APOCALYPTICA Biographie Eicca Toppinen

Transcrição

APOCALYPTICA Biographie Eicca Toppinen
APOCALYPTICA
Biographie
Eicca Toppinen – Cello
Perttu Kivilaakso – Cello
Paavo Lötjönen – Cello
Mikko Sirén – Schlagzeug
Die aus Finnland stammende, orchestrale Rockband Apocalyptica hat seit ihrer Gründung im
Jahr 1993 sechs Studioalben veröffentlicht. Cello-Instrumentals bildeten stets die Basis, doch
immer wieder wurde auch gesungen. Eigentlich spielte es jedoch keine allzu große Rolle,
welche Ausdrucksform Apocalyptica gerade erforschten, ob sie nun atmosphärische
Zwischenspiele inszenierten, oder mit rasanten Rhythmen voranstürmten – ihre Musik war
stets packend, dynamisch und äußerst melodisch. Mit ihrem siebten Album 7th Symphony
betreten sie jetzt allerdings Neuland: Das Werk klingt nicht nur „symphonisch“, es ist formal
tatsächlich eine Symphonie.
„Die Instrumentalstücke sind kompromissloser als alles, was wir je zuvor gemacht haben“,
erklärt Cellist und Haupt-Songwriter Eicca Toppinen: „Auf unseren früheren Alben hatten
wir immer wieder Songs, zu denen Gesang durchaus gepasst hätte, die wir aber trotzdem als
Instrumentalstücke umsetzten. Die aktuellen Instrumentals mit ihren langen, progressiven
Passagen sind wesentlich puristischer, die Frage nach dem Gesang stellte sich überhaupt
nicht. Wir wollten einfach Stücke schreiben, bei denen kein Zuhörer den Gesang auch nur
ansatzweise vermisst.“
Andererseits enthält 7th Symphony Songs, die wesentlich härter rocken als alles, was
Apocalyptica seit zehn Jahren aufgenommen haben. Damals erschien ihr episches, kraftvolles
Album Cult, auf dem die Band erstmals vornehmlich Eigenkompositionen präsentierte. In der
gleichen Weise, wie seinerzeit Cult den Fans eine neue Perspektive auf die Band eröffnete, ist
auch 7th Symphony ein Meilenstein in Apocalypticas kreativem Reifeprozess. Die meisten
der Songs wurden von Joe Barresi (Queens Of The Stone Age, Tool) produziert, zwei der
vier Gesangsnummern von Howard Benson (My Chemical Romance, Papa Roach). Dazu
Eicca Toppinen: „Joe ist sich sicher, dass dieses Album vor allem bei den Metal-Fans
punkten wird. Denn es ist kraftvoll, aufregend und verschmilzt auf nachdrückliche Weise
Klassik mit Metal. Außerdem sind die härteren Stücke tatsächlich richtig hart.“
Neben den sechs symphonischen Tracks enthält 7th Symphony vier Gesangsnummern, die
gemeinsam mit etablierten Kollegen geschrieben wurden. „End Of Me“, die erste SingleAuskopplung, entstand in Zusammenarbeit mit Johnny Andrews und dem Bush-Frontmann
Gavin Rossdale, der auch den Gesang beisteuerte. „Das ist definitiv ein cooler Rocksong“,
urteilt Eicca Toppinen: „Gavin brachte seinen eigenen Ideen ein, nahm an der Musik und am
Text ein paar Änderungen vor. Es war ein Vergnügen, mit ihm zu arbeiten, denn er ist nicht
nur ein netter Kerl, sondern auch hoch professionell.“
Beeindruckend sind auch die weiteren Gastauftritte: Brent Smith von der Band Shinedown
singt auf „Not Strong Enough“, einer Komposition der preisgekrönten Pop-Songschreiberin
Diane Warren (Aerosmith, Toni Braxton, LeAnn Rimes, Trisha Yearwood) und produziert
von Howard Benson. Letzterer kooperierte auch mit Lacey von der Band Flyleaf, und zwar
beim Song „Broken Pieces“.
