Traditionen, Bräuche und Rezepte - Irish

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Traditionen, Bräuche und Rezepte - Irish
irish-net.de
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Wie Irland Weihnachten feiert:
Traditionen, Bräuche und Rezepte
inklusive Special:
In Irland lebende Deutsche erzählen
von Ihren Erfahrungen…
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Weihnachten in Irland
Irische Weihnachten von Dublin bis Mizen Head und zurück
“Irish Net” war unterwegs und sprach mit Deutschen und Iren
Ende Oktober in Irland. Die Wiesen sind satt grün, Laub fällt langsam aber stetig von den Bäumen.
Bis Weihnachten ist es noch lang hin. Doch mehr und mehr erinnert uns das Weihnachtsgebäck, das
es bereits in den Supermärkten zu kaufen gibt und unsägliche Fernsehspots eines Kaufhauses, das
Geschenkkauf auf Pump bewirbt, an das falsche, kommerzialisierte Fest.
Das richtige, herzenswarme Weihnachten ist da draußen und wir vom Irish-Net machen uns auf die
Reise, um mit Deutschen und Iren darüber zu sprechen, wie das irische Fest der Liebe wirklich aussieht.
irish-net
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Eine Legende wünscht Frohe Weihnachten
Foto: Eamonn Campbell & Rainer Kiebat
Mit seinem weißen Bart sieht Eamonn Campbell aus wie der Weihnachtsmann persönlich. Es kann
somit kaum einen besseren Gesprächspartner geben für die einleitenden Weihnachtswünsche an die
“Irish Net”-Leser. Wir treffen den Gitarristen der “Dubliners”, die demnächst als “Dublin Legends”
auf Deutschland-Tour gehen im Dubliner Pub “O’Donoghues”, der für Eamonn nicht nur einer der
schönsten Pubs der Hauptstadt, sondern auch so etwas wie ein Wohnzimmer ist.
Wie feiert ein “Dubliner” Weihnachten? “Die Festtage sind exklusiv für die Familie bestimmt”, sagt der
Musiker, der Ende November 2013 67 Jahre jung wird. Er freue sich zwar sehr auf das Konzert der
“Dublin Legends” am 28. Dezember in “Vicar Street”, aber Weihnachten und andere Feiertage gehören der Familie. “Ich gehe auch sonst nicht mit den Bandmitgliedern einen Trinken”, schmunzelt
Eamonn. “Nach einer Tour können wir uns nicht mehr sehen!” Die “Dubliners” hätten als Band überlebt, weil man am Flughafen “Hello” & “Good Bye” gesagt habe.
Auf Tour in Deutschland hat der Dubliner die Weihnachtsmärkte mit ihren Gebräuchen, Gerüchen
und Geschmäckern lieben gelernt: “Glühwein mit Amaretto!” Daheim in Dublin gibt es das traditionelle Weihnachtsessen im Kreis der Familie. Gemeinsam denkt man auch an die Familienmitglieder, die
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nicht da sein können. Wie in fast jeder irischen Familie ist auch bei den Campbells an Weihnachten
Auswanderung ein Thema. Hier kommt dem Musiker “Thousands are sailing” von den Pogues in den
Sinn, deren Zusammenarbeit mit den “Dubliners” zu deren 25jährigen Jubiläum er zu verantworten
hatte. Sein ältester Sohn Paddy hatte ihm von den Pogues vorgeschwärmt.
Link zu “Thousands are sailing”: http://www.youtube.com/watch?v=pP7JbP9-T64
Geschrieben wurde das Lied von Phil Chevron, der leider im Oktober 2013 verstorben ist. “Ein
großer Verlust als Musiker und Mensch”, sagt Eamonn Campbell. Auch das ist Weihnachten – Gedenken an verlorene Freunde und Bandmitglieder wie Luke Kelly, Ronnie Drew und Barney McKenna.
Barney war das letzte noch lebende Gründungsmitglied. Nach seinem Tod beendeten die “Dubliners”
noch die Tour und verabschiedeten sich in “Vicar Street” von ihren Fans.
“Vicar Street ist auch deshalb ein besonderer Ort für mich”, sagt Eamonn und lacht, als er noch einmal an einen deutschen Weihnachtsmarkt denken muss. Vor allem wie er nach dem Besuch auf dem
Markt schwankend aber glücklich mit Barney den Weg zurück ins Hotel angetreten hat. Legenden ...
Ein Musiker, Poet und Exzentriker, der von Eamonn sehr geschätzt wird, ist der Pogues-Frontmann
Shane McGowan.
Dessen “Fairytale of New York” ist die inoffizielle irische Weihnachtshymne, die in den Wochen vor
dem Fest auf allen Radiosendern im Dauerlauf ist.
Link zu “Fairytale of New York”: http://www.youtube.com/watch?v=j9jbdgZidu8
“Fairytale of New York” wird zweifelsohne auch wieder bei den zahlreichen Veranstaltungen in Dublin
erklingen.
“Dublin at Christmas”
In der Weihnachtszeit ist Dublin ein besonderer Ort mit schönen Attraktionen und Veranstaltungen.
Eine Übersicht der Veranstaltungen in Dublin zur Weihnachtszeit und zum
Jahreswechsel finden Sie hier: http://www.dublinatchristmas.ie/
Besonders festlich sind die traditionellen Weihnachtslichter Zeremonien. Es gibt insgesamt drei Termine an folgenden Orten:
Grafton Street & Südseite – 14. November 2013 um 18:00 Uhr
Henry Street & Nordseite – 17. November 2013 um 16:30 Uhr
O’Connell Street Weihnachtsbaum-Lichterzeremonie – 24. November 2013 von 14 bis 17:00 Uhr
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Auf der O’Connell Street wird am 24. November um 16:00 Uhr
auch wieder die “Geansai Nollag Challenge” stattfinden.
Ziel ist es, einen neuen Weltrekord mit Trägern von WeihnachtsPullovern aufzustellen.
Die Spenden-Erlöse des Tages werden dann wieder den drei
Dubliner Kinderkrankenhäusern zur Verfügung gestellt. Der Lord
Mayor (Bürgermeister) ist Schirmherr der Veranstaltung.
Foto: Der Bürgermeister, Lord Mayor im Weihnachts-Pullover
Die Weihnachtsgeschichte mit ihrer lebendigen Krippe gehört in jedem Jahr zu den Hauptattraktionen
der weihnachtlichen Hauptstadt. Die Kleinen, die die Tiere berühren wollen, sind von den Eltern
kaum zu halten und der Weihnachts-Punsch muss noch etwas warten.
Die Krippe stellt seit 1995 eine Kooperation zwischen Dublin City Council und der Irish Farmers Association dar. Im naturgetreuen Stall sind Schafe, Esel und Ziegen zu Hause. Die Tiere werden am Morgen zur Krippe gebracht und am Abend geht es wieder zurück zu einer Farm vor den Toren der
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Hauptstadt. Der Eintritt ist frei. Es wird jedoch um Spenden gebeten, die nach Auskunft der Betreiber
den wohltätigen Organisationen “Dublin Simon Community” und “Vincent de Paul” zukommen.
Die Krippe ist vom 10. bis zum 24. Dezember von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet (am 24.12, bis 14 Uhr).
Noch mehr Schafe ...
Wo wir gerade von Schafen reden – wir sind einem besonderen Tipp nachgegangen und haben die
“Kissane Sheep Farm”, die am Ring of Kerry gelegen ist, besucht, um mehr darüber zu erfahren, wie
es zu Weihnachten auf einer Schaffarm zugeht und was genau diese Farm so besonders macht.
Weihnachten auf der Farm kann wunderschön und schwierig zugleich sein für die Schafe und die
Menschen. “Vor allem dann, wenn wir weiße Weihnachten haben”, erklärt Anne Kissane. Dann haben
es die Schafe natürlich sehr schwer, in der Natur etwas zu Essen zu finden und ihr Mann John muss
extra Futter zu seinen Tieren bringen, was selbst mit einem PS-starken Quad im Schnee nicht einfach ist. Und Wasser, das aus Gebirgsquellen strömt, ist nur dann zu nutzen, wenn es nicht auf dem
Weg ins Tal gefriert. “John hat dann eine harte Zeit, muss nicht-gefrorenes Wasser finden, Rohre verbinden und zu Tanks bringen”, beschreibt Anne die Arbeit, die auch zu Weihnachten gemacht werden
muss, wenn sie mit Sohn Sean und Geschenken wartet. Apropos Geschenke: hier ist etwas, was diese Schaffarm so besonders macht. “Irish Net”-Leser können ein Schaf adoptieren und ihm einen
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Namen geben. Man erhält eine entsprechende Urkunde, die den eigenen Namen und den Namen
des Schafes nennt. Wer Interesse hat, so eine Urkunde unter den Christbaum zu legen:
http://www.adopt-a-sheep.ie/
Weihnachten ohne Truthahn? Nicht in Irland!
Foto: Gerry McEvoy & Turkey
Weihnachten in Irland wäre ohne Truthähne nicht komplett. Wir persönlich können uns einen Teller
ohne das saftige Endprodukt gar nicht vorstellen! Wie mag aber der Weg von der Farm zum Teller
aussehen?
Wir haben uns auf die Suche gemacht und sind in Sallins, County Kildare, bei Gerry McEvoy von
“Bronze Turkeys” fündig geworden. Dort beginnt die Züchtung bereits Mitte Juni. “Manchmal vergisst du, dass die Tiere so lange mit uns sind”, sagt Gerry’s Sohn David. Aber die Familie lebt vom
Verkauf der Tiere! “Wir brauchen zufriedene Kunden.”
Was Gerry im Jahr 2001 als Hobby begonnen hatte, ist nun ein blühendes Familiengeschäft, das den
irischen Markt zu Weihnachten mit 1.000 Tieren beliefert. Wir fragen nach dem Geheimnis für das
schmackhafte, saftige Fleisch. “Die Tiere bekommen eine ausgewogene Futtermischung aus Gras,
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Kräutern, Weizen, Äpfeln und Brennesseln”, sagt David und dass die Tiere die meiste Zeit draußen
verbringen, sei ebenso wichtig. Rezepte, um den Truthähnen den durch das Futter garantierten Geschmack am besten zu entlocken, erhalten die Kunden gratis, wenn sie die Tiere auf dem Hof abholen.
Und wie sieht Weihnachten im Hause McEvoy aus? “Wir werden oft gefragt, ob wir jemals unseren
eigenen Truthahn vergessen haben”, schmunzelt David McEvoy. Seine Mutter Patricia würde schon
dafür sorgen, dass es dazu niemals kommt. “Seid Ihr es nicht leid, Truthahn zu essen?”, fragen wir
und bekommen eine ganz ehrliche Antwort. “Niemals. Und wenn wir ehrlich sind, gehen wir auch von
der Truthahn-Bauernregel ab, pro Person nur ein Pfund zu essen”, sagt David McEvoy. “Wir sind
überzeugt von unseren Truthähnen und auch nach Weihnachten ist das Fleisch lange Zeit von den
Sandwiches nicht wegzudenken.”
http://www.bronzeturkeys.ie/
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Sie neigen auch dazu, Geburtstage zu vergessen? Hier kommt die irische Lösung des irish-net
für das Problem. Dieser immerwährende Irland
Geburtstagskalender sorgt dafür, dass Sie Geburtstage oder andere wichtige Daten, die sich
jedes Jahr wiederholen, nie wieder vergessen.
Der Irland Geburtstagskalender
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https://www.
facebook.co
m/irland.iris
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Südlichste Weihnacht am Mizen Head
Im Süden der Insel – südlicher ist gar nicht mehr möglich – berichtet Sue Hill vom Mizen Head Visitor
Centre davon, wie es hier in zwei Monaten aussehen wird.
Die Bäume in den Dörfern werden mit Lichterketten geschmückt und viele Familien freuen sich darauf, dass Kinder und Enkel, die nach England, Australien oder in andere Länder ausgewandert sind,
zu Weihnachten wieder unter einem Dach versammelt sind. Die Pubs sind voll mit frohen Menschen
und Hot Whiskey vertreibt den Frost aus den Gliedern der Neuankömmlinge.
Der “Banter” (Scherz/Neckerei) ist gut und jeder bekommt so seinen Spruch ab, während vor dem
Kamin Hausbands Lieder spielen, die jeder mitsingen kann.
Schull ist der Ort, um am letzten Sonntag vor Weihnachten den Markt zu besuchen, der mit heißen
Köstlichkeiten wartet. An Christmas Eve sind die Gassen von Skibbereen mit Menschen gefüllt, die
letzte Einkäufe tätigen und Nachbarn treffen. Tim McCarthy, der Metzger in Goleen, hat für seine Kunden, die Truthähne, Würstchen und geräucherten Schinken abholen, eine große Büchse mit Süßigkeiten auf dem Tresen.
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guinness.de/xmas
facebook.com/GuinnessDeutschland
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Und am Mizen Head bleibt die Signalstation zwar über Weihnachten geschlossen, wird aber dennoch
Ziel so manch einer Wanderung durch den strammen Wind sein, der vom Atlantik kommt. Sei’s drum –
auf dem Rückweg wartet eh wieder ein Hot Whiskey im Pub!
GAA – Gaelic Athletic Association, Zusammenhalt in der Kommune
Jede Kommune in Irland hat nicht nur zur Weihnachtszeit etwas gemeinsam – den Zusammenhalt und
die Gemeinsamkeit, die der lokale GAA-Club Sportlern wie Nichtsportlern jeder Altersgruppe bietet.
Zurück in Dublin machen wir uns auf den Weg zu “unserem” GAA-Club – “Naomh Mearnóg” in Portmarnock. Unter den rund 2.000 Mitgliedern mögen zwar auch zwei Stars sein – die Gaelic Footballer Kevin O’Brien und Shane Carthy haben im September mit Dublin das "All Ireland" gegen Mayo gewonnen
– das soziale Herzblut dieses Clubs sind aber, wie bei
jedem der rund 2.300 Clubs auf der Insel, die normalen
Mitglieder, die von Kindesbeinen an bis ins hohe Alter dem
“Parish” treu bleiben.
Im Club wird nicht nur gespielt, Siege gefeiert und Nielagen gegen die Nachbarn betrauert. Hier leistet die Gemeinschaft auch Hilfe bei traurigen Anlässen oder sammelt bei Veranstaltungen Gelder für gemeinnützige Eintungen in der Kommune. Gerade zu Weihnachten gibt
diese “Fundraiser”, bei denen verschiedene Abteilungen
Vereins das Fest mit Mannschaftskameraden und Freunfeiern und zugleich in Gedanken an die, die es nicht so
haben, Spenden sammeln. Zudem
verkauft der Verein in jedem Jahr auch Weihnachtskarfür den guten Zweck.
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Verschicken Sie in diesem Jahr doch mal irische Weihnachtsgrüße an Ihre Freunde und Verwandte.
Ganz neu gibt es jetzt die irish-net Irland Weihnachtskarte.
Wie feiern zugewanderte Deutsche
Weihnachten in Irland?
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Bernd zum Beispiel lebt seit 5 Jahren hier und macht mit seiner irischen Freundin, seiner Tochter (3
Monate) und seinem Sohn (4 Jahre) in Laois erst am 25. Bescherung “weil mein Sohn nicht verstehen würde, wenn Santi plötzlich schon am Abend vor Weihnachten kommen würde.”
