Hoffnungen unter der Kuppel

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Hoffnungen unter der Kuppel
Kulturmagazin
Nummer 117 • Donnerstag, 23. Mai 2013
Hoffnungen unter der Kuppel
Staatsgalerie wird
am 13. September
wieder eröffnet
„Ortstermin“: Am Montag, 3. Juni, sind unsere Leserinnen und Leser zu Gast im Friedrichsbau Varieté
Wie sieht es hinter den Kulissen der
Kulturinstitutionen der Region aus?
Unsere Reihe „Ortstermin“ gibt
Einblicke. Am Montag, 3. Juni, sind wir
im Friedrichsbau Varieté in Stuttgart zu
Gast. Anlass ist die anhaltende
Diskussion um die Zukunft der weithin
einmaligen Varieté-Bühne.
Von Nikolai B. Forstbauer
Näher dran – diese Losung unserer Zeitung
gilt in besonderer Weise im Kulturbereich.
Am 20. Juni 1996 startet das Kulturressort
unserer Zeitung die Reihe „Ortstermin“ mit
Blicken hinter die Kulissen großer und klei­
ner Kultureinrichtungen in der Region. Und
nur wenige Monate später, im September
1996, sind 350 Leserinnen und Leser zu Gast
im Friedrichsbau Varieté.
Wie entstehen die Shows? Was ist hinter
den Kulissen nötig, um das Publikum zu er­
staunen und zu begeistern? Wie ist das
Comeback der Varietè­Kultur in Deutsch­
land zu erklären? Diese und andere Fragen
stellen wir – und Peter Schwenkow, Lenker
der auch für den Friedrichsbau verantwort­
lichen Deutschen Entertainment AG,
kommt eigens aus Berlin angereist, um Ant­
worten zu geben. „Das Varieté hat mich
schon immer fasziniert“, sagt Schwenkow
seinerzeit. Und: „Seit 1983 arbeite ich mit
Bernhard Paul und dem Circus Roncalli zu­
sammen, 1992 haben wir in Berlin den Win­
tergarten eröffnet, und irgendwann
dachten wir dann, das wäre
doch auch etwas für Stuttgart.“
1994 öffnet der Friedrichs­
bau, zwei Jahrzehnte blüht in
der Folge in Stuttgarts Stadtmit­
te die Varieté­Kunst neu auf – be­
vor Ende vergangenen Jahres die
Info
So können Sie dabei sein
¡ „Ortstermin“ im Friedrichsbau Varieté am
Montag, 3. Juni. Treffpunkt ist um 17 Uhr
im Eingangsbereich des Friedrichsbau Varietés Stuttgart (Friedrichstraße 24, Stadtbahnhaltestelle Friedrichsbau, Parkhaus L-Bank).
¡ Um 19.15 Uhr beginnt der Showteil
des Abends: 60 Minuten entführt das
Friedrichsbau-Ensemble in das aktuelle
Abendprogramm – die Show „Die Aristokraten“.
¡ Um 17 Uhr öffnet der Friedrichsbau, die
Vergabe der bestellten Karten beginnt.
¡ „Ortstermin“ im Friedrichsbau Varieté am
Montag, 3. Juni. 330 Leserinnen und Leser
können dabei sein. Die Tickets für den
Doppelabend mit Podiumsgespräch und
Show kosten 15 Euro.
¡ Um 18 Uhr beginnt ein Podiumsgespräch zu
Zukunftschancen des Friedrichbau Varietés.
Mit dabei: Susanne Eisenmann (Kulturbürgermeisterin der Stadt Stuttgart), Peter
Schwenkow (Vorstandsvorsitzender der
Deutschen Entertainment AG), Gabriele
Frenzel (Geschäftsführerin Friedrichsbau
Varieté), Ralph Sun (Künstlerischer Leiter
Friedrichsbau Varieté) und Zauberer Topas.
Hiobsbotschaft kommt. Die L­Bank, Part­
ner von Beginn an, kündigt ihren Rückzug
an. Als staatliches Institut könne man nicht
länger begründen, warum man das Unter­
nehmen Friedrichsbau unter dem Dach der
Deutschen Entertainment AG fördern solle.
