Präsident Gauck: Ich glaube nicht an einen Zerfall Europas

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Präsident Gauck: Ich glaube nicht an einen Zerfall Europas
Die Dagegenspielerin: Beatrix von Storch setzt auf Konfrontation – Seite 3
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BERLIN, FREITAG, 24. JUNI 2016 / 72. JAHRGANG / NR. 22 797 *
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Hauptstadt Berlin
Lachnummer
oder Vorbild?
Von Ulrich Zawatka-Gerlach
A
Präsident Gauck:
Ich glaube nicht
an einen
Zerfall Europas
Deutsches Staatsoberhaupt würdigt Brexit-Debatte als Impuls für EU-Reformen / Lange Schlangen vor britischen Wahllokalen
Berlin - Bundespräsident Joachim
Gauck hat die Auseinandersetzung über
einen EU-Ausstieg Großbritanniens als
Weckruf interpretiert. „Das Beste an der
Debatte über den sogenannten Brexit war
die Debatte selbst“, sagte Gauck am
Donnerstag am Tag der Brexit-Entscheidung in der bulgarischen Hauptstadt Sofia. Die Debatte habe „Unmut über die
Europäische Union ans Licht gebracht“,
ein „Nachdenken über Europa angeregt“ und „Impulse für Reformen gesetzt“. Gauck zeigte sich zugleich optimistisch im Hinblick auf die Zukunft
der EU: „Ich glaube nicht, dass wir mit
einem Zerfallsprozess in Europa zu rechnen haben.“ EU- Freunde befürchten, ein
Brexit werde europafeindliche Tendenzen und Austrittsreferenden in anderen
Ländern nach sich ziehen. Deshalb gilt
das Referendum als Schicksalswahl für
Europa.
Insgesamt 46,5 Millionen registrierte
Wähler in Großbritannien waren am Donnerstag zur Abstimmung darüber aufgerufen, ob sie in der EU bleiben wollen
oder nicht. Trotz schlechten Wetters bildeten sich lange Schlangen vor den Wahllokalen. Vor deren Schließung um 23
Uhr mitteleuropäischer Zeit rechneten
Demoskopen mit einem knappen Ergebnis. Auch die üblichen Befragungen nach
Stimmabgabe („Exit-Polls“) galten wegen
der Einmaligkeit des Plebiszits nicht als
verlässliches Analyseinstrument. Mit belastbaren Ergebnissen der Brexit-Entscheidung wurde deshalb erst für den
Freitagvormittag gerechnet.
Der Bundespräsident warnte vor Schülern und Studenten an der Universität So-
fia davor, nach der Abstimmung der Briten einfach zur Tagesordnung überzugehen. „Wir sollten aus der Krise Lehren
ziehen und weiter diskutieren, wie wir in
Europa leben wollen“, sagte er. Die Brexit-Debatte habe Unmut über die Europäi-
Aktuelle Nachrichten, Ergebnisse,
Analysen und Kommentare
zum Referendum in Großbritannien
auf www.tagesspiegel.de/politik
sche Union ans Licht gebracht, der zuvor
im Verborgenen geschwelt habe. Eine Debatte über die Zukunft Europas sei auch
deshalb wichtig, weil Krisen und Konflikte in unmittelbarer Nähe, Terroranschläge und die Flüchtlingskrise zur Verunsicherung beitrügen. „In einer Welt,
C
Regierender Bürgermeister sagt
Chauvinisten den Kampf an
Berlin - Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat die AfD
scharfangegriffen.In derletztenPlenarsitzungvorderSommerpausesagteerimParlament: „Wir wollen Fortschritt und keinen Rückschritt in eine verklemmte Gesellschaft.“ Berlin solle eine moderne Metropole bleiben ohne „Biedermänner,
Chauvinismus und Ausgrenzung“. Deshalb sei es nicht selbstverständlich, dass
eine rechtspopulistische Kraft ins Abgeordnetenhaus einzuziehen drohe.
Müller warnte davor, im Berliner Wahlkampf durch „leichtfertige und überzogene Debatten das Geschäft der Populisten zu betreiben“. Schon im April hatte er
sich auf einem SPD-Parteitag hart von der
AfD abgegrenzt. Diesmal richtete er seine
Kritik auch gegen deren Vorsitzende
Frauke Petry und kritisierte, dass „wieder
Politiker Macht bekommen, die Schießbefehle salonfähig machen wollen“. Petry
hatte im Januar den Schusswaffeneinsatz
an deutschen Grenzen ins Spiel gebracht.
Einen Seitenhieb teilte Müller noch gegen die Initiatoren des „Volksentscheids
Rad“ aus. Maximalforderungen „auch
noch so gut organisierter Gruppen helfen
keinem Berliner, um besser, schneller und
sicherer von A nach B zu kommen“, sagte
der Regierungschef.
Die Opposition nutzte die Aktuelle
Stunde im Abgeordnetenhauszu einer Abrechnung mit der rot-schwarzen Regierungsarbeit. Als Hauptstadt müsse Berlin eigentlich „Visitenkarte der Nation“
sein, sagte die Grünen-Fraktionschefin
Antje Kapek. Stattdessen hänge Berlin
bei der Lösung von Problemen im bundesweiten Vergleich hinterher. Der Linken-Landeschef Klaus Lederer kritisierte „das Selbstlob, die Ankündigungspolitik und das hilflose Gewurstel“ der
rot-schwarzen Regierung. „Berlin ist wieder eine Stadt, über die sich die halbe Welt
kaputtlacht.“
Christian Vooren
— Seite 9
legen Christian Kern in Berlin. „Ich halte
nichts davon, jetzt in Untergruppen zu
zerfallen.“ Das Ergebnis werde auf dem
EU-Gipfel am Dienstag und Mittwoch in
Brüssel beraten. Merkel bekräftigte, sie
wünsche sich eine Entscheidung, „bei
der Großbritannien Teil der Europäischen Union bleibt“.
Neben Merkel hatten weltweit auch
führende Politiker wie US-Präsident Barack Obama oder Chinas Präsident Xi Jinping vor einem Brexit gewarnt. In diesem
Fall wird mit Schockwellen für die Weltwirtschaft gerechnet. Die G-7-Finanzminister wollen dem nach japanischen Angaben vorbauen. In einer Erklärung soll die
Bereitschaft für alle notwendigen
Schritte zur Beruhigung der Märkte betont werden.
mit dpa/rtr
— Seite 4
Gröhe warnt vor Kontrollwahn
nach Patientenmorden
WIRTSCHAFT & BÖRSEN . . . . . . . . . . . . . . 6–7
Vor der Entscheidung
Dax
der Briten
stieg der Dax
um 0,9 Prozent
auf 10157 Punkte.
WETTER
die unübersichtlicher und unberechenbarer geworden ist, müssen wir Europäer –
nicht zuletzt aus Eigeninteresse – mehr
Verantwortung übernehmen, gemeinsam
mit unseren Partnern.“
Gauck äußerte Verständnis dafür, dass
die von Deutschland lange propagierte
vertiefte EU-Integration auf Widerstand
stößt. Die Vorstellung eines „immer engeren Europas“ überfordere viele Menschen, sagte er. Durch die Brexit-Debatte
spürten nun viele Politiker, „dass man
auch zu viel Tempo einschlagen kann“.
Die Botschaft sei: „Übertreibt es nicht
mit der allzu schnellen Vereinigung.“
Bundeskanzlerin
Angela
Merkel
(CDU) warnte vor hektischen Reaktionen auf das Referendum. Europa solle
das Ergebnis „gemeinsam und auch in
Ruhe“ beraten, sagte sie nach einem Treffen mit ihrem neuen österreichischen Kol-
D
INDEX
............................................
2
Es bleibt heiß und sonnig.
Wer es gerne kühler,
32 /19 feuchter und windiger hätte,
muss nach Nordwestdeutschland
fahren oder auf die kommende
Woche warten.
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ISSN 1865-2263
50025
4 190662 202006
Fotos: Sung Kuk Kim/Bikeworldtravel/Fotolia, Nicolas Gouhier/AFP
Von Hans Monath
Berlin - Nach den neuen Erkenntnissen
über das Ausmaß der Mordserie durch einen Krankenhauspfleger in Delmenhorst
und Oldenburg hat Gesundheitsminister
Hermann Gröhe (CDU) vor übereilten
Schuldzuweisungen gewarnt. Man dürfe
die Taten nicht vorschnell auf mangelnde
Kontrolle infolge von Arbeitsdruck und
schlechter Personalausstattung zurückführen, sagte Gröhe dem Tagesspiegel.
„Keine noch so gute Personalausstattung wird einen Mörder daran hindern, einen unbeaufsichtigten Moment für sich
zu nutzen“, so der Minister. „Wenn wir
mit dem Krankenhausstrukturgesetz jetzt
die Stationspflege besser ausstatten, dann
nicht, weil wir die Vermutung haben, dass
die bisherige Situation monströse Verbrechen begünstigt, sondern weil wir die Arbeitssituation der Pflegekräfte und die Situation der Patienten verbessern wollen.“
Gleichzeitig warnte Gröhe vor einem
„Generalverdacht“ gegen Pflegekräfte in
den Kliniken. „Es muss angemessene
Kontrollen geben, aber keinen Kontrollwahn, der die Kollegialität der Vermutung opfert, jeder andere könnte ein
Monster sein, das zu derart schrecklichen Verbrechen in der Lage ist.“
Der Minister riet dazu, zunächst die kriminalistische Analyse abzuwarten und
dann erst über strengere Klinik- und Arzneisicherungssysteme
nachzudenken.
Nach Aussagen der Staatsanwaltschaft
handle es sich um ein mit höchster krimineller Energie betriebenes Verbrechen.
Wenn die Sachverhalte klar lägen, sei zu
fragen, ob die Kontrollsysteme zu verbessern seien, um einen derartigen Einzeltäter stoppen zu können.
Der Krankenpfleger Niels H. hat nach
Überzeugung der Ermittler weit mehr
Menschen getötet als bisher bekannt. Die
Ermittler gehen jetzt davon aus, dass der
Pfleger für mindestens 33 Todesfälle verantwortlich ist.
Rainer Woratschka
— Seite 22 und Meinungsseite
ls gäbe es nichts Wichtigeres, das
den Berlinern unter den Nägeln
brennt – in der letzten Parlamentssitzung vor der Sommerpause gab der Regierende Bürgermeister Michael Müller
eine Regierungserklärung zur Rolle Berlins als Hauptstadt ab. Das schadet nicht.
Aber viel besser wäre es gewesen, drei
Monate vor der Abgeordnetenhauswahl
eine ehrliche Debatte über den Zustand
der Stadt zu entfachen, die als Parlaments- und Regierungssitz, aber auch als
erblühende Wirtschaftsmetropole eine
Vorbildfunktion für Deutschland zu erfüllen hätte. Es aber nicht schafft.
Das hat viel mit dieser Regierung zu
tun, einer rot-schwarzen Koalition, die
im Herbst 2011 mit dem Versprechen antrat, Berlin kraftvoll voranzubringen.
Heute wissen wir, dass SPD und CDU an
dieser Aufgabe großenteils gescheitert
sind. Ja – die Wirtschaft boomt, die Touristen kommen in Scharen, und in diesen
Sommertagen präsentiert sich die deutsche Hauptstadt charmant und lebensfroh. Aber Berlin ist sozial tiefer gespalten denn je, die Infrastruktur verkommt
und die öffentliche Verwaltung ist von
Grund auf erneuerungsbedürftig.
In der Debatte des Abgeordnetenhauses wurde das auch laut gesagt, doch nur
von den Grünen, Linken und Piraten. Die
Rede des Regierungschefs und SPD-Spitzenkandidaten Müller gipfelte aber in der
Mahnung, dass man aufhören solle, diese
fantastische Hauptstadt mit ihrem hervorragenden Potenzial schlechtzureden. Berlin werde auch deshalb mit Kritik und
Spott überzogen, weil die Stadt wegen ihres wachsenden Erfolgs von außen argwöhnisch beobachtet werde.
Was für ein Quatsch!
Denn das Wohlwollen, das der Hauptstadt bundesweit und international entgegengebracht wird, ist fast grenzenlos.
Das böse Berlin-Bashing der neunziger
Jahre gibt es schon lange nicht mehr. Die
einzige Lachnummer ist das Versagen dieses Senats – nicht auf allen, aber auf zu
vielen Ebenen. Wobei das Unvermögen,
der explosiv wachsenden Millionenstadt
Berlin einen starken, ordnenden und fördernden Staat zur Seite zu stellen, eher
ein Grund zu großer Traurigkeit ist.
Viele Berliner, die an den Chancen, die
diese Stadt grundsätzlich bietet, nicht teilhaben können, fühlen sich ausgegrenzt
und sind wütend. Sie werden empfänglich für politische Alternativen, vor denen sich jeder Demokrat gruselt. Das
wird sich auch nicht ändern, solange der
politische Anspruch, den die Regierenden vor sich hertragen, und die Lebenswirklichkeit weit auseinanderklaffen.
Und Müller ist schlecht beraten, wenn er
nun in Parteitagsreden und Regierungserklärungen dauernd versucht, die AfD in
Acht und Bann zu schlagen. Er treibt damit jene Wähler, die eh schon auf der
Flucht sind, nur noch weiter weg.
Den Berlinern steht in jedem Fall ein
merkwürdiger Wahlkampf bevor. So wie
es jetzt aussieht, kann man nach dem
Sommerurlaub wählen, was man will – es
kommt immer Rot-Rot-Grün dabei heraus. Die Sozialdemokraten in der Hauptstadt scheinen, ob mit Meier oder Müller
an der Spitze, mit einer Ewigkeitsgarantie für das Regierungsamt ausgestattet zu
sein. Es sei denn, dass es den Grünen gelingen sollte, aus Versehen stärkste Partei
in Berlin zu werden. Doch für jeden Senat, der nach dem 18. September regiert,
hat die Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek im Parlament einen schönen Wunsch
ausgesprochen: „Eine pulsierende Hauptstadt braucht eine pulsierende Politik.“
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Fragen DES TAGES
DER TAGESSPIEGEL
NR. 22 797 / FREITAG, 24. JUNI 2016
„Das ist im Grunde
eine Kapitulation
des Rechtsstaats.“
„Ein Staat,
der seine Grenzen
nicht schützen kann
oder will, erklärt
seine Kapitulation.“
„Welt am Sonntag“, 11.10.2015
„Das
Zurückgehen
der Zahlen ist auf
die Schließung
der Balkanroute
zurückzuführen
und nicht auf
den Türkei-Deal.“
Nach einer Sondersitzung des bayerischen Kabinetts,
13.09.2015
ARD, 22.5.2016
„Abgerechnetwird immer
an der Grenze.“
„So kann die Arbeitsteilung nicht sein,
dass die einen für die Moral
und die Menschlichkeit sind,
und die anderen sind für die Arbeit
und die Ressourcen zuständig.“
CSU-Klausurtagung in Wildbad Kreuth, 6.1.2016
„Das war ein Fehler,
der uns noch lange
beschäftigen wird.
Ich sehe
keine Möglichkeit,
den Stöpsel wieder auf
die Flasche zu kriegen.“
CSU-Fraktionsklausur in Kloster Banz, 22.9.2015
„Wir haben im Moment keinen
Zustand von Recht und Ordnung.
Es ist die Herrschaft des Unrechts.“
„Es wird
an einer Begrenzung
und damit
einer Obergrenze
für die Zuwanderung
kein Weg
vorbeiführen.“
„Passauer Neue Presse“, 10.2.2016
„Spiegel“, 11.9.2015
Fotos: Gregor Fischer/dpa, Sven Hoppe/dpa
2
CSU-Parteitag, 20.11.2015
Dauerkanonade
Die Flüchtlingszahlen sind zurückgegangen – und damit hat sich der Anlass für die heutige Versöhnungsklausur der Union eigentlich erledigt. Oder doch nicht?
Von Robert Birnbaum
Es gibt welche in der CDU, die müssen
sich jetzt manchmal selber in den Arm
kneifen. Solche zum Beispiel, die vor einer Woche im Kanzleramt dabei waren,
als Angela Merkel und Horst Seehofer
ihre Versöhnungsklausur im Kreis von
Partei- und Fraktionsspitzen vorbereiteten. Ein bisschen gespenstisch sei das
schon gewesen, berichtet einer. Total
friedlich nämlich, sachbezogen, ja freundlich. Hat das letzte halbe Jahr überhaupt
stattgefunden? Dieses halbe Jahr der Dauerkanonade aus München, vom ersten
Tag der Flüchtlingskrise an bis vor drei
Wochen, von der Drohung mit „Notwehr“ und Verfassungsklage bis zum
Spiel mit der Spaltung der Union?
Es hat aber natürlich doch stattgefunden, und es wird auch so schnell keiner
vergessen. Seehofer nicht, der sowieso
das Gedächtnis und die Empfindlichkeit
eines Elefanten hat. Und Merkel auch
nicht, die sich weniger am Inhalt der Zwischenrufe aus München gestört hat als
am Ton. Als Wolfgang Schäuble vor drei
Wochen forderte, die „Attacken gegen
Merkel“ einzustellen, traf er genau den
Punkt. Aus dem Streit über die Flüchtlingspolitik war ein Angriff auf die CDUChefin und ihren Kurs geworden.
Dass es so nicht weitergehen konnte,
war im Grunde allen Beteiligten klar. Mit
dem Rückgang der Flüchtlingszahlen war
der Anlass erledigt. Aber Seehofer fand
den Weg nicht heraus, sondern immer
neue Anlässe. Und Merkel war nicht bereit, ihm leichten Anlass zu bieten.
Dass die Kanzlerin so überhaupt nicht
aufdie Angriffe antwortete, hat die Christsozialen schier verrückt gemacht. „Weil
die andere Seite schlichtweg nicht darauf
reagiert“, rechtfertigte Alt-Ministerpräsident Günther Beckstein einmal den Nachfolger: Was sollen wir denn noch alles machen, damit sie endlich auf uns hört?
Tatsächlich steckt hinter all dem Theaterdonner ein Grundkonflikt, der über
den aktuellen Anlass hinausgeht. CDU
und CSU sind viel unterschiedlichere Parteien, als die Fraktionsgemeinschaft im
Bundestag es scheinen lässt. Denn die
Christsozialen sind – unbeschadet aller
bundes- und europapolitischen Ansprüche – zuletzt immer auf Bayern fixiert.
Das ist legitim, aber folgenreich. Noch
Seehofers Kurvenspiele, mit denen er zu
beweisen suchte, dass Österreichs Obergrenze die Flüchtlinge gestoppt habe und
nicht Merkels türkisch-europäische Lösung – noch dieser milde alberne Statistikkrieg also zeigte, dass ein bayerischer Mi-
Berlin und die Ostsee
Waren/Müritz
31/20
Prenzlau
31/19
Schwedt
31/19
Berlin
Rathenow
33/21
Berlin
Frankfurt/Oder
31/19
Brandenburg
33/21
Luckenwalde
32/20
Lübben
31/19
Finsterwalde
31/19
Cottbus
31/19
HEUTE IN BERLIN
DashochsommerlicheSchönwetter hält weiter an. Der Freitag ist
schon morgens gering bewölkt
oder sogar wolkenlos; auch tagsüber zeigen sich kaum schattenspendendeWolken. DieTemperaturen steigen schnell kräftig an
und pendeln am Nachmittag bei
Werten um 33 Grad.
Wind: Der Wind weht nur leicht
mit Windstärke 2 aus Ost bis
Südost.
So
31/17
Potsdam
32/20
32/19
Sa
Mo
Di
Kiel
27/17
Rostock
30/19
Hamburg
29/19
Bremen
26/17
Hannover
29/20
Magdeburg
33/21
Dortmund
28/16
Biowetter: Allergiker müssen
sich auf mäßige bis starke Reize
durch Gräserpollen einstellen.
Die Temperaturen wirken dämpfend aufs Leistungsvermögen,
die
Konzentrationsfähigkeit
nimmt im Tagesverlauf ab. HerzKreislaufpatienten sollten sich
schonen und ungewohnte Aktivitäten möglichst morgens verrichten. Alle sollten reichlich trinken
und auf Sonnenschutz achten.
25/15
22/15
22/12
Köln
27/17
GESTERN IN BERLIN
Ozon
um 13 Uhr
89 bis 95
µg/m3
(Grenzwert 180)
Tegel
Tempelhof
Dahlem
Schönefeld
Potsdam
17.4
16.6
15.7
16.2
17.9
30.7
30.1
30.4
30
30.9
0
0
0
0
0
8.8
7.7
8
8.4
7.4
Berlin
32/19
Leipzig
32/19
Eberswalde
31/19
Sonnenstunden
vorgestern
Neuruppin
32/20
Wittenberge
33/21
Auch der Sonnabend bringt noch
Sonnenschein
und
Hitze.
Abends kann es zu kräftigen Gewittern kommen. Ab Sonntag ist
es weitgehend trocken und oft
sonnig, mit 25 Grad am Nachmittag wird es etwas kühler. Erst Anfang der neuen Woche zeigen
sich vermehrt Wolken.
Niederschlag
bis 12 Uhr (mm)
Pritzwalk
32/20
Frankfurt
30/20
Erfurt
32/19
Dresden
31/20
Nürnberg
31/19
Stuttgart
31/20
Saarbrücken
27/18
München
29/18
Freiburg
30/20
21˚C
21˚C
21˚C
21˚C
21˚C
SONNE & MOND
20.07.
27.06.
23:48
04.07.
12.07.
09:09
Namenstage: Johannes, Reingard, Friso
HEUTE IN DEUTSCHLAND
Am Vormittag ist es meist gering
bewölkt, anfangs oft auch wolkenlos, lediglich im Nordwesten
ziehen schon dichte Wolken und
Regenschauer durch. Ab mittags
machen sich in der Westhälfte
des Landes vermehrt Quellwolken bemerkbar und wachsen ver-
Weite Teile Europas liegen unter
Hochdruckeinfluss: Hoch Wolfgang mit Zentrum über Weißrussland erstreckt sich nach Süden
bis zum Schwarzen Meer und
nach Südwesten sogar über den
Alpenbogen hinweg bis zur Iberischen Halbinsel. In all diesen Regionen ist es trocken und sonnig.
Subtropische Luftmassen sorgen für sehr hohe Temperaturen.
Deutlich kühler und unbeständiger präsentiert sich das Wetter
hingegen in Nordwest- und Nordeuropa: Die Tiefs Lea und Neele
bringen auf den Britischen Inseln, in den Beneluxstaaten und
in weiten Teilen Skandinaviens
teils mächtige Quellwolken und
damit auch einige Regengüsse
oder Gewitter.
einzelt zu teils kräftigen Gewittern oder Regengüssen an. Im
Osten und Südosten bleibt es
trocken und durchweg sonnig.
Bei schwachem Wind liegen die
Höchsttemperaturen zwischen
23 Grad an der Nordsee und bis
zu 34 Grad in der Lausitz.
DEUTSCHLAND
Reykjavik
11
Oslo
16
T
H
Bordeaux
24
Lissabon Madrid
33
24
Malaga
29
Las Palmas
26
Moskau
Riga
24
Kopenhagen
28
21
NEELE
Wilna
26
Berlin
Warschau
32
WOLFGANG
31
Brüssel
Kiew
23
27
Zürich Wien
31
29
Budapest
Venedig
32 Bukarest
29
Cannes
31
Dubrovnik
27 Rom
Sofia Istanbul
27
28
28
29
T
Dublin
LEA
16
London
20
Paris
22
H
Stockholm Helsinki St. Petersburg
21
21
21
H
Palma
30
Algier
27
Athen
32
Tunis
30
Antalya
38
T Tiefdruckzentrum
AUSSICHTEN
WASSERTEMPERATUREN
Wannsee
Müggelsee
Ruppiner See
Müritz
Halensee
04:44
21:33
Reisewetter
WETTERLAGE
Temperatur
um 14 Uhr
Schwerin
32/20
Heringsdorf
28/20
Rostock
30/19
Europa
AUSSICHTEN
Tiefstwert
bis 8 Uhr
Kühlungsborn
27/18
diese Richtung trägt auch zur
Dauer-Irritation im Geschwisterverhältnis bei.
Die wird bleiben, und sie wird
noch oft aufbrechen. Fast hätte
der CDU-Generalsekretär Peter
Tauber ja gleich wieder den nächsten Streit losgetreten mit
der Bemerkung, dass
CDU und CSU gemeinsam in den Wahlkampf
2017 zögen, das stehe
vorher schon fest. Nix
steht fest, murrt es
prompt aus München,
und schon gar nicht
stellt das dieser Tauber
fest. Wann wir wieder
Frieden geben, das bestimmen wir allemal immer
noch selbst!
Trotzdem werden sie sich wieder
zusammenraufen auf der Halbinsel Hermannswerder, bei Referaten über globale Großthemen –
Migration inklusive, aber sicherheitshalber auch bloß im Großen
betrachtet – und gemeinsamem
Grillen am Freitagabend.
Konkrete Ergebnisse soll
es nicht geben, auch
wenn die CSU sich das
ursprünglich anders gedacht hatte. Die Bayern sind schon halb im
Wahlkampfmodus,
was bei ihnen konkret
heißt: auf der Suche
nach zündenden Profilierungsthemen.
Der
chronisch
mangelnde
Ehrgeiz der CDU in
Deutschland
24. 06. 2016
Göhren
24/18
nisterpräsident über Kiefersfelden nur
notfalls hinausblickt.
Umgekehrt ist der CDU das Schicksal
der CSU egal, solange bei der Schwesterpartei bloß die absolute Mehrheit bedroht ist. Der Aufstieg der AfD jagt Merkel nicht halb so viel Panik ein wie dem
CSU-Chef. Die Populistentruppe macht
rot-rot-grüne Mehrheiten im Bund unwahrscheinlich und absolute Mehrheiten
der Union unmöglich – zwei Effekte, die
der Kanzlerin recht sein dürften.
Für die CSU liegt genau darin die Bedrohung. Voraussetzung für ihre Alleinregierung – für Seehofer sein „Lebenswerk“
– ist die Einbindung aller halbwegs „bürgerlichen“ Wähler. Merkels Weg in die
Mitte ist die CSU eifrig mitgegangen, solange er Zuwachs versprach. Jetzt fürchten sie in München, dass die CDU-Chefin
den Bogen überspannt haben könnte.
Die Tiefdruckgebiete Lea und
Neele ziehen südwärts und werden auch in West- und Mitteleuropa wetterbestimmend. Zunehmend ist dort mit Regen oder Gewittern zu rechnen. Trocken,
sehr sonnig und heiß bleibt es in
Osteuropa, wo Hoch Wolfgang
mit Zentrum über Russland wetterbestimmend bleibt. Auch auf
der Iberischen Halbinsel strahlt
die Sonne.
H Hochdruckzentrum
Warmfront
Kaltfront
Mischfront
Schauerlinie
WASSERTEMPERATUREN
Nordsee
Ostsee
Biskaya
Adria
Ägäis
Schwarzes Meer
16˚
17˚
20˚
22˚
25˚
24˚
Westliches Mittelmeer
Östliches Mittelmeer
Algarve
Kanarische Inseln
Karibik
Thailand
Auf unserer Internetseite: Das neue
Berlin-Wetter – mit der Wetterlage und den Aussichten
für jeden einzelnen Berliner Bezirk. Zu finden unter:
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22˚
27˚
22˚
22˚
29˚
30˚
Aachen
Bonn
Brocken
Düsseldorf
Feldberg/Schw.
Fichtelberg
Garmisch-P.
Hof
Karlsruhe
Konstanz
Passau
Schwerin
Sylt
Trier
Weimar
Würzburg
Zugspitze
Regenschauer
Regenschauer
sonnig
Regenschauer
heiter
sonnig
heiter
sonnig
sonnig
sonnig
sonnig
sonnig
stark bewölkt
leichte Regenschauer
Regenschauer
sonnig
heiter
25˚
27˚
27˚
26˚
23˚
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27˚
28˚
30˚
28˚
31˚
32˚
19˚
25˚
29˚
28˚
17˚
EUROPA UND DIE WELT
Amsterdam
Barcelona
Bern
Djerba
Eilat
Genf
Hongkong
Innsbruck
Jerusalem
Kapstadt
Kairo
Korfu
Kreta
Larnaca
Los Angeles
Mailand
Malta
Miami
New York
Palermo
Peking
Prag
Reykjavik
Salzburg
St. Moritz
Sydney
Tel Aviv
Tokio
Zermatt
wolkig
sonnig
leichte Regenschauer
sonnig
sonnig
sonnig
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sonnig
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sonnig
leichter Regen
sonnig
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leichte Regenschauer
heiter
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21˚
25˚
28˚
26˚
41˚
30˚
29˚
37˚
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25˚
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11˚
36˚
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14˚
32˚
24˚
18˚
DIE DRITTE SEITE
FREITAG, 24. JUNI 2016 / NR. 22 797
DER TAGESSPIEGEL
Die
Dagegenspielerin
Schon als Schülerin las sie den „Bayernkurier“.
Beatrix von Storch fand das rebellisch.
Heute kämpft sie in der AfD gegen Islam, Euro –
und Parteichefin Frauke Petry
Von Ronja Ringelstein
B
eatrix von Storch ist entsetzt. In
ihrem kleinen Brüsseler Büro
sitzt sie über ihr Handy gebeugt
und sagt: „Ich bin tatsächlich
Nummer zwei. Oh Gott!“ Sie
will es gar nicht glauben. Hat ihr doch
wirklich ein anderer deutscher Europaabgeordneter den Rang abgelaufen. Ausgerechnet einer von den Linken, Helmut
Scholz, hat sie auf der Liste der aktivsten
deutschen Parlamentsmitglieder nach
hinten verdrängt. „Gestern war ich noch
auf Platz eins.“ Diese Statistik checkt sie
häufiger. Sie sagt es ein bisschen spöttisch, aber die Nummer zwei ist sie einfach nicht gern.
Beatrix von Storch ist im Bundesvorstand der „Alternative für Deutschland“
und steht dort für den rechtskonservativen Flügel. Seit 2014 ist sie Vertreterin
im EU-Parlament. Vor allem aber ist sie
die Kampagnenführerin der AfD. All die
Themen, für die die AfD umstritten, aber
bekannt ist, hat sie in die Presse gebracht:
Anti-Islam, Anti-Euro, Anti-Abtreibung,
Anti-Gleichberechtigung. Die AfD will
die Opposition. Dafür muss sie nicht konstruktiv sein, sondern nur gegen etwas.
Und keiner in der Partei ist wie Beatrix
von Storch mit solcher Begeisterung gegen etwas.
Der Bundesvorstand inDeutschland beobachtet deshalb sehr genau, was sie in
Brüssel macht. Besonders eine: Parteichefin Frauke Petry, für die es langsam eng
wird. Ein Machtkampf folgt dem nächsten. Beatrix von Storch verbündet sich
währenddessen mit den richtigen Leuten,
dem Ko-Vorsitzenden Jörg Meuthen zum
Beispiel. Als es in der vergangenen Woche
um den Ausschluss des Abgeordneten
Wolfgang Gedeon wegendessen antisemitischen Äußerungen ging, stellte sich der
Bundesvorstand nahezu geschlossen hinter Meuthen – und gegen Petry, die den
Ausschluss nicht wollte. Sie habe keine Linie, hört man ihre Kollegen lästern. Und
so ist von Storch für sie inzwischen eine
ernst zu nehmende Konkurrentin um den
Führungsposten. Wie gesagt: Von Storch
ist nicht gerne die Nummer zwei.
Noch vor einiger Zeit hätte kaum jemand dieses Szenario für möglich gehalten. Ausgerechnet von Storch, eine Politikerin, die nicht einmal in der eigenen Partei populär ist – wohlgemerkt in einer, zu
deren Konzept es gehört, populistisch zu
sein. Von Storch ist der Gegenentwurf
zum typischen Politiker. Sie ist nicht gewinnend,sondern ausdauernd, nichtüberzeugend, sondern nervig. Ihre Taktik
heißt Dauerschleife. Aktivstes Mitglied
wird man durch Wortmeldungen, Reden,
Anträge. Von Storch nutzt all das, um immer wieder aufzufallen.
Als ihr noch kaum jemand zugehört hat,
steht Beatrix von Storch schon auf der
Wiese vor dem Reichstag und stellt Forderungen. 2012, ein grauer Tag im Oktober:
Von Storch, roter Pullover, randlose
Brille, reißt die Augen auf, wie sie das immer macht, wenn sie jemanden überzeugen will. Mit ernster Stimme sagt sie in die
Kamera: „Verklagen Sie Herrn Draghi!“
MarioDraghi, Chef derEuropäischenZentralbank, hat zu diesem Zeitpunkt noch
nievonBeatrixvon Storchgehört. Nach ihrem Aufruf klagen mehr als 5000 Menschengegen die EZB.AfD-Mitglieder sprechen von Storch daraufhin an, ob sie nicht
mitmachen wolle. Sie will. Was ihr damals
nur als Kulisse dient, ist heute ein realistisches Ziel: der Bundestag.
Beatrix von Storch wurde 1971 in Lübeck geboren. Gäbe es den Adel noch,
wäre sie Herzogin von Oldenburg. Politisch interessiert war sie seit ihrer Kindheit, sagt sie. Weil der Bus zum Gymnasium in Kaltenkirchen immer eine Dreiviertelstunde zu früh abfuhr, gab es für die
Kinder in der Schule einen Leseraum. „Ich
sehe mich in der siebten Klasse, wie ich
den ,Bayern-Kurier‘ lese. Das CSU-Hausblatt“, erzählt von Storch. „Wer das las,
wurde schnell zum politischen Außenseiter.“ Konservativ von Kindesbeinen an,
von Storch findet das rebellisch.
Im September steht die Wahl fürs Berliner Abgeordnetenhaus an. Umfragen sehen die AfD bei 15 Prozent, Tendenz steigend. Von Storch ist zwar Vorsitzende des
Landesverbandes, aberLandespolitik interessiert sie nicht besonders. Auf den Posten als Spitzenkandidatin hat sie verzichtet. Ihre Themen
sind Bundesthemen.
Deshalb liest sich
Das
das Wahlprogramm
Programm
der Berliner AfD wie
ein Manifest ihrer
der AfD:
persönlichen Ambiein Manifest tionen. Es ist durchdrungenvon Europaihrer
politik und Kritik am
Ambitionen
Islam – nicht gerade
Themen für einen
Landeswahlkampf.
Das gefällt nicht allen in der AfD. Mit ihr
einen Kompromiss zu finden? „Schwierig“, sagt einer, der häufig mit ihr zu tun
hat.
Ihr Büro in Brüssel ist unpersönlich und
unscheinbar eingerichtet. Es ist für sie nur
eine Zwischenstation. An der Wand hängt
die Nationalflagge Chiles, wo ihr Mann
Sven vonStorchaufwuchs.AlsJurastudentin lernte sie ihn kennen. Er habe sie dazu
gebracht, politisch aktiv zu werden, sei
eine „treibende Kraft“ gewesen.
Das Paar hat zusammen etliche Vereine
und Initiativen gegründet. Wer ihr Netzwerk verstehen will, besucht von Storch
deshalb am besten in ihrem Kampagnenhauptquartier in der Zionskirchstraße in
Berlin-Mitte. Die Adresse der „Zivilen Koalition“, mit der sie damals gegen Draghi
mobilisierte, ist dieselbe wie die ihres Abgeordnetenbüros; erster Stock, lichtdurchflutete Räume, Holzböden, Stuck.
Vor einiger Zeit ist sie aus dem Erdgeschoss ausgezogen, immer wieder wurden die Scheiben eingeschlagen, eines
Nachts wurde sogar ihr BMW angezündet
und brannte aus. „Es gibt eine gute Kaffeemaschine“, sagt sie zur Begrüßung. Es
bleibt die einzige freundliche Geste im Gespräch.
Den ersten Verein gründete das Paar
1996. Alle sollen für ein „konservatives,
patriotisches, libertäres“ Weltbild stehen.
Sie tragen Namen wie „Zivile Koalition“,
„Allianz für den Rechtsstaat“, „Bürgerrechte Direkte Demokratie“ oder „Initiative Familienschutz“. Auch Online-Platt-
Rot-Grün muss sich nicht zwangsläufig vertragen. Beatrix von Storch (links) verbündet sich derzeit mit den politischen
Foto: Philipp Guelland/AFP
Feinden von AfD-Chefin Frauke Petry, die hart in der Kritik von Parteimitgliedern steht.
formen wie „Abgeordnetencheck“ und
„Civil Petition“ betreiben die beiden. Auf
Initiative der von Storchs fordern im Netz
derzeit 27 703 Unterzeichner den Rücktritt von Angela Merkel.
Immer wieder sind von Storch und ihr
Mann in den Verdacht geraten, Spendengelder der Organisationen abzuzweigen.
2012 schrieb die „Welt am Sonntag“ über
eine Barabhebung von 100 000 Euro vom
Vereinskonto. Jüngst berichtete der „Spiegel“, die von Storchs hätten mit diesen
Spendengeldern Goldbarren gekauft.
Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Sven von Storch, wegen des Veruntreuens von Arbeitsentgelt. Beatrix von
Storch weist die Vorwürfe zurück. Das Finanzamt habe das alles geprüft, erklärt
sie. Wenn sie sauer ist, malt sie große Bögen mit ihren Armen indie Luft.Den „Spiegel“-Artikel habe sie gar nicht gelesen,
sagt sie. Da würde sie nur noch wütender.
In der AfD bewundert man sie als Netzwerkerin. Auch Parteigründer Bernd Lucke war fasziniert davon, wie viele Bürger
diese kleine, wütende Frau erreichte.
„Viele Menschen haben gedacht, ich hätte
die AfD gegründet, weil ich vorher schon
diese großen Kampagnen gestartet hatte.“
Von Storch sagt das nicht ohne Stolz, hat
aber sonst nicht gerade die besten Erinnerungen an ihre Anfangszeit in der Partei.
Ihre Mundwinkel ziehen sich noch weiter
nach unten als üblich,als sie davon berichtet. Lucke traute ihr nicht. Zwar wollte er
von ihrem Netzwerk profitieren. Doch
schon bald musste er befürchten, dass sie
zu mächtig werden könnte. Als Fanatikerin soll er sie bezeichnet haben. Als er
schließlich versuchte, sie wieder loszuwerden, war es zu spät. Bernd Luckes Zeit
in der AfD ist längst vorbei. Beatrix von
Storchs fängt gerade erst an.
Die AfD war die erste Partei, in der sie
sich zu Hause fühlte. Die Entwicklungen
der etablierten Parteien seien „nicht in die
richtige Richtung“ gegangen, sagt sie.
„Die sind zu satt.“ Mit der AfD hat sie eine
Partei gefunden, die sie selbst nach ihren
Vorstellungen formen kann.
Viele Stellen des Berliner Parteiprogramms entsprechen deshalb den Forderungen ihrer „Initiative Familienschutz“.
Dafür, dass diese Forderungen Einzug ins
Programm halten, hat die Politikerin
höchstpersönlich gesorgt. Ein Parteitag
imMärz: Beatrix von Storch steht imknallgrünen Jackett vor etwa hundert Mitgliedern der Berliner AfD. Sie wollen das
Wahlprogramm für die Abgeordnetenhauswahl beschließen. Gerade eben hat
von Storch für Ruhe gesorgt. Jetzt ergreift
sie das Mikrofon und sagt: „Wenn sich die
AfD in irgendeiner Form für eine
Kita-Pflicht einsetzt, muss ich darüber
nachdenken, ob das noch meine Partei
ist.“ Es klingt das Merkel‘sche „dann ist
dies nicht mein Land“ durch. Angela Merkel, deren Flüchtlingspolitik von Storch
verachtet. In ihrer Sturheit jedoch ist sie
der Kanzlerin ähnlich.
Sollte ihr die AfD einmal nichtmehr nützen, würde sich von Storch ihre Anhänger
wohl woanders suchen. 2011 trat sie drei
Tage vor einem Mitgliederentscheid der
FDP bei, nur, um gegen den Euro-Rettungsfonds ESM zu stimmen. Als der Vorstoß scheiterte, trat sie etwas später einfach wieder aus. Heute sagt sie, die AfD
wäre damals nicht gegründet worden,
wenn dieser Entscheid anders ausgefallen
wäre.
Dass sie selbstbezogen und kompromisslos ist, nehmen ihr manche in der AfD
übel. Von Storch sagt es lieber mit ihren
Worten: „Ich vertrete nichts, wofür ich
nicht inhaltlich stehe.“ Einigen enttäuschten Wählern gefällt genau das. „Manche
werden variabel, bei dem wofür sie eintreten, das ist bei mir nicht so“, sagt sie und
tippt kurz und energisch in die Luft. Es ist
ein großes Versprechen für eine Politikerin. Sollte sie es brechen, werden ihre Anhänger ihr das wohl nicht verzeihen.
Ihr Thema Anti-Abtreibung ist deshalb
ein heikles. Es spaltet die AfD. Von Storch
ist entschieden dagegen, läuft beim
„Marsch für das Leben“ regelmäßig ganz
vorne mit. Aus dem Bundesvorstand heißt
es aber, man wünsche sich das nicht als
Wahlkampfthema. Die AfD könne damit
viele Wählerinnen verprellen. Und tatsächlich nimmt sich von Storch in dieser
Sache nun etwas zurück. Anders als beim
Anti-Islam-Kurs.
Kollegen finden, manchmal gehe sie
mit ihren Aussagen zu weit. Aber diese
Aussagen machen sie wählbar für die „besorgten Bürger“, die sich mit Sätzen wie
„das wird man ja wohl noch sagen dürfen“
gegen die Politik der etablierten Parteien
auflehnen. Es gibt Abgeordnete, die das
destruktivnennen.Von Storchseidie„Blockade-Königin“, berichtenKollegen anderer Parteien im Europaparlament. Meist
wolle sie ganze BeIhre
richte
streichen,
Kampagnen nicht nur Absätze.
„Sie will im Frauengegen
ausschuss FrauenAbtreibung
rechte zerstören“,
sagt ein Mitglied.
spalten
Die Arbeit des Ausdie Partei
schusses zöge von
Storch beijeder Gelegenheit ins Lächerliche, erzählt ein anderes. Im EU-Parlament hat sie sich mit dieser Art keine
Freunde gemacht. Bei den Anhängern in
Deutschland kommt ihr Kreuzzug gegen
den Islam, Europapolitik und Gendermainstreaming allerdings bestens an. Es
ist ein kleiner Vorgeschmack auf das, was
sie später einmal im Bundestag durchsetzen will: „Die Verbindung von Mann und
Frau ist die einzige, die als Keimzelle der
Gesellschaft bezeichnet werden kann“,
sagt sie. Dass sie und ihr Mann ein kinderloses Paar sind, und dass auch heterosexuelle Paare manchmal keine Kinder bekommen können, ändert für sie nichts. „Das
machtausder Natur derSache nichts anderes.“ Fast entschuldigend betont sie immer wieder, dass das ja nur die Positionen
seien, die die CDU vor Jahren mal vertrat.
In den EU-Ausschuss für die Rechte der
Frauen, der sich für Gleichstellung und
Gleichberechtigung einsetzt, sei sie nur
gegangen, „damit die Stimme der Vernunft dort einzieht“. Sie nickt kurz. Vernünftig, das seienschon mal nicht: „Umerziehungsprogramme gegen geschlechtsstereotypes Verhalten“, Quoten und eine
„Sprachpolizei“ gegen Sexismus.
Im März gerieten Petry und von Storch
offen aneinander,als die Parteichefin in einem Interview forderte, als Ultima Ratio
müsstenzur Grenzsicherung auchSchusswaffen eingesetzt werden dürfen. Von
Storch war ihr nach der Äußerung zur
Seite gesprungen und hatte die Forderung
nochzugespitzt: Auch auf Frauen und Kinder müssten Grenzsoldaten notfalls schießen dürfen. Sie habe Petry damit „doch
nur helfen wollen“, sagte sie später.
Petry bezeichnete von Storchs Aussage
als „Kardinalfehler“, und es gibt kaum jemanden im Bundesvorstand, der das anders sieht, auch wenn der ein oder andere
dort die Beziehung zu ihr „freundschaftlich“ nennt. Vor allem aber braucht von
Storch die Unterstützung der Basis. Auf
AfD-Versammlungen,bei denenjedes Mitglied abstimmen kann, ist sie deshalb häufiger in der Hotellobby zu finden als auf
der Bühne.
Auch beim Parteitag des Berliner Landesverbandes bleibt ihr Stuhl auf dem Podium leer. Von Storch sitzt in der letzten
Reihe, am Ende des Saals. Der Kopf mit
den voluminös geföhnten Haaren ist dem
Mann neben ihr leicht zugeneigt. Sie tuscheln. Was auch immer er ihr erzählt, es
ist für sie offenbar interessanter als das,
was auf der Bühne passiert. Dort stellen
sich gerade die Landeskandidaten für die
Plätze zwei bis zehn vor – jene also, die
nach derzeitigen Umfragen mit Sicherheit
ins Berliner Abgeordnetenhaus einziehen. Viele Anwesende mögen so viel demonstratives Desinteresse unsympathisch finden. Beatrix von Storch wird es
egal sein. Sympathie hat sie nicht dorthin
gebracht, wo sie heute ist.
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POLITIK
DER TAGESSPIEGEL
Berlin und Wien fordern
Flüchtlingsverteilung
Foto: Wolfgang Kumm/dpa
Berlin - Deutschland und Österreich
dringen trotz des Widerstands osteuropäischer Staaten weiter auf eine gerechte
Verteilung von Flüchtlingen in der EU.
Die Verteilung der Flüchtlinge sei ein
„richtiges und wichtiges Prinzip“, sagte
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
am Donnerstag im Kanzleramt beim Antrittsbesuch des österreichischen Regierungschefs Christian Kern. Auch Kern erklärte mit Blick auf die bislang nur schleppend vorankommende Verteilung der
Migranten, die EUPartner
müssten
„beweisen, dass Europa ein solidarisches Projekt“ sei.
Er wandte sich dagegen, unwilligen EUStaaten in der Debatte mit dem drohenden Zeigefinger
zu begegnen.
Deutschland und
Kanzler Kern Österreich gehörten im vergangenen
verteidigt
Jahr zu den wichtigsObergrenze
ten europäischen
Zielländern für die
für
Flüchtlinge. Zur EntFlüchtlinge
lastung Griechenlands und Italiens,
wo die meisten Migranten zuerst europäischen Boden betreten, hatten die EU-Partner die Umverteilung von 160 000 Flüchtlingen beschlossen. Vor allem Ungarn und die Slowakei
sperren sich gegen den Beschluss.
Kerns Amtsvorgänger Werner Faymann hatte in der Flüchtlingspolitik einen Zickzackkurs verfolgt. Im vergangenen September hatte er gemeinsam mit
Merkel die großzügige Aufnahme der in
Ungarn festsitzenden Flüchtlinge in
Deutschland und Österreich initiiert. Anschließend war der SPÖ-Politiker Faymann aber seitens des konservativen Koalitionspartners von der ÖVP unter
Druck geraten. Daraufhin führte er im
Februar eine Obergrenze von 37 500
Flüchtlingen pro Jahr ein. Die Obergrenze, die von der EU-Kommission kritisiert wurde, führte anschließend in einer
Kettenreaktion in den benachbarten Ländern zur Schließung der Balkanroute.
Der Schlingerkurs in der Flüchtlingskrise wurde Faymann zum Verhängnis,
als in der ersten Runde der österreichischen Präsidentschaftswahl im April
der SPÖ-Kandidat genauso wie der Bewerber der ÖVP den Einzug in die zweite
Runde verpasste – anders als der Bewerber der rechtspopulistischen FPÖ, Norbert Hofer. Faymann erklärte anschließend Anfang Mai seinen Rücktritt.
In Berlin erklärte Kern, der wie Faymann der sozialdemokratischen SPÖ angehört, dass Österreich zu seinen Verpflichtungen in der Flüchtlingspolitik
stehen werde. Er verwies darauf, dass
in Österreich 2015 rund 90 000 Asylanträge gestellt wurden. Andererseits verteidigte er den Schwenk seines Vorgängers mit den Worten, dass man in Österreich „nicht mit diesem Ausmaß“ bei
den Flüchtlingszahlen gerechnet habe.
Daher sei zu Beginn des Jahres die Stimmung in der Bevölkerung „relativ
schnell gekippt“.
Mit Blick auf die Zukunft der EU sprach
sich Merkel ungeachtet des Ausgangs des
Referendums in Großbritannien dafür
aus, weiter im Kreis aller 28 EU-Staaten
nach Lösungen zu suchen. „Ich halte
nichtsdavon, jetzt in Untergruppen zuzerfallen“, sagte sie. Damit wandte sie sich indirekt gegen Pläne der Außenminister der
sechs europäischen Gründerstaaten
Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Luxemburg und Niederlande, die
wegen des britischen Referendums über
ein gesondertes Treffen am Samstag
nachdenken.
Albrecht Meier
NR. 22 797 / FREITAG, 24. JUNI 2016
E
In Stellung gebracht
Von Michael Schmidt
Berlin - Rund 3550 Bundeswehrsoldaten sind derzeit im Auslandseinsatz. Sie
sind an insgesamt 16 Missionen beteiligt.
Tendenz: eher steigend. Das kostet. Nach
einer Aufstellung der Vorsitzenden des
Haushaltsausschusses, Gesine Lötzsch
(Linke), wurden seit 1992 für insgesamt
55 Einsätze – Stand Januar 2016 – mehr
als 17 Milliarden Euro ausgegeben.
Mit Abstand am teuersten war die Beteiligung an der Mission in Afghanistan,
die in 13Jahren fast neun Milliarden Euro
kostete. Es folgen die Kfor- und Sfor-Einsätze zur Stabilisierung des früheren Jugoslawiens, wo sich die Bundeswehr erstmals an einem völkerrechtlich umstrittenen Kriegseinsatz beteiligt hatte.
Das verstärkte Engagement in der jüngeren Vergangenheit war ein wichtiges
Argument dafür, dass der Etat von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
(CDU) zuletzt erhöht wurde. Und auch
die Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) wird daran gedacht haben, als sie
dieser Tage einer kräftigen Aufrüstung
das Wort sprach und daran erinnerte,
dass jeder Nato-Mitgliedstaat zwei Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgeben solle. Derzeit erreichen nur wenige Länder
dieses Ziel. Deutschland liegt bei 1,2 Prozent des BIP –
Bundeskanzlerin Angela Merkel
hat deutlich höhere Militärausgaben angemahnt.
Die SPD ist gegen diesen Wunsch,
Grüne und Linke werfen der Union
empört eine „Aufrüstungsideologie“ vor
mit in den vergangenen Jahren sogar sinkendem Anteil.
„Es wird auf Dauer nicht gut gehen“,
sagte die Kanzlerin, „dass wir sagen, wir
hoffen und warten darauf, dass andere
für uns die Verteidigungsleistungen tragen.“ „Andere“ meint vor allem die USA,
die 3,4 Prozent ihres Sozialprodukts fürs
Militär ausgeben.
Die Bundesregierung will den Verteidigungsetat nach derzeitigem Planungsstand bis 2020 von derzeit 34,3 auf 39,2
Milliarden Euro aufstocken. Um das
Zwei-Prozent-Ziel zu erreichen, müsste
Deutschland allerdings mehr als 60 Milliarden Euro für Verteidigung ausgeben.
Aus der SPD kam Kritik an Merkels Bekenntnis. Es gehe in die falsche Richtung,
sagte der stellvertretende Parteivorsitzende Ralf Stegner. „Wir brauchen kein
Nato-Säbelrasseln, sondern eine neue Initiative für eine Friedens- und Entspannungspolitik.“ Statt zusätzliche Milliarden in
eine Aufrüstung der
Bundeswehr zu stecken,
sollte das Geld lieber
für Bildung und Integration verwendet werden, meinte Stegner.
SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte bereits
zu Wochenbeginn in der Nato-Russland-Debatte davor gewarnt, jetzt massiv
aufzurüsten. „Wir sind in eine Logik zurückgekehrt, die ich jedenfalls aus meiner Jugend kenne: wo nur noch über die
Frage geredet wird, wer muss eigentlich
mehr ausgeben zur Beschaffung von Rüstung“, sagte Gabriel am Montag. Merkel
nahm den Widerspruch zur Kenntnis –
und erklärte, das Zwei-Prozent-Ziel
werde von der gesamten Bundesregierung getragen.
Im Übrigen: Auch in der Russlandpolitik sehe sie keine Differenzen mit dem Koalitionspartner SPD. Die Nato-Strategie
setze auf Dialog und Stärkung der östlichen Bündnispartner. „Beide Säulen werden von der deutschen Bundesregierung
gemeinsam vertreten“, sagte sie.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier hatte am Wochenende mit einer
Äußerung zur Russlandpolitik der Nato
Kritik der Union auf sich gezogen. „Was
wir jetzt nicht tun sollten, ist durch lautes
Säbelrasseln und Kriegsgeheul die Lage
weiter anzuheizen. Wer glaubt, mit symbolischen Panzerparaden an der Ostgrenze des Bündnisses mehr Sicherheit
zu schaffen, der irrt“, sagte er.
NACHRICHTEN
F
DEUTSCHLAND
Die Grünen kritisierten, die Kanzlerin
kurbele die Aufrüstungsspirale an: „Auch
die Kanzlerin steigt in die Aufrüstungsideologie à la von der Leyen ein“, sagte
Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender
der Grünen. „Die Union fällt zurück in
das alte, gefährliche Kalte-Kriegs-Denken.“ Mehr Geld für Rüstung sei keine
Lösung. „Mehr Waffen führen zu mehr
Unsicherheit und Instabilität in Konfliktlagen. Abrüstung und Rüstungskontrollen sind der richtige Weg zu Sicherheit
und Frieden.“
Die Linke warf Merkel eine Militarisierung der Außenpolitik vor. Ex-Parteichef
Oskar Lafontaine fand auf seiner Facebook-Seite heftige Worte: „Hat diese
Dame sie noch alle?“, fragte er. Und er
wies darauf hin, dass die Nato-Staaten
13-mal so viel für Rüstung ausgäben
(905 Milliarden Dollar) wie Russland
(66,4 Milliarden Dollar). Zur Aussage
Merkels, wonach Deutschland und die
USA sich bei den Ausgaben für Verteidigung annähern müssten, sagte der Ex-Linken-Chef, dass sich die Verteidigungsausgaben der USA auf 596 Milliarden Dollar beliefen und diese vor allem dazu
dienten, die „imperialen Ziele“ der Vereinigten Staaten durchzusetzen. Merkel
habe daher „nichts verstanden“ und sei
„zu einer eigenständigen deutschen Außenpolitik nicht fähig“. Der seit Jahren
geforderte Kurswechsel in der Politik
beginne aber damit, „dass Deutschland
und Europa sich auf ihre eigenen Interessen besinnen und eine selbstständige
Außenpolitik machen“. Mit Merkel gehe
das nicht.
— Meinungsseite
Nahost
257
Anti-IS-Einsatz
Irak
141 Ausbildungsunterstützung
Afghanistan /
Usbekistan
914 Resolute
Support
2 UNAMA
Kosovo
658KFOR
Westsahara
4 MINURSO
Mittelmeer
385 Operation Sophia
Libanon
134 UNIFIL
Mali
158 EUTM
Horn von Afrika
330 Atalanta
Somalia
9 EUTM SOMALIA
Senegal/Mali
494 MINUSMA
Sudan/Südsudan
8 UNAMID / 16 UNMISS
Quelle: Bundeswehr, zzgl. 41 STRATAIRMEDEVAC, Stand: 13.6.2016, AFP
Ohne
drohenden
Zeigefinger
Foto: Bernd Wüstneck/dpa
4
Falsche Zahlen: Grüne fordern
Rücktritt von de Maizière
Berlin - Wegen seiner umstrittenen Äußerungen zu Attesten für ausreisepflichtige Flüchtlinge hat Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU)
am Donnerstag den Rücktritt nahegelegt.
Dieser hatte in einem Interview erklärt,
es würden zu viele Atteste von Ärzten
ausgestellt, wo es keine echten gesundheitlichen Abschiebehindernisse gebe
und dazu falsche Zahlen genannt. AFP
Landesregierung entschuldigt sich
bei Contergan-Opfern
Düsseldorf - Ein halbes Jahrhundert
nach dem Contergan-Skandal hat sich die
nordrhein-westfälische Landesregierung
bei den Opfern entschuldigt. Die öffentliche Verwaltung hätte gegenüber den betroffenen Familien schneller, effektiver,
angemessener, mutiger, hartnäckiger und
aktiver handeln müssen, sagte Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne)
auf einem Treffen mit Betroffenen in Düsseldorf. „Dass das Land Nordrhein-Westfalen das nicht getan hat, dafür möchte
ich mich hier bei den Eltern und bei den
Betroffenen entschuldigen.“
epd
Szene der Salafisten
wächst weiterhin rasant
Berlin - Die Zahl der Salafisten in
Deutschland nimmt immer noch rapide
zu. Die Szene sei aktuell auf 8900 Personen gewachsen, hieß es am Freitag in Sicherheitskreisen. Vor einem halben Jahr
hatte der Verfassungsschutz von 8350 Salafisten gesprochen. Ende 2014 waren es
7000, im Jahr 2012 lediglich 4500. Die
Entwicklung bereitet den Sicherheitsbehörden große Sorgen, da sich das islamistische Terrormilieu weitgehend aus der
Salafistenszene rekrutiert.
fan
INDONESIEN
Regierung hält Kabinettssitzung
im Südchinesischen Meer ab
Jakarta - Indonesiens Regierung hat
eine Kabinettssitzung an Bord eines
Kriegsschiffs in einem von China beanspruchten Teil des Südchinesischen
Meers abgehalten. Die indonesische Marine hatte kürzlich vor den Natuna-Inseln
ein chinesisches Fischerboot beschossen. Ein Fischer wurde laut chinesischen
Staatsmedien verletzt, sieben Seeleute
von Indonesien festgesetzt.
dpa
DER TAGESSPIEGEL
RERUM
CAUSAS
COGNOSCERE
Auslandseinsätze der Bundeswehr
Stärke der Einsatzkontingente nach Mission
Heer
ZEITUNG FÜR BERLIN UND DEUTSCHLAND
Marine
Austritt ohne Beitritt?
Erdogan erwägt ein EU-Referendum in der Türkei – und setzt auf diplomatische Provokation Deutschlands
Istanbul - Passend zum Brexit-Referendum denkt der türkische Präsident Recep
Tayyip Erdogan laut über eine Volksabstimmung der Türken über Abbruch
oder Fortsetzung der Beitrittsverhandlungen nach – ein Austritt ohne Beitritt sozusagen. Die Bedeutung des Gedankenspiels geht über eine tagespolitische
Drohgebärde Richtung EU hinaus: Ankara stellt die Grundlagen der Beziehung
zu Brüssel infrage.
Klagen über die zögerliche Haltung der
Europäer sind nichts Neues. Zuletzt war
das Thema wegen der Warnungen der
Brexit-Befürworter in Großbritannien
vor einer türkischen Mitgliedschaft erneut auf die Tagesordnung gekommen. In
einer Rede schimpfte Erdogan über die
Europäer, die das muslimische Land aus
religiösen Vorbehalten heraus nicht aufnehmen wollten und es seit einem halben
Jahrhundert warten ließen.
In dieser Situation könne die türkische
Regierung das Volk zur EU befragen, so
wie dies auch in Großbritannien geschehe, sagte Erdogan. „Da werden wir
fragen: ‚Sollen die Verhandlungen mit der
Europäischen Union weitergehen oder
nicht?‘ Wenn das Volk ‚weiter‘ sagt, dann
machen wir weiter.“
Ein Grund für die Verärgerung des Präsidenten ist die Haltung der EU in der
Visafrage. Erdogan ging EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker an,
der kürzlich die Forderung an Ankara
nach Erfüllung aller Kriterien für die Aufhebung der Visapflicht bekräftigt hatte.
Juncker verstehe nichts von den Türken, sagte Erdogan. Die Türkei beherberge drei Millionen Flüchtlinge, dagegen zeige Europa sein „hässliches Gesicht“, wenn Zuflucht suchende Menschen an seinen Grenzen auftauchten.
Der Präsident erneuerte zudem seine
Drohung, massenhaft Flüchtlinge nach
Europa zu schicken: Er sei gespannt, was
Juncker den Menschen in Europa erzählen werde, wenn plötzlich Millionen
Flüchtlinge vor den Toren der EU stünden. Auch Ministerpräsident Binali Yildirim kritisierte die EU und wies erneut die
Forderung nach einer Liberalisierung der
Terrorgesetze zurück. Für die Türkei sei
der Kampf gegen den Terror der kurdischen PKK vordringlicher als die Reisefreiheit, sagte er. „Die EU muss einsehen,
dass es für die Türkei nichts Wichtigeres
als die Unabhängigkeit und die staatliche
Einheit gibt, das gilt auch für die Mitgliedschaft in der Europäischen Union.“
Gleichzeitig rächt sich Ankara mit diplomatischen Nadelstichen für die Armenier-Resolution des Bundestages. Nach
dem Nein der Türkei zu einem Besuch
des Berliner Verteidigungs-Staatssekretärs Ralf Brauksiepe (CDU) bei Bundes-
wehrsoldaten auf dem südtürkischen
Luftwaffenstützpunkt Incirlik wurde am
Mittwoch eine weitere Besuchsabsage
durch Ankara bekannt. In Berlin verlautete, ein für August geplanter Besuch einer Delegation des Innenausschusses in
Ankara komme nicht zustande.
Mit den Spitzen Richtung EU geht Erdogan weiter als bei früheren Streitfällen.
Trotz aller Probleme im türkischen Beitrittsprozess galt für Ankara bisher stets
der Grundsatz, dass die Türkei nicht derjenige sein werde, der die Verhandlungen
beende. Nun zieht Erdogan diese Möglichkeit zum ersten Mal in Betracht. Außerdem rüttelt der Präsident mit dem
Nein zur Änderung der Terrorgesetze an
dem Prinzip, dass sich die beitrittswillige
Türkei den Regeln der EU zu fügen hat,
und nicht umgekehrt. Wie unter dieser
neuen Prämisse verhandelt werden soll,
ist völlig offen.
Thomas Seibert
Pflichtblatt der Börse Berlin
Verleger: Dieter von Holtzbrinck. Herausgeber: Giovanni di
Lorenzo, Sebastian Turner. Chefredakteure: StephanAndreas Casdorff, Lorenz Maroldt. Stellvertretender Chefredakteur: Arno Makowsky. Berater der Chefredaktion: Gerd
Appenzeller. Geschäftsführender Redakteur: Dr. Christoph
von Marschall. Leitende Redakteure: Ingrid Müller, Gerd
Nowakowski, Lutz Haverkamp (Nachrichten), Malte Lehming (Meinung), Norbert Thomma (Sonntag), Christian
Tretbar (Newsroom). Autoren: Harald Martenstein, Dr. Hermann Rudolph. Ressortleitungen: Politik: Juliane Schäuble;
Berlin: Robert Ide; Wirtschaft: Kevin P. Hoffmann, Heike
Jahberg; Sport: Friedhard Teuffel; Kultur: Christiane Peitz,
Rüdiger Schaper; Wissen/Forschen: Dr. Hartmut Wewetzer. Verantwortliche Redakteure: Katja Füchsel (Die Dritte
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Kameraden beim Kriegsverbrecher
Die NPD verbündet sich mit dem Regime des syrischen Diktators Assad. Ex-Parteichef Udo Voigt war schon zweimal in Damaskus
Berlin - Viele Freunde hat Baschar al Assad in Deutschland nicht, doch eine Partei steht in Treue fest zu Syriens Diktator.
