Guttempler Dialog - Ausgabe 3 / 2008

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Guttempler Dialog - Ausgabe 3 / 2008
GUTTEMPLER
DIAL OG
Ausgabe 3/2008
GUTTEMPLER
. . . SELBSTHILFE UND MEHR
Guttempler in der Öffentlichkeit
Zeitschrift für Guttemplerinnen und Guttempler
sowie alle Interessierten
Seite
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GUTTEMPLER-DIALOG
Ausgabe 3/2008
Inhaltsverzeichnis
Titelbild: Guttempler in der Öffentlichkeit
Inhaltsverzeichnis / Impressum
Editorial
Seite 1
Seite 2
Seite 3
Bundesverbandstag in Mainz
Bericht von der Geschäftssitzung
Drei, zwei, eins – Mai(nz), wie es singt und lacht
Seite 4 - 5
Seite 6, 7, 8
Schwerpunktthema Öffentlichkeitsarbeit
Zielsetzung Öffentlichkeitsarbeit
Guttempler 2014 – Wir bauen unser Haus um
Die Pressefibel
Hühner gackern beim Eierlegen
Vom Wesen der Öffentlichkeit
Kommunikationsprozesse
Öffentlichkeitsarbeit fängt bei jedem Einzelnen an
„Das habe ich in der Zeitung gelesen“
Fit im Umgang mit den Medien
Was kann ein Aufhänger sein?
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Ein neues verbandsübergreifendes Projekt
S.o.G. – Suchtselbsthilfe optimieren durch Gesundheitsförderung
Ein letztes Mal Brücken bauen
Seite 15
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Aus den Landesverbänden
Und noch’n Jubiläum – Helga in der Strodt
Erlebt
Marie Luise Bauer starb mit 86 Jahren
Seite 16
Seite 16
Seite 15
Für Sie gelesen / Gut zu wissen
Lebensbrüche
Termine für Jahresplaner
B.I.M.M. ist ein Landesverbandsmagazin
Ge.So.Suh aktuell
Seite
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Jubiläen
Seite 18
Vor 40 Jahren
Sucht wird als Krankheit anerkannt
– 18. Juni 1968 – ein neues Zeitalter der deutschen Suchtkrankenhilfe beginnt
Impressum
Guttempler-DIALOG
Zeitschrift für Mitglieder
und Interessierte
Auflage: 8.000
V. i. S. d. P.:
Fredric Schulz
Bundesvorstand der Guttempler
Herausgeber:
Deutscher Guttempler-Orden IOGT e. V.
Adenauerallee 45
20097 Hamburg
Telefon 040 245880
Telefax 040 241430
E-Mail: [email protected]
http://www.guttempler.de
Seite 19 - 20
Redaktion: Liss Steeger, Udo Spelleken
Layout: Hermann Bollen
Fotos: Heinz Banzhaf, Monika Braunhart, Udo Spelleken
Redaktionsschluss für die nächste
Ausgabe des GUTTEMPLER-DIALOGS
ist der 31. Juli 2008
Schwerpunktthema der nächsten
Ausgabe: „Jugend und Sucht“
Ausgabe 3/2008
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Editorial
Liebe Guttemplerinnen
und Guttempler,
liebe Leserinnen und Leser,
der Bundesverbandstag, der vom 1. bis 5. Mai in Mainz
stattgefunden hat, liegt hinter uns. Schwerpunkte der
Geschäftssitzungen waren die Neuwahl des Bundesvorstandes
und die Abstimmungen über Anträge. Der DIALOG informiert Sie
hierzu im Anschluss. Eine genauere Vorstellung der neuen
Vorstandsmitglieder erfolgt in der nächsten Ausgabe.
Sie werden sich daran erinnern, dass wir das Jahr 2006 zu einem
Jahr des Aufbruchs gemacht hatten: Ende September war mit
einem Workshop der Auftakt gemacht zu einer breit angelegten
Diskussion über die Zukunft der Organisation in Deutschland. Wir hatten uns vorgenommen,
insbesondere angesichts der Entwicklung der Mitgliederzahlen, die Guttemplerarbeit vor Ort, in den
Regionen und bundesweit neu auszurichten, und zwar gleichermaßen im Hinblick auf die Interessen der
Hilfsbedürftigen und im Hinblick auf die Ziele, die das Programm der Guttempler in Deutschland
beschreibt.
Der Bundesvorstand hat eine Steuerungsgruppe eingesetzt, die ihre Arbeit schon aufgenommen hat.
Einzelheiten erfahren Sie auf den nächsten Seiten.
Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe ist die “Öffentlichkeitsarbeit”, ein Thema, das die
Guttemplerinnen und Guttempler schon immer beschäftigt hat. Auch die Steuerungsgruppe wird sich
dieses Themas annehmen und Sie in einer neuen Form von begleitender interner Öffentlichkeitsarbeit
ständig informieren. Auch hierzu finden Sie in diesem DIALOG weitere Erläuterungen.
Natürlich kommen die vielen anderen Dinge ebenfalls nicht zu kurz: Unter anderem erinnern wir an
das wichtige und wegweisende Urteil des Bundessozialgerichtes aus dem Jahre 1968, das vor nunmehr
40 Jahren Weichen gestellt und die Suchtselbsthilfe enorm verändert hat.
Die Zitate stammen aus der PR- und Pressefibel, einem Buch, das Ihnen auf der Seite 10 näher
vorgestellt wird. Die Bilder in dieser Ausgabe sind in der Hauptsache während der Bundesverbandstagung
entstanden.
Ich wünsche Ihnen allen eine schöne Sommerzeit!
Ihr
Helmut Krethe
Bundesvorsitzender
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Bundesverbandstag in Mainz
Bericht über die Geschäftssitzung des
116. Bundesverbandstages in Mainz
fungsausschusses ergab keine Beanstandungen; dem Bundesvorstand
wurde für die beiden Haushaltsjahre
die Entlastung erteilt.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Geschäftssitzung standen Wahlen zum
geschäftsführenden und erweiterten
Bundesvorstand, Berichte, Haushaltsfragen und Anträge. Der 116. Bundesverbandstag, der von dem gewählten
Sitzungspräsidium Annelotte Jacobs,
Gerhard Michaelis und Heinrich
Münzmaier geleitet wurde, hatte sich
mit einigen Änderungen von Satzung
und Geschäftsordnung zu befassen.
Der Antrag zur Rauchfreiheit von Sitzungen mit offiziellem Charakter wurde aufgrund landesgesetzlicher Regelungen nicht mehr beraten. Dieser Geschäftsordnungsantrag wurde somit
gegenstandslos.
Mit großer Mehrheit wurde auf Antrag
des geschäftsführenden Bundesvor-
stands § 17 Abs. 4 der Satzung neu
gefasst.
Die Neufassung im Wortlaut finden
Sie nach diesem Bericht. In diesem
Zusammenhang wurde von den Vertreterinnen und Vertretern klargestellt,
dass mit der satzungsrechtlichen Wartefrist von einem Jahr, zwischen der
Verleihung des Grades der Gerechtigkeit und des Grades der Einheit, der
Zeitraum zwischen Bundesverbandstag und folgendem Guttemplertag beziehungsweise zwischen Guttemplertag und folgendem Bundesverbandstag gemeint ist.
Vor den Wahlen waren die Berichte
Gegenstand der Beratungen. Zu den
Jahresrechnungen 2006/2007 gab es
wenige Fragen. Der Bericht des Prü-
Gundolf Keil
Über die Mitgliederentwicklung berichtete Bundessekretär Dr. Klaus Gläser. Im vergangenen Jahr hat unsere
Organisation 336 Mitglieder verloren.
Der Altersdurchschnitt liegt derzeit bei
rund 66 Jahren.
Klaus Gläser
Alter Vorstand mit Sitzungspräsidium
Der Bundesausschuss hatte im Vorfeld
den Vertreterinnen und Vertretern
empfohlen, die Sachgebiete „Bildung
und Kultur“ sowie „Gesundheit, Soziales, Suchthilfe“ wieder einzurichten.
Weiter wurde empfohlen, ein Sachgebiet „Frauen“ einzurichten. Diese Aufgabe hatte bislang die stellvertretende
Bundesvorsitzende Heidrun Michaelis
mit übernommen, die für ein Vor-
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Bundesverbandstag in Mainz
standsamt nicht wieder kandidierte.
Der Antrag des Bundesausschusses
wurde einstimmig angenommen.
Überdies hatte der Landesverband
Rheinland-Pfalz und Saarland den Antrag gestellt, zusätzlich ein Sachgebiet
„Öffentlichkeitsarbeit“ einzurichten.
Dies wurde im Wesentlichen damit
begründet, für die Mitarbeiter auf
Landesverbands- und Gemeinschaftsebene eine Ansprechperson zu haben
um in gemeinsamen Arbeitstreffen das
entsprechende „Handwerkszeug“ zu
erlernen, um damit eine erfolgversprechendere Öffentlichkeitsarbeit leisten
zu können. Dieser kontrovers diskutierte Antrag erhielt die Mehrheit, so
dass auch dieses Sachgebiet für die
kommenden zwei Jahre eingerichtet
wurde.
Neben Heidrun Michaelis schied auch
Ulrich Druve aus dem Bundesvorstand
aus. Er zeichnete für das Sachgebiet
„Bildung und Kultur“ verantwortlich.
Ulrich Druve ist seit einigen Monaten
Landesvorsitzender des Landesverbandes Hessen. Beide wurden vom früheren Bundesvorsitzenden Helmut Krethe feierlich und mit besonderem
Dank verabschiedet. Auch der engere
Mitarbeiterinnenstab von Heidrun Michaelis beteiligte sich an der Verabschiedung. Der Bundesvorstand
schloss sich dem Dank an.
Das Image einer Organisation ist stark
abhängig von dem Bild, das die
Medien zeichnen. Geschickte Medienarbeit ist also offensive Imagepflege.
Wahlen:
Nachdem Peter Nissen im ersten
Wahlgang zum Bundesvorsitzenden
nicht wiedergewählt wurde und er
für einen weiteren Wahlgang auf
eine Kandidatur verzichtete, standen
sich im zweiten Wahlgang der stellvertretende Bundesvorsitzende Fredric Schulz und der Landesvorsitzende des Landesverbandes RheinlandPfalz und Saarland Helmut Krethe
gegenüber. Helmut Krethe konnte
diesen Wahlgang knapp für sich
entscheiden.
