationsstrukturen einlassen
und dort die Menschen aufsuchen, wo sie anzutreffen sind. Auf distanzierte
Formen der Mitgliedschaft einzugehen, bedeutet also auch, sich selbst als
Volkskirche ernst zu nehmen.3
Praktische Folgerungen
5. Persönliche Kontakte in großer Zahl
In der IV. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD werden die
Faktoren genannt, die bei der Wahrnehmung der evangelischen Kirche eine
wichtige Rolle spielen. Folgende Erwartungen erzielen bei den Mitgliedern
Spitzenwerte:4
82 % Zustimmung: „Die ev. Kirche sollte Alte, Kranke und Behinderte betreuen.“
78 % Zustimmung: „Die ev. Kirche sollte Menschen durch Taufe, Konfirmation,
Hochzeit und Beerdigung an den Wendepunkten des Lebens begleiten.“
77 % Zustimmung: „Die ev. Kirche sollte sich um Probleme von Menschen in
sozialen Notlagen kümmern.“
Als Argumente für Kirchenmitgliedschaft spielen folgende Aspekte eine
deutlich untergeordnete Rolle:5
„Die Kirche bietet vielfältige Möglichkeiten, in guter Gemeinschaft Heimat zu
finden.“
„Die Kirche bietet Möglichkeit, ehrenamtlich mitzuarbeiten.“
Nur eine Minderheit der Mitglieder hat ein Bedürfnis nach Vergemeinschaftung,
stabile Mitgliedschaft kann auch in gewisser Distanz gelebt werden.
Die Analyse bayerischer Zahlen bringt folgende Einsichten: 2008, 2009 und
2010 sind jeweils über 20.000 Menschen aus der Evang.-Luth. Landeskirche
ausgetreten. Der Kirchenaustritt kommt in großstädtisch geprägten
Regionen deutlich häufiger vor als in ländlichen Regionen: Fast 60 % der
Kirchenaustritte z. B. des Jahres 2008 geschahen in den Kirchenkreisen
Nürnberg und München. Eine Analyse von Kirchenaustritten im Bereich
des Kirchensteueramtes Bayreuth hat gezeigt, dass eine besonders hohe
Austrittsneigung bei der Altersgruppe zwischen 22 und 35 Jahren sowie
um das 43. Lebensjahr besteht. Durchschnittlich sind seit Jahren 82 %
der Ausgetretenen zuvor Kirchensteuerzahler gewesen, regelmäßig sogar
überdurchschnittlich hohe Kirchensteuerzahler.
Die Tendenz zum Kirchenaustritt ist bei bestimmten Lebensstilen erhöht:
Zum einen bietet Kirche für bildungsnahe Menschen weitaus mehr
Anknüpfungspunkte als für Menschen, für die Bildung nur einen indirekten
2 Preul, Reiner, Die soziale Gestalt des Glaubens. Aufsätze zur Kirchentheorie, Leipzig 2008,
S. 43.
3 Vgl. Otto, S. 4.
4 EKD Kirchenamt (Hg.), Kirche, Horizont und Lebensrahmen, 2003, S. 26.
5 KMU IV, Band 1, 2006, S. 449 f.
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23
Texte aus der VELKD Nr. 162
Wert im Leben darstellt. Gleichzeitig haben Personen mit höherer
Schulbildung, insbesondere männliche Hochschulabsolventen unter 50
Jahren einen überdurchschnittlichen Anteil an den Ausgetretenen.6 Milieus,
für die Geselligkeit einen hohen Wert hat, finden in der Kirche leichter
Anknüpfungsmöglichkeiten. Bei mobilen und jugendkulturell-modernen,
aber auch bei traditionellen, zurückgezogen lebenden Menschen ist die
Kirchenbindung eher gering.7 Als unmittelbarer Austrittsanlass wird vor allem
die Ersparnis der Kirchensteuer erkennbar.8
Praktische Folgerungen
Nach den Erkenntnissen der letzten EKD-Mitgliedschaftsstudie führt
hauptsächlich eine schleichende Distanzierung der Mitglieder zur
Austrittsentscheidung. Was die Kirche dagegen unternehmen kann, wird in der
Studie durch die Einschätzung von Prof. Dr. Jan Hermelink zusammengefasst:
„Vornehmlich indirekt und nur mit einem langen Atem wird
das kirchliche Handeln die im Austritt endende Distanzierung
der Mitglieder unwahrscheinlicher machen können.“9 „Nur
durch eine Verbreiterung ihrer biographischen und sozialen
‚Kontaktflächen’ im Ganzen wird die verfasste Kirche (…)
Austritte unwahrscheinlicher machen können.“10
Je nach Definition und Studie sind 80 bis 95 % der 2,6 Mio. Kirchenmitglieder
Personen, zu denen die Kirche derzeit wenig oder gar keinen Kontakt unterhält.
Viele Vereine oder andere nicht-kommerziellen Organisationen wenden sich
ihren Mitgliedern und Spendern organisierter, sorgfältiger, wertschätzender
und auch liebevoller zu, als es die Kirche mit ihren sämtlichen Mitgliedern tut.
Für Verbesserungen sind diese Bedingungen eigentlich günstig zu nennen.
Die angemessene und an den Bedürfnissen der Mitglieder orientierte
Gestaltung von Kontakten hat eine Schlüsselfunktion, um die Verbundenheit
zu stärken.
In der Fachwissenschaft wird dafür der terminus technicus Mitgliederbindung
verwandt. Da es schwer fällt, Begriffe des Marketings auf die Kirche zu
übertragen, soll hier der Begriff Mitgliederorientierung als vorläufiger
Arbeitsbegriff benutzt werden. Ob Bezeichnungen wie „Mitgliederoffensive“
oder „Gerne evangelisch“ die Inhalte vermitteln helfen, soll sich im Prozess
der Einführung herausstellen. Von den inzwischen weit verbreiteten neuen
Standards der „Mitgliederbindung“ kann sich die Kirche anregen lassen, an
diesen wird sie aber auch immer stärker gemessen.
6 Kaufmann, Franz-Xaver, Kirchenkrise, Freiburg 2011, S. 14.
7 Hermelink, Jan, Kirchenaustritt: Bedingungen, Begründungen, Handlungsoptionen, in: ders.;
Latzel, Thorsten (Hrsg.), Kirche empirisch. Ein Werkbuch zur vierten EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft und zu anderen empirischen Studien, Gütersloh 2008, S. 106 f.
8 In der Schweiz machen Vergleiche zwischen den Kantonen mit und ohne Kirchensteuer
deutlich, dass die Austrittsneigung in Kantonen mit Kirchensteuer dreimal so hoch ist, wie in
Kantonen ohne Kirchensteuer (nach Hermelink, Kirchenaustritt, in: Kirche empirisch, S.109,
Fußnote 9).
9 Hermelink, Jan, Kirchenaustritt, in: ders.; Latzel, Thorsten (Hrsg.), Kirche empirisch. Ein
Werkbuch zur vierten EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft und zu anderen empirischen
Studien, Gütersloh 2008, S. 113.
10 Ebd., S. 95.
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Ziel aller Maßnahmen soll es sein, planvoll durch persönliche Kontakte
die Relevanz der Kirchenmitgliedschaft für eine erhebliche Anzahl unserer
2,6 Mio. Mitglieder zu vergrößern. Möglichst alle Mitglieder sollen adäquat
angesprochen werden, die kirchlichen Kontakte zu ihnen sollen in großer
Zahl erweitert und verbessert werden. Wenn dadurch die Austritte gesenkt
werden können, ist mittelfristig die Finanzierung der Maßnahmen gesichert,
da weiter zu erwarten ist, dass 82 % der Austretenden überdurchschnittliche
Kirchensteuerzahler sind.
Fortgesetzte Mitgliederorientierung erfordert bei 2,6 Mio. Mitgliedern hohen
Aufwand und große Ausdauer. Feste Zuständigkeiten, fortbestehende
Personalkapazitäten und ausreichende Mittel sind die Voraussetzung, um
überhaupt Erfolgschancen zu haben. Wissen von erfolgreichen oder nicht
erfolgreichen Versuchen darf für die Landeskirche nicht bei zufälligem
Austausch der Akteure verloren gehen. Eine Anschubfinanzierung in der
Einführungsphase von vier Jahren und dann laufende finanzielle Mittel im
Haushalt der Landeskirche sind notwendig. Tatsächlich geht es um eine
Grundentscheidung zum Erhalt der Volkskirche.
Eine verbesserte Mitgliederorientierung der ELKB erfordert schwerpunktmäßig
Maßnahmen, die
-
gute Ideen aus Gemeinden und Regionen vernetzen: Austausch
und Ergebnissicherung der Erfahrungen in den Kirchenkreisen,
Zukunftswerkstatt, Mitgliederorientierung, Erprobungen neuer
Maßnahmen in Pilotdekanatsbezirken und –gemeinden, WebPlattform „www.gerne-evangelisch.de“, Gemeinde-Newsletter zur
Mitgliederorientierung (Kap. I);
-
gemeindliche und kirchliche Fürsprecher und Multiplikatoren
zu fördern: Verwaltungskommunikation für Kirchenvorstände,
systematische Ehrenamtsförderung, Kommunikationsformen mit
evangelischen Fürsprechern und „High-Potentials“ (Kap. II);
-
kirchliche Sozialisation in der Breite stärken und Mitgliedern
Orientierung für eine christliche Lebensgestaltung geben: ein
Praxisbuch zur religiösen Kindererziehung, das allen Familien
mit einem evangelischen Elternteil geschenkt wird, Material
zu Verankerung des Religionsunterrichtes in den Familien,
Unterstützung von Glaubenkursen (Kap. III);
-
Kirchengemeinden, Dekanatsbezirke und Einrichtungen in ihren
Bemühungen unterstützen, ihre eigenen Angebote zu vertiefen
und neue Kontakte zu entwickeln, die die Kirchenbindung von
Mitgliedern in Distanz fördern: Versandsystem gemeindeeigener
Begrüßungsbriefe – zeitlich abgestimmt mit dem Kirchgeldschreiben,
aktive anlassbezogene Korrespondenz mit Mitgliedern, persönliches
Mitgliedsbuch, Service-Telefon der ELKB, soziologische
Instrumente, Beratungsangebote für Kirchengemeinden, Materialien
für gemeindliche Öffentlichkeitsarbeit zu Kasualien, Angebote der
Eintrittsstellen, Schwerpunktsetzung in Aus- und Fortbildung (Kap.
IV);
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Praktische Folgerungen
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Texte aus der VELKD Nr. 162
-
den Sinn und die Berechtigung der Kirchensteuer vermitteln und
systematisch Dank kultivieren: personalisierte Dankschreiben
für die gezahlte Kirchensteuer, die mit einer Information zur
örtlichen Verwendung verbunden werden (mit dem technischen
Erfordernis einer Mitgliederdatenbank und einer Beispielsammlung
zur Verwendung der Kirchensteuer in den Regionen), Ansprache
alle Erststeuerzahler, Werbe-Kampagne für die Kirchensteuer,
Überprüfung der Gebühren für Amtshandlung (Kap. V).
Praktische Folgerungen
Die Einführungsphase der gemeinsamen Mitgliederstrategie sollte mit vier
Jahren angesetzt werden. Nach drei Jahren ist eine erste Bilanz sinnvoll und
möglich. Die Maßnahmen sollten aber nicht vorzeitig abgebrochen werden,
weshalb bei den folgenden Kalkulationen immer die Kosten für die gesamten
vier Jahre der Einführungsphase genannt werden.
In der Kommunikation der Maßnahmen muss sehr deutlich werden, wo
Entlastung für Gemeinden und Dekanatsbezirke entsteht. Es muss deutlich
werden, dass mitgliederorientiertes Handeln viele bekannte Arbeitsfelder aus
neuer Perspektive betrachtet.
Für die Planung, Durchführung, Koordination, Kommunikation und
Dokumentation der Einführung wird erhebliche Arbeitsleistung erforderlich
sein. Es muss nach Beschluss im Detail geregelt werden, wie die Arbeit unter
Einbeziehung der nachgeordneten Dienststellen verteilt wird.
2. Teil: Einzelne konkret umzusetzende Maßnahmen
I. Vernetzung von guten Ideen aus Gemeinden und Regionen
Die Landeskirche kann die Aktivitäten der Mitgliederorientierung in
Gemeinden, Dekanatsbezirken und Einrichtungen dadurch unterstützen,
dass sie Aufmerksamkeit steuert, vorhandene Ideen und erfolgreiche Modelle
zusammenträgt und in den Gemeinden bekannt macht, die Vernetzung und
den Austausch unter den Beteiligten fördert und vorbildliche Projekte gezielt
unterstützt. Sie muss Interesse am Thema Mitgliederorientierung wecken
und dem Thema dauerhaft Aufmerksamkeit sichern. Dazu können einige
Maßnahmen beitragen.
1. Erprobungen in Pilotdekanatsbezirken und -gemeinden
Veränderungsprozesse gelingen, wenn mutige Vorreiter „Pilotprojekte“
wagen: Dekanatsbezirke und Regionen, deren Ressourcen nicht durch
aktuelle Strukturprozesse gebunden sind, kommen als Pilotdekanatsbezirke
und -regionen infrage. Derzeit entwickeln sich die Dekanatsbezirke
Fürstenfeldbruck,
Neumarkt
und
Schweinfurt
zu
solchen
Pilotdekanatsbezirken. Das Amt für Gemeindedienst hatte in zwei
Gemeinden inzwischen vielversprechende Netzwerkstudien durchgeführt, die
Erkenntnisse zur strategischen Nutzung von Netzwerken lieferten. Derzeit
arbeitet das AfG mit der Region Ingolstadt an einer weiteren Netzwerkstudie,
die auch für das Bindungsverhalten der Mitglieder aufschlussreich
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Texte aus der VELKD Nr. 162
sein wird. Die Kirchengemeinde Puchheim bei München finanziert eine
Viertel- Pfarrstelle zur Umsetzung mitgliederorientierter Gemeindearbeit. Das
andere Viertel wird aus dem „Topf“ fremdfinanzierter Pfarrstellen getragen.
Die Kirchengemeinde Kaufering hat durch Integration verschiedener
Gemeindeflügel (volkskirchlicher Flügel, charismatischer Flügel) ein inneres
Wachstum zu bewältigen, das Haupt- und Ehrenamtliche sehr herausfordert.
Denkbar ist, dass in drei bis vier weiteren Gemeinden, Regionen oder
Dekanatsbezirke solche Pilotprojekte entwickelt und unterstützt werden.
Der Beitrag der Kirchenleitung kann darin bestehen, mit aufgeschlossenen
Dekanen/innen und Dekanatsausschüssen zu überlegen, ob ein
Dekanatsbezirk als Pilotprojekt infrage kommt, anschließend diesen Prozess
mit landeskirchlicher Unterstützung beraterisch zu begleiten und auszuwerten.
Praktische Folgerungen
Ein Unterstützungsfonds in Höhe von EUR 150.000,00 ist an dieser Stelle
nötig, um solchen Pilotdekanatsbezirken, -regionen und -gemeinden bei
einer entsprechenden Eigenleistung landeskirchliche Unterstützung zu
bieten.
2. Austausch von Erfahrungen in den Kirchenkreisen
Die Landessynode hat 2009 den Kirchenkreisen je EUR 500.000,00 für
Maßnahmen der Mitgliederorientierung bereitgestellt. Dieses Geld hat in
den Kirchenkreisen viele Aktivitäten ermöglicht und ausgelöst: Vielfältige
Initiativen, die den Kontakt mit Kirchenmitgliedern stärken, sind lebendig
geworden. Aus diesen Erfahrungen sollte gelernt werden, gute Ideen sollten
auch anderen Gemeinden und Regionen zugänglich gemacht werden,
erfolgreiche Maßnahmen sollten fortgesetzt und evtl. ausgeweitet und
übertragen werden.
Die Arbeitsgruppe Mitgliederorientierung will daher mit den
Regionalbischöfinnen und Regionalbischöfen und den Beteiligten einzelner
Projekte einen Erfahrungsaustausch und eine Sicherung der Ergebnisse
betreiben.
Deutlich unterstützt werden könnte dieser Austausch durch eine InternetPlattform „www.gerne-evangelisch.de“: Die einzelnen Projekte und
Maßnahmen werden von den Verantwortlichen beschrieben und eingestellt.
Um die Kosten in einem sinnvollen Rahmen zu halten, sollte die Plattform auf
www.geistreich.de aufbauen. „www.gerne-evangelisch.de“ bedient sich der
Technik von www.geistreich.de. Die eingestellten Projekte sind gleichzeitig
unter www.gerne-evangelisch.de und www.geistreich.de einsehbar.
Kosten für Anschub, Ausbau und Pflege dieser Website pro Jahr EUR
10.000,00. Gesamtkosten für den Projektzeitraum EUR 40.000,00.
3. Zukunftswerkstatt Mitgliederorientierung
Ein landeskirchenweites Symposium zum Thema Mitgliederorientierung soll
fachliche Kompetenz vermitteln, eine breite Diskussion des Themas eröffnen
und eine Vernetzung der bereits erfolgreichen Praktiker mit Interessierten
ermöglichen. Neben einem Hauptvortrag eines ausgewiesenen Spezialisten
zum Thema Mitgliederorientierung sollen gelungene Projekte in Foren,
Workshops und Arbeitsgruppen vorgestellt und analysiert werden. Besonders
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Texte aus der VELKD Nr. 162
im Fokus sollen hier die gelungenen Projekte sein, die mit Mitteln zur
Mitgliederbindung auf Kirchenkreisebene erfolgreich waren.
Die Durchführung eines Symposiums sollte unter der Federführung der
Abteilung C mit den zuständigen Facheinrichtungen, Amt für Gemeindedienst
und Gemeindeakademie, umgesetzt werden. Die Kosten für ein Symposium
Praktische Folgerungen
mit 80 bis 100 Teilnehmern zur Mitgliederorientierung belaufen sich auf
ca. EUR 20.000,00.
4. Gemeinde-Newsletter: Aufmerksamkeit und Anregungen
Ein vierteljährlich erscheinender Newsletter zum Thema Mitgliederorientierung,
der an haupt- und ehrenamtliche Leitungspersonen in Kirchengemeinden und
Dekanatsbezirken als E-Mail-Dokument versandt wird, soll Aufmerksamkeit
auf das Thema richten. Dabei sollen regelmäßig fachliche Impulse von
praktischen Theologen und Kirchensoziologen gegeben (z. B. Überblick über
empirische Untersuchungen zu den Kasualien durch das Gottesdienstinstitut)
und von anregenden Praxis-Projekten – auch aus anderen Landeskirchen
– berichtet werden. Weiterhin sind aktuelle Zahlen und Informationen zur
Kirchenmitgliedschaft enthalten; es wird auf entsprechende Fortbildungen in
Einrichtungen der ELKB hingewiesen.
Der Newsletter kann von der Abteilung C in Zusammenarbeit mit
Fachleuten in den Einrichtungen umgesetzt werden. Entstehende
Kosten sind mit vorhandenen Haushaltsmitteln zu bewältigen.