Die NPD trommelt für ihn und verdammt
die Sanktionen von EU und USA gegen
das Regime. Der Westen mache sich in
Syrien eines „Menschheitsverbrechens
im Zeichen der sogenannten demokratischen Werte schuldig“, verkündet Udo
Voigt, Ex-Parteichef und seit 2014 Europaabgeordneter, im „NPD-Rundbrief“.
Und es bleibt nicht bei Propaganda.
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit pflegt die NPD gemeinsam mit
weiteren europäischen Rechtsextremisten enge Kontakte zum Assad-Regime.
Zweimal haben Voigt und seine Kameraden bereits Syrien besucht, empfangen
wurden sie in Damaskus wie Staatsgäste.
Im Juni 2015 kamen die Rechtsextremen
auf Einladung der regierenden Baath-Partei, nun im April bat der Präsident des
Parlaments, Muhammad Dschihad al Lahham, den braunen Trupp zu sich. Zu den
Polittouristen zählten auch der Grieche
Eleftherios Synadinos, der für die Neonazi-Partei „Goldene Morgenröte“ im Europaparlament sitzt, und der Italiener Roberto Fiore, vorbestraft wegen Unterstützung von Terroristen.
Fiore ist eine Schlüsselfigur in der Verbindung des Assad-Regimes mit den
Rechtsextremen. Der Neofaschist führt
die „Alliance for Peace and Freedom
(APF)“, eine 2015 gegründete europäische Partei. Sie ist ein Sammelbecken für
Rechtsextreme aus mehreren Ländern,
die NPD macht mit. Das Europaparlament gewährt der APF mehrere 100 000
Euro Parteienfinanzierung.
Voigt schwärmt vom Aufenthalt im Bürgerkriegsland. „Das waren die interessantesten Reisen, die ich in meinem Leben
gemacht habe“, sagt er und erzählt von
den Treffen mit Würdenträgern, vom Par-
Mag den Diktator. NPD-Chef Udo Voigt
Foto: dpa
plant seine dritte Syrienreise.
lamentspräsidenten über Baath-Funktionäre bis zum Großmufti Ahmad Badr ad
Din Hassun und dem Patriarchen der syrisch-orthodoxen Kirche, Ignatius Aphrem II. Die Rechtsextremisten schauten
sich in einem Militärkrankenhaus um
und besuchten ein Heim für Töchter gefallener Soldaten. Zu den Kriegsfronten
kamen Voigt und Freunde allerdings
nicht. Dass das Regime dort Fassbomben
abwerfen lässt und Giftgas eingesetzt hat,
bezweifelt der NPD-Mann.
Auf die Frage nach Fassbomben habe
ein Minister nur „fürchterlich gelacht“,
erzählt Voigt. „Und er hat zum Angriff
mit Giftgas gesagt, das sei Unsinn, aber
die Produktion von Giftgas hat er nicht
bestritten.“ Für Voigt gibt es auch „keinen Grund zur Flucht“ aus den von Assad beherrschten Gebieten. „Das ist eine
offene Gesellschaft, in der mir Unterdrückung nicht aufgefallen ist“.
Deutsche Sicherheitskreise bestätigen
Voigts Kontakte nach Syrien und verweisen auf ideologische Schnittmengen. Die
NPD und Assad seien sich in antiamerikanischen Ressentiments einig. Die Reisen
seien auch ein weiteres Indiz, dass sich
Rechte Russland zuwenden, das Assad
massiv hilft. Voigt war 2015 bei einem
Treffen von Putin-Fans in St. Petersburg.
Die syrische Botschaft in Berlin ist für
eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Der Honorarkonsul Syriens in Bremen
hingegen zeigt sich konsterniert. Von der
Verbindung der NPD zu Assad „habe ich
nichts gewusst“, sagt Chawkat Takla.
„Wenn das so ist, finde ich das widerlich.“ Unterdessen plant Voigt die dritte
Reise nach Damaskus.
Frank Jansen
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POLITIK
Aus der Hölle ins Elend
Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ ist im Irak auf dem Rückzug.
Doch die Schlacht um Falludscha hat Zehntausende zu Flüchtlingen gemacht
Von Christian Böhme
Berlin - Die Temperatur – mit bis zu 48
Grad unerträglich. Das Trinkwasser?
Geht dramatisch schnell zur Neige. Auch
die Lebensmittelvorräte sind so gut wie
aufgebraucht. Ganz zu schweigen von
den hygienischen Verhältnissen. In den
improvisierten Lagern steht oft nur eine
Latrine für hunderte Menschen zur Verfügung. Die Not und das Elend um Falludscha sind offenkundig. Die Schlacht um
die Stadt zwischen irakischen Regierungseinheiten und der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) droht Hilfsorganisationen zufolge sogar zu einer humanitären Katastrophe zu werden.
Sogar die Grundversorgung der Menschen, die in den vergangenen Wochen
aus der immer noch umkämpften IS-Bastion geflohen sind, sei kaum noch gewährleistet, heißt es bei den Vereinten Nationen. Denn der Andrang der Schutzsu-
chenden – die Zahlen schwanken zwischen 50 000 und 80 000 – ist immens.
„Das führt auch dazu, dass sich zwei oder
drei Familien oft ein Zelt teilen müssen“,
berichtet Ghassan Abu Shaer, Nothilfekoordinator von Ärzte ohne Grenzen.
Wenn es überhaupt eine Unterkunft gibt.
Viele Geflüchtete müssen unter freiem
Himmel campieren, der sengenden
Sonne schutzlos ausgeliefert. „Dabei sind
die Menschen bereits total erschöpft, haben Infektionen. Aber die wenigen funktionierenden Kliniken sind überlastet“,
sagt Ghassan Abu Shaer.
„Stadt der Minarette und Moscheen“
nennen die Iraker Falludscha. Der Ort gilt
seit jeher als religiösesZentrum dersunnitischen Minderheit. Es gibt aber auch weniger schmeichelhafte Beinamen. Zum
Beispiel „Widerstandsnest“ oder „Kopf
der Schlange“. Unter anderem, weil die
50 Kilometer von Bagdad entfernte Stadt
am Euphrat einst ein Zentrum der Terror-
Nothilfe. Eilig wurden Camps errichtet. Doch dort droht Hilfsorganisationen zufolge eine
humanitäre Katastrophe. Nicht einmal die Grundversorgung könne noch für alle Schutzsuchenden gewährleistet werden.
Foto: Haidar Mohammed Ali/AFP
gruppe Al Qaida war. Nun stehen regierungstreue Truppen – verstärkt durch
schiitische Milizen, die für ihren Hass auf
Sunniten und ihre Gnadenlosigkeit berüchtigt sind – kurz davor, Falludscha vom
IS zu „befreien“. Vor zweieinhalb Jahren
hatte der „Islamische Staat“ die strategisch wichtige Stadt eingenommen und
dort ein religiös verbrämtes Schreckensregiment errichtet. Als schließlich der
Kampf um Falludscha begann, nahmen
die bärtigen Fanatiker Einwohner als Geiseln, machten sie zu menschlichen
Schutzschilden. Wer nicht für den IS zur
Waffe greifen wollte, soll Augenzeugen
zufolge getötet worden sein. Außerdem
wird vermutet, dass überall Minen und
Sprengsätze gelegt wurden. Um dieser
mörderischen Falle zu entkommen, verließen aber hunderte Familien Falludscha
und riskierten dabei ihr Leben. Die Dschihadisten machten offenbar Jagd auf alle,
die zu fliehen versuchten. Doch selbst
diese Gefahr konnte die Menschen nicht
von der Flucht abhalten.
Nun hausen sie in eilig errichteten
Flüchtlingscamps. Und oft gibt es nicht
einmal die erhoffte Sicherheit. Denn die
schiitischen Milizen scheinen in jedem
Schutzsuchenden einen potenziellen
IS-Unterstützer zu sehen. Familien werden getrennt, die Männer zum Verhör gebracht. Schlimmer noch: Berichte über
Racheaktionen häufen sich. Sunniten sollen verschleppt, misshandelt und erschossen worden sein. Die Angst vor gewalttätigen Übergriffen wiederum treibt viele
Sunniten zurück in die Hände des IS.
Das alles könnte sich in Mossul wiederholen – in einer wesentlich größeren Dimension. Die Regierung in Bagdad bereitet derzeit Mossuls Rückeroberung
vor. Iraks zweitgrößte Stadt war im Juni
2014 in die Hände
des IS gefallen. Damals hatten irakiViele
sche Einheiten umfürchten
gehend die Flucht
ergriffen, als die
die Rache
„Gotteskrieger“ vorschiitischer rückten. Dabei ließen die Soldaten
Milizen
moderne
Waffen
ebenso zurück wie
eine Filiale der Staatsbank mit einer
halben Milliarde Dollar. In den folgenden Monaten entwickelte sich die einstige Millionen-Metropole zur De-factoHauptstadt des IS im Irak. In Mossul
rief Abu Bakr al Baghdadi das „Kalifat“
aus und errichtete dort ein auf der Scharia beruhendes Terrorregime.
Dem soll nun durch eine Großoffensive irakischer Truppen einschließlich
kurdischer Einheiten ein Ende bereitet
werden. Aber schon jetzt warnen Hilfsorganisationen vor verheerenden Folgen.
Der Angriff könnte Zehntausende, wenn
nicht Hunderttausende heimatlos machen. Dabei gibt es schon großes Elend
rund um Mossul. Viele Menschen entkamen dem IS in den vergangenen Monaten
zwar. Doch sie können kaum ausreichend
versorgt werden. Die behelfsmäßigen Lager sind bereits überfüllt. Und: Die Rückeroberung könnte auf sich warten lassen.
Denn der IS hatte monatelang Zeit, um
sich auf die Schlacht vorzubereiten. Für
die Menschen heißt das nichts Gutes. Die
einen werden als Geiseln in der Stadt zurückbleiben müssen. Die anderen wird
der Kampf zu Flüchtlingen machen.
Waffen im Wahlkampf
Demokraten blockieren das US-Repräsentantenhaus – und der Ton wird rauer
Berlin - Der Umgangsstil im US-Wahljahr wird feindseliger. Im Kongress spitzen Demokraten die Kontroverse um
eine Verschärfung des Waffenrechts nach
dem Attentat in Orlando mit einer Blockade der Sitzung zu. Donald Trump verschärfte den Ton bei einer Wahlkampfrede in Manhattan. Er nannte Hillary Clinton „eine Weltklasse-Lügnerin“ und „die
wohl korrupteste Person, die sich je um
die Präsidentschaft beworben hat“.
Die handgreiflichen Methoden, mit denen Abgeordnete der Demokraten die Beratungen des Repräsentantenhauses
sprengten, sind ein eklatanter Bruch der
Parlamentsregeln und äußerst selten in
der Geschichte des US-Kongresses. Zunächst hatten sie eine Zusicherung verlangt, dass vor Beginn der einwöchigen
Sitzungspause rund um den Nationalfeiertag am 4. Juli über einen Gesetzesentwurf zur Verschärfung des Waffenrechts
debattiert wird. Als sie die nicht bekamen, bedrängten sie den Sitzplatz des
„Speakers“ Paul Ryan, hielten Poster mit
Namen der Opfer von Schießereien empor und skandierten „No bill, no break“
(kein Gesetz, keine Sitzungspause).
Ryan rief die Abgeordneten zur Ordnung und schlug mit dem zeremoniellen
Holzhammer auf sein Pult, um Ruhe herzustellen. Als dies ohne Erfolg blieb, verließ er den Sitz des Parlamentspräsidenten. Die Demokraten riefen „Schande!
Schande!“ Später sangen sie die Hymne
der Bürgerrechtsbewegung „We shall
overcome“ mit leichter Abwandlung:
„We shall pass a bill some day“ (wir werden das Gesetz eines Tages verabschieden). Republikaner reagierten empört
auf das Vorgehen der Demokraten.
Den Befürwortern einer Verschärfung
des Waffenrechts geht es insbesondere
um die Wiedereinführung des „Assault
Weapon Ban“, der den Verkauf von
Schnellfeuergewehren, die eigentlich für
militärische Zwecke gedacht sind, an zivile Waffenfreunde verbietet. Die Waffenlobby NRA ist gegen ein solches Verbot.
Unter dem Eindruck eines Massenmordes an 34 Kindern in Stockton mit einem
Schnellfeuergewehr hatte der Kongress
1994 diesen „Ban“ verabschiedet, allerdings mit einer Klausel, die bewirkt, dass
er nach zehn Jahren ausläuft. Dies war
nötig, um eine Parlamentsmehrheit für
Sitzstreik. Demokraten forderten so eine
Verschärfung des Waffenrechts. Foto: Reuters
das Verbot zu sichern. 2004 gab es keine
Mehrheit für eine Verlängerung. Das Verbot lief aus.
Mit einem Schnellfeuergewehr hatte
der Attentäter, der kürzlich einen Homosexuellen-Club in Orlando überfallen
hatte, 49 Menschen erschossen und viele
weitere verletzt. In Kombination mit
übergroßen Magazinen, die bis zu 50
Schuss fassen, kann ein Krimineller binnen Minuten Massen ermorden.
Den Tumulten im Repräsentantenhaus
waren vergebliche Versuche im Senat,
der zweiten Kongresskammer, vorausgegangen, das Waffenrecht zu verschärfen.
Die Waffenlobby NRA hat ein ausgeklügeltes System entwickelt, wie sie Druck
auf Volksvertreter ausübt. Sie benotet deren Verhalten beim Waffenrecht mit „A“
bis „F“, macht davon die finanzielle Unterstützung von Wahlkämpfen abhängig
und gibt ihren Mitgliedern entsprechende Wahlempfehlungen.
Die öffentliche Meinung in den USA
hat sich nach dem Attentat auf den Homosexuellen-Club in Orlando gedreht. In
neuen Umfragen befürworten 57 Prozent
das Verbot des Verkaufs von Schnellfeuergewehren. Im Dezember waren 44 Prozent dafür. Auch Trump sagte, er wolle
mit der NRA über eine Verschärfung reden. Die US-Gesellschaft ist beim Waffenrecht gespalten. Die knappe Hälfte der
Haushalte hat Waffen zu Hause, vor
allem im ländlichen Raum. Die Gegner
der Waffenfreiheit leben überwiegend in
Städten.
Christoph von Marschall
DER TAGESSPIEGEL
5
220000 Tote später
Nach 50 Jahren Bürgerkrieg sollen die Waffen in Kolumbien schweigen.
Doch noch müssen Regierung und Farc-Rebellen wichtige Details klären
Puebla - Nach 50 Jahren Blutvergießen
sollen in Kolumbien bald die Waffen
schweigen. Nachdem in der Nacht zum
Mittwoch bei den Verhandlungen in der
kubanischen Hauptstadt Havanna ein
Durchbruch gelungen war, wollten am
Donnerstag im Beisein des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos und die Führung der linken Rebellen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) ihre
Unterschriften unter einen bilateralen
Waffenstillstand setzen. Im kolumbianischen Bürgerkrieg, der sich an der ungerechten Landverteilung entzündet hatte,
starben rund 220 000 Menschen, mehr
als sechs Millionen wurden vertrieben.
Bei den Verhandlungen waren sich
beide Seiten einig geworden, in welchen
26 Zonen die Rebellen sich konzentrieren werden, um dort nach und nach ihre
Waffen abzugeben. Diese Übergangsphase vor der Wiedereingliederung ins zivile Leben, die von den UN überwacht
wird, soll maximal sechs Monate dauern.
Wirksam wird der Waffenstillstand der
Vereinbarung zufolge aber erst, wenn
auch die letzten noch offenen Punkte des
Friedensvertrags unter Dach und Fach
sind. Damit rechnet die Regierung bis
Ende Juli. Die Farc-Rebellen, die seit einem Jahr eine unilaterale Waffenruhe
weitgehend einhalten, haben Schätzungen zufolge noch um die 8000 Männer
und Frauen unter Waffen.
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Ein problematischer Punkt – besonders für die Farc – war ein klares Bekenntnis des Staates zur Bekämpfung der
neuen rechten paramilitärischen Gruppen. Ursprünglich als Handlanger des Militärs und der Großgrundbesitzer geschaffen, um die Guerilla zu bekämpfen, haben sich die Todesschwadronen in den
90er Jahren zu selbstständigen kriminellen Mafiaorganisationen entwickelt.
Nicht alle legten bei der Demobilisierung
Foto: AFP
FREITAG, 24. JUNI 2016 / NR. 22 797
Präsident
Santos hofft,
dass Ende Juli
ein endgültiger
Vertrag
vorliegt
zwischen 2003 und 2006 ihre Waffen nieder. Besonders in den vergangenen Monaten haben Morde an Menschenrechtlern,
Gewerkschaftern und Bauernaktivisten
wieder zugenommen. Ende der 80er
Jahre war schon einmal ein Versuch der
Wiedereingliederung der Farc gescheitert, nachdem Todesschwadrone über
3000 demobilisierte Kämpfer, linke Aktivisten und Politiker ermordeten. Die Regierung verpflichtet sich in dem Abkom-
men, diese Gruppen und ihre Unterstützer in enger Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft entschlossen zu bekämpfen und linke Aktivisten und Politiker zu
schützen. Santos sprach von einem Meilenstein auf dem Weg zum endgültigen
Frieden. „Wir arbeiten hart, damit ein
Traum Wirklichkeit wird“, twitterte er.
Der Direktor der Stiftung für Frieden
und Versöhnung, León Valencia, sagte
Kolumbien beende als letztes lateinamerikanisches Land das von Diktaturen und
Guerillabewegungen geprägte 20. Jahrhundert und beginne ein neues, historisches Kapitel. Die größte Herausforderung sei nun, dass die politische Eingliederung der Rebellen gelinge. Gegner der
Friedensverhandlungen wie der ultrarechte Ex-Innenminister Fernando Londono sprachen hingegen von einer „Kapitulation“ und sammeln Unterschriften gegen ein Friedensabkommen.
Die Gewalt hat seit Beginn der Verhandlungen vor mehr als drei Jahren deutlich abgenommen. Bis zur endgültigen
Unterzeichnung des Friedensvertrags fehlen allerdings noch zahlreiche Details,
die bis zuletzt ausgeklammert wurden.
Dabei handelt es sich um besonders strittige Punkte, wie z. B. die Frage, für welche Verbrechen es Amnestie geben soll,
wie die politische Teilnahme der ehemaligen Guerilleros aussehen könnte und wie
der Friedensvertrag umgesetzt und überwacht werden soll.
Sandra Weiss
Azubis gesucht: Wie Berlins landeseigene Betriebe Migranten gewinnen – Seite 7
WIRTSCHAFT
WWW.TAGESSPIEGEL.DE/ WIRTSCHAFT
Dax
23.06.
M-Dax
zum Vortag
23.06.
10.176,02 + 1,04 %
23.6.
23.06.
(16:45 Uhr)
zum Vortag
Tec-Dax
20.636,43 + 0,69 %
23.06.
zum Vortag
Dow Jones
1.631,54 + 0,31 %
23.6.
23.06.
zum Vortag
SEITE 6
Nasdaq
17.915,44 + 0,76 %
23.6.
23.06.
zum Vortag
4.872,06 + 0,80 %
23.6.
Euro
23.06.
in Dollar
Rohöl
zum Vortag
1,1389 + 0,94 %
23.06.
zum Vortag
49,36 + 0,47 %
Dollar je Barrel
23.6.
23.6.
23.6.
(US-Leichtöl /WTI)
* © Nihon Keizai Shimbun, Inc.
FREITAG, 24. JUNI 2016 / NR. 22 797
++ S-Dax 9.111,58 (+ 0,39 %) ++ Euro Stoxx 50 3.011,87 (+ 1,13 %) ++ Nikkei 16.238,35 (+ 1,07 %) ++ Gold 1.263,98 (– 0,18 %) ++ Rex 142,84 (– 0,07 %) ++ Euro-Bund-Future 164,16 (– 0,25 %) ++ Euroleitzins 0,00% ++ Umlaufrendite -0,07 (+ 14,29 %) ++
Chemie:
Drei Prozent
mehr Geld
KURVE des Tages
Britisches Pfund im Vergleich zum US-Dollar
Kurs 23.06.16 (16.50 Uhr)
Veränderung seit 14.06.16
1,4796
+4,2%
1,500
1,475
Höchster Abschluss
Merkel für Tarifbindung
1,425
1,400
14.06.16
Angaben in Euro
23.06.16
Quelle: Tsp
Das britische Pfund stieg zum US-Dollar
auf den höchsten Stand in diesem Jahr.
Auch die Aktienbörsen legten weiter zu. Für
die Anleger scheint der Sieg der Brexit-Gegner schon festzustehen.
Die Ergebnisse des Brexit-Referendums
finden Sie ab Freitagmorgen unter:
www.tagesspiegel.de/brexit
PARKETT Geflüster
E
NACHRICHTEN
F
Kuka-Großaktionär will verkaufen
Augsburg - Der größte Aktionär des
Augsburger Roboterbauers Kuka will
nach einem Medienbericht seine Anteile
an den chinesischen Investor Midea verkaufen. Wie das „Manager Magazin“ berichtete, werde der Familienkonzern
Voith seine 25,1 Prozent an Kuka veräußern und damit das Midea-Angebot annehmen. Von Voith war dazu keine Bestätigung zu erhalten, das Unternehmen aus
Heidenheim dementierte die Meldung allerdings auch nicht.
dpa
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Sportlicher Einsatz. Wer joggt oder anderweitig aktiv ist, kann seine Versicherungsbeiträge bei Generali künftig senken.
Der Versicherer Generali bietet gesundheitsbewussten Kunden Rabatte – Kritiker sehen das mit Sorge
Von Heike Jahberg
und Sarah Kramer
Berlin - Deutschlands zweitgrößter Versicherer Generali belohnt seine Kunden
künftig für sportliche Betätigung und gesunde Ernährung mit Rabatten. „Vitality“
(„Lebensfreude“) nennt das Unternehmen sein neues Programm, welches Versicherungsnehmer unabhängig von Alter
und körperlicher Verfassung ab dem 1.
Juli zusammen mit einer Risikolebensoder Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen können. Zudem erwäge das Unternehmen, einen ähnlichen Tarif auch im
Zuge einer privaten Krankenversicherung
anzubieten. Wer ärztliche Vorsorgetermine wahrnimmt, nicht raucht, gesunde
Lebensmittel kauft oder Sport treibt, zahlt
im Rahmen von Vitality künftig für seine
Police 20 bis 40 Prozent niedrigere Versicherungsbeiträge im Vergleich zum Ausgangspreis. Zudem bekommen Versicherte Rabatte bei Kooperationspartnern
wie dem Sportartikelhersteller Adidas,
der Fitnesskette Fitness First, den
Linda-Apotheken oder bei Weight Watchers.
Wie sich die Kunden fit halten, will Generali dabei unter anderem durch den Ein-
Rabattgutscheine sind nicht exklusiv
Karlsruhe - Drogeriemarktketten dürfen auch Rabattgutscheine der Konkurrenz einlösen. Sich so an Werbeaktionen
der Mitbewerber zu hängen, sei keine unlautere Beeinträchigung, entschied der
Bundesgerichtshof in einem am Donnerstag verkündeten Urteil. Im Ausgangsfall
hatte die Kette Müller in einer Werbeaktion Rabattcoupons von Rossmann, dm
und der Parfümeriekette Douglas akzeptiert. (Az. I ZR 137/15).
AFP
Berliner Unternehmer für FDP
Berlin - Der Verein Berliner Kaufleute
und Industrieller hat seine Mitglieder gefragt: Wen würden Sie wählen, wenn kommenden Sonntag Wahlen zum Berliner
Abgeordnetenhaus wären? In der Online-Befragung mit Blick auf die Wahl am
18. September 2016 entfielen 35,1 Prozent der abgegebenen Stimmen auf die
FDP, 28 auf die CDU, 14,9 auf die SPD.
Auf die Berliner Grünen entfielen 8,9 Prozent der VBKI-Stimmen, auf die AfD 7,1
Prozent. Linke (3) und Piraten (1,2)
scheitern bei den Vereinsmitgliedern an
der Fünf-Prozent-Hürde. In repräsentativen Umfragen liegt Berlins FDP zwischen vier und sechs Prozent.
kph
Neues Wohnungsportal startet
Berlin - Die sechs landeseigenen Wohnungsunternehmen in Berlin bieten künftig 20 000 Wohnungen auch im Internet
an. Unter der Seite inberlinwohnen.de
finden Wohnungssuchende ab sofort
freie Wohnungen von Gesobau, Gewobag, Howoge, Stadt und Land sowie
WBM, wie der Verband der Verband-Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen mitteilte.
Tsp
Foto: Rubra/Imago
Die Fitnesspolice
satz von sogenannten Wearables erfah- cherte,diesichnichtam Programmbeteiliren. Dabei handelt es sich um digitale gen wollen, könnten die Zeche durch höTechnik wie Fitnessarmbänder oder Ge- here Beiträge zahlen müssen.
Generali-Chef Giovanni Liverani sagte
sundheitstracker, die laufend Vitalitätsund Bewegungsdaten sammeln und über- bei der Vorstellung des Programms am
mitteln. Im Falle von „Vitality“ fließen die Donnerstag, die Versicherten entschieInformationennach Einwilligungdes Kun- den selbst, welche Daten sie übermittelden an die Cloud eines neu gegründeten ten. Wer sich etwa gegen den Einsatz von
Generali-Tochterunternehmens in Aa- Wearables entscheide, könne auch durch
chen. Durch diese Konstruktion sei ge- gesunde Ernährung,dieTeilnahme anVorwährleistet, dass der Mutterkonzern kei- sorgeuntersuchungen oder Nichtrauchen
nen Zugriff auf die Gesundheitsdaten zuVergünstigungen kommen. „Es geht dahabe, versichert das Unternehmen. Gene- rum, eine positive Verhaltensänderung
herbeizuführen“, heißt es auf der
rali erfahre lediglich, welchen „GeGenerali-Homepage zu denZiesundheitsstatus“ die Versicherten
len des Programms. Kunden,
erreicht hätten, sagte ein Spredie nicht an „Vitality“ teilnähcher des Unternehmens dem Tamen, hätten keine Nachteile.
gesspiegel. Zudem könnten
„Wir möchten niemanden
Kunden auch ohne den Einsatz
diskriminieren,sondernmodigitaler Technik am „Vitativieren.“ Das Unternehlity“-Programm teilnehmen.
men sei damit Vorreiter in
Verbraucherschützer seDeutschland und Europa.
hen derartige Tarife kritisch
In der Tat geht bislang
und befürchten den gläserkein Versicherer so weit wie
nen Versicherungskunden.
Generali. „Wir tracken nicht
Auch warnen Kritiker, dass
digital und quasi rund um
viele Menschen die Vorteile
die Uhr die Aktivitäten unsenicht in Anspruch nehmen
rer Kunden“, sagt etwa eine
können–beispielsweisechronisch Kranke. Sie und Versi- Fitnessarmband Foto: Promo Sprecherin der Allianz.
Deutschlands größter Versicherungskonzern hat nicht vor, ein solches Programm
in der privaten Krankenversicherung einzuführen. Für Sportler bietet die Allianz
derzeit einen separaten Sportbaustein in
derKrankenversicherung,der –gegenAufpreis – Zusatzleistungen wie Laktattests,
EKGsodereingrößeresBehandlungsspektrum nach Sportunfällen anbietet.
Auch die Nummer zwei in der deutschen Versicherungslandschaft, die Ergo
mit der Krankenversicherungstochter
DKV, ist skeptisch. „Wir planen derzeit
keine Tarife, in denen die Beiträge von Informationen aus beim Kunden erfassten
Fitness- und Lifestyledaten abhängen“,
sagte eine Ergo-Sprecherin auf Anfrage.
Solche Bonusprogramme, Apps oder Wearables könnten für den Einzelnen eine
Hilfe sein, den Lebensstil zu verbessern,
„eine Grundlage für neue Versicherungstarife sehen wir darin derzeit noch nicht.“
Die DKV bietet ihren Versicherten derzeit
eine „Aktiv-Prämie“, mit der gesundes
Verhalten belohnt wird. Dazu zählt auch
die Anschaffung eines Fitnesstrackers,
den die DKV mit 50 Euro bezuschusst.
Dessen Daten werden aber nicht an die
DKV übertragen, das Gesundheitsverhalten nicht überprüft, heißt es bei der Ergo.
Betongold glänzt
Niedersachsen ziert sich
Immobilienpreise lassen Zahl der Millionäre steigen
Die meisten Reichen leben in Asien
„Kein Misstrauensvotum“: VW-Großaktionär
enthält sich bei der Entlastung des Vorstands
Frankfurt am Main - Die Zahl der Dollar-Millionäre in Deutschland steigt weiter. 1,2 Millionen waren es nach Angaben
der Unternehmensberatung Cap Gemini
Ende 2015 und damit 5,1 Prozent oder
fast 50 000 mehr als ein Jahr zuvor. Sie
verfügen über ein Vermögen von mehr als
einer Million Dollar. „Mit einer der größten Treiber war im vergangenen Jahr der
deutliche Anstieg der Immobilienpreise“,
betont Klaus-Georg Meyer von Cap Gemini. Gut ein Fünftel des Vermögens der
Millionäre in Deutschland entfällt auf
Immobilien – ohne dievon ihnen selbst genutzten Wohnungen oder Häuser.
Angaben über das gesamte Vermögen
der Dollar-Millionäre in Deutschland
gibt es nicht. Gemessen an der Zahl der
Wo die Millionäre wohnen
Zahl der Menschen mit einem Vermögen*
von mehr als einer Million Dollar im Jahr
2015 (in Millionen)
Asien und
Pazifik
Nordamerika
Europa
Mittlerer Osten
0,6
Mittel- und
0,5
Südamerika
Afrika
0,2
5,1 Mio.
4,8
4,2
Vermögen*
in Billionen
Dollar
17,4 Bill.
16,6
13,6
2,3
7,4
1,4
*ohne selbst genutzte Immobilien, Sammlungen wertvoller
Quelle: Capgemini, dpa
Objekte, Verbrauchsgegenstände
Millionäre in Europa von insgesamt 4,2
Millionen (ein Plus von 4,8 Prozent) entfallen knapp 30 Prozent auf Deutschland.
Die Reichen in Europa verfügten Ende
2015 über ein Vermögen von 13,6 Billionen Dollar, 600 Millionen mehr als ein
Jahr zuvor. Damit dürften die Millionäre
in Deutschland ein Vermögen von etwa
vier Billionen Dollar besitzen.
Die Zahl der Dollar-Millionäre ist 2015
in Deutschland stärker gewachsen als
weltweit. Dem jüngstenWelt-Wohlstandsbericht (World Wealth Report) von Cap
Gemini zufolge stieg deren Zahl weltweit
um 4,9 Prozent auf jetzt 15,4 Millionen.
Ihr Vermögen habe sich Ende 2015 auf
fast 59 Billionen Dollar belaufen, vier Prozent mehr als Ende 2014. Meyer zufolge
hat es sich seit 1996 vervierfacht.
Dem Report zufolge leben die meisten
Millionäre in der Region Asien-Pazifik.
Ende 2015 waren es 5,1 Millionen (plus
9,9 Prozent) mit einem Vermögen von
17,4 Billionen Dollar. Sollte sich die Entwicklung fortsetzen, wird Asien-Pazifik,
getrieben vor allem durch China, nach
Angaben von Meyer Mitte des nächsten
Jahrzehnts zwei Fünftel des weltweiten
Millionärs-Vermögens auf sich vereinen.
„Damit überstiege der dortige Kapitalbesitz das gesamte Vermögen in Europa, Lateinamerika, dem Mittleren Osten und
Afrika zusammen.“
Rolf Obertreis
Berlin - Von einem Misstrauensvotum
wollte die niedersächsische Landesregierung am Donnerstag nicht sprechen. Dabei hatte der VW-Großaktionär am späten
Mittwochabend, am Ende einer mehr als
zwölfstündigen Hauptversammlung, für
eine kleine Unfreundlichkeit gesorgt. Die
beiden
Aufsichtsratsvertreter
des
VW-Großaktionärs Niedersachsen, Ministerpräsident Stephan Weil
und Wirtschaftsminister Olaf Lies (beide
SPD), enthielten sich
bei der Abstimmung zur
Entlastung von Ex-VWChef Martin Winterkorn und VW-Marken- Lies
vorstand Herbert Diess.
Mehr als ein Denkzettel für den vom Diesel-Skandal geschüttelten Konzern war es
nicht. Denn die anderen Großaktionäre,
die Familien Porsche und Piëch sowie das
Emirat Katar, sorgten mit ihren Stimmrechten doch für eine Entlastung des gesamten, ehemaligen VW-Vorstandes.
Der Alleingang der Niedersachsen
trübte das ohnehin vom Protest der Kleinanleger gestörte Bild vom einträchtigen
Miteinander in Wolfsburg. Nein, ein Misstrauensvotum sei es nicht gewesen, betonte Olaf Lies am Donnerstag vor der
vertraulichen Unterrichtung eines LandFoto: Sebastian Gollnow/dpa
Arbeitnehmer sind Koffein-Junkies. In 65
Prozent der Firmen trinken Mitarbeiter
drei Tassen Kaffee oder mehr pro Tag,
zeigt eine Studie. Auffallend dabei ist: In
den Führungsetagen ist der Anteil der
Viel-Kaffee-Trinker besonders hoch. Der
Auftraggeber der Studie, ein Hersteller
für Gesundheitspräparate, findet das bedenklich: „Das Koffein regt die Adrenalinproduktion an und versetzt uns in eine
Stresssituation.“ Wir finden, man kann
dieZahlen auch anders lesen: Nurwer Kaffee trinkt, macht Karriere... Also, liebe
Teetrinker, zieht euch warm an!
cne
tagsausschusses in Hannover. Das Land
habe sich vielmehr aus Respekt vor den
Behörden seiner Stimmen enthalten.
Am Montag hatte die Staatsanwaltschaft Braunschweig mitgeteilt, sie habe
nach einer Strafanzeige der Finanzaufsicht Bafin Ermittlungen gegen Winterkorn und Diess wegen des Verdachts auf
Marktmissbrauch eingeleitet. Die Rede
ist davon, dass bald auch andere aktuelle
und ehemalige VW-Vorstände ins Visier
der Justiz rücken könnten. Der Vorwurf:
Die VW-Führung habe den Kapitalmarkt
vorsätzlich zu spät über die „Diesel-Thematik“, wie es bei VW heißt, informiert.
Die Ermittlungen deuteten auf noch offene Fragen bei der Aufarbeitung der Abgas-Affäre hin, erklärte Lies. In der Nacht
hatte bereits Ministerpräsident Weil mitgeteilt, man wolle nicht den Eindruck erwecken, sich „in der Frage der laufenden
Ermittlungsverfahren zu positionieren“.
Das sei Sache der Staatsanwaltschaft und
gegebenenfalls später der Gerichte.
Die Aktionärsvereinigung DSW kündigte am Donnerstag an, sie werden bei
Volkswagen eine Sonderprüfung wegen
des Abgasskandals in einem Gerichtsverfahren erzwingen. Auf der Hauptversammlung war die DSW am Mittwoch mit
ihrem Antrag auf eine Sonderprüfung an
der Mehrheit der Großaktionäre gescheitert.
Henrik Mortsiefer
Berlin - Die IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE ) ist ein wenig erfolgreicher
als die IG Metall: Am Donnerstagnachmittag einigten sich die Tarifparteien in
der Chemie auf eine Tariferhöhung in diesem Jahr um drei Prozent; die IG Metall
hatte im Frühjahr bei 2,8 Prozent abgeschlossen. IG BCE-Chef Michael Vassiliadis freute sich über die „gute und stabile
Einkommensentwicklung, die der neue
Tarif auch dadurch gewährleiste, dass die
meisten Beschäftigten in der Chemie
nach Tarif bezahlt werden. Das Thema
Tarifbindung beschäftigte auch die Sozialpartner am Donnerstag bei ihrem jährlichen Treffen mit der Bundesregierung.
Bundeskanzlerin
Angela
Merkel
(CDU) sagte in Meseberg, „wir überlegen, wie wir auch durch Gesetzgebung
eventuell Tarifbindung präferieren können“. Konkret wurde Merkel nicht.
Der Tarifkompromiss für die 550 000
Beschäftigten in 1900 Betrieben der Chemie- und Pharmaindustrie besteht aus folgenden Kernelementen: Je nach Tarifbezirk gibt es ab August, September oder
Oktober drei Prozent mehr Geld; in einer
zweiten Stufe steigen die Gehälter dann
nach 13 Monaten um weitere 2,3 Prozent. Für die Unternehmen sei das ein
„Kraftakt“, der nur durch die lange Laufzeit des Vertrags (24 Monate) erträglich
werde. Und wenn Firmen eine Nettoumsatzrendite unter drei Prozent haben,
dann können sie die Erhöhungen um
zwei Monate verschieben.
alf/rtr
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Foto: promo
1,450
Chefs: Alexander Grossmann (48),
Tibor Tscheke (60), Stephanie Dawson (60)
Branche: Wissenschaft/Forschung
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Gründungsjahr: 2013
Internet: www.scienceopen.com
Die Plattform ScienceOpen stellt die Ergebnisse akademischer Forschung online
für alle zur Verfügung – zum Ansehen
und zum Diskutieren. „Wir haben derzeit
mehr als 13 Millionen Fachartikel auf unserer Plattform, über zwei Millionen sind
frei als Volltext zugänglich“, sagt Gründer Alexander Grossmann. Zu den Zielgruppen der Plattform gehören vor allem
Wissenschaftler, Institutionen, Bibliotheken und Verlage. Auf der Plattform können die Nutzer nicht nur nach Publikationen zu einem bestimmten Forschungsbereich suchen, sondern eigene Arbeiten
mit ihren Kollegen in einer geschützten,
Umgebung verfassen, intern diskutieren
oder sogar mit ausgewählten Fachleuten
teilen. Anschließend kann die Arbeit
über ScienceOpen veröffentlicht werden.
Auch Institutionen können ihre Veröffentlichungen aktuell und vollständig präsentieren.
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WIRTSCHAFT
FREITAG, 24. JUNI 2016 / NR. 22 797
Die Stadt spricht viele Sprachen
Deutsche Bank
streicht 2500 Stellen
Die öffentlichen Arbeitgeber Berlins wollen mehr Azubis mit Migrationshintergrund
Von Marie Rövekamp
Berlin - Um sich bei Einsätzen zu verständigen, braucht die Polizei Mitarbeiter, die arabisch, italienisch oder türkisch
sprechen. Beim Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg soll die Belegschaft so
multi-kulti sein wie der Szenekiez selbst.
Kurzum: Die öffentlichen Arbeitgeber
Berlins suchen verstärkt Auszubildende
mit Migrationshintergrund. Eine Notwendigkeit in einer immer internationaler
werdenden Stadt.
Die aktuellen Zahlen dazu stellte Andreas Germershausen, Beauftragter des
Senats für Integration und Migration, am
Donnerstag vor: Im vergangenen Jahr
hatte von den 1304 Auszubildenden im
öffentlichen Dienst fast jeder Fünfte einen Migrationshintergrund (2014: 17,6
Prozent). Mehr als ein Drittel der neuen
Auszubildenden (504) wurde bei der Polizei Berlin eingestellt. Hier stieg der Anteil der Auszubildenden aus einer Einwandererfamilie auf 26,8 Prozent (2014:
22,6 Prozent). Bei den Bezirksämtern
und der Humboldt-Universität lag die
Quote bei 14,8 Prozent; bei der Freien
Universität bei 10,5 Prozent. Zwar „begrüßte“ Germershausen den positiven
Trend. Er sagte aber auch, dass „der Anteil schneller steigen müsse“.
Was Germershausen außerdem vorstellte, war die Entwicklung bei den Betrieben mit Landesbeteiligung. Dort wurden im vergangenen Jahr 878 Auszubildende neu eingestellt. 24,1 Prozent von
ihnen mit Migrationshintergrund (2014:
21,9 Prozent). Bei der BVG lag der Anteil
bei 32,2 Prozent. Die BSR nannte eine
Quote von 18,1 Prozent; die Charité Ge-
Hut ab. Fast 30 Prozent der Polizei-Azubis in Berlin sind Migranten.
sundheitsakademie von 14,8. „Vorbildlich“ nannte der Integrationsbeauftragte
den kommunalen Klinikkonzern Vivantes, wo der Migrationsanteil unter den
Azubis 30,7 Prozent betrug. Vivantes
nehme zum Beispiel sehr engagiert an einem neuen Pilotprojekt der Initiative
„Berlin braucht dich“ teil. Schüle rinnen
und Schüler, die sich im Praktikum bewährt haben, könnten dort einen Ausbil-
Talanx
Wacker Chemie
Zalando
So war der Tag
Optimisten kaufen Aktien
D
ie Anleger am deutschen
Aktienmarkt waren vor
der Entscheidung der Briten über einen Austritt oder den
Verbleib in der EU zunehmend
überzeugt von deren Verbleib.
Dies trieb den Deutschen Aktienindex (Dax) am Donnerstag zeitweise über 10 300 Punkte. Am
Tag der Volksabstimmung in
Großbritannien fiel der Dax
dann aber im Handelsverlauf
wieder etwas zurück – stieg am
späten Nachmittag insgesamt
aber noch um 0,9 Prozent auf
10 157 Punkte. Es war damit der
fünfte Tagesgewinn in Folge.
Der M-Dax der wichtigsten mittelgroßen Unternehmen rückte
um 0,6 Prozent auf 20 619
Punkte vor. Der Technologiewerte-Index Tec-Dax stieg um
0,3 Prozent auf 1630 Punkte.
Der
Eurozonen-Leitindex
GEWINNER
23.06. (16:40 Uhr)
1 K+S NA
Kurs
absolut
22,02
+ 1,03
%
+ 4,88
absolut
1 SLM Solutions Group 23,36
– 0,81
ThyssenKrupp
Salzgitter
Leoni
Commerzbank
Linde
Sartorius Vz.
RIB Software
Wacker Chemie
Deutsche Telekom NA
19,81
27,24
30,20
7,03
130,55
64,32
8,61
85,87
14,77
+ 0,88
+ 1,09
+ 1,20
+ 0,19
+ 3,10
+ 1,49
+ 0,19
+ 1,87
+ 0,31
+ 4,62
+ 4,15
+ 4,14
+ 2,73
+ 2,43
+ 2,37
+ 2,23
+ 2,23
+ 2,14
16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate
23.06. z. Vortag Hoch/Tief
+ 0,46
– 0,27
+ 0,86
+ 1,32
+ 13,15
+ 0,94
± 0,00
– 1,81
– 0,23
– 0,15
+ 0,84
– 1,66
– 0,53
+ 0,68
– 7,58
+ 1,46
+ 1,13
– 5,69
– 1,82
– 1,15
+ 0,38
+ 3,03
+ 0,05
+ 2,00
+ 2,86
– 1,02
– 0,09
– 1,12
+ 0,07
+ 1,10
+ 0,55
– 0,15
– 3,06
+ 4,69
+ 0,92
± 0,00
– 0,21
– 1,11
± 0,00
+ 0,97
± 0,00
– 3,37
+ 0,03
+ 2,22
+ 0,11
+ 0,20
± 0,00
36,71
37,30
6,73
28,08
14,75
29,17
64,10
122,75
87,51
2,56/1,01
5,64/2,56
1,19/0,61
3,38/1,42
5,36/0,43
55,69/42,07
23,50/12,86
8,11/6,77
3,55/1,55
0,89/0,54
1,21/0,88
3,33/1,97
1,57/0,99
6,92/2,41
3,60/0,92
14,86/10,58
24,28/17,12
25,10/9,97
6,76/1,75
37,48/32,90
12,59/9,00
4,85/3,62
79,07/50,22
5,46/4,03
5,64/0,80
94,21/23,56
4,63/2,99
6,85/4,38
2,16/1,15
31,65/18,70
5,41/2,54
2,69/1,95
8,25/2,30
1,14/0,55
14,69/9,90
1,53/1,11
40,85/17,60
3,92/3,15
11,94/4,90
9,88/7,08
0,23/0,10
2,63/1,22
4,93/3,12
2,50/0,68
3,07/1,64
5500/3600
4000/2900
Div.
–
–
–
–
–
1,80
–
0,40
–
–
–
–
–
–
–
0,65
0,60
–
–
1,45
–
0,12
1,40
0,30
–
–
–
–
–
0,57
–
0,12
–
–
0,21
–
–
0,16
–
–
–
–
–
–
–
–
–
%
– 3,33
– 1,24
– 0,74
– 0,13
– 0,52
– 0,26
– 0,40
– 0,81
– 1,05
– 0,74
16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate
23.06. z. Vortag Hoch/Tief
Aareal Bank
31,49
Airbus Group (NL)
55,04
Alstria Office
12,06
Aurubis
43,20
Axel Springer SE
50,15
Bilfinger
28,42
Brenntag NA
45,10
Covestro
42,13
CTS Eventim
29,96
DMG Mori
42,06
Dt. EuroShop NA
41,82
Dt. Pfandbriefbank
9,87
Dt. Wohnen Inh.
29,17
Dürr
69,11
Evonik Ind.
27,49
Fielmann
64,10
Fraport
48,48
Fuchs Petrolub Vz.
36,64
GEA Group
43,47
Gerresheimer
69,48
Hann. Rückvers. NA
97,35
Hella
33,66
Hochtief
115,85
Hugo Boss NA
55,97
Jungheinrich
28,77
K+S NA
22,02
Kion Group
47,11
Krones
98,57
Kuka
107,90
Lanxess
42,40
LEG Immobilien
82,49
Leoni
30,20
Metro St.
28,43
MTU Aero Engines
85,87
Norma Group
44,91
Osram Licht
47,76
Rheinmetall
58,40
Rhön-Klinikum
26,09
RTL Group (LU)
79,70
27,24
Salzgitter
Schaeffler
14,06
Stada Arznei vNA
45,40
Steinhoff Intern. (NL)
5,38
Ströer SE & Co.
45,78
Südzucker
19,00
Symrise
57,57
TAG Immob.
11,76
+ 0,13
+ 1,08
+ 1,01
+ 0,36
+ 0,94
– 0,26
+ 0,27
– 0,19
+ 1,59
+ 0,13
+ 0,57
– 0,46
– 1,34
+ 0,30
+ 1,14
– 1,25
+ 1,22
+ 1,31
+ 0,96
+ 0,92
+ 0,09
+ 0,28
+ 0,96
– 0,04
+ 0,86
+ 4,88
+ 1,54
+ 0,55
+ 1,79
+ 1,44
+ 0,02
+ 4,14
+ 0,67
+ 0,46
+ 0,07
+ 0,96
+ 0,48
+ 0,29
+ 0,66
+ 4,15
– 0,60
+ 0,14
– 0,28
± 0,00
+ 1,47
+ 1,20
+ 0,77
8,42
5,42
97,10
45,90
33,69
36,28
27,68
56,50
36,71
3,74
23,50
21,41
14,43
37,30
50,77
27,31
87,51
19,25
8,61
64,32
14,75
23,36
48,04
32,00
54,41
6,73
3,74
39,47
39,34
172,90
– 0,14
+ 0,46
+ 0,20
+ 0,20
+ 0,91
+ 0,99
+ 0,05
– 0,12
– 3,27
+ 0,78
+ 0,43
+ 1,66
+ 0,10
– 1,95
+ 1,55
+ 1,37
– 0,84
+ 0,60
+ 2,23
+ 2,37
– 1,70
– 3,33
+ 2,10
+ 0,23
+ 0,06
– 1,92
+ 1,08
+ 0,69
– 0,73
– 0,40
12,04/6,90
7,74/2,91
103,00/64,50
52,99/28,60
35,19/21,79
40,26/24,49
53,85/24,21
100,65/51,12
49,60/33,20
4,31/2,86
33,11/22,79
32,70/16,73
15,31/10,47
76,96/33,89
54,25/26,82
33,90/20,35
115,65/75,28
26,05/17,76
16,94/8,00
65,78/39,00
36,72/12,18
26,27/13,32
56,01/19,75
36,70/22,80
62,85/41,00
9,95/4,76
5,99/3,62
51,94/36,61
48,96/29,40
200,00/135,70
16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate
23.06. z. Vortag Hoch/Tief
– 3,27
– 1,95
– 1,92
– 1,80
– 1,70
– 1,34
– 1,25
– 0,85
– 0,84
M-DAX
BERLINER WERTE
aap Implantate
1,32
Accentro Real Est.
4,78
Air Berlin (GB)
0,71
Artnet
2,77
Auden
3,15
Axel Springer SE
50,15
Bechstein
16,67
7,53
Berliner Effekten
Beta Systems Software 3,08
0,66
bmp Holding
Cinemedia
0,96
2,79
Co.don
CR Capital Real Estate 1,14
3,24
Deag
1,93
Deutsche Real Estate
Dt. Grundstücksaukt. 13,86
Eckert + Ziegler
20,09
9,97
elumeo
4,70
Epigenomics
Fernheizwerk Neukölln 33,81
First Sensor
9,54
3,74
Francotyp-Post.
73,00
GSW Immobilien
Haemato
5,00
0,97
Heliocentris
Hypoport
84,68
IVU Traffic Technologies 3,21
MagForce
5,38
1,48
Maternus-Kliniken
29,83
MBB
Mologen
2,56
MPH Mittelst. Pharma
2,64
4,46
MyHammer Hold.
Pelikan
0,67
PSI NA
13,13
quirin bank
1,17
Rocket Internet
18,79
SHF Communication
3,48
Social Commerce Group SE7,85
Tele Columbus
8,26
Teles
0,17
wallstreet:online
1,84
Westgrund
3,98
0,69
Wild Bunch
YOC
2,64
Zoo Berlin m. Aquarium5021,00
Zoo Berlin o. Aquarium3850,10
Drillisch
Morphosys
Süss MicroTec
Talanx
Siltronic
Dt. Wohnen Inh.
Fielmann
Adidas NA
Pfeiffer Vacuum
30,60/23,59
97,63/58,20
36,63/24,03
1,30
2,00
–
Div.
–
–
1,40
0,50
0,38
0,35
–
0,19
1,75
–
1,55
0,30
0,22
–
0,50
–
3,20
–
0,16
0,38
–
–
0,14
0,55
0,75
–
0,24
0,70
0,14
2,53
S-DAX
23.6.
2
3
4
5
6
7
8
9
10
– 1,80
+ 2,23
+ 0,33
Während gut 3000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst pro Jahr in Rente gehen, wächst Berlin stetig. Deswegen werden in den nächsten Jahren rund 20 000
Nachwuchskräfte
gebraucht.
Dazu
kommt der Wandel der Stadtgesellschaft.
Der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund liegt bei den unter 21-Jährigen bei 43 Prozent. „Es handelt sich um
eine wachsende Gruppe in der Bevölkerung“, sagte Germershausen. Was sie von
einer Bewerbung bei den Berliner Wasserbetrieben oder der Feuerwehr abhält,
ist oft die Unsicherheit, ob die Stellen
nicht zu anspruchsvoll für sie sind, falsche Vorstellungen vom Berufsalltag
oder fehlende positive Vorbilder.
Wobei sich in den letzten Jahren schon
einiges getan hat. Wie die IHK Berlin arbeitet die Kampagne „Berlin braucht
dich“ an der Vernetzung von Schulen und
Unternehmen. Als sie vor zehn Jahren damit anfing, fanden sich unter den Auszubildenden im öffentlichen Dienst 8,7 Prozent Jugendliche mit Migrationshintergrund. Bei einem Bevölkerungsanteil von
40 Prozent. Um das zu ändern, organisierte die Initiative Betriebsbesuche und
erste Praktika.
Das anfangs gesetzte Ziel, 25 Prozent
aller Ausbildungsverträge an Jugendliche
mit Einwanderungsgeschichte zu vergeben, haben einige der 60 Betriebe und Behörden mittlerweile erreicht. Die Bezirksämter in Friedrichshain-Kreuzberg und
Spandau zum Beispiel, die Berliner Bäderbetriebe und die Tourismusgesellschaft
Visit Berlin. Eines konnte Germershausen aber nicht erklären: Bei der Senatsverwaltung selbst lag der Anteil im vergangenen Jahr bei nur 16,2 Prozent.
Berlin ist vom Umbau besonders stark betroffen
Frankfurt am Main - Die Deutsche
Bank wird in der zweiten Jahreshälfte
und im Verlauf des nächsten Jahres 188
ihrer derzeit 723 Filialen in Deutschland
schließen. Unterm Strich fallen gleichzeitig 2500 Vollzeit-Stellen in der Privatund Firmenkundensparte weg. Derzeit
sind dort rund 17 000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Abbau soll sozialverträglich gestaltet, Kündigungen sollen vermieden werden. Betroffenen Mitarbeiter
sollen auch Stellen in anderen Bereichen
der Bank angeboten werden. Darauf einigte sich der Vorstand am Mittwoch in
einem ersten Interessenausgleich mit
dem Betriebsrat. 500 weitere Stellen fallen in Abwicklungsbereichen weg. „Wir
haben uns die Entscheidung nicht leicht
gemacht“, sagte Vorstandschef John Cyran. „Dieser Abbau ist schmerzlich, denn
dahinter stehen viele Einzelschicksale.“
Die betroffenen Mitarbeiter werden bis
Freitag informiert.
Welche Filialen genau geschlossen
oder zusammengelegt werden, teilte
Bank am Donnerstag nicht mit. In Berlin
wird es vermutlich zum größten Abbau
kommen, weil hier die Marke Berliner
Bank aufgegeben wird. Nahe beieinander
liegende Filialen sollen zusammengefasst
werden. Kunden, die von den Schließungen betroffen seien, würden rechtzeitig
informiert und „intensiv“ begleitet.
Der Vorstand der Bank hält die Einschnitte für unausweichlich. Für jeden
Euro Umsatz in der Privatkundensparte
muss die Bank derzeit 80 Cent aufwenden. Dies ist ein für die Branche extrem
DAX 30 (Xetra-Handel)
23.06.
Adidas NA
Allianz SE vNA ◊
BASF NA ◊
Bayer NA ◊
Beiersdorf
BMW St. ◊
Commerzbank
Continental
Daimler NA ◊
Deutsche Bank NA ◊
Deutsche Börse
Deutsche Post NA ◊
Deutsche Telekom NA ◊
E.ON SE ◊
Fresenius Med. Care St.
Fresenius SE&Co ◊
HeidelbergCement
Henkel Vz.
Infineon NA
Linde
Lufthansa vNA
Merck
Münchener Rück vNA ◊
ProSiebenSat.1
RWE St.
SAP SE ◊
Siemens NA ◊
ThyssenKrupp
Volkswagen Vz. ◊
Vonovia
16:40 Uhr
122,75
140,35
71,24
92,42
80,70
73,69
7,03
195,15
59,43
15,32
80,87
26,21
14,77
9,23
75,20
65,33
75,28
104,45
13,55
130,55
11,92
89,52
159,45
42,18
13,65
70,54
96,93
19,81
125,65
31,72
Veränderung %
zum Vortag
WWWW -0,85
1,56 WWWWWW
1,02 WWWW
0,63 WWW
0,07 W
1,68 WWWWWW
2,73 WWWWWWWWW
2,04 WWWWWWW
0,73 WWW
1,59 WWWWWW
0,68 WWW
1,28 WWWWW
2,14 WWWWWWW
1,45 WWWWW
WW -0,40
WW -0,34
1,25 WWWWW
0,34 WW
0,26 WW
2,43 WWWWWWWW
1,79 WWWWWW
WW -0,25
0,92 WWWW
0,15 W
1,98 WWWWWWW
0,64 WWW
0,86 WWWW
4,62 WWWWWWWWWWWWWWW
2,07 WWWWWWW
WW -0,19
KGV
Div.
2016 Rendite
30,31 1,30
9,52 5,20
17,81 4,07
16,21 2,71
26,90 0,87
7,60 4,34
7,03 2,85
12,92 1,92
6,83 5,47
38,30
–
17,97 2,78
13,79 3,24
19,69 3,72
12,31 5,42
18,34 1,06
22,53 0,84
15,36 1,73
21,10 1,41
21,16 1,48
18,65 2,64
4,11 4,19
25,22 1,17
9,24 5,17
17,22 3,79
13,25
–
21,38 1,63
15,15 3,61
18,00 0,76
6,79 0,14
15,10 2,96
Div.
1,60
7,30
2,90
2,50
0,70
3,20
0,20
3,75
3,25
–
2,25
0,85
0,55
0,50
0,80
0,55
1,30
1,47
0,20
3,45
0,50
1,05
8,25
1,60
–
1,15
3,50
0,15
0,17
0,94
Hoch
124,75
170,00
85,87
138,00
89,54
104,85
12,30
231,90
87,32
32,31
87,41
29,10
17,57
12,69
83,17
70,00
79,99
113,05
14,20
182,55
15,41
98,82
193,65
50,95
20,58
75,75
100,90
25,13
221,55
32,65
12 Monate
Range
Tief
62,51
126,55
56,01
83,45
67,92
66,00
6,13
171,30
54,15
12,69
69,80
19,55
13,39
7,08
63,10
52,39
58,17
87,17
8,32
113,50
10,25
70,68
147,45
37,62
9,13
53,91
77,91
12,56
86,36
24,92
DIE WICHTIGSTEN INDIZES IM ÜBERBLICK
23.6.
2
3
4
5
6
7
8
9
10
ADVA Optical
Aixtron SE NA
Bechtle
Cancom
Carl Zeiss Meditec
CompuGroup Med.
Dialog Semic. NA (GB)
Drägerwerk Vz.
Drillisch
EVOTEC
freenet NA
GFT Technologies
Jenoptik
Morphosys
Nemetschek
Nordex SE
Pfeiffer Vacuum
Qiagen (NL)
RIB Software
Sartorius Vz.
Siltronic
SLM Solutions Group
SMA Solar Techn.
Software
STRATEC Biomed.
Süss MicroTec
Telefonica Deutschl.
United Internet NA
Wirecard
Xing NA
VERLIERER
Kurs
28,08
85,87
26,19
16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate
23.06. z. Vortag Hoch/Tief
Mehr Börsenkurse und
Finanzthemen unter:
www.tagesspiegel.de/
wirtschaft/finanzen/
23.06. (16:40 Uhr)
dungsplatz bekommen. Ohne weiteren
Eignungstest. Starten soll das Projekt mit
50 Plätzen im kommenden Jahr. Manche
Betriebe sehen das Vorhaben allerdings
kritisch: Sie befürchten, dass die Standards für eine Lehre gesenkt werden –
und das bei einem schlechter werdenden
Bildungsniveau. Germershausen sagte
dazu: „Wir wollen die Hürden senken,
aber nicht die Qualität der Ausbildung.“
TEC-DAX
Euro-Stoxx 50 übersprang am
Donnerstag wieder locker die
Marke von 3000 Zählern und gewann zuletzt ein Prozent auf
3007 Punkte.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,08 Prozent am Vortag auf minus 0,07
Prozent. Der Rentenindex Rex
fiel um 0,07 Prozent auf 142,84
Punkte. Der Bund-Future sank
um 0,49 Prozent auf 163,76
Punkte. Der Kurs des Euro stieg:
Die Europäische Zentralbank
setzte den Referenzkurs auf
1,1389 (Mittwoch: 1,1283)
US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8780 (0,8863)
Euro.
Tsp
ermittelt aus H-DAX (DAX, M-DAX, Tec-DAX)
Foto: Bernd Settnik/dpa
38,04/21,51
68,50/49,89
13,11/10,76
62,23/36,65
55,69/42,07
45,35/27,80
56,91/39,86
43,24/24,35
37,74/27,58
46,00/31,75
44,06/35,76
12,35/7,29
29,94/20,56
90,30/49,52
37,75/24,35
70,37/53,42
61,50/46,55
45,49/33,62
43,93/31,16
76,62/50,01
112,60/83,64
46,02/30,51
117,20/67,78
113,90/49,91
29,47/18,41
40,29/17,57
52,64/35,50
117,10/88,51
114,40/60,67
56,50/32,90
84,73/61,32
61,93/23,24
31,76/21,58
94,72/73,02
53,30/39,90
55,38/34,25
71,29/44,50
28,73/22,29
88,20/68,53
35,00/16,81
17,47/11,80
49,40/28,05
5,84/3,77
64,49/36,10
19,08/11,84
64,47/50,37
12,41/9,54
Div.
1,65
1,30
0,50
1,35
1,80
–
1,00
0,70
0,46
0,55
1,35
0,43
0,54
1,85
1,15
1,60
1,35
0,82
0,80
0,85
4,75
0,77
2,00
3,62
0,40
1,15
0,77
1,45
0,50
0,60
2,26
1,00
1,00
1,70
0,90
0,90
1,10
0,80
3,00
0,25
0,50
0,66
1,65
0,40
0,25
0,80
0,55
Adler Real Estate
ADO Properties (LU)
Amadeus Fire
BayWa vNA
Bertrandt
Biotest Vz.
Bor.Dortmund
Braas Monier (LU)
Capital Stage
CeWe Stiftung
comdirect bank
Deutz
DIC Asset
Dt. Beteiligung
ElringKlinger NA
Ferratum Oyj (FI)
Gerry Weber Int.
GfK SE
Grammer
Grenke
Hamborner Reit
Hamburger Hafen
Hapag-Lloyd
Heidelberger Druck.
Hornbach Hold.
Hypoport
Indus Hold.
Klöckner&Co. SE NA
Koenig & Bauer
KWS SAAT
PATRIZIA Immob. NA
Puma SE
Rational
SAF Holland (LU)
Scout24
SGL Carbon SE
Sixt SE St.
Stabilus (LU)
TAKKT
Tele Columbus
TLG Immobilien
Vossloh
VTG
Wacker Neuson
Washtec
WCM Bet. Gr.
Wincor Nixdorf
Wüst.&Wür.
