Rentenreport Bayern 2014

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Rentenreport Bayern 2014
Rentenreport Bayern 2014
Impressum
Herausgeber:
DGB-Bezirk Bayern
Schwanthalerstraße 64
80336 München
Homepage: www.bayern.dgb.de
Facebook: www.facebook.de/DGBBayern
Verantwortlich:
Dr. Verena Di Pasquale, stellvertretende Vorsitzende DGB Bayern
Redaktion:
David Schmitt
Timo Günther
Wir danken der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd für die Bereitstellung des Datenmaterials
sowie der Agentur Fa-Ro Marketing für die Gestaltung.
Druck: Weber Offset, München
München, Dezember 2014
Rentenreport Bayern 2014
3
Inhalt
Vorwort5
4
1. Zentrale Ergebnisse und Folgerungen
6
2. Wer zahlt in die Rentenkasse ein?
9
3. Welche Renten werden gezahlt?
11
4. Wie hoch sind die Renten?
12
5. Geschlechterspezifische Verteilung der Rentenarten
14
6. Rentenhöhe in den bayerischen Regierungsbezirken
16
7. Rentenhöhen regional
18
8. Wann gehen die Menschen in Altersrente?
20
9. Wann gehen die Menschen in Erwerbsminderungsrente und wie hoch ist sie?
21
10. Welche Ursachen führen zu Erwerbsminderungsrenten
23
Rentenreport Bayern 2014
Vorwort
Armut in Bayern ist ein wachsendes Problem.
1,7 Millionen Menschen sind hier – in einer der
reichsten Wirtschaftsregionen der Welt – arm
oder von Armut bedroht. Es gibt Renten, die zum
Leben kaum genügen. Es gibt Niedriglöhne, die
keine Familie ernähren können und perspektivisch
zu noch mehr Altersarmut führen. Und es gibt ein
Arbeitslosengeld II, das dem Einzelnen kaum für
den Lebensunterhalt reicht.
Das sind erste Schritte in die richtige Richtung. Um
aber dauerhaft eine verlässliche und auskömmliche Rente zu ermöglichen, fordern der DGB und
seine Mitgliedsgewerkschaften einen umfassenden
Aufbruch in der Rentenpolitik und in der Arbeitsmarktpolitik.
Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften
fordern die Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung. Zunehmende Sicherungslücken sowie
die drohende Akzeptanzkrise der gesetzlichen
Selbst die Mittelschicht gerät inzwischen finanziell
immer mehr unter Druck. Allmählich schwindet der Rentenversicherung sind nur vermeidbar, wenn ihre
bescheidene und hart erarbeitete Wohlstand vieler Leistungen spürbar verbessert werden. Die gesetzArbeitnehmerInnen. Spitzenverdiener, Unternehmen liche Rentenversicherung muss den weit überwiegenden Teil der Sicherung des Lebensstandards im
und Vermögende dagegen werden von der Politik
Alter leisten. Sie ist die tragende Säule des Altersmassiv entlastet, die Schere zwischen Arm und
sicherungssystems in Deutschland und als solche
Reich in unserem Land öffnet sich weiter.
auch in Zukunft unersetzbar. Eine starke gesetzliche
Auch die Altersarmut wird in den kommenden Jah- Rentenversicherung beinhaltet Leistungen, die
deutlich über die bloße Existenzsicherung im Alter
ren weiter zunehmen, falls die Politik nicht gegenhinausgehen. Denn Alterssicherung ist mehr als Arsteuert. Die Kürzungen bei der gesetzlichen Rente
mutsvermeidung. Wichtig ist daher, das gesetzliche
– dazu lange Zeiten der Arbeitslosigkeit bei vielen
Neurentnerinnen und -rentnern – und die dadurch Rentenniveau mindestens auf dem heutigen Stand
geringeren Beitragszahlungen programmieren eine zu stabilisieren. Es wird aber ebenso entscheidend
darauf ankommen, die solidarische, generationenAusweitung von Altersarmut vor.
und geschlechtergerechte gesetzliche RentenversiAltersarmut ist eine der großen Zukunftssorgen der cherung dauerhaft zu stärken.