Petra lebt nach mehrjährigen Aufenthalten in Thailand und Neuseeland seit nunmehr 9 Jahren in
Wicklow. Zu Weihnachten verwandeln dutzende von Kerzen ihre Wohnung in ein festliches Lichtermeer und das Weihnachtsmahl ist eine Mischung aus deutschen, thailändischen, neuseeländischen
und deutschen Bräuchen.
Katja ist seit 8 Jahren in Dublin und lebt mit ihrer irischen Partnerin zusammen. Zu Weihnachten
fliegt sie nach Deutschland “weil die Familie und da vor allem die Großmutter das so erwartet”. Ihre
Partnerin muss sowieso arbeiten, was das Ganze einfacher macht. Und nach dem Fest wird hoffentlich noch genug vom Truthahn ihrer Familie übrig sein, um der Heimkehrerin noch das eine oder andere Sandwich zu belegen.
Bea lebt seit 8 Jahren mit ihrem deutschen Ehemann, der 1997 nach Irland kam, im Norden Dublins.
Gegessen wird dann aber unter Auflagen: “Turkey & Ham stehen auf dem Speiseplan und Cracker
sowie bunte Plastikhüte dürfen natürlich nicht fehlen.”
Henrike, die für eine Fluglinie arbeitet, wird in diesem Jahr Weihnachten in ihrem Haus in Ranelagh
im Süden Dublins feiern, das sie gemeinsam mit ihrem irischen Freund bewohnt. Die Familie des
Freundes ist ebenso zu Gast wie ihre eigene, die eingeflogen kommt und Gans, Knödel sowie Rotkraut für Heiligabend mitbringt: “Selbst nach 9 Jahren in Irland bin ich nicht gewillt, den 24.12.
aufzugeben.” Nach der Bescherung am Morgen des 25. stehen dann aber irische Speisen und Getränke auf dem Menü. Rotkraut hin, die vermissende Großmutter her, gemütliche irische Weihnachten sind für uns Deutsche, die wir über Jahre die hiesigen Gebräuche kennen und lieben gelernt haben, etwas ganz Besonderes. Und somit werde ich mich auch im kommenden Jahr wieder auf die
Reise durchs Land begeben, um Stimmen und Stimmungen einzufangen. Nach dem südlichsten
Punkt Mizen Head bin ich schon jetzt neugierig auf den nördlichsten Punkt Malin Head. Derry und
Belfast stehen natürlich auch auf dem Programm. Wo sonst hat das Wort “Frieden” zu Weihnachten
solch eine besondere Bedeutung?
Saskia Botsch, E-Marketing Executive, Irland Information – Tourism Ireland beschreibt ihr Weihnachten in Irland so: Meine Erfahrungen mit Weihnachten ohne Stress und Zombie-Apokalypse
Weihnachten ohne Familie, das bedeutet keine Entscheidung, bei wessen Verwandschaft man feiert
und keine vielen Geschenke, die man vor dem Fest besorgen muss – keine werweißwievielen Kilometer Autobahn und keine Familienunstimmigkeiten. Auch wenn man seine Anverwandten noch so sehr
liebt, manchmal ist es auch ganz schön, sie an Weihnachten nicht zu sehen.
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Dann bleibt nur noch die Frage „Wohin“? Ins Warme? Meine Recherchen ergaben, dass über die Feiertage die Ziele mit Sonnengarantie nahezu den doppelten Preis für die in Frage kommende Woche
verlangten. Hingegen begeisterte uns die Vorstellung wenig, auf einer Mittelmeerinsel ohne Heizung
und im Regen zu sitzen. Daher schlussendlich: Irland, da rechnet man wenigstens mit Regen.
Bei durchschnittlichen Tagestemperaturen zwischen 4° und 9° Celsius blieben die Winterstiefel daheim. Nur die Winterjacke wurde trotzdem mitgenommen, gegen den Wind. Die Insel erlebt so selten
Schnee, dass es Winterreifen so gut wie nicht zu kaufen gibt. Trotzdem entschieden wir uns beim Autovermieter auf diese zu bestehen, man weiß ja nie.
Unser erster Stopp: Newgrange. Das jungsteinzeitliche Hügelgrab wurde ca. 3150 v. Chr. erbaut und
ist älter als die Pyramiden. Jedes Jahr zur Wintersonnenwende am 21.12. dringt dort um 9.00 Uhr
früh ein Lichtstrahl in die Kammer. Zur Zeit der Erbauung erleuchtete dieser eine Wand des Grabes
und hinterließ erst nach 15 Minuten die Kammer wieder in finsterster Dunkelheit. Heutzutage werden
kleine Besuchergruppen rund ums Jahr in diese bedeutende Megalithanlage geschleust. Eine Lampe
simuliert den eindringenden Lichtstrahl und, so profan das auch klingen mag, es ist ein unvergessliches Erlebnis. Die Eintrittskarten zur Wintersonnenwende selbst kann man nicht kaufen, sie werden
in jedem Jahr in einer Lotterie des Brú na Bóinne Besucherzentrums verlost.
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Bei Ankunft in Belfast, unserem nächsten Ziel, stellten wir fest, dass sich die Vorweihnachtszeit in
Irland von der in Deutschland ein wenig unterscheidet. Die Weihnachtsmärkte öffnen bereits Mitte
November und auch die Weihnachtsbäume werden in den Haushalten recht früh aufgestellt.
Allerdings endete der Markt in Belfast genau am Tag unserer Ankunft, sodass wir ihn leider nicht geöffnet erlebten. Das machte aber nichts, denn Belfast ist auch so zum vorweihnachtlichen Shoppen
ein tolles Ziel. Ein Besuch von "Titanic Belfast", einer großartigen interaktiven Ausstellung, war für
uns ein Muss.
Das Museum wurde 2012 zum hundertjährigen Jubiläum des Ozenriesen „Titanic“ eröffnet. Auf mehreren Ebenen kann man Stadtgeschichte, Industriegeschichte und die Geschichte des Schiffs erleben.
Weiter ging es in die irische Grafschaft Donegal, wo wir uns über die Feiertage in einem kleinen Cottage mit offenem Kamin breit machten. Von hier aus machten wir Tagesausflüge. Mein persönliches
Highlight war der Ausflug zum Giant’s Causeway und der Causeway Küstenstraße, doch auch DerryLondonderry und die Slieve League Seeklippen waren ein echtes Erlebnis.
Zurück zum Feiertag: In Deutschland kennt man das ja, rund um Feiertage scheint sich ganz
Deutschland vor einer Zombie-Apokalypse oder sonst einem lebensbedrohlichen Vorfall zu fürchten.
Alle Geschäfte sind so voll, dass man es sich kaum vorstellen kann, dass es nach den Feiertagen
noch etwas in den Regalen geben könnte. Die Atmosphäre ist irgendetwas zwischen hektisch und
latent aggressiv. Darauf ist man eingestellt, damit rechnet man.
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Am 24.12. beschlossen wir, noch schnell etwas für das Festtagsessen einzukaufen. Geistig gewappnet und auf längere Aufenthalte an Kassen eingestellt, betraten wir den örtlichen Discounter. Dieser
war nahezu schockierend friedlich. Keine nennenswerten Schlangen, einige sehr entspannte Einkaufende, gut gelaunte Verkäufer – waren wir gestorben und im Einkaufshimmel? Nein. Alle Einkaufsmöglichkeiten öffnen spätestens am 27.12. wieder zum großen Nachweihnachts-Sale. Außerdem können Iren mit dem Gedanken, dass Nahrungsmittel für einige Tage nicht zu kaufen sein werden,
scheinbar besser umgehen.
Der einzige Wermutstropfen war der Preis für die Flasche Rotwein, die wir zu kaufen planten. Alkohol
ist im Supermarkt, im Vergleich zu Deutschland, recht teuer. Aber erfahrene Reisende kennen dies
auch aus anderen nördlichen Ländern, wo der Durchschnittsdeutsche zuweilen noch heftiger mit den
Ohren schlackert. Da pilgert man lieber in den örtlichen Pub.
Dies ist gerade zur Weihnachtszeit eine sehr viel bessere Idee. Die irischen Pubs, deren Konzept zu
Recht in alle Welt exportiert wurde, sind zu dieser Jahreszeit noch lustiger und lebendiger. Weihnachten ist ein Grund für viele Auslandsiren in die Heimat zurückzukehren und dort natürlich die Pubs aufzusuchen. Selten kommt man so schnell ins Gespräch mit entspannten Reisenden aus aller Welt. Ein
kleiner Bonus: Das abendliche Guinness schmeckt frisch gezapft nicht nur viel besser, es ist auch
günstiger als aus der Dose. Wenn man Glück hat, kann man sogar einer spontanen Folk Session örtlicher Musiker beiwohnen.
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Unser Plan, Weihnachten ohne Familie zu verbringen, scheiterte dann aber doch noch kläglich. Die
Vermieterin des gemütlichen Cottages lud uns für den St. Stephans-Tag zum Abendessen ein. Dort
erwartete uns nicht nur ein fantastisches dreigängiges Abendessen, nein auch die Familie war bei
der Einladung eingeschlossen. Kinder und Enkelkinder und ein Cousin aus Amerika samt seiner Frau
reihten sich mit uns um den Esstisch. Fröhliches Geplauder bis in die späten Abendstunden vertrieb
jegliche Form von eventuell aufkommender Schwermut. Ein lustiger Fakt: Zum Abschied erzählte uns
die Gastgeberin ein paar Tage später, dass ihr Cousin sie am nächsten Tag angerufen habe, um sich
zu erkundigen, wie er denn jetzt noch einmal mit den Deutschen verwandt sei.
Damit endeten unsere Tage in der Grafschaft Donegal. Die kleine Großstadt Dublin rief und der Rückflug näherte sich. Für Silvester hatten wir einen Aufenthalt in der irischen Hauptstadt vorgesehen.
Und auch, wenn ich gerne die Grafton Street vor Weihnachten erlebt hätte, wo man neben all den
Straßenmusikern auch große Stars wir Bono von U2 oder den aus dem Film „Once“ bekannten Glen
Hansard erleben kann: Silvester in Dublin hat definitiv etwas. Das New Year’s Eve Festival – kurz
NYE genannt – vor dem Trinity College, ist die Jahresendfeier in Dublin. Bei einem Countdown-Konzert drängen sich hier Iren und Touristen fröhlich unter freiem Himmel vor einer Bühne. Dies ist, auch
wenn man sich das als Deutscher ganz schrecklich vorstellt, bei den Plusgraden in Irland ganz unproblematisch. Und nach einem oder zwei „Hot Toddies“, heißem irischem Whiskey mit Orange und
Nelken, ist einem auf keinen Fall kalt.
Wenn man am 1. Januar vormittags durch die Stadt läuft, fällt ein weiterer Unterschied zwischen Irland und Deutschland auf. In Irland gibt es kein privates Feuerwerk, die Straßen sind daher nicht mit
den Hinterlassenschaften von Böllern und Raketen verklebt. Die Touristen, die natürlich aus ihrem
Aufenthalt das Bestmögliche herausholen wollen, beleben die Straßen der Stadt. Iren scheinen sich
am ersten Tag des Jahres lieber zu erholen. Zumindest haben wir bis zu unserem Abflug am Nachmittag kaum welche gesehen.
Als wir über die irische Küste in Richtung Deutschland fliegen, sind wir uns einig. Wir würden immer
wieder über Weihnachten und Neujahr nach Irland reisen.
Markus Bäuchle, Journalist, Autor und Wanderer. (Mit Markus kann man in Irland Wandern gehen: www.wanderlust.de)
Weihnachtszeit in Irland: Meine Zeit außerhalb der Zeit. In Irland tauchen die ersten Weihnachts-Dekorationen in den Geschäften schon im August auf. So dehnt sich unsere Vorfreude über lange Monate. Wenn es endlich soweit ist, gehen wir an Christmas Day auf einen Whiskey beim Christmas Swim
am Pier vorbei, verschwinden dann am Ende des Mondjahres in der Nicht-Zeit zwischen den Jahren
und bewegen uns bis zu den Dreikönigen zwölf Tage lang außerhalb der ewig-geschäftigen Welt.
Manche nennen diese Phase des Endes und des Neubeginns die Raunächte. Die zwölf Tage und
Nächte, in der auf dem Land in Irland die Zeit zu stehen scheint, sind der Gegenentwurf zum Alltag,
eine Erinnerung an die Zukunft, eine kleine Strecke Leben außer Konkurrenz.
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George & Ina aus Donegal
Das Schönste an der irischen Weihnachtszeit ist zweifellos die Lammkeule, die wir am 24. essen. Sobald die Keule im Ofen ist, setzen wir uns in das Auto und fahren mit den Hunden zum Strand
(Ballymastocker Bay). Wenn wir dann wieder nach Hause kommen, strömt einem der Lammgeruch
entgegen. Herrlich! Am 25. sind wir abends in der Stadt, bewundern die tolle Weihnachtsbeleuchtung
und warten auf den “Ramelton-Special-Coca-Cola-Truck“. Muss man mal gesehen haben. Merry
Christmas!
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Weihnachten im Irland des 19. Jahrhunderts
Heute, zur Zeit von Fernsehen und Globalisierung, ist der Lebensstandard in Irland vergleichbar mit
dem unsrigen. Aber im 19. Jahrhundert war das anders.
Irland wurde 1801 durch den Act of Union zum Bestandteil des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland. Eine Reihe antikatholischer Gesetze, die sogenannten Penal Laws („Strafgesetze“) benachteiligten die katholische Oberschicht und Kirche. Das führte dazu, dass schon im
18. Jahrhundert lediglich 5% der Landbesitzer katholisch waren. Trotz des Erfolgs einer friedlichen
Kampagne unter dem Anwalt und Politiker Daniel O'Connell und seiner 1823 gegründeten Catholic
Association (Katholiken-Vereinigung), die 1829 schließlich zur Emanzipation der Katholiken führte,
war die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts von Gewalt geprägt. Ungleichheiten zwischen der zahlreichen armen Landbevölkerung und ihren Landlords, sowie dem Staat führten zu sozialen Spannungen.
Dan O‘Hara lebte im 19. Jahrhundert vor der irischen Hungersnot als Bauer in Connemara. Er wohnte mit seiner Frau und seinen sieben Kindern in einem kleinen Cottage, das er gepachtet hatte. Die
Familie ernährte sich von dem, was das Land abwarf – im Wesentlichen von Kartoffeln. Als die große
Hungersnot die irischen Pächter in Not brachte, konnte Dan O‘Hara die hohen Pachtabgaben und die
pro Fenster zu zahlende Steuer nicht mehr zahlen. Daher wanderte er nach Amerika aus. Seine Frau
und 3 Kinder starben auf der Überfahrt. Wegen seiner mangelhaften Englisch-Sprachkenntnisse, er
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sprach nur Gälisch, verkaufte er Streichhölzer auf den Straßen New Yorks. Nach zwei Jahren starb
auch er. Er wird in vielen irischen Liedern und Geschichten gerühmt.
Im 19. Jahrhundert führte Dan O' Hara, wie die meisten Menschen in Irland, ein schlichtes und einfaches Leben. Weihnachten war jedoch stets ein ganz besonderes Ereignis, welches besonders gefeiert wurde. Dazu reinigte Dan in den Wochen vor Weihnachten das Haus und die Nebengebäude und
tünchte sie weiß. Seine Frau putzte und schrubbte das Innere des Cottages. Die Kinder suchten auf
den Feldern nach Stechpalme und Efeu, sodass sie das Haus schmücken konnten. Stechpalmenzweige mit besonders vielen Beeren sollten Glück bringen, so versuchten die Kinder vorzugsweise
diese zu finden. Man glaubte, dass am Heiligabend ein Engel auf jeder Spitze der Stechpalmenblätter steht.
