China Goes Fashion

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China Goes Fashion
China Goes Fashion
Chinas Modedesigner im Aufbruch
„Die jungen Chinesen haben hochfliegende Ziele.
Sie lieben keine bunte Kleidung, sondern Uniformen.“
(Mao Zedong)
China ist zwar weltweit der
größte Produzent von Kleidung, der chinesische Markt
wird jedoch von westlichen
Namen und internationalen
Marken dominiert. Von chinesischer Mode oder chinesischen Modedesignern hört
man außerhalb von China bisher nur wenig. Auf die Frage,
ob man den Namen eines chinesischen Mode-Designers
kenne, wissen oft nur Insider
eine Antwort.
Kleidung „Made in China“ ist
zwar aus unseren Kaufhäusern
und Kleiderschränken nicht
mehr wegzudenken, wir werden uns aber daran gewöhnen
müssen, dass Mode nicht
mehr nur in China nach westlichen Vorlagen genäht wird,
sondern auch „Created in China“ wird. Mehr und mehr chinesische Designer werden die
Mode-Welt auch außerhalb
Chinas erobern.
2002 wurde die Mode-Ikone
Pierre Cardin in einem Interview gefragt, wer wohl die
internationale Modeszene im
21. Jahrhundert dominieren
könnte. Seine Antwort fiel klar
für die chinesischen Modedesigner aus: „Ich bin mir sicher,
dass die chinesische Mode
sehr stark werden wird. Es gibt
so viele Talente in China, vielleicht wird es eines der führenden Mode-Länder im nächsten Jahrhundert.“ Nachdem
in den achtziger Jahren des
letzten Jahrhunderts vor allem
die japanischen Designer die
Modebranche weltweit aufgemischt hatten, sind die Hoffnungen in China groß, dass
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chinesische Modedesigner im
neuen Jahrtausend vielleicht
eine ähnliche Erfolgsstory hinlegen könnten wie Issay Miyake oder Yoshi Yamamoto (Comme de Garçons).
East meets West
Nach Japan also China. Aber
was hat die chinesische Mode,
was andere nicht haben? Sie
hat vor allem den Cheongsam
oder Qipao, dieses eng auf
den Körper geschnittene Kleid
mit Stehkragen und hohen
Seitenschlitzen sowie die sogenannte Mao-Jacke. In den
1980er und 1990er Jahren
haben sich bereits westliche
Designer des öfteren aus dem
Fundus chinesischer Formen,
Farben und Motive als Anregung für ihre eigenen Kreationen bedient, wie zum Beispiel
Donna Karan mit ihrer MaoJacke, John Galliano mit seiner
chinesischen Kollektion für
Dior oder Christian Lacroix mit
seiner Interpretation traditioneller Qipaos. Chinesische Einflüsse sind also von den internationalen Laufstegen kaum
mehr wegzudenken.
Berichte in westlichen Zeitungen stellen immer wieder
überrascht fest, dass es so etwas wie eine chinesische Modebranche überhaupt gibt, als
wenn Chinesen heute immer
noch wie zu Zeiten der Großen
Proletarischen Kulturrevolution wie uniformiert gekleidet
wären. Die Artikel sind dann
übertitelt wie „Mode mit
Mao“ wie 2006 in einem Artikel in der Berliner tageszeitung, oder „Die Chinesen können jetzt auch Mode“ wie in
der Online-Ausgabe der Zeitung Die Welt. Dabei ist
China in Sachen Mode schon
länger kein Entwicklungsland
mehr.
Auffällig ist, dass viele der
Autoren, die über chinesische
Mode schreiben, betonen, wie
wichtig es für das Selbstverständnis der chinesischen Nation sei, die Geschichte der
Kleidung und Mode in China
aufzuarbeiten. Gerade chinesische Mode aus der Zeit nach
Ende der Kulturrevolution ist
von der westlichen Wissenschaft bisher nicht umfassend
untersucht worden – vielleicht
mit Ausnahme der Wiederge-
MODE
burt des Cheongsam, des chinesischen Etui-Kleides, das bereits in den goldenen 1930er
Jahren in Shanghai modern
war und seine erste Blüte elebte.
Vieles, was heute modern
ist, ist einfach ein Rückgriff auf
alte Zeiten – das ist in China
nicht anders als hierzulande.
