Clevere Antworten auf dumme Sprüche - GPA-djp

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Clevere Antworten auf dumme Sprüche - GPA-djp
„Clevere Antworten
auf dumme Sprüche“
Killerphrasen kunstvoll kontern
Special „Flex“ Edition
Antonia Cicero
© 2005
Inhalte
Zum Thema "Killerphrasen" ................................................................................... 3
Was können Sie tun, wenn Sie mit einer Killerphrase konfrontiert werden? ................... 3
Erfolgs-Konter: Reaktionen auf Angriffe ................................................................... 4
Neutral-sachliche Reaktionen .............................................................................. 4
Ausweichmanöver.............................................................................................. 6
Gegenangriffe ................................................................................................... 8
Überblick über Reaktionsmöglichkeiten.................................................................. 10
Und jetzt ein paar Beispiele... – Killerphrasen „aus der Praxis“ – mit entsprechenden
Antworten ......................................................................................................... 11
Antworten, die (fast) immer passen: ..................................................................... 14
Und – last but not least – ein paar Killerphrasen zum Üben ...................................... 15
Die Sammlung ................................................................................................... 16
Zum Weiterlesen ................................................................................................ 16
Antonia Cicero © 2005
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Zum Thema "Killerphrasen"
"Das können Sie doch gar nicht beurteilen!"
"Das haben wir schon immer so gemacht!"
"Warum regst du dich eigentlich immer so auf?! "
Bleibt Ihnen manchmal bei einem dieser oder ähnlicher Sprüche "die Luft weg"?
Killerphrasen
sind
verbale
Angriffe,
die
eingesetzt
werden,
um
Gespräche
und
Auseinandersetzungen zu beenden oder zu eskalieren, Gesprächsthemen vom Tisch zu
wischen
und
vor
allem
um
Gesprächspartnerinnen
und
Gesprächspartner
zu
verunsichern, einzuschüchtern oder mundtot zu machen. Killerphrasen enthalten immer
Abwertungen und zielen auf die emotionale Seite des Gegenübers. Aber sie sind nur dann
erfolgreich, wenn sie auch treffen.
Meist sind Killerphrasen mit Generalisierungen („Du kommst ja nie pünktlich!“ – „Das
haben wir bisher immer so gemacht.“) verbunden oder enthalten Andeutungen, die
eigentliche, meist recht deutliche Botschaft ist quasi „zwischen den Zeilen“ zu hören.
Mit ein bisschen Know-how und Übung ist es möglich, das Schema dieser An- und
Untergriffe
zu
durchschauen
und
aus
verschiedenen
Reaktionsmöglichkeiten
die
auszuwählen, die jeweils gerade am besten passt.
Was können Sie tun, wenn Sie mit einer Killerphrase
konfrontiert werden?
Zunächst ist es oft hilfreich, Zeit zu gewinnen. Zeit, die Sie brauchen, um sich von einem
Treffer zu erholen, sich eine passende Antwort zu überlegen und dabei vor allem das
eigentliche Thema und Ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Rückfragen sind in
diesem Zusammenhang zweckmäßige Werkzeuge: "Was meinen Sie damit?", "Kannst du
das konkretisieren?", "Wodurch entsteht bei Ihnen dieser Eindruck?" oder "Wie definierst
du aggressiv?"
Widerstehen Sie der Verlockung, sich in Rechtfertigungen zu verstricken, bleiben Sie
nicht in Verteidigungsstellung – sondern antworten Sie ruhig, knapp und gelassen,
lenken Sie ab oder gehen Sie selbst in die Offensive: "Und nun nach ein paar
unqualifizierten Bemerkungen, zurück zum eigentlichen Thema..."
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Sie können Killerphrasen ebenso sachlich wie souverän beantworten. Auf "Das haben wir
schon immer so gemacht!" antworten Sie – nach Belieben sanft oder kühl: "Dann wäre
eine neue Herangehensweise ja einen Versuch wert." Oder Sie beantworten "Das ist ja
wohl eine recht naive Vorstellung, die Sie da haben!" mit "Ich sehe das anders als Sie.
Naivität hat nichts damit zu tun."
Sie können doppeldeutig oder sarkastische gemeinte Bemerkungen bewusst für bare
Münze nehmen: "Na du schaust heute ja wieder gut aus!" etwa können Sie mit einem
betont freudigen und freundlichen "Danke, nett, dass du das sagst" quittieren.