II. Fürsprecher und Multiplikatoren kirchlicher Verbundenheit fördern
1. Beteiligung der Kirchenvorstandsmitglieder durch Informationen
Derzeit gibt es wenige Wege, auf denen landeskirchenweit kommuniziert
werden kann, insbesondere vom Landeskirchenamt zu den
Kirchenvorständen. Pfarrerinnen und Pfarrer haben einen hohen Aufwand,
Informationen für ihre Kirchenvorstände aufzubereiten. Gerade bei
wichtigen Verwaltungsinformationen sind Informationsverluste daher nicht
ausgeschlossen. Sonntagsblatt, Amtsblatt oder Dekanatsrundschreiben sind
nicht die passenden Formate, um Informationen bis in alle Kirchenvorstände
zu bringen. Die Landeskirche sollte die knappen Kapazitäten in den
Kirchengemeinden, Informationen aufzunehmen, planvoll für sich nutzen,
gleichzeitig aber auch als Service die Informationen vermitteln, die tatsächlich
Interesse finden. Passende Medien sollten gestaltet und erprobt werden
(evtl. ein regelmäßiger Kirchenvorstandsrundbrief per Mail). Eine Verbindung
mit dem unter I. 4. genannten Gemeinde-Newsletter ist naheliegend. Die
bei der KV-Wahl 2012 erhobenen Daten der Kirchenvorsteherinnen und
Kirchenvorsteher sollten in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden, um
kontinuierlich Kontakt zu Kirchenvorstehern zu ermöglichen.
Erforderliche Investitionen für Datenpflege, Agenturarbeiten, evtl.
Druck, Versand und Personal: Honorare und Sachkosten, EUR
50.000,00 für die Einführungsphase; eine Viertel-Personalstelle,
EUR 17.500,00 pro Jahr, in vier Jahren EUR 70.000,00.
Langfristige Finanzierung der Viertel-Stelle, EUR 17.000,00, und
Sachkosten durch den Haushalt der Landeskirche mit zusammen EUR
30.000,00.
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Texte aus der VELKD Nr. 162
2. Systematische Kirchenvorstandsförderung
Mit der Kirchenvorstandswahl 2012 werden wichtige Weichen für die
Gemeindeentwicklung vor Ort gestellt. Besonders in der Anfangsphase
eines Kirchenvorstands ist die Bereitschaft, neue Wege einzuschlagen und
neue Arbeitsformen auszuprobieren, erhöht. Für Kirchenvorstände wird gute
Kontaktarbeit mit Kirchenmitgliedern, die bisher wenig Kontakt hatten, eine
zentrale Aufgabe sein.
Eine gezielte Fortbildung für Kirchenvorstände, welche Möglichkeiten der
Kontaktgestaltung für Kirchengemeinden bestehen, kann Kirchenvorstehern
das entsprechende Handwerkszeug vermitteln. Die strategische Analyse
von Netzwerken vor Ort, die mit Menschen aus der Kirchengemeinden
verbunden sind, Fragen der Öffentlichkeitsarbeit, bei den besonders die
Interessen der Gemeindeglieder berücksichtigt sind, die nicht zum Kreis von
Hochverbundenen gehören, Hinweise zur gelingenden Kommunikation mit
Gemeindegliedern sind Aspekte, die im Rahmen einer solchen Fortbildung
auf dem Programm stehen.
Praktische Folgerungen
Kosten für solche Fortbildungen sind im Rahmen der Finanzierung der
KV-Wahl 2012 abgedeckt.
3. Evangelische Repräsentanten unter den Mitgliedern
Strategische Netzwerkanalyse kann Kirchengemeinden aufmerksam auf
die Personen machen, die im Umfeld einer Gemeinde als „Evangelische
Repräsentanten“ wahrgenommen werden. Um Mitgliedschaft zu stärken,
sollten darum persönliche Kontakte zu Evangelischen, die in den Bereichen
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft besondere Verantwortung tragen oder
in Kunst, Kultur oder Sport erfolgreich sind, angemessen und qualitätvoll
gesucht und gestaltet werden.
In doppelter Hinsicht sind solche evangelischen Repräsentanten eine wichtige
Zielgruppe: Einerseits ist es nötig, ihre eigene Bindung an die evangelische
Kirche zu stärken. Andererseits können sie dann als „Empfehlende“ einen
unschätzbaren Beitrag leisten, um andere Menschen für die evangelische
Kirche zu interessieren oder in ihrer Bindung zu stabilisieren.
In der Kommunikation mit wichtigen Funktionsträgern in der Gesellschaft ist
der Jahresbericht der Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) ein
wichtiger Bestandteil. Exemplarisch vermittelt er, in welchen Themenbereichen
die ELKB präsent ist. Gleichzeitig wird deutlich, wie Kirchensteuermittel
eingesetzt werden. Die Kontaktaufnahme mittels Jahresbericht sollte künftig
erweitert werden, indem die Zielgruppe zusammen mit dem Jahresbericht um
ihre Meinung gefragt wird: Ein Brief könnte dazu auffordern, Erfahrungen mit
der evang.-luth. Kirche zu schildern, Ansprüche und Meinungen abzufragen.
Die Auswertung der Statements wird je nach Größe der Gruppe einen relativ
hohen Personaleinsatz erfordern. Die Personen, die geantwortet haben,
sollten über die Weiterarbeit mit diesen Anregungen evtl. in den Gremien
der ELKB oder bei der Gestaltung des folgenden Jahresberichts informiert
werden. Diese persönliche Nacharbeit dürfte u. U. zeitintensiv, aber sehr
nachhaltig sein. Ein gelegentlicher, aber dauerhafter Kontakt soll entstehen.
Um den Jahresbericht noch mehr Menschen der Zielgruppe zukommen
zu lassen, ist eine flächendeckende Erfassung dieser evangelischen
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Repräsentanten nötig. Aber nicht nur für diese Funktion ist der Aufbau
einer Datenbank erforderlich, die die Namen, Funktion und Kontaktdaten
von evangelischen Repräsentanten sammelt.11 Am Aufbau einer solchen
Adresskartei sollen auch die Dekanatsbezirke beteiligt werden. Auf ihrer
Ebene ist in der Regel der Überblick vorhanden, wer zu diesem Personenkreis
gehört. Diese Daten evangelischer Repräsentanten sollten mindestes im
Jahresrhythmus überprüft und aktualisiert werden. Diese Adresskartei muss
mit einer neu entstehenden Mitgliederdatenbank (s. u.) verbunden sein.
Praktische Folgerungen
Die Gruppe der „High Potentials“ ist nicht homogen: Die Erwartungen
angesehener Sportler gegenüber der Kirche sind nicht deckungsgleich mit
den Erwartungen von Verantwortlichen in der Wirtschaft oder im kulturellen
Bereich. Es liegen bisher keine empirischen Studien zur Kirchenbindung
solcher „High Potentials“ vor. Darum spielt Erfahrungswissen im Umgang mit
dieser Zielgruppe eine wichtige Rolle: Menschen, die im beruflichen Umfeld in
besonderer Weise qualitäts- und niveauvolle Kommunikation erleben, stellen
solche Erwartungen auch an Vertreter der Kirche. Positive Erfahrungen und
gewachsenes Vertrauen zu einer Pfarrerin oder einem Pfarrer sind hier im
Kontakt mit der Kirche zentrale Faktoren, parochiale Strukturen spielen dabei
eine untergeordnete Rolle.
Eine Arbeitsgruppe sollte eingesetzt werden, die sich für den Bereich der
ELKB konzeptionell mit dem Thema „Evangelische Repräsentanten“ befasst
und Vorschläge erarbeitet, wie Kontakt zu diesen im gesamten Bereich der
Landeskirche gestaltet werden kann (Wer spricht diese an?) und wie diese
für lokale Maßnahmen gewonnen und eingebunden werden können. Auch
die Evaluierung des Jahresberichts wäre seine Aufgabe. Die Ergebnisse
des EKD-Arbeitspapiers „Evangelische Verantwortungseliten. Orientierung
in einem umstrittenen Feld“, an dem Frau Regionalbischöfin Susanne BreitKeßler mitgearbeitet hat, sollten dabei einfließen.
Erforderliche Investition für den Jahresbericht der ELKB, Inhalt,
Gestaltung, Druck, Kuvertieren und Porto: jährlich EUR 145.000,00
(für 2010 HHSt 4190.00.6711, „Veröffentlichungen“), eine Aufstockung
dieser Position ist evtl. erforderlich. Mittel für den Ausbau der Kontakte
im Nachgang der Jahresberichte sind damit nicht umfasst.
Mittel und Kosten für die Arbeitsgruppe „Evangelische Repräsentanten“
EUR 5.000,00.
11 Wenn die „Empfehler“ unter evangelischen Repräsentanten ermittelt und betreut werden
sollen, müsste eine solche Datenbank mit externen Fachleuten entwickelt werden, die über
entsprechendes Fachwissen verfügen, wie solche „Empfehler“ gefunden und motiviert werden
können.
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Texte aus der VELKD Nr. 162
III. Kirchliche Sozialisation stärken
Praktische Folgerungen
1. Sammelwerk oder Praxisbuch zur religiösen Erziehung für Ein- bis
Sechsjährige
Rund 30.000 Kinder werden in Familien mit mindestens einem evangelischen
Elterteil pro Jahr geboren. Getauft werden durchschnittlich jährlich rund
21.000 Kinder.
Durch Peter-Pelikan-Briefe oder die E-Mail-Briefe von www.Vertrauenvon-Anfang-an.de wurde bisher punktuell Kontakt zu Eltern mit kleinen
Kindern hergestellt. Sowohl die Peter-Pelikan-Briefe als auch die E-MailRundschreiben von www.Vertrauen-von-Anfang-an.de haben inhaltlich die
Eltern in ihrer Rolle als Erziehende im Blick.
Um eine religiöse Praxis in Familien anzuregen und zu fördern, sollten
diese Bemühungen ergänzt werden. Ein an den Bedürfnissen von Eltern
und Kindern ausgerichtetes Praxisbuch (Arbeitstitel: „Gott geht mit – den
Glauben entdecken“), das allen evangelischen Familien mit Kindern zwischen
ein und sechs Jahren als Geschenk übergeben wird, ermöglicht religiöse
Erziehung und kirchliche Bindung. Ein ansprechend gestaltetes Praxisbuch
kann grundlegende biblische Geschichten, elementare Gebete und zentrale
christliche Lieder vermitteln, altersgerecht Zugänge zur Taufe ermöglichen,
wichtige Hintergründe zum Kirchenjahr kindgerecht erklären und gleichzeitig
Anregungen bieten, wie diese Themen spielerisch und mit Bastelanleitungen
vertieft werden können. Die evangelische Kirche bietet damit den Familien
unkompliziert, angemessen und qualitätvoll Unterstützung und Begleitung in
der religiösen Erziehung an.
Werden die rund 30.000 neu geborenen Kinder und ihre Familien mit diesem
Praxisbuch erreicht, so kommt es jährlich zu ca. 90.000 neuen Kontakten,
wenn durchschnittlich drei Personen zu einem Haushalt gehören.
Mehrere Wirkungen werden erzielt:
-
Vertraut werden mit Grundinhalten evangelischen Glaubens und
Stärkung christlicher Sozialisation;
-
die Beziehung zur eigenen Taufe kann durch christliche Praxis
vertieft werden;
-
Förderung der Taufbereitschaft bei Familien, in denen mindestens
ein Elternteil evangelisch ist;
-
Flächendeckender Kontakt zu allen evangelischen Familien, also
auch zu denen, die mit Kirche bisher wenig Kontakt ausbauen
konnten.
Im Blick auf die Konzeption eines solchen Praxisbuches sind zwei Varianten
denkbar:
Aufwendiger, aber kontinuierlich Kontakt ermöglichend sind Einzelhefte
mit jeweils altersgerechten Angeboten zur religiösen Praxis für Ein- bis
Sechsjährige: in verschiedenen Einzelheften werden für die jeweilige
Altersstufe Gebete, Lieder und Geschichten aus der Bibel, aber auch
Anregungen zum kreativen Gestalten, Basteln und Spielen angeboten. Solche
Hefte mit 24 bis 32 Seiten, die in einem Ordner gesammelt werden, würden
z. B. als Jahreshefte für jeweils Ein- bis Sechsjährige entwickelt.
Weniger aufwändig und kostenintensiv, aber gleichzeitig auch weniger
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Texte aus der VELKD Nr. 162
kontaktintensiv ist eine zweite Variante: Das Praxisbuch wird nicht in Form
von Einzelheften mit Ordner, sondern als gebundenes Buch entwickelt, das
einmalig im ersten Lebensjahr versandt wird. Texte und Anleitungen müssten
für die gesamte Altersspanne von ein bis sechs Jahren passen.
Praktische Folgerungen
Bei der ersten Variante ist ein entscheidender Vorteil vorhanden: Durch die
kontinuierliche Zusendung neuer Materialien wird das Thema Glauben, Kirche
und religiöse Erziehung immer wieder ins Blickfeld gerückt. Mehrfachkontakte
stärken Kirchenbindung in weit höherem Maß als ein Einzelkontakt. Es ist
also eine ggf. sechsfach höhere Anzahl von Kontakten möglich. Außerdem
kann das Material präziser auf altersspezifische Bedürfnisse der Zielgruppe
der Ein- bis Sechsjährigen Rücksicht nehmen. Allerdings sind durch den
häufigeren Versand die Kosten entsprechend höher.
Das Praxisbuch sollte mit den Facheinrichtungen entwickelt werden, die in der
ELKB in dem Bereich der Familienarbeit und der Elementarpädagogik tätig
sind. Gleichzeitig sollten aber auch die Bedürfnisse von Kirchenmitgliedern
im Blick auf religiöse Erziehung genau ermittelt werden, etwa durch eine
Befragung.
Gemeinden werden im Vorfeld der Aktion ausführlich informiert und zur
Kooperation eingeladen.
Im Augenblick werden Modellversuche in zwei Dekanatsbezirken Bayerns
(Bad Berneck, München Ost) durchgeführt: Hier wird im Frühling 2011
an evangelische Familien mit Kindern zwischen Geburt und 2 Jahren
ein Bilderbuch „Weißt Du wie viel Sternlein stehen“ vom Evangelischen
Literaturportal verteilt. Hier sollen durch Evaluation Erkenntnisse gesammelt
werden, um Familien zielgenau bei der landesweiten Aktion zu erreichen.
Langfristig sollte auch eine Verknüpfung mit der Arbeit in den evangelischen
Kindertagesstätten erreicht werden.
Die Kosten betragen für das Projekt „Sechs Lieferungen im Ordner“ im
ersten Jahr EUR 130.000,00 und nehmen dann jährlich zu, da immer
ein Jahrgang mehr angeschrieben wird. In der Endstufe würden Kosten
in Höhe von EUR 285.000,00 pro Jahr entstehen.
Bei der Buchlösung müssten Kosten von EUR 150.000,00 für das
Einführungsjahr kalkuliert werden. Die Kosten für die weiteren drei
Jahre belaufen sich bei dieser Variante auf weitere EUR 360.000,00.
2. Elternkontakte intensivieren durch Begleitprogramm zum evangelischen Religionsunterricht
Wöchentlich erreichen wir in allen Schularten mehr als 400.000 Schülerinnen
und Schüler durch den evangelischen Religionsunterricht. Dort werden
Kinder und Jugendliche im Raum der Schule in die Weltsicht des christlichen
Glaubens eingeführt und auf ihrem Weg zur Selbstfindung begleitet. Für
eine nachhaltige christliche Sozialisation von evangelischen Kindern ist die
Vernetzung der Lernorte Schule, Familie und Gemeinde wichtig. Ein vom RPZ
Heilsbronn entwickeltes Begleitprogramm für Eltern von Grundschulkindern
bereitet die Inhalte des Grundschullehrplans für die Nacharbeit in der
Familie auf. Die Arbeitshilfe „Religion im Gespräch. Eltern als Partner“ bietet
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Texte aus der VELKD Nr. 162
weiterführende Anregungen für Familien mit Grundschulkindern. Die Kinder
bekommen entsprechend dem Unterrichtsstoff einen Infobrief für die Eltern
mit nach Hause. Darin werden für den familiären Kontext Vorschläge geboten,
wie Eltern mit ihren Kindern Themen des Religionsunterrichts vertiefen
können. Neben kindgerechten Anregungen bieten diese Elternbriefe Hinweise
zu Kinderliteratur und theologische Hintergrundinformationen für die Eltern.
Es wird damit auch die religiöse Sprachfähigkeit der Eltern unterstützt.
Praktische Folgerungen
Um dieses Angebot in der vierjährigen Projektphase im Grundschulbereich
allen interessierten Lehrkräften zur Verfügung zu stellen, sind jährlich
EUR 5.000,00 nötig, also in der Einführungsphase insgesamt EUR
20.000,00.
Fortgesetzt sollte die Projektgruppe an der Frage arbeiten, wie die
vielfältigen Kontakte im Religionsunterricht genutzt werden können, um
in den vorgegebenen Rahmenbedingungen des Religionsunterrichts die
Kirchenbindung zu stärken.
3. Glaubenskurse als Unterstützung evangelischer Sprachfähigkeit
Das vom Landeskirchenrat im Oktober 2010 beschlossene Projekt „Erwachsen
glauben“ wird im Zeitraum 2011 bis 2014 die Arbeit mit Glaubenskursen auf
verschiedenen Ebenen stärken. Die ELKB bietet Unterstützung in Form von
Fortbildungen und verbesserter Öffentlichkeitsarbeit für Glaubenskurse an.
Die Intensivierung der Arbeit mit Glaubenskursen wird die Auseinandersetzung
mit christlichen Glaubensgrundlagen verstärken und damit einen Beitrag zur
christlichen Sozialisation von Erwachsenen leisten. Von der EKD wird dazu
im Frühling 2011 ein Handbuch an alle Kirchengemeinden verschickt.
Im Haushalt 2012 sollen bis zu EUR 150.000,00 für dieses Projekt
bereitgestellt werden (LKR-Beschluss im Oktober 2010).
IV. Zentrale Dienstleistungen für Gemeinden und Mitglieder
1. Technische Unterstützung beim Versand von gemeindlichen
Begrüßungs-briefen für Zugezogene
Jährlich gibt es 85.000 Um- und Zuzüge von Kirchenmitgliedern in Bayern.12
Der Zuzug von Kirchenmitgliedern in die Kirchengemeinden ist eine wichtige
Chance, vor Ort neuen Kontakt aufzunehmen oder Bereitschaft zum
Kontakt zu bekunden, Aufmerksamkeit für die besondere Lebenssituation
zu beweisen, zum Gottesdienst einzuladen oder Angebote für Kasualien zu
machen. Das gilt für Umzüge innerhalb Bayerns genauso wie für Zuzüge aus
anderen Bundesländern. Am neuen Wohnort „Heimat“ zu bieten, ist eine der
großen Stärken der Kirche und der Kirchengemeinden.
