Guttempler Dialog - Ausgabe 3 / 2008
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Guttempler Dialog - Ausgabe 3 / 2008
GUTTEMPLER DIAL OG Ausgabe 3/2008 GUTTEMPLER . . . SELBSTHILFE UND MEHR Guttempler in der Öffentlichkeit Zeitschrift für Guttemplerinnen und Guttempler sowie alle Interessierten Seite 2 GUTTEMPLER-DIALOG Ausgabe 3/2008 Inhaltsverzeichnis Titelbild: Guttempler in der Öffentlichkeit Inhaltsverzeichnis / Impressum Editorial Seite 1 Seite 2 Seite 3 Bundesverbandstag in Mainz Bericht von der Geschäftssitzung Drei, zwei, eins – Mai(nz), wie es singt und lacht Seite 4 - 5 Seite 6, 7, 8 Schwerpunktthema Öffentlichkeitsarbeit Zielsetzung Öffentlichkeitsarbeit Guttempler 2014 – Wir bauen unser Haus um Die Pressefibel Hühner gackern beim Eierlegen Vom Wesen der Öffentlichkeit Kommunikationsprozesse Öffentlichkeitsarbeit fängt bei jedem Einzelnen an „Das habe ich in der Zeitung gelesen“ Fit im Umgang mit den Medien Was kann ein Aufhänger sein? Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite 9 9 10 10 11 11 12 13 13 - 14 14 Ein neues verbandsübergreifendes Projekt S.o.G. – Suchtselbsthilfe optimieren durch Gesundheitsförderung Ein letztes Mal Brücken bauen Seite 15 Seite 15 Aus den Landesverbänden Und noch’n Jubiläum – Helga in der Strodt Erlebt Marie Luise Bauer starb mit 86 Jahren Seite 16 Seite 16 Seite 15 Für Sie gelesen / Gut zu wissen Lebensbrüche Termine für Jahresplaner B.I.M.M. ist ein Landesverbandsmagazin Ge.So.Suh aktuell Seite Seite Seite Seite 17 17 17 17 Jubiläen Seite 18 Vor 40 Jahren Sucht wird als Krankheit anerkannt – 18. Juni 1968 – ein neues Zeitalter der deutschen Suchtkrankenhilfe beginnt Impressum Guttempler-DIALOG Zeitschrift für Mitglieder und Interessierte Auflage: 8.000 V. i. S. d. P.: Fredric Schulz Bundesvorstand der Guttempler Herausgeber: Deutscher Guttempler-Orden IOGT e. V. Adenauerallee 45 20097 Hamburg Telefon 040 245880 Telefax 040 241430 E-Mail: [email protected] http://www.guttempler.de Seite 19 - 20 Redaktion: Liss Steeger, Udo Spelleken Layout: Hermann Bollen Fotos: Heinz Banzhaf, Monika Braunhart, Udo Spelleken Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des GUTTEMPLER-DIALOGS ist der 31. Juli 2008 Schwerpunktthema der nächsten Ausgabe: „Jugend und Sucht“ Ausgabe 3/2008 GUTTEMPLER-DIALOG Seite 3 Editorial Liebe Guttemplerinnen und Guttempler, liebe Leserinnen und Leser, der Bundesverbandstag, der vom 1. bis 5. Mai in Mainz stattgefunden hat, liegt hinter uns. Schwerpunkte der Geschäftssitzungen waren die Neuwahl des Bundesvorstandes und die Abstimmungen über Anträge. Der DIALOG informiert Sie hierzu im Anschluss. Eine genauere Vorstellung der neuen Vorstandsmitglieder erfolgt in der nächsten Ausgabe. Sie werden sich daran erinnern, dass wir das Jahr 2006 zu einem Jahr des Aufbruchs gemacht hatten: Ende September war mit einem Workshop der Auftakt gemacht zu einer breit angelegten Diskussion über die Zukunft der Organisation in Deutschland. Wir hatten uns vorgenommen, insbesondere angesichts der Entwicklung der Mitgliederzahlen, die Guttemplerarbeit vor Ort, in den Regionen und bundesweit neu auszurichten, und zwar gleichermaßen im Hinblick auf die Interessen der Hilfsbedürftigen und im Hinblick auf die Ziele, die das Programm der Guttempler in Deutschland beschreibt. Der Bundesvorstand hat eine Steuerungsgruppe eingesetzt, die ihre Arbeit schon aufgenommen hat. Einzelheiten erfahren Sie auf den nächsten Seiten. Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe ist die “Öffentlichkeitsarbeit”, ein Thema, das die Guttemplerinnen und Guttempler schon immer beschäftigt hat. Auch die Steuerungsgruppe wird sich dieses Themas annehmen und Sie in einer neuen Form von begleitender interner Öffentlichkeitsarbeit ständig informieren. Auch hierzu finden Sie in diesem DIALOG weitere Erläuterungen. Natürlich kommen die vielen anderen Dinge ebenfalls nicht zu kurz: Unter anderem erinnern wir an das wichtige und wegweisende Urteil des Bundessozialgerichtes aus dem Jahre 1968, das vor nunmehr 40 Jahren Weichen gestellt und die Suchtselbsthilfe enorm verändert hat. Die Zitate stammen aus der PR- und Pressefibel, einem Buch, das Ihnen auf der Seite 10 näher vorgestellt wird. Die Bilder in dieser Ausgabe sind in der Hauptsache während der Bundesverbandstagung entstanden. Ich wünsche Ihnen allen eine schöne Sommerzeit! Ihr Helmut Krethe Bundesvorsitzender Seite 4 GUTTEMPLER-DIALOG Ausgabe 3/2008 Bundesverbandstag in Mainz Bericht über die Geschäftssitzung des 116. Bundesverbandstages in Mainz fungsausschusses ergab keine Beanstandungen; dem Bundesvorstand wurde für die beiden Haushaltsjahre die Entlastung erteilt. Im Mittelpunkt der diesjährigen Geschäftssitzung standen Wahlen zum geschäftsführenden und erweiterten Bundesvorstand, Berichte, Haushaltsfragen und Anträge. Der 116. Bundesverbandstag, der von dem gewählten Sitzungspräsidium Annelotte Jacobs, Gerhard Michaelis und Heinrich Münzmaier geleitet wurde, hatte sich mit einigen Änderungen von Satzung und Geschäftsordnung zu befassen. Der Antrag zur Rauchfreiheit von Sitzungen mit offiziellem Charakter wurde aufgrund landesgesetzlicher Regelungen nicht mehr beraten. Dieser Geschäftsordnungsantrag wurde somit gegenstandslos. Mit großer Mehrheit wurde auf Antrag des geschäftsführenden Bundesvor- stands § 17 Abs. 4 der Satzung neu gefasst. Die Neufassung im Wortlaut finden Sie nach diesem Bericht. In diesem Zusammenhang wurde von den Vertreterinnen und Vertretern klargestellt, dass mit der satzungsrechtlichen Wartefrist von einem Jahr, zwischen der Verleihung des Grades der Gerechtigkeit und des Grades der Einheit, der Zeitraum zwischen Bundesverbandstag und folgendem Guttemplertag beziehungsweise zwischen Guttemplertag und folgendem Bundesverbandstag gemeint ist. Vor den Wahlen waren die Berichte Gegenstand der Beratungen. Zu den Jahresrechnungen 2006/2007 gab es wenige Fragen. Der Bericht des Prü- Gundolf Keil Über die Mitgliederentwicklung berichtete Bundessekretär Dr. Klaus Gläser. Im vergangenen Jahr hat unsere Organisation 336 Mitglieder verloren. Der Altersdurchschnitt liegt derzeit bei rund 66 Jahren. Klaus Gläser Alter Vorstand mit Sitzungspräsidium Der Bundesausschuss hatte im Vorfeld den Vertreterinnen und Vertretern empfohlen, die Sachgebiete „Bildung und Kultur“ sowie „Gesundheit, Soziales, Suchthilfe“ wieder einzurichten. Weiter wurde empfohlen, ein Sachgebiet „Frauen“ einzurichten. Diese Aufgabe hatte bislang die stellvertretende Bundesvorsitzende Heidrun Michaelis mit übernommen, die für ein Vor- Ausgabe 3/2008 GUTTEMPLER-DIALOG Seite 5 Bundesverbandstag in Mainz standsamt nicht wieder kandidierte. Der Antrag des Bundesausschusses wurde einstimmig angenommen. Überdies hatte der Landesverband Rheinland-Pfalz und Saarland den Antrag gestellt, zusätzlich ein Sachgebiet „Öffentlichkeitsarbeit“ einzurichten. Dies wurde im Wesentlichen damit begründet, für die Mitarbeiter auf Landesverbands- und Gemeinschaftsebene eine Ansprechperson zu haben um in gemeinsamen Arbeitstreffen das entsprechende „Handwerkszeug“ zu erlernen, um damit eine erfolgversprechendere Öffentlichkeitsarbeit leisten zu können. Dieser kontrovers diskutierte Antrag erhielt die Mehrheit, so dass auch dieses Sachgebiet für die kommenden zwei Jahre eingerichtet wurde. Neben Heidrun Michaelis schied auch Ulrich Druve aus dem Bundesvorstand aus. Er zeichnete für das Sachgebiet „Bildung und Kultur“ verantwortlich. Ulrich Druve ist seit einigen Monaten Landesvorsitzender des Landesverbandes Hessen. Beide wurden vom früheren Bundesvorsitzenden Helmut Krethe feierlich und mit besonderem Dank verabschiedet. Auch der engere Mitarbeiterinnenstab von Heidrun Michaelis beteiligte sich an der Verabschiedung. Der Bundesvorstand schloss sich dem Dank an. Das Image einer Organisation ist stark abhängig von dem Bild, das die Medien zeichnen. Geschickte Medienarbeit ist also offensive Imagepflege. Wahlen: Nachdem Peter Nissen im ersten Wahlgang zum Bundesvorsitzenden nicht wiedergewählt wurde und er für einen weiteren Wahlgang auf eine Kandidatur verzichtete, standen sich im zweiten Wahlgang der stellvertretende Bundesvorsitzende Fredric Schulz und der Landesvorsitzende des Landesverbandes RheinlandPfalz und Saarland Helmut Krethe gegenüber. Helmut Krethe konnte diesen Wahlgang knapp für sich entscheiden. Haushaltsplan: Den Entwurf des Haushaltsplans 2008/2009 stellte der Bundesschatzmeister Rainer Uszinski vor. Nach kurzer Aussprache wurde der Haushaltsplan einstimmig angenommen. Zuvor Die weiteren Ergebnisse der Wahlen: Stellvertretende