In manchen sozialen Umfeldern, in denen bestimmte "moralische" Werte hochgehalten
werden, kann die eigene Betroffenheit als Waffe eingesetzt werden, indem Sie das
schlechte Gewissen Ihres Gegenübers aktivieren. "Auf dieses Niveau begebe ich mich
jetzt nicht!" oder "Was bringt es dir, so verletzend zu sein?"“
Erfolgs-Konter: Reaktionen auf Angriffe
Sie werden angegriffen. Eine GesprächsgegnerIn benutzt – bewusst oder unbewusst –
eine Killerphrase. In Form einer Abwertung, einer Zuschreibung, eines Untergriffs oder in
Form einer sachlich klingenden Phrase, die Sie ruhig stellen oder jedenfalls das eben
behandelte Thema vom Tisch wischen soll.
Es gibt mehrere Grundvariationen, auf einen Angriff zu reagieren. Sie können sachlich
und neutral reagieren, ein Ausweichmanöver starten – und damit von Ihrer Betroffenheit
ablenken und auf Umwegen wieder auf Ihr Thema zurückkommen – oder kontern – also
zurückschlagen. Letztlich geht es immer darum, aus der Defensive wieder in die
Offensive zu kommen.
Welche davon Sie auswählen, sollten Sie nicht zuletzt von der Gesprächssituation und
von Ihren Gesprächszielen abhängig machen
Neutral-sachliche Reaktionen
Sachlich, kühl, gelassen zu reagieren, wenn man gerade mit einem Angriff konfrontiert
worden ist, ist nicht immer leicht. Diese Art der Erwiderung ist zwar "technisch" einfach –
Sie müssen also wenig Energie in eine besonders originelle, witzige, treffende o. ä.
Antwort investieren – aber Sie müssen eine ausreichend große emotionale Distanz
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haben, um sachlich agieren zu können und auch kühl – also nicht betroffen – zu wirken.
Es geht bei dieser Variante in erster Linie darum, die eigenen Emotionen zu kontrollieren
bzw. sie schnell genug wieder in den Griff zu bekommen.
Ignorieren
Wenn Sie es schaffen, kühlen Kopf zu bewahren, können Sie jede Killerphrase entwerten,
indem Sie nicht auf Sie reagieren und sich vor allem nicht unterbrechen und von Ihrem
Thema, Ihrem Ziel abbringen lassen. Sie bleiben sachlich und fahren unbeirrt darin fort,
Ihre Meinung, Ideen, Argumente zu äußern und bringen Ihren gedanklichen Faden zu
Ende.
Varianten:
Sie ignorieren die Killerphrase nicht gänzlich, gehen aber jedenfalls in keiner Weise
inhaltlich darauf ein, Sie geben nur nonverbal oder verbal zu verstehen, dass Sie den
Einwurf nicht zur Kenntnis nehmen.
Beispiel: "Danke für deinen/Ihren Beitrag. Wir waren beim Thema XY, ich war gerade
dabei zu sagen..."
Sachliche Richtigstellung
Sie gehen kurz und sachlich auf den Angriff ein, indem Sie den Angreifer korrigieren.
Dann fahren Sie mit dem fort, was Sie gerade äußern wollten. Bei hartnäckigen
Gegenspielern oder wenn das Gesprächsklima eher aufgeheizt ist, müssen Sie unter
Umständen ihre Richtigstellung mehrmals bringen, dürfen dabei aber niemals die kühle
und
sachliche
Tonlage
verlassen.
Eine mehrmalige Wiederholung einer knappen
korrigierenden Replik ist in einem solchen Fall meist die Methode der Wahl.
Beispiele: "Du nimmst immer alles persönlich!" – "Ich bin der Meinung, dass dieses
Thema einen gewissen emotionalen Bezug erfordert!"
"Das haben schon viele vor Ihnen versucht" – "Das deckt sich nicht mit meinen
Kenntnisstand, bisher gab es keine Versuche in der von mir vorgeschlagenen Richtung."
Sachliche Zurückweisung
Sie gehen auf den Angriff ein, indem Sie ihn – wiederum möglichst kühl und sachlich –
zurückweisen, sei es den Inhalt oder die Form, in der der Angriff vorgetragen wurde.
Nach der Zurückweisung ist es wichtig, Ihr angepeiltes Ziel weiterzuverfolgen!
Beispiele: "Wie du schon wieder ausschaust!" – "Mein Aussehen hat mit dem Thema
nichts zu tun.."
