Türkei, Mai 2016
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Bau- und Baustoffmaschinen Türkei Konjunkturbericht Bauindustrie Mai 2016 Der Bericht wurde von der gtai mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt – der VDMA übernimmt für Inhalt und Richtigkeit keine Haftung. www.gtai.de Marktbericht Bauwirtschaft - Türkei Verfasser: Necip C. Bagoglu, Germany Trade & Invest, Istanbul (April 2016) Istanbul (GTAI) - Die türkische Bauwirtschaft dürfte 2016 nach einem relativ schwachen Vorjahr um 2,5 bis 3,0% wachsen. Sinkende Zinsen und eine positive wirtschaftliche Entwicklung kommen der Branche zugute. Im Hochbau stehen zahlreiche Projekte bei Wohnungen, Bürokomplexen, Einkaufszentren und Krankenhäusern an. Grüne und intelligente Gebäudelösungen erfreuen sich steigender Nachfrage. Gleichzeitig werden große Infrastrukturvorhaben im Energieund Verkehrssektor fortgesetzt (Kontaktadressen). 1. Gesamtwirtschaftliches Umfeld und Strukturdaten zum Bausektor Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Nach den mehrmonatigen innenpolitischen Unsicherheiten im Jahr 2015 erwartet die türkische Geschäftswelt nach dem eindeutigen Sieg der Regierungspartei AKP bei den Wahlen vom 1.11.15 positive Impulse für die Wirtschaft. Die neue Regierung mit einer satten Mehrheit im Parlament wird voraussichtlich die laufenden großen Infrastrukturprojekte vorantreiben, strukturelle Reformen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Angriff nehmen und Maßnahmen zur Stärkung der Kaufkraft der privaten Haushalte beschließen. Gemäß dem mittelfristigen Wirtschaftsprogramm der türkischen Regierung soll das BIP 2016 real um 4,0% und 2017 um 4,5% zunehmen. Die Europäische Kommission erwartet für das kommende Jahr dagegen ein Wachstum von nur 3,2%. Im Jahr 2017 soll das BIP voraussichtlich um 3,4% steigen. 2 Trotz der relativen Beruhigung in der Innenpolitik stellen die Strukturschwäche der Industrie, die Probleme bei den Exporten, die starke Volatilität der lokalen Währung und die hohe Jahresinflation von circa 8% beachtliche Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung dar. Wegen der massiven Importabhängigkeit bei Energieträgern, Rohstoffen und Halbwaren führt ein höheres BIP-Wachstum zu einem spürbaren Anstieg der Einfuhren und des Leistungsbilanzdefizits. Die Abwertung der türkischen Währung infolge politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten sowie Kapitalflucht bringen in Verbindung mit der Importabhängigkeit hohe Preis- und Kostensteigerungen. Letztere beeinträchtigen die Kaufkraft der Verbraucher und erhöhen die Investitions- sowie Betriebskosten der Unternehmen. Die Abwertung der türkischen Lira gegenüber dem US-Dollar erreichte 2015 durchschnittlich knapp 30%. Auch die Ungewissheiten über den möglichen Fortgang der Syrienkrise mit mehr als 2 Mio. Flüchtlingen aus dem vom Bürgerkrieg gebeutelten Nachbarland stellt weiterhin ein erhebliches Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung und den gesellschaftlichen Frieden dar. 3 Wirtschaftliche Eckdaten Indikator BIP (nominal, Mrd. US$) BIP pro Kopf (US$) Bevölkerung (Mio.) 2014 2015 *) 798 10.381 76,9 722 9.290 77,7 Vergleichsdaten Deutschland 2014 3.874 47.880 80,9 *) Schätzung Quellen: IWF, TÜIK, Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsinstitute DIW, IFO, IWHHalle und RWI Essen, Statistisches Bundesamt Investitionen (einschließlich SWOT-Analyse) Die Investitionskonjunktur entwickelt sich günstiger als erwartet. Das Statistikamt TÜIK wies für das 1. Halbjahr 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen realen Zuwachs der Investitionen von 5,2% aus. Für das Gesamtjahr 2015 rechnet die Regierung mit einem Plus von 4,7%. Im Jahr 2016 sollen die Investitionen um 5,2% und 2017 sogar um 7,5% steigen. Die strukturell bedingten Defizite in der Wirtschaft führen dazu, dass die Türkei für die Finanzierung ihrer ehrgeizigen Infrastruktur- und Industrieprojekte und der damit verbundenen Importe in hohem Maße auf Kapitaleinfuhren angewiesen bleibt. Zur Sicherung der Geldflüsse aus dem Ausland, ob Direktinvestitionen, Portfolioinvestitionen oder Kredite, bedarf es politischer Stabilität sowie verlässlicher und transparenter Rahmenbedingungen. Die anstehenden Strukturreformen der Regierung im Rechts- und Verwaltungsbereich sollen die Voraussetzungen für ein verstärktes Engagement ausländischer Firmen in der Türkei verbessern. Laut Wirtschaftsministerium erhöhten sich die ausländischen Direktinvestitionen in den ersten acht Monaten 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 35,5% auf 11,8 Mrd. US$. Davon kamen 4,8 Mrd. $ aus der EU (+19,7%). Die Zahl der Firmen mit deutschem Kapital bezifferte das Ministerium mit 6.321. 4 Einkommensentwicklung, Kaufkraft und Konsum Der private Verbrauch erhöhte sich nach Angaben von TÜIK im 1. Halbjahr 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum real um 5,1%. Für das Gesamtjahr geht die Regierung von einem Plus von 4,5% aus, wie dem mittelfristigen Programm zu entnehmen ist. Im Jahr 2016 wird ein Konsumanstieg von 3,6% und im Jahr 2017 von 4,3% vorausgesagt. Die Prognosen der Europäischen Kommission fallen dagegen mäßiger aus. Diese rechnet für 2015 mit einem Zuwachs von 3,6%. Im Jahr 2016 soll der private Verbrauch nur noch um 2,4% und 2017 um 2,9% zulegen. Die schwache Türkische Lira und die relativ hohe Inflation mindern die inländische Kaufkraft. Die Auswirkungen der Währungsabwertung werden Verbraucher jedoch erst 2016 vollends zu spüren bekommen. Eine starke Anhebung der Nominallöhne könnte diese Entwicklung allerdings ausgleichen. Die Regierung hat für Anfang 2016 eine Anhebung des gesetzlichen Mindestlohnes um 30% auf 1.300 TL pro Monat 5 angekündigt. Diese Erhöhung wird nach Einschätzung von Arbeitsmarktexperten das gesamte Lohngefüge nach oben verschieben und zunächst einen neuen Kaufkraftschub auslösen. Strukturdaten zum Bausektor Die Baukonjunktur hat sich in den vergangenen beiden Jahren deutlich verlangsamt. Im Jahr 2015 ist die Bauindustrie real nur um 1,7% gewachsen, so das türkische Statistikamt TÜIK. Im Jahr 2014 waren es 2,2%. Das Ergebnis für 2015 wäre noch ungünstiger ausgefallen, wenn nicht die staatlichen Bauinvestitionen angesichts von zwei Parlamentswahlen in die Höhe getrieben worden wären. Die staatlichen Investitionen in Bauprojekte erhöhten sich 2015 real um 8,4%; die privaten sanken dagegen um 1,2%. Fachleute erwarten angesichts sinkender Zinsen und einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung vor allem im 2. Halbjahr 2016 eine deutliche Belebung des Wohnungsbaus. Nicht zuletzt, weil in den mittleren und unteren Wohnungssegmenten weiterhin ein erheblicher Investitionsbedarf besteht. Die türkische Regierung erwartet für 2016 im Bausektor ein reales Wachstum von 4,0 bis 5,0%. Viele Branchenvertreter rechnen dagegen eher mit einer Zunahme zwischen 2,5 und 3,0%. Türkische Bauwirtschaft im Überblick Kennziffer Wert der Bauleistungen (in Mrd. TL, zu laufenden Preisen) .Sektoranteil am BIP (in %) Erteilte Baugenehmigungen .Anzahl der Bauten .Fläche (qm) .Wert (Mio. TL) .Anzahl der Wohnungen Nutzungsrechte .Anzahl der Bauten .Fläche (qm) .Wert (Mio. TL) .Anzahl der Wohnungen Baugenehmigungen nach Auftraggeber .Staatlich 2014 2015 79,8 85,9 Veränderung 2015/2014 ( in %) 7,7 4,6 4,4 -4,3 139.439 220.264.118 175.668 1.030.884 122.243 184.050.956 155.713 870.515 -12,3 -16,4 -11,4 -15,6 123.797 151.465.262 118.553 770.308 108.893 141.441.757 118.183 724.331 -12,0 -6,6 -0,3 -5,9 6.708 6.818 1,6 6 .Privat .Genossenschaftlich 130.445 2.286 113.658 1.767 -12,9 -22,7 2014 2015 A B C A 24.822 5.214.121 3.926 92.344 21.471 4.744.725 3.858 82.307 Veränderung 2015/2014 (in %) -13,5 -9,0 -17,3 -10,9 B C A B C A 158.391.809 128.008 672 1.968.603 1.540 1.392 131.259.213 112.477 340 1.300.373 1.038 794 -17,1 -4,3 -49,4 -33,9 -32,6 -42,9 B C A B C A 5.705.815 4.428 2.682 7.428.798 5.723 5.967 3.345.277 2.723 3.842 8.069.255 6.666 3.142 -41,4 -38,5 43,3 8,6 16,5 -47,3 B C A B C A B C A B 11.557.734 9.096 4.045 9.844.702 7.436 2.579 12.918.480 10.155 4.936 7.234.056 5.357 7.044.501 5.863 3.202 7.568.126 5.987 2.058 13.086.443 11.055 5.087 7.633.043 6.046 -39,0 -35,5 -20,8 -23,2 -19,5 -20,2 1,3 8,9 3,1 5,5 12,9 Quelle: TÜIK Baugenehmigungen nach Gebäudekategorien Kategorie Einfamilienhäuser Zwei- oder Mehrfamilienhäuser Sozialunterkünfte Hotels und ähnliche Bauten