Menschen. Schon heute sind 17 % der ab 65-JähAuch im Bereich der Arbeitsmarktpolitik brauchen
rigen in Bayern von Armut bedroht. Immer mehr
wir deutliche Verbesserungen. Der durch den
Rentnerinnen und Rentner müssen schon heute
putzen gehen oder die Zeitung austragen, weil ihre DGB und die Mitgliedsgewerkschaften erkämpfte
Mindestlohn kann hier nur ein erster Schritt sein.
Rente nicht zum Leben reicht. In Zukunft droht Al„Gute Arbeit“ ist eine wesentliche Grundlage für
tersarmut ein Massenphänomen zu werden. Denn
gute Renten. Dies macht auch der vorliegende Rendas Niveau der gesetzlichen Rente befindet sich –
tenreport deutlich. Die vom DGB geforderte „Neue
politisch gewollt – immer weiter im Sinkflug.
Ordnung der Arbeit“ ist ein entscheidender Aspekt
gewerkschaftlicher Alterssicherungspolitik.
Seit längerer Zeit gibt es eine breite politische und
gesellschaftliche Debatte über die Rente der Zukunft. Dazu haben der DGB und seine Mitgliedsge- Dr. Verena Di Pasquale
werkschaften erfolgreich beigetragen. Die Debatte stellvertretende Vorsitzende DGB Bayern
der vergangenen Jahre hat dazu geführt, dass CDU,
CSU und SPD in der laufenden Legislaturperiode
erstmals seit langer Zeit wieder Leistungsverbesserungen bei der gesetzlichen Rente umgesetzt
haben.
Rentenreport Bayern 2014
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1.Zentrale Ergebnisse und Folgerungen
Der vorliegende Bericht ist eine aktuelle Zustandsbeschreibung der Lage der Rentnerinnen und
Rentner in Bayern. Um den unterschiedlichen Gegebenheiten in Bayern gerecht zu werden, gibt es
sowohl eine Auswertung nach Regierungsbezirken
als auch für die 96 Kreise und kreisfreien Städte.
In Bayern leben über 2,7 Millionen Rentnerinnen
und Rentner, das sind 21,9 % der Bevölkerung.
Tatsächlich werden jedoch deutlich mehr Renten
ausgezahlt. Das liegt an den so genannten Mehrfachrentnern bzw. Mehrfachrentnerinnen, also z.B.
Frauen, die eine Altersrente und eine Witwenrente
erhalten.
Unsere Erhebung zeigt, wo die Hauptprobleme
liegen. Zum einen ist es das ständig sinkende
Rentenniveau, zum anderen sind es die geringen
Erwerbsminderungsrenten und deren Ursachen.
Hinzu kommen Niedriglöhne, die zu Niedrigrenten
führen.
Wachsende Altersarmut
Besorgniserregend ist das insgesamt sinkende
Niveau der Renten. Die Menschen müssen, von
Politik und Wirtschaft gedrängt, immer länger
arbeiten und haben dennoch immer niedrigere
Rentenansprüche. Wenn es nicht gelingt, den
Sinkflug der Neurenten zu verhindern, wird in
Zukunft eine durchschnittliche Rente nicht mehr
zum Leben reichen. Dass dies bereits heute für viele
eine bittere Realität darstellt beweisen die Daten
des Statistischen Landesamtes2. 2013 erhielten in
Bayern mehr als 114.000 Menschen Leistungen der
Grundsicherung im Alter (mehr als 65.000 davon
waren 65 oder älter, mehr als 48.000 davon waren
unter 65 und dauerhaft erwerbsgemindert). Für
diese Menschen reicht die Rente schon heute nicht
mehr zum Leben. Seit der Verfügbarkeit der Daten
im Jahr 2007 ist dabei ein Anstieg um fast 28.000
Personen bzw. 33 % zu verzeichnen.
