Türkei, Mai 2016

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Türkei, Mai 2016
Bau- und
Baustoffmaschinen
Türkei
Konjunkturbericht
Bauindustrie
Mai 2016
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Marktbericht Bauwirtschaft - Türkei
Verfasser: Necip C. Bagoglu, Germany Trade & Invest, Istanbul
(April 2016)
Istanbul (GTAI) - Die türkische Bauwirtschaft dürfte 2016 nach einem relativ
schwachen Vorjahr um 2,5 bis 3,0% wachsen. Sinkende Zinsen und eine positive
wirtschaftliche Entwicklung kommen der Branche zugute. Im Hochbau stehen
zahlreiche Projekte bei Wohnungen, Bürokomplexen, Einkaufszentren und
Krankenhäusern an. Grüne und intelligente Gebäudelösungen erfreuen sich
steigender Nachfrage. Gleichzeitig werden große Infrastrukturvorhaben im Energieund Verkehrssektor fortgesetzt (Kontaktadressen).
1. Gesamtwirtschaftliches Umfeld und Strukturdaten zum Bausektor
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
Nach den mehrmonatigen innenpolitischen Unsicherheiten im Jahr 2015 erwartet die
türkische Geschäftswelt nach dem eindeutigen Sieg der Regierungspartei AKP bei
den Wahlen vom 1.11.15 positive Impulse für die Wirtschaft. Die neue Regierung mit
einer satten Mehrheit im Parlament wird voraussichtlich die laufenden großen Infrastrukturprojekte vorantreiben, strukturelle Reformen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Angriff nehmen und Maßnahmen zur Stärkung der
Kaufkraft der privaten Haushalte beschließen.
Gemäß dem mittelfristigen Wirtschaftsprogramm der türkischen Regierung soll das
BIP 2016 real um 4,0% und 2017 um 4,5% zunehmen. Die Europäische Kommission
erwartet für das kommende Jahr dagegen ein Wachstum von nur 3,2%. Im Jahr 2017
soll das BIP voraussichtlich um 3,4% steigen.
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Trotz der relativen Beruhigung in der Innenpolitik stellen die Strukturschwäche der
Industrie, die Probleme bei den Exporten, die starke Volatilität der lokalen Währung
und die hohe Jahresinflation von circa 8% beachtliche Risiken für die wirtschaftliche
Entwicklung dar. Wegen der massiven Importabhängigkeit bei Energieträgern, Rohstoffen und Halbwaren führt ein höheres BIP-Wachstum zu einem spürbaren Anstieg
der Einfuhren und des Leistungsbilanzdefizits.
Die Abwertung der türkischen Währung infolge politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten sowie Kapitalflucht bringen in Verbindung mit der Importabhängigkeit
hohe Preis- und Kostensteigerungen. Letztere beeinträchtigen die Kaufkraft der Verbraucher und erhöhen die Investitions- sowie Betriebskosten der Unternehmen. Die
Abwertung der türkischen Lira gegenüber dem US-Dollar erreichte 2015 durchschnittlich knapp 30%. Auch die Ungewissheiten über den möglichen Fortgang der
Syrienkrise mit mehr als 2 Mio. Flüchtlingen aus dem vom Bürgerkrieg gebeutelten
Nachbarland stellt weiterhin ein erhebliches Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung
und den gesellschaftlichen Frieden dar.
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Wirtschaftliche Eckdaten
Indikator
BIP (nominal, Mrd. US$)
BIP pro Kopf (US$)
Bevölkerung (Mio.)
2014
2015 *)
798
10.381
76,9
722
9.290
77,7
Vergleichsdaten
Deutschland 2014
3.874
47.880
80,9
*) Schätzung
Quellen: IWF, TÜIK, Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsinstitute DIW, IFO, IWHHalle und RWI Essen, Statistisches Bundesamt
Investitionen (einschließlich SWOT-Analyse)
Die Investitionskonjunktur entwickelt sich günstiger als erwartet. Das Statistikamt
TÜIK wies für das 1. Halbjahr 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen realen
Zuwachs der Investitionen von 5,2% aus. Für das Gesamtjahr 2015 rechnet die Regierung mit einem Plus von 4,7%. Im Jahr 2016 sollen die Investitionen um 5,2% und
2017 sogar um 7,5% steigen.
Die strukturell bedingten Defizite in der Wirtschaft führen dazu, dass die Türkei für
die Finanzierung ihrer ehrgeizigen Infrastruktur- und Industrieprojekte und der damit
verbundenen Importe in hohem Maße auf Kapitaleinfuhren angewiesen bleibt. Zur
Sicherung der Geldflüsse aus dem Ausland, ob Direktinvestitionen, Portfolioinvestitionen oder Kredite, bedarf es politischer Stabilität sowie verlässlicher und transparenter Rahmenbedingungen. Die anstehenden Strukturreformen der Regierung im
Rechts- und Verwaltungsbereich sollen die Voraussetzungen für ein verstärktes Engagement ausländischer Firmen in der Türkei verbessern.
Laut Wirtschaftsministerium erhöhten sich die ausländischen Direktinvestitionen in
den ersten acht Monaten 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 35,5% auf
11,8 Mrd. US$. Davon kamen 4,8 Mrd. $ aus der EU (+19,7%). Die Zahl der Firmen
mit deutschem Kapital bezifferte das Ministerium mit 6.321.
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Einkommensentwicklung, Kaufkraft und Konsum
Der private Verbrauch erhöhte sich nach Angaben von TÜIK im 1. Halbjahr 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum real um 5,1%. Für das Gesamtjahr geht die Regierung von einem Plus von 4,5% aus, wie dem mittelfristigen Programm zu entnehmen
ist. Im Jahr 2016 wird ein Konsumanstieg von 3,6% und im Jahr 2017 von 4,3% vorausgesagt. Die Prognosen der Europäischen Kommission fallen dagegen mäßiger
aus. Diese rechnet für 2015 mit einem Zuwachs von 3,6%. Im Jahr 2016 soll der private Verbrauch nur noch um 2,4% und 2017 um 2,9% zulegen.
Die schwache Türkische Lira und die relativ hohe Inflation mindern die inländische
Kaufkraft. Die Auswirkungen der Währungsabwertung werden Verbraucher jedoch
erst 2016 vollends zu spüren bekommen. Eine starke Anhebung der Nominallöhne
könnte diese Entwicklung allerdings ausgleichen. Die Regierung hat für Anfang 2016
eine Anhebung des gesetzlichen Mindestlohnes um 30% auf 1.300 TL pro Monat
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angekündigt. Diese Erhöhung wird nach Einschätzung von Arbeitsmarktexperten das
gesamte Lohngefüge nach oben verschieben und zunächst einen neuen Kaufkraftschub auslösen.
Strukturdaten zum Bausektor
Die Baukonjunktur hat sich in den vergangenen beiden Jahren deutlich verlangsamt.
Im Jahr 2015 ist die Bauindustrie real nur um 1,7% gewachsen, so das türkische
Statistikamt TÜIK. Im Jahr 2014 waren es 2,2%. Das Ergebnis für 2015 wäre noch
ungünstiger ausgefallen, wenn nicht die staatlichen Bauinvestitionen angesichts von
zwei Parlamentswahlen in die Höhe getrieben worden wären.
Die staatlichen Investitionen in Bauprojekte erhöhten sich 2015 real um 8,4%; die
privaten sanken dagegen um 1,2%. Fachleute erwarten angesichts sinkender Zinsen
und einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung vor allem im 2. Halbjahr 2016 eine
deutliche Belebung des Wohnungsbaus. Nicht zuletzt, weil in den mittleren und unteren Wohnungssegmenten weiterhin ein erheblicher Investitionsbedarf besteht.
Die türkische Regierung erwartet für 2016 im Bausektor ein reales Wachstum von 4,0
bis 5,0%. Viele Branchenvertreter rechnen dagegen eher mit einer Zunahme zwischen 2,5 und 3,0%.
Türkische Bauwirtschaft im Überblick
Kennziffer
Wert der Bauleistungen (in
Mrd. TL, zu laufenden
Preisen)
.Sektoranteil am BIP (in
%)
Erteilte Baugenehmigungen
.Anzahl der Bauten
.Fläche (qm)
.Wert (Mio. TL)
.Anzahl der Wohnungen
Nutzungsrechte
.Anzahl der Bauten
.Fläche (qm)
.Wert (Mio. TL)
.Anzahl der Wohnungen
Baugenehmigungen nach
Auftraggeber
.Staatlich
2014
2015
79,8
85,9
Veränderung
2015/2014 ( in %)
7,7
4,6
4,4
-4,3
139.439
220.264.118
175.668
1.030.884
122.243
184.050.956
155.713
870.515
-12,3
-16,4
-11,4
-15,6
123.797
151.465.262
118.553
770.308
108.893
141.441.757
118.183
724.331
-12,0
-6,6
-0,3
-5,9
6.708
6.818
1,6
6
.Privat
.Genossenschaftlich
130.445
2.286
113.658
1.767
-12,9
-22,7
2014
2015
A
B
C
A
24.822
5.214.121
3.926
92.344
21.471
4.744.725
3.858
82.307
Veränderung
2015/2014 (in %)
-13,5
-9,0
-17,3
-10,9
B
C
A
B
C
A
158.391.809
128.008
672
1.968.603
1.540
1.392
131.259.213
112.477
340
1.300.373
1.038
794
-17,1
-4,3
-49,4
-33,9
-32,6
-42,9
B
C
A
B
C
A
5.705.815
4.428
2.682
7.428.798
5.723
5.967
3.345.277
2.723
3.842
8.069.255
6.666
3.142
-41,4
-38,5
43,3
8,6
16,5
-47,3
B
C
A
B
C
A
B
C
A
B
11.557.734
9.096
4.045
9.844.702
7.436
2.579
12.918.480
10.155
4.936
7.234.056
5.357
7.044.501
5.863
3.202
7.568.126
5.987
2.058
13.086.443
11.055
5.087
7.633.043
6.046
-39,0
-35,5
-20,8
-23,2
-19,5
-20,2
1,3
8,9
3,1
5,5
12,9
Quelle: TÜIK
Baugenehmigungen nach Gebäudekategorien
Kategorie
Einfamilienhäuser
Zwei- oder
Mehrfamilienhäuser
Sozialunterkünfte
Hotels und ähnliche
Bauten
Bürogebäude
Bauten für Groß-und
Einzelhandel
Industrielle Bauten
Öffentliche Bauten
Sonstige Bauten
C
A = Zahl der Bauten; B = Fläche in qm; C = Wert in Mio. TL;
Quelle: TÜIK
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2. Hochbau/Gebäudebau
Marktlage und Marktentwicklung
Der Wohnungsbau rechnet für 2016 mit einer deutlich besseren Konjunktur als 2015.