Zeal Network (GB)
zooplus
11,66
33,11
60,00
27,18
94,61
13,66
3,98
24,79
5,86
65,04
9,16
4,03
8,31
26,85
19,53
19,10
10,88
35,52
41,30
165,55
9,59
13,95
18,67
2,57
60,16
84,68
44,28
11,34
46,83
294,25
22,90
204,45
412,05
11,17
36,34
10,52
47,34
47,70
19,30
8,25
19,00
57,15
26,79
14,64
31,85
3,13
52,46
16,97
36,43
125,30
– 0,38
+ 1,75
+ 1,39
+ 0,02
+ 0,08
– 1,12
+ 0,51
– 1,88
– 0,78
+ 0,22
+ 0,66
+ 0,37
+ 1,07
+ 2,09
+ 0,83
+ 0,05
+ 1,87
± 0,00
– 0,27
+ 0,33
+ 0,91
+ 1,97
– 0,21
+ 1,34
– 1,70
– 1,99
+ 0,57
+ 1,43
+ 0,60
± 0,00
+ 0,39
– 1,61
+ 0,37
– 0,04
+ 1,48
– 1,08
+ 1,04
+ 0,94
+ 2,09
– 0,57
– 0,05
– 0,17
+ 0,79
+ 0,86
+ 2,17
– 0,03
+ 0,96
– 0,35
– 0,97
+ 1,75
15,20/10,05
33,47/18,57
92,60/55,70
34,60/25,25
125,00/87,50
28,46/10,31
4,50/3,33
27,44/18,31
9,40/5,61
65,20/43,40
11,40/8,70
5,64/2,62
9,43/7,28
30,05/23,30
25,75/16,56
31,69/18,45
23,34/9,57
42,00/25,02
43,12/18,30
200,80/126,30
9,95/7,46
18,76/11,86
22,20/14,60
2,82/1,59
79,49/50,43
93,50/23,05
47,90/35,60
11,68/6,90
48,40/19,56
313,55/235,10
28,29/17,84
219,30/142,35
482,25/310,00
15,44/8,87
38,24/24,11
17,25/8,24
53,73/32,86
49,85/28,80
20,53/14,42
9,99/6,94
19,82/14,16
67,66/45,24
30,24/18,63
21,39/10,92
37,72/19,00
3,35/1,77
54,80/32,31
20,35/15,24
49,60/29,81
149,00/99,79
Div.
–
0,35
3,53
0,85
2,45
0,04
0,05
0,40
0,18
1,60
0,40
0,07
0,35
1,00
0,55
0,10
0,40
0,65
0,75
1,50
0,42
0,59
–
–
0,77
–
1,20
–
–
3,00
–
0,50
7,50
0,40
–
–
1,50
–
0,50
–
0,72
–
0,50
0,50
1,70
–
–
0,60
0,70
–
WEITERE DEUTSCHE TITEL
16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate
23.06. z. Vortag Hoch/Tief
AdCapital
Bauer
Beate Uhse
BMW Vz.
C.A.T. OIL (AT)
Celesio NA
CENTROTEC S.
centroth. ph.konv.
Chorus Cl. Energy
Clere
Co.don
Colonia Real Est.
Constantin Med.
CropEnergies
Delticom
DO Deutsche Office
Euromicron
Fuchs Petrolub St.
Gesco
H&R
Hawesko Hold.
Henkel St.
Highlight (CH)
Homag Group
4,35
12,41
0,23
63,53
6,68
25,32
13,85
2,80
9,06
25,41
2,85
8,62
2,74
4,98
15,15
4,70
8,42
32,85
71,39
12,04
40,23
91,97
5,59
34,82
± 0,00
– 0,52
± 0,00
+ 0,84
+ 1,43
+ 0,31
– 1,09
+ 5,58
– 3,57
– 1,07
± 0,00
– 0,47
+ 2,97
– 0,30
+ 1,20
+ 0,02
+ 1,06
+ 1,88
– 1,07
+ 0,58
+ 0,14
+ 0,37
– 2,68
– 0,53
Div.
5,22/4,15
0,40
19,33/12,16 0,15
0,50/0,16
–
79,95/57,50 3,22
10,10/4,99 0,12
26,80/24,25 1,04
15,37/11,50 0,25
5,14/2,65
–
10,58/7,70 0,18
35,30/22,00 11,00
3,51/2,00
–
9,33/5,74
–
2,74/1,43
–
6,30/3,21
–
25,69/14,01 0,50
4,85/3,43
0,15
10,10/5,42
–
39,33/29,50 0,81
75,60/62,29 1,75
12,36/6,62
–
44,41/38,26 1,30
95,27/75,60 1,45
6,07/4,16
–
36,50/33,22 1,01
Kanada / S&P TSX
14.120,47 + 0,83%
England / FTSE 100
6.286,76 + 0,41%
Russland / RTS
934,05 + 0,73%
Japan / Nikkei 225
16.238,35 + 1,07%
Italien / MIB 30
17.742,39 + 2,42%
USA / Dow Jones
17.914,32 + 0,75%
Singapur / Straits Times
2.793,85 + 0,28%
EURO STOXX 50 (ohne deutsche Indexwerte)
23.06.
Air Liquide (FR)
Anh.-Busch Inbev (BE)
ASML Hold. (NL)
AXA (FR)
Banco Santander (ES)
BBVA (ES)
BNP Paribas (FR)
Carrefour (FR)
Danone (FR)
Enel (IT)
Engie (FR)
Eni (IT)
Essilor (FR)
Generali (IT)
Iberdrola (ES)
Inditex (ES)
ING Groep (NL)
Intesa Sanpaolo (IT)
L’Oréal (FR)
LVMH (FR)
Nokia (FI)
Orange (FR)
Philips Elec. (NL)
Safran (FR)
Sanofi S.A. (FR)
Schneider Electr. (FR)
Société Générale (FR)
St. Gobain (FR)
Telefónica (ES)
Total (FR)
Unibail-Rodamco (FR)
UniCredit (IT)
Unilever N.V. (NL)
Vinci (FR)
Vivendi (FR)
16:40 Uhr
95,35
113,65
87,55
21,25
4,17
5,73
47,38
23,33
63,12
3,95
14,58
14,41
117,35
12,95
5,98
30,82
10,90
2,24
168,80
144,00
5,02
14,59
23,34
61,49
71,51
57,98
35,95
39,60
9,11
43,32
242,85
2,66
40,35
64,26
16,57
Veränderung %
zum Vortag
0,68 WWW
WWW -0,66
0,01 W
1,65 WWWWWW
2,94 WWWWWWWWWW
1,83 WWWWWWW
2,18 WWWWWWWW
0,71 WWW
0,54 WWW
1,23 WWWWW
W -0,07
2,05 WWWWWWW
0,34 WW
2,94 WWWWWWWWWW
W -0,15
1,22 WWWWW
2,93 WWWWWWWWWW
4,00 WWWWWWWWWWWWW
0,18 WW
0,88 WWWW
0,95 WWWW
2,46 WWWWWWWW
0,76 WWW
0,75 WWW
0,48 WW
1,06 WWWW
4,25 WWWWWWWWWWWWWW
1,10 WWWW
1,64 WWWWWW
0,66 WWW
0,83 WWWW
4,65 WWWWWWWWWWWWWWW
W -0,01
WW -0,25
1,31 WWWWW
KGV
Div.
2016 Rendite
17,34 2,73
23,68 1,76
26,53 1,20
8,67 5,18
9,48 3,59
8,18 2,79
8,38 4,88
13,72 3,00
21,04 2,53
13,18 4,05
12,67 6,86
48,03 5,55
29,34 0,96
8,09 5,56
14,94 0,50
30,82 1,95
9,08 5,97
11,19 6,26
26,17 1,84
17,35 2,47
16,72 5,18
14,59 4,11
18,67 3,43
16,62 2,24
16,63 4,10
17,57 0,97
8,56 5,61
18,00 3,13
13,01 8,78
15,47 5,63
12,14 3,95
7,59 4,51
21,23 2,99
16,07 2,86
33,14 18,11
2,81 + 0,21
4,11/2,45
91,32 – 0,39 96,40/89,68
91,10 – 0,11 95,00/88,16
30,12 – 2,69 77,34/22,38
16,90 – 0,59 17,40/16,00
19,86 + 0,69 22,90/19,05
87,53 – 0,30 117,48/75,74
47,85 + 1,69 80,09/34,14
28,17 + 0,16 28,80/17,07
9,95 + 3,42 15,60/7,28
28,80 + 1,41 43,21/18,53
3,02 – 13,96
6,82/2,60
10,10 – 3,81 16,37/8,14
6,79 – 7,45 17,10/5,21
0,96 – 8,11
1,13/0,96
21,21 + 0,99 24,00/17,03
3,90 – 3,78
9,76/3,28
13,43 – 0,56 17,35/11,98
13,33 – 1,49 14,90/11,00
133,80 + 1,81 218,25/95,07
–
3,07
3,07
–
0,69
0,90
3,20
2,01
–
0,13
1,00
–
–
–
–
0,70
–
0,56
0,49
0,11
Div.
2,60
2,00
1,05
1,10
0,15
0,16
2,31
0,70
1,60
0,16
1,00
0,80
1,12
0,72
0,03
0,60
0,65
0,14
3,10
3,55
0,26
0,60
0,80
1,38
2,93
0,56
2,02
1,24
0,80
2,44
9,60
0,12
1,21
1,84
3,00
Hoch
123,65
124,20
99,46
26,02
6,78
9,46
61,00
32,34
66,50
4,45
18,12
16,92
125,15
18,27
6,71
35,38
16,00
3,65
178,95
176,60
7,11
16,98
26,10
72,45
101,10
66,15
48,77
44,84
14,31
47,40
257,85
6,50
42,84
68,29
24,83
12 Monate
Range
Tief
90,26
87,73
70,25
18,80
3,31
5,01
37,00
21,70
51,73
3,33
12,96
10,93
95,01
10,90
5,63
26,00
9,19
1,89
140,40
130,75
4,52
12,21
20,48
48,87
66,44
45,32
26,61
31,47
8,38
35,21
212,05
2,13
32,86
51,10
15,09
ERLÄUTERUNGEN: Alle Angaben in Euro. Dividenden in Landeswährung einschließlich eventueller Boni. Dax, M-Dax,
Tec-Dax und S-Dax auf Xetra-Basis (Schluss 17:30 Uhr), weitere Berliner Werte sind Börsenplatz Berlin, weitere deutsche Titel und Auslandsaktien Börsenplatz Frankfurt (Schluss jeweils 20:00 Uhr). Die Länderkennung steht in Klammern hinter dem jeweiligen Titel. ABKÜRZUNGEN: St. = Stammaktie, Vz. = Vorzugsaktie, NA = Namensaktie, ◊ = Euro
Stoxx 50 Wert. Alle Angaben ohne Gewähr.
Quelle
Standard Chartered (GB) 7,51
+ 4,54
14,29/4,90
0,14
Starbucks Corp. (US) 49,33
0,81
Telecom Italia (IT)
2,28
Tesco (GB)
Time Warner New (US) 63,67
48,01
Toyota (JP)
– 0,68
+ 2,13
+ 3,73
– 1,20
+ 2,78
59,21/38,90
1,30/0,73
3,17/1,85
83,50/51,00
69,20/41,60
0,20
–
0,01
0,40
110
Twitter (US)
UBS Group (CH)
UPS (US)
Vodafone Group (GB)
Westpac Banking (AU)
+ 3,17
+ 0,90
– 0,58
– 1,04
– 3,68
34,15/11,85
21,91/12,22
99,16/79,80
3,53/2,53
23,24/17,20
–
0,85
0,78
0,08
0,94
14,69
13,97
93,97
2,87
19,26
Woolworth (AU)
13,56
32,86
Yahoo (US)
Zurich Insur. Grp (CH) 219,53
– 1,53 19,71/13,40 0,44
– 0,54 37,01/23,36
–
+ 0,18 294,06/178,03 17,00
ANLEIHEN UND ZINSEN
DOW JONES
16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate
23.06. z. Vortag Hoch/Tief
3M
American Express
Apple Inc.
Boeing
Caterpillar
Chevron Corp.
Cisco Systems
Coca Cola
Disney Co.
DuPont
Exxon Mobil
General Electric
Goldman Sachs
Home Depot
IBM
Intel
Johnson&Johnson
JP Morgan Chase
McDonald’s
Merck & Co.
Microsoft
Nike
Pfizer
Procter & Gamble
Travelers Comp.
United Technol.
UnitedHealth Group
Verizon
VISA Inc.
Wal-Mart Stores
151,67
55,28
84,25
117,45
68,30
90,58
25,51
39,58
87,12
60,32
80,69
27,27
132,19
113,22
134,50
28,68
102,74
56,19
106,40
50,31
45,10
48,00
30,34
73,52
97,90
89,82
121,87
47,78
67,77
63,47
– 0,59
– 0,39
– 0,47
+ 0,15
+ 0,51
– 1,18
– 0,37
– 0,84
– 1,24
+ 0,37
– 0,44
– 0,35
+ 0,65
– 0,41
– 0,37
+ 0,12
– 0,53
+ 0,49
– 0,33
– 0,08
– 0,54
– 1,10
– 1,69
– 0,63
– 1,17
– 0,06
– 0,87
– 0,10
– 0,43
– 0,72
153,90/116,17
73,63/44,73
123,20/78,49
141,38/91,08
77,77/51,80
92,07/59,87
26,73/19,91
41,47/31,40
113,73/76,58
69,00/41,45
81,49/57,95
29,04/19,08
197,15/124,99
128,30/95,00
159,85/103,33
33,25/21,41
104,88/73,18
64,34/46,81
115,74/77,28
54,69/42,51
52,82/34,08
64,10/43,21
33,35/25,00
76,65/58,00
109,86/84,38
103,20/74,59
124,07/92,14
48,34/32,79
76,30/53,80
68,08/51,41
16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate
23.06. z. Vortag Hoch/Tief
HK / Hang Seng
20.865,36 + 0,37%
Südafrika / JSE
80.648,46 – 0,32%
Kontron
MAN SE St.
MAN SE Vz.
Manz
Medion
MVV Energie NA
Pfeiffer Vacuum
Porsche SE Vz.
Rofin-Sinar (US)
RWE Vz.
SHW
SKW Stahl-Metall.
SMT Scharf
SolarWorld konv.
Stöhr
Surteco SE
Tom Tailor
TUI NA
Villeroy&Boch Vz.
Volkswagen St.
hoher Wert. Er soll bis 2018 auf mindestens 65 Cent gedrückt werden. Durch
den Personalabbau und die Filialschließungen erhofft sich die Bank Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe.
„In der neuen Filialstruktur mit dann
535 Standorten ist die Bank für ihre Kunden in ganz Deutschland weiter gut zu
erreichen“, betonte Privatkunden-Vorstand Christian Sewing. Außerdem würden die bestehenden Filialen umfassend
modernisiert.
Bei
120 sei das bereits
passiert. Pro Filiale
In Berlin
investiere die Bank
soll es bald
zwischen einer halben und zwei Millioeine neue
nen Euro.
Pilotfiliale
Zusätzlich zu den
535 Filialen wird die
geben
Bank im Laufe des
nächsten Jahres acht
große Beratungscenter eröffnen, in der
360 hochqualifizierte Berater für Privatund Firmenkunden bereitstehen. Sie sollen längere Öffnungszeiten haben und
zum Teil auch an Samstagen für Kunden
bereitstehen.
Dem Vernehmen nach wird das erste
Pilot-Zentrum in Berlin in unmittelbarer
Nähe des Zoos eröffnet. Die Gespräche
mit dem Betriebsrat sind, wie ein an den
Verhandlungen beteiligter Banker sagt,
„sehr konstruktiv und fair verlaufen“. Bis
zum Herbst will die Bank zwei weitere
Vereinbarungen mit der Arbeitnehmervertretung treffen für den Abbau von weiteren 1000 Stellen.
Rolf Obertreis
Div.
1,11
0,29
0,57
1,09
0,77
1,07
0,26
0,35
0,71
0,38
0,75
0,23
0,65
0,69
1,40
0,26
0,80
0,44
0,89
0,46
0,36
0,16
0,30
0,67
0,67
0,66
0,63
0,57
0,14
0,50
WEITERE AUSLANDS-TITEL
Frankreich / CAC40
4.427,08 + 1,07%
Brasilien / Bovespa
50.311,66 + 0,31%
7
DER TAGESSPIEGEL
ABB (CH)
18,92
3,47
Alcatel-Lucent (FR)
8,82
Alcoa (US)
Alphabet Inc. A (US) 619,88
Amazon (US)
632,08
Anglo American (GB)
8,98
ArcelorMittal (LU)
4,56
AstraZeneca (GB)
50,86
36,25
AT&T (US)
AXA (FR)
21,23
Bank of America (US) 12,11
2,43
Barclays PLC (GB)
BB Biotech NA (CH)
41,36
BHP Biliton (AU)
12,54
BP PLC (GB)
5,02
Brit. Am. Tobacco (GB) 54,93
Canon (JP)
26,41
China Mobile (HK)
9,97
0,61
China Petroleum (CN)
38,61
Citigroup (US)
Colgate-Palmolive (US) 63,69
27,00
CRH (IE)
24,44
Diageo (GB)
Dow Chemical (US)
47,21
eBay (US)
21,58
Ericsson B (SE)
7,03
Facebook (US)
100,54
Fanuc (JP)
137,07
11,69
Ford Motor (US)
3,88
Gazprom (RU)
General Motors (US)
25,97
GlaxoSmithKline (GB) 18,52
71,21
Heineken Hold. (NL)
Hennes&Mauritz (SE) 27,66
Honda Motor (JP)
23,09
HP Inc. (US)
11,18
HSBC Hold. (GB)
5,85
Imp. Tobacco (GB)
48,65
Japan Tobacco (JP)
35,29
0,94
Lloyds Bank.Grp. (GB)
Lockheed Martin (US) 211,05
36,89
Lukoil Nefty. (RU)
4,30
Mitsubishi UFJ (JP)
Morgan Stanley (US) 23,44
Nestlé NA (CH)
66,21
Nintendo (JP)
124,44
8,43
Nissan Motor (JP)
Novartis NA (CH)
70,37
Novo-Nordisk AS B (DK) 47,07
22,69
NTT DoCoMo (JP)
Oracle (US)
35,74
91,71
Pepsico (US)
89,28
Philip Morris (US)
Reckitt Benckiser (GB) 88,62
80,81
Renault (FR)
Rio Tinto (GB)
27,12
Roche Hold. GS (CH) 225,00
28,17
Rofin-Sinar (US)
24,02
Royal D.Shell A (GB)
13,80
Ryanair Hld. (IE)
Samsung (KR)
545,05
13,60
Securitas B (SE)
50,51
Softbank (JP)
25,08
Sony (JP)
+ 0,59
– 0,57
– 0,90
– 1,71
+ 0,38
+ 1,26
+ 0,77
– 2,23
– 0,90
+ 1,48
+ 0,49
+ 2,27
+ 1,11
+ 0,09
+ 1,85
– 1,44
– 0,19
+ 0,10
– 0,97
+ 1,87
– 0,10
+ 1,12
– 0,08
– 0,47
– 1,37
+ 0,30
– 0,29
+ 2,46
– 0,40
+ 1,09
– 0,89
– 0,51
– 0,43
+ 3,84
– 0,69
– 2,15
+ 0,71
+ 1,10
– 0,75
+ 1,62
– 0,30
+ 1,14
+ 2,65
– 0,51
– 0,06
– 2,35
– 2,13
– 1,14
+ 1,72
– 0,68
+ 0,68
– 0,86
– 0,77
– 0,47
+ 3,55
+ 1,65
– 1,30
+ 0,16
+ 1,42
+ 2,85
– 1,00
+ 1,76
– 0,17
– 0,99
19,44/14,50
3,87/2,70
10,48/5,65
750,72/483,35
656,55/384,21
13,92/2,90
7,34/2,02
65,65/47,78
36,77/27,41
26,01/18,86
16,91/9,83
4,15/1,83
62,30/35,61
19,16/8,52
6,25/3,97
56,56/44,18
29,84/23,41
12,24/9,09
0,77/0,44
55,30/30,87
64,41/51,94
28,40/20,86
28,36/21,77
52,38/34,38
28,00/19,21
10,33/6,40
108,14/65,00
188,49/118,00
14,37/9,77
4,75/2,67
34,52/23,65
20,98/16,67
75,80/57,54
38,21/25,50
32,72/21,80
13,76/7,89
8,57/5,17
52,40/40,06
38,50/26,35
1,26/0,71
217,80/163,00
39,95/23,51
6,71/3,38
37,51/19,39
71,24/60,75
182,50/111,39
10,24/7,27
98,66/61,36
56,40/40,64
23,56/14,59
37,81/30,22
95,62/74,00
90,27/66,00
92,97/73,02
97,98/59,75
38,60/20,08
272,38/210,55
28,80/17,07
27,10/16,40
15,67/10,93
554,35/363,48
14,89/10,58
56,00/32,90
28,22/17,42
Div.
0,74
–
0,03
–
–
0,32
0,16
1,31
0,48
1,10
0,05
0,04
0,45
0,16
0,10
1,05
75,00
1,20
0,06
0,05
0,39
0,44
0,23
0,46
–
3,70
–
208
0,15
0,23
0,38
0,19
0,86
9,75
22,00
0,12
0,10
0,24
64,00
0,02
1,65
0,81
9,00
0,15
2,25
120
21,00
2,70
6,40
35,00
0,15
0,75
1,02
0,89
2,40
0,74
8,10
–
0,47
–
8,65
3,50
21,00
10,00
16:40 Uhr
23.06.
100,75
105,56
102,48
116,95
Staatsanleihen 10 Jahre
Frankreich
Großbritannien
Japan
Schweiz
Bundesanleihen
Bund v. 14/24
Bund v. 14/24
Bund v. 15/25
Bund v. 15/26
Bund v. 15/25
Bund v. 16/26
Veränd. %
z. Vortag
+ 0,02
– 0,40
– 0,05
– 0,55
Rendite
0,42 %
1,36 %
-0,14 %
-0,42 %
+ 0,01
+ 0,02
+ 0,03
+ 0,07
– 0,01
– 0,28
-0,18 %
-0,14 %
-0,08 %
–%
-0,01 %
0,07 %
113,33
109,34
105,02
108,97
109,19
103,87
SONSTIGE
23.06.
Basiszins
Rex
EuroBundFuture
Euroleitzins
Umlaufrendite
-0,83 %
142,84 %
164,15 %
0,00 %
-0,07 %
DEVISEN & NOTEN
23. Juni
1 Euro = 1,95583 DM
Sorten (1 €)*
Ankauf Verkauf
Devisen (1 €)*
Geld
Brief
Australien (Aus. Dollar) 1,401
1,611
1,4995
Bulgarien (Lew)
1,731
2,171
1,9484
Dänemark (Kronen)
7,096
7,850
7,4416
England (Pfund)
0,727
0,800
0,7687
Japan (Yen)
113,510 127,510 120,0750
Kanada (Kan. Dollar)
1,380
1,540
1,4499
Kroatien (Kuna)
6,113
9,249
7,4900
Neuseeland (NZD Dollar) 1,304
1,874
1,5742
Norwegen (Kronen)
8,934
9,934
9,2943
Polen (Zloty)
3,914
5,013
4,3681
Russ. Rubel
65,047 82,953 73,0510
Schweden (Kronen)
8,877 10,027
9,3074
Schweiz (Franken)
1,047
1,127
1,0855
Südafrika (Rand)
14,620 19,020 16,4818
Thailand (Baht)
32,646 50,446 39,9400
Tschechien (Kronen) 23,324 29,724 27,0475
Türkei (Lira)
3,077
3,514
3,2715
Ungarn (Forint)
262,140 392,140 314,0200
USA (US-Dollar)
1,071
1,203
1,1366
1,4997
1,9634
7,4421
0,7688
120,0830
1,4502
7,5530
1,5746
9,2972
4,3713
73,0982
9,3104
1,0856
16,5070
40,0400
27,0578
3,2730
314,2200
1,1366
* mitgeteilt von der Deutschen Bank, Devisen Freiverkehr
ÖL
WELTSPOTMARKTPREISE ROHÖL
23.06.
Rohöl, Brent ($/Barrel)
50,23
+ 0,68%
Veränderung zum Vortag
23.6.
USA, WTI Cushing ($/Barrel)
Rohöl OPEC (Vortag)
LEICHTES HEIZÖL BERLIN
49,43
46,46
23.06.
VORWOCHE
1.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .55,63 - 62,28
54,92 - 61,09
3.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .51,65 - 60,87
50,93 - 59,68
5.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .50,68 - 60,08
49,97 - 58,89
10.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .49,86 - 59,24
49,15 - 58,05
15.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .49,74 - 58,31
49,03 - 57,12
Preise je 100 Liter incl. MwSt. Tagespreise zur Zeit nur im Internet
unter www.verbraucherzentrale-berlin.de abrufbar.
ROHSTOFFE & MÜNZEN
METALLE (in Euro je 100 kg)
Blei in Kabeln
Kupfer; DEL-Notiz
Messing MS 63
23.06.
22.06.
176
425–428
429–431
177
424–426
429–431
EDELMETALLE (in Euro)
Gold ($/Feinunze)
Veränderung zum Vortag
1264,18
– 0,16%
23.6.
Gold (1 Kilo)
35376/36027
35757/36427
Silber (1 Kilo)
461/529
460/529
Platin (100 g)
2684/2848
2726/2891
Ankauf/Verkauf aus Sicht der Bank. Quelle: UniCredit Bank AG
MÜNZEN (in Euro)
Britannia / Am. Eagle (1 Unze)
1089/1159
1098/1169
1/2 Am. Eagle
544/604
548/609
Krügerrand (1 Unze)
1089/1159
1098/1169
Maple Leaf (1 Unze)
1089/1158
1098/1168
Ankauf/Verkauf aus Sicht der Bank. Quelle: Deutsche Bank
8
MEINUNG
DER TAGESSPIEGEL
STUTTMANN
NR. 22 797 / FREITAG, 24. JUNI 2016
D
PORTRÄT
Der Fall Niels H.
Gegen das Grauen
E
in monströser Fall, ein Albtraum. Mehr als 30 Menschen
sind es schon, die der Pfleger Niels H. auf dem Gewissen
haben soll; und es wirkt, als würden es täglich mehr. Die
Zahlen allein sind schon grauenvoll. Seit Herbst 2014 untersucht
eine Sonderkommission der Polizei den Tod von allen Patienten
während der Dienstzeit von Niels H. in den Krankenhäusern von
Delmenhorst, Oldenburg und an anderen Arbeitsstellen. 417
Fälle, ungeklärte, sind ein Dunkelfeld, das schaudern lässt. Und
eine Tat, die vielen, sehr vielen Menschen Angst machen wird.
Mehrere hundert Krankenakten muss die Soko noch auswerten,
dann kommen weitere Exhumierungen. Frühestens in einem Jahr
würden die Ermittlungen abgeschlossen, heißt es. Wie sagt Oldenburgs Polizeipräsident? Das Grauen hört nicht auf. Dabei
müsste genau das geschehen. Der Fall sollte schneller als schnell
aufgeklärt sein. Denn selbst wenn Gesundheitsminister Hermann Gröhe richtig liegt mit dem Hinweis, dass Kontrollwahn in
der Pflege keine Antwort ist – das Gefühl des Kontrollverlusts ist
schlimmer. Es trifft Millionen Patienten bis ins Mark und nebenbei eine ganze Branche. Die Kosten in jeder Hinsicht können
enorm sein. Dieser Albtraum muss beendet werden.
cas
Foto: AFP
Pablo
Iglesias
Der spanische Linken-Chef
hat bei der Neuwahl am Sonntag
Chancen auf den zweiten Platz
W
Mehr Verantwortung, mehr Geld
— Seiten 1 und 22
***
Der Wehretat sollte aufgestockt werden – die Entwicklungshilfe auch
Imam verweigert Handschlag
Jeder schüttelt, was er will
D
ie Handschlagsfälle häufen sich. In der Schweiz wurden
zwei muslimische Schüler amtlich verpflichtet, ihrer Lehrerin die Hand zu geben. In Schweden musste ein gläubiger Politiker zurücktreten, weil er einer Journalistin die Hand
verweigerte. Die CDU-Politikerin Julia Klöckner ließ einen Termin platzen, weil ein Imam ihr nicht die Hand reichen wollte.
Jetzt zeigt ein Berliner Imam eine Lehrerin an, weil sie beim
Elterngespräch vergeblich die Hand ausgestreckt und sich empört hat. Es wird Leute geben, die in solchen Streitigkeiten den
Untergang des Abendlands erkennen. Sie haben recht. Der Westen hat es, dank Aufklärung, bisher ganz gut hingekriegt mit der
Vernunft. Jetzt droht sie, abhanden zu kommen. In welche Feudalgesellschaft wollen wir zurück, in der als falsch empfundene
Grußrituale Sanktionen nach sich ziehen sollen? Weshalb sollten
Männer, egal welchen Glaubens, gegen ihren Willen gezwungen
werden, fremde Frauen anzufassen? Wir leben in einem freien
Land, in dem sich Körperkontakt einvernehmlich vollzieht oder
gar nicht. Der letzte Staat, in dem Händeschütteln zur Doktrin
gehörte, war die DDR. Er hatte ein verdientes Ende.
neu
— Seite 9
Von Michael Schmidt
D
ie „Friedensdividende“
ist Geschichte. Denn:
Frieden findet nicht
statt. Im Gegenteil.
Der Globus brennt.
Und die zur Bonsai-Armee geschrumpfte Bundeswehr wurde
kaputt gespart. Kein Geld, keine
Leute, das Material marode bis
zur Untauglichkeit und im Ergebnis eine verunsicherte Truppe, deren Vertrauen rasant dahinschwindet – in ihre Ausrüstung und in
die politische Führung.
Das ist gefährlich.
Für die Soldaten; für die Institution Bundeswehr, die als Parlamentsarmee im Auftrag der Politik
aktiv wird; und auch, so überhöht
das klingen mag, für das Land. Die
Armee zum Sparen zu verdonnern
und ihr zugleich immer neue Aufgaben aufzuhalsen, kann nicht gut ge-
hen. Mit einer unterfinanzierten
und überforderten Bundeswehr ist
niemandem gedient. Denn eine solche Truppe kann niemandem dienen. Auch der guten Sache nicht.
Die nach der Wiedervereinigung
von 600 000 Mann auf jetzt
180 000 Soldaten verkleinerte
Truppe soll aber längst nicht mehr
nur das Land verteidigen, und auch
das längst nicht mehr nur zu
Lande, zu Wasser und in der Luft,
sondern auch im Cyberspace. Sie
ist mit tausenden Soldaten im Auslandseinsatz, bildet kurdische
Kämpfer für den Kampf gegen das
Assad-Regime aus, soll den Waffenschmuggel vor der libyschen Küste
eindämmen, die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ zurückdrängen und Seite an Seite mit Polen
und Balten russischen Expansionsgelüsten an der Nato-Ostflanke entgegentreten. Sie war im Einsatz gegen Ebola, die Seuche, die West-
afrika 2014 heimsuchte. Sie hilft
bei der Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen in Deutschland. Sie baut, wenn nötig, in Zeiten steigender Flusspegel Deiche.
Sie wird immer wieder genannt,
wenn es um Hilfe bei Anschlägen
im Inneren des Landes geht.
Die Zahl der Herausforderungen
wächst. Und der große Partner im
transatlantischen Verteidigungsbündnis, die USA, wenden sich ab
und orientieren sich Richtung Pazifik. Die Weltlage lässt das bequeme Prinzip „Bundeswehr nach
Kassenlage“ nicht mehr zu. Das ist
die Folie, vor der Bundeskanzlerin
Angela Merkel dieser Tage an ein
altes Nato-Ziel erinnert: Jeder Mitgliedsstaat soll zwei Prozent seines
Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgeben. Deutschland liegt
derzeit bei 1,2. Überraschend an
Merkels Einlassung ist nicht der
Vorstoß an sich, überraschend
sind Zeitpunkt und Nachdruck:
Mitten hinein in eine – auch innerkoalitionär heftige – Debatte über
den richtigen Umgang mit Wladimir Putins neoimperialem Russland, und mit einem Basta-artigen
„So kann es nicht weitergehen“.
Recht hat sie.
Wenn aber richtig ist, dass militärische Gewalt Raum für politische
Lösungen schaffen, sie aber nicht
ersetzen kann, dann muss man die
Kanzlerin an ein anderes Versprechen erinnern, das die Bundesrepublik seit Jahrzehnten zuverlässig
nicht zu halten imstande oder willens ist: das Ziel, 0,7 Prozent des
BIP für Entwicklungshilfe auszugeben. Wer zum Beispiel wirksam
Fluchtursachen bekämpfen will,
muss den Menschen Grund zum
Bleiben, also Perspektiven und
Hoffnung geben. Das machte, im
besten Falle, auch manchen Ruf
nach der Bundeswehr überflüssig.
Die schwarz-rot-goldene Leichtigkeit ist vorbei
W
enigstens auf die Isländer ist Verlass. Nach
dem späten Tor ihrer
Mannschaft gegen Italien rastete
ein isländischer Fernsehreporter
derartig aus, dass man sich ernsthaft Sorgen macht, ob er den Begeisterungsanfall überlebt hat. Auf
Facebook war dieser Videoschnipsel der Hit – mangels anderer Höhepunkte. Kaum ein Fußballturnier löste je so wenig Begeisterung aus wie die aktuelle Europameisterschaft. Und das liegt nicht
nur am Fußball.
Wo sind eigentlich die schwarzrot-goldenen Fahnenmeere geblieben, die noch bei der WM vor
zwei Jahren an der Fanmeile und
bei jedem Public Viewing das Bild
bestimmten? Und wo die Fans? Gerade 10 000 verirrten sich beim
Spiel der Deutschen gegen Nordirland auf die lange Straße des 17.
Juni – 2014 waren es noch mindestens dreimal so viele. Sicher, hin
und wieder sieht man ein Auto
mit den früher üblichen Fähnchen
herumkurven, und gelegentlich
sitzt auch eine fröhliche Mädchen-Clique mit schwarz-rotgoldenen Hawaiiketten in der
U-Bahn. Mehr ist nicht. Das früher obligatorische „Schland“Gegröle, es wirkt schal und wie
von gestern.
Vor einigen Tagen sorgte die
Grüne Jugend Berlins für Aufsehen mit der Behauptung, deutsche
Flaggen beflügelten rassistische
Brandstifter, man solle sie deshalb
bitte wegpacken. Das ist in dieser
Konsequenz vermutlich Quatsch
und maßlos übertrieben. Aber einen wahren Kern haben die Grünen getroffen: Der Party-Patriotismus der vergangenen Jahre hat
seine Unschuld verloren.
Dabei war es so schön, damals,
bei der WM 2006. Parallel zur
Leichtigkeit, die Jürgen Klinsmann und Jogi Löw den deutschen
Kickern beigebracht hatten, lernte
das ganze Land einen lässigen Um-
Von Arno Makowsky
Der Party-Patriotismus
verliert seine Unschuld,
das zeigt die EM
gang mit deutscher Symbolik.
Fahne, Hymne, Stolz aufs Heimatland – all das, was wir bei den europäischen Nachbarn immer irgendwie gut gefunden, aber uns
selbst versagt hatten, war plötz-
lich erlaubt. Sogar Skeptiker machten mit.
Befeuert wurde die nationale Euphorie – darüber gibt es heute Untersuchungen – von einer entfesselten Medienkampagne, initiiert vor
allem von der „Bild“-Zeitung. Das
Blatt war täglich eine Orgie in
deutschen Nationalfarben, es gab
die Nationalhymne zum Ausdrucken und Mitsingen, und der
Springer-Verlag bot all seine
sprachliche Potenz auf, um das
einstige, mit bösen Erinnerungen
behaftete nationale Pathos in eine
neue Richtung umzudeuten:
„Schwarz-rot-geil“. Angela Merkel
war es, die den neuen „unverkrampften Patriotismus“ lobte. Es
fand, wie es Soziologen formulieren, „ein Re-Branding der Marke
Deutschland“ statt.
Und heute? Die Marke wird gerade abermals re-branded, aber in
eine ungute Richtung. Natürlich
kann man darauf verweisen, dass
Schwarz-Rot-Gold immer das Sym-
bol für Freiheit und Bürgerrechte
war – weshalb die Pegidisten und
Neonazis auch lieber die Reichskriegsflagge zu ihren Aufmärschen schwenken. In jedem Fall
knüpfen die Rechten damit an
eine Tradition an, die auf Zeiten
verweist, in denen von beflaggten
Deutschen viel Unheil ausging,
egal mit welchen Farben.
Es ist keine überzogene politische Correctness oder gar Humorlosigkeit, die uns heute die Lust
am fröhlichen Patriotismus
nimmt. Wer beobachtet, wie Idioten auf der Fanmeile den Hitlergruß zeigen, wer mitansehen
muss, wie falsch verstandenes Nationalgefühl zu Schlägereien und
Randale rund um die Stadien in
Frankreich führt – der hat einfach
keinen Spaß mehr an nationaler
Symbolik. Wenn AfD-Mann Björn
Höcke eine Deutschlandfahne mit
in die Talkshow nimmt, möchte
man die Fahne gerne vor dieser
Vereinnahmung schützen. Es ist
eine ernste Sache. Zu ernst für lustiges Fähnchenwedeln, auch wenn
die „Bild“-Zeitung schon wieder
Vollgas gibt, um die Nationalseligkeit zu reanimieren.
Aber es hilft nichts, die Unbeschwertheit ist dahin. Dazu
kommt die Angst vor Anschlägen,
gerade auf den Fanmeilen. Das Gefühl, in einer Welt zu leben, in der
Hass und Fanatismus und Verblendung allgegenwärtig sind, fördert
nicht gerade die Leichtigkeit des
Deutschseins.
Dabei gäbe es gerade bei dieser
Fußball-EM einigen Grund, ein
modernes Deutschlandbild zu feiern, ganz ohne Fahnenseligkeit.
Neun der 23 Spieler im deutschen
Kader haben einen Migrationshintergrund. Deutschland nimmt Jérome Boateng vor dummen Pöbeleien in Schutz. Fußballstars engagieren sich gegen Rassismus. Das
bringt Sympathien.
Und, ja, ein paar gute Fußballspiele wären auch nicht schlecht.
enn Pablo Iglesias auf
die
Wahlkampfbühne
tritt, bejubeln ihn seine
Anhänger mit den Rufen „Regierungschef, Regierungschef“. Seit
der 37-Jährige in der Wählergunst
immer weiter aufsteigt, ist nicht
mehr ausgeschlossen, dass der
Chef der Linksallianz „Unidos Podemos“ tatsächlich an die Macht
kommt. Der Mann, der Spaniens
bisherige Sparpolitik beenden und
neue soziale Akzente setzen will,
beruhigt schon einmal Europa und
die Finanzwelt mit dem Satz:
„Wenn wir regieren, wird nicht das
Chaos ausbrechen.“
Alle Umfragen prophezeien,
dass Iglesias’ Protestbündnis, in
das sich auch Spaniens Grüne und
die Kommunisten einreihten, bei
der Neuwahl am Sonntag die traditionsreiche Sozialistische Partei
überholen und vom zweiten Platz
verdrängen wird. Iglesias, der sich
ideologisch auf einer Linie mit
Griechenlands Premier Alexis Tsipras sieht, liegt in den Erhebungen
nur wenige Prozentpunkte hinter
Spaniens konservativem Regierungschef Mariano Rajoy. Die konservative Volkspartei wird bei 29
bis 30 Prozent gesehen, Unidos Podemos bei 25 bis 26 Prozent.
Damit verwandelt sich Iglesias
in dieser zweiten Wahlrunde zum
direkten Herausforderer Rajoys,
der um seine Macht fürchten muss.
Und der alle anderen Parteien gegen sich hat, weil er wegen der Korruption in seiner Partei als belastet
gilt. Deswegen wird damit gerechnet, dass Rajoy – wie schon nach
der ersten Wahl im Dezember – im
Parlament keine Regierungsmehrheit zusammenbekommt. Dies
könnte für Iglesias die Chance
sein, es mit der Bildung einer progressiven Regierung zu versuchen.
Wie wortgewaltig der Politikwissenschaftler und frühere Universitätslehrer daherkommt, konnte
Spanien im jüngsten TV-Kandidatenduell erleben. Dort duellierte
sich ein locker auftretender Iglesias, der die Mehrheit der jungen
Generation hinter sich weiß, mit
dem ziemlich altbacken wirkenden
Rajoy, der vor allem auf Spaniens
Rentner zählen kann – und gewann
nach den meisten Umfragen.
Iglesias’ Rhetorik klingt nach Revolution, das Programm aber ist in
vielen Punkten dem der Sozialisten ähnlich, die in den Umfragen
auf dem dritten Platz gesehen werden. Für alle Fälle übt sich der frühere Bürgerschreck schon mal in
gutem Benehmen. Er gibt sich neuerdings brav und kämmt seinen
Pferdeschwanz stramm nach hinten, tritt in weißen und blauen Businesshemden auf. Immer öfter baumelt jetzt sogar eine Krawatte am
Hals.
Ralph Schulze
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DIE LETZTE PARLAMENTSSITZUNG VOR DER SOMMERPAUSE Hauptstadt,
SEITE 9
BER, Oper und neue Gesetze
Ratschläge statt Schläge
ABGEORDNETENHAUS
Überraschend zahm verlief die Debatte über die Regierungserklärung. Nur bei einem Thema wurde Michael Müller kämpferisch
eine pulsierende Hauptstadt braucht
auch pulsierende Politik.“
Kein Affront, eher ein zahmer Ratschlag. So wie vieles in dieser Aktuellen
Stunde. Hier und da mal ein Seitenhieb,
aber in erster Linie ging es den Beteiligten darum, eigene Erfolge zu loben,
selbst wenn die schon länger zurückliegen. Den Kurs fuhr der Spitzenkandidat
der Linken, Klaus Lederer. Weil es um die
Spanne des letzten Vierteljahrhunderts
ging, lobt der zunächst die Erfolge von
Rot-Rot. Inzwischen, nach fünf Jahren
Rot-Schwarz, sei Berlin jedoch eine
Stadt, über die sich „nicht nur das halbe
Land, sondern die halbe Welt kaputtlacht“. Die Regierung streite „wie die Kesselflicker“ und „kriegt nichts mehr hin“.
Grüne und Linke sind die einzigen Oppositionsfraktionen, die nun in den Wahlkampf eintreten. Die FDP ist schließlich
aktuell nicht im Parlament, die Piraten
werden so nicht wieder zur Wahl antreten. Den mit Abstand deutlichsten Angriff
gegen eine andere Partei fuhr dann der Regierende Bürgermeister selbst. Erneut arbeitete er sich an der AfD ab, bei dem
Thema ist Müller sehr viel energischer als
sonst, das konnte man schon beim
SPD-Landesparteitag im April beobachten. Am Donnerstag sagte Müller: „Ich
finde es nicht selbstverständlich, dass
einerechtspopulistische Kraftin dasBerliner Abgeordnetenhaus einzuziehen
droht.“ Dagegen solle Berlin eine „moderneMetropole bleiben ohneBiedermänner, Chauvinismus und Ausgrenzung.“
Flankiert wurde Müller von Fraktionschef Raed Saleh, der daran erinnerte: Berlin sei nicht durch Abschottung, sondern
durch Offenheit stark geworden. „Wir
müssen klar machen, dass Europa Fortschritt bedeutet und Nationalismus ins
Verderben führt.“
Von Christian Vooren
Es war der Endspurt vor der Sommerpause. Am Donnerstag trafen noch einmal
alle Fraktionen im Abgeordnetenhaus zur
letzten Plenarsitzung aufeinander, und
ein bisschen war das auch der Auftakt zu
den Wahlen im September. Das Thema
der Regierungserklärung, „25 Jahre
Hauptstadt Berlin“, wargeradezu eineEinladung zum Wahlkampf, auch wenn die
Parteien das in unterschiedlichem Maße
nutzten. Jeder konnte im Grunde jeden Aspekt herausgreifen, um für sich eine positive Bilanz zu ziehen.
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) selbst blieb nur kurz
beim Thema und forderte ein „Berliner
Hauptstadtgesetz“, darin müssten Leistungen klargestellt werden, die Berlin für
den Bund erbringt. Für die Opposition
bot das kaum Angriffsfläche, die Konfliktlinie Land-Bund ist einer der kleinsten gemeinsamen Nenner. Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek versuchte es trotzdem. Die Regierungsgebäude und ähnliches zu schützen koste jährlich 120 Millionen Euro, der Bund trage nur die
Hälfte davon. Der Senat habe schlecht
verhandelt. Leidtragender seien die Randbezirke, in denen die Sicherheit leidet.
Steilvorlage für CDU-Fraktionschef Florian Graf: Die Berliner Polizei leiste großartige Arbeit, das habe man tags zuvor
und in der Nacht bei den Einsätzen rund
um die Rigaer Straße sehen können.
„Und die CDU ist die treibende Kraft,
was die innere Sicherheit in Berlin angeht.“ Ein kurzes Lachen im Saal.
Müller nahm das zur Kenntnis, ohne
sich zu rühren. So wie er das mit allen
Angriffen macht. Kapek gab ihm dennoch einen persönlichen Rat in Sachen
Führungsstil: „Demokratie heißt auch,
dass man mal Kritik ertragen muss, wenn
Probleme angesprochen werden. Denn
Bald haben sie’s geschafft. Innensenator Frank Henkel (CDU) und der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD)am Donnerstag
im Abgeordnetenhaus.
Foto: Jörg Carstensen/dpa
Im Zeitraffer
durch die BER-Skandalgeschichte
Zu Beginn wurde viel Dank ausgesprochen – ungewohnt beim Thema BER. Der
Untersuchungsausschuss stellte am Donnerstag seinen Abschlussbericht im Parlament vor. Ole Kreins (SPD), nutzte die
Gelegenheit, den Stenografen des Ausschusses zu danken. Immerhin war es der
umfangreichste Ausschuss in der Geschichte des Abgeordnetenhauses. 1700
Aktenordner und Datenträger, 71 geladene Zeugen, die zum Teil stundenlang
angehört wurden. Herausdestilliert wurden rund 1300 Seiten Bericht plus ein
300 Seiten starkes Sondervotum.
Inhaltlich war es dann schnell vorbei
mit der Dankbarkeit. Wie im Zeitraffer
raste der Ausschuss durch die Probleme.
Eine Geschäftsführung, die sich nicht verantwortlich fühlte, nicht ernst genommene Warnungen, und mangelnde Kontrollmechanismen wurden angesprochen. Ausschussvorsitzender Martin Delius aus der Piraten-Fraktion forderte mit
Blick auf den Wahlkampf: „Ich erwarte,
dass die Empfehlungen ernst genommen
werden und sich alle in den Parteien dazu
bekennen, wann sie sie umsetzen wollen
und wie sie sie umsetzen wollen.“
voo
BER ups and downs
1483
555
Tage seit
Nichteröffnung *
Tage bis zur
Eröffnung **
*Der Flugbetrieb sollte ursprünglich
am 3. Juni 2012 starten
**Der Flughafen soll im 4. Quartal 2017
eröffnen. Wir rechnen mal großzügig mit dem
31. Dezember – aber ob das reicht?
Staatsoper:
Parlamentarier
üben Selbstkritik
Eigentlich hätte das Abgeordnetenhaus
die Gelder für die Sanierung der Staatsoper nicht freigeben dürfen – weder
2011 noch bei späteren Nachforderungen: Entweder waren die gesetzlich nötigen Unterlagen unvollständig oder ihnen
wurden Informationen vorenthalten. Auf
dieses Fazit konnten sich die Mitglieder
des Untersuchungsausschusses zum Baudebakel fraktionsübergreifend einigen.
Im Übrigen aber beantworteten Koalition und Opposition bei der Diskussion
des Ausschussberichts im Plenum die
Schuldfrage unterschiedlich: Für die einen lag es an der maroden Bausubstanz
der Lindenoper, für die anderen an Klaus
Wowereit und seinem Staatssekretär André Schmitz. Beide hatten auf dem historischen Saal sowie einer unrealistisch kurzen Bauzeit von drei Jahren beharrt. F. H.
Ein Konflikt eskaliert, weil ein Imam einer Lehrerin nicht die Hand gibt.
Die „Initiative Schule ohne Rassismus“ spricht von einer Standardproblematik
„Wir achten auf ein gutes Miteinander in
der Schule“, lautet einer der Leitsätze der
privaten Platanus-Schule in Pankow. In einem aktuellen Konflikt scheint dies aber
nicht gelungen zu sein: Er eskalierte,
nachdem eine Lehrerin nicht hinnehmen
wollte, dass ihr der Vater eines Schülers
nicht die Hand gab. Daraufhin habe die
Lehrerin das Gespräch abgebrochen, weshalb der Vater wiederum Anzeige erstattete, berichtete der Rundfunk Berlin Brandenburg (rbb) am Donnerstag. Bei dem
Vater handele es sich um einen schiitischen Imam. Die Schule wollte sich „aus
Rücksicht auf das Wohl der Familie und
deren Kinder“ zu dieser „innerschulischen Angelegenheit“ nicht äußern.
Laut rbb spricht der Vater von Beleidigung, Verletzung der Religionswürde
und fremdenfeindlicher Diskriminierung. Anlass des Familiengesprächs mit
der Lehrerin sollen „Schüler-Rangeleien“
auf dem Schulhof gewesen sein. Der
Sohn des Imams sei unter anderem deswegen schriftlich verwarnt worden, die
nächste Stufe war das Gespräch. Beim
Eintritt in den Besprechungsraum soll
der Imam klar gemacht haben, dass er
aus religiösen Gründen einer Frau nicht
die Hand geben könne. Nach Darstellung
des muslimischen Ehepaars eskalierte daraufhin der Streit. Vier Mal soll die Pädagogin den Geistlichen unter Berufung auf
eine notwendige Respektbezeugung und
deutsche Gebräuche nachdrücklich aufgefordert haben, ihr die Hand zu reichen.
Der Imam sagte dem rbb, er habe die Aufforderung freundlich aber bestimmt zurückgewiesen, stattdessen zum Gruß
seine Hand aufs Herz gelegt. Der Lehrerin habe er erklärt, diese Geste sei die
höchste in seiner Religion mögliche Respektbezeugung bei der Begrüßung einer
Frau. Die Frau habe das jedoch nicht akzeptieren wollen, sei laut geworden und
habe schließlich das Gespräch für beendet erklärt. Der Vater soll aus der Osttürkei stammen und im iranischen Ghom sowie im irakischen Nadschaf theologisch
ausgebildet worden sein.
Aus der Platanus-Schule kam nur eine
kurze Stellungnahme von Geschäftsführerin Karen Krüger. Sie schrieb, dass die
Schulgemeinschaft „von großer Vielfalt
und einem positiven respektvollen Miteinander“ geprägt sei. Diesen Weg wolle
man „ konsequent weiter gehen“. Zudem
sehe man sich in der Pflicht, „ die anderen Schüler, deren Familien wie auch den
Lehrkörper zu schützen“. Bei der Einrich-
tung handelt es sich um eine bilinguale
Grundschule mit Gymnasium.
Die Schulaufsicht werde Kontakt mit
der Schule aufnehmen, kündigte Behördensprecherin Beate Stoffers an. Oberste
Prämisse „zum Wohl der Kinder“ müsse
es im Übrigen generell sein, dass Schule
und Eltern in Kontakt blieben. Stoffers
stellte in Aussicht, dass die Behörde ihre
Handreichung „Islam und Schule“ überarbeiten wird, damit Schulen auf dererlei
Konflikte besser vorbereitet sind.
Sanem Kleff von der Initiative „Schule
ohne Rassismus“ sagte dem Tagesspiegel, bei dem Konflikt mit dem Händedruck handele es sich um eine „Standardproblematik“, vergleichbar den Konflikten um den Ramadan und die Teilnahme
an Klassenfahrten oder am Schwimmunterricht. Mitunter seien es auch nicht die
Väter, sondern muslimische Schüler, die
den Händedruck verweigerten. Wenn es
stimme, dass der Imam die Hand aufs
Herz gelegt habe, dann sei dies das, was
sie, Kleff, in einem solchen Fall erwarte.
Sie vermutet, dass der Eskalation des
Falls andere Konflikte zugrundeliegen.
Susanne Vieth-Entus
— Meinungsseite
DIE HUNDE
Nach vier Jahren Vorbereitung hat das
Abgeordnetenhaus am Donnerstag endlich das neue Hundegesetz beschlossen. Wesentliche Änderungen sind: Im
öffentlichen Raum gilt Leinenpflicht für
Hunde unabhängig von ihrer Größe. Da
Hundehaufen schwer zuzuordnen sind,
wird das Bußgeld jetzt daran geknüpft,
ob jemand, der mit Hund unterwegs ist,
einen Kotbeutel dabei hat. Dogwalker
brauchen künftig eine Genehmigung,
wenn sie mehr als vier Hunde gleichzeitig ausführen. Die Rasseliste wird flexibler. Sie verschwindet aus dem Gesetz
und kommt dafür in eine Verordnung.
Eine Verordnung kann leichter geändert
werden als ein Gesetz. Hunde können
nicht mehr einfach wie Sachen verkauft
werden, etwa auf dem Flohmarkt. Junge
Hunde dürfen nur noch von sachkundigen Züchtern oder Haltern gekauft werden. Der grenzüberschreitende Welpenhandel soll damit erschwert werden. Außerdem werden künftig alle Berliner
Hunde über ein Register erfasst. Und:
Bezirke können Mitnahmeverbote erlassen, etwa am Schlachtensee.
UND SONST SO?
Beschlossen wurden außerdem die Bebauungspläne des Kulturforums, der
Ministergärten, das Gesetz zur Zusammenführung der Sternwarten und Planetarien, der Zuschussvertrag zwischen dem Land und der Opernstiftung, das geänderte Seniorenmitwirkungsgesetz, Änderungen des Landespflegegesetzes sowie des Informationsfreiheitsgesetzes. Die Zahl der Wettbüros wird durch neue „Mindestabstandsregeln“ reduziert. Außerdem will sich
Berlin als Austragungsort eines Icann
Public Meetings bewerben. Die Organisation Icann trifft Entscheidungen zum
Internet, vergibt etwa Domains. fk/sib
— Leitartikel, Seite 1
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Bei Regengüssen läuft viel Dreck in die Spree –
sofern er nicht rechtzeitig gespeichert wird
Halten Sie sich bedeckt. Diese Badegäste im Freibad Jungfernheide zeigen, wie’s geht: Auch wenn sie entgegen unserer Tipps draußen sind, während die Sonne brennt, so kühlen sie sich
Foto: Paul Zinken/dpa
zumindest mit Hüten und Schirmen – und vermutlich auch dann und wann im Wasser.
Das große Schwitzen
Temperaturen bis 35 Grad werden heute erwartet. Mit diesen Tipps kommen Sie mit der Hitze klar
Von Hartmut Wewetzer
Die erste heftige, wenn auch kurze Hitzewelle kommt jetzt in die Stadt. Wer ein
paar einfache Regeln beachtet, kann sich
aber vor dem größten Hitzestress schützen. Am wichtigsten: Halten Sie sich von
der Wärme fern! Also nicht nach draußen gehen, wenn die Sonne am stärksten
brennt. Dazu im Schatten bleiben, keine
anstrengenden Tätigkeiten verrichten,
den kühlsten Raum aufsuchen. Das rät
die Weltgesundheitsorganisation WHO.
Um den Körper vor Überhitzung zu
schützen, empfehlen sich kühle Duschen
und Bäder, alternativ Kältepackungen,
Umschläge, Handtücher und Fußbäder.
Die Kleidung sollte leicht sein und locker
sitzen. Draußen sind Hut und Sonnenbrille sinnvoll. Man sollte reichlich trinken, Alkohol ist ebenso wie zu viel Koffein und stark zuckerhaltige Getränke jedoch nicht oder nur eingeschränkt zu
empfehlen. Leichtere, kleinere und häufigere Mahlzeiten sind zu bevorzugen. Proteinreiches Essen, etwa Fleisch, ist schwerer verdaulich und deshalb an heißen Tagen eine zusätzliche Belastung.
In den eigenen vier Wänden sollte man
darauf achten, dass die Temperaturen
tagsüber unter 32 Grad und nachts unter
24 Grad bleiben. Das ist vor allem wichtig für kleinere Kinder, Personen über 60
und chronisch Kranke. Nachts und in den
Morgenstunden sollte man lüften und für
Durchzug sorgen, tagsüber Fenster und Türen geschlossen halten.
Fenster „mit Sonnenblick“ sollten nach
Möglichkeit verhängt werden. Elektrische Geräte produzieren zusätzlich
Wärme und sollten ausgeschaltet werden, wenn sie nicht benötigt werden.
Nasse Handtücher helfen, die Räume zu
kühlen. Nachteil: Dadurch kann die Luftfeuchtigkeit ansteigen. Bei Temperaturen
unter 35 Grad kann auch ein Ventilator
helfen. Eine gewisse Entfernung ist ratsam, sonst trocknet man aus. Wer noch
keinen Ventilator hat, sollte sich beeilen:
2015 waren die Geräte in Berlin bei der
größten Hitzewelle ausverkauft.
Hitze kann auch eine Reihe von Gesundheitsproblemen mit sich bringen, in Zweifelsfällen sollte man den Arzt rufen.
Nicht bedrohlich sind Hitzepickelchen,
oft an schlecht belüfteten Stellen der
Haut. Sie beruhen auf verstopften
Schweißdrüsen und verschwinden nach
Stunden oder Tagen meist von selbst.
Schmerzhafte Hitzekrämpfe in Beinen, Armen und Bauchmuskulatur können etwa
nach Sport auftreten, Ruhe, Kühlung und
Flüssigkeitszufuhr sind dann angebracht.
Beim Hitzekollaps verliert man kurzzeitig das Bewusstsein oder es wird einem
schwarz vor Augen. Hier gilt: Ausruhen
an einem kühlen Ort, Beine hoch lagern.
Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit
sind typisch für einen Sonnenstich. Man
nimmt an, dass die Krankheitszeichen
auf eine gereizte Hirnhaut zurückzuführen sind. Wichtig: den Kopf kühlen. Ähnlich kann sich eine Hitzeerschöpfung äußern, hinzu kommen Durst, Schwäche,
flaches Atmen. Auch hier hilft eine kühle
Umgebung, Ruhe und Trinken.
Am schwersten wiegt der Hitzschlag,
der sogar lebensbedrohlich sein kann.
Die Betroffenen sind benommen, verwirrt oder bewusstlos, die Körpertemperatur kann auf mehr als 40 Grad steigen.
Die Feuerwehr (Notruf 112) muss alarmiert werden. Bis sie eintrifft, sollte die
Person gekühlt werden.
HITZEWELLE
D
Tempo 40
wegen 35 Grad
DAS WETTER
Diese Hitzewelle wird heftig: Am Freitag
brennt bei schwülheißen 35 Grad die
Sonne von früh bis spät vom Himmel,
heißt es beim Wetterdienst Meteogroup. Es folgt eine tropische Nacht, in
der es in der City wohl nicht mal auf 20
Grad abkühlt. Entsprechend schwül und
unangenehm startet der Sonnabend,
an dem tagsüber lokal heftige Gewitter
aufquellen können. Bis dahin kann es
noch einmal mehr als 30 Grad heiß werden. Erst ab Sonntag kann dann wieder
richtig durchgelüftet werden.
DIE FOLGE
Auf dem maroden Zubringer Pankow
(A 114) gilt zwischen Pasewalker Straße
und Dreieck Pankow ab sofort Tempo
40, weil die Betonfahrbahn in der Hitze
plötzlich aufbrechen kann.
obs
Es ist einer dieser Orte, an denen man
gewöhnlich vorbeihetzt, ohne sie zu bemerken: Eine zinnenbekrönte Hofeinfahrt mit doppeltem Spitzbogen und der
Aufschrift „Canalisation der Stadt Berlin“. Dahinter umzäunt zwei flache Klinkerbauten mit einer großen Wiese dazwischen – und das an der Urbanstraße mitten in Kreuzberg, eine Querstraße vom
Landwehrkanal entfernt. „Regenbecken
Kreuzberg“ steht auf einem Schild.
Genau genommen ist der Rasen nämlich der grüne Deckel eines Reservoirs,
das mit 3400 Kubikmetern etwas mehr
fasst als ein olympisches Schwimmbecken. Am Donnerstag haben die Wasserbetriebe es für Journalisten geöffnet, weil
es bei den fürs Wochenende angekündigten Gewittern wieder wichtig werden
kann. Denn es ist einer von Dutzenden
Speichern, die verhindern sollen, dass
bei starkem Regen die Kanalisation in die
Gewässer überläuft – ein Problem, das
die Innenstadt (in den Außenbezirken
sind Schmutz- und Regenwasserkanäle
getrennt) seit dem Bau der Mischkanalisation im 19. Jahrhundert hat. Und es verschärft sich, weil seit Jahren der Regen
immer häufiger in Sturzbächen vom Himmel kommt.
Wenn also am Wochenende in Kreuzberg mehr als vier Liter Regen pro Quadratmeter in einer halben Stunde – das
entspricht einem kräftigen Schauer, aber
noch keinem Unwetter – herunterkommen, schießt der Dreck aus der Kanalisation in das Becken. Je schneller der
Schauer durchzieht, desto größer die
Chance, dass die Kapazität reicht und die
Brühe – ein Gemisch aus etwa 10 Prozent
Haushaltsabwasser und 90 Prozent Regenwasser von Straßen und Dächern –
nicht über das seitlich angebrachte, drei
Meter hohe Wehr in Richtung Landwehrkanal abfließen muss, sondern später in
Richtung Klärwerk gepumpt werden
kann, sobald das wieder Kapazitäten hat.
Das 1988 gebaute Kreuzberger Becken
ist ein relativ alter und kleiner Baustein
in einem Riesenprojekt: Rund 200 Millionen Euro wollen die Wasserbetriebe bis
2021 in Speicher und Staustufen investieren, sagt Vorstandschef Jörg Simon.
300 000 Kubikmeter sind das Ziel. Zum
Vergleich: Bei dem stundenlangen Regenguss am vergangenen Freitag liefen in elf
von 17 Mischwasserbereichen insgesamt
87 000 Kubikmeter verschmutztes Wasser in Spree und Landwehrkanal.
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Klärwerken Waßmannsdorf undSchönerlinde; der größte innerstädtische ist an der
Chausseestraße geplant: ein rundes unterirdisches Becken, das 17 000 Kubikmeter
fasst. Zweitgrößtes City-Projekt ist ein
Staukanal unter dem Mauerpark – eine
Röhre, in die eine U-Bahn passen würde.
Wasserbetriebe und Land teilen sich
die Kosten für das Jahrhundertprojekt.
Nicht weiter verfolgt wird das vom Ingenieur Ralf Steeg entwickelte und im Osthafen seit Jahren funktionierende Konzept, das Wasser in Pontons zwischenzuspeichern, bevor es ins Klärwerk gepumpt wird: Zu klein und zu teuer, heißt
es bei den Wasserbetrieben – obwohl die
Kosten im Vergleich gar nicht übermäßig
hoch waren.
Stefan Jacobs
Überlaufbecken.
Das Reservoir hat die
Größe eines olympischen Schwimmbeckens. Am Wochenende dürfte es sich wegen der erwarteten Gewitter wieder füllen.
Foto: Kai-Uwe Heinrich
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So viele neue Verkehrszeichen am Straßenrand, so viele Bedienelemente an Automaten im öffentlichen Nahverkehr:
Viele Geflüchtete müssen auch in Berlin
erst mal mit den deutschen Verkehrsregeln klarkommen. Mehr Verständnis und
Sicherheit auf den Straßen soll eine neue
kostenlose Smartphone-App in Verbindung mit einer Website und Broschüren
bieten, die der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) mit Unterstützung der
Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) herausgebracht hat. Die
am Donnerstag vorgestellte Kampagne
„German Road Safety“ soll beispielsweise Geflüchteten, die nicht aus Großstädten kommen, eine sichere Teilhabe
am Straßenverkehr ermöglichen.
