Taipeh, 21. Januar 2008 Hallo, bei mir ist Weihnachten jetzt schon

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Taipeh, 21. Januar 2008 Hallo, bei mir ist Weihnachten jetzt schon
Taipeh, 21. Januar 2008
Hallo,
bei mir ist Weihnachten jetzt schon eine ganze Weile vorbei und bei euch auch. Jeder verbrachte
Weihnachten auf eine andere Art und Weise. Bei mir war es so, dass sich mein diesjähriges
Weihnachten sehr stark von dem in den bisherigen Jahren unterschied.
Aber fangen wir ganz vorne an...
Ende November ging es los mit den Vorbereitungen für die verschiedensten Weihnachtsfeiern. Das
Spannende ist, dass es immer um dasselbe Ereignis geht, aber dass die Weihnachtsfeiern so
grundverschieden waren.
Zum Beispiel galt es die Weihnachtsfeier für das
Gefängnis mit zu planen. Wie ihr im letzten Rundbrief
schon lesen konntet, verbot uns die Gefängnisleitung,
eine große Weihnachtsfeier zu machen. Somit mussten
acht kleinere organisiert werden.
Das Besondere für die Gefangenen an der
Weihnachtsfeier ist, dass sie eine kulinarische Spezialität
ihres Heimatlandes bekommen. Dieses Essen wird von
Freiwilligen gekocht. Es war sehr schön zu sehen, wie
Die Essensausgabe bei einer der
viele Menschen in irgendeiner Art und Weise an der
acht Feiern im Gefängnis
Weihnachtsfeier beteiligt waren. Sei es beim
eigentlichen Besuch, oder aber beim Verpacken der Geschenke oder Kochen der Mahlzeiten.
Menschen ganz unterschiedlicher Nationalitäten.
An der Weihnachtsfeier hatten wir dann zwei Stunden Zeit, um mit den Gefangenen zu singen, zu
reden, die Weihnachtsgeschichte zu erzählen und gemeinsam zu essen. Es hat mir sehr viel Spaß
gemacht, in ihre Gesichter zu schauen und ihre Freude zu sehen.
Ortswechsel.
Wir stehen auf dem Dach des YMCA-Taipeh. Es ist Nacht und die Aussicht ist genial. Um mich
herum lauter Menschen in meinem Alter. Wir feiern Weihnachten mit den Studenten. Aber nicht nur
mit denen, die wir in Deutsch unterrichten. Es sind auch Studenten von anderen Universitäten und
verschiedenen Fachrichtungen da. Sie wurden von ihren Freunden eingeladen. Es gibt traditionell
westliches Weihnachten: Truthahn, einen Weihnachtsbaum und jeder hat ein Geschenk mitgebracht,
welches er einer anderen Person schenkt. Am Schluss erklärt einer aus unserer Gemeinde die wahre
Bedeutung von Weihnachten. Die Studentinnen und Studenten waren erstaunt zu hören, dass Sterne,
Engel und die Geschenke der Könige alle auf der Weihnachtsgeschichte fußen.
Manche hörten von Jesus' Geburt das erste Mal.
Unterwegs im Auto als
Weihnachtsmann
(Außentemperatur: 28°C)
Wie war es nun an Heilig Abend? Es gab einen deutschen
Weihnachtsgottesdienst. Dieser wurde maßgeblich von der
Jungschar und dem Teeniekreis gestaltet. Die Kinder
führten eine Art Krippenspiel auf, aber auch Scharrers, sowie
Andy und ich waren am Gottesdienstgeschehen beteiligt. Es
war ein schöner und feierlicher Gottesdienst.
Danach ging es dann hinaus. Hinaus aus der Kirche, hinein in
den größten Nachtmarkt von Taipeh. Andy und ich machten
mit über 20 Leuten aus der Gemeinde einen
sogenannten „Outreach“. Das bedeutet, mit Menschen die
Weihnachtsfreude zu teilen, die davon noch nichts gehört
hatten. Wir waren verkleidet als Könige und Hirten und hatten
sogar ein echtes Pferd dabei (in Laichingen nichts Besonderes, aber erregt mitten in Taipeh ein
enormes Aufsehen). Die Reaktionen der Leute waren sehr positiv und sie lasen aufmerksam die
Broschüren über die ursprüngliche Bedeutung von Weihnachten. Anschließend feierten wir noch
gemeinsam mit ein paar Freunden Weihnachten.