Gründe dafür sind Zinssenkungstendenzen und umfangreiche Werbekampagnen der
Projektträger, in denen sie zum Beispiel mit günstigen Kreditkonditionen werben. Die
Fortsetzung der Projekte im Rahmen des städtischen Transformationsprogramms
(Urban Transformation Program) belebt ebenfalls den Markt.
Die Wirtschaftsmetropole Istanbul ist der Mittelpunkt des türkischen Hoch - und Infrastrukturbaus. Zwischen 2011 und 2015 stieg die Wirtschaftsleistung der Stadt um
durchschnittlich 6,3%. Bis 2020 soll sie jährlich um 4,8% zunehmen. Laut Immobilienberatungsfirma JLL (Jones Lang Lasalle) steht die Metropole auf Platz sechs der
„most advanced emerging world cities“, nach Shanghai, Peking, Dubai, Taipei und
Kuala Lumpur.
In Europa rangiert Istanbul bezüglich der Einwohnerzahl an erster, hinsichtlich der
Flugpassagierzahl nach London und Paris an dritter und bezüglich der Wirtschaftskraft nach Moskau, Paris und London an vierter Stelle, so die Anfang 2016 veröffentlichte Studie „Istanbul on the World Stage“ von JLL. Die hohe Attraktivität der Stadt
als Investitionsstandort führt zu hohen Preissteigerungen bei Wohnimmobilien. Laut
TÜIK legten die Preise 2015 im Durchschnitt um 23% zu, im Landesdurchschnitt waren es 18%.
Wohnungs- und Bürobau
Der Großraum Istanbul ist Standort für viele bedeutende Projekte im Hochbau. Es
entstehen zahlreiche Wohnungen, Einkaufszentren und ein neues Finanzzentrum.
Auch die größeren städtischen Transformationsprojekte finden in Istanbul statt. Bevorzugte Stadtbezirke für den Abriss und Neubau von Gebäuden in erdbebengefährdeten Gebieten sind Gaziosmanpasa, Fikirtepe, Tarlabasi und Süleymaniye. Eine
weitere Entwicklung besteht in der Umwandlung ehemaliger Fabrikgebäude in moderne Wohnanlagen, Bürokomplexe und gemischt nutzbare Gebäude. Diese Projekte werden vor allem in den Stadtbezirken Kagithane und Bomonti realisiert.
Die staatliche Wohnungsagentur TOKI (www.toki.gov.tr) setzt ihre Projekte im Rahmen des städtischen Transformationsprogramms fort. Dabei ist die Agentur laut Präsident Mehmet Ergün Turan in 49 Provinzen aktiv. Bis Ende 2016 soll mit dem Bau
von 60.000 Wohnungen begonnen werden. In Istanbul will TOKI in sieben Stadtbezirken (Gaziosmanpasa, Esenler, Güngören, Üsküdar, Beyoglu, Bayrampasa,
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Bagcilar) auf einer Fläche von 500.000 qm Transformationsvorhaben starten. TOKI
wurde ursprünglich für Projekte im sozialen Wohnungsbau gegründet. Inzwischen ist
die Agentur aber auch im höherpreisigen Segment tätig.
Umfangreiche Projekttätigkeit plant TOKI ferner in Ost- und Südostanatolien. In der
Provinz Gaziantep wurde laut Turan mit dem Bau einer neuen Stadt mit 55.000
Wohnungen begonnen, wo 300.000 Menschen leben sollen. Dieses Projekt soll in
sechs bis sieben Jahren abgeschlossen werden. Außerdem sollen in Malatya 9.348,
in Elazig 4.000, in Erzincan 3.633, in Erzurum 2.463, in Mardin 2.000, in Kars 1.510,
in Sanliurfa 800 und in Ardahan 267 neue Wohnungen errichtet werden.
Das Unternehmen Kelesoglu wird in Yakuplu bei Istanbul für rund 1 Mrd. $ insgesamt
4.610 Wohnungen und 319 Villen errichten. Das Gelände umfasst 1,2 Mio. qm. Das
Großprojekt „Deniz Istanbul“ beinhaltet ferner den Bau eines Einkaufszentrums, eines Krankenhauses, einer Schule und eines Jachthafens.
Die Ciftciler Holding errichtet im Istanbuler Stadtbezirk Zincirlikuyu zwei Wohn- und
Bürotürme mit je 44 Etagen. Die vom britischen Architekten John McAslan entworfenen Gebäude sollen bis März 2017 fertiggestellt werden.
Die NG-Gruppe (Familie Nafi Güral) baut zurzeit in der Nähe des Atatürk-Flughafens
zwei Bürotürme im Gesamtwert von 500 Mio. TL. Eines der Gebäude hat 28 Etagen
und wird wahrscheinlich ein Fünfsternehotel beherbergen, das von der Hotelkette
Marriott betrieben werden soll. Das andere Gebäude wird 26 Etagen umfassen und
Platz für ein Kongresszentrum, 276 Residenzen und vier Penthäuser bieten. Die NGGruppe ist hauptsächlich mit der Firma Kütahya Seramik in der Keramikproduktion
tätig.
Großen Immobilienunternehmen setzen in zunehmendem Maße auf intelligente Gebäudelösungen und grüne Bauten. Die deutsche Immobilienfirma Homes Development beispielsweise, die dem türkischen Geschäftsmann Erkin Köksal gehört, will im
ägäischen Ferienort Cesme bei Izmir 200 Mio. Euro in ein grünes Wohnungsbauprojekt investieren. Die geplante Anlage soll 36 Wohneinheiten mit Wohnflächen zwischen 35 und 250 qm umfassen.
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Investitionen in Bürokomplexe in Ankara
Die 5,3 Mio. Einwohner zählende türkische Hauptstadt Ankara entwickelt sich zum
attraktiven Investitionsstandort für Büroimmobilien. Nachgefragt werden vor allem
Büros der Qualitätsklasse A. Bürokomplexe dieser Kategorie zeichnen sich unter
anderem durch modernes architektonisches Design, hohe Energieeffizienz, gute
Verkehrsanbindung und effizientes Gebäudemanagement aus.
Die Bedeutung Ankaras für die Geschäftswelt ist damit zu erklären, dass Ministerien,
Behörden und große Staatsunternehmen ihren Sitz in Ankara haben. Da große Infrastrukturprojekte unter staatlicher Regie vorbereitet und vergeben werden, ist die
Kontaktpflege zu diesen Institutionen wichtig für Unternehmen.
Gemischt genutzte Objekte gefragt
Gemischt genutzte Immobilien liegen im Trend. Beispielhaft hierfür ist das Großprojekt „Mahall Ankara“, das die Baufirma Türkerler Insaat zusammen mit der staatlichen
Wohnungsbauagentur TOKI in der Nähe der Autobahn Ankara - Eskisehir errichtet.
Dieses Projekt umfasst 315 Büros, 246 Wohnungen, 191 kleinere Büroräume, 78
Stadtsuiten, ein Hotel und 64 Geschäfte. Im selben Gebiet realisiert die Baugesellschaft Ege Grup Yapi Endüstrisi das Projekt „Maidan“ (www.maidan.com.tr). Auf einem Gelände von 22.435 qm entstehen unter anderem Büros, Geschäfte und Restaurants.
Die Baugesellschaft Moment Yapi errichtet zurzeit den 80 Mio. $ teuren Luxuskomplex „Moment Bestepe" (www.momentbestepe.com.tr). Das Vorhaben umfasst den
Bau von zwei Türmen mit je 15 Etagen auf 10.300 qm. In den Gebäuden entstehen
unter anderem 330 Büros und Konferenzräume sowie 22 Geschäfte. Die Büroflächen
bewegen sich zwischen 83 und 198 qm. Das Projekt soll bis Ende 2017 fertiggestellt
werden.
Einkaufszentren
Immobilienentwickler und Bauunternehmen investieren weiterhin massiv in Einkaufszentren, obwohl sich in einigen Regionen Sättigungstendenzen zeigen. Nach Angaben des Türkischen Verbands für Einkaufszentren (AYD) gab es in der Türkei Ende
2015 insgesamt 361 Malls. Der Umsatz erhöhte sich von 75 Mrd. TL im Jahr 2014
auf rund 90 Mrd. TL im Jahr 2015. Die Schätzungen für 2016 belaufen sich auf 100
Mrd. bis 110 Mrd. TL. In den Jahren 2016 und 2017 sollen neue Flächen in Höhe von
insgesamt 2,3 Mio. qm hinzukommen, prognostiziert AYD.
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Entwicklung der Einkaufszentren in der Türkei *)
Jahr
Anzahl
2012
2013
2014
2015
279
303
337
361
Vermietbare Fläche
(in Mio. qm)
7,8
8,7
9,7
10,2
Anstieg der Fläche (in %)
9,9
11,5
11,5
5,2
*) revidierte Zahlen
Quelle: Türkischer Verband für Einkaufszentren - AYD
Laut türkischem Wirtschaftsmagazin „Ekonomist“ ist die deutsche Unternehmensgruppe für die Entwicklung und das Management von Gewerbeimmobilien ECE - bezogen auf die vermietbare Fläche - der zweitgrößte Investor von Einkaufszentren in
der Türkei. Das Unternehmen betreibt insgesamt 15 Shoppingmalls in Istanbul, Ankara, Izmir, Antalya, Bursa und Eskisehir; darunter sind auch besonders große Komplexe wie ANKAmall (112.000 qm) in Ankara und Marmara Park (100.000 qm) in
Istanbul.
Derzeit gibt es in 24 von insgesamt 81 türkischen Provinzen noch keine Einkaufszentren, so AYD. Es handelt sich hierbei mehrheitlich um wirtschaftlich weniger entwickelte Provinzen Ost- und Zentralanatoliens. Mit der fortschreitenden Industrialisierung und Urbanisierung dürften sich jedoch auch in diesen Regionen Investitionschancen ergeben.
Nach einem Bericht des „Ekonomist“ planen die 22 größten Branchenunternehmen
zwischen 2016 und 2018 mehr als 30 neue Einkaufszentren. Dabei sind Istanbul,
Ankara, Izmir, Adana und Antalya weiterhin im Fokus der Investoren. Zunehmend
gewinnen aber auch Städte wie Sivas, Adiyaman, Iskenderun, Malatya, Konya, Rize
und Isparta an Bedeutung.
Industriebau
Beim Großanlagenbau stehen die petrochemische Industrie und die Erdölverarbeitung im Mittelpunkt. Der Petrochemiekonzern Petkim (Petrokimya Sanayi), der zur
staatlichen aserbaidschanischen Ölgesellschaft Socar gehört, realisiert in
Izmir/Aliaga mehrere Projekte im Gesamtwert von rund 10 Mrd. $. Darunter befindet
sich die STAR-Raffinerie (Socar Turkey Aegean Refinery) mit einer jährlichen Rohölverarbeitungskapazität von 10 Mio. t. Das Raffinerieprojekt mit veranschlagten Investitionen von 5,6 Mrd. $ war Anfang 2016 zu 54% fertiggestellt. Die Arbeiten sollen bis
2018 abgeschlossen werden.