Spezielle Unfallstatistiken zu Unfällen
von Geflüchteten gibt es bei der Berliner
Polizei nicht. Die Kampagne solle vielmehr der Prävention dienen, sagte
Marc-Philipp Waschke, Referent für Geflüchtete und zugewanderte Menschen
beim DVR. Die Handy-App, die es zunächst auf Deutsch, Englisch und Arabisch gibt, vermittelt etwa Tipps zur Nutzung von Radwegen und der Anschnallpflicht. Die App enthält auch Infos dazu,
wann Fußgänger Vorrang haben. Gewarnt wird – auch für alteingesessene Berliner oder Touristen relevant – davor, im
Straßenverkehr das Smartphone zu nutzen, egal ob zu Fuß, mit dem Rad oder
Auto. Für die Kampagne wird nun bundesweit mit Postern in Notunterkünften
und Heimen sowie über soziale Netzwerke geworben. Auch zwei mehrsprachige Broschüren etwa für Kommunen
und Helfer können bestellt werden. kög
— Alle Informationen im Internet unter
www.germanroadsafety.de
DER TAGESSPIEGEL
11
Klassisch-modern. Das Schloss Biesdorf ist eigentlich eine Villa, gebaut am Hang zum Barnim. Einst residierte die Familie Siemens in Haus und Park. Zehn Millionen Euro kostete der
Fotos: Kitty Kleist-Heinrich
Wiederaufbau, am 9. September soll die Wiedereröffnung als „Zentrum für Kunst und öffentlichen Raum“ gefeiert werden.
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Schloss Biesdorf
soll Marzahns
Musentempel werden.
Eine Vorbesichtigung –
ganz ohne Malerei
Diesen Sonnabend im Stellenmarkt:
왎 MACHER HINTER DER BÜHNE.
Alt-Biesdorf
Von Thomas Loy
So luftig, licht und leer, das Schloss, kontrastierend zum schattigen Park mit seinem alten Baumbestand. „Ein Juwel“, erklärt die neue Schlossherrin Katja Aßmann, aber eines, dem noch die Farben
fehlen. „Schloss Biesdorf – Zentrum für
Kunst und öffentlichen Raum“, heißt es
in der Presseeinladung von Grün Berlin.
Grün Berlin? Ist das nicht die Firma mit
den Parks? Genau. Die macht jetzt auch
in Schlösser.
Es ist die Vorbesichtigung zur großen
Wiedereröffnung des Schlosses, das eigentlich eine Villa ist und war, die von
Werner von Siemens. Im Krieg ausgebrannt, wurde die Villa nur notdürftig gesichert und DDR-kompatibel ausgebaut.
2002 wurde die Außenhülle denkmalgerecht rekonstruiert, 2013 begann der
Wiederaufbau des Obergeschosses. Innen ist jetzt alles fertig, außen steht noch
der Bauzaun. Bis zum 9. September, zur
Eröffnung, sollen auch Terrassen und
Kunst kommt
in Neukölln
von Können
An diesem Freitag startet das Kunst- und
Kulturfestival „48 Stunden Neukölln“,
das den Spruch „Ist das Kunst oder kann
das weg?” ein Wochenende lang auf ein
neues Level hebt. Einige Veranstaltungen
stechen heraus.
Platz 1. Kunst kann auch heißen, dass
jemand fünf Liter Cola einkocht und damit einen Boden bestreicht (Fr 19 Uhr–
Sa 2 Uhr, auf dem Klunkerkranich).
Platz 2. Höhepunkt in jedem Jahr: das
Musikschiff. Die Spreeprinzessin legt am
25. und 26. Juni den Tag über ab – zur
musikalischen Reise auf den Neuköllner
Schifffahrtskanal von Pop bis Wave. An
Bord: sechs Berliner Bands und Künstlerinnen aus sechs Nationen (Sa 14 Uhr, So
13 Uhr, Anleger Wildenbruchbrücke)
Platz 3. SATT lautet das Motto des Festivals. Zentraler Ausstellungsort ist das
Vollgutlager
in
der
ehemaligen
Kindl-Brauerei. Hier treten rund 30 Projekte an, um das Festivalthema zu interpretieren (Freitag 21–2 Uhr; Sonnabend
11–2 Uhr; Sonntag 11–19 Uhr. Weitere
Infos bei neukoellner.net.
Platz 4. Fotos von Jürgen Bürgin zeigen
die Menschen Vietnams (Fr 19–1 Uhr; Sa
10–1 Uhr; So 10–19 Uhr, Wirkungskreis,
Weisestr. 36).
Platz 5. Off-Location: Die besten Festivalbeiträge sind immer die, die keine
sind. Da hilft nur: sich treiben lassen und
darauf hoffen, dass das Wetter hält. Einen
solchen Geheimtipp gibt’s dafür vorneweg: In der Bar Deriva (Mainzer Straße
23, noch ein Geheimtipp), tritt die Band
Leather Report auf. Sie präsentieren ihren neuen Track am Freitag, 20 Uhr. sam
Schloss
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Treppen wieder zugänglich sein. Zehn
Millionen Euro haben die Bauarbeiten
seit 2013 gekostet. Der EU-Fördertopf
für regionale Entwicklung und die Lottostiftung wurden angezapft. Der Bezirk
Marzahn-Hellersdorf kommt jetzt für die
Restarbeiten auf und garantiert das Jahresbudget von 400 000 Euro für den Betrieb. Mit 50 000 Besuchern pro Jahr
wird gerechnet.
Zunächst suchte der Bezirk einen privaten Betreiber, aber eine europaweite Ausschreibung verlief ohne Ergebnis. Also
fragte Kultur-Stadträtin Juliane Witt
(Linke) bei der landeseigenen Grün Berlin an. Deren Chef Christoph Schmidt
setzt auf Synergieeffekte mit den Gärten
der Welt, die ebenfalls von Grün Berlin
betrieben werden. Wer die Gärten der
Welt besucht, soll anschließend noch etwas bildende Kunst im nahe gelegenen
Schloss Biesdorf genießen.
Die Villa an der B 1 soll sich stadtweit
als Ort für Kunstausstellungen, Debatten
und Vorträge etablieren. Zur Internationalen Gartenschau (IGA) werden
Schloss und Park als „Reflexionsort“ eingebunden. Die erste Ausstellung ab September soll schon auf die IGA einstimmen. „Auftrag Landschaft“, so der Titel,
will Malerei, Fotos, Installationen sowie
Sound- und Filmarbeiten zum Thema präsentieren und dabei zeitgenössische Arbeiten mit „Auftragskunst“ aus der DDR
Stolz am Ziel
Seit 40 Jahren wünscht sich Udo Walz einen Salon
am Ku’damm 32. Sein Mann hat ein Juwel geschaffen
Den Traum hegt Udo Walz seit 40 Jahren.
Schon damals fand er, dass die Ecke Kurfürstendamm 32, wo jeweils seitlich Grolman- und Uhlandstraße abgehen, der
ideale Standort sei für einen Salon. Und
nun, da der Traum in Erfüllung gegangen
ist, übersteigt er noch alles, was sich
Deutschlands berühmtester Friseur damals vorstellen konnte. Das verdankt er
dem Vertrauen in Ehemann Carsten
Thamm. Was das Design betrifft, hat er
ihn einfach machen lassen, hat sich den
neuen Laden erst angeschaut, als er praktisch fertig war. Und ist nun so überwältigt, dass er immer wieder sagt: „Ich bin
so stolz.“
Grund dazu hat er. Die schlichten Spiegeltische mit verdeckten Funktionsleisten sind ein Traum von klaren Linien und
sauberen Strukturen. Rund 40 runde Kupferlampen geben einen dezent wohnlichen Akzent. Der eigene Waschraum im
hinteren Teil ist mit effektvollen Seidenlampen der griechischen Designerin Alexandra Tsoukala ausgestattet, dazu zehn
Waschbecken, davon sechs mit Massagesesseln. Ein Separée gibt es auch, aber
gar nicht mal unbedingt für Top-Politikerinnen oder Hollywoodschauspielerinnen. „Die sitzen eh gern mal mittendrin“,
sagt der Meister. Doch die Mitglieder der
arabischen Königsfamilie, die vorbeischauen, überhaupt Kopftuchfrauen legen Wert aufs Separée.
Die schönen Mosaik-Säulen stehen unter Denkmalschutz. Am 28. Juni öffnet
der neue Flaggschiff-Laden offiziell für
Kunden seine Pforten. Die bisherigen Geschäfte in der Uhlandstraße und am Kurfürstendamm schließen dann, die Mitar-
Ein Traum wird wahr. Udo Walz hat einen
Foto: Doris Spiekermann-Klaas
neuen Salon.
beiter von dort arbeiten künftig alle in
den neuen Räumen. Und im August
kommt direkt nebenan noch ein eigenes
Café mit Terrasse dazu.
„Back to Basic“ war Thamms Motto bei
der Gestaltung des edlen Vorzeigesalons.
Im Mittelpunkt soll das Haar stehen. Der
Meister selbst ist als überlebensgroßes
Bild zu bewundern und will auch künftig
noch täglich selbst im Salon sein. „Ich
werde aber mehr beraten, das macht mir
Spaß.“ Gelegentlich schneidet er auch
noch. Den Föhn dürfen andere anwerfen,
zum Beispiel der junge Apjar, den er als
seinen „Kronprinzen“ bezeichnet, weil er
so viel Talent habe. Zwar gilt Udo Walz
als der Prototyp des Prominentenfriseurs. Im Grunde aber war er immer ein
ursolider mittelständischer Unternehmer, der viele Freundschaften pflegt und
genau weiß, dass Klappern zum Handwerk gehört.
Elisabeth Binder
konfrontieren. Kooperationspartner ist
das Kunstarchiv Beeskow – dort lagern
mehr als 20 000 Werke aus der DDR.
Die 1868 erbaute Villa präsentiert sich
außen originalgetreu im klassizistischen
Stil. Für den Innenausbau fehlte es an historischen Dokumenten, deshalb gestaltete Architektin Mara Pinardi die Räume
sehr zurückhaltend und schlicht – ideal
für Kunstausstellungen.
Werner von Siemens kaufte die Villa
zusammen mit einem 600 Hektar großen
Gut 1887 für seinen Sohn Wilhelm. Der
ließ einen 14 Hektar großen Park anlegen. Nach seinem Tod verkaufte die Familie die Villa, im Ersten Weltkrieg wurden
Familien einquartiert, später bezog die
Polizei dort Diensträume, ab 1933 auch
die NSDAP. 1945 brannte die Villa aus.
In der DDR wurde sie als Jugendzentrum, Kulturhaus und Bibliothek genutzt.
Mit der Wiedereröffnung beginnt eine
neue Ära. Schlossherrin Aßmann sieht
das Schloss als östliches Pendant zum
Haus am Waldsee in Zehlendorf. Auch
der neue Kunsttempel in Biesdorf ist in
eine grüne Umgebung eingebettet, wobei
allerdings die Bundesstraße zu Füßen
der Villa mit ihrem dichten Verkehr ein
wenig stört. Am S-Bahnhof Biesdorf
weist bislang kein Schild auf Schloss und
Park hin, das soll sich bald ändern. Auch
der Park selbst könnte bis zur IGA noch
etwas Zuwendung brauchen. Für die
Busse mit IGA-Touristen sei bereits Platz
geschaffen, versicherte Stadträtin Witt.
E STADTMENSCHEN F
Volle Gläser
Ein bisschen weckt sein Anblick die Erinnerung an die großen „Focus“-Feste nach
dem Regierungsumzug, bei denen er
Gastgeber war. Den Donnerstagabend
konnte Helmut Markwort freilich entspannter angehen. Hubert Burda und
seine Top-Manager Paul-Bernhard Kallen
und Philipp Welte hatten rund 900 Gäste
zum Sommerfest auf die Terrasse des
Hauses der Kulturen der Welt gebeten.
Ein festes Programm gab es nicht, dafür
eine gute Gästemischung, immer die
Grundzutat zu einem erfolgreichen
Abend. Die Gelegenheit zum Gedankenaustausch in freier Luft nutzten unter anderem die Minister Wolfgang Schäuble,
Hermann Gröhe und Heiko Maas, Designer
Michael Michalsky, Model Franziska
Knuppe, Regierungssprecher Steffen Seibert, Walter Momper, Patricia Riekel, Ursula Karven, Roland Jahn, Nico Hofmann,
Sarah Wiener und Ruth Moschner. Bei kühlen Getränken und sommerlichen Häppchen zeigten die Burda-Truppen, dass sie
nicht nur, wie beim Bambi immer wieder
zu erleben, barocke Prachtentfaltung können, sondern auch coole Hauptstadtformate. Die Minister jedenfalls sahen so
aus, als fühlten sie sich richtig wohl.
Mehr gefordert waren politische Gäste
beim EnBW-Sommerfest in der Hauptstadtrepräsentanz am Schiffbauerdamm.
Laue Atmosphäre herrschte zwar auch
auf der Terrasse mit einem der schönsten
Ausblicke auf die Mitte rund um den
Bahnhof Friedrichstraße. Der Vorstandsvorsitzende Frank Mastiaux kündigte seinen Gäste aber schon beizeiten an, dass
mancher ihm nicht entgehen werde, um
noch mal über die Aufs und vor allem
auch Abs im vergangenen Jahr zu reden.
Zum Glück gab’s als Alternative zum
Wein auch köstlichen Eistee für den kühlen Kopf beim politischen Smalltalk. Bi
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NACHRUFE
DER TAGESSPIEGEL
NR. 22 797 / FREITAG, 24. JUNI 2016
„Vorbei – ein dummes Wort“, das Goethe-Zitat aus dem „Faust“, ist das Leitmotiv dieser Seite.
Wir erinnern hier jeden Freitag an Berliner, die in jüngster Zeit gestorben sind.
Fereydoon Talai Rad
E
Geb. 1944
ine
Taxifahrt
durch Berlin im
Frühjahr 1996,
der
Fahrer
stammt
aus
dem Iran und kennt sich
dennoch bestens aus. Es
ist seine erste Fahrt mit
einem Kunden. Er war
schon 50, als er die Ausbildung machte, er hat
sie ernst genommen, ist
mit dem Fahrrad durch
die Stadt gefahren, um
sich die Straßen einzuprägen, hat jeden Tag überm Stadtplan gesessen, stundenlang, hat bei der Prüfung
die kürzesten Strecken genannt, die Prüfer haben mit Schnüren am Plan nachgemessen, ob es noch kürzere gab, es gab
sie nicht, der Fahrer bekam seine Lizenz,
und jetzt, endlich, ist es so weit, er fährt
seinen ersten Fahrgast durch die Stadt, erreicht das Ziel, steigt aus, hievt den Koffer aus dem Auto, nennt den Preis, hält
seine Hand auf, bekommt ein kleines
Trinkgeld obendrauf, setzt sich wieder
hinters Lenkrad, sitzt da – und beginnt zu
weinen. Hört gar nicht mehr auf zu weinen, eine Stunde lang.
Fereydoon Talai Rad ist angekommen
in seinem neuen Arbeitsleben. In den Jahren, die vor ihm liegen, wird er modernere Autos fahren, wird seine Ortskenntnisse erweitern, wird Stammkunden gewinnen. Aber das, was er jetzt ist, das
wird er bleiben. Ein Taxifahrer, der die
Hand aufhält für kleines Geld.
Seine Aussichten waren einmal besser.
Er entstammte einer reichen Familie in
Teheran, weltoffen und modern. Es
heißt, seine Mutter sei die erste Frau gewesen, die im Mercedes durch die Stadt
fuhr. Fereydoon, eins von zehn Kindern,
erster Sohn, verdiente früh sein eigenes
Geld, obwohl er das nicht musste. Er studierte in Italien Architektur, ein paar Semester auch in Berlin. Zurück im Iran
wurde er Bauleiter, verantwortlich für
hunderte Arbeiter, immer der Erste auf
der Baustelle, kein Termin, den er nicht
hielt, kein Kollege, der ihn nicht achtete,
viele, die ihn fürchteten. Alles hätte er
werden können, selbst als die Revolution
ausbrach. Auch Mullahs brauchen Häuser. Es kam jedoch der Krieg gegen den
Irak, so mörderisch, unendlich, dass kein
Vater sicher war, seinen Sohn nicht zu
verlieren. Sein Sohn war elf, als Fereydoon, der nie ans Hier und Heute dachte,
sondern stets an das was kommen würde,
als also Fereydoon zu Zafireh, seiner
Frau, sagte: Wir müssen gehen.
Mit Pedram, dem Sohn, und Maryam,
der Tochter, die fünf war, zogen sie nach
West-Berlin. Es war das Jahr 1985. Sie
hatten Geld gespart, davon konnten sie
erst mal leben. Was wichtig war, denn Fereydoon war ein Mann mit großem, übergroßem Stolz. Asyl, das klang für ihn
nach Almosen. Nie würde er Asyl beantragen, nie einen Pfennig vom Staat annehmen. Ohne Asyl aber durfte er anfangs nicht arbeiten. Als er es dann
durfte, fand er nichts, das auch nur annähernd seinen Kenntnissen entsprach. Er
schrieb sich wieder als Student ein, damit er über die Arbeitsvermittlung Jobs
bekam. Er arbeitete im Lager, im Supermarkt, in einer Backstube.
Dann die Idee, zu tun, was so viele andere Iraner in Berlin längst taten: Taxi fahren; im eigenen Wagen durch die Stadt,
selbst bestimmen,
wann und wo. Wenn
Nie würde er schon unterhalb jeglicher Qualifikation
Asyl beanarbeiten, dann wenigstens auf eigene
tragen, nie
Rechnung und als eieinen Pfennig gener Chef. Er
konnte Leute kenvom Staat
nenlernen und in
entgegenden Pausen lesen.
Dass er dennoch hanehmen
derte, als er endlich
hinterm Steuer saß,
ist nicht verwunderlich. Es ging ihm nie
um das Erreichte, sondern immer um das
zu Erreichende.
Entsprechend war sein Fahrstil. Er bekam regelmäßig Post vom Polizeipräsidenten, der einfach nicht einsehen
wollte, dass hier ein Mann durch die
Stadt raste, für den der Weg noch nie das
Ziel gewesen war. Wenn er den Hauch
einer Chance verspürte, gegen einen
Mahnbescheid vorzugehen, dann ging er
vor, so oft und so beharrlich, dass der
ADAC ihm entnervt die Rechtschutzversicherung kündigte.
Seine Kunden staunten nur, wie
schnell und freundlich dieser Fahrer war.
Drum wurden etliche von ihnen Stammkunden; wann immer möglich, riefen sie
nicht irgendein Taxi, sondern seins. Ein
Hundehalter war auch dabei. Er ahnte
nicht, dass der Taxifahrer Hunde furchtbar fand, sabbernde Wesen, die büschelweise Haare auf den Polstern ließen. Nie
hätte der Taxifahrer seine Bedenken vorgetragen, sein Stolz war auch der Stolz
des Dienstleisters. Zumal es sich beim
Hund dieses Kunden zwar um ein großes, jedoch ausgesprochen gepflegtes
und diszipliniertes Tier
handelte. Er fuhr den Riesenschnauzer regelmäßig zum Friseur und wieder zurück, der Kunde
konnte sich auf den
Transport verlassen, er
fuhr nie mit. Der Hund
saß kerzengerade auf der
Rückbank und schaute
schweigend aus dem
Fenster.
Ein anderer Stammkunde hat diesen Nachruf angeregt, ein Ministerialbeamter und Berlin-Bonn-Pendler,
der andauernd zum Flughafen muss. Er
schätzte nicht nur Verlässlichkeit und Geschwindigkeit des Herrn Talai. Er konnte
mit ihm auch gut über die Politik diskutieren, zuletzt übers Flüchtlingsthema. Herr
Talai hatte seine Zweifel, ob die Deutschen das bewältigen würden.
Wie sollte dieser Kunde ahnen, dass
der Beruf für diesen besten aller Taxifahrer alles andere als eine Berufung war?
Eher eine Sackgasse, in die er sich begeben hatte mit der Einsicht, dass für ihn
nicht mehr zu holen war.
Umso mehr drang er darauf, dass aus
seinen Kindern etwas wurde. „Ihr seid
Ausländer“, sagte er zu ihnen, „ihr müsst
besser sein als die Deutschen, sonst habt
ihr keine Chance.“ Pedram, sein Sohn, erinnert sich an den ersten Sommer in Berlin. Es war heiß, er saß zu Hause über den
Büchern, die sein Vater ihm besorgt
hatte. Er war bei einer Lehrerin gewesen,
die ihm die beste Fachbuchhandlung nennen sollte. Pedram
ging dann aufs amerikanische
Gymna- Der Beruf
sium, Maryam, die
Tochter, aufs franzö- des
sische.
Pedram Taxifahrers:
wurde, was denn
sonst, Bauingenieur, keine
Maryam Ärztin.
Berufung.
Und nicht nur
seine eigenen Kin- Eher eine
der bekamen Ferey- Sackgasse
doons Eifer zu spüren. Wenn Freunde
oder verwandte Kinder zu Besuch kamen, reichte er ihnen Zettel und Stifte,
diktierte Texte aus dem „Tagesspiegel“
und kontrollierte die Aufzeichnungen.
Das hat er tatsächlich gemacht, Pedram und Maryam erinnern sich noch
gut. War das nicht schlimm, so ein Vater,
so ein Stress? – Ja, war es. Nein, war es
nicht. Man sollte ihn erlebt haben, wie er
lachend die Kinder ins Zimmer zog, wie
die dann auch lachten und sich die merkwürdigen Texte diktieren ließen. Es war
schlimm und absurd und wunderbar.
Und geschadet hat’s bestimmt nicht. Maryam erinnert sich an die Debatten mit
dem Vater: „Ihr werdet später sehen, dass
ich recht hatte!“ – „Wann ist denn später?“ – „Wirst du schon sehen. Ich habe
recht.“ – „Bist du Gott, oder was? Nur
Gott hat immer recht.“ – „Bin ich nicht.
Aber ich hab recht.“
Dass so einer kaum Urlaub macht,
versteht sich von selbst. Wer sagt den
anderen denn, wo es langgeht, wenn er
nicht da ist? Vor drei Jahren überredete
Maryam ihn zu einer ewig langen Amerikareise, drei ganze Wochen lang. Am
Flughafen gab es Probleme mit dem
Ticket, und er war schon ganz erleichtert: „Ich hätte heute sowieso noch einen Kunden.“ Dann bekam er doch sein
Ticket und flog mit und war natürlich
ganz begeistert von dem Land, in dem
angeblich jeder alles werden kann. Sein
einziges Problem auf der Reise: Die anderen schliefen immer bis um acht. Wären sie mit ihm um sechs aufgestanden,
hätte man viel mehr erleben können.
Als sie in Las Vegas vor einem Hotel
standen, an dem sein Sohn Pedram als
Bauleiter mitgearbeitet hatte, standen
ihm Tränen in den Augen.
Mit der Taxifahrerei aufzuhören, daran hat er nie gedacht. Aus welchem
Grund denn auch? Er fuhr irgendwann
keinen Mercedes mehr, sondern einen
halb elektrischen Toyota (warum ein
deutsches Auto fahren, wenn es viel
vernünftigere gibt), und wenn er mal
nicht arbeitete, hütete er am liebsten
seine Enkel. Als die jüngste Enkeltochter zwei wurde, fand er, es sei höchste
Zeit für einen Schreibtisch.
Im Februar ist er mal gegen drei am
Morgen aufgewacht. Was nicht so besonders war; er konnte nie lange schlafen.
Diesmal aber setzte er sich nicht gleich
ins Auto, sondern legte sich noch mal
hin. Er erzählte das am Abend stolz seiner Tochter, die ihm immer in den Ohren
gelegen hatte, er solle die Dinge mal etwas lockerer angehen. Sie staunte. Hat er
sich tatsächlich noch mal hingelegt. Gut,
gegen sechs saß er dann wieder hinterm
Steuer. Aber war das nicht ein guter
Schritt in Richtung – Ruhestand?
Ruhestand, was für ein sinnloses Wort
in diesem ruhelosen Leben. Es endete am
10. März. Das Herz von Fereydoon Talai
Rad hörte auf zu schlagen, als er auf
dem Weg zu seinem Auto war.
David Ensikat
„Bist du Gott,
oder was?“
„Bin ich nicht,
aber ich
hab recht!“
Friedhöfe am Halleschen Tor am Mehringdamm in Berlin Kreuzberg.
Foto: Doris S. Klaas
Susanne Köhler
I
hre Knie sind weich, ihr Herz
klopft bis zum Anschlag. Suse ist
14 und hat sich die beste Strickjacke ihrer Mutter ausgeliehen,
eine Rose gekauft und wartet mit
600 Fans am Kai in Bremerhaven auf
den King. „Sie winkten mit beiden Armen, zappelten mit den Beinen und
schrien im Chor ,Elvis, Elvis!’ “, berichtet die Nordsee-Zeitung am Tag danach,
dem 2. Oktober 1958. Doch die
US-Army gewährt dem Gefreiten Elvis
Aaron Presley keinen Sonderstatus. Er
darf keine Blumen annehmen und singen schon gar nicht. Suse zieht mit der
Rose ab. Immerhin hat sie den King
gesehen.
Ein paar Jahre später verliebt sich Suse
in einen GI, eine Episode, aber ab jetzt
gewinnt ihr Leben Fahrt und Rock ’n’
Roll. Ein Foto zeigt eine bildhübsche Brünette mit Bob und einem Gesicht wie die
junge Jodie Foster, flankiert von zwei
Männern, die sie anschmachten.
Suse wird Kinderkrankenschwester,
hält es aber nicht lange in dem Beruf
aus. Sie schlägt sich mit Bürojobs durch
und verkauft Lose. Beim Losverkauf
lernt sie Karl Eggert kennen, Millionär
und 30 Jahre älter als sie. Er besitzt ein
Wettbüro in Braunschweig und einige
Hektar Land und kleidet sich wie ein
englischer Landadliger. Auch Suse gefällt es plötzlich, in Reithosen und schi-
Geb. 1943
cken Blusen durch Bremerhaven und Braunschweig zu stolzieren.
Sie liebt den großen Auftritt, die dramatische
Geste, steht lässig da
mit Zigarette in der
Hand, und hat sofort
eine
Menschentraube
um sich herum, egal,
wo sie hinkommt.
Vier Jahre verbringt
sie mit ihrem Sugar
Daddy, er zeigt ihr die
große Welt. Und dann
wird ihr langweilig. Es ist sind die ausgehenden Sechziger, Summer of Love, das
bekommt man auch in Bremerhaven,
Braunschweig und Hannover mit. Auch
dort gibt es Hippies, APO, Kommunen,
Joints. Man politisiert, kifft, tanzt zu den
Woodstock-Hits. Und Suse mittendrin.
Sie ist jetzt eine Linke und bleibt es, ihr
Leben lang.
1970, eine Kneipe in Hannover. Auftritt Suse mit irgendeinem Italiener im
Schlepptau. Der Berliner Kameramann
Michael Köhler sitzt am Tresen und
denkt: „Wow, was für ’ne Frau!“ Sie flirtet
auf Teufel komm raus mit ihm. „Die hat
mich regelrecht abgeschleppt“, erinnert
er sich. Und wird ihr Mann fürs Leben.
Die Drama Queen wird ihn ihren „Zirkusdirektor“ nennen.
Sie geht mit ihm nach
Berlin, er verlässt seine
Trotzkisten-WG
und
zieht mit ihr in eine Anderthalbzimmerwohnung am Columbiadamm. Suse arbeitet als
Sprechstundenhilfe und
singt im Kreuzberger Damenchor. Ein Dutzend
Frauen mit schrägen Hüten, die durch die Kneipen ziehen und 20erJahre-Schlager trällern.
Das „Cabarett des Westens“, „CaDeWe“, formiert sich gerade
neu, als sie dazustößt. „Sie war die geborene Kabarettistin, eine Type, immer voll
da“, erinnert sich der Pianist der Truppe.
Suse als Frau Dr. Nölle in Kittelschürze,
als düstere Bestattungsunternehmerin
Grabowski, als sowjetische Agentin Frau
Moskwitsch, als Punk mit Kajal und Hundehalsband.„Die einzigeFrau,diewir nehmen würden, wärst du“, sagen „Die 3 Tornados“, doch sie bleibt beim „CaDeWe“.
Die Vorstellungen sind ausverkauft, die
Truppe ist berühmt, nicht nur in Kreuzberg. Dominique Horwitz, damals noch
ein Unbekannter, ist mit von der Partie.
Sie spielen jeden Tag, gehen für acht
Wochen im Jahr auf Tournee. Sechs Jahre
ist Suse dabei. 1985 löst sich die Truppe
auf. Ein spektakulärer Showdown im
Und
dann
wird
ihr
langweilig
„Quartier Latin“. Sie schreiben Einladungskarten als Traueranzeige: „Als die
Kraft zu Ende ging, war’s nicht Sterben,
war’s Erlösung.“
Für Suse endet die große Zeit ihres Lebens. Ein Brusttumor wird entdeckt und
operiert. Sie mischt noch ein bisschen im
BKA-Theater mit, tritt in Ades Zabels
Show „Der große Preis“ auf.
Sie stürzt mit dem Fahrrad, der Bruch
wird falsch behandelt. Suse verklagt das
Urban-Krankenhaus und die Stadt Berlin
und gewinnt. Dann kommt ein Hüftleiden. Sie schafft es nicht mehr aus dem
dritten Stock nach unten. Ein Unding!
Und dann auch noch der Lungenkrebs.
Natürlich kämpft sie, was sonst? Ein halber Lungenflügel wird entfernt. Chemotherapie. Sie schreit sich die Seele aus
dem Leib, als sie mitbekommt, dass man
sie windelt. Am Schluss hilft nur noch
Morphium, immer mehr. Suse ist 72 und
will zu Hause sterben. So hat sie es mit
Michael ausgemacht. So geschieht es.
Carmen Gräf
Anregungen und Vorschläge für die
Nachrufe-Redaktion: Tel. 29021-14712
E-Mail: nachrufe @ tagesspiegel.de
Die Nachrufe der letzten Wochen
können Sie im Internet lesen:
www.tagesspiegel.de/nachrufe
BERLIN / BRANDENBURG
FREITAG, 24. JUNI 2016 / NR. 22 797
Linksextreme
wüten in der
Innenstadt
„Milch macht müde Männer
munter“, hieß es einst, und um
sich diesen Energydrink zu verschaffen, ging der durstige
Mann ursprünglich auf die
Weide oder in den Kuhstall.
Wer keine Kühe sein Eigen
nannte, rannte mit dem Milchkännchen zum nächsten Bauern oder in den Milchladen.
Es folgte die Möglichkeit der in
Flaschen oder Pappkartons abgefüllten Milch, und jetzt hat
auch die Automatenwirtschaft
die Milch entdeckt. Es gibt sie
nun sogar an der „Milchtankstelle“, wie Vorstandsmitglied
Nicole Winkelmann von der
Agrargenossenschaft „Höhe“
in Höhenland nahe Bad Freienwalde hier vorführt. Die Zapfsäule liegt im Trend, werden
doch regionale Produkte zunehmend im „Regiomaten“ vertrieben.
Foto: Patrick Pleul/dpa
London Calling
Von wegen Brexit: Der britische Taxi-Hersteller LTC will seine Hybridautos auch in Berlin verkaufen
Von Ralf Schönball
Berlin - Ein „Black Cab“ aus London
zum Einsteigen bereit am Brandenburger Tor? Am 7. Juli ist es so weit –
Brexit hin oder her. Die London Taxi
Company (LTC) drängt es nach Berlin,
und sie würde gerne schon in zwei
Jahren ihre emissionsarm aufgepimpten
Wahrzeichen der Themse-Metropole
auch über die Straßen der deutschen
Hauptstadt rollen lassen.
Berlin ist nicht die erste Station der
britischen Roadshow für die Black
Cabs: In Paris fuhr bereits Anfang des
Monats das „TX5“ vor, wie LTC das
brandneue Hybrid-Taxi nennt, das in
der traditionellen Formensprache nach
dem Vorbild der Cabs aus London gestaltet ist. Andere Städte wie Rom und
Madrid werden folgen. Elf stehen insgesamt auf der Liste, der britische Angriff
gilt also allen großen europäischen Metropolen. Und die Kriegskasse ist gut
gefüllt: Knapp 400 Millionen Euro hat
die Firma bei Anlegern gerade eingesammelt.
Bald auch in Berlin? Die schwarzen Taxis
sind ein Wahrzeichen Londons. Foto: Imago
Genau genommen ist es eine chinesische Offensive, denn hinter dem Londoner Traditionsbetrieb steckt heute der chinesische Fahrzeughersteller Geely. Dieser hatte LTC im Februar 2013 mit knapp
15 Millionen Euro vor der Insolvenz gerettet und knapp 400 Millionen Euro in
den Bau einer neuen Fabrik gepumpt.
Dort sollen bis zu 36 000 neue Hybrid-Cabs jährlich vom Band rollen,
16 000 mehr als die Londoner Taxi-Betreiber steuern. Deshalb hat die Jagd auf
neue Käufer rund um den Globus begonnen.
Auf Berlins Straßen fahren traditionell
vor allem Mercedes-Taxis. Allerdings
sieht man auch schon mal Hybrid-Fahrzeuge von Toyota. Der japanische Fahrzeughersteller war einer der ersten, der
neue abgasarme Antriebstechnologien
für den Alltagseinsatz in Serie produzierte. Die Autos fahren mit Benzin, können aber auch rund 50 Kilometer ohne
Abgase elektrisch rollen.
Dass nun auch die Londoner Cab-Hersteller und ihre chinesischen Eigentümer
mit emissionsarmen Fahrzeugen in die
Offensive gehen, liegt an Brexit-Befürworter Boris Johnson. Londons Bürgermeister, als leidenschaftlicher Radfahrer
vermutlich vom Smog in der Stadt entnervt, verfügte, dass ab Anfang 2018 alle
Taxen in London mindestens 48 Kilometer nur mit Strom fahren können.
Und was halten die Berliner Taxifahrer
von der Cab-Offensive? „Gar nichts“, sagt
Veli Alkok, der gerade am Anhalter Bahnhof auf Kunden wartet. „48 Kilometer,
das reicht vorne und hinten nicht“. Alkok
13
Ein
Leuchtturm
zum Wohnen
Frisch
gezapft
Im Internet werden neue
Aktionen angekündigt
Die linksextreme Szene hat mit Gewalt auf
den Polizeieinsatz in der Rigaer Straße 94
vom Mittwoch reagiert. In der Nacht zu
Donnerstag wurden in den Innenstadtbezirken Autos angezündet, Bankfilialen
und Polizeiautos mit Steinen beworfen. Es
kam auch zu Angriffen auf Polizeibeamte.
Erst in den Morgenstunden beruhigte sich
die Lage. Der Staatsschutz ermittelt wegen Landfriedensbruchs, Brandstiftung
und Sachbeschädigung.
Der Rachefeldzug begann am Mittwoch
gegen 20 Uhr auf dem Mariannenplatz in
Kreuzberg. Dort sollen sich nach Polizeiangaben rund 200 „größtenteils vermummte“ Personen versammelt haben.
Teils sollen sie mit Holzstangen bewaffnet
gewesen sein. Die Polizei trieb die Gruppe
mit Pfefferspray auseinander. Ein Beamter wurde von einem Stein am Kopf getroffen, blieb aber unverletzt.
Um 23 Uhr versuchten Randalierer, Gegenstände voneiner Baustelle auf dieWarschauer Straße zu zerren. Ein Polizeiauto
wurde mit Steinen beworfen. Ein23-Jähriger trat einem Beamten bei der Festnahme
gegen den Kopf. Obwohl er durch einen
Helm geschützt war, musste der Polizist
seinen Dienst beenden.
Um Mitternacht wurden in der Schlesischen Straße Mülltonnen auf die Fahrbahn gerollt und angezündet. Eine
Gruppe von 30 teils vermummten Personen entglaste Bushaltestellen, demolierte
Autos und bewarf das Bürgeramt mit Steinen und Farbbeuteln.
Auch inPrenzlauer Berg.Moabitund sogar in Stralau wurden Autos in Brand gesetzt und Bankfilialen mit Steinen beworfen. Mehrmals wurden Schriftzüge auf
den Fassaden hinterlassen, die Bezug auf
die Rigaer Straße nehmen. Am Büro des
SPD-BundestagsabgeordnetenKlaus Mindrup in der Kopenhagener Straße wurde
eine Scheibe mit einer Gehwegplatte eingeworfen,am Eingang hinterließen dieTäter den Schriftzug „R94 bleibt!“
Innensenator FrankHenkel (CDU)kündigte an, dass er seinen „klaren Kurs“ fortsetzen werde. „Die Opposition hat mir immerwieder überhartes Vorgehen in der Rigaer Straße vorgeworfen. Die Ereignisse
von gestern zeigen aber, dass ein Zurückweichen vor den Gewalttätern völlig
falsch wäre“, sagte Henkel. Im Internet
wird schon zu weiteren Aktionen aufgerufen: Man müsse „plakatieren, sprühen, demonstrieren, Steineschmeißen, Autos anzünden, Bullen schlagen“, hieß es auf einem einschlägigen Internetportal.
Karin Christmann/Timo Kather
DER TAGESSPIEGEL
ist angestellt und sitzt hinter dem Steuer
eines Mercedes. Die Traditionskutschen
der Branche seien zwar nicht mehr so zuverlässig wie früher. Unübertroffen sei
aber die „Kulanz“ der Schwaben. Produktionsmängel repariere der Hersteller oft
auch noch nach Ablauf der Gewährleistung, statt sich wie andere rauszureden.
Nicht mal Wartungen mit abgestempeltem Checkheft einer Mercedes-Werkstätte verlange der Hersteller. Das spare
Kosten.
Auch Ibrahim Caniglo steuert einen
Mercedes, allerdings einen Van. Caniglo
will sich selbstständig machen. Ein Black
Cab kommt für ihn trotzdem nicht infrage. „Ein Taxi muss robust sein“, sagt
er. Und wenn mal was kaputtgeht, muss
es überall eine Werkstatt geben, die sich
mit dem Fahrzeugtyp auskennt. Außerdem müssen die Ersatzteile leicht zu beschaffen sein. Ein englisches Fahrzeug?
Wer kenne sich damit schon aus und wie
lange dauere es, bis die Ersatzteile aus
London – oder vielleicht sogar China – in
Berlin eintrudeln. Nee, dann doch lieber
auf Nummer sicher.
Wedding wunderbar:
100 Jahre Gartenstadt
Berlin - Michael Wolffsohn ist stolz. 20
Verwandte aus fünf Generationen haben
sich mit Mietern und Passanten vor der
Gartenstadt Atlantic in Wedding versammelt. Acht kommen aus Israel, anwesend
ist auch die 93-jährige Mutter des Historikers. Die Wohnanlage hatten sein Vater
Karl Wolffsohn und der Architekt Rudolf
Fränkel als sozialpolitisches Projekt – 50
Mietshäuser für Arbeiterwohnungen mit
begrünten Höfen und Kino – in den
1920er Jahren gebaut. Im NS-Regime
wurde Karl Wolffsohn inhaftiert, floh
nach Palästina und kämpfte später zwölf
Jahre lang, bis 1962, um die Restitution
des Besitzes. Die „Lichtburg“ bekam er
nicht, sie ist abgerissen. 49 heruntergekommene Häuser erbte sein Sohn Michael, bei 30 Prozent Leerstand. Mit seiner Frau Rita entschloss der sich, die Gartenstadt zu retten.
Zur Hundertjahrfeier des 1995 unter
Denkmalschutz gestellten, als Schmuckstück wiedererstandenen Viertels, für
dessen Wohnungen es heute Wartelisten
gibt, wird am Donnerstag eine Infostele
zu Karl Wolffsohn enthüllt. Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) rühmt
die Anlage als „soziales Denkmal“. Wolffsohn sei es darum gegangen, ärmeren Bewohnern Zugang zu Natur und Kultur zu
verschaffen. Für die Lernwerkstatt „Klingendes Museum“ bringt Ungarns Botschafter
beim
Mieterfest
einen
50 000-Euro-Scheck mit. Die SPD-Abgeordnete Eva Högl nennt das Quartier einen „Leuchtturm erfolgreicher Integration im Herzen des Wedding“. Noch ist
ein Drittel der Mieter von früher, einige
flüchten gerade in den Schatten: Hier versteht man sich, sagen sie, der Hausmeister kommt, wenn er gebraucht wird. Alles in Ordnung in Wedding an diesem
himmelblauen Tag. Thomas Lackmann
Natur in der Stadt. Wohnungen in der Gartenstadt sind begehrt. Foto: Stephanie Pilick/dpa
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14
BERLIN
DER TAGESSPIEGEL
GENUSS
NR. 22 797 / FREITAG, 24. JUNI 2016
Von TISCH zu TISCH
Fisherman’s
Von Elisabeth Binder
D
as Schöne an Berlin ist unter anderem, dass die Stadt das Potenzial
für überraschende Ausflüge hat.
Man steigt in die U-Bahn, und ein paar
Stationen weiter hat man das Gefühl,
man sei in einer anderen Stadt. Das „Fisherman’s“ liegt idyllisch am Ufer mit
Blick auf den Tegeler See. Das Haus erinnert an die Siebziger in Berlin, wirkt weder alt noch neu, aber der Garten mit
Blick auf den See ist schön, und die
schwarzen Tische sind so gestellt, dass
die Sonnenschirme auch Schutz vor leichtem Regen bieten. Die Gedecke sehen einfach aus, Papierservietten, keine
Set-Deckchen, kleine Blumentöpfe stehen als ländlicher Schmuck auf den Tischen. Dafür muss man sich auch nicht
fein machen, das ist ein ganz entspanntes
Lokal. Nur der See, der im Sonnenuntergang glitzert für die Enten und die
Schwäne und die Passanten hat eine
leicht feierliche Aura.
Es dauerte ein bisschen, bis man auf
uns aufmerksam wurde, aber in der Folge
ging der Service zügig weiter. Die Küche
grüßte vorweg mit einem knackigen kleinen Salat aus grünem Spargel und Süßkartoffelstreifen. Dazu gab es Brot und eine
interessante Orangenbutter.
Tischleindeckdich auf peruanisch. Anticuchos, scharf marinierte, gegrillte Rinderherzen, Causas aus Kartoffel, Avocado
und Thunfischsalat und Choros alla Chalaca, Miesmuscheln,
getoppt von scharfer Salsa – typisches Streetfood, das man
in Peru an jeder Ecke bekommt, sagt Antonio Brandauer. Er ist
halb Peruaner, halb Salzburger und serviert mit seiner Partnerin Elisabeth Larsen im Bistro Naninka in der Arminiusmarkthalle in Moabit die Küche der Anden.
Fotos: Mike Wolff; Fotolia (2); Kitty Kleist-Heinrich
Foto: promo
Saure Sache
Fisherman’s Restaurant. Tegel, Eisenhammerweg 20, Tel. 43 74 64 70, geöffnet täglich ab 12 Uhr.
Die peruanische Küche hat Berlin im Sturm erobert, allem voran Ceviche mit neuen Aromen und einer neuen Art des Garens
Von Kai Röger
Drei in Mandelbutter gebratene Jakobsmuscheln waren schlicht mit roten Berglinsen auf einem grünen Rucolabett angerichtet. Das sah nett aus und schmeckte
frisch und angenehm (11,90 Euro). Genauso gradlinig war auch der als Vorspeise offerierte Fischeintopf mit ganz
klarer Brühe, mehreren kleinen Fischfilets, Flusskrebsen und Gemüsestreifen.
Das schmeckte fast ein bisschen zu klassisch, weil der Koch konsequent auf jedwede mögliche Exotik verzichtet hatte
(6,90 Euro).
Sehr gekonnt war der Saibling gebraten, ein ganzer Fisch mit einem vergleichsweise würzigen, saftigen zartrosa
Innenleben, das ebenfalls tadellos
schmeckte (17,90 Euro).
Zum fast noch rohen, gerade so angegrillten, aber guten Thunfischsteak gab
es ziemlich süßliche Beilagen, geröstete
Süßkartoffelstreifen, Maispüree und
BBQ-Jus. Vom Fisch mal abgesehen,
wäre das so auch als Kindergericht gut
durchgegangen (21,50 Euro).
Das raffiniert klingende Dessert, ein
„Creme Catalan Gateau“ mit Limepie,
Tonkabohne und Joghurt-Schaumbiskuits war am Abend leider schon weg.
Deshalb hielten wir uns an eher traditionelle Abschlüsse, die noch einmal die
Gradlinigkeit der Küche hervorhoben.
„Genuss in Nuss“, das waren drei Eiskugeln in den Geschmackrichtungen Walnuss, Haselnuss und Pistazie (7,50 Euro).
Und die Käsevariationen brachten Munster, Appenzeller und Ziegenkäse mit Nüssen und Feigensenf, wiederum hübsch arrangiert, der Käse von guter Qualität.
Die Weinkarte bietet überwiegend Bewährtes aus der guten Mittelklasse zwischen 30 und knapp 50 Euro. Damit ist
man im Außenbezirk auf der sicheren
Seite. Der Prosecco ist mit 3,80 Euro im
Vergleich zu Sekt und Cremant günstig
kalkuliert. Und der 2014er Weißburgunder Oktav von Joachim Heger passte gut
zum Fisch. An der Qualität des Weines
gab es nichts zu meckern. Allerdings ist
mir in letzter Zeit häufiger und auch hier
aufgefallen, dass die Weine am Anfang zu
warm serviert werden. Nach einer Weile
im Eiseimer geht es dann, aber besser
wäre es, wenn sie gleich zu Anfang schon
auf die richtige Temperatur heruntergekühlt wären (30,50 Euro)
Frisch gebackene Waffeln ergänzen das
solide Ausflugsküchen-Angebot. Als
Adresse für kulinarische Abenteurer
würde ich das Fisherman’s nicht empfehlen, aber für einen charmanten Abend am
See eignet es sich gut. Und wenn doch
mal jemand was zu meckern hat, findet er
in der kleinen Schatztruhe, in der die
Rechnung kommt, gleich einen entsprechenden Fragebogen.
AUF DIESER SEITE
MO GESUND
DI LERNEN
MI FAMILIE
DO HELFEN
E
r hat die Karriere als Agraringenieur hinter sich gelassen, die
Firma seiner Eltern nicht übernommen, hat den Zorn des Vaters
ausgehalten und den Bruch mit der Familie riskiert, alles nur um seinen Traum zu
leben: „Die echte peruanischen Küche,
wie sie mir mein Kindermädchen, meine
Nana, zubereitet hatte, nach Berlin zu holen.“ Antonio Brandauer, halb Peruaner,
halb Salzburger, hat im letzten Winter
mit seiner Partnerin Elisabeth Larsen in
der Arminiusmarkthalle die „Picanteria
Naninka“ eröffnet: winzige Küche, improvisierte Bar und wenige Sitzgelegenheiten inmitten quirliger Markthallenatmosphäre – das Naninka kann man kaum als
klassisches Restaurant bezeichnen. Es ist
eher ein Marktstand mit Sitzgelegenheiten, ein Foodtruck ohne Räder. Oder wie
Brandauer sagt: „Es ist ein Anfang.“
Stolz steht er vor dem Tisch, auf dem
sich Spezialitäten der Andenküche dicht
an dicht drängen. Anticuchos, scharf marinierte und gegrillte Rinderherzen, Causas
aus Kartoffel, Avocado und Thunfischsalat
und Choros alla Chalaca, Miesmuscheln,
getoppt von scharfer Salsa. „Typisches
Streetfood, das man in Peru an jeder Ecke
bekommt“, sagt er. Dazu mixt Brandauer
aus Pisco-Schnäpsen den peruanischen Nationalcocktail Pisco Sour, schenkt ein
selbst angesetztes alkoholfreies Bier
aus schwarzem Mais aus und braut
sogar ein eigenes Bier auf Quinoa-Basis zusammen mit der
Friedrichshainer Flessa Brauerei.
Selbstverständlich darf ein
Gericht nicht fehlen, das wie
kein anderes die peruanische Küche repräsentiert und Berlin in kürzester Zeit erobert hat: Ceviche. Eigentlich ist Ceviche kein richtiges Gericht,
eher ein gleichermaßen aus Not und
Überfluss improvisiertes Rezept: Roher
Fisch badet in Säure und trifft auf Schärfe
– fertig. „Zumindest die Urform, die vor
gut 2000 Jahren von peruanischen Fischern erfunden wurde“, sagt Brandauer.
Bei ihren oft mehrere Tage andauernden
SO LESERMEINUNG
C NEU AM KIOSK D
TAGESSPIEGEL
GENUSS
Das kulinarische
Magazin für Berlin
Schon damals muss es auch Genießer
unter den Fischern gegeben haben: Sie erkannten, wie gut die markante Säure mit
Schärfe harmoniert, und so kamen Chili
und peruanischer Pfeffer dazu, der, wie
rosa Pfeffer, streng genommen kein Pfeffer ist, aber dem sauer denaturierten Fisch
Pfiff verlieh. „Man kann sagen, dass die Fischer den Grundstein legten, dass es
heute Ceviche in so unerschöpflich vielen
Variantengibt“,sagtAntonio Brandauer.
Bis vor zehn
Jahren kannten
Ceviche bei uns allenfalls einige wenige
Südamerika-Reisende.
Heute gibt es in Berlin
kaum einen Spitzenkoch,
der nicht irgendwie mit dieser
ebenso simplen wie genialen Garmethode herumexperimentiert. Die gängigste Rezeptur, wie sie in südamerikanischen Restaurants und sogenannten „Cevicherien“ angeboten wird, umfasst
Weißfischfilet in Würfel oder dünne
Scheiben geschnitten, die, je nach gewünschtem Garergebnis, wenige Sekun-
WO DIE ANDENKÜCHE AM BESTEN SCHMECKT
PICANTERIA NANINKA
Einfaches Marktrestaurant
mit schlichten Sitzgelegenheiten, aber sehr ambitionierter Küche.
— Moabit, Arminiusmarkthalle, Arminiusstraße 2–4,
Tel. 0172 990 63 46,
www.cebiche-berlin.de
GLUT & SPÄNE
Herausragende Fischqualität und einfaches, traditionelles Ceviche, in kleinen
Portionen serviert – ideal,
um sich einen Eindruck zu
verschaffen.
— Kreuzberg, Markthalle
IX, Eisenbahnstr. 42,
Tel. 0163 256 42 16,
glutundspaene.de
FR GENUSS
SA KINDERSEITE
Fischzügen hatten sie zwar Fisch im Überfluss, konnten ihn aber auf ihren kleinen
Holzbooten kaum über Feuer braten. Die
Not machte erfinderisch, und so marinierten sie den Fisch in sehr säurehaltigen Bananenpassionsfrüchten – Limette und Zitrone kamen erst 1500 Jahre später mit
den Spaniern ins Land. Sie beobachteten
dabei, wie das Fischeiweiß durch die
Säure weißlich denaturierte und, wie
beim Braten oder Dünsten, schmackhafter und bekömmlicher wurde.
SERRANO
Enrique Serván serviert traditionelle peruanische Ge-
richte der feineren Art wie
auch leicht modernisierte
Klassiker, etwa gegrillten
Oktopus mit MaracujaChili-Creme.
— Wilmersdorf, Pfalzburger Str. 83, Tel. 88 92 92
44, restaurante-serrano.de
CHICHA
Sehr gehypt, aber auch
sehr gut: Der In-Peruaner
bietet südamerikanisches
Metropolen-Streetfood in
ausgezeichneter Qualität
und großer Auswahl.
— Neukölln Friedelstr. 34,
Tel. 62 7310 10,
chicha-berlin.de
LA TIA RICA
Chilenische Küche und
Weinhandel in gepflegtem
Ambiente. Hier zeigt sich,
wie ähnlich die Andenlän-
D
der kochen. Unterschiede
gibt es bei Fisch, Fleisch
und gefüllten Teigtaschen.
— Charlottenburg, Knesebeckstr. 92, Tel. 31 51 86
93, www.latiarica.de
SUDAKA
TV-Koch und Turbanträger
Chakall bietet südamerikanische Klassiker und Ceviche-Variationen in grundsolider Zubereitung.
— Schöneberg,
Goltzstr. 36 Tel. 21 91 31
78, www.sudaka.de
CEVICHERIA
Sympathischer, unaufgeregter Ort, um peruanische
Küche kennenzulernen.
Vom Ceviche gibt es sogar
vegetarische Varianten.
— Kreuzberg, Dresdener
Str. 120, Tel. 55 62 40 38,
cevicheria-berlin.com
den bis mehrere Minuten in einer zitronen- oder limettensafthaltigen Marinade
ziehen. Diese Marinade bildet die Seele
des Ceviche und wird ob ihrer Bissigkeit
auf der Zunge und ihrer durch das Fischeiweiß milchig gewordenen Farbe „leche
de tigre“, Tigermilch, genannt.
„Sie ist das, was nach dem Marinieren übrig bleibt: das Beste!
Wir bereiten daraus auch
Smoothies, man kann aber
auch Cocktails daraus mischen, und sie ist ein Wundermittel, wenn man am Tag zuvor zu viel getrunken hat“, sagt Brandauer. Je nach
Fischsorte und Zuschnitt verdünnt er die
Tigermilch mit Öl oder Fischfond, damit
der Fisch nicht zu stark denaturiert. Sie
gart den Fisch aber nicht nur, sie gibt ihm
auch Geschmack: Brandauer aromatisiert
sie, je nach Version, mit Knoblauch, Chilipaste, Ingwer oder Sesamöl, dann kombiniert er den marinierten Fisch mit dünn
geschnittener roter Zwiebel, Chili und
Korianderblättern, oft auch mit Chokolooder geröstetem Cancha-Mais, aber auch
mal mit weihnachtlich marinierter Süßkartoffel, um der dominanten Säure etwas Tröstendes entgegenzustellen.
Es gibt inzwischen eine Reihe Adressen, die Ceviche auf erfreulichem Niveau
anbieten: Das „Glut und Späne“ in der
Markthalle IX zum Beispiel und das chilenische „La Tia Rica“ liefern mit einer puristischen Version ohne Mais und anderen Beilagen, aber mit Fisch in hoher Produktqualität so etwas wie die Reinform
des Ceviche. Im „Serrano“ und – mit etwas weniger Anspruch an die Produktqualität – in der „Cevicheria“ kann man
die traditionelle Zubereitungsart mit
Mais und Süßkartoffel-Support erleben.
Eine andere Herangehensweise bringt
der Nikkei-Stil, der von japanischen Einwanderern geprägt wurde. Hier wird der
Fisch nicht in Säure mariniert und gegart,
sondern mit einem Dressing aus Sesamöl, Ingwer und Sojasauce roh aromatisiert, wie man im „Sudaka“ und im
„Chicha“ erleben kann. Ab Juli ist mit
Juan Danilo und seiner „Nauta“-Eröffnung in der ehemaligen „Bar 103“ schon
der nächste ambitionierte Chef am Start,
der sich dem peruanischen Nationalgericht widmen wird.
Während in den südamerikanischen
Restaurants Ceviche als Vorreiter einer
neu zu entdeckenden Länderküche eher
zitiert als interpretiert wird, sind Berlins
Spitzenköche dabei, die Ceviche-Idee
aus dem peruanischen Kontext zu lösen
und auf Fine-Dining-Niveau zu heben.
Sie experimentieren mit der Garmethode
und alternativen Produkten, sie verfeinern den Geschmack und zähmen die
Säureattacke, sie flankieren, kombinieren und inszenieren: In der „Cantina“ der
Bar Tausend zum Beispiel wird der Fisch
noch klassisch in Tigermilch denaturiert,
die Säure aber mit heimischen Beeren gekontert. Tim Raue und
Daniel
Lengsfeld
greifen im „Sra
Bua“ lediglich
das
sauerscharfe
Geschmacksmuster auf, dimmen
aber die Säure der Marinade so herunter, dass das Eiweiß darin nicht
stockt und so die feine Struktur des
Hamachi wie bei Sashimi erhalten bleibt. Freigeist Lukas Mraz aus der
„Cordobar“ verdünnte beieiner seiner ersten Ceviche-Kreationen die Tigermilch
mit Kalbsjus, fror sie ein und hobelte sie
dann als Granité über rohe Hamachi-Filets und geräucherten Pulpo. Inzwischen
hat er sich ganz davon gelöst, das edle
Hauptprodukt mit Säure zu attackieren:
Das Tatar von Kaisergranat bleibt roh, dafür schickt Mraz frischen Rhabarber in ein
Säurebad aus Rhabarbersaft, sodass der
seinen pelzigen Biss verliert.
Was Arne Anker vom Pauly Saal in sei-
nerCeviche-Tellerlandschaftan zwischenproduktlichenWirkprozessenund Temperaturunterschieden aufbaut, ist an Komplexität bislang unerreicht. Allenfalls das
Ceviche vom Kaisergranat von Edeltüftler
Daniel Achilles aus dem Reinstoff erreicht
eine ähnliche Vertracktheit: Das Krustentier wird in einem Sud aus Limetten,Zwiebeln,scharferPaprika, fermentiertem Saft vom
grünenSpargel und Fliederblütenessig zuerst mild gegart. Dazu kommen gelierter Fliederfond und gebratener
grüner Spargel, ehe alles, flankiert von einem Tupfen Liebstöckel-Mayonnaise und
Trieben vom grünen Spargel, unter eine
Decke aus gefrorenem Schmand und Liebstöckelpulver wandert.
Die unterschiedlichen Herangehensweisen zeigen, dass alle Möglichkeiten eines Ceviche-Gangs noch lange nicht ausgelotet sind. „Ceviche ist kein Rezept, es
ist eine Lebenseinstellung“, sagt Antonio
Brandauer. In seinem „Naninka“ geht es
nicht darum, Ceviche neu zu erfinden.
Für ihn ist es ein Türöffner, Aufmerksamkeit für sein großes Ziel zu bekommen: die
„echte peruanische Küche“
nach Berlin zu bringen.
Die gilt als beste Küche Südamerikas,
das Land selbst als
ergiebigste Speisekammer der Welt
mit einer Fusionsküche, die von Einwanderern aus Japan, China, Italien,
Spanien und Afrika
geprägt wurde, die immer aus dem Vollen
schöpfen kann und von Produktreichtum
und Frische geprägt ist. Es wird spannend,
wie sich dieser Küchenstil nach Berlin
übersetzen lassen soll, wo sich die Köche
traditionell darauf konzentrieren müssen,
Produkte haltbar zu machen und mit den
Zutaten zu kochen, die die jeweilige Saison gerade hergibt.
— Mehr über Perus Küche plus Rezepte in
der brandneuen Ausgabe des Magazins
„Tagesspiegel Genuss“
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Der Serienjunkie: Fotos von Hans-Peter Feldmann bei C/O Berlin – Seite 16
KULTUR
WWW.TAGESSPIEGEL.DE/KULTUR
FREITAG, 24. JUNI 2016 / NR. 22 797
Dein Wurm in Gottes Ohr
Ruhe
nach dem
Sturm
Slapstick mit sieben Siegeln: Herbert Fritsch inszeniert an der Volksbühne die „Apokalypse“ mit Wolfram Koch
NACHRICHTEN
F
Thomas Hettche erhält
Wolfgang-Koeppen-Preis
Der Schriftsteller Thomas Hettche ist am
Donnerstag in Greifswald mit dem Wolfgang-Koeppen-Literaturpreis ausgezeichnet worden. Der Autor Karl-Heinz Ott,
Träger des Koeppen-Preises 2014, hatte
Hettche als neuen Preisträger vorgeschlagen. Die Auszeichnung ist mit 5000 Euro
dotiert. Ott würdigte in seiner Laudatio
Hettches poetische Prosa, die „ganz und
gar der Gegenwart verpflichtet ist, auch
und gerade dort, wo Surreales und Märchenhaftes den Erzählton prägen“. Hettche veröffentlichte zuletzt den Roman
„Pfaueninsel“ (2014). Mit dem Preis würdigt die Hansestadt Greifswald, die Geburtsstadt Wolfgang Koeppens, alle zwei
Jahre Autoren, die in der Tradition dieses
Schriftstellers Koeppens stehen und das
Werk der Moderne fortschreiben.
dpa
Bad Hersfelder Festspiele
beginnen mit Millers „Hexenjagd“
Mit Arthur Millers „Hexenjagd“ beginnen an diesem Freitag die 66. Bad Hersfelder Festspiele. Neben dem von Festspiel-Intendant Dieter Wedel inszenierten Stück stehen unter anderem „Krabat“
von Otfried Preußler, das Musical „My
Fair Lady“ und „Der Kredit“ von Jordi Galceranaufdem Programm. Zudem rundsieben Millionen Euro umfassenden Etat
steuert das Hessische Ministerium für
Wissenschaft und Kunst 770 000 Euro
bei. Die Saison endet am 28. August. epd
US-Trompeter
Wayne Jackson gestorben
Der US-Trompeter Wayne Jackson ist tot.
Jackson sei im Alter von 74 Jahren in einem Krankenhaus in seiner Heimatstadt
Memphis im US-Bundesstaat Tennessee
an Herzversagen gestorben, berichteten
US-Medien am Mittwoch unter Berufung
auf seine Ehefrau. Jackson hatte vor allem
mit der Band Memphis Horns Erfolge gefeiert und ist auf Aufnahmen von Stars
wie Elvis Presley, Otis Redding, Aretha
Franklin, Neil Diamond, Al Green und Peter Gabriel zu hören.
dpa
Auf der griechischen Insel Patmos soll Johannes die Offenbarung empfangen haben. Man kann die Grotte besichtigen, in
der es geschah, einen kleinen, dunklen,
mit Ikonen geschmückten Raum, in dem
sich Touristen und Wallfahrtsgruppen
drängen. Vollkommen entrückt und verrückt, was da über den Seher gekommen
ist: Der Text sprüht vor Geisterkraft und
Geheimnis, Gewalt und Zahlenmystik,
ein brachiales Mantra, ohne Drogen, Folter oder radikale Askese nicht denkbar.
Ist der Johannes der Apokalypse identisch mit dem Johannes, der das Evangelium schrieb? Hier öffnen sich die Türen
für Fantasy und Spekulation à la Dan
Brown. In welcher Beziehung stehen Lazarus, Jesus und Johannes und Maria Magdalena zueinander, und warum nennt Johannes immerzu seinen Namen in dem
„Buch mit sieben Siegeln“? Weltuntergang, Jüngstes Gericht, die Hure Babylon, das Neue Jerusalem, alles drin.
