lichter - RWTH Aachen University

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lichter - RWTH Aachen University
Zeitung der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen
4 2012
Die Theatergruppe
Actor’s Nausea gab
mit kurzen Spielszenen
während der RWTHWissenschaftsnacht
lebendige Einblicke
in englische Literaturgeschichte.
Foto: Peter Winandy
Actor’s Nausea
Mit William Shakespeares letztem großen Werk „The Tempest“
– zu deutsch „Der Sturm“– trat die englischsprachige Theatergruppe Actor’s Nausea zum zwanzigsten Mal auf die Bühne.
Sie wurde mit stürmischem Beifall gefeiert. Die Gruppe, die vor
zwölf Jahren von Mollie Jackson, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Anglistik, Amerikanistik und Romanistik, ins
Leben gerufen wurde, führt seit zehn Jahren jedes Semester ein
anderes Stück auf.
Mit Actor’s Nausea wollte Jackson ihren Studierenden vor allem
einen spielerischen Umgang mit dem Englischen ermöglichen
und ihnen ein Gefühl für die Sprache vermitteln. Den Namen
der Gruppe übersetzen die Mitglieder mit Lampenfieber, wörtlich übersetzt heißt es Schauspielerübelkeit. „Wir sind alle Laiendarsteller, da ist man auch nach einigen Jahren immer noch
nervös, wenn man auf die Bühne treten muss“, erläutert Julia
Glock, die an der RWTH Englisch und VWL studiert. Bei Actor’s
Nausea ist sie für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Theater
spielte sie bereits während ihrer Schulzeit. Um bei Actor’s Nausea mitmachen zu können, brauche man aber keine Erfahrungen, erläutert die 24-jährige Studentin. Jeder sei willkommen,
ebenfalls Studierende aus anderen Fachbereichen, Absolventen
sind auch noch aktiv dabei: „Männliche Akteure sind allerdings
rar, die suchen wir ständig.“ Derzeit gibt es 20 Schauspielerinnen und Schauspieler, zehn weitere Personen helfen „backstage“, also hinter der Bühne.
Wenig Budget und viel Kreativität
Auch die Amateure aus der Hochschule halten gerne die Regeln der Profis ein: „Wünsche niemals ‚Viel Glück‘ vor der Vorstellung, sonst verkehrt sich dies ins Gegenteil“, erzählt Glock.
„Wir nehmen ebenfalls auf keinen Fall den Namen Macbeth in
den Mund.“ Den er gehöre zu den Geistern, die auf den Bühnen umgehen und Schabernack treiben wollen. Der Aberglau-
be ist aber nicht das Erfolgsrezept von Actor’s Nausea, sondern
die gute und vom Publikum anerkannte schauspielerische
Leistung. Auf ein bestimmtes Genre ist man nicht festgelegt,
zum Repertoire gehören unter anderem ein Stück von Woody
Allen und eines von Terry Pratchett.
Die Darstellungen überzeugen auch mit der Bühnenausstattung, sie wird komplett in Handarbeit angefertigt. Zur Gruppe
gehört eine Architekturstudentin, die immer wieder kreative
Ideen für wenig Geld umsetzt. Das Budget ist knapp, viele
Sachen müssen in Eigenregie auf die Beine beziehungsweise
Bühne gestellt werden: Kostüme, Make-up, Haarstyling, Requisiten, Werbung, die Anmietung des Space im Ludwig Forum.
Da lerne man nicht nur die Facetten des Projektmanagements
kennen, sondern auch Grenzen, zum Beispiel bei der Stückauswahl. „Gerade die Urheberrechte an neuen Werken sind
oftmals teuer“, so Glock.
Mit „The Tempest“ zeigte Actor‘s Nausea 2012 ein Werk voller
Charaktere, die alle glauben, ihr Schicksal selbst bestimmen
zu können. Zwölf Akteure kamen etwa gleichermaßen zur
Sprache, insgesamt 18 Schauspieler standen auf der Bühne.
Das Stück enthält viele Details, es ist zugleich Liebesgeschichte,
Komödie und Tragödie mit Geistern, Intrigen und Magie. Glock
spielte die Rolle der Sebastiana: Sie ist eine der intriganten
Schwestern, die versuchen, Einfluss auf die Liebesgeschichte
zwischen Miranda, der Tochter der Zauberin Prospera, und
Ferdinand, dem Königssohn von Neapel, zu nehmen. Die
Hauptdarstellerin Néomi Havinga ist bereits seit acht Jahren im
Ensemble, erst als Studierende, jetzt ist sie Trainerin bei Apple.
Sie betont: „Dass die Aufführung ein großer Erfolg war, haben
wir nicht zuletzt unseren beiden Regisseurinnen Elisabeth Kuth
und Julia Fink zu verdanken. Sie hielten die Fäden von der
Planung bis zur Inszenierung in der Hand und motivierten uns
Darsteller ständig.“
Nach dem Stück ist vor dem Stück
In den Monaten danach erfolgten die Planungen und Vorbereitungen für die nächste Saison. Zunächst wurde ein
Stück gesucht und den Mitgliedern präsentiert. Die einzelnen
Rollen werden in einem Casting besetzt, wobei jeder sich
auf Wunschrollen bewerben kann. Wichtig ist dabei, wie die
Akteure miteinander harmonieren. „Die Interpretationen sind
besonders spannend, da treten meist ganz unterschiedliche
Akzente zutage“, so Glock.
Die erste Produktion des Jahres 2013 wird ein Stück von Scott
Lynch-Giddings in fünf Akten sein. Es trägt den langen Titel „A
Fancyfull Historie of That Most Notable & Fameous Outlaw
Robin Hood“. Im Jahre 1995 in Chicago uraufgeführt, werden
in dem Stück die englischen Folkloregeschichten um Robin
Hood mit der Eleganz von Versen im Stil Shakespeares vereint.
Während der heißen Phase wird dann zwei Mal wöchentlich
geprobt, parallel laufen die Backstagearbeiten. Zwei Wochen
vor Aufführungsbeginn finden fast täglich Proben statt. Eine
Stunde vor der Premiere gibt es ein letztes Vocal-Training vor
noch leeren Rängen. „Da spätestens packt uns alle wieder das
Lampenfieber“, ist sich Julia Glock sicher. Dann helfe nur noch
eines: Hände reichen, drei Mal über die Schulter des Nachbarn
spucken und „toi toi toi“ rufen.
Celina Begolli
Die nächsten Aufführungen im
Space des Ludwig Forum Aachen:
Do, 11. April 2013, 20 Uhr
Fr, 12. April 2013, 20 Uhr
Sa, 13. April 2013, 20 Uhr
So, 14. April 2013, 18 Uhr
www.actorsnausea.de
605 Stipendien für Studierende
Die RWTH Aachen ist zum vierten Mal in Folge Spitzenreiterin bei der Stipendienvergabe in NRW: Durch den Bildungsfonds, das Stipendienprogramm der Hochschule, werden 605
Studierende gefördert. Sie erhalten für die Dauer eines Jahres
300 Euro monatlich. Mehr als eine Million Euro wurden dafür
von privaten Förderern eingeworben, verdoppelt wird diese
Summe aus Mitteln der öffentlichen Hand. Die Vergabe der
Stipendien erfolgt in Kooperation mit dem Deutschlandsti-
pendium und NRW-Stipendienprogramm. Zum Wintersemester 2012/2013 werden 491 der Stipendien durch das Deutschlandstipendium unterstützt. 114 Stipendien können in Kooperation mit dem NRW-Stipendienprogramm vergeben werden.
Beide Programme arbeiten nach folgendem Förderprinzip: Pro
1.800 Euro, welche die RWTH von privaten Spendern, Unternehmen, Stiftungen, Vereinen und Verbänden für ein Stipendium einwirbt, wird aus öffentlicher Hand noch einmal der
gleiche Betrag gestiftet. Ziel der Programme ist es, begabte
und aussichtsreiche Talente aller Fachrichtungen - unabhängig vom Einkommen der Eltern und ungeachtet der Herkunft
– zu fördern. Studienanfänger und Studierende höherer
Semester sind gleichermaßen Zielgruppe. Im Rahmen eines
Begleitprogramms bauen Förderer und Stipendiaten persönliche Kontakte auf, so können die Studierende auch Einblicke
in den Arbeitsalltag gewinnen.