Haushaltsplan:
Den Entwurf des Haushaltsplans
2008/2009 stellte der Bundesschatzmeister Rainer Uszinski vor. Nach kurzer Aussprache wurde der Haushaltsplan einstimmig angenommen. Zuvor
Die weiteren Ergebnisse der Wahlen:
Stellvertretende Bundesvorsitzende:
Fredric Schulz (Niedersachsen),
Petra Krause (Berlin-Brandenburg);
Bundessekretär:
Dr. Klaus Gläser (Bremen);
Bundesschatzmeister: Rainer Uszinski
(Schleswig-Holstein);
Sachgebiet Bildung und Kultur:
Udo Spelleken (Nordrhein-Westfalen);
Sachgebiet Frauen:
Annegret Becker (Niedersachsen);
Sachgebiet Gesundheit,
Soziales, Suchthilfe:
Dr. Gisbert Ulmer (Nordrhein-Westfalen);
Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit:
Liss Steeger (Nordrhein-Westfalen);
Prüfungsausschuss:
Gundolf Keil (Nordrhein-Westfalen),
Helga Ramm (Schleswig-Holstein),
Frithjof Axt (Hessen),
Winfried Ziegler (Berlin-Brandenburg),
Kai-Uwe Hünecke (Niedersachsen).
Rainer Uszinski
haben die Vertreterinnen und Vertreter
zugestimmt, alle Positionen des Haushaltsplans gegenseitig deckungsfähig
zu erklären.
Die Landesvorsitzenden Wilfried Wipperfürth (Nordrhein-Westfalen) und
Klaus Hente (Berlin-Brandenburg) luden zum 4. Guttemplertag 2009 nach
Troisdorf und zum 117. Bundesverbandstag 2010 nach Cottbus ein und
stellten die Veranstaltungsorte vor. Sie
übergaben den Vertreterinnen und
Vertretern kleine Aufmerksamkeiten
aus Troisdorf und der Lausitz. Mit
Wortbeiträgen zum Punkt „Verschiedenes“ ging die Geschäftssitzung zu
Ende.
Helmut Krethe
Bundesvorsitzender
Gemäß § 51 Abs. 2 der Ordenssatzung wird folgende auf dem 116. Ordenstag in Mainz beschlossene Satzungsänderung bekannt gegeben:
Der neue Vorstand
§ 17 (4):
Den Grad der Einheit kann erwerben,
wer mindestens ein Jahr den Grad
der Gerechtigkeit besitzt. Mit der
Einführung in diesen Grad wird erwartet, dass das Mitglied sich für
Frieden und Freundschaft im Zusammenleben der Menschen untereinander einsetzt.
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Ausgabe 3/2008
Bundesverbandstag in Mainz
Drei, zwei, eins, Mai(nz), wie es singt und lacht
Intervention bei Suchtproblemen“. Der
Nachmittag stand ganz im Zeichen
der Gruppenarbeit. Es ging um die Zusammenarbeit mit den Hausärzten,
Betrieben und Verwaltungen sowie
den Allgemeinkrankenhäusern und
den Psychiatrien.
Festliche Eröffnung
In der „Gut Stubb“ begrüßte am Freitagabend der Landesvorsitzende Helmut Krethe ein großes Publikum zum
Festlichen Eröffnungsabend im Großen
Am Anfang des Wonnemonats, genauer gesagt vom 1. bis zum 5. Mai, spielte sich in Mainz das Bundesverbandsleben der Guttempler ab. Über 600
Anmeldungen lagen dem Landesverband Rheinland-Pfalz-Saarland am
Himmelfahrtstag vor und Dank des
Mitwirkens von rund 20 Guttemplern
aus sieben Gemeinschaften verlief im
Tagungsbüro alles reibungslos. Im Kurfürstlichen Schloss wurde an diesen
fünf Tagen erzählt, gelacht, genetzwerkt und gewählt: vier neue Vorstandsmitglieder sind jetzt im Bundesvorstand, die sich im nächsten DIALOG
näher vorstellen werden.
Wiebke Schneider
Rolf Hüllinghorst
Nach den ersten Tagesordnungspunkten während des 1. Teils der Geschäftssitzung am Feiertag ging es
zum gemütlichen Teil des Abends der
Begegnung. Das Duo PS sowie professionelle Tanzgruppen sorgten für gute
Unterhaltung und ausreichend Zeit für
Kommunikation und „Begegnung“
blieb ebenfalls.
Kulturell wurde am Freitag der Informationsbesuch beim ZDF, ein geführter Stadtrundgang oder die Besichtigung der Zeitungsproduktion der
Rhein-Main-Presse geboten.
Andere folgten vormittags den Vorträgen von Ingo Brennberger, Rolf Hüllinghorst und Wiebke Schneider anlässlich der Fachtagung „Frühe(re)
Saal des Kurfürstlichen Schlosses.
„Mit unserer alkoholfreien Lebensweise sowie Toleranz, Hilfsbereitschaft
und Verständnis liegen wir im Trend
der Zeit“, meinte er. Der noch amtierende Bundesvorsitzende Peter Nissen
ging in seiner Begrüßung in Anspielung auf die Vorgehensweise des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) auf das „Zusammenspiel finsterer Mächte“ ein. Der ZAW
wirft der Drogenbeauftragten der
Bundesregierung, Sabine Bätzing vor,
die deutsche Öffentlichkeit falsch zu
informieren, um ihre Pläne, die Werbung für Alkohol zu unterbinden,
durchzusetzen.
In der Presse hieß es: „Die SPD-Politikerin ist Vorsitzende des Drogen- und
Suchtrats, dem unter anderem Mitglieder aus Bundesministerien, den
Ländern sowie aus der deutschen Sektion des amerikanischen Abstinenzordens Guttempler (gemeint sind hier
Wiebke Schneider und Rolf Hüllinghorst) angehören.“ Das nicht uninteressante ZAW-Dossier „Alkohol und
Werbung“ (Fakten gegen Desinformation) kann unter www.zaw.eu abgerufen werden.
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Bundesverbandstag in Mainz
Sabine Bätzing mit Peter Nissen
Kraft und Ausdauer wünschte Sozialministerin Malu Dreyer. Sie ging auf
das Urteil von 1968 (siehe Bericht in
diesem DIALOG) ein und forderte die
Guttempler auf, Jugendlichen Kompetenzen zu vermitteln, damit sie ihre
Probleme nicht mit Alkohol lösen. Sie
findet es großartig, dass wir aus der
Anonymität heraustreten und als Botschafter, Helden und Vorbilder fungieren. Nicht nur für diese Aussage er-
wort auch Stellung zu dem an diesem
Abend sich zeitgleich ereignenden
rheinland-pfälzischen-Fußball-Derby
der 2. Bundesliga zwischen Mainz 05
und dem FC Kaiserslautern.
Deshalb war auch der Oberbürgermeister von Mainz Jens Beutel entschuldigt, der seiner Mainzer Mannschaft
später zum 2:1 Erfolg gratulieren
konnte.
Zu frühes Einstiegsalter
Höhepunkt des Abends war der Festvortrag der Bundesdrogenbeauftragten Sabine Bätzing, die mit aktuellen
und erschreckenden Zahlen aus ihrem
jetzt vorliegenden Drogen- und Suchtbericht begann (abzurufen unter
Malu Dreyer
hielt Malu Dreyer Zwischenapplaus.
Otto Schön und Thomas Burgard vom
Landesverband der Guttempler in
Rheinland-Pfalz und Saarland wurden
hierbei von ihr stellvertretend für die
Guttempler als engagierte Akteure im
Landesarbeitskreis Suchtselbsthilfe
Rheinland-Pfalz persönlich benannt.
Stellvertretend für die Stadt Mainz
nahm der Stadtbürgermeister von Oppenheim Marcus Held in seinem Gruß-
Sabine Bätzing
www.drogenbauftragte.de). „Es ist ein
Mix von Maßnahmen erforderlich, um
eine Veränderung zu erzielen“, appellierte sie. Die politische Intervention
sieht sie zum Teil als Kampf gegen
Windmühlen. Es gilt nicht mehr nur
„die Kinder aus dem Brunnen herauszuholen. Jetzt ist es Zeit Zäune zu errichten, damit sie nicht hineinfallen.“
Mit ihrer Kampagne gegen Alkoholwerbung hat sie offensichtlich den
Nerv getroffen. „Es ist wichtig, dass
der Konsumbeginn hinausgeschoben
wird. „Das Einstiegsalter von durchschnittlich 12,6 Jahren ist eindeutig
zu früh,“ meinte Sabine Bätzing in ihrem rhetorisch exzellenten Vortrag.
Eine andere Rechnung machte Eberhard Ewers aus Berlin, Sachgebietsleiter Gefährdetenhilfe des Paritätischen
Gesamtverbandes auf: Er wies darauf
hin, dass ein Viertel der unter 25-Jährigen suchtgefährdet sei und deutete
auf die Gefahr hin, dass aus dieser
Gruppe möglicherweise viele geschädigte Ungeborene erwachsen oder
eben als Kinder in suchtbelasteten Familien aufwachsen.
Rolf Hüllinghorst referierte als Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Anfang des
kommenden Jahres tritt er in den Ruhestand und deutete schon an, dass er
dann mehr Zeit für die Arbeit der Guttempler habe.
In seinem Grußwort zählte er zunächst sechs Fakten zum Alkohol auf
und machte deutlich, dass eine „Vorbildhaltung“ wichtig ist: zum Alkoholproblem insgesamt aber auch zur Persönlichkeitsentwicklung jedes Einzelnen und zur Hilfe.
Maulwurfshügel
Der Vorsitzende der Landesstelle für
Suchtfragen, Achim Hoffmann machte
die „Therapiezeitverkürzung“ zum Thema seines Grußwortes. Mit dem
Spruch von Konfuzius „Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über
Maulwurfshügel“ merkte er an, dass
niederschwellige Angebote schon helfen können.
In Deutsch berichtete Nils Kohl als
Vorstandsmitglied von IOGT International von den eingerichteten Familienclubs in den baltischen Ländern.
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Bundesverbandstag in Mainz
Heidrun Michaelis
„Ich darf heute das letzte Wort haben“, freute sich die 2. Vorsitzende
Heidrun Michaels zum Abschluss der
zweistündigen Festveranstaltung, die
nicht eine Minute langweilig war. Sie
bedankte sich bei allen Beteiligten
nicht nur für den beeindruckenden
Festakt, sondern auch für die Spenden
gestaltet. In der kühlen Kirche sorgte
die Pan-Flöte für einen wunderschönen Klang. Die Besucher waren so bereits feierlich eingestimmt für die
Festliche Ordenssitzung, bei der sich
102 Guttempler in den Grad der Gerechtigkeit und 72 in den Grad der
Einheit verpflichteten.
Fastnacht im Schloss
Mit einem weiteren Abend der Begegnung unter dem Titel „Fastnacht im
Schloss“, der von Manfred („Manni“)
zugunsten des Indien-Projektes Karadikkal.