Bürogebäude Bauten für Groß-und Einzelhandel Industrielle Bauten Öffentliche Bauten Sonstige Bauten C A = Zahl der Bauten; B = Fläche in qm; C = Wert in Mio. TL; Quelle: TÜIK 7 2. Hochbau/Gebäudebau Marktlage und Marktentwicklung Der Wohnungsbau rechnet für 2016 mit einer deutlich besseren Konjunktur als 2015. Gründe dafür sind Zinssenkungstendenzen und umfangreiche Werbekampagnen der Projektträger, in denen sie zum Beispiel mit günstigen Kreditkonditionen werben. Die Fortsetzung der Projekte im Rahmen des städtischen Transformationsprogramms (Urban Transformation Program) belebt ebenfalls den Markt. Die Wirtschaftsmetropole Istanbul ist der Mittelpunkt des türkischen Hoch - und Infrastrukturbaus. Zwischen 2011 und 2015 stieg die Wirtschaftsleistung der Stadt um durchschnittlich 6,3%. Bis 2020 soll sie jährlich um 4,8% zunehmen. Laut Immobilienberatungsfirma JLL (Jones Lang Lasalle) steht die Metropole auf Platz sechs der „most advanced emerging world cities“, nach Shanghai, Peking, Dubai, Taipei und Kuala Lumpur. In Europa rangiert Istanbul bezüglich der Einwohnerzahl an erster, hinsichtlich der Flugpassagierzahl nach London und Paris an dritter und bezüglich der Wirtschaftskraft nach Moskau, Paris und London an vierter Stelle, so die Anfang 2016 veröffentlichte Studie „Istanbul on the World Stage“ von JLL. Die hohe Attraktivität der Stadt als Investitionsstandort führt zu hohen Preissteigerungen bei Wohnimmobilien. Laut TÜIK legten die Preise 2015 im Durchschnitt um 23% zu, im Landesdurchschnitt waren es 18%. Wohnungs- und Bürobau Der Großraum Istanbul ist Standort für viele bedeutende Projekte im Hochbau. Es entstehen zahlreiche Wohnungen, Einkaufszentren und ein neues Finanzzentrum. Auch die größeren städtischen Transformationsprojekte finden in Istanbul statt. Bevorzugte Stadtbezirke für den Abriss und Neubau von Gebäuden in erdbebengefährdeten Gebieten sind Gaziosmanpasa, Fikirtepe, Tarlabasi und Süleymaniye. Eine weitere Entwicklung besteht in der Umwandlung ehemaliger Fabrikgebäude in moderne Wohnanlagen, Bürokomplexe und gemischt nutzbare Gebäude. Diese Projekte werden vor allem in den Stadtbezirken Kagithane und Bomonti realisiert. Die staatliche Wohnungsagentur TOKI (www.toki.gov.tr) setzt ihre Projekte im Rahmen des städtischen Transformationsprogramms fort. Dabei ist die Agentur laut Präsident Mehmet Ergün Turan in 49 Provinzen aktiv. Bis Ende 2016 soll mit dem Bau von 60.000 Wohnungen begonnen werden. In Istanbul will TOKI in sieben Stadtbezirken (Gaziosmanpasa, Esenler, Güngören, Üsküdar, Beyoglu, Bayrampasa, 8 Bagcilar) auf einer Fläche von 500.000 qm Transformationsvorhaben starten. TOKI wurde ursprünglich für Projekte im sozialen Wohnungsbau gegründet. Inzwischen ist die Agentur aber auch im höherpreisigen Segment tätig. Umfangreiche Projekttätigkeit plant TOKI ferner in Ost- und Südostanatolien. In der Provinz Gaziantep wurde laut Turan mit dem Bau einer neuen Stadt mit 55.000 Wohnungen begonnen, wo 300.000 Menschen leben sollen. Dieses Projekt soll in sechs bis sieben Jahren abgeschlossen werden. Außerdem sollen in Malatya 9.348, in Elazig 4.000, in Erzincan 3.633, in Erzurum 2.463, in Mardin 2.000, in Kars 1.510, in Sanliurfa 800 und in Ardahan 267 neue Wohnungen errichtet werden. Das Unternehmen Kelesoglu wird in Yakuplu bei Istanbul für rund 1 Mrd. $ insgesamt 4.610 Wohnungen und 319 Villen errichten. Das Gelände umfasst 1,2 Mio. qm. Das Großprojekt „Deniz Istanbul“ beinhaltet ferner den Bau eines Einkaufszentrums, eines Krankenhauses, einer Schule und eines Jachthafens. Die Ciftciler Holding errichtet im Istanbuler Stadtbezirk Zincirlikuyu zwei Wohn- und Bürotürme mit je 44 Etagen. Die vom britischen Architekten John McAslan entworfenen Gebäude sollen bis März 2017 fertiggestellt werden. Die NG-Gruppe (Familie Nafi Güral) baut zurzeit in der Nähe des Atatürk-Flughafens zwei Bürotürme im Gesamtwert von 500 Mio. TL. Eines der Gebäude hat 28 Etagen und wird wahrscheinlich ein Fünfsternehotel beherbergen, das von der Hotelkette Marriott betrieben werden soll. Das andere Gebäude wird 26 Etagen umfassen und Platz für ein Kongresszentrum, 276 Residenzen und vier Penthäuser bieten. Die NGGruppe ist hauptsächlich mit der Firma Kütahya Seramik in der Keramikproduktion tätig. Großen Immobilienunternehmen setzen in zunehmendem Maße auf intelligente Gebäudelösungen und grüne Bauten. Die deutsche Immobilienfirma Homes Development beispielsweise, die dem türkischen Geschäftsmann Erkin Köksal gehört, will im ägäischen Ferienort Cesme bei Izmir 200 Mio. Euro in ein grünes Wohnungsbauprojekt investieren. Die geplante Anlage soll 36 Wohneinheiten mit Wohnflächen zwischen 35 und 250 qm umfassen. 9 Investitionen in Bürokomplexe in Ankara Die 5,3 Mio. Einwohner zählende türkische Hauptstadt Ankara entwickelt sich zum attraktiven Investitionsstandort für Büroimmobilien. Nachgefragt werden vor allem Büros der Qualitätsklasse A. Bürokomplexe dieser Kategorie zeichnen sich unter anderem durch modernes architektonisches Design, hohe Energieeffizienz, gute Verkehrsanbindung und effizientes Gebäudemanagement aus. Die Bedeutung Ankaras für die Geschäftswelt ist damit zu erklären, dass Ministerien, Behörden und große Staatsunternehmen ihren Sitz in Ankara haben. Da große Infrastrukturprojekte unter staatlicher Regie vorbereitet und vergeben werden, ist die Kontaktpflege zu diesen Institutionen wichtig für Unternehmen. Gemischt genutzte Objekte gefragt Gemischt genutzte Immobilien liegen im Trend. Beispielhaft hierfür ist das Großprojekt „Mahall Ankara“, das die Baufirma Türkerler Insaat zusammen mit der staatlichen Wohnungsbauagentur TOKI in der Nähe der Autobahn Ankara - Eskisehir errichtet. Dieses Projekt umfasst 315 Büros, 246 Wohnungen, 191 kleinere Büroräume, 78 Stadtsuiten, ein Hotel und 64 Geschäfte. Im selben Gebiet realisiert die Baugesellschaft Ege Grup Yapi Endüstrisi das Projekt „Maidan“ (www.maidan.com.tr). Auf einem Gelände von 22.435 qm entstehen unter anderem Büros, Geschäfte und Restaurants. Die Baugesellschaft Moment Yapi errichtet zurzeit den 80 Mio. $ teuren Luxuskomplex „Moment Bestepe" (www.momentbestepe.com.tr). Das Vorhaben umfasst den Bau von zwei Türmen mit je 15 Etagen auf 10.300 qm. In den Gebäuden entstehen unter anderem 330 Büros und Konferenzräume sowie 22 Geschäfte. Die Büroflächen bewegen sich zwischen 83 und 198 qm. Das Projekt soll bis Ende 2017 fertiggestellt werden. Einkaufszentren Immobilienentwickler und Bauunternehmen investieren weiterhin massiv in Einkaufszentren, obwohl sich in einigen Regionen Sättigungstendenzen zeigen. Nach Angaben des Türkischen Verbands für Einkaufszentren (AYD) gab es in der Türkei Ende 2015 insgesamt 361 Malls. Der Umsatz erhöhte sich von 75 Mrd. TL im Jahr 2014 auf rund 90 Mrd. TL im Jahr 2015. Die Schätzungen für 2016 belaufen sich auf 100 Mrd. bis 110 Mrd. TL. In den Jahren 2016 und 2017 sollen neue Flächen in Höhe von insgesamt 2,3 Mio. qm hinzukommen, prognostiziert AYD. 10 Entwicklung der Einkaufszentren in der Türkei *) Jahr Anzahl 2012 2013 2014 2015 279 303 337 361 Vermietbare Fläche (in Mio. qm) 7,8 8,7 9,7 10,2 Anstieg der Fläche (in %) 9,9 11,5 11,5 5,2 *) revidierte Zahlen Quelle: Türkischer Verband für Einkaufszentren - AYD Laut türkischem Wirtschaftsmagazin „Ekonomist“ ist die deutsche Unternehmensgruppe für die Entwicklung und das Management von Gewerbeimmobilien ECE - bezogen auf die vermietbare Fläche - der zweitgrößte Investor von Einkaufszentren in der Türkei. Das Unternehmen betreibt insgesamt 15 Shoppingmalls in Istanbul, Ankara, Izmir, Antalya, Bursa und Eskisehir; darunter sind auch besonders große Komplexe wie ANKAmall (112.000 qm) in Ankara und Marmara Park (100.000 qm) in Istanbul. Derzeit gibt es in 24 von insgesamt 81 türkischen Provinzen noch keine Einkaufszentren, so AYD. Es handelt sich hierbei mehrheitlich um wirtschaftlich weniger entwickelte Provinzen Ost- und Zentralanatoliens. Mit der fortschreitenden Industrialisierung und Urbanisierung dürften sich jedoch auch in diesen Regionen Investitionschancen ergeben. Nach einem Bericht des „Ekonomist“ planen die 22 größten Branchenunternehmen zwischen 2016 und 2018 mehr als 30 neue Einkaufszentren. Dabei sind Istanbul, Ankara, Izmir, Adana und Antalya weiterhin im Fokus der Investoren. Zunehmend gewinnen aber auch Städte wie Sivas, Adiyaman, Iskenderun, Malatya, Konya, Rize und Isparta an Bedeutung. Industriebau Beim Großanlagenbau stehen die petrochemische Industrie und die Erdölverarbeitung im Mittelpunkt. Der Petrochemiekonzern Petkim (Petrokimya Sanayi), der zur staatlichen aserbaidschanischen Ölgesellschaft Socar gehört, realisiert in Izmir/Aliaga mehrere Projekte im Gesamtwert von rund 10 Mrd. $. Darunter befindet sich die STAR-Raffinerie (Socar Turkey Aegean Refinery) mit einer jährlichen Rohölverarbeitungskapazität von 10 Mio. t. Das Raffinerieprojekt mit veranschlagten Investitionen von 5,6 Mrd. $ war Anfang 2016 zu 54% fertiggestellt. Die Arbeiten sollen bis 2018 abgeschlossen werden. 