4. Etappe Rothenthurm–Rotenfluh
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4. Etappe Rothenthurm–Rotenfluh
Rothenthurm– Rotenfluh Eine aussichtsreiche Wanderung 39 38 4. Etappe Von Rothenthurm Richtung Voralpen nach Rotenfluh Eine aussichtsreiche Wanderung Ab Rothenthurm wandern wir während der nächsten fünf Etappen, der Wasserscheide der Reuss folgend, quer durch den Kanton Schwyz. War die Landschaft des Kantons Zug durch die Gletscherablagerungen der letzten Eiszeit geprägt, gelangen wir auf der vierten Etappe in die durch Plattenverwerfungen geprägten Voralpen. Hoch über dem Hauptort Schwyz ragen die einsamen Felstürme der beiden Mythen in den Himmel, als begrüssten sie uns Wanderer auf dem Weg zum Gotthard mit einem Eingangstor in die zusehends alpiner werdende Landschaft. T2 5.5 h 15.5 km 800 m Route Rothenthurm ( 923 m )–Biberegg ( 941 m ) –Mostelberg ( 1191 m )–Haggenegg ( 1414 m ) –Holzegg ( 1405 m )– Rotenfluh ( 1527 m ) Wanderzeit 5½ Stunden mit 700 Metern Rothenthurm–Biberegg : Von Licht und Dunkel in der Loreto-Kapelle Aufstieg und 100 Metern Abstieg In Rothenturm folgen wir dem Wegweiser nach Biberegg. Vorbei an den letzten Häusern gelangen wir auf einem gemütlichen Wiesenweg mit kleinen Brücken über wild sprudelnde Bergbäche zum Weiler Biberegg. Das Häuserensemble ist im Inventar schützenswerter Orte mit nationaler Bedeutung verzeichnet und wurde genau auf der Wasserscheide zwischen Biber und Steiner Aa an der Stelle der mittelalterlichen Redingburg erbaut. An diesem markanten Ort steht die nach dem gleichnamigen italienischen Wallfahrtsort benannte Loreto-Kapelle. Gemäss dem Vorbild der « casa santa » in Loreto bildet die in zwei Räume unterteilte Kapelle das Wohnhaus und das Zimmer der Verkündigung Marias in Nazareth nach. Auch an diesem sonnigen, frühsommerlichen Morgen wirkt der Innenraum der Kapelle mit den beiden kleinen Fenstern sehr dunkel, womit er aber zugleich eine ausgeprägte Geborgenheit ausstrahlt. Vom hinteren Fenster fällt nur an der Sommersonnenwende ein Sonnenstrahl in den Raum – direkt auf die Marienfigur. Die Augen haben sich noch kaum an das Dunkel gewöhnt, als der Pfarrer die beiden Flügel der Türe weit aufsperrt. Er lasse die Sonne hinein, damit die Kapelle etwas austrockne. Seit dem Blitzschlag Anfang Mai 2009 sei sie noch feucht vom Löschwasser. Der Schaden des Blitzschlags am Türmchen sei gering, aber es hätte zeitlich nicht viel gefehlt und die Kapelle wäre abgebrannt. Varianten Von Rothenthurm mit der Bahn nach Sattel und mit der Seilbahn hoch zum Mostelberg Tourencharakter T2. Etappe mit vielen aussichtsreichen Abschnitten Wichtige Hinweise keine Beste Jahreszeit Mai bis November Anreise Mit Bahn oder Postauto bis Rothenthurm Weitere ÖV-Anschlüsse Seilbahn Mostelberg Rückreise Seilbahn Holzegg Karten Landeskarte 1: 50 000, Blatt 236 « Lachen » Verpflegung und Unterkunft Berggasthaus Mostelberg, Tel. 041 835 11 78, www.mostelberg.ch ; Gasthaus Herrenboden, Tel. 041 835 12 88, www.herren- boden.ch, Donnerstag Ruhetag ; asthaus Haggenegg, G Tel. 041 811 17 74, www.hri.ch/ 6430-haggenegg, täglich geöffnet ; Alpwirtschaft Zwüschet Mythen, während der Alpzeit geöffnet, Tel. 055 412 15 57 ; Gasthaus Holzegg, Tel. 041 811 12 34, www.holzegg.ch, Wochenende geöffnet ; Skihaus Holzegg, Tel. 041 811 23 48, geöffnet Freitag bis Montag ( Matratzenlager ) ; Berggasthaus Rotenfluh, Tel. 041 811 47 10, www.berggasthaus- rotenfluh.ch, täglich geöffnet Internetlinks