Sinkendes Rentenniveau
Große regionale Unterschiede
bei Altersrenten
Die höchste Durchschnittsrente im Jahr 2013 gab
es für männliche Neurentner im Landkreis Aschaffenburg. Sie erhielten 1.148,17 E, dicht gefolgt
von den Männern im Kreis Erlangen-Höchstadt
mit 1.141,66 E. Bemerkenswert ist die Differenz
zu den Neurentnern in der Stadt Landshut mit
602,12 E. Ebenfalls auffällige Unterschiede zeichnen die Neurenten der Frauen aus. Die Münchnerinnen liegen mit 684,66 E an der Spitze, gleich
danach kommen die Frauen im Landkreis München
mit 661,71 E. Schlusslicht bilden die Frauen im
Landkreis Regen mit durchschnittlich 384,43 E1.
Ein männlicher Rentner, der 2013 erstmals in Bayern in Rente ging, bekam durchschnittlich 949 E
Rente. Zwar ist dieser Betrag in den letzten Jahren
tendenziell angestiegen, er bewegt sich jedoch
lediglich auf dem Niveau der Jahrtausendwende. So
bekam ein männlicher Rentner, der erstmals im Jahr
2001 in Rente ging, im Durchschnitt 952 E. Die
Rente der Frauen, die 2013 erstmalig in Rente gingen, betrug durchschnittlich 529 E monatlich und
lag damit immer noch unter der Grundsicherung,
obwohl hier ein leichter Anstieg zu verzeichnen
ist. Grund dafür ist unter anderem die gestiegene
Frauenerwerbstätigkeit. Wie der Datenreport zur
sozialen Lage in Bayern 2013 der Bayerischen
Staatsregierung ausweist, sank der Zahlbetrag aller
Renten (Erwerbsminderungs- wie Altersrenten,
Zugangs- und Bestandsrenten) vom Jahr 2000
bis 2012 real – also unter Berücksichtigung der
Inflation – um 91 E oder 12 %.
1) Bei den in diesem Report wiedergegebenen Zahlen handelt es sich
zumeist um Durchschnittsbeträge.
Diese werden von verschiedenen
Faktoren beeinflusst und geben somit
zwar eine Orientierung, jedoch nur
bedingt die tatsächliche Rentenhöhe
von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit langjähriger Versicherungsdauer wieder. Dies auch deshalb, da in
den Haushalten Älterer die gesetzliche
Rente mehrheitlich nicht die einzige
Einkommensquelle darstellt, wenn
auch nach wie vor die wichtigste
(Alterssicherungsbericht 2012, S. 96).
Dabei gilt jedoch: Je geringer die gesetzliche Rente ausfällt, umso geringer
sind im Durchschnitt auch andere
Formen eines Alterseinkommens.
2) www.statistik.bayern.de/statistik/
soziales
6
Rentenreport Bayern 2014
Problematische Minijobs
Bei Betrachtung der Einnahmenseite der Rentenversicherung in Bayern ist auffällig, dass fast ein
Viertel der Erwerbstätigen nicht in der Lage ist,
eine eigenständige Alterssicherung aufzubauen.
Dies betrifft vor allem die dauerhaft geringfügig
Beschäftigten (Minijobs), die keine Beiträge in die
Rentenversicherung einzahlen.
Armutsrisiko Krankheit
Viele Menschen schaffen es nach wie vor nicht,
bis zur regulären Altersgrenze zu arbeiten, weil es
ihre Gesundheit nicht mehr zulässt. Sie erhalten
dann eine Erwerbsminderungsrente. Derzeit liegt
das durchschnittliche Alter für solch eine Rente in
Bayern bei knapp 51 Jahren. Wer 2013 erstmals
eine Erwerbsminderungsrente erhielt, musste sich
als Mann mit durchschnittlich 692 E und als Frau
sogar mit nur 595 E begnügen. In Kombination
mit dem frühen Renteneintrittsalter bedeutet
besonders diese Rentenart Armut.
