A Sinai.PM6
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A Sinai.PM6
Der Sinai ruft Sinai 1972-80 Von 1972-79 machten wir unsere Tauchexpeditionen an einem Brennpunkt der Weltpolitik, im Sinai. Zuerst als Vagabunden mit Schlafsack, den gemieteten VW- Buss, ausgehend von Tel Aviv durch den Negev „prügelnd“, später mit der ARKIA nach Sharm in Hugi’s Tauchcenter. Ich erinnere mich an einen Flug in der „Angströhre“, dem Metroliner, zwei Turboprops, nirgends Stehhöhe; aber für jeden Passagier ein Fenster. Die Hostesse bestand aus einer Thermosflasche und der Jagdpilot am Steuer präsentierte uns, direkt auf der Grenze, in der Mitte des Golf von Akaba, im Messerflug, die Korallenriffe von Saudi Arabien und die Nachschubfrachter des Iran-Irak-Kriegs auf der Reede von Akaba. Der Metroliner, Angströhre genannt Einmal picknickten wir auf dem Deck einer grossen Jacht, direkt auf der zurückgenommenen Waffenstillstandslinie im Marsa Bereika. Die Israelischen Ada’s, die auf ihrer Seite, am Strand, gesünnelt hatten, versuchten erfolglos, uns, mit ihren Sturmgewehren fuchtelnd, von unserem Ankerplatz zu vertreiben. Also in der Luft, am Boden und unter Wasser, Action pur. Sinai 1972-80 Mit Gebi auf der Geisterbahn... Gebi hat an alles gedacht. Für ihn ist klar, die Wüste ist trocken. Also hat er im Taxfree-Shop eine Magnumflasche Dimple (12 Years old) gekauft. In unserem Tel Aviver Hotel checken wir ein. Neben den Tauchtaschen, klemmt er sich auch noch seine „bruchsicher“ verpackte Whiskyflasche unter den Arm. Dummerweise rutscht sie, gleich vor der Lifttüre, aus der Wellpappebox und zerschellt auf dem luxuriösen Marmorboden. Über drei Treppenstufen ergiesst sich Gebis wertvoller Notvorrat in die Hotellobby. Letzte Reste können noch im Flaschenboden gerettet werden, ein sofortiger Verbrauch drängt sich aber Gebi hinter Schwarzen Korallen bei Faraun Island auf. Es riecht wie in einer Whiskybrennerei. Gebi ist gestresst. Eigentlich wäre jetzt Zeit schlafen zu gehen. Er liegt auf dem Bett und manipuliert mit einem Schraubenzieher an seinem Fenzy-Jacket herum. Endlich ist das Überdruckventil raus und Gebi zieht strahlend ein Bündel israelischer Pfunde hervor. Er hat den Zoll überlistet. Die Umstehenden staunen. Gebi hat erfahren, dass die Ein- und Ausfuhr von Israelischen Pfunden verboten ist. Aber er hat leider das Pech, dass Israelische Pfunde hier billiger zu kaufen sind, als in der Schweiz. Lustiges Reisen Anderntags geht die Reise Richtung Sinai los. Endlose Strassen durch Palmenhaine, Steppen und Wüste wechseln sich ab. Zum Glück ist ein Autobuss voller junger Damen auch in Richtung Eilath unterwegs. Mit Lippenstift kritzeln sie die Heckscheibe ihres Cars mit „frommen“ Sprüchen voll. Da sich der Gegenverkehr im Rahmen hält, gelingt uns bei 100 km/h von Fenster zu Fenster ein eifriger Tauschhandel Orangen gegen Äpfel. Kamelmarkt Sinai 1972-80 Unsere erste Zwischenstation ist die Wüstenstadt Bersheeba. Wir parkieren unser Auto direkt vor dem Haupteingang und organisieren eine „Planggenwache“. Viel Interessantes gibt es zu sehen. In der Abteilung Geflügel werden die armen Hühner wie am Fliessband vom Leben zum Tode befördert. Der Schächter hat ein Messer im Mund, ergreift das Huhn bei den Beinen und zieht im das Messer quer durch die Kehle. Dann lässt er es in eine Tüte fallen, die Beine strampeln noch ein paar Sekunden, und schon ist das Federvieh verkaufsbereit. Der diensttuende Fachmann