11 Nach einer Untersuchung der türkischen Kammer der Bauingenieure IMO (Insaat Mühendisleri Odasi) sind 75% der großen Industriebetriebe des Landes unzureichend vor Erdbeben geschützt. Dieser Befund weist auf einen hohen Investitionsbedarf (Neubau, Sanierung, Reparatur) bei industriellen Bauten hin. Bau öffentlicher Gebäude Mehrere Krankenhausprojekte in öffentlich-privater Partnerschaft Die Gesundheitswirtschaft ist in den vergangenen Jahren zu einem bedeutenden Wachstumssektor aufgestiegen. Private Krankenhausketten und andere nichtstaatliche Projektträger bauen ihr Leistungsangebot laufend aus. Das Gesundheitsministerium modernisiert bestehende Einrichtungen und errichtet selbst oder in Partnerschaft mit privaten Investoren sogenannte Stadtkrankenhäuser. Diese werden im Rahmen von Public-Private-Partnership-Projekten (PPP) realisiert. Derzeit entstehen 230 rein staatliche Krankenhäuser mit insgesamt 40.000 Betten. Diese errichtet das Gesundheitsministerium in Eigenregie ohne private Beteiligung. Bis Ende 2017 sollen die Hospitäler fertiggestellt werden. Weitere Krankenhäuser mit 30.000 Betten werden darüber hinaus in Kooperation mit privaten Investoren gebaut. Bei diesen Stadtkrankenhäusern handelt es sich um Einrichtungen mit jeweils 500 bis 3.000 Betten. Im Jahr 2016 sollen im Rahmen von PPP weitere Stadtkrankenhäuser mit 25.000 Krankenbetten ausgeschrieben werden. Die Akfen-Holding errichtet zurzeit drei Stadtkrankenhäuser in Isparta, Eskisehir und Tekirdag. Das Krankenhaus in Isparta soll bis Ende 2016 fertiggestellt werden. In Eskisehir wurde kürzlich mit dem Bau begonnen. Die Bauarbeiten in Tekirdag wurden bislang noch nicht aufgenommen. Ausgewählte Großprojekte im türkischen Hochbau Projektbezeichnung Petkim StarErdölraffinerie (Socar Turkey Aegean Refinery) Wohn/Büroprojekt Investitionssumme Projektstand (Mio. Euro) 4.000 Zu 54% fertiggestellt; endgültige Fertigstellung bis 2018 geplant k. A. Laufende Bauarbeite 12 Anmerkung Ölraffinerie im Rahmen des Petrochemiekomplexes Aliaga/Izmir für die Verarbeitung von 10 Mio. t Rohöl pro Jahr Bau von 24 Wohn- und Bürotürmen auf einem Gelände Maslak 1453 in Istanbul Finanzzentrum Istanbul/Atasehi r Tema Park Istanbul n, Vorverkauf von Immobilien 2.220 Laufende Infrastruk turarbeite n; Gebäudebau ab 2016 1.300 Fertigstel lung 2016 Wohnungsprojekt Blue Lake 223 Im Bau, Fertigstel lung 2017 Onur Park Life 156 In Planung, Fertigstel lung in drei Phasen 2018 bis 2020 130 Fertigstel lung voraussich tlich 2019 NG Hotels/Marriott International Wohnungsprojekt Moment Istanbul 80 In Vorbereitu ng Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 13 von 325.000 qm mit insgesamt 4.681 Wohnungen, weiteren Einrichtungen und einer 1,5 km langen Einkaufsstraße in Maslak/Istanbul durch das Bauunternehmen Agaoglu Insaat in Kooperation mit Emlak Konut GYO Errichtung des neuen internationalen Finanzzentrums im asiatischen Teil Istanbuls zur Ansiedlung wichtiger Finanzinstitute und der Zentralbank Bau von 4.000 Wohnungen auf einer Fläche von 380.000 qm im Istanbuler Vorort Halkali durch die Firmen Mesa, Artas, Kantur-Akdas, Öztas Bau von 788 Wohnungen (zehn Wohnblöcke) und 22 Geschäften auf einem Gelände von 171.000 qm in Istanbul am Büyükcekmece-See Bau von 718 Wohnungen (neun Wohnblöcke)und 231 Geschäften auf 46.800 qm in Esenyurt/Istanbul durch die Firmen Onur Beton und Onur Cimento Bau eines Fünfsternehotels mit 400 Zimmern und eines Kongresszentrums mit einer Fläche von 5.270 qm in Istanbul Bau von zwei Türmen mit je 44 Etagen und insgesamt 731 Wohnungen im Istanbuler Stadtbezirk Kartal durch die Baufirma AC Yapi 3. Tiefbau/Infrastrukturbau Energie Die Elektrizitätsnachfrage erhöhte sich 2015 gegenüber dem Vorjahr nur noch um 2,6% auf 263,8 Mrd. kWh (2014: +4,4%). Demgegenüber stiegen die Kraftwerkskapazitäten um 5,2% (3.700 MW) auf insgesamt 73.300 MW. Da die türkische Wirtschaft inzwischen mit 3 bis 4% pro Jahr nicht mehr so stark wächst, steigt der Energiebedarf weniger. Der geringere Zuwachs ist auch mit einer verbesserten Energieeffizienz in energieintensiven Industriezweigen (Glas, Zement, Textil) zu erklären. Während die installierten Kapazitäten seit 2008 im Durchschnitt um 8,3% pro Jahr zunahmen, erhöhte sich die Stromnachfrage nur um 4,2%. Im Jahr 2014 erreichten die Reservekapazitäten dadurch bereits 34% des Verbrauchs; es droht ein Überangebot am Elektrizitätsmarkt. Denn optimal sind 15 bis 20%. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren voraussichtlich fortsetzen. Für 2016 erwarten Experten einen Anstieg der Energienachfrage von 3,5 bis 4,0%, während die Kapazitäten um 6,8% (4.500 bis 5.000 MW) zunehmen werden. Private Energieanbieter sind daher zurzeit zurückhaltend beim Bau von Kraftwerken und haben mehr Interesse an Projekten im Ausland. So berichtet das private Energieunternehmen Aksa Enerji (2.211 MW Kapazität) über geplante Engagements in zehn afrikanischen Ländern wie Ghana, Namibia, Simbabwe, Sambia, Tansania und Mosambik. Mit dem Bau eines Kraftwerks (370 MW) in Ghana wurde bereits begonnen. Trotz der schwierigen Marktentwicklung setzt die Regierung die Förderung von Investitionen in den Energiesektor fort. Förderungswürdige Energieprojekte werden mit einem Investitionsförderzertifikat (Yatirim Tesvik Belgesi) versehen. Erneuerung und Ausbau der Stromnetze Der Präsident des Verbandes für Elektrizitätsvertriebsdienste ELDER, Nihat Özdemir, rechnet für den Zeitraum 2016 bis 2020 mit Investitionen in den Ausbau und die Modernisierung der Elektrizitätsnetze von 2,0 Mrd. $ pro Jahr. Im Zeitraum 2011 bis 2015 sollen es jährlich 1,2 Mrd. $ gewesen sein. Die Projekte zielen darauf ab, die Netzqualität zu verbessern und die Leitungsverluste zu verringern. Der regionale Stromversorger Bogazici Elektrik Dagitim (www.bedas.com.tr), zuständig für den europäischen Teil Istanbuls, wird rund 1 Mrd. TL in ein 36 kV-Netz inves14 tieren, wie aus der Förderliste des Wirtschaftsministeriums hervorgeht. Dafür muss das Unternehmen Ausrüstung für fast 30 Mio. $ importieren. Diese Einfuhren sind vom Einfuhrzoll und von anderen Importabgaben befreit. Der Verteilnetzbetreiber Uludag Elektrik Dagitim (www.uedas.com.tr) will 587 Mio. TL für die Erneuerung des Netzes ausgeben und plant Ausrüstung im Wert von 7 Mio. $ einzuführen. Das Unternehmen beliefert die Bevölkerung in Bursa und den Nachbarprovinzen mit Strom. Auch der Stromversorger Camlibel Elektrik Dagitim (www.cedas.com.tr) erhält staatliche Förderung für seine Investitionen. Das Unternehmen, zuständig für den Vertrieb in der mittelanatolischen Provinz Sivas und den Nachbarprovinzen, will 383 Mio. TL in das Verteilungsnetz investieren. Der Importbedarf für Ausrüstungen beläuft sich auf knapp 2,8 Mio. $. Erneuerbare Energien im Aufwind Die gesamte Solarkraftleistung soll bis Ende 2016 auf 1.000 MW und bis 2023 auf 5.000 MW erhöht werden, ausgehend von 400 MW nach aktuellem Stand. Die größten Anbieter von Solarenergie sind die Firmen Gün Günes Enerjisi (68 MW), Ilgaz Elektrik Üretim (35 MW), Teksin Enerji Üretim (33 MW) und Cingilli Organik Tarim Isletmeleri (26 MW), so die Regulierungsbehörde für den Energiemarkt EPDK. Das Wirtschaftsministerium fördert zahlreiche kleine Fotovoltaik-, Wind-, Wasserund Biomassekraftwerke in verschiedenen Regionen des Landes. Zu den subventionierten Projekten zählt zum Beispiel der Bau eines 10-MW-Windkraftwerks des Unternehmens Eksi Enerji Üretim. Die Anlage kostet etwa 32 Mio. TL und wird in der Provinz Malatya entstehen. In Verbindung mit dem Projekt müssen Ausrüstungen im Wert von 5,6 Mio. $ importiert werden. Zu den staatlich geförderten Vorhaben zählt ferner das Wasserkraftwerk (10,4 MW) des Unternehmens Caglayan-Su Elektrik Üretim (www.ciltug.com). Die Firma will die Anlage für 57 Mio. TL in der südostanatolischen Provinz Adiyaman errichten. Der Importbedarf für Ausrüstungen beträgt 1,5 Mio. $. Das Unternehmen Mavi Bayrak Enerji Üretim will in der Industriezone Söke (ägäische Provinz Aydin) für 39 Mio. TL ein 12-MW-Biomassekraftwerk errichten. Um das Projekt realisieren zu können, muss der Stromerzeuger schätzungsweise 1,5 Mio. $ für importierte Ausrüstung ausgeben. Mavi Bayrak Enerji Üretim ist eine Tochterfirma der Investmentgesellschaft Global Yatirim Holding. 