Neues zur Problematik des thessalischen Dialekts

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Neues zur Problematik des thessalischen Dialekts
Neues zur Problematik des thessalischen Dialekts
J. L. GARC´IA RAMÓN
Inhalt
I. Zur thessalischen Dialektgeographie: ¶ 1. Für die Hestiaoitis bislang
spezifische Formen in Atrax: (a) <> für *-aº: Inf. (= att. ); (b) <> für *o∑: ; (c) ; (d) <> für *o: . ¶ 2. Num. °, ° (Scotoussa), Œ (Korope). ¶ 3.
Nom. Pl. (= att. ) in Atrax. ¶ 4. Aor. vom Typ Œ - in Skotoussa.
II. Thessalisch im interdialektalen Vergleich: ¶ 5. Aorist vom Typ
Ùμ- (Atrax), wie in Lesb. und im Boiot. ¶ 6. Thess. , lesb. ˆ.
III. Zum Wortschatz des Thessalischen: ¶ 7. Echtthessalisch und KoinéWörter mit thessal. Lautung. ¶ 8. Zwei Beispiele: Ò „Ausgangı,
Ê* „Pfropfı im ON . ¶ 9. Thess. §Ò „ungeschorene
Tiereı (= §Ò). ¶ 10. Thess. ˆ* „männlichı (= , ).
¶ 11. Thess. ! (oder !?) „Raum vor der Front
eines Gebäudesı ( „! Ë Ëı).
Die vorliegende Arbeit stützt sich zu einem großen Teil auf nicht veröffentlichte
Inschriften, die mir Bruno Helly während meines kurzen Aufenthaltes im Juni 2001 in der
Maison de lØOrient Méditerranéen mit gewöhnlicher Großzügigkeit zur Verfügung gestellt
hat; dort hatten wir Gelegenheit, einige dieser Texte gemeinsam zu diskutieren und z.T. zu
interpretieren. Es darf als Vorarbeit für eine Grammatik des Thessalischen gelten, die wir
während dieses Aufenthalts beschlossen, gemeinsam zu erarbeiten. Die endgültige Version
hat viel außerdem von den Bemerkungen von Bruno Helly selbst, der das Manuskript gelesen und kommentiert hat. Es ist eine angehme Pflicht, mich bei ihm herzlich zu bedanken.
Mein Dank geht auch an Laurent Dubois (Paris, ÉPHÉ) und Alex Leukart (Genève) für
Diskussionsbeiträge, an Julián Méndez Dosuna (Salamanca) für die Sendung des Manuskripts seines Beitrags auf demselben Kolloquium. – Die Inschriften aus IG IX 2 (1908)
werden nach der entsprechenden Nummer zitiert. Die weder in der obigen Sammlung noch
im SEG edierten Texte werden nach der Numerierung vom GHW (V. von Graeve-Br. Helly-C. Wolters, Thessalische Inschriften, Lyon II-Maison de lØOrient Méditerranéen) angegeben (s. Liste am Ende dieses Beitrags). Falls nicht eigens vermerkt, stammen alle Inschriften aus dem 2. Jh. v. Chr. Die Abkürzungen folgen der lateinischen Form des Ortsnamens:
ATRax, CORope, CRANNon, LARisa, MATRopolis, PHALanna, PHARSalos, PHERae,
SCOTussa.
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J. L. García Ramón
I. Zur thessalischen Dialektgeographie
Die auf einer eingehenden Untersuchung des 1986 verfügbaren Materials basierende Auffassung, dass man in Thessalien nicht ernsthaft mit zwei
großen Dialektgebieten (einem nordöstlichen und einem südwestlichen)
arbeiten kann, sondern eher mit einer Reihe von Isoglossen, die sich mehr
oder weniger fließend überschneiden (García Ramón 1987), läßt sich jetzt
im Lichte von neuen Texten weiter begründen. Es handelt sich v.a. um die
lange Inschrift von Skotussa über die Befestigung der Polis (Missailidou
Despotidou 1993: im Folgenden: SCOT 1993) und um zwei unveröffentlichte Stelen aus Atrax, die eine (GHW 5740) mit einem Urteil, das eine
Liste der Phylen enthält (35 Zeilen, E. 3. Jh.), die andere (GHW 5759) mit
dem Fragment einer Konvention ( [), die ich mit Bruno
Helly und Laurence Darmezin besprechen durfte.
¶ 1. Die Stelen aus Atrax GHW 5740 und GHW 5759 enthalten einige
auffällige Besonderheiten bzw. graphische Anomalien, die in der von Br.
Helly1 herausgegeben Konvention der Basaidai (Matropolis, Ende des 3.
Jh.; im Folgenden: MATR 1970), der bedeutendsten dialektalen Inschrift
aus der Hestiaiotis, vorkommen und bislang nicht außerhalb dieser Region
belegt waren. Es handelt sich um folgende Besonderheiten:
(a) <A> für *aº im Auslaut: Inf. GHW 5740.9. Die Form entspricht m.E. att. ! als Oppositum zu , vgl. .8/9 μ
μ/. : μ μ. <-> bei ist
von <-> bei /
MATR 1970.5/6 (= att. °)
nicht zu trennen. Entsprechendes gilt für die Form μ[μ] MATR
1970.8 ( μ/ μ[μ] .7/8), wenn sie einen Konj. Präs.
verbirgt (= att. §μμ°˙)2; sie stellt eine Anomalie (<> für *Œe oder sogar
1
Helly 1970a (Text 161f.) = SEG 37:494.
Es sei kurz an die Argumente gegen einer Auffassung von μ[μ] als Opt. Aor.
(= att. §μμ") erinnert (García Ramón 1987: 117f.):
a) die Konstruktion ‡ (/) + Konj. ist in Thessalien die Regel (Ausnahme: 257.7 in der Sotairosinschrif): dreimal in leges sacrae aus Magnesien
( .../... Œ 1222.2/3: 5. Jh.; …/… Œ 1202.2/3, μ /Œ .4/5:
6./5. Jh.); zweimal in Phalanna ( …/…/ []/Œ[] … μ[°] [/] 1226: 5. Jh.; μ 1229.27: 2. Jh.; vielleicht auch in
der lex sacra aus Argussa … /] GHW 4270.5/6: 1. H. 5. Jh.). Vgl.
auch den Parallelismus mit der Formel lesb. … μ μμ [] [, … } … IG XII/2, 6.3/4 (Mytilene: 324/3).
2
b) das Fehlen bei <μμ> von <> (‰μ-), das beim Aorist *‰mensa- zu erwarten wäre (vgl. μ 517.15): Eine fehlende Geminata <> kann der Vereinfachung zugeschrieben werden, die durch die Geminata <mm> in der vorangehenden
Silbe motiviert wäre. Dafür fehlt es nicht an Parallelen, vgl. / SEG
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*Œeº) dar, die kaum von dem Gebrauch von <> für *aº und der zugrunde
liegenden lautlichen Situation (Monopthonghierung von *aº zu /æ:/ (oder
/:/), notiert <A> in Matropolis), zu trennen ist: Im Falle von <μμ>?3)
wäre <> als inverse Schreibung für /e:(i)/ zu betrachten.