Die Varieté­Macher befürchten das
Schlimmste. „Ohne Hilfe stehen wir vor
dem Aus“, sagt Geschäfts­
führerin
¡ Wir freuen uns über Ihre Anmeldung (mit
Kartenbestellung) unter 07 11 / 72 05 - 75 01
(Frau Arnold, Do und Fr sowie kommenden
Montag 10 bis 15 Uhr) und per E-Mail an
[email protected] unter dem Stichwort
„Friedrichsbau“. (StN)
Gabriele Frenzel knapp. Umso mehr freuen
sich die Varieté­Macher über den schnellen
Schulterschluss von Publikum, Künstlern
und Stuttgarter Politikern. Die Botschaft ist
klar – das Varieté in Stuttgart soll bleiben.
„Stuttgart braucht das Varieté“, sagt etwa
Jürgen Sauer, Vorsitzender der CDU­Frak­
tion im Stuttgarter Rathaus. Auf Hochtou­
ren laufen seitdem die Bemühungen um den
Erhalt der Bühne. Auch mit Oberbürger­
15
meister Fritz Kuhn (Grüne) haben die Frie­
drichsbau­Verantwortlichen verhandelt.
Wie ist der aktuelle Stand? Welche Chan­
cen gibt es für das Friedrichsbau Varieté?
Unsere Leserinnen und Leser erfahren es
aus erster Hand – am Montag, 3. Juni, beim
„Ortstermin“ im Friedrichsbau Varieté.
Auch diesmal wird Peter Schwenkow mit
dabei sein, und Kulturbürgermeisterin
Susanne Eisenmann wird die Position der
Stadt Stuttgart erläutern.
Was aber wäre ein Besuch im Friedrichs­
bau ohne die Faszination des Live­Erlebnis­
ses? Und so bietet das Ensemble einen eigens
für diesen Anlass neu arrangierten Einblick
in die aktuelle Friedrichsbau­Show „Die
Aristokraten“.
Näher dran – am 3. Juni haben 330
Leserinnen und Leser unserer Zeitung die
Möglichkeit, einen besonderen Abend im
Friedrichsbau Varieté zu erleben. Gerne
nehmen wir unter der E­Mail­Adresse
[email protected] Fragen unserer Leserin­
nen und Leser für die Diskussion mit Stutt­
garts
Kulturbürgermeisterin
Susanne
Eisenmann, Deag­Vorstandschef Peter
Schwenkow, den Friedrichsbau­Machern
Gabriele Frenzel und Ralph Sun sowie dem
international bekannten Zauberer Topas
mit auf.
„Der Kunde soll als Gast für einen Abend
König sein“, sagt Peter Schwenkow 1996,
„das beginnt mit einem freundlichen
Empfang und reicht bis zu blitzblanken
Toiletten.“ An diesem Selbstverständnis hat
sich 17 Jahre später nichts geändert. Gleich­
wohl aber werden bester Service und Faszi­
nation auf der Bühne allein nicht reichen, um
den Friedrichsbau in eine neue Ära zu führen.
Noch bis Ende 2013 ist Stand jetzt der
Betrieb gesichert. „Dafür“,
betont Varieté­Geschäftsfüh­
rerin Gabriele Frenzel, „sind
wir dem Vorstand der L­Bank
sehr dankbar.“
Schließt von 10. Juni bis 12. September:
Neue Staatsgalerie Foto: Staatsgalerie
Wie von unserer Zeitung berichtet, treibt
Christiane Lange, seit 1. Januar Direkto­
rin der Staatsgalerie Stuttgart, die Neu­
ordnung des Museums voran. Ziel ist
eine Neupräsentation der Sammlung in
sanierten Räumen am 13. September.
Wie berichtet müssen für die notwendi­
gen Arbeiten wiederholt Teile des Hau­
ses geschlossen werden – von 10. Juni an
die 1984 eröffnete Neue Staatsgalerie.