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Nach einer Untersuchung der türkischen Kammer der Bauingenieure IMO (Insaat
Mühendisleri Odasi) sind 75% der großen Industriebetriebe des Landes unzureichend vor Erdbeben geschützt. Dieser Befund weist auf einen hohen Investitionsbedarf (Neubau, Sanierung, Reparatur) bei industriellen Bauten hin.
Bau öffentlicher Gebäude
Mehrere Krankenhausprojekte in öffentlich-privater Partnerschaft
Die Gesundheitswirtschaft ist in den vergangenen Jahren zu einem bedeutenden
Wachstumssektor aufgestiegen. Private Krankenhausketten und andere nichtstaatliche Projektträger bauen ihr Leistungsangebot laufend aus. Das Gesundheitsministerium modernisiert bestehende Einrichtungen und errichtet selbst oder in Partnerschaft mit privaten Investoren sogenannte Stadtkrankenhäuser. Diese werden im
Rahmen von Public-Private-Partnership-Projekten (PPP) realisiert.
Derzeit entstehen 230 rein staatliche Krankenhäuser mit insgesamt 40.000 Betten.
Diese errichtet das Gesundheitsministerium in Eigenregie ohne private Beteiligung.
Bis Ende 2017 sollen die Hospitäler fertiggestellt werden. Weitere Krankenhäuser mit
30.000 Betten werden darüber hinaus in Kooperation mit privaten Investoren gebaut.
Bei diesen Stadtkrankenhäusern handelt es sich um Einrichtungen mit jeweils 500
bis 3.000 Betten. Im Jahr 2016 sollen im Rahmen von PPP weitere Stadtkrankenhäuser mit 25.000 Krankenbetten ausgeschrieben werden.
Die Akfen-Holding errichtet zurzeit drei Stadtkrankenhäuser in Isparta, Eskisehir und
Tekirdag. Das Krankenhaus in Isparta soll bis Ende 2016 fertiggestellt werden. In
Eskisehir wurde kürzlich mit dem Bau begonnen. Die Bauarbeiten in Tekirdag wurden bislang noch nicht aufgenommen.
Ausgewählte Großprojekte im türkischen Hochbau
Projektbezeichnung
Petkim StarErdölraffinerie
(Socar Turkey
Aegean Refinery)
Wohn/Büroprojekt
Investitionssumme Projektstand
(Mio. Euro)
4.000 Zu 54%
fertiggestellt;
endgültige
Fertigstellung
bis 2018
geplant
k. A. Laufende
Bauarbeite
12
Anmerkung
Ölraffinerie im Rahmen des
Petrochemiekomplexes
Aliaga/Izmir für die
Verarbeitung von 10 Mio. t
Rohöl pro Jahr
Bau von 24 Wohn- und
Bürotürmen auf einem Gelände
Maslak 1453 in
Istanbul
Finanzzentrum
Istanbul/Atasehi
r
Tema Park
Istanbul
n,
Vorverkauf
von
Immobilien
2.220 Laufende
Infrastruk
turarbeite
n;
Gebäudebau
ab 2016
1.300 Fertigstel
lung 2016
Wohnungsprojekt
Blue Lake
223 Im Bau,
Fertigstel
lung 2017
Onur Park Life
156 In
Planung,
Fertigstel
lung in
drei
Phasen
2018 bis
2020
130 Fertigstel
lung
voraussich
tlich 2019
NG
Hotels/Marriott
International
Wohnungsprojekt
Moment Istanbul
80 In
Vorbereitu
ng
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
13
von 325.000 qm mit insgesamt
4.681 Wohnungen, weiteren
Einrichtungen und einer 1,5
km langen Einkaufsstraße in
Maslak/Istanbul durch das
Bauunternehmen Agaoglu Insaat
in Kooperation mit Emlak
Konut GYO
Errichtung des neuen
internationalen
Finanzzentrums im asiatischen
Teil Istanbuls zur Ansiedlung
wichtiger Finanzinstitute und
der Zentralbank
Bau von 4.000 Wohnungen auf
einer Fläche von 380.000 qm
im Istanbuler Vorort Halkali
durch die Firmen Mesa, Artas,
Kantur-Akdas, Öztas
Bau von 788 Wohnungen (zehn
Wohnblöcke) und 22 Geschäften
auf einem Gelände von 171.000
qm in Istanbul am
Büyükcekmece-See
Bau von 718 Wohnungen (neun
Wohnblöcke)und 231 Geschäften
auf 46.800 qm in
Esenyurt/Istanbul durch die
Firmen Onur Beton und Onur
Cimento
Bau eines Fünfsternehotels
mit 400 Zimmern und eines
Kongresszentrums mit einer
Fläche von 5.270 qm in
Istanbul
Bau von zwei Türmen mit je 44
Etagen und insgesamt 731
Wohnungen im Istanbuler
Stadtbezirk Kartal durch die
Baufirma AC Yapi
3. Tiefbau/Infrastrukturbau
Energie
Die Elektrizitätsnachfrage erhöhte sich 2015 gegenüber dem Vorjahr nur noch um
2,6% auf 263,8 Mrd. kWh (2014: +4,4%). Demgegenüber stiegen die Kraftwerkskapazitäten um 5,2% (3.700 MW) auf insgesamt 73.300 MW. Da die türkische Wirtschaft inzwischen mit 3 bis 4% pro Jahr nicht mehr so stark wächst, steigt der Energiebedarf weniger. Der geringere Zuwachs ist auch mit einer verbesserten Energieeffizienz in energieintensiven Industriezweigen (Glas, Zement, Textil) zu erklären.
Während die installierten Kapazitäten seit 2008 im Durchschnitt um 8,3% pro Jahr
zunahmen, erhöhte sich die Stromnachfrage nur um 4,2%. Im Jahr 2014 erreichten
die Reservekapazitäten dadurch bereits 34% des Verbrauchs; es droht ein Überangebot am Elektrizitätsmarkt. Denn optimal sind 15 bis 20%. Diese Entwicklung wird
sich in den kommenden Jahren voraussichtlich fortsetzen. Für 2016 erwarten Experten einen Anstieg der Energienachfrage von 3,5 bis 4,0%, während die Kapazitäten um 6,8% (4.500 bis 5.000 MW) zunehmen werden.
Private Energieanbieter sind daher zurzeit zurückhaltend beim Bau von Kraftwerken
und haben mehr Interesse an Projekten im Ausland. So berichtet das private Energieunternehmen Aksa Enerji (2.211 MW Kapazität) über geplante Engagements in
zehn afrikanischen Ländern wie Ghana, Namibia, Simbabwe, Sambia, Tansania und
Mosambik. Mit dem Bau eines Kraftwerks (370 MW) in Ghana wurde bereits begonnen.
Trotz der schwierigen Marktentwicklung setzt die Regierung die Förderung von Investitionen in den Energiesektor fort. Förderungswürdige Energieprojekte werden mit
einem Investitionsförderzertifikat (Yatirim Tesvik Belgesi) versehen.
Erneuerung und Ausbau der Stromnetze
Der Präsident des Verbandes für Elektrizitätsvertriebsdienste ELDER, Nihat
Özdemir, rechnet für den Zeitraum 2016 bis 2020 mit Investitionen in den Ausbau
und die Modernisierung der Elektrizitätsnetze von 2,0 Mrd. $ pro Jahr. Im Zeitraum
2011 bis 2015 sollen es jährlich 1,2 Mrd. $ gewesen sein. Die Projekte zielen darauf
ab, die Netzqualität zu verbessern und die Leitungsverluste zu verringern.
Der regionale Stromversorger Bogazici Elektrik Dagitim (www.bedas.com.tr), zuständig für den europäischen Teil Istanbuls, wird rund 1 Mrd. TL in ein 36 kV-Netz inves14
tieren, wie aus der Förderliste des Wirtschaftsministeriums hervorgeht. Dafür muss
das Unternehmen Ausrüstung für fast 30 Mio. $ importieren. Diese Einfuhren sind
vom Einfuhrzoll und von anderen Importabgaben befreit.
Der Verteilnetzbetreiber Uludag Elektrik Dagitim (www.uedas.com.tr) will 587 Mio. TL
für die Erneuerung des Netzes ausgeben und plant Ausrüstung im Wert von 7 Mio. $
einzuführen. Das Unternehmen beliefert die Bevölkerung in Bursa und den Nachbarprovinzen mit Strom.
Auch der Stromversorger Camlibel Elektrik Dagitim (www.cedas.com.tr) erhält staatliche Förderung für seine Investitionen. Das Unternehmen, zuständig für den Vertrieb
in der mittelanatolischen Provinz Sivas und den Nachbarprovinzen, will 383 Mio. TL
in das Verteilungsnetz investieren. Der Importbedarf für Ausrüstungen beläuft sich
auf knapp 2,8 Mio. $.
Erneuerbare Energien im Aufwind
Die gesamte Solarkraftleistung soll bis Ende 2016 auf 1.000 MW und bis 2023 auf
5.000 MW erhöht werden, ausgehend von 400 MW nach aktuellem Stand. Die größten Anbieter von Solarenergie sind die Firmen Gün Günes Enerjisi (68 MW), Ilgaz
Elektrik Üretim (35 MW), Teksin Enerji Üretim (33 MW) und Cingilli Organik Tarim
Isletmeleri (26 MW), so die Regulierungsbehörde für den Energiemarkt EPDK.
Das Wirtschaftsministerium fördert zahlreiche kleine Fotovoltaik-, Wind-, Wasserund Biomassekraftwerke in verschiedenen Regionen des Landes. Zu den subventionierten Projekten zählt zum Beispiel der Bau eines 10-MW-Windkraftwerks des Unternehmens Eksi Enerji Üretim. Die Anlage kostet etwa 32 Mio. TL und wird in der
Provinz Malatya entstehen. In Verbindung mit dem Projekt müssen Ausrüstungen im
Wert von 5,6 Mio. $ importiert werden.
Zu den staatlich geförderten Vorhaben zählt ferner das Wasserkraftwerk (10,4 MW)
des Unternehmens Caglayan-Su Elektrik Üretim (www.ciltug.com). Die Firma will die
Anlage für 57 Mio. TL in der südostanatolischen Provinz Adiyaman errichten. Der
Importbedarf für Ausrüstungen beträgt 1,5 Mio. $.