Am Heiligen Abend stellte die Familie eine brennende Kerze in eines ihrer Fenster. Diese Tradition
basiert auf dem Gedanken, der Heiligen Familie oder anderen Reisenden in der Nacht mit einem
Licht den Weg zu zeigen. Es gibt irische Sagen, in denen einsame Wanderer am Heiligabend zwar
Unterkunft fanden, dann aber auf sehr merkwürdige Weise verschwanden. Früher glaubte man, dass
die Geister der Verstorbenen zu Weihnachten nach Hause zurückkehren. Oftmals gedenkt man
daher auch heute noch mit einer brennenden Kerze der verstorbenen Familienmitglieder. Die Kerze
war in der Kolonialzeit zudem ein Zeichen für Priester, dass es hier einen sicheren Ort gab, an dem
man einen geheimen Gottesdienst zelebrieren konnte. In der irischen Volksmythologie heißt es, dass
die Kerzen auch deshalb angezündet wurden, damit die Engel die Neugeborenen in der Weihnachtsnacht vom Himmel auf die Erde geleiten können.
Zu der Zeit als Dan O 'Hara in Connemara lebte, wurden die Kerzen aus Binsen hergestellt. Diese
spendeten schlechtes Licht und verbrannten schnell. Weihnachten war wie Halloween eine Zeit des
Gedenkens der Toten und der Wintersonnenwende nahe. Es galt als Glück, während der zwölf Tage
nach Weihnachten zu sterben, da in dieser Zeit den Toten der Himmel weit offen stehe.
Die O' Hara's ernährten sich mit sehr einfacher Kost. Es gab zwei Mahlzeiten am Tag. Ihre Nahrung
bestand überwiegend aus Kartoffeln und Buttermilch. Frau O' Hara kochte einen großen Topf Kartoffeln und stellte sie in die Mitte des Tisches. Diese wurden dann mit Salz und dicker Milch gegessen.
Manchmal gab es auch Haferbrot. Es wurde auf einem Backblech gebacken und war sehr hart. Am
Abend saß die Familie Stiarbout (Brei) manchmal aus Haferflocken, manchmal aus Maismehl.
Am Weihnachtstag blieben die Menschen meistens zu Hause. Erst am Stephanstag wurden
Verwandte, Freunde und Bekannte besucht. Zumeist füllten dann viele Besucher das kleine Cottage.
Es wurde gesungen, musiziert und Geschichten erzählt. Diese Erzählungen, die am Feuer vorgetragen wurden, hielten die irische Sprache und die irischen Traditionen lebendig.
Aber nicht nur das Feuer hielt sie warm. Bevor die Regierung im 17. Jahrhundert die private
Produktion verbot, glühte in jedem zweiten Haus eine Brennblase. Auch Dan O' Hara destillierte uisce beatha (ausgesprochen 'Ish-kah Bah-hah', Gälisch für Lebenswasser). Der Schnaps (Poteen,
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irisch Poitín genannt) war nicht nur eine zusätzliche Einnahmequelle für die armen Pachtbauern, sondern machte auch ihren harten Alltag erträglicher.
Man sagte damals, dass Poteen Würmer tötet, Alt und Jung stärkt, der Verdauung hilft, Melancholie
verscheucht, Fallsucht kuriert und gut für die Nieren ist. Es sei ein probates Mittel gegen alle Arten
von Leiden, wie Grind, Harnzwang, Blähungen und Kopfschmerzen.
Heutzutage ist die Kunst des Poteen-Brennens in Connemara nahezu verschwunden. Aber im Connemara Heritage Center ist es immer noch möglich, ein wenig Poteen für den Weihnachtskuchen herzustellen. Probieren Sie diesen saftigen Früchtekuchen doch selbst, er ist köstlich!
Paulas Poteen-Kuchen
Zutaten:
• ½ Pint (= ca. 250 ml) warmer schwarzer Tee
• je 200g Sultaninen, Rosinen und Korinthen oder eine 600g Packung mit gemischten getrockneten
Früchten
• 250g brauner Zucker
• 300g „self-raising“ Mehl*
• 1 großes Ei
• ½ Teelöffel Zimt
• ½ Teelöffel Gewürz-Mischung mit Ingwerpulver
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• ein Schluck Whisky, Rum, Brandy oder Poteen
• evtl. eine Hand voll gehackte Walnüsse, Mandeln oder eine Nussmischung
* Das „self-raising“ Mehl können Sie selbst herstellen, indem Sie 500g mit einem Päckchen Backpulver vermischen.
Zubereitung:
Den Zucker, die Früchte und den Alkohol nach und nach zum warmen Tee hinzufügen. Gut umrühren
und in einer abgedeckten Schüssel über Nacht stehen lassen.
Das Mehl am nächsten Tag in die Früchtemasse sieben, die Gewürze und das Ei untermischen. Gut
verrühren. Die Masse sollte nun relativ flüssig sein. In eine ca. 2-Pfund-Kastenform Backpapier auslegen und das Ganze im vorgeheizten Ofen bei 160°C Umluft oder im Gasofen auf Stufe 3 für ca. eine
Stunde backen, bzw. bis nichts mehr an einem Holzstäbchen klebt. Anschließend den Kuchen abkühlen lassen, bevor er aus der Form genommen wird.
Guten Appetit!
Das Dan O’Hara Connemara Heritage Center liegt in der Nähe von Clifden. Sie können hier die Rekonstruktionen frühzeitlicher Behausungen, sowie das Cottage von Dan O’Hara besuchen. Ein Café
und eine kleine Ausstellung mit deutschsprachigem Film komplettieren das Programm. Die angeschlossene Farm wird bewirtschaftet. Das B&B ist ein perfekter Ausgangspunkt für Ausflüge in die
Umgebung, es liegt in Sichtweite der N59. Genießen Sie Ihren Aufenthalt und das leise, entspannende Rauschen des kleinen Bachs, an dem das B&B errichtet wurde.
www.connemaraheritage.com
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Weihnachten in Irland heute (21. Jahrhundert) mit Betrachtung der Geschichte
Selten erleben Touristen traditionelle irische Weihnachten, denn es ist vor allem ein Familienfest. Ein
Fest, bei dem der Besucher oft nur Zuschauer bei den Vorbereitungen ist. Es ist jedoch kein wohlgehütetes Geheimnis, sondern mehr ein Fest “unter sich”. Von diesem “wahren Kern” können auch die
immer häufiger angebotenen “All-Inclusive-Xmas-Breaks” in großen Hotels mit organisierter Festlichkeit nicht ablenken.
Mit relativ einfachen Mitteln und ohne extravaganten Kostenaufwand können sich unsere Leser jedoch traditionelle irische Weihnachten ins eigene Haus holen. Hier soll unser kleines Special “Weihnachten in Irland” helfen! Sie erfahren das Wichtigste über irische Traditionen und Bräuche zur Weihnachtszeit und bekommen auch Hilfestellung bei praktischen Aspekten. Von typischen Kochrezepten
bis zu Weihnachtsliedern bieten wir alles, was Sie für Ihre irische Weihnachtsfeier brauchen.
Martinmas und Remembrance Day
Traditionell begannen die Weihnachtsvorbereitungen in Irland schon am Abend des 10. November,
dem "Eve of St. Martin" - also später, als heute der Verkauf von Weihnachtsartikeln in den Kaufhäusern beginnt, aber weit früher als der Erste Advent.
Im 5. Jahrhundert begann nämlich am Martinstag, dem 11. November, die Adventszeit. Advent steht
für “Ankunft”, in diesem Fall eben Jesu Christi auf Erden. Die Adventszeit selbst soll durch verschiedene Aktivitäten die Feier der tatsächlichen Ankunft des Erlösers in den Köpfen und Herzen der
Menschen vorbereiten. Das geschah ursprünglich jedoch nicht durch Schokoladenhäppchen aus
dem Adventskalender …
Eigentlich markierte der Martinstag nämlich den Beginn einer Fastenperiode, die die nächsten sechs
Wochen anhalten sollte. Advent war Fastenzeit – heute kaum vorstellbar, wenn man sich die üblichen
Adventskaffees ansieht. Advent war eine Zeit der Besinnung. Kaum vorstellbar, wenn man dieser Tage zur Geschäftszeit durch irische Geschäftsstraßen “schlendert” oder gar in eine der berühmtberüchtigten “Office Christmas Parties” gerät.
Bereits im sechsten Jahrhundert wurde die Adventszeit auf ihre heutige Länge gekürzt (die vier Sonntage vor Weihnachten) und irgendwann fiel auch das Fastengebot weg. Für unsere Zwecke lassen
wir aber das traditionelle irische Weihnachten einfach am 11. November beginnen.
Statt wie in Deutschland an vielen Orten üblich als Umzug mit Laternen wurde Martinmas in Irland
zum Schlachtfest. In jedem Haus wurde am Vorabend, eben dem “Eve of St. Martin” oder “Martinmas
Eve”, ein Tier geschlachtet. Dabei war man durchaus flexibel – Großgrundbesitzer töteten eine Kuh,
freie Bauern ein Schaf, zur Not tat es auch ein Huhn. Wichtig war eben die Schlachtung und das anschließende Ritual, das Blut des Tieres auf die Schwelle des Hauses und in jede Ecke zu träufeln.
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Diese recht heidnisch anmutende Aktion sollte gewährleisten, dass böse Geister für ein Jahr dem
Haus fernblieben.
Näher an der christlichen Tradition war dann der nächste Schritt. Denn so wie Martin seinen Mantel
teilte, wurde das Fleisch des getöteten Tieres unter den Armen und Bedürftigen in der Nachbarschaft
verteilt.
Die Auswahl der Schlachttiere war dabei zum Teil ein längerer Prozess – in Wexford etwa war es im
frühen 19. Jahrhundert noch Tradition, kranke Schafe oder Ziegen am Martinstag zur Ader zu lassen.
Man schnitt ihnen ins Ohr und bat den Heiligen um Beistand. Überlebte das Tier, wurde es am nächsten Martinmas zu Ehren seines Retters geschlachtet.
Obwohl die Tradition des Blutopfers wohl vorchristlich sein dürfte, wird ihr Beginn oft mit dem irischen
Nationalheiligen Patrick in Verbindung gebracht. Von ihm wird berichtet, dass seine Tonsur von Martin geschnitten wurde. Posthum sozusagen, denn der historische Martin starb am Ende des vierten
Jahrhunderts, der historische Patrick lebte einige Jahrzehnte später. Ob dieser beeindruckenden Leistung begeistert, schenkte Patrick angeblich jedem Mönch und jeder Nonne zum Martinstag ein
Schwein, dass dann eben zu Ehren Martins geschlachtet wurde.
Traditionell waren die Schlachtopfer am “Martinmas Eve” wahrscheinlich bis ins elisabethanische Zeitalter Schweine, schlichtweg weil sie die am weitest verbreiteten Nutztiere waren. Das “Ehrenschwein” erhielt sogar einen Namen – Lupait. Später tendierte man gerade in kleineren Landwirtschaften zum Schaf oder, noch öfter, zu Federvieh. In den Küstenregionen musste auch gelegentlich
eine Möwe das Opfer sein.
Aus der Sicht des Landlebens und ohne jede Mystifizierung macht die Tötung von Vieh zu dieser Zeit
Sinn. Anfang November waren die Felder abgeerntet und das Frischfutter ging zur Neige, die Schweine buddelten sich die letzten Reste Futter aus dem Boden und wurden davon, von Wildfrüchten und
anderen Gaben der Natur gesund und prall. In den kommenden Monaten jedoch musste das Vieh mit
dem überleben, was man eingelagert hatte. Oft nicht genug für alle Tiere, so dass bevorzugt Milch
gebende, zur Zucht benötigte und “arbeitende” Tiere durchgefüttert wurden. Anstatt also zuzusehen,
wie fette Eber den Säuen das Futter streitig machten und die eigenen Fettreserven nutzlos verbrannten, wurden die eben zu Blutwurst, Schinken, Speck und Leder verarbeitet.
Rätselhafter ist der Ursprung einer anderen Tradition, die den Martinstag selbst beherrschte. Es wurde zumindest vor der Mittagsstunde keine Arbeit verrichtet, bei der eine drehende Bewegung nötig
war oder entstand. Mühlenräder wurden gestoppt, Spinnräder nicht benutzt, Wagen durften nicht fahren. Es wurde nicht gepflügt – und in Wexford weigerten sich die Fischer bis ins 19. Jahrhundert am
11. November zum Fang herauszufahren. Letzteres hatte lokalen Bezug, denn der Legende nach hatte die Erscheinung Martins dereinst die örtlichen Fischer vor einem Sturm gewarnt. Die, die ihn ignorierten, ertranken.
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Wer sein persönliches Weihnachten im sehr traditionellen Stil beginnen will, sollte sich schlichtweg
auf die Martinsgans stürzen – und dann fasten. Das macht natürlich niemand mehr (das Fasten zumindest). Also genießt man ein gutes Essen, gedenkt des heiligen Martin, gibt eventuell einige Almosen (was das Verteilen des geschlachteten Tieres ersetzt) und besinnt sich ein wenig.
Am Rande sei erwähnt, dass vor allem in Nordirland gleichzeitig der Tag des Kriegsendes im Westen
1918 mit Gedenken an die Opfer begangen wird. Äußeres Zeichen sind am Revers getragene Mohnblumen – in der Soldatenmythologie des Ersten Weltkrieges repräsentierten die roten Mohnblüten in
Flandern das vergossene Blut britischer Soldaten. Paraden und Kranzniederlegungen an den verschiedenen Denkmälern gehören zur Tradition dieses Tages.
Adventszeit in Irland
Mit dem vierten Sonntag vor Weihnachten beginnt
die Adventszeit, also frühestens am 27. November
und spätestens am 3. Dezember. Es kostet immer
wieder einige Anstrengung zu begreifen, dass der 4.
Adventssonntag ja auf den 24. Dezember fallen
kann - der Heiligabend gehört nicht zu den Weihnachtsfeiertagen.
Um es etwas zu verkomplizieren: Früher begann die
Adventszeit sogar am 11. November, dem Martinstag.
Glaubt man dagegen den modernen Schokoladenproduzenten und ihren Adventskalendern, ist der
Advent ohnehin mit dem Kalendermonat Dezember identisch …
Und da wären wir auch schon bei einem Teil, den es in der traditionellen irischen Weihnacht gar nicht
gab – dem Adventskalender. Der wurde nämlich erst im 20. Jahrhundert aus (man glaubt es kaum)
Deutschland eingeführt. Wenn man sich heute in der Vor-Adventszeit in irischen Städten in Kaufhäuser oder auf Einkaufsstraßen wagt, scheint der mit kleinen Schokoladenfiguren gefüllte Pappkalender
allerdings ur-irisch zu sein, so rasant wird er verkauft.
Dabei ist manches Design irgendwie gar nicht friedvoll oder gar christlich – neben Action Man kann
man auch Harry Potter als Kalendermotiv finden. Aber es beruhigt schon, dass man im Zuge einer
“irischen Weihnacht” auf dieses Produkt dann auch verzichten kann (wobei es dem Leser überlassen
bleibt, dies seinen Kindern verständlich zu machen).
Ein Tipp vom Irish-Net:
Sehr schöne Adventskalender bietet Ihnen dieser Online Shop.