Der Samstagabend stand ganz im Zeichen des großen Guttempler-Balls.
Eng gestellte Tische sorgten für mehr
„Manni“ Nau
Nau von der rheinland-pfälzischen
Gemeinschaft „Lahnblick“ arrangiert,
moderiert und auch inszeniert wurde
ging eine bedeutende Veranstaltung
zu Ende. Natürlich sollte hier nicht
unerwähnt bleiben, dass ein harter
Kern von immerhin etwa 100 Personen es sich nicht nehmen ließ, auch
die Ausflugsfahrt nach Bad Kreuznach
und Bad Münster am Stein mitzumachen.
„Kein schöner Land in dieser Zeit, als
hier das unsere weit und breit“ war
das passende Lied mit Geschwisterkreis zum Abschluss der Bundesverbandstagung der Guttempler bei herrlichem Wetter, denn das hatte der
Landes- jetzt Bundesvorsitzende Helmut Krethe bereits im Vorjahr versprochen.
Liss Steeger
Bundesvorstand
Öffentlichkeitsarbeit
aber doch noch zu wenig Platz zum
Tanzen. Wie gewohnt war schon nach
den ersten Takten der Magic Sound
Big Band mit über 20 Musikern und
Sänger Michael Seymore, der durch
die Pro7-Sendung „Popstars – das
Duell“ bekannt wurde, die Tanzfläche
voll.
Die Ökumenische Andacht in der St.Peter Kirche am Sonntagmorgen wurde von Roland Sapper vorbereitet und
Geschwisterkreis zum Abschluss des Bundesverbandstages (vorn im Bild: Thomas Burgard).
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Schwerpunktthema Öffentlichkeitsarbeit
Zielsetzung Öffentlichkeitsarbeit
Viel ist bisher über Öffentlichkeitsarbeit
gesagt und geschrieben worden. Auch
die Guttempler haben in der Vergangenheit gute Öffentlichkeitsarbeit gemacht.
Wir haben Banner und Transparente, Logos, Flyer und Info-Material entwickelt,
wir erscheinen in den regionalen und
überregionalen Zeitungen, wir waren in
Radio und Fernsehen präsent. Bürgermeister, Staatsräte und Minister haben
uns besucht und uns empfangen.
Den DIALOG und dessen Vorgänger können wir sicher zu gelungener Öffentlichkeitsarbeit zählen. Zusätzlich haben sich
Landesverbandszeitschriften entwickelt,
die sich nicht miteinander vergleichen
lassen, Internetauftritte auf allen Organisationsebenen, die unterschiedlicher
nicht sein können, Verlautbarungen, die
sich inhaltlich und in ihrem Erscheinungsbild voneinander unterscheiden.
Die Auffassungen über das, was gute
Öffentlichkeitsarbeit ist, sind sehr unterschiedlich.
Es gibt nach wie vor Meinungsunterschiede zur organisatorischen Anbindung, zu den eigentlichen Zielen und zu
ihren wesentlichen Inhalten.
Der Bundesvorstand hat im April 2004
in Kassel dem Bundesausschuss seine
konzeptionelle Darstellung der Schwerpunktaufgabe „Öffentlichkeitsarbeit“
überreicht. Öffentlichkeitsarbeit ist danach als eine Kernaufgabe des geschäftsführenden Vorstands beschrieben. Damit ist ihre Bedeutung geklärt
und sie ist nicht einer einzelnen Person,
sondern dem gewählten Gremium, dem
Verbandsverantwortung übertragen
worden ist, zugeordnet.
Zielsetzung:
Öffentlichkeitsarbeit der Guttempler in
Deutschland
z vermittelt Standpunkte
z ermöglicht Orientierung
z trägt zur Meinungsbildung bei
z vertritt die Interessen der Mitglieder
z informiert offen und kompetent
z stellt interne und externe
Öffentlichkeit her
z liefert Argumentationshilfen
z trägt zur Vertrauensbildung bei
z vermittelt Einsichten
z trägt zu Verhaltenskorrekturen bei
z dient der Weiterentwicklung, der
Konsens-, Identitäts und Imagebildung der eigenen Organisation
z ist ein demokratisches Instrument
Die konzeptionelle Darstellung nennt
ebenfalls die Aufgaben und die Ausrichtung und legt die organisatorische Anbindung fest. Zusätzlich beschreibt sie
die hierzu zur Verfügung stehenden
Werkzeuge, nämlich die Verbandszeitschrift, Sonderdrucke, die elektronischen
Medien und natürlich Veranstaltungen.
Die Frankfurter Arbeitsergebnisse haben
in den Punkten 4 und 5 auch die Öffentlichkeitsarbeit thematisiert. Eine noch zu
bildende Arbeitsgruppe wird sich damit
beschäftigen.
Fredric Schulz
Bundesvorstand
2. Vorsitzender
Guttempler 2014: Wir
bauen unser Haus um
Im DIALOG 2/08 konnten Sie einen ausführlichen Bericht zum letzten Zukunftsworkshop in Frankfurt lesen. In
der Sitzung des Bundesausschusses in
Auetal-Rehren Anfang April 2008 hat
der Bundesvorstand eine Zusammenfassung der Ergebnisse aller bisherigen
Workshops präsentiert und angekündigt,
Jürgen Ehlerding
wie es weitergeht. Zur Erinnerung: wir
hatten uns in einem Zeitraum von September 2006 bis Februar 2008 in Blankenese, Königswinter, Eppendorf, Mag-
deburg und Frankfurt in unterschiedlicher Form und Zusammensetzung intensiv mit Zukunftsfragen der Guttempler in Deutschland auseinandergesetzt.
Es geht weiter:
Der Bundesvorstand hat eine Steuerungsgruppe eingesetzt, die den Fortgang der Arbeiten koordinieren wird. Ihr
gehören (in alphabetischer Reihenfolge)
Ulrich Druve (Hessen), Jürgen Ehlerding
(Bayern), Simone Giehl (Hessen), Dr.
Klaus Gläser (Bremen), Wilhelm Hochstein (Hessen) und Fredric Schulz
(Niedersachsen) an.
Die Steuerungsgruppe hat eine anspruchsvolle Aufgabe: sie fasst geeignete Arbeitsfelder (thematisch) zu Gruppen
zusammen, bildet Teams, benennt die
jeweils Verantwortlichen, sorgt für die
richtige Zusammensetzung, beschreibt
die speziellen Aufträge der einzelnen Teams, koordiniert und unterstützt deren
Arbeit und gibt einen groben Zeitrahmen vor. Sie organisiert aber auch eine
umfangreiche begleitende interne Öffentlichkeitsarbeit, damit alle Mitglieder
ständig auf dem laufenden sind. Nicht
zuletzt kümmert sie sich natürlich auch
um unerlässliche Finanzierungsfragen.
Der Bundesausschuss hat die Einsetzung
der Steuerungsgruppe, deren Zusammensetzung und Aufgabenstellung
zustimmend zur Kenntnis genommen.
Die Steuerungsgruppe ist kein Entscheidungsgremium. Sie ist dem Bundesvorstand gegenüber verantwortlich und
wird ihm eine Reihe von Vorschlägen
unterbreiten.
Erforderliche Entscheidungen treffen die
Mitglieder in den hierfür vorgesehenen
Gremien. Ein erster umfassender Sachstandsbericht wird dem Bundesausschuss in seiner Novembersitzung vorgelegt.
Fredric Schulz
Bundesvorstand
2. Vorsitzender
Medienarbeit - das ist der Versuch,
unter Einschaltung von Presse, Hörfunk,
Fernsehen sowie der Neuen Medien
Public Relations zu betreiben. Wer damit
Erfolg haben will, muss die Medien, ihre
Arbeit und ihre Mitarbeiter ebenso kennen wie die Entwicklungen und Trends,
denen die Medien unterliegen.
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Schwerpunktthema Öffentlichkeitsarbeit
Die Pressefibel
Wer Public Relations macht, braucht
die Medien – denn es macht keinen
Unterschied, ob Unternehmen ihre
Kunden ansprechen oder Sozialverbände um Spenden werben. Wer in
unserer pluralistischen Gesellschaft
Interessen vertritt, wird ohne Presse,
Funk, Fernsehen und die Neuen Medien nicht wahrgenommen. Doch hilft
das Gießkannen-Prinzip da wenig. Nur
eine zielgerichtete Medienarbeit führt
zum dauerhaften Erfolg. „Die PR- und
Pressefibel“ geht daher neue Wege.
Erstmals folgen die Kapitel konsequent
den Schritten zur Entwicklung einer
Strategie und ihrer praktischen Umsetzung.
Teil 1 (176 Seiten) setzt sich mit den
Medien, dem Markt und den Machern
auseinander. Der Leser erfährt, wie die
ungeschriebenen und geschriebenen
Gesetze funktionieren und welche
Strategien praktikabel sind.
Teil 2 beschreibt auf 137 Seiten die
Instrumente und
Maßnahmen zur
Durchsetzung der
gewählten Strategie. Von der Pressemitteilung über
das Verfassen verschiedener Textformen bis zum
TV-Interview und
der Pressekonferenz wird nichts ausgelassen. Sehr empfehlenswert ist vor
allem das Kapitel über „Sprache als
Handwerkszeug“, in dem die häufigsten Sprachfehler dargestellt und
Tipps für medientaugliches Texten gegeben werden. Teil 3 analysiert auf 40
Seiten Krisen und Kosten.
„Die PR- und Pressefibel“ gewährt
eine umfangreiche und praxisnahe
Einführung in die PR-Arbeit. Insgesamt erhält der Leser einen hervorragenden Ein- und Überblick über die
Medienlandschaft. Auch für die Umsetzung in die Praxis hält das Buch
viele spannende Tipps bereit.
Einen kleinen Einblick in das Buch gewähren Ihnen die orange hinterlegten
Kästen in dieser Ausgabe des DIALOGS, die allesamt aus diesem Buch
stammen.
PR- und Pressefibel, 3. aktualisierte
und erweiterte Auflage, 2005, 354
Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, ISBN: 978-3-934191-48-8,
Preis 29,90 Euro.
Liss Steeger
Bundesvorstand
Öffentlichkeitsarbeit
Eberhard Dietz
Neues Stellwandsystem in Mainz
Anlässlich des Bundesverbandstages in
Mainz präsentierte der Landesverband
Hessen sein neues Stellwandsystem für
Ausstellungen und Öffentlichkeitsauftritte. Das von Eberhard Dietz (im
Hauptberuf Schreiner) von der Gemeinschaft Vorderrhön aus dem Landesverband Hessen gebaute System,
bietet eine Vielzahl von kreativen
Stellvariationen mit Prospektablagen.