Das Unternehmen Mavi Bayrak Enerji Üretim will in der Industriezone Söke (ägäische Provinz Aydin) für 39 Mio. TL ein 12-MW-Biomassekraftwerk errichten. Um das
Projekt realisieren zu können, muss der Stromerzeuger schätzungsweise 1,5 Mio. $
für importierte Ausrüstung ausgeben. Mavi Bayrak Enerji Üretim ist eine Tochterfirma
der Investmentgesellschaft Global Yatirim Holding.
15
Der Auf- und Ausbau von Kohlekraftwerken wird nach den Worten von Energieminister Berat Albayrak im Sinne der Energiepolitik der Regierung an Bedeutung gewinnen. Neben der Verwertung der lokal verfügbaren Braunkohle mit niedrigem
Brennwert, seien auch Kraftwerke willkommen, die mit importierter Steinkohle befeuert werden.
Dem Vernehmen nach werden zurzeit spezielle Förderungen für Kohlekraftwerke
vorbereitet. So wird überlegt, einen garantierten Abnahmepreis von 0,07 bis 0,08
$/kWh für den Strom aus Kohlekraftwerken einzuführen. Dieser soll nicht nur für den
Bau neuer Kraftwerke, sondern auch für die privatisierten Anlagen gelten.
Das Unternehmen Bahcepinar Enerji Üretim ve Insaat plant den Bau eines großen
Kohlekraftwerks. Für 1,6 Mrd. $ will es in Bandirma, in der westlichen Provinz
Balikesir, eine 1600-MW-Anlage (2 x 800 MW) errichten. Dort sollen auch ein Kohleterminal, ein Hafen sowie Anlagen für die Ascheeinlagerung entstehen. Für die geplante jährliche Elektrizitätserzeugung von 12,6 Mrd. kWh sollen 3,7 Mio. t importierte
Steinkohle eingesetzt werden. Das Projekt soll in acht Jahren abgeschlossen
werden.
Steigendes Interesse an lizenzfreier Stromerzeugung
Neben den lizenzierten Projekten nehmen auch die Kapazitäten für die lizenzfreie
Stromerzeugung stetig zu. Dabei handelt es sich um Kraftwerke, die eine Kapazität
von 1 MW nicht überschreiten. Nach türkischem Recht dürfen diese ohne Lizenz errichtet und betrieben werden. Ausgenommen von dieser Regelung sind Eigentümer,
Teilhaber und Beschäftigte von lizenzierten Energieverteilungsbetrieben. Grundsätzlich ist die Errichtung einer einzigen lizenzfreien Anlage pro Verbraucher zulässig.
Laut EPDK belaufen sich die lizenzfreien Stromerzeugungskapazitäten auf insgesamt 395 MW; darunter sind Photovoltaikanlagen mit 321 MW (Stand: Ende Januar
2016). Bei den übrigen Anlagen handelt es sich um Biomasse-, Windkraft-, Wasserkraft- und Erdgaskraftwerke. Die zentralanatolische Provinz Kayseri ist mit 75,6 MW
die Region mit den höchsten lizenzfreien Kapazitäten, gefolgt von den Provinzen
Konya (57,5 MW), Ankara (28,7 MW), Denizli (26,7 MW) und Antalya (26,4 MW), so
EPDK.
Das deutsche Unternehmen Juwi AG Wörrstadt wird im laufenden Jahr für die
Koyuncu-Gruppe 18 lizenzfreie Solarkraftanlagen liefern, davon zehn in die Provinz
Konya und acht in Nevsehir. Die chinesische Firma Trina Solar will bis Mitte 2016 die
Tegnatia-Gruppe mit Fotovoltaikmodulen mit einer Gesamtleistung von 40 MW beliefern.
16
Derzeit produzieren in der Türkei 18 Firmen Solarpaneele mit einem lokalen Wertschöpfungsbeitrag von etwa 50%. Die in die Paneele eingesetzten Solarzellen müssen bislang importiert werden. Eine lokale Fertigung wird angestrebt. Der Solarenergieverband GÜNDER bereitet zurzeit mit Unterstützung des türkischen Wirtschaftsministeriums ein Clusterprogramm für die Solarenergiebranche vor. An dem „Solar
Cluster TR“ werden anfänglich 30 Firmen teilnehmen, die Solarpaneele und Zulieferprodukte sowie schlüsselfertige Anlagen herstellen. Die Firmen, die an dem Projekt
teilnehmen sind:
Alcin Alüminyum, Alfa Solar, Anadolu Isi, Ankara Solar, BDR Galvaniz, Cepas
Galvaniz, CW Enerji, Dalkiran Solar, Delta Telekom Enerji, Ekinler Endüstri,
Endüstriyel Elektrik, Enso Elektrik, Europower Enerji, Evanergy Solar, Gazioglu
Solar, Gida Tekstil Cihaz, Göze Enerji, Güntir, Ideco Enerji, Ödül Enerji, PI
Yenilenebilir Enerji, Proerk Mühendislik, Schmid Pekintas, Sebat Alüminyum,
Solartürk, Solimpeks, Tera Fotovoltaik, Ulusoy Elektrik, Zahit Enerji und Zenit Enerji.
Bau von Erdgaslagern
Mit dem Ziel, die begrenzten Erdgaslagerkapazitäten auszuweiten und die Sicherheit
in der Energieversorgung zu verbessern, investiert die Türkei in zwei staatlich geförderte Großprojekte in Tarsus/Mersin im Wert von insgesamt 3,3 Mrd. Euro. Das Projekt der Toren Dogalgaz Depolama sieht den Bau eines Erdgaslagers mit einer Kapazität von 3 Mrd. cbm vor. Die geplante Investitionssumme beläuft sich auf knapp 7
Mrd. TL. Das Vorhaben der Gaz Depo ve Madencilik mit einer Kapazität von 1 Mrd.
cbm erfordert Investitionen von 3,5 Mrd. TL. Nach den Planungen sollen für die
Gasspeicherung im Bereich der unterirdischen Salzstöcke bei Tarsus in circa 1.000
m Tiefe insgesamt 48 Höhlen mit einer Höhe von jeweils 350 m und einem Durchmesser von 60 m gebaut werden. An der Oberfläche müssen mehrere Kompressorstationen errichtet werden.
Ein lange geplantes Erdgaslager in Zentralanatolien wird wohl bis 2018 fertiggestellt
werden. Das Lager, in dem bis zu 1 Mrd. cbm Gas gespeichert werden können, entsteht 40 km südlich des anatolischen Salzsees Tuz Gölü im Gebiet von Sultanhani
(Provinz Aksaray) in einer Tiefe von 1.100 bis 1.400 m. Investor des 640 Mio. $ teuren Projektes ist das chinesische Unternehmen China Tianchen Engineering. Ein
Erdgaslager mit einer Kapazität von 2,5 Mrd. cbm ist in Silivri am Marmarameer in
Betrieb. Seine Kapazität soll auf 4,6 Mrd. cbm erhöht werden.
Transport
17
Die Nachfrage in der Türkei nach Transportdienstleistungen steigt rasant durch die
wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Gleichzeitig begünstigt die geografisch attraktive Lage Transport- und Logistikprojekte, denn das Land gilt als Drehkreuz zwischen Europa, dem Nahen Osten, Asien und Afrika. Experten gehen davon aus,
dass bis 2023 rund 200 Mrd. $ an Investitionen in den Verkehrssektor erforderlich
sein werden.
Der laufende Fünfjahresplan 2014 bis 2018 der türkischen Regierung sieht bis 2018
die Verlängerung des Schnellstraßennetzes von 20.017 auf 25.272 km und der Autobahnen von 2.236 auf 4.000 km vor. Die Schnellstraßen sollen bis 2023 weiter auf
29.000 km und die Autobahnen auf 8.000 km verlängert werden. Der Bau und Betrieb von Autobahnen erfolgt zunehmend nach dem BOT-Modell durch private Firmen
und Konsortien. Der wichtigste staatliche Projektträger im Straßenbau ist die Generaldirektion für Straßen KGM (Karayollari Genel Müdürlügü, www.kgm.gov.tr,
Investitionsbudget 2016: 8,5 Mrd. TL).
Der geringe Anteil des Schienentransports am gesamten Gütertransportvolumen soll
bis 2023 auf 15% erhöht werden. Das konventionelle Eisenbahnnetz soll zwischen
2014 und 2018 von 8.770 auf 10.556 km und das Hochgeschwindigkeitsnetz von 888
auf 2.496 km vergrößert werden. Die Arbeiten an Hochgeschwindigkeitsstrecken mit
einer Länge von 457 km werden zurzeit fortgesetzt. Die Auftragsvergaben für weitere
562 km sind in Vorbereitung. Der neue Bahnhof für Hochgeschwindigkeitszüge in
Ankara wird voraussichtlich bis Mitte 2016 fertiggestellt werden. Er soll anfänglich
von 20.000 Bahnkunden pro Tag genutzt werden. Nach der Fertigstellung der im Bau
befindlichen beziehungsweise geplanten Hochgeschwindigkeitsstrecken AnkaraIzmir, Ankara-Sivas und Bilecik-Bursa soll die Zahl auf 50.000 steigen.
Wichtigster Projektträger im Bereich Eisenbahn ist die Staatsbahn TCDD
(www.tcdd.gov.tr, Investitionsbudget 2016: 5,3 Mrd. TL). Vom diesjährigen
Investitionsbudget entfallen 2,0 Mrd. TL auf den Ausbau der Hochgeschwindigkeitsstrecken. Allein für die Streckenführung Ankara-Izmir sollen 2016 etwa 633 Mio. TL
ausgegeben werden.
Der bisher ebenso niedrige Anteil des Seetransports am gesamten Gütertransport
soll bis 2023 auf 10% und am Containertransport auf 15% erhöht werden. Istanbul
soll mittelfristig zur Drehscheibe für den regionalen Containerverkehr werden. Der
staatliche Fünfjahresplan sieht bis 2018 einen Güterumschlag von 615 Mio. t vor.
Nach Angaben des Verbandes der Hafenbetreiber TÜRKLIM (Türkiye Liman
Isletmecileri Dernegi) stieg das Güterumschlagsvolumen in den türkischen Seehäfen
2015 gegenüber dem Vorjahr um 8,6% auf knapp 416 Mio. t.
Entwicklung des Hafenumschlagsvolumens
18
Jahr
2012
2013
2014
2015
Umschlagsvolumen (in 1.000 t)
387.426
384.930
383.120
415.755
Quelle: Verband der Hafenbetreiber TÜRKLIM
Mehrere private Hafenbetreiber wie Yilport, GLI (Global Liman Isletmeciligi),
Limakport, MIP (Mersin International Port), Safiport und APM Terminals bauen ihre
Kapazitäten aus. Nach dem Ausbau sollen auch große Containerschiffe mit einer
Kapazität von mehr als 18.000 TEU abgefertigt werden können. Der internationale
Hafenbetreiber APM Terminals (A. P. Moller Maersk Group) will bereits im Mai 2016
bei Izmir den ersten Abschnitt des größten Containerhafens an der türkischen Ägäisküste eröffnen. Die zweite Projektphase soll bis Ende 2016 abgeschlossen werden.