Bundesvorsitzende: Fredric Schulz (Niedersachsen), Petra Krause (Berlin-Brandenburg); Bundessekretär: Dr. Klaus Gläser (Bremen); Bundesschatzmeister: Rainer Uszinski (Schleswig-Holstein); Sachgebiet Bildung und Kultur: Udo Spelleken (Nordrhein-Westfalen); Sachgebiet Frauen: Annegret Becker (Niedersachsen); Sachgebiet Gesundheit, Soziales, Suchthilfe: Dr. Gisbert Ulmer (Nordrhein-Westfalen); Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit: Liss Steeger (Nordrhein-Westfalen); Prüfungsausschuss: Gundolf Keil (Nordrhein-Westfalen), Helga Ramm (Schleswig-Holstein), Frithjof Axt (Hessen), Winfried Ziegler (Berlin-Brandenburg), Kai-Uwe Hünecke (Niedersachsen). Rainer Uszinski haben die Vertreterinnen und Vertreter zugestimmt, alle Positionen des Haushaltsplans gegenseitig deckungsfähig zu erklären. Die Landesvorsitzenden Wilfried Wipperfürth (Nordrhein-Westfalen) und Klaus Hente (Berlin-Brandenburg) luden zum 4. Guttemplertag 2009 nach Troisdorf und zum 117. Bundesverbandstag 2010 nach Cottbus ein und stellten die Veranstaltungsorte vor. Sie übergaben den Vertreterinnen und Vertretern kleine Aufmerksamkeiten aus Troisdorf und der Lausitz. Mit Wortbeiträgen zum Punkt „Verschiedenes“ ging die Geschäftssitzung zu Ende. Helmut Krethe Bundesvorsitzender Gemäß § 51 Abs. 2 der Ordenssatzung wird folgende auf dem 116. Ordenstag in Mainz beschlossene Satzungsänderung bekannt gegeben: Der neue Vorstand § 17 (4): Den Grad der Einheit kann erwerben, wer mindestens ein Jahr den Grad der Gerechtigkeit besitzt. Mit der Einführung in diesen Grad wird erwartet, dass das Mitglied sich für Frieden und Freundschaft im Zusammenleben der Menschen untereinander einsetzt. Seite 6 GUTTEMPLER-DIALOG Ausgabe 3/2008 Bundesverbandstag in Mainz Drei, zwei, eins, Mai(nz), wie es singt und lacht Intervention bei Suchtproblemen“. Der Nachmittag stand ganz im Zeichen der Gruppenarbeit. Es ging um die Zusammenarbeit mit den Hausärzten, Betrieben und Verwaltungen sowie den Allgemeinkrankenhäusern und den Psychiatrien. Festliche Eröffnung In der „Gut Stubb“ begrüßte am Freitagabend der Landesvorsitzende Helmut Krethe ein großes Publikum zum Festlichen Eröffnungsabend im Großen Am Anfang des Wonnemonats, genauer gesagt vom 1. bis zum 5. Mai, spielte sich in Mainz das Bundesverbandsleben der Guttempler ab. Über 600 Anmeldungen lagen dem Landesverband Rheinland-Pfalz-Saarland am Himmelfahrtstag vor und Dank des Mitwirkens von rund 20 Guttemplern aus sieben Gemeinschaften verlief im Tagungsbüro alles reibungslos. Im Kurfürstlichen Schloss wurde an diesen fünf Tagen erzählt, gelacht, genetzwerkt und gewählt: vier neue Vorstandsmitglieder sind jetzt im Bundesvorstand, die sich im nächsten DIALOG näher vorstellen werden. Wiebke Schneider Rolf Hüllinghorst Nach den ersten Tagesordnungspunkten während des 1. Teils der Geschäftssitzung am Feiertag ging es zum gemütlichen Teil des Abends der Begegnung. Das Duo PS sowie professionelle Tanzgruppen sorgten für gute Unterhaltung und ausreichend Zeit für Kommunikation und „Begegnung“ blieb ebenfalls. Kulturell wurde am Freitag der Informationsbesuch beim ZDF, ein geführter Stadtrundgang oder die Besichtigung der Zeitungsproduktion der Rhein-Main-Presse geboten. Andere folgten vormittags den Vorträgen von Ingo Brennberger, Rolf Hüllinghorst und Wiebke Schneider anlässlich der Fachtagung „Frühe(re) Saal des Kurfürstlichen Schlosses. „Mit unserer alkoholfreien Lebensweise sowie Toleranz, Hilfsbereitschaft und Verständnis liegen wir im Trend der Zeit“, meinte er. Der noch amtierende Bundesvorsitzende Peter Nissen ging in seiner Begrüßung in Anspielung auf die Vorgehensweise des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) auf das „Zusammenspiel finsterer Mächte“ ein. Der ZAW wirft der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing vor, die deutsche Öffentlichkeit falsch zu informieren, um ihre Pläne, die Werbung für Alkohol zu unterbinden, durchzusetzen. In der Presse hieß es: „Die SPD-Politikerin ist Vorsitzende des Drogen- und Suchtrats, dem unter anderem Mitglieder aus Bundesministerien, den Ländern sowie aus der deutschen Sektion des amerikanischen Abstinenzordens Guttempler (gemeint sind hier Wiebke Schneider und Rolf Hüllinghorst) angehören.“ Das nicht uninteressante ZAW-Dossier „Alkohol und Werbung“ (Fakten gegen Desinformation) kann unter www.zaw.eu abgerufen werden. Ausgabe 3/2008 GUTTEMPLER-DIALOG Seite 7 Bundesverbandstag in Mainz Sabine Bätzing mit Peter Nissen Kraft und Ausdauer wünschte Sozialministerin Malu Dreyer. Sie ging auf das Urteil von 1968 (siehe Bericht in diesem DIALOG) ein und forderte die Guttempler auf, Jugendlichen Kompetenzen zu vermitteln, damit sie ihre Probleme nicht mit Alkohol lösen. Sie findet es großartig, dass wir aus der Anonymität heraustreten und als Botschafter, Helden und Vorbilder fungieren. Nicht nur für diese Aussage er- wort auch Stellung zu dem an diesem Abend sich zeitgleich ereignenden rheinland-pfälzischen-Fußball-Derby der 2. Bundesliga zwischen Mainz 05 und dem FC Kaiserslautern. Deshalb war auch der Oberbürgermeister von Mainz Jens Beutel entschuldigt, der seiner Mainzer Mannschaft später zum 2:1 Erfolg gratulieren konnte. Zu frühes Einstiegsalter Höhepunkt des Abends war der Festvortrag der Bundesdrogenbeauftragten Sabine Bätzing, die mit aktuellen und erschreckenden Zahlen aus ihrem jetzt vorliegenden Drogen- und Suchtbericht begann (abzurufen unter Malu Dreyer hielt Malu Dreyer Zwischenapplaus. Otto Schön und Thomas Burgard vom Landesverband der Guttempler in Rheinland-Pfalz und Saarland wurden hierbei von ihr stellvertretend für die Guttempler als engagierte Akteure im Landesarbeitskreis Suchtselbsthilfe Rheinland-Pfalz persönlich benannt. Stellvertretend für die Stadt Mainz nahm der Stadtbürgermeister von Oppenheim Marcus Held in seinem Gruß- Sabine Bätzing www.drogenbauftragte.de). „Es ist ein Mix von Maßnahmen erforderlich, um eine Veränderung zu erzielen“, appellierte sie. Die politische Intervention sieht sie zum Teil als Kampf gegen Windmühlen. Es gilt nicht mehr nur „die Kinder aus dem Brunnen herauszuholen. Jetzt ist es Zeit Zäune zu errichten, damit sie nicht hineinfallen.“ Mit ihrer Kampagne gegen Alkoholwerbung hat sie offensichtlich den Nerv getroffen. „Es ist wichtig, dass der Konsumbeginn hinausgeschoben wird. „Das Einstiegsalter von durchschnittlich 12,6 Jahren ist eindeutig zu früh,“ meinte Sabine Bätzing in ihrem rhetorisch exzellenten Vortrag. Eine andere Rechnung machte Eberhard Ewers aus Berlin, Sachgebietsleiter Gefährdetenhilfe des Paritätischen Gesamtverbandes auf: Er wies darauf hin, dass ein Viertel der unter 25-Jährigen suchtgefährdet sei und deutete auf die Gefahr hin, dass aus dieser Gruppe möglicherweise viele geschädigte Ungeborene erwachsen oder eben als Kinder in suchtbelasteten Familien aufwachsen. Rolf Hüllinghorst referierte als Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Anfang des kommenden Jahres tritt er in den Ruhestand und deutete schon an, dass er dann mehr Zeit für die Arbeit der Guttempler habe. In seinem Grußwort zählte er zunächst sechs Fakten zum Alkohol auf und machte deutlich, dass eine „Vorbildhaltung“ wichtig ist: zum Alkoholproblem insgesamt aber auch zur Persönlichkeitsentwicklung jedes Einzelnen und zur Hilfe. Maulwurfshügel Der Vorsitzende der Landesstelle für Suchtfragen, Achim Hoffmann machte die „Therapiezeitverkürzung“ zum Thema seines Grußwortes. Mit dem Spruch von Konfuzius „Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel“ merkte er an, dass niederschwellige Angebote schon helfen können. In Deutsch berichtete Nils Kohl als Vorstandsmitglied von IOGT International von den eingerichteten Familienclubs in den baltischen Ländern. Seite 8 GUTTEMPLER-DIALOG Ausgabe 3/2008 Bundesverbandstag in Mainz Heidrun Michaelis „Ich darf heute das letzte Wort haben“, freute sich die 2. Vorsitzende Heidrun Michaels zum Abschluss der zweistündigen Festveranstaltung, die nicht eine Minute langweilig war. Sie bedankte sich bei allen Beteiligten nicht nur für den beeindruckenden Festakt, sondern auch für die Spenden gestaltet. In der kühlen Kirche sorgte die Pan-Flöte für einen wunderschönen Klang. Die Besucher waren so bereits feierlich eingestimmt für die Festliche Ordenssitzung, bei der sich 102 Guttempler in den Grad der Gerechtigkeit und 72 in den Grad der Einheit verpflichteten. Fastnacht im Schloss Mit einem weiteren Abend der Begegnung unter dem Titel „Fastnacht im Schloss“, der von Manfred („Manni“) zugunsten des Indien-Projektes Karadikkal. Der Samstagabend stand ganz