15 Der Auf- und Ausbau von Kohlekraftwerken wird nach den Worten von Energieminister Berat Albayrak im Sinne der Energiepolitik der Regierung an Bedeutung gewinnen. Neben der Verwertung der lokal verfügbaren Braunkohle mit niedrigem Brennwert, seien auch Kraftwerke willkommen, die mit importierter Steinkohle befeuert werden. Dem Vernehmen nach werden zurzeit spezielle Förderungen für Kohlekraftwerke vorbereitet. So wird überlegt, einen garantierten Abnahmepreis von 0,07 bis 0,08 $/kWh für den Strom aus Kohlekraftwerken einzuführen. Dieser soll nicht nur für den Bau neuer Kraftwerke, sondern auch für die privatisierten Anlagen gelten. Das Unternehmen Bahcepinar Enerji Üretim ve Insaat plant den Bau eines großen Kohlekraftwerks. Für 1,6 Mrd. $ will es in Bandirma, in der westlichen Provinz Balikesir, eine 1600-MW-Anlage (2 x 800 MW) errichten. Dort sollen auch ein Kohleterminal, ein Hafen sowie Anlagen für die Ascheeinlagerung entstehen. Für die geplante jährliche Elektrizitätserzeugung von 12,6 Mrd. kWh sollen 3,7 Mio. t importierte Steinkohle eingesetzt werden. Das Projekt soll in acht Jahren abgeschlossen werden. Steigendes Interesse an lizenzfreier Stromerzeugung Neben den lizenzierten Projekten nehmen auch die Kapazitäten für die lizenzfreie Stromerzeugung stetig zu. Dabei handelt es sich um Kraftwerke, die eine Kapazität von 1 MW nicht überschreiten. Nach türkischem Recht dürfen diese ohne Lizenz errichtet und betrieben werden. Ausgenommen von dieser Regelung sind Eigentümer, Teilhaber und Beschäftigte von lizenzierten Energieverteilungsbetrieben. Grundsätzlich ist die Errichtung einer einzigen lizenzfreien Anlage pro Verbraucher zulässig. Laut EPDK belaufen sich die lizenzfreien Stromerzeugungskapazitäten auf insgesamt 395 MW; darunter sind Photovoltaikanlagen mit 321 MW (Stand: Ende Januar 2016). Bei den übrigen Anlagen handelt es sich um Biomasse-, Windkraft-, Wasserkraft- und Erdgaskraftwerke. Die zentralanatolische Provinz Kayseri ist mit 75,6 MW die Region mit den höchsten lizenzfreien Kapazitäten, gefolgt von den Provinzen Konya (57,5 MW), Ankara (28,7 MW), Denizli (26,7 MW) und Antalya (26,4 MW), so EPDK. Das deutsche Unternehmen Juwi AG Wörrstadt wird im laufenden Jahr für die Koyuncu-Gruppe 18 lizenzfreie Solarkraftanlagen liefern, davon zehn in die Provinz Konya und acht in Nevsehir. Die chinesische Firma Trina Solar will bis Mitte 2016 die Tegnatia-Gruppe mit Fotovoltaikmodulen mit einer Gesamtleistung von 40 MW beliefern. 16 Derzeit produzieren in der Türkei 18 Firmen Solarpaneele mit einem lokalen Wertschöpfungsbeitrag von etwa 50%. Die in die Paneele eingesetzten Solarzellen müssen bislang importiert werden. Eine lokale Fertigung wird angestrebt. Der Solarenergieverband GÜNDER bereitet zurzeit mit Unterstützung des türkischen Wirtschaftsministeriums ein Clusterprogramm für die Solarenergiebranche vor. An dem „Solar Cluster TR“ werden anfänglich 30 Firmen teilnehmen, die Solarpaneele und Zulieferprodukte sowie schlüsselfertige Anlagen herstellen. Die Firmen, die an dem Projekt teilnehmen sind: Alcin Alüminyum, Alfa Solar, Anadolu Isi, Ankara Solar, BDR Galvaniz, Cepas Galvaniz, CW Enerji, Dalkiran Solar, Delta Telekom Enerji, Ekinler Endüstri, Endüstriyel Elektrik, Enso Elektrik, Europower Enerji, Evanergy Solar, Gazioglu Solar, Gida Tekstil Cihaz, Göze Enerji, Güntir, Ideco Enerji, Ödül Enerji, PI Yenilenebilir Enerji, Proerk Mühendislik, Schmid Pekintas, Sebat Alüminyum, Solartürk, Solimpeks, Tera Fotovoltaik, Ulusoy Elektrik, Zahit Enerji und Zenit Enerji. Bau von Erdgaslagern Mit dem Ziel, die begrenzten Erdgaslagerkapazitäten auszuweiten und die Sicherheit in der Energieversorgung zu verbessern, investiert die Türkei in zwei staatlich geförderte Großprojekte in Tarsus/Mersin im Wert von insgesamt 3,3 Mrd. Euro. Das Projekt der Toren Dogalgaz Depolama sieht den Bau eines Erdgaslagers mit einer Kapazität von 3 Mrd. cbm vor. Die geplante Investitionssumme beläuft sich auf knapp 7 Mrd. TL. Das Vorhaben der Gaz Depo ve Madencilik mit einer Kapazität von 1 Mrd. cbm erfordert Investitionen von 3,5 Mrd. TL. Nach den Planungen sollen für die Gasspeicherung im Bereich der unterirdischen Salzstöcke bei Tarsus in circa 1.000 m Tiefe insgesamt 48 Höhlen mit einer Höhe von jeweils 350 m und einem Durchmesser von 60 m gebaut werden. An der Oberfläche müssen mehrere Kompressorstationen errichtet werden. Ein lange geplantes Erdgaslager in Zentralanatolien wird wohl bis 2018 fertiggestellt werden. Das Lager, in dem bis zu 1 Mrd. cbm Gas gespeichert werden können, entsteht 40 km südlich des anatolischen Salzsees Tuz Gölü im Gebiet von Sultanhani (Provinz Aksaray) in einer Tiefe von 1.100 bis 1.400 m. Investor des 640 Mio. $ teuren Projektes ist das chinesische Unternehmen China Tianchen Engineering. Ein Erdgaslager mit einer Kapazität von 2,5 Mrd. cbm ist in Silivri am Marmarameer in Betrieb. Seine Kapazität soll auf 4,6 Mrd. cbm erhöht werden. Transport 17 Die Nachfrage in der Türkei nach Transportdienstleistungen steigt rasant durch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Gleichzeitig begünstigt die geografisch attraktive Lage Transport- und Logistikprojekte, denn das Land gilt als Drehkreuz zwischen Europa, dem Nahen Osten, Asien und Afrika. Experten gehen davon aus, dass bis 2023 rund 200 Mrd. $ an Investitionen in den Verkehrssektor erforderlich sein werden. Der laufende Fünfjahresplan 2014 bis 2018 der türkischen Regierung sieht bis 2018 die Verlängerung des Schnellstraßennetzes von 20.017 auf 25.272 km und der Autobahnen von 2.236 auf 4.000 km vor. Die Schnellstraßen sollen bis 2023 weiter auf 29.000 km und die Autobahnen auf 8.000 km verlängert werden. Der Bau und Betrieb von Autobahnen erfolgt zunehmend nach dem BOT-Modell durch private Firmen und Konsortien. Der wichtigste staatliche Projektträger im Straßenbau ist die Generaldirektion für Straßen KGM (Karayollari Genel Müdürlügü, www.kgm.gov.tr, Investitionsbudget 2016: 8,5 Mrd. TL). Der geringe Anteil des Schienentransports am gesamten Gütertransportvolumen soll bis 2023 auf 15% erhöht werden. Das konventionelle Eisenbahnnetz soll zwischen 2014 und 2018 von 8.770 auf 10.556 km und das Hochgeschwindigkeitsnetz von 888 auf 2.496 km vergrößert werden. Die Arbeiten an Hochgeschwindigkeitsstrecken mit einer Länge von 457 km werden zurzeit fortgesetzt. Die Auftragsvergaben für weitere 562 km sind in Vorbereitung. Der neue Bahnhof für Hochgeschwindigkeitszüge in Ankara wird voraussichtlich bis Mitte 2016 fertiggestellt werden. Er soll anfänglich von 20.000 Bahnkunden pro Tag genutzt werden. Nach der Fertigstellung der im Bau befindlichen beziehungsweise geplanten Hochgeschwindigkeitsstrecken AnkaraIzmir, Ankara-Sivas und Bilecik-Bursa soll die Zahl auf 50.000 steigen. Wichtigster Projektträger im Bereich Eisenbahn ist die Staatsbahn TCDD (www.tcdd.gov.tr, Investitionsbudget 2016: 5,3 Mrd. TL). Vom diesjährigen Investitionsbudget entfallen 2,0 Mrd. TL auf den Ausbau der Hochgeschwindigkeitsstrecken. Allein für die Streckenführung Ankara-Izmir sollen 2016 etwa 633 Mio. TL ausgegeben werden. Der bisher ebenso niedrige Anteil des Seetransports am gesamten Gütertransport soll bis 2023 auf 10% und am Containertransport auf 15% erhöht werden. Istanbul soll mittelfristig zur Drehscheibe für den regionalen Containerverkehr werden. Der staatliche Fünfjahresplan sieht bis 2018 einen Güterumschlag von 615 Mio. t vor. Nach Angaben des Verbandes der Hafenbetreiber TÜRKLIM (Türkiye Liman Isletmecileri Dernegi) stieg das Güterumschlagsvolumen in den türkischen Seehäfen 2015 gegenüber dem Vorjahr um 8,6% auf knapp 416 Mio. t. Entwicklung des Hafenumschlagsvolumens 18 Jahr 2012 2013 2014 2015 Umschlagsvolumen (in 1.000 t) 387.426 384.930 383.120 415.755 Quelle: Verband der Hafenbetreiber TÜRKLIM Mehrere private Hafenbetreiber wie Yilport, GLI (Global Liman Isletmeciligi), Limakport, MIP (Mersin International Port), Safiport und APM