"Wieso machen Sie eigentlich ständig so dumme Fehler?!" – "Meine Vorgangsweise war
vollkommen korrekt." (Zurückweisung des Sachinhalts)
"Wieso machen Sie eigentlich ständig so dumme Fehler?!" – "Meine Vorgangsweise in der
Sache XY mag ein Fehler gewesen sein. Ich bin gerne bereit, mich mit sachlicher Kritik
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angemessen auseinander zu setzen, aber es steht Ihnen nicht zu, meine Arbeit in Bausch
und Bogen schlecht zu machen." (Zurückweisung des Generalisierung)
"Wieso machen Sie eigentlich ständig so dumme Fehler?!" – "Ich bin gerne bereit, mich
mit sachlicher Kritik angemessen auseinander zu setzen, aber das gibt Ihnen nicht das
Recht, mich anzuschreien oder so abzukanzeln." (Zurückweisung der Form)
Antworten, die in beinahe jeder Situation passen:
"Ich sehe das anders." – "Ich teile Ihre Meinung nicht!" – "Ich kann nicht nachvollziehen,
wie Sie darauf kommen." – "Die Fakten sprechen eine andere Sprache. "
Ausweichmanöver
Ein Gesprächsgegner attackiert Sie, aber Sie lassen sich nicht treffen, sondern entziehen
sich dem Angriff. Auch die unter diesem Punkt vorgestellten Taktiken erfordern eine
gewisse emotionale Distanz, teilweise können Sie sich mit dem Einsatz eines dieser
Manöver aber auch genau die kurze Atempause verschaffen, in der Sie sich wieder
stabilisieren können.
Absichtlich missverstehen bzw. falsch interpretieren
Jemand macht Ihnen gegenüber eine ironische oder zynische Bemerkung. Sie ignorieren
die Ironie oder den Zynismus und nehmen nur den Sachinhalt für bare Münze.
Beispiele: "Na, das ist aber ein besonders adrettes Kleidchen, das du heute anhast,
meine Liebe!" – "Oh, es gefällt dir auch so gut wie mir, das finde ich schön!"
"Na, da hat sich wohl jemand wieder besonders gut vorbereitet!" – "Ja, ich habe mich
tatsächlich sehr eingehend mit dem Thema beschäftigt!"
Ebenenwechsel/Themenwechsel
Erfolgt ein Angriff auf der persönlichen Ebene, wechseln Sie behände auf die Sachebene,
kommt der Angriff hingegen auf der Sachebene, entziehen Sie sich, indem Sie die
persönliche Ebene ins Spiel bringen. In jedem Fall können Sie von der Gesprächsebene
auf die Meta-Ebene (also vom Gesprächsinhalt auf die Ebene des Gesprächsverlaufs)
wechseln und aufdecken, was eben geschehen ist. Oder aber Sie wechseln kurzerhand
das Thema.
Beispiele: "In Zeiten wirtschaftlicher Rezession können Sie doch nicht noch mehr Geld für
Sozialleistungen fordern!" – "Haben Sie schon einmal versucht, von knapp 400 Euro im
Monat zu leben?"
Das lässt sich natürlich auch umdrehen:
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"Haben Sie schon einmal versucht, von knapp 400 Euro im Monat zu leben?" – "In Zeiten
wirtschaftlicher Rezession können Sie doch nicht noch mehr Geld für Sozialleistungen
fordern!"
Variante: Überraschungseffekte durch Themenwechsel
Sie reagieren, indem Sie nicht auf den Angriff, die Abwertung, die Killerphrase reagieren,
sondern
einen
Haken
schlagen
–
und
dann
natürlich
wieder
auf
Ihr
Thema
zurückkommen.
Beispiele: "Das Wetter ist recht angenehm für die Jahreszeit. " – "Ich hab mich schon oft
gefragt, warum es keine blauen Gummibärchen gibt... " – "Nachts sind alle Socken
grau... " etc.
Variante 2: Vielsagende Zweisilber
(mit herzlichem Dank an Stella Damm!)
Eine weitere Spielart von „Net amol ignorieren“ – Zweisilbige Antworten, die nichts (oder
alles) sagen – mit viel Gewicht auf Stimme, Mimik und Körperhaltung.
Beispiele: Hmhm, Mhm, Ah ja, Ja ja, So so, oho, aha, ja eh, na na, ts ts ... – je nach
Belieben als Mhm? – MHM! – mhm.... oder mhm.
Hinterfragen, rück-/nachfragen
Eine weitere Möglichkeit, Angriffen auszuweichen, noch dazu ohne Stellung zu beziehen,
ist mit einer Rückfrage zu reagieren. Dazu eignet sich vor allem die Frage nach dem
"Warum?" ausgezeichnet.