Der Grund: Der grüne Boden, das Wahr­
zeichen des Stirlingbaus, wird komplett
erneuert. Von 1. Juli an werden zudem
die Ausstellungsräume des Steib­Baus
geschlossen. Die gute Nachricht: Auf­
grund der Teilschließung ist der Besuch
der Sammlung in der Alten Staatsgalerie
von 10. Juni bis zur Wiedereröffnung im
September gratis. Und: Die Sonderaus­
stellung „Edvard Munch in Stuttgart“
wird von 5. Juli an während der gesam­
ten Bau­ und Umhängephase geöffnet
sein. (StN)
Klassik-CD der Woche
Gioachino Rossini: Petite Messe Solennelle. Sir
Antonio Pappano (Emi)
)))))
Von Armin Friedl
Zu dem ist auch nur Gioachino Rossini
fähig: Als Bekannte und Förderer aus
seinem Umfeld sterben, macht er sich
auch ans Werk, eine große feierliche Mes­
se zu schreiben, fügt aber im Titel am
Anfang das Wort klein hinzu. Fertig ist die
Petite Messe Solennelle. Es gibt
noch einige Stellen in diesem
Werk, in denen er sich man­
chen Scherz erlaubte, in der
Widmung selbst bezeichnet er
sich als einen, „der in der Opera
buffa geboren“ ist. Und auch Sir
Antonio Pappano interpretiert
dieses Stück in der vorliegenden
Aufnahme immer wieder so, als
habe er die Partitur des „Barbiers
von Sevilla“ oder anderer ausgelas­
sener Rossini­Opern vor sich. Dazu
hat Pappano auch die entsprechenden
Solisten und Musiker um sich ge­
schart: Der Tenor Francesco Meli etwa
singt das „Domine Deus“ wie eine
schwungvolle Arie, und das Orchestra
della accademia nazionale di Santa Ceci­
lia aus Rom unterstützt ihn entsprechend
rhythmisch. Auch der dazugehörige Chor
sorgt mit seinem gebundenen Gesang für
viele Herztöne. Das ist eine rundherum
gelungene Gesamtaufnahme dieses Spät­
werks, die dem liturgischen Charakter
voll gerecht wird und von viel Lebens­
freude kündet.
Musiknotizen
Hauptsache, der Kühlschrank ist voll
Die kleine Stuttgarter Plattenfirma Macht Rap will groß rauskommen und hat bei Warner Music unterschrieben
Von Nadja Dilger
Im Studio ist es laut. Flotte Beats ertönen
vom Mischpult. Um das Mikrofon drängeln
sich drei Männer. Die Freude ist groß, seit be­
kannt wurde, dass die noch kleine Stuttgar­
ter Rap­Plattenfirma Macht Rap einen Ver­
trag mit Warner Music an Land ziehen konn­
te. Warner unterstützt künftig die
Vermarktung der Künstler und den Vertrieb
der CDs.
Über Musikvideos wie „Theo“, in dem
Macht­Rap­Künstler Musiye und Ray über
Stuttgarts Partystraße rappen, wurde War­
ner auf das Label aufmerksam. Auf eine gro­
ße Karriere oder ein neues Leben setzt die
Truppe aber dadurch nicht. „Wenn wir den
Kühlschrank damit füllen können, reicht
es“, meint Musiye, seine Rapkollegen nicken
zustimmend.
