Carotis-TEA mit Reinseration in die Arteria carotis externa, eine
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Carotis-TEA mit Reinseration in die Arteria carotis externa, eine
Abteilung Allgemein- und Gefäßchirurgie (Gefäßzentrum Lippstadt) Dreifaltigkeits-Hospital Lippstadt Leiter: Prof. Dr. med. Helmut Kogel Carotis-TEA mit Reinseration in die Arteria carotis externa, eine neue OP-Variante. Vergleich mit den bisherigen Standardverfahren. Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin der medizinischen Fakultät der Universität Ulm von Uwe Gabsch aus Lippstadt 2005 Amtierender Dekan: Prof. Dr. Klaus-Michael Debatin 1. Berichterstatter: Prof. Dr. H. Kogel 2. Berichterstatter: Prof. Dr. H. Hamann Tag der Promotion: 20. Oktober 2006 In Liebe meiner Frau Dorothea Gabsch gewidmet Inhaltsverzeichnis Seite I Abkürzungsverzeichnis I 1 Einleitung 1 2 Einführung in die Thematik 4 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 Anatomie der hirnversorgenden Arterien Ätiologie der cerebrovaskulären Insuffizienz Pathophysiologie der cerebrovaskulären Insuffiziens Risikofaktoren Klasssifikation von Hirnarterienstenosen Diagnostik Behandlungsmöglichkeiten Komplikationsmöglichkeiten 4 7 9 10 12 14 19 31 3 Material und Methoden 33 3.1 3.2 3.3 3.4 Einschlußkriterien Durchführung Verlaufskontrolle und Nachuntersuchung Datengewinnung und Statistik 34 35 39 39 4 Ergebnisse 44 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 Demographische Patientendaten und Risikofaktoren Geschlechtsverteilung Altersverteilung Risikofaktoren 44 45 45 47 4.2 Stenosegrad, Symptomatik und Befundeinteilung 49 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 4.2.5 4.2.6 4.2.7 4.2.8 Seitenlokalisation Stenosegrad Verteilung der übrigen Parameter Abhängigkeit Stenosegrad – neurologische Symptomatik Anzahl erkrankter hirnversorgender Gefäße Neurologisches Stadium und CT-Befund Präoperative Befunde Duplexsonographie Präoperative Befunde Angiographie 49 50 52 54 54 57 58 60 4.3 Vergleich der Untersuchungsverfahren 61 4.3.1 4.3.2 4.3.3 OP-Befund versus Angiographiebefund Angiographiebefund versus Duplexbefund OP-Befund versus Duplexbefund (Stenosegrad) 61 64 68 4.4 OP-Verfahren 69 4.4.1 Clampingzeiten 71 4.5 Postoperativer Verlauf und Outcome 74 4.5.1 4.5.2 4.5.2.1 4.5.2.2 4.5.2.3 4.5.2.4 4.5.2.5 4.5.3 4.5.4 4.5.5 4.5.6 4.5.7 Komplikationen Reinserationsmethode (Gruppe A) Komplikationen Standardmethode (Gruppe B) TIA Wundinfekt Hämatombildung, revisionspflichtige Nachblutung Nervenverletzung Apoplex und Tod Komplikationsrate gesamt Ergebnisse der Nachuntersuchungen und Duplexkontrollen Nachuntersuchungsergebnisse postoperativ Nachuntersuchungsergebnisse Langzeitverlauf Follow-Up 76 76 76 77 78 79 79 80 80 83 84 85 5 Diskussion 86 6 Zusammenfassung 102 7 Literaturverzeichnis 104 8 Danksagung 113 9 Lebenslauf 114 I. Abkürzungsverzeichnis ACAS: Asymptomatic Carotid Atherosclerosis Study ACC: Arteria Carotis Communis ACE: Arteria Carotis Externa ACI: Arteria Carotis Interna AHA: American Heart Assosiation Art.: Arterie ASS: Acetylsalicylsäure AVK: Arterielle Verschlusskrankheit CBF: Cerebraler Blutfluss CT: Computertomographie CW: Continuos Wave (Dopplersonographietechnik) D: größter Durchmesser d: kleinster Durchmesser DSA: Digitale Subtraktionsangiographie ECST: European Carotid Surgery Trial EEG: Elektroencephalogramm EVEREST EVERsion carotid Endarterectomy versus Standard Trial HIT: Heparininduzierte Thrombocytopenie I.E.: Internationale Einheiten i.v.: Intravenös KHK: Koronare Herzkrankheit I kHz: Kilo-Hertz Max: Maximum mg: Milligramm MHz: Mega-Hertz Min: Minimum min: Minute ml: Milliliter MW: Mittelwert N.: Nervus n: Anzahl NASCET: North American Symptomatic Carotid Endarterectomy Trial NMR: Nuclear Magnetic Range (Kernspin-Tomographie) NNT: Numbers Neaded to Treat (erforderliche Behandlungsanzahl) OP: Operation PRIND: Prolongiert Reversibles Ischämisches Neurologisches Defizit PTA: Percutan Transluminale Angioplastie PTFE: Polytetrafluorethylen PW: Pulsed Wave (Dopplersonographietechnik) SD: Standardabweichung TEA: Thrombendarteriektomie TIA: Transitorisch Ischämische Attacke TOF: Time Of Flight (Kernspinangiographietechnik) II 1 1. Einleitung: Die Häufigkeit von Schlaganfällen in Deutschland wird von Einhäupl mit 350.000 bis 400.000 pro Jahr angegeben. Bei einem Anteil von 80% gefäßbedingter Ereignisse (320.000) gehen ca. 60-70% auf Veränderungen der extrakraniellen, hirnversorgenden Arterien zurück, das sind absolut ca. 210.000 Ereignisse (18). Aktuelle Studien belegen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Stenose einer hirnversorgenden Arterie und der resultierenden Schlaganfallgefahr. Hamann beschreibt für asymptomatische, hochgradige Carotisstenosen über 70% ein Schlaganfallrisiko von 2-5%, für symptomatische Stenosen über 70% ein Schlaganfallrisiko von 12-30% und für Stenosen über 70% und bereits stattgehabtem Schlaganfall ein Reapoplexrisiko von 25-45 % (26)! Ähnliche Zahlen nennt auch Eckstein in einer ausführlichen Analyse verschiedener Einflussfaktoren auf das Ergebnis nach Carotisoperation mit Betrachtung der Risikoreduktion und Berechnung der Anzahl von Behandlungen die erforderlich sind, um in einem bestimmten Zeitraum einen Schlaganfall zu verhindern (Numbers neaded to treat, NNT) (17). Auch durch die bekannten und groß angelegten multizentrischen Studien NASCET (North American Symptomatic Carotid Endarterectomy Trial) und ECST (European Carotid Surgery Trial) konnte gezeigt werden, dass sich durch eine gute operative Behandlung in Kombination mit der besten medikamentösen Therapie das Schlaganfallrisiko um den Faktor 6 bis 10 senken lässt (21, 22, 24, 55). Dieser Effekt konnte auch für asymptomatische Patienten in der ACAS – Studie (Asymptomatic Carotid Arteriosklerosis Study) bei einer niedrigen Komplikationsrate der operierenden Abteilung (Apoplexrate und Mortalität unter 6 %) nachgewiesen werden (14, 17, 23, 27, 55). 1 2 Das Wirkprinzip der Operation besteht in der Beseitigung von hämodynamisch relevanten Stenosen Bluteinstromes mit sowie Wiederherstellung der Beseitigung eines von guten cerebralen Emboliequellen aus Plaqueaufbrüchen mit Bildung von Ulcerationen. Zahlreiche operative Strategien wurden entwickelt und modifiziert um das perioperative Risiko und die Komplikationsrate dieses sensiblen Eingriffes zu verbessern. Im Verschluss der wesentlichen haben sich folgende OP-Techniken durchgesetzt: • Offene Ausschälung der Carotisbifurkation sowie Arteriotomie durch Patchplastik (z.B. Dacron, Goretex, Vene) oder Direktnaht. • Eversionsendarteriektomie, Reanastomosierung mittels Direktnaht. • Kürzungsoperation mit Direktnaht. • V-Y-Plastik mit Direktnaht. • Endovasculäre Verfahren mit Dilatation der Arteria carotis interna, überwiegend mit Implantation eines Stent. Die führenden Kriterien zur Qualitätsbeurteilung der rekonstruktiven Chirurgie der hirnversorgenden Arterien sind insbesondere die Rate an neurologischen Ereignissen (passager in Form einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) oder einer Amaurosis fugax, permanent in Form eines Apoplexes) sowie die Zahl an Todesfällen. Weiterhin gilt als Qualitätsmerkmal eine niedrige lokale Komplikationsrate für postoperative Infektionen, Nachblutungen, Rezidivstenosen, Aneurysmabildungen oder Gefäßverschlussprozessen. Dabei ist der Anteil an Rezidivstenosen innerhalb des ersten Jahres postoperativ als Frühkomplikation meist als technischer oder methodischer Fehler zu werten (10, 11,12,13, 30, 38, 66). 2 3 Im folgenden sollen anhand einer prospektiven, nicht randomisierten klinischen Studie die Ergebnisse einer neuen Methode, nämlich der offenen Ausschälung der Carotisgabel mit Reinseration der Arteria carotis interna in die durch Längsinzision vorbereitete Arteria carotis externa mit den vorgenannten Standardmethoden bezüglich postoperativem Outcome und Komplikationsspektrum verglichen werden. 3 4 2. Einführung in die Thematik 2.1 Anatomie der hirnversorgenden Arterien: Aus dem Aortenbogen entspringt im Regelfall zunächst der Truncus brachiocephalicus der sich aufteilt in die Arteria subclavia dexter und die Arteria carotis communis (ACC) dexter. Als zweiter Abgang folgt die Arteria carotis communis (ACC) sinister gefolgt von der Arteria subclavia sinister. Die ACC teilt sich in variabler Höhe in der Carotisbifurkation in die Arteria carotis interna (ACI) und externa (ACE) auf. Während sich die ACE in viele Äste verzweigt, tritt die ACI geradlinig über den s-förmig geschwungenen Canalis caroticus unter Abgang der Arteria ophtalmica in die Schädelhöhle ein. Dort teilt sie sich auf in die Endäste der Arteria cerebri anterior, die sich mit einen Ramus communicans anterior zur Gegenseite verbindet, und die Arteria cerebri media, die mit einem Ramus communicans posterior zum hinteren, vertebro-basilären Stromgebiet verbunden ist. Die Versorgung des vorderen Stromgebietes erstreckt sich auf die frontalen, zentralen und temporalen Hemispherenanteile, einschließlich der Stammganglien und der Netzhaut des jeweiligen Auges. Als zweiten Zustrom finden wir das hintere, vertebro-basiläre Stromgebiet. Die Arteria vertebralis entspringt dorsal aus der Arteria subclavia und zieht ebenfalls dorsal des Ganglion stellatum zum Foramen transversarium des sechsten Halswirbelkörpers, verläuft durch die Querfortzatzlöcher der Halswirbelkörper fünf bis eins, bogenförmig um den Atlasbogen, durchbricht die Membrana atlanto-occipitalis und tritt über das Foramen occipitale magnum, ventral des Hirnstammes in die Schädelhöhle ein. Nach Abgabe von Muskelästen und Rami spinales zur Versorgung der Arteria spinalis anterior sowie der Arteria cerebelli 4 5 inferior posterior vereinigt sie sich mit der Gegenseite zur Arteria basilaris. Diese gibt neben der Arteria labyrinthi und Rami ad pontem als Hauptäste die Arteria cerbelli inferior anterior, Arteria cerebelli superior und als Endaufzweigung die Arteria cerebri posterior ab. Letztgenannte anastomosiert über die Arteria communicans posterior mit dem vorderen Stromgebiet und komplettiert den Circulus arteriosus cerebri nach Willis, der wie ein angedeutetes Fünfeck die Hypophyse und das Chiasma opticum umgibt. Durch diesen „Kreisverkehr“ ist bei kompletter Anlage des Circulus Willisii (bei 50% aller Menschen) ein wichtiger Blutflussverteiler angelegt, der bei Erkrankung eines Zustromweges für ausreichende kollaterale, cerebrale Durchblutungsverhältnisse sorgen kann (12, 29, 68, 70). Die Versorgung des hinteren Stromgebietes erstreckt sich auf den Hirnstamm, das Kleinhirn sowie auf die Hinterhauptsregion des Großhirnes, einschließlich der Sehstrahlung (30, 38, 68, 70). 5 6 Arteria Cerebri anterior Ramus communicans anterior Arteria cerebri media Arteria carotis interna Ramus communicans posterior Arteria cerebri posterior Arteria basilaris Arteria carotis externa Arteria carotis communis Arteria vertebralis Truncus brachiocephalicus Arteria subclavia Aortenbogen Abbildung 1: Die hirnversorgenden Arterien 6 7 2.2 Ätiologie der cerebrovasculären Insuffizienz: Ein apoplektischer Insult kann prinzipiell aus zwei Ursachen resultieren: a) intracerebrale Ischämie ( ca. 80% der Schlaganfälle ) bedingt durch: 1. Hirnembolie 2. hochgradige Stenosierung einer zuführenden Arterie oder der Endäste 3. Verlaufsanomalie einer zuführenden Arterie (Knickstenose) 4. Gefäßspasmus 5. Thrombose b) intracerebrale Blutung ( ca. 20% der Schlaganfälle ) bedingt durch: 1. Hypertone Rhexisblutung 2. Gefäßmißbildung (z.B. Hirnarterienaneurysma) 3. Posttraumatische Blutung 4. Marcumar-Blutung (26, 38). Eine intracerebrale Blutung entsteht wohl am häufigsten im Rahmen einer hypertensiven Krise. Die Behandlung ist eine Domäne der inneren Medizin sowie der Neurochirurgie. 7 8 Intracerebrale Ischämien durch embolischen Verschluss einer Hirnarterie trennen sich ätiologisch in die zwei Gruppen a) cardiale Emboliequelle: Hier sind besonders zu nennen intracavitäre Thromben bei Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern), Herzwandaneurysma, gekreuzte Embolie bei Beinvenenthrombose und offenem Foramen ovale sowie Klappenvitien und Klappenvegetationen (10, 12, 38). b) arterio-arterielle Emboliequelle: Ulceröse Läsionen der Aorta, der Stammarterien und besonders hochgradige Stenosen der ACI mit ulceröser Plaqueoberfläche und Auflagerungen von emboliefähigem Material sind hier der Ausgangspunkt für Embolien (41, 63, 65). Intracerebrale Ischämien durch Minderperfusion entstehen auch durch hochgradige, vorgeschaltete Stenosen mit Senkung des maximalen Blutflusses sowie Dissektionen mit ventilartigem Verschluss des Gefäßlumens nach Einriss der Intima (8). Eine Sonderstellung nehmen die Verlaufsanomalien der ACI in Form der sogenannten Knickstenosen ein. Hier unterscheiden wir den Typ I: C-förmige Knickbildung, Typ II: Schlingenbildung (Coiling), und den Typ III: Z- oder S-förmige Knickbildung. 8 9 Die teilweise stark mäanderisierenden Knickbildungen vom Typ III können je nach Kopfdrehung und Einwirkung der Halsmuskulatur für eine kurzfristige, meist einseitige Unterbrechung der Blutzufuhr sorgen und daher eher unspezifische, flüchtige und schwindelartige Missempfindungen hervorrufen. Dies tritt meist erst dann auf, wenn eine fortschreitende Arteriosklerose die Elastizität der Gefäßwand reduziert (10, 38). 30% der Perfusionsstörungen gehen zu Lasten der präcerebralen, extrakraniellen Arterien, wobei die Carotisstrombahn, insbesondere die Carotisbifurkation mit 80 % am häufigsten betroffen ist. Dort liegen nahezu alle Stenosen im Bereich bis 2 cm distal der Bifurkation. Gründe hierfür scheinen der Stromteilereffekt der Carotisgabel mit dadurch entstehenden Turbulenzen und Ablösezonen des Blutstromes zu sein (26, 38). Der Häufigkeitsgipfel der Erkrankung liegt zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen (10, 30, 38, 66). 2.3 Pathophysiologie der cerebrovaskulären Insuffizienz: Das gesunde Herz-Kreislaufsystem durchblutet das Gehirn als wichtigstes Steuerungszentrum über die 4 hirnversorgenden Arterien mit 20 % des Herzzeitvolumens. Dabei liegt der cerebrale Blutfluss (CBF) bei etwa 55ml/100gHirngewebe/min. Die Steuerung des Blutflusses ist autonom in Abhängigkeit vom Blutdruck und dem Kohlendioxidgehalt des Blutes. Diese als Bayliss-Effekt beschriebene Autoregulation hält den cerebralen Blutfluss trotz wechselnder systemischer Blutdruckwerte weitgehend konstant. Bei Vorliegen 9 10 von Stenosen der hirnversorgenden Arterien, insbesondere Auftreten von plötzlichen Verschlussprozessen mit Wegfall von Kompensationsmöglichkeiten, kann die Autoregulation an ihre Grenzen stoßen und es kommt zum langsamen oder auch drastischen Abfall des cerebralen Blutflusses. Zwischen 25 und 20 ml/100gHirngewebe/min zeigen sich erste EEGVeränderungen mit progredienten Verlangsamungen und Aktivitäts- minderungen. Sinkt der CBF unterhalb des kritischen Residualblutflusses von 17ml/100gHirngewebe/min zeigt sich im EEG eine Nulllinie. Bei einem CBF unter 12 – 15ml/100gHirngewebe/min erlöschen auch evozierte Potentiale. In Abhängigkeit von der Zeitdauer der kritischen Durchblutungsstörung führt der Sauerstoffmangel über die Penumbra zu Membranversagen und Zelltod. Die abgestorbenen Anteile des Gehirngewebes demarkieren sich als Infarktarreale. Bei rechtzeitiger Wiederherstellung der Durchblutung können sich die Gewebeanteile in der Penumbra teilweise wieder erholen und ihre Funktion wieder aufnehmen (38, 40). 