(b) <Y> für *o∑: GHW 5759.6 (neben ] [ .8). Vgl. MATR 1970.5, .8 (= att. Ê, Ê).
Der Stamm ist auch in der Sotairos-Inschrift () belegt, gegenüber ˜
in Larisa und Phalanna).
(c) GHW 5740.14 .26/7 (= Ò), vgl. MATR
1970.19.
Dazu kommt noch eine vierte Besonderheit, die in einer kurzen archaischen Dedicatio aus Atrax erkennbar ist, nämlich:
(d) <> für *o:4 / / /
/, die die Verteilung <> oder <> vor /s/, nur <> vor /i/ (vgl.
auch 1027 incerti loci Pelasgiotidis) zeigt5. Die Notierung von *o als <> in bestimmten Kontexten (in finaler Silbe, bei vorangehendem /i/ oder /º/, /t/, /n/, /r/) ist bekanntlich in der Hestiaiotis
(MATR 1970, Helly 1993 = SEG 37:494) zu Hause: vgl. z.B. μ,
, , , , , , , , .12 (= att. ) u.a.
Gleichgültig wie diese Erscheinungen zu interpretieren sind6, erweisen
sie sich wegen ihres Vorkommens in Atrax als nicht für der Hestiaiotis spezifisch. Es muß auf jeden Fall hervorgehoben werden, daß andere Besonderheiten des Vokalismus, die auch charakteristisch für die Konvention der
Basaidai sind, nicht in den Texten von Atrax auftauchen. Dies ist der Fall
bei folgenden Besonderheiten:
23:437.311.15/6 (CRANN: 3. Jh.) gegenüber 1233.1, .2 (PHAL: 3. Jh.). Formen ohne Vereinfachung sind auch belegt: μ
(s.o.), SEG 31:574 .6 (LAR: vor 71), SEG 25:664.B 50
(PHER: 3./2. Jh.).
3
Vgl dazu García Ramón 1978: 120f.
4
Ausführliches Dossier und artikulatorische Interpretation bei J. Méndez Dosuna in
diesem Band.
5
Auf das Nebeneinander von und (
/ /
/) wird hier nicht eingegangen.
6
Eine Deutung wurde in García Ramón 1987: 117ff., bes. 118ff. (Karte S. 123) vorgeschlagen. Zum Gebrauch von <> für *o vgl. den Beitrag von J. Méndez Dosuna in diesem Band.
4
J. L. García Ramón
(e) <> für *Œe (im Auslaut), vgl. μ .4.6, μμ .6 (= att. μ°),
μ/ .6/7, neben der gewöhnlichen Notierung <EI> für *Œe im Inlaut (vgl.
.2, ≈μ[ .12). Mangels von Belegen für *-Œe in Atrax, wobei unklar bleibt, ob die Schreibung <A> oder <EI> war, wird inlautendes
*Œe als <EI> notiert (in GHW 5740: () .7, μ .8, / .31/2, J .32, in GHW 5759 .1,
.10).
(f) <> für *°, vgl. den Kontrast zwischen { MATR
1970.16, .17 (gegenüber 234.33 {Pharsalos:
3.Jh.}) für VG *sp°r‰ (vgl. Ò, Variante von Ò „Gersteı, und att.
Á ) und Gen. / in Atrax GHW 5740.19/20.23.
(g) Nicht-Notierung bzw. Unterdrückung von *o in MATR 1970, vgl.
≈≈≈≈ .11, μ .17 für *-aios (aber .16)7. Demgegenüber ist in Atrax die Schreibung <-> ( .4, .22 u.a.) konsequent.
Angesichts des Belegstandes bieten sich zwei Möglichkeiten: Entweder
sind die Texte von Atrax hestiaiotischer Herkunft (so wie einige unedierte
Lamellen aus Dodona {4.Jh.}, mit Formen wie μ, = Êμ, Ò 8) oder man muß damit rechnen, daß einige der Besonderheiten, die bislang als spezifisch für den Subdialekt der Hestiaiotis galten,
auch in Atrax (Pelasgiotis), d.h. im östlichen Teil Thessaliens zu Hause
waren. Die erste Möglichkeit, die sich kaum beweisen läßt, ist nicht unvorstellbar, denn tatsächlich erinnern sowohl der Anfang von GHW 5759
(≈
: : [) wie auch der Inhalt von
GHW 5740 an die Konvention der Basaidai. Es bleibt aber immer noch
möglich, anzunehmen, daß die bislang nur in der Hestiaiotis belegten
Merkmale (a–d) auch in Atrax in der Pelasgiotis zu Hause sind und nicht
mehr als spezifisch gelten dürfen. Dies würde zugunsten der Annahme
sprechen, daß die Isoglossengrenzen sehr viel fließender sind als dies die
spärlichen Belege zu erkennen erlauben, und daß die phonetischen Besonderheiten wegen des Drucks der orthographischen Konventionen sehr selten in den epigraphischen Texten auftauchen.
7
Zu diesen Formen vgl. J. Méndez Dosuna in diesem Band, S. XX ff.
So García Ramón 1987: 120ff. und passim (auch zu der Möglichkeit von Parallelen
zur Monophthongierung von *aº außerhalb von Matropolis in der Schreibung <-EI> in
Larisa, insbes. Inf. Med. in - + , Inf. Aor. - + , auch 3. Sg. Med. - (einmal
CRANN), 3.Pl. - + (ausführlich dazu García Ramón 1993, mit Lit.); vgl. auch Helly
(1970a: 168f.) im Rahmen einer etwas anderen als der hier vorgebrachten Erklärung.
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¶ 2. Die Vetretung der Labiovelare9 vor /e/ als Labial ist im Thessalischen bekanntlich die Regel 10 und hat keinen Anlaß gegeben, innerdialektale Unterschiede zu erkennen. Eine Ausnahme bildet zwar die Form Œ 1202.5 (COR: 6./5. Jh.), die im Widerspruch mit der regulären,
oft belegten Form des Zahlwortes „5ı als μ (1014.6, SEG 26:672.19;
μ 553.15; μ SEG 26:672.6 et passim, auch Ordin.
μ GHW 3169.8) steht und als nicht echtdialektal 11 bzw. als Spezifikum des Subdialekts von Magnesien wegerklärt wird.
Jetzt erscheint wiederholt die Form , aber auch das Ordinale
in SCOT 1993 passim, die völlig von regulären μ, μ
abweichen. Es wäre m.E. absurd, eine Sonderstellung des Subdialekts von
Skotoussa vorzuschlagen: In Wirklichkeit gestatten die neuen Formen dieser Poleis mit ihrer frappierenden Kohärenz, den Belegstand von Magnesien und außerdem den Ursprung der Formen mit Dental in der Kardinalform zu erklären. Die ursprüngliche Verteilung im Thessalischen läßt sich
problemlos folgenderweise ansetzen
(a) °μ (Kardin. *pénk∑e)
°μ (Ordin. *pénk∑-to-), woraus
für das Ordinale eine Variante *° (aus Vereinfachung der konsonantischen Gruppe) entstanden sein könnte (so in SCOT 1993). Daher
(b) °μ
° und, mit analogischen Nivellierung nach dem Modell des Ordinale12,
(c) °μ ‡ °
°.