im Zeichen des großen Guttempler-Balls. Eng gestellte Tische sorgten für mehr „Manni“ Nau Nau von der rheinland-pfälzischen Gemeinschaft „Lahnblick“ arrangiert, moderiert und auch inszeniert wurde ging eine bedeutende Veranstaltung zu Ende. Natürlich sollte hier nicht unerwähnt bleiben, dass ein harter Kern von immerhin etwa 100 Personen es sich nicht nehmen ließ, auch die Ausflugsfahrt nach Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein mitzumachen. „Kein schöner Land in dieser Zeit, als hier das unsere weit und breit“ war das passende Lied mit Geschwisterkreis zum Abschluss der Bundesverbandstagung der Guttempler bei herrlichem Wetter, denn das hatte der Landes- jetzt Bundesvorsitzende Helmut Krethe bereits im Vorjahr versprochen. Liss Steeger Bundesvorstand Öffentlichkeitsarbeit aber doch noch zu wenig Platz zum Tanzen. Wie gewohnt war schon nach den ersten Takten der Magic Sound Big Band mit über 20 Musikern und Sänger Michael Seymore, der durch die Pro7-Sendung „Popstars – das Duell“ bekannt wurde, die Tanzfläche voll. Die Ökumenische Andacht in der St.Peter Kirche am Sonntagmorgen wurde von Roland Sapper vorbereitet und Geschwisterkreis zum Abschluss des Bundesverbandstages (vorn im Bild: Thomas Burgard). Ausgabe 3/2008 GUTTEMPLER-DIALOG Seite 9 Schwerpunktthema Öffentlichkeitsarbeit Zielsetzung Öffentlichkeitsarbeit Viel ist bisher über Öffentlichkeitsarbeit gesagt und geschrieben worden. Auch die Guttempler haben in der Vergangenheit gute Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Wir haben Banner und Transparente, Logos, Flyer und Info-Material entwickelt, wir erscheinen in den regionalen und überregionalen Zeitungen, wir waren in Radio und Fernsehen präsent. Bürgermeister, Staatsräte und Minister haben uns besucht und uns empfangen. Den DIALOG und dessen Vorgänger können wir sicher zu gelungener Öffentlichkeitsarbeit zählen. Zusätzlich haben sich Landesverbandszeitschriften entwickelt, die sich nicht miteinander vergleichen lassen, Internetauftritte auf allen Organisationsebenen, die unterschiedlicher nicht sein können, Verlautbarungen, die sich inhaltlich und in ihrem Erscheinungsbild voneinander unterscheiden. Die Auffassungen über das, was gute Öffentlichkeitsarbeit ist, sind sehr unterschiedlich. Es gibt nach wie vor Meinungsunterschiede zur organisatorischen Anbindung, zu den eigentlichen Zielen und zu ihren wesentlichen Inhalten. Der Bundesvorstand hat im April 2004 in Kassel dem Bundesausschuss seine konzeptionelle Darstellung der Schwerpunktaufgabe „Öffentlichkeitsarbeit“ überreicht. Öffentlichkeitsarbeit ist danach als eine Kernaufgabe des geschäftsführenden Vorstands beschrieben. Damit ist ihre Bedeutung geklärt und sie ist nicht einer einzelnen Person, sondern dem gewählten Gremium, dem Verbandsverantwortung übertragen worden ist, zugeordnet. Zielsetzung: Öffentlichkeitsarbeit der Guttempler in Deutschland z vermittelt Standpunkte z ermöglicht Orientierung z trägt zur Meinungsbildung bei z vertritt die Interessen der Mitglieder z informiert offen und kompetent z stellt interne und externe Öffentlichkeit her z liefert Argumentationshilfen z trägt zur Vertrauensbildung bei z vermittelt Einsichten z trägt zu Verhaltenskorrekturen bei z dient der Weiterentwicklung, der Konsens-, Identitäts und Imagebildung der eigenen Organisation z ist ein demokratisches Instrument Die konzeptionelle Darstellung nennt ebenfalls die Aufgaben und die Ausrichtung und legt die organisatorische Anbindung fest. Zusätzlich beschreibt sie die hierzu zur Verfügung stehenden Werkzeuge, nämlich die Verbandszeitschrift, Sonderdrucke, die elektronischen Medien und natürlich Veranstaltungen. Die Frankfurter Arbeitsergebnisse haben in den Punkten 4 und 5 auch die Öffentlichkeitsarbeit thematisiert. Eine noch zu bildende Arbeitsgruppe wird sich damit beschäftigen. Fredric Schulz Bundesvorstand 2. Vorsitzender Guttempler 2014: Wir bauen unser Haus um Im DIALOG 2/08 konnten Sie einen ausführlichen Bericht zum letzten Zukunftsworkshop in Frankfurt lesen. In der Sitzung des Bundesausschusses in Auetal-Rehren Anfang April 2008 hat der Bundesvorstand eine Zusammenfassung der Ergebnisse aller bisherigen Workshops präsentiert und angekündigt, Jürgen Ehlerding wie es weitergeht. Zur Erinnerung: wir hatten uns in einem Zeitraum von September 2006 bis Februar 2008 in Blankenese, Königswinter, Eppendorf, Mag- deburg und Frankfurt in unterschiedlicher Form und Zusammensetzung intensiv mit Zukunftsfragen der Guttempler in Deutschland auseinandergesetzt. Es geht weiter: Der Bundesvorstand hat eine Steuerungsgruppe eingesetzt, die den Fortgang der Arbeiten koordinieren wird. Ihr gehören (in alphabetischer Reihenfolge) Ulrich Druve (Hessen), Jürgen Ehlerding (Bayern), Simone Giehl (Hessen), Dr. Klaus Gläser (Bremen), Wilhelm Hochstein (Hessen) und Fredric Schulz (Niedersachsen) an. Die Steuerungsgruppe hat eine anspruchsvolle Aufgabe: sie fasst geeignete Arbeitsfelder (thematisch) zu Gruppen zusammen, bildet Teams, benennt die jeweils Verantwortlichen, sorgt für die richtige Zusammensetzung, beschreibt die speziellen Aufträge der einzelnen Teams, koordiniert und unterstützt deren Arbeit und gibt einen groben Zeitrahmen vor. Sie organisiert aber auch eine umfangreiche begleitende interne Öffentlichkeitsarbeit, damit alle Mitglieder ständig auf dem laufenden sind. Nicht zuletzt kümmert sie sich natürlich auch um unerlässliche Finanzierungsfragen. Der Bundesausschuss hat die Einsetzung der Steuerungsgruppe, deren Zusammensetzung und Aufgabenstellung zustimmend zur Kenntnis genommen. Die Steuerungsgruppe ist kein Entscheidungsgremium. Sie ist dem Bundesvorstand gegenüber verantwortlich und wird ihm eine Reihe von Vorschlägen unterbreiten. Erforderliche Entscheidungen treffen die Mitglieder in den hierfür vorgesehenen Gremien. Ein erster umfassender Sachstandsbericht wird dem Bundesausschuss in seiner Novembersitzung vorgelegt. Fredric Schulz Bundesvorstand 2. Vorsitzender Medienarbeit - das ist der Versuch, unter Einschaltung von Presse, Hörfunk, Fernsehen sowie der Neuen Medien Public Relations zu betreiben. Wer damit Erfolg haben will, muss die Medien, ihre Arbeit und ihre Mitarbeiter ebenso kennen wie die Entwicklungen und Trends, denen die Medien unterliegen. Seite 10 GUTTEMPLER-DIALOG Ausgabe 3/2008 Schwerpunktthema Öffentlichkeitsarbeit Die Pressefibel Wer Public Relations macht, braucht die Medien – denn es macht keinen Unterschied, ob Unternehmen ihre Kunden ansprechen oder Sozialverbände um Spenden werben. Wer in unserer pluralistischen Gesellschaft Interessen vertritt, wird ohne Presse, Funk, Fernsehen und die Neuen Medien nicht wahrgenommen. Doch hilft das Gießkannen-Prinzip da wenig. Nur eine zielgerichtete Medienarbeit führt zum dauerhaften Erfolg. „Die PR- und Pressefibel“ geht daher neue Wege. Erstmals folgen die Kapitel konsequent den Schritten zur Entwicklung einer Strategie und ihrer praktischen Umsetzung. Teil 1 (176 Seiten) setzt sich mit den Medien, dem Markt und den Machern auseinander. Der Leser erfährt, wie die ungeschriebenen und geschriebenen Gesetze funktionieren und welche Strategien praktikabel sind. Teil 2 beschreibt auf 137 Seiten die Instrumente und Maßnahmen zur Durchsetzung der gewählten Strategie. Von der Pressemitteilung über das Verfassen verschiedener Textformen bis zum TV-Interview und der Pressekonferenz wird nichts ausgelassen. Sehr empfehlenswert ist vor allem das Kapitel über „Sprache als Handwerkszeug“, in dem die häufigsten Sprachfehler dargestellt und Tipps für medientaugliches Texten gegeben werden. Teil 3 analysiert auf 40 Seiten Krisen und Kosten. „Die PR- und Pressefibel“ gewährt eine umfangreiche und praxisnahe Einführung in die PR-Arbeit. Insgesamt erhält der Leser einen hervorragenden Ein- und Überblick über die Medienlandschaft. Auch für die Umsetzung in die Praxis hält das Buch viele spannende Tipps bereit. Einen kleinen Einblick in das Buch gewähren Ihnen die orange hinterlegten Kästen in dieser Ausgabe des DIALOGS, die allesamt aus diesem Buch stammen. PR- und Pressefibel, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage, 2005, 354 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, ISBN: 978-3-934191-48-8, Preis 29,90 Euro. Liss Steeger Bundesvorstand Öffentlichkeitsarbeit Eberhard Dietz Neues Stellwandsystem in Mainz Anlässlich des Bundesverbandstages in Mainz präsentierte der Landesverband Hessen sein neues Stellwandsystem für Ausstellungen und Öffentlichkeitsauftritte. Das von Eberhard Dietz (im Hauptberuf Schreiner) von der Gemeinschaft Vorderrhön aus dem Landesverband Hessen gebaute System, bietet eine Vielzahl von kreativen Stellvariationen mit Prospektablagen. Es ist ohne Werkzeug einfach auf- und abzubauen und garantiert einen problemlosen Transport im normalen PKW. Wer sich für dieses System interessiert schreibt eine E-Mail an: [email protected] Gute Medienarbeit verlangt eine Konzeption, die eine Frage beantworten kann: z Welche Informationen sollen über z welche Medien z welche Zielgruppe ansprechen, um damit z welches Ziel zu erreichen? „Hühner gackern beim Eierlegen“ „Tue Gutes und rede darüber“ – nach diesem Motto zu verfahren ist für Ehrenamtliche und damit auch für die Suchtselbsthilfe von großer Bedeutung, aber keinesfalls selbstverständlich. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sind jedoch wichtige Instrumente, um über die Arbeit in den Gesprächsgruppen und den Gemeinschaften zu informieren. Das Gute zu tun und darüber zu reden, hebt nicht nur das eigene Image, sondern macht Menschen, die Hilfe brauchen, auf unser Angebot aufmerksam und soll auch neue Mitglieder anziehen. Öffentlichkeitsarbeit ist alles das, was das Bild unserer Gemeinschaften, Gesprächsgruppen und Aktivitäten in der Öffentlichkeit nach außen, aber auch nach innen prägt und beeinflusst. Öffentlichkeitsarbeit ist somit allumfassend und jeder von uns – als Gesprächsgruppenleiter oder auch als Gesprächsgruppenteilnehmer –, der im Bekannten- oder Kollegenkreis von den Guttemplern berichtet, betreibt aktive Öffentlichkeitsarbeit. Dabei könnte jedoch leicht der Eindruck entstehen, dass Öffentlichkeitsarbeit „irgendwie immer automatisch“ nebenbei läuft. Aber eine kontinuierlich und strategisch geplante Delegierte auf dem Bundesverbandstag Berichterstattung macht die wichtige Arbeit der Guttempler erst sichtbar. Anders ausgedrückt: Wer nicht ab und zu in den Medien auftaucht, ist praktisch nicht vorhanden. Werden aber die Medien nicht regelmäßig informiert, gibt es keine Beiträge. Ohne Beiträge wird die Arbeit in der Öffentlichkeit in der Regel nicht wahrgenommen. Damit kann die Arbeit nicht anerkannt und durch ehrenamtliche Hilfe oder Spenden geför- Ausgabe 3/2008 GUTTEMPLER-DIALOG Seite 11 Schwerpunktthema Öffentlichkeitsarbeit dert werden. Letztlich ist für die Öffentlichkeit leider gegeben: „Nur was in der Zeitung steht, kann auch wichtig sein!“ Wie schmecken Gänseeier? Die Pressesprecherin Beate FasbenderDöring im rheinland-pfälzischen Sozialministerium stellte einmal während einer Tagung des Landesarbeitskreises Suchtkrankenselbsthilfe folgende Frage, um die Chancen der Öffentlichkeitsarbeit zu verdeutlichen: „Haben Sie sich schon einmal gefragt, worin der Unterschied zwischen Hühnereiern und Gänseeiern besteht? Menschen, die beide Sorten probiert haben, versichern, dass der Unterschied so groß gar nicht ist. Die Eier sehen ähnlich aus, sind etwa Teil selbst in unserer Hand, ob die Informationen nur einem kleinen Kreis von Eingeweihten oder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sind. Thomas Burgard Sachgebiet Öffentlichkeit Landesverband der Guttempler in Rheinland-Pfalz und Saarland Wenn du möchtest, dass deine Männer ein gutes Boot bauen, dann versuche nicht, ihnen zu sagen, wie sie an Holz kommen und es zusammensetzen sollen, sondern vermittle ihnen die Lust an der Seefahrt, und sie werden dir ein seetüchtiges Boot bauen. Antoine de Saint-Exupéry Vom Wesen der Öffentlichkeitsarbeit gleich groß und schmecken auch ähnlich. Aber nun die verblüffende Antwort: Der grundlegende Unterschied liegt bei der Produktion: Hühner gackern beim Eierlegen, bei Gänsen vollzieht sich dieser Vorgang eher schweigsam. Das Ergebnis ist allseits bekannt. Alle Welt isst Hühnereier. Gänseeier bleiben nur einem relativ kleinen Kreis von Eingeweihten vorbehalten.“ Zur aktiven Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation muss dabei nicht unbedingt mühsam etwas aus dem „Boden gestampft“ werden, meist reicht ein offener Blick aus, um Themen zu erkennen, die uns in unserer Selbsthilfearbeit aktuell sowieso beschäftigen. Eine kleine Auswahl exemplarischer Presseartikel sind über die Webseite des Landesverbandes Rheinland-Pfalz und Saarland unter „Themen und Aktuelles“ abrufbar (www.guttempler-rps.de). Öffentlichkeitsarbeit ist eine Chance – auf Bundesverbands-, Landesverbandsaber vor allem auch regional auf Gemeinschaftsebene – Menschen Hilfe anzubieten und unsere Ziele, Erfahrungen und Prinzipien aus dem Schattendasein zu holen. Es liegt somit zu einem großen Ganz einfach gesagt, geht es im Wesentlichen bei der Öffentlichkeitsarbeit darum, „Geschichten“ zu erzählen. Menschen brauchen notwendig die Kommunikation, das Miteinandersprechen, um zu begeistern, zu motivieren, und vielleicht sogar zum Handeln zu bewegen. Schon seitdem die Menschen die Spra- che besitzen, sind „Erzählungen“ hochwirksam. Wer bildlich und reproduzierbar Botschaften, Ziele und Ideen in Geschichten und Visionen einpassen kann, ist klar im Vorteil. Denn „Geschichten“ vermögen ungeheure Energien freizusetzen – zum Handeln zu bewegen. So möchte uns Antoine de Saint-Exupéry in seinem Zitat darauf aufmerksam machen, dass, wer Menschen für die Seefahrt begeistern will, ihnen nicht zuerst das Bauen von Booten beibringen, sondern in ihnen die Sehnsucht nach dem Meer wecken soll. Für uns Guttempler bedeutet das, dass wir in den Menschen das Verlangen nach einem Leben frei von persönlichkeitsverändernden Suchtmitteln, einem Leben in eigenverantwortlicher und persönlicher Freiheit nach den Idealen der Brüderlichkeit und des Friedens auslösen und begleiten wollen. Thomas Burgard Sachgebiet Öffentlichkeit Landesverband der Guttempler in Rheinland-Pfalz und Saarland Kommunikationsprozesse Das Ziel der Öffentlichkeitsarbeit ist es, langfristig das eigene Profil zu prägen. Reagiert man erst auf Notfallsituationen, ist es oft zu spät. Viele Unternehmen analysieren mit ihren Kunden Kommunikationsprozesse und führen sie konsequent durch. Wenn man sieht, was alles dazugehört, weiß man, was alles „Öffentlichkeitsarbeit“ ist: z Pressearbeit z PR-Konzeption z Stiftungen, Spenden und Sponsoring z Verfassen von Reden („Ghostwriting“) z Veranstaltungsorganisation („Event Management“) z Kontaktarbeit zu Meinungsführern und Multiplikatoren z Redaktion, Produktion und Verbrei tung von Informationsmaterial Liss Steeger Bundesvorstand Öffentlichkeitsarbeit Der Nachrichtenwert einer Information wird daran gemessen, ob sie z glaubwürdig ist z Neues mitteilt z für die Öffentlichkeit interessant ist z nachvollziehbar ist Seite 12 GUTTEMPLER-DIALOG Ausgabe 3/2008 Schwerpunktthema Öffentlichkeitsarbeit Öffentlichkeitsarbeit fängt bei jedem Einzelnen an Das Wort „Öffentlichkeitsarbeit“ steht in engem Zusammenhang mit den Begriffen Öffnung, Offenheit, sich öffnen, aufmachen, hereinlassen, Einblick gewähren. Öffentlichkeitsarbeit wird häufig nur mit Pressearbeit gleichgesetzt, obwohl sie viel weitreichender ist. Sie kann zum Beispiel die inhaltliche Darstellung eines Arbeitsbereiches. Auf uns bezogen heißt das: Wer sind die Guttempler? Woher stammt der Name? Was machen sie überhaupt? Während eine Pressemitteilung oft nur eine Tagesaktualität hat, erstreckt sich die Wirkung der Öffentlichkeitsarbeit über einen längeren Zeitraum. Das heißt, hier geht es auch um Image und um Qualitätsentwicklung. Öffentlichkeitsarbeit verlangt eine gründliche Vorbereitung, und zwar vor dem Schritt in die Öffentlichkeit. Öffentlichkeitsarbeit heißt Arbeit an uns selbst Öffentlichkeitsarbeit beginnt bei jedem Einzelnen – und zwar dann, wenn er sich gegenüber sich selbst öffnet, sich etwas eingesteht, etwas annimmt und möglicherweise Konsequenzen für sein Denken und Handeln aus den neuen Erkenntnissen zieht. Diese Erfahrungen haben wir Guttempler in der Regel schon gemacht. Dadurch können eigene Delegierte auf dem Bundesverbandstag Einsichten und die Beziehung zu sich selbst und anderen verbessert werden. Öffentlichkeitsarbeit beginnt bei jedem Guttempler, und zwar dann, wenn er nachdenkt und sich darüber klar wird, was er für sich selbst will, wenn er seinen eigenen Standpunkt in Bezug auf die Guttempler-Organisation findet. Er muss sich Fragen beantworten wie z Was will ich? z Wo stehe ich? z Was sind meine Ziele? z Was will/kann ich wie/wodurch erreichen? z Welche Möglichkeiten habe ich, allen Erwartungen und Erfordernissen zu entsprechen? z Wo spüre ich meine Grenzen? z Wie kann ich meine Wissenslücken schließen? z Welche Methoden und Strategien helfen mir, meine Aufgabe zu erfüllen? Konkret heißt dies für jeden, dass er sich Klarheit