www.alpthal.ch www.sattel.ch 41 40 Loreto-Kapelle in Biberegg Panorama bei der Mostelegg Biberegg–Mostelberg : Den Voralpen zu 43 42 Auf dem Mostelberg gehört der Blauwal zum Bergwild Zum Mostelberg steigen wir bei der Kapelle über den Hundschottenbach und dort auf dem Fahrsträsschen den Berg hinauf. Etwa hundert Meter nach dem Hof Hueb führt ein Wiesenweg zur Bergstation des Schleppliftes. Dort zweigen wir rechts auf ein Forststrässchen ab, das sich nach etwa zwei Kilometern zu einem Fussweg verjüngt und uns zum Mostelberg bringt. Bekannt als Bergstation des Skigebiets Hochstuckli, lebte das auf knapp 1200 m gelegene Berggasthaus Mostelberg früher grösstenteils vom Skitourismus. Wegen zunehmenden Schneemangels und den bei Snowboardern unbeliebter Schleppliftanlagen wurde in den letzten Jahren ein grösseres Gewicht auf Sommertourismus gelegt. Zunächst wurden « Gumpimatten » ( grosse Trampolin-Matten zum Hüpfen in Elefanten-, Walfisch- und Palmenform ) für Kinder angeschafft. Gesteigert wurde die Attraktivität des Mostelbergs durch eine Sommerrodelbahn, Erlebnispfade und die erste Drehgondelbahn der Welt zur Erschliessung des Animationsparadieses. Heute wird der grösste Teil des Umsatzes auf dem Mostelberg im Sommer erwirtschaftet. Unverändert geblieben ist die stimmungsvolle Aussicht über den Ägeri see und das Zugerland. Wenn sich abends die Stimmen der Kinder ausdünnen und sich die Sonne über den Rossberg senkt, wird der Mostelberg zu einem wunderschönen, stillen Ort. tipp Die Grosse Mythe besteigen Auf der Grossen Mythe führt ab der Bergstation Holzegg ein steiler Serpentinenweg die rund 500 Höhenmeter zum Bergspitz hinauf. Im kleinen, exponiert gelegenen Bergrestaurant steht ein Stammtisch für den 100er Club. Mitglied dieses Clubs können nur jene werden, die den Berg in einem Jahr mindestens hundert Mal besteigen. Erschwert wird die Erlangung der Mitgliedschaft durch die naturgegebene Einschränkung, dass der Weg im Winter nicht begangen werden kann. Mostelberg–Haggenegg : Den Jakobsweg kreuzen Beim Mostelberg zweigen wir links ab und wandern auf dem Fahrsträsschen zur Mostelegg. Hier öffnet sich eine phantastische Aussicht in die Innerschweiz mit den beiden Mythen, einem Gewirr von Bergketten und über den Urnersee hinein in das Reusstal, wohin uns der Höhenweg Zürich–Gotthard führen wird. Auf dem von Hecken gesäumten Kreuzweg, der langsam ansteigt, geht es weiter zur Holzkapelle Haggenegg. An dieser Stelle war die Schwarze Madonna aus Einsiedeln 1798 in einer Kiste vergraben, um sie vor den französischen Truppen zu schützen. Reich behängt mit alten Votivtafeln, zeugt die Kapelle von wundersamen Heilungen an diesem markanten Passübergang des Jakobswegs zwischen Einsiedeln und Schwyz : « Eine Person von Schwyz litt an heftigen Augenschmerzen und deswegen an einer grossen Abnahme der Sehkraft, auch an einer Krampfaderentzündung an den Beinen. Er nahm, nachdem ärztliche Mittel die Heilung nicht bewirken konnten, den 3. September 1861 seine Zuflucht zur Gnaden Mutter Maria im Egg kappeli am Haggen, und ist durch die Fürbitte derselben von beiden Üblen vollständig befreit worden. Dafür sei Gott gepriesen in Ewigkeit ! » Von der Kapelle wandern wir während einiger hundert Meter gemeinsam mit Pilgern auf dem Jakobsweg zum Berggasthof Haggenegg. Unterwegs treffen wir auf einen gelben Plastikeimer mit einem Zettel : « Wenn sie einen schönen Stein wollen, können sie einen nehmen, ich verschenke sie. Grüssli von Julia ». Noch etwas schwerer bepackt mit schönen Geschichten aus der Kapelle und einem Stein von Julia, verlassen wir den Pilgerweg hinter dem Berggasthof und wenden uns wieder Weg auf die Grosse Mythe dem profaneren Weg Richtung Gotthard zu. 45 44 Bergrestaurant auf der Grossen Mythe Haggenegg–Rotenfluh : An der Kleinen und der Grossen Mythe vorbei Dem Wegweiser zur Holzegg folgend, wandern wir auf einem Waldweg ins hintere Alpthal. Über die Zugehörigkeit des Alpthals wurde etwa ab Beginn des 12. Jahrhunderts zwischen Schwyz und Einsiedeln rund 200 Jahre lang gestritten. Die Viehweiden hatten für die damalige Bevölkerung solch grosse Bedeutung, dass es gar zu Entführungen und Geiselnahmen von Patres aus dem Kloster Einsiedeln kam, was schliesslich zu Exkommunikationen von Schwyzern durch den Papst führte. Als Bevollmächtigter des apostolischen Stuhls sprach der Bischof von Konstanz nach der Einigung der beiden Streitparteien die exkommunizierten Schwyzer vom Banne los. Als Busse musste jede erwachsene Person zwischen 12 und 70 Jahren innert Jahresfrist entweder nach Einsiedeln wallfahren, den Armen 100 Mahlzeiten spenden oder 5000 Vaterunser und Ave Maria andächtig beten. Die heutige Zugehörigkeit des Alpthals zum Bezirk Schwyz geht auf die damalige Einigung zurück. Den Talabschluss des Alpthals bilden die beiden imposanten Felstürme der Kleinen und der Grossen Mythe. Einzeln genannt sind die Mythen feminin, der Berg heisst die Mythe, was laut des Schwyzer Namenforschers Viktor Weibel vermutlich auf das feminine « meta », « etwas Aufragendes » , zurückgehe. Geologisch handelt es sich bei dem Bergpaar in zweierlei Hinsicht um eine Besonderheit. Als letzte Überbleibsel der sonst überall erodierten penninischen Klippendecke stehen die beiden geologisch so einsam da, wie sie in der hügeligen Landschaft wirken. Ungewöhnlich ist auch die rote Kappe der Grossen Mythe. Dieses ältere Meeressediment schob sich einst über den jüngeren Meeresboden. Unter der Grossen Mythe begegnen wir zum ersten Mal auf dem Höhenweg einer Steinschlagwarnung. Gleich nach der Felspassage gelangen wir zur Holzegg. Deren Bergkuppe wird durch ein grosses Gebäude geprägt, das Gasthof und Bergstation der Seilbahn in sich vereint. An Wochenenden ist hier viel Betrieb. Sommers wie winters beginnt hier der beliebte Panoramaweg zur Ibergeregg, im Winter lockt zudem eines der nächstgelegenen Skigebiete Zürichs. Gemütlicher geht es im ganzjährig geöffneten Skihaus Holzegg zu, das nur wenige hundert Meter neben der Bergstation der Seilbahn am Waldrand liegt. Unser Weg führt uns Richtung Ibergeregg aufwärts durch den Wald. An der Stelle, wo der Hauptweg den Wald verlässt, zweigen wir rechts ab und steigen weiterhin durch den Wald hoch zur Kuppe der Rotenfluh. Über die Alpweide gelangen wir zum Berggasthof Rotenfluh mit seinem kaum zu überbietenden Panorama. Bis zum Jahr 2004 schwebte noch eine Luftseilbahn zur Rotenfluh und brachte zahlreiche Ausflügler hinauf. Seither ist der Betrieb der Bahn eingestellt ; ein neues Seilbahnprojekt ist zwar geplant, lässt aber auf sich warten. Die Wirtin der Rotenfluh und der Wirt des Skihauses Holz egg geniessen zusammen die abendliche Sonne auf der Terrasse. Sie sind dennoch zuversichtlich, denn dank der Stille kämen andere Gäste hierher und im Winter sei mit dem Winterwanderweg und den Skiliften trotzdem viel los. Auch wir vermissen die Seilbahn nicht und geniessen die Aussicht von unserem Etappenort ohne Trubel.