Beispiele: "Was wollen Sie damit genau sagen?" – "Warum ziehen Sie diesen Schluss?" –
"Was genau meinen Sie damit?"
Nebeltaktik
Eine elegante Methode, mit Angriffen umzugehen, ist die Nebeltaktik. Dabei wird einem
faktischen Teil des Vorwurfs zugestimmt, dann aber wie ein Torero den/die AngreiferIn
ins Leere laufen zu lassen. Wie schaut das nun in der Praxis aus?
Sie lassen sich nicht auf den Inhalt ein, machen aber auch keinen Versuch den Vorwurf
zurechtzurücken oder in Abwehrstellung zu gehen oder einen Gegenangriff zu starten.
Denn wenn Sie das tun,
steht der Vorwurf trotzdem im Mittelpunkt. Wie die alte
Werbeweisheit sagt: Ganz egal, was über das Produkt geredet wird, Hauptsache, es wird
darüber geredet. Der nebeltaktische Umgang mit Vorwürfen beginnt paradoxerweise mit
einer formalen Bestätigung, wie z.B. "Das stimmt",
"Wahrscheinlich haben Sie recht"
und ähnlichen Zustimmungen.
Es ist nicht leicht, einem bösartigen persönlichen Angriff auch noch zuzustimmen. Sie
fürchten vielleicht, damit in eine unterlegene Position zu gelangen. Die formale
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Zustimmung der Nebeltaktik bedeutet jedoch ebenso wenig ein Eingeständnis einer
Niederlage, wie ein Torero eine unterlegene Position demonstriert, indem er einen wilden
Stier durch ein rotes Tuch ins Leere laufen lässt.
Es gibt
mehrere Möglichkeiten, wie Sie mit Angriffen „übereinstimmen“ können: Sie
können Ihre Zustimmung auf die Teile des Angriffes beziehen, die der Wahrheit
entsprechen: An einem Beispiel demonstriert, würde das bedeuten, wenn ein Kollege zu
einer Kollegin sagt: "Wenn du so dumm bist und alles machst, was der Chef will, wird er
dir noch viel mehr drauf packen. " Die nebeltaktische Antwort der Kollegin würde lauten:
"Stimmt, der Chef hat die Tendenz viel zu verlangen."
Eine andere Variante der Nebeltaktik ist es, einer zugrundeliegenden allgemeingültigen
Aussage zuzustimmen. So würde die Kollegin antworten: "Da hast du schon Recht. Man
sollte darauf achten, die eigenen Interessen nicht aus den Augen zu verlieren. "
Wenn Sie sich nicht auf die Angriffe Ihrer/s GegnerIn einlassen, bleiben Sie persönlich in
Ihrer emotionalen Befindlichkeit ungerührter und können damit die Situation leichter in
der Hand behalten. Ihr/e GegnerIn strengt sich an, und versucht Sie persönlich zu
treffen, aber was sie/er nur trifft, ist eine dichte Nebelwand.
Gegenangriffe
Aufdecken
Eine Mischung aus sachlich-neutraler Reaktion, Ebenenwechsel und Gegenattacke. Sie
wechseln auf die Meta-Ebene (machen also den aktuellen Gesprächsverlauf zum Inhalt
des Gesprächs) und weisen Ihr Gegenüber – und natürlich auch etwaige andere
Anwesende – möglichst vorwurfsfrei darauf hin, dass Sie soeben attackiert, mit einer
Schuldzuweisung
oder
einer
Unterstellung
konfrontiert
wurden.
Je
sachlicher
in
Formulierung, Tonfall und körper-sprachlichen Begleitsignalen Sie Ihre Entlarvung
präsentieren, desto erfolgreicher werden Sie damit zumeist sein. Ausnahme: Sie
bewegen sich in einer Kultur, die Angriffe jedenfalls verurteilt und Opfer in Schutz nimmt
– dann können Sie Gefühle einfließen lassen: Enttäuschung, Kränkung, Verletzung. Die
technisch
einfachste
Variante
des
Aufdeckens
ist,
mit
der
möglichst
genauen
Wiederholung des Gesagten zu beginnen.
Beispiel: "Glauben Sie wirklich, dass Sie dem gewachsen sind?" – "Sie haben mich
gefragt, ob ich wirklich glaube, dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Damit unterstellen Sie
mir, dass Sie mich nicht für qualifiziert genug halten – oder aber Sie halten mich für fähig
und versuchen mich zu verunsichern. Ihr Einwurf unterbrach mich, als ich die geplante
Vorgangsweise erläutern wollte..." (und zurück zum Thema!)