Zu häufig wird diese Gelegenheit aber nicht genutzt. Das Meldewesen bietet
zeitnah aktuelle Daten. Ein Versäumnis entwickelt sich sogar zur Belastung in
der Beziehung zur Kirchengemeinde und Kirche, wenn das Kirchgeldschreiben
12 Quelle: MEWIS-NT.
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Texte aus der VELKD Nr. 162
die einzige persönliche Ansprache durch die Kirchengemeinde bleibt. Der
Vorwurf wird oft erhoben und als Austrittsgrund häufig genannt: „Keiner rührte
sich nach meinem Umzug, aber fürs Kirchgeld finden sie mich dann doch!“
Durch eine möglichst vollständige Begrüßung von allen Zugezognen können
solche Ärgernisse vermieden und Chancen anlässlich eines Zuzuges besser
genutzt werden.
Praktische Folgerungen
In einem Gespräch mit den Dekaninnen und Dekanen sollte herausgearbeitet
werden, welche Hilfestellungen Erfolg versprechend und gewünscht sind.
Hier sollte bei der Hesselbergkonferenz 2011 mit Dekaninnen und Dekanen
das Gespräch gesucht werden, um die unten vorgeschlagene Lösung mit der
mittleren Ebenen abzustimmen und zur Umsetzung weiterzuentwickeln .
Die vorgeschlagene Lösung sieht vor, dass ähnlich wie beim
Kirchgeldschreiben ein Begrüßungsbrief der Kirchengemeinden von einem
Dienstleistungszentrum der Landeskirche (landeskirchlicher Briefdienst)
automatisch versandt würde. Ein Dienstleistungszentrum der Landeskirche
würde die von den Kirchengemeinden verfassten und gestalteten
Begrüßungsbriefe „einsammeln“ und bei Hinweis aus dem Meldewesen auf
einen Zuzug in diese Kirchengemeinde den entsprechenden Brief zeitnah
versenden. Der Versand des Kirchgeldschreibens, der in vielen Fällen auch
zentral über KIV erfolgt, sollte dann zeitlich nach dem Begrüßungsschreiben
eingetaktet werden. Laut KIV ist eine Abstimmung der Abläufe technisch
möglich.
Diese Dienstleistung würde als Angebot den Kirchengemeinden flexibel
zur Verfügung stehen. Die gemeindlichen Schreiben könnten von den
Kirchengemeinden aktualisiert werden. Sollten Kirchengemeinden keine
eigenen Schreiben verfassen wollen, so würde ein gemeinsames Schreiben
z. B. bei Zuzug nach Bayern an die Stelle treten. Sollten Kirchengemeinden
die Zugezogenen lieber – was zu bevorzugen wäre – persönlich besuchen,
so könnten sie nach Wunsch vom Verteiler ausgenommen werden.
Dieses Dienstleistungszentrum kann vielen Kirchengemeinden mühsame
Recherchen im Meldewesen ersparen, sollte eine sinnvolle Reihenfolge
von Begrüßung und Kirchgeldbrief sicherstellen und kann langfristig ein
flächendeckendes System der Begrüßung in der Landeskirche und den
Ortskirchengemeinden etablieren.
Das neue Dienstleistungszentrum könnte bei Wunsch eine Sammlung von
Musterbriefen im Intranet anbieten. Gelungene Modelle können zur Gestaltung
empfohlen werden. Darüber hinaus könnte den Kirchengemeinden bei Text,
Gestaltung, Druck und Versand geholfen werden. Dieses Angebot sollte
dann auch die Kirchgeldschreiben umfassen. Die Kirchgeldschreiben der
Kirchengemeinden werden flächendeckend in der Landeskirche versandt.
Sie sind in vielen Fällen der einzige persönlich adressierte Kontakt zu
einer Großzahl unserer Mitglieder und eine gute Gelegenheit, die Arbeit
der Kirchengemeinde vorzustellen. Dieser Kontakt besteht ohnehin schon
mit großer Zahl, allein KIV versendet jährlich ca. 1,05 Mio. individuelle
Kirchgeldbriefe (inkl. Erinnerungen). Mit wenig Aufwand kann häufig eine
Verbesserung etwa durch Personalisierung des Schreibens und erreicht
werden. Das Kompetenzzentrum Fundraising bietet derzeit bereits Beratung
beim Verfassen dieser Schreiben an.
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Nach Ermittlung der Lösungsvorschläge durch die Dekaninnen und
Dekane sollte ein genaueres Konzept erarbeitet werden. Kosten für ein
Begrüßungsschreiben würden im ersten Jahr bei ca. EUR 70.000,00
liegen, in den Folgejahren dann bei je EUR 50.000,00, zusammen in der
Einführungsphase also EUR 220.000,00.
Praktische Folgerungen
2. Aktiv Kontakt zu den Mitgliedern suchen
Die meisten kirchlichen Maßnahmen sind entweder Angebote, die die
Mitglieder zur Wahrnehmung aufsuchen müssen, oder Reaktionen auf
Ereignisse oder Anfragen der Mitglieder. Diese „Komm-Strukturen“ (Mitglieder
müssen herkommen, wenn sie etwas wollen) sollten um „Geh-Strukturen“
(Kirche sucht selbst die Mitglieder auf) ergänzt werden.
Unsere Mitgliederdaten ermöglichen zielgenau auf Kirchenmitglieder
zuzugehen und durch persönliche Kommunikation zu individuellen Anlässen
und Themen Wertschätzung zu vermitteln: Als Beispiel sei eine Kampagne in
der Evangelischen Kirche in Berlin genannt, bei dem alle Kirchenmitglieder
zum Jahreswechsel einen Brief erhielten, der mit einem phantasievollen
geistlichen Impuls verbunden war (www.willkommen-in-der-kirche.de/alias.
html?id=1033286). Der Brief stieß auf erfreuliche Resonanz.
Anlässe, die auch durch eine Mitgliederdatenbank erschlossen werden
könnten (siehe dazu unten), gibt es in großer Zahl: Geburten, Geburtstage,
Taufe, Konfirmation, Volljährigkeit, standesamtliche Eheschließung, Jubiläen
dieser Ereignisse, Höhepunkte im Kirchenjahr können für einen persönlichen,
aktiven, kirchlichen Kontakt genutzt werden. Das Persönliche ergibt sich selbst
bei brieflichem Kontakt in großer Zahl aus dem passgenauen, individuellen
Anlass, auf den eingegangen wird. Außerdem sollte jeder Brief die Reaktion
des Mitgliedes ermöglichen. (Die Systematisierung eines Begrüßungsbriefes
nach Umzug gemäß der oben vorgeschlagnen Maßnahme entspricht auch
diesem Ansatz.)
Anzustreben wäre jährlich ein Kontakt dieser Art mit jedem Mitglied. In einer
Erprobungsphase sollte mit 200.000 Briefen im Jahr begonnen werden.
Eine erste Gruppe von Personen sollte dabei über vier Jahre hinweg Briefe
erhalten. Langfristig könnte ein Jahresthema unterstützt werden durch andere
Medien (Internet, Plakat-Werbung usw.).
Erforderliche Investitionen für Konzept, Texten der Briefvarianten,
Adressenbearbeitung, Druck, Porto und zentrale Bearbeitung der
Reaktionen jährlich für 200.000 Schreiben (pro Schreiben ca. EUR
0,80): jährlich EUR 160.000,00, somit in der Einführungsphase von vier
Jahren zusammen EUR 640.000,00.
3. Persönliches Mitgliedsbuch
Hohe Mobilität führt dazu, dass die Menschen nicht mehr in einer
Kirchengemeinde oder auch einer Landeskirche ihr ganzes Leben verbringen.
Sie tragen ihre Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche mit sich fort, das
Kirchengebäude als Kristallisationspunkt der Erinnerungen und auch die
Einträge zu den Kasualien in den Kirchenbüchern bleiben zurück, die Bezüge
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Texte aus der VELKD Nr. 162
zur eigenen kirchlichen Biographie gehen verloren.
Um dem einzelnen Mitglied seine religiöse Biographie anhand der kirchlichen
Lebensstationen zu verdeutlichen und die Mitgliedschaft gegenständlich zu
machen, sollen die Mitglieder persönliche Mitgliedsbücher erhalten und diese
im Laufe des Lebens durch kirchliche Einträge ergänzt werden. Es könnte
den Titel tragen „Mitglied in der Evangelischen Kirche. Mein persönliches
Kirchenbuch“. Als Dokument der eigenen Geschichte mit Glauben und
Kirche kann ein Mitgliedsbuch die zentralen Wegmarken im Lebenslauf
dokumentieren. Im Rückblick auf das eigene Leben können Menschen auch
in Jahren größerer Distanz anhand der Eintragungen erkennen, welche
Bedeutung die Kirche und der eigene Glauben in ihrem Leben schon einmal
gespielt haben.
Eine ähnliche Funktion hatte bisher oft das Familienbuch erfüllt. Hinweise
auf die eigene Taufe sind dann höchstens im Familienbuch der Eltern
enthalten und damit oft nicht mehr zugänglich. Ein neues Familienbuch
beginnt erst mit der Eheschließung, eigene Taufe und Konfirmation finden
darin keinen Niederschlag. Inzwischen bieten viele Kommunen in den
Familienbüchern keine Formulare für die Taufe mehr an (mit Hinweis auf
vermeintlich erforderliche Neutralität des Staates). Fehlt ein Familienbuch,
etwa weil die Eltern nicht verheiratet sind, dann findet der Eintrag der Taufe
auch in einem Familienbuch nicht statt. Am Anfang der Dokumentation
einer Glaubensbiographie sollte sinnigerweise aber die Taufe stehen. Die
Dokumentation könnte künftig als erster Eintrag im Mitgliedsbuch erfolgen.
Mit der Taufe sollte i. d. R. das Mitgliedsbuch ausgehändigt werden.
Praktische Folgerungen
Das Büchlein sollte stilvoll, würdig und für die ELKB einheitlich gestaltet
werden. Es würde einen Rahmen für fortgesetzte Eintragungen durch
die Kirchengemeinden bieten. Diese könnten ihre Eintragungen zu den
Kasualien persönlich ausschmücken (etwa mit einem Bild vom Taufstein, der
Konfirmandengruppe oder vom Kirchengebäude). Auch hier könnte eine Webto-print-Lösung ein einheitliches Grunddesign mit entsprechender Anpassung
an örtliche Gegebenheiten verbinden. Die mühsame SchreibmaschinenArbeit für die Familienbücher könnte hierdurch ersetzt werden.
Erforderliche Investitionen für Gestaltung, Druck und Vertrieb: erste Auflage
von 50.000 Stück (Summe der Taufen und Konfirmationen eines Jahres,
Buch zu ca. EUR 1,50) EUR 85.000,00 als Projektfinanzierung, danach
fortgesetzte Finanzierung (orientiert an der Zahl der jährlichen Taufen) durch
den Haushalt der Landeskirche: jährlich EUR 45.000,00.
4. Kirchen-Hotline: Servicetelefon der ELKB
Um die Kirche leichter für alle Mitglieder zugänglich zu machen und
Gesprächsbereitschaft zu verdeutlichen, ist eine gemeinsame Telefonnummer
der ELKB sinnvoll und erforderlich. Dieser gemeinsame Zugang zur
Landeskirche ist im Internet bereits vorhanden, telefonisch besteht er noch
nicht.
Eine gemeinsame Nummer sollte in allen Zusammenhängen als Kontakt zur
Kirche publiziert werden. Wie jedes professionelle Service-Telefon sollte auch
das der Landeskirche mit sehr kommunikativen und kundigen Mitarbeitenden
besetzt sein, die entweder Fragen selbst beantworten, sich um eine
Beantwortung kümmern oder gezielt die Fragen an die zuständigen Stellen
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Texte aus der VELKD Nr. 162
weitergeben, die sich dann selbst an den Anrufer wenden.
Das Servicetelefon sollte in gemeinsamer Anstrengung von PÖP, Pfortendienst
im Landeskirchenamt und den Kirchensteuerämtern eingerichtet werden.
Vorhandenes Personal könnte entsprechend ausgebildet werden. Genutzt
werden könnten Erfahrungen des Dekanatsbezirkes München, in dem seit
Jahren ein Servicetelefon insbesondere für das Kirchgeld eingerichtet ist.
Wenn es zur Einrichtung eines EKD-weiten Servicetelefons kommt, was nach
derzeitigem Planungsstand nicht unwahrscheinlich ist, hätte das bayerische
Service-Telefon hierbei eine wichtige Schnittstellenfunktion.
Praktische Folgerungen
5. Empirische Instrumente nutzen
Ergänzend zu KMU V sollte die Landeskirche eigene empirische
Studien betreiben, um landeskirchliche Besonderheiten zu erforschen,
gesellschaftliche Veränderungen objektiv wahrzunehmen und darauf wirksam
reagieren zu können. Empirische und demoskopische Erhebungen können
der Kirche helfen zu erkennen, wie sie von Mitgliedern und Nichtmitgliedern
wahrgenommen wird. Eine institutionelle Binnensicht kann manchmal von der
Außenwahrnehmung anderer Menschen stark abweichen.
Empirische Untersuchungen dienen dazu, Fragen der Leitungsebene zu
beantworten. Diese Fragen kann nicht die EKD für die Landeskirche stellen.
Bayern als Flächenstaat mit teilweise starker kirchlicher Prägung, Eigenarten
der Großräume München und Nürnberg, der spezifische Zuzug hoch
qualifizierter Arbeitnehmer nach Bayern, die Kirchensteuererhebung durch
eigene Kirchensteuerämter, die regional unterschiedliche Bevölkerungsstärke
der Evangelischen und andere landeskirchliche Besonderheiten werfen
Fragen auf, die in EKD-Studien nicht berücksichtigt sein können.
Auch ist es sinnvoll zu ermitteln, ob die Erwartungen der Mitglieder an die
Kirche erfüllt werden und welche Relevanz kirchliche Angebote für Mitglieder
hinsichtlich ihrer Mitgliedschaft haben (Bedeutung der Kasualien, der
Seelsorge, der kirchlichen Feste wie Weihnachten, der Kirchengebäude,
des Religionsunterrichtes für die Kirchlichkeit der Mitglieder). Laut Detlef
Pollack besteht ein Mangel an Studien, die aufzeigen, was Menschen in den
Kirchen hält. Untersuchungen haben sich in den letzten Jahren eher mit den
Ausgetretenen befasst.
Daneben wären Sinus-Milieu-Landkarten als Hilfsmittel für die
Kirchengemeinden und Dekanatsbezirke zu prüfen, um Sensibilität für eine
eigene Milieubefangenheit insbesondere der Kerngemeinden zu entwickeln,
milieugerechte Ansprache zu erlernen und somit neue Kontakte zu weiteren
Bevölkerungsgruppen herzustellen. Die systematische Nutzung von
soziologischen Milieu-Landkarten auf Gemeinde- und Dekanatsbezirksebene
würde allerdings einer Anleitung und Einführung bedürfen. Dementsprechende
Beratungsangebote müssten konsequenterweise entwickelt werden (siehe
dazu unten). Auch wäre zu überlegen, welchen Beitrag die Software GIS
leisten kann, Daten zugänglich und anschaulich zu machen.
Gewährleistet werden muss die Fähigkeit der Landeskirche, kircheneigene
Daten auszuwerten, deren Erhebung sinnvoll anzustoßen, relevante Inhalte
innerkirchlich zu vermitteln und eine praktische Umsetzung in der kirchlichen
Arbeit zu konzipieren.
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Erforderliche Investitionen für Sozialforschung, für die Einführungsphase
von vier Jahren EUR 60.000,00. Langfristige Finanzierung von
Sozialforschung durch den Haushalt der Landeskirche mit EUR
30.000,00 pro Jahr.
Praktische Folgerungen
6. Beratungsangebote für Gemeinden zur Mitgliederorientierung
Gelegentlich ist für eine Kirchengemeinde oder Einrichtung ein „Blick von
außen“ nötig, um das Wirken und Handeln besser zu verstehen und an die
Erwartungen der Menschen im Umfeld anzupassen. Ob eine Kirchengemeinde
oder Einrichtung ihr Potential im Bereich der Kontaktgestaltung ausschöpft
oder unter den eigenen Möglichkeiten bleibt, lässt sich am besten durch ein
Beratungsformat abklären, das gemeinsam mit dem Kirchenvorstand zentrale
Arbeitsbereiche in Augenschein nimmt und auf ihre Wirkung hin befragt:
Wirken die Gemeinderäume einladend auf Menschen, die zum ersten Mal
dort sind? Wie werden neue Gemeindeglieder willkommen geheißen? Wie
werden Kontakte im Pfarramt gestaltet? Sind Hauptamtliche zuverlässig
erreichbar? Wie wird mit Terminwünschen bei Kasualien umgegangen?
Wünschenswert ist ein Beratungsformat, das sich speziell mit solchen Fragen
der Mitgliederorientierung beschäftigt.
Denkbar ist, dass an ein bis zwei Treffen Fachleute bestimmte Aspekte der
Gemeindearbeit systematisch anschauen und mit dem Kirchenvorstand nach
mitgliederfreundlichen Lösungen suchen. Die Themenpalette eines solchen
Beratungsformats ist vielfältig:
- Kontaktgestaltung: Kontakt mit Neuzugezogenen, Kommunikation
nach einem Kirchenaustritt, Anlassbezogene Kontakte: Geburtstage,
Kasualjubiläen, Kommunikation mit Mitgliedern im Pfarrbüro: persönlich
und telefonisch, Erreichbarkeit von Pfarrer, HA und Pfarrbüro, zeitnahe
Rückmeldung, schriftliche Kommunikation mit Gemeindegliedern (z. B.
Versand einer Patenbescheinigung)
- Raumgestaltung/Atmosphäre: Gestaltung von Gemeinderäumen: Wirken
auf Menschen, die dort zum ersten Mal hinkommen?
- Kasualpraxis: Werden Kasualien zur Kontaktgestaltung bewusst
genutzt? Umgang mit Kasualanfragen, die komplex sind bzw. individuelle
Lösungen nötig machen (z. B. Patenonkel aus USA kann nur an zwei
Terminen), Regelung Kasualgebühren bzw. nachvollziehbare Vermittlung,
Terminfindung bei Kasualien
- Öffentlichkeitsarbeit: Gemeindebrief: Sind bei den Inhalten Menschen
mit wenig Kontakt zur KG im Blick? Veröffentlichungen wie Festschriften,
Werbematerialien für Veranstaltungen, Adress-Sammlung, E-MailVerteiler aufbauen für Mailingaktionen
Eine Projektgruppe mit Vertretern der Gemeindeakademie und der
Kircheneintrittsstellen sollte einen Vorschlag entwickeln, wie ein solches
Beratungsformat umgesetzt werden kann.
Die Finanzierung sollte durch Kostensätze für Beratungsangebote
erfolgen, die auf vergleichbarem Niveau wie Gemeindeberatung und
ähnliche Beratungsangebote liegen. Als Anschubfinanzierung ist
einmalig ein Betrag von EUR 10.000,00 erforderlich.
