Warwick 2014/15 - International Office

Transcrição

Warwick 2014/15 - International Office
ERASMUS +-Erfahrungsbericht University of Warwick
Akademisches Jahr 2014/15
Vorbereitung und Organisatorisches:
Bevor es mit ERASMUS losgehen konnte, musste ich erst einmal eine Menge organisatorischer Dinge erledigen. Zunächst musste ich bis Ende Januar 2014 einen Bewerbungsbogen
mit meinen Wunschunis (wobei ihr Prioritäten von 1 bis 8 angeben könnt) sowie ein Motivationsschreiben im ERASMUS-Büro der Anglistik/Romanistik abgeben. Danach hieß es nur
für mich nur noch Abwarten und Teetrinken (natürlich englischen Tee!) und schon einen guten Monat später erhielt ich die freudig erwartete Zusage, dass ich ein akademisches Jahr an
der University of Warwick verbringen durfte. Daraufhin erhielt ich regelmäßig E-Mails vom
ERASMUS-Büro, vom International Office und schließlich auch aus Warwick selbst, die
mich mit Infos und Instruktionen versorgten. Danach musste ich auch noch den Aufenthalt
durch die University of Warwick durch eine Online-Immatrikulation bestätigen lassen und
schließlich auch noch das Learning Agreement ausfüllen, auf dem ich alle Kurse, die ihr in
Warwick besuchen wollte, eintragen musste. Ganz wichtig: Solltet ihr in Warwick Kurse am
Department for English and Comparative Literary Studies belegen wollen, so müsst ihr zunächst einen Kurzessay schreiben, in dem ihr eure bisherigen Erfahrungen mit englischsprachiger Literatur schildern sollt. Außerdem dürft ihr maximal nur zwei Kurse an diesem
Department belegen. Nach dieser Hürde erhielt auch schon bald das Angebot aus Warwick,
mich für eine Wohnung des Warwick Accomodation Service zu bewerben. Ich würde euch
dringend raten, dieses Angebot anzunehmen, denn der private Wohnungsmarkt um die Uni ist
angespannt und der Accomodation Service ist zudem die preiswerteste und sicherste Variante.
Danach müsst ihr euch nur noch entscheiden, ob ihr 200 £ zahlen wollt, um an der Orientation
Week teilzunehmen, was ich aber nicht getan habe, weil ich den Preis etwas überteuert fand.
Dann kann es eigentlich auch schon losgehen. Vergesst aber nicht, rechtzeitig die Beurlaubung für zwei Semester (Referat für Studienangelegenheiten) und evtl. Auslands-Bafög zu beantragen!
Anreise:
Für alle Reiseplanungen müsst ihr zuerst einmal wissen, dass sich die University of Warwick
nicht, wie zu erwarten wäre, in Warwick, sondern im Südwesten von Coventry befindet. Coventry selbst liegt praktischerweise in der Mitte Englands und ist daher relativ leicht zu erreichen. Der Birmingham International Airport liegt etwa 20 km nordwestlich von Coventry
und ist mit dem Zug in ca. 20 Minuten zu erreichen. Da ich aber keinen günstigen und passen-
den Flug nach Birmingham gefunden habe, habe ich mich entschieden, gleich nach London
(Heathrow) zu fliegen. Die Londoner Flughäfen sind auch keine schlechte Wahl, um (relativ)
schnell nach Coventry zu kommen. Von Heathrow nach Coventry mit U-Bahn und Zug habe
ich etwa zweieinhalb Stunden gebraucht; allerdings ging dabei bereits ca. eine Stunde mit der
Tube (mit Umsteigen) durch London drauf (es gibt aber auch direkte Busverbindungen). Eine
einfache Fahrt mit der „Regionalbahn“ von London Euston nach Coventry kostet 28 £.