findet es nicht lustig dass ich sein Aktionen filme. Ich kann aber im letzten Moment seinem scharfen Messer entfliehen. Zurück bei unserem Auto laufe ich gleich in den nächsten Hammer hinein. Sogar in unserer Kabine hat sich ein Huhn eingenistet. Die Umgebung gefällt ihm gar nicht. Es hat schon unsere ganze Kabine vollgeschissen. Orlando erklärt mir, er kenne meine „Vorliebe“ für Fisch und Vogel und dass es sich hier um ein persönli- ches Geschenk, nur für mich, handle. Ich organisiere eine Kartonkiste und mein Huhn findet einen Platz auf der Ladefläche. Nach der Ankunft in Eilath entlasse ich es in die Freiheit. Am anderen Tag zeigt sich die Basiscrew absolut begeistert. Es sei ihnen noch nie passiert, quasi in der Wüste, ein lebendes Huhn zu finden. Sie hätten es natürlich sofort auf den Grill geklemmt. Trockene Wüste So eine Sinaiexpedition muss vorbereitet sein. Der Expeditionsleiter denkt an Wasservorräte und kauft einen 5 Gallonen Bidon. Am anderen Tag fährt unser Superfahrer Gebi vor. Das Wasser im Bidon sieht eher wie Sirup aus . Gebis Kommentar: „In der Wüste braucht man kein Wasser, man braucht Benzin“. Im Prinzip hat er ja recht. Unser VW-Buss fährt wie ein Formel-1 Wagen. Es ist eine Version die in der Schweiz garantiert nicht erhältlich ist. Der Motor ist nicht plombiert und die Kiste läuft, voll beladen mit uns sechs und dem kompletten Gepäck und Tauchausrüstungen auf der Brücke, über 140 km/h. Gebi am Steuer reizt das natürlich voll aus. Auf der schurgeraden Piste hinunter nach Ras Muhammed frässt er, voll chrösch, in eine vielleicht fusshohe Sanddüne. Der folgende Knall lässt uns das Schlimmste befürchten, aber das rechte Vorderrad ist noch dran. Gebi meint, dass Sand ja normalerweise weich sei. Es war aber seeeehr feiner Sand! Joe’s Naama Hilton Joes Hotel, inmitten eines Alteisenlagers, an der Naama Beach ist ziemlich luxuriös. Wir haben Halbpension gebucht, und auch bezahlt. Im Abwaschbecken stapelt sich das dreckige Geschirr bis zur Decke. Da das Hotel keine Dächer hat, ist Horst vorsichtig. Er schnappt sich einen Sonnenschirm und richtet sich seine eigene Schlafecke ein. Es sieht aus wie „Der arme Dichter“ bei Spitzweg. Was macht der Barsch im Tiefkühler? Ein Blick in den Tiefkühler vor dem Hotel macht alles klar. Er ist offensichtlich schon längere Zeit nicht mehr mit dem Stromnetz verbunden. Olfaktorisch sind interessante Nuancen festszustellen. Der erste Fischmumienfund im Sinai. Wurst und Bier Jeden Morgen müssen wir beim Supermercado vorbeischauen um etwaigem Hunger oder Durst vorzubeugen. Der bester Platz um eine Kiste Bier, bei 40 Grad im Schatten, einigermassen kühl zu halten, befindet sich unter dem Beifahrersitz. Die Würstchen sehen zwar gut aus, aber für koschere Wienerli, haben wir schnell festgestellt, können sich nur Fische begeistern. Doktorfisch Sandaale Sinai 1972-80 Geschwindigkeitstests Sinai 1972-80 Menue gastronome am Ras Mohammed Spezialitätenrestaurant Hugi Glücklicherweise haben wir auf unserer Expedition einen Mehrsternekoch dabei und ein Sponsor („Fritz the Cat“ und MAGGI) haben uns mit Trocken-Fastfood versorgt. Wir haben aber doch ein Problem; in der Wüste wachsen fast keine Bäume und Quellen sind ziemlich selten. Da Gebi unseren Wasserbidon zu einem Benzinbehälter umfunktioniert hat, müssen wir viele Cognac-, Whisky- und ähnliche Flaschen ausleeren um genügend Wasservorräte mitnehmen zu können. Als Brennholz „organisieren“ wir hinter den wenigen Restaurants die alten Gemüseboxen. So haben wir mitten auf dem Riff von Ras Muhammed die Wahl zwischen TomatenPilz- oder Erbsensuppe. Leider trudle ich verspätet beim Nachtessen ein. Drei dunkelbraune, harte Kügelchen liegen auf meinem Teller. Ich gehe in die Küche und versuche dem Koch die Geheimnisse seiner kulinarischen Köstlichkeit zu entlocken. Um meinen Fragen Nachdruck zu verleihen, nehme ich eine Pfanne zur Hand. Der Koch, übrigens ein Schweizer, flüchtet auf die andere Herdseite und verspricht Besserung. Die Kügelchen sind Hühnermägen! Ich liebe exotische Küche. Sinai 1972-80 This is my expensif wife... ruft der Jüngling unter der Tür und stellt uns so seine hübsche Begleiterin vor. Wir sitzen auf den Bänken vor dem Tauchcenter von Willy Halpert an der Coral Beach in Eilath und vertreiben uns die Zeit, bis unsere Geräte gefüllt sind. Es ist der Meeresbiologe Hans Frikke, der uns anschliessend zu motivieren versucht, die grossen Drahtkäfige, die er selber zusammengeschweisst hat, über den Strand hinunter ins Meer zu schleppen. Ich hatte seine Spuren schon 1968 auf dem Feld mit den Sandaalen bemerkt. Er hatte das ganze Gebiet mit Schnurquadraten eingeteilt. Fricke war schon als Student mit dem Velo von Deutschland bis hier an die Coral Beach getrampt um mit seinen Forschungsarbeiten zu beginnen. Das Golf von Akaba ist halt das am nördlichsten und uns auch am nächsten gelegene, tropische Meer. Gespenster in Dahab Sinai 1972-80 „Was rappelt da im Nachttischlein?“ Frägt Horst im „Hotel“ Dahab, wo wir regelmässig Duschübernachtungen einschieben. Orlando klärte ihn auf. Kapitale Einsiedlerkrebse würden die Abwasserleitung zur Dusche hinaufaufkrabbeln und sich dann in den Nachttischlein-Schubladen verkrümeln. Horst ist beruhigt. Wir verschieben dann aber die Einsiedlerkrebse doch wieder zurück an den Strand. Super, wir sind die einzigen Taucher hier. Gebi streichelt einen Riesenzackenbarsch; Kurt filmt. Aber der Nachttauchgang schlägt Alles. Aus allen Löchern kriechen die Gorgonenhäupter heraus, setzen sich oben aufs Riff und entrollen ihre Fangarme in die Strömung; ein gespenstischer Anblick, wie aus einer anderen Welt. Das ganze Riffdach ist übersäht von Fangarmen die mit ihren „Fingern“ nach dem vorbeitreibenden Plankton greifen. Jetzt geht die Show aber erst richtig los... Gorgonenhaupt Sinai 1972-80 Science Fiction am Lighthouse Sinai 1972-80 Ein Schwarm von „Blinkifischen“ (Photoblepharon) ist aus der Tiefsee heraufgeschwommen. Im Scheinwerferlicht sind diese Fische recht unauffällig, aber wenn man die Taucherlampe ausschaltet, taucht man inmitten eines Feuerwerks. Rundherum blinkt es wie wild und wenn man versucht auf einen Lichtblitz zu leuchten, sieht man nur die Riffkorallen. Nach jedem Blitz schlagen sie einen Haken zur Seite. Diese Fische wagen sich nur in mondlosen Nächten so weit nach oben. Man kennt sie auch noch nicht lange. Zuerst vermutete man hinter der seltsamen Lichterscheinung feindliche Kampftaucher. Die Blinkifische tragen ihre „Blitzlichter“, bestehend aus Leuchtbakterien, in einer Klapptasche unter den Augen. Blitzlicht aus Photoblepharon Laternenfisch Blitzlicht ein Sinai 1972-80 Tempel An diesem Tauchplatz wohnt ein kapitaler Napoleon, der sich gerne als Film- und Fotomodel produziert. Amphoras heisst das Tauchgebiet, wo diese riesigen Amphoren herumliegen. Sie scheinen zum Transport von Quecksilber gedient zu haben, das im