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7. Materialien für die gemeindliche Öffentlichkeitsarbeit
Kommunikation: Taufe, Trauung, Eintritt, Bestattung
und
Praktische Folgerungen
Nach KMU IV ist eine zentrale Erwartung der Kirchenmitglieder an die
evangelische Kirche, dass sie „Menschen durch Taufe, Konfirmation, Hochzeit
und Beerdigung an den Wendepunkten des Lebens“ begleitet.13 Dass die
Verantwortung für die Ausgestaltung von Taufpraxis und Tauferinnerung in
erster Linie bei Gemeindepfarrern/-innen und Kirchenvorständen liegt, müssen
Maßnahmen zur Taufe berücksichtigen. Eine einfache Unterstützung sind
kurze Broschüren, insbesondere zu den Kasualien, die einen unkomplizierten
Zugang ermöglichen. Ein zentraler Versand nach der standesamtlichen
Eheschließung oder nach der Geburt eines Kindes sollte erprobt werden.
Zur Taufe sollten praktische Fragen beantwortet werden (Können wir unser
Kind taufen lassen, wenn ein Elternteil ausgetreten ist? Oder einer anderen
Religion angehört? Muss ein Kind getauft sein, wenn es den evangelischen
Religionsunterricht besuchen will?). Eine Verteilung in Neugeborenenstationen durch die Krankenhausseelsorge, in touristisch attraktiven Kirchen,
in evangelischen Kindertagesstätten und bei Kinderärzten wäre anzuregen.
Im Weiteren sollte eine Beteiligung an Baby-Tagebüchern geplant werden,
die immer häufiger in den bayerischen Geburtsstationen verschenkt werden.
Informationen zur kirchlichen Trauung könnten bei Hochzeitsmessen,
in Brautmode-Boutiquen, Hochzeits-Zeitschriften verbreitet werden. Die
katholische Kirche hat für solche Zwecke schon seit Längerem solche
Materialen aufgelegt.
Da bei den Kasualien die jeweiligen Ortspfarrer Ansprechpartner sind, sollten
bei diesen Informationsbroschüren zudem Web-to-Print-Versionen entwickelt
werden, bei denen Kirchengemeinden einen von der ELKB vorgegebenen
Rahmen individuell an eigene Bedürfnisse vor Ort anpassen können.
Eine Informationsbroschüre zur kirchlichen Bestattung, zur kirchlichen
Kindergartenarbeit oder zum Kircheneintritt sollte für analoge Zwecke zur
Verfügung gestellt werden.
Im Austausch mit den Kirchengemeinden zu den Erfordernissen dieser
Materialen, könnten auch Anregungen zu neuen Kasualien aufgegriffen und
weiterentwickelt werden.
Erforderliche Investitionen: Die Kosten für 40.000 Broschüren betragen
ca. EUR 60.000,00. Die Einrichtung einer Web-to-print-Plattform ist
damit noch nicht finanziert.
8. Erweiterte Angebote der Eintrittsstellen
Die im Zuge der Landesstellenplanung erfolgte Verstetigung der
Kircheneintrittsstellen in Nürnberg und München und die damit verbundene
Aufstockung von je 0,5 auf 1,0 Stellen bieten die Voraussetzung, die
Kircheneintrittsarbeit zu intensivieren.
13 Kirche, Horizont und Lebensrahmen, KMU IV,. S. 26
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Dadurch ist es möglich, den Bereich Fortbildung und Beratung rund um Fragen
der Kirchenmitgliedschaft und entsprechender Kommunikation mit Mitgliedern
durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kircheneintrittsstellen
auszubauen und zu verstärken.
Um die Kirchengemeinden bei ihrer Kircheneintrittsarbeit landesweit zu
unterstützen, sollte eine mobile Kircheneintrittsstelle angeschafft werden. Sie
bietet die Chance, vor Ort Kontaktmöglichkeiten zu schaffen, bei denen auf
das Thema Kircheneintritt und Kirchenmitgliedschaft aufmerksam gemacht
wird. Bei Bedarf können Kircheneintritte unmittelbar vollzogen werden.
Eine solche mobile Eintrittsstelle kann von Gemeinden ausgeliehen
werden. Eingesetzt werden kann diese mobile Eintrittsstelle bei regionalen
Veranstaltungen von Kirchengemeinden und Dekanatsbezirken, die sich an
die Öffentlichkeit wenden: Stadtfeste mit kirchlicher Beteiligung, regionale
Kirchentage, im Vorfeld der Kirchenvorstandswahlen, auf Messen, bei
kulturellen Veranstaltungen mit vielfältigem Angebot. Betreut werden sollte
die mobile Kircheneintrittsstelle von Menschen aus den ausleihenden
Gemeinden und Dekanatsbezirken, die einladend auf Menschen zugehen
und zum Thema Kircheneintritt kompetent Auskunft geben können.
Termin- und Einsatzplanung sowie Schulung von Mitarbeitern, die diese
mobile Kircheneintrittsstelle betreuen, kann durch die Pfarrer/ -innen der
Kircheneintrittsstellen in Nürnberg und München geschehen.
Erste Materialen wird die Eintrittsstelle München erarbeiten und erproben.
Anfallende Kosten können mit Hilfe der Sachmittel der Eintrittsstellen
getragen werden.
Praktische Folgerungen
9. Schwerpunktsetzung zur Mitgliederorientierung in der Aus- und
Fortbildung
Die flächendeckende Infrastruktur der Landeskirche und ein hoch qualifiziertes
Personal in den Kirchengemeinden vor Ort bieten strukturelle Vorteile für eine
planvolle Mitgliederstrategie. Um bei den Mitarbeitenden, Vikarinnen und
Vikaren, Pfarrerinnen und Pfarrern, Religionspädagoginnen, Sozialpädagogen,
Diakonen, Pfarramtssekretärinnen und Mesnern Kompetenzen zu entwickeln
oder zu unterstützen, sind verstärkte Fortbildungsangebote erforderlich.
Neben Kenntnissen zu Kommunikation, Medienarbeit, Medienwirkung und
Kirchensoziologie (Verständnis für Milieus usw.) sind auch angeleitete
eigene Erfahrungen hilfreich: Kontaktaufnahme, Kontaktgestaltung,
Gesprächsführung, Telefongespräche und Besuche sollten praktisch geübt
werden und zu einer bewussten Selbstwahrnehmung in der Kommunikation
führen.
In der Ausbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern, von Religionspädagoginnen
und -pädagogen, von Diakoninnen und Diakonen und von Kirchenmusikerinnen
und –musikern sollte das Thema Kontaktgestaltung zu Kirchenmitgliedern
in Zukunft besser verankert werden. Ähnliches gilt für berufsbegleitende
Fortbildung in diesen Berufsgruppen, bei Pfarramtsekretärinnen und für die
Fortbildung von Ehrenamtlichen.
Ein solches Fortbildungskonzept zur Verbesserung kirchlicher Kommunikation
und Kontaktgestaltung sollte von einer Teilprojektgruppe entwickelt werden,
in der die Fachreferenten für Gemeindeentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit,
Personalentwicklung und Fortbildung sowie Vertreter der nachgeordneten
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Dienststellen, die mit Aus- und Fortbildung befasst sind, vertreten sind.
Praktische Folgerungen
Zur Umsetzung dieses Qualifizierungs- und Fortbildungsbereichs sollten
EUR 80.000,00 in der Einführungsphase von vier Jahren zur Verfügung
gestellt werden. In dem Betrag sind neben den Kosten für konkrete
Fortbildungsmaßnahmen, die noch zu entwickeln sind, Aufwendungen
für eine sinnvolle Öffentlichkeitsarbeit, die Aufmerksamkeit auf
das Thema Kontaktarbeit richtet, sowie für die Teilprojektgruppe
enthalten .14
Langfristige Finanzierung der Schulungen durch den Haushalt der
Landeskirche mit EUR 25.000,00 pro Jahr.
10. Einführung einer Web-To-Print-Plattform in der ELKB
Bei einer Web-to-Print-Plattform handelt es sich um eine Plattform im Internet,
auf der Publikationen eingestellt werden können, die in vordefinierten
Bereichen von Gemeinden, Einrichtungen oder Dekanatsbezirken je nach
ihren Bedürfnissen verändert und in der vor Ort benötigten Auflage gedruckt
werden können.
Vorteile dieses Prinzips sind u. a., dass Themen, die landeskirchenweit von
Bedeutung sind, mit lokalen und regionalen Informationen ergänzt und damit
für die jeweiligen Zielgruppen interessanter gestaltet werden können – bei
gleichzeitiger Einhaltung des Corporate Designs der ELKB. Auch müssen
Druckauflagen nur noch in der jeweils benötigten Höhe produziert werden.
Verschiedene Materialien, die den Kontakt zu Mitgliedern verstärken sollen,
könnten durch eine Web-to-Print-Plattform auf regionale und lokale Verhältnisse
zugeschnitten werden. Die Qualität und Intensität der Kommunikation
würde dadurch deutlich erhöht: Auf einer gut gemachten, kostengünstigen
Broschüre könnten sehr einfach die entsprechenden Ansprechpartner vor
Ort dargestellt werden: Eine landeskirchliche Broschüre zum Thema Trauung
oder Taufe könnte mit einem Vorwort der Dekanin/des Dekans versehen und
mit Kontaktadressen der Pfarrämter des Dekanatsbezirks ergänzt werden
– fertig wäre eine informative kleine Handreichung für Geburtsstationen in
Krankenhäusern, bei Kinderärzten für regionale Hochzeitsmessen. Auch für
das Mitgliedschaftsbuch oder für Begrüßungsbriefe an Neuzugezogene wäre
eine Web-to-Print-Plattform eine notwendige Unterstützung.
Die Vorteile dieses Verfahrens liegen auf der Hand: Individuellere Ansprache
der verschiedenen Zielgruppen, Verknüpfung von landeskirchenweiter und
lokaler/regionaler Information, Stärkung der Kommunikation auf Gemeindeund Dekanatsbezirksebene, wichtiges Instrument zur Stärkung der
Mitgliederbindung, Stärkung des Corporate Designs der Landeskirche und
damit eine Stärkung des Erscheinungsbildes der Evangelisch-Lutherischen
Kirche in Bayern.
Die Kosten für eine solche Plattform liegen für einen zweijährigen
Einführungszeitraum bei ca. EUR 430.000,00. In diesem Preis enthalten
sind: Kosten für Software, Systeminstallation, Hosting, individuelle
14 Eine dreitägige Schulung für 18 Personen kostet ca. EUR 8.000,00.
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Anpassung, Konzeption und Durchführung der Mitarbeiterschulung,
Öffentlichkeitsarbeit, Telefon-Support für einen begrenzten Zeitraum.
Nach Ablauf dieser zweijährigen Einführungsphase würden jährliche
Kosten von EUR 65.000,00 entstehen.
Praktische Folgerungen
V. Sinn der Kirchensteuer vermitteln und systematischen Dank
kultivieren
1. Individueller Dank für Kirchensteuer verbunden mit dem Hinweis auf
ihre örtliche Verwendung
Bei der Erhebung der Kirchensteuer gibt es eine große Anzahl von
Kontakten mit den Mitgliedern, die nicht nur einer fachlichen Bearbeitung
dienen, sondern immer einen konkreten Kontakt mit der Kirche darstellen.
Diese Gelegenheiten sollen genutzt werden, um den Sinn und Zweck der
Kirchensteuer zu vermitteln.
Darüber hinaus sollten neue Anlässe genutzt werden: Dank hat eine
herausragende Bedeutung für die Motivation von Menschen, auch der am
eigenen Ort spürbare Effekt etwa von gezahlten Kirchensteuern ist für eine
Mehrheit der Menschen wichtig. Diese Tatsachen sind aus FundraisingStudien bekannt.
a. Personalisiertes Anschreiben mit Dank für Kirchensteuer
Zum Nachweis der Kirchensteuer-Verwendung versendet die ELKB an ihre
steuerzahlenden Mitglieder seit einigen Jahren das Faltblatt „Informationen
zur Kirchensteuer“ zusammen mit den Kirchensteuerbescheiden.
Hinzukommen sollte künftig ein personalisiertes Schreiben (also mit genauer
Namensnennung), das einmal im Jahr an jedes Kirchensteuer zahlende
Mitglied (ca. 750.000 Personen) mit Dank für die Kirchensteuer gesandt wird.
In dem Schreiben sollte der Dank des Landesbischofs für die Landeskirche
übermittelt werden.
Erforderliche Investitionen für
(1) das Faltblatt „Informationen zur Kirchensteuer“, ca. EUR 30.000,00
(HHSt. 4190.00.6711, „Veröffentlichungen“)
(2) individuelles Dankschreiben, Programmierungen, Gestaltung, Druck,
Kuvertieren und Porto für 750.000 Schreiben (pro Schreiben ca. EUR
0,40): jährlich EUR 300.000,00, in vier Jahren EUR 1.200.000,00.
Langfristige Finanzierung von 750.000 Dankesbriefen durch den
Haushalt der Landeskirche mit EUR 300.000,00 pro Jahr.
b. Hinweise auf die lokale Verwendung der Kirchensteuer
Die lokale, nachvollziehbare und sichtbare Verwendung der Kirchensteuer
erzeugt für die meisten Kirchenmitglieder die größte Attraktivität und
Legitimität. Daher sollen kirchliche Projekte, Einrichtungen und Dienste,
die ausschließlich oder teilweise durch die Kirchensteuer finanziert werden,
gesammelt und mit den individuellen Dankschreiben verbunden werden. Im
Gespräch mit den Fachabteilungen und den Dekaninnen und Dekanen sollten
sinnvolle Beispiele ausgesucht werden. Auch die angeregte Studie, was
Mitglieder an die Kirche bindet (siehe oben), müsste dringend bei der Auswahl
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Texte aus der VELKD Nr. 162
der Objekte herangezogen werden. Vielleicht wäre auch eine Differenzierung
nach Milieus möglich. Ziel müsste es sein, dass in jedem Dankschreiben ein
passendes Beispiel für die Verwendung der Kirchensteuer genannt wird, das
für das Mitglied in örtlicher Nähe zu finden ist.
Diese Sammlung an Referenzen kann darüber hinaus Argumentationsgrundlage in den Kirchensteuerämtern sein und im Internet verbreitet
werden. Auch Materialien für Gemeindearbeit, für Vikars-, Religions- und
Konfirmandenunterricht und für Öffentlichkeitsarbeit können hierauf aufbauen.
Auf einer Web-basierten Plattform können diese eingegeben und aktuell
gehalten werden. Ein Content-Management-System (mit Hilfe einer CMSSoftware) ermöglicht die Eingabe vor Ort und die Aufbereitung der Bilder und
Texte durch eine Redaktion.
Diese Sammlung an Beispielen wäre dann Grundlage für die differenzierte
Gestaltung von Dankbriefen mit lokalem Bezug.
Praktische Folgerungen
Die Sammlung von passenden, aktuellen und wechselnden Beispielen
für die Steuerverwendung und die Verbindung mit unterschiedlichen
Dankschreiben an Kirchensteuerzahler dürfte eine anspruchsvolle Aufgabe
der Kommunikation, Organisation und technischen Umsetzung darstellen.
Erforderliche Investitionen für CMS-Software, technische Anpassungen,
Recherchen, Werbung und Koordination: Sachkosten, EUR 30.000,00
für die Einführungsphase, werden von Abt. E getragen; evtl. anfallende
erhöhte Portokosten durch kleinere Auflagen sind dabei nicht
berücksichtigt;
eine 0,5-Personalstelle (in E 1.1) EUR 35.000,00 pro Jahr, zur Einführung
für vier Jahre also EUR 140.000,00.
Langfristige Finanzierung der 0,5-Stelle und Sachkosten durch den
Haushalt der Landeskirche mit EUR 35.000,00 pro Jahr.
c. Zentrale Mitgliederdatenbank, Adressenverwaltung und zentrales
Ausgetretenen-Verzeichnis
Differenzierte Kommunikation mit den Mitgliedern, insbesondere auch für
eine langfristige Danksystematik, ist nur möglich, wenn eine zuverlässige und
differenzierte Datenbank zur Verfügung steht. In ihr werden wichtige Daten
der Mitglieder gesammelt. Welchen Dank welche Person erhalten hat, ob ein
Jahresbericht versandt wurde und wie sich nach Jahren das Austrittsverhalten
verändert, kann nur durch eine zentrale Mitgliederdatenbank ausgewertet
werden. Die Nutzung für den Kirchensteuerdank wäre eine erste wichtige
Funktion, eine Nutzung in vielen anderen Bereichen ist denkbar.
Herzstück einer Mitgliederdatenbank sind die Daten aus dem kirchlichen
Meldewesen, die in ihrem Umfang und ihrer Qualität eine große Chance
für eine organisierte Kommunikation darstellen. Hinzukommen sollten
langfristig Daten der Kasualien, zum Spendenverhalten, zu Ehrenämtern,
eine Historie der Kontakte und weitere Merkmale, die für die Arbeit in den
Kirchengemeinden und der Landeskirche hilfreich sein können. (Wer ist
Kirchenvorstandsmitglied, Kirchenpfleger, Chorsänger, Diakon, ehemaliges
Kirchenvorstandsmitglied, ehemaliger Ehrenamtlicher, Kindergartenkind, vor
Jahren ausgetreten? usw.) Der breite Einsatz des Elektronischen Kirchbuchs
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Texte aus der VELKD Nr. 162
und der Fundraising-Software KID-Spende sind weitere Beiträge zu einer
zentralen Mitgliederdatenbank.
Diese Datenbank kann viele kirchliche Informationen über unsere Mitglieder
bieten, um diese auf Gemeinde- oder Landeskirchenebene anlass- und
interessengerecht anzusprechen. Sie wäre auch Ausgangspunkt für eine
jährliche aktive Kontaktsuche zu den Mitgliedern (siehe Maßnahme oben).
Praktische Folgerungen
Für eine sinnvolle Erschließung, Pflege, Eingabe und Verwendung der Daten,
aber auch für den Datenschutz muss Personal vorhanden sein. Kenntnisse
der Datenverarbeitung, Statistik und Soziologie müssen sinnvoll verknüpft
werden. Gleichzeitig müssen aber auch Kapazitäten vorhanden sein, um den
Kirchengemeinden Hilfestellungen zu bieten und Datenmaterial nach deren
Anforderungen zu liefern (ein „Adress-Broker“ für die Gemeinden, der z. B.
landesweit nach den Adressen für eine Goldene Konfirmation sucht).