Exzellenzinitiative –
Start in die zweite Runde
Intensive Vorarbeiten gingen voraus: 2009 beschlossen Bund
und Länder, die Exzellenzinitiative in einer zweiten Phase von
2012 bis 2017 fortzuführen. Bis September 2010 hatten die
Hochschulen Zeit, Antragsskizzen für Graduiertenschulen, Cluster und Zukunftskonzepte einzureichen. Ein halbes Jahr später
erfolgte die Aufforderung, Langanträge zu formulieren. Anfang
Januar 2012 besuchte eine 14-köpfige, international besetzte
Gutachtergruppe die RWTH und bewertete das Zukunftskonzept II. Im Juni dieses Jahres gaben DFG und Wissenschaftsrat
die Ergebnisse bekannt.
Der Exzellenzwettbewerb hatte viele Menschen an der Hochschule in Atem gehalten. Zu Beginn der Förderung im November 2012 griff der erste Strategie-Workshop in der zweiten
Exzellenzrunde den „Spirit der Antragstellung“ auf, um erneut
das kreative Potenzial der Vertreterinnen und Vertreter aller
Gruppen der Hochschule für die Umsetzung zu gewinnen.
Dabei stand das Zukunftskonzept im Mittelpunkt.
erschließen und die fächerübergreifende Zusammenarbeit der
Professorenschaft auch mit Jülich ausbauen.
Das Forschungszentrum Jülich bleibt generell ein wichtiger
Partner und die gemeinsame Plattform JARA – die Jülich
Aachen Research Alliance – eine Basis, um wissenschaftliche Herausforderungen zu meistern. Neben den bisherigen
JARA-Sektionen mit den Themen Hirnforschung (BRAIN),
nachhaltige Energieversorgung (ENERGY), Informationstechnologien der Zukunft (FIT) und Simulationswissenschaften mit
Hochleistungsrechnern (HPC) wurde jetzt die fünfte Sektion
JARA-FAME gegründet. Sie hat die Teilchenphysik zum Forschungsinhalt. Grundsätzlich bilden die JARA-Professuren eine
Brücke zwischen den beiden Institutionen RWTH Aachen und
FZ Jülich. Mit den JARA-Instituten erschließen sie ein großes
Zukunftspotenzial.
Auch das dritte Maßnahmenpaket „Place to Be“ baut auf den
Erfahrungen und Strukturen des ersten Zukunftskonzepts auf.
Spezielle Programme richten sich an Studierende, Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, Angehörige des Mittelbaus und Professorinnen sowie Professoren.
Ziele des Zukunftskonzepts
In seinem Einführungsvortrag richtete Rektor Ernst Schmachtenberg den Blick nach vorne: „Diskussionen, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist, sind müßig. Es stellt sich die Frage: Wie
nutzen wir die Chancen, die wir bekommen haben?“ Diese
Chancen bedeuten einen Wert von insgesamt 123 Millionen
Euro. Das ist die gesamte Fördersumme, die die RWTH in den
kommenden fünf Jahren im Rahmen der Exzellenzinitiative erhält – davon allein 60 Millionen Euro für das Zukunftskonzept
II. Im Anschluss skizzierte der Rektor die Ziele des Zukunftskonzepts:
• das international sichtbare wissenschaftliche Profil schärfen und festigen,
• einen wesentlichen Beitrag zur Spitzenforschung in
Deutschland leisten,
• am globalen Wettbewerb teilnehmen,
• das wissenschaftliche Potenzial in vollem Maße nutzen,
• den komplexen Herausforderungen der Zukunft mit
ganzheitlich ausgerichteten Forschungsstrategien begegnen.
Umfassender Maßnahmenkatalog
Das Konzept sieht zur Erreichung dieser Ziele vier Kategorien von Maßnahmen vor. Zu ihnen gehört die Schärfung des
wissenschaftlichen Profils: Mit bewährten Forschungsförderungen wie Seed Funds werden auch zukünftig vielversprechende
Projektideen unterstützt, und auch die Projekthäuser setzen
ihre Arbeit fort. Mit den neuen Distinguished Professorships
sollen international herausragende Naturwissenschaftler gefördert werden. Die Integrierten Interdisziplinären Institute – sie
werden kurz I3 genannt – werden neue Forschungsbereiche
PuL optimiert
Studium
2 und Lehre
„Zu unserem Projektteam gehören fünf Personen, aber in
allen Fakultäten und Einrichtungen der Hochschule arbeiten
Kolleginnen und Kollegen mit uns zusammen“, berichtet
Dr. Marguerite Franssen. Das gemeinsame Ziel ist, die Abläufe rund um Studium und Lehre für Studierende wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Fakultäten oder Verwaltung
zu optimieren. Franssen leitet seit Januar 2011 das Projekt
„Reorganisation der Prozesse rund um das Prüfungsleistungsund Lehrveranstaltungsmanagement einschließlich der Einführung einer integrierten Softwarelösung“, kurz PuL genannt.
Zwischenzeitlich wurde es um die Bereiche Bewerbung,
Zulassung, Studierenden- und Gebührenmanagement erweitert. Angesiedelt ist das Projekt im Verwaltungsdezernat
1.0 - Akademische und Studentische Angelegenheiten. „Probleme im Studienbetrieb entstanden beispielsweise durch die
größere Komplexität aufgrund des Bologna-Prozesses. Dies
hatte unterschiedliche Fristen und Termine, mangelnde Transparenz in Abläufen oder nichtkompatible IT-Systeme zur Folge“, beschreibt Franssen die Ausgangslage. Die Anschaffung
einer Software alleine hätte nicht weitergeholfen: Zunächst
musste innerhalb der Hochschule softwareunabhängig reorganisiert – im übertragenen Sinne „aufgeräumt“ – werden.
In Workshops mit Vertretern der Fakultäten, der Studierenden, des Rechen- und Kommunikationszentrums und der
Zentralen Hochschulverwaltung wurde daher zunächst der
Ist-Zustand erfasst und ein Soll-Zustand definiert.
Neues System für das Campus-Management
In drei Teilprojekten – Studiengangmodellierung, Semesterplanung sowie Teilnehmer- und Leistungsmanagement – entstanden zahlreiche Arbeitspakete. Im Mai 2012 erklärten die
Dekane und Studiendekane aller Fakultäten ihr Einverständnis
zum geplanten weiteren Vorgehen. Infopakete, Leitfäden
oder auch Handreichungen werden zurzeit in Zusammenarbeit mit den Fakultäten im Rahmen der softwareunabhängi-
Ein eindrucksvoller Start: Teilchenphysiker der RWTH sind am
AMS-Experiment beteiligt, das an Bord der Mission STS-134
zur internationalen Raumstation befördert wurde. Die Wissenschaftler gehören auch zur neuen, exzellenzgeförderten
JARA-Sektion FAME.
Foto: NASA
Profilbereiche spiegeln das RWTH-Leistungsspektrum
Die vierte Maßnahme „Corporate Governance and Structures”
umfasst bedeutende Neuerungen wie die Profilbereiche und
der Strategiefonds. Letzterer bietet Ressourcen, um strategische
Ziele und Forschung zu unterstützen oder herausragende
Wissenschaftler nach Aachen zu holen und zu binden.
„Die Profilbereiche sind ein entscheidendes Instrument auf
dem Weg zu einer integrierten interdisziplinären technischen
Universität“, betonte Schmachtenberg während des Workshops. Ihre Aufgabe sei es, im Bereich der Forschung alle
Fakultäten zu integrieren und mitzunehmen. In den Profilbereichen spiegele sich das Leistungsspektrum der Hochschule
wider. Dazu fördert das Konzept die effektivere Bearbeitung
von Großprojekten und somit eine bessere Wettbewerbsfähigkeit. So genannte Steering Committees werden die Profilbereiche leiten und koordinieren. Bis zum Frühjahr 2013 sollen sie
die konzeptionellen Weichen stellen. Mit den Profilbereichen
will man die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Fakultäten
fördern und die internationale Sichtbarkeit der Hochschule
erhöhen.