Die Gesamtkosten des Projekts werden mit 400 Mio. $ angegeben. Nach Abschluss
der zweiten Phase wird der Hafen eine Containerkapazität von 1,3 Mio. TEU erhalten. Die übrigen Frachtkapazitäten werden 500.000 t betragen.
Limakport will die Containerkapazität in Iskenderun am östlichen Mittelmeer von derzeit 1 Mio. auf 3 Mio. TEU erhöhen. Die Safi Holding will in den Hafen Derince am
Marmarameer bis 2020 insgesamt 350 Mio. $ investieren. Das Unternehmen erwarb
die Anlage Anfang 2015 im Rahmen der Privatisierung für 543 Mio. $. Der Ausbau
des Containerhafens von Mersin von 1,8 Mio. auf 2,6 Mio. TEU mit Investitionen von
160 Mio. $ wurde Anfang 2016 nahezu abgeschlossen. Ein weiterer Ausbau soll folgen.
Aufbau von multimodalen Logistikzentren
Die türkische Regierung errichtet landesweit mehrere multimodale Logistikzentren,
um die Transportinfrastruktur zu stärken. Bis 2023 sollen insgesamt 20 Logistikzentren (Lojistik Köy) entstehen. Diese sind in der Regel per Straße und/oder Schiene an
See- oder Flughäfen angebunden und verfügen über großzügige Flächen für Lager
sowie diverse Ein- und Ausladevorgänge. Außerdem werden Sonderzonen für Gefahrengüter, Zollzonen, Reparatur- und Wartungsdienste bereitgestellt. Das Projekt
wurde bereits 2005 von der türkischen Staatsbahn TCDD in Koordination mit mehreren Einrichtungen des öffentlichen und privaten Sektors gestartet.
Im November 2015 unterzeichneten die Duisburger Hafen AG (Duisport) und das
türkische Logistikunternehmen Arkas ein Kooperationsabkommen für die Entwicklung
von multimodalen Logistikzentren in der Türkei. Als erstes gemeinsames Projekt soll
in Kartepe bei Istanbul auf einer Fläche von 200.000 qm ein intermodales Terminal
19
errichtet werden, das 2018 den Betrieb aufnehmen soll. Über das Terminal soll der
Transport über die Straße und Schiene angeboten werden.
Kommunikationsnetze: 4G-Standard im Mobilfunknetz eingeführt
Der anhaltende Boom bei Surfsticks, Tablets und Smartphones lässt auch in der Türkei den Bedarf an mobilen Datentransporten weiterhin stark ansteigen. Mit der Einführung des 4G-Standards zum 1.4.16 hat das mobile Internet einen neuen Entwicklungsstand erreicht. Seit der Erteilung der 4.5G-Lizenzen im August 2015 haben Mobilfunkfirmen zahlreiche neue Basisstationen errichtet. Es wird in absehbarer Zeit mit
rund 10 Mio. 4.5G-Kunden gerechnet.
Der neue 4.5G-Standard gilt zunächst in Istanbul und in anderen Großstädten und
wird in den übrigen Regionen schrittweise eingeführt. Die türkische Lesart von „4.5G“
für den neuen Standard soll andeuten, dass die Türkei darauf hinarbeitet, in absehbarer Zeit die 5G-Netztechnologie einzuführen. Die Regierung will dieses Ziel bis
2020 erreichen.
Das Glasfasernetz muss in den kommenden Jahren massiv ausgebaut werden. Aktuell hat es eine Länge von circa 250.000 km. Langfristig sollte es um das Sechsfache auf 1,5 Mio. km ausgebaut werden, schätzt der Präsident des Verbandes der
selbständigen Telekommunikationsbetriebe TELKODER, Yusuf Ata Ariak. Darüber
hinaus müssen mindestens 30.000 zusätzliche Basisstationen für den Mobilfunkverkehr errichtet werden. Aktuell gibt es in der Türkei schätzungsweise 100.000 Basisstationen.
Nach den Plänen der Regierung sollen bis 2023 etwa 80% der rund 20 Mio. türkischen Haushalte an das Glasfasernetz angebunden werden. Die erforderliche Investitionssumme zum Ausbau des Glasfasernetzes schätzt Vodafone auf 26 Mrd. TL.
Das Unternehmen Turkcel, das Glasfaserleitungen von über 35.000 km besitzt, investiert zurzeit 3,2 Mrd. TL in die Erweiterung seines Netzes. Allein in der Provinz
Eskisehir werden 1.000 km verlegt. In den kommenden drei Jahren sollen sechs
weitere Provinzen hinzukommen.
Der Anbieter Türk Telekom International beteiligt sich am länderübergreifenden Projekt SEA-ME-WE-5. Es handelt sich um ein 20.000 km langes Unterwasserglasfaserkabel zwischen Frankreich und Singapur. An dem 700 Mio. $ teuren Projekt sind insgesamt 17 Länder beteiligt. Die dazu gebaute Verbindungsstation in Marmaris an der
südwesttürkischen Küste wurde Anfang 2016 fertiggestellt. Türk Telekom (TT) verfügt in der Türkei über ein Glasfasernetz von knapp 200.000 km und ist zurzeit der
20
größte Player am türkischen Telekommunikationsmarkt. Gemessen am Umsatz hat
das Unternehmen einen Marktanteil von 44%.
Wasser/Abwasser/Abfall
Im Bereich der Trinkwasserversorgung und insbesondere der Abwasserentsorgung
besteht ein immenser Nachholbedarf. Der Preis für Wasser hat sich in der Türkei in
den letzten fünf Jahren um etwa 50% erhöht. Die Bereitstellung von sauberem Wasser und die Entsorgung des Abwassers erfordern umfangreiche Investitionen in die
Infrastruktur. Für die Wasserversorgung sind in den einzelnen Provinzen angesiedelte öffentliche Unternehmen zuständig (zum Beispiel ISKI in Istanbul und ASKI in
Ankara).
Der Bau von industriellen Kläranlagen gewinnt zusehends an Bedeutung. Im Zusammenhang mit der Projekttätigkeit entsteht eine erhebliche Nachfrage nach Bau-,
Ingenieur- und Planungsarbeiten sowie Technologien. Intelligente Wasserlösungen
sind gefragt.
Firmen wie Enta Mühendislik, Seren Mühendislik und Gensu, bieten biologische und
chemische Lösungen für die Abwasserentsorgung an. Dabei wird die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern gesucht. Enta Mühendislik ist nach den Worten von
Geschäftsführer Mehmet Yüceyurt auch im Ausland stark engagiert, darunter im Nahen Osten, Nordafrika und Zentralasien.
Das Istanbuler Wasserwirtschaftsunternehmen ISKI (Istanbul Su ve Kanalizasyon
Idaresi), das für die Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung in der Stadt
zuständig ist, plant zur Verbesserung der Versorgung den Bau von fünf neuen Staudämmen. Davon sollen zwei im asiatischen (Sungurlu, Isaköy) und drei im europäischen Teil (Isabeyli, Hamzali, Karamandere) der Metropole entstehen. Der im Bau
befindliche Melen-Staudamm soll bis Ende 2016 fertiggestellt werden.
Wichtiger Projektträger im Wassersektor ist ferner die staatliche Generaldirektion für
Wasserwirtschaft DSI (Devlet Su Isleri Genel Müdürlügü, www.dsi.gov.tr), die
vornehmlich in der landwirtschaftlichen Bewässerung tätig ist. Im laufenden Jahr will
DSI insgesamt 5,3 Mrd. TL, beziehungsweise in 173 Bewässerungsprojekte, investieren. Außerdem sind 1,7 Mrd. TL für den Bau von Staudämmen vorgesehen.
Die türkische Wasserwirtschaft 2014 (in 1.000 cbm)
Insgesamt
.Städte und
Wasserverbrauch
insgesamt
14.744.979
5.232.039
Abwasseraufkommen
insgesamt
12.679.420
4.108.499
21
Abwasseraufkommen
ohne Kühlwasser
4.809.265
4.108.499
Kommunen
.Dörfer
.Verarbeitende
Industrie
.Wärmekraftwerke
.Organisierte
Industriezonen
.Bergwerke
428.882
2.203.935
110.609
1.715.098
110.609
151.253
6.526.322
144.886
6.397.085
211.857 *)
90.775
211.857*
208.915
136.272
136.272
*) da einige Betriebe in den organisierten Industriezonen im Wasserbereich Selbstversorger (z. B. Brunnen) sind, erscheint in der Statistik das Abwasseraufkommen
höher als der Wasserverbrauch
Quelle: TÜIK
Investitionen in das Abfallmanagement und die Wiedergewinnung
Mit den sich rasch verändernden Lebens- und Konsumgewohnheiten der Verbraucher fallen immer mehr Verpackungsabfälle an. Diese stellen inzwischen 20% des
Gewichtes und 50% des Volumens aller festen Haushaltsabfälle dar. Die Zahl der
Verpackungsproduzenten ist in den vergangenen Jahren rasant angestiegen.
Ein wachsendes Umweltbewusstsein der türkischen Bevölkerung und neue gesetzliche Bestimmungen, die im Zuge der anvisierten EU-Integration erlassen werden,
fördern Vorhaben in der Abfallentsorgung und Wiedergewinnungswirtschaft. So erließ das Ministerium für Umwelt und Stadtentwicklung 2015 eine umfassende Verordnung für das Entsorgungsmanagement von Abfällen und Abwässern
(Staatsanzeiger „Resmi Gazete“ Nr. 29314 vom 2.4.15).
Laut TÜIK wurden 2014 in 1.391 Städten und Kommunen mit insgesamt 71 Mio.
Einwohnern 28 Mio. t Abfall eingesammelt und entsorgt. Davon wurden 18 Mio. t in
geordneten professionellen Mülldeponien entsorgt. Weitere knapp 10,0 Mio. t wurden
von den stadteigenen Mülllagern aufgenommen. Lediglich 126.485 t Abfälle wurden
zu Kompostierungsanlagen gebracht.
In den türkischen Städten und Kommunen fielen 2014 im Durchschnitt täglich 1,08 kg
Haushaltsabfälle pro Einwohner an. In der verarbeitenden Industrie wurden insgesamt 15,7 Mio. t Abfall produziert, darunter 1,0 Mio. t gefährliche Stoffe. Von den Gesamtabfällen wurden 5% recycelt. Rund 45% der Abfälle wurden verkauft oder an
lizenzierte Abfallentsorgungs- und –wiedergewinnungsfirmen überführt. Etwa 31%
gingen an geordnete Mülldeponien. Die restlichen Abfälle wurden unter anderem in
Verbrennungsanlagen beseitigt.