Um die Daten der Ausgetretenen dauerhaft zu speichern und einer nachgehenden Seelsorge zugänglich zu machen, aber auch um den
Kirchengemeinden und Verwaltungsstellen die fünffache Erfassung jedes
Austritts zu ersparen (Erfassung in MEWIS, Austrittsverzeichnis der
Kirchengemeinde, Eintrag ins Taufbuch, Eintrag ins Konfirmationsbuch,
Erfassung durch die Kirchensteuerämter) soll ein zentrales Austrittsverzeichnis als Teil der Mitgliederdatenbank eingeführt werden. Nach der
zentralen Erfassung der Daten können diese mit Hilfe des elektronischen
Kirchenbuchs in allen relevanten Verzeichnissen der Kirchengemeinden
eingespeist werden. Statt 100.000 händischer Erfassungen auf verschiedenen
Ebenen (bei 20.000 Austritten im Jahr) könnte die Zahl auf 20.000 reduziert
werden.
Die Kirchenmitgliedschaft ist für die Besteuerung eine wichtige Frage. Daher
wäre es sinnvoll, ein zentrales Austrittsverzeichnis dort anzusiedeln. Um die
Kirchengemeinden und Kirchengemeindeämter zu entlasten, müssten hier
die Kapazitäten vergrößert werden, die aber durch eine zentrale Erledigung
sicherlich viel effektiver als die bisherige Praxis wäre.
Erforderliche Investitionen für Softwareanschaffungen, Programmierungen, Schulungen und Anwendungen:
(1) Finanzierung einer bestehenden Personalstelle für die technische
Zusammenführung von Daten zu einer Mitgliederdatenbank, Datenpflege
und Auswertungen, KIV zugeordnet, EUR 60.000,00 pro Jahr, in der
Einführung für vier Jahre also zusammen EUR 240.000,00;
(2) eine Viertel-Personalstelle für die inhaltliche Arbeit mit den Daten
(bei E 1.1), EUR 17.500,00 pro Jahr, in vier Jahren EUR 70.000,00.
(3) zwei Personalstellen für ein Zentrales Ausgetretenen-Verzeichnis
im Kirchensteueramt München (als Teil der Mitgliederdatenbank),
Dienstleistungen für Kirchengemeinden (Adressenbereitstellung), EUR
50.000,00 pro Person pro Jahr, in der Einführung für vier Jahre also
zusammen EUR 400.000,00;
(4) Software für eine zentrale Mitgliederdatenbank, evtl. SAP, aus den
laufenden Mitteln von Abt. E;
(5) weitere Einführung des Elektronischen Kirchbuches, EUR 5.000,00
bereitgestellt von Abt. E;
(6) Anpassung und Einführung von KID-Spende, EUR 520.000,00 in
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Texte aus der VELKD Nr. 162
den nächsten fünf Jahren; bereitgestellt von Abt. E;
(7) Berichtswesen aus der Kirchensteuer-Software, EUR 30.000,00;
bereitgestellt durch Abt. E.
Langfristige Finanzierung von (1), (2) und (3) durch den Haushalt der
Landeskirche mit EUR 177.500,00 pro Jahr.
Praktische Folgerungen
2. Alle Erststeuerzahler ansprechen
Durchschnittlich gibt es 70.000 Kirchensteuer-Erstzahler jährlich unter den
Mitgliedern der ELKB (Zuzüge nach Bayern, erstes Einkommen, erneutes
Einkommen nach langer Unterbrechung). Gleichzeitig ist die Austrittsneigung
von Mitgliedern stark erhöht, wenn sie zum ersten Mal zur Kirchensteuer
herangezogen werden.15 Daher ist es wichtig, die erste Kirchensteuerzahlung
an die ELKB mit einem geeigneten Kontakt zu verbinden: die Erhebung soll
erläutert und die Steuerverwendung beispielhaft nachgewiesen werden. Ein
ausdrücklicher Dank in kurzer Zeit nach der ersten Steuerzahlung ist eine
wichtige Reaktion der Landeskirche und kann Akzeptanz und Transparenz
erhöhen.
In einer Erprobungsphase soll mit Hilfe einer Agentur getestet werden, welche
Art von Ansprache der Zielgruppe entspricht. Sieben vergleichbare Gruppen
von Erst-Steuerzahlern sollen gebildet werden. Die Gruppen sollen einen
Dankesbrief der Landeskirche oder des Ortspfarrers erhalten, der Dankesbrief
von der Landeskirche soll einmal ohne und einmal mit einem kleinen Präsent
versehen sein, des weiteren soll einmal mit regionalen Projekten und einmal
mit überregionalen oder globalen Projekten für die Kirchensteuer geworben
werden, eine weitere Gruppe soll zur Information per Telefon angerufen
werden, mit einer Kontrollgruppe soll gar nicht kommuniziert werden.
Insgesamt sind 9.000 Personen beteiligt. Nach ca. zwölf Monaten soll die
Wirkung überprüft werden. Danach soll die beste Maßnahme auf alle 70.000
Erstzahler im Jahr ausgeweitet werden, evtl. differenziert nach Gruppen.
Erforderliche Investitionen: einmalige Erprobung von verschieden
Maßnahmen an Testgruppen, EUR 60.000,00; Umsetzung der besten
Maßnahme in der Einführungsphase für EUR 60.0000,00.
Langfristige Finanzierung eines Brief-Kontaktes nach erster
Steuerzahlung in 70.000 Fällen EUR 30.000,00 (Kosten für Telefonie
und Zwei-Euro-Präsent wären deutlich höher, das Ergebnis der
Erprobung ist offen).
3. Werbe-Kampagne „Danke – Kirchensteuer“
Ergänzend zu den individuellen Dankschreiben sollte eine öffentliche
Kampagne vorbereitet werden, in der der Dank für die Kirchensteuer öffentlich
übermittelt wird.
Eine Projektgruppe von Studenten der Universität Erlangen-Nürnberg hat
sich im Wintersemester 2009 /2010 am Lehrstuhl für Unternehmensführung
überlegt, wie so eine Kampagne aussehen und wirken könnte. Plakate,
Zeitungen, Radio, Kino und Internet sollten dafür genutzt werden. Diese
Werbung könnte im Jahr nach der Kirchenvorstandswahl, also 2013, in den
15 Die Altersstruktur der Austretenden ist für die Jahre 2008 und 2009 im Bereich des Kirchensteueramtes Bayreuth ermittelt worden.
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Texte aus der VELKD Nr. 162
acht größten Städten Bayerns gezeigt werden. Erfahrungsgemäß hat so
eine Imagekampagne einen Erreichungsgrad von 80 %. Im ganzen Land mit
Schwerpunkt in den Städten könnten somit ca. 2.000.000 Mitglieder erreicht
werden, und darüber hinaus noch viele andere Menschen.
Durch die Kampagne wird einerseits die Verwendung der Kirchensteuer
aufgezeigt, andererseits ein Dank vermittelt, zum Dritten aber auch an NichtMitglieder und an Nicht-Kirchensteuer-Zahler die Botschaft gerichtet, dass
die Kirchensteuerzahler sich für wichtige Belange einsetzen und die Kirche
dies mit Dank entgegnet.
Praktische Folgerungen
Erforderliche Investition: Einmalige Gesamtkosten der Kampagne: EUR
350.000,00.
4. Überprüfung der Gebühren für Amtshandlungen
Kirchenmitglieder können oft kaum nachvollziehen, dass neben der
Kirchensteuer Gebühren für Amtshandlungen erhoben werden. Vor
allem für Mitglieder, die ihre Kirchenbindung fast ausschließlich an den
Lebensübergängen festmachen, bei denen sie kirchliche Begleitung
wünschen, sind Gebühren für Amthandlungen schwer zu vermitteln.
Ein Vergleich mit den Leistungen des Staates zeigt, dass eine parallele
Gebührenpraxis der Kirche nicht angebracht ist: Beim Staat gehen große
Teile der Steuern in die Infrastruktur des Landes, diese nutzen die Menschen
täglich und sie können sich von ihrem eigenen Vorteil überzeugen.
Besondere Individualleistungen des Staates gegenüber dem Bürger werden
hingegen teilweise mit einer Gebühr verbunden. Die breite Infrastruktur der
Kirche wird aber von vielen Mitgliedern gerade nicht regelmäßig genutzt.
Ihre Berührungspunkte mit der Kirche sind in größeren Jahresabständen
die Kasualien an den Wendepunkten ihres Lebens. Gerade dann muss sich
der Nutzen der kirchlichen Infrastruktur, die jahrelang mitfinanziert wurde,
erweisen. Eine Gebühr muss als „zweites Abkassieren“ empfunden werden,
das gerade im Schatten der Familienfeste nicht thematisiert wird, um
Unstimmigkeiten zu vermeiden, was aber doch Unbehagen und Verärgerung
zurücklässt. Damit stellen die Kasualgebühren nachhaltig die Legitimität der
Kirchensteuer in Frage.
Der Abschaffung der Kasualgebühren sollte daher eine eigene Arbeitsgruppe
gewidmet werden. Diese sollte zunächst ermitteln, wie die Praxis der
Gebührenerhebung für Amtshandlungen in den Kirchengemeinden gestaltet
ist und wie hoch tatsächlich die Einnahmen durch Gebühren sind. In ModellKirchengemeinden sollte der vollständige Verzicht neben Möglichkeiten
z. B. der Kompensation durch Spenden und deutlich erhöhte Gebühren für
Amtshandlungen an Nichtmitgliedern (Konfirmationskurs bei Familien, in
denen beide Eltern keiner ACK-Kirche angehören; Trauerfeiern bei Menschen,
die aus der Kirche ausgetreten sind; usw.) erprobt werden.
Die Auswertung von Modellprojekten wird dann evtl. zu Erkenntnissen
führen, die Kirchengemeinden zum Verzicht auf Kasualgebühren bewegen
werden. Eine Flankierung der Erkenntnisse durch eine landeskirchliche
Gebührenverordnung (nach § 82 Abs. 1 KGO) wird dann zu erwägen sein.
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Texte aus der VELKD Nr. 162
5.2. Praktische Erträge aus dem Kurs
Praktische Folgerungen
Matthias Rein
Im Verlauf des Kurses wurden viele theologische, kybernetische, juristische
und pastoraltheologische Aspekte des Zusammenhangs von Taufe und
Kirchengliedschaft bedacht. Folgende Erträge traten zu Tage:
1. Gefragt wurde, ob die automatische Zuerkennung der formalen
Mitgliedschaft in der Institution Kirche mit der „geistlichen Handlung“ der Taufe
besonders bei Kleinkindern verbunden sein sollte. Wäre es nicht sinnvoll, die
geistlichen Symbolhandlungen Taufe, Konfirmation und Patenschaft von der
formalen Mitgliedschaft zu trennen? In Südafrika muß ein getaufter junger
Erwachsener beim Erreichen der Volljährigkeit seine formale Mitgliedschaft
in einer Kirche per Unterschrift vor der Personenstandsbehörde des Staates
bestätigen. Die Chancen und Klärungshilfen, die solche Trennung bieten,
sollten zumindest bedacht werden.
Mindestens zwei theologische Argumente sprechen aber gegen eine solche
Trennung:
a) Nach evangelischem Verständnis schafft das verkündigte Wort des
Evangeliums Glauben im Menschen und die Gemeinschaft der Glaubenden
untereinander. Diese Gemeinschaft versammelt Menschen zum gemeinsamen
Hören auf das Wort Gottes und zur gegenseitigen Bezeugung des Wortes
und macht sie zu Geschwistern, die im Geist der Liebe Gottes miteinander
umgehen.1 Das Wort Gottes schafft also notwendigermaßen sichtbare
Gemeinschaft von Menschen.
b) Diese Gemeinschaft wird dem getauften Kind ohne eigene Vorleistung
geschenkt und dies wird sichtbar in der Zuerkennung der formalen
Kirchengliedschaft. Das getaufte und damit in die Gemeinschaft der
Glaubenden aufgenommene Kind wird nicht automatisch und ohne eigene
Entscheidung zu einem glaubenden Christen. Seine/ihre Zustimmung
ist gefragt und ihm/ihr steht frei, die Gemeinschaft der Hörenden und
Bezeugenden zu verlassen.2
Die Verknüpfung von Taufe und formaler Kirchengliedschaft bringt zum
Ausdruck, dass Gottes Wort Gemeinschaft will und schafft und dass Gott
durch das Wirken der Gemeinschaft der Glaubenden dem getauften Kind die
Mitgliedschaft vorgängig schenkt.
Weiter nachgedacht werden sollte, wie die geistliche Bedeutung der
sakramentalen Handlung der Taufe für den Einzelnen gestärkt werden
kann und wie die geistliche Dimension der sich auf die Taufe beziehenden
Handlungen wie Konfirmation, Taufpatenschaft und Tauferinnerung
unterstrichen werden kann.
Im Anschluß an die Überlegung der Kammer für Theologie der EKD und an
die Ausführungen von Jan Hermelink wurde deutlich, dass die Kirche für die
Begleitung des Tauf- und Glaubenswegs der Getauften verantwortlich bleibt,
auch wenn diese aus der Institution Kirche formal austreten. Kirchgemeinden
und die Kirche insgesamt sollten gute Formen der Kontaktaufnahme und
Begleitung von getauften Ausgetretenen entwickeln, die sie an ihre Taufe
1 Vgl. Härle, W.: Art. Kirche VII. Dogmatisch, TRE Bd. 18 (1989), 277-317, 285.
2 Vgl. aaO., 283f.
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Texte aus der VELKD Nr. 162
erinnern und zu neuem Hören auf das Evangelium und zu neuer Teilhabe
an der Gemeinschaft der Getauften und Glaubenden einladen (z. B. durch
Einladungen zur silbernen/goldenen Konfirmation).
Praktische Folgerungen
2. In der pastoralen Praxis erweist sich die Suche nach Taufpaten, die einen
engen Bezug zur Familie des Täuflings haben und zugleich Kirchenglieder
sind, als zunehmend schwierig. Das Patenamt soll nach bisherigem
Verständnis mehreren Anforderungen gerecht werden. Die Familien legen
nach wie vor großen Wert auf die Installation eines oder mehrerer Paten für
das Kind. Bei der Auswahl der Paten stehen für sie in erster Linie familiäre
und freundschaftliche Beziehungen im Mittelpunkt. Aus kirchlicher Sicht soll
die Patin bzw. der Pate das Kind auf seinem Lebensweg begleiten und dabei
helfen, dass ihm der christliche Glaube zur Heimat wird und es sich später
bewusst für die eigene Taufe entscheidet. Die Funktion eines Familienpaten,
eines Glaubens- und eines Gemeindepaten kommen vielfach nicht zur
Deckung. Zuweilen wird dann ein Pate / eine Patin, die die Familie wünscht,
die aber kein Kirchenglied ist, zur Zeugin der Taufe erklärt. Hier besteht
Klärungs- und Handlungsbedarf. Eine Möglichkeit wäre, deutlicher zwischen
Familienpate und Gemeindepate zu unterscheiden.
3. Kirchenmitgliedschaft zeigt sich darin, ob und wie jemand am liturgischen
Handeln der Kirche im weiteren Sinnen teilnimmt, so Jan Hermelink. Dies
kann sich als Teilnahme an Gottesdiensten zu Kasualien, an den christlichen
Festen, im Radio oder zu besonderen Events darstellen. Kirchgemeinden
und die Kirche insgesamt sollten die faktische Teilnahme von Menschen an
gottesdienstlichen Vollzügen stärker als bewusste Beteiligung an Kirche und
faktisches Bekennen zum Glauben wahrnehmen.
4. In die Entrittsstellen der Kirche kommen Menschen, die zumeist keine
aktuellen Beziehungen zur Kirchengemeinde und Pfarrerinnen und Pfarrern
vor Ort haben und dennoch in die Kirche eintreten wollen. In den Gesprächen
mit diesen Menschen zeigt sich, dass sie in einem inneren Gespräch zu
Glaubensfragen sind und dieses Gespräch auch mit anderen Menschen
(Freunde, Familienangehörige, geistlich anregende Menschen in der
Öffentlichkeit) führen. Dabei spielen auch die eigene Lektüre von Büchern zu
Fragen des Glaubens und die Medien eine Rolle. Hier stellt sich die Frage,
inwiefern sich diese Menschen als Teil einer virtuellen Glaubensgemeinschaft
von Christen verstehen, die dazu beiträgt, dass sie sich zum Kircheneintritt
entschließen. Die ekklesiologische und pastorale Bedeutung dieser
Zusammenhänge sollte weiter bedacht werden.
5. Über alternative Formen von Kirchenmitgliedschaft über die Mitgliedschaft
in der Kirche als Körperschaft öffentlichen Rechts hinaus wird derzeit wieder
viel nachgedacht.3 Das Grundproblem solcher Alternativformen ist jedoch,
dass damit die Rechte und Pflichten der Kirchenglieder faktisch abgeschwächt
werden. Verschiedentlich wird vorgeschlagen, einen besonderen Status für
Katechumenen („vorläufige Kirchengliedschaft“) einzuführen. In der Debatte
über das Für und Wider zeigte sich, dass ein solcher Status nur sinnvoll ist,
wenn er als bewusst gestalteter Weg auf die Taufe hin verstanden wird und
3 Vgl. dazu u.a. Ennuschat, Jörg: Kirchenzugehörigkeit ohne Kirchenmitgliedschaft?, ZevKR
2010, 275-289.
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Texte aus der VELKD Nr. 162
zeitlich begrenzt ist (im Sinne von: „Ich bereite mich auf die Taufe vor und
befinde mich im Status des Katechumenen.“) Dieser Status endet nach z. B.
einem Jahr entweder mit der Taufe und dem Beginn der Kirchengliedschaft
oder mit dem Abbruch der Taufvorbereitung.
Hinzuweisen ist auf die vielen Angebote und Möglichkeiten, sich als
Nichtkirchenglied in der Kirche zu engagieren.4 Eine gute Möglichkeit dazu
ist das Engagement in Initiativen, Projekten, Vereinen und Stiftungen (z. B.
Kirchbauvereine, Kulturvereine, Diakonievereine, Chöre, Klostervereine,
Kunst- und Kulturstiftungen). Diese Vereine stellen ein interessantes Feld
der Begegnung und des gemeinsamen Engagements von Kirchengliedern
und Nichtkirchengliedern dar und sollten gerade auch im Blick auf mögliche
Kirchengliedschaften im Blick von Kirchengemeinden sein. Dennoch bleibt
weiter geboten, die Möglichkeiten alternativer Formen von Kirchengliedschaft
auszuloten.
Praktische Folgerungen
6. Die Juristen plädierten im Rahmen des Kurses deutlich für die
grundsätzliche Beibehaltung des Kirchensteuersystems. Es ist derzeit das
fairste, billigste und „ertragsreichste“ Finanzierungssystem für kirchliche
Arbeit in Deutschland. Allerdings wirken sich gesellschaftliche Entwicklungen
auch auf dieses System aus. Dabei spielt die demografische Entwicklung
eine wichtige Rolle, aber auch die Veränderung der Stellung von Kirche in
der Gesellschaft. In Ostdeutschland gehört nur eine Minderheit zur Kirche.