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Kirchenbesuche und Gebete
Da die Iren traditionell Weihnachten als das wichtigste christliche Fest betrachteten (anderswo hält
man es eher mit Ostern - was fast eine Grundsatzdiskussion ist!), standen sie ansonsten anderen Völkern in Sachen Vorbereitung in Nichts nach. Und diese Vorbereitung wurde eben in der Adventszeit
getroffen.
Natürlich war eine Seite der Adventszeit in Irland sprirituell, also auf den Glauben ausgerichtet. Bis
1917 galt die Adventszeit sogar als Fastenzeit.
Man betete mehr und schob, wann immer es die Zeit erlaubte, zwischen die üblichen Tagesgebete
noch sicherheitshalber einige Vater Unser und Ave Maria.
Vor allem Kinder wurden hierzu angehalten. Und auch dazu, über ihre spirituellen Leistungen ein Tagebuch zu führen, in dem sie die Zahl der täglichen Gebete notierten. Nicht unbekannt sind besonders eifrige Beter, die mit über fünftausend Einzelgebeten aufwarteten, mehr als zweihundert Gebete
pro Tag. Der Lohn dieser rekordverdächtigen Leistungen war dann wohl nicht von dieser Welt. Es ist
nämlich nicht überliefert, dass fleißige Beter auch direkt durch Leckereien oder Geschenke belohnt
wurden.
Abgesehen von Gebetsmarathons war es höchste Christenpflicht, zumindest während der Adventszeit den Sonntagsgottesdienst zu besuchen.
Der immer zu Spott aufgelegte irische Volksmund hatte auch einen Namen für diejenigen, die dann
eben nur zur Adventszeit in der Kirche erschienen – sie wurden die “hardy annuals” genannt. Und da
sich einige der seltenen Gäste erst einmal etwas Mut für den Kirchenbesuch antrinken mussten,
entstand eine weitere, auch heute noch zu beobachtende Tradition. Am Eingang wachen zuverlässige Gemeindemitglieder dezent darüber, dass sich kein allzu angeheiterter armer Sünder in das Gotteshaus verirrt und dann durch das Chorgestühl torkelt.
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Weihnachtsdekoration in Irland
In vielen Städten wird das Einschalten der Weihnachtsbeleuchtung als kleines Straßenfest begangen. Das kann nett sein oder manchmal skurril. In
den letzten Jahren sind immer mehr leuchtende Dekorationen zweifelhaften ästhetischen Wertes in die
Hände der zuständigen Vereine und Behörden geraten, zum Teil mit musikalischen Effekten. Das kann
schnell zu einer Überfütterung der Sinne führen …
und manchmal zu wahrlich merkwürdigen Effekten.
Viele Privathaushalte verwenden große Teile des
Einkommens auf illuminierte Verzierungen, die oft
meilenweit zu sehen sind. Das eigentliche Weihnachtswunder ist dann oft die Tatsache, dass die örtliche Stromversorgung nicht zusammenbricht ;-)
Traditioneller irischer Weihnachtsschmuck besteht aus immergrünen Pflanzen zusammen mit Beeren
– vor allen Dingen Ilex, aber auch Efeu, Lorbeer und ähnliche Pflanzen. Als Sträuße oder Kränze gebunden, oder (wenn für geeignet befunden) gleich so wie aus der Natur geschnitten, holte man diese
Pflanzen in den letzten Adventstagen ins Haus. Eine beliebte Art der Verzierung war die Imitation von
Schnee oder Frost mit Hilfe von Stärke oder auch Kalklösung, die auf die Blätter aufgetragen wurde.
Andere Verwendungsmöglichkeiten des Naturschmucks waren die Applikation auf Tüchern oder Papier, zum Teil in Form von Weihnachtsmottos oder -motiven. Kombiniert mit Resten und Abschnitten
von Buntpapieren entstand so volkstümlicher Schmuck, der zwar wesentlich primitiver, aber ungleich
persönlicher als der heute vorherrschende, oft in Asien gefertigte, kommerzielle Weihnachtsschmuck
war.
Natürlich gab es auch schon früh eben solchen kommerziellen Schmuck. Beginnend im ausgehenden 19. Jahrhundert zogen fahrende Händler auch über Land und boten Weihnachtsdekorationen
aus buntem Papier oder gedruckte Weihnachtsmotive feil.
Diese verblasste jedoch wieder gegen die seltene, aber dennoch beliebte Dekoration mit Mistelzweigen – selten, weil eben die Mistel selbst in Irland relativ selten vorkommt. Der Brauch des “Küssens
unter dem Mistelzweig” ist allerdings selbst in Mistel-gesegneten Gegenden nicht alltäglich gewesen.
Praktiziert wurde er unter anderem im County Armagh, wo Mädchen einen Zweig über die Tür hängten und dann die eintretenden jungen Männer küssen durften. Die geküssten Männer mussten im Gegenzug ein Weihnachtsgeschenk überreichen!
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Santy, der irische Weihnachtsmann
In jedem Einkaufszentrum in Irland, das etwas auf sich hält, wird man zur Adventszeit “Santy” besuchen können. “Santy” ist der irische Standardbegriff für den Weihnachtsmann, die Verniedlichung des
amerikanischen “Santa”, was die Verkürzung des “Santa Claus” ist, seines Zeichens Verballhornung
des “Saint Nicholas”. Und da kollidieren die verschiedenen Traditionen – denn unser heutiger Weihnachtsmann ist eine Kombination aus dem christlichen Bischof Nikolaus und dem vorchristlichen “grünen Mann”, einer schamanistischen Figur.
Der echte Weihnachtsmann allerdings sitzt in Belfast – in der Postsortierstelle. Irgendwann nach dem
Ende des Zweiten Weltkriegs nahmen die Briefe, die britische Kinder mit der Royal Mail an Santa
Claus schickten, in ihrer Zahl so sehr zu, dass die Post vor einem Problem stand. Zurückschicken mit
“Adressat unbekannt” und Tausenden von Kindern die Illusion nehmen? Nein – stattdessen richtete
man das Postdepot “Reindeer Land” bei Belfast (Postcode: SAN TA1) ein, leitete alle Weihnachtsmannbriefe dahin und antwortete mit freundlichen Briefen.
Ergo: “Santy” ist Ire! Oder zumindest in Irland postalisch erreichbar.
Nikolaustag in Irland - Festtag des Heiligen Nikolaus von Myra
In Irland ist der Nikolaustag weniger wichtig, seit einigen Jahren hat der Nikolaustag aber auch auf der
grünen Insel schleichenden Einzug gehalten. Vor
allem in international tätigen Firmen mit Mitarbeitern
aus Deutschland oder den Niederlanden.
Eine der in Irland aktuellen Weihnachtsvorbereitungen war in früherer Zeit die Einlagerung von genug
Feuerholz oder Torf für die Festtage. Oftmals wurde
ein besonders prachtvolles Stück Holz als Yule Log
verwendet oder ein großer Brocken Torfkohle als
“Bloc na Nollag”. Beides hat seinen traditionellen Ursprung in der Wikingerzeit, wo ein kompletter Baumstamm tatsächlich während der gesamten Jul –
oder Weihnachtsperiode nach und nach im Kamin verbrannt wurde. Am Stück! Immer wieder nachgeschoben von fleißigen Helfern, die mit Met und Braten “Wache” hielten.
Später war der Yule Log dann eher ein schönes Baumstück, dass mit Weihnachtsschmuck versehen
(Immergrün und Beeren) erst als Dekoration, dann als Heizmittel verwendet wurde. Heute ist “Yule
Log” meistens ein sehr gehaltreiches Schokoladengebäck in Holzoptik …
Um den Brennprozess auch wirklich genießen zu können, bedarf es natürlich eines sauberen Kamins. So gehörte dann auch die gründliche Kaminreinigung zur Tradition vor Weihnachten.
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Die einfachste Methode: Ein Ginsterbusch, der mit Seilen im Kamin auf- und abgezogen wurde. Es
bleibt zu hoffen, dass man dies auch noch vor der Grundreinigung des Hauses erledigte. In der Stadt
bediente man sich eines Schornsteinfegers, der im viktorianischen Zeitalter schlichtweg Kinder mit
Bürsten die Kamine von innen reinigen ließ.
Weihnachtsmärkte in Irland
Zur irischen Weihnachtstradition gehörte auch der Besuch des Weihnachtsmarktes - des Margadh
Mór oder "Großen Marktes".
“Bringing home the Christmas” war eine gängige Beschreibung dieser Ausflüge. Hier ging es nicht
um Glühwein und Bratwurst, sondern um echte Märkte! Butter, Eier, Geflügel und andere Agrarerzeugnisse wurden vom Land in die Stadt gebracht und dann dort verkauft oder getauscht.
Während sich so die Stadtbewohner mit ihren frischen Nahrungsmitteln für die bevorstehenden Feiertage eindeckten, erledigten die Landbewohner ihre Besorgungen für das Fest (und zum Teil für das
nächste Jahr). Neben Gewürzen und Kolonialwaren standen Kerzen, Wein, Spielzeug und vor allem
Kleidung und Haushaltswaren auf den Einkaufszetteln.
Ein Teil dieser Dinge wurde natürlich auch von Städtern speziell zum Fest gekauft, allerdings nicht im
Rahmen einer größeren Vorratshaltung etwa für Tee oder Tabak.
Während des Marktbesuches traf man sich auch mit Verwandten und Bekannten, tauschte kleine Mitbringsel und, oft bei einem Trunk, die letzten Neuigkeiten aus.
Und selbst Geschäftsleute in Irland verteilten Geschenke – kleine Weihnachtsgaben oder “christmas
boxes”, die es oft (und zwar je nach Umsatz des Kunden) in verschiedenen Größen gab.
Dublin
Christmas Cracker Flea Market
Der Dubliner Flohmarkt ist in den letzten Jahren eine Institution geworden. Monatlich bietet er viel zu
schauen und zu finden. Vom 13. bis 15. Dezember wird er in Smithfield als Weihnachts-Flohmarkt
stattfinden. Über 100 Stände mit allem Möglichen von Kunsthandwerk bis zu schrägen Vintage-Klamotten werden die Besucher erfreuen.
12 Days of Christmas, George’s Dock
Wie in jedem Jahr werden die “12 Days of Christmas” das George’s Dock vom 8. bis zum 23. Dezember mit Weihnachtsstimmung erfüllen. Musik, verschiedene Essensstände und sogar Karussels - hier
wird die Vorweihnachtszeit lebhaft.
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Farmleigh House
Im Dezember gibt es eine Auswahl an verschiedenen Veranstaltungen im und um das Farmleigh
House. An jedem Adventswochenende können Sie dort einen weihnachtlichen Feinkost-Markt besuchen. Zusätzlich gibt es in der ursprünglich georgianischen Residenz weitere Veranstaltungen.
Dame District Christmas Market
Shoppen bis die Kasse kracht. Hier gibt es fast alles: Handgemachtes, Schmuck, Spielzeug und Essen. Dazu Auftritte von irischen Musik- und Comedy-Stars. Der Weihnachtsmarkt auf der Dame Court
Straße in Dublin ist einen Ausflug wert.
Christ Church Cathedral Christmas Market
Die Kathedrale ist zu jeder Zeit des Jahres sehenswert, aber während der Adventszeit finden Sie hier
einen netten, kleinen Weihnachtsmarkt mit Kunsthandwerksständen. Er findet in der Krypta aus dem
12. Jahrhundert statt und Sie werden sicherlich lange nach einem ungewöhnlicheren Veranstaltungsort für einen Weihnachtsmarkt suchen müssen.
Belfast
Belfast Christmas Market
Der Belfaster Weihnachtsmarkt ist so, wie man es auch von deutschen Weihnachtsmärkten kennt.
Gemütlich, stimmungsvoll und sehr weihnachtlich. Allein schon die Ansicht der weihnachtlich geschmückten Innenstadt und der City Hall lohnt sich. Vom 16. November bis 22. Dezember können Besucher diesen Markt genießen.
Christmas Craft Fair
Der altehrwürdige und sehenswerte St. George’s Market wird am 7. und 8. Dezember ganz weihnachtlich erstrahlen. Lassen Sie sich von der Atmosphäre der Markthalle begeistern.
Belfast Castle Christmas Craft Fair
Am 8. Dezember können Besucher des Belfast Castle gleichzeitig einen weihnachtlichen Kunsthandwerkermarkt besuchen. Von klassischem Kunsthandwerk, über Selbstgemachtes aller Art wird es eine Anzahl verschiedener Stände geben. Schlendern Sie zu den Tönen altbekannter Christmas Songs
durch das wunderschön weihnachtlich dekorierte Schloss.
Punjana Retro Christmas Tea Dance
Am 3. Dezember können Sie sich in der Ulster Hall in Weihnachtsstimmung swingen, jitterbuggen
oder jiven. Keine Sorge, wenn Sie die Schritte nicht oder noch nicht wissen bringt Ihnen Belehoppers
das gerne bei. Etwas Atem holen können Sie auf dem kleinen Retromarkt. Und machen Sie eine Foto-Zeitreise mit einem Portrait aus der Vintage-Foto-Box.
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Galway
Galway Continental Christmas Market
Der bekannte Eyre Square wird zwischen dem 22. November und dem 22. Dezember noch mehr erleben als sonst – da der Galway Continental Christmas Market seine Buden und Stände dort aufschlagen wird. Weihnachtliches, Kitschiges und „Kontinentales“ ergeben zusammen einen großartigen
Weihnachtmarkt.
Galway Bay On Ice
Nur einen kurzen Fußmarsch vom Weihnachtsmarkt entfernt, können Sie am Spanish Arch auf einer
700 m2 großen Eisfläche Eislaufen. Kann es etwas Romantischeres geben? Ein weiterer kleiner
Weihnachtsmarkt rundet das Ganze ab, schlendern Sie durch die festlich erleuchtete Altstadt Galways von einem Weihnachtsmarkt zum anderen und lassen Sie sich bezaubern.
Cork
Christmas on the Grand Parade
In Cork wird der Bishop Lucey Park zu einem wunderschön illuminierten Winterwunderland umgestaltet, während die Grand Parade von Buden bevölkert wird, die internationales Kunsthandwerk und verschiedenstes Essen anbieten. Lokale Bands und Chöre werden Konzerte und bekannte Weihnachtslieder zum Besten geben. Der Weihnachtsmarkt ist vom 30. November bis 23. Dezember immer Freitags bis Sonntags geöffnet.
Und noch mehr Veranstaltungen in Irland:
Verrückt, einfach Madness!
Das Countdown-Konzert NYE Dublin 2014 wird eine verrückte Party, völlig „mad“, wortwörtlich. Denn
die Könige des Ska, die Meister des Swing: Madness sind Headliner bei dieser fantastischen Party.
Ebenfalls mit von der Partie ist ein Musiker, der nicht nur die Musikszene in Irland mächtig aufgemischt hat, sondern auch international von sich hören machte: Ryan Sheridan. Mit einer Nummer 1 in
den deutschen iTunes Charts im Gepäck, wird Ryan mit seinen fetzigen Ohrwürmern die Massen definitiv in Stimmung bringen. Weitere große Namen werden in Kürze bekannt gegeben, aber eines steht
bereits fest: Für 25 € ist dies definitiv das Schnäppchen des Jahres! Wir können uns keinen besseren Start ins neue Jahr vorstellen, als in Dublin mit typisch irischer Stimmung zu feiern. Der 31. Dezember beginnt mit zwei Veranstaltungen voller Magie ...