"Das ist eine Killerphrase." – "Sie haben mir soeben Inkompetenz / egoistische Absichten
/ den Versuch der Manipulation ... unterstellt."
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Kontern / Übertrumpfen
Jemand eröffnet die Feindseligkeiten auf Sie mit einem Angriff, Sie nehmen nicht nur den
Angriff nicht an, sondern geben auf eine vergleichbar Weise kontra. Oder: Jemand setzt
Ihnen zu und Sie feuern zurück, legen aber gleich einen Zahn zu – Sie sollten sich
allerdings darüber im Klaren sein, dass das Risiko einer Eskalation bei dieser Variante
hoch ist.
Beispiele: "Ich habe den Eindruck, Sie sind persönlich überfordert." – "Ich würde Sie
bitten, nicht von sich auf andere zu schließen!"
"Du hast ja so naiv." – "Ehrlich gesagt bin ich lieber naiv als so ein abgebrühter eiskalter
Mistkerl wie du!"
Ins Lächerliche ziehen
Nicht nur das der Angriff Sie ja eigentlich nicht berührt, geschweige denn wirklich trifft.
Sie finden das Ganze in Grunde sogar irgendwie komisch. Und diese Person, die versucht,
Sie zu verunglimpfen, macht dabei eine wirklich lächerliche Figur...
Beispiele: "Typisch Frau!" – "Wow, in Biologie immer eine Eins gehabt?"
"Du bist schon wieder so aggressiv!" – "Also bis jetzt bin ich bloß ein bisschen wütend.
Wenn ich aggressiv werde, fangen meine Augen zu glühen an und ich hab Schaum vorm
Mund und meine Haare stellen sich auf..."
"Auf die Couch legen"
Ihr Gegenüber macht eine abwertende Bemerkung. Und Sie reagieren, indem Sie darüber
räsonieren, was wohl für ein Problem Ihres Gegenübers dahinter stecken könnte... – Sie
interpretieren, analysieren, zeigen Verständnis (gerne auch dick aufgetragen).
Beispiel: "Du bist schon wieder so dominant!" – "Hast du ein Problem mit Dominanz im
allgemeinen? Oder mit dominanten Frauen im besonderen? Fürchtest du dich vor
dominanten Frauen? War deine Mutter eine dominante Frau? Hast du dich als Kind oft vor
ihr gefürchtet? Willst du darüber reden? Ich habe immer ein offenes Ohr für Menschen in
emotionalen Ausnahmesituationen..."
Antworten, die in vielen Situationen möglich sind: "Hast du ein Problem damit? " – "Was
macht das mit dir? " – "Willst du darüber reden? – "Was irritiert Sie daran? " – "Das ist
eine interessante Frage / Behauptung. Wie kommen Sie darauf? " – "Verunsichert Sie
das? " – "Passiert Ihnen das öfter? " ...
Betroffenheit
Wenn eine Killerphrase Sie tatsächlich trifft, können Sie auch das zum Thema machen. Je
nach Situation und Gegenüber kann es dabei darum gehen, die eigene Betroffenheit
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ehrlich und mit dem Focus auf Klärung bzw. Lösung anzusprechen oder aber – auch das
ist möglich – Betroffenheit als Konter einzusetzen, in dem Sie dem Gegenüber
Höflichkeit, Niveau, Sensibilität, mangelnde Sachlichkeit oder Konstruktivität etc.
absprechen.
Beispiele: Wenn Ihnen an einer Klärung gelegen ist: "Du hast gerade gesagt, du
empfindest mich als aggressiv. Das irritiert mich. Ich würde gerne darüber reden, was
diesen Eindruck bei dir ausgelöst hat... "
Wenn Sie zurückschlagen möchten: "Wenn ich Ihre letzte Aussagen richtig deute, haben
Sie mir soeben mangelnde Kompetenz unterstellt. Ich muss zugeben, dass ich das von
Ihnen so nicht erwartet habe. Eigentlich hatte ich bisher den Eindruck, dass Sie ein
konstruktiver Gesprächspartner sind, der nicht zu Killerphrasen greifen muss... Ich frage
mich gerade, ob ich dieses Bild korrigieren sollte. "
Überblick über Reaktionsmöglichkeiten
Konter
Vorteile
Nachteile
Wann?
