Dieser Zug endet hier? Das Saarland ist nicht vom Fernverkehr
Transcrição
Dieser Zug endet hier? Das Saarland ist nicht vom Fernverkehr
Verein zur Förderung des Schienenverkehrs in und um Zweibrücken e.V. www.zw-rail.de Zweibrücken, 22.09.2014 Sehr geehrte Damen und Herren, wir gehen davon aus, dass Ihnen die beiden Äußerungen bekannt sind (siehe nächste Seite). Wir nehmen sie zum Anlass, unsere Verärgerung zum Ausdruck zu bringen, wie man im Saarland Forderungen formuliert und auf welchen Wegen und über welche Beziehungen man sie durchsetzen wird. Beim saarländischen Flughafen hat es bestens funktioniert, Zweibrücken ins Abseits zu befördern. Bei der Bahnreaktivierung Homburg - Zweibrücken taktiert man genauso. Das Landtagsmitglied Eder-Hippler: Auch die Bahn dürfe das Saarland nichts kosten, "denn die (Buslinie) R7 kostet uns nichts." Dabei handelt es sich im Fall Saarbrücken nur um eine wegfallende Verbindung Paris Mannheim, für die man mit derartigen Mitteln kämpft. Uns aus der Region Zweibrücken und der saarländischen Saarpfalz verweigert man bisher jede schnelle Verbindung sowohl nach Homburg als auch weiter Richtung Mannheim. Ohne Auto benötigt man im ÖPNV 2 1/2 bis zu 3 Std. Unsere eigene Landesregierung dagegen verschiebt die Schienenanbindung immer weiter nach hinten. In ihrer "Zukunftsstrategie" als Ersatzlösung für den aufgegebenen Flughafen Zweibrücken taucht sie als Punkt 17 auf. Zudem wird sie seit Jahren immer weiter verzögert, wie gerade die für letztes Jahr zugesagte NKU (Nutzen-Kosten-Untersuchung) über die Strecke, die nun auch nicht mehr in diesem Jahr veröffentlicht werden soll. Man wird wohl die 25 Mio, die der Ausbau evtl. kostet, für andere Zwecke brauchen, z.B. für die Hochmoselbrücke, Die Kosten allein für den Stahl sind gerade mal um 40 Mio. gestiegen. 456 Mio. will das Land in die Hand nehmen, um den Hahn mit Rotterdam zu verbinden. Und um den Hahn auch noch ans Schienennetz Rhein-Main anzubinden, wird die 62 km lange Hunsrückquerbahn mit momentan geschätzten über 125 Mio. für 2018 geplant. Wie viel Geld seit Jahren in den Nürburgring fließt, zeigt uns weiter, welchen Stellenwert diese Region genießt. Unser Flughafen in Zweibrücken wurde gerade geopfert. Jetzt muss die Bahn kommen - ohne weitere Verzögerungen! Weitere Studiengänge an der Hochschule Zweibrücken sind sehr wichtig, bringen uns, die vom ÖPNV so gut wie abgehängte Menschen in der Region, aber nicht schneller nach Kaiserslautern oder Mannheim. Und Studenten von dort werden sich gut überlegen müssen, ob sie Zweibrücken als Studienort wählen, wenn nur diese extrem schlechte Verbindung besteht, denn selbst der Anschluss Bus - Bahn und umgekehrt funktioniert nicht zuverlässig, d.h. zu den fahrplanmäßigen 38 Min. müssen weitere 30 Min sicherheitshalber eingeplant werden. Also: 70 Min für die lediglich 10km, die die S-Bahn in 8 Min zurücklegen würde. Wir Zweibrücker wären gerne wenigstens im Nahverkehrszug unterwegs. Und: Wir wollen genauso wenig "als Wirtschaftsstandort ... von der übrigen Region abgehängt werden.“ (s. Kramp-Karrenbauer). Wir haben nicht mal einen Nahverkehrszug nach Mannheim, während man von Saarbrücken aus in 1 1/4 - 1 1/2 Std. in Mannheim sein kann. Aber dennoch pocht das Saarland auf den "Fernverkehrsversorgungsanspruch" (!). Auch wir hier wollen mit "größerem Gepäck" (sowie Fahrrädern und Kinderwagen) verreisen, wofür Busse schon gar keinen Stauraum bieten. Und über sich verspätenden (Bus-)Nahverkehr und fehlende Anschlussmöglichkeiten können wir viele Lieder singen (s. Eder- Hippler). Vor den in knapp 2 Jahren stattfindenden Landtagswahlen muss sicher sein, wann die Bahnstrecke Homburg - Zweibrücken gebaut wird. Weitere Vertröstungen wird die Region nicht mehr hinnehmen. Saarbrücken, 10. September 2014 Medien-Info der SPD-Fraktion im Landtag des Saarlandes Dieser Zug endet hier? Das Saarland ist nicht vom Fernverkehr abzukoppeln – die Bahn muss ihrer Verantwortung nachkommen Die SPD-Landtagsfraktion fordert von der Bahn, das Saarland als europäische Kernregion zu begreifen, die nicht vom Fernverkehr abgekoppelt werden darf. „Das Thema Bahn-Anbindung durch Schnellzüge hat eine Signalwirkung für den Standort Saarland. Wir sind kein Vorort von Frankfurt, Mainz oder Mannheim, bei dem es reichen würde, ihn mit Nahverkehrszügen anzubinden“, erklärt Elke Eder-Hippler, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. Sie begrüßt zwar ausdrücklich, dass es ab diesem Dezember im Nahverkehr einen Stundentakt nach Mannheim geben wird. „Das ist eine richtige Entscheidung, sie darf aber nicht dazu führen, dass das Saarland vom Fernverkehrsnetz abgekoppelt wird und das Saarland mit Regionalisierungsmitteln für den Nahverkehr die Aufgaben der Bahn übernimmt. Wir pochen auf den Fernverkehrsversorgungsanspruch, den das Saarland – wie alle anderen Regionen auch – hat. Die Bahn muss ihrer Verantwortung nachkommen und ihren Auftrag erfüllen.