Die Situation (c) wäre die von Skotoussa und mit aller Wahrscheinlichkeit auch von Korope, obwohl dort das Ordinale nicht belegt ist. Allerdings ist es im Fall der oben besprochenen Merkmale unmöglich, mit den
Formen des Numerals „5ı zu argumentieren, um Unterschiede in der thessalischen Dialektgeographie zu etablieren. Es ist m.E. sehr gut möglich, daß
in Zukunft ans Licht geförderte Texte der einen oder anderen Polis, in der
9
Dasselbe gilt für Guttural + ∑: - (= att. Æ, idg. *@[∑Œer-), [, NP
, Patron. (nicht echtdial. ist ‰ in PN vom Typ μ
BCH 1970.13)
10
Enklitisches - ist eigentlich eine supradialectale, aus der hellenistischen Kanzleisprache stammende Form (García Ramón 1987: 146ff.), die nicht als reguläre Vertretung von
*-kÁe gelten darf. Vgl. aber die Bedenken von Consani 1989: 141f. n. 18.
11
Blümel 1982: 273.
12
Die Erklärung ist für boiot. und lesb. (neben Ordin. μ) nicht gültig,
zumindest unter Berücksichtigung des zur Verfügung stehenden Materials (vgl. Hodot 1990:
152f., 209; Vottéro 1994: 269ff.).
6
J. L. García Ramón
bis jetzt nur Stadium (a) belegt ist, weitere Formen des Typs °, °
liefern werden.
¶ 3. Der Nom. Pl. des Artikels taucht jetzt in Atrax als auf: GHW 5740.5 (3. Jh.). Die Form steht mit der Variante in Konkurrenz, die zweimal in derselben Polis in archaischen Dialektinschriften nebeneinander belegt ist: vgl. SEG 27:183.2, 1027.2 (beide 5. Jh.). Bislang war die „westgriechischeı Variante nur in Pharsalos belegt ( 241.1: 4. Jh. {= Decourt n‰
75}13), die „ostgriechischeı in der Pelasgiotis, nämlich in Krannon (
458.6) und in Larisa ( SEG 31:577.10), auch incerto
loco (
μ, 1059.2, 3. Jh.). Mit dem Auftreten der neuen
Form von Atrax wird klar, daß die Form, die nach herkömlicher Fassung
als „westgriechischı gilt, auch im östlichen Teil Thessaliens zu Hause war.
Es ist außerdem festzustellen, daß in einer einzigen Polis zwei Formen nebeneinander vorkommen können, auch wenn das Auftreten der einen mehr
gelegentlich fremdem Einfluß zugeschrieben werden kann und weniger als
Bestandteil des Dialekts gelten darf. Die Situation in Atrax ( im 5. Jh., im 3. Jh.) läßt auf eine ähnliche Situation in anderen Poleis schließen, obwohl das verfügbare Material in seiner Spärlichkeit diese Möglichkeit weder stützt noch widerlegt. Jedenfalls gestattet uns die Dialektkarte, wie sie
aus der Miteinbeziehung der neuen Form von Atrax hervorgeht, nicht, mit
einem klar bestimmbaren Gegensatz von West- und Ostthesalisch zu arbeiten.
¶ 4. Der sigm. Aor. auf -- bei Verben auf Dental (Typ -14) ist
in der Pelasgiotis vom 3. Jh. an belegt, so in Larisa (μ 517.9. 39;
[][] .14, ] SEG 41:510.4) und in Krannon (/ SEG 31:572.10/1). Dazu kommt jetzt in Skotoussa die Form
SCOT 1993.4. Dagegen sind die Formen mit -- in Larisa
( GHW 3169.28.42/3, IG 512.12) und Krannon (/
GHW 3158.29/30.40) wohl dem Einfluß der Koiné zuzuschreiben. Da der
13
Ausführlich dazu Decourt 1995, ad n‰ 75, mit Wiederlegung einer Deutung von
<> als Dat.Pl. (so Blümel 1982: 265).
14
Belegt ist auch zweimal Œ[ 602 (LAR, 5. Jh.), Œ 1027b.3 (ATR, 5.
Jh.) zu einem Verbum, das einen Guttural enthält (= att. §μ, Aor. §-). Ob die
Formen echtthess. Herkunft sind (so Blümel 1982: 187, n. 216; 188f., mit Verweis auf Br.
Helly) ist in unserem Zusammenhang irrelevant.
Neues zur Problematik des thessalischen Dialekts
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Aor. auf -- als charakterisch für die (nord)westgr. Dialekte gilt,15 weist
die Tatsache, daß er in der Pelasgiotis zu Hause ist, darauf hin, daß es sich
um ein Merkmal handelt, das in ganz Thessalien verbreitet war, auch wenn
es im westlichen Teil der Region keine Evidenz dafür oder dagegen gibt.
II. Thessalisch im interdialektalen Vergleich
Wenden wir uns nun zwei Merkmalen zu, bei denen die Kenntnis neuer
Formen oder die Bewertung von Formen, denen nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zugekommen ist, unseren Wissensstand über das Verhältnis des Thessalischen zu anderen Dialekten liefert. Die vorgestellten
Fakten zeigen klar, daß ein Modell der Fragmentation, das Cl. Brixhe willkürlich als „arborescentı kennzeichnet, die einzige vernünftige Möglichkeit
darstellt, die exklussiven Übereinstimmungen zwischen den zwei oder drei
Dialekten zu erklären, die in historischer Zeit für geographisch diskontinuierliche Räume belegt sind, und eindeutig auf eine ursprüngliche Zugehörigkeit bzw. Verwandschaft in vorhistorischer Zeit hinweisen. Dass die
Chronologie der Belege wohl spät ist, ist natürlich kein Hindernis, wenn
sie eigentlich trotz späterer Datierung die ältesten belegten Fakten darstellen.
¶ 5. Der sigm. Aor. zu kurzvokalischen Verbalwurzeln vom Typ -, Ùμ
-, - (-V-ssa-) taucht jetzt in Atrax: μ
[
GHW 5759.9, μ
/[] 5740.5/6 auf.
Der Typ Ùμ
- (-V-ssa-) war bislang in Thessalien nicht belegt.
Vielmehr sprechen die zwei einzigen belegten Formen μ
1229.25,
.26 (PHAL, A. 2. Jh.) für -V-ssa- (wie att. Ùμ
-, -).
Denn in dieser chronologisch jungen, aber sehr kohärent im Dialekt verfaßten Inschrift wird die Folge -V-ss- nicht vermieden, vgl. u.a. μ/{)
.39/40: Die Form zeigt auch, daß der Einfluß der Koiné, der sporadisch
festgestellt werden kann (
μμ .27, .43), gerade im Falle
der Notierungen <> und <> sich nicht nachweisen läßt: μ/{)
darf wegen <> als „echtthessalischı gelten, und das gleiche ist richtig für
das einfache <> von μ
, , denn im Falle von
„echtthess.ı Ùμ
-, - wäre angesichts der sonst konsequenten
Schreibung,16 die der Text durchaus zeigt, <> zu erwarten.17
15
Im Boiotischen werden die --Aor., die nur in Thespiai und Koroneiai (gegenüber -- in anderen Poleis) zu Hause sind, nach herkömmlicher Meinung dem nordwestgr.