Es ist ohne Werkzeug einfach auf- und
abzubauen und garantiert einen problemlosen Transport im normalen PKW.
Wer sich für dieses System interessiert
schreibt eine E-Mail an:
[email protected]
Gute Medienarbeit verlangt eine
Konzeption, die eine Frage beantworten kann:
z Welche Informationen sollen über
z welche Medien
z welche Zielgruppe ansprechen,
um damit
z welches Ziel zu erreichen?
„Hühner gackern
beim Eierlegen“
„Tue Gutes und rede darüber“ – nach
diesem Motto zu verfahren ist für Ehrenamtliche und damit auch für die
Suchtselbsthilfe von großer Bedeutung,
aber keinesfalls selbstverständlich. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sind jedoch
wichtige Instrumente, um über die Arbeit in den Gesprächsgruppen und den
Gemeinschaften zu informieren. Das
Gute zu tun und darüber zu reden, hebt
nicht nur das eigene Image, sondern
macht Menschen, die Hilfe brauchen,
auf unser Angebot aufmerksam und soll
auch neue Mitglieder anziehen.
Öffentlichkeitsarbeit ist alles das, was
das Bild unserer Gemeinschaften, Gesprächsgruppen und Aktivitäten in der
Öffentlichkeit nach außen, aber auch
nach innen prägt und beeinflusst. Öffentlichkeitsarbeit ist somit allumfassend und jeder von uns – als Gesprächsgruppenleiter oder auch als Gesprächsgruppenteilnehmer –, der im Bekannten- oder Kollegenkreis von den Guttemplern berichtet, betreibt aktive Öffentlichkeitsarbeit. Dabei könnte jedoch
leicht der Eindruck entstehen, dass Öffentlichkeitsarbeit „irgendwie immer
automatisch“ nebenbei läuft. Aber eine
kontinuierlich und strategisch geplante
Delegierte auf dem Bundesverbandstag
Berichterstattung macht die wichtige
Arbeit der Guttempler erst sichtbar. Anders ausgedrückt: Wer nicht ab und zu
in den Medien auftaucht, ist praktisch
nicht vorhanden. Werden aber die Medien nicht regelmäßig informiert, gibt es
keine Beiträge. Ohne Beiträge wird die
Arbeit in der Öffentlichkeit in der Regel
nicht wahrgenommen. Damit kann die
Arbeit nicht anerkannt und durch ehrenamtliche Hilfe oder Spenden geför-
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Schwerpunktthema Öffentlichkeitsarbeit
dert werden. Letztlich ist für die Öffentlichkeit leider gegeben: „Nur was in der
Zeitung steht, kann auch wichtig sein!“
Wie schmecken Gänseeier?
Die Pressesprecherin Beate FasbenderDöring im rheinland-pfälzischen Sozialministerium stellte einmal während einer Tagung des Landesarbeitskreises
Suchtkrankenselbsthilfe folgende Frage,
um die Chancen der Öffentlichkeitsarbeit zu verdeutlichen: „Haben Sie sich
schon einmal gefragt, worin der Unterschied zwischen Hühnereiern und Gänseeiern besteht? Menschen, die beide
Sorten probiert haben, versichern, dass
der Unterschied so groß gar nicht ist.
Die Eier sehen ähnlich aus, sind etwa
Teil selbst in unserer Hand, ob die Informationen nur einem kleinen Kreis von
Eingeweihten oder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sind.
Thomas Burgard
Sachgebiet Öffentlichkeit
Landesverband der Guttempler
in Rheinland-Pfalz und Saarland
Wenn du möchtest, dass deine Männer
ein gutes Boot bauen, dann versuche
nicht, ihnen zu sagen, wie sie an Holz
kommen und es zusammensetzen sollen, sondern vermittle ihnen die Lust an
der Seefahrt, und sie werden dir ein
seetüchtiges Boot bauen.
Antoine de Saint-Exupéry
Vom Wesen der
Öffentlichkeitsarbeit
gleich groß und schmecken auch ähnlich. Aber nun die verblüffende Antwort:
Der grundlegende Unterschied liegt bei
der Produktion: Hühner gackern beim
Eierlegen, bei Gänsen vollzieht sich dieser Vorgang eher schweigsam. Das Ergebnis ist allseits bekannt. Alle Welt isst
Hühnereier. Gänseeier bleiben nur einem
relativ kleinen Kreis von Eingeweihten
vorbehalten.“
Zur aktiven Öffentlichkeitsarbeit und
Kommunikation muss dabei nicht unbedingt mühsam etwas aus dem „Boden
gestampft“ werden, meist reicht ein offener Blick aus, um Themen zu erkennen, die uns in unserer Selbsthilfearbeit
aktuell sowieso beschäftigen. Eine kleine
Auswahl exemplarischer Presseartikel
sind über die Webseite des Landesverbandes Rheinland-Pfalz und Saarland
unter „Themen und Aktuelles“ abrufbar
(www.guttempler-rps.de).
Öffentlichkeitsarbeit ist eine Chance –
auf Bundesverbands-, Landesverbandsaber vor allem auch regional auf Gemeinschaftsebene – Menschen Hilfe anzubieten und unsere Ziele, Erfahrungen
und Prinzipien aus dem Schattendasein
zu holen. Es liegt somit zu einem großen
Ganz einfach gesagt, geht es im Wesentlichen bei der Öffentlichkeitsarbeit
darum, „Geschichten“ zu erzählen. Menschen brauchen notwendig die Kommunikation, das Miteinandersprechen, um
zu begeistern, zu motivieren, und vielleicht sogar zum Handeln zu bewegen.
Schon seitdem die Menschen die Spra-
che besitzen, sind „Erzählungen“ hochwirksam. Wer bildlich und reproduzierbar Botschaften, Ziele und Ideen in Geschichten und Visionen einpassen kann,
ist klar im Vorteil. Denn „Geschichten“
vermögen ungeheure Energien freizusetzen – zum Handeln zu bewegen.
So möchte uns Antoine de Saint-Exupéry in seinem Zitat darauf aufmerksam
machen, dass, wer Menschen für die
Seefahrt begeistern will, ihnen nicht
zuerst das Bauen von Booten beibringen, sondern in ihnen die Sehnsucht
nach dem Meer wecken soll.
Für uns Guttempler bedeutet das, dass
wir in den Menschen das Verlangen
nach einem Leben frei von persönlichkeitsverändernden Suchtmitteln, einem
Leben in eigenverantwortlicher und persönlicher Freiheit nach den Idealen der
Brüderlichkeit und des Friedens auslösen
und begleiten wollen.
Thomas Burgard
Sachgebiet Öffentlichkeit
Landesverband der Guttempler
in Rheinland-Pfalz und Saarland
Kommunikationsprozesse
Das Ziel der Öffentlichkeitsarbeit ist es,
langfristig das eigene Profil zu prägen.
Reagiert man erst auf Notfallsituationen, ist es oft zu spät. Viele Unternehmen analysieren mit ihren Kunden
Kommunikationsprozesse und führen sie
konsequent durch. Wenn man sieht, was
alles dazugehört, weiß man, was alles
„Öffentlichkeitsarbeit“ ist:
z Pressearbeit
z PR-Konzeption
z Stiftungen, Spenden und
Sponsoring
z Verfassen von Reden
(„Ghostwriting“)
z Veranstaltungsorganisation
(„Event Management“)
z Kontaktarbeit zu Meinungsführern
und Multiplikatoren
z Redaktion, Produktion und Verbrei
tung von Informationsmaterial
Liss Steeger
Bundesvorstand
Öffentlichkeitsarbeit
Der Nachrichtenwert einer Information wird daran gemessen, ob sie
z glaubwürdig ist
z Neues mitteilt
z für die Öffentlichkeit
interessant ist
z nachvollziehbar ist
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12
GUTTEMPLER-DIALOG
Ausgabe 3/2008
Schwerpunktthema Öffentlichkeitsarbeit
Öffentlichkeitsarbeit fängt bei
jedem Einzelnen an
Das Wort „Öffentlichkeitsarbeit“ steht in
engem Zusammenhang mit den Begriffen Öffnung, Offenheit, sich öffnen, aufmachen, hereinlassen, Einblick gewähren. Öffentlichkeitsarbeit wird häufig
nur mit Pressearbeit gleichgesetzt, obwohl sie viel weitreichender ist. Sie kann
zum Beispiel die inhaltliche Darstellung
eines Arbeitsbereiches. Auf uns bezogen
heißt das: Wer sind die Guttempler?
Woher stammt der Name? Was machen
sie überhaupt?
Während eine Pressemitteilung oft nur
eine Tagesaktualität hat, erstreckt sich
die Wirkung der Öffentlichkeitsarbeit
über einen längeren Zeitraum. Das heißt,
hier geht es auch um Image und um
Qualitätsentwicklung.
Öffentlichkeitsarbeit verlangt eine
gründliche Vorbereitung, und zwar vor
dem Schritt in die Öffentlichkeit.
Öffentlichkeitsarbeit heißt Arbeit an
uns selbst
Öffentlichkeitsarbeit beginnt bei jedem
Einzelnen – und zwar dann, wenn er
sich gegenüber sich selbst öffnet, sich
etwas eingesteht, etwas annimmt und
möglicherweise Konsequenzen für sein
Denken und Handeln aus den neuen Erkenntnissen zieht. Diese Erfahrungen
haben wir Guttempler in der Regel
schon gemacht. Dadurch können eigene
Delegierte auf dem Bundesverbandstag
Einsichten und die Beziehung zu sich
selbst und anderen verbessert werden.
Öffentlichkeitsarbeit beginnt bei jedem
Guttempler, und zwar dann, wenn er
nachdenkt und sich darüber klar wird,
was er für sich selbst will, wenn er seinen eigenen Standpunkt in Bezug auf
die Guttempler-Organisation findet.
Er muss sich Fragen beantworten wie
z Was will ich?
z Wo stehe ich?
z Was sind meine Ziele?
z Was will/kann ich wie/wodurch
erreichen?
z Welche Möglichkeiten habe ich,
allen Erwartungen und Erfordernissen zu entsprechen?
z Wo spüre ich meine Grenzen?
z Wie kann ich meine Wissenslücken
schließen?
z Welche Methoden und Strategien
helfen mir, meine Aufgabe zu
erfüllen?
Konkret heißt dies für jeden, dass er sich
Klarheit darüber schaffen muss, was er
mit seiner Mitgliedschaft erreichen will
und kann. Der eigene Standpunkt muss
mit überzeugenden Argumenten dargestellt, d.h. öffentlich gemacht und damit
gelebt werden.