River of Light
2013 war das Jahr von The Gathering. Das ganze Jahr über wurde alles Irische gefeiert. Aus jeder
Ecke der Welt machten sich Menschen auf den Weg nach Irland. Das Gathering Jahr startete 2012
mit dem ersten Lichterzug, in diesem Jahr soll er noch größer, schöner und besser werden.
Bei der People’s Procession of Light wird Dublin glitzern und glänzen. Hunderte Teilnehmer und
Künstler werden die Stadt mit faszinierenden Lichtspielen, Musik und Tanz erleuchten. Die Lichterpro-
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zession ist eine kostenlose Familienveranstaltung und der perfekte Beginn Ihres Silvesterabends in
Dublin. Sie können mit dabei sein.
Starten Sie mit dem Big Brunch ins neue Jahr!
Man sollte meinen, dass wenn am 1. Januar 2014 die Morgensonne über der Stadt Dublin aufgeht,
die Party zu Ende ist. Aber keine Sorge, wir haben noch etwas für Sie! Der perfekte Start ins Jahr
2014: Der Big Brunch!
Beim Big Brunch gibt es alles, was Sie brauchen, um nach einer durchfeierten Nacht die Lebensgeister wieder zu wecken. Der Meeting House Square in Temple Bar wird sich in einen leckeren Lebensmittelmarkt verwandeln. Dazu erwartet Sie ein typisch irisches Unterhaltungsprogramm.
Wussten Sie, dass traditioneller irischer Tanz ein probates Heilmittel ist, wenn es am Abend zuvor
spät geworden ist? Deshalb wurde der Giant Ceilí organisiert. Natürlich wird auch Irish Folk zu hören
sein. Also, worauf warten Sie noch? Flugticket buchen und dabei sein!
Und im Januar? Auf zum TradFest!
Das Temple Bar TradFest vom 22. bis 26. Januar 2014 in Dublin bringt gemütliche Musiksessions im
Pub, Konzerte unter freiem Himmel, Straßenkünstler, Dudelsack-Gruppen, Filmvorführungen und Geschichtenerzählern zusammen. Es ist ein Feuerwerk der irischen Musik und Kultur. Bereits zweimal
wurde das TradFest mit dem Best Traditional Music Festival Award ausgezeichnet. Moya Brennan
von Clannad nennt es „das Fenster zur irischen Kultur“.
Das Festival findet bereits zum neunten Mal statt und wird immer größer: Im Rahmen des Programms finden über 200 Veranstaltungen statt. Einige der bekanntesten Musiker des Irish Folks werden zu sehen und zu hören sein.
Musik zum Mitmachen
Das Programm hat für jeden etwas zu bieten. Bei Vorträgen werden Insidertipps verraten und der Music Trail führt Sie zu kostenlosen Veranstaltungen des Festivals. Bringen Sie Ihr eigenes Instrument
mit und halten Sie die Augen nach Jamsessions offen. Wenn Sie singen können, schauen Sie beim
Singers Club vorbei und stimmen Sie mit ein.
Familienprogramm
Temple Bar ist für sein pulsierendes Nachtleben bekannt. Beim TradFest sorgt jedoch eine große
Auswahl an Familienveranstaltungen für ein ausgeglichenes Programm. Im Ark, einem Kulturzentrum
extra für Kinder, finden Musikvorführungen, abwechslungsreiche Workshops und Veranstaltungen für
die Kleinen statt. Kinderschminken, Straßenkünstler, irische Tanzgruppen und zwei Bühnen sorgen
davor für Unterhaltung.
Vergessen Sie aber bei all den Jigs und Reels nicht, dass Sie sich immer noch in Temple Bar befinden. Dublins Kulturviertel ist zu jeder Zeit des Jahres einen Besuch wert – aber zur Zeit des TradFests sollte man es einmal gesehen haben.
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Christmas Crackers
Zu einem irischen Weihnachtsessen gehört er einfach dazu - der "Cosaque", ein Knallbonbon oder
eben "christmas cracker".
In seiner Grundversion als bunt eingewickeltes Praliné erstmals auf den Markt geworfen anno 1847 von
Tom Smith, einem Londoner Pralinenmacher mit
Ideen und Ambitionen.
Smith hatte in Paris den Bonbon entdeckt, in Papier
eingewickelte Süßwaren, die er vor allem an Männer (als Geschenk für die Angebetete) verkaufte. Sie waren Weihnachten 1847 der absolute Renner.
Die vor allem weibliche Zielgruppe des Geschenkes brachte Smith ein paar Jahre später auf die glorreiche Idee, einen kleinen Zettel mit kurzen Liebesgedichten beizulegen. In den 1860ern machte
Smith mit einem kleinen Knalleffekt beim Auswickeln aus seinem Bonbon den “Cosaque”, später einfacher “Cracker” genannt. Als dieses Weihnachtsaccessoire so erfolgreich wurde, dass Hans und
Franz (oder besser “Tom, Dick and Harry”) es kopierten, brachte Tom Smith seine letzte Neuerung
ein – er warf das Praliné raus (womit der “christmas cracker” sich endgültig vom “bon-bon” löste) und
ersetze es durch eine kleine Überraschung.
Seine Nachfolger Walter und Tom jr. ergänzten das gesamte Arrangement noch um einen kleinen
Papierhut – und in den 1930ern lösten Limericks oder Witze, oft in Form von Frage und Antwort, die
Liebesschwüre endgültig ab.
Und so liegt heute auf jedem Teller des Weihnachtsessens einer der traditionellen Christmas Cracker, meist in Kombinationen von Rot, Gold und Grün gehalten. Und noch bevor die Suppe aufgetragen wird, passiert es: Die Gäste reißen die Cracker auf, entfalten den Papierhut und setzen ihn sich
auf (so dass plötzlich alle Kronen aus Krepp zu tragen scheinen), man gibt den beiliegenden Witz
zum Besten und beschäftigt sich dann mit seiner Überraschung.
Bei höherwertigen Christmas Crackers findet man nette Dinge. So bieten einige exklusive Juweliere
ihre eigenen Versionen an – komplett mit Gold oder Diamantschmuck als “kleine Überraschung”. Da
kostet dann der Cracker aber auch nicht mehr zehn Euro im Zwölferpack, sondern pro Stück bis zu
zehntausend Euro oder mehr.
Ein Tipp vom Irish-Net:
Das Knallbonbon für Ihre Weihnachtsfeier. Zu einem irischen Weihnachtsessen gehört er einfach dazu - der "Cosaque", ein Knallbonbon oder eben "christmas cracker". Hier können Sie diese beliebten
"Knallbonbons" auch in Deutschland kaufen.
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Zeit, den ”Eggnog” anzusetzen!
Ein typisches Weihnachtsgetränk, das man auch relativ einfach selber herstellen kann, ist der Eggnog.
Bereiten Sie den Eggnog etwa eine Woche vor dem
geplanten Genuss zu, halten Sie ihn aber unbedingt
kühl!
Die Zubereitung des Eggnog
(Rezept für 30 Personen!)
12 Eier
350 g Zucker
1,1 l Sahne
1,1 l Milch
1,1 l Whiskey
0,25 l Rum
Salz
Das Eiweiß wird vom Eigelb getrennt, dann das Eiweiß steifschlagen und anschließend unter Zugabe
von 100 g Zucker etwas weiterschlagen. Eigelb
schlagen bis die Masse blass und leicht wird. Den
restlichen Zucker und etwa einen Viertel Teelöffel Salz zufügen. Die beiden Eimixturen mit dem Whiskey und der Milch verrühren und dann kräftig schlagen. Anschließend den Rum hinzufügen. Das Ganze in einen Krug füllen und kühl lagern.
Vor dem Ausschenken noch einmal gründlich umrühren und dann in kleinen Tassen servieren – garniert mit etwas geriebener Muskatnuss.
Ein Tipp vom Irish-Net:
Den passenden Whiskey können Sie ganz bequem hier bestellen.
Beispielsweise den beliebten Bushmills Whiskey, Tullamore Dew und viele andere Whiskeysorten.
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Die Wintersonnenwende am 21.12.
Die Wintersonnenwende ist wichtigster Tag des Julgürtels und Fest des Apostels Thomas. Der Tag
der Wintersonnenwende hat in vielen nicht-christlichen Kulturen einen wichtigen Status, vielleicht sogar den wichtigsten im Jahreslauf.
Die immer länger werdenden Nächte und immer kürzeren hellen Perioden lassen eine Endzeitstimmung aufkommen, die heute sogar von Medizinern genau beschrieben ist.
Fehlendes Licht führt zu Depressionen. Und bevor man sich genaue Kalender erstellen konnte, da
waren die Tage vor der Wintersonnenwende eben wie eine Sonnenfinsternis das untrügliche Anzeichen dafür, dass es dem Ende zuging. Irgendwann muss die Sonne ganz sterben, wird nicht wieder
aufgehen, alles ist aus.
Aber vielleicht verhindern ja religiöse Zeremonien das Ende … also wurde gebetet, gefastet, geopfert, gehofft. Und wenn die längste Nacht vorbei war, dann auch wieder kräftig gefeiert. Die Sonne,
oft personifiziert als der Sonnengott, war neugeboren, die Welt gerettet. Wundert es da noch jemanden, dass die Kirche im vierten Jahrhundert Weihnachten in die Nähe dieses Datums rückte?
Dieser heidnische Hintergrund der Datierung der Geburt Christi ist fast völlig vergessen – ebenso die
Tatsache, dass etwa heute noch in Armenien und Äthiopien Weihnachten einige Tage später gefeiert
wird (man feiert eher die Epiphanie (Erscheinung) denn die Geburt). Oder dass die frühen Christen
Weihnachten im Januar, März, April oder September begingen, nie aber im Dezember (… wenn überhaupt, denn bis in die Mitte des dritten Jahrhunderts hielt man es für eine Sünde, die physische Geburt wie bei einem “gewöhnlichen Sterblichen” zu feiern).
Im heutigen Irland wird dem 21. Dezember allenfalls von neopaganistischen Gruppen Bedeutung zugemessen – und von der Tourismusindustrie. Dieser Tag ist nämlich der Höhepunkt der astronomischen Ausrichtungen auf der Insel: Die jenseits des Boyne aufgehende Morgensonne sendet ihren
ersten Strahl durch die “Fensteröffnung” geradewegs in die hinterste Ecke der Grabkammer von
Newgrange. Und jedes Jahr versuchen Tausende von Menschen, per Lotterie einen Platz im Innern
des prähistorischen Monumentes zu ergattern, um dieses architektonische “Wunder” am eigenen
Leib zu erleben.
Dass der “ungläubige Thomas” an diesem Tag gefeiert wird, mag nicht von ungefähr kommen. Immerhin war er es ja, der die Möglichkeit der Wiedergeburt Jesu bezweifelte. Was für ein geeigneter
Mann, um auf die Parallelen zwischen der Geburt des Sonnengottes und der Geburt des Sohnes Gottes hinzuweisen. Und, an diesen finstersten Tagen des Jahres, welcher Apostel sonst sollte geehrt
werden als jener, der “in der Dunkelheit seines Unglaubens” irrte?
Weihnachtsbäume auch in Irland?
Im deutschen Sprachraum sind “Weihnachtsbäume” schon seit dem Mittelalter bekannt. Was der katholischen Kirche nicht unbedingt gefiel. Das Symbol war mit zuviel heidnischem Ballast befrachtet.
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Dann kam Martin Luther, der nicht nur dem Teufel Tintenfässer hinterherwarf, sondern auch den mit
Kerzen geschmückten Weihnachtsbaum mit dem sternenübersäten Himmel verglich. Er war ein Fan!
In den britischen Raum (und so auch nach Irland) kam der Weihnachtsbaum offiziell mit Prinz Albert,
der seine Gemahlin Königin Victoria 1841 mit einem Prachtexemplar im Windsor Castle erfreut haben soll. Bestimmt nicht der erste Baum auf britischer Erde … deutsche Kaufleute, hessische Soldaten, Königin Charlotte, sie alle hatten ihre Weihnachtsbäume. Mit Albert aber wurde der deutsche
Brauch erst richtig populär und schnell ein “must have” der gesamten Gesellschaft. Dickens schrieb
über den Glanz des “German toy”, 1854 stellte man bei der “Great Exhibition” ein Exemplar auf …
Heute kann man landauf-landab Weihnachtsbäume sehen. In Dublins Einkaufsstraßen im Großformat, in Autos als kleines beleuchtetes Accessoire – und in fast jedem Haus. Anders als in Deutschland üblich, holt man die Tanne jedoch bereits Ende November ins Haus. Der Baum steht schon während der gesamten Adventszeit geschmückt. Was bei deutschen Immigranten gelegentlich zur besorgten Nachfrage des irischen Nachbarn, so um den 1. Dezember herum führt: “I see you haven’t
your tree up yet – do you have christmas trees in Germany?”
Fernsehen zu Weihnachten in Irland
“Anythin’ on de box?”
Ein großes Kulturthema der Weihnachtszeit müssen wir noch erwähnen - das Fernsehen. Mit Spannung wird jedes Jahr erwartet, was denn die Fernsehsender so als Festtagsüberraschung präsentieren. Grundsätzlich gehören die Weihnachtsfolgen der jeweiligen Soaps und anderer Serien dazu,
meist dramatisch überhöht bis zu einem versöhnlichen Ausgang – oder bis zu einer Tragödie von
Shakespeareschen Ausmaßen. Gerne befördert man abgehalfterte Stars zu dieser Zeit in die ewigen
Ab- und Jagdgründe, gleichzeitig werden verlorene Söhne und gefallene Töchter tränenreich wieder
in den Kreis der TV-Familien aufgenommen, vermeintliche Stars oder Prominente machen einen
Gastauftritt, alles im Dienst der möglichst höchsten Einschaltquote. Und mit “cliffhangers” bis zum
letzten ausgereizt! Das Versäumen auch nur einer Episode kann da apokalyptische Folgen haben …
Abgesehen davon beschert das Fernsehen in Irland dasselbe wie etwa in Deutschland, einen saisonal angehauchten Mix aus Unterhaltung, Information und Politikerreden (letztere meist mehr Unterhaltung denn Information). Einzig die Auswahl der traditionellen Spielfilme im Programm ist vielleicht
noch überraschend fremd. Hier einige Standardfilme aus dem Weihnachtsprogramm (die Sie sich für
echtes irisches Weihnachtsfeeling in Deutschland als DVD oder Video besorgen könnten):
“It’s a Wonderful Life” – James Stewart als suizidgefährdeter Kleinbürger wird von einem leicht alkoholisiertem Engel zurück auf den rechten Pfad gebracht, Schwarzweißklassiker mit starker moralischer Botschaft.
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“Willie Wonka” – Junge besichtigt Schokoladenfabrik, Technicolormärchenmusical mit tanzendem
Gene Wilder, den Oompah-Loompahs und nach einem Buch von Roald Dahl; nicht mit dem aktuellen
Remake mit Johnny Depp zu verwechseln.
“The Santa Clause” – Tim Allen als Scheidungs- und Weihnachtsopfer, mit einem Gewichts- und
Haarproblem und einem Hass auf Kleingedrucktes; Bernard der Oberelf ist unvergessen!
“The Sound of Music” – Junge Nonne heiratet österreichischen Kapitän und flieht mit Dutzenden sinnlos singender Kinder vor den Nazis; die Trapp-Familie auf Hollywood-Art.
“Die Hard” – “Einmal, nur einmal möchte ich ganz normale Weihnachten feiern!” Das perfekte Antidot
zur Festtagsseligkeit, spätestens wenn alle mitbrüllen: “No fucking shit, lady, do I sound like I’m ordering a pizza?”