Einfluß (so zuletzt Blümel 1982: 187) zugeschrieben.
16
Hinter langem Vokal wird immer <> gebraucht, vgl. μ
[ .12, .24, .28 u.a., wahrscheinlich auch /{] unmittelbar nach
μ
.
8
J. L. García Ramón
Die neuen Formen von Atrax lassen keinen Zweifel daran, daß der Typ
Ùμ- zumindest in einem Teil der Region echthessalisch war. Damit
stellt sich erneut die Frage, ob die Formen μ, von
Phalanna Indiz für eine dialektale Differenzierung sind oder (trotz der oben angeführten Argumente) einfach nur durch den Einfluß der Koiné bedingt sind. Es ist außerdem zu beobachten, daß das Auftreten des Typs
/-Vssa-/ einem Verteilungsprinzip -Vss-/-’s- entspricht, das u.a. für das
Ionische und hellenistische Griechisch gilt und mit einem gewissen Grad
von Kohärenz in thessalischen Dialektinschriften erscheint, wie dies die
oben erwähnten Inschrift GHW 5740 (μ/[] .5/6 neben () .7, .9 {= }) oder die Formen SEG 27:202.14 (LAR, aber μ 517.7), MATR 1970.2
(für *- aus *gÁåt[ºa-, vgl. : μ ›
‹ Í
‹
Ò) 18 zeigen.
Es muß hervorgehoben werden, daß das erwähnte Verteilungsprinzip,
gleichgültig wie alt es sein mag, nicht die Enstehung bzw. Existenz des
Typs Ùμ- zur Folge hatte, der bekanntlich nach einer Analogie mit
dem Typ - (*teles-sa-) entstanden ist.
Daß sich der Typ -, Ùμ- als echthessalisch erweist, ist
nicht ohne Konsequenzen für die interdialektalen Verhältnisse. Der Typ ist
bekanntlich auch im Boiotischen und im Lesbischen19 (auch bei Homer,
und zwar neben -, Ùμ-: die Verteilung ist metrisch bedingt)
belegt, nicht aber in den nordwestgr. Dialekten der Regionen zwischen
Thessalien und Boiotien.20 Dies läßt prinzipiell zwei Erklärungsmöglichkeiten zu: Entweder (a) als eine parallele Entwicklung21 oder (b) als eine
gemeinsame (d.h. aiolische) Neuerung, die sich im Laufe der Ausgliederung
der aiol. Dialekte nach Boiotien und in die Aiolis übertragen wurde.22 Die
Möglichkeit (a) war m.E. noch akzeptabel, als der Typ -, Ùμ17
So richtig W. Schulze, Kl. Schr, 352ff., gefolgt von Blümel 1982: 191f. n. 233.
Schwyzer, Gr.Gr I 321, auch in: RhM 81,1932, 193ff. (= Kl. Schr. 686ff.); García
Ramón 1987: 111.
19
Hodot 1990: 188f. (Verteilungsratio /-Vssa-/ : /-’sa-/ bei den Aoristbildungen).
20
Ob der Typ Ùμ- auch im Eleischen belegt ist, soll hier offen bleiben, denn die
Lesart <> in μ .13 im Dekret der Alipheiraer (SEG 25:448, 3. Jh.) ist nicht sicher
(vgl. G. Thür-H. Täuber, Prozessrechtliche Inschriften der griechischen Poleis. Arkadien,
Wien 1994, 286ff. (nr. 25), worauf mich A. Alonso Deniz und E. Nieto Izquierdo (Madrid,
UCM) freundlicherweise aufmerksam machen. Das Vorkommen von .9, .11 (= ‰, ‰) mit Hauchung bzw. Schwund von -s- nährt
die Annahme, daß ein einfaches -s- im Falle von *Ùμ auch verschwunden wäre.
21
So Hodot 1990: 189 n. 221 nach Blümel 1982: 190f.
22
So García Ramón 1975: 68.
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Neues zur Problematik des thessalischen Dialekts
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in Thessalien noch nicht belegt war, und ließ sich für das Thessalische nur
auf der Basis des Vergleiches zwischen dem Boiotischen und dem Lesbischen und unter Annahme einer ursprünglichen genetischen Zusammengehörigkeit der drei Dialekte, an der es kaum ernsthafte Bedenken geben
kann, erklären. Nun da der Typ -, Ùμ- im Thessalischen belegt ist, sieht sich die Annahme einer parallelen einzeldialektalen Entwicklung den gravierenden Schwierigkeiten ausgesetzt, die jeder atomisierenden
Erklärung anhaften.
¶ 6. Die dem att. (und ostgr.) Typ ˜, , Ò (westgr. boiot. ˜,
Ò, Ò) entsprechende thessalische Form ist bis jetzt nur ein einziges
Mal belegt, und zwar im Adverb (= ), auf einer Stele von Crannon SEG 31:572.8 (ca. 200), die von C. Habicht veröffentlicht wurde: /
μ (= att. ˜ ). Diese für den innerdialektalen Vergleich doch so wichtige Form hat
sicher nicht die ihr gebührende Aufmerksamkeit erfahren23. Natürlich hat
sie weniger Bedeutung für die Dialektgeographie, da in den letzten Jahren
keine neuen Formen aufgetaucht sind, um das Dossier zu erweitern. Prinzipiell, und in Ermangelung von Daten aus anderen Gegenden, läßt sich für
die ganze Region von der Existenz einer Adverbreihe auf - (˜, ,
Ò) ausgehen. Man sollte aber auf jeden Fall auf die Existenz einer Form
in der Gesetzesinschrift von Larisa (GHW 5765, Z. 2) aufmerksam
machen
… μ …
„ ˜
°μ μ°˙ı.
Thess. ˜ + Konjunktiv muß auf der Grundlage der Existenz von
als Vorläufer aus thess. ˜ (= att. ˜
+ Konj.) entstanden sein
(über eine Zwischenstufe *˜-.). Für thess. ˜ findet sich eine Parallele
in dor. ˜ (auch mit Konj.) wieder, wie es in westlichen Dialekten (z.B.
Lakonisch, Rhodisch) und in literarischem Dorisch (Alkman, Epicharm,
Theokr. 4,21, auch Ar. Ach. 762) belegt ist, d.h. in Dialekten, die bekanntlich (thess. , ion.-att. ) als Modalpartikel haben. Dor. ˜ geht
sicherlich aus ˜ hervor, welches ebenfalls belegt ist (z.B. in Argolis
und in Kreta)24.
Bekanntlich ist die Reihe ˆ, Ò, Ò charakteristisch für das
23
Vgl. García Ramón 1987: 105. Die entsprechende Form wird in der von Ernst
Risch hergestellten Tabelle (MH 12, 1957, 75 = Kl.Schr. 220) als nicht bekannt („˜Ø ı) angegeben. Jedoch ist die im Grabepigramm 225.2 (PHARS, 5.Jh.) belegte Form poetisch (vgl.
]Œ .2) und für den Dialekt irrelevant.
24
Belege und Deutungsversuche bei Hermann 1912: 85f., 303ff.