Eine solche Entwicklung braucht Zeit,
viele Gespräche, Distanz und objektive
Es empfiehlt sich immer der Aufbau
einer Medienkontaktdatei:
z Wer interessiert sich für meine
Information?
z Wer sollte meine Neuigkeiten
außerdem interessant finden?
z Wen wollen wir darüber hinaus
ansprechen?
z Wie kann ich die Zielpersonen
erreichen?
z Wo, in welchen Redaktionen der
potenziell wichtigen Medien, sollen
meine Informationen ankommen?
Betrachtung eigener Vorstellungen,
Wahrnehmung individueller Weiterentwicklung und Veränderungen.
Im Blick auf die Gruppe müssen die gemeinsam gefundenen und anerkannten
Ziele reflektiert werden. Nicht immer
stimmen nämlich Wünsche, Vorstellungen, Werte, Planungen und Überlegungen mit dem überein, was im Interesse
der Gemeinschaft notwendig wäre. So
sollten alle Mitglieder in Planungs- und
Entscheidungsprozesse eingebunden
werden.
Nachdem man sich auf bestimmte Ziele
und ein Gruppenkonzept geeinigt hat,
d.h. „Standfestigkeit“ und Sicherheit gewonnen haben, gilt es, Wege zu gemeinsamen Zielen und zu einem abgestimmten Konzept für die Arbeit der
ganzen Gemeinschaft zu finden. Ein
Konzept, das Gültigkeit für alle Guttempler-Gemeinschaften hat, wird es nicht
geben. Dazu sind die Menschen, mit denen wir arbeiten, zu unterschiedlich.
Ein eigenes Konzept gibt Sicherheit, befreit aber nicht von der Notwendigkeit
der Reflexion und ständiger Weiterentwicklung.
Wenn dieses Konzept steht, kann es der
Öffentlichkeit vorgestellt werden. Bald
wird sich zeigen, ob es auf einem stabilen und fundiert erarbeitetem Grundstock steht.
Wenn Guttempler sicher und überzeugend in ihrer Argumentation sind, können sie in die öffentliche Diskussion
über ihre Arbeit eintreten. Das regelmäßige Gespräch mit allen Beteiligten ist
dann gleichzeitig der Beginn einer
Weiterentwicklung. Damit bleibt die Arbeit in Bewegung und lebensweltbezogen.
Ausgabe 3/2008
GUTTEMPLER-DIALOG
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13
Schwerpunktthema Öffentlichkeitsarbeit
Events oder besondere Veranstaltungen
wirken zwar auch in die Öffentlichkeit,
sind aber meist nur „Eintagsfliegen“ und
bleiben ohne nachhaltige Wirkung. Gute
und konzeptionell fundierte Öffentlichkeitsarbeit hingegen zeichnet jede Guttempler-Gemeinschaft aus und wirkt
langfristig. Deshalb muss diese Arbeit
stärker als bisher in den Blick genommen werden. Neue Mitglieder zu gewinnen braucht Zeit, Mitglieder zu verlieren
geht jedoch sehr schnell.
Udo Spelleken
Bundesvorstand
Bildung und Kultur
Ergebnis der Sammlung „Karadikkal“
„Das habe ich in der
Zeitung gelesen“
Der Kommunikationswissenschaftler
Paul Watzlawick sagt es deutlich: „Man
kann nicht nicht kommunizieren.“ Geeignete Zeitpunkte, um die Guttempler
über die Medien ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen, sind beispielsweise der Beginn neuer Projekte, Jubiläen, Gemeinschaftsabende mit prominentem Gast, Wechsel im Vorstand. Man
kann den geeigneten Zeitpunkt auch
selber beeinflussen, indem man öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen organisiert. Phantasie und Kreativität sind
hier keine Grenzen gesetzt.
Wenn beispielsweise mehrere Guttempler-Gemeinschaften im Rahmen einer
Projektwoche die Schule aufsuchen, ist
das (nur) als Vorankündigung kein geeigneter Anlass für erfolgreiche PR.
Wenn jedoch während dieser Woche
großer Andrang herrscht oder ein Prominenter Alkoholkranker Autogramme
gibt, dann ist das im Interesse der Öffentlichkeit und damit der geeignete
Zeitpunkt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Das Wichtigste bei allem:
Kontinuität und Qualität
Wo findet Presse- und Öffentlichkeitsarbeit statt? Wenn Sie etwas vorstellen
wollen, dann laden Sie die Presse selbstverständlich dorthin ein, wo das neue
entsteht, sei es vor einem Gebäude oder
in einem alkoholfrei geführten Café.
Über welches Medium können wir Guttempler ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangen? In der Regel werden Sie
Medienvertreter von Zeitungen, Radio
oder Fernsehen einladen oder beliefern,
die in Ihrem Umfeld erscheinen oder
senden.
Daneben hat sich längst das Internet als
viertes wichtiges Medium etabliert.
Wenn Sie oder Ihre Gemeinschaft bislang keine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gemacht haben, dann wird es
höchste Zeit. Denn gar nichts zu machen ist im Ergebnis schlechte Presseund Öffentlichkeitsarbeit.
Wie oft haben wir schon den Satz gehört: „Das habe ich in der Zeitung gelesen.“ Man könnte ergänzen: „im Radio
gehört, im Fernsehen gesehen und auch:
im Internet gefunden“. Das sollten in Bezug auf uns, auch die „zukünftigen Mitglieder“ sagen können, damit sie sich so
ein Bild von uns machen können. Warum wollen wir darauf verzichten, zu
dieser Meinungsbildung unseren Beitrag
zu leisten? Glaubwürdige und kontinuierliche Präsenz in der Öffentlichkeit
bietet in der internen wie externen
Kommunikation einen Mehrwert, dessen
Langfristigkeit nur noch von dem guten
Gefühl übertroffen wird, die eigene Gemeinschaft oder sogar sich selber in der
Zeitung wieder zu finden.
Liss Steeger
Bundesvorstand
Öffentlichkeitsarbeit
Fit im Umgang mit
den Medien
Finden Sie heraus, wer in der jeweiligen
Redaktion für unsere Thematik zuständig ist. Im lokalen Bereich machen oft
alle alles. Dennoch ist es gut, einen Ansprechpartner zu haben. Der persönliche
Kontakt sollte außerdem nicht unterschätzt werden. Oftmals bieten lokale
Tageszeitungen so genannte „Presseseminare für Vereinsvertreter“ an. Fragen
Sie danach! Redakteure vor Ort vermitteln die Grundlagen für das Verfassen
von Presseinformationen, geben wichtige Tipps zur Pressearbeit, Fotoberichterstattung und zur reibungslosen Zusammenarbeit mit der Redaktion.
Außerdem lernt man sich dabei gegenseitig persönlich kennen. Die Zeit in den
heutigen Redaktionen ist nämlich kostbar und meist – wie überall – sehr
knapp. Die Pressemeldung sollte daher
im Idealfall elektronisch übermittelt
werden und so aufgebaut sein, dass sie
von einem Redakteur direkt übernommen werden kann. Die Überschrift ist die
wichtigste Botschaft des Textes. Die
Presseweisheit „Der Wurm muss dem
Fisch schmecken, nicht dem Angler“. bedeutet, dass die Presseinformation so
gestaltet sein soll, dass der Zeitungsleser, der Radiohörer oder der Fernsehzuschauer sogleich „anbeißt“, sprich, sich
dafür interessiert. Anders als im Erlebnisaufsatz gehört das Bedeutsamste –
Was? Wer? Wann? Wo? Warum? Wie? –
in den ersten Absatz. Im Weiteren wer-
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GUTTEMPLER-DIALOG
Ausgabe 3/2008
Schwerpunktthema Öffentlichkeitsarbeit
den die Informationen näher ausgeführt,
Hintergründe beschrieben und Erklärungen abgegeben.
Kleine Checkliste für Pressemeldungen
1. Stellen Sie sich bei dem für Sie
zuständigen Redakteur persönlich vor.
2. Stellen Sie zu Beginn des Jahres eine
Liste zusammen mit Themen/Projekten oder Veranstaltungen, die Sie für
pressetauglich halten.
3. Setzen Sie Prioritäten: Bei welchen
Terminen handelt es sich um „Regularien“, was hat einen „Neuigkeits“Wert?
4. Tragen Sie in Ihrem Terminkalender
ein, wann Sie entsprechende Meldun
gen/Einladungen an die Presse
versenden.
5. Beachten Sie beim Anfertigen von
Pressemitteilungen folgende Regeln:
z Beantworten Sie in Ihrer Meldung die
fünf „W“: Was? Wann? Wo? Wer?
Warum?
z Wichtiges gehört an den Anfang;
keine Vorgeschichte,
keine Chronologie.
z Zitieren Sie mit Namensangabe
(Vor- und Zuname).
z Bleiben Sie sachlich; verwenden
Sie keine Superlative.
z „Wir, unser und Sie“ nicht verwenden!
z Verben statt Substantivierungen.
Aktiv statt Passiv.
z Keine Abkürzungen ohne Erklärung,
keine Fachausdrücke.
z Schreiben Sie nicht mehr als
80 Zeilen (2.500 Zeichen)!
z Überprüfen Sie Ihre Angaben auf
Richtigkeit, insbesondere Namen,
Telefonnummern, Internet-Adressen.
z Sorgen Sie für einen kompetenten
Ansprechpartner, der tagsüber/abends
für Rückfragen zur Pressemeldung
erreichbar ist.
z Versenden Sie rechtzeitig Ankündigungen bzw. Einladungen.
z Bereiten Sie bei Terminen mit
Pressevertretern entsprechende
Hintergrundinformationen vor.
z Lassen Sie Presseleute bei Veranstaltungen nicht ratlos an der Tür stehen.
Sorgen Sie für eine/n Ansprechpartner/in, die/der sich um die Pressevertreter kümmert (zum Platz
begleiten/gewünschte Unterlagen
wie Reden, etc. oder Interviewpartner
besorgen).
Thomas Burgard
Sachgebiet Öffentlichkeit
Landesverband der Guttempler
in Rheinland-Pfalz und Saarland
Die Sprache der Medien ist
z eine Reduktion auf das Wesentliche und Interessante,
z ein Transportmittel für Informationen und Meinungen,
z präzise und hält Distanz,
z am eiligen Mediennutzer
orientiert,
z selten von literarischem Wert.
Was kann ein
„Aufhänger“ sein?
Für eine Berichterstattung muss es immer einen ganz konkreten, aktuellen Anlass geben. Reine Tätigkeitsbeschreibungen reichen als Aufhänger für eine Presseinformation nicht aus.