Edelmetallbergbau benötigt wurde. Beim im 17. Jahrhundert untergegangenen Schiff soll es sich um eine türkische Galeone gehandelt haben. Sinai 1972-80 Steinanker sind quallenähnliche Tiere. Sie treten in grossen Kolonien auf. Die Drückerfische und alle Planktonfresser sind begeistert. Sinai 1972-80 Salpen Sinai 1972-80 Zackenbarsche Sinai 1972-80 Blue Hole Diving Wir, das heisst Orlando, Kurt, Horst, Toni, Gebi und ich, sind in Dahab gelandet. Was liegt da näher als ein Tauchgang im Blue Hole. Im Reiseführer steht: Zugang nur für Fahrzeugen mit 4-Rad-Antrieb. Versuchen wir’s doch mal. Die Strasse wird immer schmäler, die Löcher immer tiefer, bis wir wirklich nicht mehr weiter kommen. Kurt findet das Problem lösbar und lässt uns aussteigen. Tatsächlich, staunend sehen wir zu, wie unser VW, selbstverständlich mit dem entsprechenden Anlauf und allen vier Rädern in der Luft, die Spalte im Saumweg überwindet. Unsere ganze Ausrüstung, Koffer, Kisten, Tauchgeräte fliegt mit. Glasklar ist das Wasser im Blue hole und traumhaft ist der freie Fall. Auf 70 Metern bremst mich der Sandboden. Beim Blick nach oben, sieht man auf 40 Metern die winzig-kleinen Taucherlein der Wand entlang tauchen. Nun sofort, es gilt ja Luft zu sparen, die Fenzy mit der Abluft gefüllt und los geht der rasante Aufstieg, abgestoppt, bei den Kameraden an der Wand. Makrelen auf der Jagd Nur Gebi hat’s, hinter meinem Rücken, noch tiefer geschaft. Sensationell auch die Aussenseite des Blue Hole. Eine respektable Makrele, die, getarnt hinter einem grossen Napoleon auf die Jagd geht. Ein Riesenschwanz Sinai 1972-80 Schön ist’s hier am Ras Muhammed. Ich habe ausdekomprimiert und segle noch ruhig, knapp über der 10 MeterGrenze ums Riff herum. Kein bisschen Strömung, das Wasser ist arschklar, ich schaue in die blaue Tiefe. Bald wird meine Flasche leer sein, ich sauge noch die letzten Atemzüge heraus und dann geht’s rauf. Da, ich traue meinen Augen nicht, ein Fischsschwanz, aber was für einer. Dieses Monster muss ich in Augenschein nehmen, also sofort runter. Leider sehe ich nur noch einen Schatten im Loch verschwinden. Jetzt wird’s heiss, soll ich im nach? Auf vierzig Metern und praktisch ohne Luft? Die Entscheidung wird mir leicht gemacht, das Einatmen wird immer schwerer. Jetzt gilt es einen Kompromiss zu finden zwischen sparsamer Verwertung der übrig gebliebenen Luftmoleküle, schnellem Aufstieg und Zusatzdekompression. Zum Glück spendiert mir der Lungenautomat, wegen dem abnehmenden Umgebungsdruck, so etwa alle 10 Meter einen Atemzug. Beim Aussteigen kann ich garantieren dass die Flasche wirklich leer ist. Wimpelfisch Einer belgischen Tauchgruppe gelang es eine Foto des Giganten zu schiessen (Erschienen im Aventures Submarines). Der Zackenbarsch war mindestens drei Meter lang. Zu dieser Zeit kannte man noch kein Finimeter, man hatte eine Reserveschaltung, die etwa ein Fünftel des Flascheninhalts zurückhielt, um für die Dekompression noch einen Luftvorrat übrig zu haben. Für jeden Taucher hatten wir zwei Tauchgeräte dabei, aber um diese nachzufüllen, mussten wir hunderte von Kilometern weit fahren. Also musste jedes Atü ausgenützt werden; ein Gerät war erst dann leer, wenn wirklich nichts mehr herausgesogen werden konnte . Sinai 1972-80 Die mit dem Haifisch tanzen... Ely, Walti und ich sind vor der Jackfish-Alley vom Zweimaster gesprungen. Kaum im Wasser ruft Walti etwas von einem Hammerhai und wir lassen uns durchfallen