Viele gut verdienende Menschen aus Elite- und Leistungsträgerschichten
zahlen keine Kirchensteuer. Auch diese Realität trägt dazu bei, dass sich
die ostdeutschen Landeskirchen mit dem System der Kirchensteuer nicht
ausreichend finanzieren können. Ob sich die westdeutsche Gesellschaft in
diese Richtung entwickelt, ist derzeit nicht eindeutig zu beurteilen. Fest steht
aber, dass sich die Kirche neben der Beibehaltung des Kirchensteuersystems
um zusätzliche Finanzierungsquellen und -modelle bemühen muss.
4 Vgl. dazu den Artikel 11 der Verfassung der EKM vom 5.7.2008 mit der Überschrift „Teilnahme
nicht Getaufter“: (1) 1 Nicht Getaufte sind eingeladen, am Leben der Gemeinde und der Kirche
im Rahmen der kirchlichen Ordnung teilzunehmen. 2 Sie werden von der Kirchengemeinde begleitet und zur Taufe ermutigt. (2) Nicht getauften Kindern gibt die Gemeinde in der christlichen
Unterweisung, im gottesdienstlichen Leben und in der Inanspruchnahme kirchlicher Einrichtungen Anteil an ihrem Leben. Vgl. unter http://www.ekmd.de/Verfassung.pdf
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Texte aus der VELKD Nr. 162
6. Anhang
Anhang
6.1 Detailprogramm und Mitwirkende
400. Kurs (Mo., 23. – Fr., 27. Mai 2011):
„Ich kann auch ohne Kirche Christ sein!“ –
Christsein ja, Kirchensteuer nein?
Zur Zukunft der Kirchenmitgliedschaft und neuen Formen der Beteiligung
am kirchlichen Leben
Im Gemeindealltag und bei Kasualhandlungen spielen Mitgliedschaftsfragen
eine zunehmend wichtige Rolle: Man versteht sich als Christ und will kirchliche
Angebote wahrnehmen, ist aber nicht Glied der Kirche. Wir setzen uns mit
den theologischen und juristischen Grundlagen von Mitgliedschaftsfragen
auseinander und fragen nach der Zukunft: Wie können Menschen Taufpaten
werden, die sich als Christen verstehen, aber nicht der Kirche angehören?
Sollen Amtshandlungen bezahlt werden? Soll es abgestufte Formen von
Mitgliedschaft geben? Soll Kirche die Einführung einer Kultursteuer für alle
anstreben?
Zielgruppe: Pfarrerinnen und Pfarrer, Mitarbeitende in Kirchenverwaltungen,
Kirchenjuristinnen und Kirchenjuristen
Leitung: Rektor Dr. Matthias Rein und OKR Christian Frehrking (Amt der
VELKD, Hannover)
Detailprogramm:
Mo, 23.5.: A: Informationen – Vorstellung – Einführung
Di, 24.5.: V: Christsein ohne Kirche? Eigene Erfahrungen aus
der pastoralen Arbeit und theologische und rechtliche
Grundfragen
(mit Rektor Dr. Matthias Rein und OKR Christian
Frehrking)
N: Besuch in der Kircheneintrittstelle in München /
Gespräch mit Pfarrerin Sandra Zeidler, Leiterin der
Kircheneintrittsstelle
A: Reformation 21: Thesenanschlag. Von den Fragen des
16. zu denen des 21. Jahrhunderts. Disputation mit Prof.
Dr. G. Wenz, Prof. Dr. Martin von Brück, Prof. Dr. F.-WGraf ( Uni München) / Ev. Stadtakademie München
Mi, 25.5.: V: Z. B. der Fall Zapp – aktuelle Fälle zur Frage
der Kirchenmitgliedschaft und ihre grundsätzliche
kirchenrechtliche Bedeutung
Referent: OKR Christian Frehrking
N: Chancen und Risiken der Kirchenfinanzierung durch
die Kirchensteuer / Referent: Dr. Rolf Krämer, Juristischer
Vizepräsident / Evangelisch-lutherische Landeskirche
Hannovers
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Do, 26.5.:
V: Taufe – Glaube – Gemeinschaft: theologische
Grundlagen und aktuelle Zusammenhänge / Referent:
Rektor Dr. Matthias Rein
Anhang
N: Kirchenmitgliedschaft – aktuelle Initiativen und neue
Formen
Vorstellung von Maßnahmen zur Mitgliederorientierung
in der bayerischen Landeskirche / Referent: KR Jörg
Hammerbacher
Fr, 27.5.: V: Zum praktischen Umgang mit Fragen der
Kirchenmitgliedschaft in der Gemeindearbeit – Erträge für
die Praxis
(mit Rektor Dr. Rein und OKR Christian Frehrking)
11.50 Uhr Mittagsgebet/Reisesegen
Die Referenten im Studienkurs bzw. Autoren der Materialsammlung:
Oberkirchenrat Christian Frehrking
Jurist, Stellvertretender Leiter des Amtes der VELKD, zuständig für
juristische Grundsatzfragen, Rechtsetzung, Generalsynode
Kirchenrat Jörg Hammerbacher
Mitarbeiter des Landeskirchenamtes der Evang.-Luth. Landeskirche Bayern,
Referat Gemeindeaufbau, Gemeindeentwicklung
Vizepräsident Dr. Rolf Krämer
Betriebswirt und Jurist, Juristischer Vizepräsident des Landeskirchenamtes
der Evang.-Luth. Landeskirche Hannover, Leiter des Referats
Finanzwirtschaft
Rektor Dr. Matthias Rein
Rektor des Theologischen Studienseminars der VELKD
Pfarrerin Elke Wewetzer
Leiterin der Kircheneintrittsstelle im Evang.-Luth. Dekanat Nürnberg
Pfarrerin Sandra Zeidler
Leiterin der Kircheneintrittsstelle im Evang.-Luth. Dekanat München
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Texte aus der VELKD Nr. 162
6.2 Bibliografie – Kirchen-Austritt1
Anhang
Birkelbach, Klaus: Die Entscheidung zum Kirchenaustritt zwischen
Kirchenbindung und Kirchen­steuer. Eine Verlaufsdatenanalyse in
einer Kohorte ehemaliger Gymnasiasten bis zum 43. Lebens­jahr,
in: ZfS 28 (1999), 136–153
Blumenau, Marieta: Pastoren und Kirchenaustritte. Gespräche mit
ehemaligen Kirchenmitgliedern in Hannover-Linden, in: Werkstatt
Gemeinde 6 (1988), 63–76
Campenhausen, Axel v.: Kircheneintritt – Kirchenaustritt – Kirchensteuer
nach staatlichem und kirchlichem Recht (1970), in: Ders., Ges.
Aufsätze, Tübingen 1995, 110–127
Campenhausen, Axel v.: Der Austritt aus den Kirchen und
Religionsgemeinschaften, in: J. Listl / D. Pirson (Hg.), Handbuch
des Staatskirchenrechts der BRD, 2. Aufl. 1994, Bd. 2, 773–785
Daiber, Karl-Fritz: In der Austretmühle. Zum Problem der Kirchenaustritte,
in: ZGP 12 (1994), H.1, 2f
Drehsen, Volker: Erosion – Auswanderung – Selbstparalysierung.
Vermutungen über Schwund und Distanz protestantischer
Kirchenbindung, in: F.W. Graf / K. Tanner (Hg.), Protestantische
Identität heute. FS T. Rendtorff, Gütersloh 1992, 205–222. 293–
297
Dütemeyer, Dirk. Dem Kirchenaustritt begegnen. Ein kirchenorientiertes
Marketingkonzept, Frank­furt/M. 2000
Ebertz, Michael: Kirchenmitgliedschaft – ein Tauschverhältnis?, in: ThPQ
145 (1997), 132-142
Feige, Andreas: Kirchenaustritte. Eine soziologische Untersuchungen von
Ursachen und Bedin­gun­gen, Gelnhausen/Berlin 1976, 21977
Germann, Michael: Was heißt es ju­ris­­tisch, „zur Kirche zu gehören“?, in:
Texte aus der VELKD 131 (2004), 23–40
Hermelink, Jan: Gefangen in der Geschichte? Zur praktisch-theologischen
Wahrnehmung des Kir­chen­­austritts, in: PTh 89 (2000), 36–52
Hermelink, Jan: Kirchenaustritt. Bedingungen, Begründungen,
Handlungsoptionen, in: J. Hermelink / Th. Latzel (Hg.), Kirche
empirisch. Ein Werkbuch, Gütersloh 2008, 95–116
Hoof, Matthias: Der Kirchenaustritt. Eine empirische Studie zu
Pastoraltheologie, Neukirchen-Vluyn 1999
Kirchenkanzlei der EKD (Hg.): Kirchenaustritt als Herausforderung an
kirchliches Handeln, Hannover 1976
Kirchenamt der EKD (Hg.): Taufe und Kirchenaustritt. Theologische
Erwägungen der Kammer für Theologie zum Dienst der
evangelischen Kirche an den aus ihr Ausgetretenen, Hannover
2000 (Texte aus der EKD 66)
Leitlinien kirchlichen Lebens der VELKD. Handreichung für eine kirchliche
1 Diese Bibliografie wurde von Prof. Dr. Jan Hermelink im Zusammenhang mit einem Hauptseminar zum Thema Kirchenaustritt und -eintritt als Problem und Chance im Sommersemester
2011 an der Theologischen Fakultät der Universität Göttingen erstellt.
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Lebensordnung, Gütersloh 2003
Müller-Weißner, Uli / Volz, Rainer: Kirchenaustritte aus der Evangelischen
Kirche. Beweggründe, Zusammen­hänge, Perspektiven. Erste
Ergebnisse einer interpretierenden Studie in Ludwigs­ha­fen am
Rhein 1989/90, in: Dies., Kirche ohne Volke, Ludwigshaufen/
Speyer 1991, 9–42
Anhang
Pittkowski, Wolfgang: Konfessionslose in Deutschland, in: W. Huber u.a.
(Hg.): Kirche in der Viel­falt der Le­bens­­­be­züge. Die vierte EKDErhebung über Kirchenmitgliedschaft, Gütersloh 2006, 89–110
Schmied, Gerhard: Kirchenaustritt als abgebrochener Tausch. Analyse von
Lebenslaufinterviews im Rhein-Main-Raum, Mainz 1994
Wulf, Hans: In einem religiösen Niemandsland. Welche Gründe führen heute
zum Kirchenaustritt?, in: LuMo 23 (1984), 440–443
Bibliografie – Kirchen-Eintritt
Evang Kirche in Deutschland (Hg.): Einfach eintreten?! Symposion zum
Thema (Wieder-) Eintritt, in: epd-Dokumentation 2007. Heft 5
Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers (Hg.): Arbeitsheft Kircheneintritt.
Anregungen zur Werbung für die Mitgliedschaft in der Kirche und
zum Umgang mit Ausgetretenen. Projekte und Ideen aus der Ev.luth. Landeskirche Hannovers, Hannover 2002
Friedrich, Eckart / Hartmann, Klaus / Pollack, Detlef: Kircheneintritt und
Konversion. Kirchen­ein­tritte in einer ostdeutschen Großstadt –
betrachtet aus der Perspektive der Konversions­forschung, in: M.
Wohlrab-Sahr u.a. (Hg.): Religiöse Konversion. Systematische
und fall­orien­tierte Studien in soziolgischer Perspektive, Konstanz
1998, 91–123
Gemeindekolleg der VELKD (Hg.): Wenn Erwachsene (zurück) in die Kir­che
wollen. Konsultation zum Themenbereich Eintritt, Wiedereintritt,
Erwachsenentaufe, Hannover 2003 (Texte aus der VELKD 116)
Hallmann, Ulrike: „Ich musste da etwas in Ordnung bringen ...“ Bericht über
ein Vikariatsprojekt bei „Kirche im Blick – Wiedereintrittsstelle“ in
Hannover, Hannover 2001
Hartmann, Klaus / Pollack, Detlef: Gegen den Strom. Kircheneintritte in
Ostdeutschland nach der Wende, Opladen 1998
Jungbluth, Rüdiger H. Chr.: Kirchen(wieder)eintritt. Eine qualitative Studie,
in: Kirchenamt der EKD (Hg.): Schön, dass Sie (wieder) da sind!
Hannover 2009, 61–101
Kirchenamt der EKD (Hg.): Schön, dass Sie (wieder) da sind! Eintritt
und Wiedereintritt in die evangelische Kirche. EKD-Texte 107,
Hannover 2009
Küstenmacher, Werner Tiki: Kirche – find ich gut! 60 gute Gründe, um in der
Kirche zu bleiben, München 2002
Michel-Schmidt, Doris: Mein Weg zurück in die Kirche. Wiedereingetretene
berichten, Regensburg 2003
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Popp, Sabine: Kirchen(wieder)eintritte in die Evangelisch-lutherische Kirche.
Eine Befragung der 1997 und 1998 in den Dekanaten Fürth und
Erlangen eingetretenen Personen, MS Diplomarbeit (Fakultät
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften) Erlangen-Nürnberg 2000
Anhang
Vögele, Wolfgang / Wohlers, Michael (Hg.): In die Kirche eintreten!
Loccumer Protokolle 03/03, Rehburg-Loccum 2003
Volz, Rainer: Massenhaft unbekannt – Kircheneintritte. Forschungsbericht
über die Eintrittsstudie der Ev. Landeskirche in Baden (kurz:
http://www.ekiba.de/images/forschungsbericht.pdf)
Welker, Michael: Warum in der Kirche bleiben? Fünf Antworten an Außenund Innenstehende (1991), in: Ders., Kirche im Pluralismus,
Gütersloh 1995, 78–103
Wellert, Anne-Ruth: Neuere Entwicklungen im Kirchenmitgliedschaftsrecht
der evangelischen Kirche, in: PrTh 43 (2008), 176–186
Wohlers, Michael: Kircheneintritt. Motive, Anlässe, Auswirkungen, in: J.
Hermelink / Th. Latzel (Hg.), Kirche empirisch. Ein Werkbuch,
Gütersloh 2008, 117–132
Zimmermann, Johannes (Hg.): Kirchenmitgliedschaft. Zugehörigkeit(en) zur
Kirche im Wandel, Neukirchen-Vluyn 2008
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Hinweise/Veranstaltungen
Herausgeber:
Amt der Vereinigten Ev.-Luth. Kirche
Deutschlands (VELKD)
Herrenhäuser Str. 12 • 30419 Hannover
Tel. +49 (511) 2796-0
Fax: +49 (511) 2796-182
[email protected] • www.velkd.de
Einzelpreis: 4,99 € inkl. MwSt,
zzgl. Porto
Erzähle, wenn du magst!
70 plus 2 Bibelkarten für Beratung und mehr …
Ein Spiel von Christoph Burba
Beschreibung: Beratungsspiel für den Einsatz in der Gemeindepädagogik.
Vertrieb:
Amt der VELKD, Herrenhäuser Str. 12,
30419 Hannover, [email protected]
© Amt der VELKD, Hannover 2012,
alle Rechte vorbehalten
GTIN: 4280000531018
„Die 70 plus 2 Bibelkarten sind als Eisbrecher, Aufwärmer
und Appetitanreger gedacht. Sie dienen der
Selbstreflexion der Teilnehmenden, dem Kennenlernen
der Teilnehmenden untereinander und der Einstimmung
aller ins Thema. Die Texte der Karten sollen die
Teilnehmenden dort abholen, wo sie sind, und diese
dann weiterführen …“
Erscheinungstermin: März 2012
Redaktion · Tel. +49 511 2796-526 · Fax +49 511 2796-182 · [email protected] · www.velkd.de
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Gemeindepädagogen,
Pfarrerinnen,
Jugendreferenten …
und Ehrenamtliche in
Leitungsaufgaben gemeinsam auf:
Hinweise/Veranstaltungen
Fortbildungen 2012
Fortbildung – berufsgruppen- und landeskirchenübergreifend
Die Chancen der angebotenen Fortbildungen sind neben der fachlichen
Qualität:
• Sie sind landeskirchenübergreifend. Begegnungen mit Menschen aus anderen Landeskirchen und Regionen Deutschlands ermöglichen einen Blick
über den Tellerrand und geben Einblicke in andere Erfahrungen, Strukturen
und Denkweisen.
• Sie sind berufsgruppenübergreifend. Da es nur wenige gemeinsame Fortbildungsangebote für Menschen aus unterschiedlichen kirchlichen Berufen
gibt, erweitert das Gemeindekolleg sein Angebot um diesen Baustein. Wenn
Pfarrerin, Jugendreferent und Gemeindepädagogin in der Gemeinde oder
auf Kirchenkreis-/Dekanatsebene zusammenarbeiten, sollten sie auch die
Möglichkeit haben, sich in Fortbildungen zu begegnen – neben den berufsgruppenspezifischen Fortbildungen, die selbstverständlich ihr eigenes Recht
haben.
Ein weiterer Pluspunkt ist: Die Fortbildungen finden in der Mitte Deutschlands
statt.
Neudietendorf (10 Min. von Erfurt Hbf) und Erfurt sind mit PKW und Zug gleichermaßen gut zu erreichen.
Das Fortbildungsangebot des Gemeindekollegs versteht sich als Ergänzung
zu den Angeboten der Landeskirchen. Wenden Sie sich wegen einer teilweisen Kostenübernahme bitte an die zuständige Stelle Ihrer Landeskirche.
Anmeldung und Nachfragen zu den
einzelnen Veranstatlungen richten Sie
bitte an das:
Gemeindekolleg der VELKD
Zinzendorfplatz 3, 99192 Neudietendorf
Tel:
(036202) 7720-100
Fax: (036202) 7720-106
E-Mail: [email protected]
www.gemeindekolleg.de
Von der Idee zur Verwirklichung
2. - 4. Mai 2012 und 14. - 16. Januar 2013
Die Erfahrung ist nicht selten: Man (und frau) hat eine Idee, aber irgendwie
bleibt sie auf der Strecke: weil es zu viel Widerstand gibt; weil die Verbündeten fehlen; weil die eigene Kraft nicht reicht oder die Konsequenz fehlt; weil
die möglichen Schritte der Umsetzung unscharf sind …
Das Gemeindekolleg bietet Ihnen zwei mal zwei Tage (48 Std.) Zeit, um Ihrer
Idee eine neue Chance zu geben. Wir fragen gemeinsam, warum die Umsetzung bisher nicht gelungen ist, welche Schritte auf dem Weg zum Ziel
Redaktion · Tel. +49 511 2796-526 · Fax +49 511 2796-182 · [email protected] · www.velkd.de
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Texte aus der VELKD Nr. 162
gegangen werden könnten – und was ggf. auch verabschiedet werden muss.
Hinweise/Veranstaltungen
Die Begrenzung auf eine überschaubare Gruppe (ca. 10 Personen) und die
personelle Präsenz seitens des Gemeindekollegs ermöglichen es, jeder Idee
genügend Raum zu geben. Die Zweiteilung der Fortbildung bietet die Chance, die Ergebnisse der ersten beiden Tage im eigenen Umfeld zu erproben
und nach ca. einem Dreivierteljahr auszuwerten und evtl. zu modifizieren. Die
Chance der berufsgruppen- und landeskirchenübergreifenden Fortbildung ist
es, durch ein breites Spektrum an Ideen angeregt zu werden.