Solche wichtigen Anlässe können sein:
z Internetauftritt
z Soziale Aktivitäten
z Seminarankündigungen
z Neues Prospektmaterial
z Spenden und Sponsoring
z Umzug in neue Räumlichkeiten
z Messestände und Ausstellungen
z Schulungsveranstaltungen (EDV)
z Guttempler besuchen Schulklassen
z Forschungs- und Umfrageergebnisse
z Jubiläen (Mitglieder, Gemeinschaft)
z Kooperation mit anderen Verbänden
z Stellungnahmen zu aktuellen
Entwicklungen
z Änderungen im Vorstand oder
Zuständigkeiten
z Prominenter Besuch beim
Gemeinschaftsabend
z Veranstaltungen rund um die
alkoholfreie Lebensweise
z Drogen- und Suchtbericht der
Drogenbeauftragten Sabine Bätzing
z Bundes- oder landesweite Aktionen
der DHS, BZgA, wie Suchtwoche
Liss Steeger
Bundesvorstand
Öffentlichkeitsarbeit
Die Aufforderung an die Presse,
mehr über das Positive zu berichten,
ist ebenso sinnvoll wie die Bitte an
den Klempner, er möge sich um alle
ordentlich funktionierenden
Wasserhähne kümmern, und nicht
immer um die wenigen, die tropfen,
spritzen, klemmen oder sonst
irgendwie ihren Dienst versagen."
Dagobert Lindlauf, ehemals Chefreporter beim Bayrischen Rundfunk
Delegierte auf dem Bundesverbandstag
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GUTTEMPLER-DIALOG
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Ein neues verbandsübergreifendes Projekt
S.o.G. - Suchtselbsthilfe optimieren
durch Gesundheitsförderung
Die Suchtselbsthilfe leistet in
Deutschland anerkannte und unverzichtbare Arbeit in der Hilfe und
Nachsorge für Menschen mit Suchtproblemen und deren Angehörige. Neben einer Vielzahl und Vielfalt von
Gruppen werden Einzelberatungen
und eine breite Palette von weiterführenden Aktivitäten im Bildungs- und
Freizeitbereich angeboten. SuchtSelbsthilfe als lebensnahes, alltagsorientiertes und langfristig begleitendes Unterstützungssystem ist besonders für Suchtgefährdete/Suchtkranke und deren (Familien-)Umfeld
bei der Überwindung einer Suchterkrankung von unschätzbarer Bedeutung. Die Angebotsstrukturen sind
grundsätzlich auf Veränderungsprozesse – weg von der Sucht und hin zu
einer abstinenten, zufriedenen Lebensführung – ausgerichtet. Oftmals
fällt es Menschen jedoch schwer, ihren
Lebensstil über das „notwendige Maß“
(Abstinenz vom Suchtmittel bzw. Veränderung des suchtbezogenen problematischen Verhaltens) hinaus zu verändern. Rauchen, Fehl- oder Mangelernährung, Bewegungsmangel, Stress
und ungesunde Lebensrhythmen werden beibehalten. Die durch den
Suchtmittelkonsum oder den andauernden Stress als Angehörige/r bedingten Schädigungen können langfristig negative Folgen für die Gesundheit, für das Wohlbefinden und die
psychische Stabilität haben. Ändert
sich der Lebensstil nicht, besteht erhöhte Rückfallgefahr in alte Konsummuster und Verhaltensweisen.
In dem Projekt „S.o.G. - Suchtselbsthilfe optimieren durch Gesundheitsförderung“ soll es darum gehen, die
Angebotsstrukturen in den Gruppen
gezielt um Themen besonders im Bereich körperliche Gesundheit zu erweitern. Die Arbeit der Sucht-Selbsthilfe
geht über die unmittelbare Bewältigung der Sucht(mittel)problematik
hinaus. Daher ist zur langfristigen Stabilisierung und zur positiven Veränderung des Lebensstils sowohl körperli-
che als auch psychosoziale Gesundheit
von hoher Bedeutung. In dem Projekt
sollen folgende Themenkomplexe bearbeitet und für die Umsetzung in die
Gruppenarbeit „vor Ort“ aufbereitet
werden:
z Leiblichkeit - Bewegung und Sport
z Gesundheitsbewusste Ernährung
z Tabakkonsum – Rauchfrei leben
(Problematisierung des Rauchens
und Angebote Tabakentwöhnung für
„ausstiegswillige“ Raucher/innen)
Im Projektablauf sollen in einer „Kickoff“-Veranstaltung die Rahmenbedingungen von positiver Veränderung und
gesundheitsförderndem Verhalten in
der Sucht-Selbsthilfe erarbeitet werden. Ebenso hat diese Veranstaltung
zum Ziel, die Multiplikator/innen des
Projekts, die Interesse an der Teilnahme in den Workshops gezeigt haben,
auf ihre Rolle vorzubereiten, Motivation für die Mitarbeit zu stärken und
gleichzeitig methodisch die Grundlagen von Motivationsentwicklung und
-Verstärkung zu vermitteln. Die Themenkomplexe Ernährung – Bewegung/Sport und (Nicht-)Rauchen sollen im Jahre 2009 in vier Regionen in
Workshops (mit je 3 Wochenend-Veranstaltungen) engagierten ehrenamtlichen Multiplikator/innen aus den 5
Verbänden vermittelt werden. Diese
sollen dann die Themen in die Arbeit
der Verbände bzw. in die Arbeit der
Gruppen vor Ort transportieren. Ein
Praxisleitfaden für Gruppen und Arbeitskreise wird die Ergebnisse und Erfahrungen des Projekts festhalten. Mit
diesem Leitfaden sollen ehrenamtliche
Kräfte in die Lage versetzt werden,
wichtige gesundheitsbezogene Themen aufzugreifen, um damit die Arbeit
ihrer Gruppe zu optimieren und um einen weit reichenden gesundheitsbewussten Ansatz zu erweitern.
Das Projekt ist insgesamt über eine
Laufzeit von 2½ Jahren angelegt
(01.04.2008 – 30.09.2010).
Wiebke Schneider
Brücken bauen
Ende April veranstaltete die Deutsche
Hauptstelle für Suchtfragen in BerlinErkner für mehr als 200 Teilnehmerinnen
und Teilnehmer die Sucht-Selbsthilfekonferenz zum Thema „Von der Konkurrenz zur Kooperation“. Dass die fünf großen Selbsthilfe- und Abstinenzverbände
Blaus Kreuz in Deutschland, Blaues
Kreuz in der evangelischen Kirche,
Freundeskreise, Guttempler in Deutschland und der Kreuzbund auf Brücken zueinander gefunden haben, wurde sehr
gut deutlich. Aus allen Verbänden waren
Vertreter in die Bundeshauptstadt gereist. Der Geschäftsführer des Kreuzbun-
des Heinz-Josef Janßen setzte an die
Stelle verschiedener Grußworte ein
Interview mit den Vertretern aus Politik,
Ministerien und Rententrägern. Eine
Gruppe Guttempler besuchte abends das
Guttemplerhaus auf der Wildenbruchstraße. Die Dokumentation aller Beiträge
ist jetzt unter der Internet-Seite
www.dhs.de abrufbar. Wir verweisen
insbesondere auf den Schlussvortrag
von Rolf Hüllinghorst „Brücken bauen
durch Selbsthilfe-Unterstützer(ung)“ mit
diesem anschaulichen Brückenbild.
http://www.dhs.de/makeit/cms/cms_upl
oad/dhs/bruecken_bauen_-_vortrag_erkner_2008.pdf.
Aus den DHS-Newslettern:
Auf der Seite der DHS befinden sich Videoclips zur Arbeit der DHS (DHS im
Profil) und zu den unterschiedlichen
Suchtstoffen.
Die „Bahn-Zentralstelle gegen die Alkoholgefahren (BZAL)“ will mit ihrem neuesten Film „CRASH“ das Problembewusstsein gegenüber der Droge Alkohol
sowohl bei Jugendlichen als auch bei
deren Schlüsselpersonen wecken.
www.dhs.de
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GUTTEMPLER-DIALOG
Ausgabe 3/2008
Aus den Landesverbänden
Und noch´n Jubiläum . . .
Anfang April konnte Helga in der Strodt
aus Düsseldorf auf 60 Jahre GuttemplerZugehörigkeit zurückblicken. Im Rahmen
einer schönen und gelungenen Festsitzung wurde dieses Jubiläum, ausgerichtet von der Gemeinschaft „Rheinfels“,
gefeiert. Begrüßt wurden die Gäste aus
Nah und Fern am Eingang von einer
„Hamburger Deern“ in entsprechender
Festtracht, die auf einem Leierkasten
Hamburger Lieder spielte. Udo Sauermann sprach in seiner Festrede über die
Veränderungen bei den Guttemplern in
Deutschland seit ihrer Gründung. Anschließend entführten Antonia Patzke
und Kirsten Glasmacher auf eine Reise
durch 60 Jahre Guttempler-Leben. Die
Urkunde für die langjährige Mitgliedschaft wurde von Gisbert Ulmer als Vertreter des Bundesvorstands überreicht.
Im zweiten Teil der Feier ließ es sich der
Chor „VielHarmonieCare“ aus Düsseldorf, dem Helga in der Strodt ebenfalls
angehört, nicht nehmen, ihr ihre Lieblingslieder vorzutragen. Das Geschenk
der Gemeinschaft „Rheinfels“ wurde mit
einem Rätsel und in Plattdeutsch überreicht. Trotz fehlender Simultanübersetzung hatte aber jeder Spaß daran. Mit
einem Geschwisterkreis und einem gemeinsamen Lied wurde die Feier offiziell
beendet, aber es nutzten noch viele
Guttempler die anschließende Zeit zu
interessanten Gesprächen.
Die Jubilarin Helga in der Strodt wurde
mit knapp 12 Jahren in der Kindergrup-
pe „Sonnenschein“ in Hamburg aufgenommen. Obwohl sie damals in Husum
lebte, versuchte sie, so oft wie möglich
an den Gruppenstunden teilzunehmen.
Ihren Mann, Claus in der Strodt, lernte
sie ebenfalls bei den Guttemplern kennen. Durch die Liebe verschlug es sie
dann nach Düsseldorf und sie wurde
Mitglied in der Gemeinschaft „Rheinfels“, der sie bis heute angehört. Im Jahre 1982 wurde sie in das Amt der Sachgebietsleiterin für Kindergruppenarbeit
auf Bundesebene gewählt, das sie bis
1992 innehatte. Mit ihrer ruhigen, aber
dennoch mitreißenden Art schaffte sie
es, die Arbeit für die Kindergruppen auf
Bundesebene wieder aufleben zu lassen
und die einzelnen Landesverbände miteinander zu verknüpfen.