Ignorieren
Technisch einfach,
Emotional schwierig,
4-Augen-Gespräch,
Angriff läuft ins
Unterstellungen
aus der stärkeren
Leere
bleiben im Raum
Position heraus
Sachliche
Kühle Distanz,
Emotional schwierig,
In sachorientierter
Richtigstellung,
Chance zur
Richtigstellung,
Atmosphäre, mit
Sachliche
Entgegnung
Zurückweisung kann
hierarchisch höher
untergehen
stehendem
Zurückweisung
rationalem
Gegenüber, wenn Ihr
Ziel Kooperation
erfordert
Bewusst falsche
Keine große
Missverständnisse
In der Anwesenheit
Interpretation
emotionale Distanz
sind möglich
von Publikum, wenn
erforderlich, lässt
Ihr Ziel Kooperation
dem Gegenüber die
erfordert
Chance, das Gesicht
zu wahren
Ebenen-/
Bestimmung des
Erfordert rasche
Wenn Sie
Themenwechsel
Gesprächsthemas
Reaktion
ausweichen wollen,
das eigene Ziel aber
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trotzdem sehr klar
vor Augen haben
Rückfragen
Technisch einfach,
Reicht manchmal
Fast immer
Zeitgewinn
nicht aus, erfordert
verwendbar
noch viel
Hartnäckigkeit
Nebeltaktik
Deeskalierend
Emotional und
wenn Ihr Ziel
technisch schwierig
Kooperation
erfordert, bei
hierarchisch
höherstehenden
Personen
Aufdecken
Technisch einfach,
Erfordert Nachsetzen Fast immer
Zeitgewinn
Betroffenheit
Erfordert Subtilität,
verwendbar
Erfordert Nachsetzen Je nach
Zeitgewinn
Formulierung recht
breit einsetzbar
Kontern,
Emotional lustvoll
Erfordert
Übertrumpfen, ins
Schlagfertigkeit,
Lächerliche ziehen
wirkt eskalierend
Schaukämpfe
Und jetzt ein paar Beispiele... – Killerphrasen „aus der
Praxis“ – mit entsprechenden Antworten
Da können Sie nicht mitreden
Ignorieren:
Danke für den Hinweis...
Zurückweisen:
Ich glaube nicht, dass Sie das beurteilen können.
Richtigstellen:
Das sehe ich anders.
Ich bin in dieser Sache sowohl informiert wie kompetent
Hinterfragen:
Wie meinen Sie das? Wie kommen Sie darauf? Wo kann
ich Ihrer Meinung nach nicht mitreden?
Missverstehen:
Soll ich lieber singen?
Themenwechsel:
Es regnet... Hat schon jemand Hunger?
Nebeltaktik:
Sie haben recht, nicht alle können überall mitreden.
Aufdecken:
Wollen Sie meine Kompetenz anzweifeln?
Versuchen Sie etwa von Ihrer Unwissenheit abzulenken?
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Übertrumpfen:
Ich glaube eher, dass Sie bei dem Thema wenig zu sagen
haben.
Lächerlich machen:
Zweifeln Sie an meinen sprachlichen Fähigkeiten? - Wieso?
Ich kann eigentlich ganz gut Deutsch!
Auf die Couch legen:
Brauchen Sie im Moment mehr Aufmerksamkeit?
Betroffenheit:
Jetzt bin ich aber persönlich von Ihnen enttäuscht! Dieses
Niveau hätte ich von Ihnen nicht erwartet!
An dem Vertrag ändern wir nichts mehr unnötig herum. Das bringt nur
Probleme.
Hinterfragen:
Wie meinen Sie das? Welche Probleme konkret sehen Sie?
Zurückweisen:
Ich sehe das anders.
Richtigstellen:
Probleme bringt der Vertrag in der vorliegenden Form.
Missverstehen:
Ich bin auch dafür, nur die nötigen Dinge zu ändern.
Themenwechsel:
Ein bisschen kühl für die Jahreszeit...
Aufdecken:
Kann es sein, dass Sie versuchen, mich zu übervorteilen?
Lächerlich machen:
Ich glaube auch, das beste wäre, die gute alte
Leibeigenschaft wieder einzuführen.
Auf die Couch legen:
Fühlen Sie sich dann besser, wenn Sie wieder einen armen
Lohnsklaven über den Tisch gezogen haben?!
Betroffenheit:
Jetzt bin ich aber enttäuscht von Ihnen! Ich dachte
eigentlich, das wäre eine seriöse Firma.
Kontern:
Wenn Sie meinen, MitarbeiterInnen bringen Ihnen nur
Probleme, dann sollten Sie sich Ihre Arbeit selbst machen!