Eine, wie ich finde, sehr entspannende Anreise bietet die Bahn (allerdings natürlich eine
deutlich längere und teurere als ein Flug, aber rechtzeitig online buchen mit dem vergleichsweise günstigen London-Spezial der DB für eine Kombination mit ICE und Eurostar über
Brüssel und London durch den Eurotunnel lohnt sich!), die den riesigen Vorteil bietet, dass
ihr ohne Aufschlag so viel Gepäck mitnehmen könnt, wie ihr wollt. Die Bahn habe ich benutzt, als ich über Weihnachten heimgefahren bin, allerdings nur von der Insel nach Deutschland (zurück bin ich wieder geflogen).
Doch zurück zum Bericht: Nach der Ankunft in Coventry machte ich mich sofort auf den
Weg zum Unicampus, um meinen Wohnungsschlüssel abzuholen. Vom Bahnhof aus erreicht
ihr den Campus mit den Buslinien 11 Richtung Leamington Spa bzw. 12 Richtung Campus.
Beim Zahlen für das Busticket (im Juni 2015 kostete ein Einzelticket 2 £, ein Tagesticket (day
saver) 3,90 £) bitte die exakte Summe einwerfen, denn die Busfahrer können kein Wechselgeld geben! Am besten sagt ihr dem Busfahrer beim Einsteigen gleich wo ihr hinwollt, denn
die Haltestellen werden im Bus grundsätzlich nicht angesagt!
Unterkunft:
Der einfachste Weg an eine Unterkunft zu kommen, geht, wie bereits erwähnt, über eine Bewerbung beim Warwick Accomodation Service. Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Wohnungen an der University of Warwick: On-Campus und Off-Campus-Wohnungen, wobei sich
ERASMUS-Studenten aber grundsätzlich nur für Off-Campus-Wohnungen bewerben können. Die Uni hat hierfür für Großbritannien typische Reihenhäuser (terraced houses, mit obligatorischem Teppichboden natürlich!) angemietet, die schon möbliert sind und von WGs bewohnt werden (ab 4 Personen). Ein großes Lob für den Accomodation Service, der sich wirklich darum bemüht, dass passende Leute auch zusammen in die passende Wohnung kommen.
Dafür müsst ihr nur in der Onlinebewerbung eine Art Steckbrief über euch schreiben. Außerdem müsst ihr noch angeben, wie viel Miete ihr (pro Woche) zahlen wollt und wo ihr wohnen möchtet.
Ihr müsst euch zwischen Coventry (Stadtteile Earlsdon, Chapelfields und Canley), Kenilworth
und Royal Leamington Spa entscheiden. Leamington (49.500 Ew.) ist eine gepflegte, typisch
englische ehemalige Kurstadt mit interessanten Bauten und Parks aus dem 19. Jahrhundert mit
viel Nachtleben, in der auch die meisten britischen Studenten in ihrem zweiten und dritten
Jahr leben, allerdings braucht man fast eine Dreiviertelstunde mit dem Bus zum Campus und
die Mieten sind relativ hoch. Kenilworth (22.400 Ew.) liegt zwischen Leamington und Coventry, ist aber eine sehr ruhige und ländliche Kleinstadt, in der nicht so viel los ist. Die Mieten in Coventry sind noch am günstigsten, außerdem kann die Uni mit dem Bus in 10-15 Minuten (notfalls auch zu Fuß, wenn mal der Bus ausfallen sollte!) erreicht werden und es gibt
zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten; in der Innenstadt ist man zu Fuß in ca. 20 Minuten. Zudem
wohnt hier ein Großteil der ERASMUS-Studenten, die ohnehin fast alle meiner Erfahrung für
Coventry zugewiesen werden. Sobald ihr eine Wohnungszusage bekommen habt (und keine
Angst, mit einer Bewerbung bekommt ihr eine Wohnung garantiert!), müsst ihr nur noch euer
Zimmer aussuchen (der Mietpreis bezieht sich auf die Zimmergrößen; die Zimmergrößen
können stark variieren, aber dennoch vielleicht nur um ein Pfund günstiger oder teurer sein;
ich habe in Coventry-Earlsdon 75 £ in der Woche gezahlt; Wasser und Internet waren darin
schon erhalten, Strom und Gas mussten wir zahlen und auch Geschirr, Bettwäsche etc. musste
noch gekauft werden.).