Im Schlusswort betonte der Rektor nochmals den Stellenwert
der an diesem Tag diskutierten Ziele. Jetzt biete sich die einmalige Gelegenheit, die RWTH für die Zukunft zu positionieren:
„Wir legen damit fest, wo wir 2017 nach Ende der Exzellenzinitiative stehen.“
Sabine Busse
Das neue Hörsaalgebäude an der ProfessorPirlet-Straße bietet zwei große Hörsäle mit
rund 700 Plätzen, einen Seminarraum für
80 Personen sowie Büros und Nebenräume.
Dazu steht den Studierenden in fünf PCgestützten Lernräumen mit über 300 Rechnerarbeitsplätzen der größte so genannte
CIP-Pool an einer deutschen Hochschule
zur Verfügung.
Foto: Peter Winandy
gen Reorganisation erstellt. Diese Arbeit stellt eine wichtige
Grundlage für die integrierte Softwarelösung dar.
Oliver Käsmacher, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geographischen Institut, ist für die Fakultät 5 – Georessourcen und
Materialtechnik – seit Beginn des Projekts dabei: „Es ist spannend, hier mitzuarbeiten. Aus meiner Sicht lernt die Hochschule im Rahmen des PuL-Projektes viel über sich selbst.
Auch wenn es simpel klingt: Je besser man sich wie auch
seine Bedürfnisse und Besonderheiten kennt, desto mehr ist
man in der Lage, sein Umfeld entsprechend zu gestalten.“
Käsmacher verweist auf die ersten Erfolge: „Wir kennen unsere Anforderungen mittlerweile recht gut, das ist eine solide
Ausgangsbasis für die nächsten Schritte.“
Künftig soll ein umfassendes Campus-Management-System
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Fakultäten
ebenso wie in der Verwaltung bei ihrer Arbeit unterstützen.
Franssen: „Wir stellen uns ein System vor, das den einzelnen Studierenden von der Bewerbung und Zulassung über
das Studierenden- und Prüfungsmanagement bis hin zum
Studienabschluss begleitet. Hinzu kommen noch zahlreiche
Anforderungen im Lehrraum- und Veranstaltungsmanagement.“ Das Projektteam bereitete daher die Ausschreibung
des Softwaresystems vor, das eine für die RWTH optimal
passende Unterstützung mit Informationstechnologie bietet.
Ab Ende 2014 soll das neue System schrittweise eingeführt
werden.
Angelika Hamacher
Professor Thomas Küpper führt mit Doktoranden der
Medizinischen Fakultät Tests im hochalpinen Raum durch.
Foto: RWTH Aachen
Metern sollte der Höhenunterschied zum nächsten Punkt der
Übernachtung daher nicht mehr als 300 Meter je Tag oder
aber 500 bis 600 Meter an jedem zweiten Tag betragen. „Wir
beobachten immer wieder, dass Personen zu schnell zu hoch
steigen“, so Küpper. „Nur wenn man sich langsam an die
Höhe gewöhnt, kann der Körper ausreichend Sauerstoff aufnehmen.“ Die langsame Höhenanpassung ist keine Garantie
für ein Ausbleiben der Höhenkrankheit, aber die bisher bekannteste und wirksamste Methode zur Vorbeugung. Die Anpassungsfähigkeit der Menschen ist unterschiedlich. Generell
zeigte sich, dass Menschen nach symptomfreiem Aufenthalt in
großer Höhe auch zukünftig wenig Beschwerden in der Höhe
haben. Treten dennoch Beeinträchtigungen auf, wissen Bergführer oft nicht, wie sie Erste Hilfe leisten können. „Die Kurse
im Rahmen der Führerscheinprüfung sind nicht auf jede Situation übertragbar“, erläutert Küpper. So erarbeitet das Institut
in Aachen ein modulares Erste-Hilfe-System für die Disziplinen
des Alpinsports, welches zielgruppengerecht übertragen werden kann. Es wird aus einem Basismodul bestehen und einem
jeweils disziplinspezifischen Aufbaumodul.
Feldforschung am
Mount Everest
Rund 400.000 Touristen aus Mitteleuropa nehmen jährlich an
einer Trekkingreise in Europa, Südamerika, Nordafrika oder
Asien teil. Damit gehört Trekking zu einer der beliebtesten
Freizeitsportarten. Viele der Abenteurer sind aber oftmals nicht
ausreichend auf eine Unternehmung in mehreren tausend
Meter Höhe vorbereitet. Das betrifft vor allem das Sicherheitsmanagement, die Erste-Hilfe-Kenntnisse, aber auch die
zahnmedizinische Vorsorge.
Aus diesem Grund hat Professor Dr. med. Thomas Küpper vom
Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin ein Projekt ins Leben gerufen: In der „Aachen Dental and Medical Expedition“
(ADEMED) lernen Promotionsstudierende, wie Feldforschung
in abgelegenen Gebieten organisiert wird. „Daten müssen dort
gesammelt werden, wo sie entstehen. Dazu gehört auch der
Umgang mit örtlichen Behörden und Trägern, die Budgetierung
und Öffentlichkeitsarbeit“, berichtet Küpper.
Im Himalaya-Gebiet wird auf 5.550 Meter Höhe geforscht. Die
Studierenden untersuchen zum Beispiel die Trinkwasserhygiene
der Reisenden, ihre Vorerkrankungen, die Reiseapotheke und
den Konsum leistungssteigernder Mittel. Die deutsch-nepalesische Zusammenarbeit mit Ärzten und Studierenden vor Ort
funktioniert gut.
Spezielles Erste-Hilfe-System für Alpinsport
Eines der größten Probleme beim Trekking ist die Höhenkrankheit. Mit steigender Höhe sinkt der Sauerstoffgehalt der Luft.
In 5.500 Meter Höhe ist der Sauerstoffpartialdruck 50 Prozent
geringer als auf Meeresniveau. Durch den niedrigen Druck gelangt weniger Sauerstoff in das arterielle Blut – man ist schneller außer Atem, die Leistungsfähigkeit sinkt. Außerdem führt
Sauerstoffmangel zu einer Mangelerscheinung im Gewebe, der
so genannten Hypoxie. Das Gehirn ist am stärksten betroffen, der Wassergehalt der Hirnzellen nimmt zu, so dass diese
anschwellen. Der steigende Hirndruck führt zu Störungen im
Nervensystem: Symptome der leichten Form sind Kopfschmerzen, Schwindel, Atemnot oder Übelkeit. Zu den schweren und
lebensbedrohlichen Folgen gehören Seh- und Bewegungsstörungen und psychisch abnormes Verhalten. Ab etwa 2.500
Kármán-Preis für
Christine Blesinger
Und es geht doch: Auch wenn die starke Belastung der Studierenden immer wieder thematisiert wird – Christine Blesinger zeigte, dass Studium und ehrenamtliches Engagement
miteinander vereinbar sind. Die heutige wissenschaftliche
Mitarbeiterin des Lehrstuhls für Technische Thermodynamik
der RWTH hat während ihres Maschinenbaustudiums nicht
nur Kraftübertragung, Strömungslehre und Maschinenelemente gebüffelt. Darüber hinaus setzte sie sich in vielen
Funktionen und Ämtern für die Belange der Studierenden
und der RWTH ein. Für dieses vorbildliche Verhalten erhielt
sie den Kármán-Preis 2012 der Hochschule. Die Vergabe dieses Preises beschließt der Senat der RWTH Aachen. Mit dem
Preis werden die herausragenden Verdienste von Christine
Blesinger um die Lehre und ihr besonders Engagement für die
RWTH Aachen – verbunden mit ihrer sehr guten Studienleistung – gewürdigt.