Dass die Designerin Feng Ling
an den sogenannten MaoLook der Kulturrevolution anknüpft oder das Etuikleid, das
in den 1980er Jahren lediglich
von Hotel- und Restaurantpersonal getragen wurde, in
den 1990er Jahren zumindest
als Abend- und Hochzeitskleid
in den großen Metropolen Beijing, Shanghai und Guangdong
ein Revival erlebt, lässt sich nur
durch die Geschichte dieser
Kleidungsstücke erklären.
Uniformität in der
„Großen Proletarischen
Kulturrevolution“
Die „Große Proletarische Kulturrevolution“ (1966–1976)
lässt unweigerlich das Bild von
blau uniformierten, voller Begeisterung rote Mao-Büchlein
schwenkenden Menschenmassen vor unseren Augen erstehen. Sowohl im Westen als
auch in China wird die Uniformität der Kleidung damals oft
als Ausdruck der Unterdrückung des Individuums durch
die Kommunistische Partei
Chinas interpretiert, wobei oft
übersehen wird, dass auch in
der Kulturrevolution den Chinesen zu keiner Zeit eine Uniform von einer staatlichen Seite vorgeschrieben war. Mode
scheint einfach nicht dem gängigen Bild der revolutionären,
proletarischen Gesellschaft
dieser zehn chaotischen Jahre
zu gehören. Seiner äußeren
Erscheinung zu viel Bedeutung
zuzumessen, wurde als dekadent, bourgeois, anti-revolutionär und verschwenderisch
angesehen, Individualität und
Ausgefallenheit in der Wahl
seiner Kleidung konnten geradewegs eine Einladung zu
einer Kritiksitzung nach sich
ziehen. Statt persönlicher
Extravaganz wurde Selbstaufopferung des Einzelnen für die
Allgemeinheit propagiert. Um
dem Ideal der revolutionären
Askese zu entsprechen, galt
es, alles zu vermeiden, was auf
Interesse an der eigenen Person hindeuten könnte. Möglichst haargenau dasselbe wie
alle anderen auch zu tragen,
war deshalb vor allem auch ein
Ausdruck von Bescheidenheit.
Jede kleine Abweichung vom
Kleidungscode konnte gefährliche Konsequenzen nach sich
ziehen. Ironischerweise dürften viele Chinesen während
der Kulturrevolution so intensiv wie weder vorher noch
nachher auf ihre Kleidung geachtet haben. Entgegen allen
Annahmen war also Mode
fester Bestandteil des Lebens
in der Kulturrevolution, nur
eben nicht im herkömmlichen
Sinne, in dem Mode mit bunten Farben, raffinierten Schnitten und fließenden Stoffen
assoziiert wird.
Westliche Modemagazine
in China
Die chinesische Ausgabe der
Hochglanzzeitschrift Vogue,
die neue Trends aus dem Ausland, aber auch aus China präsentiert und prägt, ist weltweit
die zweitgrößte Ausgabe des
Modemagazins. Das Heft erreicht in China eine Auflage
von einer halben Million, was
nicht nur daran liege, dass China so ein riesiges Land mit
einer großen Bevölkerung
sei, sondern auch daran, dass
der chinesische Modemarkt
boomt, betont Angelica
Cheung, Chefredakteurin der
chinesischen Ausgabe. Noch
spielt in China selber die Mode
von internationalen Designern
die wichtigere Rolle, alle
großen Marken sind vertreten
und können sich regelmäßig
über kräftige Zuwachsraten
freuen. Für Louis Vuitton ist
Moderne Version des Qipao als
Hochzeitskleid
Der Sun-Yatsen-Anzug
Die in der Kulturrevolution am
weitesten verbreitete Kleidungsart war eng an chinesische Militäruniformen angelehnt. Seit den 1920er Jahren
wurde der sogenannte SunYatsen-Anzug, welcher Charakteristika eines westlichen
Herrenanzuges mit denen
westlicher Militäruniformen
verband, Inbegriff der Modernisierung der Herrenkleidung.
Auf Passform geschnitten,
hatte die Jacke vier Knöpfe,
vier aufgenähte Taschen und
einen Stehkragen. Nach Gründung der VR China wurde dieser Anzug gerne von der
gesamten chinesischen Führung getragen, weshalb er im
Westen schnell auch als „MaoAnzug“ bezeichnet wurde. Die
weibliche Variante entsprach
dem Schnitt der Soldatinnen
der Volksbefreiungsarmee und
unterschied sich durch die fehlenden Brusttaschen und einem am Hals offenstehenden
Hemdkragen.