Für die Gemeinschaft „Rheinfels“ ist sie
bis heute unverzichtbar, sei es als Organisatorin von Feiern oder Gemeinschaftsseminaren, aber vor allem für das
Miteinander in der Gruppe.
plerinnen und Guttempler freuten sich
über die gestifteten Preise. Aber sie hatten nicht ausreichende Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Sowohl die Spender als
auch die Einsammler lasen bei den gestifteten Lebensmitteln nicht, dass Alkohol ein Bestandteil dieses Preises war.
Mit anderen Worten: Ich stellte fest,
dass Guttempler an Guttempler und Gäste Lebensmittelpreise mit Alkohol verteilten. Der Vorsitzende einer Gemeinschaft erhielt einen dieser Tombolapreise. Seine Mitglieder freuten sich mit
ihm. Als er auf den Alkohol in diesem
Lebensmittel hingewiesen wurde, sagte
er wörtlich: „Dafür werde ich schon Abnehmer finden!“
Ich stelle fest, dass selbst Führungskräfte die Verpflichtung nicht kennen, die
sie eingegangen sind. Die Verpflichtung
ist nur einer der vielen Unterschiede
gegenüber anderen Abstinenz- und
Selbsthilfegruppen.
Klaus-Dieter Bischof, Köln
Kirsten Glasmacher
Gemeinschaft „Rheinfels“
Erlebt
Es gab ein Fest mit Ball und Tombola. Es
gab Spender und Sponsoren, die für die
Tombola Preise zur Verfügung stellten.
Schließlich bekamen die Spender eine
Spendenbescheinigung mit einem Betrag, den sie von der Steuer absetzen
konnten. Die einsammelnden Guttem-
Helga in der Strodt (ganz rechts) mit Ehemann Claus (links).
Den wahren Wert eines Edelsteines erkennst du erst, wenn du ihn verloren.
(Persisches Sprichwort)
Ehrengedenken für
die Guttemplerin
Maria Luise Bauer
Nach einer über
75-jährigen Mitgliedschaft bei den
Guttemplern in
Deutschland verstarb im vergangenen Dezember im
Alter von 86 Jahren
Liesel Bauer. Sie setzte deutliche und
prägende Akzente im Landesverband
Baden-Württemberg, auf Bundesebene
und in der Friedensarbeit der Internationalen Organisation der Guttempler
(I.O.G.T.).
Einen ausführlichen Bericht lesen Sie im
Programmheft des Landesverbandes Baden-Württemberg, der bei mir angefordert werden kann.
Heinz Banzhaf
Landesvorsitzender
[email protected]
Ausgabe 3/2008
GUTTEMPLER-DIALOG
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Für Sie gelesen / Gut zu wissen
Lebensbrüche
Termine für Jahresplaner:
Wir wissen alle, dass „die Suchtkrankenhilfe kein Feld ist, das sich im medialen Rummel entsprechend vermarkten lässt“. „Ganz starke Frauen“ haben
mit dem Ehrenamtlichen Dienst für
Suchtkranke der Stadt Frankfurt das
Buch „Lebensbrüche“ herausgegeben.
„Brüche können ausheilen, Brüche
können Narben hinterlassen, Brüche
können aber auch zum Tod führen“. Es
geht um die Arbeit mit Vergessenen,
Verelendeten, Alleingelassenen und
Verzweifelten, derer sich die Frauen
annehmen. „Die Geschichten provozieren beim Leser eine verwirrende Nachdenklichkeit . . . Der Mensch hinter der
desolaten Fassade wird oft nicht mehr
wahrgenommen, wenn er sich in öffentliche Hand begeben muss, weil ein
Regeln der eigenen Verhältnisse durch
die Alkoholsucht unmöglich geworden
ist.“
Ihre Arbeit beschreiben die vier Autorinnen, übrigens allesamt Guttemplerinnen so: „Den Betroffenen zur Seite
stehen zu können, gibt uns Kraft und
Zuversicht. Wir sehen uns als Bindeglied in der Sozialkette, schließen die
Brücke zwischen Hilfesuchenden und
Ämtern, und arbeiten gerne mit beiden Seiten zusammen. Was wir nicht
alleine schaffen, schaffen wir gemeinsam.“ Seit etwa 25 Jahren arbeiten die
beiden Sozialpflegerinnen Irmgard
Meller und Hella Duffield im ehrenamtlichen Dienst für Suchtkranke der
Stadt Frankfurt. Sozialplegerin Gisela
Scheffler ist beim Guttemplerverein
Frankfurt e.V. als Hausmeisterin beschäftigt. Sozialbezirksvorsteherin
Maria Koschate ist seit 1978 für den
ehrenamtlichen Dienst tätig. Hauptberuflich war sie von 1971 bis 1998 Geschäftsführerin der Hessischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren.
10. bis 12.11.2008:
DHS-Fachkonferenz Sucht in Bielefeld
21. bis 24.05.2009
4. Guttemplertag in Troisdorf
13. bis 21.06.2009
Aktionswoche Alkohol
13. bis 17.05.2010
117. Bundesverbandstag der Guttempler in Deutschland
Das Buch „Lebensbrüche“ (Zwölf Geschichten auf 84 Seiten, erschienen im
Selbstverlag) kann für 8 Euro (plus
Versandkosten) bei Maria Koschate,
Carl-von-Weinberg-Str. 2, 60320
Frankfurt am Main, Tel. 069 566388,
Fax 069 56020419 oder im Internet
www.maria-koschate.de (E-Mail [email protected]) bestellt werden.
Selbstverständlich werden alle Veranstaltungen früh genug hier angekündigt.
„B.I.M.M.“ ist ein
Landesverbandsmagazin
B.I.M.M. steht für Berichte – Informationen – Mitteilungen – Meinungen und
erscheint halbjährlich im Frühjahr und
im Herbst im Landesverband SchleswigHolstein und wird von Martina und Uwe
Köhn hergestellt. Das Magazin enthält
neben vielen Veranstaltungs- und Seminarberichten einen ausführlichen Bericht über den Erfolg des Suchtgefährdeten-Nottelefons von Hans Hübner
und Kurt Langebeck. Der Vortrag „Ehrenamt – Allgemein und besonders in der
Suchthilfe (Was macht es aus, was
zeichnet es aus, was bedeutet es für
mich?)“ von Johann Weingärtner ist
ebenfalls in der Frühjahrsausgabe abgedruckt. Hans Günter Schmidt schreibt
über den Guttempler Karl Spethmann,
dessen Geburtstag sich 2007 zum
100. Male jährte.
Wer sich für diese Zeitung im neuen
Outfit interessiert, kann mit dem Landesverband www.guttempler-sh.de Kontakt aufnehmen.
Ge.So.Suh aktuell
Ab April erscheint – zunächst in einer
Testphase – zweimal jährlich ein Informationsblatt „Ge.So.Suh aktuell“ vom
Bundesvorstand Gesundheit, Soziales,
Suchthilfe. Wer Interesse an diesem Informationsblatt hat, das in „Word“ verschickt wird, sollte eine E-Mail an Gisbert Ulmer senden.
Hier ein Auszug aus der Ausgabe Nr. 1
April:
Das längst überholte Kürzel „SGH“ =
Suchtgefährdetenhilfe soll aus unserem
Sprachgebrauch verbannt werden. Wir
hatten es schon immer vorwiegend mit
Suchtkranken zu tun, durften aber aus
rechtlichen Gründen mangels Ausbildung keine Suchtkrankenhilfe anbieten.
Heute wird in der ehrenamtlichen und in
der professionellen Arbeit einheitlich
von Suchthilfe gesprochen.
Zugleich bitte ich eindringlich um Anregungen, welche über die Suchthilfe hinausgehenden Themen wir in den beiden
anderen zum Sachgebiet gehörenden
Aufgabenfelder, Gesundheit und Soziales aufgreifen sollen und können. Ich
freue mich auf Ihre Vorschläge.
Dr. Gisbert Ulmer, Bielefeld
Bundesvorstand Gesundheit,
Soziales, Suchthilfe
[email protected]
Meinungen sind die Sache von Individuen, deshalb verlangen die Medien für
jede Meinungsäußerung eine konkrete
Quelle, die sie zitieren können. Am
leichtesten akzeptieren sie Texte, die
schon so formuliert sind, wie sie in der
Zeitung stehen könnten.
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18
GUTTEMPLER-DIALOG
Ausgabe 3/2008
Jubiläen
Jubiläen:
Name, Vorname
Gemeinschaft
Datum
Burg Eickel
Humanitas
Humanitas
Westfalia
Friedrich Melchert
Kreativ 2000
Wahrheitsucher
Alternativ
Alternativ
Eilbek
Neuer Weg
Allergarten
Kompaß
City
Bremer Schlüssel
Medemufer
Gesundbrunnen
Gesundbrunnen
Junge Generation
Celle
Auetal
Ostalb
Bolongaro
Bolongaro
Neu Isenburg
Main-Taunus
Humanitas
Immer Bereit
Westfalia
Lichtblick
04.11.2007
14.12.2007
14.12.2007
20.01.2008
06.04.2008
06.04.2008
12.04.2008
25.04.2008
25.04.2008
05.05.2008
10.05.2008
17.05.2008
25.05.2008
31.05.2008
01.06.2008
03.06.2008
03.06.2008
03.06.2008
06.06.2008
07.06.2008
07.06.2008
09.06.2008
09.06.2008
09.06.2008
09.06.2008
09.06.2008
14.06.2008
15.06.2008
23.06.2008
25.06.2008
Berolina
Westfalia
08.01.2008
27.04.2008
Rheinfels
Leverkusen
Hansa
Rheinfels
Weggefährten
03.04.2008
10.04.2008
18.04.2008
24.04.2008
25.04.2008
Hessen
Hamburg
03.05.2008
25.05.2008
Bremen
13.02.2008
Bremen
NRW
03.04.2008
06.04.2008
25 Jahre
Margot Mosel
Marlene Kischel
Werner Kischel
Rita Wegner
Edmund Weigt
Bernd Jischke
Gisela Gurgel
Petra Kowol
Jürgen Kowol
Erika Burmester
Inge Hallenberger
Thomas Warnecke
Ingrid Fitzgerald
Helga Mandler
Margot Behrens
Heidrun Seiler
Ursula Knecht
Heinz Knecht
Walter Lindel
Werner Dierking
Elisabeth Meyer
Gisela Mack
Gerda Fladung
Horst Fladung
Ingrid Köker
Else Bauer
Wilfried Wipperfürth
Gerhard Johansson
Wilma Westhoven
Eleonore Liebisch
50 Jahre
Heinz Wenzel
Friedhelm Thiel
60 Jahre
Helga in derStrodt
Klaus-Dieter Bischof
Prof. Rüdiger Nicoluvius
Peter Sander
Lieselotte Neukamm
Gemeinschaftsjubiläen
25 Jahre
Reinhard Strecker
Kompaß
30 Jahre
Bremer Kogge
40 Jahre
Arbergen
Leverkusen
Ausgabe 3/2008
GUTTEMPLER-DIALOG
Seite
19
Vor 40 Jahren
Sucht wird als Krankheit anerkannt
18. Juni 1968
Ein neues Zeitalter
der deutschen
Suchtkrankenhilfe
beginnt
Kein Urteil hat die deutsche Suchtkrankenhilfe und letztlich die gesellschaftliche Einstellung zum Suchtkranken so stark verändert wie das
vom 18. Juni 1968, als das Bundessozialgericht (BSG) in höchstrichterlicher Rechtsprechung entschied,
dass Sucht eine
Krankheit im Sinne des Sozialversicherungsrechts
sei. Dadurch wurden die gesetzliche Kranken- und
die Rentenversicherung gezwungen, künftig die
Behandlungskosten bei Suchterkrankung zu übernehmen.