Leitung:
Dr. Christoph Burba
Isabel Hartmann
Prof. Dr. Reiner Knieling
Ort:
Zinzendorfhaus, Neudietendorf
Kosten:
€ 250 Unterkunft und Verpflegung
€ 50 Kursgebühr
(beide Einheiten zusammen)
Mindestteilnehmer/-innen-Zahl: 10
Höchstteilnehmer/-innen-Zahl: 15
Anmeldung bitte bis
29. Februar 2012
Lassen lernen
8. - 12. Oktober 2012
„Es ist einfach zu viel.“ „Was sollen wir denn noch alles machen!“ „Ich weiß
nicht mehr, wo mir der Kopf steht.“ Solche und ähnliche Seufzer sind leider
Teil der kirchlichen Wirklichkeit. Wir fragen in der Fortbildungswoche, was
uns hilft, loszulassen, gelassen zu werden und zuzulassen. Wir erkunden die
Widerstände, die bei verschiedenen Menschen ganz unterschiedlich aussehen können. Und wir stellen konkrete Schritte zum Lassen vor, die individuell
und kontextuell angepasst werden können.
Ziel ist es, die eigene Arbeit so zu begrenzen, dass das, was zu tun ist, mit
(neuer) Lust und Freiheit und Kreativität getan werden kann.
Das Augustinerkloster als Lutherstätte wird seine ganz eigene Inspiration zur
„Freiheit eines Christenmenschen“ beitragen.
Leitung:
Isabel Hartmann
Prof. Dr. Reiner Knieling
Ort:
Augustinerkloster, Erfurt
(www.augustinerkloster.de)
Kosten:
€ 250 Unterkunft und Verpflegung
€ 50 Kursgebühr
Mindestteilnehmer/-innen-Zahl: 10
Höchstteilnehmer/-innen-Zahl: 15
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Anmeldung bitte bis
31. Juli 2012
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Konkurrenz – Konflikt – Kooperation
12. - 16. November 2012
Hinweise/Veranstaltungen
Kooperation – ihre Notwendigkeit wird allseits beschworen. Sie scheint nicht
selbstverständlich zu sein. Man könnte fragen, warum das Beschwören nötig
ist – in einer Kirche von Schwestern und Brüdern. Oder beantwortet Letzteres
die Frage schon?
Konflikte sollten gelöst werden – in einer Kirche von Schwestern und Brüdern. Wenn es nicht so richtig gelingt, schweigen wir lieber.
Konkurrenz wollen wir uns nicht machen – jedenfalls nicht unter Schwestern
und Brüdern. Und doch erleben wir immer wieder Facetten davon – innerhalb
der Berufsgruppen genauso wie berufsgruppenübergreifend.
Wir fragen in der Fortbildungswoche, wie wir mit Konflikten und Konkurrenzen produktiv umgehen können, und wie Freiheit und Freude an Kooperation
wachsen.
Auf der Basis einer genauen Analyse der eigenen Situation entwickeln wir
konkrete Strategien und Schritte, die Handlungsspielräume eröffnen.
Leitung:
Dr. Christoph Burba
Prof. Dr. Reiner Knieling
Ort: Bildungshaus St. Ursula, Erfurt
(www.bildungshaus-st-ursula.de)
Kosten:
€ 250 Unterkunft und Verpflegung
€ 50 Kursgebühr
Mindestteilnehmer/-innen-Zahl: 10
Höchstteilnehmer/-innen-Zahl: 15
Redaktion · Tel. +49 511 2796-526 · Fax +49 511 2796-182 · [email protected] · www.velkd.de
Anmeldung bitte bis
31. August 2012
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Symposium
Hinweise/Veranstaltungen
Wo wohnt Gott in einer ausgeleuchteten Welt?
Wie reden wir so von ihm,
dass er auch für „religiös Unmusikalische“ (Max Weber)
Bedeutung gewinnen könnte?
15. - 16. Mai 2012
Zinzendorfhaus
Neudietendorf (bei Erfurt)
Manche Menschen haben das Gefühl: Gott hat sich aus dieser Welt
zurückgezogen. ‚Wo bist Du, Gott?’ fragen sie – wenn sie noch fragen.
Für andere spielt er längst keine Rolle mehr. Ein Leben ohne Gott ist zur
Selbstverständlichkeit geworden. Und es muss nicht das Unglücklichste sein.
Wieder andere haben ihre Orte der Gotteserfahrung: die Kirche, die eigene
Mitte, Stille, Gottesdienst, Predigt, Pilgerweg, Natur, …
Wir fragen: Wo wohnt Gott in einer Welt der Scheinwerfer, in der jeder
Winkel ausgeleuchtet und Intimstes ans Licht gezerrt wird? Finden wir sein
Geheimnis in unserer entzauberten Welt? Hat er ausgeleuchtet?
Wir fragen außerdem: Wie geben wir Auskunft über den Gott, an den wir
glauben – und zwar so, dass er auch für diejenigen Bedeutung gewinnen
kann, für die Gott schlicht keine Rolle spielt?
Um diesen Fragen nachzugehen, bietet das Symposium
- anregende Vorträge
- Raum zum Ausprobieren neuer, vielleicht fremder „Gottes-Worte“
- Reflexion der Konsequenzen für die Gemeindearbeit
- eine kleine Ausstellung des Gottesdienst-Instituts Nürnberg
Eingeladen sind alle,
- die an der Klärung dieser Grundfragen interessiert sind
- die Glaubenssprachfähigkeit gegenüber Nichtreligiösen weiterentwickeln
wollen
- die zur Ausstrahlung von Gemeinden von innen heraus beitragen möchten
Programm.
Dienstag, 15.5.2012
11.00 Gottesdienst zur Einführung von Pfarrerin Isabel Hartmann als
theologische Referentin und stellvertretende Leiterin des Gemeinde
kollegs der VELKD
Einführung: Dr. Friedrich Hauschildt, Leiter des Amtes der VELKD
12.15 Empfang und Imbiss
14.00 Eröffnung des Symposiums
14.15 Mehr Licht! Weniger Gott?
- PD Dr. Tilman Beyrich, Usedom
(Veröffentlichungen des Referenten: Ist Glauben wiederholbar? Derrida liest Kierkegaard. Und: Theosphären. Raum als Thema der Theologie)
15.30 Kaffeepause
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Tagungsstätte
Zinzendorfhaus Neudietendorf
Das 2007 generalsanierte Zinzendorfhaus bietet modernen Tagungskomfort
und ist zentral gelegen.
Sie erreichen Neudietendorf bequem
per Bahn von den ICE-Bahnhöfen Erfurt
(10 Min.) und Gotha (15 Min.). Die
Tagungsstätte liegt nahe dem Bahnhof
(Fußweg ca. 4 Min.).
Mit dem PKW erreichen Sie das
Tagungshaus über die A4, Ausfahrt
(Nr. 44) Neudietendorf (3,5 km).
Weitere Informationen zum Tagungshaus: www.zinzendorfhaus.de
Anmeldung und Informationen:
Gemeindekolleg der VELKD
Zinzendorfplatz 3, 99192 Neudietendorf
Tel. (036202) 7720-100
Fax (036202) 7720-106
E-Mail: [email protected]
www.gemeindekolleg.de
Ihre Anmeldung erbitten wir bis zum
15. März 2012.
59
Texte aus der VELKD Nr. 162
16.00
17.15
18.30 19.30
20.30 Wo wohnt Gott in einer ausgeleuchteten Welt? Und: Welche Aspekte
von Gott könnten auch für Aufgeklärte interessant sein? - Kurzvorträge:
- Bodo Ramelow, Fraktionsvorsitzender Die Linke, Landtag Erfurt
- Wenke Weber, Antenne Thüringen
- Henryk Goldberg, Thüringer Allgemeine
Schatzsuche mit einer Landkarte christlicher Gotteslehre – interaktiv
und inspirierend
Abendessen
Transparenz und Geheimnis
Führung durch die kleine Ausstellung des Gottesdienst-Instituts
Nürnberg
- Christof Hechtel, Nürnberg
ZeitRaum für Begegnungen
Hinweise/Veranstaltungen
Mittwoch, 16.5.2012
8.00 Frühstück
9.00 Verschüttete Schätze im christlichen Gottesverständnis –
biblisch-theologische Überraschungen
- Isabel Hartmann, Dr. Christoph Burba und Prof. Dr. Reiner Knieling,
Gemeindekolleg, Neudietendorf
10.15 Kaffeepause
10.45 Konsequenzen für die Gemeindearbeit (z.B. für Kommunikationskultur,
Bildungsarbeit, Predigt, Kooperation mit anderen Gemeinden)
12.00 Sendung und Segen
12.30 Mittagessen und Abreise
Kosten pro Person:
€ 65 Unterbringung & Verpflegung
€ 60 Tagungsgebühr
Redaktion · Tel. +49 511 2796-526 · Fax +49 511 2796-182 · [email protected] · www.velkd.de
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Theologisches
Studienseminar
der VELKD
Studienkurse
Was bieten Studienkurse in Pullach? Fünf Elemente prägen Begegnung sowie gemeinsames Leben und Studieren in den Kursen:
•
intensive
theologische
Studienarbeit
mit
renommierten
Referent/-innen aus Wissenschaft, Kirche und Gesellschaft,
•
Austausch zu und Reflexion von Erfahrungen im pastoralen Dienst,
•
geistliche Gemeinschaft mit Andachten im Tageslauf, Gottesdiensten
und Zeit zum Atemholen,
•
Austausch mit Kollegen und Kolleginnen aus anderen Landeskirchen in
Deutschland und aus Kirchen weltweit,
•
Ausflüge in die bayerischen Alpen, Erleben von Kunst und Kultur
in der Metropole München.
„Deine Augen werden Jerusalem sehen, eine sichere
Wohnung, ein Zelt, das nicht mehr abgebrochen wird“
(Jes 33,20): „Heimat Jerusalem“
– profane Realität und religiöse Fiktionen
Studienkurs in Kooperation mit Studium in Israel e.V.
416. Kurs (Di., 29. Mai – Do., 7. Juni 2012)
Jerusalem als Ort von Gottesgegenwart, Frieden und Sicherheit (Ps 122), als
eschatologischer Fluchtpunkt (Offb 21,2), als Ort der Himmelsreise Mohammeds und des Gebets der Muslime: In den großen monotheistischen Religionen stellt Jerusalem einen Ort der Sehnsucht nach Heimat, Gottesnähe und
Heil dar. Wie verhalten sich diese Glaubensinhalte zum Alltag von Menschen
mit verschiedener religiöser Identität, die in Jerusalem leben und dort faktische Heimat haben? Wie beeinflussen religiöse Heilsvorstellungen konkretes
politisches Handeln? Welche Bedeutung ha-ben besondere Orte und Räume
für religiöse Identitätsbildung und für den christlichen Glauben – generell und
persönlich-biografisch? Wie stehen wir als Christen zu Jerusalem und seinen
Men-schen?
Wir studieren vor Ort Texte aus den verschiedenen heiligen Schriften und
suchen das Gespräch mit Vertretern der drei Weltreligionen. Exkursionen in
die Umgebung (Bethlehem, Totes Meer etc.) runden die Studienfahrt ab.
Hinweise/Veranstaltungen
Ihre Anmeldung zu unseren Kursen
sollte bis drei Monate vor Kursbeginn
eintreffen. Informationen zum Kurs Ihres
Interesses, seinen Inhalten und seiner
Belegung erhalten Sie entweder über
das
Theologisches Studienseminar der
VELKD
Bischof-Meiser-Str. 6
82049 Pullach
Tel.: 089 - 7 44 85 29 - 0
Fax: 089 - 7 44 85 29 - 6
E-Mail: [email protected]
oder im Amt der VELKD, Hannover: So
kann Ihr Interesse bereits vor Ihrer offiziellen Anmeldung vorgemerkt werden.
Diese erfolgt über den Dienstweg und
das Fortbildungsreferat Ihrer Landeskirche an das
Amt der VELKD
Oberkirchenrätin Dr. Mareile Lasogga
Postfach 21 02 20
30402 Hannover
Tel. 0511/27 96 – 423
Fax. 0511/27 96 –182
E-Mail: [email protected]
Eine schriftliche Bestätigung Ihrer
Anmeldung erhalten Sie rund zwei
Monate vor Kursbeginn aus dem Lutherischen Kirchenamt. Etwa drei Wochen
vor Beginn des Kurses erreichen Sie
letzte Informationen zum Kurs aus dem
Theologischen Studienseminar mit einer
Liste der Teilnehmenden sowie Hinweisen zu Ihrem Weg nach Pullach.
Zielgruppe: Pfarrerinnen und Pfarrer sowie theologisch Kundige im christlichjüdischen Gespräch; Englischkenntnisse erforderlich
Kosten: 850,00 € für Unterkunft im EZ und Verpflegung; Flugkosten sind
selbst zu tragen, Min-destgruppengröße: 8 Teilnehmer/-innen
Leitung: PD Dr. Martin Vahrenhorst, Studienleiter von „Studium in Israel“ (Jerusalem) und Rek-tor Dr. Matthias Rein (Pullach)
Redaktion · Tel. +49 511 2796-526 · Fax +49 511 2796-182 · [email protected] · www.velkd.de
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Studienkurs zu Fragen des Kirchen- und
Staatskirchenrechts
Hinweise/Veranstaltungen
417. Kurs (So., 3. – Fr., 8. Juni 2012)
Die VELKD führt alle drei Jahre einen Studienkurs zu Fragen des Kirchenund Staatskirchen-rechts durch. Er vermittelt deren Grundlagen und führt
in ausgewählte Schwerpunkte der Theolo-gie der lutherischen Bekenntnisschriften ein. Der Kurs richtet sich an Kirchenjuristin¬nen und Kirchenjuristen in den ersten
Amtsjahren sowie an solche, die ihre Kenntnisse des Kirchen- und Staatskirchenrechts auffrischen wollen. Eingeladen sind weiter die für kirchliche
Angele¬genheiten zuständigen Juristinnen und Juristen in den jeweiligen
Ministerien des Bundes und der Länder. Die wissenschaftliche Leitung dieses Studienkurses obliegt dem Leiter des
Kirchenrechtlichen Instituts der EKD, Professor Dr. Hans Michael Heinig.
Zielgruppe: Kirchenjurist/-innen aus den Gliedkirchen der EKD und
Jurist/-innen aus den für kirchliche Angelegenheiten zuständigen Ministerien
der Bundesländer und des Bundes
Leitung: Prof. Dr. Hans Michael Heinig (Göttingen) und OKR Christian Frehrking (Amt der VELKD, Hannover)
Wer leitet hier eigentlich?
Ein ökumenischer Blick auf das Verhältnis von Amt und
Gemeinde. Ökumenischer Studienkurs im Auftrag der
Deutschen Bischofskonferenz und der VELKD-Bischofskonferenz
418. Kurs (So., 10. – Fr., 15. Juni 2012): Wie wird bei uns auf Gemeindeebene geleitet? Wie erlebe ich (geistliche)
Leitung in der Kirche? Wie gehen wir mit Konflikten um? Wer und was leiten mich? Wir gehen in diesem Kurs von praktischen Leitungserfahrungen
auf der Gemeindeebene aus und fragen nach dem Spezifischen katholischer
und evangelischer Kirchenleitungskultur. Wir erschließen biblische Zusammenhänge von Leitung unter Gottes Wort, theologische und kirchenrechtliche
Grundsätze zum Verständnis vom Amt in der Kirche, soziologische Anregung
zum Leiten in sozialen Systemen und pastoral-theologische Dimensionen
des Leitens in der Kirche.
Dieser Kurs bietet die Gelegenheit, auf der Grundlage praktischer Erfahrung
von Gemeindelei-tung die Charakteristika römisch-katholischen und evangelischen Amts- und Kirchenverständnis-ses zu erfassen, Parallelen zu entdecken, Unterschiede zu hinterfragen, von einander zu lernen und gemeinsam
Neues zu entdecken.
Zielgruppe: Evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer, insbesondere Ökumene-Beauftragte, römisch-katholische Pfarrer, Pastoralassistent/-innen,
Gemeindereferent/-innen – es stehen je 15 Plätze für die evangelischlutherische und die römisch-katholische Seite zur Verfügung.
Redaktion · Tel. +49 511 2796-526 · Fax +49 511 2796-182 · [email protected] · www.velkd.de
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Leitung: Dr. Dagmar Stoltmann-Lukas (Diözesanstelle Ökumene, Generalvikariat Hildesheim); Direktor PD Dr. Burkhard Neumann
(Adam-Möhler-Institut, Paderborn), OKR Dr. Oliver Schuegraf (Amt der
VELKD, Hannover), Rektor Dr. Matthias Rein (Pullach)
Hinweise/Veranstaltungen
„Zwischen den Räumen“
Kennlinien postmodernen Lebensgefühls in
zeitgenössischer Literatur und Theaterschaffen
419. Kurs (Mo., 25. Juni – Fr., 6. Juli 2012): Aus heiterem Himmel erleidet Helene, Protagonistin des Romans „Du stirbst
nicht“ (2009) von Kathrin Schmidt, eine Hirnblutung und findet sich in einer
anderen Welt wieder. Mit dem Wie-dererlernen von Sprache und Bewegung
stellen sich Erinnerungen an das Vergangene ein. Dieses aber bleibt fremd
und fern – wie an einem fremden Ort. Welche Bedeutung hat es im Neuen?
Zwischen altem und neuem Leben schwebt Helene, sie erlebt sich im „Dazwischen“ und macht sich auf die Reise zu einer neuen Identität. Ausgehend
von Schmidts Buch fragen wir nach dem Lebensgefühl von Menschen in der
Postmoderne. Die Bedeutung von Räumen als Orte von Iden-tität und Geborgenheit, aber auch Erfahrungen der Übergänge zwischen den Räumen,
des „Da-zwischen“ (displacement) zwischen allen Räumen kommen in den
Blick und geben dem Gefühl von Brüchigkeit, Heimatlosigkeit, Ortlosigkeit
Ausdruck.
Die Bedeutung der Kategorie Raum für die Identität des Menschen wird derzeit in Literatur, Kunst, Soziologie, Kultur- und Medienwissenschaften stark
diskutiert (spatial turn). Welche Be-deutung haben (Zwischen-)Räume für
die Identität und religiöse Verortung des Menschen zwi-schen Himmel und
Erde, zwischen gestern, heute und morgen, zwischen Realität und Utopie?
Wir lassen uns von Begegnungen mit Schriftstellern und ihren Texten sowie
Theaterschaffenden und ihren Darstellungen anregen und erkunden LebensRäume und das „Dazwischen“.