Krankheitsbild Psyche
Ein Blick auf die Gründe, warum Menschen so früh
in Rente gehen müssen, zeigt ein erschreckendes
Bild. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen ist
die häufigste Diagnose eine psychische Erkrankung. Während Skelett- und Muskelerkrankungen
als Erwerbsminderungsrentenrisiko tendenziell
auf dem Rückzug sind, steigen die Fallzahlen der
psychischen Erkrankungen bei den Erwerbsminderungsrenten stark an. Bei mehr als einem Drittel
der männlichen Erwerbsminderungsrentner lautet
die Diagnose psychische Erkrankung. Bei Frauen ist
es sogar fast die Hälfte.
Um die Situation der zukünftigen
Rentnerinnen und Rentner zu
verbessern, schlägt der DGB
folgende Maßnahmen vor:
Besonders die regionale Betrachtung der Rentenhöhen in unserer Analyse zeigt, dass dort, wo
viele gut dotierte Arbeitsplätze sind oder waren,
auch gute und auskömmliche Renten erzielt
werden. Deshalb muss die Grundbedingung des
Rentensystems, nämlich die Seite der Einkünfte, stärker als bisher in den Fokus genommen
werden. Starke Gewerkschaften sorgen für faire
und gute Arbeit durch Tarifverträge und dadurch
auch für ein gutes Auskommen im Alter.
Die Finanzierung des Rentensystems muss nachhaltig gestärkt werden. Statt den Beitragssatz
abzusenken, schlagen wir vor, den Beitragssatz
schrittweise anzuheben. Der moderat steigende
Beitrag würde dann sogar Leistungsverbesserungen ermöglichen. Angesichts einer alternden
Gesellschaft wäre es geradezu absurd, diese
Möglichkeit zu verspielen.
Das Rentensystem braucht weiterhin finanzielle Spielräume, um das Rentenniveau nicht
noch weiter absinken zu lassen. Deshalb ist es
falsch, den Kostentreiber „Mütterrente“ nicht
aus Steuermitteln finanzieren zu wollen. Allein
2014 werden 3,3 Milliarden E Kosten entstehen. In den Folgejahren werden es jährlich
über 6,5 Milliarden E sein. Dabei geht es bei
dieser Rentenleistung um die Honorierung einer
gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, die systemgerecht nur aus Steuern zu finanzieren ist. Nicht
zuletzt aufgrund solcher systemfremder Leistungen wird die Rentenkasse aller Voraussicht
nach in den nächsten Jahren ein gravierendes
Finanzierungsproblem erhalten. Die politischen
Lösungen sind dann wohl wieder Beitragserhöhungen und Rentenkürzungen. Dies gilt es zu
verhindern.
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Die Anzahl der Minijobs steigt und steigt. Doch
ist diese Beschäftigungsform keine Grundlage
für eine auskömmliche Rente. Altersarmut ist
vorprogrammiert. Deshalb muss Arbeit vom
ersten Euro an rentenversicherungspflichtig sein.
Die Ausweitung der geringfügigen Beschäftigung muss gestoppt werden. Dies gilt auch für
alle anderen Formen prekärer Beschäftigung
und schlecht bezahlter Erwerbsarbeit, die in der
Konsequenz zu keiner ausreichenden Alterssicherung führen.
Die nach wie vor niedrigen Renten der Frauen
sind eine Folge der mangelnden Erwerbsbeteiligung. Frauen sind wesentlich häufiger als Männer mit reduzierten Arbeitszeiten beschäftigt.
Aber viele Frauen finden aus familienbedingter
Teilzeit nicht in eine Vollerwerbstätigkeit zurück.
Deshalb ist ein Rechtsanspruch auf Rückkehr in
die Vollzeitbeschäftigung dringend notwendig,
um das laufende Einkommen und die spätere
Rente zu stärken.
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Rentenreport Bayern 2014
Die hohe Anzahl der Erwerbsminderungsrenten muss drastisch durch gute Arbeit reduziert
werden. Besonders im Hinblick auf die alternde
Gesellschaft – der Anteil der über 50-Jährigen
wird in den nächsten Jahren stark steigen –
muss die Arbeitsgestaltung in den Betrieben
alters- und alternsgerechter werden.