10
J. L. García Ramón
Lesbische. Das von R. Hodot25 zusammengetragene Material beschränkt
sich auf zwei Belegstellen von ˆ + Konj., genau denselben Typ von
Syntagma, den thess. (belegt in relativ alten Inschriften:
, … [] Nasos {4. Jh.}, … … Eresos {3.Jh.}) nahelegt. Der
Autor betont die Existenz von ˆ (+ Ind.) in Mytilene (4. Jh.) μ/ [] [μ / (die Konjektur ist
überzeugend und in jedem Fall fehlt die Modalpartikel ), die er als dialektal auffaßt, und erwähnt die Möglichkeit einer Verteilung anhand der Anwesenheit (ˆ ) oder des Fehlens (ˆ)26 der Modalpartikel. Diese Möglichkeit ist sicher vernünftig, auch wenn die Spärlichkeit der Daten weder
für noch gegen einen überdialektalen Reflex im Gebrauch von ˆ in Mytilene zu argumentieren erlaubt. Auf jeden Fall ist die spezifische Übereinstimmung zwischen Thessalisch und Lesbisch im Gebrauch von ˆ ,
+ Konj. in Nebensätzen mehr als auffällig.
Offenkundig ist die Annahme, daß die Übereinstimmung auf eine ursprüngliche Gemeinschaft hindeutet, die schlüssigste Konklusion, obwohl
dies aus selbstverständlichen Gründen nicht definitiv beweisbar ist. Welche
Vorteile es hätte, anzunehmen, es handele sich um eine parallele (und das
heißt: auf Zufall beruhende) Entwicklung, entzieht sich schlichtweg jedem
Verständnis.
III. Zum thessalischen Wortschatz
Der Wortschatz der thessalischen Dialektinschriften (wie auch der
Wortschatz der Glossen und der der Namensgebung zugrundeliegende
Wortschatz) ist integraler Bestandteil des in Thessalien gesprochenen Griechisch und seit hellenistischer Zeit ein Spiegel für das Nebeneinander von
Dialekt und Koiné.27 Es werden im Folgenden einige Formen, die bis jetzt
nicht gedeutet sind und denen bislang nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zuteil geworden ist, oder die unveröffentlicht geblieben sind,
besprochen: Einige von diesen könnten dazu beitragen, einige Punkte der
thessalischen Phonetik umzugestalten.
¶ 7. Die für den Dialektologen interessanten Formen beschränken sich
bekanntlich nicht auf die in Dialektinschriften bezeugten: In diesem Sinne
ist der Fall von ° (s.u.) beispielhaft. Aber wie schon in meinem Beitrag zum Kolloquium von Neapel/Ischia (1996) versucht wurde zu zeigen,
25
26
27
Hodot 1990: 140, 202.
Hodot 1993: 206.
Vgl. dazu Consani 1989, bes. 147ff.; García Ramón 1997: 528ff.
Neues zur Problematik des thessalischen Dialekts
11
gibt es nicht viel Grund für allzu großen Optimismus die Möglichkeit
betreffend, das Profil eines spezifisch thessalischen Wortschatzes herauszuarbeiten. Die Unterscheidung ist nämlich in drei der (mindestens) fünf
Möglichkeiten, die sich für die Klassifizierung eines in Thessalisch bezeugten Wortes anbieten, nicht immer einfach. Dies ist der Fall, wenn: (a) das
Wort auch in anderen Dialekten und im Ion.-Att. bzw. in Koiné mit gleicher Bedeutung belegt ist, (b) das Wort eine Ion.-Att. bzw. Koiné-Form
mit thessalischem Kolorit darstellt und (c) es in anderen Dialekten, nicht
aber in Koiné (wie etwa „Bruderı) belegt ist. Denn die Koiné
liegt fast ausnahmslos den jeweiligen Texten zugrunde. Es handelt sich also
in den meisten Fällen um Wörter, die vom Thessalischen wohl nur die
Lautlehre bzw. Morphologie haben, d.h. um griechische Wörter nachklassischer Zeit, die u.a. in Thessalien vorkommen, nicht aber als spezifisch thessalisch gelten dürfen.
Eine vierte Gruppe von Wörtern (d), die ausschließlich im Thessalischen belegt sind, läßt sich als spezifisch thessalisch nur soweit betrachten,
als die Formen nicht mit identischer Bedeutung in neuen epigraphischen
bzw. literarischen Texten anderer Dialekte (inkl. Attisch bzw. Koiné) auftauchen: In diesem Fall erwiese sich das Wort als bloß griechisch, doch mit
thessalischer Lautung bzw. Schreibung. In dieser Hinsicht ist jedes Lemma
andauernd zu revidieren. Es dürfen also als gesicherte echtthessalische
Wörter nur jene gelten, die eigentlich mit einer besonderen Institution oder
Eigenschaft Thessaliens verbunden sind, z.B. Ê/- „zu ° werdenı
(im Rahmen eines Initiationsritus, der in Larisa und Atrax sowie in Mazedonien zu Hause ist28), oder °, Bezeichnung einer ortstypischen
festen Vorrichtung, um Fische im Peneios zu fangen, die Br. Helly überzeugend bestimmt und mit dem heutigen dailani identifiziert hat29.
Als unverkennbar spezifisch bzw. exklusiv thessalische Wörter kommen letzlich jene (e) in Betracht, die anderen Ausdrücken für denselben
Inhalt in anderen Dialekten entsprechen (z.B. thess. = Ê) oder
im Thessalischen mit einer besonderen, spezifischen Bedeutung belegt sind,
die von der herkömmlichen abweicht (z.B. = att. §).
28
Vgl. die überzeugende Deutung von Hatzopoulos 1994: 25ff.
Helly 1987: 37 („Une construction fixe de pierre et de bois, repère précis sur le
cours de la rivièreı, „repères fixes, pièces de bois assembléesı). Die Form, die durch die
Glossen °ƒ : Á Ê «
§
› μ› und °
: Ú §°
Ø
Ë
‹ §°
erläutert wird, ist eine *-tro-/trå-Bildung zu °
„anlegenı (Aor. -, vgl. ° Od. +), att. Ù-° „ds.ı (idg. *kel- bzw. *kel±-,
vgl. toch. B /kÇla-/ „ziehenı, ahd. haltan), vgl. span. Varadero in Kuba (: varar), vgl. García
Ramón 1997: 545f.
29
12
J. L. García Ramón
Es ist hier auf jeden Fall zu betonen, daß man nicht von einem spezifisch thessalischen Ausdruck sprechen kann, wenn dieser sich von anderen
Belegen in anderen Dialekten oder in Koiné unterscheidet, die auf demselben Lexem, jedoch mit anderen Suffixen oder Präverben, aufgebaut sind.
Denn die verhältnismäßige Kohärenz der Wortbildungssysteme des Griechischen läßt erwarten, daß eine im Thessalischen belegte Form ebensogut
eines Tages auch in einer Inschrift aus einer anderen Region auftaucht. Dies
ist der Fall bei Ê „Pfropfı und Ò „Ausgangı, beide aus der großen Inschrift von Skotoussa (SCOT 1993).
¶ 8. Ein Wort Ò „Ausgangı, das im Gen. <> (wohl
Schreibfehler für <> in SCOT 1993.B30) zu erkennen ist, läßt sich
mit A. C. Cassio30 als -()-Ò „Weg, der nach außen führtı (vgl. rhod.