Poster aus den 1930er Jahren
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China bereits der zweitgrößte
Absatzmarkt weltweit. Regelmäßige Schauen wie die Beijing Fashion Week zeigen aber
vermehrt auch Designer aus
dem Reich der Mitte.
Chinesische Ausgabe der Modezeitschrift ELLE
Seit September 2005 gibt es
Vogue China, die 16. Länderausgabe. In jeder Ausgabe findet die chinesische Leserin ein
Portrait einer westlichen Luxusmarke, auf dem Cover wechseln sich westliche und asiatische Models ab, Titeltexte sind
auf Englisch und Chinesisch.
Textilgeschäft mit handgeschneiderten Kleidern in den 1960er Jahren
Chinesische Männerweste aus
Seidensamt um die Jahrhundertwende und ihre moderne
Interpretation.
(aus: „China Chic“)
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Die chinesische Elle gibt es
sogar schon seit 1988 und
sogar gleich doppelt: eine Ausgabe für Hongkong, die ein
wenig frecher und trendiger
aufgelegt wird, und eine für
Mainland China. Der Markt
für die Kleider und Accessoires
der Luxusdesigner wächst stetig. Giorgio Armani will in den
kommenden fünf Jahren zwanzig bis dreißig neue Shops
eröffnen, von Hugo Boss gab
es 2009 bereits über neunzig
Läden in China. Wer sich die
teuren Originale nicht leisten
kann (oder nicht leisten will),
greift auf dem Seidenmarkt in
Beijing oder der Huaihai Lu in
Shanghai zu, wo an jeder Ecke
Verkäufer mit eingeschweißten Bildern nachgemachte
Vuitton-Taschen oder RolexUhren anbieten. Hier bezahlt
der modebewusste Chinese
nur einen Bruchteil für sein
gefälschtes Outfit, den es im
Laden kosten würde. Und wer
ganz sicher gehen möchte,
keine der in Guangzhou oder
Shenzhen gefälschten Handtaschen am Arm baumeln zu
haben, bittet einen Freund, ein
echtes Original von einer
Dienstreise nach Europa oder
den USA mitzubringen.
Shanghai-Tang –
chinesische Marke mit
internationalem Erfolg
Shanghai-Tang ist eine der
wenigen chinesischen Fashion-Marken, die auch international Erfolg haben. In Hongkong gegründet und (trotz des
Namens) erst viel später in
China vertreten, bietet das
Label edle chinesisch inspirierte Kleider und damit die Umsetzung chinesischen Designs
für westliche Augen. So gibt
es das Cheongsam, das chinesische Etuikleid, und MaoJacken, die aus edlen Materialien und moderner geschnitten
sind als die traditionellen Vorbilder. Neben Filialen in China
(z.B. auf dem Beijinger Flughafen oder in der Einkaufsstraße des alten ehrwürdigen
Shanghaier Jinjiang Hotels auf
der Maoming Lu, in deren
Umgebung sich besonders
viele interessante Schneider
und Modeboutiquen, die sich
auf moderne Interpretationen
traditioneller chinesischer Kleidung spezialisiert haben,
angesiedelt haben) hat Shanghai-Tang Shops in New York,
Paris, Zürich und als erstem
Shop in Deutschland auch auf
dem Flughafen Frankfurt.
David Tang, Gründer von
Shanghai-Tang beschreibt bei
Interviews in westlichen Zeitungen seine Kollektion so:
„Was wir machen, ist chinesische Mode: Von Chinesen in
China entworfen. Von Chinesen in China gemacht. Und
dieses ,Made by Chinese’
bedeutet auch, dass wir in
erster Hinsicht für den chinesischen Markt produzieren. Wir
lassen uns von der Tradition
inspirieren und kombinieren
die Ideen mit der Modernität
und Dynamik des 21. Jahrhunderts.“ Auch wenn ShanghaiTang seinen größten Umsatz
auf dem asiatischen Markt
macht, können sich die meisten Chinesen das Label nicht
leisten – zu teuer.
Neue vielversprechende
Namen
In der jungen chinesischen
Modewelt sind seit einigen
Jahren einige neue vielversprechende Talente am Werk,
deren Namen hierzulande erst
wenige kennen. Dazu gehören
Frankie Xie, Ma Ke oder Han
Feng, die auch bereits international in New York, Paris oder
Seoul Erfolge feiern konnten,
ihre eignen Marken gegründet
haben (Exception von Ma Ke,
Jifen von Frankie Xie) und in
den westlichen Shoppingtempeln in China, in denen bisher
fast ausschließlich westliche
Marken vertreten waren, eigene Geschäfte eröffneten.