Konstruktives Miteinander
„Es besteht immer die Wahl, Veränderungsprozesse geschehen zu lassen oder diese aktiv mitzugestalten“, erläutert
Blesinger. Letzteres liegt der gebürtigen Trierin. Schon als
Gymnasiastin engagierte sie sich in der Schülervertretung
am Rhein-Sieg-Gymnasium in Sankt Augustin. Die dabei
häufigen Aktivitäten wie Partyorganisation, Kiosk-Verkauf
und Schülerzeitung wurden während ihrer Studienzeit durch
vermeintlich trockenere Themen wie Finanzen, Bauprojekte,
Neuordnung der Rahmenprüfungsordnung oder Verbesserung der Lehre abgelöst. „Eine zu harte Prüfungsordnung
kann während des Studiums richtig weh tun“, berichtet die
Preisträgerin. Um die Interessen der Studierenden zu vertreten, arbeitete sie 2008/2009 in der Satzungskommission
für die Rahmenprüfungsordnung an der RWTH Aachen mit.
Kompromisse im Sinne aller finden war hier wie auch in anderen Gremien ihre Intention. Mit dem Ergebnis ist Blesinger
zufrieden: „Letztlich mussten wir im Maschinenbau einige
Kármán-Preisträgerin Christine Blesinger betreut Studierende
des Maschinenwesens in einer Übung.
Foto: Peter Winandy
Federn lassen. Dafür haben wir für die Studierenden der anderen Fakultäten aber bessere Bedingungen, insbesondere bei
den mündlichen Prüfungen, erreicht.“
In den nächsten Semestern folgten viele weitere Aktivitäten
in Hochschulgremien – beispielsweise im Fakultätsrat, in der
Haushalts- und Strukturkommission, der Kommission für die
Verwendung der Studienbeiträge oder als Sprecherin für die
Gruppe der Studierenden im Senat. „Doch die Sternstunde
der Christine Blesinger kam, als sich die RWTH im bundesweiten Wettbewerb Exzellenz der Lehre bewähren musste“,
so die Einschätzung von Prof. Dr. Dr. Wolfgang Thomas. Der
ehemalige Senatsvorsitzender hielt die Laudatio für Blesinger
während der Verleihung im Rahmen einer Feierstunde in der
Aula des Hauptgebäudes.
Zahnprävention ist wichtig
Bislang gibt es kaum Daten über Zahnprobleme beim Trekking
und nur wenig Kenntnisse, wie diese durch Prophylaxe vermieden werden können. Deshalb untersuchten die Promovenden
die Mund- und Zahnhygiene der Trekker. Sie ermittelten die
Häufigkeit der auftretenden Schwierigkeiten oder Notfälle und
erarbeiteten Vorschläge zur Prävention. „Bei jeder betreuten
Person wurde zunächst der Zahnstatus erhoben und dabei der
Papillenblutungs- und Plaque-Index bestimmt“, so Küpper.
Mit kleinen Spezialpapierstiften wurden Proben aus den Sulci,
der Furche zwischen Zahn und Zahnfleisch, entnommen.
Diese wurden luftgetrocknet und später im Labor der RWTH
untersucht. Die Analyse fand in großer Stichprobe mit eindeutigem Ergebnis statt: Die Mundflora unterliegt während des
Trekkings signifikanten Veränderungen. Es gibt „IndikatorKeime“ - mindestens ein Keim kommt vermutlich ausschließlich
bei Personen vor, die bakterielle entzündliche Zahnprobleme
entwickeln. „Zahnprävention ist ein wichtiger Bestandteil vor
jedem Höhenausflug“, betont Küpper. Er verweist in diesem
Zusammenhang darauf, dass die RWTH mit ihrem Brückenschlag zwischen Human- und Zahnmedizin in der Reisemedizin
ein Alleinstellungsmerkmal einnimmt.
Präventivmedizinisch beratende Ärzte werden wichtiger in
einer zunehmend mobilen, aktiven, aber auch älteren Gesellschaft, die immer häufiger zu sehr abgelegenen Zielen reist.
Aus diesem Grund ist ADEMED mittlerweile ein fester Baustein
in der medizinischen Lehre und Forschung der RWTH. Etwa
alle drei Jahre dürfen so mehrere Promotionskandidaten einige
Wochen mit auf Reise. „Sie lernen hier nicht nur, wie gute
Feldforschung in Gegenden mit geringer Infrastruktur funktioniert, sie führen diese auch im Team durch. Unter den ungewohnten Bedingungen muss man sich unbedingt aufeinander
verlassen können“, betont Küpper.
Celina Begolli
Botschafterin des „Aachen Way“
Zunächst arbeitete die Ingenieurstudentin laut Thomas aktiv
im Redaktionsteam und engagiert bei der Antragstellung mit.
Ihr Hauptverdienst bestand aber seiner Meinung nach darin,
dass sie in Berlin vor der Jury auch den wesentlichen Teil der
Präsentation übernahm. „Und so trat Frau Blesinger furchtlos
auf die Bühne, nachdem dort gerade der Achtung gebietende, entschieden auftretende Präsident der TU München gesprochen hatte, und sie gewann mit ihrem begeisternden und
sachkundigen Vortrag sofort die Herzen der Juroren“, erinnert
sich der Lehrstuhlinhaber der Informatik 7. Christine Blesinger
sei eine ideale Botschafterin des „Aachen Way“, dem Zusammenwirken aller Gruppen, wenn es um zentrale Anliegen der
Hochschule gehe. Die RWTH Aachen bekam die beantragten
Fördermittel, um die geplanten Verbesserungen in der Lehre
auch in die Tat umzusetzen.
2011 schloss Blesinger ihr Maschinenbaustudium erfolgreich
ab, zurzeit arbeitet sie an ihrer Promotion am Institut für
Thermodynamik. Statt Studiengebühren oder Hochschulstrategien gilt ihr Interesse hier der „Mehrkomponentendiffusion
in Flüssigkeiten“. Mittlerweile sitzt die Ingenieurin wieder im
Senat – als Vertreterin der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ilse Trautwein
3
Studierende beraten Unternehmen
Sie beraten gerne und sind aktiv bei „aixsolution e.V.“ – einer
studentische Unternehmensberatung in Aachen, vor zwölf
Jahren von drei BWL-Studierenden gegründet. Mittlerweile
engagieren sich hier Angehörige verschiedener Fachrichtungen
von RWTH und FH Aachen.
„Die Idee ist nicht neu“, betont Simon Fey, RWTH-Student des
Wirtschaftsingenieurwesens, der im Verein für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist: „Sie entstand in den 1960er Jahren
in Frankreich und konnte sich bis heute in Deutschland als bewährte Initiative etablieren.“ Schnell entwickelte sich deshalb
auch in Aachen ein größerer Interessentenkreis, die Nachfrage
nach studentischen Unternehmensberatungen wuchs. Heute
zählt der Verein um die 30 Mitglieder. Umfassende Schulungen
und ein Beirat, der aus Ehemaligen besteht, sichert die jugendliche Beratungsqualität. Unterstützung erfahren die Studierenden auch von Professorin Doris Klee als Prorektorin für Personal und wissenschaftlichen Nachwuchs sowie von Professor
Wolfgang Breuer vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre.
Zum Kundenstamm gehören vor allem Unternehmen aus der
Region, zum Beispiel Spin-Offs der RWTH. „Es ist teuer, wenn
ein Unternehmen mit wenigen Mitarbeitern eine große Beratung ins Haus holen muss“, sagt Christopher David, Student
der Elektrotechnik und Wirtschaftswissenschaften, der im Sommer den Vorstand Externes übernommen hat: „Wir beraten
hingegen zu sehr günstigen Konditionen.“ Flexibilität und
frisches Hochschulwissen mache sie auch für größere Firmen
attraktiv. „Wir erhalten bereits im Studium den Praxisbezug,
die Unternehmen gewinnen eventuell geeignete Nachwuchskräfte.“
Qualitätssiegel des Bundesverbandes
Generell ist ein Einstieg bei „aixsolution“ zu jedem Zeitpunkt
während des Studiums möglich, um eine Mitgliedschaft muss
man sich aber bewerben. Über 20 Bewerbungen gehen durchschnittlich pro Semester ein. Nach Sichtung der Unterlagen
durch die Human Ressource Abteilung werden die Kandidaten
in das von den Studierenden eingerichtete Assessment-Center
eingeladen. „Mit diesem Vorgang möchten wir signalisieren,
dass ein Engagement bei uns ein gewisses Maß an Professionalität und Zuverlässigkeit verlangt“, so David.