2.4 Risikofaktoren: Als führende Risikofaktoren, welche das Auftreten von Arteriosklerose und Schlaganfällen begünstigen, gelten heute die Hypertonie, Nikotinabusus, Diabetes Mellitus, andere arteriosklerotische Manifestationen wie koronare Herzerkrankung und periphere arterielle Verschlusskrankheit, Adipositas, Hyperlipidämie, Hyperurikämie, Alter und Geschlecht. Der Häufigkeitsgipfel der Erkrankung liegt in der 6. und 7. Dekade wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen ( 66% Männer versus 34% Frauen in der ACAS-Studie, 54% Männer versus 46% Frauen im eigenen 10 Patientengut). Signifikante 11 geschlechtsspezifische Unterschiede im Outcome nach Carotis-OP wurden in den meisten Studien nicht beobachtet (23, 34, 54, 59). Ein wichtiger und gut zu behandelnder Risikofaktor stellt die Hypertonie dar. Das relative Schlaganfallrisiko ist bei Hypertonikern ca. drei mal höher als in der Normalbevölkerung. Das perioperative Risiko ist ebenfalls deutlich erhöht. Die Einstellung der Blutdruckwerte möglichst nah an den Normalbereich, sowohl systolisch als auch diastolisch, senkt die Inzidenz von Schlaganfällen und stellt somit einen wichtigen Faktor zur Primär- und Sekundärprävention dar (27, 30, 60). Der Nikotinabusus erhöht das Schlaganfallrisiko um ca. 50% (54). Hier greift die Primär- und Sekundärprävention durch Aufklärungsmaßnahmen und therapeutischer Unterstützung zur Erreichung des Behandlungszieles Nikotinkarenz. Die Faktoren Adipositas, Diabetes mellitus und Hyperlipidämie sind oft eng miteinander verknüpft. Auch hier sorgt die interdisziplinäre Behandlung für eine Risikosenkung (27, 30, 54). Eine begleitende koronare Herzerkrankung findet sich bei ca. 40 % der Patienten (49,7% im eigenen Patientengut). Oft ist präoperativ eine Risikoabwägung erforderlich, ob primär eine Carotis-OP, ein koronarer Revaskularisationseingriff oder selten eine Simultan-OP durchgeführt werden muss. Die Simultanoperation ist jedoch mit einer deutlich erhöhten Komplikationsrate belastet (20, 72). Die Effekte der Behandlung von Risikofaktoren auf Apoplexrisiko und Stenoseprogression, modifiziert nach Biller und Diener, zeigt die folgende Tabelle 1 (27): 11 12 Tabelle 1: Bedeutung und Einfluß der konservativen Behandlung von Risiko- faktoren der Arteriosklerose auf das Apoplexrisiko und den Stenosegrad von Carotisstenosen Risikofaktor Bedeutung Therapie Effekt auf Apoplexrisiko Effekt auf Stenosegrad Hypertonie hoch Medikamente Salzrestriktion - 20% Progressions reduktion Rauchen mittel Nikotinkarenz -10% unklar Hyperlipidämie mittel Diät, Statine -5% ProgressionsReduktion Diabetes Mellitus mittel Diät, Insulin Medikamente -5% unklar Adipositas unklar Reduktion unklar unklar 2.5 Klassifikation von Hirnarterienstenosen: Eine diagnostizierte hochgradige Stenose einer hirnversorgenden Arterie ohne anamnestischen oder klinischen Nachweis einer Halbseitensymptomatik oder occulären Symptomatik bildet das Stadium I. Im Stadium II finden wir flüchtige neurologische Symptome mit vollständiger Rückbildung innerhalb von 24 Stunden, definiert als transitorisch ischämische Attacke (TIA) oder eine Amaurosis fugax (flüchtige einseitige occuläre Erblindung, häufig rezidivierend, mit einer Zeitdauer von wenigen Minuten). 12 13 Das Stadium III ist gekennzeichnet durch ein partiell reversibles Ereignis (Stadium III a, PRIND) oder durch eine zunehmende neurologische Symptomatik (Stadium III b, progressive stroke). Der vollständige Schlaganfall (complete stroke) mit bleibenden und oft schweren Defektzuständen bildet das Stadium IV ( über die vierte Woche hinaus ) (30, 38, 66). Auf Grund der oben genannten Versorgungsbezirke der einzelnen Endarterien lassen sich bereits aus der vorliegenden Symptomatik oft präzise Rückschlüsse auf die zugehörige Gefäßprovinz ziehen. Wir unterscheiden daher prinzipiell eine Hemispherensymptomatik, bezogen auf die jeweilige versorgende ACI aus dem vorderen Stromgebiet, von einer vertebro-basilären Symptomatik bezogen auf das hintere Stromgebiet. Tabelle 2: Zuordnung neurologischer Symptome zum Versorgungsgebiet der betroffenen hirnversorgenden Arterien: Hemispherensymptomatik vertebro-basiläre Symptomatik Hemiparese Schwindel Amaurosis fugax homonyme Hemianopsie Hemiparästhesie wechselnde Sehstörungen Aphasie Bewustseinsstörungen Drop attacks verwaschene Sprache 13 14 Weitere differentialdiagnostische Abklärung ist zu zahlreichen cerebralen, nicht durchblutungsbedingten Symptomen erforderlich. Genannt seien hier die • Migräne mit Aura, • fokale epileptische Anfälle, • periphere Nervenläsionen ( Mononeuritis, Radikulopathie ), • labyrinthäre Läsionen (Morbus Meniere, gutartiger paroxysmaler Lagerungsschwindel, Neuritis Nervi vestibularis ), • Subarachnoidalblutung ( Vasospasmen ), • Angiome ( Steal-Effekte ), • intrazerebrale Blutungen / chronisch subdurales Hämatom, • Hirntumore, • Multiple Sklerose, • metabolische Entgleisungen (Hypoglykämie, Hypocalcämie, Hyponatriämie ) sowie • psychische Erkrankungen ( Hyperventilationssyndrom, Panikattacken ) (8, 27, 30, 60). 2.6 Diagnostik: 2.6.1 Ultraschall: Ultraschallverfahren sind zur Screeninguntersuchung der ersten Wahl geworden. Verwendung finden die bidirektionale CW-Dopplersonographie, Duplexsonographie und die transcranielle PW-Dopplersonographie. 14 15 Die CW-Doppleruntersuchung liefert Informationen über die Blutflussgeschwindigkeit und Blutflussrichtung. Somit sind Aussagen möglich über das Vorliegen von hämodynamisch relevanten Stenosen über 50% Lumeneinengung sowie über Vorhandensein von Knickbildungen nebst Strömungsumkehr in den Vertebralarterien oder in der Arteria supratrochlearis bei Verschlussprozessen mit Einspringen der extra – intracraniellen Kollateralen (68). Mit der farbcodierten Duplexsonographie gewinnt man zusätzlich Erkenntnisse über die Morphologie, Ausdehnung, Oberflächenbeschaffenheit und Binnenstruktur von stenosierenden arteriosklerotischen Plaques. Auch Pseudo- occlusionen, Aneurysmabildungen sowie Schlingen- und Knickbildungen können gut erkannt werden. Ferner kommen nebenbefundlich Verlagerungen der ACC durch Strumabildung, Lymphknotenvergrösserungen, Halscysten und Aufweitung der Carotisgabel nebst nachweisbarer Raumforderung bei Glomustumoren zur Darstellung (7, 34, 57, 64, 68, 70, 71). Fehlermöglichkeiten bei der Stenosegradbestimmung kommen vor bei nahezu binnenechofreien Thrombenauflagerungen ( Stenose wird unterschätzt ) und bei sogenannter harter Plaquestruktur mit kompletter, zirkulärer Schallauslöschung durch Gefäßwandverkalkung (41). Zur Einschätzung des Stenosegrades werden mehrere Parameter herangezogen. Dadurch kann der erfahrene Untersucher mit 95% Wahrscheinlichkeit mit dem Ergebnis der Angiographie übereinstimmen (7, 26). Nachfolgend eine tabellarische Zusammenfassung der Entscheidungskriterien zur Bestimmung des Stenosegrades in Anlehnung an Widder (26, 69): 15 16 Tabelle 3: Entscheidungskriterien zur Bestimmung des Stenosegrades bei Anwendung von Doppler- und Duplexsonographie der hirnversorgenden Arterien Stenosegrad <50 % 60% 70% 80% 90% 95% 100% Direktionale Dopplersonographie Arteria supratrochlearis - - - + ++ ++ ++ CW-4-MHz, systolische Frequenz- <4 shift in kHz 4 7 10 >10 Duplexsonographie, Plaque- und Stenosemorphologie ++ + + + + + + Poststenotische Veränderungen ACI - - + + ++ ++ 0 Prästenotische Veränderungen ACC - - - + ++ ++ ++ variabel 0 CW-4-MHz: Bidirektionale Doppleruntersuchung mit 4 Megahertz-Sonde, kHz: Kilo-Hertz, ACI: Arteria Carotis Interna, ACC: Arteria Carotis Communis, - : keine Veränderung + : Nachweis einer stenosebedingten Veränderung, ++ : ausgeprägter Nachweis einer stenosebedingten Veränderung, 0 : kein Flussnachweis, Gefäß nicht darstellbar Ergänzend dazu liefert die transkranielle PW-Dopplersonographie Informationen über den intracraniellen Blutfluss, hämodynamische Konsequenz von vorgeschalteten Stenosen (durch Asymmetrie des Flusses in beiden Arteriae cerebri mediae ), sowie Kollateralisierung über den Circulus arteriosus Willisii. Zum Nachweis für unter Ruhebedingungen unerkannte Veränderungen kann die cerebrovaskuläre Reservekapazität durch einen Hyperkapnietest mit definierter Anhebung des Kohlendioxidgehaltes im Blut oder einem Azetazolamidtest bestimmt werden. Als Suchtest eignet sich hier auch der Atemanhaltetest bei kooperativen Patienten (26, 70). 16 17 2.6.2 intraarterielle digitale Sutraktionsangiographie ( DSA ): Die cranielle Angiographie in DSA-Technik ist ungebrochen der Goldstandard in der Beschreibung und Graduierung von Veränderungen der hirnversorgenden Arterien. Bei der Untersuchung werden Serienangiographieen aller 4 hirnversorgenden Arterien in unterschiedlichen Ebenen als Übersichtsangiographie oder als selektive Darstellung zur Feinanalyse angefertigt. Der Stenosegrad kann leicht am Angiographiebildschirm computerunterstützt berechnet werden. Hier sind zwei Methoden gebräuchlich. Die NASCET – Methode berechnet den Stenosegrad aus dem Durchmesser der poststenotischen, normal weiten ACI ( D ) in Bezug zum kleinsten Durchmesser in der Stenose ( d ). Die ECST – Methode berechnet den Stenosegrad aus dem größten Durchmesser des Gefäßlumens auf Höhe der Stenose ( D ) in Bezug zum kleinsten Durchmesser in der Stenose ( d ). Die Berechnungsformel lautet: Stenosegrad % = (D-d) / 100 D Während die ECST-Methode den lokalen Stenosegrad ermittelt, bestimmt die NASCET – Methode den relativen Stenosegrad zur nachgeschalteten Strombahn. Letztere Methode ist daher wesentlich häufiger gebräuchlich und wurde auch im eigenen Patientengut zur Stenoseberechnung verwendet (21, 22, 24). Als invasives Verfahren ist die DSA mit einem Eingriffsrisiko behaftet welches zwischen 2 – 4% für alle Komplikationen angegeben wird. Darunter fallen lokale Komplikationen wie Hämatombildungen und arterio-venöse Fisteln an 17 18 der Punktionsstelle sowie zwischen 0,1–0,6% neurologische Komplikationen, insbesondere nach selektiven Katheterisierungen einzelner hirnversorgender Arterien. Des weiteren ist neben der Strahlenbelastung die Gabe von einem ionischen Kontrastmittel erforderlich mit dem Risiko der allergischen Reaktion, einer hyperthyreoten Krise sowie von Nierenversagen (26, 30, 38). 2.6.3 CT – und NMR – Angiographie: Als moderne Alternativen etablieren sich die CT-Angiographie und die NMR Angiographie. Bei diesen Verfahren werden aus den errechneten Datensätzen durch entsprechende Software dreidimensionale Rekonstruktionen der Gefäßverläufe errechnet und dargestellt. Dabei kommt die NMR-Angiographie ohne Strahlenbelastung und ohne ionische Kontrastmittel aus. Die gelieferten Bilddokumente können auf Grund der dreidimensionalen Rekonstruktion aus schichtweise gewonnen Daten Fehler enthalten. Diese können vermutlich durch Weiterentwicklung der vorhandenen Technik minimiert werden (dreidimensionale time of flight NMR-Angiographie TOF) (4, 14, 29). Gut beurteilen lässt sich mit der NMR-Angiographie das Vorliegen von Dissektionen sowie die Kollateralversorgung über den Circulus Willisii (8, 29). Sollten diskrepante Befunde zwischen Ultraschalluntersuchung und NMRAngiographie oder CT-Angiographie bestehen, sollte mit der Goldstandardmethode DSA die definitive Klärung herbeigeführt werden (4, 14, 26, 30, 38, 44). 18 19 2.6.4Klinische Untersuchung: Die klinisch Untersuchung besteht aus der Tastuntersuchung der Pulsqualitäten am Hals und an beiden Armen, der Auskultation der Halsschlagadern sowie der Blutdruckmessung an beiden Armen. Eine Blutdruckdifferenz zwischen rechtem und linkem Arm deutet auf Verschlussprozesse des Truncus brachiocephalicus, des Aortenbogens oder der Arteria subclavia sinister hin. Hochgradige Stenosen verursachen häufig auskultierbare systolische Strömungsgeräusche (26). Bei tastbarer Raumforderung hilft das Zeichen nach Fontain (gute Verschieblichkeit saggital, fehlende Verschieblichkeit cranio-caudal) sowie das Pulsationszeichen nach Kocher nebst dem bimanuellen Tastbefund von extern und oral einen Glomustumor von anderen Raumforderungen (Lymphknoten, Halscysten) zu unterscheiden (35). 2.7 Behandlungsmöglichkeiten: Die Therapie der Carotisstenose findet in einem interdisziplinären Umfeld statt. Beteiligt sind neben den Hausärzten im konservativen Bereich Angiologen, Kardiologen, Diabetologen, Neurologen und Internisten. Diese kooperieren mit den operativ tätigen Gefäßchirurgen, Kardiochirurgen, interventionell tätigen Neuroradiologen sowie Neurochirurgen. 2.7.1 Konservative Behandlung: Als Basismaßnahme gilt die Aufklärung der Bevölkerung und besonders der Patienten über die Bedeutung der vermeidbaren Risikofaktoren. Dadurch kann 19 20 im Sinne einer Primär- und Sekundärprävention die Entstehung oder die Progression der Grundkrankheit Artheriosklerose günstig beeinflusst werden (27). Zur medikamentösen Behandlung kommen Thrombocytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure (ASS) oder Ticlopidin zur Anwendung. Die Gabe von ASS soll die Bildung von Thromben besonders im Bereich ulceröser Arterioskleroseplaques sowie im Bereich von Turbulenz- und Ablösezonen verringern und somit die Schlaganfallrate senken. Dieser Effekt ist für asymptomatisch Stenosen noch nicht eindeutig geklärt. Wegen synergistischer Effekte an anderen Lokalisationen (periphere AVK, KHK) wird die Gabe dennoch empfohlen. Symptomatische Patienten mit und ohne OP-Indikation sollten generell mit einem Thrombocytenaggregationshemmer behandelt werden (27, 30, 38, 55). Eine Antikoagulation ist mit Heparin im Akutfall oder zur Vermeidung eines Carotisverschlusses bei subtotaler Stenose bevorzugt kontinuierlich intravenös PTT-gesteuert einzuleiten. So kann ein notwendiger Zeitraum bis zur Durchführung des operativen Eingriffes gut überbrückt werden. Eine Dauerantikoagulation z.B. mit Phenprocoumon als Ersatz für eine operative Sanierung einer Carotisstenose ist nicht indiziert (18, 27, 30, 38). Lediglich bei Hochrisikopatienten mit stark erhöhtem OP-Risiko und kurzer Lebenserwartung lässt sich ausnahmsweise eine rein konservative Behandlung rechtfertigen (19). 