Nach einem Abschluss in
Textildesign vom Hangzhou
Institute of Silk Science hat
Frankie Xie seine weitere Ausbildung und erste berufliche
Erfahrung in den beiden ein-
flussreichsten Modehauptstädten der Welt Tokio und
Paris erhalten, wo er unter
anderem bei dem berühmten
japanischen Designer Kenzo
arbeitete. Bei der Pret-à-Porter-Show im Jahr 2007 in Paris
konnte Xie als erster chinesischer Designer überhaupt die
Kreationen seines im Jahr
2000 gegründeten Labels
Jefen zeigen und kann mit seiner Luxuslinie auch bereits 20
Shops in China aufweisen, die
aber überwiegend nicht in den
Luxus-Shoppingzentren wie
die der internationalen Marken zu finden sind, sondern in
normalen chinesischen Kaufhäusern. Seine Kundinnen sind
auch eher Chinesinnen mit
mittleren Einkommen.
Feng Ling:
Revolution and Fashion
Ein weiterer Insidertipp sind
die Arbeiten von Feng Ling,
die ihr Atelier im Beijinger
Kunstviertel 798 hat, einem
ehemaligen Militärfabrikgelände, das seit einigen Jahren
als das angesagteste Kunstviertel nicht nur von Beijing,
sondern von ganz China in
aller Munde ist. Als ausgebildete Malerin macht Feng Ling,
Jahrgang 1966, zwar auch
noch Kunst-Performances, sie
ist in den letzten Jahren vor
allem aber durch ihre Verfremdung der Kleidung der Kulturrevolution als einfallsreiche
Designerin bekannt geworden. Für ihre Mode benutzt
und verfremdet sie Symbole
der Kulturrevolution. Ihre erste
Kollektion hieß: Revolution
und Fashion. Auf einer eleganten leinenen Tunika druckt sie
eine Zeile aus einem MaoGedicht ab, ihre Abendkleider
präsentieren sich in militärisch
grünen Farbtönen. Mit dem
Stehkragen und den hohen
Seitenschlitzen ähneln die
Kleider vom Schnitt her den
traditionellen Qipaos, dekoriert sind sie aber mit MaoSprüchen, darunter ihr Lieblingssatz: „Die jungen Chinesen haben hochfliegende Zie-
le. Sie lieben keine bunte Kleidung, sondern Uniformen.“
Elemente der Uniformen setzt
die Künstlerin ironisch um,
eine bestickte olivgrüne Seiden-Soldatenjacke wird zur
Kunst.
Gilt vielen die Epoche der
Kulturrevolution modisch als
Ödnis, ist Feng Ling, die ihre
Haare gerne zu Zöpfen flicht,
da ganz anderer Meinung. Die
Frauen in grüner Uniform findet sie bis heute cool und sexy.
Gängige Interpretationen hinterfragt sie: „Ihr Ausländer
habt eine zu dogmatische Vorstellung von China. Früher war
es für euch kommunistisch,
heute kapitalistisch. Die Nuancen seht ihr nicht. Diese Sichtweise wollte ich verändern,
deshalb habe ich Elemente der
Tradition, etwa den Mao-Anzug, benutzt, um etwas Antitraditionelles zu machen. Nehmen Sie dieses Werbeplakat
für meine Kollektion. Es zeigt
eine Szene aus dem Ballett der
roten Frauen, das Maos Frau
sich einst ausgedacht hat. Für
das Plakat habe ich dann ihren
Kopf durch meinen ersetzt.“
Han Feng
Auch Han Feng, 1962 in Nanjing geboren, die nach einem
Studium an der Zhejiang Academy of Fine Arts Hangzhou
seit 1985 in New York lebt, ist
davon überzeugt, dass die chinesische Mode das 21. Jahrhundert dominieren wird.
Berühmt geworden ist die chinesische Designerin nicht nur
bei Opernfreunden mit ihren
opulenten Kostümen für Puccinis Oper „Madame Butterfly“ unter der Leitung von
Anthony Minghella. Die internationale Kritik überschlug
sich vor Lob. Gegenwärtig
werden ihre Kostüme für Händels Oper „Semele“ in Brüssel
gefeiert. In einem Interview
verrät sie, dass ihre Inspiration
vor allem der Chic Shanghais
Beispiele der Modedesignerin
Vivienne Tam
(aus: „China Chic“)
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sei, weshalb sie seit einiger Zeit
wieder einen Showroom in
Shanghai eröffnet hat und
zwischen dem Paris des Ostens
und New York hin- und herreist.