Alles in allem würde ich euch wegen der oben genannten Gründe Coventry empfehlen. Im
Großen und Ganzen war ich auch mit unserer Wohnung, die erst kurz zuvor komplett renoviert worden war, sehr zufrieden (ich habe mit zwei Spaniern und einer Französin zusammen
gewohnt), bis auf gelegentliche nervige Heizungsausfälle im Winter. Solltet ihr Probleme haben, kontaktiert ihr am besten den Accomodation Service, die dann relativ schnell und unkompliziert jemanden vorbeischicken.
Uni, Kurswahl und Studium:
Im Gegensatz zu Deutschland ist das britische akademische Jahr in Trimester (terms) gegliedert, die auch nicht voneinander unabhängig sind. In der Regel gehen deshalb alle Kurse auch
über ein ganzes Jahr mit Essays dazwischen und Klausuren ganz am Schluss. Insgesamt solltet ihr vier Kurse belegen und insgesamt auf etwa 60 ECTS-Punkte, die 120 britischen CATSPunkten entsprechen, kommen (es gibt in der Regel 15- und 30-CATS-Kurse: die mit 15 gehen nur über einen Term, die mit 30 über alle drei, auch wenn der dritte in der Regel hauptsächlich der Klausurvorbereitung dient).
Als deutsche Anglistikstudenten seid ihr automatisch dem German Department und nicht etwa
dem English Department als base department zugeordnet, was dazu führt, dass man eigentlich
auch Germanistikmodule belegen sollte und besonders die Belegung von Anglistikmodulen
(hier allerdings auch nur LitWi- oder KuWi-Kurse) schwierig sein kann. Bei mir alles zunächst ein wenig chaotisch, da ich feststellen musste, dass meine im Learning Agreement angegebenen Kurse leider nicht verfügbar waren und ich deshalb auf neue ausweichen musste.
In solchen Fällen am besten resolut bleiben und am besten die Dozenten eurer Wunschkurse
direkt anschreiben! Letztendlich konnte ich allerdings nur einen Englischkurs ergattern, auch
da man als ausländischer Student nicht wirklich so gerne am English Department gesehen
wird. Da ich allerdings auch noch Geschichte studiere, konnte ich auch problemlos auf
Geschichtsmodule ausweichen und das History Department war hier auch sehr hilfsbereit.
Insgesamt war ich aber mit meinem LitWi-Kurs sehr zufrieden. Es war ein third-year-Modul
mit dem Titel „Poetry in English since 1945“, das von einem sehr engagierten Dozenten
gehalten wurde. Inhaltlich wurde, wie der Titel bereits verrät, englischsprachige Lyrik seit
1945 behandelt, mit leichtem Schwerpunkt auf britischen Autoren. Jede Woche wurde in eineinhalb Stunden ein oder mehrere Autor(en) behandelt. Als Leistungsnachweis musste man
ein unbenotetes Referat (10 Min.) über einen Autor mit einer kurzen mündlichen Gedichtinterpretation halten, einen Essay (4000 Wörter) und eine dreistündige Klausur schreiben. In
anderen Modulen lief es ähnlich ab; sie bestanden in der Regel aus einstündigen Vorlesungen
und eineinhalbstündigen Seminaren. Im Vergleich zu Würzburg habt ihr viel weniger Referate, dafür allerdings mehr Essays, die z.T. auch während der Terms geschrieben werden müssen. Aber keine Angst: Die Seminargrößen sind deutlich kleiner als bei uns (10-20 Studenten!) und des-halb ist auch ein direkterer Kontakt mit den Dozenten möglich. Solltet ihr irgendwelche Probleme mit dem britischen System haben, einfach bei den Dozenten nachfragen, die immer großes Interesse für ERAS-MUS-Studenten zeigten, auch E-Mail-Anfragen
wurden schnell beantwortet.