22
Die Umweltausgaben erreichten im Jahr 2014 knapp 21 Mrd. TL und entsprachen
etwa 1,2% des Bruttoinlandsproduktes. Auf den Staat entfielen rund drei Viertel der
Ausgaben.
Ausgewählte Großprojekte im türkischen Infrastrukturbau
Projektbezeichnung
Kernkraftwerk
Akkuyu, EÜAS,
Akkuyu NGS
Kernkraftwerk
Sinop, EÜAS
Kanal Istanbul
Dritter
internationaler
Flughafen Istanbul
Investitionssumme Projektstand
(in Mrd. Euro)
20,0 Projektdurchführu
ng durch Rosatom,
Fertigstellung
bis 2022
vorgesehen;
Bauarbeiten haben
begonnen
20,0 Auftragsvergabe
an japanischfranzösisches
Konsortium
Mitsubishi, Areva
und GDF Suez
2013; Bau hat
noch nicht
begonnen
13,0 In Planung,
genauer
Streckenverlauf
des Kanals soll
laut
Verkehrsminister
Yildirim im 2.
Halbjahr 2016
festgelegt werden
10,3 Bis April 2016
waren 23% der
Arbeiten
fertiggestellt,
Fertigstellung
des ersten
Abschnitts für
2018 geplant
23
Anmerkung
Geplante
Leistungsstärk
e: 4.800 MW;
Anlage
entsteht in
der Provinz
Mersin
Geplante
Leistungsstärk
e: 4.600 MW;
Anlage soll in
der Provinz
Sinop
entstehen
Bau eines 44
km langen, 25
m tiefen
Kanals mit elf
Brücken
parallel zum
Bosporus
westlich von
Istanbul
Bau eines
dritten
Flughafens in
Istanbul/Kemer
burgaz auf
einer Fläche
von 77 Mio. qm
für jährlich
zunächst 90
Mio., später
für 150 Mio.
Passagiere
nach dem BOT-
Trans-Anatolian
Natural Gas
Pipeline Project
(TANAP)
8,7 Im Bau,
Fertigstellung
bis 2018 geplant
Autobahn Istanbul –
Izmir,
einschließlich
Hängebrücke bei
Izmit
5,9 Laufende
Bauarbeiten durch
das Konsortium
Nurol, Özaltin,
Makyol, Astaldi,
Yüksel, Göcay
sowie IHI und
Itochu (Japan);
Fertigstellung
bis 2019 geplant,
Hängebrücke bei
Izmit nahezu
fertiggestellt
4,6 Bauarbeiten durch
IC Ictas und
Astaldi SpA
(Italien) laufen;
offizielle
Eröffnung der
Brücke im August
2016,
Fertigstellung
der gesamten
Autobahn mit
Verbindungsstraße
n bis 2018
NordmarmaraAutobahn,
einschließlich
dritte Hängebrücke
über den Bosporus
24
Modell
(Laufzeit 25
Jahre)
Pipeline für
die Durchfuhr
von Erdgas aus
Aserbaidschan
über die
Türkei nach
Europa mit
einer
Jahreskapazitä
t von 16 Mrd.
cbm durch die
Ölgesellschaft
en TPAO
(Türkei) und
SOCAR
(Aserbaidschan
)
Bau einer 377
km langen
Autobahn, 44
km
Verbindungsstr
aßen und einer
2.688 m langen
Hängebrücke
über die Bucht
von Izmit
Entsteht
nördlich von
Istanbul
Dreistöckiger
Tunnel unter dem
Bosporus
Eurasia-Tunnel für
Kfz
Erdgaslagerprojekt
unter dem Salzsee
(Tuz Gölü)
3,2 Für die
Ingenieurarbeiten
gaben Ende 2015
zwölf Firmen
Angebote ab
(Vergabe für Mai
2016 erwartet;
Fertigstellung
bis 2020 geplant
1,0 Bauarbeiten
laufen;
Fertigstellung
durch Yapi
Merkezi, SK E&C
und Hanshin
(beide Südkorea)
bis 2017 geplant
0,4 Fertigstellung
bis 2018;
Weltbankkredit
über 400 Mio. $
zugesagt
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
25
Tunnel mit
zwei Etagen
für Kfz und
einer Etage
für die
Stadtbahn
Bau eines 14,6
km langen
Tunnels (2
Röhren) für
Kfz unter dem
Bosporus durch
das türkischkoreanische
Joint Venture
ATAS
Steigerung der
Erdgaslagerkap
azität um 1
Mrd. auf 2,1
Mrd. cbm, Bau
durch
Pipelineuntern
ehmen Botas
und Chian
Tianchen
(China)
4. Branchenüberblick und Geschäftspraxis
Branchenstruktur und Wettbewerbssituation
Türkische Baufirmen dominieren den lokalen Markt. Ausländische Unternehmen wie
die italienische Astaldi wirken im Wesentlichen nur im Rahmen von anspruchsvollen
Großprojekten wie beim Bau der Bosporus-Brücke oder des Bosporus-Tunnels als
Konsortialpartner mit.
Türkische Bauunternehmen gehören zu den weltweit erfolgreichsten Firmen ihrer
Branche. Von den 250 umsatzstärksten Unternehmen der Welt kommen 43 aus der
Türkei, so das Branchenmagazin „Engineering News Record“. Darunter sind Firmen
wie Öztürk, Rönesans, Polimeks, ENKA, TAV, Calik, Tekfen, Ant Yapi und Yapi
Merkezi.
Geschäftspraxis
Die Gesetze Nr. 4734 und 4735 aus dem Jahr 2003 sowie die entsprechenden
Durchführungsverordnungen bilden die rechtlichen Grundlagen der öffentlichen Auftragsvergabe in der Türkei. Staatliche Bauprojekte ab einer bestimmten Größenordnung werden gewöhnlich international ausgeschrieben. Diese Ausschreibungen werden im Staatsanzeiger „Resmi Gazete“ und teilweise in anderen Presseorganen veröffentlicht. Bei Großprojekten kann vorher auch ein Vorqualifizierungsverfahren
durchgeführt werden. Oberste Aufsichtsbehörde ist die Anstalt für öffentliche Ausschreibungen KIK (Kamu Ihale Kurumu; www.kik.gov.tr).
Für eine erfolgreiche Teilnahme am Bietungsprozess ist eine frühzeitige Beschaffung
von Informationen vor der offiziellen Ausschreibung ratsam. Die Auftragsvergabe
verläuft nicht immer transparent. Die Kooperation mit lokalen Partnern kann in vielen
Fällen hilfreich sein. Nach einem Regierungsrundschreiben wird einheimischen Bietern bei öffentlichen Ausschreibungen gewöhnlich ein Preisvorteil von 15% gewährt,
unter der Bedingung, dass die in der Ausschreibung verlangten technischen Voraussetzungen erfüllt werden. Die Wertschöpfungskette von der Entwicklung, Planung,
dem Bau bis hin zum Vertrieb wird daher von türkischen Unternehmen dominiert.
26
Kooperationspflicht für ausländische Auftragnehmer
Die türkische Regierung verlangt bei öffentlichen Projekten ab einer bestimmten
Größenordnung von ausländischen Kontraktoren eine Kooperation mit einheimischen
Firmen, falls die dafür erforderlichen technischen Voraussetzungen gegeben sind.
Eine wichtige Maßnahme des Industrieministeriums zur Förderung lokaler Hersteller
und Leistungsanbieter bezieht sich auf Artikel 3, Abs. u. des Gesetzes Nr. 4734 und
trifft Regelungen für die öffentliche Beschaffung von Waren und Dienstleistungen von
ausländischen Anbietern, die im Rahmen des sogenannten Industriekooperationsprogramms (Sanayi Isbirligi Programi - SIP) erfolgen.
Das Programm sieht bei öffentlichen Projekten eine Zusammenarbeit zwischen ausländischen Auftragnehmern und lokalen Zuliefern ab 10 Mio. $ vor (nachzulesen in
der Durchführungsverordnung des Industrieministeriums, veröffentlicht im Staatsanzeiger Nr. 29268 vom 15.2.15).
Die SIP-Verordnung des Industrieministeriums gibt lediglich die Grundregeln und
Prozeduren vor. Jedes investierende Ministerium (Projektträger) ist dazu gehalten für
seinen Geschäftsbereich eine eigene „innere“ SIP-Verordnung zu erlassen. Im Mittelpunkt des SIP-Modells stehen vor allem die Bereiche Energie, Transport, Telekommunikation und Gesundheit.
Zusammenarbeit mit lokalen Partnern erleichtert Zugang zu Projekten
Große türkische Baugesellschaften sind nicht nur in der Türkei, sondern auch im
Ausland aktiv. Für deutsche Technologieunternehmen können sich so in Kooperation
mit lokalen Baufirmen lukrative Liefer- und Geschäftsmöglichkeiten ergeben - auch
außerhalb der Türkei.
Verlässliche Preis- und Strukturdaten gibt es nur für den Großraum Istanbul. Der
Bau- und Immobilienmarkt ist insgesamt sehr intransparent. Realistische Objekt- und
Preiseinschätzungen sind nur schwer möglich. Zur Beobachtung des Marktgeschehens und zur kurzfristigen Verfolgung der öffentlichen Ausschreibungen sowie zur
Kontaktpflege zu potenziellen privaten Investoren ist der Aufbau einer ständigen örtlichen Präsenz in der Türkei sinnvoll. Die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen lokalen Partner ist ratsam, weil mit dessen Spezialwissen viele Schwierigkeiten, Missverständnisse und Ärgernisse mit Behörden und anderen Stellen vermieden werden
können. Die enge Kooperation mit türkischen Partnern erhöht auch die Chancen für
die Einholung von Aufträgen, da viele Abschlüsse auf der Grundlage persönlicher
Beziehungen erfolgen.
27
Lokale Banken stärker an der Projektfinanzierung beteiligt
Die Projektfinanzierung als Mittel zur Realisierung von Infrastrukturvorhaben gewinnt
zusehends an Bedeutung. Viele bekannte Großprojekte werden über Projektfinanzierungen umgesetzt. Auffällig ist dabei, dass im Finanzierungsgeschäft der Anteil lokaler Kreditinstitute auf Kosten internationaler Banken zunimmt. Türkische Banken
sind in den letzten Jahren wirtschaftlich soweit erstarkt, dass die Finanzierung von
Großprojekten für sie interessant und machbar ist. Türkische Finanzinstitute bieten
mit über zwölf Jahren deutlich längere Laufzeiten an als ausländische Geldgeber
(fünf bis sieben Jahre), sind flexibler und reagieren schneller auf Veränderungen.