Was soll ich sagen! Da sehen Sie einmal, wie’s uns UnternehmerInnen geht!
Hinterfragen:
Wie geht es denn den UnternehmerInnen? Wie geht es Ihnen
denn?
Zurückweisen:
In unserem Gespräch geht es nicht um die Lage der
UnternehmerInnen.
Richtigstellen:
Ich höre in der letzten Zeit eher, dass die UnternehmerInnen
mehr verdienen, die ArbeitnehmerInnen aber mit immer
weniger Geld auskommen müssen.
Missverstehen:
Ich kann Ihnen gerne eine gute Steuerberaterin empfehlen.
Themenwechsel:
Ja, ich habe auch schon daran gedacht, mal wieder eine
Gesundenuntersuchung zu machen.
Aufdecken:
Das war wohl ein Versuch, mir einzureden, ich müsste
solidarisch mit Ihnen – und darum billig – sein.
Lächerlich machen:
Und ich hab Sie auch ganz lieb!
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Auf die Couch legen:
Haben Sie öfter Probleme mit Abgrenzung?
Wollen Sie mir jetzt Ihr Herz ausschütten?
Betroffenheit:
Sie schätzen meine Intelligenz kränkend niedrig ein...
Kontern:
Vielleicht sollten Sie sich einen anderen Job suchen.
Es ist sicher toll, selbstständig und selbstbestimmt zu arbeiten.
Hinterfragen:
Haben Sie den Eindruck, ich könnte selbstbestimmt
arbeiten? Wie kommen Sie darauf?
Zurückweisen:
Das ist derzeit nicht das Thema.
Richtigstellen:
Es wäre vielleicht tatsächlich toll, selbstbestimmt und
selbstständig arbeiten zu können. Ich habe im Moment
wenig Erfahrung in dieser Richtung.
Meine Arbeit ist von Selbstbestimmung weit entfernt.
Missverstehen:
Oh, sind Sie neidisch auf mein abenteuerliches Leben – so
frei und ohne Netz?
Danke für Ihr Verständnis...
Themenwechsel:
Ich finde zum Beispiel Johnny Depp ganz toll!
Aufdecken:
Sie meinen wohl, ich müsste auch noch dankbar sein, dass
Sie mir diese total tolle Selbstständigkeit ermöglichen?
Lächerlich machen:
Soll ich Ihnen für den Luxus meiner Selbstständigkeit noch
etwas dazuzahlen?
Auf die Couch legen:
Fühlen Sie sich unfrei? Möchten Sie darüber reden?
Betroffenheit:
Ich bin etwas irritiert über die Richtung, die dieses Gespräch
gerade nimmt.
Kontern:
Ich glaube, ich gehe jetzt ganz selbstbestimmt zu einer
Firma, die ihre MitarbeiterInnen fair behandelt.
Mir geht es ja nicht so sehr ums Geld, mir geht es um die Kinder...
Hinterfragen:
Wie meinen Sie das?
Was wollen Sie mir damit sagen?
Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Angriff ignorieren:
Das finde ich sehr lobenswert.
Angriff zurückweisen:
Da sind wir uns völlig einig, auch mir geht es um die Kinder.
Darum gibt es für so wenig Geld auch so viel Engagement...
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Missverstehen/umwerten:
Ich bin froh, das zu hören, ich glaube auch, dass hoch
qualifizierte, engagierte und gut bezahlte MitarbeiterInnen
das beste für die Kinder sind.
Aufdecken:
Unterstellen Sie mir etwa, geldgierig zu sein?
Ich habe den Eindruck, Sie versuchen gerade, mich zu
manipulieren...
Gegenangriff:
Finden Sie das wirklich fair, auf völlig gerechtfertigte
Forderungen mit Killerargumenten zu reagieren?
Antworten, die (fast) immer passen:
Danke für Ihren Beitrag. Wir waren bei...
Danke für Ihren Hinweis. Um fortzufahren...
(Insbesondere bei heftigeren persönlichen Angriffen): Danke für das Kompliment. Wie ich
bereits...
Was meinen Sie damit?
Könnten Sie das wiederholen?
Könnten Sie das konkretisieren?
Wie darf ich das verstehen?
Ich fürchte, ich habe nicht recht verstanden...
Ich hoffe, ich habe Sie missverstanden...
Ich würde gerne sachlich bleiben.
Lassen Sie uns doch konstruktiv bleiben / wieder konstruktiv werden.
Ich sehe das anders.
Das ist Ihre Sichtweise.