Terminals bauen ihre Kapazitäten aus. Nach dem Ausbau sollen auch große Containerschiffe mit einer Kapazität von mehr als 18.000 TEU abgefertigt werden können. Der internationale Hafenbetreiber APM Terminals (A. P. Moller Maersk Group) will bereits im Mai 2016 bei Izmir den ersten Abschnitt des größten Containerhafens an der türkischen Ägäisküste eröffnen. Die zweite Projektphase soll bis Ende 2016 abgeschlossen werden. Die Gesamtkosten des Projekts werden mit 400 Mio. $ angegeben. Nach Abschluss der zweiten Phase wird der Hafen eine Containerkapazität von 1,3 Mio. TEU erhalten. Die übrigen Frachtkapazitäten werden 500.000 t betragen. Limakport will die Containerkapazität in Iskenderun am östlichen Mittelmeer von derzeit 1 Mio. auf 3 Mio. TEU erhöhen. Die Safi Holding will in den Hafen Derince am Marmarameer bis 2020 insgesamt 350 Mio. $ investieren. Das Unternehmen erwarb die Anlage Anfang 2015 im Rahmen der Privatisierung für 543 Mio. $. Der Ausbau des Containerhafens von Mersin von 1,8 Mio. auf 2,6 Mio. TEU mit Investitionen von 160 Mio. $ wurde Anfang 2016 nahezu abgeschlossen. Ein weiterer Ausbau soll folgen. Aufbau von multimodalen Logistikzentren Die türkische Regierung errichtet landesweit mehrere multimodale Logistikzentren, um die Transportinfrastruktur zu stärken. Bis 2023 sollen insgesamt 20 Logistikzentren (Lojistik Köy) entstehen. Diese sind in der Regel per Straße und/oder Schiene an See- oder Flughäfen angebunden und verfügen über großzügige Flächen für Lager sowie diverse Ein- und Ausladevorgänge. Außerdem werden Sonderzonen für Gefahrengüter, Zollzonen, Reparatur- und Wartungsdienste bereitgestellt. Das Projekt wurde bereits 2005 von der türkischen Staatsbahn TCDD in Koordination mit mehreren Einrichtungen des öffentlichen und privaten Sektors gestartet. Im November 2015 unterzeichneten die Duisburger Hafen AG (Duisport) und das türkische Logistikunternehmen Arkas ein Kooperationsabkommen für die Entwicklung von multimodalen Logistikzentren in der Türkei. Als erstes gemeinsames Projekt soll in Kartepe bei Istanbul auf einer Fläche von 200.000 qm ein intermodales Terminal 19 errichtet werden, das 2018 den Betrieb aufnehmen soll. Über das Terminal soll der Transport über die Straße und Schiene angeboten werden. Kommunikationsnetze: 4G-Standard im Mobilfunknetz eingeführt Der anhaltende Boom bei Surfsticks, Tablets und Smartphones lässt auch in der Türkei den Bedarf an mobilen Datentransporten weiterhin stark ansteigen. Mit der Einführung des 4G-Standards zum 1.4.16 hat das mobile Internet einen neuen Entwicklungsstand erreicht. Seit der Erteilung der 4.5G-Lizenzen im August 2015 haben Mobilfunkfirmen zahlreiche neue Basisstationen errichtet. Es wird in absehbarer Zeit mit rund 10 Mio. 4.5G-Kunden gerechnet. Der neue 4.5G-Standard gilt zunächst in Istanbul und in anderen Großstädten und wird in den übrigen Regionen schrittweise eingeführt. Die türkische Lesart von „4.5G“ für den neuen Standard soll andeuten, dass die Türkei darauf hinarbeitet, in absehbarer Zeit die 5G-Netztechnologie einzuführen. Die Regierung will dieses Ziel bis 2020 erreichen. Das Glasfasernetz muss in den kommenden Jahren massiv ausgebaut werden. Aktuell hat es eine Länge von circa 250.000 km. Langfristig sollte es um das Sechsfache auf 1,5 Mio. km ausgebaut werden, schätzt der Präsident des Verbandes der selbständigen Telekommunikationsbetriebe TELKODER, Yusuf Ata Ariak. Darüber hinaus müssen mindestens 30.000 zusätzliche Basisstationen für den Mobilfunkverkehr errichtet werden. Aktuell gibt es in der Türkei schätzungsweise 100.000 Basisstationen. Nach den Plänen der Regierung sollen bis 2023 etwa 80% der rund 20 Mio. türkischen Haushalte an das Glasfasernetz angebunden werden. Die erforderliche Investitionssumme zum Ausbau des Glasfasernetzes schätzt Vodafone auf 26 Mrd. TL. Das Unternehmen Turkcel, das Glasfaserleitungen von über 35.000 km besitzt, investiert zurzeit 3,2 Mrd. TL in die Erweiterung seines Netzes. Allein in der Provinz Eskisehir werden 1.000 km verlegt. In den kommenden drei Jahren sollen sechs weitere Provinzen hinzukommen. Der Anbieter Türk Telekom International beteiligt sich am länderübergreifenden Projekt SEA-ME-WE-5. Es handelt sich um ein 20.000 km langes Unterwasserglasfaserkabel zwischen Frankreich und Singapur. An dem 700 Mio. $ teuren Projekt sind insgesamt 17 Länder beteiligt. Die dazu gebaute Verbindungsstation in Marmaris an der südwesttürkischen Küste wurde Anfang 2016 fertiggestellt. Türk Telekom (TT) verfügt in der Türkei über ein Glasfasernetz von knapp 200.000 km und ist zurzeit der 20 größte Player am türkischen Telekommunikationsmarkt. Gemessen am Umsatz hat das Unternehmen einen Marktanteil von 44%. Wasser/Abwasser/Abfall Im Bereich der Trinkwasserversorgung und insbesondere der Abwasserentsorgung besteht ein immenser Nachholbedarf. Der Preis für Wasser hat sich in der Türkei in den letzten fünf Jahren um etwa 50% erhöht. Die Bereitstellung von sauberem Wasser und die Entsorgung des Abwassers erfordern umfangreiche Investitionen in die Infrastruktur. Für die Wasserversorgung sind in den einzelnen Provinzen angesiedelte öffentliche Unternehmen zuständig (zum Beispiel ISKI in Istanbul und ASKI in Ankara). Der Bau von industriellen Kläranlagen gewinnt zusehends an Bedeutung. Im Zusammenhang mit der Projekttätigkeit entsteht eine erhebliche Nachfrage nach Bau-, Ingenieur- und Planungsarbeiten sowie Technologien. Intelligente Wasserlösungen sind gefragt. Firmen wie Enta Mühendislik, Seren Mühendislik und Gensu, bieten biologische und chemische Lösungen für die Abwasserentsorgung an. Dabei wird die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern gesucht. Enta Mühendislik ist nach den Worten von Geschäftsführer Mehmet Yüceyurt auch im Ausland stark engagiert, darunter im Nahen Osten, Nordafrika und Zentralasien. Das Istanbuler Wasserwirtschaftsunternehmen ISKI (Istanbul Su ve Kanalizasyon Idaresi), das für die Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung in der Stadt zuständig ist, plant zur Verbesserung der Versorgung den Bau von fünf neuen Staudämmen. Davon sollen zwei im asiatischen (Sungurlu, Isaköy) und drei im europäischen Teil (Isabeyli, Hamzali, Karamandere) der Metropole entstehen. Der im Bau befindliche Melen-Staudamm soll bis Ende 2016 fertiggestellt werden. Wichtiger Projektträger im Wassersektor ist ferner die staatliche Generaldirektion für Wasserwirtschaft DSI (Devlet Su Isleri Genel Müdürlügü, www.dsi.gov.tr), die vornehmlich in der landwirtschaftlichen Bewässerung tätig ist. Im laufenden Jahr will DSI insgesamt 5,3 Mrd. TL, beziehungsweise in 173 Bewässerungsprojekte, investieren. Außerdem sind 1,7 Mrd. TL für den Bau von Staudämmen vorgesehen. Die türkische Wasserwirtschaft 2014 (in 1.000 cbm) Insgesamt .Städte und Wasserverbrauch insgesamt 14.744.979 5.232.039 Abwasseraufkommen insgesamt 12.679.420 4.108.499 21 Abwasseraufkommen ohne Kühlwasser 4.809.265 4.108.499 Kommunen .Dörfer .Verarbeitende Industrie .Wärmekraftwerke .Organisierte Industriezonen .Bergwerke 428.882 2.203.935 110.609 1.715.098 110.609 151.253 6.526.322 144.886 6.397.085 211.857 *) 90.775 211.857* 208.915 136.272 136.272 *) da einige Betriebe in den organisierten Industriezonen im Wasserbereich Selbstversorger (z. B. Brunnen) sind, erscheint in der Statistik das Abwasseraufkommen höher als der Wasserverbrauch Quelle: TÜIK Investitionen in das Abfallmanagement und die Wiedergewinnung Mit den sich rasch verändernden Lebens- und Konsumgewohnheiten der Verbraucher fallen immer mehr Verpackungsabfälle an. Diese stellen inzwischen 20% des Gewichtes und 50% des Volumens aller festen Haushaltsabfälle dar. Die Zahl der Verpackungsproduzenten ist in den vergangenen Jahren rasant angestiegen. Ein wachsendes Umweltbewusstsein der türkischen Bevölkerung und neue gesetzliche Bestimmungen, die im Zuge der anvisierten EU-Integration erlassen werden, fördern Vorhaben in der Abfallentsorgung und Wiedergewinnungswirtschaft. So erließ das Ministerium für Umwelt und Stadtentwicklung 2015 eine umfassende Verordnung für das Entsorgungsmanagement von Abfällen und Abwässern (Staatsanzeiger „Resmi Gazete“ Nr. 29314 vom 2.4.15). Laut TÜIK wurden 2014 in 1.391 Städten und Kommunen mit insgesamt 71 Mio. Einwohnern 28 Mio. t Abfall eingesammelt und entsorgt. Davon wurden 18 Mio. t in geordneten professionellen Mülldeponien entsorgt. Weitere knapp 10,0 Mio. t wurden von den stadteigenen Mülllagern aufgenommen. Lediglich 126.485 t Abfälle wurden zu Kompostierungsanlagen gebracht. In den türkischen Städten und Kommunen fielen 2014 im Durchschnitt täglich 1,08 kg Haushaltsabfälle pro Einwohner an. In der verarbeitenden Industrie wurden insgesamt 15,7 Mio. t Abfall produziert, darunter 1,0 Mio. t gefährliche Stoffe. Von den Gesamtabfällen wurden 5% recycelt. Rund 45% der Abfälle wurden verkauft oder an lizenzierte Abfallentsorgungs- und –wiedergewinnungsfirmen überführt. Etwa 31% gingen an geordnete Mülldeponien. Die restlichen Abfälle wurden unter anderem in Verbrennungsanlagen beseitigt. 