Und hier kommt Wolfram Koch. Mit
diesem Textmonster, in der Übersetzung
Martin Luthers. Starkes Deutsch. Ein
Schauspieler allein auf der riesigen Volksbühne. Nicht ganz: Ihm folgt wie ein
schüchterner Schatten durch die gut anderthalb Stunden Elisabeth Zumpe, als
Souffleuse spricht sie Koch die Worte vor
und nach, ein genial-pragmatischer Einfall; es gab in der Höhle ja auch den Schüler Prochoros, dem diktierte Johannes
die Offenbarung. Ingo Günther dagegen
bleibt auf Distanz. Die dritte Person auf
der Bühne macht die Musik, den Engelsund Posaunenchor, Sphärenklänge, erzeugt mit einem kleinen Tablet-Computer. Seiner Körperhaltung nach zu urteilen, ist ihm die apokalyptische Tour unheimlich oder auch ein bisschen peinlich.
Das himmlische Theater durchschaut
niemand, nicht einmal die Theologen.
Deshalb wurde von den Griechen das irdische Theater erfunden, um die Götter zu
erforschen und natürlich auch, um Späße
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Rigoletto
Giuseppe Verdi
24., 30. Juni 2016
Musikalische Leitung: Giampaolo Maria Bisanti
Inszenierung: Jan Bosse
Mit Yosep Kang, George Gagnidze,
Olga Peretyatko u. a.
030-343 84 343; www.deutscheoperberlin.de
Himmlische Töne,
teuflischer Spaß.
Wolfram Koch spielt
den Seher, souffliert
von Elisabeth Zumpe,
begleitet von
Ingo Günther und
seiner Musik.
Foto: Thomas Aurin
über sie machen. Wolfram Koch in seinem gelben Anzug gibt den Entertainer.
Den Woody Allen. Den Tartuffe. Den Teufel. Den Sportreporter und Kommentator
der Engelsmannschaften – der vielköpfigen Ungeheuer, die mit der Erde und den
Menschen spielen wie mit einem Ball. Johannes hat viele Jobs. Ansager, Einpeitscher, schmieriger Prediger. Mit der Sprache, mit Leib und Seele ist er Akrobat.
Herbert Fritsch setzt in dieser Koproduktionmit denRuhrfestspielen RecklinghausendenapokalyptischenReiter spektakulär in Szene, mit Anklängen an die
Fritsch-Hits „Murmel, murmel“ (die Souffleuse) und „der die mann“ – die große
Showtreppe, „Stairway to Heaven“. Sie
schwebt von oben ein und senkt sich, passgenau und zum Entsetzen des aufgedrehten Solisten, in das viereckige Loch im Boden. Zur Hölle, Johannes. Eine Himmelfahrt kriegt er auch, entschwebt am Seil
undist minutenlang in luftigen Höhen verschwunden. Gott bleibt backstage.
Spiellust, Anarchie, Slapstick, Intelligenz, das tut gut in diesen Tagen der
Volksbühnenkämpfe. Fritsch zeigt etwas,
das gerade jetzt so wichtig ist – die Einmaligkeit des Raums. Der Regisseur und
Bühnenbildner, der hier als Schauspieler
lange ein herausragender Protagonist gewesen ist, geht mit den Dimensionen der
Volksbühne auf souveräne, brillante
Weise um.
Kochs biblischer Amoklauf geschieht
vor malerisch-dramatischen Horizonten.
Fritsch und Koch beherrschen, ähnlich
wie René Pollesch und Fabian Hinrichs,
mit kleinstem Personal und klug kalkulierten Mitteln die Arena. Was immer der
Castorf-Nachfolger Chris Dercon vorhat,
ohne Fritsch und Pollesch und ihre erfahrenen Schauspieler gibt es eine Implosion. Oder Apokalypse.
Aber zurück zur Kunst. Zu Koch und
Luther. Der Schauspieler kaut das alte,
kernige Deutsch wie eine heiße Kartoffel.
Die Worte fallen ihm aus dem Mund. Die
Zunge macht sich selbstständig, der Anzug rebelliert. Mal wölbt und spreizt und
gluckst es wie bei Ernst Jandl, mal geht es
ab wie eine wilde Rede aus Goethes
„Faust“. Konsonanten kämpfen mit Vokalen, Wörter berauschen sich aneinander,
Sätze fliegen durch die Luft wie Pfeile.
Oder Sahnetorten: Wann und wie tödlicher Ernst, religiöse Verzückung, Drohungen und Prophezeiungen umschlagen
in Gekicher und Dada-Ekstase, ist kaum
zu sagen. Das muss man sehen und: „Wer
Ohren hat, der höre“. So lautet das Mantra des Johannes, der gern an die Rampe
stürmt und sich bei der Flucht seitwärts,
am Bühnenportal, die Nase platthaut.
Im Propheten steckt der Clown. Koch
genießt den Sturz ins tiefe Loch und die
Auferstehung im buntgescheckten Harlekin-Body, eng anliegend. Jetzt klingen die
Berichte von den Aktionen der Engel
noch bedrohlicher, sind das Terroristen?
Was soll die Hasspredigt auf das sündige
Babylon, das vernichtet werden muss,
und wer will leben in einem strahlenden,
gesäuberten „Jerusalem“?
Trotz Komik und Klamauk: Die finstere Seite dieses Glaubensexzesses ist unübersehbar. Strafende Engel, Feuer und
Schwert, massenhaft Tote – und das
Lamm (Koch spricht zwanghaft vom
Lamm-b, mit pronociertem B) soll diesen
Wahnsinn stoppen? Die Offenbarung des
Johannes erfreut sich unter Sektierern
und christlichen Spinnern großer Beliebtheit. Es ist eine Gefahr für die Menschheit, wenn religiöse Texte auf sture und
sterile Weise wörtlich genommen werden. Das Theater bietet dafür einen wunderbaren, sicheren Echoraum. Als wäre
die „Apokalypse“ ein langer, böser Witz.
Und plötzlich steht Herbert Fritsch als
Wolfram-Koch-Johannes-Double da und
grinst. Schlusspointe eines tollen Abends
zu Saisonschluss. Weitermachen!
— Weitere Vorstellungen: 24. und 28. Juni
sowie am 12. Juli.
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Forever linkisch
Frontmann von nebenan: Beck in der Columbiahalle
Hätten die Fans des Songwriters Beck für
seinen Auftritt in der Columbiahalle eine
Liederwunschliste zusammenstellen können, wäre es wohl zu eben jenem Programm gekommen, das der 45-Jährige
mit seiner vierköpfigen Begleitband tatsächlich spielt. Vom Opener „Devil’s
Haircut“ bis zur zehnminütigen Groovemonster-Zugabe „Where It’s At“ – beide
von Becks erfolgreichstem Album „Odelay“ (1996) – jagt ein Indierock-Hit den
nächsten. Zu einigen davon ist wohl mancher einst auf der Erstsemesterfete rumgehüpft,
und im nächsten Lebensabschnitt wird nun das
Wiederhören johlend
bejubelt.
Eine kluge Strategie,
denn ein Beck-Konzert
ist kein Selbstläufer.
Das liegt am heteroge- Beck
nen Gesamtwerk; außerdem ist der bleiche Kalifornier nicht gerade die größte Rampensau. Mit zu großkrempigem Hut, in bunt gemustertem
Hemd, schwarzem Sakko und mit den in
Skinny Jeans gepressten mikadostäbchendünnen Beinen wackelt er ungelenk über
die Bühne, klingt manchmal wie sein eigener Karaokesänger, ringt sich mäßig originelle Floskeln ab, reißt die Ärmchen zu
schlaffen Mitmachanimationen hoch und
muss sich beim Saitenstimmen von seinem Leadgitarristen aushelfen lassen.
Aber das hat was, zum Beispiel Identifikationspotenzial: Durch die linkische Performance – immerhin ist er wesentlich
besser aufgelegt als vor acht Jahren bei
seinem recht desaströsen letzten Berlin-Gastspiel – wirkt Beck weniger entrückt als Kollegen, die wie er 15 Millionen Platten verkauft haben. Zudem hat
das Kokettieren mit dem Scheitern seine
Karriere überhaupt erst begründet. Der
1993er Welthit „Loser“ war die Interna-
tionalhymne der (weißen) Mittelstandsjugend – echte Verlierer haben damals im
Trailerpark gewohnt und traurige Countrymusik von Garth Brooks gehört. Live
funktioniert das Stück famos, obwohl
dem Künstler andere Stücke fühlbar
mehr am Herzen liegen. „Black Tambourine“ etwa, eine knackige Prince-Hommage, die neue Single „Dreams“ mit metallisch aufschimmerndem Glamrock-Intermezzo oder auch „Modern Guilt“: Das
klingt mit hinreißendem Chorgesang wie
ein vergessener Sixties-Hit der Byrds.
Etwas verloren wirkt dagegen der Akustikblock mit ruhigen Songs, davon drei
von Becks Grammy-ausgezeichneter
Platte „Morning Phase“. Diese intimen,
eine schmerzhafte Lebensphase reflektierenden und in den Studioversionen mit
klöppelspitzenfeinen Arrangements abgerundeten Stücke passen nicht zur konzertanten Vergröberung und augenzwinkernden Grundhaltung der Akteure. Andererseits steht bei Beck eine grandiose Band
in Lohn und Brot – mit dem herzhaft
scheppernde oder feingliedrig flirrende
Gitarrensoli einstreuenden Jason Falkner
und dem Keyboarder Roger Manning Jr.,
beide einst in der Neo-Flowerpowerband
Jellyfish tätig, sowie dem langjährigen
Beck-Wegbegleiter Joey Waronker am
Schlagzeug.
Was diese Supergroup des kalifornischen Indierock draufhat, wird bei der liebevoll zelebrierten Bandvorstellung deutlich, als jeder eine Coverversion anspielen darf. Und wie sie da mit Motown, David Bowie („China Girl“), Kraftwerk
(„Computer
World“)
und
Prince
(„1999“) in ein paar Minuten durch die
halbe Popgeschichte galoppieren, das hat
echte Klasse. So rundet sich ein Konzert,
das trotz Hitdichte zu Anfang etwas zu
viel Routine abstrahlte, schließlich doch
ins Beglückende. Darf wiederkommen,
der Mann.
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* Abbildung ähnlich. Nur solange der Vorrat reicht.
Am Ende verlief alles harmonisch. Das
Kulturgutschutzgesetz (KSGS), ein Jahr
lang heftig umstritten, passierte am Donnerstag in zweiter und abschließender
dritter Lesung den Bundestag und wird,
die – bereits abgesprochene – Zustimmung der Länder vorausgesetzt, demnächst in Kraft treten. Zeit wurde es, jedenfalls für den Gesetzesteil, der sich mit
dem Handel mit illegalem Kunstgut befasst, insbesondere aus Raubgrabungen,
denn hier war die nationale Umsetzung
der vor Jahrzehnten verabschiedeten
Unesco-Konvention längst überfällig.
Den Dissens hingegen gab und gibt es
über den Begriff von „national wertvollem Kulturgut“. Da hatte die federführende Behörde der Kulturstaatsministerin bereits kräftig nachgefeilt, sodass
schon bei der Sachverständigenanhörung
des Kulturausschusses kein ernsthafter
Einwand mehr zu hören war. Der Begriff
bleibt Auslegungssache der Gremien, die
auf Länderebene dafür eingerichtet werden, eben solche „identitätsstiftenden“
Kunstwerke zu identifizieren und deren
Bedeutung „für die Kultur Deutschlands“
und das „herausragende öffentliche Interesse“ an ihrem Verbleib innerhalb der
Landesgrenzen zu begründen.
Wüste Untergangsszenarien hatte der
Kunsthandel – genauer: einzelne Vertreter – an die Wand gemalt, was die vermeintliche massenhafte Abwanderung
privaten Kunstbesitzes aus Deutschland
betrifft. Zahlen und Fakten blieben allerdings ungenannt. Aus den Museen wurden jedenfalls, bis auf punktuelle Ausnahmen, Widerrufe von langfristigen Leihgaben nicht bekannt. Dass die Gesetzespraxis schon nach zwei Jahren „evaluiert“
werden soll, dürfte zur nüchternen Betrachtung beigetragen haben, und der
Handel, der zuvor lautstark über bürokratische Monster bei der Erfüllung der ihm
auferlegten Sorgfaltspflichten gestöhnt
hatte, dürfte sich schnell auf die neue
Rechtslage einstellen und etwaige Auswüchse sachlich zur Sprache bringen.
Die finale Debatte im Bundestag jedenfalls, auf ein Dreiviertelstündchen angesetzt und naturgemäß vor weitgehend leerem Hause geführt, brachte nur mehr vorgefasste Statements hervor, und bei den
beiden unmittelbar aufeinanderfolgenden Abstimmungen blieb es beim Ja der
Koalitionsfraktionen und der Enthaltung
– nicht etwa einem Nein – der Opposition. Nun kann die praktische Erprobung
beginnen.
Bernhard Schulz
Von Rüdiger Schaper
Foto: Universal
Bundestag verabschiedet
Kulturgutschutzgesetz
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KULTUR
DER TAGESSPIEGEL
NR. 22 797 / FREITAG, 24. JUNI 2016
Mein langsames Leben
Der Alltagszauberkünstler
’68 und danach: „Die Frau mit der Kamera“:
eine Doku über die Fotografin Abisag Tüllmann
Serienjunkie: Fotos des Konzeptkünstlers Hans-Peter Feldmann bei C/O Berlin
Von Jens Hinrichsen
Henri Matisse wurde einst gefragt, ob er
eine Tomate beim Essen genauso betrachte wie beim Malen derselben. Der
Künstler verneinte: „Wenn ich eine Tomate esse, sehe ich sie wie jedermann.“
Wahrscheinlich ergeht es auch Hans-Peter Feldmann so. An den Wänden der Fotogalerie C/O Berlin hängen Aufnahmen
riesenhafter Brotscheiben oder „Ein
Pfund Erdbeeren“, verteilt auf 34 Einzelfotos, regelrechte Porträts. Die Früchte
erfahren eine Aufmerksamkeit, die sie
an einem Obststand Bloß kein
nie erfahren hätten.
Ähnlich ergeht es Aufhebens
dem Besucher mit um die
Feldmanns Foto-Kollektionen von Frau- eigene
enbeinen oder Vinyl- Arbeit
platten.
Gewiss,
man kann daraus
seine Schlüsse ziehen: Der Künstler findet Frauen offenbar anziehender als Männer, und man weiß nun, welche Musik er
mag. Das aber ist nachrangig. Spannend
werden die Aufnahmen durch den Rezeptionsprozess, durch das, was die Betrachter mit den Werken anstellen. Feldmann
zeigt uns Alltagsdinge, wie wir sie sonst
nie betrachtet hätten.
Fotografie ist ein weites Feld. Die
ganze Spannweite präsentiert sich derzeit im Amerika-Haus: Stilvolles in der
„Allure“-Ausstellung aus der Sammlung
Susanne von Meiss kontrastiert mit der
auf andere Weise faszinierenden Banalitätenschau in den oberen Räumen von C/O
Berlin. Als Konzeptkünstler geht es Feldmann, 1941 in Düsseldorf geboren, kaum
um das Schöne. Überhaupt macht er kein
Aufhebens um seine Kunst. Er datiert
und signiert seine Arbeiten nicht, den
Kunstmarkt sieht er kritisch. „Hell erstrahlen alle Mienen / bei dem schönen
Wort verdienen“ – diese ätzenden Zeilen
trug er während der Art Cologne 2015
auf einem Schild durch die Messehallen.
„Fotografieausstellung“ ist die Berliner
Feldmann-Retrospektive überschrieben,
bestimmte Bereiche seines Werks bleiben ausgespart, darunter seine legendären Skulpturen und Installationen. Ende
2012 bespielte Feldmann die gesamte
Halle der Neuen Nationalgalerie mit einer einzigen Vitrine, in der sich eine grell
bemalte Replik der Nofretete-Büste befand. Besonders unverschämt: In seiner
Trashversion schielte die Königin. Der
Künstler begreift sich weniger als Schöpfer neuer Werke, er findet sie. Die Bilder
sind schon da – egal, ob man ihnen nun
Kunst- oder Kitschcharakter beimisst. Da-
Geschwärzt. Feldmanns „Haremsdame“.
Foto: Hans-Peter Feldmann/Courtesy Mehdi Chouakri, Berlin
her besitzen Fotos für Feldmann einen besonderen Wert. Sie sind von vornherein
Reproduktionen. Gerade durch ihre Beiläufigkeit gewinnen sie an Bedeutung.
Während im Erdgeschoss, in der
Meiss-Kollektion, raffiniert komponierte
Bilder zu bestaunen sind, erlebt der Ausstellungsbesucher bei Feldmann genau
das Gegenteil. Nicht Stil oder Eleganz
zählt hier. So unterschiedlich die Bildwelten der bei „Allure“ vertretenen Künstler
auch wirken, Diane Arbus, Nan Goldin,
Peter Lindbergh oder Juergen Teller, ihre
Schöpfer sind alle genuine Fotografen,
Bilderzauberer. Feldmann dagegen ist zuerst Bildersammler. Mit seinen Aufnahmen holt er die realen Objekte in den
Kunstraum. Plötzlich ist das Gewicht der
Dinge zu spüren.
Die Liebe zum Objekt kommt nicht von
ungefähr. 1975 eröffnete er in der Düsseldorfer Altstadt ein Antiquitätengeschäft.
In den Achtzigern zog er sich vorübergehend ganz aus der Kunstwelt zurück, um
sich seinem Laden zu widmen, in dem es
Fingerhüte, Plattenkameras, Blechspielzeug zu kaufen gab. Mit einer Ausstellung im Frankfurter Portikus feierte Feld-
mann 1989 sein Comeback. 2015 schloss
er den Laden und übergab ihn dem
Münchner Lenbachhaus als Dauerleihgabe, wo er inzwischen als Installation
aus 1001 Objekten präsentiert wird.
Bei Feldmann mischen sich die Disziplinen. Fotografien werden zu Collagen weiterverarbeitet oder in Künstlerbüchern
aufgereiht. Bei einer Reihe gefundener
Porträtfotos hat er Gesichter oder ganze
Personen herausgeschnitten. In den Bildern klaffen buchstäblich Löcher, die der
Betrachter mit eigenen Vorstellungen füllen kann. Der Künstler arbeitet hier wie
ein Bildhauer, der seinem Stein nichts hinzufügt, sondern aus ihm ein Stück herausschlägt.
Wer mit Fotografie arbeitet, reflektiert
die Zeit. Das zeigt die Feldmann-Retro
sehr genau. Aus den Siebzigern stammen
seine „Zeitserien“, Aufnahmen einzelner
Bewegungsphasen. Die Serie „100 Jahre“
wiederum besteht aus 101 Porträts, die
der Künstler von Familienmitgliedern,
Freunden und Bekannten gemacht hat.
Alle schauen direkt in die Kamera: von
der acht Wochen alten Felina bis zur
100-jährigen Maria Victoria. Die Personen, von denen wir jeweils Alter und Vornamen
erfahren,
sind sachlich in
Schwarz-Weiß fotoDie Kraft
grafiert, ein Bezug
steckt
auf den großen Porträtisten August Sanin der Serie
der zeigt sich hier.
und in der
Da es sich nicht um
bekannte Personen
Idee
handelt, mögen die
Einzelbilder für Außenstehende wenig interessant erscheinen. Aber wie so oft bei Feldmann steckt
die Kraft im seriellen Charakterdes Werks
und in der Idee. Auch in den Serien wie
„Autoradios, während gute Musik spielt“
oder „Blicke aus Hotelzimmerfenstern“
triumphiert am Ende ein starker Gedanke
über die Dürftigkeit des Einzelbildes.
„Alle Kleider einer Frau“ zählt zu den
obsessivsten Werken der Schau. Feldmann hat dafür den kompletten Inhalt eines Kleiderschranks abgelichtet. Ob es
sich womöglich um einen Nachlass, die
Kleider einer Toten, das Opfer eines Verbrechens handelt, bleibt ungewiss. Und:
Müssen wir dem Titel Glauben schenken? Vielleicht hat der Künstler in verschiedene Schränke geguckt, mehrere abwesende Frauen zu einem Gespenst komplettiert. Wir haben keine Ahnung. Aber,
Feldmann sei Dank, viele Ideen dazu.
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Die Stille eines Zimmers. Dass der
Mensch nicht mehr zurückkehrt, der darin gelebt hat, macht die Wortlosigkeit
sehr mächtig. Die vielen Dinge sind verlassen. Die unter der Last tausender Fotos sich biegenden Regale. Der breite Arbeitstisch. Die Küche mit dem oft benutzten Geschirr. Und trügerisch ist diese
Stille auch. Mit einer Bedeutung aufgeladen, die es vielleicht gar nicht gibt.
Als Abisag Tüllmann 1996 in Frankfurt mit 60 Jahren an Krebs starb, betrat
eine Freundin die Wohnung der Fotografin und hielt mit ihrer Videokamera fest,
was von der Verstorbenen an diesem erloschenen Lebensort übrig geblieben war.
Die Freundin war Claudia von Alemann,
Filmemacherin. Sie hatte mit Abisag Tüllmann seit den 60er Jahren an derselben feministischen Künstlerfront gekämpft, gemeinsame Projekte waren entstanden,
eine Verbundenheit unter Frauen in dem
von der Frankfurter Linken politisierten
Umfeld. Und so sah es Alemann als ihre
Verpflichtung an, dem schweigsamen Wesen ihrer Weggefährtin mit einem Film
auf den Grund zu gehen.
len zu können, was sich bei ihren Aufnahmen von den Frankfurter Studentenunruhen 1968 zeigte. Ihre Fotos von den Vollversammlungen mit Habermas, Adorno,
Cohn-Bendit und dem enervierend coolen Sponti-Aktivisten Joschka Fischer
sind viel beachtete Dokumente der Zeitgeschichte. Bis zu den Abrissarbeiten der
letzten besetzten Häuser in Frankfurt begleitete sie die Aufbrüche der Jugend, der
Unangepassten.
Aber machte sie das
schon zu einer großen
Fotografin? Kolleginnen
wie Barbara Klemm waren besser darin, den gesellschaftlichen Schatten hinter den Menschen zu zeigen. Tüllmanns Stärke war der
A. Tüllmann
poetische Blick eines
Schwarz-Weiß-Realismus. Ihre „feine
Art“ (Klemm) ließ sie unbestechliche Bilder von Menschen machen, die in der
Welt fremd zu sein schienen. Etwa von
einem Arbeiter auf einem Baumwollballen, von Schlafenden in einem BahnhofsFoto: Film Kino Text
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ihre hysterischen Auseinandersetzungen. Zeitlebens war Tüllmann mit quälender Akkuratesse um die richtigen Worte
bemüht – in ihrem eigenen Tempo. Nur
mit der Kamera schien sie Schritt zu halten und den Ereignissen sogar vorausei-
saal, von Nonnen bei einer Prozession,
die über eine Mainbrücke ,schweben’. Etliche dieser bezaubernden Aufnahmen
zu zeigen, gibt Alemanns Film den Charakter einer Seelenstudie – und zugleich
bewahrt er das Rätsel um die „Frau mit
der Kamera“, die in ihrem Umfeld oft zu
verschwinden schien.
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Beim Fussical
„Der Spielmacher“
sind Bühnenprofis
und Indiepop-Musiker
zusammen auf dem Feld.
Ein Probenbesuch
CD-NEUERSCHEINUNGEN
Jeden Freitag zwischen
21 und 23 Uhr reden vier Popkritiker
auf
über ihre CDs
der Woche. Diesmal:
REGGAE Dellé Neo
(Virgin)
Reggae, der erkennbar von
heute ist, will Frank Dellé
auf seinem zweiten SoloAlbum präsentieren.
Bob Marley ist nach wie vor
Richtschnur und Vorbild,
die Jahre als einer der drei Frontmänner von
Seeed sind ebenfalls deutlich zu hören. Die
vornehmlich privaten Geschichten, werden
auf Englisch gesungen. „Neo“ versprüht
jede Menge positiver Energie, das Album
klingt breit und selbstbewusst, aber ist es
für diese düsteren Zeiten der passende
Soundtrack?
Andreas Müller, Moderator
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ROCK Neil Young +
Promise of The Real Earth
– Live (Warner/Reprise)
Schon wieder ein neues
Live-Album von Neil Young!
Und schon wieder ein Protestalbum. Das Feedback
jault wie immer, aber diesmal summen Bienen dazu, quaken Frösche,
schnattern Gänse – und der Wind weht:
Naturtöne, im Studio hineingemischt.
Der 70-jährige Neil Young klingt lebendiger
als je zuvor. Und böser. Und weiser.
Tobias Rüther, FAS
Foto: privat
Der Ball hat Spaß. Kichernd wobbelt er
am Spielfeldrand herum. Es ist Regisseur
Patrick Wengenroth, der in einem unförmigen rot-weißen Kostüm steckt und beobachtet, wie sich die Spieler des Drittligateams Bussard Berlin aufwärmen.
Dazu ertönt hämmernde Musik aus den
Lautsprechern. Ah, jetzt sind sie falsch
gelaufen: Wengenroth ruft eine Korrektur hinein, die Gruppe formiert sich noch
mal neu.
Auf der Probebühne des Hebbel am
Ufer herrscht eine Woche vor der Premiere des Fußball-Musicals „Der Spielmacher“ eine konzentrierte Atmosphäre.
HAU-Chefin Annemie Vanackere ist vorbeigekommen, um zuzuschauen. Und es
läuft schon ziemlich rund bei dieser ungewöhnlichen Produktion, in der sich gesungene und gesprochene Teile die
Waage halten. Entwickelt hat Wengenroth das „Fussical“ zusammen mit den
Schauspielern sowie mit Musikern des
Berliner Labels Staatsakt. Die Gruppen
Ja, Panik und Die Türen standen in den
letzten Jahren bereits bei zwei seiner
HAU-Stücke auf der Bühne. Diesmal startete der Kreativprozess mit der Musik:
Ausgehend von groben Figurenskizzen
schrieben Christiane Rösinger, Die Türen, Jens Friebe, Chris Imler und Andreas
Spechtel Stücke über ein imaginäres Berliner Fußballteam, das überraschend ins
Viertelfinale des DFB-Pokals einzieht.
Die Songs erscheinen an diesen Freitag
als Album.
Es ist gleichzeitig der Premierentag
des Musicals, in dessen Mittelpunkt der
Bussard-Berlin-Star steht: Mehmet Müller, gespielt von Eva Löbau. „Ich bin der
Typ, der auf allen Ebenen den Unterschied macht“, tönt er zu Beginn selbstbewusst. Doch recht bald wird klar, dass
der agile Kicker in einer tiefen Krise
steckt. Er hat den Spaß am Spiel verloren,
der Leistungsdruck nervt ihn, und jetzt
will auch noch ein Investor aus den Vereinigten Arabischen Emiraten den Verein
kaufen. Der Präsident – eine von Franz
Beckenbauer und Uli Hoeneß inspirierte
Figur – ist begeistert und versucht, den
widerwilligen Mehmet von der Idee zu
überzeugen.
„Es geht viel um Depression und das
Joch des Erfolges“, erklärt Patrick Wengenroth in einer Pause. Erfolg mache unfrei, so der 1976 in Hamburg geborene
Regisseur, der seine Kickerkarriere beim
SV Blankenese mit zehn Jahren beendete
und zum Feldhockey wechselte. Deshalb
sei die freieste Figur der dauerverletzte
Italiener Andrea (gespielt von Ja, Panik-Sänger Andreas Spechtl). „Wegen seiner physischen Dysfunktionalität ist er
Aufwärmarbeiten. Das „Spielmacher“-Ensemble im HAU-Probenraum. Starspieler Mehmet Müller (Eva Löbau) in der Mitte, ganz links
der Dauerverletzte Andrea (Andreas Spechtl), rechts Dopingarzt Hans-Peter Maria Wallfahrt (Ramin Bijan). Fotos: Doris Spiekermann-Klaas
aus der Logik des Markts herausgefallen.“ Außenseiter Andrea hat keine
Angst, zu seiner Liebe zu stehen: Er ist
der heimliche Liebhaber von Mehmet,
der allerdings mit der TV-Moderatorin
Helena (Lucy Wirth) verheiratet ist.
Die emotionale und berufliche Anspannung des Stars wächst ständig. Er hat das
Gefühl, dass alle hinter ihm her sind. Der
Fußball jagt ihn – im wahrsten Sinne des
Wortes: Gerade verfolgt der Ball Mehmet
Müller über den ganzen Platz. Patrick
Wengenroth kommt in seinem luftgefüllten Kostüm ganz schön aus der Puste. Eva
Löbau, die ein ärmelloses Shirt und kurze
grüne Hosen trägt, nur ein bisschen. Zu
der Hatz erklingt Jens Friebes melancholischer Indiepop-Song „What Do They
Know“. Löbau soll versuchen, beim Laufen zu singen, während „der Ball PacMan-mäßig versucht, dich zu fressen“,
wie Wengenroth erklärt.
Das sieht nach einer ziemlich witzigen
Nummer aus, die im HAU 2 in einem richtigen kleinen Stadion stattfinden wird.
Wie es aussieht, zeigt ein im Probenraum
aufgestelltes Modell: Das Publikum sitzt
auf einer Tribüne hinterm Tor. Das von
einer rosa Begrenzung umgebene Spielfeld leuchtet hellblau. Ihm widmet Christiane Rösinger, die den Platzwart spielt,
eine gesungene Liebeserklärung. Jetzt
steht sie im Trainingsanzug auf dem
schwarzen Probenbühnen-Spielfeld und
gesteht in lakonischem Tonfall: „Ich bin
objektophil“.
Ja, mit Fußball im engeren Sinne hat
„Der Spielmacher“ wenig zu tun. Vielmehr geht es Wengenroth und seinem
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Team darum, zu zeigen, dass er als patriarchales System funktioniert. „Das Patriarchat als Unterdrückungsmodell: Es
wird von individueller Entfaltung gesprochen, aber gemeint ist die systemische
Eingliederung“, sagt der Regisseur, der
als wichtige Inspirationsquelle Klaus Theweleit benennt. Dessen Klassiker „Männerphantasien“ hatte er in Karlsruhe für
die Bühne adaptiert. Diesmal ist das Fußball-Buch „Tor zu Welt“ ein wichtiger Einfluss. Es ist sogar bei der Probe dabei: Auf
einem langen Holztisch an der Rückwand
des Raumes liegt der schmale Band neben zwei Sloterdijk-Titeln und Judith Butlers „Unbehagen der Geschlechter“.
Manchmal hört man Theweleit recht
deutlich durch, etwa wenn der Mentaltrainer von Bussard Berlin (Verena Unbehaun) sich bemüht, Mehmet wieder auf
Linie zu bringen und seine Rede in einer
Der Mann muss ins Runde. Regisseur
Patrick Wengenroth im Ball-Kostüm.
Beschreibung des Spielers als „Explosion, Geschoss, Penetration“ gipfelt. Vor
Theorie-Überfrachtung muss man sich
an diesem Abend allerdings nicht fürchten. Dafür sorgen schon die Songs, die
die Musiker live vortragen werden. Staatsakt-Label-Chef und Türen-Sänger Maurice Summen, der den Stadionsprecher
spielt, wird „Korruption ist mein Verein“
singen. Darin heißt es: „Korruption ist
kein Skandal/ Korruption ist der Regelfall in unserem Verein“. Da kann man in
Zeiten von Fifa-Dauerskandalen nur zustimmend im Takt nicken. Auch die Figur
des Dopingarztes Hans-Peter Maria Wallfahrt, gespielt von Türen-Bassist Ramin
Bijan, wirkt top-aktuell – zynisch gesagt,
geht der Weißkittel auch locker als zeitlos
durch. Dass er gleich zu Beginn mit der
E-Gitarre ans Mikrofon tritt und sich
selbst als den „Wahren Star“ besingt, ohne
den hier nichts läuft, ist jedenfalls programmatisch.
Nur mit der Liebesgeschichte zwischen
Mehmet und Andrea sind die „Spielmacher“ der Zeit noch ein Stück voraus. Aber
wer weiß: Vielleicht haben sie ja visionäre
Kräfte, und nach der Europameisterschaft
traut sich ein Spielerpärchen – euphorisiert durch den Titelgewinn – aus seinem
Versteck. Von den verliebten Bussarden
können sie lernen, wie man sich im Mittelkreis an der Hand fasst und eine gemeinsame Zukunft beschwört.
— HAU 2, 24. Juni, 20 Uhr (Premiere).
25.6., 20 Uhr, 27.6., 21 Uhr, 28.6., 20 Uhr.
Das Album „Der Spielmacher“ erscheint
bei Staatsakt/Caroline.
FUNKROCK Red Hot Chili
Peppers The Getaway
(Warner) Der Bart ist weg.
Nach einem Vierteljahrhundert mit Rick Rubin haben
die Red Hot Chili Peppers
ihren Produzenten gewechselt. Brian Burton alias
Danger Mouse ist der neue Mann. Aufbruchstimmung? Im Gegenteil. So gemütlich klangen sie noch nie. Wohltemperierter Funk,
milde Psychedelia, dazu gibt’s Lyrik aus dem
Tagebuch eines Stars. Könnte der Soundtrack zum nächsten Film von Sofia Coppola
werden. Oder das „Brothers In Arms“ der Zehnerjahre. Maik Brüggemeyer, Rolling Stone
POP DJ Shadow
The Mountain Will Fall
(Mass Appeal Records)
Seinen Platz in der Popgeschichte hat sich Josh
Davis alias DJ Shadow vor
20 Jahren gesichert, als
er das erste komplett aus
Samples bestehende Album aufnahm. Von
der reinen Schnipselei hat er sich mittlerweile entfernt, doch das eklektizistische
Wundertütentum prägt auch sein fünftes
Album, auf dem vor allem die Songs mit
Gästen wie Run The Jewels überzeugen.
Nadine Lange, Tagesspiegel
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Gerade haben sie ihn in New York zum
Nachfolger von James Levine ernannt: Ab
2020 wird Yannick Nézet-Séguin die Metropolitan Opera leiten. Der 41-jährige
Frankokanadier ist in der Tat ein genuiner Musiktheatermann. Wie virtuos er
Vokales mit Instrumentalem zu koordinieren versteht, beweist er jetzt auch in
der Philharmonie bei Schostakowitschs
13. Sinfonie. Fünf Gedichte von Jewgeni
Jewtuschenko inspirierten den Komponisten 1962 zu einem monumentalen
Werk für Chor, Solist und großes Orchester. Am Beginn steht eine Anklage: Es
geht um Antisemitismus in der Sowjetunion und die Schlucht von Babi Jar, wo
die deutsche Wehrmacht 1941 auf brutalste Weise 33 000 Juden hinrichtete –
unterstützt von ukrainischen Kollaborateuren. Nach dem bewegenden Poem allerdings folgt nur noch sozialistische
Durchschnittsprosa – mit dem Effekt,
dass auch Schostakowitschs Musik deutlich plakativer ausfällt als gewohnt, weitgehend auf Doppeldeutigkeiten und raffinierte Zitat-Tech- Knallige
nik verzichtet.
Nézet-Séguins be- Klangfarben,
herzt theatralischer große
Zugriff ist da ein probates Mittel, um den- Gefühle,
noch für Spannung bebender
und Atmosphäre zu
sorgen.
Knallige Einsatz
Klangfarben fordert
er den Berliner Philharmonikern ab, übergroße Emotionen,
extreme Lautstärkeschwankungen. Mit
bebendem Ganzkörpereinsatz folgt ihm
der hünenhafte Bass Mikhail Petrenko,
und die Herren des Rundfunkchores bilden eine Wand aus Klang.
Wie sehr der Dirigent von der amerikanischen Orchestertradition geprägt ist,
die sich am Brillanten berauscht, wird
hier deutlich. Die Philharmoniker können mithalten – tief unter die Oberfläche
aber dringt diese Interpretation nicht. Sie
bleibt deskriptiv, als handele es sich um
schlichte Tonmalerei-Musik wie in Mussorgskys „Bildern einer Ausstellung“.
Deutlich intimer gelingt da Béla Bartóks 1. Violinkonzert, in dem der Komponist seine unglückliche Liebe zur Geigerin Stefi Geyer verarbeitete. Ganz ohne
Worte erklärt Yannick Nézet-Séguin zusammen mit seiner famosen Solistin Lisa
Bathiashvili, warum aus dieser Liaison
nichts werden konnte. Im ersten Satz
spricht Bartók, sehr ernsthaft und geradezu verbissen verliebt. Ihm geht es ums
Für-immer-und-ewig. Sie aber will das
Leben leicht nehmen – allegro giocoso ist
der zweite Satz überschrieben –, will glänzen, flirten, eben die 1. Geige spielen. Armer Béla: Wenn das Fräulein Geyer nur
halb so faszinierend war, wie Lisa Batiashvili es ist, können wir deinen Schmerz
nachfühlen. Orchester und Publikum jedenfalls sind ihr am Mittwoch im Nu verfallen.
Frederik Hanssen
Hilfe, der Ball frisst mich!
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Die Philharmoniker
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Orchester der Komischen
Oper / Mischa Maisky
„Ich spiele jedes Konzert,
als wäre es mein letztes“,
proklamiert der lettische
Cellist Mischa Maisky
(Foto), der seit Jahrzehnten als einer der führenden Interpreten seines
Fachs gilt. Unter der Leitung von Generalmusikdirektor Henrik Nánási
werden Dvoraks Cellokonzert h-Moll op. 104“ und
Strauss’ „Ein Heldenleben op. 40“ intoniert.
LIEDERABEND
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Money Monster (OmU) 21; Green Room (OmU) 22.15;
Everybody Wants Some!! (OmU) 22.20; The Witch 22.45;
Babylon, Tel. 61 60 96 93: A The Neon Demon (OmU)
17.10, 19.50, 22.30; B Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen - Demain (OmU) 17; Demolition - Lieben und Leben
(OmU) 19.30, 21.50; fsk, Tel. 614 24 64: f 1 Die Frau mit
der Kamera - Abisag Tüllmann 18; Sworn Virgin - Vergine
giurata (OmU) 20, 22; f 2 Nefesim kesilene kadar - Until I
Lose My Breath: Bis ich meinen Atem verliere (OmU)
18.15; Treppe aufwärts 20.15; The Whispering Star - Hiso
hiso boshi (OmU) 22.15; Intimes, Tel. 29 77 76 40: Sing
Street 17.45; Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 20; Money Monster 22.15; Moviemento, Tel. 692 47
85: M 1 Gayby Baby (OmU) 14.15, 18.30, 20.30, 22.30;
Doktor Proktors Zeitbadewanne 16.15; M 2 Doktor Proktors Zeitbadewanne 10.15; Bibi & Tina: Mädchen gegen
Jungs 12.30; Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen - Demain (OmU) 15; Das Talent des Genesis Potini - The Dark
Horse (OmU) 17.30; Schau mich nicht so an 20.15; Mr.
Gaga (OmenglU) 22.15; M 3 Son of Saul (OmU) 10.45;
Rico, Oskar und der Diebstahlstein 13.15; Ente gut! Mädchen allein zu Haus 15.30; Miss Hokusai - Sarusuberi
Miss Hokusai (OmU) 17.45; Cafe Belgica 20; Cafe Belgica
(OmU) 22.45; Sputnik, Tel. 694 11 47: S 1 The Jungle
Book 16; Sonita (OmU) 17.45; Sing Street (OmU) 19.30;
Stolz und Vorurteil & Zombies - Pride and Prejudice and
Zombies (OmU) 21.30; B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin (OmenglU) 23.15; S 2 Money Monster 16; Ein Mann
namens Ove 17.45; Treppe aufwärts 19.45; Green Room
(OmU) 21.30; Remainder (OmU) 23.15; Tilsiter, Tel. 426
81 29: T 1 Doktor Proktors Zeitbadewanne 14; Mikro &
Sprit 16; Mikro & Sprit - Microbe et Gasoil (OmU) 18; A
Bigger Splash (OmU) 20.15; Der Nachtmahr (DFmenglU)
22.30; T 2 Parchim International 15; Mr. Gaga (OmU) 17;
Wer ist Oda Jaune? (OmU) 19; The Whispering Star - Hiso
hiso boshi (OmU) 20.30; Der Schamane und die Schlange:
Eine Reise auf dem Amazonas - El abrazo de la serpiente
(OmU) 22.45; UCI Friedrichshain, Tel. 42 20 42 20: K 1
Einmal Mond und zurück 14.30; Angry Birds: Der Film
14.30; Ein ganzes halbes Jahr 14.45, 17, 19.45, 22.45;
Central Intelligence 14.45, 17.15, 20; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.45; 3D: Warcraft: The Beginning 16.45, 19.30; The Conjuring II 17, 19.30, 22.30;
Bastille Day 17.15, 20.15, 23; 3D: Alice im Wunderland:
Hinter den Spiegeln 17.30; 3D: X-Men: Apocalypse 22.30;
The Nice Guys 22.45; The Midnight Horror Show 23;
Yorck, Tel. 78 91 32 40: Yorck Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 15, 17.30, 20, 22.20; New Yorck 7
Göttinnen 14.50, 17.10, 19.30, 21.50; Zukunft, Tel. 01
76/57 86 10 79: Zukunft 3 Sing Street (OmU) 18; God of
Happiness (OmenglU) 20; Wild 21.45; Desire Will Set You
Free (OmU) 23.45; Zukunft 4 Junges Licht 18.15; Agnes
(DFmenglU) 20.30; Remainder (OmU) 22.30;
B
LICHTENBERG
CineMotion Hohenschönhausen, Tel. 471 13 70: C 6 Alice
im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15; Warcraft: The Beginning 17.30; Central Intelligence 20.15, 22.40; C 7 Ein
ganzes halbes Jahr 15.10, 17.40, 20.15, 22.45; C 8 Einmal Mond und zurück 14.50; The Conjuring II 17, 19.50;
Bastille Day 22.45; C 9 Central Intelligence 15.15; Bastille
Day 17.40, 19.50; 3D: Warcraft: The Beginning 22.30;
B
MARZAHN-HELLERSDORF
CineStar Hellersdorf, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 Alice im
Wunderland: Hinter den Spiegeln 13.50; 3D: The Jungle
Book 13.55; 3D: Angry Birds: Der Film 14.05; Ein ganzes halbes Jahr 14.10, 17.10, 20, 22.50; Einmal Mond und zurück
14.15; Central Intelligence 14.25, 17.20, 20.20, 23.10;
Angry Birds: Der Film 14.40; The Conjuring II 16.40, 19.50,
22.45; Bastille Day 16.45, 20, 23; 3D: Warcraft: The Beginning 16.50, 19.40, 22.45; 3D: Einmal Mond und zurück 17;
3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.15; 3D:
X-Men: Apocalypse 19.20; Money Monster 19.45; 3D: The
First Avenger: Civil War 22.15; The Nice Guys 22.55; Kiste,
Tel. 998 74 81: Nur Fliegen ist schöner 9, 20.05; Mängelexemplar 14; The Jungle Book 16; Whiskey Tango Foxtrot
18; UCI Eastgate, Tel. 93 03 02 60: U 3 Ein ganzes halbes
Jahr 14.45, 17.30, 20.15, 23; U 4 Central Intelligence
14.30, 17.15, 20, 23; U 5 3D: Alice im Wunderland: Hinter
den Spiegeln 14.15; 3D: Warcraft: The Beginning 17, 20;
Bastille Day 23; U 6 Einmal Mond und zurück 14; Alice im
Wunderland: Hinter den Spiegeln 16.30; The Conjuring II
19.30, 22.45; U 7 Angry Birds: Der Film 14.30, 17; Money
Monster 20.15, 22.45; U 8 The Jungle Book 14.30; Bastille
Day 17.30, 20; Midnight Movie: The Midnight Horror Show Theatre of Fear 23;
B
MITTE
Acud, Tel. 44 35 94 98: A 1 Zoomania 17; Miss Hokusai
19; Ein Mann namens Ove 21; A 2 Tomorrow: Die Welt ist
voller Lösungen - Demain (OmU) 18; Schau mich nicht so
an 20.15; Wild 22; Arsenal, Tel. 26 95 51 00: A 1 Robert
an
einem
Wochentag
Ballaststoff
Gardner: Correspondence; m. Kurzfilmen 20; A 2 Magical
History Tour: Ambavi Suramis tsikhitsa - The Legend of the
Suram Fortress: Die Legende der Festung Surami (OmU)
19.30; Babylon, Tel. 242 59 69: B 1 Monsieur Chocolat
(OmU) 17.15; Parchim International 17.45; Treppe aufwärts 19.30; Remainder (OmU) 19.30; Wer ist Oda Jaune?
20; Everybody Wants Some!! (OmU) 21.30; Happy Hour
21.30; Videoart at Midnight: Lynne Marsh 0; Central, Tel.
28 59 99 73: C 1 Doktor Proktors Zeitbadewanne 14.30;
Cafe Belgica (OmU) 16.30, 23.45; Gayby Baby (OmU)
19.15; The Neon Demon (OmU) 21.15; C 2 Ente gut! Mädchen allein zu Haus 11; Das Talent des Genesis Potini The Dark Horse (OmU) 13; Miss Hokusai - Sarusuberi Miss
Hokusai (OmU) 15.30; The Neon Demon (OmU) 17.30;
Cafe Belgica (OmU) 20; Gayby Baby (OmU) 22.45; CinemaxX Potsdamer Platz, Tel. 040/80 80 69 69: C 1-19
Warcraft: The Beginning 13.30, 19.45; Central Intelligence 13.30, 16.30, 19.30, 22.30; The First Avenger:
Civil War 13.30; Bad Neighbors II 13.30, 15.45, 18,
20.40, 23; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 13.30,
15.30; Angry Birds: Der Film 13.45; 3D: Zoomania 13.45;
3D: The Jungle Book 13.45; Ein ganzes halbes Jahr 14,
17, 20, 23; Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika
14, 16.45, 19.30; Sky - Der Himmel in mir 14; 3D: Einmal
Mond und zurück 14.15; Zoomania 14.15; Kung Fu Panda
III 14.15; Bastille Day 14.30, 17, 20.20, 23; Professor
Love 14.45, 17.15, 19.45; The Jungle Book 14.45,
17.30; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15; The
Conjuring II 16.30, 19.45, 23; 3D: X-Men: Apocalypse
16.30, 19.15, 23; 3D: Angry Birds: Der Film 16.30; Kill
Billy 16.45, 19, 22; Demolition - Lieben und Leben 16.45,
20.15; Money Monster 16.45, 19.45, 22.30; 3D: Warcraft: The Beginning 16.45, 23; Vor ihren Augen 17,
19.45, 22.30; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17, 20, 23; Der Moment der Wahrheit 17.15; Elsterglanz und der Schlüssel für die Weibersauna 17.45,
20.30; Miss Hokusai 17.50; 3D: The First Avenger: Civil
War 19.30, 23; The Neon Demon 20, 23; The Nice Guys
20.10, 23; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 20.15, 23; The
Other Side of the Door 22.10; Stolz und Vorurteil & Zombies 22.15; Green Room 23; The Witch 23; Cineplex Alhambra, Tel. 01 80/505 03 11: A 1-7 3D: Einmal Mond
und zurück 12, 17.05; Einmal Mond und zurück 12, 14.15;
The Jungle Book 12; Kung Fu Panda III 12; Zoomania 12;
Alvin und die Chipmunks IV: Road Chip 12; Angry Birds: Der
Film 12.15, 14.40; Ein ganzes halbes Jahr 14.15, 17,
19.45, 22.30; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln
14.15, 17; Central Intelligence 14.20, 17.20, 20, 22.50;
3D: Warcraft: The Beginning 14.20, 19.30, 22.30; X-Men:
Apocalypse 14.20; The Conjuring II 17, 19.45, 22.30; Bastille Day 17.20, 20, 23; Money Monster 20; The Nice Guys
20.10; 3D: X-Men: Apocalypse 22.30; Stolz und Vorurteil
& Zombies 23; CineStar CUBIX, Tel. 04 51/703 02 00: C
1 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 11, 16.40,
19.30; Ein ganzes halbes Jahr 11.10, 14, 16.50, 19.45,
22.45; Professor Love 11.15; Doktor Proktors Zeitbadewanne 11.30; The First Avenger: Civil War 11.35; Rico,
Oskar und der Diebstahlstein 11.40; Einmal Mond und
zurück 11.50; Central Intelligence 12, 14.45, 17.30,
20.15, 23.15; The Jungle Book 12.15; 3D: The Jungle
Book 13.45; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln
13.50; 3D: Einmal Mond und zurück 14.10; 3D: Warcraft:
The Beginning 14.15, 19.45, 22.50; 3D: The First Avenger: Civil War 14.20; Angry Birds: Der Film 14.50; Bad
Neighbors II 15; 3D: X-Men: Apocalypse 16.20, 19.40,
22.30; How to be Single 17; The Conjuring II 17.15, 20,
23; 3D: Angry Birds: Der Film 17.20; Bastille Day 17.25,
20.30, 23.10; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 17.50; The
Neon Demon 19.50, 22.50; Money Monster 20.40; The
Nice Guys 23.05; The Witch 23.15; CineStar Sony Center,
Tel. 04 51/703 02 00: C 1 Ein ganzes halbes Jahr - Me
Before You (OV) 14, 16.30, 19.30, 22.20; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln - Alice Through the Looking Glass
(OV) 14; 3D: Warcraft: The Beginning (OV) 14, 16.50,
19.45, 22.45; Angry Birds: Der Film (OV) 14; The First
Avenger: Civil War - Captain America: Civil War (OV) 14.10;
3D: The Jungle Book (OV) 14.40; Central Intelligence (OV)
14.45, 17.20, 20.10, 23; 3D: X-Men: Apocalypse (OV)
16.20, 19.40, 23; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den
Spiegeln - Alice Through the Looking Glass (OV) 16.45; The
Conjuring II (OV) 17.10, 20, 22.30; Bastille Day (OV)
17.20, 19.45, 23.15; The Nice Guys (OV) 17.30, 23; The
Neon Demon (OV) 20.20, 23.15; CineStar IMAX, Tel. 04
51/703 02 00: 3D: Galapagos: Wunderland der Natur 11;
3D: Wildes Madagaskar: Die Insel der Lemuren 12.15; 3D:
Warcraft: The Beginning (OV) 13.30, 19.30; 3D: Warcraft:
The Beginning 16.30; 3D: X-Men: Apocalypse (OV) 22.30;
City Wedding, Tel. 01 77/270 19 76: Die Poesie des
Unendlichen 18; Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen Demain (OmU) 20; Filmrauschpalast, Tel. 394 43 44: Evolution (OmenglU) 18; The Witch - The VVitch: A New-England Folktale (OmU) 20; Hackesche Höfe, Tel. 283 46 03:
H 1 Die Prüfung (DFmenglU) 14.30; Cafe Nagler (OmU)
16.30; Demolition - Lieben und Leben (OmU) 18, 20.15,
22.30; H 2 Agnes (DFmenglU) 14.30; Ein neues Leben - In
grazia di dio (OmU) 16.45, 19.30; The Nice Guys (OV)
22.15; H 3 Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika
15, 17.30, 20; Wild (DFmenglU) 22.15; H 4 Solness
(DFmenglU) 15.15, 19.30; Sing Street (OmU) 17.15,
21.30; H 5 Wie die anderen 15.45; Kill Billy - Her er Harold
(OmU) 18, 20; Schau mich nicht so an 22; International,
Tel. 24 75 60 11: International Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 14.30, 17, 19.30; The Lobster (OmU)
21.50; Zeughauskino, Tel. 20 30 44 21: Sohrab Shahid
Saless: Der Weidenbaum 20;
B
NEUKÖLLN
Cineplex Neukölln Arcaden, Tel. 01 80/505 06 44: K 1-9
Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14, 17.30; Warcraft: The Beginning 14, 16.30, 19.45, 22.45; Central Intelligence 14.20, 17, 19.45, 22.30; Vor ihren Augen
14.20, 17, 20.15; Einmal Mond und zurück 14.30, 17.15;
Angry Birds: Der Film 14.30, 17; Zoomania 14.30; Ein ganzes halbes Jahr 14.45, 17, 19.30, 22.15; Bastille Day 15,
17.30, 20, 22.45; The Conjuring II 17, 19.30, 22.45; The
Nice Guys 19.45; The Neon Demon 20, 22.50; 3D: Alice
im Wunderland: Hinter den Spiegeln 20.10; X-Men: Apocalypse 22.30; Stolz und Vorurteil & Zombies 22.40; Money
Monster 22.55; IL KINO, Tel. 81 89 88 99: Ein neues
Leben - In grazia di dio (OmU) 15.30; Sworn Virgin - Vergine
giurata (OmU) 18; Unersättlich!: Arbeiter verlassen die Fabrik (OmenglU) 22; Unersättlich!: White Zombie (OV)
22.45; Unersättlich!: Die Nacht der lebenden Toten
(1968) - Night of the Living Dead (OV) 0.30; Unersättlich!:
Tausendschönchen: Kein Märchen - Sedmikrasky: Daisies
(OmU) 2.30; Unersättlich!: Les saignantes - Die Blutenden
(OmenglU) 4; Neues Off, Tel. 62 70 95 50: The Lobster
(OmU) 17.15, 19.50, 22.30; Passage, Tel. 68 23 70 18:
P 1 Kill Billy 16.30, 18.45, 21, 23; P 2 Tomorrow: Die Welt
ist voller Lösungen 16; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 18.30,
21; P 3 Demolition - Lieben und Leben 18, 20.30, 22.50;
P 4 Sing Street (OmU) 18, 20.30, 22.50; Rollberg, Tel. 62
70 46 45: R 1 The Neon Demon (OV) 17.45, 20.30,
21.40; R 2 Athos - Im Jenseits dieser Welt (OmU) 17.15,
19.30; R 3 The Nice Guys (OV) 17.30, 20, 21.50; The
Witch - The VVitch: A New-England Folktale 22.30; R 4 7
Göttinnen - Angry Indian Goddesses (OmU) 17, 19.30; R 5
Cafe Belgica (OmU) 18.15, 21; UCI Gropius Passagen,
Tel. 66 68 12 34: G 1 Angry Birds: Der Film 14.20; Ein
ganzes halbes Jahr 14.40, 17.15, 20, 23; Central Intelligence 15, 17.35, 20.15, 23; 3D: Warcraft: The Beginning
16.45; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln
16.50; The Conjuring II 17, 19.45, 22.50; Money Monster
19.45; Bastille Day 20, 22.45;
span.
Mittelmeerinsel
Wärmespender
Indianerpfeilgift
Teil des
Mittelmeers
Romanfigur bei
Fleming
(James)
gesund
französisch,
span.:
in
Leitung
bei Filmaufnahmen
Kiefernart
Nudismus
(Abk.)
Inselstaat vor
China
akademischer
Grad
(Abk.)
käuflicher
Gegenstand
extrem,
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DEIKE-PRESS-1207-162
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REINICKENDORF
THEATER
D
Berliner Ensemble, Mitte,
Bertolt-Brecht-Pl. 1, 콯 284 08-155, Mutter
Courage und ihre Kinder, von Bertolt Brecht,
Regie: Claus Peymann, 19.30 Uhr
Deutsches Theater, Mitte,
Schumannstr. 13a, 콯 28 44 12 25,
Autorentheatertage: Das Gelübde, von
Dominik Busch, Gastspiel Schauspielhaus
Zürich, Regie: Lily Sykes, 20 Uhr,
Premiere
DTK - Wasserturm Kreuzberg, Kreuzberg,
Kopischstr. 7, 콯 53 65 76 41, Storytelling
Arena - Syrische Liebesgeschichten, Syrische
Storyteller, Mod.: Rachel Clark, 20 Uhr
English Theatre Berlin, Kreuzberg,
Fidicinstr. 40, 콯 691 12 11, Sinner’s
Circle - The Salem Witch-criers, von Ruby
Grosser, Berlin International Youth Theatre,
19 Uhr, Premiere
Halle Ostkreuz, Lichtenberg, Marktstr. 9-13,
콯695 99 222, The Basement (ab 13
Jahre), Theater Strahl & De Dansers,
Utrecht/NL, Choreogr.: Wies Merkx, 11 Uhr
SPANDAU
STEGLITZ-ZEHLENDORF
D
KLASSIK
Deutsche Oper, Charlottenburg,
Bismarckstr. 34-37, 콯 343 84 343,
Rigoletto, von Giuseppe Verdi,
Regie: Jan Bosse, 19.30 Uhr
SOHRAB SHAHID SALESS
B
B
Adria, Tel. 01 80/505 07 11: Ein ganzes halbes Jahr
15.15, 17.45, 20.15; Monty Python: Das Leben des Brian
22.40; Bali, Tel. 811 46 78: Ephraim und das Lamm 16;
Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst 18; Fritz Lang
20.30; Capitol, Tel. 831 64 17: Vor der Morgenröte - Stefan
Zweig in Amerika 15.30, 18, 20.30; Cineplex Titania, Tel.
01 80/505 05 20: T 1-7 Doktor Proktors Zeitbadewanne
10, 11.55; Einmal Mond und zurück 10, 12.05, 14.45; Zoomania 10, 12.20; 3D: Angry Birds: Der Film 10, 12; Angry
Birds 10, 12.05, 14.50, 17.15; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 10, 12.10; The Jungle Book 10, 12.20; Alice im
Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.10; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.15, 16.50, 20.10; 3D: Warcraft: The Beginning 14.20, 17.10, 20, 22.50; Central Intelligence 14.25, 17.05, 19.45, 22.30; X-Men: Apocalypse
14.25, 22.40; The Conjuring II 17, 19.30, 22.45; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 17.20, 20, 22.50; Bastille Day 17.30,
20.15, 22.45; The Nice Guys 20, 22.45; Thalia, Tel. 774 34
40: T 1 Ein ganzes halbes Jahr 15.30, 18, 20.30; Warcraft:
The Beginning 15.30; 3D: Angry Birds: Der Film 15.30; 3D:
Einmal Mond und zurück 15.45; The Conjuring II 17.45,
20.30; Central Intelligence 18, 20.30; The Nice Guys 18;
3D: Warcraft: The Beginning 20.30;
TEMPELHOF-SCHÖNEBERG
B
Cinema Walther-Schreiber-Platz, Tel. 852 30 04: Birnenkuchen mit Lavendel 15.30; Der Moment der Wahrheit 17.50;
Money Monster 20.40; Cosima, Tel. 85 07 58 02: Birnenkuchen mit Lavendel 18; Monsieur Chocolat 20.15; Xenon,
Tel. 78 00 15 30: Mr. Gaga (OmU) 18; Gayby Baby u. Gespr.
20;
TREPTOW-KÖPENICK
B
Astra, Tel. 636 16 50: A 1-5 Einmal Mond und zurück 14;
Ein ganzes halbes Jahr 15, 17.30, 20, 22.30; Central Intelligence 15, 17.30, 20, 22.30; Alice im Wunderland: Hinter
den Spiegeln 15; Angry Birds: Der Film 15; 3D: Einmal
Mond und zurück 16; The Conjuring II 17.30, 20, 22.30;
3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.30; Bastille Day 18, 20.15, 22.30; 3D: Warcraft: The Beginning
20, 22.30; Casablanca, Tel. 677 57 52: Südafrika - Der
Kinofilm 16.15; Nur Fliegen ist schöner 18.15; Monsieur
Chocolat 20.30; CineStar Treptower Park, Tel. 04
51/703 02 00: C 1 Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.30; Angry Birds: Der Film 17.25; The Conjuring II
19.55; Stolz und Vorurteil & Zombies 23.10; C 2 3D: Warcraft: The Beginning 14.30; Bastille Day 17.30, 20.10,
22.45; C 3 God of Happiness 14.55; 3D: The Jungle Book
17.25; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln
20.05; The Witch 23.05; C 4 3D: Angry Birds: Der Film
14.40; 3D: Einmal Mond und zurück 17.10; 3D: X-Men:
Apocalypse 19.35; The Nice Guys 23; C 5 Ein ganzes halbes Jahr 14, 16.50, 19.45, 22.35; C 6 Central Intelligence 14.05, 16.55; 3D: Warcraft: The Beginning 19.55,
23; C 7 Einmal Mond und zurück 14.10; 3D: Warcraft: The
Beginning 16.35; Money Monster 19.35; The Conjuring II
22.30; C 8 Angry Birds: Der Film 14.20; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 16.50; Central Intelligence
19.45, 22.35; C 9 The Jungle Book 14.05; The Conjuring II
16.35; The Nice Guys 19.45; 3D: X-Men: Apocalypse
22.40; Spreehöfe, Tel. 538 95 90: K 1 Ein ganzes halbes
Jahr 15, 17.30, 20; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15.15; Angry Birds: Der Film 15.30; Central Intelligence 15.45, 18, 20.30; Einmal Mond und zurück 15.45;
The Nice Guys 17.45; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den
Spiegeln 17.45; Bastille Day 18, 20.30; Money Monster
20.15; 3D: Warcraft: The Beginning 20.15; Union, Tel. 65
01 31 41: Der Moment der Wahrheit 15.15; 3D: Angry
Birds: Der Film 15.30; Ein ganzes halbes Jahr 15.30, 18,
20.30; 3D: X-Men: Apocalypse 18, 21; Mein Praktikum in
Kanada 18.30; Mängelexemplar 21;
B
B-ware! Open Air FMP1, Tel. 63 41 31 15: Dämonen und
Wunder - Dheepan 22.15; Freiluftkino Friedrichshagen,
Tel. 65 01 31 41: Der Familienschreck 21.30; Radio
EINS-Freiluftkino Friedrichshain Das brandneue Testament 21.45; Hasenheide, Tel. 283 46 03: Spotlight
21.45; Freiluftkino Kreuzberg Das brandneue Testament Le tout nouveau testament (OmU) 21.45; Sommerkino Kulturforum am Potsdamer Platz, Tel. 89 37 14 31: The Revenant - Der Rückkehrer (OmU) 22; Freiluftkino Rehberge Er
ist wieder da 21.45; Nomadenkino Holzmarkt 25 - Mörchenpark, Tel. 26 94 89 45: Wild 21.30; Open-Air-Kino
Kulturfabrik Moabit, Tel. 394 43 44: Bande de filles
(OmU) 22; Pompeji, Tel. 01 76/57 86 10 79: Lo Sound
Desert 21.45.