Vor acht Jahren gründete „aixsolution“ mit sechs anderen
studentischen Unternehmensberatungen aus Nordrhein-Westfalen das ConsultingNet NRW. In diesem Netzwerk tauschen
sich mehr als 350 Studierende aus. Zudem steht der Verein in
Kontakt mit dem Bundesverband Deutscher Studentischer
Unternehmensberatungen e.V., der mit seinem Qualitätssiege
leine anspruchsvolle Arbeit gewährleistet. Wenn Fachleute
gebraucht werden, greift „aixsolution“ zuerst auf eigene Kräfte
zurück, so stehen Alumni, Kuratoren und weitere Kooperationspartner zur Verfügung.
Das Engagement ist ehrenamtlich, externe Aufträge werden
bezahlt. Zu den größeren Projekten zählte bisher eine Kern-
In einem Gymnasium in Wittlich untersuchte „aixsolution“ das Nutzerverhalten in einer Mensa - hier befragt Tobias Höfer
eine Schülerin. Foto: Wolfgang Kaiser
kompetenzanalyse und eine darauf aufbauende umfassende
Marktanalyse für das Ingenieur- und Beratungsunternehmen
Irmato.
Studie „Warum Aachen?“
Jedes Jahr veranstaltet „aixsolution“ eine Woche mit täglich
unterschiedlichen Angeboten, die „aixperienceDays“. Hier
bieten weltweit führende Unternehmensberatungen – so die
Roland Berger Strategy Consultants, The Boston Consulting
Group, Volkswagen Consulting und Capgemini – kostenlose
Workshops zu Themen wie Strategieberatung, Zeitmanagement, Präsentationstechnik, Finanzen und Recht an.
In Zusammenarbeit mit der Stadt Aachen, der RWTH und
FH Aachen sowie weiteren Partnern erforschte „aixsolution“
Im Kampf gegen
4 den Blutkrebs
im Rahmen einer Studie, warum viele Absolventinnen und
Absolventen nach dem Studium die Stadt verlassen. Der Verein
erarbeitete eine Umfrage, um auf Grundlage der Ergebnisse
zu ermitteln, wie die Bindung von Fachkräften erhöht werden
kann. 4.500 Teilnehmer füllten die Fragebögen aus.
„Die Studierenden kennen viele Unternehmen in der Region
nicht“, nennt Fey ein Ergebnis und einen Ansatzpunkt, an dem
regional Verantwortliche mit Informationsangeboten eingreifen
könnten.
Weitere Infos: www.aixsolution.com
Celina Begolli
Während eines Praktikums in einem Betrieb ließ sich RWTHStudent Alexander Bastgen in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei, der DKMS, registrieren. Nur vier Monate später
wurde er Stammzellspender für einen Leukämiekranken in
Dänemark. Mit Erfolg, Ende November konnte der Patient
aus dem Krankenhaus entlassen werden. Doch auf die Spende
allein beschränkte der 27-jährige Bastgen sein Engagement
nicht. Gemeinsam mit Kommilitoninnen und Kommilitonen
organisierte er mit viel erforderlichem Aufwand eine Registrierungsaktion am 6. Dezember in der RWTH. Dabei waren
sie überaus erfolgreich – über 1.800 neue Spender ließen sich
registrieren. Die Aktion stand unter der Schirmherrschaft von
Prorektor Prof. Dr. med. Rolf Roissant. Bastgen und Mitinitiator Marc Bagans betonten im Rahmen eines Pressegesprächs,
dass sie durch Leitung und Mitarbeiter der Hochschule große
Hilfestellung erfahren hätten.
Stammzellspenden können bei der Therapie von Blutkrebserkrankten helfen. Nur ein Drittel der Patienten, die eine solche
Spende benötigen, findet innerhalb der Familie einen geeigneten Spender. Der Großteil benötigt einen nicht verwandten
Spender. Daher registriert die gemeinnützige Gesellschaft
DKMS geeignete Stammzellspender, die als „genetische Zwillinge“ Krebskranken eine Chance auf ein neues Leben schenken können.
Weltumfassende Spenderdatei
Mit Hilfe örtlicher Unterstützer – wie jetzt durch die RWTHStudierenden – führt sie Typisierungstage durch, um potenzielle
Lebensspender registrieren zu können. Die DKMS verfügt so
über die größte Spenderdatei der Welt, 70 Prozent der Vermittlungen sind internationale und laufen über Büros im Ausland.
Stammzellspender kann jeder werden, der zwischen 18 und
55 Jahre alt sowie körperlich gesund ist. Hierzu genügt die
Abgabe einer kleinen Blutprobe von fünf Milliliter, mit der die
notwendigen Gewebemerkmale festgestellt werden können.
Zeitweilig mussten sich die zahlreichen spendenwilligen
RWTH-Studierenden im Untergeschoss des SuperC in eine
Warteschlange einreihen, um sich Blut abnehmen und somit
typisieren zu lassen. Die Kosten einer Typisierung betragen 50
Euro, hierfür kamen durch Spenden, Glühweinverkauf und
eine Tombola 3.160 Euro zusammen. Zudem unterstützten
Unternehmen aus Aachen das studentische Engagement – mit
großzügigen Printenspenden zur Stärkung der Typisierungswilligen und passend zum Tag mit wärmenden Nikolausmützen.
Renate Kinny
Foto: Peter Winandy
Wertvoller Müll
Die wissenschaftlichen Mitarbeiter Bastian
Wens (rechts) und Marcel Bosling an einer
Versuchsanlage zur Abfallbehandlung im
Institut für Aufbereitung und Recycling.
Foto: Peter Winandy
„In Deutschland fallen jährlich 14 Millionen Tonnen Restmüll
an. Davon sind rund 0,5 Prozent, also 70.000 Tonnen, verwertbare Nichteisenmetalle“, berichtet Bastian Wens. Der wissenschaftliche Mitarbeiter Im Institut für Aufbereitung und Recycling hat dabei Kupfer, Aluminium, Zink, Bronze oder Messing
im Blick. Aus ihnen bestehen beispielsweise Tuben für Senf,
Schuhcreme und Zahnpasta, Spraydosen für Deodorants oder
Tetrapacks. „Auch Türbeschläge, Patronenhülsen, Schmuck,
Besteckteile, Töpfe und Pfannen werden von den Verbrauchern
im Restmüll entsorgt. Wir wollen die Metalle als Rohstoffe
nutzen statt deponieren, denn deren Recycling schont natürliche Ressourcen und ist wirtschaftlich. Die Metalle sind ohne
Qualitätseinbuße wieder verwertbar, wenn die Sortierung den
Folgeprozessen angepasst wird“, so Wens.
In den Anlagen zur Abfallbehandlung kommen so genannte
Wirbelstromscheider zum Einsatz. Sie trennen die Nichteisenmetalle vom Restmüll. Das gesammelte Material ist allerdings nicht
direkt in der Industrie einsetzbar, da die Metalle nicht sortenrein
vorliegen. Sie weisen außerdem noch Verunreinigungen auf.
Das RWTH-Institut hat daher mit vier Partnern aus Deutschland
und England an der Optimierung der Sortierung gearbeitet.
Die Europäische Union finanzierte das Projekt „Sensorsorting
Automated Technology for advanced Recovery of Non-ferrous
metals from waste“, kurz SATURN, mit 1,5 Millionen Euro.
Sensorgestütztes Sortieren
Gemeinsam mit den Projektpartnern entwickelte der 29-jährige
Wens für eine Demonstrationsanlage in Salzgitter einen Prozess,
der sich durch die Zusammenarbeit zweier sensorgestützter Sortiermaschinen auszeichnet: Um die verschiedenen Materialien
und Legierungen voneinander zu trennen, wird zunächst über
die Absorption von Röntgenstrahlen eine Sortierung nach
Dichte durchgeführt. Zusätzlich erkennt und identifiziert in einer
zweiten Maschine eine Kombination aus induktiv arbeitendem
Sensor und Nahinfrarot-Spektrometer Verunreinigungen und
Metallverbunde. „Die Informationen der beiden Sensoren ermöglichen es, zwischen Partikeln mit einem kleinem oder einem
großen Anteil an Verunreinigungen zu unterscheiden. Nach
dieser automatischen Sortierung können Störstoffe noch von
Hand entfernt werden. Bei Durchsätzen von vier Tonnen pro
Stunde wurde ein Wertstoffertrag von über 98 Prozent erzielt.