22 Die Umweltausgaben erreichten im Jahr 2014 knapp 21 Mrd. TL und entsprachen etwa 1,2% des Bruttoinlandsproduktes. Auf den Staat entfielen rund drei Viertel der Ausgaben. Ausgewählte Großprojekte im türkischen Infrastrukturbau Projektbezeichnung Kernkraftwerk Akkuyu, EÜAS, Akkuyu NGS Kernkraftwerk Sinop, EÜAS Kanal Istanbul Dritter internationaler Flughafen Istanbul Investitionssumme Projektstand (in Mrd. Euro) 20,0 Projektdurchführu ng durch Rosatom, Fertigstellung bis 2022 vorgesehen; Bauarbeiten haben begonnen 20,0 Auftragsvergabe an japanischfranzösisches Konsortium Mitsubishi, Areva und GDF Suez 2013; Bau hat noch nicht begonnen 13,0 In Planung, genauer Streckenverlauf des Kanals soll laut Verkehrsminister Yildirim im 2. Halbjahr 2016 festgelegt werden 10,3 Bis April 2016 waren 23% der Arbeiten fertiggestellt, Fertigstellung des ersten Abschnitts für 2018 geplant 23 Anmerkung Geplante Leistungsstärk e: 4.800 MW; Anlage entsteht in der Provinz Mersin Geplante Leistungsstärk e: 4.600 MW; Anlage soll in der Provinz Sinop entstehen Bau eines 44 km langen, 25 m tiefen Kanals mit elf Brücken parallel zum Bosporus westlich von Istanbul Bau eines dritten Flughafens in Istanbul/Kemer burgaz auf einer Fläche von 77 Mio. qm für jährlich zunächst 90 Mio., später für 150 Mio. Passagiere nach dem BOT- Trans-Anatolian Natural Gas Pipeline Project (TANAP) 8,7 Im Bau, Fertigstellung bis 2018 geplant Autobahn Istanbul – Izmir, einschließlich Hängebrücke bei Izmit 5,9 Laufende Bauarbeiten durch das Konsortium Nurol, Özaltin, Makyol, Astaldi, Yüksel, Göcay sowie IHI und Itochu (Japan); Fertigstellung bis 2019 geplant, Hängebrücke bei Izmit nahezu fertiggestellt 4,6 Bauarbeiten durch IC Ictas und Astaldi SpA (Italien) laufen; offizielle Eröffnung der Brücke im August 2016, Fertigstellung der gesamten Autobahn mit Verbindungsstraße n bis 2018 NordmarmaraAutobahn, einschließlich dritte Hängebrücke über den Bosporus 24 Modell (Laufzeit 25 Jahre) Pipeline für die Durchfuhr von Erdgas aus Aserbaidschan über die Türkei nach Europa mit einer Jahreskapazitä t von 16 Mrd. cbm durch die Ölgesellschaft en TPAO (Türkei) und SOCAR (Aserbaidschan ) Bau einer 377 km langen Autobahn, 44 km Verbindungsstr aßen und einer 2.688 m langen Hängebrücke über die Bucht von Izmit Entsteht nördlich von Istanbul Dreistöckiger Tunnel unter dem Bosporus Eurasia-Tunnel für Kfz Erdgaslagerprojekt unter dem Salzsee (Tuz Gölü) 3,2 Für die Ingenieurarbeiten gaben Ende 2015 zwölf Firmen Angebote ab (Vergabe für Mai 2016 erwartet; Fertigstellung bis 2020 geplant 1,0 Bauarbeiten laufen; Fertigstellung durch Yapi Merkezi, SK E&C und Hanshin (beide Südkorea) bis 2017 geplant 0,4 Fertigstellung bis 2018; Weltbankkredit über 400 Mio. $ zugesagt Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 25 Tunnel mit zwei Etagen für Kfz und einer Etage für die Stadtbahn Bau eines 14,6 km langen Tunnels (2 Röhren) für Kfz unter dem Bosporus durch das türkischkoreanische Joint Venture ATAS Steigerung der Erdgaslagerkap azität um 1 Mrd. auf 2,1 Mrd. cbm, Bau durch Pipelineuntern ehmen Botas und Chian Tianchen (China) 4. Branchenüberblick und Geschäftspraxis Branchenstruktur und Wettbewerbssituation Türkische Baufirmen dominieren den lokalen Markt. Ausländische Unternehmen wie die italienische Astaldi wirken im Wesentlichen nur im Rahmen von anspruchsvollen Großprojekten wie beim Bau der Bosporus-Brücke oder des Bosporus-Tunnels als Konsortialpartner mit. Türkische Bauunternehmen gehören zu den weltweit erfolgreichsten Firmen ihrer Branche. Von den 250 umsatzstärksten Unternehmen der Welt kommen 43 aus der Türkei, so das Branchenmagazin „Engineering News Record“. Darunter sind Firmen wie Öztürk, Rönesans, Polimeks, ENKA, TAV, Calik, Tekfen, Ant Yapi und Yapi Merkezi. Geschäftspraxis Die Gesetze Nr. 4734 und 4735 aus dem Jahr 2003 sowie die entsprechenden Durchführungsverordnungen bilden die rechtlichen Grundlagen der öffentlichen Auftragsvergabe in der Türkei. Staatliche Bauprojekte ab einer bestimmten Größenordnung werden gewöhnlich international ausgeschrieben. Diese Ausschreibungen werden im Staatsanzeiger „Resmi Gazete“ und teilweise in anderen Presseorganen veröffentlicht. Bei Großprojekten kann vorher auch ein Vorqualifizierungsverfahren durchgeführt werden. Oberste Aufsichtsbehörde ist die Anstalt für öffentliche Ausschreibungen KIK (Kamu Ihale Kurumu; www.kik.gov.tr). Für eine erfolgreiche Teilnahme am Bietungsprozess ist eine frühzeitige Beschaffung von Informationen vor der offiziellen Ausschreibung ratsam. Die Auftragsvergabe verläuft nicht immer transparent. Die Kooperation mit lokalen Partnern kann in vielen Fällen hilfreich sein. Nach einem Regierungsrundschreiben wird einheimischen Bietern bei öffentlichen Ausschreibungen gewöhnlich ein Preisvorteil von 15% gewährt, unter der Bedingung, dass die in der Ausschreibung verlangten technischen Voraussetzungen erfüllt werden. Die Wertschöpfungskette von der Entwicklung, Planung, dem Bau bis hin zum Vertrieb wird daher von türkischen Unternehmen dominiert. 26 Kooperationspflicht für ausländische Auftragnehmer Die türkische Regierung verlangt bei öffentlichen Projekten ab einer bestimmten Größenordnung von ausländischen Kontraktoren eine Kooperation mit einheimischen Firmen, falls die dafür erforderlichen technischen Voraussetzungen gegeben sind. Eine wichtige Maßnahme des Industrieministeriums zur Förderung lokaler Hersteller und Leistungsanbieter bezieht sich auf Artikel 3, Abs. u. des Gesetzes Nr. 4734 und trifft Regelungen für die öffentliche Beschaffung von Waren und Dienstleistungen von ausländischen Anbietern, die im Rahmen des sogenannten Industriekooperationsprogramms (Sanayi Isbirligi Programi - SIP) erfolgen. Das Programm sieht bei öffentlichen Projekten eine Zusammenarbeit zwischen ausländischen Auftragnehmern und lokalen Zuliefern ab 10 Mio. $ vor (nachzulesen in der Durchführungsverordnung des Industrieministeriums, veröffentlicht im Staatsanzeiger Nr. 29268 vom 15.2.15). Die SIP-Verordnung des Industrieministeriums gibt lediglich die Grundregeln und Prozeduren vor. Jedes investierende Ministerium (Projektträger) ist dazu gehalten für seinen Geschäftsbereich eine eigene „innere“ SIP-Verordnung zu erlassen. Im Mittelpunkt des SIP-Modells stehen vor allem die Bereiche Energie, Transport, Telekommunikation und Gesundheit. Zusammenarbeit mit lokalen Partnern erleichtert Zugang zu Projekten Große türkische Baugesellschaften sind nicht nur in der Türkei, sondern auch im Ausland aktiv. Für deutsche Technologieunternehmen können sich so in Kooperation mit lokalen Baufirmen lukrative Liefer- und Geschäftsmöglichkeiten ergeben - auch außerhalb der Türkei. Verlässliche Preis- und Strukturdaten gibt es nur für den Großraum Istanbul. Der Bau- und Immobilienmarkt ist insgesamt sehr intransparent. Realistische Objekt- und Preiseinschätzungen sind nur schwer möglich. Zur Beobachtung des Marktgeschehens und zur kurzfristigen Verfolgung der öffentlichen Ausschreibungen sowie zur Kontaktpflege zu potenziellen privaten Investoren ist der Aufbau einer ständigen örtlichen Präsenz in der Türkei sinnvoll. Die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen lokalen Partner ist ratsam, weil mit dessen Spezialwissen viele Schwierigkeiten, Missverständnisse und Ärgernisse mit Behörden und anderen Stellen vermieden werden können. Die enge Kooperation mit türkischen Partnern erhöht auch die Chancen für die Einholung von Aufträgen, da viele Abschlüsse auf der Grundlage persönlicher Beziehungen erfolgen. 