Seit sieben Jahren gibt es schon die Macht
Rap Gbr, und das Team freut sich über seine
stetigen Fortschritte. Gegründet wurde die
Gbr in Stuttgart von den Brüdern Costa und
Jay Schley. Jay: „Ich mach’ schon seit 17 Jah­
ren Musik. 2003 fing ich damit professionell
an. Nachdem ich bei einigen Indielabels
schon unter Vertrag war, dies aber zumeist
enttäuschend ablief, kamen mein Bruder
und ich irgendwann auf die Idee, selbst ein
Label zu gründen. Costa studierte damals
Musikmanagement, der Gedanke lag somit
nahe.“
In Stuttgart entdeckten die beiden Brüder
Dinoreido, den sie als Produzenten anheuer­
ten. Aber wie entdeckt man denn heutzutage
noch jemanden? Costa: „Fast alles läuft über
das Internet und You Tube ab. Eine Open­
Mic­Stage wie früher, also eine Bühne, auf
die junge Rapper sich hinstellen, gegenei­
nander antreten und rappen, gibt es fast
nicht mehr.“ Über You Tube wurden sie auf
Rapsta und Musiye aufmerksam. Zusammen
mit Jay selbst und Big Tune sind derzeit ins­
gesamt vier Musiker bei Macht Rap unter
Vertrag – eine Fotografin, ein weiterer Ma­
nager und ein Praktikant vervollständigen
das Team. Gemeinsam wollen sie facetten­
reichen Hip­Hop machen. „Vom harten
Gangsterrap wie Bushido bis hin zum poppi­
gen à la Cro. Wir machen alles“, sagt Rapsta.
Um aber nicht nur die eigenen Künstler zu
Die Rapper Musiye, Jay und Rapsta (von links) im Studio
Foto: Michele Danze
fördern, geht das Macht­Rap­Team auch in
Schulen. Rap­Workshops sollen Kindern
und Jugendlichen den Hip­Hop näherbrin­
gen – Texteschreiben, Vortragen und Reimen
stehen auf der Tagesordnung. „Reimen kann
jeder, es ist wichtig, zuerst den Rhythmus zu
finden“, sagt Ray. Besonders aufgeregt sind
dann auch die Teilnehmer, wenn die Rapper
ins Klassenzimmer kommen. Rapsta: „So­
bald der Lehrer weg ist, wollen sie erst mal
hören, wie man selbst rappt und was man so
kann.“ Die Anfragen für die Workshops ha­
ben in den letzten Monaten zugenommen,
der Kontakt kam über befreundete Lehrer.
Aber was machen die Mitte zwanzig,
Anfang dreißig Jahre alten Rapper sonst?
Musiye: „Rapsta studiert noch, ich jobbe
nebenher. Uns geht es allen gar nicht so sehr
ums Geld. Wir wollen etwas machen, das uns
Spaß macht, was wir weitergeben können.
Das ist Rap für uns.“
Das Studio ist hell, an der Wand hängt ein
großes Plakat, auf dem Macht Rap steht.
Laut Costa steht es für die Macht des Rap
und für die Aufforderung, Rap zu machen.
„Ach, einer von uns wird bestimmt noch
groß rauskommen“, sagt Rapsta, seine Kol­
legen nicken zustimmend.
Wayne Shorter fällt aus
Das Jazz­Open­Festival ist um eine
Attraktion ärmer. Die Veranstaltung
„Wayne Shorter – Filmpremiere und
Konzert“, die am 17. Juli stattfinden
sollte, ist abgesagt worden. Aufgrund
von Termin­Überschneidungen könne
der US­Jazzsaxofonist mit seinem
Quartett nicht wie geplant bei den Jazz
Open auftreten, teilte der Veranstalter
mit. Bereits erworbene Eintrittskarten
können an der jeweiligen Vorverkaufs­
stelle zurückgegeben werden. (StN)
Neko Case singt
Neko Case liebt die Gegensätze. Als
Teenie schwärmte sie von der Prince­
Drummerin Sheila E. und der Cramps­
Gitarristin Poison Ivy, spielte später in
der Band Maow, die Country mit Punk
vermischte, Schlagzeug. Seit 1997
veröffentlicht die Singer/Songwriterin,
die in Chicago lebt, Soloalben, mit
Songs, die sie selbst als Country Noir
bezeichnet. An diesem Samstag tritt
Neko Case um 21 Uhr mit ihrer Band
in der Manufaktur in
Schorndorf auf.
Im Vorprogramm:
die wunderbare
Aly Spaltro, die
sich Lady Lamb
The Beekeeper
nennt. (StN)
Neko Case
Foto: promo
Plakate wie diese
dokumentieren, wie abwechslungsreich die Shows im Friedrichsbau in
den vergangenen Jahren waren
Abbildungen: Friedrichsbau Varieté/Discodöner

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