μÒ) deuten. Die Interpretation von ‰Ò „Wegı (und -[]-Ò)
als Nominalbildung der Struktur CoC-é“- zu idg. *kºe∑- „sich in Bewegung setzenı leuchtet semantisch unmittelbar ein (vgl. 808/9 ‰ Ø
¶Ø %
Ø §‹ Ê Ø §Ê / $ Ø »,
Ê, § Ø
¶ Ú) und läßt sich durch zusätzliche Argumente begründen. Die
rhodische Glosse μÒ : ıÒ, Ø ) <#> Ò §Ê.
*, deren Dossier sich durch μÒ (Nonn. Demonstr. 10, 28f.
Ò +μ‹ Ê μÒ : (μ° ¢ / ˜ + Ø §μ› Ê
ÍÊ È') und durch die Ë : %
° ,. <"> in
der Deutung von R. Viredaz31 vervollständigen läßt, findet im Übrigen eine
perfekte Unterstützung in der homerischen Stelle 438 ‹ ÒØ ¶
μÒØ §° & μ'. In Anbetracht der Tatsache, daß *eks vor
Konsonant es lautet (vgl. = att. §
Ò, μ falls = ¶μ*) wäre im Thessalischen aus ‰ek-sóå zwar eher ‰§Ò als ‰§Ò zu
erwarten, aber der Schreiber gebraucht <> und <> nicht immer konsequent, wie die Schreibung μ für μ (A 75 μ μ μ) zeigt. Die
Tatsache, daß die Form Ò (thess. []Ò*) wegen ihrer doppelten
Präverbierung allein steht (vgl. aber Æ „Ausgang (nach Durchgang)ı von Tempe (Plb.)32, gibt keinen Anlaß dazu, sie als spezifisch thessalisch zu verstehen, denn die Existenz der Kompositionsformen mit ‰Ò
„Wegı (v.a. rhod. μÒ : ıÒ …) rechtfertigt die Annahme, daß in
Koiné eine Form §Ò, Ò möglich war.
30
Bei García Ramón 1997: 540. Anders Dubois 1994: 515 („en rapport très probable
avec °μı).
31
MH 49, 1992, 217ff. (als inverse Ableitung zu °).
32
Helly 2000: xx.
Neues zur Problematik des thessalischen Dialekts
13
Dasselbe gilt im Falle von Ê* „Pfropf, Korken, Stöpselı33 im ON
.A 76/7 (μ
… ). Die Bildung
mit *-tå- bleibt isoliert, daneben stehen aber andere nominale Ableitungen
zu Ê*, Aor. - (° Ar. Pax 645) „vollstopfenı, vgl. Êμ
„Pfropfı (Hipp., Ar.), Ê „ds.ı (Antiph.), auch mit ‰ (Ê Hipp.), vgl. (Æ) in Athen (Paus. 1,28,8) und
den Ausdruck § ʃ (Dem. 22,47), μ (Harpocr.). Die
Verschiedenheit der Nominalbildungen zeigt aber, daß die Bildung mit
*-tå- (att. -) wohl zum Bestand des nachklassischen Griechisch gehörte
und kein thessalisches Spezifikum war.
¶ 9. Es werden im Folgenden drei Wörter besprochen, die als Gegenstand des thessalischen Wortschatzes gelten dürfen, auch wenn sie weder als
spezifisch noch als exklusiv zu verstehen sind, da sie auch in anderen Dialekten und im Ion.-Att. bzw. in Koiné belegt sind: §Ò (= §Ò),
ˆ (= , ) und ! (= !).
Zwei von ihnen, §Ò „ungeschorene Tiereı und ˆ „männlichı
sind thessalische Varianten von Wörtern, die als bloß griechisch gelten dürfen, und für die Lautlehre des Dialektes von besonderem Belang. Beide
Formen sind in einer im Theater von Larisa gefundenen Stele (GHW 5765:
3.Jh.?) belegt, die gemeinsam mit Bruno Helly gedeutet wurde:
1/2 … μ
, μ …
„… ° §Ò Ê “ μ¢ ‹ , ª ¢ '()!
…ı
Zunächst zu §Ò „ungeschorene Tiereı, das als thessalische Variante bzw. als bloße Thessalisierung (vgl. ‰ statt ‰) von nachkl.-gr. §Ò (ntr. pl.) gelten darf. Es handelt sich offenbar um ein Deminutiv auf
*-ion- zu einem Possessivkompositum mit HG Ò „abgeschorene
Schafwolleı als Hinterglied (vgl. M 451 Ò Ú, auch die Variante myk. po-ka /pokai/ KN Dp 997.b, 7742.134). Das Kompositum §! „ungeschorenı („sein Schaffell auf sich habendı) ist in einem ganz
ähnlichen Kontext in Kos, SGDI 3731.5/6 (Opferkalender, 3. Jh.?) belegt35:
[] μ / [] [ (vgl. . 4)
33
L. Dubois, Bull. Ép. 1994, 514. Eine Beziehung mit att. Ê u.ä. (so Missaïlidou-Despotidou 1993: 104) kommt nicht in Frage.
34
So nach J. T. Killen, PdP 17, 1962, 29 ff.
35
Auch varia lectio in LXX Reg. 4,3,4 •Ú « §«.
14
J. L. García Ramón
„der Hekate ... ein makelloses, ungeschorenes Opferschafı; dieselben Bezeichnungen für Weibchen und Männchen wie in dem larisäischen
Text (von ¶ „Kitzı) kommen auch im Text vor, vgl. 12/3 /[
], .16 ] . Zum Wortbildungstyp von §'- vgl.
die exakte Parallelform lesb. ¶
(Aigai, 4./3. Jh.) „Widderı mit HG
‰ „Wolleı (Hom +, myk. we-we-a /werwe[a/).
Bemerkenswert ist die Schreibung <> für -pp- (*ep-pokia), der es
bislang an Parallelen fehlt. Eine Schreibung dieser Art, die, gleichgültig wie
sie zu erklären ist, auf eine starke Artikulation der Implosive hinweist36, ist
für -pp- vorstellbar, insbesondere im Lichte der oft belegten Schreibungen
wie <> für *pb (und *tb), vgl. GHW 3315.8 et al. (=
§ ), ' (= '), []/ (= ) SCOT B 36/7. Eine schlagende Parallele bietet aber das Patronymikon 517.59 (LAR), das einen PN *! (: !
„Händler von '
ı {Corycus}) zu ' „krummer Säbelı, u.a. in
Thessalien, vgl. Eur. El. 836/7 Ø "‹ $ / ‡
%μ›
') voraussetzt. Die Geminierung von Konsonanten bei Namen ist
üblich (vgl. μμ', μμ' 517.51 zu μ', μ'), und bekanntlich
nicht auf das Thessalische beschränkt. Durch die Parallele von mit <> für -pp- (PN *! zu !, ') läßt sich die hier
vorgeschlagene Deutung von thessalisch „ungeschorene Tiereı als
dialektale Form von nachklass.-gr. §Ò rechtfertigen.