27 Lokale Banken stärker an der Projektfinanzierung beteiligt Die Projektfinanzierung als Mittel zur Realisierung von Infrastrukturvorhaben gewinnt zusehends an Bedeutung. Viele bekannte Großprojekte werden über Projektfinanzierungen umgesetzt. Auffällig ist dabei, dass im Finanzierungsgeschäft der Anteil lokaler Kreditinstitute auf Kosten internationaler Banken zunimmt. Türkische Banken sind in den letzten Jahren wirtschaftlich soweit erstarkt, dass die Finanzierung von Großprojekten für sie interessant und machbar ist. Türkische Finanzinstitute bieten mit über zwölf Jahren deutlich längere Laufzeiten an als ausländische Geldgeber (fünf bis sieben Jahre), sind flexibler und reagieren schneller auf Veränderungen. Deshalb genießen sie oft den Vorzug vor der ausländischen Konkurrenz. 5. Baustoffe und Bauzulieferindustrien Baustoffe Die Baustoffindustrie wuchs 2015 wie bereits im Jahr zuvor nur um 0,7%, so die Angaben des Fachverbandes IMSAD. Für 2016 rechnet der Verband mit einem realen Produktionszuwachs von 2,0%. Die schwache Zunahme der letzten zwei Jahren hängt mit der mäßigen Inlandsnachfrage und teilweise mit der ungünstigen Exportkonjunktur zusammen. Türkische Baustoffimporte nach wichtigsten Produktkategorien (in Mio. US$) Baustoff Baustoffimporte insgesamt Elektrische Ausrüstungen Heizungs- und Kühlungsgeräte Rohre und Rohrverbindungen aus Eisen und Stahl Schrauben und -mutter aus Eisen und Stahl Wasserhähne und Ventile Schlösser und Beschläge Farben und Lacke Baumaterialien aus Holz Beleuchtungsanlagen Stäbe, Profile, Drähte und Nägel aus Eisen und Stahl 2014 2015 9.295,2 1.093,9 908,5 827,0 9.134,8 1.074,2 1.037,3 873,5 Änderung 2015/2014 (in %) -1,7 -1,8 14,2 5,6 637,7 674,6 5,8 643,2 636,2 618,7 621,1 572,9 453,7 620,7 589,5 560,0 558,4 507,1 419,3 -3,5 -7,3 -9,5 -10,1 -11,5 -7,6 Quelle: Verband der Baustoffindustrie - IMSAD (www.imsad.org) 28 Zement und Gips Durch die relativ schwache Baukonjunktur erhöhte sich der inländische Zementabsatz (Zement und Klinker) 2015 nach Angaben des Zementverbandes TCMB nur um 1% auf knapp 64 Mio. t. Nach Prognosen des Verbandes wird der Inlandsabsatz 2016 um 3% wachsen. Die größeren Hersteller (Tochterfirmen von Industrieholdings) wie Sabanci, Limak, Oyak und Sanko konzentrieren sich wegen des verlangsamten Inlandswachstums verstärkt auf das Ausland, insbesondere auf Afrika und Amerika. Der Hersteller Limak Cimento begann Ende 2015 an der Elfenbeinküste mit dem Bau eines Zementwerkes. Die Sanko Holding eröffnete Anfang 2016 im selben Land eine Betonzentrale mit einer Produktionskapazität von 130 cbm pro Stunde. Daten zur Zementindustrie in der Türkei (Mio. t) *) Produktion Inlandsverkauf Export von Zement Export von Klinker 2014 2015 71,24 63,18 7,65 2,86 71,42 63,70 7,39 3,06 Veränderung 2015/2014 (in %) 0,25 0,82 -3,40 6,99 *) Werte beziehen sich auf die Mitgliedsunternehmen des TCMA Quelle: Verband der Zementproduzenten (Türkiye Cimento Müstahsilleri Birligi TCMA) Landesweit gibt es insgesamt 67 Zementfabriken, darunter 49 integrierte Anlagen und 18 Verpackungswerke. Wichtigste Hersteller sind laut TCMB die Firmen As Cimento, Adocim, Cimsa, Akcansa, Cimentas, Nuh Cimento und Baticim. Das Unternehmen Cimsa investiert derzeit 55 Mio. $ in den Ausbau und die Modernisierung seines Zementwerkes in Eskisehir. Nach Angaben von Geschäftsführerin Nevra Özhatay soll das Projekt bis 2017 abgeschlossen werden. Außerdem will Cimsa das Werk in Nigde ausbauen und rationalisieren. In das staatlich geförderte Vorhaben will der Hersteller 40 Mio. TL investieren. Der Hersteller Bursa Cimento investiert 120 Mio. $ in die Verdoppelung seiner Kapazitäten: Ab 2017 will er 2,0 Mio. t Klinker und 2,9 Mio. t Zement pro Jahr produzieren. Außerdem laufen Projekte zum Einsatz von alternativen Energiequellen (getrockneter Schlamm aus Klärwerken), um den Einsatz von Kohle bei der Produktion zu reduzieren. Ähnliche Vorhaben verfolgen auch die Zementunternehmen Cimentas und Baticim. Daten zum Markt für Gips in der Türkei (Mio. t) Kenngröße Produktion Gips 2013 3.400 29 2014 3.600 2015 3.800 2016 *) 4.000 Produktion Gipsplatten Produktion insgesamt Export Gips Export Gipsplatten Export insgesamt 700 4.100 800 210 1.010 750 4.350 850 250 1.100 800 4.600 850 280 1.130 850 4.850 900 300 1.200 *) Prognose Quelle: Verband der Gipsproduzenten der Türkei (ALCIDER, www.alcider.org.tr) Keramische Erzeugnisse Bei keramischen Boden- und Wandplatten sowie Kacheln und Fliesen steht die Türkei weltweit unter den zehn größten Produzenten. Nach Angaben der türkischen Keramik-Föderation SERFED (Türkiye Seramik Federasyonu) fertigen landesweit 28 Betriebe Platten, Kacheln und Fliesen aus Keramik. Die Jahreskapazität liegt bei etwa 406 Mio. qm. Im Jahr 2015 wurden in der Türkei 230 Mio. qm Wand- und Bodenplatten, Kacheln und Fliesen sowie 11 Mio. Sanitärprodukte verkauft, so der Fachverband. Wichtige Kachel- und Plattenhersteller sind Eczacibasi (Vitra), Kale Seramik, Ege Seramik, Yurtbay Seramik, Kütahya Seramik, Usak Seramik, Yüksel Seramik und Hitit Seramik. Produzenten von Waren aus Sanitärkeramik sind Canakcilar Seramik, Ece Banyo, Kalevit und Serel. Außenhandel mit Keramikplatten, -kacheln und -fliesen (in 1.000 $) Jahr 2013 2014 2015 Export Veränderung gegenüber Vorjahr (in %) Import 604.792 598.450 500.489 3,10 -1,05 -16,37 104.304 110.132 78.204 Veränderung gegenüber Vorjahr (in %) 35,25 5,59 -28,99 Quelle: TÜIK Außenhandel mit sanitärkeramischen Produkten (in 1.000 $) Jahr 2013 2014 2015 Export 203.237 221.842 198.184 Veränderung gegenüber Vorjahr (in %) 8,75 9,15 -10,66 Quelle: TÜIK 30 Import Veränderung gegenüber Vorjahr (in %) 9.470 9.096 9.099 24,62 -3,95 0,03 Glas Die gesamten Produktionskapazitäten türkischer Glashersteller belaufen sich auf rund 2,5 Mio. t pro Jahr. Der Produktionswert wird auf 2 Mrd. $ geschätzt. Hinzu kommen Werke türkischer Unternehmen im Ausland. Im Jahr 2015 wurden im Inland 1,7 Mio. t Flachglas hergestellt. Der größte Teil der für die Glasherstellung benötigten Rohstoffe ist lokal verfügbar. Das Unternehmen Türkiye Sise ve Cam Fabrikalari (Sisecam) ist mit Abstand größter Hersteller von Glas. Türkischer Außenhandel mit Glas (in 1.000 $) Jahr Export 2013 2014 2015 117.649 142.007 111.263 Veränderung Import gegenüber Vorjahr (in %) 11,27 165.324 20,70 198.610 -21,65 174.200 Veränderung gegenüber Vorjahr (in %) 34,93 20,13 -12,29 Quelle: TÜIK Rohre Landesweit gibt es 30 Firmen, die Stahlrohre herstellen. Die Produktion wird für 2015 auf 4,2 Mio. t geschätzt. Die Inlandsnachfrage belief sich auf 2,4 Mio. In der Fertigung von Kunststoffrohren sind 368 Firmen tätig. Im vergangenen Jahr wurden schätzungsweise 850.000 t hergestellt. Türkischer Import von Rohren nach Materialien (in 1.000 $) Jahr 2013 2014 2015 Eisen und Stahl 930.242 827.029 873.531 Kunststoff 221.979 208.722 197.042 Kupfer 182.452 170.883 172.305 Aluminium 50.936 51.227 44.150 Quelle: TÜIK Wärmedämmung bei Gebäuden Der Markt für Isolationsstoffe zur Wärmedämmung von Gebäuden besitzt ein enormes Wachstumspotenzial - vor allem bei Materialien und Technologien für die äußere Wärmeisolierung. Das steigende Bewusstsein bei Bauherren und Immobilieneigentümern für das Thema Energieeffizienz und verpflichtende gesetzliche Vorgaben lassen mittelfristig eine steigende Nachfrage erwarten. Laut Energieeffizienzgesetz müssen bis zum 2.5.17 auch Gebäude, die vor 2011 gebaut wurden, einen Energiepass erhalten. Im vergangenen Jahr wurden schätzungsweise 5 Mrd. Euro auf dem Markt für Wärmedämmung umgesetzt. 31 Der Nachholbedarf bei Maßnahmen zur Verringerung der Energieverluste ist immens. Etwa 85% der bestehenden Gebäude besitzen keine ordentliche Wärmeisolierung. Nach Angaben des Präsidenten des Verbandes für Isolationsstoffe IZODER, Tayfun Kücükoglu, haben Wohngebäude am gesamten primären Energieverbrauch einen Anteil von 37%. Etwa 80% der Energie wird beim Heizen und Kühlen verbraucht. Von insgesamt 20 Mio. Wohnungen verfügen zurzeit erst 3 Mio. über eine wirksame Wärmeisolierung. Nach dem laufenden staatlichen Fünfjahresplan 2014 bis 2018 soll diese Zahl bis Ende 2018 auf 6,5 Mio. erhöht werden. Damit soll der Anteil der wirksam isolierten Wohnungen am gesamten Wohnungsbestand von derzeit 15 auf 40% angehoben werden. Steigendes Angebot an Isolationsmaterialien Zu den Anbietern von Isolationsstoffen in der Türkei zählen unter anderem die Unternehmen Austrotherm (www.austrotherm.com.tr), INEOS Styrenics (www.ineosstyrenics.com), Armacell (www.armacell.com), Türk Ytong (www.ytong.com.tr), Mardav (www.mardav.com), Aragonit (www.aragonit.com.tr), ODE (www.ode.com.tr), Betek Boya (www.filliboya.com) und Baumit (www.baumit.com.tr). Bei Glasisolierungen gehört der Hersteller Trakya Cam (www.trakyacam.com.tr) zu den Marktführern. Das Unternehmen verfügt auch über Produktionsstätten im Ausland, darunter in Bulgarien, Rumänien, Deutschland, Slowenien, Ungarn, Russland, Indien und Ägypten. Einige Betriebe verfolgen Investitionspläne zur Expansion und Diversifizierung ihrer Fertigung. Die österreichische Firma Austrotherm will nach Angaben des Marketingdirektors Dogal Inalli neue Werke für die Fertigung von expandiertem Polystyrolschaum (EPS) und extrudiertem Polystyrolhartschaum (XPS) errichten. Das Unternehmen besitzt bereits zwei Fabriken in Turgutlu und Dilovasi. Der Hersteller Türk Ytong hat nach Inbetriebnahme des sechsten Werkes 2015 seine Produktionskapazität für isolierende Bauelemente und Platten um 400.000 cbm auf insgesamt 2,5 Mio. cbm erhöht. 