Deshalb genießen sie oft den Vorzug vor der ausländischen Konkurrenz.
5. Baustoffe und Bauzulieferindustrien
Baustoffe
Die Baustoffindustrie wuchs 2015 wie bereits im Jahr zuvor nur um 0,7%, so die Angaben des Fachverbandes IMSAD. Für 2016 rechnet der Verband mit einem realen
Produktionszuwachs von 2,0%. Die schwache Zunahme der letzten zwei Jahren
hängt mit der mäßigen Inlandsnachfrage und teilweise mit der ungünstigen Exportkonjunktur zusammen.
Türkische Baustoffimporte nach wichtigsten Produktkategorien (in Mio. US$)
Baustoff
Baustoffimporte insgesamt
Elektrische Ausrüstungen
Heizungs- und Kühlungsgeräte
Rohre und Rohrverbindungen aus
Eisen und Stahl
Schrauben und -mutter aus Eisen
und Stahl
Wasserhähne und Ventile
Schlösser und Beschläge
Farben und Lacke
Baumaterialien aus Holz
Beleuchtungsanlagen
Stäbe, Profile, Drähte und Nägel
aus Eisen und Stahl
2014
2015
9.295,2
1.093,9
908,5
827,0
9.134,8
1.074,2
1.037,3
873,5
Änderung
2015/2014 (in
%)
-1,7
-1,8
14,2
5,6
637,7
674,6
5,8
643,2
636,2
618,7
621,1
572,9
453,7
620,7
589,5
560,0
558,4
507,1
419,3
-3,5
-7,3
-9,5
-10,1
-11,5
-7,6
Quelle: Verband der Baustoffindustrie - IMSAD (www.imsad.org)
28
Zement und Gips
Durch die relativ schwache Baukonjunktur erhöhte sich der inländische Zementabsatz (Zement und Klinker) 2015 nach Angaben des Zementverbandes TCMB nur um
1% auf knapp 64 Mio. t. Nach Prognosen des Verbandes wird der Inlandsabsatz
2016 um 3% wachsen. Die größeren Hersteller (Tochterfirmen von Industrieholdings)
wie Sabanci, Limak, Oyak und Sanko konzentrieren sich wegen des verlangsamten
Inlandswachstums verstärkt auf das Ausland, insbesondere auf Afrika und Amerika.
Der Hersteller Limak Cimento begann Ende 2015 an der Elfenbeinküste mit dem Bau
eines Zementwerkes. Die Sanko Holding eröffnete Anfang 2016 im selben Land eine
Betonzentrale mit einer Produktionskapazität von 130 cbm pro Stunde.
Daten zur Zementindustrie in der Türkei (Mio. t) *)
Produktion
Inlandsverkauf
Export von Zement
Export von Klinker
2014
2015
71,24
63,18
7,65
2,86
71,42
63,70
7,39
3,06
Veränderung
2015/2014 (in %)
0,25
0,82
-3,40
6,99
*) Werte beziehen sich auf die Mitgliedsunternehmen des TCMA
Quelle: Verband der Zementproduzenten (Türkiye Cimento Müstahsilleri Birligi TCMA)
Landesweit gibt es insgesamt 67 Zementfabriken, darunter 49 integrierte Anlagen
und 18 Verpackungswerke. Wichtigste Hersteller sind laut TCMB die Firmen As
Cimento, Adocim, Cimsa, Akcansa, Cimentas, Nuh Cimento und Baticim.
Das Unternehmen Cimsa investiert derzeit 55 Mio. $ in den Ausbau und die Modernisierung seines Zementwerkes in Eskisehir. Nach Angaben von Geschäftsführerin
Nevra Özhatay soll das Projekt bis 2017 abgeschlossen werden. Außerdem will
Cimsa das Werk in Nigde ausbauen und rationalisieren. In das staatlich geförderte
Vorhaben will der Hersteller 40 Mio. TL investieren.
Der Hersteller Bursa Cimento investiert 120 Mio. $ in die Verdoppelung seiner Kapazitäten: Ab 2017 will er 2,0 Mio. t Klinker und 2,9 Mio. t Zement pro Jahr produzieren.
Außerdem laufen Projekte zum Einsatz von alternativen Energiequellen (getrockneter
Schlamm aus Klärwerken), um den Einsatz von Kohle bei der Produktion zu reduzieren. Ähnliche Vorhaben verfolgen auch die Zementunternehmen Cimentas und
Baticim.
Daten zum Markt für Gips in der Türkei (Mio. t)
Kenngröße
Produktion Gips
2013
3.400
29
2014
3.600
2015
3.800
2016 *)
4.000
Produktion Gipsplatten
Produktion insgesamt
Export Gips
Export Gipsplatten
Export insgesamt
700
4.100
800
210
1.010
750
4.350
850
250
1.100
800
4.600
850
280
1.130
850
4.850
900
300
1.200
*) Prognose
Quelle: Verband der Gipsproduzenten der Türkei (ALCIDER, www.alcider.org.tr)
Keramische Erzeugnisse
Bei keramischen Boden- und Wandplatten sowie Kacheln und Fliesen steht die Türkei weltweit unter den zehn größten Produzenten. Nach Angaben der türkischen Keramik-Föderation SERFED (Türkiye Seramik Federasyonu) fertigen landesweit 28
Betriebe Platten, Kacheln und Fliesen aus Keramik. Die Jahreskapazität liegt bei
etwa 406 Mio. qm.
Im Jahr 2015 wurden in der Türkei 230 Mio. qm Wand- und Bodenplatten, Kacheln
und Fliesen sowie 11 Mio. Sanitärprodukte verkauft, so der Fachverband. Wichtige
Kachel- und Plattenhersteller sind Eczacibasi (Vitra), Kale Seramik, Ege Seramik,
Yurtbay Seramik, Kütahya Seramik, Usak Seramik, Yüksel Seramik und Hitit
Seramik. Produzenten von Waren aus Sanitärkeramik sind Canakcilar Seramik, Ece
Banyo, Kalevit und Serel.
Außenhandel mit Keramikplatten, -kacheln und -fliesen (in 1.000 $)
Jahr
2013
2014
2015
Export
Veränderung gegenüber Vorjahr (in %)
Import
604.792
598.450
500.489
3,10
-1,05
-16,37
104.304
110.132
78.204
Veränderung
gegenüber Vorjahr
(in %)
35,25
5,59
-28,99
Quelle: TÜIK
Außenhandel mit sanitärkeramischen Produkten (in 1.000 $)
Jahr
2013
2014
2015
Export
203.237
221.842
198.184
Veränderung
gegenüber Vorjahr
(in %)
8,75
9,15
-10,66
Quelle: TÜIK
30
Import
Veränderung gegenüber
Vorjahr (in %)
9.470
9.096
9.099
24,62
-3,95
0,03
Glas
Die gesamten Produktionskapazitäten türkischer Glashersteller belaufen sich auf
rund 2,5 Mio. t pro Jahr. Der Produktionswert wird auf 2 Mrd. $ geschätzt. Hinzu
kommen Werke türkischer Unternehmen im Ausland. Im Jahr 2015 wurden im Inland
1,7 Mio. t Flachglas hergestellt. Der größte Teil der für die Glasherstellung benötigten
Rohstoffe ist lokal verfügbar. Das Unternehmen Türkiye Sise ve Cam Fabrikalari
(Sisecam) ist mit Abstand größter Hersteller von Glas.
Türkischer Außenhandel mit Glas (in 1.000 $)
Jahr
Export
2013
2014
2015
117.649
142.007
111.263
Veränderung
Import
gegenüber Vorjahr
(in %)
11,27 165.324
20,70 198.610
-21,65 174.200
Veränderung
gegenüber Vorjahr
(in %)
34,93
20,13
-12,29
Quelle: TÜIK
Rohre
Landesweit gibt es 30 Firmen, die Stahlrohre herstellen. Die Produktion wird für 2015
auf 4,2 Mio. t geschätzt. Die Inlandsnachfrage belief sich auf 2,4 Mio. In der
Fertigung von Kunststoffrohren sind 368 Firmen tätig. Im vergangenen Jahr wurden
schätzungsweise 850.000 t hergestellt.
Türkischer Import von Rohren nach Materialien (in 1.000 $)
Jahr
2013
2014
2015
Eisen und Stahl
930.242
827.029
873.531
Kunststoff
221.979
208.722
197.042
Kupfer
182.452
170.883
172.305
Aluminium
50.936
51.227
44.150
Quelle: TÜIK
Wärmedämmung bei Gebäuden
Der Markt für Isolationsstoffe zur Wärmedämmung von Gebäuden besitzt ein enormes Wachstumspotenzial - vor allem bei Materialien und Technologien für die äußere Wärmeisolierung. Das steigende Bewusstsein bei Bauherren und Immobilieneigentümern für das Thema Energieeffizienz und verpflichtende gesetzliche Vorgaben
lassen mittelfristig eine steigende Nachfrage erwarten. Laut Energieeffizienzgesetz
müssen bis zum 2.5.17 auch Gebäude, die vor 2011 gebaut wurden, einen Energiepass erhalten. Im vergangenen Jahr wurden schätzungsweise 5 Mrd. Euro auf dem
Markt für Wärmedämmung umgesetzt.
31
Der Nachholbedarf bei Maßnahmen zur Verringerung der Energieverluste ist immens. Etwa 85% der bestehenden Gebäude besitzen keine ordentliche Wärmeisolierung. Nach Angaben des Präsidenten des Verbandes für Isolationsstoffe IZODER,
Tayfun Kücükoglu, haben Wohngebäude am gesamten primären Energieverbrauch
einen Anteil von 37%. Etwa 80% der Energie wird beim Heizen und Kühlen verbraucht.
Von insgesamt 20 Mio. Wohnungen verfügen zurzeit erst 3 Mio. über eine wirksame
Wärmeisolierung. Nach dem laufenden staatlichen Fünfjahresplan 2014 bis 2018 soll
diese Zahl bis Ende 2018 auf 6,5 Mio. erhöht werden. Damit soll der Anteil der wirksam isolierten Wohnungen am gesamten Wohnungsbestand von derzeit 15 auf 40%
angehoben werden.
Steigendes Angebot an Isolationsmaterialien
Zu den Anbietern von Isolationsstoffen in der Türkei zählen unter anderem die Unternehmen Austrotherm (www.austrotherm.com.tr), INEOS Styrenics
(www.ineosstyrenics.com), Armacell (www.armacell.com), Türk Ytong
(www.ytong.com.tr), Mardav (www.mardav.com), Aragonit (www.aragonit.com.tr),
ODE (www.ode.com.tr), Betek Boya (www.filliboya.com) und Baumit
(www.baumit.com.tr). Bei Glasisolierungen gehört der Hersteller Trakya Cam
(www.trakyacam.com.tr) zu den Marktführern. Das Unternehmen verfügt auch über
Produktionsstätten im Ausland, darunter in Bulgarien, Rumänien, Deutschland,
Slowenien, Ungarn, Russland, Indien und Ägypten.