Eines der kraftvollsten Stücke des Albums ist „Bring Them To Light“, eine Kollaboration
mit Joe Duplantier von der experimentellen französischen Prog-Metal-Band Gojira. Den
Kontakt zu Toppinen hatte Apocalypticas französischer Verleger hergestellt, der auch für
Gojira tätig ist. „Er hatte den Eindruck, dass wir gut miteinander auskommen würden“,
erzählt der Cellist, „und er sollte Recht behalten. Der Song ist wirklich großartig, er klingt
weder nach Gojira, noch allzu vordergründig nach Apocalyptica. Es ist symphonischer
Thrash Metal, und Joe inszenierte seine Gesangslinien ganz anders als bei Gojira, was
ziemlich aufregend ist.“
Die Zusammenarbeit mit dem Hauptproduzenten Barresi zahlte sich für Apocalyptica gleich
in mehrerer Hinsicht aus. Zum einen, da die Band für die Aufnahmen – anders als in der
Vergangenheit – nicht mehr rund um den Globus jetten musste, sondern zuhause in Helsinki
arbeiten konnte. Wichtiger noch: Sie lernten Barresis Detailverliebtheit und seine Kreativität
schätzen. „Diesmal verwendeten wir viel mehr Effekte als je zuvor“, erklärt Toppinen, „was
uns eine ganz neue Klangdimension eröffnete. Das Album klingt aber dennoch sehr
organisch. Das Schlagzeug wurde natürlicher aufgenommen, auf Sampling und
Nachbearbeitung haben wir weitgehend verzichtet. Wir entdeckten die großartigen Sounds
bereits während der Aufnahmen und hielten sie sofort fest, nachträgliche Korrekturen, die
mittlerweile so beliebt sind, waren also überhaupt nicht nötig.“
Einer von Toppinens Lieblingssongs auf 7th Symphony ist „Beautiful“: Das orchestrale
Instrumentalstück wurde mit drei Celli und Schlagzeuger Mikko Sirén aufgenommen – der
allerdings den Bass spielte. Toppinen: „Mikko spielte den Bass zum ersten Mal in seinem
Leben, das Ergebnis ist ein wunderschöner Akustik-Song, der in nur einem Take
aufgenommen wurde.“ Dass „Beautiful“ so unverhüllt und verletzlich klingt, mag mit der Art
und Weise zusammenhängen, wie das Stück aufgenommen wurde. „Wir entschlossen uns
dazu, den Song nackt einzuspielen“, erzählt Toppinen: „Da gab es also diesen Moment, in
dem vier nackte Typen in einem Raum saßen und einfach nur akustische Musik spielten.
Nackt zu sein, ruft immer ein gutes Gefühl hervor. Wir versuchten es angezogen, hatten aber
den Eindruck, dass irgendetwas fehlt. Mikko spielte ohnehin nackt, um sein Debüt als Bassist
zu feiern, also entschlossen wir uns, es ihm gleich zu tun. Sofort hatten wir viel mehr Spaß.“
Die Arbeiten an 7th Symphony begannen im vergangenen Herbst, im Januar flog Sirén dann
erst einmal nach Los Angeles, um die Schlagzeug-Tracks aufzuzeichnen. Doch sobald er dort
eingetroffen war, verspürte Toppinen daheim in Finnland einen plötzlichen
Kreativitätsschub: „Ich schrieb drei weitere Songs, schickte ihm die Demos und er machte die
Schlagzeugaufnahmen. Erst dann nahmen wir alle anderen Parts auf, aber es war ziemlich
seltsam, in ein Studio zu gehen und Songs einzuspielen, die wir weder gemeinsam geprobt
noch fertig arrangiert hatten. Vieles fehlte noch, aber letztlich war es eine spannende
Erfahrung, denn es zwang uns dazu, neue Wege zu beschreiten und ständig kreativ zu sein.
Das führte zu einem viel frischeren Ansatz, denn diesmal konnten wir nicht einfach aus fünf
Demoaufnahmen jene herauspicken, die uns am vielversprechendsten erschien.“
Letztlich ist 7th Symphony das Ergebnis von 17 Jahren harter Arbeit. Apocalyptica
begannen 1993 als Plattform für Toppinen und drei seiner klassisch geschulten Kollegen der
renommierten „Sibelius Akademie“. Drei Jahre später erschien dann ihr Debütalbum
Apocalyptica Plays Metallica By Four Cellos. „Als wir unser erstes Werk produzierten,
hegten wir nicht allzu große Erwartungen. Wir dachten, es wäre cool, wenn wir 1.000
Exemplare verkaufen und ein paar Konzerte geben könnten. Doch dann wurden wir für
ziemlich viele Shows gebucht, und unser Sound änderte sich völlig. Wir bemerkten, dass
unser Debüt eigentlich recht grauenhaft klang und wollten ein aufregenderes, zweites Album
nachlegen.“
Mit der 1998 erschienenen Inquisition Symphony, produziert von Otto Donner und Hiili
Hiilesmaa, verfeinerten Apocalyptica ihre Herangehensweise und ihren Sound. Wie das
Debüt, enthielt auch das Nachfolgewerk Songs von Metallica, allerdings ergänzt um CoverVersionen von Faith No More, Sepultura, Pantera sowie drei Eigenkompositionen. „Es war
ziemlich lustig“, erinnert sich Toppinen, „denn nach dem Debüt sagten uns alle, dass die Idee
nur einmal funktionieren würde. Nach dem zweiten Album hieß es dann, wir hätten unser
Potenzial jetzt aber wirklich ausgeschöpft, eine Weiterentwicklung könne es nicht geben,
Apocalyptica seien am Ende. Wir sind aber immer noch da.“
Um auch weiterhin relevant zu bleiben, musste die Band einige Veränderungen vornehmen.