Um dem Phänomen der psychischen Belastungen entgegenzuwirken, brauchen die Beschäftigten einen größeren Schutz. Die Gewerkschaften drängen auf eine Anti-Stress-Verordnung,
die Klarheit für die Betriebe und die staatliche
Aufsicht schafft.
2.Wer zahlt in die Rentenkasse ein?
Verteilung Beitragszahler 2012
Aktiv Versicherte insgesamt 5.554.638, Mehrfachnennungen möglich
Die eingezahlten Beiträge entscheiden wesentlich
über die Rentenhöhe. Stabile Erwerbsverläufe und
damit auch kontinuierliche Beiträge sind somit
zusammen mit guten Arbeitsbedingungen eine
Grundvoraussetzung für auskömmliche Renten der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Sozialversicherungspflichtige Arbeit
sichert die Rente
Beschäftigte
4.577.418
Geringfügig
Beschäftigte
887.031
Die wesentlichen Lasten der Rente werden von den
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten getragen.
Deshalb ist die Steigerung der Anzahl sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze ein Garant
für eine stabile Rente. Daher fordert der DGB die
Umwandlung prekärer Beschäftigung in reguläre
Arbeit. Die Wirtschaftspolitik muss auf steigende
Beschäftigung und gute Arbeit ausgerichtet sein.
Erhebliche Einnahmeausfälle sind durch die politische Entscheidung entstanden, für Hartz-IV-Empfänger keine Rentenbeiträge mehr zu zahlen.
»In Bayern
ALG I
133.694
Sonstiger Leistungsbezug
72.364
Pflegepersonen
38.347
Selbstständige
gibt es über
1,2 Millionen
Minijobs.
42.904
Freiwillig
Versicherte
51.208
3) Der Arbeitsmarkt in Deutschland –
Ältere am Arbeitsmarkt, Nürnberg 2013
Geringe sozialversicherungspflichtige
Beschäftigung Älterer
In allen Bundesländern liegen die Beschäftigungsquoten der 55- bis unter 65-Jährigen unter dem
Durchschnitt aller Altersklassen. In den Stadtstaaten Berlin und Bremen ist die Abweichung zu
den 15- bis unter 65-Jährigen mit 8 bzw. 9 Prozentpunkten relativ gering, in Bayern fällt sie mit
15 Prozentpunkten deutlich höher aus. Nur 41,4 %
der 55- bis unter 65-Jährigen waren in Bayern
(Stand Juni 2012) in Beschäftigung.3 Differenziert
Rentenreport Bayern 2014
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nach den einzelnen Altersgruppen zeigt sich ein
weiteres Absinken im rentennahen Bereich. Bei den
63-Jährigen sinkt die Quote bereits unter 40 %.
Bei den Männern waren hier laut Datenreport
zur sozialen Lage in Bayern 2013 nur noch 45 %
beschäftigt. Bei den Frauen sogar nur noch 32 %.
Minijobs als Weg in die Armut
Sorge bereitet die geringfügige Beschäftigung in
Bayern. Aktuell (Stand März 2014) gibt es in Bayern über 1,2 Millionen Minijobs. Davon 770.000
ausschließliche Minijobs. Fast 800.000 Minijobs
erledigen Frauen. Diese Arbeiten sind für die späteren Renten der Betroffenen jedoch keine auskömmliche Quelle. Von einem Minijob können aktuell
17,50 E pro Monat an die Rentenversicherung
entrichtet werden. Nach Berechnungen des Bundesarbeitsministeriums erwirbt ein/e Minijobber/
in, die/der ein Jahr lang tätig ist, eine monatliche
Rente von 3,11 E. Nach 45 Versicherungsjahren
beträgt der Anspruch auf Altersgeld auf Grundlage
der heutigen Werte (Stand Januar 2013) 139,95 E.
Das zeigt: Ein Minijob bringt nur eine Armutsrente
hervor.
»Der Minijob ist weiblich:
Fast 800.000 Minijobs werden
von Frauen ausgeführt.