bis wir auf etwa 40 Metern an der Riffwand landen. Vom Hammerhai ist zwar nichts zu sehen, aber dafür kommt uns ein kapitaler Ammenhai entgegen. Ganz entgegen allgemeiner Haigepflogenheiten zeigt er nicht nur keine Angst, sondern schwimmmt direkt auf mich zu, dreht eine Runde um mich herum und schwimmt weiter. Ich komme kaum nach, mit einstellen und abdrükken. Ely und Walti schütteln sich vor Lachen Pterois Volitans und der Wunderhandschuh Fröhliches, individuelles Tauchen am Ras um Sid (Sharks Point) ist angesagt. Der neuseeländische Diveguide vom Aquamarin Divecenter führt ein paar Touristen spazieren. Staunend kann ich zusehen wie er unter den Riffvorsprung greift und, ich glaub es nicht, versucht einen der dort schwebenden Rotfeuerfische ans Licht zu heben. Er zuckt zurück und aus seiner behandschuhten Handfläche steigt ein schwarzer Faden auf. Wie vom Blitz getroffen, lässt er seine Tauchergruppe Gruppe sein und schiesst an die Oberfläche, ja sogar darüber hinaus. Ich folge ihm zur Riffkante und sehe nur noch wie er im Crawlstyl bereits gut die Hälfte des breiten Riffplateaus zurückgelegt hat. Auch die Kollegen kommen nun nach; aber wir haben es ja nicht so pressant. Wie wir das Ufer hochgestiegen sind, sehen wir unseren Guide wie er zwei Österreichern, bei ihrem Wohnmobil, die Teestunde vermiest. Er badet bereits seine blutende Hand in ihrem heissen Wasserkesse!. Sein Arm ist bereits auf das Doppelte angeschwollen; heisses Wasser scheint nicht gerade ein Wundermittel zu sein. Wir pakken ihn in unseren Pick-up und fahren mit ihm in die Notfallstation von Sharm el Sheik. Der diensttuende Arzt ist absolut nicht überrascht und beruhigt unseren Patienten. Er spritzt ihm ein Serum und zwei Stunden später können wir unseren unglücklichen, nun wieder quietschfidelen, Kollegen abholen. Als wir ihn fragen, wie er dazu komme, einen Rotfeuerfisch in die Hand zu nehmen, meint er, dass seine neuseeländischen Tauchhandschuhe (echt Leder) die robustesten der Welt seien. Aber muss man das denn unbedingt ausprobieren? Sinai 1972-80 30 Minuten Warten auf 20 Metern am Sharks Point, brauchte es, bis der Grauhai zu einer Portraitaufnahme bereit war. Sinai 1972-80 Amos der Kampfschwimmer. Mitte der Siebzigerjahre wurde im Sinai eine Tiefenbeschränkung von 40 Metern eingeführt. Das setzte uns natürlich hart zu. Aus war es mit dem freien Tauchen. „Big Brother is watching you.“ Unser Big Brother war Amos, ein junger Kampfschwimmer, frisch aus dem Militärdienst zurück. Da der speichernde Tauchcomputer noch nicht erfunden war, spielten wir ständig ein kleines Versteckspiel mit ihm. Und des öfteren wurden wir von ihm, wie kleine Rekruten, zusammengeschissen. Bis es uns dann aber zuviel wurde. Riffhai Amos und ich machen zusammen mit etwa 48 Engländern einen Ausflug nach Ras Muhammed. Geheimnisvoll meint er, dass heute keine Tiefenbegrenzung gelte. Unser Schiff ankert zwischen den Riffen von Ras und und eine gewaltige Strömung bläst. Bis die Engländer unter der Leitung ihres Diving-Marshalls mit der Tauchgangplanung fertig sind, treiben wir schon im Wasser. Amos hat mich vorher noch gefragt ob ich in der Strömung bis zum Riff rüberzuschwimmen vermöge und ich meinte, schlimmstenfalls würde ich den Grauhai Weg dem Grund entlang nehmen. Nun ich habe es geschafft, aber wie, weiss ich selbst nicht und hänge nun schwer atmend am Riff. Für Amos, der immer noch im militärischen Trainingzustand ist, natürlich