darüber schaffen muss, was er mit seiner Mitgliedschaft erreichen will und kann. Der eigene Standpunkt muss mit überzeugenden Argumenten dargestellt, d.h. öffentlich gemacht und damit gelebt werden. Eine solche Entwicklung braucht Zeit, viele Gespräche, Distanz und objektive Es empfiehlt sich immer der Aufbau einer Medienkontaktdatei: z Wer interessiert sich für meine Information? z Wer sollte meine Neuigkeiten außerdem interessant finden? z Wen wollen wir darüber hinaus ansprechen? z Wie kann ich die Zielpersonen erreichen? z Wo, in welchen Redaktionen der potenziell wichtigen Medien, sollen meine Informationen ankommen? Betrachtung eigener Vorstellungen, Wahrnehmung individueller Weiterentwicklung und Veränderungen. Im Blick auf die Gruppe müssen die gemeinsam gefundenen und anerkannten Ziele reflektiert werden. Nicht immer stimmen nämlich Wünsche, Vorstellungen, Werte, Planungen und Überlegungen mit dem überein, was im Interesse der Gemeinschaft notwendig wäre. So sollten alle Mitglieder in Planungs- und Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Nachdem man sich auf bestimmte Ziele und ein Gruppenkonzept geeinigt hat, d.h. „Standfestigkeit“ und Sicherheit gewonnen haben, gilt es, Wege zu gemeinsamen Zielen und zu einem abgestimmten Konzept für die Arbeit der ganzen Gemeinschaft zu finden. Ein Konzept, das Gültigkeit für alle Guttempler-Gemeinschaften hat, wird es nicht geben. Dazu sind die Menschen, mit denen wir arbeiten, zu unterschiedlich. Ein eigenes Konzept gibt Sicherheit, befreit aber nicht von der Notwendigkeit der Reflexion und ständiger Weiterentwicklung. Wenn dieses Konzept steht, kann es der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Bald wird sich zeigen, ob es auf einem stabilen und fundiert erarbeitetem Grundstock steht. Wenn Guttempler sicher und überzeugend in ihrer Argumentation sind, können sie in die öffentliche Diskussion über ihre Arbeit eintreten. Das regelmäßige Gespräch mit allen Beteiligten ist dann gleichzeitig der Beginn einer Weiterentwicklung. Damit bleibt die Arbeit in Bewegung und lebensweltbezogen. Ausgabe 3/2008 GUTTEMPLER-DIALOG Seite 13 Schwerpunktthema Öffentlichkeitsarbeit Events oder besondere Veranstaltungen wirken zwar auch in die Öffentlichkeit, sind aber meist nur „Eintagsfliegen“ und bleiben ohne nachhaltige Wirkung. Gute und konzeptionell fundierte Öffentlichkeitsarbeit hingegen zeichnet jede Guttempler-Gemeinschaft aus und wirkt langfristig. Deshalb muss diese Arbeit stärker als bisher in den Blick genommen werden. Neue Mitglieder zu gewinnen braucht Zeit, Mitglieder zu verlieren geht jedoch sehr schnell. Udo Spelleken Bundesvorstand Bildung und Kultur Ergebnis der Sammlung „Karadikkal“ „Das habe ich in der Zeitung gelesen“ Der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick sagt es deutlich: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Geeignete Zeitpunkte, um die Guttempler über die Medien ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen, sind beispielsweise der Beginn neuer Projekte, Jubiläen, Gemeinschaftsabende mit prominentem Gast, Wechsel im Vorstand. Man kann den geeigneten Zeitpunkt auch selber beeinflussen, indem man öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen organisiert. Phantasie und Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Wenn beispielsweise mehrere Guttempler-Gemeinschaften im Rahmen einer Projektwoche die Schule aufsuchen, ist das (nur) als Vorankündigung kein geeigneter Anlass für erfolgreiche PR. Wenn jedoch während dieser Woche großer Andrang herrscht oder ein Prominenter Alkoholkranker Autogramme gibt, dann ist das im Interesse der Öffentlichkeit und damit der geeignete Zeitpunkt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Das Wichtigste bei allem: Kontinuität und Qualität Wo findet Presse- und Öffentlichkeitsarbeit statt? Wenn Sie etwas vorstellen wollen, dann laden Sie die Presse selbstverständlich dorthin ein, wo das neue entsteht, sei es vor einem Gebäude oder in einem alkoholfrei geführten Café. Über welches Medium können wir Guttempler ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangen? In der Regel werden Sie Medienvertreter von Zeitungen, Radio oder Fernsehen einladen oder beliefern, die in Ihrem Umfeld erscheinen oder senden. Daneben hat sich längst das Internet als viertes wichtiges Medium etabliert. Wenn Sie oder Ihre Gemeinschaft bislang keine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gemacht haben, dann wird es höchste Zeit. Denn gar nichts zu machen ist im Ergebnis schlechte Presseund Öffentlichkeitsarbeit. Wie oft haben wir schon den Satz gehört: „Das habe ich in der Zeitung gelesen.“ Man könnte ergänzen: „im Radio gehört, im Fernsehen gesehen und auch: im Internet gefunden“. Das sollten in Bezug auf uns, auch die „zukünftigen Mitglieder“ sagen können, damit sie sich so ein Bild von uns machen können. Warum wollen wir darauf verzichten, zu dieser Meinungsbildung unseren Beitrag zu leisten? Glaubwürdige und kontinuierliche Präsenz in der Öffentlichkeit bietet in der internen wie externen Kommunikation einen Mehrwert, dessen Langfristigkeit nur noch von dem guten Gefühl übertroffen wird, die eigene Gemeinschaft oder sogar sich selber in der Zeitung wieder zu finden. Liss Steeger Bundesvorstand Öffentlichkeitsarbeit Fit im Umgang mit den Medien Finden Sie heraus, wer in der jeweiligen Redaktion für unsere Thematik zuständig ist. Im lokalen Bereich machen oft alle alles. Dennoch ist es gut, einen Ansprechpartner zu haben. Der persönliche Kontakt sollte außerdem nicht unterschätzt werden. Oftmals bieten lokale Tageszeitungen so genannte „Presseseminare für Vereinsvertreter“ an. Fragen Sie danach! Redakteure vor Ort vermitteln die Grundlagen für das Verfassen von Presseinformationen, geben wichtige Tipps zur Pressearbeit, Fotoberichterstattung und zur reibungslosen Zusammenarbeit mit der Redaktion. Außerdem lernt man sich dabei gegenseitig persönlich kennen. Die Zeit in den heutigen Redaktionen ist nämlich kostbar und meist – wie überall – sehr knapp. Die Pressemeldung sollte daher im Idealfall elektronisch übermittelt werden und so aufgebaut sein, dass sie von einem Redakteur direkt übernommen werden kann. Die Überschrift ist die wichtigste Botschaft des Textes. Die Presseweisheit „Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“. bedeutet, dass die Presseinformation so gestaltet sein soll, dass der Zeitungsleser, der Radiohörer oder der Fernsehzuschauer sogleich „anbeißt“, sprich, sich dafür interessiert. Anders als im Erlebnisaufsatz gehört das Bedeutsamste – Was? Wer? Wann? Wo? Warum? Wie? – in den ersten Absatz. Im Weiteren wer- Seite 14 GUTTEMPLER-DIALOG Ausgabe 3/2008 Schwerpunktthema Öffentlichkeitsarbeit den die Informationen näher ausgeführt, Hintergründe beschrieben und Erklärungen abgegeben. Kleine Checkliste für Pressemeldungen 1. Stellen Sie sich bei dem für Sie zuständigen Redakteur persönlich vor. 2. Stellen Sie zu Beginn des Jahres eine Liste zusammen mit Themen/Projekten oder Veranstaltungen, die Sie für pressetauglich halten. 3. Setzen Sie Prioritäten: Bei welchen Terminen handelt es sich um „Regularien“, was hat einen „Neuigkeits“Wert? 4. Tragen Sie in Ihrem Terminkalender ein, wann Sie entsprechende Meldun gen/Einladungen an die Presse versenden. 