Alle Angaben ohne Gewähr
Bassy Cowboy Club, Prenzlauer Berg,
Schönhauser Allee 176a, The Ditchrunners
(Honky Tonkin’ Gypsy Gutter Grass), 22 Uhr
Berghain, Friedrichshain, Am Wriezener
Bahnhof, Merge / Blanck Mass / Föllakzoid /
Mueran Humanos u. a. (Elektro, Psychedelic,
Industrial, Techno), 21 Uhr
Bergmannstraße, Kreuzberg
Bergmannstraßenfest 2016: Kat Baloun
& Friends (Blues) / Desney Bailey Band
(Jazz’n Blues) / Safe, Sane & Single (Blues’n
Boogie), Bühne Zossener Straße, 16 Uhr
BKA, Kreuzberg, Mehringdamm 34,
콯202 20 07, Friede, Freunde, Haifischweide: Meystersinger, 20 Uhr
Kammermusiksaal, Tiergarten,
Herbert- von-Karajan-Str. 1, 콯 254 88-132,
Umsungen - Die Welt der Vokalmusik:
Rund um Cole Porter: Magdalena Kozená
(Mezzosopran) mit Ondrej Havelka and his
Melody Makers, 20 Uhr
Lido, Kreuzberg, Cuvrystr. 7,
콯69 56 68 40, 20 Jahre Karrera Klub:
Tele / Schrottgrenze / Herrenmagazin /
Rdgldgrn / Yumi Zouma / Kytes u. a., 21 Uhr
Jannowitzbrücke, Mitte 47 99 74 59,
Mord Ahoi! Dinner & Krimi auf der Spree,
krimimobil - Komödie zum Essen!, Anlegestelle Stern und Kreisschifffahrt, 19.30 Uhr
Klimperkasten im Ratskeller,
Charlottenburg, Otto-Suhr-Allee 102,
콯785 64 77, Berlin? Berlin!, 19.45 Uhr
Köpenicker Rathaushof Theater, Köpenick,
Alt-Köpenick 21, 콯 91 90 17 93,
110. Köpenickiade: Der Hauptmann von
Köpenick - Das Musical, von Heiko Stang
nach Carl Zuckmayer, 19.30 Uhr, Premiere
Ratibortheater, Kreuzberg, Cuvrystr. 20,
콯83 03 75 04, Das große 7, Die Gorillas,
Improvisationstheater, 20.30 Uhr
Stachelschweine, Charlottenburg,
Tauentzienstr. 9-10, 콯 261 47 95,
Ausweg freihalten, 20 Uhr
B
Cineplex, Tel. 01 80/505 02 11: K 1-5 Einmal Mond und
zurück 10, 12.10, 14.20; Angry Birds: Der Film 10, 11.55,
15; Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs 10; Rico, Oskar und
der Diebstahlstein 10; The Jungle Book 10, 12.30; 3D:
Einmal Mond und zurück 12.20; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 12.30, 15; Ein ganzes halbes Jahr 14.10,
16.50, 19.30, 22.15; Central Intelligence 14.30, 17.10,
20.10, 22.50; The Conjuring II 16.40, 19.45, 22.50; 3D:
Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.30; Bastille
Day 17.40, 20.15, 22.35; 3D: Warcraft: The Beginning
20, 22.50; Kulturhaus Spandau, Tel. 333 60 81: The Lady
in the Van 18.15; Nur Fliegen ist schöner 20.15;
20 Uhr, 19–39 Euro
Komische Oper
Behrenstr. 55–57, Mitte
TERMINE
CineStar Tegel, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 13.55; Angry Birds: Der Film
14, 16.45; 3D: Einmal Mond und zurück 14.10; 3D: The
Jungle Book 14.20; 3D: Angry Birds: Der Film 14.25; 3D:
Warcraft: The Beginning 14.30, 16.40, 20.15, 22.55; Ein
ganzes halbes Jahr 14.35, 16.35, 19.30, 22.25; Bad
Neighbors II 14.45; Central Intelligence 15.05, 17.45,
20.25, 23.15; Money Monster 16.55, 19.35; The Conjuring II 17, 20.10, 22.40; Jussi Adler-Olsen: Erlösung
17.05, 20; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln
17.25; Bastille Day 17.30, 20, 23.20; 3D: X-Men: Apocalypse 19.40, 22.15; Vor ihren Augen 19.50; The Nice Guys
22.50; Stolz und Vorurteil & Zombies 23.10; The Witch
23.25;
FREILUFTKINOS
Tierwelt
Schiffsetage
PANKOW
Blauer Stern, Tel. 47 61 18 98: B 1-2 Rico, Oskar und der
Diebstahlstein 15.45; 3D: Angry Birds: Der Film 15.45;
Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 18, 20.15;
Hannas schlafende Hunde 18; Schau mich nicht so an
20.15; BrotfabrikKino, Tel. 471 40 01: Wanja 19; Miss
Hokusai - Sarusuberi Miss Hokusai (OmU) 21; Hated: GG
Allin and the Murder Junkies - Gehasst: Extrem: GG Allin Der meistgehasste Mann des Punk (OmU) 23; FT am Friedrichshain, Tel. 42 84 51 88: F 1 The Lobster (OmU) 15,
17.45, 20.30, 23; F 2 Athos - Im Jenseits dieser Welt 15,
18; Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst 15.45; 7
Göttinnen 16.45, 20.15; F 3 Kill Billy 17, 19, 21; F 4
Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen 15.30; The Neon
Demon (OmU) 18, 20.45; F 5 Einmal Mond und zurück
14.45; Demolition - Lieben und Leben 19; Demolition Lieben und Leben (OmU) 21.20; Kino in der Kulturbrauerei, Tel. 04 51/703 02 00: K 1-8 Doktor Proktors Zeitbadewanne 14.15; Ein ganzes halbes Jahr 14.30, 17, 19.45,
22.30; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.50;
Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 15, 17.30,
20, 22.40; 3D: Einmal Mond und zurück 15; The Jungle
Book 15; Kill Billy 15.15, 20; 7 Göttinnen 15.20, 20.10;
Mängelexemplar 17; Cafe Belgica 17.20, 20.10; 3D: Alice
im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.20; The Neon Demon 17.30, 20.15, 22.50; The Nice Guys 17.30, 22.20;
Gayby Baby (OmU) 18; Demolition - Lieben und Leben
19.50; Money Monster 20.15, 22.40; Vor ihren Augen
22.20; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 22.40; Der Nachtmahr
22.55; Krokodil, Tel. 44 04 92 98: Sworn Virgin - Vergine
giurata (OmU) 19; Athos - Im Jenseits dieser Welt (OmU)
20.30; Toni, Tel. 92 79 12 00: Toni Alice im Wunderland:
Hinter den Spiegeln 15.30; Der Moment der Wahrheit
17.45, 20; Tonino The Jungle Book 16; Sky - Der Himmel in
mir 18.15; Money Monster 20.15; UCI Colosseum, Tel. 44
01 92 00: C 1 Zoomania 14.15; Alice im Wunderland:
Hinter den Spiegeln 14.15; Ein ganzes halbes Jahr 14.30,
17.15, 20, 22.45; Angry Birds: Der Film 14.30; Einmal
Mond und zurück 14.55; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 15; 3D: Warcraft: The Beginning 15; Central Intelligence 15.15, 17.45, 20.15; Money Monster 15.20; The
First Avenger: Civil War 16.45; Vor ihren Augen 17; 3D:
Angry Birds: Der Film 17; The Conjuring II 17.10, 20.15,
22.45; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 17.15; Bastille Day
17.45, 20.15, 22.45; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den
Spiegeln 17.45, 20; X-Men: Apocalypse 19.30; The Nice
Guys 20; Warcraft: The Beginning 20; 3D: The Jungle Book
20.20; Midnight Movie: The Midnight Horror Show 23;
Sneak Preview 23;
20 Uhr, 15-35 Euro
Kammermusiksaal
H.-v.-Karajan-Str. 1, Tierg.
Foto: Werkstattfilm Oldenburg
CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF
Astor, Tel. 883 85 51: Ein ganzes halbes Jahr 15, 17.35,
20.15, 22.50; Bundesplatz, Tel. 85 40 60 85: Cafe Belgica
15.30; Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst - Peggy
Guggenheim: Art Addict (OmU) 18; Cafe Belgica (OmU)
20.30; Cinema Paris, Tel. 881 31 19: 7 Göttinnen 15.30,
18, 20.30; Delphi, Tel. 312 10 26: Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 15.30, 18, 20.30; Eva, Tel. 92 25 53
05: Cafe Nagler (OmU) 16; Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen 17.45; Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst
20.30; Filmkunst 66, Tel. 882 17 53: F 1 Der Moment der
Wahrheit 17.30; Demolition - Lieben und Leben 20.15; Sing
Street 22.15; F 2 Athos - Im Jenseits dieser Welt 17.45;
Cafe Belgica 20; Solness 22.15; Kant, Tel. 319 98 66: K 1
The Lobster (OmU) 15, 17.45, 20.30; K 2 Kill Billy 15.45,
18, 20.15; K 3 Birnenkuchen mit Lavendel 16.30; Nur Fliegen ist schöner 18.45; Peggy Guggenheim: Ein Leben für
die Kunst - Peggy Guggenheim: Art Addict (OmU) 21; K 4 Einmal Mond und zurück 15.30; Tomorrow: Die Welt ist voller
Lösungen 17.30, 20; K 5 Peggy Guggenheim: Ein Leben für
die Kunst 16.15; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 18.30, 20.50;
Zoo Palast, Tel. 018 05/22 29 66: Z 1 Ein ganzes halbes
Jahr 14.45, 17.25, 20.15; Central Intelligence 23.10; Z 2
Central Intelligence 15.15, 17.50, 20.30; Ein ganzes halbes Jahr 23.10; Z 3 3D: Alice im Wunderland: Hinter den
Spiegeln 15; 3D: Warcraft: The Beginning 17.45; Bastille
Day 20.45, 23.10; Z 4 Angry Birds: Der Film 15.30; Money
Monster 18; The Nice Guys 20.30, 23.15; Z 5 3D: The
Jungle Book 14.45; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den
Spiegeln 17.15; Money Monster 20; 3D: X-Men: Apocalypse 22.30; Z A Einmal Mond und zurück 15.20; Bastille
Day 17.30; Vor ihren Augen 19.45, 22.15; Z B Ein Hologramm für den König 15.15; Der Moment der Wahrheit
17.40; The Neon Demon 20.30, 23.15;
KINOPROGRAMM
Foto: Hideki Shiozawa
Rund um Cole Porter
Opernstimmen, die Jazz
und Pop interpretieren?
Das ist häufig peinlich und
überflüssig, kann aber
auch glücklich machen.
Magdalena Kozena (Foto)
schwebt bei Ihrem ColePorter-Abend ein Originalsound à la Max Raabe vor,
den Ondrej Havelka and
his Melody Makers bestens beherrschen.
Der Weidenbaum
Bis Ende des Monats bietet das Zeughauskino die seltene Gelegenheit,
Arbeiten von Sohrab Shahid Saless
zu sehen: Der iranische Filmemacher, der wichtige Jahre in Deutschland verbrachte, gehört zu den großen Außenseitern im Kino der 70er
und 80er Jahre. Er erzählt weniger
Geschichten, als dass er Situationen
beschreibt – und dies mit viel Geduld. 1984 entstand seien Tschechow-Adaption über einen Knecht,
der Zeuge eines Mordes wird.
20 Uhr, 5 Euro
Zeughauskino
Unter den Linden 2, Mitte
Literarisches Colloquium Berlin, Wannsee,
Am Sandwerder 5, 콯 816 99 60, Georgische Nacht, Zaza Burchuladze, Tamta
Melashvili, Aka Morchiladze, Lesung und
Gespräch, 20 Uhr
Literaturhaus Berlin, Charlottenburg,
Fasanenstr. 23, 콯88 72 86-0, Friedrich
Gundolf, Elisabeth Salomon: Briefwechsel
(1914-1931), Gunilla Eschenbach und
Helmuth Mojem, 20 Uhr
PBHFClub, Friedrichshain, Str. der Pariser
Kommune 8, Serienmord, Dr. Mark Benecke,
20 Uhr
St. Bartholomäus-Kirche, Friedrichshain,
Friedenstr. 1, 콯 241 14 05, Musik und
Literatur: Träum mich, Geliebte, Barbe Maria
Linke, Buchvorstellung mit Musik, 19 Uhr
VORTRÄGE
Deutsches Theater, Mitte, Schumannstr.
13a, 콯 28 44 12 25, Autorentheatertage:
3 aus 175, Dominik Busch, Stefan Hornbach
und Jakob Nolte im Gespräch mit Barbara
Behrendt und John von Düffel, 18.30 Uhr
Haus der Demokratie und Menschenrechte,
Prenzlauer Berg, Greifswalder Str. 4,
콯20 16 55 20, Raus aus der Nische, rein
in die Gesellschaft! Wie wird Entwicklungspolitik relevanter?, Prof. Dr. Theo Rauch,
Jahresveranstaltung mit Vortrag und
Diskussion mit Grit Hanneforth, Heike
Spielmans und Dr. Karamba Diaby, Mod.:
Andreas Rosen, Anm. erb.: 42 85 13 85,
15 Uhr
Helle Panke, Prenzlauer Berg,
Kopenhagener Str. 9, 콯 47 53 87 24,
Geschichte: 1916-2016: Ein Leben als
kritischer Kommunist, Prof. Theodor Bergmann, Mod.: Prof. Mario Kessler, 19 Uhr
Pestalozzi-Fröbel-Haus, Schöneberg,
Karl-Schrader-Str. 7-8, Meditation im Alltag Training auf dem Meditationskissen, Holger
Schmidt, Haus 1, Aula, 19 Uhr
Polnisches Institut Berlin, Mitte,
Burgstr. 27, 콯 24 75 81 17, Seitenwechsel.
Wojtek Blecharz im Gespräch mit Karl Heinz
Jeron, 19 Uhr
Sprechsaal, Mitte, Marienstr. 26,
콯27 58 09 40, Poor White, Indra Wussow,
19.30 Uhr
FÜHRUNGEN
HAU 2, Kreuzberg, Hallesches Ufer 32,
콯25 90 04 27, Der Spielmacher - Ein
Fussical, von Maurice Summen & Patrick
Wengenroth, 20 Uhr, Premiere
Kleines Theater, Friedenau, Südwestkorso
64, 콯 821 20 21, Alte Liebe, nach Elke
Heidenreich, Regie: Karin Bares, 20 Uhr
Maxim Gorki Theater, Mitte, Am Festungsgraben 2, 콯 20 22 11 15, Meteoriten,
von Sasha Marianna Salzmann,
Regie: Hakan Savas Mican, 19.30 Uhr,
letzte Vorstellung in dieser Spielzeit
Renaissance-Theater, Charlottenburg,
Hardenbergstr. 6, 콯 312 42 02, Quartetto,
von Ronald Harwood, Regie: Torsten Fischer,
20 Uhr
Schaubühne, Wilmersdorf, Kurfürstendamm
153, 콯 89 00 23, Mitleid. Die Geschichte
des Maschinengewehrs, von Milo Rau,
19.30 Uhr
Fear, Regie: Falk Richter, Saal A, 20 Uhr,
mit engl. ÜT
Sophiensaele, Mitte, Sophienstr. 18,
콯283 52 66, Curtain Call!, von und mit
Judith Rosmair, Hochzeitssaal, 20 Uhr
Theater Größenwahn - Deutsch-Jüdische
Bühne Bimah, Wilmersdorf, Meinekestr. 24,
콯251 10 96, Marlene Dietrich im Café
Größenwahn, von Dan Lahav, 20.30 Uhr
Theater im Treptower Park, Treptow,
Puschkinallee 16a, 콯 53 69 51 50/52,
Loving Paul, John, George & Ringo,
Kobalt-Figurentheater, 20 Uhr
Theater unterm Dach, Prenzlauer Berg,
Danziger Str. 101, 콯 9 02 95 38 17,
Golden Girls GmbH - Aufstand im Altenheim,
von Wenke Hardt, hardt attacks, Regie:
Wenke Hardt, Choreogr.: Eli Ho, 20 Uhr
Volksbühne, Mitte, Rosa-Luxemburg-Platz,
콯240 65-777, Apokalypse nach der Offenbarung des Johannes, Regie: Herbert Fritsch,
19.30 Uhr
Zimmertheater Steglitz, Steglitz,
Bornstr. 17, 콯 25 05 80 78, Jörg Berger Meine zwei Halbzeiten, von und mit Stefan
Kleinert, 20 Uhr
SHOW
D
Admiralspalast, Mitte, Friedrichstr. 101-102,
콯22 50 7000, Cavewoman, Studio,
19.30 Uhr
Bluemax Theater, Tiergarten, MarleneDietrich-Pl. 4, 콯 01805/44 44, Blue Man
Group - The Show, Regie: Caryl Glaab, 20 Uhr
BühnenRausch, Prenzlauer Berg,
Erich-Weinert-Str. 27, 콯 44 67 32 64,
Der Freitagskrimi, Improvisationstheater
Schmetterlings, 20 Uhr
Circus Schatzinsel, Kreuzberg,
May-Ayim-Ufer 4, 콯22 50 24 61, UrBahn,
Circustheater, 19 Uhr, Premiere
Comedy Club Kookaburra, Mitte,
Schönhauser Allee 184, 콯 48 62 31 86,
Abgründe des Alltages, Klaus Nothnagel,
20.30 Uhr
Distel, Mitte, Friedrichstr. 101,
콯204 47 04, Pabel Bluffka,
Haupt & Leibold, Studio, 19.30 Uhr
Wohin mit Mutti?, 20 Uhr
D
Kantine am Berghain, Friedrichshain,
Rüdersdorfer Str. 70, Sampling Barock
/ Händel: Musica Sequenza, Barockmusik
und elektronische Klänge - Record Release,
mit Vorband Plurabelle u. a., 21 Uhr
Komische Oper, Mitte, Behrenstr. 55-57,
콯47 99 74 00, Sinfoniekonzert 7:
Orchester der Komischen Oper Berlin, Ltg.
Henrik Nánási; Mischa Maisky (Violoncello),
Werke von Dvorák und Strauss, 20 Uhr
Konzerthaus Berlin, Mitte, Gendarmenmarkt,
콯203 09 21 01, Konzerthaus Quartett
Berlin, Haydn: Streichquartett A-Dur op. 20
Nr. 6; Bartók: Streichquartett Nr. 4; Tschaikowsky: Streichquartett Nr. 3 es-Moll op. 30,
Kl. Saal, 20 Uhr
Foto: Bogenberger/autorenfotos
LESUNG
Benedict Wells
Der Liebesroman „Vom Ende der
Einsamkeit“ über Verlust und Einsamkeit stellt die Frage, was in einem Menschen unveränderlich ist.
20 Uhr, Eintritt frei
Buchladen Bayerischer Platz
Grunewaldstr. 59, Schöneberg
Philharmonie, Tiergarten,
Herbert-von-Karajan-Str. 1,
콯254 88-132/-301, Uni-Musikfest: Collegium Musicum Berlin - Sinfonieorchester,
Chöre und Big Band, Werke von Tschaikowski,
Mahler, Brahms, Ellington u. a., 20 Uhr
Radialsystem V, Friedrichshain, Holzmarktstr. 33, 콯 288 78 85 88, Nationaloper
#2: Freischütz - Hazám - Schweizerpsalm,
Ltg.: Vicente Larrañaga, Novoflot (Berlin),
Kretakör (Budapest), Krautproduktion
(Zürich), Regie: Sven Holm, 19 Uhr, Premiere
Schloss Glienicke, Wannsee, Königstr. 36,
콯80 58 67 50, Französischer Abend:
Mitglieder des RSB, Französische Bläsermusik, Violinsonate und Klaviertrio von
Maurice Ravel, 19 Uhr
Staatsoper im Schiller Theater, Charlottenburg, Bismarckstr. 110, 콯 20 35 45 55,
Orfeo ed Euridice, von Christoph Willibald
Gluck, Regie: Jürgen Flimm, 19.30 Uhr
ROCK - POP - JAZZ
Acud Macht Neu, Mitte, Veteranenstr. 21,
콯98 35 26 13, Moonface and Siinai,
19 Uhr
D
Passionskirche, Kreuzberg,
Marheinekepl. 1-2, 콯 69 40 12 41,
Bergmannstraßenfest 2016: Ensemble
Tangerina / K#, 19.30 Uhr
Privatclub, Kreuzberg, Skalitzer Str. 85-86,
콯61 67 59 62, Aino Loewenmark (Pop),
20 Uhr
Quasimodo, Charlottenburg, Kantstr. 12a,
콯318 04 56 70, Jimmy Gee (Rock, Blues),
22 Uhr
Schlot, Mitte, Invalidenstr. 117,
콯448 21 60, berliner Kunstfabrikate #4:
Zmei3 (Rough Romanian Soul), 21.30 Uhr
Schokoladen Mitte, Mitte, Ackerstr.
169-170, 콯 282 65 27, The Sonnenbergs
(Trash-Pop’n’Roll) / Mondo Fumatore
(Fuzz-Psych-Pop), 19 Uhr
SO36, Kreuzberg, Oranienstr. 190,
콯61 40 13 06, Abwärts, 19 Uhr
Werkstatt der Kulturen, Neukölln,
Wissmannstr. 32, 콯 609 77 00, World
Wide Music: Abhay Rustum Sopori (fusion,
hindustani classical, sufyana musiqi),
21 Uhr
Yorckschlösschen, Kreuzberg, Yorckstr. 15,
콯215 80 70, The Allers (R’n’B), 21 Uhr
PARTY
D
Humboldthain Club, Wedding, Hochstr. 46,
콯46 90 53 65, Spule Musik: Ricardo Bajo,
Ohne Alles (live), Mike Book, Sokool, Josh
Vox, Simou (live), Dojas, Ale Castro u. a.
(House, Techno), 23.59 Uhr
Kosmonaut, Lichtenberg, Wiesenweg 1-4,
Aquarius Heaven, Steve Hope, Reznik, Bara
Bröst, Liam Lindberg, Kaiser Souzai, Sleepy
& Boo, Micol Danieli u. a., 23.59 Uhr
Magdalena, Friedrichshain, Alt-Stralau 1-2,
M meets 10 Jahre Unrilis: Luigi Madonna,
Markantonio, Petter B, Pierre Deutschmann,
Daniel Boon, Namito, Daniel Dreier, Pascale
Voltaire, 23.59 Uhr
M-BIA Berlin, Mitte, Dircksenstr. 123,
Kwarz: Buttschaft, BjörnvomBerg, Novitch,
Richard Moon, Daniel Diaz, Bart (Techno),
23.59 Uhr
Ritter Butzke, Kreuzberg, Ritterstr. 24,
We Still...: Ian Pooley, Konrad Black,
Turmspringer, Sutsche, Michael Placke,
Lilly Deupré, Por.No, 23.55 Uhr
Rosi's, Friedrichshain, Revaler Str. 29,
Popmonitor: A Design For Life, Popmonitor
DJs, Franz Matthews, 22 Uhr
Suicide Circus, Friedrichshain, Revaler
Str. 99, Artist Unknown (live), The Hacker,
Housemeister, Fra Soler (Artist Unknown
Record Pre-Release), 23.59 Uhr
LITERATUR
D
Freilichtbühne Weißensee, Weißensee,
Große Seestr. 9-10, 콯 247 27 801,
Tiere streicheln Menschen, Actionlesung
mit Gästen: Matthias Schrei aka. Die Blockflöte des Todes, Andreas „Spider“ Krenzke,
Nicola Rost, 19.30 Uhr
Krumulus, Kreuzberg, Südstern 4,
Mein bisher bestes Jahr, Daniela Böhle,
Jugendbuch, Buchpremiere, 16.30 Uhr
D
D
Berliner Autoren Führungen, Mitte,
콯282 58 77, Fontane, Brecht & Co. Die Friedrich-Wilhelm-Stadt, Führung durch
das Künstler- und Gelehrtenquartier um die
Charité, Treff: am Berliner Ensemble,
14 Uhr
Berliner Waldmuseum, Grunewald,
Königsweg 4, 콯 813 34 42, Nachtwanderung im Grunewald, Treff: wird bei Anm.
genannt, 21 Uhr
Hamburger Bahnhof / Museum für Gegenwart Berlin, Tiergarten, Invalidenstr. 50-51,
콯39 78 34 11, Zeitgenossenschaft Was ist eigentlich zeitgenössische Kunst?
Treff: Information, 16 Uhr
KINDER
D
Backfabrik, Prenzlauer Berg, Saarbrücker
Str. 36-38, 콯 440 31 611, Die Muckemacher (Cumbia, Rocksteady, HipHop Afrobeat, CD-Release-Kinderkonzert), 17 Uhr
Figurentheater Grashüpfer, Treptow,
Puschkinallee 16a, 콯 53 69 51 50,
Märchenabend am Feuer (ab 6 Jahre),
freies Erzählen, Theaterhof, 18 Uhr
Grips Podewil, Mitte, Klosterstr. 68,
콯39 74 74 77, Don Quixote (ab 8 Jahre),
von Lutz Hübner, Regie: Barbara Hauck,
10 Uhr
Kulturhaus Karlshorst, Treskowallee 112,
콯475 94 06 10, 55 77 52 52, Parkaue
Unterwegs: Der Elefant (5-9 Jahre),
von Alexander Kuprin, Regie: Kay Wuschek,
10 Uhr
Theater an der Parkaue, Lichtenberg,
Parkaue 29, 콯 55 77 52 52, Reise zum
Mittelpunkt der Erde (ab 9 Jahre), nach Jules
Verne, Regie: Thomas Fiedler, 10 Uhr
KUNST
D
Bourouina Gallery Berlin, Charlottenburg,
Carmerstr. 11, 콯 75 51 24 77, Perfect
Blue, Jani Hänninen, Malerei, 11-18 Uhr
Freizeitforum Marzahn, Marzahn,
Marzahner Promenade 55, 콯 542 70 91,
Museum für alle! Die Nulis-Maske in
Marzahn, 9-19 Uhr
Galerie im Turm, Friedrichshain, Frankfurter
Tor 1, 콯 422 94 26, Turm Turm Turm Die Galerie in drei Kapiteln, Stephanie Keitz,
J&K, Lola Göller, 11-19 Uhr
Gotisches Haus, Spandau, Breite Str. 32,
콯3 54 94 42 97, Die Zeit liegt immer
vor uns..., Xaver Mayer, Grafik, Malerei,
10-18 Uhr
Haus am Lützowplatz, Tiergarten,
Lützowpl. 9, 콯 261 38 05, Der feine Riss.
Zeitgenössische Malerei auf dem historischen Feld, Ernie Luley Superstar, Nguyen
Xuan Huy, Till Rabus u. a., 11-18 Uhr
Humboldt-Universität Juristische Fakultät,
Mitte, Bebelpl. 1 Raum für Gedanken.
Partizipative Installation zum Thema
Rechtslage für Flüchtlinge, Kathrin Ollroge,
9-18 Uhr, Kommode
Kunststiftung Poll, Mitte, Gipsstr. 3,
콯28 49 62 50, Andreas Kaps. Malerei &
Zeichnung, 12-18 Uhr
Mehdi Chouakri, Mitte, Invalidenstr. 117,
콯28 39 11 53, Surf, Gerwald Rockenschaub, 11-18 Uhr
WISSEN & FORSCHEN
Die neue Exzellenzstrategie fokussiert die Cluster
auf wenige Unis, kritisiert die Grüne Krista Sager
Erbleiden ausschalten,
Schutz vor HIV: Der
Ethikrat beriet, wann das
Erbgut von Embryonen
verändert werden darf
Von Jana Schlütter
Abwägung. Eltern wollen das Beste für ihr Kind. Doch dürfen sie seine Gesundheit schützen, indem Gene geändert werden?
So wird das Erbgut verändert
Cas9-Enzym
enthält molekulare
„Erbgutscheren”
Foto: imago
1. Eine spezifische Erbgutsequenz
wird zusammen mit einer Leit-RNS
sowie den „Erbgutscheren“ in den
Zellkern gebracht.
Leit-RNS
Ersatz-Erbgutstück
3. Dort dockt der Komplex an.
Die Scheren schneiden beide
Stränge des Erbguts durch,
das importierte Erbgutstück
wird eingefügt.
elf Plätze haben wollen, sondern 13 bis
15, aus denen man elf auswählen kann.
Ob die Auswahl unter diesen Umständen
„immer nach strengen wissenschaftlichen Kriterien möglich sein wird, wird
man sehen“, meint Sager.
Da es zwischen 45 und 50 Cluster bundesweit geben soll, blieben für alle anderen Unis jedenfalls nur noch 15 bis 20
Cluster übrig – und das, „obwohl die Clusterförderung eigentlich
als das Herzstück auch
der neuen Exzellenzinitiative angesehen wird“,
wie Sager feststellt.
Da Bund und Länder
sich nach der Intervention Hamburgs unlängst
darauf geeinigt haben,
nach der ersten Runde
Sager
mindestens vierAufsteiger zu nominieren, könnte sich der Kreis
derExzellenzunis dannsogarauf15erweitern – was eine weitere Fokussierung der
Cluster nötig machen würde. Zwar sei es
unwahrscheinlich, dass es schließlich 15
Exzellenzunis gibt. Doch da die Gutachter
zu einem Zeitpunkt über die Cluster entscheiden, wo sie die Zahl der Absteiger
noch gar nicht kennen, müssten sie die
Cluster so konzentrieren, dass gegebenenfalls ein Szenario elf plus vier möglich ist.
DerEffekt: „Die Förderlinie,Exzellenzuniversität‘ würde zunehmend den Förderteil ,Forschungscluster‘ auf- und aussaugen“, erklärt Sager. Dies würde geradeden
Weg für Newcomer und neue Themen erschweren. „Die Förderung hervorragender Forschungsverbünde auch unabhängig von der Größe und Bedeutung der jeweiligen Gesamtinstitution würde zunehmend kaputt gemacht.“
Anja Kühne
Welche Unis werden von der neuen Exzellenzstrategie profitieren? Vermutlich
werden es andere und weniger sein als
bei der bisherigen Exzellenzinitiative.
Für kleinere Unis sinken die Chancen, Exzellenzuni zu werden. Und für die große
Mehrheit der Unis sinken die Chancen,
ein Cluster einzuwerben. Außerdem
dürfte der Einfluss der Zukunftskonzepte
bei der Auswahl deutlich abnehmen. So
sieht es Krista Sager, bis 2013 wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen
im Bundestag und Mitglied im Kuratorium der Humboldt-Universität.
Sager weist auf die neuen Voraussetzungen hin, die die zukünftigen
Exzellenzunis erfüllen müssen. Bisher
konnten Unis nur in den Exzellenzklub
gewählt werden, wenn sie ein Cluster eingeworben hatten (und eine Graduiertenschule). Nun müssen die Unis aber zwei
Cluster vorweisen. Unter diesen Umständen wären Bremen, Konstanz, Tübingen
und die TU München nicht mehr dabei,
erklärt Sager, denn sie konnten nur ein
Cluster einwerben. Bessere Chancen hätten Bonn, Frankfurt, Freiburg, Hamburg,
Kiel und Münster, also solche Unis, die
bisher zwar zwei Cluster, aber keine Graduiertenschule oder kein überzeugendes
Zukunftskonzept vorzuweisen hatten.
Aktuell würden sich bundesweit wegen der Zwei-Cluster-Regel überhaupt
nur 13 Unis für die neue Exzellenzstrategie qualifizieren. Die Politik wünscht
sich aber elf Siegerinnen. Unter diesen
neuen Umständen müssten die Juroren
„eher großzügig“ auf die Zukunftskonzepte gucken, meint Sager.
Die Zwei-Cluster-Regel bewirke bei einer Zahl von elf Exzellenzunis aber auch
eine bundesweite Cluster-Verknappung.
Denn bereits 22 Cluster müssen auf elf
Unis entfallen. Manche Unis haben aber
aktuell nicht nur zwei, sondern drei oder
vier Cluster, aktuell die Humboldt-Uni
und die LMU München. Außerdem
werde man nicht nur elf Kandidaten für
Krista Sagers Beitrag können Sie lesen
unter:
www.tagesspiegel.de/wissen
menschliches
Erbgut
Bildung als Ware
2. Die Leit-RNS führt den Reparaturkomplex zu der Stelle im menschlichen
Erbgut, die den Gendefekt aufweist.
Quelle: Science, Der Tagesspiegel/Anna Schmidt
nun Professor an der Stellenbosch-Universität
in
Südafrika.
„Dieses
ganz-oder-gar-nicht behindert die kritische Beurteilung. Von Menschen erdachte Innovation sind ein Feld verantwortlicher Gestaltung.“ Das schließe ein,
Möglichkeiten auf Zeit oder auf Dauer
nicht zu nutzen. Das Fürsorgeprinzip der
Medizinethik gebiete Empathie mit den
Leidenden. Das Prinzip der Schadensvermeidung dagegen sei komplizierter,
wenn die Effekte alle Nachkommen betreffen. Je undurchsichtiger die Folgen
sind, desto eher sei Vorischt geboten,
nachden Worten von Hans Jonas:
„Handle so, dass die Folgen Deines Handelns vereinbar sind mit der Permanenz
echten menschlichen Lebens auf Erden.“
Er halte daher ein internationales Verbot
ähnlich dem Klonieren des Menschen für
moralisch plausibel. Der Vorwurf, die
Keimbahntherapie sei ein künstlicher Eingriff, werde dagegen zu Recht zurückgewiesen: „Alle Heilung ist künstlich.“
Zu der Sicht des Menschen als Person
gehöre das Postulat der Autonomie.
Der Mensch sollte sich nicht von Werkzeugen beherrschen lassen. „Wir befin-
19
Mehr Elite-Verlierer
Der Crispr-Geist
Das Wort von der Menschenzüchtung
habe in Deutschland schon mehrfach gestunken, so eröffnete der Ethikratsvorsitzende Peter Dabrock die Jahrestagung
des Gremiums. Nun rücke ein genchirurgisches Werkzeug namens Crispr den bisher abstrakt diskutierten Eingriff ins
menschliche Erbgut in die Nähe des
Machbaren. Es werde die Welt prägen.
Würde ein sehr früher Embryo so behandelt, wären die Änderungen in seinen
Keimzellen – und damit für alle Generationen danach – festgeschrieben. „Ein Gespenst geht um“, sagte Dabrock.
Wer nach dieser Einführung erwartete,
dass die Referenten die Keimbahntherapie für Deutschland kategorisch ablehnen würden, wurde überrascht. Zwar sei
die Methode längst nicht präzise genug,
ein Eingriff in die Keimbahn damit derzeit unverantwortlich. Das hätten die umstrittenen Versuche in China gezeigt.
Aber was ist, wenn sie in Zukunft als „hinreichend sicher“ gilt? Dann sei sie ethisch
geboten, meinte der Rechtsphilosoph
Reinhard Merkel von der Universität
Hamburg. „Hände weg von der Keimbahn!“ fand selbst der evangelische Bischof Martin Hein zu apodiktisch. Krankheiten auszuschließen, sei nicht per se abzulehnen. Allerdings sei der Schritt „ein
Menschheitsprojekt“, der zuvor nötige
Diskurs müsse alle einbeziehen.
Die Verfassung gebe keine klare Lösung vor, sagte Jochen Taupitz, Experte
für Medizinrecht an der Universität
Mannheim. Es liege in der Verantwortung des Parlaments, dort beschriebene
Prinzipien abzuwägen und in Beziehung
zu setzen: etwa das Recht auf körperliche
Unversehrtheit; das Gebot, dass der Staat
keine Therapie verbieten sollte, die Individuen ein Leben ohne schwere Krankheit ermöglichen; die Menschenwürde.
Das deutsche Embryonenschutzgesetz
aus dem Jahr 1990 verbiete zwar den Eingriff in die Keimbahn. Doch der veraltete
Text habe Lücken. „Es ist ein Strafgesetz“, sagte Taupitz. „Es darf nicht über
seinen Wortlaut hinaus ausgelegt werden.“ So ist es inzwischen möglich, Hautzellen zu Stammzellen (iPS-Zellen) umzuprogrammieren. Sie erfasst das Gesetz
nicht. In Zukunft könnte man theoretisch
deren Erbgut mit Crispr verändern, sie
dann in Ei- und Samenzelle verwandeln
und damit ein Baby zeugen. Ist die Veränderung der Keimbahn eine unerwünschte
Nebenwirkung, ist sie ohnehin erlaubt
– egal ob es nun um die Gentherapie eines Erwachsenen, eine Chemo oder nur
ums Röntgen geht. Medizintouristen, die
Kliniken im Ausland aufsuchen, bleiben
ebenfalls straffrei.
Zudem stufe das Embryonenschutzgesetz den Eingriff in die Keimbahn nur wegen der Gefahren als „unverantwortbare
Menschenversuche“ ein. Ist eine Methode jedoch hinreichend sicher, fällt die
Begründung weg. „Die Frage ist dann:
Welches Risiko ist tolerierbar?“, sagte
Taupitz. „Was ist etwa mit Schäden, die
sich Generationen später zeigen?“
Während sich die Forschung in atemberaubendem Tempo bewege, oszilliere die
Bewertung zwischen euphorischen Heilsversprechen und einer apokalyptischen
Sicht auf unabwendbares Unheil, sagte
Wolfgang Huber, ehemals Vorsitzender
des Rats der Evangelischen Kirche und
DER TAGESSPIEGEL
Foto: dpa/p-a
FREITAG, 24. JUNI 2016 / NR. 22 797
den uns in der paradoxen Situation, dass
wir diese Grenzen gerade dann exakt ziehen müssen, wenn sie verschwimmen.“
Schon die Versuche in China zeigten,
wie schwierig das ist, sagte die Politikwissenschaftlerin Ingrid Schneider von der
Universität Hamburg. „Wenn man das
Erbgut von Embryonen so verändert,
dass sie sich später nicht mit HIV anstecken können – ist das Heilung, Vorbeugung oder Verbesserung?“, fragte sie.
Technische Entwicklung sei nie unaufhaltsam. Zwar beschleunige sich im Moment der Prozess durch Machbarkeit,
Wettbewerb, Patentstreitigkeiten und
mangelndeprofessionelleSelbstbeschränkung. Aber er werde auch durch nicht abschätzbaren Risiken und die geringe Effektivität gehemmt. Zudem fehle die Indikation. Nach der Therapie müsse man immer noch mit Präimplantationsdiagnostik (PID) schauen, ob es funktioniert hat.
Dann könne man auch gleich per PID einen gesunden Embryo auswählen.
Ob nun PID oder Keimbahnherapie
ethisch akzeptabler sei, war unter den referenten umstritten. So argumentierte
der Philosoph Dieter Birnbacher von der
Universität Düsseldorf, PID betreffe nur
eine Generation und sei deshalb vorzuziehen. „So weit geht das Recht der Embryonen auf Erhaltung nicht.“ Der katholische
Moraltheoretiker Eberhard Schockenhoff
von der Universität Freiburg dagegen entgegnete, dass bei der Keimbahntherapie
das Individuum bleibt und nicht aussortiert wird. Daher sei sie ethisch weniger
problematisch. Er war mit dieser Ansicht
nicht allein. So sagte auch der Jurist Merkel, es sei „normativ schwer zu sehen, warum die Selektion und Verwerfung vorhandener Embryonen moralisch weniger
bedenklich sein sollte als deren genetische Reparatur.“ Im Übrigen gebe es
Fälle, wo gar kein Embryo gesund sei.
Dass zwei Elternteile an der gleichen
Stelle im Genom eine dominant vererbte
Mutation haben, sei aber ausgesprochen
selten, sagte Wolfram Henn, Humangenetiker an der Universität des Saarlandes.
In seiner Karriere sei das nur einmal vorgekommen – bei einem gehörlosen Paar.
„Als ich Ihnen verkündete, dass ihr Kind
auf jeden Fall ebenfalls gehörlos sein
wird, schrieben sie erleichtert auf einen
Zettel: Dann ist ja gut.“
Linke befürchtet Marktöffnung durch CETA
öffentliche Zuschüsse finanziert werden.
Ein großer Bereich, zu dem auch freie
Schulen oder Volkshochschulen gehören
könnten. Das Vertragswerk biete da „Auslegungsspielraum“, kritisieren die Linken. Theoretisch könnte eine Ausweitung der Marktöffnung auf diese mischfinanzierten Einrichtungen große Folgen
haben. Private Anbieter aus Kanada könnten etwa gegen staatliche Zuschüsse für
freie Schulen klagen
– oder diese für sich
selber einfordern.
Anbieter
Die Linken stoßen
aus Kanada
sich vor allem an einer Formulierung,
könnten
in der sich die EU
Zuschüsse
Vorbehalte für alle
Bildungseinrichtuneinklagen
gen ausbedingt, die
man – so wörtlich
– als „nicht privat finanziert ansehen“
kann. Die Bundesregierung sieht so alle
mischfinanzierten Angebote geschützt.
Nicht so die Linken: Verdächtig ist aus
ihrer Sicht, dass aus der ursprünglichen
Fassung das Wort „ausschließlich“ vor
„privat finanziert“ getilgt worden ist,
was die Interpretation unsicher mache.
Komplett staatlich finanzierte Einrichtungen sind indes aus CETA ausgenommen.
tiw
Das geplante Freihandelskommen der
EU mit Kanada (CETA) könnte große
Teile des Bildungssystems für eine Marktliberalisierung öffnen. Das befürchtet Nicole Gohlke, die hochschulpolitische
Sprecherin der Bundestagsfraktion der
Linken. Gohlke warnt, im Entwurf von
CETA werde „bewusst ein riesiger Graubereich geschaffen, der die weitere Liberalisierung der Bildung zumindest potenziell erleichtern kann“.
Gohlke widerspricht damit der Auslegung der Bundesregierung. Diese sagt,
das Abkommen würde nur private Bildungsanbieter betreffen – bei denen der
Markt aber ohnehin längst durch ein älteres Freihandelsabkommen geöffnet ist.
CETA werde hier nicht weitergehen,
heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken.
Im Kern der Diskussion – die der um
das Abkommen TTIP mit den USA ähnelt – geht es vor allem um folgende
Frage: Was ist unter privaten Anbietern
zu verstehen? Für die Bundesregierung
sind das nur solche Einrichtungen, die tatsächlich zu hundert Prozent privat finanziert sind. So sieht es auch ein bestehendes Freihandelsabkommen vor. Die Linken befürchten dagegen, CETA könnte
auch die Einrichtungen betreffen, die
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DE47ZZZ00000524960. Die Mandatsreferenznummer wird separat mitgeteilt.
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Verlag Der Tagesspiegel GmbH, 10876 Berlin · Fax (030) 290 21-599
20
SPORT
DER TAGESSPIEGEL
NR. 22 797 / FREITAG, 24. JUNI 2016
„Für mich wäre es schwerer, Federer zu coachen“
Tennislegende Boris Becker spricht vor dem Wimbledonstart über seine Zusammenarbeit mit Novak Djokovic
Herr Becker, erkennen Sie Parallelen zwischen Novak Djokovic und dem Tennisspieler Becker?
Novak ist wie ich ein sehr emotionaler
Spieler, der besser spielt, wenn er seine
Emotionen richtig einsetzt, und schlechter, wenn er sie falsch einsetzt.
Und deswegen sind Sie der richtige Mann
für ihn?
Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass
unsere Partnerschaft schon einige Zeit
recht erfolgreich ist.
Wie lenkt man die Emotionen bei einem
Nummer-1-Spieler?
Es kommt sehr genau darauf an, welches
Wort zu welcher Zeit in welcher Tonlage
gesprochen wird. Dafür braucht es ein
sehr gut eingespieltes Team, denn jedes
Match ist anders und braucht eine spezielle Vorbereitung. Als jemand, der fast
15 Jahre lang Top-Ten-Spieler war, kann
ich in etwa einschätzen, wie es Novak am
Abend vor, am Morgen vor und zehn Minuten vor einem Finale geht.
Das heißt?
„Wenn es sein muss,
ignoriere ich Novak“
Natürlich sprechen wir auch mal über
seine Vorhand, aber vor allem geht es um
die Strategie und die Bereitschaft, große
Kämpfe richtig anzugehen. Wir gehen
ähnlich mit Emotionen um. Aber ich bin
zwanzig Jahre älter und habe eine andere
Distanz zu den Dingen. Eine Form von
Erfahrung, die ihm offenbar ganz gut tut.
Und das können Sie ihm vermitteln?
Ja, denn wir ähneln uns auch in dem
Punkt, dass weder Novak noch mir das
Tennisspielen in die Wiege gelegt worden ist. Ich würde mich sehr viel schwerer tun, Roger Federer zu coachen.
Warum?
Roger ist der talentierteste Tennisspieler
aller Zeiten, er hat eine ganz andere Persönlichkeitsstruktur. Novak und ich mussten dieses Defizit durch Fleiß und Arbeit
wettmachen um Erfolg zu haben. Dazu
kommt die familiäre Situation. Novak ist
im Jugoslawienkrieg aufgewachsen, ist
im Mangel groß geworden. Meine Mutter
war Flüchtling im Zweiten Weltkrieg.
Wir haben von Zuhause ähnliche Werte
mitbekommen, was Kämpfen bedeutet
und was es bedeutet, über Grenzen zu gehen.
Sie hatten schon früher Anfragen, Trainer
zu werden, haben aber stets abgelehnt.
Auch von Grand-Slam-Spielern, allerdings war deren Perspektive eher das
Viertel- oder Halbfinale. Das reizte mich
nicht. Außerdem muss ein Trainerjob auf
dieser Ebene auch zur Lebenssituation
passen. Trainer eines Weltklassespielers
zu sein, das macht man nicht nebenbei.
Als mein Sohn ein paar Wochen alt war,
wollte ich nicht ständig reisen. Als Novaks Anruf kam, war Amadeus schon
drei, da fiel es mir leichter zuzusagen.
Boris Becker, 48, (r.) gewann als aktiver Tennisprofi sechs Grand-Slam-Turniere und war die Nummer eins der Weltrangliste. Seit Dezember 2013 arbeitet er als Trainer des Serben
Foto: AFP/Gouhier
Novak Djokovic (l.), der vor kurzem erstmals die French Open gewann.
Das Ziel hieß: Hilf mir, wieder Nummer 1
zu werden.
I am in the Business of Winning. Er hat
mich gefragt, damit er wieder das Gewinnen lernt. Mir gefiel diese Perspektive.
Denn ich spiele in meinem Leben gern
auf Sieg, nie auf Unentschieden.
Hatten Sie nie Zweifel, dass das gut geht?
Mentale Zweifel nicht. Die Gretchenfrage war aber: Würde ich dem Job körperlich gewachsen sein? Auch als Trainer
muss man den Druck auf die Straße bringen. In den Wochen, nachdem Novak angerufen hatte, stand mir jedoch meine
zweite Hüftoperation bevor. Ich hatte
furchtbare Schmerzen, nahm ständig Tabletten und war kaum in der Lage zu reisen, geschweige denn, lange zu sitzen. In
dieser Zeit fiel es mir sehr schwer, gute
Laune beim Training zu versprühen. Ich
stand im April 2014 kurz nach der OP
mit Krücken auf dem Platz. Als Novak
das sah, hat er wohl erst richtig verstan-
den, warum es mir vorher nicht immer
leicht fiel, gesellig zu sein.
Man sieht Ihnen an, dass Sie Schwierigkeiten beim Gehen haben.
Kann ich je wieder richtig rennen? Nein!
Aber ich bin nach Jahren wieder schmerzfrei und muss keine Tabletten mehr nehmen, das ist das Wichtigste. Ich bin jedoch in Behandlung und hoffe, dass mein
Sprunggelenk wieder elastischer wird.
Wie ist es für Sie, sich in dieser Situation in
der Öffentlichkeit zu bewegen?
Das ist für Fans und Außenstehende
schwerer zu ertragen als für mich. Viele
haben immer noch den Jungsiegfried vor
Augen. Aber, glauben Sie mir, älter zu
werden, bleibt niemanden erspart, und
nichts wird leichter mit der Zeit.
Ist Novak Djokovic als Spieler talentierter
als Sie?
Schwer zu sagen. Sicher ist, dass ich ohne
Talent nicht mit 17 Jahren Wimbledon ge-
Trainerteam den Spieler auffängt und abschirmt.
winnen hätte können. Mein größtes Gut
war meine Power. Ich hatte schon als
Teenager mehr Energie als die meisten
25-Jährigen. Novak hat verglichen damit
deutlich weniger Körperlichkeit.
Wie gehen Sie mit schlechter Laune bei Djokovic um?
Das kann über private oder berufliche Fragen funktionieren, manchmal auch durch
Gespräche mit seiner Frau oder, wenn es
sein muss, sogar indem ich ihn ignoriere.
Jedes Match, jedes Turnier verlangt einen anderen Umgang.
Neigen Spieler seiner Kategorie zu besonderer Sensibilität? Sie haben zur aktiven
Zeit auf dem Platz gerne mal Launen ausgelebt.
Vorab: Jeder, der mich lange und gut
kennt, wird Ihnen bestätigen, dass ich
nicht zur Divenhaftigkeit neige. Aber: Ja,
große Tennisspieler sind sensibel, auch
Novak ist keine Maschine, und es gibt
Tage, an denen seine Laune nach dem
Training, auf deutsch gesagt, beschissen
ist. Dann liegt es am Team, also letztlich
an mir, ihn wieder auf die Bahn zu bringen. Im Tenniszirkus ist es normal, dass
sich die Top-Spieler vor Matches die Kabine teilen, mitunter sogar dieselbe Dusche und Toilette in den Stadionkatakomben benutzen. Da ist es wichtig, dass ein
Kommt es vor, dass Sie sich richtig fetzen?
Ich bin kein Typ, der aus der Haut fährt.
Aber Novak hat Phasen, in denen er übers
Ziel hinausschießt. Und dann ist es an mir,
ihm zu sagen, dass er überreißt. Wenn es
alle denken, muss es einer sagen. Bei mir
war es Ion Tiriac, bei Novak bin ich es.
— Das Gespräch führte Tim Jürgens. Die
Geschichte über Boris Becker finden Sie in
dem neuen Sportmagazin „No Sports“
(siehe Medien, Seite 21).
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Going - Nur noch 17 Tage bis zum Rückkampf, aber Wladimir Klitschko ist tiefenentspannt wie beim Badeurlaub in Florida. Der 40 Jahre alte ehemalige Boxweltmeister hat den Verlust seiner WM-Titel
vor sieben Monaten komplett verarbeitet
und schwärmt von einem neuen Lebensgefühl. „Ich genieße gerade die Zeit“, berichtet er nach der Tageseinheit in seinem Trainingslager am Wilden Kaiser.
„Ich bin lebendiger, entspannter, irgendwie freier.“ Dabei lächelt er und bekennt:
„In allem Schlechten
ist was Gutes.“
Im November vergangenen Jahres hatte
er sich in Düsseldorf
überraschend
dem
großmäuligen Briten
Tyson Fury beugen
müssen. Die Punktniederlage
löste
bei
Freund und Feind Bestürzung aus, weil Klitschko wie paralysiert wirkte, kaum schlug und wie in fremder Hülle erschien. „Die Niederlage ist
erst nach Monaten angekommen, nicht
sofort“, beschreibt er den langen Prozess
des Verarbeitens. Nun sei er mit sich im
Reinen und nimmt die neue Rolle an: „Ich
bin jetzt Herausforderer. Ich war immer
der Gejagte, jetzt bin ich der Jäger.“
Die Verkrampfung, stets aufs Neue die
Gürtel von WBA, WBO und IBF verteidigen zu müssen, sei nun weg. Seine Motivation, so versichert er, sei größer als je
zuvor. „Ich bin besessen von meinem
Ziel, Fury zu besiegen.“ Die Ursachen seines Versagens im vergangenen November will er nicht konkret benennen. Phy-
Foto: dpa/Joensson
Kleine Lampe,
große Wirkung
Entspannter Jäger
Sport in Berlin
sisch sei er topfit gewesen, „es lag an mentalen Sachen. Ich weiß, wo der Fehler
war“, sagt er. „Ich war nicht präsent im
Ring.“ Zudem habe ihm der Boxstil Furys
Schwierigkeiten bereitet. „Meine Schuld,
ich stehe dazu.“
Als seine Schuld hat Klitschko auch
ausgemacht, dass er Fury durch die Niederlage eine größere Bühne verschafft
hat, als diesem zustehen sollte. Klitschko
läuft Gefahr, seine entspannte Haltung zu
verlieren, wenn er daran denkt, dass „so
ein Schwachmat mit
Klitschko
Aussagen
über
will
Frauen, Homosexuelle und Juden“ Aufseseine drei
hen erregt.
WM-Titel
Der 27 Jahre alte
Brite
fällt regelmäßig
von Fury
mit Ausfällen gegen
zurück
Minderheiten und bestimmte
Bevölkerungsgruppen auf,outet sich als Anhänger von Homophobie
und Antisemitismus. „Dass so ein Typ
durch die Verbindung mit mir die Chance
bekommt, so was zu sagen, ärgert mich“,
gesteht Klitschko. In einem Interview britischer Journalisten in Going meinte er
gar: „Fury klang wie Hitler.“
Schon deshalb sieht es Klitschko als
seine Pflicht an, den mitunter als Brunnenvergifter auftretenden Briten in die
Schranken zu weisen. Am 9. Juli ist die
Manchester-Arena in der nordwestenglischen Stadt Schauplatz der Revanche. Danach soll es weitergehen mit dem Boxer
Klitschko. „Wladimir wird seine Karriere
fortsetzen“, sagt Manager Bernd Bönte.
Natürlich wieder mit Titeln.
dpa
Leichte
WM-Gegner
für Handballer
Paris - Paris ist ein gutes Pflaster für
Handball-Bundestrainer Dagur Sigurdsson: Am Mittwochabend war er Gast im
Stadion, als die isländischen Fußballer
durch das 2:1 gegen Österreich ins Achtelfinale einzogen. Tags darauf war der Isländer zwar nicht mehr vor Ort, aber das
Glückblieb ihm treu: Die deutschenHandballer erwischten eine absolut machbare
Vorrundengruppe bei der Weltmeisterschaft im Januar 2017 in Frankreich. In
Gruppe C trifft der Europameister auf
Kroatien, Weißrussland, Ungarn, Chile
und Saudi-Arabien.
Die einzige richtig hohe Hürde sind die
Kroaten, im Januar EM-Dritter in Polen.
„Das Weiterkommen sollte nicht gefährdet sein“, sagte Mark Schober, Generalsekretär des Deutschen Handballbunds
(DHB), nach der Auslosung.
Die ersten vier Teams jeder Gruppe
qualifizieren sich für die Achtelfinals. Im
Falle des Weiterkommens würde die deutsche Mannschaft dann auf Teams aus
Gruppe D – Katar, Dänemark, Schweden,
Ägypten, Bahrain, Argentinien – treffen.
Wo die deutsche Mannschaft ihre Vorrundenspiele bestreitet, stand am späten
Nachmittag noch nicht fest. „Wir hoffen
auf eine schnelle Entscheidung, denn
nach den Erfahrungen von der EM im Januar in Polen werden uns sicher viele
Fans begleiten“, sagte Schober.
Bei der vergangenen Weltmeisterschaft
in Katar hatte die DHB-Auswahl den siebten Platz belegt. Die letzte WM-Medaille
gab es 2007, als die Deutschen bei ihrem
Heim-Turnier den Titel holten. Titelverteidiger sind die Franzosen, die vor heimischerKulisse densechsten Titelholenwollen. In der Vorrunden warten auf sie mit
Polen, Russland, Brasilien, Japan undNorwegen aber deutlich schwerere Aufgaben
als auf die deutsche Mannschaft.
Die Achtelfinals werden am 21./22. Januar 2017 in Paris, Lille, Albertville und
Montpellier ausgetragen. In den gleichen
Hallen stehen am 24. Januar 2017 die
Viertelfinals an. Halbfinals, Spiel um
Platz 3 und Endspiel sind zwischen 26.
und 29. Januar 2017 in Paris.
dpa
E
NACHRICHTEN
F
FUSSBALL
Copa-Finale Chile gegen Argentinien
Im Finale der Copa America Centenario
kommt es am Sonntag zur Neuauflage des
Vorjahresendspiels zwischen Titelverteidiger Chile und Argentinien. Die Chilenen setzten sich am Mittwoch (Ortszeit)
imHalbfinale in Chicago 2:0 gegen die Kolumbianer durch, die am Samstag im Spiel
um Platz drei auf die USA treffen.
dpa
1860 holt Eichin als neuen Sportchef
Thomas Eichin wird neuer Sportchef
beim TSV 1860 München. Der 49-Jährige unterschrieb beim Zweitligisten einen Vertrag bis 2019. Der frühere Geschäftsführer von Werder Bremen löst in
München Oliver Kreuzer ab.
dpa
Galatasaray bleibt gesperrt
Lukas Podolski darf mit Galatasaray Istanbul in der nächsten Saison nicht an der Europa League teilnehmen. Der Internationale Sportgerichtshof Cas wies die Berufung der Türken zurück. Sportlich hatte
sich Galatasaray als Pokalsieger qualifiziert. Grund für die Uefa-Sperre war ein
Verstoß gegen das Financial Fairplay. dpa
OLYMPIA
Kenia erkennt Anti-Doping-Gesetz an
Der kenianische Präsident Uhuru Kenyatta hat das neue Anti-Doping-Gesetz unterzeichnet. Damit machte das afrikanische Land einen weiteren Schritt zu einer
Teilnahme an den Olympischen Spielen
in Rio. Die Welt-Anti-Doping-Agentur
Wada hatte Änderungen des Gesetzes verlangt und Kenia suspendiert.
dpa
TENNIS
Kohlschreiber wohl fit für Wimbledon
Trotz seiner Hüftverletzung kann Philipp
Kohlschreiber wohl in Wimbledon antreten. „Bis dato sieht es gut aus“, sagte sein
Trainer am Donnerstag. Das Grand-SlamTurnier beginnt am Montag. Wegen einer
Zerrung war Kohlschreiber zuletzt beim
Turnier in Halle ausgestiegen.
dpa
Petkovic scheitert im Achtelfinale
Andrea Petkovic hat beim Turnier in Eastbourne den Einzug ins Viertelfinale verpasst. Die 28-Jährige aus Darmstadt
musste sich der Russin Jekaterina Makarowa 6:3, 4:6, 0:6 geschlagen geben. dpa
E
ZAHLEN
F
FUSSBALL
Copa América. Halbfinale: Kolumbien - Chile 0:2
(0:2).
TENNIS
Turnier in Eastbourne. Frauen, Achtelfinale: Makarowa (Russland) - Petkovic (Darmstadt) 3:6, 6:4,
6:0.
E
FERNSEHTIPPS
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Eurosport. 16.00 Tennis. Turnier in Nottingham.
MEDIEN
FREITAG, 24. JUNI 2016 / NR. 22 797
DER TAGESSPIEGEL
Auf großer Fahrt
Churchill
hatte
unrecht
VON TOR zu Tor
„Das Boot“ wird 35 Jahre nach dem Kinostart als Serie fortgesetzt. Ins TV kommt das Sequel 2018 auf Sky
Von Kurt Sagatz
Das Magazin „No Sports“
versucht’s ohne Fußball
Eine „Sportschau“ ohne Fußball ist keine
„Sportschau“. Ein Sportmagazin ohne
Fußball, ist das ein Sportmagazin? Am
Freitag erscheint „NoSports“, das Heft
richtet sich an sportbegeisterte Leser, die
sichfürmehr als nurfür Fußball interessieren, oder, wie Herausgeber Philipp Köster
(„11 Freunde“) im Editorial schreibt: „Jeder Sport ist ein großer Sport, ein kurzer
Satz, der die Idee dieses Magazins auf den
Punkt bringt. Tennis und Eishockey sind
großer Sport, Handball und Hochsprung,
aberauchRudernundCurling,Dressurreiten und Schach“. Das ist sicher richtig,
wenn man bedenkt, welch’ endlosen Ertrag ARD und ZDF in diesen Tagen aus
der überladenen Fußball-EM ziehen.
Wolfgang Petersen, das ist die Geschichte von einem Regisseur und dem
Meer. In vielen seiner bekanntesten
Filme („Der Sturm“, „Poseidon“) spielt
das Element Wasser eine Hauptrolle. Das
gilt auch für „Das Boot“, die Geschichte
des U-Boots U 96 und seiner Mannschaft, die im Zweiten Weltkrieg im Nordatlantik Angst und Schrecken verbreiteten, aber auch selbst erlebten. „Das Boot“
gibt es bereits jetzt in mehreren Fassungen, unter anderem als Kinofilm (1981)
sowie als TV-Mehrteiler (1985). Nun
soll eine weitere dazukommen: Rund 35
Jahre später befindet sich eine Fortsetzung in Planung. Erneut wird damit nach
„Seewolf“ und „Schatzinsel“ ein erfolgreicher TV-Stoff fürs Fernsehen aufbereitet
– dieses Mal als Mehrteiler für das Bezahlfernsehen.
„Das Boot – Die Serie“ wird – wie derzeit die meisten großen Geschichten – als
Serie konzipiert. Sie soll acht Episoden
umfassen und im Jahr 2018 ausgestrahlt
werden. Hinter dem ambitionierten Projekt stehen der Pay-TV-Sender Sky und
Bavaria Film. Das Filmstudio hatte bereits die Ur-Fassung produziert, in den
Münchener Studios wurden die Innenund Unterwasseraufnahmen realisiert.
Klaustrophobisch, aber gut: 1981 brachte Regisseur Wolfgang Petersen „Das Boot“ ins
Kino, vier Jahre später auf den TV-Bildschirm. Nun wird die Geschichte von der Besatzung
der U 96 und ihrem Kaleun (Jürgen Prochnow, rechts) weitererzählt.
Foto: dpa
Die Serie wird nach Angaben der Partner
inhaltlich direkt an das tragische Ende
von Wolfgang Petersens „Boot“ anknüpfen. Die Besatzung der U 96 kehrt 1942
nach La Rochelle zurück und ist unmittelbar nach ihrer Ankunft einem schweren
Luftangriff auf den U-Boot-Hafen ausgesetzt. Ein Teil der Besatzung kommt dabei ums Leben.
Wie bereits in Petersens „Boot“ wird
auch die Serie vor allem aus dem Blickwinkel der deutschen Besatzung erzählt,
allerdings ergänzt um eine neue Perspektive: die des französischen Widerstands
und der Alliierten zu Land und zur See.
„Im Mittelpunkt steht das zentrale
Thema Buchheims, das heute in Zeiten
des Terrors nichts von seiner Relevanz
verloren hat: blinder Fanatismus, der
junge Männer in einen sinnlosen Krieg
treibt“, so heißt es in der Ankündigung.
Als Head-Autoren wurden Tony Saint
(„Margaret Thatcher: The Long Walk to
Finchley“) und Johannes W. Betz („Der
Tunnel“) gewonnen.
Basis für das Sequel ist wiederum die
Romanvorlage von Lothar-Günther Buchheim. Er hatte in dem gleichnamigen Roman von 1973 seine Erfahrungen als
Kriegsberichterstatter in U 96 verarbeitet. Mit einem Budget von 25 Millionen
Euro stehen umgerechnet jeder der acht
einstündigen Folgen über drei Millionen
Euro zur Verfügung. Um die klaustrophobischen Einstellungen in Szene zu setzen,
hatte bereits Wolfgang Petersen einen für
damalige Zeiten hohen Aufwand betrieben. Der Etat belief sich auf 32 Millionen
D-Mark. Mit bleibendem Erfolg: Für die
Schauspieler Herbert Grönemeyer, Jürgen Prochnow, Martin Semmelrogge,
Uwe Ochsenknecht, Heinz Hoenig und
Otto Sander war die Produktion eine
wichtige Station in ihrer Karriere.
Hunger nach Meer
Da fehlt doch was? Ab Freitag liegt das
Foto: Primo
neue Magazin am Kiosk.