¶ 10. Die interessante Form ˆ
(= #
, att. #
) auf derselben
Inschrift bezeichnet ein Männchen, das Zeus dargeboten wird, im Gegensatz zu einem Weibchen (
), das Gegenstand eines Opfers an eine weibliche Gottheit Ennodia37 ist. Die Form wird das Dossier über die vexata
quaestio der Etymologie des Wortes (*∑÷rsen-?, *÷rsen-?38) bereichern. In
36
In derselben Konstellation bewegen sich andere thess. Doppelschreibungen wie
<> für urgr. *di im Kontext /_V (vgl. GHW 3158.17 {auch GHW 3169.36},
μ/
SEG 23:437.9/10) oder <> für urgr. *-p[t- (vgl. GHW 3315.6 {=
“ aus *glup[-t-}) oder *-t[i- (vgl. *' vel sim. {= ', vgl. Ê „tiefı
nach PN 234.75}).
37
Vgl. dazu Chrysostomos 1994, García Ramón 1997: 535f.
38
Für die -e-Formen wie ion. lesb. kret. ¶, lak. Œ&Æ „Jünglingı) ist eher mit einem praktisch synonymen Ansatz *±÷rsén- zu rechnen, vgl. ved. ÷rfia-bhá- m. „Stierı, arfi
„fließen, strömenı, jav. ar(Ç)]san- „Mann, Männchenı, heth. år(a)]s-mi „fließenı (*´÷rs-ti nach
C. Melchert, Anatolian Historical Phonology, Atlanta-Leiden 1994, 125). Daß sich *±÷rsénund *∑÷rsen- semantisch überlappen, zeigt die Ähnlichkeit der Verhältnisse von av.
ar(Ç)]san- : daŒenu- und gr. #, $ (dazu É. Benveniste, Le vocabulaire des institutions
indo-européennes I, Paris 1969, 21ff., ).
Neues zur Problematik des thessalischen Dialekts
15
unserem Zusammenhang ist die Frage nach der Etymologie für die Vertretung von *÷r im Thessalischen von Belang: Rechnet man für ˆ (dessen o-Vokalismus bislang nirgends belegt war 39) mit einer Basisform *∑÷rsen-,
dann bleibt die Möglichkeit offen, daß -or- durch die unmittelbare Nachbarschaft von *∑- bedingt ist.
Daß thess. ˆ (ntr.) sowie ", att. " eher auf urgr. *∑÷rsen(ved. v´®fian-/v´®fi˙-)40 zurückgeführt werden soll, läßt sich im Lichte der von
Peters (1993) überzeugend befürworteten Zusammengehörigkeit von hom.
" „Männchenı und !Ò „Schafbock, erwachsenes männliches
Schafı41 (letzteres aus *∑arnŒ√e∑- 42 mit gesicherten *∑-, vgl. ved. ur´å) sowohl
lautlich (*∑- ist für hom. "- {11mal} nur an 3 Stellen mit Sicherheit
ausgeschlossen43) wie semantisch rechtfertigen, vgl. 527 ¶Ø ˆ !Ú
° #Ê μ° „so opfere daselbst ein Schaf, ein männliches,
und ein weibliches schwarzesı. Vom Kontext her bietet die Stelle, mit dem
Kontrast zwischen ‡ !Ú und #Ê μ°, eine eindeutige
Parallele zu GHW 5765.2/3 μ ] μ.
Davon ausgehend, daß thess. ˆ auf *∑÷rsen- zurückgeht, stellt die
Schreibung ohne <> keine Schwierigkeit: <> wird nur bis zum 4. Jh. konsequent notiert, was darauf hinweist, daß seitdem *∑- geschwunden war 44.
Es sei kurz daran erinnert, daß die Vertretung von *÷r als or bzw. ro als
echtthessalisch45 gelten darf, zumindest in Kontakt mit Labial, vgl. die PN
ΠSEG 24:406.1 (PHAL, ca. 450/460. 13), (CRANN), 39
Ob sich ein Ansatz *ˆ für ark. IG V 2: 262.21.27
(Mantinea, 5. Jh. = Dubois II 94ff.) rechtfertigen läßt (so Peters 1993: 379f.), muß offen
bleiben. In der Inschrift ist zwar <> in <> hyperkorrekt (wegen früherem
Schwund von *∑- vor o, vgl. Peters 1993: 379 n. 30 mit Verweis auf Felix Solmsen und D.
Ringe, The Perfect Tenses In Greek Inscriptions, Diss. Yale 1984, 108), ∑- wird aber sonst
als <> konsequent notiert.
40
Oder *(“)∑÷rsén-, so nach Peters 1993: 378 Anm. 20.
41
So schon A. Meillet, IF 5, 1895, 328ff.; Peters 1993: 387.
42
Für hom. !Ò ließe sich mit einer aus *∑arnŒ√e∑- durch Dissimilation entstandenen Variante *arnŒ√e∑- rechnen (Peters 1993: 386 mit n. 60).
43
Vgl. Peters 1993: 381ff. (auch Untersuchungen zur Vertretung der idg. Laryngale
im Griechischen, Wien 1980, 9).
44
Belege bei Blümel 1982: 82f. (mit Hinweis auf mögliche Ausnahmen).
45
Von weniger Belang für die Bestimmung der Vertretung von *÷r im Thessalischen
sind PN mit allgemein gr. Vokalismus (z. B. '
‰, ‰ passim) und Formen, die
morphologisch bedingt sind (z.B. die „voyelle de liaisonı -o- in ‰) oder als pan- bzw.
supradialektal gelten dürfen, z.B. (‰) (μ SEG 24:405.1, PHAL {5. Jh.},
μ 1245.1 [2. Jh.}, μ/[] SEG 31:575.5/6 (LAR), auch jene, die eher
Koiné-Vokalismus haben (z.B. [auch als VG und HG bei PN], Part. Gen.
). Auf das ganze Dossier wird hier eingegangen.
16
J. L. García Ramón
SEG 26:672.32 (LAR) neben (521.31 LAR). Wenn, wie
ich zu zeigen versucht habe46, & (Epitheton von Artemis, in Atrax
und Larisa) ein urgr. *t[÷r-ti- „Unterstützungı voraussetzt (aus idg. *d[er„aufhalten, unterstützenı: ved. dhar, vgl. ‰dh´÷rti- AV+, Ppp dh÷rtá-: av.
dÇrÇta-, ved. dhartár- „Beschützerı, dhárman- „Ordnungı {RV+}, ap. PN
Dårayavau]s „der das Gute aufhältı), läßt sich der -o-Vokalismus bei der
Vertretung von *÷r als nicht durch die phonetische Umgebung bedingt erkennen.
¶ 11. Zuletzt zu der Form <>, die in einer Widmungsinschrift aus Magnesia (E. 5. Jh./Anf. 4. Jh.) vorkommt, die zuerst von G.
Magoulas (1993)47 veröffentlicht wurde
μ // / / Œ.
Auf die Deutungsprobleme der Form und v.a. auf die Möglichkeit, daß
‰ einen Teil eines Gebäudes bezeichnet hat mich Bruno Helly
freundlicherweise hingewiesen. Die hier vorgeschlagene Deutung beruht
auf der Bearbeitung gemeinsamer Überlegungen und darf als gemeinsam
gelten.