2.7.2 Operative Behandlung, Indikationsstellung: Die Indikationsstellung zur Carotisoperation wird durch die großen multizentrischen Studien NASCET, ECST und ACAS überprüft. Für die Operation asymptomatischer Patienten wird eine strenge Selektion risikoreicher Stenoseformen sowie eine nachgewiesene niedrige Komplikationsrate der 20 21 operierenden Fachabteilung (Letalität und Apoplexrate unter 3%) gefordert (21, 22, 23, 24). Folgende Kriterien gehen mit einer erhöhten Schlaganfallgefahr einher: Stenosegrad ( je höher desto risikoreicher ) Stenoseprogression ( je rascher die Progression desto risikoreicher ) Ulzerierte Plaque ( oft reichlich emboliefähiges Material intraluminal ) Echoarme Plaque Frische Thrombenauflagerungen Dissektion Kurz zurückliegende Symptomatik Eingeschränkte cerebrovaskuläre Reservekapazität Schlechter Kollateralflow ( transkranieller Doppler ) Dem gegenüber steht ein erhöhtes lokales und / oder allgemeines OP- und Schlaganfallrisiko: Tandemstenosen Hochliegende Carotisbifurkation Weit nach cranial reichende Stenose Schwere cardiale / allgemeine Grunderkrankung Große Infarktdemarkierungen im craniellen Computertomogramm (8, 12, 17, 27, 30, 38, 49). Die korrekte Indikationsstellung ist somit eine verantwortungsvolle Aufgabe für den Gefäßchirurgen und setzt immer eine individuelle Risikoabwägung unter Zuhilfenahme der vorgenannten diagnostischen Verfahren voraus. Gemäß der 21 22 Studienaussagen ergibt sich die in Tabelle 4 folgende Therapieindikation für Carotisstenosen (12, 15, 17, 19, 21, 22, 23, 24, 27, 36, 55): Tabelle 4: Operationsindikation von Carotisstenosen in Abhängigkeit vom Stenosegrad und der Komplikationsrate der operierenden Abteilung Akzeptable Apoplexrate/ Letalität Symptomatische Stenosen 70-99% Stenose Amaurosis fugax, TIA 50-69% Stenose Amaurosis fugax, TIA <6% <6% Asymptomatische Stenosen 60-99% Stenose <3% 60-99% Stenose Kontralateraler Verschluss / Stenose über 75% <3% TIA: Transitorisch Ischämische Attacke 2.7.3 Operative Behandlungsverfahren: Als führende Verfahren haben sich die offene Ausschälung der Carotisbifurkation mit Verschluss durch Patch (Dacron, PTFE, Vene) oder Direktnaht, die Eversionsendarteriektomie, die Kürzungsoperation, die V-YPlastik und die interventionellen endovasculären Techniken etabliert. Für alle offenen chirurgischen Verfahren hat sich eine Hautinzision am Vorderrand des Muskulus sternocleidomastoideus mit anschließender Präparation der Carotisgabel ohne mechanische Alteration zur Verhütung embolischer Ereignisse etabliert (No-touch-isolation-Technik nach Imparato). Besonderes Augenmerk widmet der Operateur der Schonung des Nervus hypoglossus und des Nervus vagus. Ferner erfolgt möglichst sanfter Hakenzug 22 23 im Bereich des Kieferwinkels um nicht eine Mundastschwäche des Nervus facialis zu verursachen. - Offene Thrombendarteriektomie der Carotisbifurkation (TEA): Nach Ausklemmen der Carotisbifurkation erfolgt eine Längsarteriotomie von der ACC bis in die ACI über das craniale Plaqueende hinaus. Die stenosierenden Plaques werden offen ausgeschält. Diese offene Phase kann mit oder ohne intraluminalem Shunt zur Verkürzung der Ausklemmzeit durchgeführt werden (10, 11, 25, 27, 30, 38, 66). Bei Bulbusektasie bietet sich ein Gefäßverschluss mittels Direktnaht an. Bei normalem bis engem Gefäßkaliber ist eine Patchplastik zur Vermeidung einer nahtbedingten Stenose erforderlich. Als Patchmaterial verwenden wir üblicherweise Dacron, Alternativen sind PTFE (Gore-Tex) oder autologe Venenstreifen. Letztere sind wegen der Neigung zur aneurysmatischen Dilatation nach einigen Jahren weitgehend verlassen worden. Ein weiterer Nachteil des Venenpatches stellt die Eröffnung eines weiteren OPGebietes sowie der Verbrauch einer autologen Vene (Vena saphena magna), die als Transplantatgefäß an anderer Lokalisation noch erforderlich sein kann, dar (10, 11, 12, 28, 30, 32, 33, 38, 53, 66). 23 24 Abbildung 2: ACI ACI ACE ACE Stenosierender Plaque Patch ACC ACC Patchplastik ACI: Arteria Carotis Interna, ACE: Arteria Carotis Externa, ACC: Arteria Carotis Communis, Bei unserem Patientengut erfolgten 139 Eingriffe (70,6 %) in dieser Technik unter Verwendung eines intraluminalen Shunts sowie Verschluss der Arteriotomie mit Dacronpatch. Bei 2 Eingriffen (1 %) erfolgte eine Direktnaht - Eversions-TEA: Nach Ausklemmen der Carotisgabel wird die ACI in der Bifurkation beginnend schräg nach caudal abgesetzt und „ wie ein Hemdsärmel auf Links gekrempelt“. Dabei lassen sich kurzstreckige, stenosierende Plaques leicht ablösen und entfernen. Nach erfolgter TEA wird die ACI an der Originalstelle durch eine Direktnaht reinseriert. Problematisch wird dieses Verfahren, wenn sehr langstreckige Plaques vorliegen und ein stufenfreies Auslaufen des Intimazylinders nicht direkt beurteilt werden kann. Die damit verbundene Dissektions- und Embolisationsgefahr muss durch 24 25 entsprechende Kontrolluntersuchungen (Angioskopie / Angiographie intraoperativ) erkannt und unmittelbar beseitigt werden. Weitere Nachteile ergeben sich durch eine problematische Shunteinlage, bei hypoplastischer Carotisbifurkation und bei Problemsituationen wie Rezidiveingriff, Dissektion, Aneurysma sowie einem extremen Coiling mit nicht streckbaren Wandverhältnissen wie bei der fibromuskulären Dysplasie. Die Vorteile bestehen in einer weitgehend anatomischen Rekonstruktion der Carotisgabel und der Nahtrekonstruktion ohne Verwendung von Patchmaterialien. Dies ist vermutlich die Ursache dafür, dass in einigen Studien die Rezidivstenoserate bei der Eversions-TEA niedriger festgestellt wurde als bei der offenen Ausschälung mit Patchmaterial. Die meisten Studien zeigen jedoch keinen signifikanten Vorteil (6, 10, 11, 12, 30, 31, 38, 51). ACI ACI ACI ACE ACE ACE Eversion stenosierender Plaque Naht ACC ACC ACC Abbildung 3: Eversions- TEA ACI: Arteria Carotis Interna, ACE: Arteria Carotis Externa, ACC: Arteria Carotis Communis, Bei unserem Patientengut fand kein Eingriff nach dieser Methode statt. 25 26 - V-Y-Plastik: Zeigt die ACE einen guten Durchmesser sowie einen zur ACI eng benachbarten und parallelen Verlauf, kann die offene Ausschälung in Form einer V-Y-Plastik ausgeführt werden. Die Längsarteriotomie erfolgt dabei von der ACC Y-förmig in die ACI und ACE. Nach Entfernung des Plaquematerials und Exzision des Bifurkationsspornes erfolgt die Rekonstruktion beginnend mit einer transluminalen Hinterwandnaht die zur Vorderwand fortlaufend geschlossen wird: die Y-förmige Inzision wird V-förmig verschlossen. Dadurch resultiert eine Verlagerung der Bifurkation nach distal bei autologer Rekonstruktion (30). ACI ACI ACI ACE ACE ACE Exzision Inzision Naht ACC Abbildung 4: ACC ACC V-Y Plastik ACI: Arteria Carotis Interna, ACE: Arteria Carotis Externa, ACC: Arteria Carotis Communis, Bei unserem Patientengut fand kein Eingriff nach dieser Methode statt. 26 27 - Kürzungsoperation: Bei Knickstenosen wird nach Ausklemmen die ACI ebenfalls schräg an der Bifurkation abgesetzt, soweit als möglich gestreckt und der „überschüssige“ Gefäßanteil exzidiert. Allfällig vorhandene Abgangstenosen fallen so fort, im verwendeten Gefäßabschnitt verbleibende Plaquereste können problemlos ausgeschält werden. Es folgt auch hier eine Reinseration mittels Direktnaht an der Originalstelle, wie bei der Eversions-TEA (10, 11, 30, 38, 50, 66). ACI ACI ACE ACE stenosierender Knick Naht ACC ACC Abbildung 5: Kürzungsoperation ACI: Arteria Carotis Interna, ACE: Arteria Carotis Externa, ACC: Arteria Carotis Communis, Bei unseren Patientengut erfolgten 29 Eingriffe ( 14,7 % ) in dieser Technik. 27 28 Ergänzend zu diesen Methoden haben wir seit 1998 eine Modifikation der bekannten OP-Verfahren durchgeführt: - Offene Ausschälung mit plastischer Reinseration der ACI in die ACE: Hier wird genau wie bei den zwei vorgenannten Verfahren die ACI in der Bifurkation schräg abgesetzt, anschließend jedoch bis über die Stenose hinaus auf der der ACE zugewandten Seite nach cranial längs inzidiert. Nach stufenfreier Ausschälung, die jetzt unter Sicht optimal durchgeführt werden kann, erfolgt eine Längsarteriotomie der ACE auf der der ACI zugewandten Seite bis auf die gleiche Höhe der Längsarteriotomie der gestreckten ACI und anschließend die Reinseration der ACI mittels Direktnaht. Es handelt sich also um eine Kombination zwischen der Kürzungsoperation und der V-Y-Plastik mit Distalverlagerung der Bifurkation. Der Hauptvorteil dieser Methode ist die direkte optische Kontrolle der distalen Intimastufe unter Sicht. Dissektionen oder verbliebene Flaps der Intima können direkt erkannt und beseitigt werden. Das sorgt für eine niedrige neurologische Komplikationsrate, die eng an die Qualität der chirurgischen Technik gekoppelt ist. Im Übrigen nutzen wir die Vorteile der Eversions-TEA, insbesondere die anatomische Rekonstruktion der Carotisgabel sowie die Einsparung von Patchmaterial. Voraussetzungen sind ein genügend großer Durchmesser von ACE und ACI sowie eine normal gelegene Bifurkation. Hilfreich ist eine begleitende Elongation. Eine Kontraindikation sehen wir bei einer sehr weit cranial gelegenen Bifurkation mangels Präparationfreiheit an der ACE. 28 29 ACI ACI ACI ACE ACE ACE Inzision bis in die ACE Plaque Naht ACC Abbildung 6: ACC ACC Reinserationstechnik ACI: Arteria Carotis Interna, ACE: Arteria Carotis Externa, ACC: Arteria Carotis Communis, Bei unserem Patientengut erfolgten 27 Eingriffe ( 13,7 % ) in dieser Technik. In der überwiegenden Mehrzahl werden die operativen Eingriffe der hirnversorgenden Arterien in Allgemeinanästhesie durchgeführt. Eine Operation in Lokalanästhesie ist jedoch ebenfalls möglich und wird von einigen Autoren sogar bevorzugt (5, 73). Alle genannten Verfahren können auch bei der operativen Behandlung der Rezidivstenose eingesetzt werden. Bei starken Vernarbungen im ehemaligen OP-Gebiet ist eine retrojuguläre Darstellung der Carotisbifurkation möglich (58). Sollte die lokale Rekonstruktion der Carotisgabel mit den oben genannten Verfahren nicht möglich sein, stehen als Ausweichverfahren das Interponat (Prothese oder autologe Vena saphena magna) oder eine Transposition der ACI auf die ACE zur Verfügung (30, 45, 52, 56). 29 30 Im Falle einer Notfall-TEA bei frischem Verschluss der ACI auf dem Boden einer hochgradigen Stenose und intracerebralen Gefäßverschlüssen kann die offene Ausschälung der Carotisbifurkation auch mit einer intraoperativen Embolektomie und intraarterieller Lysebehandlung der intracraniellen Gefäße kombiniert werden (15, 65). Als alternatives Verfahren zur offenen Carotis - TEA hat sich seit einigen Jahren die percutan transluminale Dilatation und Stentapplikation etabliert. Hierbei handelt es sich um ein Katheterverfahren bei dem über eine transfemoral eingebrachte Gefäßschleuse die Sondierung der ACI unter Durchleuchtungsund Angiographiekontrolle erfolgt. Anschließend wird eine Dilatation mit Ballonkatheter sowie meist eine Stentimplantation vorgenommen. Zum Schutz vor cerebralen Embolisationen werden sogenannte Protektionssysteme empfohlen. Sie sollen Mikropartikel aus der poststenotischen ACI herausfiltern um so eine cerebrale Embolisation zu verhindern. Bislang bleibt die Methode Sonderindikationen vorbehalten, da sie bezüglich Langzeitergebnis und Offenheitsrate noch nicht mit den offen chirurgischen Verfahren konkurrieren kann. Die Durchführung erfolgt in aller Regel am wachen Patienten in Lokalanästhesie der Punktionsstelle. In unserer Klinik werden überwiegend Rezidivstenosen dilatiert, da es sich meist um narbige Stenosen mit niedrigem Embolisationsrisiko handelt (12, 13, 17, 37,42, 43, 46). Im betrachteten Patientengut wurde das Verfahren nicht angewendet. 30 31 2.8 Komplikationsmöglichkeiten: Unter Sofort- und Frühkomplikationen verstehen wir in der Gefäßchirurgie Komplikationen die im unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang zur Operation bis hin zu einem Jahr postoperativ auftreten. Hier sind zu nennen: Allgemeine Komplikationen (kardiovaskuläre Komplikation, Pneumonie, Harnwegsinfekt, Gerinnungsstörungen), Nachblutung (eventuell revisionspflichtig), Wundinfekt, Nervenverletzung (N. hypoglossus, N. vagus mit recurrens, N. facialis), Rezidivstenose, Strömungsbeschleunigungen und Jetphänomene, Aneurysmabildung, Gefäßverschluss (ACI , ACE, ACC), belassene Flaps / Intimalefzen, Thrombenablagerungen, neurologische Symptomatik (TIA, Apoplex ) und Tod. Insbesondere das Auftreten von Sofortkomplikationen wird in der Literatur in der Regel als technischer Fehler gewertet. Die Qualität der handwerklich, chirurgischen Technik sowie die eigene Qualitätskontrolle trägt hier sehr zur Senkung der Komplikationsrate bei (10, 11, 30, 38, 48). Duplexsonographisch können einige der oben genannten Veränderungen im postoperativen Befund beschrieben werden, auch wenn sie ohne klinische Symptomatik einhergehen (61). Als Spätkomplikationen bezeichnen wir solche, die nach einem Jahr postoperativ auftreten. Hier sind besonders die lokalen Komplikationen wie Rezidivstenose, Aneurysmabildung, Thrombenbesatz und neurologische Symptomatik wichtig (10, 30, 38, 66). Durch die Art der postoperativen 31 32 Nachsorge mit klinischen und duplexsonographischen Kontrolluntersuchungen müssen solche morphologischen Veränderungen möglichst bevor sie symptomatisch werden diagnostiziert und behandelt werden. Die gesamte Komplikationsrate wird in der Literatur mit Werten zwischen 1,5 und 14,3 % angegeben (47, 72). Unter eingriffsbezogener Morbidität wird in den betrachteten Studien lediglich das Auftreten bleibender neurologischer Defizite berücksichtigt. Einige Autoren geben zusätzlich die Rate an passageren Ereignissen (TIA) an. Unter kombinierter Morbidität / Letalität werden die bleibenden neurologischen Defizite und die Todesfälle subsummiert. Eine gute gefäßchirurgische Abteilung sollte die in der ACAS – Studie geforderte Komplikationsgrenze für Morbidität / Letalität von 6% für symptomatische und 3% für asymptomatische Stenosen unterschreiten (12, 17, 23, 27). Die Rate von relevanten Rezidivstenosen mit Korrekturbedarf schwankt je nach Autor und Verfahren zwischen 1,8 und 6,8 % in Abhängigkeit von der Beobachtungsdauer (1, 30, 50). Die vorliegende Arbeit soll überprüfen ob es im eigenen Krankengut bezüglich OP-Risiko und postoperativem Outcome signifikante Unterschiede zwischen der Reinserationsmethode und den herkömmlichen OP-Verfahren gibt. 32 33 3. Material und Methoden: Bei der vorgelegten Arbeit handelt es sich um eine prospektive, nicht randomisierte Studie über 153 Patienten mit Carotisstenosen, die sich in den Jahren von Januar 1998 bis März 2001 in der Abteilung Gefäßchirurgie des Dreifaltigkeits-Hospitals Lippstadt, Chefarzt Prof. Dr. Kogel, zur Operation vorstellten. Im genannten Zeitraum erfolgten an den 153 Patienten insgesamt 197 Halsschlagaderoperationen. Es wurden zwei Untersuchungsarme definiert. Gruppe A: beinhaltet als Testgruppe alle Halsschlagaderoperationen die mit der neuen Methode (Reinserationsmethode) durchgeführt wurden. Gruppe B: wurden als Kontrollgruppe alle übrigen Halsschlagaderoperationen zugeordnet. Nach den verwendeten Standardverfahren erfolgte eine Unterteilung in die Subgruppen • B1 Carotis-TEA mit Patchplastik (n=139) • B2 Carotis-TEA mit Direktnaht (n=2) • B3 Kürzungsoperation (n=29) 33 34 Nach Analyse der relevanten Einflussgrößen wurde folgendes Studiendesign festgelegt: 3.1 Einschlusskriterien: • Zur klaren Definition der Verteilung und des Ausmaßes von arteriosklerotischen Verschlussprozessen wurde eine Duplexsonographie der extrakraniellen Arterien sowie anschließend eine intraarterielle DSA der extra- und intracraniellen Arterien angefertigt. • Das Vorliegen von cerebralen Herdbefunden wurde durch craniale Computertomographie überprüft. • Die Operationsindikation wurde ausschließlich durch einen Gefäßchirurgen (Prof. Dr. Kogel) gestellt. Alle mit der Reinserationsmethode durchgeführten Eingriffe (Gruppe A) wurden nur von einem Operateur (Prof. Dr. Kogel) ausgeführt. Die Eingriffe der Standardverfahren (Gruppe B) wurden von vier verschiedenen Operateuren ausgeführt. • In der postoperativen Nachbeobachtungsphase war eine regelmäßige duplexsonographische Überprüfung der extrakraniellen hirnversorgenden Arterien erforderlich. Ultraschallbefunde und Krankenunterlagen mussten für das Follow-Up vollständig vorliegen. 