Bis dahin wurde z.B. die Rehabilitation Suchtkranker vorwiegend über
die Fürsorge und ab 1962 über das
Bundessozialhilfegesetz § 39 und
40: „Eingliederungshilfe für Behinderte“ finanziert, wenn der Betreffende nicht selbst die Kosten tragen
konnte.
Da Krankheit als regelwidriger Körper- oder Geisteszustand angesehen
wird, der – im Rahmen der KrankenGute Titelzeilen kennzeichnen den
Absender als jemanden, der sich im
Metier auskennt:
z Sie verdichten eine Kernnachricht
auf wenige Wörter
z Sie verzichten häufig auf
Hilfsverben und Artikel
z Sie stehen meist im Präsens und
vermitteln damit Nähe
z Sie animieren zum Lesen des
Textes.
versicherung – Behandlungsbedürftigkeit bzw. Arbeitsunfähigkeit bedingt, mussten entscheidende Kennzeichen benannt werden, ab wann
der Konsum von Alkohol Krankheitscharakter aufweist. Die Richter
machten dies an zwei Kriterien fest:
am Kontrollverlust (dem Nichtmehr-aufhören-können) und der Unfähigkeit zur Abstinenz. Damit waren die unterschiedlichen Formen
des Alkoholismus erfasst.
Erstaunlich ist es, dass es noch zehn
Jahre dauerte, bis das Urteil des
Bundessozialgerichtes „Alkoholismus
ist eine Erkrankung, die der Behandlung des Arztes bedarf“ durch die
Sozialversicherungsträger in eine
Empfehlungsvereinbarung „Suchtvereinbarung vom 20.11.1978“ umgesetzt wurde. Die Krankenversicherung übernimmt seitdem die Kosten
der körperlichen und seelischen Erkrankung, die Rentenversicherung ist
in der Regel für die Entwöhnungsbehandlung, die Rehabilitation, zuständig.
Was veränderte sich durch das
BSG-Urteil?
Die in den 1960er und 1970er Jahren zunehmende Zahl von Suchtkranken fand nun stärker professionelle Hilfe in der zunehmenden Zahl
von Einrichtungen. Statt der Sozialarbeiter und Diakone übernahmen
nun Ärzte die Leitung der Heilstätten, die sich fortan Fachkliniken
nannten. Die Ärzteschaft – sie war
im Suchtbereich nie ein Vorreiter –
hatte sich bis dahin lediglich für die
Folgeerkrankungen zuständig gefühlt, aber nicht für die Grunderkrankung – die Sucht. In den Lehrplänen der Universitäten war Sucht
kein Thema oder wurde nur als
Randproblem der Medizin gesehen,
obwohl Alkoholismus seit der Jahrhundertwende zu den Volkskrankheiten zählt.
Auch die Privatwirtschaft entdeckte
nun die Therapie Suchtkranker als
Behandlungsbereich und lukrative
Investitionsmöglichkeit und ergänzte
die bisherige ausschließliche Trägerschaft des Diakonischen Werks, des
Caritasverbandes und der Behörden.
Statt der bisherigen Einrichtungen
für 30-45 Personen baute die Privatwirtschaft „Bettenburgen“ auf der
grünen Wiese ohne Anbindung an
Suchtberatungsstellen, Abstinenzund Selbsthilfegruppen und hatte
damit trotzdem Erfolg.
Auch die deutsche Wissenschaft
wendete sich allmählich diesem Bereich zu, nachdem sie dieses Feld bis
dahin den Amerikanern überlassen
hatte, obwohl die Alkoholforschung
im deutschsprachigen Gebiet vor
und nach dem 1. Weltkrieg führend
in der ganzen Welt gewesen war
(z. B. durch Gustav von Bunge,
August Forel, Emil Kraepelin).
Mahlertshof und Mackenzell
Auch die Guttempler profitierten
vom „Heilstätten-Boom“. Das 1965
gegründete Guttempler-Hilfswerk
als Träger von noch zu schaffenden
Facheinrichtungen war bis 1968
aufgrund der Zurückhaltung der
Länder nicht recht vorangekommen.
Das änderte sich nach diesem Urteil.
Als in der ersten Hälfte des Jahres
1969 das Ferien- und Erholungsheim
Mahlertshof in Burghaun bei Fulda
zum Verkauf anstand und als geeignetes Objekt angesehen wurde, siDas Interesse der Öffentlichkeit an
einer Neuigkeit wird durch mehrere
Faktoren bestimmt, die einzeln für
eine Nachricht genügen, jedoch
häufig zusammentreffen. Ist die
Neuigkeit interessant,
z weil sie viele Menschen angeht?
z weil sie in räumlicher oder sozialer
Nähe zum Leser angesiedelt ist?
z weil sie über einen Konflikt
berichtet?
z weil sie provoziert?
z weil sie Emotionen wachruft?
z weil sie über Prominenz berichtet?
z weil sie Spaß macht und
unterhält?
Seite
20
GUTTEMPLER-DIALOG
Ausgabe 3/2008
man mit anstieß, ohne Anstoß zu erregen.
Geriet der Betreffende beim Alkoholkonsum außer Kontrolle, so wurde er von der Gesellschaft fallen gelassen und als Säufer, Trunkenbold,
als minderwertiger, haltloser, willensschwacher oder sündiger
Mensch betrachtet - eine selbstverschuldete Lebenssituation in der
Auffassung der Gesellschaft. Diesem
Laster-Prinzip setzten die Guttempler seit ihrer Gründung im Jahre
1851 das Krankheitsprinzip gegenüber und setzten sich in Wort und
Schrift für den Krankheitsbegriff ein.
„Eine weitverbreitete Krankheit“
nannte Georg Asmussen seine 1900
erschienene Schrift, die bis 1935 immer wieder Neuauflagen erlebte, in
der er sich mit der „Trunksucht“ auseinandersetzte und hier bereits den
Begriff Alkoholkrankheit verwendete. Auch andere Guttempler-Autoren
setzten sich in ihren Romanen mit
der Sucht und ihrem Krankheitscharakter auseinander. „Die unsichtbare
Wunde“ benannte Dr. Bernhard Trittelvitz (1879-1969), Arzt und renommierter niederdeutscher Schriftsteller, seinen 1941 erschienenen Alkoholiker-Roman. Karl Günther
(1894-1963), von 1951-1962 verantwortlich für die Suchtgefährdetenhilfe der deutschen Guttempler,
betitelte seine 1959 veröffentlichte
80 Seiten umfassende Broschüre
über Hilfsmöglichkeiten mit „Die unheimliche Gewalt“.
Durch die zunehmende Zahl von
Suchtkranken, zu denen u.a. auch
Politiker, Personen des Showgeschäfts, Fußballtrainer, Kollegen am
Arbeitsplatz, Familienangehörige gehörten, und durch die professioneller
werdende Hilfe veränderte sich auch
die gesellschaftliche Einstellung. Die
Medien griffen, zum Teil sensationslüstern, zum Teil auch sehr sachlich,
dieses Thema auf und berichteten
über Entstehung der Krankheit und
Hilfsmöglichkeiten.
Vor 40 Jahren
cherte die hessische Landesregierung eine namhafte finanzielle Förderung zu, so dass der Mahlertshof
am 1.10.1969 angekauft werden
konnte.
Das BSG-Urteil hatte die Landesregierung gezwungen, dem Landeskrankenhausplan gemäß eine entsprechende Zahl von Einrichtungen
zur Rehabilitation Suchtkranker bereitzuhalten. So entstanden neben
dem Mahlertshof 1970 das HelmutHartenfels-Haus in Frankfurt/Main,
1973 Schloss Mackenzell und 1979
Haus Rainmühle.
Auch die gesellschaftliche
Einstellung änderte sich
Noch in den 1960er und 1970er Jahren war die jahrzehntelange gesellschaftliche Erwartung spürbar, jeder
Erwachsene habe sich am Alkoholkonsum zu beteiligen. Daher tolerierte die Gesellschaft alles, solange
Das deutsche Mediensystem ist vielfältig und auf den ersten Blick
schwer zu durchschauen. Aber die
Mühe lohnt - denn dem Kenner bietet die Fülle des Medienangebotes
die Chance, seine Arbeit genau zu
lenken und seine Informationen dahin zu steuern, wo sie wahrgenommen werden.
Suchtselbsthilfeverbände
Sucht war nun in den Augen der Gesellschaft nicht mehr ein Problem
Randständiger wie Obdachlose oder
Prostituierte.
Ein Umdenken setzte ein, so dass der
Caritasverband mit der Aussage werben konnte „Aus ganz normalen Familien kommen ganz normale Suchtkranke“.
Doch die Entwicklung (das BSG-Urteil und die Veränderung der gesellschaftlichen Einstellung) ist nicht
denkbar ohne die jahrzehntelange
Tätigkeit der Abstinenz- und Suchtselbsthilfeverbände wie AA, Blaues
Kreuz, Guttempler und Kreuzbund.
Sie gaben denen eine Stimme, die
keine Stimme hatten: den Suchtkranken. Wir Guttempler können
stolz sein, dass wir bereits 117 Jahre
vor dem BSG-Urteil bei unserer
Gründung für den Krankheitscharakter der Sucht eingetreten sind und
diese Einstellung seither das Grundprinzip unserer Arbeit ist.
Hans-Günter Schmidt
Das Bundessozialgericht in Kassel
Ordnung ist das halbe Leben
- zumindest der halbe Erfolg in der
Medienarbeit. Eine sauber und
aktuell geführte Adressdatei erleichtert den laufenden Kontakt mit den
Redaktionen und Journalisten und
schafft die Voraussetzungen für
jegliche Erfolgskontrolle.

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