32 Türen und Fenster Der Markt für Türen mit einem geschätzten Jahresumsatz von 5 Mrd. TL wächst. Die Nachfrage nach modernen Sicherheitstechnologien nimmt rasant zu. Bedarf an automatischen beziehungsweise intelligenten Türen, Schließsystemen und elektronisch kontrollierten Zugangssystemen besteht nicht nur bei neu errichteten Gebäuden, sondern auch bei alten Bauten, die umfassend modernisiert werden. In der Produktion von Türen sind unter anderem die Firmen Bakis Door, Dorpan (Kastamonu Entegre), Artella und Dorstil aktiv. Die Türen in den Innenräumen sind in der Regel aus Holz. Bei Fenstern wird vornehmlich PVC eingesetzt. In Industrie- und anderen Gewerbebetrieben werden Türen aus Stahl und Aluminium bevorzugt. Landesweit gibt es circa 70 Anbieter von Fenstern und Türen aus Kunststoff. Im 2014 wurden 13,5 Mio. Fenster und 4 Mio. Türen aus Kunststoff hergestellt. Import von Türen und Fenstern (in 1.000 $) Jahr 2013 2014 2015 Kunststoff 4.862 5.547 5.458 Holz 31.874 32.105 23.304 Eisen und Stahl 24.797 28.942 18.969 Aluminium 7.566 7.093 6.232 Quelle: TÜIK Fahrstühle und Rolltreppen Durch den Bau zahlreicher Einkaufszentren, Bürohäuser, Hotels, Flughäfen und UBahnstationen ist die Nachfrage nach Fahrstühlen und Rolltreppen groß. Darüber hinaus besteht ein erheblicher Ersatzbedarf, da ein Großteil der installierten Aufzüge den geltenden sicherheitstechnischen Anforderungen nicht genügt. Türkischer Außenhandel mit Fahrstühlen (in 1.000 $) Jahr 2013 2014 2015 Export 49.603 54.937 41.894 Veränderung gegenüber Vorjahr (in %) 20,02 10,75 -23,74 Import 126.317 115.698 142.578 Veränderung gegenüber Vorjahr (in %) 29,92 -8,41 23,23 Quelle: TÜIK Nach Schätzungen der Generaldirektion für Industrie (Sanayi Genel Müdürlügü) im Ministerium für Wissenschaft, Industrie und Technologie (Bilim Sanayi ve Teknoloji Bakanligi) befanden sich Ende 2015 landesweit circa 520.000 Fahrstühle im Einsatz. 33 Im Bereich der Produktion, Montage und Wartung von Fahrstühlen arbeiten circa 2.000 Firmen. Laut AYSAD werden jährlich circa 43.000 neue Fahrstühle in Betrieb genommen. Das jährliche Marktvolumen für Fahrstühle, einschließlich der Montage-, Wartungsund Reparaturarbeiten, schätzt der Verband auf rund 1 Mrd. Euro. Mehrere international bekannte Fahrstuhl- und Rolltreppenhersteller wie Schindler, ThyssenKrupp, Otis und Hyundai sind in der Türkei aktiv. Türkische Firmen wie Nagel und Stoper stellen Teile sowie Komponenten her und leisten Wartungs- und Reparaturdienste. Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik Das gesamte Marktvolumen für Klimatechnik betrug im Jahr 2015 rund 14 Mrd. $., schätzt der Fachverband ISKID der Klimaindustrie (Isitma Sogutma Klima Imalatcilari Dernegi; www.iskid.org.tr). Bis 2023 erwartet er eine Zunahme auf 35 Mrd. $. Die Exporte sollen auf 25 Mrd. $ steigen. Etwa 57% aller Wohnungen werden in der Türkei mit Öfen (einschließlich Erdgasöfen) beheizt. Etagenheizungen finden sich in 26%, Zentralheizungen in 11% und Klima- und elektrische Heizgeräte in 6% der Haushalte, heißt es beim türkischen Statistikamt TÜIK in der zuletzt 2013 veröffentlichten Untersuchung. Der Einsatz von Öfen ist vor allem in Südostanatolien stark verbreitet. Etagenheizungen finden vor allem in Ankara, Istanbul und Eskisehir Verwendung. Der Markt für elektrische Heizgeräte wächst jährlich um mindestens 15%. Im Jahr 2015 wurden circa 1 Mio. Etagenheizanlagen verkauft. Diese werden in der Regel mit Erdgas betrieben. In diesem Bereich konkurrieren etwa 15 Hersteller, die im Verband der erdgasbetriebenen Heizgeräte Dosider zusammengeschlossen sind. Die VaillantGruppe hat einen Marktanteil von 35%. Der Hersteller Buderus brachte Ende 2015 seine Etagenheizungsanlage „Logamax plus GBI72i“ mit modulierendem Brenner zur Anpassung der Heizleistung, drehzahlgeregelter Hocheffizienzpumpe und digitaler Kesselregelung auf den türkischen Markt. Bei Gebäuden mit Zentralheizung - das betrifft etwa 2 Mio. Wohnungen - ist der Einsatz von Wärmezählern inzwischen obligatorisch. Das sorgt für eine hohe Nachfrage nach diesen Geräten. In der Türkei bietet unter anderem die deutsche Firma Ista Wärmezähler und Wärmemessungsdienste an. 34 Türkischer Außenhandel mit Heizungs-, Kühl- und Lüftungsgeräten (in 1.000 $) Jahr 2013 2014 2015 Export 765.431 749.000 659.663 Veränderung (in %) 11,72 -2,15 -11,93 Import 1.762.944 908.510 1.037.261 Veränderung (in %) 45,03 -48,47 14,17 Quelle: TÜIK Jährlich werden in der Türkei rund 1 Mio. Klimageräte abgesetzt. Mehrere in- und ausländische Hersteller wie Mitsubishi, Vestel, Arcelik und General konkurrieren auf diesem Markt mit einem geschätzten Jahresumsatz von 1,5 Mrd. $. Mitsubishi Electric will ab 2018 in der ägäischen Provinz Manisa Haushaltsklimageräte produzieren. Bis 2020 sollen dort 400 Arbeitskräfte beschäftigt werden. In das neue Werk will das Unternehmen 176 Mio. TL investieren. Durchschnittliche Strompreise (TL/kWh) Wohnungen Industrie Januar bis Juni 2014 0,354 0,234 Juli bis Dezember 2014 0,374 0,236 Januar bis Juni 2015 0,389 0,244 Juli bis Dezember 2015 0,389 0,244 Quelle: TÜIK Durchschnittliche Erdgaspreise (TL/cbm) Wohnungen Industrie Januar bis Juni 2014 1,042 0,895 Juli bis Dezember 2014 1,136 0,931 Januar bis Juni 2015 1,154 0,993 Quelle: TÜIK Kontaktadressen Ministerien/Behörden/Institutionen Ministerium für Umwelt und Städtebau (Cevre ve Sehircilik Bakanligi) (Zuständig für Stadtsanierungsprogramme) www.csb.gov.tr Ministerium für Forst- und Wasserwirtschaft (Orman ve Su Isleri Bakanligi) (Langfristige Planung von Wasserwirtschaftsprojekten) www.ormansu.gov.tr Aufsichtsbehörde für öffentliche Ausschreibungen (Kamu Ihale Kurumu - KIK) (Oberste Aufsichtsbehörde für öffentliche Ausschreibungen) www.kik.gov.tr 35 Juli bis Dezember 2015 1,179 0,976 Generaldirektion für Wasserwirtschaft (Devlet Su Isleri Genel Müdürlügü - DSI) (Staatlicher Projektträger für große Infrastrukturprojekte im Wassersektor) www.dsi.gov.tr Generaldirektion für das Straßenwesen (Karayollari Genel Müdürlügü - KGM) (Staatlicher Projektträger für große Straßen-, Brücken-, Tunnel- und Autobahnprojekte) www.kgm.gov.tr Nationale Branchenverbände Verband für Immobilieninvestitionen (Gayrimenkul Yatirim Ortakligi Dernegi - GYODER) (Dachorganisation der Immobilieninvestoren) www.gyoder.org.tr Architektenverband (Mimarlar Odasi) www.mo.org.tr Verband der Innenarchitekten (Icmimarlar Odasi) hwww.icmimarlarodasi.org.tr Verband der Hersteller von Baumaterialien (Insaat Malzemesi Sanayicileri Dernegi - IMSAD) (Dachverband der Hersteller von Baustoffen verschiedener Art) www.imsad.org Verband der Kontraktoren (Türkiye Müteahhitler Birligi) (Dachverband der Vertragsunternehmen) www.tmb.org.tr Fachzeitschriften Yapi (monatlich erscheinende Fachzeitschrift für Architektur, Gestaltung, Kultur und Kunst in türkischer/englischer Sprache) www.yapidergisi.com Tasarim (Fachzeitschrift für Architektur, Innenarchitektur und Stadtplanung in türkischer/englischer Sprache, erscheint zehn Mal pro Jahr) www.tasarimdergisi.com 36 Arredamento Mimarlik (monatlich erscheinende Fachzeitschrift für Architektur und Design-Kultur in türkischer Sprache) www.arredamento.com.tr Fachmessen Yapi - Turkeybuild Baufachmesse, die jährlich in Istanbul, Ankara und Izmir abgehalten wird www.turkeybuild.com.tr Yapex Building Exhibition (Internationale Fachmesse für Baustoffe, Baumaschinen und Gebäudetechnik in Antalya mit Teilausstellungen für Renovierung/Restaurierung, Badezimmerkeramik, Fenster und Türen) www.yapexbuild.com 37