34 35 3.2 Durchführung: 3.2.1 Duplexsonographie: Alle Duplexuntersuchungen wurden von einem Untersucher (Doktorand) im Rahmen der gefäßchirurgischen Spezialsprechstunde mit einem Sonographiegerät der Marke Accuson, Typ XP128, durchgeführt und ausgewertet. Die Untersuchung selbst erfolgte in Rückenlagerung mit leicht erhöhtem Oberkörper des Probanden sowie etwa 45° zur Gegenseite gedrehten und leicht überstreckt gelagerten Kopf. Zur Beurteilung der Morphologie und Strömungsdynamik wurde jedes Gefäß in Längs- und Transversalschnitten aus unterschiedlichen Anschallwinkeln betrachtet. Dabei kam zunächst die normale Ultraschallschnittbild-Untersuchung, anschließend im Doppler-Color-Modus die Farbdoppler-Untersuchung sowie abschließend im gepulsten Doppler-Modus die Analyse der Strömungsprofile und Strömungsgeschwindigkeiten zum Einsatz. Um eine Beeinflussung zu vermeiden, erfolgte die Ultraschalluntersuchung ohne Kenntnis der etwaig vorliegenden Vorbefunde sowie zwingend vor Durchführung einer Angiographie. Die Befunddokumentation erfolgte mit dem in unserer Klinik etablierten Befundbogen durch Symbole, handschriftliche Befundbeschreibung, einer Skizze zur besseren Veranschaulichung räumlicher Lagebeziehungen sowie der üblichen Fotodokumentation. Der Stenosegrad wurde nach den NASCET-Kriterien mit Bezug auf den Durchmesser der nachgeschalteten Arteria carotis interna berechnet. Weitere Parameter waren die Flussgeschwindigkeit sowie Aliasing-Phänomene die auf eine hämodynamische Relevanz einer Gefäßveränderung hinwiesen. Zur Beurteilung der Plaquemorphologie verwendeten wir die Einteilung nach Widder (70). Eine subtile Suche galt dem Nachweis von Unterbrechungen der Plaqueoberfläche, sogenannten Ulcerationen. Ergab die Duplexsonographie zusammen mit 35 36 dem erhobenen klinischen und neurologischen Befund eine mögliche Operationsindikation, folgte eine intraarterielle DSA der hirnversorgenden Arterien. 3.2.2 Intraarterielle Angiographie in DSA-Technik: Alle Angiographien wurden mit einer modernen DSA-Anlage der Firma Siemens durch eine radiologische Abteilung (Radiologie DreifaltigkeitsHospital, Chefarzt D. Wagner) durchgeführt. Üblicherweise legte der durchführende Radiologe eine 5 French Gefäßschleuse in Seldingertechnik und Lokalanästhesie transfemoral ein. Anschließend folgten Serienaufnahmen der hirnversorgenden Arterien in unterschiedlichen Projektionen unter computergestützter, automatischer Kontrastmittelinjektion. Auch hier erfolgte die Bestimmung des Stenosegrades nach den NASCETKriterien manuell unter Zuhilfenahme des rechnergestützten Analysenprogramms. 3.2.3 Computertomographie: Die Computertomographien des Schädels stammten teilweise aus der oben genannten Abteilung, teilweise wurden auch Fremdaufnahmen aus anderen Instituten vorgelegt. Zur Beurteilung relevant war das Vorliegen von 36 37 hemisphärischen oder lacunären Infarktarealen sowie der Ausschluss einer Blutung oder einer anderen Ursache für die vorliegende Hemisymptomatik. 3.2.4 Operationstechnik und Zuordnung zu den Behandlungszweigen: Alle Operationen erfolgen in Allgemeinanästhesie und Intubationsnarkose. Der Patient liegt in Rückenlage mit leicht erhobenem Oberkörper, reklinierten Kopf und leichter Kippung des OP-Tisches zur Gegenseite. Die Hautinzision befindet sich am Vorderrand des Muskulus sternocleidomastoideus. Nach Durchtrennen von Platysma und Subcutis erfolgt die Präparation der Carotisbifurkation schonend in der No-Touch-Isolation Technik sowie Anzügeln der Arteria carotis communis, externa und interna mit Gefäßzügeln. Intraoperativ zeigt sich selten nach einer Durchtrennung des Glomusnerven in der Carotisbifurkation eine starke Schwankung im Blutdruckverhalten und/oder eine ausgeprägte Bradyarrhythmie (62). Die kreuzenden Venen (Schilddrüsenvene und Vena facialis) werden zwischen Durchstechungsligaturen durchtrennt. Gegebenenfalls erfolgt eine Durchtrennung des Ramus superficialis der Ansa cervicalis sowie eine komplette Mobilisation des Nervus hypoglossus. Nach kompletter Präparation erfolgt je nach anatomischen Gegebenheiten die Auswahl des geeigneten OP-Verfahrens und somit auch die Zuteilung zu einer der Behandlungszweige. Voraussetzungen für die Durchführung der Reinserationstechnik liegen vor bei normal bis großkalibrigem Arteriendurchmesser, insbesondere auch der ACE, begleitender Elongation der ACI, sowie einer nicht extrem weit nach cranial reichenden Stenosenlänge. 37 38 Unter reiner Sauerstoffbeatmung und nach Gabe von 5000 I.E.Heparin i.v. erfolgt das Ausklemmen der Carotisgabel und Ausführung des gewählten Verfahrens (siehe Kapitel 2.7.3). Die definitive Einteilung des Stenosegrades wird durch den Operateur intraoperativ durch Schätzung erneut festgelegt. Besonders berücksichtigt wird dabei zusätzlich das Vorliegen von Ulcerationen und emboliefähigem Material auf der Plaqueoberfläche sowie das Vorliegen von Knickstenosen und Elongationen. Bei allen Eingriffen die mit der Methode der offenen Ausschälung und Verschluss durch Dacronpatch durchgeführt werden, kommt ein intraluminaler, protektiver Shunt zur Minimierung der Ausklemmzeiten zur Anwendung. Bei Shunteinlage und Shuntentfernung erfolgt nochmals eine lokale Heparingabe von insgesamt 3000 I.E. Nach Abschluss der Gefäßnaht erfolgt die Freigabe des Blutstromes zunächst in die ACE, dann in die ACI und die Teilantagonisierung der verabreichten Heparinmenge durch 5 ml Protamin i.v. Der Eingriff endet für alle Verfahren mit dem schichtweisen Wundverschluss über subfascialer Redondrainage sowie Hautwundenverschluss durch Einzelknopfnähte. Im postoperativen Verlauf wird kein Heparin verabreicht. Es schließt sich eine 24-stündige Beobachtungsphase auf der Intensivtherapiestation an. Nach Verlegung auf die periphere Normalstation wird ab dem ersten postoperativen Tag mit 100 mg ASS behandelt und die Redondrainage entfernt. Die erste Duplexkontrolle erfolgt am 5. postoperativen Tag, die Entfernung des Nahtmaterials bei reizlosen Wundverhältnissen am 8. postoperativen Tag. Die Entlassung aus der stationären Behandlung wird bei unauffälligem Duplexbefund und reizlosen Wundverhältnissen frühestens ab dem 5. postoperativen Tag, im Regelfall nach Entfernung des Nahtmaterials durchgeführt. 38 39 3.3 Verlaufskontrolle und Nachuntersuchung: Neben der ersten Duplexkontrolle am 5. postoperativen Tag sah das Nachuntersuchungsschema klinische und duplexsonographische Kontrollen nach 6 - 8 Wochen, nach 6 und 12 Monaten und anschließend im Jahresrhythmus vor. Die Untersuchungstermine wurden den Hausärzten mitgeteilt. Die Rücklaufquote war 100% (siehe 3.1 Einschlusskriterien). 3.4 Datengewinnung und Statistik: Die Daten aller Patienten welche die Einschlusskriterien erfüllten, wurden auf einem selbst entworfenen Erhebungsbogen erfasst. Während der Nachuntersuchungstermine gewonnene Daten wurden in mehreren Spalten unter Angabe der längsten Follow-Up-Zeit eingetragen. Ein auffälliger Befund wurde in die Datenbank aufgenommen, egal zu welchem Zeitpunkt er aufgetreten war. Für eine Sicherstellung des Zeitpunktes wurde Sorge getragen. Dadurch wurde eine differenzierte Betrachtung und Einteilung der Komplikationen in Sofort- und Frühkomplikationen auf der einen und Spätkomplikationen auf der anderen Seite möglich. Obwohl die Erhebungsbögen patientenbezogen geführt wurden, war die Beobachtungseinheit die operativ versorgte Halsschlagader. Nur diese wurde einem der Behandlungszweige zugeordnet. Es bestand also die Möglichkeit der Zuordnung eines Patienten bei beidseitiger Operation sowohl zur Gruppe A (Testgruppe) als auch zur Gruppe B (Standardgruppe). Auf den nächsten beiden Seiten folgt eine Abbildung des Erhebungsbogens. 39 40 Erhebungsbogen Seite 1 Patient Nummer Name Vorname Geburtstag DIAGNOSE Stenose ACI Knickstenose Elongation Ulkus Stadium CT positiv Registernummer RECHTS LINKS Vertebralisabgangstenose Vertebralisendstreckenveränderung Stadium Vertebrobasilär RISIKOFAKTOREN Hypertonie Adipositas Nikotinabusus Lipämie KHK Herzinfarkt Diabetes AVK PRÄOPERATIVE BEFUNDE DUPLEX Stenose ACI Knickstenose Elongation Ulkus Plaquetyp Turbulenz Strömungsbeschleunigung Vertebralisabgangstenose Vertebralisendstreckenveränderung PRÄOPERATIVE BEFUNDE ANGIOGRAPHIE Stenose ACI Knickstenose Elongation Ulkus Vertebralisabgangstenose Vertebralisendstreckenveränderung Abbildung 7: Erhebungsbogen zur Datenerfassung, Seite 1 ACI: Arteria Carotis Interna, KHK: Koronare Herzkrankheit, AVK: Arterielle Verschlusskrankheit, CT: Computertomographie 40 41 Erhebungsbogen Seite 2 Patient Nummer Name Vorname Geburtstag OPERATION Operationstag Registernummer Thrombendarteriektomie Patch Kürzung Reinserationstechnik Shunt Clampingzeit RECHTS LINKS POSTOPERATIVER VERLAUF Hämatom Nachblutung, operationspflichtig Infekt Transitorische, ischämische Attacke Apoplex Nervenverletzung Sonstige POSTOPERATIVE KONTROLLEN Rezidivstenose Aneurysma Thrombensaum Verschluss ACI Verschluss ACE Turbulenz Strömungsbeschleunigung sonstige FOLLOW-UP Abbildung 8: Erhebungsbogen zur Datenerfassung, Seite 2 ACI: Arteria Carotis Interna, ACE: Arteria Carotis Externa, 41 42 Grundlage der Datenerhebung waren die Kopien der Sonographiebefunde, das zentrale Archiv der Krankenakten, das sogenannte Registerbuch der gefäßchirurgischen Operationen sowie das Archiv der Ambulanzkarteikarten zur Erhebung der Nachuntersuchungsergebnisse. Zur Datenverwaltung wurden die komplett erfassten Erhebungsbögen in eine selbst konfigurierte relationale Datenbank (Microsoft Access 2000) übertragen und gruppiert. Die weitere Auswertung erfolgte mit dem Tabellen- und Kalkulationsprogramm Microsoft Excel 2000. Zur Textbearbeitung kam Microsoft Word 2000 zum Einsatz. Die eigenhändig angefertigten Skizzen zu den Gefäßverläufen und den OPTechniken wurden gescant und mit dem Graphikprogramm Adobe Photoshop überarbeitet. Die statistischen Auswertungen erfolgten mit der Statistiksoftware SPSS mit Hilfe der Diplomstatistikerin Frau Hiltrud Niggemann von P-Wert in Dortmund. Die Deskription von kategorialen Merkmalen erfolgte durch Angabe der absoluten und relativen Häufigkeiten. Außerdem wurde mit dem exakten FisherTest und mit dem Chi-Quadrat-Test auf Unabhängigkeit getestet. Metrische Merkmale wurden durch Angabe von Mittelwert, Standardabweichung, Median, Minimum und Maximum beschrieben. Mit dem Mann-Whitney-U-Test erfolgte die Überprüfung auf Unterschiede zwischen den beiden Behandlungszweigen. Der Vergleich der Untersuchungsverfahren Angiographie versus OP-Befund und Angiographie versus Duplexbefund wurde mit dem Wilcoxon- Rangsummentest für verbundene Stichproben durchgeführt. Ferner wurde das Maß Kappa berechnet. Kappa ist ein Maß, das ursprünglich entwickelt wurde, um den Grad der Übereinstimmung von zwei Personen, die etwas beurteilen, zu messen. Es kann aber generell benutzt werden, um zu „messen“ inwieweit zwei oder mehr kategoriale Merkmale übereinstimmen. Dabei wird, anders als bei der Sensitivität oder Spezifität, nicht berücksichtigt, bei welchen Ausprägungen die 42 43 Übereinstimmung vorliegt. Kappa kann maximal den Wert 1 annehmen, dann besteht perfekte Übereinstimmung. Der p-Wert bezieht sich auf den Test: teste die Nullhypothese Kappa=0 gegen die Alternative Kappa ungleich 0. Landis/Koch schlagen folgende Interpretation des Übereinstimmungsgrades vor: Kappa < 0 0 poor - 0,2 slight 0,21 - 0,4 fair 0,41 - 0,6 moderate 0,61 - 0,8 substantial 0,81 - 1 almost perfect. Da der intraoperative Befund in praktisch allen Studien aus einem Schätzwert besteht, halten wir Kappa als Maß für zwischenbefundliche Vergleiche für geeignet (39). Das Signifikanzniveau wurde mit einem Wert von p < 0,05 festgelegt. 43 44 4. Ergebnisse: 4.1 Demographische Patientendaten und Risikofaktoren: Es erfüllten 153 Patienten mit 197 Operationen die Einschlusskriterien. Tabelle 5: Demographische Angaben und Risikofaktoren Alter Männer Frauen Hypertonie Adipositas Nikotinabusus Lipämie KHK Herzinfarkt Diabetes mellitus AVK Anzahl Op Anzahl Patienten Mw+SD Min-Max 69,5+9 n 83 70 129 78 84 67 76 15 44 28 197 153 41-90 % 54,2 45,8 84,3 51,0 54,9 43,8 49,7 9,8 28,8 18,3 - Anmerkung: die Prozentzahlen beziehen sich auf die Anzahl der Patienten (153) Mw: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Min: Minimum, Max: Maximum, n: Anzahl, KHK: Koronare Herzkrankheit, AVK: Arterielle Verschlusskrankheit, OP: Operationen 44 45 4.1.1 Geschlechtsverteilung: Die Geschlechtsverteilung zeigt 70 Frauen (45,8 %) und 83 Männer (54,2 %). 70 83 Männer Abbildung 9: Frauen Geschlechtsverteilung (absolut) 4.1.2 Altersverteilung: Die Altersverteilung zeigt das Gros der Patienten im Alter zwischen 60-69 und 70-79 Jahren (Abb. 10). Die Altersspanne reicht von 41 bis 90 Jahren, der Mittelwert beträgt 69,5 Jahre bei einer Standardabweichung von + 9 Jahren. 45 46 60 54 54 50 40 35,3 35,3 27 30 17,6 20 13 8,5 10 3 2,0 2 1,3 0 unter 50 50 - 59 60 - 69 70 - 79 Anzahl Abbildung 10: Tabelle 6: 80 - 89 90 - 99 % Altersverteilung nach Jahren Alter bei OP in Jahren Anzahl Mw + SD Median Min – Max Standardverfahren 170 69,6 + 8,8 69,6 50,5 – 90,1 Reinserationstechnik 27 68,9 + 10,4 71,1 41,1 – 81,2 Gesamt 197 69,5 + 9 69,6 41,1 – 90,1 p – Wert des Mann – Whitney – U – Tests: p = 0,941 Mw: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Max: Maximum, Min: Minimum In beiden Behandlungszweigen ergaben Unterschiede bezüglich der Altersstruktur. 