Außerdem erfüllen die sortierten Materialien die hohen Qualitätsanforderungen der Industrie und sind vermarktungsfähige
Produkte“, bilanziert Wens.
Kunststoff- und Metallaufbereitung, die Bewertung der Energieeffizienz von Verfahren zur Abfallbehandlung und die
Simulation von Aufbereitungsprozessen sind neben der sen-
sorgestützten Sortierung wesentliche Forschungsbereiche des
Instituts für Aufbereitung und Recycling. „Die Wirtschaftlichkeit
von Recyclingprozessen ist immer ein wichtiges Kriterium“,
betont Institutsleiter Professor Dr-Ing. Thomas Pretz. „Wir
sind gemeinsam mit weiteren RWTH-Instituten im Aachener
Kompetenzzentrum für Ressourcentechnologie e.V., kurz AKR,
engagiert.“ In diesem Verbund wird in Großprojekten wie dem
Sonderforschungsbereich „Stoffströme“ oder dem von der
Firma Siemens eingerichteten Forschungsbereich „Rare Earth –
Green Mining and Separation“ interdisziplinär gearbeitet.
Angelika Hamacher
Die Chemiker Professor Walter Richtering und Doktorandin
Susanne Wiese erforschen die Herstellung von Produkten
für Kosmetika mit sensitiven Mikrogelen.
Foto: Peter Winandy
„Die enge Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen gehört zu
den besonderen Merkmalen der RWTH. So können wir auch
auf die Kompetenzen des An-Instituts DWI – Interactive Materials Research – zurückgreifen und mit dem Forschungszentrum
Jülich kooperieren“, berichtet Richtering.
In insgesamt 17 Teilprojekten, die in den Polymerwissenschaften, der Verfahrenstechnik und den Lebenswissenschaften
angesiedelt sind, werden die Forscher des SFB komplexe Mikrogele designen, sie mit unterschiedlichen Funktionen ausstatten
und in neue Anwendungssysteme integrieren. Das ist in erster
Linie eine Aufgabe der Grundlagenforschung, die aber stets
eine mögliche Umsetzung im technischen Maßstab sowie nachhaltige Herstellungsprozesse im Blick hat. Dabei nimmt neben
den experimentellen Prozessen im Labor die Simulation mit
Hochleistungscomputern einen wichtigen Stellenwert ein.
SFB untersucht Molekül
mit vielen Eigenschaften
Hydrogelen begegnet man häufig – so in natürlicher Form als
Qualle am Strand oder als synthetische Flüssigkeitsspeicher in
Babywindeln. Die Netzwerke aus natürlichem Material oder
Kunststoffen zeichnen sich durch eine hohe Elastizität aus und
sind mit Wasser gequollen. Mikrogele messen teilweise nur
100 Nanometer: In diesem Maßstab reagieren die weichen,
vernetzten Polymerteilchen besonders schnell.
Mikrogele lassen sich mit spezifischen Funktionen ausstatten
und können Schadstoffe aufnehmen oder Wirkstoffe gezielt
freisetzen. Wenn sie auf einer entsprechenden Struktur aufgebracht werden, machen sie sich als Membranfilter nützlich oder
fungieren als Sensor. Dieses Potenzial im Nanomaßstab auszuschöpfen, stellt für die Wissenschaft eine große Herausforderung dar, denn die Entwicklung interaktiver und „intelligenter“
Systeme, wie sie für lebende Organismen charakteristisch sind,
können bisher synthetisch nicht erreicht werden.
Mikrogele für neue Anwendungen
Professor Dr. Walter Richtering, Leiter des Instituts für Physikalische Chemie, ist Sprecher des Sonderforschungsbereichs (SFB)
985 „Funktionelle Mikrogele und Mikrogelsysteme“. Von der
DFG seit Juli 2012 gefördert, arbeiten dort Natur- und Ingenieurwissenschaftler gemeinsam. Die Interdisziplinarität gehört
zwar zu den Grundvoraussetzungen eines SFB, doch Richtering
war es wichtig, dies zusätzlich in der Struktur zu verankern.
Technische Lösungen, wie ein eigens eingerichteter SharePoint ,
und ein virtuelles Proben- und Datenmanagement ermöglichen
allen den Zugriff und den standortunabhängigen Austausch.
Vom Seed Fund zum SFB
Die Wissenschaftler arbeiten zum Beispiel an einem Mikrogel,
das sich bei der Behandlung von Durchfallerkrankungen nützlich machen soll. Bakterien, die für die Beschwerden verantwortlich sind, setzen schädliche Toxine im Darm frei und werden in
der Regel mit Antibiotika bekämpft. Ein neues Mikrogel könnte
die Heilung beschleunigen: Ausgestattet mit speziellen Rezeptoren als Andockstationen sollen die Toxine direkt gebunden und
dadurch unschädlich gemacht werden. Anschließend verlassen
sie mit dem Mikroschwamm den Körper.
Viele fachübergreifende Lösungen sind zur Entwicklung eines
entsprechenden Medikaments nötig: Chemiker „bauen“ das
Mikrogel, Mediziner und Biotechnologen suchen nach möglichen Bindungen für die Toxin-Rezeptoren, Physiker erforschen,
wie sich der beladene Nanoschwamm bewegt. Die Produktion
solcher funktionalen Stoffe für eine therapeutische Anwendung
in relevantem Maßstab planen schließlich die Verfahrenstechniker.
Erste Studien in diesem Bereich unterstützte die Hochschule
bereits mit „Seed Fund“- und „Pathfinder“-Förderung. Diese
Instrumente wurden im Rahmen des ersten Zukunftskonzepts
der RWTH mit Mitteln der Exzellenzinitiative implementiert.
Sie unterstützen vielversprechende und interdisziplinäre Forschungsprojekte in einem frühen Stadium.
Die Fördersumme für den SFB beträgt in den ersten vier Jahre
knapp 10,5 Millionen Euro. Damit können 33 Doktoranden und
fünf Postdocs beschäftigt werden. Bei entsprechender positiver
Evaluation umfasst der maximale Förderzeitraum zwölf Jahre.
In den Sonderforschungsbereich ist außerdem ein Graduiertenkolleg zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
integriert.
Sabine Busse
5
Janina Fels
Neue Professoren
Dr.-Ing. Janina Fels ist seit Oktober 2012 Juniorprofessorin für das Fach Medizinische Akustik der
Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik
der RWTH Aachen University. Sie untersucht u.a. die
Wahrnehmung komplexer Schallszenen (beispielsweise
von Klassenräumen und Großraumbüros und deren
Verarbeitung im Hinblick auf kognitionspsychologische
Prozesse und Optimierung von Hörhilfen.