Hongkong Polytechnic University absolviert und lebt heute in New York. Ihre Kreationen sind eine gelungene Kombination von chinesischem
und westlichem Design. 1995
nen nach sich. Stücke aus der
Mao-Kollektion können heute
bereits im Viktoria & Albert
Museum in London und im
Andy Warhol Museum in
Pittsburgh, USA bewundert
werden. Chinesische Motive
wie Drachen und Pfingstrosen,
die Farbe Rot und wunderschöne Stickereien gehören zu
Vivienne Tams Markenzeichen. Über ihre Inspirationsquellen hat sie zusammen mit
Martha Huang ein Buch mit
dem aussagekräftigen Titel
„China Chic“ herausgebracht.
Je nationaler,
desto internationaler
Mantel aus weißem Seidendamast, ein Modell der Modedesignerin
Han Feng. (aus: „China Chic“)
Modedesignerinnen
mit chinesischen Wurzeln
Eine Reihe etablierter Designerinnen, deren Namen auch
einem breiteren Publikum
noch bekannt sein dürften,
haben ihre Wurzeln zwar in
China, leben aber seit Jahren
in den USA. Dazu gehören
Vivienne Tam, Anna Siu und
Vera Wang. Vivienne Tam,
1957 in Guangzhou geboren,
hat ihre Ausbildung an der
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hat ihre „Mao-Kollektion“
besonders viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Diese
zeigte den Großen Vorsitzenden Mao auf humorvolle Weise auf Kleidung, wie z.B. mit
Zöpfchen oder mit einer Erbse
in der Nase. Damit verärgerte
sie zwar viele chinesische Kunden, konnte sich aber der
Begeisterung ihrer amerikanischen Fans sicher sein. 1997
zogen ihre Buddha-Kreationen
ähnlich kontroverse Diskussio-
Weitere wichtige Namen wären Ma Ke, die in ihren Kreationen Anklänge an die Terrakotta-Krieger aus dem Grab
des ersten chinesischen Kaisers
nahm, oder Mark Cheung
(Zhang Zhaoda) oder Wang
Xinyuan oder Wang Yiyang.
Viele Entdeckungen garantiert
die Lektüre des neuesten
Buches über chinesische Mode
„China Fashion“ von Christine Tsui. Han Feng, Vivienne
Tam oder Feng Ling, sie alle
haben eine wichtige Gemeinsamkeit, sie suchen vor allem
in der chinesischen Geschichte
ihre Inspirationen. Gemeinsam
ist ihnen aber auch, dass vor
allem Ausländer von ihren chinesisch angehauchten Ideen
begeistert sind und ihre Kleider kaufen. Feng Ling betont
in einem Interview im Jahr
2005: „Meine Kleider sind
sehr ,China’, gleichzeitig aber
auch sehr modern, sie sind
lokal, chinesisch und besonders.“
Dagmar Borchard
Neuere Literatur zur
Geschichte der Mode
in China
Matthew Chew: The Contemporary
Re-Emergence of the Qipao: Political Nationalism, Cultural Production
and Popular Consumption of a Traditional Dress. In: The China Quarterly189 (March 2007), 144-161
Antonia Finnane: China on the Catwalk: Between Economic Success
and Nationalist Anxiety.
In: The China Quarterly 183 (September 2005), 587-608
Antonia Finnane: Changing Clothes
in China: Fashion, History, Nation.
New York: 2008
Iris Hopf: Uniformierung zwischen
revolutionärer Askese und wirtschaftlichen Zwängen. Aspekte der
sozialen Verortung durch Kleidung
während der „Großen Proletarischen Kulturrevolution“.
In: Technikgeschichte 75: 2 (2008),
163-182
Valerie Steele and John S. Major:
China Chic. East Meets West. New
Haven and London: 1999
Re-Orienting Fashion: The Globalization of Asian Dress. Ed. by Sandra Niessen, Ann Marie Leshkowich
und Carla Jones. Oxford: 2003
Vivienne Tam and Martha Huang:
China Chic. New York 2000
Christine Tsui: China Fashion. Conversations with Designers. Oxford
and New York: 2009
Wu Juanjuan: Chinese Fashion from
Mao to Now. Oxford, New York
2009