Angriff auf den Allesfresser

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Angriff auf den Allesfresser
MONTAG | 17. DEZEMBER 2012
PRG2
REGION
B
KOMPAKT
Nachrichten aus der Region
Regionalrat spricht sich
für A46-Weiterbau aus
Menden/Hemer/Arnsberg. Nächstes
Kapitel in der langen Geschichte
des A46-Lückenschlusses von Hemer nach Arnsberg: Als politische
Stimme der Kommunen im Regierungsbezirk Arnsberg hält der Regionalrat an dem Straßenbauprojekt fest. Das Gremium hat mit
einer CDU/SPD-Mehrheit den Lückenschluss für den neuen Bundesverkehrswegeplan vorgeschlagen. Die A46-Gegner kommentieren dies als „realitätsfern“. Autobahnbefürworter hingegen sehen
nun Fakten geschaffen. Der Regionalrat geht damit auf Konfrontationskurs zur Landesregierung. Die
hatte den Teilabschnitt Menden Neheim 2010 „ruhend gestellt“.
Sprich: Auf unbestimmte Zeit verschoben. thb
Brutaler Überfall
auf Taxifahrer
Hagen. Zu einem brutalen Überfall
auf einen Taxifahrer ist es am
Samstag in der Hagener Innenstadt gekommen: Zwei Täter hielten einem 74-Jährigen am frühen
Abend gegen 19 Uhr eine Pistole
gegen die Stirn und zwangen ihn,
ihnen seine Tageseinnahmen herauszugeben. Die beiden Unbekannten Männer waren kurz zuvor
an einem Taxenstand in den Wagen gestiegen. Am Zielort habe der
hinten sitzende Fahrgast plötzlich
seinen Arm um den Hals des Taxifahrers gelegt und ihm mit der andern Hand eine Pistole an den
Kopf gesetzt, berichtete das Opfer
der Polizei. Mit dem Portemonnaie
des Taxifahrers flüchteten die Täter. js
Polizeiauto kracht in
einen anderen Wagen
Kreuztal. Während eines Polizeiein-
satzes ist am Sonntagmorgen in
Kreuztal ein Streifenwagen verunglückt. Die zwei Polizisten waren
mit Blaulicht und Martinshorn
gegen 6.30 Uhr auf dem Weg zu
einer Seniorin in Not, als sie auf
einer Kreuzung mit dem Auto eines
60-Jährigen kollidierten. Alle Unfallbeteiligten wurden leicht verletzt. Die Polizei leitet nun ein
Strafermittlungsverfahren ein, um
zu prüfen, wer die Schuld trägt.
Laut Straßenverkehrsordnung haben alle Verkehrsteilnehmer sofort
freie Bahn zu schaffen, wenn Einsatzwagen mit Blaulicht und Einsatzhorn fahren. rd
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APROPOS ADVENT
DREI FRAGEN
Schnee im Dezember
Ausgezeichnete
Musik
zum Fürchten
Nie bleibt der Schnee liegen, jammert mein Sohn. Meine Erinnerung geht anders
D
er Winter war der Reinfall des
Jahrhunderts, nur über 1000
Meter gab es Schnee - das
sang Mitte der 70er Jahre Rudi Carrell in einem Lied, in dem es eigentlich um den Sommer ging. Wer wie
ich nördlich des Sauerlandes aufgewachsen ist, der wusste, wovon Carrell sang. Schnee gab es in meiner
Kindheit meist nur beim winterlichen Schulausflug nach Winterberg
der schöne Schnee schon
(wenn der nicht wieder wewieder weggeschmolzen
gen befürchteten Glatteises
sei. „Ungerecht: Nie bleibt
ausfiel) oder wenn mein Vader Schnee liegen“, jamter die ganze Familie in sein
merte er. Nun ja, der verAuto lud und uns nach
gangene Winter war tatRüthen fuhr. Und dann vielleicht noch zwei, drei Jahre Lorenz Redicker sächlich schneefrei, das ist
kurz, aber sehr heftig auch
richtig, aber allein im Jahr
bei uns im Flachland.
davor haben meine Söhne mehr
Daran erinnerte ich mich letztens, Schnee genossen als ich in meiner
als mein Jüngster beklagte, dass all
gesamten Kindheit und Jugend zu-
sammen. Nicht zu vergessen: Die
Jahre davor waren ja auch nicht ohne (viel Schnee).
Man sieht: Ein Achtjähriger erinnert sich anders als einer, der auf
die 50 zugeht. Schnee im Winter,
Schnee im Advent ist für mich noch
immer etwas besonderes, für meine
Söhne war es hingegen fast der Normalfall. Und dennoch natürlich ein
Quell großer Freude.