“Scrooged” – Eine der zahlreichen Versionen von Dickens’ “A Christmas Carol in Prose” und Dank
Bill Murray immer noch sehenswert; diverse andere Versionen von Mickey Mouse bis George C.
Scott laufen auf den jeweiligen Nachbarkanälen. Wenn man Glück hat, auch die satirische “Blackadder”-Version.
Und wer genug hat, besorgt sich Monty Python’s “The Life of Brian” – was man garantiert nicht zu
Weihnachten im irischen Fernsehen erwarten darf!
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Christmas Eve (Heiligabend) in Irland
Foto: Agnieszka Guzowska
Irland hat Weihnachten vor allem als Fest der Familie bewahrt, als Gelegenheit, endlich einmal wieder in Ruhe und Besinnung zusammenzukommen.
Dieses Zusammenkommen hatte seinen Höhepunkt am Heiligabend. Wer aus welchem Grund auch
immer nicht “daheim” war, mühte sich ab, egal wie, vor Sonnenuntergang am 24. Dezember am heimischen Herd zu sitzen. Daran hat sich bis heute wenig geändert – das Chaos auf Flughäfen und
Straßen kurz vor dem “Fest der Liebe” lässt ganz andere Assoziationen aufkommen und hat teilweise
(gepaart mit den verzweifelten Versuchen, letzte Geschenke zu besorgen) nahezu apokalyptische
Ausmaße.
Weniger friedlich und besinnlich gestaltet sich der Endspurt für die Postangestellten, denn wer nicht
persönlich kommen kann, muss wenigstens schreiben. Auch im Zeitalter von Telefon und Internet ist
die “christmas card” obligatorisch, selbst innerhalb der engsten Familie und zwischen Nachbarn.
In früheren Zeiten enorm wichtig war (und ist aktuell leider erneut) der “American Letter”, die jährliche
Kunde von den emigrierten Familienmitgliedern, die in der neuen Welt ihren Weg machten. Nicht nur
aus sentimentalen Gründen sahen viele irische Haushalte diesem Brief mit einiger Erwartung entgegen. In den meisten Fällen enthielt der Umschlag nämlich nicht nur die besten Wünsche und einen
Bericht über das persönliche Wohlergehen, sondern auch eine finanzielle Zuwendung!
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Auch in jeder anderen Beziehung war der 24. Dezember den letzten Vorbereitungen gewidmet. Hatte
man die Grundreinigung von Haus und Hof ja schon in der Adventszeit hinter sich gebracht, war es
jetzt noch einmal Zeit für eine letzte Nachreinigung. Und in der Küche herrschte Hochbetrieb – das
Essen für die nächsten Tage musste vorbereitet werden!
Das wohl populärste traditionelle Weihnachtsessen in Irland war Rind, als Braten oder Kochfleisch.
Vor allem “spiced beef” war ein Favorit auf dem Tisch, bis der Truthahn aus Nordamerika seinen Siegeszug antrat. Ärmere Leute gaben sich auch mit Corned Beef zufrieden, oft ein Geschenk der reicheren Großgrundbesitzer aus den Schlachtungen vom Martinstag. In Ulster sehr verbreitet war ein
gekochter Rinderkopf zu Weihnachten. Bevor man “Iiiiigitt” ruft, sollte man sich daran erinnern, dass
das dort befindliche Muskelfleisch das Zarteste am Rind ist. Neben dem Rind war Geflügel gefragt,
vor allem in Leinster und Munster – Huhn oder Gans gehörten hier zum typischen Weihnachtsessen
dazu, allein oder in Kombination mit Rind und Schwein.
Und regionale Leckereien ergänzten das Menü: Eine Spezialität etwa aus Wexford war der “cutlin
pudding”, den die Hausfrau ebenfalls am Heiligabend anrührte. Weizenmehlgrütze, Zucker, Trockenfrüchte sowie Gewürze ergaben eine reichhaltige Süßspeise. In Donegal gab es Pies in Form von verzierten Krippen. Wie auch Pies allgemein populäres Backwerk in ganz Irland nicht nur zu Weihnachten waren (und sind).
Heute, in Zeiten von Elektroöfen, Mikrowellen und Fertigsaucen, ist der 24. Dezember weniger der
Tag des Kochens, als vielmehr oft der Vorbereitung auf das Kochen gewidmet. Meist in Form letzter
verzweifelter Einkäufe, wenn man noch eine Kleinigkeit vergessen hat. Oft genug in Form eines Kompletteinkaufs. Läden wie Dunnes oder Tesco haben schon lange die Zeichen der Zeit gesehen und
bieten non-stop-shopping rund um die Uhr an. Wer noch nie um 4 Uhr morgens in einem Supermarkt
den Wagen vollgepackt hat und die Schilder bestaunt “nächste Truthahnlieferung 7 Uhr – strictly one
per customer”, der hat noch nicht echte irische Weihnachten im 21. Jahrhundert erlebt!
Dass man bei all der Hektik dann letztlich auch den Appetit verlieren kann, ist nicht unpraktisch –
Heiligabend wurde oftmals als Fastentag begangen und das Abendessen (nach Sonnenuntergang)
war für viele Iren die erste Mahlzeit des Tages. Meistens Weißfisch mit Kartoffeln und Soße. Danach
allerdings war es mit dem Fasten vorüber …
"Grüßenschuss"
Eine heute fast ausgestorbene Tradition ist der sogenannte “Grüßenschuss”, ein Salutschießen am
Mittag des 24. Dezember. Dieser Brauch ist nicht irisch, sondern wurde durch die Pfälzer Siedler
nach Irland gebracht. Obwohl die Pfälzer schon relativ früh assimiliert waren, hat sich dieser Brauch
im County Limerick noch bis in die Neuzeit gehalten.
Ähnliche Salutschüsse um die Weihnachtszeit sind (allerdings auch ohne Pfälzer Einfluss) aus England bekannt!
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Weihnachtskerzen
Gegen Abend sollten dann auch im letzten Haus Ruhe und das letzte noch ausstehende Familienmitglied eingekehrt sein. Dann war es Zeit, die Weihnachtskerzen anzuzünden.
Wer jetzt an “Oh Tannenbaum” denkt, liegt rein traditionell gesehen falsch – die geschmückte Tanne
ist wiederum ein Import aus Skandinavien und Deutschland. Und erst seit wenigen Jahrzehnten Teil
der irischen Weihnacht. Nein, die irische Kerzentradition ist anders. Nach Sonnenuntergang, gegen
18 Uhr, wurden große Kerzen in die Fenster des Hauses gestellt. Dies war Aufgabe des Hausherren,
und jeweils eine Kerze repräsentierte einen Hausbewohner. Parallel durften die Kinder kleinere, oft
auch bunte Kerzen aufstellen. Wie lange die Kerzen brennen gelassen wurden, hing vom Sicherheitsdenken der Bewohner ab – meist löschte man sie zur Bettzeit, einige aber ließen sie auch die Nacht
durch brennen und löschten sie erst auf dem Weg zur Frühmesse. Zentrale Kerze des Hauses war
übrigens “coinneal mór na Nollag”, die große Weihnachtskerze. Hatte man die Kerzen angezündet,
sprach man gemeinsam das Angelus und konnte dann mit der Feier beginnen.
In manchen Haushalten verwendete man auch spezielle dreiarmige Leuchter oder Kerzen mit drei
Dochten, um die heilige Dreifaltigkeit zu repräsentieren. Und oft wurde das Anzünden der wichtigsten
Kerze dem jüngsten Mitglied des Haushalts überlassen, ein kraftvolles Symbol für Wiedergeburt und
Zukunftshoffnung.
Der Ursprung und “Sinn” der Kerzenrituale ist vielschichtig interpretiert worden.
Der Ursprung des Weihnachtsfestes liegt, zumindest kalendarisch, wahrscheinlich in vorchristlichen
Sonnenwendritualen. In der Zeit der geringsten Sonnenscheindauer wurde mit Lichtritualen dafür
gesorgt, dass eine “Wiedergeburt” der Sonne (oder des Sonnengottes) stattfinden konnte. Dazu
gehören Feuerrituale, die vielleicht direkten Vorläufer der Weihnachtskerzen, genauso dazu wie astronomisch ausgerichtete Konstruktionen im Stil von Newgrange. Im Volksglauben allerdings wurden
solche heidnischen Ursprünge für Rituale schnell vergessen und durch eine ganz neue Mythologie
ersetzt, teilweise gefördert durch die Kirche, teilweise vollkommen autonom entstanden.
In Irland sagt man, dass die Kerzen im Fenster an die Situation der Heiligen Familie in Bethlehem erinnern soll. Und gleichzeitig als Signal, dass sie in eben diesem Haus Unterkunft gefunden hätten.
Dass die Türen nicht verschlossen wurden, versteht sich von selbst. Manche Haushalte gingen sogar
so weit, einen komplett gedeckten Tisch über Nacht stehen zu lassen. Dabei ist nicht ganz klar, in
wie weit man tatsächlich an eine Präsenz der Heiligen Familie glaubte – Geschichten von einsamen
Wanderern, die am Heiligabend Unterkunft fanden und dann auf merkwürdige Art verschwanden,
sind jedenfalls Teil der Volksmythologie nicht nur in Irland.
Dabei handelte es sich aber nicht unbedingt um Mitglieder der Heiligen Familie – oftmals war es auch
ein Ritual, eine besondere Kerze für ein im vergangenen Jahr verstorbenes Familienmitglied anzuzünden. Denn, so glaubte man, auch die Geister der Verstorbenen kehrten zu Weihnachten nach
Hause zurück.
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Übrigens – noch Mitte des 20. Jahrhunderts konnte man, regional verteilt, bestimmte Kerzenfarben
an Weihnachten verwendet sehen. So waren Limerick und Clare für weiße Kerzen bekannt, in den
Midlands wurden rosa Kerzen bevorzugt und in Dublin blaue. Der Rest des Landes bediente sich bei
grünen und roten Kerzen. In Killarney allerdings musste die Kerze substanziell sein, angeblich war
ein Mindestgewicht von sechs Pfund gefordert!
Waren alle diese Vorbereitungen abgeschlossen, bestieg man vielleicht noch einen Hügel in der
Nähe, um die von den kerzengeschmückten Fenstern fast mystisch erleuchtete Landschaft zu bewundern. Das ist allerdings ein fast ausgestorbener Brauch – abgesehen vom Lichtsmog, der auch in Irland zunimmt, lenken Halogenstrahler zur Außenbeleuchtung und blitzende Alarmanlagen das Auge
zu sehr ab.
Aber das erste richtige Weihnachtsessen beginnt schon am Heiligabend – der Weihnachtspudding
wird angeschnitten, dazu gibt es Tee und Punsch, für die Kinder Süßigkeiten und Äpfel.
Irgendwann ging man dann in Erwartung des Weihnachtsmorgens einfach ins Bett, nicht jedoch ohne
die Nachtgebete, die am Heiligabend besonders inbrünstig von Kindern gesprochen wurden, weil sie
im Volksglauben gewissermaßen Erfüllungsgarantie haben. Und Aufmerksamkeit hat man ja ohnehin, steht doch auf jeder Spitze der Ilex ein Engel!
Christmas Day und Dies Natalis Solis Invicti (römisches Sonnenwendfest zu Ehren von Sol Invictus).
Die Mythologie des Weihnachtstages beginnt schon mitten in der Heiligen Nacht. Und zwar im teilweise geschmückten, zumindest aber mit reichlich qualitativ gutem Futter versehenen Stall.
Nicht nur in Irland geht die Legende, dass in dieser Nacht die Tiere, zumindest aber Ochs und Esel,
für kurze Zeit sprechen können. Dies nutzen sie dann, um kniend zu beten – sagt man zumindest,
denn der Respekt vor diesem Wunder verbietet natürlich ein heimliches Beobachten der Tiere! Vor
lauter Enthusiasmus fangen auch Hähne zu nachtschlafender Zeit das Krähen an und einen Hahn
um Mitternacht zu hören, galt als äußerst positives Omen.
Einige skurrile Bräuche zur Feier des Tages gab es auf lokaler Ebene. In Leinster etwa war es vielerorts Brauch, am Weihnachtsmorgen um fünf Uhr die Dorfkapelle mit Pfeifen und Trommeln loszuschicken, um das Jesuskind zu begrüßen (und wahrscheinlich auch garantiert den letzten Sünder
zum Kirchgang zu wecken). In Cavan kletterten junge Männer noch in der Nacht auf die Drumlins
und begannen, sich vor Sonnenaufgang gegenseitig von Hügel zu Hügel mit improvisierten Blasinstrumenten und lauten Rufen ein frohes Weihnachten zu wünschen. Auch hier war der gute Besuch
der Frühmesse gesichert …
Für die meisten Menschen ist der Weihnachtstag der Tag, den man bevorzugt daheim und im Kreis
der Familie verbringt. Besuche bei Nachbarn und Bekannten macht man nur auf ausdrückliche Einladung hin. Für soziale Begegnungen außerhalb des Familienkreises gibt es immer noch die Kirche,
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deren Besuch nur ans Bett gefesselte Kranke und absolut verlorene Seelen unterlassen. Dabei bevorzugt man traditionell die Frühmessen, schliesslich will der Tag ja trotz aller Heiligkeit gut genutzt sein.
Früher wurde dies durch lange Reihen von Laternen gekennzeichnet, mit denen sich die Kirchgänger
durch die Dunkelheit vorarbeiteten. Heute ist der Parkplatz an der Kirche schon früh überfüllt und ein
wie das Amen in der Kirche darauf folgendes Verkehrschaos beherrscht selbst das kleinste Dorf!
Apropos Chaos – in manchen Dörfern ist es nicht ungewöhnlich, wenn junge Männer Hurleys mit zur
Kirche bringen. Nicht, um alte Streitigkeiten zu klären. Nein! Unmittelbar nach dem Weihnachtsgottesdienst teilen sie sich noch auf dem Kirchhof in zwei beliebig große Mannschaften und beginnen, sich
den Ball gegenseitig abzujagen und möglichst in das eigene Ziel zu bringen. Dabei gibt es weder
Regeln noch allzu große Rücksicht, manchmal nahm man sogar einen extra Lärm erzeugenden Ball
zum Spiel. Auf Achill Island etwa spielte man sogar bei bitterster Kälte am Strand, ein “Aus” wurde
erst gegeben, wenn der Ball so weit im Wasser war, dass die Spieler nicht mehr stehen konnten.
Während sich die Männer und Jungen mit solchen Spielen oder auch mit der Jagd vergnügten, war
der Platz der Frauen einmal mehr am Herd. Schließlich ist das Essen am Weihnachtstag traditionell
das beste und reichhaltigste überhaupt und generell der ultimative Test für die Hausfrau. Wenn dann
die hungrigen männlichen Horden einfielen, musste sich idealerweise der Tisch unter der Last des
Essens biegen.
Nach dem Essen widmete man sich traditionell der Geselligkeit, erzählte Geschichten, sang oder
spielte Gesellschaftsspiele. Dieser Teil der Weihnachtsfeier wird heute leider allzu oft durch ein Einschalten des Fernsehers ersetzt. Allerdings muss man bemerken, dass die rituelle Wiederholung von
“The Sound of Music” oder “Die Hard” mittlerweile auch schon Bestandteile einer traditionellen
irischen Weihnacht sind.