46 sich keine signifikanten 47 4.1.3 Risikofaktoren: Die Risikofaktoranalyse ergibt die folgend gezeigte Verteilung mit registriertem Auftreten von: Tabelle 7: Anzahl und prozentuale Verteilung der Risikofaktoren Anzahl % Hypertonie 129 84,3 Nikotinabusus 84 54,6 Adipositas 78 51,0 KHK 76 49,7 Lipämie 67 43,8 Diabetes 44 28,8 AVK 28 18,3 Herzinfarkt (alt) 15 9,8 KHK: Koronare Herzkrankheit, AVK: Arterielle Verschlusskrankheit Bei der Angabe von Risikofaktoren war eine Mehrfachnennung möglich. 47 48 140 129 120 100 84,3 84 78 80 76 67 54,9 60 Anzahl 51,0 49,7 43,8 44 40 % 28,8 28 18,3 20 15 9,8 Abbildung 11: kt ar zi nf H er D ia A VK be te s K K H it a s A di po s ot in N ik H yp er t on ie 0 Anzahl und prozentuale Verteilung der Risikofaktoren KHK: Koronare Herzkrankheit, AVK: Arterielle Verschlusskrankheit Die Subgruppenanalyse zwischen den Standardverfahren und dem Reinserationsverfahren zeigt für alle Parameter bis auf die Adipositas keine signifikanten Unterschiede. Tabelle 8: Vergleich der Risikofaktorverteilung zwischen den Behandlungs- gruppen Standardverfahren Reinserationstechnik (n=130) (n=23) p-Wert n % n % 111 85,4 18 78,3 0,387 Hypertonie 71 54,6 7 30,4 0,032 Adipositas 73 56,2 11 47,8 0,459 Nikotin 58 44,6 9 39,1 0,625 Lipämie 63 48,5 13 56,5 0,476 KHK 11 8,5 4 17,4 0,184 Herzinfarkt 38 29,2 6 26,1 0,759 Diabetes 26 20,0 2 8,7 0,196 AVK p – Wert des exakten Fisher – Tests n: Anzahl, KHK: Koronare Herzkrankheit, AVK: Arterielle Verschlusskrankheit 48 49 Das geringere Auftreten der Adipositas ist auf Grund der kleinen Zahl von Patienten in der Reinserationsgruppe als zufällig zu werten. Bezüglich der Operationsdurchführung stellt die Adipositas keinen negativen Selektionsfaktor dar. 4.2 Stenosegrad, Symptomatik und Befundeinteilung: 4.2.1 Seitenlokalisation: Von den operativen Eingriffen erfolgten insgesamt 90 rechts (45,7%) und 107 links (54,3%). 109 Patienten wurden nur auf einer Seite operiert, davon 46 rechts (42,2 %) und 63 links (57,8 %). Bei 44 Patienten erfolgte sowohl rechts als auch links ein operativer Eingriff. 44 63 46 OP bds Abbildung 12: OP re OP li Seitenlokalisation der Operation (OP) absolut OP bds: Operation beiderseits, OP re: Operation rechte Seite, OP li: Operation linke Seite 49 50 4.2.2 Stenosegrad: Der Stenosegrad im Bereich der ACI wurde für die klinische Diagnose (intraoperativ gestellt nach Sichtprüfung und Schätzung durch den Operateur) und auch für die präoperativen Diagnostikverfahren Duplexsonographie und Angiographie mit dem Mann-Whitney-U-Test für beide Behandlungszweige auf signifikante Unterschiede überprüft. Von zwei operativ versorgten Carotisstenosen ließen sich die präoperativen Duplexparameter nicht mehr eruieren. Da es sich hierbei um Patienten aus der größeren Standardgruppe handelt, ist der hierdurch entstehende Fehler unbedeutend. Tabelle 9: Vergleich des klinischen Stenosegrades der ACI (%) zwischen den Behandlungsgruppen Anzahl Mw+SD Median Min-Max Standardverfahren 170 78,3+21,4 80 0-100 Reinserationstechnik 27 81,9+11,0 80 50-95 Insgesamt 197 78,8+20,5 80 0-100 p-Wert des Mann-Whitney-U-Tests: p = 0,952 MW: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Min: Minimum, Max: Maximum 50 51 Tabelle 10: Vergleich des duplexsonographischen Stenosegrades der ACI (%) zwischen den Behandlungsgruppen Anzahl Mw+SD Median Min-Max Standardverfahren 168 73,3+28,9 80 0-100 Reinserationstechnik 27 78,5+13,7 70 50-95 Insgesamt 195 74,4+21,3 80 0-100 p-Wert des Mann-Whitney-U-Tests: p = 0,847 MW: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Min: Minimum, Max: Maximum Tabelle 11: Vergleich des angiographischen Stenosegrades der ACI (%) zwischen den Behandlungsgruppen Anzahl Mw+SD Median Min-Max Standardverfahren 170 74,6+23,7 80 0-100 Reinserationstechnik 27 77,8+13,3 80 50-95 Insgesamt 197 75,0+20,7 80 0-100 p-Wert des Mann-Whitney-U-Tests: p = 0,832 MW: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Min: Minimum, Max: Maximum Für alle Parameter fanden sich homogen gestaltete Gruppen ohne signifikante Differenzen. 51 52 4.2.3 Verteilung der übrigen Parameter: Zur Beschreibung der Ausprägung einer Carotisstenose betrachteten wir neben dem Ausmaß der Stenosierung und dem neurologischen Stadium einschließlich des CT-Befundes für die Carotiden und Vertebralarterien auch das Vorliegen von -Ulcerationen, -Elongationen, -Knickstenosen sowie -Vertebralisabgangstenosen und -Vertebralisendstreckenveränderungen. Die so ermittelte Befundkonstellation wurde für beide Behandlungszweige auf signifikante Unterschiede getestet. Dabei kam der exakte Fisher-Test und der Chi-Quadrat-Test auf Unabhängigkeiten zur Anwendung. Lediglich für das häufigere Auftreten einer Elongation in der Reinserationsgruppe findet sich eine signifikante Abweichung zugunsten der Reinserationsgruppe. Alle übrigen Parameter sind in beiden Behandlungszweigen gleich verteilt. 52 53 Tabelle 12: Vergleich von neurologischem Stadium, hemispherisch und vertebrobasilär, positivem CT-Befund, Ulcusnachweis, Elongation, Knickbildung, Vertebralisabgangstenose und Vertebralisendstreckenveränderungen zwischen den Behandlungsgruppen Standardverfahren (n=170) n % Reinserationstechnik (n=27) n % p-Wert Stadium, hemispherisch 1 2 3 4 99 51 8 12 58,2 30,0 4,7 7,1 19 6 0 2 70,4 22,2 0 7,4 115 55 67,6 32,4 19 8 70,4 29,6 0,778 a) 83 87 48,8 51,2 13 14 48,1 51,9 0,948 a) 157 9 4 92,4 5,3 2,4 20 7 0 74,1 25,9 0 0,001 b) 38 5 3 24 81,2 2,9 1,8 14,1 24 0 1 2 88,9 0 3,7 7,4 0,534 b) 110 60 64,7 35,3 19 8 70,4 29,6 0,565 a) 116 54 68,2 31,8 19 8 70,4 29,6 0,824 a) 37 110 23 21,8 64,7 13,5 5 17 5 18,5 63,0 18,5 0,506 b) Positiver CT-Befund Nein Ja Ulcusnachweis ACI Nein Ja Elongation ACI Typ Keine 1 3 Knickstenose ACI Typ Keine 1 2 3 Vertebralisabgangstenose Nein Ja Vertebralisendstreckenveränderung Nein Ja Stadium Vertebrobasilär 0 1 2 0,766 a) a) p-Wert des exakten Fisher-Tests, b) p-Wert des Chi-Quadrat-Tests auf Unabhängigkeit n: Anzahl, CT: Computertomographie, ACI: Arteria Carotis Interna 53 54 4.2.4 Abhängigkeit Stenosegrad – neurologische Symptomatik: Der Stenosegrad in Abhängigkeit von der neurologischen Symptomatik zeigt im Chi-Quadrattest auf Unabhängigkeit im betrachteten Patientengut keine Abhängigkeit der Symptomatik von Stenosegrad. Die Verteilung der Stadien auf die Test- und Standardgruppe ist ebenfalls nicht signifikant unterschiedlich. Tabelle 13: Vergleich von Stenosegrad und neurologischer Symptomatik Stenosegrad (%) asymptomatisch TIA PRIND Stroke n % n % n % n % unter 60 (n=73) 44 60,3% 22 30,1% 3 4,1% 4 5,5% 60-79 (n=57) 39 68,4% 14 24,6% 1 1,8% 3 5,3% ab 80 (n=67) 35 52,4% 21 31,3% 4 6,0% 7 10,5% p-Wert des Chi-Quadrat-Tests auf Unabhängigkeit: p = 0,564 n: Anzahl, TIA: Transitorisch Ischämische Attacke, PRIND: Prolongiert Reversibles Ischämisches Neurologisches Defizit 4.2.5 Anzahl erkrankter hirnversorgender Arterien: Betrachten wir die Anzahl der gleichzeitig erkrankten hirnversorgenden Arterien, so zeigt sich der Häufigkeitsgipfel bei drei von vier Arterien, der sogenannten Dreigefäßerkrankung (Abb.13). 54 55 80 68 70 60 50 44,5 39 40 30 38 25,5 24,8 20 10 8 5,2 0 1 Gefäß 2 Gefäße Anzahl Abbildung 13: 3 Gefäße % 4 Gefäße Anzahl der gleichzeitig erkrankten hirnversorgenden Arterien Da bei bilateraler Anlage beider Halsgefäße jeweils zwei Arterien aus dem vorderen und hinteren Stromgebiet vorliegen, lässt sich das Verteilungsmuster über eine Buchstaben- Zahlenkombination gut abbilden. Der Buchstabe C steht für „Carotis“, der Buchstabe V für „Vertebralarterie“. Die Zahlenwerte reichen von 0 bei gesunden Wandverhältnissen über den Wert 1 bei Erkrankung einer Seite bis zum Wert 2 für die beidseitige Erkrankung. Folgende Kombinationen sind den oben genannten Erkrankungstypen zuzuordnen: Eingefäßerkrankung: C1V0 und C0V1 Zweigefäßerkrankung: C1V1, C2V0 und C0V2 Dreigefäßerkrankung: C2V1 und C1V2 Viergefäßerkrankung: C2V2 Die genaue Analyse der Verteilungsmuster bei Mehrgefäßerkrankungen auf beide Carotiden und Vertebralarterien zeigt Abb. 14: 55 56 60 53 50 38 40 34,6 30 25 20 10 16,3 14 8 24,8 15 9,8 9,3 5,2 0 0 C1V0 0 C0V1 0 0 C1V1 C2V0 C0V2 Anzahl C2V1 C1V2 C2V2 % Abbildung 14: Verteilungsmuster der betroffenen Halsschlagadern bei Mehrgefäßerkrankung C1V0: eine Carotis, C0V1: eine Vertebralis, C1V1: eine Carotis und eine Vertebralis, C2V0: zwei Carotiden, C0V2: zwei Vertebralarterien, C2V1: zwei Carotiden und eine Vertebralis, C1V2: eine Carotis und zwei Vertebralarterien, C2V2: zwei Carotiden und zwei Vertebralarterien Von allen möglichen Kombinationen sind in unserem Patientengut jeweils diejenigen vertreten, die den höchsten Anteil an Carotisstenosen haben. Bei der Eingefäßerkrankung fehlt der ausschließliche Befall der Arteria Vertebralis (C0V1), bei der Zweigefäßerkrankung der Befall beider Vertebralarterien (C0V2). Sowohl bei den Zweigefäßerkrankungen (25/14) als auch bei den Dreigefäßerkrankungen (53/15) ist der Anteil an Patienten mit Beteiligung beider Carotiden (n=78; 72,9%) jeweils höher als der Anteil an Patienten mit Beteiligung beider Vertebralarterien (n=29; 27,1%). Dies dokumentiert den ausgeprägten Krankheitsbefund mit teilweise deutlich erhöhtem OP- und Abklemmrisiko zumindest für den Ersteingriff bei bilateral operierten Patienten. 56 57 4.2.6 Neurologisches Stadium und CT-Befund: Der neurologische Status mit Stadienverteilung der operierten Halsschlagadern zeigt die Abb. 15: 140 120 116 100 86,7 77,8 80 58,9 60 57 47,4 40 28,9 27 18 15,5 20 9 15 4,6 7 7,6 13 0 I ges I CT pos II ges II CT pos III ges Anzahl Abbildung 15: III CT pos IV ges IV CT pos % Stadienverteilung und Verteilung positiver CT-Befunde ges: gesamt, CT pos: Computertomographisch positiver Herdbefund, I: Stadium I, II: Stadium II, III: Stadium III, IV: Stadium IV Im Stadium I ist der computertomographische Nachweis eines Herdbefundes mit 15,5 % selten, im Stadium II beträgt die Nachweisrate 47,4 %, im Stadium III bereits 77,8 % und im Stadium IV letztlich 86,7 %. Auch bezüglich dieser Parameter bestand kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen Reinserationsmethode. 57 Standardverfahren und 58 4.2.7 Präoperative Befunde Duplexsonographie: Eine weitere Analyse stellt die duplexsonographisch ermittelten präoperativen Befunde bezüglich der beiden Behandlungsgruppen gegenüber. Hier betrachteten wir die Faktoren -Knickstenosentyp, -Elongation, -Ulcusnachweis, -Plaquetyp nach Widder (1-4), -Turbulenzbildung, -Jetströmung (bei hochgradiger Stenose mit starker Strömungsbeschleunigung) sowie dem Vorliegen von direkten und indirekten Zeichen für eine -Vertebralarterienabgangstenose oder -Vertebralisendstreckenveränderung. Es zeigte sich eine signifikant geringere Zahl von Knickstenosen Typ III sowie eine signifikant höhere Zahl an Elongationen in der Gruppe A (Reinserationsgruppe). Dies ist ein zu erwartender Wert da die Knickstenosen Typ III dem OPVerfahren „Kürzungsoperation“ zugeführt wurden. Das Vorhandensein einer Elongation macht auf der anderen Seite die Durchführung Reinserationsmethode leichter. Alle übrigen Parameter waren wiederum gleichmäßig verteilt. 58 der 59 Tabelle 14: Vergleich der präoperativen Duplexbefunde zwischen den Behandlungsgruppen Standardverfahren (n=170) n % Reinserationstechnik (n=27) n % p-Wert Knickstenose Typ Keine 1 2 3 146 2 0 22 85,9 1,2 0 12,9 24 1 1 1 88,9 3,7 3,7 3,7 0,029 b) 154 11 5 90,6 6,5 2,9 21 6 0 77,8 22,2 0 0,019 b) 94 76 55,3 44,7 18 9 66,7 33,3 14 5 69 76 8,3 3,0 40,8 45,0 0 2 17 8 0 7,4 63,0 29,6 20 150 11,8 88,2 1 26 3,7 96,3 0,207 a) 29 141 17,1 82,9 3 24 11,1 88,9 0,436 a) 145 25 85,3 14,7 24 3 88,9 11,1 0,619 a) Nein 142 83,5 24 Ja 28 16,5 3 a) p-Wert des exakten Fisher-Tests b) p-Wert des Chi-Quadrat-Tests auf Unabhängigkeit n: Anzahl 88,9 11,1 0,477 a) Elongation Typ Keine 1 3 Ulcusnachweis Nein Ja 0,268 a) Plaque-Typ nach Widder 1 2 3 4 0,084 b) Turbulenznachweis Nein Ja Strömungsbeschleunigung Nein Ja Vertebralisabgangstenose Nein Ja Vertebralisendstreckenveränderung 59 60 4.2.8 Präoperative Befunde Angiographie: Die gleiche Betrachtung führten wir für die präoperativen Angiographiebefunde durch. Die Ergebnisse sind mit denen der Duplexsonographie vergleichbar. Tabelle 15: Vergleich der präoperativen Angiographiebefunde zwischen den Behandlungsgruppen Standardverfahren (n=170) n % Reinserationstechnik (n=27) n % p-Wert Knickstenose Typ Keine 1 2 3 141 3 3 23 82,9 1,8 1,8 13,5 24 1 1 1 88,9 3,7 3,7 3,7 152 10 8 89,4 5,9 4,7 21 5 1 77,8 18,5 3,7 113 57 66,5 33,5 19 8 70,4 29,6 0,689 a) 106 64 62,4 37,6 19 8 70,4 29,6 0,422 a) Nein 116 68,2 20 Ja 54 31,8 7 a) p-Wert des exakten Fisher-Tests b) p-Wert des Chi-Quadrat-Tests auf Unabhängigkeit n: Anzahl, ACI: Arteria Carotis Interna 74,1 25,9 0,542 a) 0,042 b) Elongation Typ Keine 1 3 0,071 b) Ulcusnachweis ACI Nein Ja Vertebralisabgangstenose Nein Ja Vertebralisendstreckenveränderung Eine signifikante Abweichung besteht nur für den Parameter Knickstenose. 60 61 Für die Ausprägung der Elongation erfolgte eine unterschiedliche Zuordnung die mit einem p-Wert von 0,071 knapp über dem gewählten Signifikanzniveau liegt. 