“ Die SPD-Verkehrsexpertin verweist dabei vor allem auf die Bedeutung der Fernzuganbindung für die Reisenden. „Als Fernreisender habe ich oft größeres Gepäck bei mir. Dafür bieten mir Nahverkehrszüge jedoch nicht genügend Stauraum. Auch ist es eine Frage, auf welche Züge mögliche Anschlussmöglichkeiten warten – und dies wird sicherlich nicht der Fernverkehr im Rhein-Main-Gebiet sein, wenn der aus dem Saarland kommende Nahverkehr sich verspäten sollte“, verdeutlicht Eder-Hippler. „Daher sind jetzt alle Kräfte im Saarland dazu aufgefordert, gemeinsam für den Erhalt der Fernverkehrsanbindung einzutreten.“ „Luxemburg ins ICE-Netz bringen“Kramp-Karrenbauer: Großregion erhöht Attraktivität für Fernverkehr über Saarbrücken Von Thomas Sponticcia, Saarbrücken, SZ 10.09.2014 00:00 Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sieht Möglichkeiten, den BahnFernverkehr ab Saarbrücken zu stärken ohne das künftige Nahverkehrs-Angebot nach Mannheim zu schwächen. . Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) will in Zusammenarbeit mit der Bundespolitik und der Deutschen Bahn das Fernverkehrsangebot ab Saarbrücken verbessern. Oberste Priorität habe, den einen ab 2016 wegfallenden TGV auf der Verbindung Paris-Saarbrücken-Frankfurt durch einen ICE zu ersetzen, sagte Kramp-Karrenbauer gestern vor der Landespressekonferenz. Es könne zudem weder sein, dass das Saarland als Wirtschaftsstandort von der übrigen Republik durch wegfallende Intercity- (IC) und Eurocity-Züge (EC) abgehängt wird, noch sei es erstrebenswert, das künftige Nahverkehrsnetz ab Dezember 2014 nach Mannheim zu schwächen. Kramp-Karrenbauer deutete einen denkbaren Kompromiss in den anstehenden Verhandlungen mit dem Vorsitzenden des Bahn-Vorstandes für den Fernverkehr, Berthold Huber, an. Wenn die Bahn drei der IC- und EC-Züge ab Saarbrücken vom Netz nehmen wolle, die zudem mit veraltetem Wagenmaterial unterwegs sind, dann müsse die Bahn im Gegenzug einen vollwertigen Ersatz bieten. Dieser könne aus weiteren ICE-Zügen bestehen. Diese müssten auch nicht in Saarbrücken starten, sondern könnten ab Luxemburg fahren. „Ich habe das gegenüber Bahnchef Rüdiger Grube angeregt“, so Kramp-Karrenbauer. Der Zug würde mit Halt in Metz und Saarbrücken fahren. So könne man schon zusätzliche Fahrgäste im Großherzogtum, in Lothringen sowie aus der Region Trier gewinnen, was den Zug auch für die Deutsche Bahn wirtschaftlicher mache. Kramp-Karrenbauer ist überzeugt, dass es im Großherzogtum Luxemburg und Lothringen reges Interesse an besseren Verbindungen nach Deutschland gibt. Ein solcher ICE über Saarbrücken müsse nicht in Frankfurt enden, sondern könne, etwa als Sprinter, durch attraktive Fahrzeiten auch Metropolen wie Berlin, Hamburg, Stuttgart oder München erreichen. Für die Region Saarland biete eine Anbindung per ICE an Luxemburg noch einen weiteren Reiz. Ab 2015 fahre von dort ein TGV nach Marseille. Das könne zu Urlaubszeiten von Interesse sein. Auch der Bahnchef habe ihr gegenüber an einer weiter attraktiven Einbindung des Saarlandes in das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn Interesse gezeigt. Deshalb sieht sich Kramp-Karrenbauer in ihrer Einschätzung bestärkt, dass die Deutsche Bahn den 2016 wegfallenden TGV von Paris nach Frankfurt über Saarbrücken durch eine attraktive Lösung ersetzen wird. Unabhängig davon müsse an einer Entzerrung des Fernverkehrs und des Nahverkehrs in Rheinland-Pfalz und dem Saarland gearbeitet werden, um sich nicht gegenseitig zu schaden. Hier seien Gespräche zwischen den Ländern, dem Bahn-Vorstand sowie den Zweckverbänden Nahverkehr in der Pfalz und im Saarland nötig. Allerdings räumt Kramp-Karrenbauer ein, dass Rheinland Pfalz hier durchaus andere Interessen verfolge als das Saarland. „Gute Fernverkehrstakte sind für das Saarland unerlässlich.“ Jemand aus Kaiserslautern oder Neustadt spüre weniger, wenn er bis Mannheim im Nahverkehrszug fährt. Gleichzeitig will die SaarRegierungschefin den politischen Druck auf die Bahn erhöhen. Sie werde mit den Saar-Ministern im Bundeskabinett, Peter Altmaier (CDU) und Heiko Maas (SPD), reden. Der künftige BahnVorstand Roland Pofalla (CDU) werde ebenfalls stärker eingebunden, der über exzellente Kontakte zu Grube, Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und zur Bundeskanzlerin verfügt.