„Von dem ganzen gesicherten Wissen ist jeweils nur
ein kleiner Teil im Besitz eines einzelnen Menschen.“
Ausbildung
1996 bis 2002 2002 bis 2008 Studium Elektrotechnik, Fachrichtung „Nachrichtentechnik” an der RWTH Aachen, Abschluss „Dipl.-Ing“
Promotion an der RWTH Aachen
Berufliches
2001 2002 bis 2008 2008 bis 2012
2009 Research Assistant bei RPG Diffusor Systems, Inc.,
Upper Marlboro, USA
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Technische Akustik, RWTH
Oberingenieurin ebendort
Visiting Researcher (Postdoc) am Centre for Applied Hearing Research (CHAR), TU of Denmark,
und Widex A/S, Audiological Research, Denmark
Persönliches
Familie
Freizeit
verheiratet, eine Tochter
Familie, Triathlon, Musik (Klavier), Reisen
Martin Grohe
Berufliches
1992 bis 2000
1995 bis 1996 2000 bis 2001
2001 bis 2003 2003 bis 2012
Persönliches
Freizeit
Freizeit
Impressum
Dr. rer. nat. Martin Grohe ist seit Oktober 2012 Universitätsprofessor
für das Fach Logik und Theorie diskreter Systeme (Informatik 7)
der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften
der RWTH Aachen University. Seine Forschungsinteressen liegen in
der theoretischen Informatik, spezieller in der Logik, Algorithmik,
Komplexitätstheorie, Datenbanktheorie, und in angrenzenden
Bereichen der Mathematik.
am 10. Juli 1967 in Blankenheim
Diplomstudium der Mathematik an der
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Promotion ebendort
Habilitation ebendort
Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für
Mathematische Logik und Grundlagen der Mathematik
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Visiting Scholar an der Stanford University und
der University of California in Santa Cruz
Assistant Professor am Department of Mathematics, Statistics
and Computer Sciences, University of Illinois, Chicago
Reader an der Division of Informatics, University of Edinburgh
Professor für Theoretische Informatik am Institut für Informatik
der Humboldt-Universität zu Berlin
„The Secret Task of Logic may be
the rediscovery of play.“
verheiratet mit Berit Haas,
drei Kinder (Nils und Svenja, 3 Jahre, und Anna, 6 Jahre)
Familie, Lesen, Musik
(Don de Lillo, Ratner’s Star, 1976)
Christian Grund
Herausgeber im Auftrag
des Rektors:
Dezernat Presse,
Öffentlichkeitsarbeit
und Marketing der
RWTH Aachen
Templergraben 55
52056 Aachen
Telefon 0241/80-9 43 26
Telefax 0241/80-9 23 24
[email protected]
www.rwth-aachen.de
Redaktion:
Renate Kinny
Mitarbeit:
Celina Begolli
Sabine Busse
Angelika Hamacher
Thomas von Salzen
Peter Winandy, Aachen
Layout:
Kerstin Lünenschloß,
Aachen
Druck:
Vereinte Druckwerke
Erscheinungsweise:
Viermal jährlich.
Alle Rechte vorbehalten.
Nachdruck, auch auszugsweise,
nur mit Genehmigung
der Redaktion.
ISSN 1864-5941
am 5. April 1977 in Mönchengladbach
(J.R. Oppenheimer)
geboren
Ausbildung
1987 bis 1992 1994 1998
6
geboren
Dr. rer. pol. Christian Grund ist seit Oktober 2012
Universitätsprofessor für das Fach Personal der Fakultät für
Wirtschaftswissenschaften der RWTH Aachen University. In seiner
Forschung arbeitet er im Bereich empirische Personalforschung und
untersucht Fragen der Anreizgestaltung aus Unternehmens- und
Arbeitnehmerperspektive. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der
Entlohnungs- und Karrierepolitik.
geboren
Ausbildung
1991 bis 1997
2001
2005
am 25. Oktober 1971 in Minden/Westf.
Studium der Wirtschaftswissenschaften an der
Universität Hannover, Abschluss als Diplom-Ökonom
Promotion zum Dr. rer. pol. an der Universität Bonn
Habilitation in Betriebswirtschaftslehre ebendort
Berufliches
1997 bis 2001 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bonn
2001 Visiting Scholar, Graduate School of Business,
Stanford University, USA
2001 bis 2005 Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Bonn
2005 bis 2006 Zunächst Vertreter, dann Professor für BWL,
insb. Personalmanagement an der RWTH (W2)
2007 bis 2011 Professor für BWL, Personal und Organisation,
Universität Würzburg
2011 bis 2012 Professor für Organisations- und Personalökonomie,
Mercator School of Management, Universität Duisburg-Essen
Persönliches
Familieverheiratet
Freizeit Tischtennis, Laufen, Reisen
Maria Kateri
Dr. Maria Kateri ist seit Oktober 2012 Universitätsprofessorin für
das Fach Statistik und Stochastische Modellierung der Fakultät
für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der RWTH
Aachen University. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Analyse
kategorieller und ordinaler Daten, die Entwicklung statistischer
Modelle und Methoden in der Zuverlässigkeitstheorie sowie
Bayes-Verfahren.
Foto: Peter Winandy
geboren
am 7. Januar 1968 in Serres, Griechenland
Ausbildung
1985 bis 1989
1991 bis 1992
1996
Studium mit Diplom in Mathematik,
University of Ioannina, Griechenland
M.Phil. in Statistik, Department of Statistics and Modelling Science, University of Strathclyde, UK
Promotion in Mathematik, University of Ioannina
Berufliches
1989 bis 1990
1991 bis 1999
2000 bis 2003
2003 bis 2010
2010 bis 2012
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Department of Physics, University of Ioannina
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Department of Mathematics, University of Ioannina
Assist. Professor am Department of Tourist Business, Technological Educational Institute of Epirus, Griechenland
Assist./Assoc. Professor am Department of
Statistics & Insurance Science, University of Piraeus, Griechenland
Assoc. Professor am Department of Mathematics, University of Ioannina
eine 15-jährige Tochter
Familie und Freunde, Lesen, Reisen, Konzerte und Theater
Persönliches
Familie
Freizeit
„Ein Wissenschaftler benötigt vier Dinge:
erstens einen Kopf zum Denken; zweitens
Augen zum Sehen; drittens Geräte zum
Messen; und viertens - Geld.“
Anja Richert
Dr. phil. Anja Richert ist Juniorprofessorin für das Fach Agile Managementpraktiken
in technologieorientierten Handlungssystemen der Fakultät für Maschinenwesen
der RWTH Aachen University. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen u.a. in der Entwicklung agiler Management- und Organisationskonzepte für wissens- und technikintensive Organisationen sowie in der Zusammenführung, Entwicklung und
Begleitforschung von (interdisziplinären) Lern- und Wissensmanagementwerkzeugen.
Albert Szent-Györgyi (*1893)
geboren
Ausbildung
1999 bis 2004
2007
seit 2008
Berufliches
2003 bis 2011
2010 bis heute
2011 bis heute
Foto: Carl Brunn
am 2. September 1979 in Neuss
Magisterstudium an der RWTH Aachen (Kommunikationswissenschaft, Betriebspädagogik, Psychologie)
Promotion an der RWTH
Habilitationsvorhaben in der Fakultät für Maschinenwesen der RWTH (Agile Lern- und Wissensprozesse in wissensintensiven technologieorientierten Organisationen)
Institutscluster IMA/ZLW/IfU der RWTH,
u.a. Leitung des Geschäfts- und Forschungsbereichs Wissensmanagement
Nets ‘n‘ Clouds - Consulting für Technologieentwicklung und Organisationsoptimierung GmbH; freie Unternehmensberaterin
Geschäftsführerin des Zentrums für Lern- und Wissensmanagement (ZLW) der RWTH
Persönliches
Familieverheiratet
Freizeit Familie und Freunde, Reisen, Goldschmieden, Möbel restaurieren etc.
7
Tim Unger
Berufliches
2000 bis 2008
2006
2008
2009 bis 2011
2011 bis 2012
2012
Diplomstudium der Erziehungswissenschaft mit den Nebenfächern Psychologie und Soziologie und Magisterstudium Philosophie an der Universität Trier
Promotion zum Dr. phil. an der Universität Magdeburg
Beginn des Habilitationsverfahrens ebendort
Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten Magdeburg und Darmstadt
Preis für die beste Dissertation der Fakultät für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften der Universität Magdeburg
Vertretungsprofessur an der Universität Kassel
Lehrstuhlvertretung an der TU Darmstadt
Lehrstuhlvertretung an der RWTH
Inhaber des Lehrstuhls für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Berufspädagogik an der RWTH
Persönliches
Familie Lebenspartnerschaften mit Corinna Haas,
einem Kind (Victoria, 2 Jahre) und Hund Emma (3 Jahre)
Freizeit Klassische Gitarre und Bonsai
Foto: Peter Winandy
Ausbildung
1993 bis 1999
2006
2011
Dr. phil. Tim Unger ist seit September 2012 Universitätsprofessor für das Fach
Erziehungswissenschaft der Philosophischen Fakultät der RWTH Aachen University.