4.3 Vergleich der Untersuchungsverfahren: 4.3.1 OP-Befund versus Angiographiebefund: Vergleich des Stenosegrades Die nachfolgende Tabelle beschreibt den Grad der Stenose und die Differenz zwischen dem intraoperativen Befund und dem Angiographiebefund. Mit dem Wilcoxon-Rangsummentest für verbundene Stichproben wird die Nullhypothese getestet, dass beide Befunde identisch sind. Ist der p-Wert kleiner als das gewählte Signifikanzniveau (p<0,05), dann bestehen zwischen den Befunden signifikante Unterschiede. Tabelle 16: Vergleich des Stenosegrades (in %) zwischen präoperativer Angiographie und intraoperativem Befund (OP) Anzahl Mw+SD Median Min-Max Angiographie 197 75,0+20,7 80 0-100 OP 197 78,8+20,5 80 0-100 Differenz 197 3,7+7,2 0 -15 - 90 p-Wert des Wilcoxon-Rangsummentests für verbundene Stichproben: p < 0,001 MW: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Min: Minimum, Max: Maximum 61 62 Die Befunde unterscheiden sich signifikant. Im Mittel sind die OP-Befunde um 3,7 %-Punkte größer als die Angiographiebefunde. Da es sich letztendlich bei den intraoperativen Befunden um Schätzwerte handelt ist unter klinischen Gesichtspunkten eine Abweichung von unter 5% zu vernachlässigen. Vergleich der anderen Befunde Die nachfolgenden Tabellen stellen den intraoperativen Befund der übrigen Parameter im Vergleich zum Angiographiebefund dar. Unter den Tabellen steht der Anteil der Behandlungen, bei denen beide Befunde übereinstimmen. Zusätzlich wurde das Maß „Kappa“ berechnet. Tabelle 17: Vergleich der Ausprägung einer Knickstenose zwischen präoperativer Angiographie und intraoperativem Befund Intraoperativer Befund Knickstenose Typ Angiographie-Befund n 165 4 4 24 % 83,8 2,0 2,0 12,2 Keine n % 159 96,4 2 50,0 0 0 1 4,2 Keine 1 2 3 n: Anzahl Übereinstimmung besteht bei 94,9% 1 n 2 2 0 1 Kappa = 0,828 ( almost perfect) 62 2 % 1,2 50,0 0 4,2 n 0 0 4 0 3 % 0 0 100 0 n 4 0 0 22 % 2,4 0 0 91,7 63 Tabelle 18: Vergleich der Ausprägung einer Elongation zwischen präoperativer Angiographie und intraoperativem Befund Elongation Typ Intraoperativer Befund Keine 1 n % n 166 96,0 6 7 46,7 8 4 44,4 2 Angiographie-Befund n 173 15 9 % 87,8 7,6 4,6 3 % 3,5 53,3 22,2 Keine 1 3 n: Anzahl Übereinstimmung besteht bei 89,9% n 1 0 3 % 0,6 0 33,3 Kappa =0,502 (moderate) Tabelle 19: Vergleich der Ausprägung eines intraarteriellen Ulcus zwischen präoperativer Angiographie und intraoperativem Befund Ulcus Intraoperativer Befund Angiographie-Befund n % 132 67,0 65 33,0 Nein n 87 9 Ja % 65,9 13,9 Nein Ja n: Anzahl Übereinstimmung besteht bei 72,6% n 45 56 % 34,1 86,2 Kappa = 0,457 (moderate) Tabelle 20: Vergleich der Ausprägung einer Vertebralisabgangstenose zwischen präoperativer Angiographie und intraoperativem Befund Vertebralisabgangstenose Angiographie-Befund Intraoperativer Befund Nein % n 63,5 116 36,5 13 n Nein 125 Ja 72 n: Anzahl Übereinstimmung besteht bei 88,8% Ja % 92,8 18,1 Kappa = 0,756 (substantial) 63 n 9 59 % 7,2 81,9 64 Tabelle 21: Vergleich der Ausprägung einer Vertebralisendstrecken- veränderung zwischen präoperativer Angiographie und intraoperativem Befund Vertebralisendstrekkenveränderung Angiographie-Befund Intraoperativer Befund Nein % n 69,0 127 31,0 8 Ja n Nein 136 Ja 61 n: Anzahl Übereinstimmung besteht bei 91,4% % 93,4 13,1 n 9 53 % 6,6 86,9 Kappa = 0,799 (substantial) 4.3.2 Angiographiebefund versus Duplexbefund: Vergleich des Stenosegrades Berücksichtigt werden nur die Befunde, bei denen bei beiden Methoden ein gültiger Wert vorliegt (2 fehlende Angaben für den präoperativen Duplexbefund in der Standardgruppe). Tabelle 22: Vergleich des Stenosegrades (in %) zwischen präoperativer Angiographie und Duplexsonographie Anzahl Mw+SD Median Min-Max Angiographie 195 75,0+20,7 80 0-100 Duplex 195 74,7+21,3 80 0-100 Differenz 195 0,4+8,6 0 -30 - 40 p-Wert des Wilcoxon-Rangsummentests für verbundene Stichproben: p > 0,05 MW: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Min: Minimum, Max: Maximum 64 65 Die Befunde unterscheiden sich nicht signifikant. Im Mittel weichen die Duplexbefunde lediglich um 0,4 %-Punkte von den Angiographiebefunden ab. Vergleich der anderen Befunde Tabelle 23: Vergleich der Ausprägung einer Knickstenose zwischen präoperativer Angiographie und Duplexsonographie Duplexsonographie-Befund Knickstenose Typ Angiographie-Befund n 165 4 4 24 % 83,8 2,0 2,0 12,2 Keine n 159 2 0 1 1 Keine 1 2 3 n: Anzahl Übereinstimmung besteht bei 94,9% % 96,4 50,0 0 4,2 2 n 2 2 0 1 % 1,2 50,0 0 4,2 3 n 0 0 4 0 % 0 0 100 0 n 4 0 0 22 % 2,4 0 0 91,7 Kappa = 0,828 (almost perfect) Tabelle 24: Vergleich der Ausprägung einer Elongation zwischen präoperativer Angiographie und Duplexsonographie Elongation Typ Angiographie-Befund n % 173 87,8 15 7,6 9 4,6 Duplexsonographie-Befund Keine n 166 7 4 1 % 96,0 46,7 44,4 Keine 1 3 n: Anzahl Übereinstimmung besteht bei 89,9% 3 n 6 8 2 Kappa =0,502 (moderate) 65 % 3,5 53,3 22,2 n 1 0 3 % 0,6 0 33,3 66 Tabelle 25: Vergleich der Ausprägung eines intraarteriellen Ulcus zwischen präoperativer Angiographie und Duplexsonographie Ulcus Duplexsonographie-Befund Angiographie-Befund n 132 65 % 67,0 33,0 Nein n 87 9 Ja % 65,9 13,9 Nein Ja n: Anzahl Übereinstimmung besteht bei 72,6% n 45 56 % 34,1 86,2 Kappa = 0,457 (moderate) Tabelle 26: Vergleich der Ausprägung einer Vertebralisabgangstenose zwischen präoperativer Angiographie und Duplexsonographie Vertebralisabgangstenose Angiographie-Befund Duplexsonographie-Befund n 125 72 % 63,5 36,5 Nein n 116 13 Nein Ja n: Anzahl Übereinstimmung besteht bei 88,8% Ja % 92,8 18,1 n 9 59 % 7,2 81,9 Kappa = 0,756 (substantial) Tabelle 27: Vergleich der Ausprägung einer Vertebralisendstrecken- veränderung zwischen präoperativer Angiographie und Duplexsonographie Vertebralisendstrekkenveränderung Angiographie-Befund Duplexsonographie-Befund n 136 61 % 69,0 31,0 Nein n 127 8 Nein Ja n: Anzahl Übereinstimmung besteht bei 91,4% Ja % 93,4 13,1 Kappa = 0,799 (substantial) 66 n 9 53 % 6,6 86,9 67 Für beide Verfahren zeigen sich gute Übereinstimmungen. Der Wert für Kappa liegt nicht unter 0,457 (moderate). Bei insgesamt 10 Analysen finden wir 4 mal die Aussage „moderate“ bei den Parametern Elongation und Ulcus und dem Vergleich Angiographie-Befund versus intraoperativem Befund und Angiographie-Befund versus Duplexsonographie-Befund. Weitere 4 mal ist die Aussage „substantial“ für die Parameter Vertebralisabgangstenose und Vertebralisendstreckenveränderung und dem Vergleich Angiographie-Befund versus intraoperativem Befund und Angiographie-Befund versus Duplexsonographie-Befund. Die beste Übereinstimmung konnten wir 2 mal mit dem Prädikat „almost perfect“ für das Vorliegen einer Knickstenose bei dem Vergleich AngiographieBefund versus intraoperativem Befund und Angiographie-Befund versus Duplexsonographie-Befund ermitteln. Tabelle 28: Vergleich der Übereinstimmung der Untersuchungsergebnisse von Angiographie zu Duplexsonographie und intraoperativem Befund für die betrachteten Parameter durch Interpretation des Wertes „Kappa“ Angiographie-Befund Angiographie-Befund versus versus Intraoperativer Befund Duplexsonographie-Befund Elongation moderate moderate Ulcus moderate moderate Vertebralisabgangstenose substantial substantial Vertebralisendstrekkenveränderung substantial substantial almost perfect almost perfect Knickstenose 67 68 Für eine gute Untersuchungsqualität spricht, dass in beiden Vergleichsrichtungen der Übereinstimmungsgrad für einen Parameter jeweils gleich ist. 4.3.3 Intraoperativer Befund versus Duplexbefund (Stenosegrad): Der Vergleich zwischen intraoperativ und duplexsonographisch ermitteltem Stenosegrad zeigt bei guter Übereinstimmung zwischen Angiographie- und Duplexergebnissen ähnliche Werte wie die Betrachtung von intraoperativ und angiographisch ermitteltem Stenosegrad (siehe 4.3.1, Tabelle 16). Tabelle 29: Vergleich des Stenosegrades (in %) zwischen präoperativer Duplexsonographie und intraoperativem Befund Anzahl Mw+SD Median Min-Max OP 195 78,8+20,5 80 0-100 Duplex 195 74,7+21,3 80 0-100 Differenz 195 4,1+8,4 0 -30 - 40 p-Wert des Wilcoxon-Rangsummentests für verbundene Stichproben: p < 0,001 MW: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Min: Minimum, Max: Maximum OP: intraoperativer Befund, Duplex: Duplexsonographie-Befund Die Befunde unterscheiden sich signifikant. Im Mittel sind die OP-Befunde um 4,1 %-Punkte größer als die Duplexbefunde. 68 69 Die mittlere Abweichung vom intraoperativen Wert ist bei der Duplexsonographie mit 4,1%-Punkten um 0,4%-Punkte größer als bei der Angiographie mit 3,7%-Punkten. Unter klinischen Gesichtspunkten halten wir eine Abweichung unter 5% für unbedeutend. 4.4 OP-Verfahren: Von den 197 Operationen an 153 Patienten erfolgten 27 Behandlungen mit der Reinserationstechnik (13,7%) und wurden der Gruppe A (Testgruppe) zugeordnet. 170 Behandlungen erfolgten mit den Standardverfahren (86,3%) und wurden der Gruppe B (Kontrollgruppe) zugeordnet. Die Subgruppenzuordnung ist: B1: offenen Ausschälung mit Verschluss durch Dacronpatch ( n= 139; 70,6% ) B2: offenen Ausschälung mit Verschluss durch Direktnaht ( n=2; 1,0 % ) B3: Kürzungsoperation ( n=29; 14,7 % ) Innerhalb der beiden Behandlungspfade verteilen sich die Eingriffe wie folgt: 69 70 Tabelle 30: Verteilung der OP-Verfahren zwischen Reinserationstechnik (Gruppe A) und Standardtechnik (Gruppe B) TEA Dacronpatch Direktnaht, längs Kürzungsoperation Reinseration in die ACE Intraoperativer Shunt Standardverfahren (n=170) n % 159 93,5 139 81,8 2 1,2 29 17,1 0 0 140 82,4 Reinserationstechnik (n=27) n % 27 100 0 0 0 0 0 0 27 100 0 0 n: Anzahl, TEA: Thrombendarteriektomie, ACE: Arteria Carotis Externa Die graphische Darstellung zeigt als führenden Eingriff die Carotis-TEA mit Dacronpatchplastik. Kürzungsoperationen und Reinserationen halten sich etwa die Waage. 139 29 2 27 Reinseration Abbildung 16: Patch Kürzung Direktnaht absolute Verteilung aller OP-Verfahren (Reinseration: Gruppe A, Patch: Gruppe B1, Direktnaht: Gruppe B2, Kürzung: Gruppe B3) 70 71 Alle TEA mit Dacronpatchplastik erfolgten unter Verwendung eines intraoperativen Shunts. Dieser fand bei den Kürzungsoperationen keine Anwendung. Bei Bulbusektasie führten wir 2 mal eine Direktnaht der Längsarteriotomie durch, einmal mit und einmal ohne intraoperativen Shunt. 4.4.1 Clampingzeiten: Nachfolgend erfolgt die Darstellung der Ausklemmzeiten. Diese sind für die verschiedenen Verfahren ebenfalls nicht signifikant unterschiedlich, wenngleich sich tendenziell doch eine durchschnittlich etwas höhere Ausklemmdauer für die komplett ohne intraarteriellen Shunt durchgeführte Reinserationsmethode zeigt. Die Werte sind vergleichbar mit der ebenfalls ohne Shuntprotektion durchgeführten Kürzungsoperation. 71 72 18 16 16 14 13,32 12 10 10 8 6 4 1,63 2 0 Mittelwert Abbildung 17: Minuten Min Max Standardabweichung Ausklemmzeiten der Reinserationstechnik (Gruppe A) in Min: Minimum, Max: Maximum 16 15 14 12 10 8 7,04 6 5 4 1,68 2 0 Mittelwert Abbildung 18: Minuten Min Max Standardabweichung Ausklemmzeiten TEA mit Dacronpatch (Gruppe B1) in Min: Minimum, Max: Maximum 72 73 12 10 11 9,5 8 8 6 4 2,12 2 0 Mittelwert Abbildung 19: Minuten Min Max Standardabweichung Ausklemmzeiten TEA mit Direktnaht (Gruppe B2) in Min: Minimum, Max: Maximum 16 14 14 12 11 10 8 7 6 4 2,15 2 0 Mittelwert Abbildung 20: Minuten Min Max Standardabweichung Ausklemmzeiten Kürzungsoperation (Gruppe B3) in Min: Minimum, Max: Maximum 73 74 4.5 Postoperativer Verlauf und Outcome: Im postoperativen Verlauf wurden die Komplikationen -Hämatombildung, -revisionspflichtige Nachblutung, -Wundinfekt, -TIA, -Apoplex, -Nervenverletzung und -Tod anhand klinischer Kriterien überprüft. Die ermittelten Daten sind in der folgenden Tabelle aufgeführt, getrennt für die Standardmethode und die Reinserationstechnik. 74 75 Tabelle 31: Vergleich der absoluten und relativen Häufigkeiten von Komplikationen im postoperativen Verlauf für die Reinserationstechnik (Gruppe A) und die Standardverfahren (Gruppe B) Standardverfahren (n=170) n % Reinserationstechnik (n=27) n % p-Wert Hämatombildung Ja Nein 4 166 2,4 97,6 1 26 3,7 96,3 0,258 b) Nachblutung, revisionspflichtig Ja Nein 2 168 1,2 98,8 0 27 0 100 0,571 a) 1 169 0,6 99,4 0 27 0 100 0,689 a) 3 167 1,8 98,2 0 27 0 100 0,785 a) 0 0 0 0 - 2 168 1,2 98,8 0 27 0 100 0,571 a) 0 0 0 0 - Wundinfekt Ja Nein TIA Ja Nein Apoplex Ja Nervenverletzung Ja Nein Tod Ja a) p-Wert des exakten Fisher-Tests b) p-Wert des Chi-Quadrat-Tests auf Unabhängigkeiten n: Anzahl, TIA: Transitorisch ischämische Attacke Beide Behandlungszweige unterscheiden sich nicht statistisch signifikant im postoperativen Komplikationsspektrum und Outcome. 75 76 4.5.1 Komplikationen Reinserationsmethode: In der Reinserationsgruppe traten insgesamt 2 Komplikationsfälle (1%) bei 2 Patienten (1%) auf. Eine Patientin erlitt eine subcutane Hämatombildung die sich unter konservativer Therapie vollständig zurückbildete. Bei einer weiteren Patientin stellten wir im postoperativen Verlauf eine heparininduzierte Thrombocytopenie (HIT) anhand eines laborchemisch fassbaren Thrombocytensturzes fest. Klinisch blieb die Patientin asymptomatisch. 4.5.2 Komplikationen Standardmethode: In der Gruppe der Standardmethode fanden sich insgesamt 12 Komplikationsfälle (6,1%) bei 12 Patienten (6,1%). 4.5.2.1 TIA: Ein äußerst adipöser Patient erlitt in der Narkoseausleitungsphase eine Hypoxie, verbunden mit starkem Pressen. Infolge dessen stellte sich ein revisionspflichtiges Hämatom ein. Die zweite Ausleitungsphase überstand der Patient unauffällig. Es zeigte sich jedoch für ca. 4 Stunden eine ipsilaterale, armbetonte Hemiparese mit vollständiger Rückbildung innerhalb von 9 Stunden postoperativ. Präoperativ war der Patient beiderseits im Stadium I, CT-negativ. Zwei Patienten erlitten eine ipsilaterale TIA mit armbetonter Hemiparese sowie einer motorischen Aphasie bei der ersten Operation bei vorliegender Viergefäßerkrankung. Einmal fand sich ein kontralateraler Verschluss und einmal eine kontralaterale Stenose von 90%. Beide operierten Carotisstenosen 76 77 waren über 90% und zeigten intraoperativ eine nischenreiche, ulceröse Oberfläche mit reichlich emboliefähigem Material. Beide Patienten wurden mit einer offenen Ausschälung mit Dacronpatch und intraluminalem Shunt bei kürzest möglichen Clampingzeiten versorgt. Präoperativ zeigte der erste Patient ein Stadium II, CT-positiv ipsilateral und Stadium I, CT-negativ kontralateral. Der zweite Patient wurde präoperativ ipsilateral als Stadium IV, CT-positiv und kontralateral als Stadium I, CTnegativ klassifiziert. Auf alle Behandlungsfälle (197) errechnet sich für 3 TIA eine Komplikationsrate von 1,5 %. 4.5.2.2 Wundinfekt: Einer der beiden Patienten erlitt zusätzlich einen subcutanen Wundinfekt der unter konservativer Therapie mit lokaler Kälteanwendung und antibiotischer Abdeckung komplett ausheilte. Auf alle Behandlungsfälle (197) errechnet sich für 1 Wundinfekt eine Komplikationsrate von 0,5 %. 77 78 4.5.2.3 Hämatombildung, revisionspflichtige Nachblutung: In der Gruppe der Hämatompatienten finden wir 4 Fälle mit konservativer Behandlung (2%) und 2 Fälle mit revisionspflichtiger Nachblutung (1%). Einer der revidierten Patienten erlitt unmittelbar postoperativ auf dem Weg zur Intensivstation eine rasch progrediente Nachblutung auf dem Boden einer nahtbedingten Gefäßwandtasche. Der zweite Patient erlitt im Rahmen der Primäroperation und der Revision bei Hämatombildung eine ipsilaterale TIA (siehe oben). Ursächlich für die konservativ behandelten Hämatome waren zweimal subcutane und cutane Gefäße aus welchen die Blutungen spontan sistierten. Ein Patient litt an einer Grand mal-Epilepsie und prägte sowohl präoperativ als auch postoperativ mehrere Anfallsereignisse aus, die jeweils leicht medikamentös durchbrochen werden konnten. Im Rahmen eines Anfalles entstand ein subcutanes Hämatom, der weitere Verlauf war nach intensivierter medikamentöser Einstellung des Krampfleidens unauffällig. Der letzte Patient entwickelte das Hämatom auf dem Boden eines Überhanges des verwendeten Thrombocytenaggregationshemmers (Ticlopidin) bei der Operation der zweiten Seite. Auf alle Behandlungsfälle (197) errechnet sich für 4 Hämatombildungen mit konservativen Behandlungen eine Komplikationsrate von 2%, für 2 operationspflichtige Nachblutungen eine Komplikationsrate von 1%. 