Also enthielt ihr 2000er-Album Cult lediglich drei Cover-Versionen, der Rest stammte aus
der Feder von Eicca Toppinen. Zudem integrierte man Sandra Nasic (Guano Apes) und
Matthias Sayer (Ex-Farmer Boys), die bei zwei Songs den Gesang übernahmen. Doch die
Plattenfirma war mit dem Werk nicht sonderlich zufrieden, sie hatte schlichtweg eine weitere
Sammlung von Metal-Cover-Versionen erwartet. Glücklicherweise lief Apocalypticas
Plattenvertrag damals gerade aus, und die Plattenfirma hatte es versäumt, rechtzeitig ihre
Option auf weitere Werke wahrzunehmen.
„Sie verlangten verrückte Cover-Versionen von Motörhead und AC/DC, doch derartige
Sachen wollten wir einfach nicht mehr machen. Also entschlossen wir uns dazu, den Vertrag
lieber auslaufen zu lassen. Man kann auf Cult jede Menge Emotionalität heraushören, es war
ein enorm leidenschaftliches Album. Und glücklicherweise unterschrieben wir bei einem
Label in Deutschland, das Cult dann auch veröffentlichte. Es war dennoch keine leichte Zeit
für uns, sondern ein wirklich wichtiger Wendepunkt. Hätten wir auf unser altes Label gehört
und ein weiteres Album mit Cover-Versionen veröffentlicht, wäre das wohl unser Ende
gewesen. Mit Cult erfanden wir uns neu.“
Mit neuer Ausrichtung und jede Menge Schwung kehrten Apocalyptica 2003 ins Studio
zurück. Die Gesangsaufnahmen von Cult hatten der Band derart gefallen, dass sie nun an
Nina Hagen herantrat, die ein Cover von Rammsteins „Seemann“ einsang. Die schwedische
Sängerin Linda Sundblad wirkte indes bei „Faraway, Vol. 2“ mit. Der 2005 erschienene
Nachfolger Apocalyptica konnte sogar mit noch mehr Prominenz aufwarten: Auf
„Betrayal/Forgiveness“ trommelte Slayers Schlagzeuger Dave Lombardo, „Bittersweet“
wurde von HIM’s Ville Valo und Lauri Ylönen (The Rasmus) gesungen, der auch „Life
Burns!“ übernahm.
Doch es war Worlds Collide aus dem Jahr 2007, das Apocalyptica zu einem internationalen
Phänomen erhob. Wie bereits bei den Vorgängeralben, wirkten auch auf diesem Werk
zahlreiche Gastmusiker mit: Dave Lombardo kehrte für „Last Hope“ zurück, Slipknots
Corey Taylor sang „I`m Not Jesus“ und Cristina Scabbia von Lacuna Coil übernahm
„S.O.S. (Anything But Love)“. Rammsteins Till Lindemann brillierte beim Bowie/EnoCover „Helden“ und Adam Gontier von Three Days Grace kehrte für „I Don’t Care“ sein
Innerstes nach außen. Das amerikanische Radio reagierte sofort, „I Don’t Care“ brachte die
Band auf Platz 59 der „Billboard Hot 200“. In den amerikanischen Indie- und Rockcharts
eroberten Apocalyptica gar Rang 7.
„Dieser Erfolg war wirklich eigenartig“, erinnert sich Toppinen: „Das Rammstein-Cover mit
Nina Hagen war ein großer Erfolg in Mitteleuropa gewesen, der Song, den wir mit Ville Valo
eingespielt hatten, lief sogar in ganz Europa sehr erfolgreich. Doch in den USA hatten wir nie
wirklich Fuß fassen können. Als ich „I Don’t Care“ schrieb und das erste Demo fertig war,
dachte ich schon, dass der Song Potenzial haben könnte, einen derartigen Erfolg hatte ich
jedoch nie erwartet.“
Mit der geplanten Sommertournee durch Europa und die USA ist für 7th Symphony die
Bühne bereitet: Apocalypticas eklektischstes und inspiriertestes Album, das gleichermaßen
mit wunderschönen Melodien und kraftvollen, bombastischen Rhythmen prunkt. „Wir haben
in dieses Werk wirklich harte Arbeit investiert und hatten dabei jede Menge Spaß“, erklärt
Eicca Toppinen. Wer Instrumentals liebt, wird begeistert sein. Wer harte Rocksongs liebt,
ebenfalls. Auf diesem Album wird für jeden etwas geboten!“