Die Herausgeberin interpretiert den als dialektal erkennbaren Text
(vgl. / .3/4) als
„°μ &, « %“/› %› # I Œı,
wobei // als Dat.Sg. eines Beinamens von Themis gedeutet
wird (&), das auf -& „Brustpanzerı, auch „Brustornamentı (Plb. 21,6,7 §Ò μ¢ Ê μ! Ê ‹
& §° μ¢ "Æ Ê ‹ $ Ò;
auch 21,37,5; Poll.+) bzw. -& „Fußballenı (Poll. 2, 198), beide
basierend auf $ „Brustı. Eine solche Deutung sieht sich aber gravierenden Schwierigkeiten ausgesetzt. Einerseits wäre m.W. eine °μ &, mit einer Basisform -& bzw. -& ohne Parallele. Auch wenn man bereit ist, ein -Œ-Fem. zu einem --Neutrum zu
akzeptieren, ist eine Themis „mit Brustpanzerı vel sim. eigentlich nirgends
belegt. Die Gottheit kommt vielmehr ohne Beiname vor: μ
1236 (PHAL, 5. Jh.); () /
μ Schw. DGE 617.1,
.3/4, μ/() .4/5 (Dodona, 3. Jh.) oder mit Beiname ganz anderer
Art, vgl. z.B. μ SEG 27:183.1 (ATR 4. Jh.), zu thess. "
-
46
47
Verf., in: Des dialectes grecs aux lois de Gortyne, Paris 1999, 11ff.
SEG 37:491.
Neues zur Problematik des thessalischen Dialekts
17
„Versammlungı.48 Andererseits wäre eine Satzstruktur mit drei Dativformen in Folge (μ ) etwas überraschend.
Und schließlich wäre ein Ausdruck ! Œ wohl überflüssig
und ohne Parallele, denn die ! enthielt bekanntlich 10 Füße (vgl.
Call. Aet. 24.6 [] ' ‰ ¥ ˜, μÒ ° « ‹ μ° Ê
, Schol. ad Ap. Rhod. 3, 1323 ¥ ° §
μ° , « Ïμ).
Vielmehr läßt sich <
> als Nom. Sg. von (fem.) & oder als Nom. Pl. von (ntr.) & „Raum vor dem "ı
(oder & 49 bzw. &, vgl. Sud. " ‹ & · ‹
Ê, Ú μÚ ") interpretieren, wobei " eine metaphorische Bezeichnung für „Front, Fassade (eines Gebäudes)ı bzw.
„Vorderseite eines Raumesı wäre: In unserem Fall handelt es sich um das
Raum vor dem heiligen Stätte bzw. Heiligtums (< > Gen. Sg.!) von
Themis. Der Text wäre dann ins Attische in folgender Weise übertragbar:
„°μ & Ë %Ë ! ° (‹) Êı
„Für Themis, als Raum vor der heiligen Stätte, zehn ! (und) ein
Êı
Von der Wortbildung her stellt diese Deutung keine Schwierigkeit,
vgl. Ò- „sich vor dem Tempel Befindlichesı, „Vorhalleı, Ò-μ (-), Ò- „Platz vor dem Tore, Vorhofı (Hom.+), Ò-
und insbes. (ntr.pl.) -Ê zu -Ê 50.
Es muß zwar zugegeben werden, daß & nur in der nichtübertragenen Bedeutung („Brustrüstungı s.o.) belegt ist, und daß dasselbe
gilt für das Synonym & (Xen. Eq. 12,8 et al. ). Zugunsten der
Annahme, daß ", & oder & als Fachausdruck für Vorderseite verstanden werden darf, spricht auch die Tatsache, daß Körperteile
als Grundwort zur Bezeichnung von Teilen eines Gebäudes bzw. einer
Einrichtung gebraucht werden, z.B. μ$ „Vorderseiteı (Priene, 4.
Jh.), auch „Vorderseite (des Heeres)ı, -μ& „Stirnrüstungı
(Hdt.; Xen. An. 1,8,7; Cyr. 6,4,1), -μ& „Front eines Sargesı (IvM
281, 282 # Ò ‹ # μ‹ ‹ # Æ
) zu μ° „Stirnı,
man denke auch an die übertragenen Bedeutungen von (zu
$ „Brustı) als „Parapettı (Plb. +), › (Aesch. +, Inschr.)
48
Das Epitheton wurde wahrscheinlich sekundär einer Weihinschrift aus dem 5. Jh.
angefügt, vgl. Helly 1995: 147 n. 43, 323.
49
Belegt bei Alex.Comm. Fr. 98,13; Arist. Physiog. 810b.
50
Vgl. M.-Chr. Hellmann, Recherches sur le vocabulaire de lØarchitecture grecque,
dØaprès les inscriptions de Délos, Paris 1992, 345ff.
18
J. L. García Ramón
oder Ò, ' „Rippeı als „Seiteı (Ò! CTheog. 513, " +
Plat. Sis. 388c).
Die vorgeschlagene Deutung läßt sich in ihren formellen Aspekten
rechtfertigen: Die Interpretation von < > als Gen. Sg. auf - (nicht
auf -) schon in einer archaischen Inschrift wird durch die unverkennbare
Parallele von μ Œμ SEG 24:405 (5. Jh.) gestützt. Besonders hervorzuheben ist, daß sich die vorgeschlagene Satzstruktur im Lichte
von Texten, in denen die ) erwähnt werden, rechtfertigen läßt. Die
Struktur # (= #+ Ë *Ë) unmittelbar
vor der Angabe der findet eine glänzende Parallele in einer Inschrift in Koiné (SEG 43: 283) aus Larisa (2. /1. Jh. ):
μ μ ! μ,
Deren Struktur ist fast identisch mit der für unsere Inschrift vorgeschlagenen Struktur /Nom./ – /Gen./ – // – /Zahlwort/:
… # Œ!
Die Angabe der Breite des Raumes als Œ! zeigt, wenn
man eine Pause zwischen und Œ! annimmt (etwa –
Œ!), im wesentlichen dieselbe Struktur wie in der Inschrift von Skotoussa,
vgl. Œ! B 21. 43 (SCOT 1993). Ansonsten sind auch die
Angaben rein parataktisch angegeben, vgl. in GHW 3315 (Raumverteilung
für Heiligtumer in Larisa) z.B. # II # VII II
in Z. 23 et al.
Fazit: thess. # ist als „Raum vor der Fassade des
Tempelsı zu verstehen. Das Wort läßt sich auf der Basis von Parallelen mit
ähnlichen Ausdrücken des Nachklass.-Griechischen als thessalische Entsprechung einer Koiné-Form deuten.
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M. Lejeune, REG 54, 1941, 77ff.), im Druck, hrsg. von B. Helly, BCH 20052006.
GHW 3315: Larisa, Dekret (= Helly 1970b).
GHW 4270: Argoussa, Lex sacra (= Helly 1995: 30f.).
GHW 5740: Atrax, Dekret (im Druck, hrsg. von L. Darmezin und A. Tziafalias).
GHW 5759: Atrax, Dekret (im Druck, hrsg. von L. Darmezin und A. Tziafalias).
GHW 5765: Larisa, Dekret, E. 3. Jh. (unpubliziert).
Nachtrag II: Konventionelle Abkürzungen
MATR 1970 = SEG 36:548 = Helly 1970a.
SCOT 1993 = SEG 43:311 = Missaïlidou Despotidou 1993.