78 79 4.5.2.4 Nervenverletzung: 2 Nervenverletzungen wurden postoperativ festgestellt. Bei einer Patientin war eine hohe Freilegung bei hochgelegener Carotisbifurkation erforderlich. Durch den notwendigen Hakenzug stellte sich eine Mundastschwäche des N. facialis ein, die bei der postoperativen Kontrolluntersuchung nach 6 Monaten klinisch nahezu vollständig abgeklungen war. Die zweite Nervenschädigung war eine Hypoglossusparese bei einer Patientin mit konservativ behandelter Hämatombildung, die ebenfalls eine nahezu vollständige Rückbildung innerhalb von 6 Monaten zeigte. Auf alle Behandlungsfälle (197) errechnet sich für 2 Nervenverletzungen eine Komplikationsrate von 1%. 4.5.2.5 Apoplex und Tod: Ein Todesfall oder ein Apoplex wurde nicht beobachtet. Auf alle Behandlungsfälle (197) errechnet sich für 0 Todesfälle und 0 Schlaganfälle eine Komplikationsrate von 0%. 79 80 4.5.3 Komplikationsrate gesamt: Die gesamte Komplikationsrate über alle Behandlungen (197) beträgt bei 14 Ereignissen 7,1 %. Werten wir nur die relevanten Komplikationen, das sind solche die eine invasive Behandlung induzieren, neurologischer Art sind oder eine dauerhafte Beeinträchtigung hervorrufen, finden wir 2 revisionspflichtige Nachblutungen, 3 TIA und 1 Infekt. Auf alle Behandlungsfälle (197) errechnet sich bei 6 relevanten Ereignissen, eine allgemeine postoperative Komplikationsrate von 3 %. 4.5.4 Ergebnisse der Nachuntersuchungen und Duplexkontrollen: In den weiteren postoperativen Kontrolluntersuchungen erfolgten neben der klinischen Befunderhebung und anamnestischen Befragung insbesondere duplexsonographische Verlaufskontrollen über einen mittleren Zeitraum von 7,4 Monaten in Gruppe A (Reinserationstechnik) und 12,3 Monaten in Gruppe B (Standardverfahren). Hier wurden die folgenden Parameter betrachtet: Aneurysmabildung, Thrombenbelag, intraluminal, Rezidivstenose, 80 81 Verschluss ACI, Verschluss ACE, Turbulenzbildung und Jetphänomen, Strömungsbeschleunigung. Tabelle 32: auffälligen Vergleich der absoluten und relativen Häufigkeiten von Duplexbefunden im postoperativen Verlauf für Reinserationstechnik (Gruppe A) und die Standardverfahren (Gruppe B) Standardverfahren (n=170) n % Reinserationstechnik (n=27) n % p-Wert Aneurysma Ja Nein Thrombensaum 2 168 1,2 98,8 0 27 0 100 0,571 Ja Nein Verschluss ACI 1 169 0,6 99,4 1 26 3,7 96,3 0,134 Ja Nein Verschluss ACE 0 170 0 100 1 26 3,7 96,3 0,012 Ja Nein Turbulenz 2 168 1,2 98,8 2 25 7,4 92,6 0,033 Ja Nein Strömungsbeschleunigung 2 168 1,2 98,8 0 27 0 100 0,571 Ja Rezidivstenose > 50% 0 0 0 0 - Ja 0 0 0 0 - p-Wert des exakten Fisher-Tests n: Anzahl, ACI: Arteria Carotis Interna, ACE: Arteria Carotis Externa 81 die 82 4.5.4.1 Auffällige Duplexbefunde Reinserationstechnik (Gruppe A): Statistisch signifikante Unterschiede finden wir beim ACI-Verschluss und ACE-Verschluss in der Gruppe A im Langzeitverlauf. Ein Carotisgabelverschluß (0,5%) ereignete sich asymptomatisch embolisch zwischen der zunächst unauffälligen postoperativen Kontrolle im Rahmen der stationären Behandlung und der ersten ambulanten Kontrolle bei absoluter Arrhythmie und Vorhofflimmern sowie echocardiographischem Nachweis von intracavitären Thromben im Herzen trotz eingeleiteter Marcumarisierung. Diese Komplikation ist somit nicht dem Verfahren anzulasten. Unmittelbar postoperativ finden sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen beiden Behandlungszweigen. Ein ACE-Verschluss (0,5%) ereignete sich bei recht schmalkalibriger Arteria carotis externa mit wohl relativer, nahtbedingter Einengung. Hier wurde die Reinserationsnaht so gestochen, dass auf keinen Fall eine relative Einengung der Arteria carotis interna resultiert. Ein allfällig auftretender ACE-Verschluss wurde in dieser Situation billigend in Kauf genommen. Bei recht ausgedehntem Neobulbus fand sich bei einem Fall (0,5%) ein marginaler Thrombensaum ohne Größenprogredienz und ohne Zeichen der Aneurysmabildung im Langzeitverlauf ( > 24 Monate). 82 83 4.5.4.2 Auffällige Duplexbefunde Standardverfahren (Gruppe B): In der Standardgruppe fand sich kein ACI-Verschluss. 2 ACE-Verschlüsse (1%) führten wir auf die blind durchgeführte Extraktions-TEA zurück. Hierbei wird der Verschlusszylinder aus dem Gefäß herausgezogen ohne Überprüfung der distalen Intimastufe. Die verzeichneten Verschlüsse sind somit höchstwahrscheinlich auf accidentell belassene Plaquereste zurückzuführen und klinisch bedeutungslos. 2 Aneurysmata (1%) mäßiger Ausprägung wurden nach offener Ausschälung und Dacronpatch im Langzeitverlauf beobachtet. Beide Aneurysmata verursachten eine turbulente Blutströmung, Ein Aneurysma (0,5%) zeigte einen marginalen Thrombensaum. Eine operative Revision war im Beobachtungszeitraum nicht indiziert. 4.5.5 Nachuntersuchungsergebnisse postoperativ: Auf alle Behandlungsfälle (197) errechnet sich für duplexsonographische Befunde eine postoperative Komplikationsrate für: - 0 ACI-Verschlüssen postoperativ von 0%, - 3 ACE-Verschlüssen postoperativ von 1,5%, - 0 Jetphänomene von 0% und - 0 Rezidivstenosen > 50% von 0%. Dies ergibt bei 197 Behandlungen eine postoperative Rate auffälliger duplexsonographischer Befunde von 1,5% bei 3 Ereignissen. 83 84 4.5.6 Nachuntersuchungsergebnisse Langzeitverlauf: Auf alle Behandlungsfälle (197) errechnet sich für duplexsonographische Befunde eine Komplikationsrate im Langzeitverlauf für: - 2 Aneurysmata von 1%, - 2 Thrombensäume von 1%, - 1 ACI-Verschluss von 0,5%, - 4 ACE-Verschlüssen von 2%, - 2 Turbulenznachweisen von 1%, - 0 Jetphänomene von 0% und - 0 Rezidivstenosen > 50% von 0%. Dies ergibt bei 197 Behandlungen eine Rate auffälliger duplexsonographischer Befunde im Langzeitverlauf von 5,5% bei 11 Ereignissen. 84 85 4.5.7 Follow-Up: Die Nachuntersuchungszeiträume sind aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich. Tabelle 33: Vergleich der Nachbeobachtungszeitdauer in Monaten für die Reinserationstechnik (Gruppe A) und die Standardverfahren (Gruppe B) Anzahl Mw+SD Median Min-Max Standardverfahren 170 12,3+15,6 5,5 0-57 Reinserationstechnik 27 7,4+11,3 3 1-48 Insgesamt 197 11,7+15,1 5 0-57 p-Wert des Mann-Whitney-U-Tests: p = 0,280 MW: Mittelwert, SD: Standardabweichung, Min: Minimum, Max: Maximum Für beide Behandlungszweige gibt es keine statistisch signifikanten Unterschiede im Follow–Up. 85 86 5. Diskussion: Gegenüberstellung der eigenen Ergebnisse mit Literaturmitteilungen: 5.1 Demographische Patientendaten und Risikofaktoren: Tabelle 34: Vergleich von Angaben über demographische Daten und Risikofaktoren verschiedener Studien mit den eigenen Ergebnissen Eigene NASCET ECST ACAS Cao Raftopoulos Katz Abu Patienten Rhama 70% 72% 66% 73% 61% 56,3% 51,4% Männer 54,2% 30% 28% 34% 27% 39% 43,7% 48,6% Frauen 45,8% 66J 60J 67J 67J 75,5J 69 68,1J Alter 69,5J 61% 52% 64% 53% 49,7% 62,1% 77,4% Hypertonie 84,3% Adipositas 51,0% 42% 53% 28% 23% 47,7% 51,7% 58,4% Nikotin 54,9% 37% 38% Lipidämie 43,8% 59% 24% 69% 19% 36,6% 36,8% 58,4% KHK 49,7% Herzinfarkt 9,8% 22% 12% 25% 18% 14,4% 18,4% 24,8% Diabetes 28,8% 21,6% AVK 18,3% KHK: Koronare Herzkrankheit, AVK: Arterielle Verschlusskrankheit, NASCET: North American Symptomatic Carotid Endarterectomy Trial, ECST: European Carotid Surgery Trial, ACAS: Asymptomatic Carotid Artherosclerosis Study Diese Synopsis der demographischen Daten und Verteilung der Risikofaktoren zeigt keine gravierende Unterschiede zwischen den aufgeführten Parametern und ihrer Verteilung im eigenen Patientenkollektiv im Vergleich mit anderen Studien (1, 2, 9, 21, 22, 23, 24, 33, 50, 54). Die Geschlechtsverteilung ist ausgeglichen, das Durchschnittsalter tendiert etwas höher als in den Studien NASCET und ECST. Der einzige herausragende Risikofaktor ist die Hypertonie. Dieser tritt im eigenen Patientengut mit 84,3% häufiger auf als in allen anderen Studien. 86 87 Angaben zur Adipositas und zu stattgehabtem Herzinfarkt fehlen in allen andern betrachteten Vergleichsstudien, die Angaben zur Hyperlipidämie und AVK sind lückenhaft. Der Vergleich mit den genannten Studien sowie mit allen anderen betrachteten Literaturstellen lässt den Schluss zu, dass die Verteilung der demographischen Daten Alter und Geschlecht sowie der Risikofaktoren in der eigenen Patientengruppe mit den anderen vergleichbar sind. 5.2 Postoperatives Outcome und Komplikationen: Tabelle 35: Vergleich von Angaben über den postoperativen Verlauf und Outcome verschiedener Studien mit den eigenen Ergebnissen Anzahl Eigene, Gruppe B n % Eigene, Gruppe A n % 170 27 100 100 Raftopoulos Katz n % n % 167 100 100 100 Abu Rhama n % 399 100 Eckstein Pross Katras n % n % n % 164 100 647 100 322 100 22 29,2 6 23 7,4 Follow Up in M. 12,3 5 3,0 4 2,4 1 3,7 Hämatom 3 1,8 1 1 2 0,5 2 1,3 14 3,0 7 2,2 2 1,2 0 0 Nachblutung, op. 3 1,8 3 3 13 3,3 3 1,9 2 0,5 11 3,4 3 1,8 0 0 TIA 1 0,6 3 3 7 1,8 7 4,3 4 1,0 4 1,2 0 0 0 0 Apoplex 2 1,2 0 0 8 2,0 3 1,9 9 2,0 8 2,5 0 Nervenverletzung 2 1,2 0 0 0 1 1 2 0,5 1 0,6 0 0 Infekt 0 0 0 0 4 1,0 1 0,6 0 0,0 4 1,2 0 0 0 0 Tod 27 8,0 2 1,2 0 0 Aneurysma 3 1,8 2 2 27 6,8 16 4,5 18 5,6 0 0 0 0 Rezidivstenose 0 0 1 1 7 1,8 0 0 1 3,7 ACI-Verschluss n: Anzahl, M.: Monate, op.: operationspflichtig, TIA: Transitorisch Ischämische Attacke, ACI: Arteria Carotis Interna Die Angaben für postoperative Komplikationen und Outcome werden in der Literatur sehr unterschiedlich angegeben (1, 2, 16, 31, 32, 47, 50). Die obige Synopsis zeigt die aus den genannten Literaturstellen gefundenen Werte sowie die jeweils fehlenden Angaben. Bereits aus der Übersicht geht hervor, dass sich das Komplikationsspektrum sowohl der hier untersuchten 87 88 Standardmethoden (Gruppe B), als auch der Reinserationstechnik (Gruppe A), nicht wesentlich von den Angaben anderer Autoren unterscheiden. Im Folgenden soll auf die einzelnen Punkte gezielt Stellung genommen werden. 5.2.1 Neurologische Komplikationen (TIA und Apoplex): Bezüglich der Beurteilung der neurologischen Komplikationsrate muss unterschieden werden ob eine Betrachtung der perioperativen Rate an neurologischen Ereignissen passagerer oder permanenter Art erfolgt, oder ob eine Angabe über Langzeitergebnisse vorliegt. Tabelle 36: Angaben über perioperatives Auftreten von TIA / Apoplex binnen 30 Tagen Studie TIA Apoplex Sheehan (61) - 3,4% Eckstein (16) 1,8% - - 1,4% Hayes (28) TIA: Transitorisch Ischämische Attacke 88 89 Tabelle 37: Angaben über perioperatives Auftreten von TIA / Apoplex ohne einschränkendes Zeitintervall Studie TIA Apoplex Raftopoulos (50) 1,8% 1,0% Katz (33) 3,0% 3,0% Katras (32) 3,4% 1,2% Abu Rhama (1,2) 3,3% 1,8% Ptakowsky (48) 1,0% 2,2% Frawley (25) 1,9% 1,2% Pross (47) 0,5% 1% - 3,2% Assadian (5) TIA: Transitorisch Ischämische Attacke Daraus ergibt sich ein Mittelwert für perioperative TIA von 2,3% und für perioperative Schlaganfälle von 2,0%. Ommer untersuchte in einer Vergleichsstudie die Rate von apoplektischen Insulten für die operative Ausschälung der Carotisbifurkation im Vergleich zur percutan, transluminalen Dilatation und Stentapplikation und fand dort in 89 90 der chirurgischen Gruppe Angaben zwischen 0-6,9%. In der interventionellen Gruppe schwankten die Angaben in der Übersicht zwischen 4,4-20,5%. Ein Ausreißer stellt die Angabe von 71,5% Insulten bei einer kleinen Gruppe von 8 behandelten Patienten dar (46). Im ihrem Patientengut fanden Mudra und d´Audiffret für die interventionellen Anwendungen Raten von 3% und 2,9% für apoplektische Ereignisse sowie 4,0% und 5,9% für TIA im perioperativen Zeitraum (13, 43). Tabelle 38: Langzeitergebnisse nach Carotis-Operationen Studie Apoplexrate % CT-positiv % Follow-Up in Jahren NASCET (24) 17,1 46 8 ECST (21, 22) 9,7 - 10 ACAS (23) 5,1 22 5 EVEREST (9) 5,5 34 6 NASCET: North American Symptomatic Carotid Endarterectomy Trial, ECST: European Carotid Surgery Trial, ACAS: Asymptomatic Carotid Artherosclerosis Study, EVEREST: EVERsion carotid Endarterectomy versus Standard Trial, CT-positiv: Computertomographisch nachweisbarer Herdbefund Die weitaus höhere Apoplexrate ergibt sich im Langzeitverlauf auf Grund von einer Progression der Grunderkrankung, Rezidivstenosenbildung sowie apoplektische Insulte auf dem Boden der vorhandenen Komorbiditäten (30, 38, 66). 90 91 Zur Behandlung asymptomatischer, hochgradiger Carotisstenosen fordert die ACAS-Studie, daran angeschlossen die Empfehlungen der AHA und der Leitlinien „Carotisstenose“ der deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie, eine Rate von maximal 3% permanenter neurologischer Defizite um einen günstigen therapeutischen Effekt zu erzielen (12, 17, 23, 30, 55). Aus den zitierten Angaben lässt sich schlussfolgern, dass die eigenen Ergebnisse, sowohl für die Standardgruppe als auch für die Reinserationsgruppe mit 1,5% TIA und 0% Apoplex im perioperativen Zeitraum in einem sehr günstigen Bereich liegen. 5.2.2 Todesfälle: Die Angabe der perioperativen Mortalität schwankt zwischen 0% und 3,3%. Die meisten Angaben bewegen sich jedoch sicher zwischen 0% und 1%, so wie von der ACAS-Studie und den Leitlinien zur Therapie von asymptomatischen Carotisstenosen gefordert (12, 17, 55). Bei einer zum eigenen Kollektiv vergleichbaren Studiengröße berichten Katz (33) und Raftopoulos (50) jeweils 0%, Pross (47) bei 647 Eingriffen ebenfalls 0%, Cao (9) und Eckstein (16) 0,6% sowie ECST (21, 22) und O´Hara (45) 1%. Oberhalb der 1% Marke lagen die Angaben von NASCET (24) mit 1,1%, Katras (32) mit 1,2% und Hayes (28) mit 1,5%. O% Mortalität stellt im eigenen Patientengut das best mögliche Ergebnis dar. 91 92 5.2.3 Nervenverletzungen: Angaben zu postoperativen Nervenverletzungen wurden in der verwendeten Literatur von 8 Autoren gemacht. Im unteren Bereich liegen die Ergebnisse von Katz (33) (0%), Raftopoulos (50) (1,2%) und Eckstein (16) (1,9%). Im mittleren Bereich nennen Abu Rhama (1, 2) 2,0%, Pross (47) 2,0% und Katras (32) 2,5%. Relativ hoch sind die Angaben von Hayes (28) mit 4,3% und Assadian (5) mit 5,3%. Letzterer führt jedoch nahezu alle Eingriffe in Lokalanästhesie durch und vermutet, dass ein Teil dieser Nervenverletzungen Folge der Infiltrationsanästhesie ist. Alle Autoren berichten einhellig darüber, dass Nervenverletzungen in aller Regel passager sind und kaum klinisch relevante Ausfälle verursachen. Als störend gilt eine Schädigung des N. hypoglossus mit der daraus resultierenden Zungendeviation und des Mundastes des N. facialis mit der daraus resultierenden Schwäche des ipsilateralen Mundwinkels. Nahezu alle Patienten waren nach einem Intervall von 3 Monaten wieder völlig beschwerdefrei (1, 2, 5, 10, 28, 30, 32, 33, 38, 50, 66). Nach Wertung der Literaturangaben zeigen sich die eigenen Ergebnisse für Nervenverletzungen mit 1,2% in der Standardgruppe und 0% in der Reinserationsgruppe (Gesamtrate 1,0% für 197 Eingriffe) im sehr niedrigen Bereich. 