Alltag und Freizeit:
Ob ihr wirklich an der Orientation Week teilnehmen wollt, bleibt natürlich euch überlassen,
aber alle, die teilgenommen haben, meinten, dass sie nicht wirklich hilfreich war und alle
wichtigen Infos konnte man auch bei den anderen Besprechungen bekommen. Und keine
Panik, Leute lernt man auch so schnell kennen.
Auf der einen Seite gibt es natürlich die klassischen ERASMUS-Hauspartys, doch ihr solltet
auf keinem Fall verpassen, auch in Kontakt zu britischen Studenten zu kommen. Die beste
Gelegenheit habt ihr dazu, wenn ihr für einen geringen Jahresbeitrag einer der zahlreichen Societies beitretet: Von der German Society über die Harry Potter Society bis hin zu der Chocolate and Cheese und Whiskey Society ist sicher für jeden etwas dabei! Besonders empfehlen
würde ich euch dabei die World @Warwick Society, die verschiedene Events wie die wöchentlichen language cafés, kostenlose Sprachkurse, internationale Abende oder Bustrips
(z.B. nach Cambridge oder Wochenendtrips nach Brighton und Edinburgh) anbietet. Eine
andere Möglichkeit stellt natürlich die Mitgliedschaft in einem Uni-Sportclub (unterschiedliche Preise) dar. Ihr findet in Warwick alle möglichen Sportarten (einfach mal die Website
durchklicken!), natürlich auch ausgefallene und „englische“, wie z.B. Lacrosse und Cricket
(ich selbst habe z.B. Badminton gespielt). Auf dem Campus findet ihr auch einige Cafés und
Bars, Pubs und einige Restaurants. Leider gibt es auf dem Campus keine Mensa, aber es gibt
auch kleinere Cafeterien, die günstige Mittagsgerichte und Snacks anbieten, außerdem findet
ihr hier auch einen Supermarkt.
Außerhalb der Uni gibt es natürlich noch eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Freizeit zu
verbringen. Zugegebenermaßen ist Coventry, obwohl mit 337.400 Einwohnern immerhin die
zehntgrößte Stadt Englands, wegen eines deutschen Bombenangriffs im Zweiten Weltkrieg
und eines betonreichen Wiederaufbaus keine besonders attraktive Stadt, doch ihr findet in der
Fußgängerzone alle notwendigen Geschäfte und auch einen IKEA, außerdem einige Sehenswürdigkeiten wie die Bombenruine der Kathedrale und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer. Leider gibt es in der Innenstadt viel zu wenige Pubs, Bars und Clubs, sodass die Fußgängerzone abends fast wie ausgestorben wirkt. Aber außerhalb der Innenstadt ist Coventry
durchaus gemütlich, z.B. im legendären Studentenclub Kasbah oder in zahlreichen urigen
Pubs (z.T. auch mit Livemusik) in Earlsdon. Außerdem könnt ihr immer noch auf das Campus-Nightlife oder gleich nach Leamington ausweichen.
Solltet ihr die Insel ein wenig mehr erkunden wollen, so bietet Coventry wegen ihrer Mittellage einen idealen Ausgangspunkt. Mit dem Zug seid ihr in ca. 20 Minuten in Birmingham,
der „second city“, nach London braucht ihr nur etwa 1 ½ h, genauso wie nach Liverpool oder
Manchester; auch an der Südküste seid ihr relativ schnell. Empfehlenswert sind auch Ausflüge in die nähere Umgebung, z.B. nach Warwick mit dem imposanten Warwick Castle, in die
Shakespeare-Stadt Stratford-upon-Avon (ein Muss für jeden Anglisten natürlich!) oder in die
mittelalterlichen Universitätsstädte Oxford und Cambridge. Neben den oben erwähnten World
@Warwick-Trips bietet auch das International Office immer samstags in den Terms Trips an,