5. Beachten Sie beim Anfertigen von Pressemitteilungen folgende Regeln: z Beantworten Sie in Ihrer Meldung die fünf „W“: Was? Wann? Wo? Wer? Warum? z Wichtiges gehört an den Anfang; keine Vorgeschichte, keine Chronologie. z Zitieren Sie mit Namensangabe (Vor- und Zuname). z Bleiben Sie sachlich; verwenden Sie keine Superlative. z „Wir, unser und Sie“ nicht verwenden! z Verben statt Substantivierungen. Aktiv statt Passiv. z Keine Abkürzungen ohne Erklärung, keine Fachausdrücke. z Schreiben Sie nicht mehr als 80 Zeilen (2.500 Zeichen)! z Überprüfen Sie Ihre Angaben auf Richtigkeit, insbesondere Namen, Telefonnummern, Internet-Adressen. z Sorgen Sie für einen kompetenten Ansprechpartner, der tagsüber/abends für Rückfragen zur Pressemeldung erreichbar ist. z Versenden Sie rechtzeitig Ankündigungen bzw. Einladungen. z Bereiten Sie bei Terminen mit Pressevertretern entsprechende Hintergrundinformationen vor. z Lassen Sie Presseleute bei Veranstaltungen nicht ratlos an der Tür stehen. Sorgen Sie für eine/n Ansprechpartner/in, die/der sich um die Pressevertreter kümmert (zum Platz begleiten/gewünschte Unterlagen wie Reden, etc. oder Interviewpartner besorgen). Thomas Burgard Sachgebiet Öffentlichkeit Landesverband der Guttempler in Rheinland-Pfalz und Saarland Die Sprache der Medien ist z eine Reduktion auf das Wesentliche und Interessante, z ein Transportmittel für Informationen und Meinungen, z präzise und hält Distanz, z am eiligen Mediennutzer orientiert, z selten von literarischem Wert. Was kann ein „Aufhänger“ sein? Für eine Berichterstattung muss es immer einen ganz konkreten, aktuellen Anlass geben. Reine Tätigkeitsbeschreibungen reichen als Aufhänger für eine Presseinformation nicht aus. Solche wichtigen Anlässe können sein: z Internetauftritt z Soziale Aktivitäten z Seminarankündigungen z Neues Prospektmaterial z Spenden und Sponsoring z Umzug in neue Räumlichkeiten z Messestände und Ausstellungen z Schulungsveranstaltungen (EDV) z Guttempler besuchen Schulklassen z Forschungs- und Umfrageergebnisse z Jubiläen (Mitglieder, Gemeinschaft) z Kooperation mit anderen Verbänden z Stellungnahmen zu aktuellen Entwicklungen z Änderungen im Vorstand oder Zuständigkeiten z Prominenter Besuch beim Gemeinschaftsabend z Veranstaltungen rund um die alkoholfreie Lebensweise z Drogen- und Suchtbericht der Drogenbeauftragten Sabine Bätzing z Bundes- oder landesweite Aktionen der DHS, BZgA, wie Suchtwoche Liss Steeger Bundesvorstand Öffentlichkeitsarbeit Die Aufforderung an die Presse, mehr über das Positive zu berichten, ist ebenso sinnvoll wie die Bitte an den Klempner, er möge sich um alle ordentlich funktionierenden Wasserhähne kümmern, und nicht immer um die wenigen, die tropfen, spritzen, klemmen oder sonst irgendwie ihren Dienst versagen." Dagobert Lindlauf, ehemals Chefreporter beim Bayrischen Rundfunk Delegierte auf dem Bundesverbandstag Ausgabe 3/2008 GUTTEMPLER-DIALOG Seite 15 Ein neues verbandsübergreifendes Projekt S.o.G. - Suchtselbsthilfe optimieren durch Gesundheitsförderung Die Suchtselbsthilfe leistet in Deutschland anerkannte und unverzichtbare Arbeit in der Hilfe und Nachsorge für Menschen mit Suchtproblemen und deren Angehörige. Neben einer Vielzahl und Vielfalt von Gruppen werden Einzelberatungen und eine breite Palette von weiterführenden Aktivitäten im Bildungs- und Freizeitbereich angeboten. SuchtSelbsthilfe als lebensnahes, alltagsorientiertes und langfristig begleitendes Unterstützungssystem ist besonders für Suchtgefährdete/Suchtkranke und deren (Familien-)Umfeld bei der Überwindung einer Suchterkrankung von unschätzbarer Bedeutung. Die Angebotsstrukturen sind grundsätzlich auf Veränderungsprozesse – weg von der Sucht und hin zu einer abstinenten, zufriedenen Lebensführung – ausgerichtet. Oftmals fällt es Menschen jedoch schwer, ihren Lebensstil über das „notwendige Maß“ (Abstinenz vom Suchtmittel bzw. Veränderung des suchtbezogenen problematischen Verhaltens) hinaus zu verändern. Rauchen, Fehl- oder Mangelernährung, Bewegungsmangel, Stress und ungesunde Lebensrhythmen werden beibehalten. Die durch den Suchtmittelkonsum oder den andauernden Stress als Angehörige/r bedingten Schädigungen können langfristig negative Folgen für die Gesundheit, für das Wohlbefinden und die psychische Stabilität haben. Ändert sich der Lebensstil nicht, besteht erhöhte Rückfallgefahr in alte Konsummuster und Verhaltensweisen. In dem Projekt „S.o.G. - Suchtselbsthilfe optimieren durch Gesundheitsförderung“ soll es darum gehen, die Angebotsstrukturen in den Gruppen gezielt um Themen besonders im Bereich körperliche Gesundheit zu erweitern. Die Arbeit der Sucht-Selbsthilfe geht über die unmittelbare Bewältigung der Sucht(mittel)problematik hinaus. Daher ist zur langfristigen Stabilisierung und zur positiven Veränderung des Lebensstils sowohl körperli- che als auch psychosoziale Gesundheit von hoher Bedeutung. In dem Projekt sollen folgende Themenkomplexe bearbeitet und für die Umsetzung in die Gruppenarbeit „vor Ort“ aufbereitet werden: z Leiblichkeit - Bewegung und Sport z Gesundheitsbewusste Ernährung z Tabakkonsum – Rauchfrei leben (Problematisierung des Rauchens und Angebote Tabakentwöhnung für „ausstiegswillige“ Raucher/innen) Im Projektablauf sollen in einer „Kickoff“-Veranstaltung die Rahmenbedingungen von positiver Veränderung und gesundheitsförderndem Verhalten in der Sucht-Selbsthilfe erarbeitet werden. Ebenso hat diese Veranstaltung zum Ziel, die Multiplikator/innen des Projekts, die Interesse an der Teilnahme in den Workshops gezeigt haben, auf ihre Rolle vorzubereiten, Motivation für die Mitarbeit zu stärken und gleichzeitig methodisch die Grundlagen von Motivationsentwicklung und -Verstärkung zu vermitteln. Die Themenkomplexe Ernährung – Bewegung/Sport und (Nicht-)Rauchen sollen im Jahre 2009 in vier Regionen in Workshops (mit je 3 Wochenend-Veranstaltungen) engagierten ehrenamtlichen Multiplikator/innen aus den 5 Verbänden vermittelt werden. Diese sollen dann die Themen in die Arbeit der Verbände bzw. in die Arbeit der Gruppen vor Ort transportieren. Ein Praxisleitfaden für Gruppen und Arbeitskreise wird die Ergebnisse und Erfahrungen des Projekts festhalten. Mit diesem Leitfaden sollen ehrenamtliche Kräfte in die Lage versetzt werden, wichtige gesundheitsbezogene Themen aufzugreifen, um damit die Arbeit ihrer Gruppe zu optimieren und um einen weit reichenden gesundheitsbewussten Ansatz zu erweitern. Das Projekt ist insgesamt über eine Laufzeit von 2½ Jahren angelegt (01.04.2008 – 30.09.2010). Wiebke Schneider Brücken bauen Ende April veranstaltete die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen in BerlinErkner für mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Sucht-Selbsthilfekonferenz zum Thema „Von der Konkurrenz zur Kooperation“. Dass die fünf großen Selbsthilfe- und Abstinenzverbände Blaus Kreuz in Deutschland, Blaues Kreuz in der evangelischen Kirche, Freundeskreise, Guttempler in Deutschland und der Kreuzbund auf Brücken zueinander gefunden haben, wurde sehr gut deutlich. Aus allen Verbänden waren Vertreter in die Bundeshauptstadt gereist. Der Geschäftsführer des Kreuzbun- des Heinz-Josef Janßen setzte an die Stelle verschiedener Grußworte ein Interview mit den Vertretern aus Politik, Ministerien und Rententrägern. Eine Gruppe Guttempler besuchte abends das Guttemplerhaus auf der Wildenbruchstraße. Die Dokumentation aller Beiträge ist jetzt unter der Internet-Seite www.dhs.de abrufbar. Wir verweisen insbesondere auf den Schlussvortrag von Rolf Hüllinghorst „Brücken bauen durch Selbsthilfe-Unterstützer(ung)“ mit diesem anschaulichen Brückenbild. http://www.dhs.de/makeit/cms/cms_upl oad/dhs/bruecken_bauen_-_vortrag_erkner_2008.pdf. Aus den DHS-Newslettern: Auf der Seite der DHS befinden sich Videoclips zur Arbeit der DHS (DHS im Profil) und zu den unterschiedlichen Suchtstoffen. Die „Bahn-Zentralstelle gegen die Alkoholgefahren (BZAL)“ will mit ihrem neuesten Film „CRASH“ das Problembewusstsein gegenüber der Droge Alkohol sowohl bei Jugendlichen als auch bei deren Schlüsselpersonen wecken. www.dhs.de Seite 16 GUTTEMPLER-DIALOG Ausgabe 3/2008 Aus den Landesverbänden Und noch´n Jubiläum . . . Anfang April konnte Helga in der Strodt aus Düsseldorf auf 60 Jahre GuttemplerZugehörigkeit zurückblicken. Im Rahmen einer schönen und gelungenen Festsitzung wurde dieses Jubiläum, ausgerichtet von der Gemeinschaft „Rheinfels“, gefeiert. Begrüßt wurden die Gäste aus Nah und Fern am Eingang von einer „Hamburger Deern“ in entsprechender Festtracht, die auf einem Leierkasten Hamburger Lieder spielte. Udo Sauermann sprach in seiner Festrede über die Veränderungen bei den Guttemplern in Deutschland seit ihrer Gründung. Anschließend entführten Antonia Patzke und Kirsten Glasmacher auf eine Reise durch 60 Jahre Guttempler-Leben. Die Urkunde für die langjährige Mitgliedschaft wurde von Gisbert Ulmer als Vertreter des Bundesvorstands überreicht. Im zweiten Teil der Feier ließ es sich der Chor „VielHarmonieCare“ aus Düsseldorf, dem Helga in der Strodt ebenfalls angehört, nicht nehmen, ihr ihre Lieblingslieder vorzutragen. Das Geschenk der Gemeinschaft „Rheinfels“ wurde mit einem Rätsel und in Plattdeutsch überreicht. Trotz fehlender Simultanübersetzung hatte aber jeder Spaß daran. Mit einem Geschwisterkreis und einem gemeinsamen Lied wurde die Feier offiziell beendet, aber es nutzten noch viele Guttempler die anschließende Zeit zu interessanten Gesprächen. Die Jubilarin Helga in der Strodt wurde mit knapp 12 Jahren in der Kindergrup- pe „Sonnenschein“ in Hamburg aufgenommen. Obwohl sie damals in Husum lebte, versuchte sie, so oft wie möglich an den Gruppenstunden teilzunehmen. Ihren Mann, Claus in der Strodt, lernte sie ebenfalls bei den Guttemplern kennen. Durch die Liebe verschlug es sie dann nach Düsseldorf und sie wurde Mitglied in der Gemeinschaft „Rheinfels“, der sie bis heute angehört. Im Jahre 1982 wurde sie in das Amt der Sachgebietsleiterin für Kindergruppenarbeit auf Bundesebene gewählt, das sie bis 1992 innehatte. Mit ihrer ruhigen, aber dennoch mitreißenden Art schaffte sie es, die Arbeit für die Kindergruppen auf Bundesebene wieder aufleben zu lassen und die einzelnen Landesverbände miteinander zu verknüpfen. Für die Gemeinschaft „Rheinfels“ ist sie bis heute unverzichtbar, sei es als Organisatorin von Feiern oder Gemeinschaftsseminaren, aber vor allem für das Miteinander in der Gruppe. plerinnen und Guttempler freuten sich über die gestifteten Preise. Aber sie hatten nicht ausreichende Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Sowohl die Spender als auch die Einsammler lasen bei den gestifteten Lebensmitteln nicht, dass Alkohol ein Bestandteil dieses Preises war. Mit anderen Worten: Ich stellte fest, dass Guttempler an Guttempler und Gäste Lebensmittelpreise mit Alkohol verteilten. Der Vorsitzende einer Gemeinschaft erhielt einen dieser Tombolapreise. Seine Mitglieder freuten sich mit ihm. Als er auf den Alkohol in diesem Lebensmittel hingewiesen wurde, sagte er wörtlich: „Dafür werde ich schon Abnehmer finden!