In seiner Forschung beschäftigt er sich mit Bildungswirklichkeiten. Bildung begreift
er als solche Lernprozesse, bei denen Menschen ihre Selbst- und Weltbezüge
ändern und reflektieren. In seinen Untersuchungen zu Bildungswirklichkeiten geht
es beispielsweise um die Fragen, inwieweit Bildung in der modernen Erwerbsarbeit
überhaupt möglich ist.
Foto: Peter Winandy
Lernen im Netz
8
„Das muss auch besser und flexibler gehen“, sagte sich Professor Dr. Martin Erdmann und begann bereits vor zehn Jahren damit, ein neues Programm zur Verarbeitung von Daten
zu entwickeln. Der Professor für Teilchen- und Astroteilchenphysik infizierte seine Mitarbeiter mit seiner Idee: Es entstand
eine komplett neue Internetplattform, mit der erstmals Datenanalysen online im Web-Browser programmierbar sind.
VISPA – die Kurzform für VISual Physics Analysis – ist das
Produkt einer Entwicklergruppe. Sie besteht aus zehn Masterstudierenden und Doktoranden, die im Oktober die erste
Version online stellen konnten. Die Plattform unterscheidet
sich von vielen üblichen Webseiten, die mit vorgefertigten
Algorithmen arbeiten. Sie bietet Wissenschaftlern die Möglichkeit der kreativen Datenanalyse mit eigenen Ansätzen für
die Problemlösung.
Ein Vorteil von VISPA ist die Nutzung im Internet. Den
Anwendern steht so im Büro, zu Hause oder unterwegs mit
Laptop oder Tablet der Service zur Verfügung. Sie müssen
sich lediglich einloggen und benötigen keine Geräte mit
besonderen Speicherkapazitäten. Die Rechenleistung für die
Datenanalysen wird über ein Serversystem bereit gestellt.
Damit qualifiziert sich VISPA auch zu einem idealen Werkzeug
für Studierende, die so an die selbstständige Bearbeitung
physikalischer Aufgaben herangeführt werden.
Neue Internetplattform
Erdmann nutzt in diesem Wintersemester erstmals die neue
Internetplattform im Rahmen des Blended Learnings für seine
Vorlesung Experimentalphysik 5, Teilchen- und Astrophysik.
Dabei liefert er den Studierenden erst den fachlichen Input.
Diese müssen begleitend dazu die Übungsaufgaben lösen.
Sie bestehen zum Teil aus experimentellen Daten, die mit
Hilfe von VISPA analysiert werden können. Wo und wann
sie das machen, ist ihnen überlassen, denn einen Platz im
CIP-Pool mit vorinstallierter Software benötigen sie dank des
webbasierten Tools nun nicht mehr.
Mehr als 100 Bachelorstudierende nutzen derzeit die neue
Internetplattform im Rahmen der Blended Learning Initiative. Für Erdmann ist es bedeutend, zum Nachdenken über
physikalische Konzepte anzuregen und ihr Physikverständnis
zu vertiefen. „Die Studierenden sind mit dem Internet aufgewachsen. Als ‚Digital Natives‘ sind sie vertraut im Umgang
mit virtuell vernetzten sozialen Systeme oder Computerspielen im Online-Modus“, erläutert der Wissenschaftler.
„Die Nutzung solcher Fähigkeiten für Lernprozesse birgt im
fortgeschrittenen Studium erhebliches Potenzial.“ Als Hochschullehrer, der Didaktik als sein Steckenpferd nennt und
Autor mehrerer Lehrbücher ist, fasziniert ihn, wie kreativ und
motiviert seine Studierenden das Angebot nutzen.
Kooperationen werden erleichtert
Zu den Übungsaufgaben gehören komplexe Fragestellungen,
wie sie beispielsweise die Kollegen der Europäischen Organisation für Kernforschung CERN zu lösen haben. Bei den Teilchenkollisionen im Rahmen des CMS-Experiments entstehen
sehr viele neue Partikel. Aufgabe der Physiker ist laut Erdmann,
mit Hilfe von „schlauen Algorithmen den Daten die physikalischen Gesetzmäßigkeiten zu entlocken“. Dank VISPA
können die Studierenden in die Rolle des Forschers schlüpfen – sie erlangen unter anderem ein vertieftes Verständnis
von Einsteins Relativitätstheorie. Es ist ihnen so möglich, eine
Vorstellung von Teilchenschauern in der Erdatmosphäre zu
entwickeln, wie sie kosmische Strahlung auslöst. Dieser Bezug
zu Forschungsthemen mit digitalen Werkzeugen, die an Alltagserfahrungen anknüpfen, ist ein großer Vorteil dieser Form
des Blended Learnings.
Das Serversystem steht allen Angehörigen der RWTH offen.
Um sich zu registrieren, ist lediglich die Angabe der RWTHMailadresse erforderlich. Die Studierenden können über die
VISPA-Plattform zeitgleich in Teams am Bildschirm arbeiten
oder alternativ virtuell kooperieren. Das überaus positive
Feedback der Studierenden bezüglich des neuen Lehrkonzepts ist für Erdmann ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg
zu dem ambitionierten VISPA-Projektziel: „Unabhängig von
Ort und Zeit sollen gemeinsame Datenanalysen von internationalen wissenschaftlichen Kooperationen über das Internet
möglich werden.“
Sabine Busse
SCHLAGLICHTER
Malte Brettel ist Prorektor
Professor Dr. Malte Brettel – seit 2003 Inhaber des Lehrstuhls Wirtschaftswissenschaften
für Ingenieure und Naturwissenschaftler – ist
neuer Prorektor für Wirtschaft und Industrie.
Er studierte an der TU Darmstadt Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Maschinenbau, promovierte und habilitierte an
der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung in Vallendar. Nach seinem
Studium war Brettel mehrere Jahre als
Unternehmensberater tätig. Im Jahr 1999
wurde er Mitbegründer und Geschäftsführer
eines erfolgreichen Internetunternehmens.
Auch nach seinem Ausscheiden aus diesem
Unternehmen sammelte er praktische Erfahrungen bei weiteren Firmengründungen oder
zahlreichen Projektbetreuungen beispielsweise
für Porsche, Deutsche Post, Lufthansa oder
Bertelsmann. Vor Annahme des Rufes an die
RWTH war er zwei Jahre lang Acting Director
Foto: RWTH
des Lehrstuhls International Entrepreneurship
an der Handelshochschule Leipzig. Gestützt
auf seine eigene Gründererfahrung und sein
wissenschaftliches Know-how will Brettel
die Unternehmer-Ausbildung an der RWTH
Aachen nachdrücklich fördern, er leitet daher
auch das Gründerzentrum an der RWTH.
Seine Amtszeit als Prorektor endet mit der
Amtszeit des Rektors am 31. Juli 2014.
Funktionen beträgt drei Jahre. Der VDI ist mit
150.000 Mitgliedern der größte technischwissenschaftliche Verein Europas.
Dissertationspreis für Tobias Sauter
Dr. Tobias Sauter vom Lehr- und Forschungsgebiet Physische Geographie und Klimatologie erhielt den Dissertationspreis des Verbandes der Geographen an Deutschen Hochschulen (VGDH). Seine Dissertation mit dem
Rektor aktiv beim VDI
Titel „Application, optimization and uncerRektor Ernst Schmachtenberg wurde in seinen
tainty estimation of global nonlinear nonparaEhrenämtern beim Verein Deutscher Ingenimetric prediction algorithms: case studies
eure e.V. – kurz VDI – bestätigt. Zu seinen
in Physical Geography“ erschien 2011.
Aufgaben als Vorsitzender des Wissenschaftli- Sauter forschte zur Entwicklung und Bewerchen Beirats gehört die Beratung des Präsidi- tung mathematischer Methoden zur Modelums in allen Angelegenheiten der technischlierung räumlicher und zeitlicher Strukturen,
wissenschaftlichen Arbeit. Außerdem ist er
wie Schneedeckenverteilung in deutschen
Mitglied des Präsidiums, das vertretungsbeMittelgebirgen, Niederschlagsmuster in
rechtigte und für die Ausführung verantwort- Nordrhein-Westfalen und dem Wasserabfluss
liche Organ des VDI. Die Amtszeit in beiden
vergletscherter Einzugsgebiete in Patagonien.