Zielgruppe: Pfarrerinnen und Pfarrer
Leitung: Rektor Dr. Matthias Rein und Pfarrerin Kristina Kühnbaum-Schmidt
(Braunschweig)
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Texte aus der VELKD - bisher erschienen:
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31
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34
Titel
Teilnahme von Kindern am Abendmahl
Bibliographische Übersicht 1948
Bischofskonferenz der VELKD – Erklärung zur Ehe
Ordnungen für die Taufe von Kindern
Thesenreihe: Christliche Seelsorge heute
Theologischer Ausschuss der VELKD – Thesen zur Zwei-Reiche-Lehre
Bedeutung und Funktion der Confessio Augustana heute
Das Heilige Abendmahl in der Seelsorge an Alkoholgefährdeten
Freiheit und Bindung im Amt der Kirche
Das Herrenmahl – Arbeitshilfe zum Studiendokument
Gedanken und Maßstäbe zum Dienst von Homophilen in der Kirche
Das Leben bejahen – Aufgaben der Notlagenindikation
Stellungnahmen zum Jubiläum der Confessio Augustana
Die Confessio Augustana und die lutherische Kirche
Zur gastweisen Teilnahme an Eucharistie- bzw. Abendmahlsfeiern
Bibel – Gesangbuch – Gottesdienst – Stellungnahme der KL der VELKD
Baptisten und Lutheraner im Gespräch
Vertrauen wagen – Eine Orientierungshilfe aus dem LuKiA
Evangelischer Gottesdienst im Fernsehen – PA der VELKD und des DNK/LWB
Kirche und Frieden im atomaren Zeitalter
Zur Entwicklung von Kirchenmitgliedschaft
Martin Luther – Zeuge des Glaubens
Bericht des Arbeitskreises „Kirche und Judentum“ der KL der VELKD zum Verhältnis von
Christen und Juden
Vom Priestertum aller Gläubigen – LeiBi-Bericht Stoll - Generalsynode Coburg
Vorläufige Stellungnahme des Lima-Ausschusses der VELKD zu den Konvergenzerklärungen der ÖRK „Taufe, Eucharistie und Amt“
Kundgebung der Bischofskonferenz „Einheit der Kirche“
Gegen Missverständnisse der „Lehre vom gerechten Krieg“
„Es muss die Kirche Kirche bleiben ...“ – LeiBi-Bericht Stoll Generalsynode Hildesheim
„Christus liebhaben ist viel besser als alle Weisheit“ – LeiBi-Bericht Stoll Generalsynode
Schleswig
Stellungnahmen der AKf und der VELKD zu den Konvergenzerklärungen von Lima zu Taufe, Eucharistie und Amt
„...und willst das Beten von uns han“
„Du hast mich gebildet im Mutterleibe“ – Biotechnologie als Herausforderung
Stellungnahmen der VELKD zu den Dokumenten der Gemeinsamen römisch-katholischen/
evangelisch-lutherischen Kommission „Das Herrenmahl“ (1978) und „Das Geistliche Amt in
der Kirche“ (1981)
Ein Leib und viele Glieder - Lutherische Kirche zu Gemeinschaft berufen in Zeugnis und
Dienst (Stoll/Fabiny) – Gen.Syn. Stadthagen
Redaktion · Tel. +49 511 2796-526 · Fax +49 511 2796-182 · [email protected] · www.velkd.de
Jahr
1978
1978
1978
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1980
1980
1981
1981
1981
1981
1982
1983
1983
1983
1983
1983
1984
1984
1984
1985
1986
1986
1987
1987
64
Texte aus der VELKD Nr. 162
Lfd. Nr.
Titel
35
Ökumenische Bibelarbeiten: J. Gnanabaranam Johnson, Indien, Tasgara Hirpo, Äthiopien,
Arteno Spellmeier, Brasilien – Gen.Syn, Stadthagen
36
Ökumenischer Dialog über „Kirchengemeinschaft in Wort und Sakrament“
37
„Einheit vor uns“ - Stellungnahme der VELKD und des DNK/LWB zum Dokument der Gemeinsamen römisch-katholischen/ evangelisch-lutherischen Kommission „Einheit von uns
(1985)
38
Bibliographische Übersicht 1981-1990
39
„Hospiz-Bewegung“ - Ein Arbeitsbericht der Generalsynode der VELKD
40
Stellungnahme der Bischofskonferenz der VELKD zum Niagara-Bericht über Episkopé
40 A
dto. in englischer Sprache
41
Der Mensch: Geschöpf oder Schöpfer? - Biotechnologie und christlicher Schöpfungsglaube
42
Stellungnahme zu „Lehrverurteilungen - kirchentrennend?“ (evang./röm.-kath.)
43
Gottes Wort bleibt in Ewigkeit – LeiBi-Bericht Müller - Gen.Syn. Königslutter
44
Bericht des Catholica-Beauftragten – Wilckens – Gen.Syn. Königslutter
45
Leben mit der Bibel – Prof. Hertzsch, Gen.Syn. Königslutter
46
Sakramentsverwaltung durch Vikarinnen und Vikare - Stellungnahme des Theol. Ausschusses der VELKD
47
Die Hospizbewegung in der Bundesrepublik Deutschland
48
Stellungnahme der VELKD und des DNK zum lutherisch-reformierten Dialog
49
Stellungnahme der VELKD und des DNK zum baptistisch-lutherischen Dialog
50
„Glauben in unglaublicher Zeit“ (Hans Chr. Knuth) – Generalsynode Dresden
51
„Kirche und Stasi“ – Dokumentation von der Generalsynode Dresden
52
„Tier und Mensch“ – Interdisziplinärer Gesprächskreis der VELKD
53
Bericht vom Dialog VELKD/Mennoniten 1989 bis 1992
54
Materialsammlung über die Täuferbewegung / Anlage zu Nr. 53
55
Sterbenden Freund sein – Texte aus der Tradition der Kirche
56
Macht und Ohnmacht von Kirchenleitung / Hans Chr. Knuth
57
Catholica-Bericht der VELKD
58
Bericht des Leitenden Bischofs Hirschler – Gen.Syn. Schweinfurt
59
Konfirmation am Ende des 20. Jahrhunderts / Referate
60
„Macht Euch die Erde untertan“ – Sinn und Problematik eines Bibelwortes
61
Staat und Kirche in der DDR / Ernst-Heinz Amberg (Leipzig)
62
Bericht des Catholica-Beauftragten Dr. Knuth, Gen.Syn. Friedrichroda
63
Bericht des Leitenden Bischofs D. Hirschler, Gen.Syn. Friedrichroda
64
Von der Freiheit eines Christenmenschen / Hempel und Preiser
65
Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre (Entwurf aus Genf und Rom) Stellungnahme des DNK/LWB vom 31. 01 1996
66
Gemeinschaft in versöhnter Verschiedenheit
67
Eucharistische Gastbereitschaft (VELKD und Mennoniten)
68
Die Anliegen des christlich-jüdischen Dialogs und der christliche Gottesdienst
69
Auf dem Weg zu neuen Arbeitsformen
70
Bericht des Leitenden Bischofs / Lüneburg
71
Bericht des Catholica-Beauftragten – Dr. Knuth, Gen.Syn. Lüneburg
Redaktion · Tel. +49 511 2796-526 · Fax +49 511 2796-182 · [email protected] · www.velkd.de
Jahr
1987
1988
1989
1990
1991
1991
1991
1992
1991
1991
1991
1992
1992
1992
1992
1992
1992
1993
1993
1993
1993
1994
1994
1994
1994
1995
1995
1995
1995
1995
1996
1996
1996
1996
1996
1996
1996
65
Texte aus der VELKD Nr. 162
Lfd. Nr.
72
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76
77
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94
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96
97
98
99
100
101
102
103
Titel
Lutherisches Bekenntnis in ökumenischer Verpflichtung
Porvooer Gemeinsame Feststellung / Stellungnahme der VELKD
Dienst und Gestalt der Kirche / Bischofskonferenz der VELKD
Die Ehe als Leitbild... Gutachtliche Stellungnahme der VELKD
Leitlinien kirchlichen Lebens der VELKD (Entwurf)
Catholica-Bericht / Kühlungsborn
Bericht des Leitenden Bischofs / Kühlungsborn
Philipp Melanchton - Zur Erinnerung an einen Reformator und Lehrer der Kirche
Wozu brauchen wir Theologie?
GER - Stellungnahmen aus den Kirchen des DNK/LWB
Bericht des Leitenden Bischofs – D. Hirschler, Generalsynode Husum
Catholica - Bericht / Husum
Herausforderungen an die Gestaltung von Gottesdiensten / Dr. Ingrid Lukatis
Mensch – Gott – Menschwerdung – / Wiss. Symposion der VELKD in Tutzing
Die föderale Struktur des Protestantismus stärken
Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Alle offiziellen Dokumente von LWB und
Vatikan
Zur öffentlichen Wortverkündigung in den evangelisch-lutherischen Kirchen
Agende – Erneuerte Agende – Gottesdienstbuch / Ev. Agendenreform in der 2. Hälfte des
20. Jahrhunderts. von F. Schulz
Valentin Ernst Löscher (1673 bis 1749) - Texte zum 250. Todestag
Catholica-Bericht / Braunschweig
Gottesdienst ohne Jugendliche!? – Vortrag von Prof. Dr. Christian Grethlein –
Braunschweig
Bericht des Stellvertreters des Leitenden Bischofs – Landesbischof Roland Hoffmann /
Braunschweig
Auftrag, Aufgaben und Instrumente der VELKD, Strukturbericht von Präsident FriedrichOtto Scharbau
Kirche am Markt – Zum missionarischen Auftrag der VELKD – Bericht des bisherigen Leitenden Bischofs, Landesbischof i.R. D. Horst Hirschler
Präsenzpflicht – Auf der Suche nach Leitmotiven für die Gestaltung des Pfarrerberufs –
Doku. des 46. Pastoralkollegs der VELKD
Festakt zur „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ – Vollständige Dokumentation
Den Glauben weitergeben – Vorstellung der „Katechismusfamilie“ der VELKD
Bericht des Leitenden Bischofs, Bischof Dr. Hans Christian Knuth – Generalsynode 2000
in Schneeberg
Unterwegs zur Gemeinschaft – Bericht des Catholica-Beauftragten, Landesbischof Dr.
Johannes Friedrich, Schneeberg
Der gemeinsame Auftrag der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
in der Kirche – Generalsynode Schneeberg
Mit Kindern Glauben leben – Konsultation vom 2. bis 4. November 2000 im Gemeindekolleg der VELKD in Celle
40 Jahre Aus- und Fortbildung im Theologischen Studienseminar der VELKD in Pullach –
Dokumentation des. Festaktes am 24/25.11.2000
Redaktion · Tel. +49 511 2796-526 · Fax +49 511 2796-182 · [email protected] · www.velkd.de
Jahr
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Lfd. Nr.
Titel
104
Leitlinien kirchlichen Lebens der VELKD – Kirchliche Lebensordnung (Entwurf)
105
Zum Thema Judenmission – Vortrag auf dem Kirchentag 2001 von Bischof Dr. Hans Christian Knuth
106
Stellungnahme der Bischofskonferenz der VELKD zu Fragen der Bioethik – Klausurtagung
der Bischofkonferenz – 13. März 2001
107
Zum Gemeinsamen Zeugnis berufen – Bericht des Catholica-Beauftragten, Landesbischof
Dr. Johannes Friedrich, Bückeburg
108
Bericht des Leitenden Bischofs sowie Vorträge von Prof. Dr. M. Wolter und Prof. Dr. D.
Korsch – Generalsynode 2001 in Bückeburg
109
Vorträge der 6. Disziplinarrichtertagung der VELKD vom 8. bis 10. Juni 2001
110
Zur Bedeutung von Katechismen heute – Dokumentation einer Tagung des TKAB auf dem
Schwanberg im September 2001
111
Braucht die evangelische Kirche eine neue Struktur? Stellungnahme
112
Schranken der Religionsfreiheit – Vortrag von Axel Freiherr von Campenhausen
113
Bericht des Leitenden Bischofs der VELKD, Bischof Dr. Hans Christian Knuth (Schleswig)
– Bamberg
114
Vertrauen in die Ökumenische Gemeinschaft stiften – Bericht des Catholica-Beauftragten
Landesbischof Dr. Friedrich, Bamberg
115
Management und geistliche Kirchenleitung: Eine notwendige und beziehungsvolle Unterscheidung v. Prof. Dr. Volker Weymann
116
Wenn Erwachsene (zurück) in die Kirche wollen – Konsultation zu Eintritt, Wiedereintritt
und Erwachsenentaufe
117
Worauf man sich verlassen kann – Festakt zur Verleihung des Valentin-Ernst-LöscherPreises der VELKD in Dresden
118
Leitlinien: Diskurs vor dem Wagnis der evangelischen Freiheit – von Landesbischof Dr.
Friedrich Weber (Wolfenbüttel)
119
Braucht die evangelische Kirche eine neue Struktur? Diskussionsbeiträge und Beschlüsse
(Teil 2)
120
Zuversicht trotz Zwischentief – Bericht des Catholica-Beauftragten Landesbischof Dr. Johannes Friedrich, Stade
121
Haushalter über Gottes Geheimnisse – Bericht des LeiBi der VELKD, Bischof Dr. H. Chr.
Knuth, Stade
122
Was ist zu bedenken, wenn eine Kirche nicht mehr als Kirche genutzt wird? – Leitlinien
des Theologischen Ausschusses
123
Ökumene nach evangelisch-lutherischem Verständnis – Positionspapier der Kirchenleitung
der VELKD
124
Perspektiven der Liturgiewissenschaft – Festvortrag von Prof. Dr. Karl-Heinrich Bieritz
125
Fortschritte der Trauerforschung – Vortrag von Dr. Kerstin Lammer (Schwerte) – Bischofskonferenz März 2004 in Bückeburg
126
Braucht die evangelische Kirche eine neue Struktur? Diskussionsbeiträge und Beschlüsse
(Teil 3)
127
In ökumenischer Gesinnung handeln – Bericht des Catholica-Beauftragten, Landesbischof
Dr. Johannes Friedrich
128
Lutherische Spiritualität – Glauben im Alltag der Welt – Bericht des Leitenden Bischofs der
VELKD, Bischof Dr. H. Chr. Knuth
129
Dialogfähigkeit und Profil – Apologetik in biblisch-reformatorischer Orientierung
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Jahr
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Lfd. Nr.
Titel
130
Allgemeines Priestertum, Ordination und Beauftragung nach evangelischem Verständnis –
Empfehlung der Bischofkonferenz der VELKD
131
Konsultation zu Fragen der Kirchenmitgliedschaft – Theologische und juristische Aspekte
und ihre praktisch-theologischen Konsequenzen
132
Den einmal begonnenen Weg im festen Blick auf die Zukunft fortsetzen – Bericht des
Catholica-Beauftragten, Landesbischof Dr. J. Friedrich
133
Zuversicht allein auf Gott – Bericht des Leitenden Bischofs der VELKD, Bischof Dr. H. Chr.
Knuth
134
„... rechtmäßig Kriege führen ...“ – Lutherische Stellungnahme zur Bedeutung von Art. 16
des Augsburger Bekenntnisses
135
Was ist „lutherisch“? – Feierstunde zum 70. Geburtstag von Präsident i.R. Dr. FriedrichOtto Scharbau
136
„Ordnungsgemäß berufen“ – Eine Empfehlung der Bischofskonferenz der VELKD zur Berufung zu Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung nach evangelischem Verständnis
137
Es sind viele Glieder, aber der Leib ist einer. – Bericht des Catholica-Beauftragten, Landesbischof Dr. Friedrich Weber – Ahrensburg
138
Zeugen der Wahrheit Gottes – Bericht des Leitenden Bischofs der VELKD, Landesbischof
Dr. Johannes Friedrich – Ahrensburg
139
Ökumenisch den Glauben bekennen. Das Nicaeno-Constantinopolitanum von 381. Stellungnahmen der VELKD
140
Breit aus die Flügel beide - Dokumentation der Verleihung des Paul-Gerhardt-Preises der
VELKD
141
Räume der Begegnung. Bericht des Catholica-Beauftragten der VELKD, Goslar
142
Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe. Bericht des Leitenden Bischofs der VELKD, Goslar
143
Positionspapier zur Einbringung der ökumenischen Dimension in den EKD-Reformprozess
– Handlungsempfehlungen der Kirchenleitung der VELKD
144
„Können etwa zwei miteinander wandern, sie seien denn einig untereinander?“ - Bericht
des Catholica-Beauftragten, LB Prof. Dr. Friedrich Weber – Zwickau
145
Anvertraute Talente – von der Zukunftsfähigkeit des lutherischen Erbes – Bericht des Leitenden Bischofs der VELKD, LB Dr. Johannes Friedrich, Zwickau
146
20 Jahre nach dem Fall der Mauer: Woher wir kommen – wer wir sind! – Ost-/West-Differenzen in der nichtkirchlichen u. kirchlichen Binnen147
Konstituierende Sitzung der 11. Generalsynode der VELKD in Würzburg – 30. April bis 1.
Mai 2009 – Vorträge und Berichte
148
Das neue Lied als Lied vom Kreuz (Martin Luther)!? – Volker Weymann
149
Es ist der Glaube aber eine feste Zuversicht – Bericht des Leitenden Bischofs vor der Generalsynode der VELKD 2009 in Ulm
150
Beziehungen vertiefen in einer komplexen ökumenischen Landschaft – Bericht des Catholica-Beauftragten der VELKD
151
Familie – von der Bedeutung und vom Wandel einer elementaren Lebensform – Bericht
von der Klausurtagung der Bischofskonferenz der VELKD
152
Woher wir kommen – wer wir sind! – der Weg der evangelischen Kirche in Ost- und Westdeutschland von 1989 bis 2009, Dokumentation eines Studienkurses im Theologischen
Studienseminar der VELKD in Pullach vom 26.4. bis 1.5.2009
153
Erneuerte Agenden – Das Evangelische Gottesdienstbuch im Licht ökumenischer Gottesdienstreform - Symposium zu Ehren von Hans Krech
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Jahr
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Texte aus der VELKD Nr. 162
Lfd. Nr.
Titel
154
Pullach – ein fester Begriff für die VELKD - Festakt zum 50-jährigen Bestehen
155
Rückblick auf die Generalsynode der VELKD 2010 in Hannover, Berichte des Leitenden
Bischofs und des Catholica-Beauftragten der VELKD, Vortrag zum Thema
156
Heil und Heilung
157
Auf den Spuren Luthers nach Mailand und Rom
158
Ökumenische Visitationen - Impulspapier und Leitfaden für die Praxis
159
25 Jahre Gemeindekolleg – Symposium „MissionArt“
160
Rückblick auf die 4. Tagung der 11. Generalsynode der VELKD 2011 in Magdeburg,
Berichte des Leitenden Bischofs und des Catholica-Beauftragten der VELKD, Vortrag zum
Schwerpunktthema
161
Zur Verhältnisbestimmung „Kirche und Judentum“
Dokumentation von Verfassungstexten und -diskussionen evangelischer Landeskirche
162
Taufe und Kirchenmitgliedschaft – Dokumentation und Materialsammlung
Jahr
2010
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Ab Nummer 86 sind die Texte unter www.velkd.de/texte_aus_der_velkd.php abrufbar.
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