“ Ich stelle fest, dass selbst Führungskräfte die Verpflichtung nicht kennen, die sie eingegangen sind. Die Verpflichtung ist nur einer der vielen Unterschiede gegenüber anderen Abstinenz- und Selbsthilfegruppen. Klaus-Dieter Bischof, Köln Kirsten Glasmacher Gemeinschaft „Rheinfels“ Erlebt Es gab ein Fest mit Ball und Tombola. Es gab Spender und Sponsoren, die für die Tombola Preise zur Verfügung stellten. Schließlich bekamen die Spender eine Spendenbescheinigung mit einem Betrag, den sie von der Steuer absetzen konnten. Die einsammelnden Guttem- Helga in der Strodt (ganz rechts) mit Ehemann Claus (links). Den wahren Wert eines Edelsteines erkennst du erst, wenn du ihn verloren. (Persisches Sprichwort) Ehrengedenken für die Guttemplerin Maria Luise Bauer Nach einer über 75-jährigen Mitgliedschaft bei den Guttemplern in Deutschland verstarb im vergangenen Dezember im Alter von 86 Jahren Liesel Bauer. Sie setzte deutliche und prägende Akzente im Landesverband Baden-Württemberg, auf Bundesebene und in der Friedensarbeit der Internationalen Organisation der Guttempler (I.O.G.T.). Einen ausführlichen Bericht lesen Sie im Programmheft des Landesverbandes Baden-Württemberg, der bei mir angefordert werden kann. Heinz Banzhaf Landesvorsitzender [email protected] Ausgabe 3/2008 GUTTEMPLER-DIALOG Seite 17 Für Sie gelesen / Gut zu wissen Lebensbrüche Termine für Jahresplaner: Wir wissen alle, dass „die Suchtkrankenhilfe kein Feld ist, das sich im medialen Rummel entsprechend vermarkten lässt“. „Ganz starke Frauen“ haben mit dem Ehrenamtlichen Dienst für Suchtkranke der Stadt Frankfurt das Buch „Lebensbrüche“ herausgegeben. „Brüche können ausheilen, Brüche können Narben hinterlassen, Brüche können aber auch zum Tod führen“. Es geht um die Arbeit mit Vergessenen, Verelendeten, Alleingelassenen und Verzweifelten, derer sich die Frauen annehmen. „Die Geschichten provozieren beim Leser eine verwirrende Nachdenklichkeit . . . Der Mensch hinter der desolaten Fassade wird oft nicht mehr wahrgenommen, wenn er sich in öffentliche Hand begeben muss, weil ein Regeln der eigenen Verhältnisse durch die Alkoholsucht unmöglich geworden ist.“ Ihre Arbeit beschreiben die vier Autorinnen, übrigens allesamt Guttemplerinnen so: „Den Betroffenen zur Seite stehen zu können, gibt uns Kraft und Zuversicht. Wir sehen uns als Bindeglied in der Sozialkette, schließen die Brücke zwischen Hilfesuchenden und Ämtern, und arbeiten gerne mit beiden Seiten zusammen. Was wir nicht alleine schaffen, schaffen wir gemeinsam.“ Seit etwa 25 Jahren arbeiten die beiden Sozialpflegerinnen Irmgard Meller und Hella Duffield im ehrenamtlichen Dienst für Suchtkranke der Stadt Frankfurt. Sozialplegerin Gisela Scheffler ist beim Guttemplerverein Frankfurt e.V. als Hausmeisterin beschäftigt. Sozialbezirksvorsteherin Maria Koschate ist seit 1978 für den ehrenamtlichen Dienst tätig. Hauptberuflich war sie von 1971 bis 1998 Geschäftsführerin der Hessischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren. 10. bis 12.11.2008: DHS-Fachkonferenz Sucht in Bielefeld 21. bis 24.05.2009 4. Guttemplertag in Troisdorf 13. bis 21.06.2009 Aktionswoche Alkohol 13. bis 17.05.2010 117. Bundesverbandstag der Guttempler in Deutschland Das Buch „Lebensbrüche“ (Zwölf Geschichten auf 84 Seiten, erschienen im Selbstverlag) kann für 8 Euro (plus Versandkosten) bei Maria Koschate, Carl-von-Weinberg-Str. 2, 60320 Frankfurt am Main, Tel. 069 566388, Fax 069 56020419 oder im Internet www.maria-koschate.de (E-Mail [email protected]) bestellt werden. Selbstverständlich werden alle Veranstaltungen früh genug hier angekündigt. „B.I.M.M.“ ist ein Landesverbandsmagazin B.I.M.M. steht für Berichte – Informationen – Mitteilungen – Meinungen und erscheint halbjährlich im Frühjahr und im Herbst im Landesverband SchleswigHolstein und wird von Martina und Uwe Köhn hergestellt. Das Magazin enthält neben vielen Veranstaltungs- und Seminarberichten einen ausführlichen Bericht über den Erfolg des Suchtgefährdeten-Nottelefons von Hans Hübner und Kurt Langebeck. Der Vortrag „Ehrenamt – Allgemein und besonders in der Suchthilfe (Was macht es aus, was zeichnet es aus, was bedeutet es für mich?)“ von Johann Weingärtner ist ebenfalls in der Frühjahrsausgabe abgedruckt. Hans Günter Schmidt schreibt über den Guttempler Karl Spethmann, dessen Geburtstag sich 2007 zum 100. Male jährte. Wer sich für diese Zeitung im neuen Outfit interessiert, kann mit dem Landesverband www.guttempler-sh.de Kontakt aufnehmen. Ge.So.Suh aktuell Ab April erscheint – zunächst in einer Testphase – zweimal jährlich ein Informationsblatt „Ge.So.Suh aktuell“ vom Bundesvorstand Gesundheit, Soziales, Suchthilfe. Wer Interesse an diesem Informationsblatt hat, das in „Word“ verschickt wird, sollte eine E-Mail an Gisbert Ulmer senden. Hier ein Auszug aus der Ausgabe Nr. 1 April: Das längst überholte Kürzel „SGH“ = Suchtgefährdetenhilfe soll aus unserem Sprachgebrauch verbannt werden. Wir hatten es schon immer vorwiegend mit Suchtkranken zu tun, durften aber aus rechtlichen Gründen mangels Ausbildung keine Suchtkrankenhilfe anbieten. Heute wird in der ehrenamtlichen und in der professionellen Arbeit einheitlich von Suchthilfe gesprochen. Zugleich bitte ich eindringlich um Anregungen, welche über die Suchthilfe hinausgehenden Themen wir in den beiden anderen zum Sachgebiet gehörenden Aufgabenfelder, Gesundheit und Soziales aufgreifen sollen und können. Ich freue mich auf Ihre Vorschläge. Dr. Gisbert Ulmer, Bielefeld Bundesvorstand Gesundheit, Soziales, Suchthilfe [email protected] Meinungen sind die Sache von Individuen, deshalb verlangen die Medien für jede Meinungsäußerung eine konkrete Quelle, die sie zitieren können. Am leichtesten akzeptieren sie Texte, die schon so formuliert sind, wie sie in der Zeitung stehen könnten. Seite 18 GUTTEMPLER-DIALOG Ausgabe 3/2008 Jubiläen Jubiläen: Name, Vorname Gemeinschaft Datum Burg Eickel Humanitas Humanitas Westfalia Friedrich Melchert Kreativ 2000 Wahrheitsucher Alternativ Alternativ Eilbek Neuer Weg Allergarten Kompaß City Bremer Schlüssel Medemufer Gesundbrunnen Gesundbrunnen Junge Generation Celle Auetal Ostalb Bolongaro Bolongaro Neu Isenburg Main-Taunus Humanitas Immer Bereit Westfalia Lichtblick 04.11.2007 14.12.2007 14.12.2007 20.01.2008 06.04.2008 06.04.2008 12.04.2008 25.04.2008 25.04.2008 05.05.2008 10.05.2008 17.05.2008 25.05.2008 31.05.2008 01.06.2008 03.06.2008 03.06.2008 03.06.2008 06.06.2008 07.06.2008 07.06.2008 09.06.2008 09.06.2008 09.06.2008 09.06.2008 09.06.2008 14.06.2008 15.06.2008 23.06.2008 25.06.2008 Berolina Westfalia 08.01.2008 27.04.2008 Rheinfels Leverkusen Hansa Rheinfels Weggefährten 03.04.2008 10.04.2008 18.04.2008 24.04.2008 25.04.2008 Hessen Hamburg 03.05.2008 25.05.2008 Bremen 13.02.2008 Bremen NRW 03.04.2008 06.04.2008 25 Jahre Margot Mosel Marlene Kischel Werner Kischel Rita Wegner Edmund Weigt Bernd Jischke Gisela Gurgel Petra Kowol Jürgen Kowol Erika Burmester Inge Hallenberger Thomas Warnecke Ingrid Fitzgerald Helga Mandler Margot Behrens Heidrun Seiler Ursula Knecht Heinz Knecht Walter Lindel Werner Dierking Elisabeth Meyer Gisela Mack Gerda Fladung Horst Fladung Ingrid Köker Else Bauer Wilfried Wipperfürth Gerhard Johansson Wilma Westhoven Eleonore Liebisch 50 Jahre Heinz Wenzel Friedhelm Thiel 60 Jahre Helga in derStrodt Klaus-Dieter Bischof Prof. Rüdiger Nicoluvius Peter