Einige Betriebe verfolgen Investitionspläne zur Expansion und Diversifizierung ihrer
Fertigung. Die österreichische Firma Austrotherm will nach Angaben des Marketingdirektors Dogal Inalli neue Werke für die Fertigung von expandiertem Polystyrolschaum (EPS) und extrudiertem Polystyrolhartschaum (XPS) errichten. Das Unternehmen besitzt bereits zwei Fabriken in Turgutlu und Dilovasi. Der Hersteller Türk
Ytong hat nach Inbetriebnahme des sechsten Werkes 2015 seine Produktionskapazität für isolierende Bauelemente und Platten um 400.000 cbm auf insgesamt 2,5
Mio. cbm erhöht.
32
Türen und Fenster
Der Markt für Türen mit einem geschätzten Jahresumsatz von 5 Mrd. TL wächst. Die
Nachfrage nach modernen Sicherheitstechnologien nimmt rasant zu. Bedarf an automatischen beziehungsweise intelligenten Türen, Schließsystemen und elektronisch
kontrollierten Zugangssystemen besteht nicht nur bei neu errichteten Gebäuden,
sondern auch bei alten Bauten, die umfassend modernisiert werden. In der Produktion von Türen sind unter anderem die Firmen Bakis Door, Dorpan (Kastamonu
Entegre), Artella und Dorstil aktiv.
Die Türen in den Innenräumen sind in der Regel aus Holz. Bei Fenstern wird vornehmlich PVC eingesetzt. In Industrie- und anderen Gewerbebetrieben werden Türen aus Stahl und Aluminium bevorzugt. Landesweit gibt es circa 70 Anbieter von
Fenstern und Türen aus Kunststoff. Im 2014 wurden 13,5 Mio. Fenster und 4 Mio.
Türen aus Kunststoff hergestellt.
Import von Türen und Fenstern (in 1.000 $)
Jahr
2013
2014
2015
Kunststoff
4.862
5.547
5.458
Holz
31.874
32.105
23.304
Eisen und Stahl
24.797
28.942
18.969
Aluminium
7.566
7.093
6.232
Quelle: TÜIK
Fahrstühle und Rolltreppen
Durch den Bau zahlreicher Einkaufszentren, Bürohäuser, Hotels, Flughäfen und UBahnstationen ist die Nachfrage nach Fahrstühlen und Rolltreppen groß. Darüber
hinaus besteht ein erheblicher Ersatzbedarf, da ein Großteil der installierten Aufzüge
den geltenden sicherheitstechnischen Anforderungen nicht genügt.
Türkischer Außenhandel mit Fahrstühlen (in 1.000 $)
Jahr
2013
2014
2015
Export
49.603
54.937
41.894
Veränderung
gegenüber Vorjahr
(in %)
20,02
10,75
-23,74
Import
126.317
115.698
142.578
Veränderung
gegenüber Vorjahr
(in %)
29,92
-8,41
23,23
Quelle: TÜIK
Nach Schätzungen der Generaldirektion für Industrie (Sanayi Genel Müdürlügü) im
Ministerium für Wissenschaft, Industrie und Technologie (Bilim Sanayi ve Teknoloji
Bakanligi) befanden sich Ende 2015 landesweit circa 520.000 Fahrstühle im Einsatz.
33
Im Bereich der Produktion, Montage und Wartung von Fahrstühlen arbeiten circa
2.000 Firmen.
Laut AYSAD werden jährlich circa 43.000 neue Fahrstühle in Betrieb genommen.
Das jährliche Marktvolumen für Fahrstühle, einschließlich der Montage-, Wartungsund Reparaturarbeiten, schätzt der Verband auf rund 1 Mrd. Euro. Mehrere international bekannte Fahrstuhl- und Rolltreppenhersteller wie Schindler, ThyssenKrupp,
Otis und Hyundai sind in der Türkei aktiv. Türkische Firmen wie Nagel und Stoper
stellen Teile sowie Komponenten her und leisten Wartungs- und Reparaturdienste.
Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik
Das gesamte Marktvolumen für Klimatechnik betrug im Jahr 2015 rund 14 Mrd. $.,
schätzt der Fachverband ISKID der Klimaindustrie (Isitma Sogutma Klima Imalatcilari
Dernegi; www.iskid.org.tr). Bis 2023 erwartet er eine Zunahme auf 35 Mrd. $. Die
Exporte sollen auf 25 Mrd. $ steigen.
Etwa 57% aller Wohnungen werden in der Türkei mit Öfen (einschließlich Erdgasöfen) beheizt. Etagenheizungen finden sich in 26%, Zentralheizungen in 11% und
Klima- und elektrische Heizgeräte in 6% der Haushalte, heißt es beim türkischen
Statistikamt TÜIK in der zuletzt 2013 veröffentlichten Untersuchung. Der Einsatz von
Öfen ist vor allem in Südostanatolien stark verbreitet. Etagenheizungen finden vor
allem in Ankara, Istanbul und Eskisehir Verwendung.
Der Markt für elektrische Heizgeräte wächst jährlich um mindestens 15%. Im Jahr
2015 wurden circa 1 Mio. Etagenheizanlagen verkauft. Diese werden in der Regel mit
Erdgas betrieben. In diesem Bereich konkurrieren etwa 15 Hersteller, die im Verband
der erdgasbetriebenen Heizgeräte Dosider zusammengeschlossen sind. Die VaillantGruppe hat einen Marktanteil von 35%. Der Hersteller Buderus brachte Ende 2015
seine Etagenheizungsanlage „Logamax plus GBI72i“ mit modulierendem Brenner zur
Anpassung der Heizleistung, drehzahlgeregelter Hocheffizienzpumpe und digitaler
Kesselregelung auf den türkischen Markt.
Bei Gebäuden mit Zentralheizung - das betrifft etwa 2 Mio. Wohnungen - ist der Einsatz von Wärmezählern inzwischen obligatorisch. Das sorgt für eine hohe Nachfrage
nach diesen Geräten. In der Türkei bietet unter anderem die deutsche Firma Ista
Wärmezähler und Wärmemessungsdienste an.
34
Türkischer Außenhandel mit Heizungs-, Kühl- und Lüftungsgeräten (in 1.000 $)
Jahr
2013
2014
2015
Export
765.431
749.000
659.663
Veränderung (in %)
11,72
-2,15
-11,93
Import
1.762.944
908.510
1.037.261
Veränderung (in %)
45,03
-48,47
14,17
Quelle: TÜIK
Jährlich werden in der Türkei rund 1 Mio. Klimageräte abgesetzt. Mehrere in- und
ausländische Hersteller wie Mitsubishi, Vestel, Arcelik und General konkurrieren auf
diesem Markt mit einem geschätzten Jahresumsatz von 1,5 Mrd. $. Mitsubishi
Electric will ab 2018 in der ägäischen Provinz Manisa Haushaltsklimageräte produzieren. Bis 2020 sollen dort 400 Arbeitskräfte beschäftigt werden. In das neue Werk
will das Unternehmen 176 Mio. TL investieren.
Durchschnittliche Strompreise (TL/kWh)
Wohnungen
Industrie
Januar bis Juni
2014
0,354
0,234
Juli bis Dezember
2014
0,374
0,236
Januar bis Juni 2015
0,389
0,244
Juli bis Dezember
2015
0,389
0,244
Quelle: TÜIK
Durchschnittliche Erdgaspreise (TL/cbm)
Wohnungen
Industrie
Januar bis Juni
2014
1,042
0,895
Juli bis Dezember
2014
1,136
0,931
Januar bis Juni 2015
1,154
0,993
Quelle: TÜIK
Kontaktadressen
Ministerien/Behörden/Institutionen
Ministerium für Umwelt und Städtebau (Cevre ve Sehircilik Bakanligi)
(Zuständig für Stadtsanierungsprogramme)
www.csb.gov.tr
Ministerium für Forst- und Wasserwirtschaft (Orman ve Su Isleri Bakanligi)
(Langfristige Planung von Wasserwirtschaftsprojekten)
www.ormansu.gov.tr
Aufsichtsbehörde für öffentliche Ausschreibungen (Kamu Ihale Kurumu - KIK)
(Oberste Aufsichtsbehörde für öffentliche Ausschreibungen)
www.kik.gov.tr
35
Juli bis Dezember
2015
1,179
0,976
Generaldirektion für Wasserwirtschaft (Devlet Su Isleri Genel Müdürlügü - DSI)
(Staatlicher Projektträger für große Infrastrukturprojekte im Wassersektor)
www.dsi.gov.tr
Generaldirektion für das Straßenwesen (Karayollari Genel Müdürlügü - KGM)
(Staatlicher Projektträger für große Straßen-, Brücken-, Tunnel- und Autobahnprojekte)
www.kgm.gov.tr
Nationale Branchenverbände
Verband für Immobilieninvestitionen (Gayrimenkul Yatirim Ortakligi Dernegi - GYODER)
(Dachorganisation der Immobilieninvestoren)
www.gyoder.org.tr
Architektenverband (Mimarlar Odasi)
www.mo.org.tr
Verband der Innenarchitekten (Icmimarlar Odasi)
hwww.icmimarlarodasi.org.tr
Verband der Hersteller von Baumaterialien (Insaat Malzemesi Sanayicileri Dernegi - IMSAD)
(Dachverband der Hersteller von Baustoffen verschiedener Art)
www.imsad.org
Verband der Kontraktoren (Türkiye Müteahhitler Birligi)
(Dachverband der Vertragsunternehmen)
www.tmb.org.tr
Fachzeitschriften
Yapi
(monatlich erscheinende Fachzeitschrift für Architektur, Gestaltung, Kultur und Kunst in
türkischer/englischer Sprache)
www.yapidergisi.com
Tasarim
(Fachzeitschrift für Architektur, Innenarchitektur und Stadtplanung in türkischer/englischer
Sprache, erscheint zehn Mal pro Jahr)
www.tasarimdergisi.com
36
Arredamento Mimarlik
(monatlich erscheinende Fachzeitschrift für Architektur und Design-Kultur in türkischer
Sprache)
www.arredamento.com.tr
Fachmessen
Yapi - Turkeybuild
Baufachmesse, die jährlich in Istanbul, Ankara und Izmir abgehalten wird
www.turkeybuild.com.tr
Yapex Building Exhibition
(Internationale Fachmesse für Baustoffe, Baumaschinen und Gebäudetechnik in Antalya mit
Teilausstellungen für Renovierung/Restaurierung, Badezimmerkeramik, Fenster und Türen)
www.yapexbuild.com
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