kein Problem. Nun hat es ihn aber offenbar gepackt und er stürzt sich wie ein Jagdflieger in die nördliche Schlucht. Es bleib mir nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Zum Glück lässt nun die Gegenströmung nach und ich versuche mich auf die Kontrolle der Atmung zu konzentrieren. Ich bemerke aber, dass dies, je tiefer wir kommen, desto unmöglicher wird. So bei ca. 50 Tiefenmetern findet er dann, es sei genug. Ich lasse mich der Wand entlang treiben wie eine alte Dampflokomotive und bin richtig froh, dass es dann zwischen den Riffen im Strömungsschatten wieder aufwärts geht. Vor allem, da es mir noch nie gelungen ist, in so kurzer Zeit, eine so grosse Luftmenge durch den Automaten zu jagen. Ich verzichte dann darauf, Amos zu erklären, welche Tauchtechnik ich für die Vernünftigere halte. Sinai 1972-80 Sehr interessant wird es an der Oberfläche. Die Südspitze des Sinai ist gerade von den Israelis an die Ägypter zurückgegeben worden. Diese haben ein paar Zelte als Militärbasis auf die Klippe gestellt. Der Kommandant klettert herunter und watet über das Riffplateau bis an die Kante heran. Von dort aus diskutiert er mit unserem Amos. Er beklagt sich, dass der Nachschub von Kairo sehr zu wünschen übrig lasse. Vor allem der Mangel an Zigaretten mache ihm zu schaffen. Eine Stange Zigaretten ist schnell aufgetrieben, jetzt geht es nur noch um die Übergabemodalitäten. Diplomatische Komplikationen liegen in der Luft, der ägyptische Offizier ist nämlich Nichtschwimmer. So ergibt es sich, dass ein israelischer Offizier, einem ägyptischen Offizier, auf feindlichem Territorium, eine Stange Zigaretten überreicht. Leider habe ich keinen Fotoapparat bereit und daher ist dieser historische Vorgang auch nie in der Weltpresse dokumentiert worden. Barrakudaschwarm Auf dem Wrack der YOLANDA. Heute liegt es, nach einem Sturm, ein paar hundert Meter tiefer, vor den Riffen von Ras Muhammed. Sinai 1972-80 Makrelen Imposante Gorgonie Riesenbarsch Sinai 1972-80 Suppenschildkröte Die grossen Thune, die hier am Strand herumliegen, sehen aus wie echt, sind aber aus Polyester und einsame Waisenkinder. Ein italienisches Kamerateam hat einen Film gedreht, und da Thunfische nicht auf Befehl ins Bild schwimmen, haben sie solche aus Kunststoff mitgebracht. Wir adoptieren Einen. Er wird zuoberst auf unserer Ladung montiert und muss unsere Expedition mitmachen. Natürlich wollen wir ihn auch nach Hause mitnehmen. Beim Eingang zum Tel Aviver Flughafen schnappe ich mir ein Industrierolli und packe unseren Fisch drauf. Er sieht wirklich aus wie echt. Rund um uns herum staunen Völkerstämme aller Nationalitäten und Hautfarben, welcher Clown auf die Idee kom- Imperator men könne, einen Thunfisch von 150 cm Länge als Fluggepäck einzuchecken. Das psychologisch geschulte Sicherheitsgirl interviewt uns intensiv und beäugt unser Souvenier von innen und aussen. Sie lacht und meint, dass der Thunfisch Mundgeruch habe. Nach Wein....? findet sie! Drei „Tigers“ von der SWISSAIR stehen mit finsterer Mine daneben und finden es gar nicht lustig. Unsere Dame macht uns zwar Hoffnungen, will aber nichts versprechen, klebt dem Thunfisch einen Gepäckkleber um den Schwanz und legt ihn aufs Förderband. Und siehe da; in Kloten taucht der Thunfisch, schwanzvoran, aus dem Untergrund wieder auf. Sinai 1972-80 Der fliegende Thunfisch Gorgonie Sinai 1972-80 Mondsichelbarsch Sinai 1972-80 Sonnenuntergang in Sharm Arabischer Kaiser