Den Jahreswechsel haben wir am Taipeh 101 verbracht. Dem
zweithöchsten Gebäude der Welt. Dort gab es ein absolut gigantisches
Feuerwerk. Ein sehr beeindruckendes Ereignis. Auch Josi und Lisa,
die beiden Mädels aus Hualien, einer Stadt im Osten Taiwans, waren
mit dabei. Sie machen wie wir bei der Marburger Mission ein FSJ.
Es war spannend, mit einer halben Million Menschen Silvester zu
feiern und das vergangene Jahr gemeinsam zu reflektieren. Viel war
passiert, viele Menschen habe ich getroffen und viel Neues habe ich
gelernt und erlebt.
Doch wir sind schon wieder im neuen Jahr und auch dort geht die
Arbeit weiter, worüber ich mich sehr freue.
Heute möchte ich euch ein wenig meine Arbeit mit den wenigen
Deutschen hier näher bringen.
Erika Scharrer, Andy und ich leiten zusammen den Teenie-Kreis.
Das Feuerwerk zu
Dies ist eine Gruppe für deutsche Teenager, die Freitag-Nachmittags Silvester am Taipeh 101
nach der Schule stattfindet. Zuerst wird gemeinsam gegessen. Dann
wird gesungen und es werden Spiele gemacht, die zur biblischen Geschichte passen. Die Teens sind
im Alter von der fünften bis zur siebten Klasse.
In der Woche in der kein Teenie-Kreis stattfindet, gibt
es eine Jungschar für Grundschulkinder. Hierzu
kommen ungefähr zwanzig Kinder zusammen. Auch
hier machen wir Spiele und bringen den Kindern die
Bibel näher.
Gerade behandeln wir sowohl in der Jungschar als
auch im Teenie-Kreis Geschichten aus dem Buch
Markus, nachdem wir im letzten halben Jahr die
Geschichte von Jeremia durchgenommen haben.
Die Zeit in den Ferien nutzen wir immer, um mit den
Beim Bauen eines Morsegerätes während Kindern zusammen einen ganzen Tag zu verbringen,
den wir unter ein besonderes Thema stellen. So war es
der Kurzfreizeit
in den Herbstferien „Samuel Morse“, der wie „George
Washington Carver“ aus den Weihnachtsferien eine bahnbrechende Entdeckung gemacht hat.
Außerdem hatten beide ein spannendes Leben und waren überzeugte Christen. Dazu dürfen
natürlich Geländespiele in den hiesigen Parks sowie kleine Basteleien wie Morsegeräte nicht fehlen.
Mein Visum konnte ich vor zwei Wochen wieder um zwei Monate verlängern. Das heißt, Taiwan
wird mich so schnell nicht los. Ende Februar steht dann visumbedingt eine Ausreise nach Thailand
an. Die Wiedereinreise von Andy und mir folgt zehn Tage später. Dann erholt vom kleinen Urlaub
und hoffentlich mit neuem Visum in der Tasche, welches man in Taiwan noch zwei Mal verlängern
kann.
Ja, die zwei Seiten sind leider auch schon wieder voll. Wer mehr wissen möchte, einfach einen Brief
oder eine Mail schreiben. Ich freue mich und werde auf jeden Fall eine Antwort zusammenbasteln...
Euer Stefan aus Taipeh
Gebetsanliegen:
Dank:
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für die vielen Leute hier, die ich schon kennenlernen durfte
für unsere Arbeit, die uns nicht nur Spaß macht, sondern auch gesegnet ist
für die Visum-Verlängerung
für die Fortschritte in der Sprache
Bitte:
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weitere Bewahrung bei all den Aufgaben
für das Gelingen der anstehenden Freizeit mit thail. Gastarbeitern
für das nächste Visum, das in Bangkok genehmigt werden muss
weitere Verbesserung der Sprachkenntnisse
Stefan Pöhler
Chung Yung 5th Rd. #109
11149 Shilin/ Taipeh
Taiwan