Wie die Staaten diskret nach Bodenschätzen greifen, erzählt die Arte-Doku „Die Eroberung der Weltmeere“
„No Sports“ bietet Fußballmüden eine bilderreiche 140-Seiten-Kombi aus langen
ausgeruhten Porträts alter und neuer Helden(Boris Becker, MarcelKittel, Darts-Legende Barry Hearn, die deutschen Handball-Europameister) und kurzen Stücken
für den Hunger zwischendurch (Muhammad-Ali-Zitate, „sinnlose Grafiken“), wie
man sie aus zeitgemäßen Magazinen
kennt. Wenn noch ein bisschen mehr Humor, Selbstironie (wie’s der Titel mit der
Anspielung auf das berühmte Churchill-Zitat verspricht) und Klug-Überraschendes reinkommt, könnte das durchaus sechs Mal im Jahr in 120 000er-Auflage am Kiosk liegen (für 6,80 Euro). Ein
Porträt über Schach-Weltmeister Magnus
Carlsen wäre schön. Fußball gibt’s wieder
im Fernsehen.
Markus Ehrenberg
ARD
D
ZDF
Okinotorishima stirbt, na und? Die Frage
des Überlebens eines japanischen Atolls
im Pazifik ist keine bedeutende Nachricht, sollte man meinen. Doch von der
Existenz Okinotorishimas hängt der Anspruch auf eine Meeresboden-Fläche ab,
die größer ist als Japan selbst: 420 000
Quadratkilometer – es geht womöglich
noch um mehr, wenn man beweisen
kann, dass der Festlandsockel um das Inselchen weiter reicht, als die in der Seerechtskonferenz von 1982 festgelegten
200 Seemeilen „ausschließliche Wirtschaftszone“. Damit Okinotorishima wegen des steigenden Meeresspiegels nicht
absäuft und mit ihr die Hoffnung auf immense Bodenschätze, forschen Wissenschaftler daran, wie ein solches Riff
D
RTL
durch nachwachsende Korallen am Leben über Wasser gehalten werden kann.
„Die Idee vom Meer als gemeinsames
Erbe der Menschheit wurde von der Staatengemeinschaft ausgehöhlt“, sagen Max
Mönch und Alexander Lahl am Ende ihrer Doku „Die Eroberung der Weltmeere“. Mehr als die Hälfte der Meeresfläche könnte unter staatliche Hoheit fallen, der wirtschaftliche Wert wird auf
12000 Billionen US-Dollar geschätzt. Im
Südchinesischen Meer würden acht Länder um einen Erdöl-Vorrat im Wert von
100 Milliarden US-Dollar streiten.
Mönch und Lahl erzählen auf verständliche Weise von komplizierten Sachverhalten. Und beweisen dabei, dass sie einen
Blick für skurrile Geschichten haben.
D
5.00 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau 9.05 Rote Rosen 9.55 Sturm
der Liebe 10.44 Tagesschau 10.45
Gefragt - Gejagt 11.35 Seehund,
Puma & Co. 12.00 Tagesschau 12.15
ARD-Buffet 13.00 Mittagsmagazin
14.00 Tagesschau 14.10 Rote Rosen
15.00 Tagesschau 15.10 Sturm der
Liebe 16.00 Tagesschau 16.10
Panda, Gorilla & Co. 17.00 Tagesschau 17.15 Brisant. Boulevardmagazin 18.00 Wer weiß denn sowas?
Gäste: Katrin Müller-Hohenstein, Matthias Opdenhövel 18.50 Quizduell-Olymp. Mit Joachim Llambi, Andrea
Kiewel, Annika Schewe, Thorsten Zirkel, Professor Eckhard Freise 19.45
Wissen vor acht - Werkstatt 19.50 Wetter vor acht 19.55 Börse vor acht
5.00 Morgenmagazin. Die Entscheidung - Bleiben die Briten in der EU?
9.00 heute Xpress 9.05 Volle Kanne Service täglich. Nach dem Brexit-Referendum / Tag der Architektur / Wie viel
Wasser braucht der Mensch? / Abzocke mit EM-Sondereditionen / Das
Fußball-EM-Fanmobil. Gäste: Detlef
„D!“ Soost, Kate Hall 10.30 Die Rosenheim-Cops 11.15 SOKO Stuttgart
12.00 heute 12.10 drehscheibe
13.00 Mittagsmagazin 14.00 heute in Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00 heute Xpress 15.05
Bares für Rares 16.00 heute - in Europa 16.10 SOKO Wien 17.00 heute
17.10 hallo deutschland 17.45 Leute
heute 18.05 SOKO Kitzbühel 19.00
heute 19.25 Bettys Diagnose
6.00 Guten Morgen Deutschland. Magazin. Mit Wolfram Kons, Susanna
Schumacher 8.30 Gute Zeiten,
schlechte Zeiten 9.00 Unter uns 9.30
Betrugsfälle 10.00 Die Trovatos - Detektive decken auf. Geschichten aus
dem Berufsalltag einer Detektivfamilie
11.00 Die Trovatos - Detektive decken
auf 12.00 Punkt 12. Moderation:
Katja Burkard 14.00 Der Blaulicht-Report. Geschichten aus dem Berufsalltag von Polizisten, Sanitätern und Notärzten 15.00 Der Blaulicht-Report
16.00 Verdachtsfälle 17.00 Betrugsfälle 17.30 Unter uns 18.00 Explosiv Das Magazin 18.30 Exclusiv - Das
Star-Magazin 18.45 aktuell 19.03 Wetter 19.05 Alles was zählt 19.40 Gute
Zeiten, schlechte Zeiten
20.00 Tagesschau
20.15 Brennpunkt Entscheidung in
Großbritannien
20.30 Vier Drillinge sind einer zu
viel Komödie, D 2014
Mit Thekla Carola Wied
22.00 Tagesthemen
22.30 Tatort Gestern war kein Tag.
Krimi-Reihe, D 2011
Mit Miroslav Nemec, Udo
Wachtveitl
0.00 Sherlock Ein Fall von Pink.
Krimi-Reihe, GB 2010
Mit Benedict Cumberbatch,
Martin Freeman
1.30 Nachtmagazin
1.40 Agora - Die Säulen des
Himmels Historiendrama,
E 2009
Mit Rachel Weisz, Max
Minghella, Oscar Isaac
Regie: Alejandro Amenábar
3.38 Tagesschau
3.40 Das Osterman Weekend
Spionagethriller, USA 1983
Mit Rutger Hauer, John Hurt
20.15 Ein Fall für zwei
Verhängnisvolle Freundschaft. Krimi-Serie
21.15 Letzte Spur Berlin
Heimatfront. Krimi-Serie
22.00 Heute-Journal
22.30 Sketch History
Neues von gestern
23.00 Das Literarische Quartett
Gast: Thea Dorn. Bücher: Juli
Zeh „Unterleuten“, Jonas
Karlsson „Das Zimmer“, Jörg
Magenau „Princeton 66“, Lucia Berlin „Was ich sonst
noch verpasst habe“
23.45 heute+
0.00 Columbo
Geld, Macht und Muskeln.
Krimi-Reihe, USA 1974
Mit Peter Falk, Robert Conrad,
Gretchen Corbett
1.30 Rendezvous mit einem
Mörder Thriller, AUS/GB/NZ
2009. Mit Robert Taylor, Lisa
Chappell, Sam Parsonson
Regie: Rupert Glasson
20.15 Bülents große
Überraschungsshow
Gäste: Rebecca Mir (Model
und Moderatorin), Marco
Huck (Boxweltmeister), Nina
Moghaddam (Moderatorin),
Xavier Naidoo (Sänger)
22.00 Bülent Ceylan live!
Haardrock
0.00 Nachtjournal
0.27 Wetter
0.30 Ritas Welt
Der Ring.
Sitcom
0.55 Ritas Welt
Kurvenwunder.
Sitcom
1.25 Mein bestes Jahr - Comedy
mit Rückblick
Gast: Ingo Appelt
2.30 Nachtjournal
3.00 „Stern“-TV
Moderation: Steffen
Hallaschka
4.25 Das Strafgericht
5.15 Betrugsfälle
RBB
NDR
ARTE
D
21
D
D
12.10 Verrückt nach Meer 13.00 Aktuell 13.05 Schloss Einstein 13.30 Der
Berlin-Brandenburg Check 14.15 Planet Wissen 15.15 Das Ockerland der
Provence 16.00 rbb UM4 17.00 Aktuell 17.05 Panda, Gorilla & Co. 17.55
Unser Sandmännchen 18.00 rbb UM6
- Das Ländermagazin 18.27 wetter
18.30 zibb 19.27 wetter 19.30 Abendschau
11.30 Die fantastische Reise der Vögel 12.15 In aller Freundschaft 13.00
Die Nordreportage 13.30 Brisant
14.00 aktuell 14.15 Bilderbuch
Deutschland 15.00 aktuell 15.15 Die
Ostküste der USA 16.00 aktuell 16.10
Mein Nachmittag 17.10 Seehund,
Puma & Co. 18.00 Ländermagazine
18.15 Lust auf Norden 18.45 DAS!
19.30 Ländermagazine
12.35 Das Glück liegt auf dem Teller
13.20 Journal 13.45 Wie der Wind
sich hebt. Animefilm, J 2013. Regie:
Hayao Miyazaki 15.50 Wie das Land,
so der Mensch 16.20 Im Bann der Jahreszeiten 17.00 X:enius 17.30 Die
Hängenden Gärten von Babylon. Dokumentarfilm, GB 2013 18.25 Im
Dschungel von Myanmar. Auf der
Fährte des Tigers
20.00 Tagesschau
20.15 Unsere Besten im Norden
Diether Krebs
21.00 Lachgeschichten
Ein Herz und eine Seele
21.45 Aktuell
22.00 NDR Talk Show
Gäste: Marcel Reif, Dr. Anton
Hofreiter, Jana Ina Zarrella,
Giovanni Zarrella, Linda
Hesse, Harry G, Peter Wohlleben, Mary Bauermeister
0.00 Musikladen Uschi Nerke und
Manfred Sexauer präsentieren Hits der 70er
0.50 Abendschau
1.20 Brandenburg aktuell
1.50 zibb
2.50 Gartenzeit
3.20 Theodor
20.00 Tagesschau
20.15 die nordstory
21.15 Eine Region kämpft gegen
den Krebs
Macht Fracking krank?
21.45 aktuell
22.00 NDR Talk Show
Gäste: Marcel Reif, Dr. Anton
Hofreiter, Jana Ina Zarrella,
Giovanni Zarrella, Linda
Hesse, Harry G, Peter Wohlleben, Mary Bauermeister
0.00 Schmitz’ Mama
1.00 NDR Talk Show Classics
Gäste: Abdelkarim, Gabi
Decker, Sigourney Weaver,
Jaeckie Schwarz, Sonja
Ziemann, Dietmar Schönherr,
Sebastian Krumbiegel
2.00 Zimmer frei!
19.10 Journal
19.30 Die Kanarischen Inseln
Teneriffa, El Hierro und La
Palma
20.15 Für immer ein Mörder Der Fall Ritter Kriminalfilm,
D 2014. Mit Hinnerk Schönemann, Teresa Weißbach
Regie: Johannes Grieser
21.45 Die Eroberung der Weltmeere Und die Macht der
Wissenschaft
22.40 Unsere Ozeane
0.05 KurzSchluss
Liebe 2.0
1.00 Tracks
1.45 Durch die Nacht mit ...
Mimi Knoop und Faith Dickey
2.35 Zu schwarz, um französisch
zu sein?
3 SAT
D
9.00 ZIB 9.05 Kulturzeit 9.45 nano
10.15 Markus Lanz 11.30 Stöckl.
12.30 Stolperstein 13.00 ZIB 13.25
Wunder der Natur 14.50 Wunder der
Natur 16.15 Wunder der Natur 17.00
Wunderwelten - Valparaiso 17.45 In
der Hängematte auf dem Amazonas
18.30 nano 19.00 heute 19.20 Kulturzeit 20.00 Tagesschau 20.15 Fasten
auf Italienisch. Komödie, F 2010. Mit
Kad Merad, Roland Giraud- Regie: Olivier Baroux 21.55 Oliver Welke und
Dietmar Wischmeyer: Im Herzen jung!
22.55 Kill Bill: Volume 2. Actionthriller,
USA 2004. Mit Uma Thurman, David
Carradine. Regie: Quentin Tarantino
1.10 extra 3 Spezial 1.40 Kill Bill: Volume 1. Actionthriller, USA 2003. Mit
Uma Thurman, David Carradine
Wie die von dem Abenteurer Tom
McClean, der 1985 mehrere Wochen auf
dem Felsen Rockall ausharrte, damit
Großbritannien den Brocken im Meer
zur „bewohnbaren“ Insel deklarieren
konnte. Und wer entscheidet über die
Grenzziehung unter Wasser? Bei den Vereinten Nationen in New York brütet die
Festlandsockel-Begrenzungskommission
CLCS über den Anträgen der Staaten, die
mit immer neuen geologischen Daten versuchen, ihr beanspruchtes Territorium
abzusichern. Sie spricht Empfehlungen
aus, weil es kein Kontrollorgan gebe und
Politiker ohnehin nicht beurteilen könnten, was die Geologen in ihren Gutachten
behaupten, glauben die Autoren an eine
ungeahnte Macht der Wissenschaft. Al-
D
N24
Stündlich Nachrichten 12.45 Börse
am Mittag 13.05 Die Transporter Let’s move it! 14.05 Top Gear USA
15.15 N24 Cassini. Gewagte Kombination: Bockbier-Currywurst 16.05
Phantom - Die McDonnell Douglas F-4
in Deutschland 17.05 Helitechnik Extrem - Erfolgsmodell BO 105 18.15
Börse am Abend 18.25 N24 Cassini.
Knuspriger Keks: Alles über die ungewöhnliche Arbeit von Fooddesignern
19.10 Welt der Wunder 20.05 Auf Leben und Tod. Mörderisches Ende
20.25 Auf Leben und Tod. Hai-Attacke
21.05 F... you Brain 22.05 Explosionen außer Kontrolle 23.05 Raketenwerfer und Haubitzen - Die Artillerie der
Bundeswehr 0.00 Meilensteine der
Technik 0.50 Superschiffe
lerdings weisen sie selbst darauf hin, dass
19 der 21 Mitglieder aus Antragsländern
stammen, womöglich eher Interessenvertreter sind als unabhängige Experten. An
dieser Kommission bissen sich Mönch
und Lahl die Zähne aus. Nach mehrjährigen Bemühungen haben sie ein einziges
Mitglied dazu gebracht, vor die Kamera
zu treten: den in Frankreich arbeitenden
niederländischen Geophysiker Walter Roest. Der wünscht sich zwar mehr Transparenz, aber die von den Staaten eingereichten geheimen Daten der Ölindustrie würden nun mal wertvolle Hinweise auf Ressourcen enthalten. Thomas Gehringer
„Die Eroberung der Weltmeere“; Arte,
Freitag, 21 Uhr 45
PHOENIX
D
7.00 Aktuelles zum Ausgang des britischen EU-Referendums 9.00 Bundestag live 12.45 Thema 14.00 Phoenix-Runde 14.30 Inside Westminster.
Die Queen, Allianzen und Intrigen
15.15 Inside Westminster. Machtspiele im Parlaments-Palast 16.00
Maybrit Illner 17.05 Augstein und
Blome 17.15 Warschauer Notizen
17.30 Vor Ort 18.00 ZDF-History
18.45 De Gaulle und Adenauer. Eine
deutsch-französische Freundschaft
19.30 Mein Ausland 20.00 Tagesschau 20.15 Deutschland von oben
21.00 Deutschland von oben 21.45
Deutschland von oben 22.30 Im Dialog 23.00 Der Tag 0.00 Im Dialog 0.30
Augstein und Blome 0.45 ZDF-History
1.30 Die RAF: Tödliche Illusion
TV-Tipp
Fast so gut wie „heute-show“. Oliver Welke und Dietmar Wischmeyer: Im Herzen jung! –
Foto: 3sat
Eine Lesung (3sat, 21 Uhr 55).
SUPER RTL
D
15.15 Die Dschungelhelden 15.40
Camp Sumpfgrund 16.10 Dinotrux
16.40 Go Wild! 17.10 Coop gegen Kat
17.35 Sally Bollywood 18.15 Tom und
Jerry 18.45 WOW: Die Entdeckerzone
19.15 ALVINNN!!! und die Chipmunks
19.45 Inspector Gadget 20.15 Die Dinos sind los! Animationsfilm, USA/
COR 2012 21.50 Tom und Jerry 23.05
Pretty Little Liars
KIKA
D
17.10 Der kleine Ritter Trenk 17.35
Die Abenteuer des jungen Marco Polo
18.00 Der kleine Nick 18.15 Ben &
Hollys kleines Königreich 18.40 Zoés
Zauberschrank 18.50 Sandmännchen
19.00 Lassie 19.25 logo! 19.30 Fünf
in der Wildnis. Kinderfilm, DK 2013
20.50 Willi wills wissen - Von A bis Z
RTL 2
D
16.00 All About Love 17.00 Die Straßencops 18.00 Köln 50667 19.00
Berlin - Tag & Nacht 20.00 News
20.15 Cop Out - Geladen und entsichert. Actionkomödie, USA 2010. Mit
Bruce Willis, Tracy Morgan 22.20 GRIP
23.20 Starsky und Hutch. Actionkomödie, USA 2004. Mit Ben Stiller
N-TV
D
Stündlich Nachrichten 16.10 Wunder
der Technik 18.20 Telebörse 18.35
Ratgeber - Freizeit & Fitness 19.05 Superbauten - Die größte Uhr der Welt
20.15 Achtung, Kamera! Wenn Kollegen ausrasten / Wenn die Fassung verloren geht 22.05 Telebörse 22.10 Todesmutig - Der fliegende Mensch
23.10 Deluxe 0.10 Superbauten - Die
größte Uhr der Welt
TELE 5
D
19.00 Star Trek 20.05 Höggschde
Konzentration 20.15 Flug 177 - Panik
im Tower. Katastrophenfilm, USA
1998. Mit Kiefer Sutherland 22.15
Black Ops: Rise of the Predator. Actionthriller, USA 2014. Mit Kristina Anapau 23.50 American Fighter IV - Die
Vernichtung. Actionfilm, USA 1990
ZDF NEO
D
19.20 Bares für Rares 20.15 Meine
Stiefmutter ist ein Alien. Science-Fiction-Komödie, USA 1988. Mit
Dan Aykroyd, Kim Basinger 21.55 Inspector Lynley. Auf Ehre und Gewissen. Krimi, GB 2002. Mit Nathaniel
Parker, Sharon Small 23.20 Luther
1.05 Orphan Black
WDR
D
18.00 aktuell / Lokalzeit 18.15 Servicezeit Reportage 18.45 Aktuelle
Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 Tagesschau 20.15 Der Rhein von oben. Der
fleißige Rhein 21.00 Der Vorkoster
21.45 WDR aktuell 22.10 Kölner Treff.
Gäste: Jannis Niewöhner, Chris Tall,
Jürgen Becker, Norbert Blüm, Brigitte
Grothum, Deborah Feldma 23.30
NightWash 0.00 NDR Comedy Contest
MDR
D
19.00 SachsenSpiegel 19.30 Aktuell
19.50 Elefant, Tiger & Co. 20.15 Stefanie Hertel: Mein Vogtland - mei Haamet 21.45 Aktuell 22.00 Riverboat
0.03 Aktuell 0.05 Kino Royal 0.20 Die
Freischwimmerin.
Gesellschaftsdrama, D/A 2014. Mit Emily Cox, Selen Savas. Regie: Holger Barthel
BR
D
19.30 Blaues Blut und Grüner Daumen 20.00 Tagesschau 20.15 Wirtshausmusikanten beim Hirzinger
21.45 Rundschau Magazin 22.00 Die
Komiker 22.45 Im Schleudergang
23.15 Cat Ballou - Hängen sollst du in
Wyoming. Westernparodie, USA 1965
0.50 Rundschau Nacht
SAT 1
Genialer Jubel
S
elbst wenn Oliver Welke nur die
Brille geputzt, Oliver Kahn seinen
Führerschein studiert und Sebastian
Kehl Patiencen gelegt hätte, selbst dann
hätte es sich am Mittwochabend gelohnt,
das ZDF einzuschalten. Gab es so etwas
schon mal im Fernsehen? So ein Gekreische, so ein Geheul, das ja als Torjubel
verkauft wurde, aber klang, als hätte sich
bei dem isländischen Reporter unterhalb
des Bauchnabels ein aggressives Ameisenvolk eingenistet? Ein Isländer!! So einer sorgt für ein legendäres Highlight.
Der Typ kreischte nach dem Livespiel
Schweden–Belgien, er heulte bei Zusammenfassung des Island-Spiels, spätabends also. Noch besser: Der Typ
musste nicht mal etwas kompensieren, es
gab bis dahin keine ätzenden Momente.
Zur Einstimmung aufs Spiel keine hektischen Bilder, unterlegt mit Kommentaren im Schnappatmungs-Modus. Stattdessen ein fast analytischer Beitrag über
Schwedens fußballerische Probleme, garniert natürlich mit attraktiven schwedischen Fans, wir sind ja im Fernsehen.
Dazu angenehm unaufgeregt der frühere
schwedische Nationalspieler Stefan
Schwarz, der sein heimatliches Team gelassen in Grund und Boden argumentierte („die Schweden sind etwas langsam, sie müssten viel früher angreifen“).
Man muss den Einfall, Belgiens Stars mit
Promis zu vergleichen, nicht genial finden, aber es war eine launige Nummer,
nett anzusehen. Und so fürchterlich weit
entfernt von Prinz Harry ist Belgiens Star
Kevin de Bruyne ja nun wirklich nicht.
Wer’s gerne ernsthafter wollte: bitte,
hier, ein Beitrag über Belgiens, vom einen oder anderen belgischen Spieler gut
befeuerte Trainerdiskussion. Knackige
Zusammenfassung des Themas von Oliver Kahn: „Spieler können ja auch Drecksäcke sein.“
Und isländische TV-Kommentatoren
genial. Wir lauern schon auf den nächsten Torjubel. Am Montag. Da spielt Island gegen England.
Frank Bachner
D
PRO 7
D
5.30
Sat.1-Frühstücksfernsehen.
Gast: Larissa Kindt. Aktuelle Information, entspannter Talk, kontroverse
Diskussionen, Service, Prominente
und viel gute Laune. Mit Daniel Boschmann, Marlene Lufen 10.00 Auf
Streife - Die Spezialisten. Reality-Soap
11.00 Richterin Barbara Salesch. Gerichts-Show 12.00 Richter Alexander
Hold. Gerichts-Show 13.00 Richter Alexander Hold 14.00 Auf Streife 15.00
Auf Streife - Die Spezialisten 16.00 Auf
Streife 17.00 Mein dunkles Geheimnis. Wo gehobelt wird 17.30 Schicksale - und plötzlich ist alles anders
18.00 Auf Streife - Die Spezialisten
19.00 Fahndung Deutschland. Moeration: Simone Panteleit 19.55 Nachrichten
3.40 Malcolm mittendrin 4.20 Scrubs
- Die Anfänger 4.40 Mike & Molly 5.20
How I Met Your Mother 6.00 Two and a
Half Men 7.55 2 Broke Girls 8.20 2
Broke Girls 8.45 The Big Bang Theory
9.40 The Big Bang Theory 10.35 Mike
& Molly 11.00 Mike & Molly 11.30
How I Met Your Mother 11.55 How I
Met Your Mother 12.20 Two and a Half
Men 12.50 Two and a Half Men 13.15
Two and a Half Men 13.45 Two and a
Half Men 14.10 2 Broke Girls 14.40 2
Broke Girls 15.10 The Big Bang Theory
15.35 The Big Bang Theory 16.00 The
Big Bang Theory 16.30 The Big Bang
Theory 17.00 taff. Magersucht vs.
Sportsucht 18.00 Newstime 18.10
Die Simpsons 18.40 Die Simpsons
19.05 Galileo
20.15 Ice Age 4 - Voll verschoben
Animationsfilm, USA 2012
Regie: Steve Martino, Mike
Thurmeier
21.55 LUKE! Die Woche und ich
22.55 Switch Reloaded
Mit Bernhard Hoëcker,
Michael Kessler, Petra
Nadolny, Peter Nottmeier,
Susanne Pätzold, Michael
Müller, Martina Hill, Max
Giermann, Mona Sharma,
Martin Klempnow
23.25 Switch Reloaded
23.55 Sechserpack
Verwandt & verschwägert.
Mit Shirin Soraya, Nina Vorbrodt, Emily Wood, Hanno
Friedrich, Thomas M. Held,
Mirco Reseg
0.25 Sechserpack Total verknallt
0.55 Weibsbilder
Mit Mackie Heilmann, Sabine
Menne, Judith Döker
1.45 Die dreisten Drei Die Comedy-WG
20.15 Thor Fantasyfilm, USA 2011
Mit Chris Hemsworth, Natalie
Portman, Tom Hiddleston
Regie: Kenneth Branagh
22.25 X-Men: Erste Entscheidung
Science-Fiction-Abenteuer,
USA 2011
Mit James McAvoy, Michael
Fassbender, Kevin Bacon
Regie: Matthew Vaughn
1.05 Carriers Horrorthriller,
USA 2009. Mit Chris Pine,
Lou Taylor Pucci. Regie: David
Pastor, Àlex Pastor
2.30 Watch Me - das Kinomagazin
Ice Age - Kollision voraus!
2.40 Spätnachrichten
2.45 Starship Troopers: Invasion
Animationsfilm, J/USA 2012
Mit Luci Christian, David Matranga. Regie: Shinji Aramaki
4.15 Starship Troopers II: Held der
Föderation ScienceFiction-Film, USA 2004
Mit Billy Brown, Richard Burgi
Regie: Phil Tippett
VOX
KABEL 1
D
D
5.55 CSI: NY 6.50 Verklag mich doch!
10.50 nachrichten 10.55 Mein himmlisches Hotel 12.00 Shopping Queen
13.00 4 Hochzeiten und eine Traumreise 14.00 Mein Kind, dein Kind
15.00 Shopping Queen 16.00 4 Hochzeiten und eine Traumreise 17.00
Mein himmlisches Hotel 18.00 mieten, kaufen, wohnen 19.00 Das perfekte Dinner - Wunschmenü
7.40 Cold Case - Kein Opfer ist je vergessen 8.40 Navy CIS 9.25 The Mentalist 10.20 Castle 11.15 Without a
Trace 12.10 Numb3rs - Die Logik des
Verbrechens 13.05 Cold Case - Kein
Opfer ist je vergessen 13.55 Navy CIS
14.50 The Mentalist 15.50 News
16.00 Castle 16.55 Abenteuer Leben
täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal Spezial 18.55 Achtung Kontrolle!
20.00 Prominent!
20.15 Law & Order: Special Victims
Unit
Zahn um Zahn. Krimi-Serie
21.15 Law & Order: Special Victims
Unit Verhängnisvolle Liebe.
Krimi-Serie
22.10 Law & Order: Special Victims
Unit
Unerwünscht. Krimi-Serie
23.05 Law & Order: Special Victims
Unit Monster. Krimi-Serie
23.55 nachrichten
0.15 Law & Order: Special Victims
Unit Zahn um Zahn / Verhängnisvolle Liebe. Krimi-Serie
1.55 Medical Detectives
Aussage gegen Aussage
2.45 Medical Detectives
Es geschah am ...
20.15 The Mentalist Eine Frage des
Respekts. Krimi-Serie
21.10 The Mentalist
Wahrheit tut weh. Krimi-Serie
22.10 The Mentalist Der Mörder mit
der Maske. Krimi-Serie
23.05 The Mentalist Die Geister,
die wir riefen. Krimi-Serie
0.05 The Mentalist Eine Frage des
Respekts. Krimi-Serie
1.00 The Mentalist
Wahrheit tut weh. Krimi-Serie
1.45 Late News
1.50 The Mentalist Der Mörder mit
der Maske. Krimi-Serie
2.40 Medium - Nichts bleibt
verborgen
Jugendsünde. Mystery-Serie
3.20 Late News
3.25 Medium
22
WELTSPIEGEL
DER TAGESSPIEGEL
E NACHRICHTEN F
Bewaffneter Mann
in hessischem Kinocenter tot
Frankfurt/Main - Der bewaffnete
Mann, der im südhessischen Viernheim
ein Kino gestürmt haben soll, ist laut Medienberichten tot. Dies habe das hessische Innenministerium bestätigt, berichtete der Hessische Rundfunk am Donnerstag. Das Ministerium war zunächst nicht
erreichbar. Es soll laut HR mehrere Verletzte durch Reizgas gegeben haben. Was
sich genau ereignet hat, war bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe unklar.
Nach einer ersten Einschätzung der Sicherheitsbehörden gibt es keinen terroristischen Hintergrund. Es soll sich um einen verwirrten Einzeltäter handeln. Der
Mann soll laut verschiedenen Medienberichten gegen 15.00 Uhr das Kino betreten haben. Zeugen berichteten demnach
von Schüssen. Die Polizei machte aber zunächst keine konkreten Angaben. AFP
Sechs Verletzte bei Unfall
mit Feuerwehrauto
Hatten - Bei einem Unfall mit einem Feuerwehrauto sind sechs Feuerwehrleute
nahe Oldenburg verletzt worden, zwei davon schwer. Das Löschgruppenfahrzeug
war am Mittwoch bei Hatten aus noch ungeklärter Ursache von der Straße abgekommen und gegen einen Baum geprallt,
wie die Polizei am Donnerstag mitteilte.
Ein 27-Jähriger und eine 35-jährige Frau
zogen sich schwere Verletzungen zu. dpa
Minarett an Moschee
in Niederbayern zu hoch
Deggendorf - Das Minarett der neuen
Moschee im niederbayerischen Deggendorf ist nach einem Medienbericht zu
hoch. Mit 17,70 Metern sei der Gebetssturm 1,70 Meter höher als bewilligt und
entspreche damit nicht der Baugenehmigung, berichtete der Bayerische Rundfunk (BR) am Donnerstag. Der Durchmesser sei statt 1,40 lediglich 1,10 Meter. Nun müsse der türkisch-islamische
Kulturverein einen sogenannten Tekturplan mit den tatsächlichen Maßen einreichen. Dann werde die Stadt entscheiden,
ob das Gotteshaus in seiner tatsächlichen
Form genehmigungsfähig sei. Die neue
Moschee ist ein Ersatz für den beim Jahrhunderthochwasser 2013 zerstörten Gebetsraum. Damals mussten mehr als 80
Gebäude abgerissen werden.
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Er brachte den Tod
Weniger
Opium,
mehr Heroin
Krankenpfleger Niels H. könnte der schlimmste Serienmörder der deutschen Nachkriegsgeschichte sein
Von Hannes Heine
Berlin - Womöglich ist Niels H. der
schlimmste Serienmörder der bundesdeutschen Geschichte. Vielleicht sind
seine Taten das größte Verbrechen eines
Einzelnen in den vergangenen Jahrzehnten. Ermittler schließen nicht völlig aus,
dass der wegen Mordes verurteilte
Ex-Pfleger bis zu 200 Männer und Frauen
getötet haben könnte.
H. war 2015 wegen zweifachen Mordes, zweifachen Mordversuchs und gefährlicher Körperverletzung zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Bei 27 von 99
neu exhumierten Verstorbenen haben Ermittler, wie berichtet, kürzlich verdächtige Rückstände eines Herzmittels entdeckt. In weiteren Fällen könnte H. ein
anderes, noch nicht in Betracht gezogenes Medikament benutzt haben.
Die Taten sind nicht nur besonders
zahlreich und grausam, es scheint auch
beinahe absurd, dass die Morde jahrelang keinem Kollegen aufgefallen sind.
Doch Täter wie Niels H., 1976 geboren, sind krasse Ausnahmen. In
Deutschland arbeiten immer mehr Männer und Frauen im
Gesundheitswesen,
aktuell 5,2 MillioDer Täter
nen. Allein in den
verabreichte bundesweit 2000
Kliniken sind rund
seinen
315 000
SchwesOpfern
tern und Pfleger beschäftigt. In den
Überdosen
bundesweit 13 000
Heimen
kommen
noch mal fast 700 000 Pflegende dazu,
darüber hinaus sind 320 000 Mitarbeiter für die 13 000 a mbulanten Pflegedienste tätig. Dazu müsste man eigentlich noch die in den Kliniken tätigen
Ärzte rechnen. Insgesamt betreuen
dann fast zwei Millionen Beschäftigte
also direkt Alte und Kranke. Und die
Zahl nimmt zu, denn wegen des steigenden Durchschnittsalters müssen immer
mehr Hochbetagte versorgt werden.
In der Branche blieb man auch am Donnerstag zurückhaltend. Vertreter von
Pflegeverbänden äußerten sich auf Nachfrage nicht offiziell. Der Fall sei, so der
Tenor, monströs. Trotz aller Appelle zu
Aufmerksamkeit und Kritikkultur in den
Kliniken ließen sich planvolle Einzeltäter
aber nicht immer stoppen.
Der Oldenburger Polizeipräsident Johann Kühme hatte den Klinik-Verantwortlichen eine Mitschuld gegeben: „Es
spricht vieles dafür, dass die Morde im
Klinikum Delmenhorst hätten verhindern werden können.“ Spätestens 2001
sollen Vorgesetzte des verdächtigen Pflegers in Oldenburg von Auffälligkeiten gewusst haben. Dennoch wurde Niels H.
mit einem guten Arbeitszeugnis weiterempfohlen und fand so in Delmenhorst
einen Job. Die auffallend hohe Sterberate
während seiner Dienste berücksichtigte
offenbar niemand.
Andrea Grebe, die Geschäftsführerin
der Berliner Vivantes-Kliniken, sagte am
Donnerstag, man müsse das Personal ermutigen, sich im Verdachtsfall an Vorgesetzte, Ombudsleute oder Betriebsräte
UN-Bericht zeigt Trends
der Drogenproduktion
Verdeckt sein Gesicht. Niels H. hat während des gesamten Prozesses im Jahr 2015 verhindert, dass er fotografiert wird. Nun kommt es
Foto: Ingo Wagner/dpa
aller Voraussicht nach zu einem weiteren Prozess, da der Ex-Pfleger deutlich mehr Menschen getötet haben soll.
zu wenden. Der Vorstand der Barmer,
eine der größten Krankenkassen des Landes, teilte mit: Statt nach schärferen Gesetzen zu rufen, sollten die Kliniken
mehr Obduktionen anordnen.
In Delmenhorst hatte man schon gehandelt. Bislang war es üblich, dass ein verstorbener Patient von einem der anwesenden Klinikärzte begutachtet wurde. Entdeckte dieser Arzt keine Besonderheiten,
ging die Klinik von einem natürlichen
Tod des Patienten aus. Seit vergangenem
Jahr wird nun eine „qualifizierte Leichenschau“ durchgeführt, zu der ein Rechtsmediziner einbestellt wird.
Auch in Berlin hatte es einst eine
Serie von Tötungsfällen gegeben. Zwi-
schen Sommer 2005 und Herbst 2006
hatte Irene B., Krankenschwester an
der Charité, fünf Patienten getötet. So
sahen es die Richter, die B. 2007 zu
lebenslanger Haft verurteilten. Immer
wieder war die Krankenschwester auf
der kardiologischen Intensivstation der
Charité einigen Kollegen verdächtig vorgekommen. Und tatsächlich hatte B.
fünf Patienten mit Überdosen getötet.
Seitdem wurde viel getan. Die Charité entließ die damalige Stationsleitung
und sensibilisierte Schwestern, Pfleger
und Ärzte. Außerdem wurde eine Meldesystem eingeführt: Bemerkt ein Mitarbeiter Seltsames oder macht selbst einen Fehler, kann er die Auffälligkeit
elektronisch und anonym in ein Intranet eingeben.
Niels H. befindet sich in Haft – unabhängig davon, was die Ermittler noch entdecken werden. Bei seiner Verurteilung
2015 sprachen die Richter von besonderer Schwere der Schuld, weshalb H. wohl
erst in 20, vielleicht aber auch 30 Jahren
entlassen werden könnte. Der Fall aber
ist nicht abgeschlossen – vermutlich wird
noch 2017 ermittelt: „Die Ermittlungen
dauern so lange, bis wir das unselige Wirken des Niels H. komplett aufgeklärt haben“, sagte der Vize-Leiter der Oldenburger Staatsanwaltschaft. Es werde „jeder
Stein umgedreht“.
Wien – Die weltweite Opiumproduktion
ist im vergangenen Jahr drastisch gefallen. Trotz des Rückgangs um mehr als ein
Drittel warnte aber das UN-Büro für Drogenund
Verbrechensbekämpfung
(UNODC) in seinem am Donnerstag vorgestellten Jahresbericht vor den anhaltend hohen Heroin-Beständen. „Es gibt
keinen Grund anzunehmen, dass die Heroinproduktion in Afghanistan beeinträchtigt wird“, sagte die federführende
Forscherin Angela Me der Nachrichtenagentur AFP in Wien.
Heroin sei weiterhin die Droge, die am
meisten Menschen auf der Welt töte, dieses Problem müsse dringend angegangen
werden, erklärte der UNODC-Leiter Juri
Fedotow in dem Bericht. Demnach fiel
die Produktion von Opium 2015 um 38
Prozent von 7730 Tonnen auf 4770 Tonnen. Allerdings war das Vorjahr 2014 eines der Jahre mit der größten Opiumproduktion seit Jahrzehnten.
Die starke Abnahme der Opiumproduktion liegt hauptsächlich daran, dass die
Ernte in Afghanistan im vergangenen
Jahr schlecht ausfiel. In dem Land am
Hindukusch wird 85 Prozent des weltweiten Opiums hergestellt. Heroin wird aus
Rohopium gewonnen.
Schätzungen zufolge nehmen 29 Millionen Menschen weltweit harte Drogen,
etwa 17 Millionen In
sind süchtig nach
Opiaten, dazu gehö- Afghanistan
ren Heroin, Opium werden
und Morphium. In
den
vergangenen 85 Prozent
Jahren führte eine des Opiums
Rekordausfuhr von
Opium aus Afghanis- hergestellt
tan dazu, dass der
Markt von billigem
Heroin überschwemmt wurde. In der
Folge verdoppelte sich die Zahl der Heroin-Toten in den Vereinigten Staaten zwischen 2012 und 2014 fast auf 10 800.
Laut dem UN-Drogenbericht gibt es
Anzeichen dafür, dass der Heroinschmuggel nach Europa zunimmt. Dafür sprächen steigende Beschlagnahmungen
durch den Zoll in Frankreich und Italien.
Der weltweite Kokainmarkt scheint
hingegen zu schrumpfen, wie es weiter
hieß. So fiel der Koka-Anbau zwischen
1998 und 2014 um mehr als 30 Prozent,
auch dank nationaler Bemühungen im
Kampf gegen Schmuggel und das organisierte Verbrechen. Gleichzeitig wurden
Bauern mit Förderprogrammen ermutigt, den Anbau von Opium einzustellen
und stattdessen auf alternative Pflanzen
zu setzen.
Zwar stieg der Koka-Anbau im Hauptproduktionsland Kolumbien laut einer
UN-Studie vom Juli 2014 um 44 Prozent.
Doch fand der Trend bislang kein Echo
auf dem Weltmarkt, und der Konsum von
Kokain ist sowohl in den USA als auch in
Europa weiter rückläufig.
AFP
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Tiere fressen
LEUTE
F
Heute aus Hollywood
Foto: AFP
Hollywood-Star Julianne Moore glaubt
nicht, dass man besonders exzentrisch
sein muss, um als Schauspielerin zu arbeiten. „Je älter ich werde, desto mehr
liegt mir daran, authentisch zu sein und
meinem eigenen Ich treu zu bleiben“,
sagte die 55-jährige US-Amerikanerin
dem Magazin „Reader’s Digest“ (Juli-Ausgabe). Moore gewann 2015 den Oscar
für die Darstellung einer an Alzheimer
erkrankten Professorin in dem Kinofilm
„Still Alice – Mein Leben ohne Gestern“.
Moore hat eine besondere Verbindung
zu Deutschland. Sie habe zweieinhalb
Jahre in Frankfurt am Main gelebt und
dort ihren Abschluss gemacht, als ihr Vater bei der US-Armee war, heißt
es. Viel mehr
als „Frankfurt
über alles!“
könne sie auf
Deutsch
aber nicht
sagen,
bedauerte
die
Schauspielerin.
epd
München - Die Paragrafen 17 und 18 sachgerecht getötete Mäuse verwendet
des deutschen Tierschutzgesetzes formu- werden.“ Eine Ausnahme gebe es aber:
lieren es so: Ohne vernünftigen Grund „Lebende Mäuse dürfen nur noch an die
darf kein Wirbeltier getötet, ohne ver- Schlangen verfüttert werden, die trotz
nünftigen Grund darf ihm kein Leiden zu- Futter-Umstellungsversuchen keine togeführt werden. Im selben Gesetz heißt ten Mäuse annehmen.“ „Die rechtliche
es aber auch: „Wer ein Tier hält, betreut Lage ist ein bisschen vertrackt“, sagt der
oder zu betreuen hat, muss das Tier sei- Leiter der Auffangstation für Reptilien in
ner Art und seinen Bedürfnissen entspre- München, Markus Baur. Schlangen sind
chend angemessen ernähren, pflegen keine Aasfresser und wären in freier
Wildbahn Jäger, die sich nun mal über leund verhaltensgerecht unterbringen.“
Dass diese Paragrafen manchmal nur bende Mäuse hermachen. Das könne
schwer in Einklang zu bringen sind, man zwar simulieren, indem man eine
tote Maus beim Fützeigte sich jüngst in eitern bewege. In seiner Münchner Wohner
Auffangstation
nung: Dort verfütwürden zwar inzwiterte eine Tierhalteschen hauptsächlich
rin nämlich lebende
tiefgefrorene Mäuse
Mäuse an ihre Schlanverfüttert. Aber: „Wir
gen – und wurde von
haben drei Königspyder Stadt per Bethons, die sich weischeid aufgefordert,
gern, sie zu essen.“
dies zu unterlassen.
Die bekommen weiSie wehrt sich nun
ter lebende Mäuse.
vor dem VerwaltungsLaut KVR müssen
gericht, wie ihr AnMäuse genug Platz im
walt Philipp Graf beKäfig und Spielzeug
stätigt. Der Prozess Schlangen sind Jäger,
zur Beschäftigung habegann am Mittwoch. nicht alle nehmen bereits
ben. Wenn dann ihr
Das Kreisverwalletztes Stündlein getungsreferat (KVR), tote Mäuse als Futter an
schlagen hat, müsse
das den Bescheid ausdie Schlangenhalterin
gestellt hat, bezieht
sich damit nach Angaben von Sprecherin darauf achten, dass sie nicht zu lange ToDaniela Schlegel auf die Empfehlung der desängste ausstehen müssen. Laut BeTierärztlichen Vereinigung für Tier- scheid der Stadt München darf die klaschutz (TVT) für die Haltung von Mäu- gende Tierhalterin Mäuse „maximal zehn
sen. „Mit Zustellung des Bescheides ist Minuten und nur unter Aufsicht“ im Terdas Schlangenfutter auf Totfutter umzu- rarium lassen. „Wurden sie nach diesem
Zeitablauf nicht gefressen, sind sie sofort
stellen“, heißt es in dem Bescheid.
„Dazu dürfen nur noch vom Handel be- in die eigene Haltungsvorrichtung umzudpa
zogene, tiefgefrorene Mäuse oder eigene, setzen.“
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Eine Schlangenhalterin verklagt die Stadt München.
Ihr wurde untersagt, lebende Mäuse zu verfüttern
Foto: David Ebener/dpa
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FREITAG, 24. JUNI 2016 | WWW.TAGESSPIEGEL.DE/EM2016 | SEITE 23
11FREUNDE TÄGLICH
Das Tagesspiegel EM-Magazin | 15
HASTE MAL ’NE EURO?
Slowaken-Punk Hamsik
ist auf Krawall gebürstet
DAS BESTE ZUM SLUZKI
Diese acht Loser haben
unser Herz berührt
Titelfoto: © Albert Gea / Reuters
EM-MAROTTCHEN
Wenn Aberglaube
Spiele gewinnt
24
EM 2016
DER TAGESSPIEGEL
Von Stefan Hermanns
E
s waren wirklich schockierende Bilder, die der Deutsche
Fußball-Bund am Donnerstag
über seinen Internetkanal verbreitete. Sie zeigten Jonas
Hector, Mats Hummels, Mario Götze
und Thomas Müller bei einer außerordentlich gefährlichen Freizeitbeschäftigung. Die vier Nationalspieler waren dabei gefilmt worden, wie sie im Teamquartier Basketball spielten. Auf hartem, brennendem Asphalt. Hallo, geht’s
noch? Markus Sorg, der zweite Co-Trainer von Joachim Löw, hat vergeblich versucht, die Debatte über den verantwortungslosen Umgang mit dem eigenen
Körper runterzukühlen. „Spielen ist
übertrieben“, hat er gesagt. „Sie stehen
und werfen.“ Die Bilder zeigten eindeutig etwas anderes.
Spielen ist übertrieben – das trifft eher
aufdiebisherigen Begegnungen der deutschen Fußballer bei der Europameisterschaft in Frankreich zu, und da vor allem
auf deren Gegner. Völlig unvorbereitet
ist die Nationalmannschaft von der Verweigerungshaltung ihrer Widersacher
nicht getroffen worden; zäh war es trotzdem. Umso mehr haben sich die Spieler
nach dem Einzug ins Achtelfinale auf
neue Herausforderungen gefreut. Wenn
sie sich da mal nicht täuschen. Das Achtelfinale gegen die Slowakei am Sonntag
in Lille verheißt für den Weltmeister
eine Fortsetzung der Vorrunde mit den
gleichen Mitteln zu werden. „Die Slowakeiwird ihrHeilgegenunsnicht inderOffensive suchen“, glaubt Bundestrainer
Joachim Löw. „Aber irgendwann muss
der Gegner auch was tun, sonst fährt er
nach Hause.“
Das immerhin ist ein entscheidender
UnterschiedzurVorrunde,alssichdie sogenannten Kleinen Punkt für Punkt ermauerten, um im Zweifel als einer der
vier besten Gruppendritten in die
nächste Runde einzuziehen. So wie die
Slowakei, die sich nach ihrer Auftaktniederlage gegen Wales und dem Sieg gegen
Russland durch ein 0:0 gegen England
NR. 22 797 / FREITAG, 24. JUNI 2016
Die neue
Wade der Nation
Richtig
unangenehm
Deutschland gegen die Slowakei, das gab’s schon vor vier Wochen.
Löws Mannschaft verlor das Testspiel 1:3.
Doch inzwischen ist eine ganz andere Spannung im Team
Für gewöhnlich fällt es nicht Assistenztrainern zu, die großen, schweren und
wichtigen Sätze zu sprechen. Sie verstehen sich in erster Linie als loyale, stille
Zuarbeiter ihres Chefs. Gelegentlich dürfen sie dann doch mal den Vorgesetzten
vertreten, wenn dieser nichts Neues oder
einfach mal gar nichts sagen möchte.
Und so gehört es zu einer erprobten
Übung bei der deutschen Mannschaft,
dass immer mal wieder Thomas Schneider und Marcus Sorg vor einem interessierten Auditorium auftreten. Auf dass
sie nicht ganz in Vergessenheit geraten
bei der Omnipräsenz des Bundestrainers.
So kam es, dass Marcus Sorg gestern
für den Satz des Tages sorgte. „Die Verhärtung ist rückläufig“, sagte der 50 Jahre
alte Ulmer und wusste vermutlich gar
nicht, was er damit angerichtet hatte.
Der Satz legte sich wie eine Losung
über das Örtchen am See, das seit ein
paar Wochen halb in deutscher Hand ist.
Die Rückläufigkeit der Verhärtung galt
der Wade des deutschen Abwehrchefs Jérôme Boateng. Man darf also guter Hoffnung sein, dass Boateng, der gegen die
Man darf guter Hoffnung sein,
dass Boateng gegen
die Slowakei auflaufen wird
Der Slowakei kann nur recht
sein, wenn die Deutschen
meinen, sich schonen zu können
ins Achtelfinale rettete. Jan Kozak, der
Nationaltrainer der Slowakei, hat den
Auftritt seiner Mannschaft in diesem
Spiel als einen Akt der Notwehr bezeichnet. „Ich weiß, dass das nicht schön anzugucken ist, das ist normalerweise auch
nicht unser Spielstil“, hat der 62-Jährige
gesagt. „Aber die Qualität des Gegners
war so hoch, da ging es nicht anders.“
Da die Qualität der Deutschen als mindestens ebenso hoch eingeschätzt wird
wie die der Engländer, kann man sich
ungefähr ausmalen, wie die Slowaken
das Achtelfinale angehen werden. „Sie
spielen einen technisch sehr ansehnlichen Fußball, aus einer kompakten Defensive heraus“, sagt Löws erster Assistent Thomas Schneider. „Das wird eine
schwierige Aufgabe, die wir lösen können und auch lösen werden.“
In der interessierten Öffentlichkeit hat
sich bereits die Meinung verfestigt, dass
die Deutschen gegen die Slowakei noch
einmal richtig durchschnaufen können,
ehe sie ab der darauffolgenden Runde
Vor dem Beginn der K. o.-Runde sorgt sich
Deutschland um Jérôme Boatengs Fitness.
Denn bald könnten härtere Gegner folgen
richtig gefordert werden. Nationaltrainer Kozak wird diese Sicht nur recht
sein. „Wir haben diesmal den Vorteil,
dass auf uns kein Druck mehr lastet“,
sagt er. Die Abwehrschlacht gegen England war zwar extrem anstrengend, die
angeschlagenen Spieler wie Peter Pekarik von Hertha BSC, der sich in diesem
Spiel die Nase gebrochen hat, sollen aber
alle wieder einsatzfähig sein.
Wenn das Achtelfinale in Lille angepfiffen wird, wird es fast auf die Minute
genau vier Wochen her sein, dass sich
beide Mannschaften zuletzt begegnet
sind. Ende Mai setzten sich die Slowaken
in Augsburg mit 3:1 durch. Da haben die
Deutschen zumindesteinen Eindruck davon bekommen, wie unangenehm ihr
Achtelfinalgegner zu bespielen ist.
Wenn die Slowaken dem Gegner die Initiative überlassen können, fühlen sie
sich deutlich wohler, als wenn sie selbst
das Spiel machen müssen. Sowohl beim
Sieg gegen Russland (35 Prozent) als
JE T’EM
Gott ist tot
„Wohin ist Gott?“, ruft
ein Platzwart verzweifelt
durchs Stade de Nice.
„Ich will es euch sagen!
Wir haben ihn getötet –
ihr und ich!“
Und da merken die Kollegen:
Zlatan schoss nicht daneben,
sie haben das Tor nur
zu weit rechts aufgebaut.
auch beim 0:0 gegen England (39) hatten
sie deutlich weniger Ballbesitz.
„Das Team hat Charakter und Qualität“, sagt Kozak. Hinten – mit Raubein
Martin Skrtel vom Europa-League-Finalisten FC Liverpool als Abwehrchef – stehen die Slowaken sehr sicher. Nach
vorne kontern sie gefällig, zudem haben
sie mit Martin Hamsik vom SSC Neapel
einen Mittelfeldspieler, der über eine außergewöhnliche individuelle Qualität
verfügt.Hamsik war es auch, derin Augsburg mit seinem Weitschusstor zum 1:1
kurz vor der Pause die Wende einleitete.
Das Spiel von damals habe „nichts
mehr mit dem zu tun, was uns am Sonntag erwartet“, sagt Löws Assistent Sorg.
Inzwischen ist eine andere Spannung im
deutschen Team. Sie hat vom Testspiel-
Böse Erinnerung. So krachten
Kimmich und Hrosovsky beim Spiel
Ende Mai ineinander. Foto: Reuters/Rehle
in den Turniermodus geschaltet, erledigt ihre Aufgaben mit der adäquaten
Ernsthaftigkeit. „Wir haben uns kontinuierlich gesteigert“, sagt Schneider. Als
das Spiel vor vier Wochen abgepfiffen
wurde, standen nur zwei Spieler – Mario
Götze und Jonas Hector – auf dem Platz,
die am Dienstag gegen Nordirland der
Startelf angehörten. Das Ergebnis hörte
sich dramatischer an, als es zustande gekommen war. Die Gegentore fielen nach
Hamsiks Weitschuss, nach einer Ecke
und einem krassen Fehler von Torhüter
Marc-André ter Stegen. Die Bemühungen, die Niederlage noch abzuwenden,
scheitertenvoralleman denPlatzverhältnissen, nachdem in der Pause ein Unwetter den Rasen geflutet hatte.
Am Sonntag in Lille soll das Wetter
heiter bis wolkig sein. Die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei 30 Prozent.
Island? Nee, is’ laut.
Das Baby, das
Nationalspieler
Ari Skulasson
gereicht wird,
ist vor Fangesängen
geschützt.
Foto: AFP/Staples
Wenn es dem irischen Raubein Roy Keane die Tränen in die
Augen treibt, dann muss etwas Großes geschehen sein. So
wie am Dienstagabend im Stade Pierre Mauroy zu Lille,
kurz nachdem Robbie Brady im letzten Gruppenspiel
gegen Italien den Ball per Kopf über die Linie gedrückt
hatte. Irland rückte damit ins Achtelfinale vor, ein
sporthistorischer Moment für die „Boys in Green“, den
auch Italiens Torhüterlegende Gigi Buffon erkannte und
ebenjenen Keane in die Arme schloss. Und just in dem
Moment brachen auch beim sonst so hartleibigen
Co-Trainer alle Dämme.
Auf den Rängen mischten sich derweil die Tränen des
Glücks mit Bier und Schweiß, überall sah man feuchte
Augen und offene Münder. Auch die Fans der irischen
Nordiren noch rechtzeitig ausgewechselt
wurde, am Sonntag gegen die Slowakei
wieder wird auflaufen können, auch
wenn Sorg Prophetisches von sich wies.
Ein bisschen erinnert die mediale Erregtheit um Boateng an die einstige Wade
der Nation. Die gehörte Michael Ballack
und hielt vor der WM 2006 und bei der
EM 2008 die halbe deutsche Nation in
Atem. Ballack war damals der einzige
deutsche Spieler von Weltformat, den
auch die Konkurrenz fürchtete. Und ausgerechnet dessen Wade machte immer
mal wieder auf und zu.
Inzwischen hat Deutschland zwar weit
mehr Spieler von Ballack’schem Format,
Boateng aber hat sich bei dem Turnier in
Frankreich noch einmal deutlich als einer
der Führungsspieler positioniert.
Mit einer Wadenverhärtung sei nicht
zu spaßen, hatte Bundestrainer Joachim
Löw schon gleich nach dem Nordirlandspiel gesagt. Er werde im Fall Boatengs
nichts riskieren. Mit einer Zerrung oder
gar einem Muskelfaserriss könne das Turnier für den Spieler ganz schnell zu Ende
sein. Und das will ja keiner, wo es doch
gerade erst anzufangen scheint.
Die bisweilen zähe Vorrunde ist überstanden. „Nun beginnt ein anderes Turnier“, wie es Mario Gomez sagte. „Jetzt
müssen auch die anderen was tun“, sonst
sei man schnell zu Hause.
Allerdings liegt nun auch der weitere
Turnierverlauf offen, der in seiner Verzweigung eine ziemliche Unwucht aufweist. Man kann sich ausmalen, dass die
Vorfreude auf die Knock-out-Phase, die
nun beginnt, nicht bei allen Mannschaften gleich groß ausgeprägt ist. Vor allem
bei den Italienern und Spaniern nicht, die
am kommenden Montag im Achtelfinale
aufeinandertreffen.
„Es ist merkwürdig, Gruppenerster zu
werden, dann gegen Spanien, Deutschland und Frankreich zu spielen“, sagte
etwa Italiens Nationaltrainer Antonio
Conte. Beide Mannschaften standen sich
noch vor vier Jahren im EM-Finale gegenüber. „Da schießt ein Großer eine andere
große Mannschaft raus“, sagte Thomas
Schneider. Das klang ein bisschen danach, als habe der weitere Turnierverlauf
aus deutscher Sicht auch etwas Gutes.
Denn auch die deutsche Mannschaft hat
es in jene Turnierbaum-Hälfte verschlagen, in der sich vor allem die großen Fußballnationen tummeln.
Der sich für die deutsche Mannschaft
abzeichnende Weg ins angestrebte Finale
fühlt sich dabei schwieriger an als in der
anderen Turnierbaum-Hälfte, wo sich
vorrangig die Überraschungsmannschaften der Vorrunde wie Ungarn, Nordirland und Wales sowie das wackelige Portugal befinden.
Sollten also die Deutschen ihr Achtelfinalspiel gegen die Slowakei gewinnen,
träfen sie im Viertelfinale auf den Sieger
aus Italien gegen Spanien. In einem möglichen Halbfinale könnte es dann zu einem
Duell mit dem Sieger aus einem möglichen Viertelfinale zwischen Frankreich
und England kommen.
„Der vielbesagte Turnierbaum“, sagte
Thomas Schneider nur noch und ließ den
weiteren Satzverlauf offen. Löws erster
Assistent zog sich doch lieber ins Unverfängliche und von Chef Joachim Löw zuvor vermutlich noch nicht Autorisierte
zurück. „Jetzt schauen wir nur auf das
nächste Spiel.“ Und natürlich auf die
Wade von Jérôme Boateng.
Michael Rosentritt
Kick it like Boateng. Die Wade des
Abwehrchefs ist seit dem Spiel gegen
Nordirland lädiert. Foto: dpa/Suki
DAS COMEBACK des 12. Manns
ROOOOOAAAAAAAAAAAR!!!
Mannschaft haben das Unglaubliche geschafft, auch sie
stehen im Achtelfinale, innerhalb von 14 Tagen haben sie
die Herzen erobert. Mit Witz, Charme, mit unbändigem
Support für ihre Helden unten auf dem Rasen.
Und damit sind sie nicht allein: Isländer, Nordiren, Waliser,
Ungarn, sie alle haben ihre einmalige Chance, bei einem
großen Turnier dabei zu sein, in den Sommer ihres Lebens
verwandelt. Man kann getrost von einem Comeback des
12. Manns sprechen. Von einer Rückkehr jenes Mythos, der
besagt, dass die Fans auf den Rängen die Profis auf dem
Rasen zum Sieg brüllen können – und eben nicht nur, wie
schon zu befürchten stand, als Kunden deklariert werden
und zum Konsum diverser Fanartikel eingeplant sind.
In den Reihen der Kleinen herrscht ganz offenbar eine extrem kraftvolle Mischung aus Anarchie und Euphorie,
die sich zum aus der Kurve dröhenden „Roar“ auftürmt
und nominell chancenlosen Mannschaften
übermenschliche Fähigkeiten verleiht. Es ist
bemerkenswert, dass ausgerechnet die Mannschaften, die
von den vermeintlich großen Nationen als Ballast
angesehen werden, diesem Turnier Farbe verleihen,
während die Titelfavoriten allzu oft graumäusig
danebenstehen und sich und uns langweilen.
Natürlich gibt es Grantler: Der Modus sei einer EM nicht
würdig, sagen sie, weil ja ohnehin fast jeder
weiterkomme. Nicht nur in Österreich und der Türkei weiß
man es besser. Und die Kritiker übersehen auch die
Schönheit der Chance, die die Underdogs dieser EM mit
ihrer urwüchsigen Kraft für sich genutzt haben. In der
Champions League, dieser zuweilen aseptischen Laborwelt
mit ihren kalkulierbaren Resultaten, sieht man solche emotionalen Vulkanausbrüche jedenfalls höchst selten.
Und so freuen die meisten sich, dass in Zeiten der
taktischen Neutralisierung und der von den Verbänden
totgeplanten Turniere wenigstens die Fans ihre Kraft
wiederentdeckt haben. Dass sie den Funken von der
Tribüne und von den Straßen wieder auf den Rasen
überspringen lassen können. Oder sogar Berufsgrummler
wie Roy Keane zum Weinen bringen. Geschichte wird
gemacht.
Benjamin Kuhlhoff
EM 2016
FREITAG, 24. JUNI 2016 / NR. 22 797
DER TAGESSPIEGEL
25
Schreinselbstständig. In Neapel wird
Hamsik längst vergöttert, nun trifft er
auch für die Slowaken. Foto: AFP/Klamar
So etwas
wie Begeisterung
Von Domink Bardow
W
er in Neapel zu Diego
Maradona betet, der
sollte danach zügigst
einen Kaffee bestellen.
An dem Altar für den
göttlichen Fußballer, der in der Bar Nilo
aufgestellt ist, steht ein Schild in vielen
Sprachen, auch auf Deutsch: „Wenn sie
das foto machen und dann keunen espresso nehmen, dann konnte ihnen der
fotoapparat runtetfallen (und das ware
ja wirklinch schade)... sie verstehen!“
Eine solch resolute Verehrung wie der
frühere VolksheldMaradona genießtMarek Hamsik noch nicht in Spaccanapoli,
der Altstadt Neapels. Doch in den Gassen nahe der Bar Nilo werden neben
Diego-Krippenfiguren längst auchPüppchen des Slowaken verkauft. Und an den
Hauptstraßen der Mittelmeermetropole
hängen derart viele Werbeplakate vom
aktuellen Starspieler des SSC Neapel,
dass man meinen könnte, die Napolitaner hielten bei der Europameisterschaft
nicht zum Team des ungeliebten italienischen Zentralstaates, sondern zur Mannschaft der Slowakei. Hamsik zuliebe.
Insofern hätten die Deutschen am
Sonntag in Lille gegen die Slowaken einige – durchaus gefährliche – Gegner
mehr. Als ob Marek Hamsik allein nicht
Bedrohung genug wäre.
Der Mittelfeldmann ist der Mittelpunkt des slowakischen Spiels und der
Hauptgrund, warum es das kleine, 1993
gegründete Land mit seinen fünfeinhalb
Millionen Einwohnern bei der ersten
EM-Teilnahme gleich ins Achtelfinalegeschafft hat.
Aber die Deutschen dürften längst gewarnt sein. Nicht nur weil Hamsik mit
seinem Weitschuss-Tor vor drei Wochen
den slowakischen 3:1-Testspielsieg über
den Weltmeister eingeleitet hatte. Auch
inder EM-Qualifikationwarder Spielmacher mit fünf Treffern bester Torschütze
seines Teams, auch wenn er beim 2:1 gegen Europameister Spanien leer ausging.
Und beim bisher einzigen EM-Erfolg im
zweiten GruppenduellmitRusslandstritten die Experten hinterher, welche Aktion schöner anzusehen war: Hamsiks
Traumpass über das halbe Spielfeld, der
das 1:0 vorbereitete? Oder sein Schlenzer in den spitzen Winkel zum 2:0?
Unstrittig unschön war wie immer
sein Jubel danach. Die tätowierten
Arme ausgestreckt, die Irokesenfrisur
aufgestellt wie ein Dinosaurier aus „Jurassic World“ und den Mund mit den
prominenten Vorderzähnen so weit aufgerissen, dass sich einige Twitter-Nutzer an einen Pavian erinnert fühlten.
Es ist aber nicht sein extravagantes
Äußeres, das den sonst eher introvertierten Hamsik zu einem der bisherigen
EM-Stars gemacht hat. „Hamsik besser
als Ronaldo“, titelte eine Boulevardzeitung in der Heimat bereits. Bei der WM
2010, der ersten und bisher einzigen
Teilnahme der Slowakei an einem großen Turnier, war er mit 22 Jahren noch
an dem Druck gescheitert, der Star zu
sein. Im Achtelfinale kam gegen den späteren Finalisten Holland das Aus.