Veränderung Beitragszahler 2012 zu 2011
Beschäftigte
ALG I
+63.898
+18.653
10 Rentenreport Bayern 2014
Sonstiger
Leistungsbezug
+4.641
Pflegepersonen
Selbstständige
-1.387
-304
Freiwillig
Versicherte
Geringfügig
Beschäftigte
-2.931
-9.981
3.Welche Renten werden gezahlt?
Die Grafik zeigt, dass über die Hälfte der Rentenzugänge 2013 Altersrenten sind. Diese Rente wird
beim Erreichen der Regelaltersgrenze abschlagsfrei
gezahlt. Fast 30 % sind Witwen- und Waisenrenten, und knapp 14 % machen die Erwerbsminderungsrenten aus. Erwerbsminderungsrenten
erhalten Erwerbstätige, die krank sind und aus
diesen Gründen nicht mehr arbeiten können. Sie
werden in der Regel sehr viel früher gezahlt als
Altersrenten.
In Bayern erhalten über 2,7 Millionen Menschen
eine Rente. Diese Zahl wird sich in den nächsten
15 Jahren stark vergrößern, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen.
Rentenzugänge Bayern
Prozentuale Verteilung auf die Rentenarten
19,9 %
16,8 %
15,9 %
13,0 %
13,1 %
13,2 %
13,9 %
13,6 %
13,9 %
54,4 %
59,4 %
59,6 %
58,8 %
60,4 %
59,4 %
58,8 %
58,8 %
56,6 %
25,7 %
23,8 %
24,5 %
28,2 %
26,5 %
27,4 %
27,3 %
27,6 %
29,5 %
1997
1999
2001
2003
2005
2007
2009
2011
2013
n Rente wegen Erwerbsminderung
n Rente wegen Alters
n Witwen- und Waisenrenten
Rentenreport Bayern 2014 11
4.Wie hoch sind die Renten?
Der Blick auf die Höhe der Renten in Bayern
zeigt einen deutlichen Unterschied zwischen den
langjährigen Renten und den Renten, die 2013
erstmalig gezahlt wurden. Dies erklärt sich unter
anderem durch das seit etlichen Jahren sinkende
Rentenniveau.
Rentenzahlbeträge in Bayern
Rentenhöhe bis 2012
(Rentenbestand)
Erwerbsminderungsrente Frauen
Sinkendes Rentenniveau
bei den Männern
686 E
Die durchschnittliche Altersrente für Männer, die
vor 2013 Rentenbezieher geworden sind, beträgt
1.035 E. Männer, die seit 2013 eine Rente erhalten, bekommen hingegen 949 E. Neurentner
müssen eine Differenz von knapp 86 E in Kauf
nehmen.
595 E
Erwerbsminderungsrente Männer
758 E
Leichter Anstieg auf niedrigem
Niveau bei den Frauen
Mager sieht die Durchschnittsrente nach wie vor
für Frauen aus. 2013 erhalten die Neurentnerinnen
529 E monatlich. Damit ist ihre Rente im Vergleich
zu den langjährigen Rentnerinnen um 10 E gefallen, denn diese erhalten durchschnittlich noch
knapp 539 E. Auf längere Sicht werden die Renten
der Frauen steigen, wenn die Vollzeit berufstätigen
Frauen ihre Rentenansprüche geltend machen.
Diese Gruppe Frauen kommt in den nächsten Jahren vermehrt in den Rentenbezug. Allerdings wird
die oftmals weibliche prekäre Beschäftigung dem
entgegenwirken.