Auf dem Weg zum Problembär: Berichte über eine Waschbären-Invasion.
Forscher gegen die Verteufelung eines Neubürgers im Sauerland
Von Rolf Hansmann
Hagen. Der Waschbär, das unbekannte Wesen: Über den nachtaktiven Kleinräuber, der ein sehr verborgenes Leben führt und sich
auch in Südwestfalen breit gemacht hat, wissen die Menschen
wenig. Für Waschbären-Forscher
Frank-Uwe Michler der Grund, warum der „maskierte Allesfresser“
derzeit in der Öffentlichkeit zum
Problembären aufgebaut wird.
Es sind nicht die eher putzigen
Geschichten wie die über den
Waschbären, der eine Stunde lang
bei einem Optiker in einer Fußgängerzone herumspaziert, die in
jüngster Zeit die öffentliche Meinung bestimmen. Sondern Berichte über Artgenossen, die sich auf
Hausgrundstücken einnisten und
fressen, was ihnen vor die Vorderpfoten kommt. In Orten am Rande
des Arnsberger Waldes sollen Anwohner mit Hilfe von Schlössern
an Mülltonnen ein WaschbärenSchlaraffenland verhindern.
Mülltonnen immer
gut verschließen
Der Landesjagdverband NRW
hält es aufgrund der hohen
Population für notwendig,
Waschbären zu jagen. Naturschutzverbände sind nicht dieser Meinung. Dem Landesverband NRW des Naturschutzbundes Deutschland zufolge richtet
das Tier keinen Schaden an.
Menschen könne das Tier
lästig werden, wenn es in Städten Mülltonnen plündert. Der
NABU empfiehlt: „Anwohner
sollten Mülltonnen so verschließen, dass der Waschbär den Deckel nicht öffnen kann.“
rd
der Jungunternehmer Xaver Willebrand gemeinsam mit seinen Kollegen Andreas und Sebastian Kübler
sowie Dominik Schlipper. Die vier
entwickeln Klänge für Spielautomaten und Freizeitparks. Dafür sind die
Paderborner nun von der Initiative
Kultur- und Kreativwirtschaft der
Bundesregierung als „Kreativpiloten“ ausgezeichnet worden.
1
Angriff auf den Allesfresser
Waschbären-Seminar für Jäger
Erzählt man Frank-Uwe Michler
von solchen Fällen, ist keine Regung bei ihm zu vernehmen. Der
führende deutschsprachige Waschbären-Forscher aus dem brandenburgischen Eberswalde hat erst
kürzlich am Edersee am Rande des
Sauerlandes ein Waschbären-Seminar für Jäger abgehalten. Er
kann den Wirbel um die gut zehn
Kilogramm schweren Tiere, die
doppelt so groß wie eine Hauskatze sind, nicht recht verstehen. Er
will die „höchst emotional, aber
auf sehr geringer Wissensbasis geführte Diskussion“ versachlichen.
„Eine Verteufelung der Tierart ist
nicht gerechtfertigt.“
Es sind Berichte über eine vermeintliche Waschbären-Plage bzw.
Waschbären-Invasion, die in den
Köpfen der Menschen hängen blei-
Hagen. Musik zum Fürchten macht
Wie klingt denn eine Geisterbahn?
Das kommt natürlich darauf an, was
die Auftraggeber sich vorstellen. Der
Heide-Park zum Beispiel hatte uns
beauftragt, für eine Gruselgeisterbahn einen 80-minütigen Soundtrack zu komponieren, so dass sich
„die Leute bereits in der Warteschlange in die Hose machen“. Das
kann man unter anderem durch tiefe, basslastige Klänge erreichen, die
Nervosität und Unruhe auslösen
und die uns aufschrecken lassen.
Vielleicht ein Relikt aus der Urzeit,
als die Menschen fürchten mussten,
dass eine Tierherde angaloppiert
kam. Auch hohe schrille Töne spiegeln Gefahr wieder.
2
Und wie wird man Sounddesigner?
Eine Ausbildung oder ein Studium
gibt es nicht. Wir sind alle vier Autodidakten, haben von Kindesbeinen
an musiziert, dann Bands gegründet, schließlich kamen erste eigene
Kompositionen, wir entwickelten die
Musik für einen Werbespot. Freizeitparks haben wir erst aus Spaß besucht. Irgendwann haben wir uns
einfach mit einem Demo vorgestellt
- und den Auftrag bekommen.
3
Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung?