Nachdem es lange hieß, Hamsik rufe
für sein Land nicht die gleichen Leistungen ab wie für seinen Verein, ist er nach
90 Länderspielen und 19 Treffern mittlerweile gereift, auch wenn er nicht so
aussieht. „Sein Spiel wird immer intelli-
Die letzten Spiele der sonst so zähen Vorrunde
versöhnten Europa mit dem Turnier
Es ging eigentlich gar nicht so sehr um
das Siegtor, hat der isländische Nationalspieler Ragnar Sigurdsson erzählt. Später, als er wieder atmen konnte, na ja,
eher schnaufen, sein Land hatte ja gerade
einen großen Moment hinter sich gebracht. Zum ersten Mal ist Island bei einem großen Turnier am Start und hat
sich gleich für die K.-o.-Phase qualifiziert. Und das nicht durch die Hintertür
als einer von vier besten Gruppendritten.
Sondern als Zweiter hinter dem Sensationssieger Ungarn und noch vor Cristiano
Ronaldos Portugiesen.
Möglich wurde das durch ein 2:1 über
Österreich im Stade de France von
Saint-Denis. Das finale Tor fiel tief in der
Nachspielzeit, aber als die isländische Bagage zur Party auf den Platz stürmte,
stand der Sieg gar nicht mal im Mittelpunkt. Vorbei ist vorbei, was zählt, ist die
Zukunft. „England, es ist England, haben
die anderen gebrüllt“, so erzählte es jedenfalls der Verteidiger Ragnar Sigurdsson. England! Es geht im Achtelfinale gegen das gelobte Fußballland! Der Traum
eines jeden Isländers, „wir sind alle verrückt nach der Premier League“, sagte Islands Trainer Heimir Hallgrimsson. Es
war eine kindliche Freude, die um sich
griff, und wie schön wäre es doch, wenn
sie das gesamte Turnier anstecken
könnte.
Am Mittwochabend hat die EM zum
ersten Mal so etwas wie Begeisterung geweckt, einen Spaß am Fußball, wie ihn
nach zwölf drögen französischenTagen
kaum mehr jemand für möglich gehalten
hätte. Es war ein Abend, der das Schöne
am Fußball betonte, das Raue und Archaische, die Lust am Spiel. Das 2:1 der Isländer über Österreich und das 3:3 der Ungarn gegen Portugal versöhnten Europa
mit einem Turnier, das schon als gescheitert galt, bevor es so richtig begonnen
hatte.
In Saint-Denis lief auf der Tribüne parallel zum Spiel der Isländer gegen Österreicher auf einem Monitor das Duell zwischen Ungarn und Portugal in Lyon. So
mancher Zuschauer hatte seine Probleme
damit, sich zwischen der realen und der
virtuellen Show zu entscheiden. Da war
auf dem Rasen die offene Feldschlacht
der gar nicht so schlechten Österreicher,
die alles, aber auch wirklich alles taten,
um das Achtelfinale noch zu erreichen.
Und auf dem Monitor der freche Außenseiter Ungarn, er büchste dreimal dem
ewigen Geheimfavoriten Portugal aus,
aber der kam immer wieder zurück, vor
allem dank Cristiano Ronaldo, den sie
doch auf den Tribünen wegen seines affektierten Gehabes gern auslachen. Aber
er ist eben auch ein großartiger Fußballspieler. Ronaldo hat am Mittwoch zwei
Tore geschossen und eines vorbereitet,
sein Kick zum zwischenzeitlichen 2:2 aus
der Luft und hinter dem Standbein wird
wahrscheinlich als das schönste Tor des
Maradonas
Untermieter
Marek Hamsik ist der Star des slowakischen Teams.
Obwohl er auf der EM-Bühne glänzt, will er Neapel treu bleiben
reif, für einen noch größeren Klub zu
spielen“, sagte Kozak. Meister Juventus
Turin soll interessiert sein, die Klubs aus
der englischen Premier League könnten
mit unmoralischen Offerten aufwarten.
„Ich hoffe, meine Zukunft wird in Neapel sein“, sagte Hamsik zuletzt jedoch
wieder. Schon mit 17 Jahren war er aus
Bratislava nach Italien gewechselt und
kam 2007 aus Brescia zumdamaligen Serie-A-Aufsteiger. Neapel ist ihm mittlerweile ans Herz gewachsen. „Ich wohne
genter“, lobt sein Nationaltrainer Jan Kozak. Der 28-Jährige ist inzwischen ein
Box-to-Box-Spieler, der zwischen beiden Strafräumen das Spiel prägt und dominiert. So hat Hamsik vergangene Saison nur sechs Tore für Vizemeister Napoli erzielt, so wenige wie noch nie, aber
dafürelf Treffer vorbereitet. Von hängender Spitze bis Abräumer vor der Abwehr,
Hamsik hat längst alles im Repertoire.
Nicht nur sein Trainer findet daher, er
solle nicht nur auf der EM-Bühne
im Rampenlicht stehen. „Die Zeit ist
hier nicht zur Miete, ich bin hier zu
Hause“, sagt er. Obwohl er schon dreimal auf offener Straße überfallen wurde
und man seiner schwangeren Frau mit
vorgehaltener Waffe das Auto abnahm.
„Das sind die Nachteile davon, in Neapel
zu leben“, sagte Hamsik lapidar.
Vielleicht sind die Treueschwüre nur
eine Taktik, um seinen 2018 auslaufenden Vertrag möglichst lukrativ zu verlängern. Oder er schielt darauf, seinen eigenen Schrein in Spaccanapoli zu erhalten,
mit eigenen resoluten Altarwächtern.
Turniers in die noch zu schreibende Geschichte eingehen.
So viel Spaß hat diese Europameisterschaft in ihrer zähflüssigen Vorrunde zuvor nie gemacht. Bei diesem langweiligen
Rasenschach, als keiner verlieren wollte
und doch das große Ganze verlor. Zwölf
Tage, in denen es um gar nichts ging, weil
ja kaum jemand ausscheiden konnte und
Mannschaften vor dem Fernseher ins
Achtelfinale einzogen, die damit selbst
gar nicht gerechnet haben – Nachfragen
beantwortet gern Michael O’Neill, der
Trainer der sympathischen, aber doch
sehr limitierten Nordiren. Die Attraktivität der EM war bis zum Mittwoch gar
nicht so weit von einer beliebigen Bundestagsdebatte entfernt. Ist halt irgendwie
vorgeschrieben, muss einen aber nicht interessieren. War es ein Zufall, dass an diesem Mittwoch zum ersten Mal während
der Europameisterschaft die Sonne über
Paris schien und sich der blaue Himmel
als Kulisse einschmeichelte? Frankreich
hat diesen Impuls gebraucht, und vielleicht kam er gerade zur rechten Zeit.
Am Mittwochabend war der Fußball
endlich wieder Fußball, mitreißend interpretiert von vier Mannschaften, dreien
davon hätte man diese Rolle eher nicht
zugetraut. Als die Isländer in der Nachspielzeit das Siegtor gegen Österreich
schafften, bebte das Stade de France wie
1998, als Frankreichs Multikulti-Auswahl im WM-Finale Brasilien besiegte.
Ein Spiel, das die Massen begeistert, gesegnet mit sympathischen Hauptdarstellern und dem Vorteil, dass niemand vorher weiß, wie es am Ende ausgeht.
Der Fußball kämpft in Frankreich um
seine Reputation. Das wird nicht ganz einfach angesichts der Skandale innerhalb
der Funktionärskaste, des kommerziellen
Diktats und im speziellen Fall eines Modus, den nicht mal seine Hauptdarsteller
verstanden. Aber um seine Zukunft stand
es schon mal schlechter als am Mittwochabend.
Sven Goldmann
Jubel, Trubel. Ungarns Dzsudzsak
brillierte gegen Portugal. Foto: dpa/Gunther
Spielplan der Fußball-Europameisterschaft vom 10. Juni bis 10. Juli 2016
GRUPPE A
GRUPPE B
Spiele Tore
Frankreich
Schweiz
Albanien
Rumänien
3
3
3
3
Pkt.
7
5
3
1
4:1
2:1
1:3
2:4
GRUPPE C
Spiele Tore
Wales
England
Slowakei
Russland
3
3
3
3
Pkt.
6:3
3:2
3:3
2:6
6
5
4
1
GRUPPE D
Spiele Tore
Deutschland
Polen
Nordirland
Ukraine
3
3
3
3
Pkt.
7
7
3
0
3:0
2:0
2:2
0:5
GRUPPE E
Spiele Tore
Kroatien
Spanien
Türkei
Tschechien
3
3
3
3
Pkt.
7
6
3
1
5:3
5:2
2:4
2:5
GRUPPE F
Spiele Tore
Italien
Belgien
Irland
Schweden
3
3
3
3
Pkt.
6
6
4
1
3:1
4:2
2:4
1:3
Spiele Tore
Ungarn
Island
Portugal
Österreich
3
3
3
3
Pkt.
5
5
3
1
6:4
4:3
4:4
1:4
VIERTELFINALE 1
DO, 30. Juni, 21.00 Uhr / *
(Marseille)
Sieger Achtelfinale 1 –
Sieger Achtelfinale 3
:
HALBFINALE 1
MI, 6. Juli, 21.00 Uhr / *
(Lyon)
FR, 10. Juni, 21.00/ZDF (St. Denis)
Frankreich – Rumänien
SA, 11. Juni, 18.00/ZDF (Bordeaux)
2:1
SA, 11. Juni, 15.00/ZDF (Lens)
SA, 11. Juni, 21.00/ZDF (Marseille)
0:1
Albanien – Schweiz
1:1
MI, 15. Juni, 21.00/ARD (Marseille)
Frankreich – Albanien
2:0
ACHTELFINALE 1
England – Wales
0:1
Russland – Wales
2:1
0:3
MO, 20. Juni, 21.00/ARD/Sat1 (St. Étienne)
0:0
Slowakei – England
ACHTELFINALE 2
SO, 12. Juni, 15.00/ARD (Paris)
1:0
Deutschland – Ukraine
Ukraine – Nordirland
0:0
Deutschland – Polen
2:0
0:2
1:0
Tschechien – Kroatien
0:0
0:1
Spanien – Türkei
2:2
ACHTELFINALE 4
0:2
Belgien – Italien
3:0
MI, 22. Juni, 21.00/ZDF/Sat1 (Lille)
Tschechien – Türkei
Italien – Irland
0:2
2:1
ACHTELFINALE 5
Island – Ungarn
Island – Österreich
MI, 22. Juni, 21.00/ZDF/Sat1 (Nizza)
ACHTELFINALE 6
0:0
2:1
0:1
Ungarn – Portugal
ACHTELFINALE 7
ACHTELFINALE 8
SA, 25. Juni, 21.00 / ZDF
(Lens)
SO, 26. Juni, 15.00 / ZDF
(Lyon)
SO, 26. Juni, 18.00 / ZDF
(Lille)
SO, 26. Juni, 21.00 / ZDF
(Toulouse)
MO, 27. Juni, 18.00 / ARD
(St. Denis)
MO, 27. Juni, 21.00 / ARD
(Nizza)
Schweiz –
Polen
Wales –
Nordirland
Kroatien –
Portugal
Frankreich –
Irland
Deutschland –
Slowakei
Ungarn –
Belgien
Italien –
Spanien
England –
Island
:
:
:
:
:
:
:
FINALE
SO, 10. Juli, 21.00 Uhr / ARD
(St. Denis)
Sieger Halbfinale 1 –
Sieger Halbfinale 2
VIERTELFINALE 3
:
SA, 2. Juli, 21.00 Uhr / *
(Bordeaux)
Sieger Achtelfinale 5 –
Sieger Achtelfinale 7
:
HALBFINALE 2
DO, 7. Juli, 21.00 Uhr / *
(Marseille)
3:3
SA, 25. Juni, 18.00 / ARD
(Paris)
:
:
MI, 22. Juni, 18.00/ZDF/Sat1 (Lyon)
SA, 25. Juni, 15.00 / ZDF
(St. Étienne)
:
Sieger Achtelfinale 2 –
Sieger Achtelfinale 6
1:1
MI, 22. Juni, 18.00/ZDF/Sat1 (St. Denis)
0:1
Schweden – Belgien
1:1
SA, 18. Juni, 21.00/ARD (Paris)
Portugal – Österreich
Sieger Viertelfinale 1 –
Sieger Viertelfinale 2
VIERTELFINALE 2
FR, 1. Juli, 21.00 Uhr / *
(Lille)
SA, 18. Juni, 18.00/ARD (Marseille)
3:0
Belgien – Irland
DI, 21. Juni, 21.00/ARD/Sat1 (Lens)
Kroatien – Spanien
Portugal – Island
1:0
Italien – Schweden
0:2
DI, 14. Juni, 21.00/ZDF (St. Étienne)
SA, 18. Juni, 15.00/ARD (Bordeaux)
DI, 21. Juni, 21.00/ARD/Sat1 (Bordeaux)
Nordirland – Deutschland 0 : 1
Österreich – Ungarn
FR, 17. Juni, 15.00/ZDF (Toulouse)
FR, 17. Juni, 21.00/ZDF (Nizza)
DI, 21. Juni, 18.00/ARD (Paris)
ACHTELFINALE 3
Spanien – Tschechien
DI, 14. Juni, 18.00/ZDF (Bordeaux)
1:1
Irland – Schweden
MO, 13. Juni, 21.00/ARD (Lyon)
FR, 17. Juni, 18.00/ZDF (St. Étienne)
DI, 21. Juni, 18.00/Sat1 (Marseille)
Ukraine – Polen
MO, 13. Juni, 18.00/ARD (St. Denis)
0:1
Türkei – Kroatien
MO, 13. Juni, 15.00/ARD (Toulouse)
DO, 16. Juni, 21.00/ZDF (St. Denis)
MO, 20. Juni, 21.00/ARD/Sat1 (Toulouse)
SO, 19. Juni, 21.00/ZDF/Sat1 (Lille)
Schweiz – Frankreich
1:2
Russland – Slowakei
Polen – Nordirland
DO, 16. Juni, 18.00/ZDF (Lyon)
DO, 16. Juni, 15.00/ZDF (Lens)
SO, 19. Juni, 21.00/ZDF/Sat1 (Lyon)
Rumänien – Albanien
1:1
England – Russland
SO, 12. Juni, 18.00/ARD (Nizza)
SO, 12. Juni, 21.00/ARD (Lille)
MI, 15. Juni, 15.00/ARD (Lille)
MI, 15. Juni, 18.00/ARD (Paris)
Rumänien – Schweiz
2:1
Wales – Slowakei
Sieger Viertelfinale 3 –
Sieger Viertelfinale 4
VIERTELFINALE 4
:
S0, 3. Juli, 21.00 Uhr / *
(St. Denis)
Sieger Achtelfinale 4 –
Sieger Achtelfinale 8
:
* = Die letzten Spiele der Gruppenphase werden
von ARD, ZDF oder Sat 1 übertragen. Die Finalrunden laufen ausschließlich bei ARD oder ZDF.
Quelle: dpa (UEFA), Sportschau · Tsp/Bartel
26
EM 2016
DER TAGESSPIEGEL
VORRUNDE
Italien – Irland
0:1
0:1
2:1
3:3
Schweden – Belgien
Ungarn – Portugal
GRUPPE E
In Lille: Italien – Irland
Italien: Sirigu - Barzagli, Bonucci, Ogbonna - Bernardeschi (60.
Darmian), Sturaro, Motta, Florenzi, De Sciglio (82. El Shaarawy)
- Zaza, Immobile (75. Insigne).
Irland: Randolph - Coleman, Duffy, Keogh, S. Ward - Hendrick,
McClean, McCarthy (77. Hoolahan), Brady - Murphy (70.
McGeady) - Long (90. Quinn).
Schiedsrichter: Hategan (Rumänien).
Zuschauer: 44 268.
Tor: 0:1 Brady (85.).
In Nizza: Schweden – Belgien
Schweden: Isaksson - Lindelöf, Johansson, Granqvist, Olsson Larsson (70. Durmaz), Ekdal, Källström, Forsberg (82. Zengin) Berg (63. Guidetti), Ibrahimovic.
Belgien: Courtois - Meunier, Alderweireld, Vermaelen, Vertonghen - Witsel, Nainggolan - Carrasco (71. Mertens), De Bruyne,
Hazard - R. Lukaku (87. Benteke).
Schiedsrichter: Brych (München).
Zuschauer: 34 011.
Tor: 0:1 Nainggolan (84.).
GRUPPE F
In Paris: Island – Österreich
Island: Halldorsson - Saevarsson, Arnason, R. Sigurdsson, Skulason - Gudmundsson (86. Ingason), Gunnarsson, G. Sigurdsson, B. Bjarnason - Sigthorsson (80. Traustason), Bödvarsson
(72. T. Bjarnason).
Österreich: Almer - Dragovic, Prödl (46. Schöpf), Hinteregger,
Fuchs - Ilsanker (46. Janko), Baumgartlinger - Klein, Alaba, Arnautovic - Sabitzer (78. Jantscher).
Schiedsrichter: Marciniak (Polen).
Zuschauer: 65 714.
Tore: 1:0 Bödvarsson (18.), 1:1 Schöpf (60.), 2:1 Traustason
(90.+4).
Besonderes Vorkommnis: Dragovic (Österreich) verschießt
Foulelfmeter (37.).
In Lyon: Ungarn – Portugal
Ungarn: Király - Lang, Guzmics, Juhász, Korhut - Gera (46.
Bese), Pintér - Dzsudzsák, Elek, Lovrencsics (83. Stieber) - Szalai (71. Nemeth).
Portugal: Patricio - Vieirinha, Pepe, R. Carvalho, Eliseu - Mário,
Moutinho (46. Sanches), W. Carvalho, Gomes (61. Ricardo
Quaresma) - Cristiano Ronaldo, Nani (81. Pereira).
Schiedsrichter: Atkinson (England).
Zuschauer: 55 514.
Tore: 1:0 Gera (19.), 1:1 Nani (42.), 2:1 Dzsudzsák (47.), 2:2
Cristiano Ronaldo (50.), 3:2 Dzsudzsák (55.), 3:3 Cristiano Ronaldo (62.).
RÄTSELHAFT
Belgischer
Ko-Trainer
oder Bezirk
von Brüssel
Wir vermissen Euch!
Die Gruppenphase ist vorbei, acht Teams mussten uns leider verlassen.
Sportlich mitunter sicher zu Recht – dennoch schmerzt der Abschied.
Acht Gründe dafür, die Gescheiterten ins Herz zu schließen
RUMÄNIEN
So richtig versteht man vieles ja erst, wenn man
es sieht. Etwa den Unterschied zwischen dem
aktuellen, angeblichen Hochgeschwindigkeitsfußball und dem Standard-Gekicke der Neunziger Jahre. Die Rumänen haben bei dieser EM
noch mal vor Augen geführt, wie es damals so
abging auf dem Platz. Sie haben hart verteidigt
und sie haben gute Ecken und Elfmeter geschossen – also genauso gespielt wie zu ihren goldenen Zeiten zwischen 1994 und 2000. Rumäniens Nationalteam hat den Blick geschärft: Ja, da hat sich wirklich was getan im
Weltfußball in den vergangenen Jahren, denn
die Topmannschaften spielen heute dann doch
ganz anders als die Rumänen. Diesen offensichtlichen Vergleich gibt es nun nicht mehr. Für Fußball-Feldforscher ist das überaus traurig.
jne
Island – Österreich
Koekelberg
ALBANIEN
Albanien wird wieder Albanien. Es war ja zwischenzeitlich leer, ein Land auf kollektiver
Dienstreise in Lens, Marseille und Lyon, drei
französische Gemeinwesen, die während der
Gastspiele der Rot-Schwarzen den Status exterritorialer albanischer Gebiete annahmen. Keine
andere Mannschaft hatte einen ähnlich lauten
und emotionalen Anhang. Das lange Zeit abgeschottete Albanien hat bei seinem Debüt auf der
internationalen Bühne so nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht wie zuletzt in Karl Mays imaginärer Reise „Durch das Land der Skipetaren“.
Schade, dass es damit erst einmal vorbei ist. gol
NR. 22 797 / FREITAG, 24. JUNI 2016
?
Koekelberg ist die zweitkleinste Gemeinde der Region Brüssel.
EM Nachrichten
Griezmann bleibt bei Atlético, Vardy bei Leicester
Antoine Griezmann und Jamie Vardy haben die Verträge bei ihren Klubs verlängert. Frankreichs Nationalspieler Griezmann unterzeichnete nach Angaben von
Atlético Madrid einen neuen Kontrakt bis Mitte 2021.
Griezmann war im Sommer 2014 von Real Sociedad
zum diesjährigen Champions-League-Finalisten gewechselt. Englands Nationalstürmer Vardy hat sich gegen einen Wechsel zum FC Arsenal entschieden und
wird seinen Vertrag bei Leicester City verlängern. Die
Vertreter des 29-Jährigen einigten sich mit dem Klub
auf einen neuen Vierjahreskontrakt. Arsenal hatte zuletzt heftig um den 24-Tore-Mann geworben.
dpa
Nach Vorrundenaus: Türken kritisieren EM-Modus
Das bittere EM-Aus erlebten die türkischen Nationalspieler vor dem Fernseher. Das überraschende 1:0 der
Iren über Italien und das spektakuläre 3:3 der Portugiesen gegen Ungarn enttäuschte alle Hoffnungen, sich
als einer der besten Drittplatzierten doch noch für das
Achtelfinale zu qualifizieren. Kaum war der Knockout
besiegelt, regte sich in der Heimat Kritik – weniger an
der eigenen Mannschaft als vielmehr am neuen Turniermodus und an den Italienern. „Wir wurden Opfer
der Regeln. Dieser Modus muss dringend geändert
werden. Portugal kommt mit drei Unentschieden weiter, während wir und Albanien einen Sieg holen und
trotzdem ausscheiden“, klagte der ehemalige Nationalspieler Ridvan Dilmen in der Zeitung „Sabah“.
dpa
RUSSLAND
Jedes Turnier hat seinen heimlichen Startrainer:
2006 der kettenrauchende Ricardo La Volpe, genannt „La Fluppe“. Oder 2014 die irre Laus von
Mexiko, Miguel Herrera. Diese EM gehörte Leonid Sluzki. Mit seinen Glubschaugen und dem
daueroffenen Mund hätte der russische Trainer
in jeder Achtzigerkomödie den vertrottelt-fiesen Nachbarn spielen können. Tat er mit seinem
hilflosen Team ja irgendwie auch. Und wenn russiche Hooligans um sich schlugen und Sportminister Witali Mutko säuselte „Was hat das mit
der WM 2018 zu tun?“, machte EM-Zuschauern
ein Blick auf Sluzki, wie er authistisch vor und
zurück wippte oder schimpfte wie ein Besoffener über verschütten Schnapps, gleich wieder
gute Laune. Great Comedy from Russia!
dob
UKRAINE
Es mag überraschend klingen, doch ohne die
Ukraine wird diesem Turnier etwas fehlen. Tore
sind es nicht. Denn getreu dem Motto „die Null
muss stehen“ haben die Blaugelben, die nicht
Schweden sind, ihre Gruppenspiele konsequent
abgespult. Die Null stand. Allerdings vorne. Dieser unbedingte Wille, die Liebe zur vollkommenen Form, war bei keinem anderen Team zu erkennen. Ein Tor geht immer irgendwie, das haben die Langweiler aus Albanien oder Schweden
gezeigt. Aber wirklich als einziges Team kein einziges zu schießen – das ist Hingabe. So spielten
die Ukrainer auf ihre eigene Weise ein perfektes
Turnier. Denn die Null kennt kein Vorne oder
Hinten, kein Gestern oder Morgen. Die Zeit ist
ein flacher Kreis. Also bis neulich ihr –tschenkos und –tschuks!
lkp
TÜRKEI
Was wäre das für eine Stimmung gewesen in
Kreuzberg und Neukölln, wäre die Türkei ins
Achtel- oder sogar ins Viertelfinale gekommen!
Public Viewing vor jedem Späti, Autokorsos,
Feuerwerk, eine unfassbare Party. Es muss ja
nicht gleich so ausarten, wie kürzlich auf dem
Breitscheidplatz in Charlottenburg, als es 23
Festnahmen gab. Aber das Fußballfieber, das
sich bei dieser EM noch in Grenzen hält, hätten
die türkischen Fans sicher in die Höhe getrieben.
fiem
TSCHECHIEN
Alle Fußballhasser, die denken, bei dieser EM
laufen nur hochbezahlte, eindimensionale
Dumpfbacken auf dem Platz herum, wurden
von Petr Cech eines besseren belehrt. Tschechiens Torhüter hält nicht nur überragend, er
spielt nicht nur außergewöhnlich gut Schlagzeug, er bringt auch die Einflüsse anderer Sportarten in den Fußball. Cech trägt einen
Rugby-Helm, seit er sich 2006 eine Kopfverletzung zuzog. Damit taugt er außerdem als Vorbild für alle Kinder, die keinen Fahrradhelm tragen wollen. Eine ganze Generation tschechischer Väter kann dank Cech ihren Kindern
sagen: „Wenn selbst der Petr einen Helm beim
Spiel trägt, musst du auf dem Fahrrad erst recht
einen tragen.“ Außerhalb Tschechiens wird dieser Sicherheitseffekt nun leider verpuffen. Denn
Tschechien ist raus, und damit ist diese
EM nicht mehr mehrdimensional.
jne
Die schönsten Erinnerungen.
Das Gesicht von Leonid Sluzki (o.)
erinnert an Komödien aus den 80ern,
Petr Cech wirbt für Helme (u.) und
David Alaba hat vergessen, welche
Position er spielt. Fotos: Reuters, dpa, AFP
den blonden Haaren und blauen Augen ausgeschieden sind. Denn laut einer Umfrage unter
weiblichen Nutzern eines Internetportals für Seitensprünge verströmten die Fans in Gelb-Blau
die meiste Erotik. Ein Drittel der befragten
Frauen gab an, sich für die Spiele gar nicht zu interessieren, nur für die Männer auf den Rängen.
Da sind die im Turnier verbleibenden Spanier
und Deutschen auf Platz zwei und drei der Umfrage ein schwacher Ersatz für Schweden. dob
ÖSTERREICH
Lucien Favre hat in seiner Zeit bei Hertha BSC
den Begriff der Polyvalenz geprägt. Es ging dabei um Spieler, die nicht auf eine Position festgelegt sind, sondern überall spielen können. Um
Spieler wie David Alaba. Der Österreicher dient
im Alltag als Verteidiger bei Bayern München.
Bei der EM begann er gegen Ungarn im defensiven Mittelfeld, gab dann den Spielgestalter gegen Portugal und versuchte sich gegen Island als
Mittelstürmer. Wo wäre er wohl im Achtelfinale
gewesen? In der Innenverteidigung? Im Tor? Als
Chef auf der Trainerbank? Schade, dass wir es
nie erfahren werden.
gol
SCHWEDEN
Viele männliche Fans haben laut gestöhnt bei
den unattraktiven Auftritten der schwedischen Mannschaft auf dem Platz. Weibliche Zuschauer werden hingegen einen Seufzer der anderen Art ausstoßen, dass die Skandinavier mit
Und nun zum Angeln
Zlatan Ibrahimovic
verabschiedet sich mit
einem Rückschlag,
der seinem Ego vielleicht
mal ganz gut tut
Am Strand von Nizza weiß man manchmal
nicht, wo das Wasser aufhört und der Himmel
beginnt. Die Farben verschmelzen zu einer gigantischen Kombination aus Blau und Grau und
manchmal auch Rosa, es sieht aus wie ein riesiges Babyzimmer.
So friedlich. So ruhig. Die Jungs und Männer
mit Zigarette im Mundwinkel und Köder im Einmachglas wissen schon, warum sie hier ihre Angel auswerfen.
Wenn Zlatan Ibrahimovic entspannen will,
dann geht auch er angeln. Es existieren Fotos,
die den Hünen in den eiskalten schwedischen
Gewässern zeigen, Zlatan hebt dann meistens einen spektakulären Fang in die Höhe und grinst
stolzer als bei jedem geschossenen Tor. Es sagt
sicherlich etwas aus über einen Menschen,
wenn er gerne angeln geht.
Gestern hat Zlatan Ibrahimovic gegen Belgien
verloren. Schweden ist nach drei Niederlagen in
der Gruppenphase sang- und klanglos aus der
Europameisterschaft ausgeschieden. Es war vermutlich sein letztes Spiel für die schwedische
Nationalmannschaft. So ein Abgang hat ein
Mann wie Zlatan eigentlich nicht verdient. Und
vielleicht auch wieder schon.
Als Vereinsspieler hat der inzwischen 34-Jährige fast alles gewonnen, was es zu gewinnen
gibt. Nur einem Erfolg bei einem internationalen Wettbewerb läuft er seit Jahren hinterher, ob
mit Amsterdam, Turin, Mailand oder Barcelona.
Gerade erst hat sich Ibrahimovic bei Paris St. Germain verabschiedet. Er tat das auf
seine ihm eigene, nicht gerade bescheidende Art
und Weise: „Ich kam als König und gehe als Legende“, schrieb er bei Twitter. Seine Kinder trugen die Namen „King“ und „Legend“ auf dem
Rücken, als er mit ihnen noch einmal durch den
Prinzenpark marschierte.
Vielleicht tut es einem Mann mit so einem
Ego auch mal ganz gut, wenn er mit Schweden
hochkant aus einem Turnier fliegt.
Denn Ibrahimovic wurde ja nicht nur zu Zlatan, der Legende, weil er so viele Tore schoss
und Titel sammelte. Der Fußballer Ibrahimovic
kommt von der Straße und ist bis heute stolz
darauf. Ein Ghettokid mit flinker Zunge und unglaublichem Talent. Er hat seine Fans immer an
seinem Können und seinen Erfolgen teilhaben
lassen, sei es mit nie zuvor gesehenen Tricks
und Toren (ausgeführt von einem Mann mit
dem Körper eines Schwergewichtsboxers) oder
mit starken Sprüchen abseits des Platzes. Aus
Ibrahimovic wurde Ibra wurde Zlatan. Ein irgendwie gleichzeitig sehr ferner und doch volksnaher Fußballer. Der meistens begeistert, aber
immer polarisiert hat.
Die Angelruten biegen sich sanft, die Fischer
schweigen. Wetten, dass sich kein Fisch der
Welt von menschlichen Stimmen irritieren lässt
und die alte Regel, beim Angeln nicht zu sprechen, lediglich von Anglern erfunden wurde, damit alle Welt einfach mal die Klappe hält? Ausge-
Alles vorbei. Die EM war der letzte große
Auftritt von Zlatan Ibrahimovic im Trikot
der Schweden. Foto: AFP/Nachstrand
rechnet Zlatan, das leidenschaftliche Großmaul,
geht einem so stillen Hobby nach.
Gegen Belgien war Zlatan noch einige Male
groß. Noch einmal pflückte er Flanken mit der
Brust aus der Luft, an die andere Stürmer nicht
mit dem Kopf gekommen wären. Er trickste und
erstaunte. Und beinahe erzielte er noch eines dieser Wunder-Tore, die ihm einen Platz im kollektives Fußball-Gedächtnis gesichert haben. Und
doch zeigte sich an diesem Spiel Zlatans Dilemma:Als schwedischer Nationalspielerist er einige Jahre zu spät geboren worden. Die goldenen
Zeiten Mitte der neunziger Jahre, als Schweden
1994 sogar mal WM-Dritter wurde, hat er knapp
verpasst.
Kurz vor dem Schlusspfiff bot sich dafür ein
recht geeignetes Beispiel. Da eroberte sich Zlatan im hinteren rechten Eck der gegnerischen
Hälfte den Ball, wartete für Sekundenbruchteile
die Reaktion seines Gegenspielers ab und passte
den Ball dann direkt durch die Beine des Belgiers in den Lauf seines Mitspielers – doch der
hieß leider nicht Martin Dahlin, auch nicht Tomas Brolin – und verstolperte die Vorlage.
Zlatan Ibrahimovic hat die Geschichte der Europameisterschaften geprägt, ist der drittbeste
Torschütze der EM-Geschichte. Er war einer der
aufregendsten Nationalspieler der vergangenen
15 Jahre. Vielleicht der beste Fußballer, den
Schweden jemals hatte.
Nach dem Schlusspfiff gegen Belgien trat er
noch einmal vor die Kamera, noch einmal
musste er so sein wie der Fußballer Zlatan. Also
sprach er: „Ich habe das Land zu meinem Land
gemacht.“
Jetzt hat er endlich wieder mehr Zeit, angeln
zu gehen.
Alex Raack
FREITAG, 24. JUNI 2016 / NR. 22 797
EM 2016
DER TAGESSPIEGEL
Ottmar Hitzfeld, 67, gewann als Trainer
mit Dortmund und Bayern zweimal die
Champions League. Zuletzt coachte er
bis 2014 die Schweiz. Foto: Imago/Xinhua
TAG 14 BEI DER NATIONALELF
Französisch für Profis
@tspsport
Hier twittern unsere Nationalmannschaftsreporter
Stefan Hermanns und Michael Rosentritt
Kurze Wege. #Evian hat einen eigenen Golfplatz. Hat den Vorteil,
dass @esmuellert_ nicht den Helikopter nehmen muss
Verstehe nicht, warum alle über den Turnierbaum meckern. Jetzt
braucht das @DFB_Team nur noch 2 Siege, um ins Finale gegen
#FRA einzuziehen
Französisch für Fortgeschrittene: Sich an den Eiern kraulen heißt offenbar „se gratter les couilles“ #hosengate
Betreten der Rasenfläche verboten. Der Mannschaftskapitän #evian
Die Uefa sahnt ab
Frankreich bleibt
kaum etwas von den
Rekordeinnahmen
Mit der XL-EM in Frankreich macht
die Uefa dieser Tage den großen Reibach, die Einnahmen erreichen Rekordniveau. Doch was hat Gastgeber
Frankreich davon? Erschreckend wenig.
1,9 Milliarden Euro. Was Länder
wie Bhutan oder Lesotho in einem
Jahr erwirtschaften, verdient die Uefa
dieser Tage in vier Wochen. Die EM
in Frankreich ist nicht nur die größte,
sondern auch die mit Abstand lukrativste Endrunde der Verbandsgeschichte. 2012, beim Turnier in Polen
und der Ukraine, waren es noch 1,4
Milliarden Euro.
Die Gründe liegen auf der Hand:
Der mittlerweile gesperrte Verbandsboss Michel Platini blähte das Turnier
zur Freude der kleineren – und bei der
Präsidentenwahl stimmberechtigten
– Nationen von 16 auf 24 Teams, von
31 auf 51 Partien auf. 20 zusätzliche
Spiele, für die Übertragungsrechte
und Eintrittskarten verkauft werden
können.
Allein der Preis für die weltweite
TV-Vermarktung summiert sich auf
etwa eine Milliarde Euro, wie die
Uefa letztes Jahr kalkulierte. Zum Vergleich: Der südamerikanische Dachverband Conmebol erlöst bei der parallel stattfindenden Copa América,
dem Pendant zur EM, gerade einmal
zehn Prozent dieser Summe mit Fernsehrechten.
Auch in den Bereichen Ticketing
und Sponsorship ist die Uefa den anderen Kontinentalverbänden enteilt: Mit
400 Millionen Euro werden die prognostizierten Werbeeinnahmen bei der
EM angegeben; ein Ergebnis von mehr
Spielen, mehr TV-Zeit, mehr Präsentationsflächen für die global agierenden
Unternehmen. Hinzu kommen weitere 500 Millionen Euro, die Fans und
Ehrengäste für Karten ausgeben.
In Summe sind das eben 1,9 Milliarden Euro. Erwirtschaftet mit einem
Turnier, das auf französischem Boden
ausgerichtet wird. Ein großer Reibach für die Uefa. Und Frankreich?
Die Antwort ist ernüchternd. 2014
erließ die französische Regierung ein
Gesetz, das der Uefa weitgehende
Steuerbefreiung für die Zeit der EM
zugestand. Der Verband zahlt keine direkten Steuern und ist darüber hinaus
etwa von der Körperschafts-, Lohnund Einkommenssteuer befreit. Einzig über die Umsatzsteuer darf der
französische Fiskus die Schweizer
Raupe Nimmersatt zur Kasse bitten.
In Frankreich wurde diskutiert, ob
es einer Sonderbehandlung des Fußballs bedarf, um Gastgeber einer Veranstaltung solchen Ausmaßes zu werden; am Ende wurde das Gesetz erlassen. Sportmininster Patrick Kanner
zog nüchtern Bilanz: „Fakt ist: Ohne
die Steuerbefreiung hätten wir die
EM niemals bekommen.“
Eine unbequeme Wahrheit. Die
Uefa hatte bereits vor der EM-Vergabe ein Dokument mit dem spritzigen Titel „Uefa European Football
Championship Final Tournament
2016: Tournament Requirements“
veröffentlicht, in dem sie vom Endrunden-Gastgeberland die steuerliche Extrawurst einfordert. Frankreich fügte sich.
Doch trotz des fast ungefilterten
Abflusses des Turniergeldes glauben
Experten an einen positiven Effekt
der EM für Frankreich – kurzfristig.
„Wir rechnen damit, dass durch die
EM bis zu 1,3 Milliarden Euro in die
französische Wirtschaft gespült werden“, sagt Didier Primault, Chef des
Zentrums für Sportrecht und Sportökonomie an der Universität von Limoges. Auf maximal 0,2 bis 0,7 Prozent
des
Bruttoinlandsprodukts
schätzt Primault demnach die Höhe
der Summe, die ausländische Besucher vor allem in Hotels und Gastronomiebetrieben der Grande Nation
ausgeben werden.
Primault sagt aber auch: Es fehlte
an Weitsicht bei der Planung. Die
Summe von weit über einer Milliarde
Euro, die in die Sanierung und den
Neubau von Stadien flossen, wurden
demnach vor allem in Hinblick auf
die EM ausgegeben. „Es wurde verpasst, die Infrastruktur entscheidend
voranzubringen“, erklärt Primault.
„Schauen Sie sich etwa die Olympischen Spiele von Barcelona 1992 an.
Da hat sich das Stadtbild und das Verkehrsnetz durch die Investitionen entscheidend verändert. Davon profitiert Barcelona noch heute.“
Wenn am 10. Juli im Stade de
France der neue Europameister gekürt wird, vor 75 000 Zuschauern
auf den Rängen und hunderten Millionen vor dem Fernseher, steht also
einmal mehr der Gewinner schon
im Voraus fest: König Fußball.
Thilo Neumann
Herr Hitzfeld, wie war’s beim Golfspielen?
Super, aber die Sonne stand in der Früh
schon recht hoch, bei der Hitze haben
wir mittags aufgehört. Für gewöhnlich
spiele ich länger, ich bin gern draußen
auf dem Grün. Warum auch nicht, ich
habe ja Zeit (lacht).
Ich habe Kommunikation immer für wichtig gehalten, aber mit den Jahren fällt es einem immer leichter, den richtigen Ton zu
treffen. Es macht wenig Sinn, mit allen
Spielern auf die gleiche Art zu sprechen.
Dafür sind die Typen zu unterschiedlich.
Die Führungskultur ist heute zum Beispiel
viel lockerer als vor zwanzig oder dreißig
Jahren.
Verspüren Sie während der EM keine Lust,
wieder als Trainer zu arbeiten und eine
Mannschaft zu übernehmen?
Ich verfolge alles sehr interessiert, schaue
vieleSpiele. Der Fußball wird michnie loslassen, aber noch mal als Trainer arbeiten?
Ich denke nicht. Ich habe mich vor zwei
Jahren für das Karriereende entschieden
und dabei will ich es auch belassen.
Was meinen Sie im Detail?
Früher waren die meisten Trainer autoritär. Der Ton war rauer, es herrschte eine
Basta-Mentalität. Dinge wurden halt so
gemacht, weil es der Trainer sagte, und
fertig. Damit kommt man heute nicht
mehr weit. Der Fußball ist da nur ein Spiegelbild der Gesellschaft. Die Führungskultur in Unternehmen ist ja heute auch
lockerer, es wird sich geduzt. Mitarbeiter
wie Spieler wollen Erklärungen. Autorität ist nach wie vor wichtig, aber auf einem natürlichen Weg. Dafür muss man
nicht laut sein. Bei meiner ersten Station
in der Schweiz haben mich meine Spieler
noch geduzt. Als ich später in die Bundesliga ging, habe ich mehr Distanz aufgebaut und mich siezen lassen.
Viele Ihrer früheren Kollegen sehen das anders. Bei der EM sind elf der 24 Trainer älter
als 60 Jahre, im Gegensatz zur Bundesliga,
wo immer stärker auf junge Trainer gesetzt
wird. Woran liegt der hohe Altersdurchschnitt der EM-Trainer Ihrer Ansicht nach?
Nationaltrainer sind im Schnitt immer älter. Für den Job bei einer Auswahl muss
man sich qualifizieren, man braucht
schon ein paar Leistungsnachweise. Referenzen, die man sich durch Erfolge mit seinen Klubs erarbeitet hat. Ehe man die zusammenhat, vergehen etliche Jahre.
Hatten Sie das Gefühl, dass das für die Spieler auch von Bedeutung ist? Dass da als Nationaltrainer einer stehen muss, der etwas
vorzuweisen hat?
Ja, das ist so. Das lässt sich auch nicht wegdiskutieren – bei Nationalmannschaften
noch stärker als bei Klubteams. Als Auswahltrainer hast du mit den Besten des
Landes zu tun, die haben meist einen ausgeprägten Charakterund eigene Ideen.Da
hilft es schon, wenn du den Spielern sagen
kannst: „Wir machen das jetzt so und so,
weil ich damit schon mal Erfolg hatte.“
Junge Trainer mit einem klaren Konzept hätten es als Nationaltrainer schwerer?
Am Ende muss alles stimmen. Natürlich
brauchst du auch ein Konzept, mit dem
sich die Spieler identifizieren können. Erfahrung allein reicht nicht. Aber sie hilft
ungemein. Gerade während so langer
Turniere wie einer Europameisterschaft
oder Weltmeisterschaft, wo viele Probleme entstehen können.
Trainer und Mannschaft sind inklusive Vorbereitung zwischen vier und acht Wochen
ununterbrochen zusammen. Welches sind
die gefährlichsten Probleme, die während
dieses Zeitraums auftreten?
Unzufriedenheit, ganz klar. Wie gesagt,
Nationalspieler sind keine gewöhnlichen
Spieler, sondern die Besten und es aus ihren Klubs gewohnt, der Star zu sein und
immer zu spielen. Wenn sie dann auf einmal auf der Bank sitzen, wird die Laune
bei einigen immer schlechter. Das ist dann
gefährlich. Wenn die Stimmung im Team
einmal kippt, hast du als Trainer kaum
noch eine Chance. Deshalb muss man sich
schon bei der Nominierung intensiv Gedanken machen, wen man mitnimmt.
Dass müssen nicht immer die Besten sein.
Viele Menschen halten genau das für den
Grundgedanken einer Nationalmannschaft.
Die Besten sollen spielen.
So einfach ist das nicht. Natürlich sollen
die besten elf auf den Platz, aber dahinter
ist Fingerspitzengefühl gefragt. Was
nützt es, wenn ich für eine Position drei
Ausnahmekönner nominiere und die
zwei, die nicht spielen, machen Ärger,
weil sie unzufrieden sind? Das kann sich
kein Trainer erlauben.
27
Kann das auf höchstem Niveau überhaupt
funktionieren: „Du, Trainer …“?
Solange man dabei authentisch ist,
schon. Aber das muss zum jeweiligen
Trainer passen. Spieler merken sofort,
wenn sich einer verstellt.
„Erfahrung
ist wichtig“
Beinahe die Hälfte der EM-Trainer ist älter
als 60 Jahre. Ottmar Hitzfeld über den Vorteil
der Altersmilde bei einem langen Turnier
Die hinteren Plätze im Kader sollten also in
erster Linie mit Spielern besetzt sein, die für
gute Laune sorgen?
Fußball können in einer Nationalmannschaft alle spielen, wir bewegen uns ja auf
höchstem Niveau. Nehmen Sie die deutsche Mannschaft. Ich finde, Joachim Löw
hat sie hervorragend zusammengestellt.
Da sind junge Talente wie Leroy Sané, Julian Weigl oder Joshua Kimmich. Für die
ist es schon großartig, überhaupt dabei zu
sein. Die stellen keine Ansprüche, haben
aber einen sportlichen Wert. Streit werden die sicher nicht verursachen.
Fällt es erfahrenen Trainern leichter, Konflikte im Turnierverlauf zu moderieren?
Man wird im Alter gelassener und wenn es
einem gelingt, diese Gelassenheit auf die
Gruppe zu übertragen, macht das vieles
einfacher. Das Wichtigste istKommunikation. Am besten, man sagt den Spielern
schon vor dem Turnier, wie in etwa ihre
Einsatzchancen sind, um Enttäuschungen
vorzubeugen. Ich habe immer die Meinung vertreten, ein guter Trainer sollte
mit seinen Spielern reden, erst recht mit
denen, die auf der Bank sitzen. Denn die
können ein Turnier genau so entscheiden
wie die, die auf dem Platz stehen.
Haben Sie eine gewisse Zeit gebraucht, um
das zu erkennen?
Sie wurden sehr früh Trainer, schon im Alter
von 34 Jahren. Hätten Sie sich damals schon
zugetraut, eine Nationalmannschaft zu
übernehmen?
Als junger Trainer traut man sich vieles
zu, nur ob die Dinge im Einzelnen so gut
für einen wären, ist eine andere Sache.
Eine einzige falsche Entscheidung kann
eine ganze Karriere in falsche Bahnen lenken. Dieses Amt ist eher etwas für den
fortgeschrittenen Zeitpunkt der Karriere.
Weil der Stressfaktor nicht mehr so hoch ist
und man als Nationaltrainer weniger arbeiten muss?
Ich habe einmal gesagt, Nationaltrainer
ist die Vorstufe zum Rentnerdasein. Aber
das war nicht ganz ernst gemeint. Natürlich stimmt es, dass die tägliche Arbeit im
Klub kräftezehrender ist. Aber als Nationaltrainer stehst du mindestens genauso
unter Druck, das ganze Land schaut auf
dich, nicht nur eine Stadt. Und wenn du
verlierst, musst du manchmal sechs Wochen damit leben, ehe du die Chance bekommst, es wiedergutzumachen. Als
Klubtrainer bietet sich spätestens nach einer Woche eine neue Gelegenheit. Damit
umzugehen, fällt einem erfahrenen Trainer meistens leichter.
Spaniens Nationaltrainer Vicente Del Bosque, der nur unwesentlich jünger ist als Sie,
hatte während dieser EM schon einige interne Konflikte zu bewältigen, tat das aber
mit größter Gelassenheit. Verlieren die
Dinge mit der Zeit tatsächlich an Gewicht?
Man hat zumindest alles schon einmal erlebt. Skandale, Streitigkeiten, der Umgang mit der Presse – alles relativiert
sich. Abgeklärtheit hilft in diesem Job ungemein. Solange es nicht in Gleichgültigkeit umschlägt, ist man als Nationaltrainer bestens geeignet.
— Das Gespräch führte Sebastian Stier.
Das Abenteuer
ihres Lebens
Wann, wenn nicht jetzt? Außenseiter wie Wales
und Island inhalieren jeden Moment dieser EM
Ashley Drake war heiser, doch er konnte
nicht aufhören zu erzählen. Dieser
Abend in Toulouse war keiner, um auf die
eigene Stimme Rücksicht zu nehmen.
Dieser Abend war geschichtsträchtig.
Wales, sein geliebtes Team, hatte sich
fürs Achtelfinale der EM qualifiziert. Es
war so außergewöhnlich, dass erwachsene Männer auf der Tribüne hemmungslos losheulten. Drake saß nach dem Spiel
auf einem klapprigen Gartenstuhl vor einer kleinen Burgerbraterei. Und er hätte
wohl nirgendwo lieber sein wollen.
Er strich sich immer wieder über das
rote T-Shirt mit den gelben und grünen
Streifen, als wären es Schärpen von
höchsten Würden. Auch der Fischerhut
auf seinem Kopf trug diese Farben. Sie
erinnerten an jene walisische Mannschaft, die sich 1958 als letzte des Landes
für ein großes Turnier qualifiziert hatte.
„Bei der Auslosung haben alle gesagt: Oh,
Wales ist in der England-Gruppe. Und
nicht: Beide sind in Gruppe B. Niemand
hat uns ernst genommen.“
Ein zufriedenes Lächeln beendete jeden seiner Sätze, als hätte er eine Geschichte am Lagerfeuer erzählt. Der
56-Jährige arbeitet als Verleger in Cardiff. Seine Wangen glühten, die kleinen
Augen funkelten, als er die Geschichte
der Mannschaft ausbreitete. Wie der Verband vor Jahren einfach einen Angestell-
ten in alle Käffer Englands schickte, um
Spieler zu finden. In Reading, irgendwo
vor London, fragte dieser herum, ob es
einen Waliser im Verein gebe. Die Leute
lachten und meinten, wenn überhaupt,
dann diesen Stürmer Hal Robson-Kanu.
Und tatsächlich: Er hatte eine walisische
Großmutter. Bei der EM traf Robson-Kanu im ersten Gruppenspiel für Wales. Ashley Williams, den Kapitän, fanden sie durch Zufall in Stockport, auch so
einem Nest in England, sie bequatschten
ihn auf dem Parkplatz.
„Diese Jungs wurden zusammengewürfelt, aber sie spielen seit Jahren nebeneinander in einem Team. Sie kennen den anderen besser als sich selbst“, sagte Drake.
Dann tippte er auf das Wappen auf seinem
Shirt und den Spruch darunter: „Gorau
Chwarae Cyd Chwarae“. Das beste Spiel
ist Zusammenspiel. Es ist das walisische
Motto. Aber auch dieser EM-Vorrunde.
Leute wie Drake sitzen überall in Frankreich, sie kommen nicht nur aus Wales,
sondern aus Island oder Ungarn. Seit Jahren haben die kleinen Nationen auf diese
Sommertage in Frankreich hingearbeitet.
Die Vorrunde ist für sie keine lästige
Pflichtaufgabe, das Turnier keine „Generalprobe“ für die WM 2018, wie Bundestrainer Joachim Löw mal bemerkte. Das
hier, das ist der allergrößte Auftritt.
Rauchzeichen. Ein Wales-Fan lässt es mächtig dampfen.
Hannes Halldorsson stand in den Stadionkatakomben von Saint-Étienne, er
stützte sein Bein auf den Rollkoffer vor
ihm. Der Torwart der Isländer hatte
gerade mit seinen Paraden im ersten
Gruppenspiel das Unentschieden gegen
Portugal, gegen Cristiano Ronaldo und
die anderen Stars, gerettet. Nicht
schlecht für jemanden, der vor einigen
Jahren noch sein Geld mit dem Dreh
von Zombiefilmen verdient hatte. Die
Portugiesen schlenderten vorbei, manche trugen Brillies, goldene Pailletten
an ihren Rucksäcken, silbern glänzende
Kopfhörer. Halldorsson und die Isländer trugen nur Trainingsanzug.
Das Erste, worüber er sprechen
wollte, war nicht das Spiel. Halldorsson
redete über die vergangenen Monate,
seine schwere Verletzung. Er hatte sich
die Schulter ausgekugelt, für einen Torwart kann es nicht schlimmer kommen.
„Für mich war es eine lange Reise.
Foto: AFP/Kilic
Meine Familie hat sehr viele Opfer gebracht, damit ich hier sein kann.“ Halldorsson hatte einen Verein in Norwegen gefunden, bei dem er Spielpraxis
bekommen konnte. Er hatte allein im
Hotel gelebt, seine Familie in Island.
Das klingt nach kargem Leben – und
der Name seines Klubs räumt auch jeden Glamourverdacht von vornherein
aus: FK Bodø/Glimt.
Doch ohne Glimt wäre er nicht bei der
EM. Halldorsson wurde sensationell Erster mit Island, vor Portugal, vor Österreich. Als er in Saint-Étienne zum Bus
ging, schob er den kleinen Rollkoffer vor
sich her. Die Spieler trugen ihre eigene
Ausrüstung in den Bus.
Ein Satz von ihm wirkte noch nach. Er
steht ebenso für die Waliser und die anderen Sensationen dieser EM. Halldorsson
sagte: „Diese EM ist das Abenteuer meines Lebens.“
Ron Ulrich
28
EM 2016
DER TAGESSPIEGEL
EM-LISTE
NR. 22 797 / FREITAG, 24. JUNI 2016
D
Kleine Geschichten
von einem großen
Turnier.
Wäre doch schade,
wir hätten sie nicht
aufgeschrieben.
11FREUNDE TÄGLICH
STANDFUSSBALL
In der Tram nach Babelsberg. Es
läuft das Spiel Deutschland – Nordirland. An der Baustelle S-Bahnhof
Babelsberg geht es nur eingleisig
vorbei. Die Tram wartet zwei Minuten auf Gegenverkehr. Plötzlich öffnet der Fahrer die Tür, rennt in die
Kneipe „Zum Löwen“, grüßt den
Wirt, fragt nach dem Spielstand,
springt zurück in die Bahn. Und
weiter geht’s.
GLEICHNIS
Zwei Schwestern spielen Prinzessinnen. „Komm“, sagt die eine, „wir
gehen jetzt mal nach Deutschland.“
Fragt die andere: „Gibt es denn da
Prinzessinen?“ Antwort: „Nein,
aber die EM.“
ES GIBT KEINE KLEINEN MEHR
Beim Fußballtraining des Kreuzberger Vereins Eintracht Südring, die
Fünfjährigen dribbeln durch die
Halle. „Ich bin Island!“, ruft einer.
„Ich bin Ungarn!“, ein anderer. Der
Trend geht zum Underdog.
VERDAMMT LANG HER
Der Kommentator faselt irgendwas
von Erinnerungen der Ungarn an
eine Zeit, in der sie das beste Team
der Welt gewesen seien. „Ungarn
war mal die beste Mannschaft der
Welt? Wann?“, fragt ein kleiner
Junge verdutzt seinen Vater. „Puh,
das ist schon länger her, als ich alt
bin“, antwortet der. „Ach so, also
sind die alle schon tot“, fügt der
Junge nüchtern hinzu.
GEDÄMPFT
Nach dem 2:0 gegen Tschechien
fährt ein türkischer Autokorso über
die Köpenicker Straße. Es sind
nicht mehr als zwei Wagen, und sie
hupen auch nur leise, so wie man
eben feiert, wenn trotz allem wohl
doch nicht zu den besten Gruppendritten gehören wird.
Glaube
versetzt Bälle
H
Nirgends geht es so abergläubisch zu wie im Sport.
Mit welchen Spleens und Marotten Fußballer das Glück anlocken
Die vermeintliche Magie stärkt
das eigene Selbstbewusstsein –
so kann Aberglaube zum Sieg verhelfen
dass der Glaube Berge versetzen könne, sei aber
ein wahrer Kern enthalten.
Denn zum Erfolg verhelfen kann Aberglaube
eben doch. Diese These stützt eine Studie von Psychologen der Universität Köln. Die Wissenschaftler Lysann Damisch, Barbara Stoberock und Thomas Mussweiler veröffentlichten im Jahr 2010
ihre Forschungsergebnisse, die belegten: Ein
Glücksbringer, eine Angewohnheit oder ein
Sprichwort (etwa „Hals- und Beinbruch“), das den
entsprechenden Aberglauben aktiviert, verbessert motorische Fähigkeiten, das Gedächtnis und,
in diesem Fall beispielhaft gewählt, das Golfspiel.
Die Wissenschaftler fanden auch heraus, warum:
Die Magie stärkt den Glauben an die eigenen Fähigkeiten. Wer selbstbewusst auftritt, dem gelingt
alles besser als dem Selbstzweifler.
Weil das nicht nur fürs Golfen gilt, ist es kein
Wunder, dass auch Fußballnationalspieler sich immer wieder Glücksmarotten zulegen. Ein Beispiel
ist Tschechiens Kapitän Tomas Rosicky. Der singt
die Nationalhymne nie mit, seitdem er festgestellt
hat, dass sein Team immer dann Spiele verlor,
nachdem er sie mitgesungen hatte. Jetzt, da Tschechien ausgeschieden ist, bleibt offen, ob er sich
eine neue Strategie überlegen muss. Das wird
auch davon abhängen, ob der Tscheche noch einmal für die Nationalmannschaft spielen wird.
Beim letzten Spiel saß er verletzt auf der Bank.
Dass er dort sang, ist nicht bekannt.
Ihm gleich tut es Mario Gomez, der aus demselben Grund niemals „Einigkeit und Recht und Freiheit“ anstimmt. Gomez, der den Ball im Spiel gegen Nordirland vom fluchbeladenen Müller über-
Liebe Leser, falls Sie auch kleine
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nahm und ins nordirische Tor brachte, hatte vielleicht deshalb Erfolg, weil er die Nationalhymne
wieder nicht mitgesungen hatte. Oder er hatte
sich vor Spielbeginn in den Stadion-Katakomben
in das äußerste linke Pissoir erleichtert – das, so
sagt er, bringe ihm nämlich Glück. Vor dem Spiel
gegen die Ukraine allerdings lenkte Gomez ein:
„Wenn es frei ist, gehe ich immer noch ans linke,
aber wenn jemand am linken steht, gehe ich auch
ans rechte.“
In einem der Experimente der Kölner Wissenschaftler sollten 28 Studenten – von denen 80 Prozent angaben, leicht abergläubisch zu sein – einen
Golfball einlochen. Der ersten Gruppe von ihnen
gab man den Ball und sagte: „Hier, dein Ball, bis
jetzt ist es der Glücksball.“ Prompt war diese
Gruppe besser im Putten als die Gruppe mit „normalen“ Bällen.
Alles Zufall? „So ein Gegenstand gibt einem
Hoffnung. Gerade wenn man merkt, dass die Realität problematisch aussieht“, erklärt der Psychologe Grosse. Ein Schwall an Selbstbewusstsein
und die sogenannte positive Energie unterstützen
das Vorhaben.
So bei Bastian Schweinsteiger. Der muss für das
perfekte Glück als Letzter aus dem Mannschaftsbus steigen und auch zuletzt aufs Spielfeld treten.
Seine späte Einwechslung im Spiel gegen die
Ukraine gibt ihm hier recht: Später als in der 90.
Minute kann man schließlich kaum auf den Platz
kommen. Und sofort machte er das 2:0.
Angeblich schwört Schweinsteiger auf weiße
Schuhe, in anderen fühle er sich nicht wohl. Portugals Stürmer Cristiano Ronaldo zieht sich die Stutzen so weit über die Knie wie nur möglich. „Von
klein auf hatte ich die so hochgezogen. So bin ich
berühmt geworden. Jetzt ist es Aberglaube und
ich lasse sie immer über dem Knie“, sagte er 2006
der „Bild“-Zeitung.
Iker Casillas band sich eine Zeit lang gesunde
Ring- und Mittelfinger der linken Hand zusammen. Der spanische Torwart ließ hierfür sogar spezielle Handschuhe anfertigen – mit nur vier Fingern. Er kam darauf in der Weltmeisterschaft
2006, weil er eine Fingerverstauchung stabilisieren musste. Lange nachdem die Hand bereits geheilt war, spielte er trotzdem mit vier Fingern.
In einem weiteren Experiment der Kölner Psychologen durften alle Teilnehmer einen Glücksbringer mitnehmen, eine Gruppe aber musste ihn
vor einem Gedächtnistest weglegen. Die mit
Glücksbringer schnitten wieder viel erfolgreicher
ab. Auch waren sie überzeugter, dass der Erfolg
von ihnen selbst abhing, und setzten sich höhere
Ziele. Sie hatten das Gefühl, die Dinge besser kontrollieren zu können – natürlich eine Illusion.
Diese Illusion allerdings kann gefährlich werden. „Ein abergläubisches Ritual ist ein Glückspiel
mit sich selbst“, sagt der Psychologe Gross. Wenn
etwas dreimal hintereinander gut gehe, denke
man plötzlich, das müsse immer so weitergehen.
„Wer die Realität mit dem Wunschtraum verwechselt, hat es schwer“, sagt Gross. Denn was, wenn
das vermeintlich sichere Glück in Unglück umschlägt? Wer an Glücksbringer glaubt, glaubt
meist auch an Pechsträhnen. Und wer glaubt, er
hat Pech, hat oft welches.
Thomas Müller hat angeblich gerade viel Pech.
Der EM-Fluch lastet schließlich auf ihm. Er selbst
hält allerdings, soweit bekannt, nichts von Aberglauben und braucht keine Rituale, um sich sicher
zu fühlen. „Wer ehrgeizig ist, hat normalerweise
auch ein gutes Selbstbewusstsein, weil er hoch hinaus will. Dann traut man sich auch etwas zu“,
sagte Müller einmal. Und was seine Nummer 13
auf dem Rücken angeht, hat er schon lange klargemacht, dass ihm die „eigentlich egal“ sei.
Von Ronja Ringelstein
errje, dieser EM-Fluch! Thomas Müller hat ihn am Hals, England hat ihn,
das zweite Spiel des Turniers hat ihn
offenbar auch. Von dem ominösen
Fluch ist zumindest viel zu lesen und
zu hören, nicht nur in deutschen Medien. Tom
Bartels, ARD-Kommentator des Deutschlandspiels gegen Nordirland, schob Müllers Pech auf
die Nummer 13 auf seinem Rücken. Der Stürmer
donnerte die Bälle überallhin, nur eben nicht ins
Tor. Das muss etwas Übernatürliches sein, sagen
die Abergläubischen. Humbug, sagen die anderen.
Nirgends geht es so abergläubisch zu wie beim
Sport. Fußball- und andere Fans gehen bis ans Äußerste für ihr Team und waschen ihre Fan-Schals
und Trikots nicht während der Saison, auch wenn
sie nach Bier stinken – das bringt sonst Unglück.
Selbst Bundestrainer Joachim Löw schien bei
der Weltmeisterschaft 2010 einen abergläubischen Spleen entwickelt zu haben: Man erinnere
sich an seinen hellblauen Kaschmirpullover, den
er bei jedem Spiel trug. Das Modestück wurde inzwischen für eine Million Euro versteigert und
hängt nun im DFB-Museum in Dortmund. Ein Götzenbild des Aberglaubens.
Rational gesehen ist Aberglaube Blödsinn. „Wir
Menschen denken immer, dass wir logisch sind,
aber das sind wir nicht. Wir sind psychologisch“,
sagt Diplompsychologe Werner Gross vom Psychologie Forum Offenbach. In dem Sprichwort,
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Ronaldo zieht fürs Glück gern die Stutzen
hoch, Mario Gomez zielt am liebsten ins
linke Pissoir. Foto: imago (2)
Jogi Löws Glückspulli bei der WM 2010 (o.).
Zum Titel reichte das aber nicht.
Iker Casillas (l.) spielte aus Aberglauben
mal vierfingrig. Fotos: dpa, AFP/Macdougall
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