Das ist Ihre Meinung.
Das entspricht nicht den Fakten.
Das entspricht nicht meinen Aufzeichnungen / meinen Erinnerungen.
Das war jetzt eine Unterstellung / ein ungesicherter Vorwurf / eine Schuldzuweisung / ein
persönlicher Angriff / ein Schlag unter die Gürtellinie / ein unsachliches Argument / eine
Killerphrase. Kommen wir doch zurück zum Thema.
Ich bin enttäuscht / überrascht / ärgerlich über diese Reaktion.
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Und – last but not least – ein paar Killerphrasen zum
Üben
So geht es uns allen!
Wenn Sie soviel pro Stunde wollen, dann verdienen Sie mehr als ich.
Wenn Sie soviel pro Stunde wollen, dann verdienen Sie mehr als meine
Chefin!
Das ist leider in unserem Budget nicht drin.
Wir sind eine Non-Profit-Organisation und verdienen auch nichts.
Die a-typische Beschäftigung ist jetzt eh nur ein Übergangsjob.
Arbeite
einige
Zeit
einmal
a-typisch
und
dann
findest
du
schon
irgendetwas fixes.
Nimm
wenigstens
diese
a-typische
Beschäftigung
an,
dann
hast
wenigstens irgendwas.
Der Kaffe und die Milch ist leider nur für fix Angestellte.
Wenn Sie hier am Computer arbeiten, beseitigen Sie bitte alle „Spuren“
Ihrer Anwesenheit.
Sie sind eh flexibel, können Sie diese Informationen übers Wochenende
zusammenstellen?
Sie
sollten
schon
immer
erreichbar
sein,
sie
haben
ja
flexible
Arbeitszeiten.
Die Tendenz zu flexibler Arbeitszeit ist nicht mehr zu verändern. Das
hängt mit der Globalisierung zusammen.
Sie haben eh so viel Zeit, Sie können sich die Zeit ja selber einteilen.
Es ist sicher toll, selbstständig und selbstbestimmt zu arbeiten.
Ich würde auch gerne a-typisch arbeiten, dann kann ich meinen Urlaub
immer selbst einteilen.
Jetzt, wenn man noch jung ist, kann man ja noch a-typisch arbeiten.
Irgendwann wird diese a-typische Beschäftigung schon vorbei gehen.
Du bekommst wenigsten dein Geld brutto ausbezahlt und kannst deine
Sozialabgaben selbst zahlen und hast so den Überblick.
Du
brauchst
eh
keinen
Krankenstand
(Lohnfortzahlung
im
Krankheitsfall), du bist jetzt eh noch jung, du wirst eh nicht krank.
Sei froh, du kommst eh nicht über die 10.000 Euro Steuer Grenze und
brauchst keine Steuern zahlen.
Wie kannst denn du mit dem, was du verdienst, überleben?
Sind Sie sich zu gut dafür?
Dafür bin ich nicht zuständig.
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Ich hätte Sie für weniger naiv gehalten.
Die andern haben ja auch solche Verträge und regen sich nicht auf.
In deinem Alter/in deiner Situation bekommt man nichts Anderes mehr
Warum regen Sie sich so auf. Bisher hat sich noch nie jemand aufgeregt.
Wenn Sie’s nicht machen, macht halt ein anderer die Arbeit!
Eigentlich müssten Sie mir dankbar sein, dass ich Sie überhaupt noch
genommen haben.
Um so Vertragsdings brauchen Sie sich gar nicht kümmern, das ist eh nur
fad.
Da soll’n sich lieber andere drum kümmern.
Für so Kinkerlitzchen hab ich jetzt echt keine Zeit.
Na, glauben Sie vielleicht, dass da irgendwas nicht passt? Wollen Sie mir
das unterstellen?
Offensichtlich sind Sie nicht ausgelastet, dass Sie Zeit für solche
Blödheiten haben!
Ich hab die Wirtschaft nicht erfunden!
Das wird in der ganzen Branche so gemacht. Da können wir keine
Extrawurst machen!
....
Die Sammlung
Wenn Sie meine Killerphrasen-Sammlung mit besonders raren Exemplaren an verbalen
Attacken oder besonders gelungenen Antworten bereichern wollen – oder nach einer
passenden Antwort suchen... schreiben Sie mir doch einfach ein Mail an:
[email protected]
Zum Weiterlesen
Antonia Cicero, Julia Kuderna: Clevere Antworten auf dumme Sprüche. Paderborn:
Verlag Junfermann 2001
Antonia Cicero © 2005
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