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der Schauplatz der sogen. Gowrie-Verschwörung zur Ermordung König Jakobs VI. Am 25. Aug. 1618 wurden von einer
geistlichen Versammlung zu Perth die sogen. Perther Artikel entworfen. Nach der Schlacht von Tibbermoor 1644 wurde Perth vom
Marquis von Montrose belagert, 1651 von Cromwell eingenommen und am südlichen Ende der Stadt eine Citadelle angelegt. 1715
bemächtigte sich der Graf von Marr an der Spitze einer Rebellenabteilung der letztern und behielt sie als Waffenplatz, bis der Herzog
von Argyll die Rebellen vertrieb; doch gelangte dieselbe Partei 1745 von neuem in den Besitz der Stadt.
Vgl. Lawson, The book of Perth (Edinb. 1837). 2) Hauptstadt der britisch-austral. Kolonie Westaustralien, am Schwanenfluß, 20 km von dessen Mündung, an der großen ins
Innere vordringenden Ostbahn, mit großem Rathaus, mehreren schönen Kirchen, Hospital und 8000 Einw.; Sitz des Gouverneurs und
der Regierung, eines anglikanischen und eines katholischen Bischofs, von 5 Konsuln, Handelskammer, 3 Banken. Der Hafen ist
Fremantle (s. d.).
Perth Amboy (spr. émmbeu), Hafenort im nordamerikan. Staat New Jersey, an der Raritanbai, dem Südende von Staten Island
gegenüber, hat ein Seebad, eine Mineralquelle, Fabriken von feuerfesten Ziegeln, Kaolingruben und (1885) 6311 Einw. Die Einfuhr
wertete 1886-87: 337,978 Dollar, die Ausfuhr 1,019,720 Doll.
Perthes, 1) Johann Georg Justus, Buchhändler, Oheim von Perthes 2), geb. 11. Sept. 1749 zu Rudolstadt, widmete sich erst
dem Kaufmannsstand, trat aber später in die Ettingersche Buchhandlung zu Gotha und gründete daselbst 1785 ein eignes
Verlagsgeschäft, welches bald in Blüte kam; starb hier 2. Mai 1816. - Sein ältester Sohn, Wilhelm Perthes, geb. 18. Juni 1793 zu
Gotha, ward bei Perthes 2) in Hamburg für den Buchhandel gebildet, nahm 1813 und 1814 als Leutnant in der hanseatischen Legion
am Feldzug in Mecklenburg und Holstein teil, trat dann als Kompagnon in das väterliche Geschäft und übernahm nach des Vaters
Tode dasselbe allein.
Bald darauf legte er durch Herausgabe des Stielerschen Atlas den Grund zu einem geographischen Verlag, der durch die
Verbindung mit andern namhaften Geographen und Kartenzeichnern, wie Berghaus, Diez, Reichard, Spruner, Stülpnagel, Sydow
etc., bald große Bedeutung gewann. Zugleich erwarb er sich durch Herausgabe des »Gothaischen Hofkalenders«, der vom Jahrgang
1816 an aus dem Ettingerschen Verlag in den seinigen überging, und dem er (seit 1827) das genealogische Taschenbuch der
deutschen gräflichen und (seit 1848) auch der freiherrlichen Häuser hinzufügte, um die Genealogie und Statistik namhafte
Verdienste. Er starb 10. Sept. 1853 und hinterließ das Geschäft unter der Firma: »Justus Perthes« seinem Sohn Bernhard Wilhelm
Perthes, geb. 3. Juli 1821, der die geographische Anstalt, deren Erzeugnisse als der Höhepunkt der geographischen Wissenschaft
und der kartographischen Technik (Petermann, Vogel, Hassenstein u. a.) betrachtet werden können, namhaft erweiterte.
Seit 1855 erscheinen daselbst die von A. Petermann begründeten »Mitteilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt«,
lange Zeit die hervorragendste geographische Zeitschrift Deutschlands (jetzt hrsg. von Supan),
seit 1866 das »Geographische Jahrbuch«, begründet von E. Behm, jetzt herausgegeben von H. Wagner u. a. Seit seinem am 27.
Okt. 1857 erfolgten Tod wurde das Geschäft von seiner Witwe und Rudolf Besser (gest. 11, Aug. 1883), seit 1881 von seinem Sohn
Bernhard Perthes fortgeführt.