Sander Lieselotte Neukamm Gemeinschaftsjubiläen 25 Jahre Reinhard Strecker Kompaß 30 Jahre Bremer Kogge 40 Jahre Arbergen Leverkusen Ausgabe 3/2008 GUTTEMPLER-DIALOG Seite 19 Vor 40 Jahren Sucht wird als Krankheit anerkannt 18. Juni 1968 Ein neues Zeitalter der deutschen Suchtkrankenhilfe beginnt Kein Urteil hat die deutsche Suchtkrankenhilfe und letztlich die gesellschaftliche Einstellung zum Suchtkranken so stark verändert wie das vom 18. Juni 1968, als das Bundessozialgericht (BSG) in höchstrichterlicher Rechtsprechung entschied, dass Sucht eine Krankheit im Sinne des Sozialversicherungsrechts sei. Dadurch wurden die gesetzliche Kranken- und die Rentenversicherung gezwungen, künftig die Behandlungskosten bei Suchterkrankung zu übernehmen. Bis dahin wurde z.B. die Rehabilitation Suchtkranker vorwiegend über die Fürsorge und ab 1962 über das Bundessozialhilfegesetz § 39 und 40: „Eingliederungshilfe für Behinderte“ finanziert, wenn der Betreffende nicht selbst die Kosten tragen konnte. Da Krankheit als regelwidriger Körper- oder Geisteszustand angesehen wird, der – im Rahmen der KrankenGute Titelzeilen kennzeichnen den Absender als jemanden, der sich im Metier auskennt: z Sie verdichten eine Kernnachricht auf wenige Wörter z Sie verzichten häufig auf Hilfsverben und Artikel z Sie stehen meist im Präsens und vermitteln damit Nähe z Sie animieren zum Lesen des Textes. versicherung – Behandlungsbedürftigkeit bzw. Arbeitsunfähigkeit bedingt, mussten entscheidende Kennzeichen benannt werden, ab wann der Konsum von Alkohol Krankheitscharakter aufweist. Die Richter machten dies an zwei Kriterien fest: am Kontrollverlust (dem Nichtmehr-aufhören-können) und der Unfähigkeit zur Abstinenz. Damit waren die unterschiedlichen Formen des Alkoholismus erfasst. Erstaunlich ist es, dass es noch zehn Jahre dauerte, bis das Urteil des Bundessozialgerichtes „Alkoholismus ist eine Erkrankung, die der Behandlung des Arztes bedarf“ durch die Sozialversicherungsträger in eine Empfehlungsvereinbarung „Suchtvereinbarung vom 20.11.1978“ umgesetzt wurde. Die Krankenversicherung übernimmt seitdem die Kosten der körperlichen und seelischen Erkrankung, die Rentenversicherung ist in der Regel für die Entwöhnungsbehandlung, die Rehabilitation, zuständig. Was veränderte sich durch das BSG-Urteil? Die in den 1960er und 1970er Jahren zunehmende Zahl von Suchtkranken fand nun stärker professionelle Hilfe in der zunehmenden Zahl von Einrichtungen. Statt der Sozialarbeiter und Diakone übernahmen nun Ärzte die Leitung der Heilstätten, die sich fortan Fachkliniken nannten. Die Ärzteschaft – sie war im Suchtbereich nie ein Vorreiter – hatte sich bis dahin lediglich für die Folgeerkrankungen zuständig gefühlt, aber nicht für die Grunderkrankung – die Sucht. In den Lehrplänen der Universitäten war Sucht kein Thema oder wurde nur als Randproblem der Medizin gesehen, obwohl Alkoholismus seit der Jahrhundertwende zu den Volkskrankheiten zählt. Auch die Privatwirtschaft entdeckte nun die Therapie Suchtkranker als Behandlungsbereich und lukrative Investitionsmöglichkeit und ergänzte die bisherige ausschließliche Trägerschaft des Diakonischen Werks, des Caritasverbandes und der Behörden. Statt der bisherigen Einrichtungen für 30-45 Personen baute die Privatwirtschaft „Bettenburgen“ auf der grünen Wiese ohne Anbindung an Suchtberatungsstellen, Abstinenzund Selbsthilfegruppen und hatte damit trotzdem Erfolg. Auch die deutsche Wissenschaft wendete sich allmählich diesem Bereich zu, nachdem sie dieses Feld bis dahin den Amerikanern überlassen hatte, obwohl die Alkoholforschung im deutschsprachigen Gebiet vor und nach dem 1. Weltkrieg führend in der ganzen Welt gewesen war (z. B. durch Gustav von Bunge, August Forel, Emil Kraepelin). Mahlertshof und Mackenzell Auch die Guttempler profitierten vom „Heilstätten-Boom“. Das 1965 gegründete Guttempler-Hilfswerk als Träger von noch zu schaffenden Facheinrichtungen war bis 1968 aufgrund der Zurückhaltung der Länder nicht recht vorangekommen. Das änderte sich nach diesem Urteil. Als in der ersten Hälfte des Jahres 1969 das Ferien- und Erholungsheim Mahlertshof in Burghaun bei Fulda zum Verkauf anstand und als geeignetes Objekt angesehen wurde, siDas Interesse der Öffentlichkeit an einer Neuigkeit wird durch mehrere Faktoren bestimmt, die einzeln für eine Nachricht genügen, jedoch häufig zusammentreffen. Ist die Neuigkeit interessant, z weil sie viele Menschen angeht? z weil sie in räumlicher oder sozialer Nähe zum Leser angesiedelt ist? z weil sie über einen Konflikt berichtet? z weil sie provoziert? z weil sie Emotionen wachruft? z weil sie über Prominenz berichtet? z weil sie Spaß macht und unterhält? Seite 20 GUTTEMPLER-DIALOG Ausgabe 3/2008 man mit anstieß, ohne Anstoß zu erregen. Geriet der Betreffende beim Alkoholkonsum außer Kontrolle, so wurde er von der Gesellschaft fallen gelassen und als Säufer, Trunkenbold, als minderwertiger, haltloser, willensschwacher oder sündiger Mensch betrachtet - eine selbstverschuldete Lebenssituation in der Auffassung der Gesellschaft. Diesem Laster-Prinzip setzten die Guttempler seit ihrer Gründung im Jahre 1851 das Krankheitsprinzip gegenüber und setzten sich in Wort und Schrift für den Krankheitsbegriff ein. „Eine weitverbreitete Krankheit“ nannte Georg Asmussen seine 1900 erschienene Schrift, die bis 1935 immer wieder Neuauflagen erlebte, in der er sich mit der „Trunksucht“ auseinandersetzte und hier bereits den Begriff Alkoholkrankheit verwendete. Auch andere Guttempler-Autoren setzten sich in ihren Romanen mit der Sucht und ihrem Krankheitscharakter auseinander. „Die unsichtbare Wunde“ benannte Dr. Bernhard Trittelvitz (1879-1969), Arzt und renommierter niederdeutscher Schriftsteller, seinen 1941 erschienenen Alkoholiker-Roman. Karl Günther (1894-1963), von 1951-1962 verantwortlich für die Suchtgefährdetenhilfe der deutschen Guttempler, betitelte seine 1959 veröffentlichte 80 Seiten umfassende Broschüre über Hilfsmöglichkeiten mit „Die unheimliche Gewalt“. Durch die zunehmende Zahl von Suchtkranken, zu denen u.a. auch Politiker, Personen des Showgeschäfts, Fußballtrainer, Kollegen am Arbeitsplatz, Familienangehörige gehörten, und durch die professioneller werdende Hilfe veränderte sich auch die gesellschaftliche Einstellung. Die Medien griffen, zum Teil sensationslüstern, zum Teil auch sehr sachlich, dieses Thema auf und berichteten über Entstehung der Krankheit und Hilfsmöglichkeiten. Vor 40 Jahren cherte die hessische Landesregierung eine namhafte finanzielle Förderung zu, so dass der Mahlertshof am 1.10.1969 angekauft werden konnte. Das BSG-Urteil hatte die Landesregierung gezwungen, dem Landeskrankenhausplan gemäß eine entsprechende Zahl von Einrichtungen zur Rehabilitation Suchtkranker bereitzuhalten. So entstanden neben dem Mahlertshof 1970 das HelmutHartenfels-Haus in Frankfurt/Main, 1973 Schloss Mackenzell und 1979 Haus Rainmühle. Auch die gesellschaftliche Einstellung änderte sich Noch in den 1960er und 1970er Jahren war die jahrzehntelange gesellschaftliche Erwartung spürbar, jeder Erwachsene habe sich am Alkoholkonsum zu beteiligen. Daher tolerierte die Gesellschaft alles, solange Das deutsche Mediensystem ist vielfältig und auf den ersten Blick schwer zu durchschauen. Aber die Mühe lohnt - denn dem Kenner bietet die Fülle des Medienangebotes die Chance, seine Arbeit genau zu lenken und seine Informationen dahin zu steuern, wo sie wahrgenommen werden. Suchtselbsthilfeverbände Sucht war nun in den Augen der Gesellschaft nicht mehr ein Problem Randständiger wie Obdachlose oder Prostituierte. Ein Umdenken setzte ein, so dass der Caritasverband mit der Aussage werben konnte „Aus ganz normalen Familien kommen ganz normale Suchtkranke“. Doch die Entwicklung (das BSG-Urteil und die Veränderung der gesellschaftlichen Einstellung) ist nicht denkbar ohne die jahrzehntelange Tätigkeit der Abstinenz- und Suchtselbsthilfeverbände wie AA, Blaues Kreuz, Guttempler und Kreuzbund. Sie gaben denen eine Stimme, die keine Stimme hatten: den Suchtkranken. Wir Guttempler können stolz sein, dass wir bereits 117 Jahre vor dem BSG-Urteil bei unserer Gründung für den Krankheitscharakter der Sucht eingetreten sind und diese Einstellung seither das Grundprinzip unserer Arbeit ist. Hans-Günter Schmidt Das Bundessozialgericht in Kassel Ordnung ist das halbe Leben - zumindest der halbe Erfolg in der Medienarbeit. Eine sauber und aktuell geführte Adressdatei erleichtert den laufenden Kontakt mit den Redaktionen und Journalisten und schafft die Voraussetzungen für jegliche Erfolgskontrolle.