92 93 5.2.4 Hämatombildung, revisionspflichtige Nachblutung: Auch für dieses Qualitätsmerkmal der chirurgischen Behandlung finden sich recht viele Angaben mit einer Spannweite zwischen 0,5 und 4,8%, wobei die meisten Autoren lediglich Angaben über die operativ revisionspflichtigen Hämatome machen. Die niedrigsten Werte erzielten hier Abu Rhama (1, 2) mit 0,5%, Katz (33) mit 1% und Eckstein (16) mit 1,3%. Raftopoulos (50) gibt eine Rate von konservativ behandelten Nachblutungen von 3% und eine Rate revisionspflichtiger Nachblutungen von 1,8% an (gesamt 4,8%). Die Angaben von Katras (32) belaufen sich auf 2,2%, von Pross (47) auf 3% und Sheehan (61) nennt 4,7% Nachblutungen. Im eigenen Patientengut fanden wir 2,4% Hämatome (4 Ereignisse) in der Standardgruppe und 3,7% Hämatome (1 Ereignis) in der Reinserationsgruppe. Für revisionspflichtige Nachblutungen fanden wir bei 2 Ereignissen in der Standardgruppe eine Rate von 1,2%. In der Reinserationsgruppe zeigte sich keine revisionspflichtige Nachblutung. Das Outcome der Reinserationsgruppe liegt somit vergleichsweise günstig. Die Gesamtrate an Hämatomen beträgt bei 197 Behandlungen 2,5%, die der revisionspflichtigen Ereignisse 1%. Auch bezüglich der Nachblutungsgefahr ist die Reinserationsmethode als risikoarm einzustufen. 93 94 5.2.5 Rezidivstenose: Auf dem Boden einer Progression der Grunderkrankung nimmt die Anzahl an Rezidivstenosen mit steigender Beobachtungsdauer zu. Dies wird dokumentiert durch eine durchweg höhere Zahl an publizierten Rezidivstenosen und auch Rezidivoperationen bei längeren Nachbeobachtungszeiten. So beschreibt Katz (33) bei durchschnittlich 29 Monaten Beobachtungszeit 2%, Raftopoulos (50) bei 22 Monaten 1,8%, Pross (47) bei 6 Monaten 4,5% und bei 12 Monaten 9%, Katras (32) bei 23 Monaten 5,6% und Abu Rhama (1, 2) bei 30 Tagen 6,8% Rezidivstenosen über 50 %. Ommer (46) findet im Vergleich zwischen offener TEA (5,6% bis 9,8% nach 1Jahr) und interventioneller Behandlung (4-16%) ebenfalls eine steigende Tendenz. Zum zweiten wird ersichtlich, dass die Rezidivstenosenrate nach interventioneller Behandlung das Ausmaß der chirurgischen Behandlung deutlich übersteigt. Das bestätigt auch Leger (42) mit Rezidivstenosen nach interventioneller Behandlung zwischen 1 und 75 %! In einer aktuellen Stellungnahme beziffert Debus (11) 2004 nach Analysen aus der EVEREST-Studie die Restenoserate nach Eversionsendarterektomie mit 2,8%, der Direktnaht mit 7,9% und der Patchplastik mit 1,5%. Soll die Qualität des Verfahrens überprüft werden, ist also die Rezidivstenosenrate perioperativ und als Frühkomplikation bis zu einem Jahr postoperativ interessant. In diesem Zeitraum demaskieren sich technische Fehler sowie Probleme des Designs einer Rekonstruktion (10, 38, 66). Im eigenen Patientengut zeigte sich während eines Nachbeobachtungszeitraumes von durchschnittlich 12,3 Monaten in der Standardgruppe (Gruppe B) und 7,4 Monaten in der Reinserationsgruppe (Gruppe A) keine relevante Rezidivstenose. 94 95 Dieser Trend hat sich auch außerhalb der statistischen Auswertung für diese Studie im klinischen Alltag weiter bewiesen. Bislang (3 Jahre) wurde noch keine relevante Rezidivstenose aus der Reinserationsgruppe festgestellt. Wir schlussfolgern aus den genannten Angaben, dass die Ausführung der Reinserationstechnik sowie das Rekonstruktionsdesign der Carotisgabel nicht über den Weg eines technischen Fehlers zu einer erhöhten Rate von Rezidivstenosen führt. Unsere Ergebnisse liegen auch hier im besten Bereich. 5.2.6 Übrige Komplikationen: Infektraten werden auf Grund der Seltenheit nur von wenigen Autoren angegeben. Katz (33) benennt bei einem Fall (von 100) 1%, Pross (47) bei 2 Fällen (von 647) 0,5%. Die Übersichtsliteratur benennt Infektraten von 0,2 bis 0,5% (10, 30, 38, 66). Des weiteren wird der Zusammenhang mit einer Nachblutung und Hämatombildung dargestellt. Gewebeschonende Operationstechnik sowie zuverlässige, primäre Blutdichtigkeit der Nahtreihe nebst gutem perioperativen Blutdruckmanagement halten die Nachblutungsrate und damit die Infektrate niedrig. Die Hämatomausräumung wird ebenfalls als wichtiger Schritt zur Infektprophylaxe angesehen. Ist es zum Infekt gekommen, genügt bei autologen Rekonstruktionen in aller Regel die konservative Behandlung. Liegt eine Rekonstruktion mit Kunststoffmaterial vor, besteht das höhere Risiko für einen tiefen Infekt und in Folge dessen der Nahtruptur mit Aneurysmabildung und / 95 96 oder der massiven Blutung. Dann liegt ein Korrekturbedarf, z.B. mit autologem Venenpatch vor und wird über die Reoperationsrate erkennbar (10, 30, 38, 66). Im eigenen Patientengut fanden wir einen oberflächlichen Infekt (0,5% auf 197 Behandlungen) in der Standardgruppe, der mit einer Hämatombildung in Zusammenhang stand und konservativ ausheilte. Angaben zum Aneurysma fanden sich detailliert lediglich bei Abu Rhama (1, 2). Er findet bei 399 Behandlungen innerhalb von 30 Tagen insgesamt 27 Aneurysmata der Arteria carotis interna. Er definiert eine Grenze zum Auffälligkeitsbereich, wenn der gemessene Durchmesser gleich oder größer dem Doppelten des normalen Durchmessers ist. Verteilt über die untersuchten Verfahren benennt er für die Direktnaht 5%, PTFE-Patch 9%, Vena saphena magna-Patch 9% sowie Vena jugularis-Patch 17%. Obwohl sich der auffällig hohe Wert bei Verwendung eines Vena jugularis-Patches statistisch nicht signifikant abhob, ist dennoch ein deutlicher Sprung in der Häufigkeit festzustellen. Im eigenen Patientengut fanden wir 2 Aneurysmata ohne Revisionsbedarf in der Standardgruppe. Das entspricht einer Rate von 1% auf 197 Behandlungen. Beide zeigten duplexsonographisch eine turbulente Blutströmung, ein Aneurysma einen marginalen Thrombensaum. Ein ACI-Verschluss postoperativ als Sofortverschluss fanden wir im eigenen Patientengut nicht, als Frühverschluss nach 3 Monaten einmal in der Reinserationsgruppe echocardiographisch auf dem Boden nachgewiesenen 96 einer cardialen intracavitären Embolie Thromben bei unter 97 Marcumarbehandlung. Der Verschluss ereignete sich asymptomatisch und vom Patienten unbemerkt. Literaturangaben zum perioperativen ACI-Verschluss fanden sich bei Katz (33) mit 1% (1/100) und bei Abu Rhama (1, 2) mit 1,8% (7/399). Die Übersichtsliteratur wertet Sofortverschlüsse in aller Regel als technischen Fehler. Als Ursachen finden sich Dissektionen, belassene Intimalefzen, unvollständige Ausschälung und nahtbedingte Stenosen. Diese sind bei einem zumeist symptomatischen Verlauf unmittelbar korrekturpflichtig um ein bleibendes neurologisches Defizit zu verhindern (10, 30, 38, 66, 67). 97 98 5.2.7 Allgemeine postoperative Komplikationsrate: Hier beziehen sich die Literaturangaben auf die postoperative Mortalität und Morbidität, bestehend aus bleibenden neurologischen Schäden als Folge eines perioperativen Apoplex. Tabelle 39: Angaben über die Komplikationrate aus Mortalität und Morbidität der großen Studien in % Studie % NASCET (24) 6,5 ECST (21, 22) 7,5 EVEREST (9) 2,6 ACAS (23) 2,3 NASCET: North American Symptomatic Carotid Endarterectomy Trial, ECST: European Carotid Surgery Trial, EVEREST: EVERsion carotid Endarterectomy versus Standard Trial, ACAS: Asymptomatic Carotid Artherosclerosis Study, 98 99 Tabelle 40: Angaben über die Komplikationsrate aus Mortalität und Morbidität aus anderen Studien in % STUDIE TIA % Apoplex % Tod % Apoplex und Tod % - 1,9 0,6 2,5 1,78 0,59 0 2,4 Katz (33) 3 3 0 3 Abu Rhama (1,2) 4 3,5 1 4,5 Hayes (28) - 1,4 1,4 2,8 Sarac (59) 0,5 1,8 1 2,8 Pross (47) 0,5 1 0 1,5 Balzer (6) 5,1 1,4 1,1 2,5 O´Hara (45) - 3,4 1 4,4 Eckstein (16) - 6,1 0,6 6,7 Wölfle (72) - 6,3 8 14,3 Archie (3) Raftopoulos (50) TIA: Transitorisch Ischämische Attacke 99 100 Der Großteil der Publikationen findet sich im Bereich unter 3% wieder. Hier sind zu nennen Pross, Raftopoulos, Archie, Balzer, Sarac, Hayes und Katz. Abu Rhama liegt mit 4,5% knapp oberhalb dieser Marke. O´Hara berichtet über die Komplikationsrate bei Rezidiveingriffen. Mit 1% Letalität und 3,4% Apoplex ist das Outcome in dieser Situation ebenfalls als günstig einzustufen. Eckstein untersucht das Ergebnis von 164 Behandlungen innerhalb von 30 Tagen nach einem Schlaganfall. Das erklärt die hohe Rate an apoplektischen Insulten, die Letalität ist mit 0,6% für dieses Patientengut erstaunlich niedrig. Die Betrachtung von Wölfle bezieht sich auf Carotisoperationen in Kombination mit einem kardiochirurgischen Eingriff. Seine Zahlen dokumentieren eindrucksvoll, dass sich die Kombination von Carotisdesobliteration und Kardiochirurgie nur mit einer deutlich erhöhten Komplikationsrate erkaufen lässt (72). In einer aktuellen Publikation fasst Eckstein (17) nochmals die evidenzbasierten Indikationsempfehlungen zur Carotis-TEA hochgradiger Carotisstenosen, angegeben nach den NASCET-Kriterien zusammen. Danach gilt eine Op- Indikation mit höchster Evidenz als gesichert bei einer abteilungsspezifischen Komplikationsrate unter 6% für hochgradige, symptomatische Stenosen (7099%) und mittelgradige, symptomatische Stenosen (50-69%). Für die OP-Indikation hochgradiger, asymptomatischer Stenosen (60-99%) wird eine abteilungsspezifische Komplikationsrate unter 3% gefordert (siehe Kapitel 2.7.2, Tabelle 4). Die eigenen Ergebnisse zeigen bei 197 Behandlungen eine relevante Komplikationsrate bei 6 Ereignissen von 3%, für die oben betrachteten Faktoren TIA bei 3 Ereignissen 1,5% (Auftreten ausschließlich in der Standardgruppe) sowie Tod und Apoplex jeweils 0%. 100 101 Daraus folgern wir, dass es sich bei der hier untersuchten Reinserationstechnik um ein sicheres Verfahren handelt, welches im postoperativen Outcome und Komplikationsspektrum im Vergleich zu den Literaturangaben in einem günstigen Bereich liegt. Bezüglich des Langzeitverlaufes müssen weitere Untersuchungen klären wie sich die Entwicklung von Spätkomplikationen darstellt. 101 102 6. Zusammenfassung: Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine prospektive, nicht randomisierte Studie von 197 Carotisoperationen an 153 Patienten, die sich in den Jahren von Januar 1998 bis März 2001 in der Abteilung Gefäßchirurgie des Dreifaltigkeits-Hospitals Lippstadt, Chefarzt Prof. Dr. Kogel, zur Diagnostik und Operation vorstellten. Das Geschlechtsverhältnis war mit rund 46% Frauen und 54% Männern ausgeglichen, das Durchschnittsalter betrug 69,5 Jahre, Risikofaktoren und Krankheitsstadien waren in beiden Behandlungszweigen identisch. 27 Behandlungen erfolgten mit der neuen Reinserationstechnik (Gruppe A), 170 Behandlungen erfolgten mit den Standardmethoden (Gruppe B). Die Zuordnung zu einem der beiden Behandlungszweige erfolgte durch den Operateur nach Analyse der Angiographie und nach Freilegung der Carotisbifurkation. Alle Eingriffe der Reinserationstechnik wurden von einem Operateur (Prof. Kogel) durchgeführt. Postoperativ erfolgte eine erste Duplexkontrolle am 5. Tag. Die weiteren ambulanten Kontrollen erfolgten in der Gefäßsprechstunde des DreifaltigkeitsHospitals mit einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 7,4 Monaten in der Gruppe A und 12,3 Monaten in der Gruppe B. In der Reinserationsgruppe (27 Behandlungen) fanden sich bis auf eine (3,7%) Nachblutung (nicht revisionspflichtig) postoperativ embolischen, asymptomatischen Carotisgabelverschluss Arteria carotis externa-Verschluss, keine und einen (3,7%) nebst einem (3,7%) schweren Komplikationen (Transitorische ischämische Attacke, Apoplex, Tod). In der Gruppe der Standardoperationen (170 Behandlungen) fanden sich insgesamt postoperativ sechs (3,6%) Nachblutungen (davon zwei (1,2%) revisionspflichtig), drei (1,8%) transitorisch ischämische Attacken, zwei (1,2%) 102 103 Nervenverletzungen und einen (0,6%) oberflächlichen Wundinfekt. Ein Apoplex oder Todesfall trat auch hier nicht auf. Signifikante Unterschiede waren nicht feststellbar. Bezüglich der international gebräuchlichen Kriterien Apoplex- / LetalitätsRisiko liegen die Ergebnisse mit 0% vergleichsweise günstig, die Rate relevanter Komplikationen (3 transitorisch ischämische Attacken, 2 revisionspflichtige Nachblutungen, 1 Infekt) mit 3% über alle Behandlungen ebenfalls. Daraus ist zu folgern, dass die hier vorgestellte Reinserationstechnik ein sicheres Verfahren darstellt, welches die Palette der herkömmlichen Verfahren ergänzt und ohne höheres Risiko angewendet werden kann. 103 104 7. Literaturverzeichnis: 1. AbuRhama A.F., Khan J.H., Robinson P.A., Saiedy S., Short Y.S., Boland J.P., White J.F., Conley Y.: Prospective randomised trial of carotid endarterectomy with primary closure and patch angioplasty with saphenous vein, jugular vein and polytetrafluoroethylene: perioperativen (30-day) results Journal of Vascular Surgery 24: 998 – 1006 (1996) 2. 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Auch durch die mittlerweile dreizehnjährige Zusammenarbeit ist er mir ein wirklicher Doktorvater geworden. Des weiteren danke ich Frau Hiltrud Niggemann, Diplomstatistikerin, für die Bearbeitung der statistischen Auswertungen. Nur dank ihrer Hilfe bin ich an korrekte und verwertbare statistische Daten gekommen die dem wissenschaftlichen Anspruch genügen. Martina Reis, eine liebe Freundin meiner Familie, danke ich herzlich für die professionelle graphische Bearbeitung meiner Handskizzen, aus denen sie die Graphikobjekte für die Abbildungen produziert hat. Mein ganz besonders herzlicher Dank gilt aber vor allem meiner Familie, meiner geliebten Frau Dorothea und den Kindern Dominic und Anthea. Sie geben meinem Leben und meiner Arbeit Sinn, Kraft und Inhalt. Ohne sie und ohne ihre Unterstützung und Liebe wäre ich nicht zu dem Menschen und dem Arzt geworden der ich jetzt bin. 113 114 9. Lebenslauf 1964 Geburt am fünften April als erstes von zwei Kindern der Eheleute Anntraud und Alfons Gabsch in Lippstadt 1970-74 Grundschule Hörste 1974-83 Gymnasium Antonianum Geseke 1983 Im Juni Abitur 1983 Immatrikulation an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster für das Fach Humanmedizin Wintersemester 83/84 1985 Im September ärztliche Vorprüfung 1986 Im September erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung 1988 Im September zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung 1989 Im November dritter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung 1990 Im Februar Beginn als Arzt im Praktikum in der Abteilung Unfall-, Knochen- und Gelenkchirurgie, Chefarzt Dr. med. V. Rübbert, Krankenhaus Bethel, Bückeburg 1991 Im Februar Eheschließung mit Dorothea Gabsch, geb. Radmacher 1991 Im Mai Geburt unseres Sohnes Dominic 114 115 1991 Im August Approbation als Arzt 1991 Seit November Beginn als Assistenzarzt in der Abteilung für Chirurgie, Dreifaltigkeits-Hospital Lippstadt, seit Mai 1992 unter der Leitung von Prof. Dr. med. Kogel 1994 Im August Geburt unserer Tochter Anthea 1998 Im April Anerkennung als Facharzt für Chirurgie 2002 Im Januar Anerkennung zum Führen der Schwerpunktbezeichnung Gefäßchirurgie 2002 Im Februar Berufung zum Oberarzt für Chirurgie / Gefäßchirurgie in der Abteilung Allgemein- und Gefäßchirurgie des DreifaltigkeitsHospital Lippstadt (Gefäßzentrum Lippstadt), Chefarzt Prof. Dr. med. Kogel 115