Der erste Weihnachtsfeiertag steht übrigens auch am Beginn einer besonders guten Zeit, das
irdische Dasein hinter sich zu lassen. So sagt es jedenfalls der Volksmund: Wer an einem der zwölf
Weihnachtstage verstirbt, soll einen besonders leichten Einzug in den Himmel haben. Die Pforten
stünden schließlich zu dieser heiligen Zeit weit offen.
Innocents' Day (Childermas)
Der Tag, an dem in England die Entthronung der Boy Bishops erfolgt, gilt im Volksglauben als der unheilvollste Tag überhaupt. Der christlichen Tradition zufolge wurden am 28. Dezember die Häscher
des Königs Herodes ausgesandt, alle Erstgeborenen in Israel zu ermorden. Wegen der bekannten
Prophezeiung über einen kommenden König.
Die irische Bezeichnung für diesen Tag lautet “Lá Crosta na Bliana”. Im Volksmund wurde der 28.
Dezember auch als “Forbidden Day of the Year” bezeichnet, an dem man keine neuen Projekte,
Geschäfte oder sonstige Unternehmungen in Angriff nehmen sollte. Diese würden dann nämlich zumindest misslingen, gelegentlich sogar in ausgewachsenen Katastrophen enden. Dringende, nicht
aufzuschiebende Dinge sollten vor Mitternacht, also noch am 27. Dezember, zumindest teilweise be41
gonnen werden – und wenn es nur ein winziger Teil sei, etwa das Bereitlegen des Werkzeugs oder
der Unterlagen.
Auf den Aran Inseln zumindest gab es bis ins 19. Jahrhundert die zusätzliche Tradition, dass der
Wochentag, auf den der 28. Dezember fiel, bis zum nächsten 28. Dezember ein Unglückstag sei.
War also Childermas ein Mittwoch, war jeder Mittwoch des kommenden Jahres ein “Cross Day”, an
dem man nichts in Angriff nehmen sollte. Auch Jonathan Swift berichtete im frühen 18. Jahrhundert
von eben dieser Tradition und ergänzte, dass somit der Wochentag der Childermas und der Freitag
(wegen Karfreitag) “Cross Days” seien, an denen man kein Glück haben könne. Man fragt sich, was
für ein Jahr ins Haus stand, wenn Childermas auch auf einen Freitag fiel!
Übrigens hat die christliche Kirche Osteuropas das Massaker auf den 29. Dezember datiert …
New Year’s Eve und Festtag des Heiligen Sylvester I. (Papst).
Der Neujahrsabend wurde auch "Oiche na Coda
Móire" genannt - die Nacht der großen Portion! Man
aß nämlich, was das Zeug hielt!
Traditionell gab es ein großes Essen im Kreise der
Familie, nachdem man einen Kuchen gegen die Küchentür schleuderte (oder etwas zivilisierter nur dagegen hämmerte). Dies sollte für das kommende Jahr
den Hunger aus dem Haus bannen und ist eventuell
aus einem alten Opferritual für die Hausgeister
entstanden.
Die dabei gesagten Sprüche variierten, kernig war
jedoch die Tradition im County Kildare – dort nahm
der Hausherr drei Bissen aus einem eigens
gebackenen Früchtebrot, knallte es dann im Namen
der Heiligen Dreifaltigkeit gegen die Eingangstür und
bannte den Hunger aus Irland, um ihn gleichzeitig
dem “König der Türken” an den Hals zu wünschen.
Auch in Kilkenny wurde noch im 19. Jahrhundert gesegnet:
Fógramuid an Ghorta,
Amach go tír na d-Turcach;
Ó nocht go bliadhain ó nocht,
Agus ó nocht féin amach.
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Übersetzt heißt das etwa: “Wir befehlen dem Hunger, sich zurückzuziehen in das Land der Türken,
von dieser Nacht an bis in zwölf Monaten und auch in dieser Nacht selbst!”
Es war übrigens nicht so, dass die Iren unbedingt etwas gegen die Türken hatten – der Begriff stand
für das gesamte Osmanische Reich beziehungsweise die Welt des Islam!
Auch der “türkische Held” der Mummers am St. Stephan’s Day steht im Zusammenhang mit dieser
Tradition.
Politisch auch heute noch korrekt sind dagegen Segenssprüche wie dieser aus dem County
Limerick:
An donas amch
A’s an sonas isteach
Ó anocht go dtí bliain ó anocht
In ainm an Athar a’s an Mhic, a’s an Spirid Naoimh, Amen.
Übersetzt etwa: “Glück hinein und Pech hinaus, ab dieser Nacht bis zu dieser Nacht in einem Jahr –
im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen!”
Farmer mit einem Herz für Tiere (und gutem Menschenverstand) wiederholten solche Zeremonien
auch im Stall, damit es im kommenden Jahr auch genug Futter für das Vieh gab. Übrigens vermied
man auch, an Sylvester Essen aus dem Haus gehen zu lassen.
Nach dem Essen blieb man früher eigentlich im Haus, denn man wollte nicht unbedingt die Aktivitäten der Fairies (Elfen) stören, die sich über den Jahreswechsel abspielten.
Um etwas in die Zukunft zu schauen, sollten sich Mädchen Ilex und Efeu oder sogar etwas Mistel unter das Kopfkissen legen. Das, so glaubte man zumindest, wird im Traum das Bild des künftigen Ehemannes heraufbeschwören.
Seit dem 19. Jahrhundert wird das neue Jahr auch in Irland um Mitternacht gebührlich begrüßt – mit
Glockengeläut, Konzerten, Feuern und allgemein üblichen Feierlichkeiten.
New Year’s Day
Der "Act of Union" zwischen Irland und England trat 1801 an diesem Tag in Kraft und 1871 begann
das Disestablishment of Church of Ireland (Abschaffung des Status als Staatskirche). Neues Jahr,
neue Gesetze eben ...
Erst im Jahre 1751 wurde allerdings der 1. Januar Neujahrstag. Mit der Einführung eines neuen Kalenders wurde ihm diese Funktion zugesprochen. Vor 1751 war der 25. März der Beginn des juristischen Jahres, während die Landbewohner den ersten Frühlingstag als Jahresbeginn ansahen. Die
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Kelten dagegen sahen den 1. November als Jahresbeginn an. Dies alles war in Irland wie in England
der Fall – schottische Immigranten brachten jedoch ihre eigenen Neujahrsbräuche mit sich, die sich
wiederum auf den 1. Januar bezogen!
So kann man also davon ausgehen, dass die meisten heute zum Brauchtum gehörenden Aktivitäten
an Neujahr eine Art Gemisch aus verschiedensten Traditionen darstellen.
Ein speziell im County Down bekannter Brauch war es, dass Jugendliche kleine Gras- oder Strohbündel bei einem Gang von Haus zu Haus verteilten, Segenswünsche zum neuen Jahr aussprechend.
Selbstverständlich erwarteten sie im Gegenzug eine kleine Anerkennung.
“First Footing” ist eine relativ junge Tradition in Irland und wahrscheinlich mit den schottischen Siedlern ins Land gekommen – auch wenn sich ähnliche Rituale wohl schon davor vereinzelt abspielten.
Man ging von Haus zu Haus, wünschte “Ein gutes neues Jahr!” und trank einen Whiskey drauf.
Im Volksglauben ist der Neujahrstag der ideale Tag, um neue Geschäfte, Projekte oder Unternehmungen zu starten – der positive Einfluss des Tages wird sich dann in diesen Sachen auch auf das kommende Jahr ausdehnen.
Generell hat der Neujahrstag viele Attraktionen, wenn man einen Blick in die Zukunft werfen will. So
beobachteten Hobbymeteorologen genau die Wetterverhältnisse an diesem Tag, da sie ein Abbild
des Jahreswetters “im Kleinen” sein sollten. Was bei dem ohnehin meist sehr wechselhaften irischen
Wetter ja nun noch keine große Aussage sein muss. Auch als politischer Indikator musste das Neujahrswetter herhalten – wehte der Wind von Westen, sollte es im neuen Jahr Irland gutgehen. Wehte
er von Osten, waren das gute Nachrichten für England.
Wesentlich wissenschaftlicher gingen Ökonomen an den Neujahrstag heran. Sie steckten einen
Messstab in den nächsten Fluss und beobachteten, was passierte. Sank der Wasserstand, sanken
im neuen Jahr auch die Preise; stieg er, war Inflation zu erwarten. Mit der Ansiedlung des IFSC an
den Ufern des tidenabhängigen Liffey gerieten solche Vorhersagemethoden endgültig in den Bereich
der wirtschaftswissenschaftlichen Prognostik. “Langfristig sehen wir einen Wechsel zwischen Niedrigpreisen und inflationärem Anstieg, der sich jedoch im Mittel stabil zeigen wird.”
Andere sichere Indikatoren der Zukunft waren Tiere – begegnete man etwa am Neujahrstag seinem
ersten Pferd, so war dessen Position in Relation zum Beobachter wichtig. Kopf zuerst bedeutete
Glück, Hintern zuerst Pech. Fand man dagegen kein komplettes Pferd, sondern nur ein Hufeisen,
dann war das Glück im neuen Jahr ohnehin gesichert … wenn das Hufeisen richtig herum lag, also
mit der Öffnung zum Finder.
In Gemeinden mit wenig Pferden konnte man alternativ hoffen, eine Stecknadel auf der Straße zu finden. Zeigte sie in die Richtung des Finders, konnte die nächsten 365 Tage ebenfalls nichts schiefgehen.
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Um Glück für den gesamten Haushalt zu sichern, war es erforderlich, dass der erste Besucher des
Jahres schwarz und männlich sei. Also ein schwarzer Kater oder, bei Menschen, zumindest ein
schwarzhaariger Mann. Manche Iren gingen sogar so weit, sich für kurz nach Mitternacht einen
Bekannten oder Verwandten mit schwarzem Haar ins Haus zu bestellen. Um das Glück zu feiern,
bekam der Besucher natürlich eine kleine Aufmerksamkeit – Generationen von schwarzhaarigen Iren
haben sich so am Neujahrstag noch einmal eine Bescherung verschafft!
Vor allen Dingen in den klassischen Apfel-Anbaugebieten hat sich gelegentlich noch der (eigentlich
sächsische) Brauch des Wassailing gehalten – das Wort stammt von “wase haile”, was wiederum
“gute Gesundheit” heißt. Dieser Umtrunk zu Ehren des größten und kräftigsten Baumes in der Plantage ging mit viel Lärm (bestehend aus Hoch-Rufen, Liedern und Schüssen) und den besten Wünschen für eine gute Ernte im kommenden Jahr einher. Ein zweifelsohne eigentlich heidnischer Fruchtbarkeitsritus. Wer dies nachvollziehen möchte, kann sich selbst einen typischen Wassail-Trunk
mischen (… der aber auch zu konventionelleren Feierlichkeiten schmeckt):
2 l Bier (ca.)
100 g Zucker
50 g Gewürze (Backgewürz, Zimtstangen und ganze Nelken)
2 bis 3 kleine, süße Äpfel
0,6 l Fruchtsaft (Apfel)
2 Zitronen
Schlagsahne
Ale oder Beer erhitzen – in Deutschland empfiehlt sich ein stärkeres Bier, das etwas Zeit zum Abgeben der Kohlensäure hatte. Danach gibt man den Zucker, die Gewürze und die kleingeschnittenen,
geschälten Äpfel dazu. Umrühren und dann den Fruchtsaft und den Saft der zwei Zitronen einrühren.
Auf kleiner Flamme langsam zum Kochen bringen. Vom Feuer nehmen und etwas steifgeschlagene
Sahne auf das Gebräu geben (nicht unterrühren).
Das Ganze wird dann in einen großen Krug oder (noch besser) in eine große Schale gefüllt. Dann
besucht man gemeinsam einen Baum (… traditionell ein Apfelbaum … aber machen Sie sich keine
Sorgen, wenn es ein anderer Baum sein muss!). Dessen Wurzeln werden kräftig mit dem Getränk
begossen, danach verteilt man den “Rest” unter den Anwesenden.
Die Wärme des Getränkes und der Alkoholinhalt werden bald für eine Stimmung sorgen, in der man
sich keine Gedanken macht, wer einen beobachtet … der ideale Moment, um dem Baum lautstark
und dreimal zuzuprosten!
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Einige typische irische Weihnachts- und Winterrezepte:
Irische Tournedos mit rohem Schinken an Orangen-Portwein-Sauce
Zutaten für 4 Personen
4 Filetsteaks vom irischen Rind à 125 g (Zimmertemperatur)
3 (Bio-) Orangen
2 EL Himbeeressig
4 EL Haselnuss- oder Walnussöl
½ Rotkohl
400 ml Fleischfond
150 ml roter Portwein
1 Zimtstange
2 Zweige Thymian
4 Scheiben roher Schinken
40 g Butter
Nährwerte/Portion: Eiweiß 34g, Fett 24g, Kohlenhydrate 14g, Brennwert 440 Kcal
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Zubereitung
2 Orangen waschen und sorgfältig trockenreiben. Orangenschale dünn abreiben. Orangen auspressen und 2 EL des Saftes in einer großen Schüssel mit Essig, Öl, etwas Salz und frisch gemahlenem
Pfeffer zu einem leicht dickflüssigen Dressing aufschlagen. 1 EL Orangenabrieb unterrühren.
Den Rotkohl mit einem Krauthobel oder in der Küchenmaschine in hauchdünne Streifen schneiden,
mit dem Dressing mischen und mindestens 1 Stunde bei Zimmertemperatur ziehen lassen. Fleischfond mit Portwein und dem restlichen Orangensaft in einen breiten Topf gießen. Die Zimtstange und
die Thymianzweige hineinlegen. Die Flüssigkeit bei starker Hitze zum Kochen bringen und auf die
Hälfte einkochen. Die Filetsteaks mit Salz und Pfeffer einreiben. Die Schinkenscheiben längs zu
einem Streifen zusammenfalten und um den Rand der Filetsteaks herumwickeln. Die Butter in einer
Pfanne erhitzen, bis sie fast nicht mehr schäumt, und die Filetsteaks hineinlegen. In 4 bis 6 Minuten
schön braun braten, dabei mehrmals wenden. Die Filetsteaks dürfen innen rot oder rosa bleiben.
Filetsteaks unter Aluminiumfolie warmhalten. Die eingekochte Flüssigkeit durch ein Sieb auf den
Bratensatz geben und alles rasch zu einer Sauce einkochen. Die Filetsteaks neben dem Rotkohl auf
warmen Tellern anrichten und mit etwas Sauce überziehen. Als Beilage eignen sich Bratkartoffeln.
Zubereitungszeit: ca. 50 Minuten, zzgl. 1 Stunde Ziehzeit für das Dressing
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Irischer Rinderschmorbraten aus dem Ofen mit Gemüse
Zutaten für 4 Personen:
1 kg irisches Rinderschmorfleisch (Zimmertemperatur)
1-2 EL grobkörniger Senf
50 g Butter
6 Cocktailtomaten, halbiert
6 Zweige Thymian
400 ml Rindfleischfond
1 kg mehlige Kartoffeln, geschält und gewürfelt
700 g Möhren, grob geschnitten
300 g Zwiebeln, grob geschnitten
Nährwerte/Portion: Eiweiß 58g, Fett 24g, Kohlenhydrate 45g, Brennwert 646 Kcal
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Zubereitung
Den Boden eines ofenfesten Bräters mit 1 EL Butter einfetten. Fleisch in 5 cm große Stücke schneiden und mit Salz und frisch gemahlenem schwarzen Pfeffer einreiben. Die Fleischstücke rundherum
mit Senf bestreichen und in den Bräter legen.