Das ist eine Anerkennung von staatlicher Seite - und dreieinhalb Jahre
nach der Unternehmensgründung
eine große Ehre für uns.
Weitere Infos: www.imascore.com
i www.kultur-kreativpiloten.de
Mit Xaver Willebrand
sprach Nina Grunsky.
Der Waschbär muss sich derzeit mancher Angriffe erwehren. In der Öffentlichkeit wird über eine „Waschbären-Plage“ oder
FOTO: SEBASTIAN WILLNOW/DAPD
eine „Waschbären-Invasion“ diskutiert.
Frank-Uwe Michler, führender deutscher Waschbärenforscher
schutz zufolge traten die possierlichen Tiere bereits 1945 im Osten
des Südwestfälischen Berglandes
in Erscheinung. Um 1968 hatten
Waschbären das Sauerland mit
Ausnahme des westlichen Teils besiedelt. Die Behörde schätzt, dass
es im „gut besetzten Lebensraum
Sauerland“ eine Dichte von zwei
bis vier Tieren pro Quadratkilometer gibt. Vorkommensschwerpunkte in NRW sollen der Hochsauerlandkreis sowie die Kreise Soest,
Paderborn, Höxter und Lippe sein.
Die Folge aus seiner Sicht: Andernorts „brodele es“ derzeit: „Man
schaut nicht über den Tellerrand,
was an Erfahrungsschatz und Wissen vorhanden ist.“
Dem Biologen von der Gesellschaft für Wildökologie und Naturschutz zufolge gibt es mindestens
500.000 Waschbären in Deutschland. 67.000 Exemplare wurden im
vergangenen Jahr von Jägern erlegt. Dem NRW-Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucher-
Keine Plage
Der Waschbär auf dem Weg zur
Plage? Schon streiten sich in Nordrhein-Westfalen Jäger und Naturschützer. Wissenschaftler Michler
bleibt auch da ganz emotionslos.
Seiner Ansicht nach müssen die
Menschen lernen, mit Waschbären
zu leben – „ob es gefällt oder nicht“.
Sie noch einmal loszubekommen,
so der Experte für die aus Nordamerika eingeführten Tiere, das
„ist reines Wunschdenken“.
ben. Dabei, sagt der Diplom-Biologe, verdränge der Waschbär keine
Tierart, übertrage keine Krankheiten auf den Menschen oder andere
Tiere, richte keinen großen wirtschaftlichen Schaden an.
ben. Beispiel Kassel: In der Hauptstadt Nordhessens habe jedes
Haus Vorrichtungen gegen das Eindringen von Waschbären. Doch
solche positiven Beispiele würden
kaum transportiert, findet Michler.
Lange stiefmütterlich behandelt
Obwohl er sich seit 80 Jahren in
Mitteleuropa aufhält und nach
deutschem Recht den Status einer
„heimischen Art“ besitzt, sei er „ein
Exot, ein Neubürger“ geblieben, so
Michler. „Er wurde lange von der
Forschung stiefmütterlich behandelt und spielt in unserer Folklore
keine Rolle, im Gegensatz zu Tieren wie Reineke Fuchs oder Meister Petz, die in der deutschen Literatur ihren Platz gefunden haben.“
Stattdessen eben wenig differenzierte „Horror-Geschichten“ über
den nachtaktiven Liebhaber von
Obst und Getreide, der sich so gern
in Feuchtlebensräumen aufhält.
Dabei, so Michler, ist in Siedlungsräumen mit wenig Aufwand gezieltes Konfliktmanagement zu betrei-
„Der Waschbär ist
ein Exot, ein Neubürger geblieben.“
Xaver Willebrand entwickelt Musik für
Geisterbahnen.
FOTO: IMASCORE
Koffer löst einen
Bombenalarm aus
Kreuztal. Ein herrenloser Reisekoffer
hat am Samstagmorgen für Aufregung in Kreuztal gesorgt. Zwei Passanten, wohl auch sensibilisiert
durch den vereitelten Bombenanschlag in Bonn, meldeten der Polizei
den ungewöhnlichen Fund in einem
Parkhaus. Der Koffer stand dort in
einer Auffahrt. Großräumig wurde
das Gelände rund um das Parkhaus
abgesperrt und die Polizei aus
Kreuztal und Siegen forderten die
Bomben- und Sprengstoffspezialisten aus Düsseldorf an. Nach genauer
und vorsichtiger Untersuchung gaben die Spezialisten gegen 14 Uhr
Entwarnung: Der Koffer enthielt
keine Sprengsubstanzen.
rd