2) Friedrich Christoph, namhafter Buchhändler und Patriot, Neffe von Perthes 1), geb. 21. April 1772 zu Rudolstadt, trat 1787 in
Leipzig als Lehrling in die Böhmesche Buchhandlung, ward 1793 Gehilfe in der B. G. Hoffmannschen Buchhandlung zu Hamburg und
eröffnete 1796 daselbst eine Sortimentshandlung, in welche auch sein nachheriger Schwager, Heinrich Besser (geb. 1775 zu
Quedlinburg, gest. 1826 in Hamburg), als Kompagnon eintrat, und welche bald zu einer der geachtetsten Deutschlands sich erhob.
Während Besser bald das Sortimentsgeschäft allein führte, wandte dagegen Perthes seine Thätigkeit immer mehr dem Verlag zu
und trat mit vielen ausgezeichneten Männern aller Wissenschaften in Verbindung, so mit seinem nachmaligen Schwiegervater,
Matthias Claudius, und mit den Gebrüdern Grafen Stolberg. 1813 trat er begeistert für die Sache der deutschen Freiheit an die Spitze
des Aufstandes gegen die Franzosenherrschaft in Hamburg, ward darauf bei der Rückkehr der Franzosen geächtet und nahm dann
an den Feldzügen im nordwestlichen Deutschland teil.
Als Mitglied des hanseatischen Direktoriums und als Abgeordneter erwirkte er in dem Hauptquartier der Verbündeten zu
Frankfurt a. M. die Freiheitsakte der Hansestädte zurück. Als er nach Vernichtung der französischen Herrschaft nach Hamburg
zurückkehrte, fand er sein Geschäft ganz daniederliegend; indessen gelang es ihm, die angehäuften Verbindlichkeiten auf ehrenhafte
Weise zu lösen. Außerdem war Perthes auch in mehreren Zweigen des wiederhergestellten Hamburger Gemeindewesens thätig.
Nach dem Tod seiner ersten Frau siedelte er 1821 nach Gotha über, indem er sich nur dem Verlagshandel widmete und das
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Hamburger Geschäft seinem Schwager Besser und dessen Schwiegersohn Johann Heinrich Wilhelm Mauke (geb. 1790 zu Schleiz,
gest. 1859) überließ.
Ein großartiges Unternehmen Perthes' war Heeren und Ukerts »Geschichte der europäischen Staaten«, für dessen Ausführung
er die ausgezeichneten Historiker zu gewinnen wußte, und welches seit 1875 unter der Redaktion W. v. Giesebrechts wieder
aufgenommen und zu Ende geführt wird. Unter den Buchhändlern Deutschlands galt Perthes als Autorität; er wirkte mit in den
Angelegenheiten des Nachdrucks, der Preßgesetzgebung sowie bei der Begründung des Börsenvereins zu Leipzig und starb 18. Mai
1843 in Gotha. Sein Leben schrieb Klemens Th. Perthes (s. unten) u. W. Baur (Volksschrift, 2. Aufl., Barm. 1878).
Von seinen drei Söhnen haben sich der älteste, Friedrich Matthias Perthes, geb. 16. Jan. 1800 zu Hamburg, seit 1842 Pastor zu
Moorburg bei Hamburg, gest. 28. Aug. 1859, durch mehrere theologische Werke, unter andern: »Die alte und neue Lehre über
Gesellschaft, Staat und Kirche« (Hamb. 1849, 3. Aufl. 1850) und »Leben des Bischofs Chrysostomus« (das. 1853),
der zweite, Klemens Theodor Perthes, geb. 2. März 1809 zu Hamburg, Professor der Rechte zu Bonn, gest. 25. Nov. 1867,
besonders durch die Biographie seines Vaters (6. Aufl., Gotha 1872, 3 Bde.) und die Werke: »Politische Zustände und Personen in
Deutschland zur Zeit der französischen Herrschaft« (2. Aufl., das. 1862; Bd. 2, hrsg. von A. Springer, 1869),
»Das deutsche Staatsleben vor der Revolution« (Hamb. 1845) und als Gründer der »Herbergen zur Heimat« bekannt gemacht.
Der dritte, Andreas Hansa Traugott Perthes, geb. 16. Dez. 1813 zu Kiel, setzte seit dem Tod seines Vaters dessen Verlagsgeschäft
unter der alten Firma: »Friedrich Perthes« in Hamburg im Auftrag der Erben fort, lebt aber zu Gotha, wo er 1. Jan. 1840 bereits eine
eigne
Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte
Auflage, 1885-1892;12. Band, Seite 882 im Internet seit 2005; Text geprüft am 23.9.2008; publiziert von Peter Hug; Abruf am
20.1.2017 mit URL:
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