Tomatenhälften und Thymianzweige zwischen die Fleischstücke legen und Rindfleischfond über das
Fleisch geben. 1 EL Butter in Flöckchen auf dem Fleisch verteilen. Bräter eine Stufe unter der
mittleren Einschubleiste in den Backofen schieben. Backofen auf 150°C stellen und das Rindfleisch 3
Stunden zart werden lassen. Die übrige Butter im Wok auslassen. Kartoffelwürfel, grob geschnittene
Möhren und Zwiebeln hineingeben. 3-4 Minuten unter ständigem Rühren anschwitzen. Mit etwas
Salz würzen und 300 ml Wasser hinzufügen. Kartoffelwürfel und Gemüse weitere 15 Minuten garen.
Mit einem Kartoffelstampfer grob zerstampfen. 4-5 EL Bratensaft aus dem Bräter unterrühren. Mit
Salz und Pfeffer abschmecken. Das Stampfgemüse in tiefe Teller füllen. Eine Vertiefung in das
Gemüse drücken und etwas Bratensaft hinein geben. Fleisch darauf legen und mit den Tomaten garnieren.
Zubereitungszeit: ca. 3 ½ Stunden
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Gefülltes irisches Roastbeef aus dem Ofen
Zutaten für 6-8 Personen:
2,5 kg irisches Roastbeef/ Lendenbraten mit Fettschicht (Zimmertemperatur)
400 g Wintermöhren
50 g Frischkäse (Zimmertemperatur)
1-2 EL geriebener Meerrettich (frisch oder aus dem Glas)
3 EL Petersilie, fein gehackt
50 g zerlassene Butter
300 g Pastinaken oder gelbe Wintermöhren
500 g Brokkoliröschen
150 ml Rotwein
150 ml Fleischbouillon
Küchengarn
Bräter, eingefettet
Nährwerte/Portion: Eiweiß 70g, Fett 36g, Kohlenhydrate 8g, Brennwert 655 Kcal
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Zubereitung
Eine Wintermöhre mit dem Sparschäler schälen und in dünne Streifen schneiden. Frischkäse mit
Meerrettich und Petersilie in einer Schüssel vermischen und mit frisch gemahlenem, schwarzem Pfeffer abschmecken. Das irische Roastbeef mit der Fettseite nach oben auf ein Brett legen. Der Länge
nach bis 2 cm vom Rand aufschneiden und aufklappen. Die beiden aufgeklappten Seiten mit dem angemachten Frischkäse bestreichen. Eine Hälfte zusätzlich mit den Möhrenstreifen belegen und dann
die beiden Bratenseiten wieder zuklappen. Den Braten im Abstand von jeweils 2 cm mit Küchengarn
zubinden.
Den Braten mit Salz und Pfeffer einreiben und mit der Hälfte der Butter bestreichen. Anschließend
mit dem Fettrand nach oben in den Bräter legen. Die übrigen Möhren und Pastinaken schälen und in
dicke Scheiben schneiden. Kleine Brokkoliröschen vom Strunk schneiden. Den Brokkolistrunk schälen und ebenfalls in Scheiben schneiden. Gemüse in einer Schüssel salzen und pfeffern und mit der
restlichen zerlassenen Butter verrühren. Anschließend um das Fleisch im Bräter verteilen. Den Bräter
eine Stufe unter der mittleren Einschubleiste in den Backofen schieben und den Backofen auf 220 °C
stellen. Fleisch und Gemüse ca. 40 Minuten lang braten. Das Fleisch ist dann innen rosa (Kerntemperatur 52 °C) und das Gemüse bissfest. Falls Fleisch und Gemüse zu schnell braun werden, etwas
Wasser auf den Boden des Bräters gießen. Das Roastbeef auf eine Platte legen und im offenen ausgeschalteten Backofen warmhalten. Das Gemüse in eine flache Schüssel geben. Den Rotwein und
die Fleischbouillon mit dem Bratensatz im Bräter verrühren und bei starker Hitze zu einer leckeren
Sauce einkochen. Das Fleisch in dünne Scheiben schneiden und mit dem Gemüse anrichten. Sauce
extra dazu reichen. Als Beilage eignet sich Kartoffelgratin.
Zubereitungszeit: ca. 1 ¼ Stunden
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Boeuf Bourguignon mit irischem Rindfleisch
Zutaten für 4 - 6 Personen:
675 g irisches Rindersteak aus der Kurzrippe oder Schulter, in Würfel geschnitten
25 g Butter
2 EL Sonnenblumenöl
350 g geschälte Schalotten
100 g Bauchspeck oder durchwachsener Räucherspeck, in Streifen geschnitten
50 g Mehl
2 Karotten, grob gewürfelt
2 Selleriestangen, grob geschnitten
2 Lorbeerblätter
2 Zweige Thymian
1 Flasche Burgunderwein
2 EL Cognac
150 ml Rinderbouillon
225 g kleine braune Champignons, geputzt
Salz und frisch gemahlener Pfeffer
Nährwerte/Portion: Eiweiß 26g, Fett 31g, Kohlenhydrate 12g, Brennwert 477 Kcal
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Zubereitung
Die Hälfte der Butter und 1 EL Sonnenblumenöl in einer großen Pfanne erhitzen. Die Schalotten
darin anbraten, bis sie leicht gebräunt sind. Den Bauchspeck hinzufügen und ebenfalls leicht anbräunen. Die Schalotten und den Bauchspeck anschließend aus der Pfanne nehmen und auf einen
Teller legen. Das in Würfel geschnittene irische Rindfleisch mit Salz, Pfeffer und Mehl panieren und in
die Pfanne legen. Das Fleisch von allen Seiten goldbraun anbraten und anschließend in einen
Schmortopf legen. 2-3 EL Rotwein in die Pfanne geben und auf kleiner Flamme kurz einköcheln lassen. Dabei durch gleichmäßiges Umrühren mit einem Holzlöffel ein Festkleben des Bratensatzes vermeiden. Anschließend zusammen mit dem restlichen Rotwein, der Rinderbrühe, den Karotten,
Selleriestangen, Lorbeerblättern und Thymianzweigen in den Schmortopf geben. Die angebratenen
Schalotten und den Bauchspeck hinzufügen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Alles gut verrühren und zugedeckt für 1 bis 1,5 Stunden im Ofen schmoren bis das Fleisch zart ist, aber noch
nicht zerfällt. Etwa nach der Hälfte der Schmorzeit das übrige Öl und die restliche Butter in eine
große Pfanne geben. Darin die Pilze unter Rühren anbraten, bis sie weich und leicht gebräunt sind.
Den Cognac hinzufügen und noch ein paar Minuten weiterköcheln lassen. Danach die Pilze in das
Ragout im Schmortopf einrühren und bis zum Ende der Garzeit im Ofen lassen. Das fertig geschmorte Boeuf Bourguignon abschmecken und sofort servieren. Als Beilage eignet sich knuspriges Weißbrot.
Zubereitungszeit: ca. 2 – 2 ½ Stunden
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Chili con Carne mit irischem Rinderhack
Zutaten für 6 - 8 Personen:
675 g mageres Hackfleisch vom irischen Rind
2 EL Sonnenblumenöl
2 Zwiebeln, fein gewürfelt
1 große Karotte, gewürfelt
2 Selleriestangen, fein geschnitten
1 EL Chilipulver
1 EL Paprikapulver
1 EL Kreuzkümmel, gemahlen
1 EL Koriander, gemahlen
2 EL Rohrzucker
2 Knoblauchzehen, zerdrückt
2 x 400 g gehackte Tomaten (Dose)
300 ml Rinderbouillon
2 x 400 g Kidneybohnen (Dose), abgespült und abgetropft
Meersalz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
etwas Crème Fraîche
frische Korianderblätter zum Garnieren
Nährwerte/Portion: Eiweiß 24g, Fett 17g, Kohlenhydrate 18g, Brennwert 327 Kcal
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Zubereitung
Öl in einer großen Schmorpfanne stark erhitzen. Das Hackfleisch etwa 10 Minuten darin anbraten,
bis es gut gebräunt ist. Das Hackfleisch mit einer Schaumkelle aus der Pfanne nehmen und auf einem Teller beiseite stellen.
Zwiebeln, Karottenwürfel, Sellerie, Chilipulver, Paprikapulver, Kreuzkümmel, Koriander und Rohrzucker in die Pfanne geben. Für 8 Minuten bei mittlerer Hitze anbraten, bis die Zutaten goldbraun
und weich sind. Dabei von Zeit zu Zeit umrühren. Das angebratene Hackfleisch mit dem Knoblauch,
den Tomaten und der Bouillon in die Pfanne geben. Nach Geschmack würzen und zum Kochen bringen. Hitze reduzieren und ohne Deckel bei niedriger Temperatur eine Stunde einkochen lassen. Die
Kidneybohnen zugeben und weitere 20 Minuten köcheln lassen, bis das Fleisch butterzart ist. Das
Chili con Carne in vorgewärmte tiefe Teller füllen und mit Crème Fraîche und einigen Korianderblättern garnieren. Als Beilage eignen sich Tortilla Chips.
Zubereitungszeit: ca. 45 Minuten
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Mini Beef Wellingtons mit irischem Rindfleisch
Zutaten für 4 Personen:
4 Filetsteaks vom irischen Rind à 175 g (ca. 2,5 cm dick)
50 g kalte Butter, in Würfel geschnitten
etwas Olivenöl
1 große Zwiebel, fein gehackt
2 Knoblauchzehen, zerdrückt
225 g reife offene Champignons, fein gehackt
10 g Steinpilze, getrocknet, für 20 Min. in sehr heißem Wasser eingeweicht, danach abgegossen und
fein gehackt
2 EL glatte Petersilie, gehackt
1 EL Cognac
250 g Fertig-Blätterteig (TK-Ware: aufgetaut)
1 großes Ei, geschlagen
175 ml Rotwein
Meersalz u. schwarzer Pfeffer, frisch gemahlen
Nährwerte/Portion: Eiweiß 45g, Fett 38g, Kohlenhydrate 25g, Brennwert 647 Kcal
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Zubereitung
Ofen auf 220°C vorheizen. Für die Füllung die Hälfte der Butter mit etwas Öl in einer schweren Pfanne erhitzen. Zwiebel, Knoblauch, Champignons und Steinpilze zugeben und für 10 Minuten anbraten,
bis die Zutaten durchgegart sind und die Flüssigkeit komplett verdunstet ist. Die Petersilie zugeben
und die Mischung in eine Schüssel füllen, würzen und abkühlen lassen. Die Pfanne auswischen und
bis zum Rauchpunkt erhitzen. Etwas Öl zugeben und die irischen Rindersteaks nacheinander für 20
bis 30 Sekunden scharf anbraten, bis sich eine braune Kruste bildet. Die Steaks nicht durchbraten.
Zum Abkühlen auf einen Teller legen. Pfanne beiseite stellen. Blätterteig in vier Stücke zerteilen und
auf einer leicht bemehlten Fläche so ausrollen, dass ca. 20 cm große Quadrate entstehen. Kanten
gerade abschneiden und Teigreste zur späteren Dekoration aufbewahren. Die abgekühlten Rindersteaks mit Cognac bepinseln und würzen. Danach die Blätterteigquadrate mit dem geschlagenen
Ei dünn bestreichen. Jeweils ca. 1/8 der Pilzmischung in die Mitte eines Blätterteigquadrats geben
und ein Steak darauf legen. Weitere Pilze darüber geben, so dass jedes Steak vollständig bedeckt
ist. Zwei gegenüberliegende Ecken des Blätterteigquadrats vorsichtig nach innen umschlagen, so
dass sie sich in der Mitte überlappen. Mit etwas Ei bestreichen und die beiden anderen Ecken umschlagen und leicht andrücken. Mit den Blätterteigresten dekorieren und mit Ei bepinseln. Ein Backblech 5 Minuten im Backofen erhitzen. Die Blätterteigpäckchen mit dem restlichen Ei bepinseln, auf
das vorgeheizte Backblech setzen und 25 Minuten (medium) bzw. 30 Minuten (well done) backen.
Die beiseite gestellte Pfanne wieder erhitzen. Den Wein zugeben und bis auf ein Drittel der Ausgangsmenge einköcheln lassen. Etwaigen Satz am Pfannenboden abschaben. Unmittelbar vor dem
Servieren die restlichen 25 g Butter unterrühren und abschmecken. Die Beef-Wellington-Päckchen
auf vorgewärmte Teller geben und mit der Sauce anrichten. Als Beilage eignen sich violettfarbener
Sprossenbrokkoli und rahmiges Kartoffelpüree.
Zubereitungszeit: ca. 1 – 1 ½ Stunden
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Rinderragout mit Schwarzbier
Zutaten für 4 Personen:
675 g Suppenfleisch vom irischen Rind (Oberschale oder Schulter), in 5 cm große Würfel geschnitten
1¼ l Schwarzbier
2 EL Olivenöl
2 Schalotten, fein gehackt
1 Knoblauchzehe, zerdrückt
1 EL frischer Thymian, gehackt
2 Lorbeerblätter
2 EL Mehl
1 EL Tomatenmark
200 ml Hühnerbouillon
50 g Gerstengraupen
1 Sellerieknolle, in 4 cm große Würfel geschnitten
2 Möhren, in 4 cm dicke Scheiben geschnitten
1 große Pastinake, in 4 cm große Würfel geschnitten
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Salz und schwarzer Pfeffer, frisch gemahlen
Lorbeerblätter und Thymianzweige zum Garnieren
Nährwerte/Portion: Eiweiß 38g, Fett 20g, Kohlenhydrate 27g, Brennwert 484 Kcal
Vorbereitung am Vortag
Irisches Rindfleisch in eine nichtmetallische Schüssel geben und 300 ml Schwarzbier angießen. Mit
Frischhaltefolie bedecken, in den Kühlschrank stellen und bis zu 24 Stunden marinieren lassen.
Zubereitung
Den Ofen auf 150°C vorheizen. Das Öl in einem Schmortopf mit Deckel erhitzen. Das marinierte
Rindfleisch aus der Schüssel nehmen, mit Küchenpapier abtupfen und in den erhitzten Schmortopf
geben. Für 3 bis 4 Minuten von allen Seiten kräftig anbraten. Das Rindfleisch mit einer Schöpfkelle
aus dem Schmortopf nehmen, in eine Schüssel geben und beiseite stellen. Schalotten, Knoblauch,
Thymian und Lorbeerblätter in den Schmortopf geben und 3 bis 4 Minuten anbraten, bis die Schalotten weich, aber nicht angebräunt sind. Das Mehl unterziehen und das Gemüse ca. 1 Minute weiterschmoren lassen. Falls sich am Topfboden Satz bildet, diesen mit einem Holzlöffel abschaben. Das
Tomatenmark mit dem übrigen Schwarzbier und der Hühnerbouillon einrühren und zum Köcheln
bringen. Das Rindfleisch mit den Gerstengraupen zugeben und kräftig würzen. Den Topf zudecken
und das Rindfleischragout 1,5 Stunden im Ofen schmoren lassen. Danach Sellerie, Karotten und Pastinake zugeben und weitere 40 bis 60 Minuten im Ofen schmoren lassen, bis das Fleisch und das
Wurzelgemüse butterzart sind, aber noch nicht zerfallen. Aus dem Ofen nehmen, mit Thymianblättchen und Lorbeer garnieren und sofort servieren. Als Beilage eignet sich knuspriges Brot.
Zubereitungszeit: ca. 3 Stunden
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