Rentenhöhe ab 2013
692 E
Altersrente Frauen
539 E
529 E
Altersrente Männer
1.035 E
»Alte
949 E
Erw
Arm
Anzahl der Personen im Rentenbestand Bayern 2013
>106.508
> > > > > > > > > > 105.457
= = = = = = = = = = 1.355.410
>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
> > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >1.022.613
>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
n Erwerbsminderungsrente Frauen
12 Rentenreport Bayern 2014
n Erwerbsminderungsrente Männer
n Altersrenten der Frauen
n Altersrenten der Männer
Sozialleistungen aus der Rentenkasse
Eine weitere Aufwertung werden die Renten der
Frauen erfahren, die vor 1992 Kinder geboren
haben. Sie erhalten ab 1. Juli 2014 die sogenannte
Mütterrente. Dabei wird die Rente für jedes vor
1992 geborene Kind um einen zusätzlichen Entgeltpunkt erhöht. Dies entspricht einer monatlichen
Erhöhung um 28,14 E pro Kind.
4) Vgl. Datenreport: Soziale Lage in
Bayern 2013, S. 225 f.
Erwerbsminderungsrenten
reichen nicht zum Leben
5) Einpersonenhaushalt bei 60% des
Medians der Äquivalenzeinkommen der
Bevölkerung. Abzurufen unter www.
amtliche-sozialberichterstattung.de
Die Erwerbsminderungsrenten sind die größten
Sorgenkinder des Rentensystems. Seit Jahren ist
ihre Höhe besorgniserregend niedrig, bei gleichzeitigem Anstieg der Zahl der Menschen, die
solch eine Rente benötigen. Diese Rente erhalten
Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht
mehr erwerbstätig sein können. Ende 2012 bezogen über 44.500 Menschen in Bayern im Alter von
18 bis unter 65 Jahren Grundsicherung aufgrund
einer dauerhaft vollen Erwerbsminderung. Dabei ist
davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl von
Bedürftigen noch höher liegt. Nicht selten führen
Schamgefühle bzw. Befürchtungen nach einem
Rückgriff auf unterhaltspflichtige Kinder oder auch
Angst vor Auseinandersetzungen mit Behörden
dazu, dass die Betroffenen ihren Anspruch auf
Grundsicherungsleistung erst gar nicht geltend
machen.4
ersrente Frauen 2013: 529 E
werbsminderungsrente Frauen 2013: 595 E
mutsgefährdungsschwelle Bayern 2013: 973 E5
>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>
Rentenreport Bayern 2014 13
5.Geschlechterspezifische Verteilung der Rentenarten
Mehr als 82,7 % der Frauen
bleiben bei der Altersrente unter
der Armutsgefährdungsschwelle
Wie die Grafik der Altersrenten in Bayern 2013
nach Zahlbetragsklassen zeigt, bleibt ein großer Teil
der Frauen und Männer unter der Armutsgefährdungsschwelle, wenn nicht andere Einkommensarten zusätzlich vorhanden sind. Angesichts oft
niedriger Löhne und damit einhergehend geringer
Chancen anderweitig Vermögen aufzubauen, ist
dies für einen wachsenden Teil Realität. Dennoch
zeigen sich bei den Altersrenten große geschlechtsspezifische Unterschiede, die auf Erwerbsbiografien
und unterschiedliche Lohnniveaus verweisen.
Während 36,7 % der Neurentnerinnen 2013
unter 300 E Rente im Monat erhielten, sind es
bei den Männern 16,3 %. In der Zahlklasse „über
1.200 E“ hingegen befanden sich nur 6,3 % der
Frauen, aber 35,5 % der männlichen Neurentner.
Altersrenten in Bayern 2013
nach Zahlbetragsklassen in %
Männer
Frauen
über 1.200 E
35,5 %
6,3 %
Armutsgefärdungsschwelle
Bayern 2013 = 973 E*
900 – 1.200 E
21,3 %
11,0 %
600 – 900 E
13,7 %
20,3 %
300 – 600 E
13,2 %
25,7 %
unter 300 E
16,3 %
36,7 %
* Einpersonenhaushalt bei 60 % des Medians der Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung.
Abzurufen unter www.amtliche-sozialberichterstattung.de
14 Rentenreport Bayern 2014
Erwerbsminderungsrentenrenten in Bayern 2013
nach Zahlbetragsklassen in %
Männer
Eine Erwerbsminderungsrente
schützt nicht vor Armut
Noch schlechter sieht es bei den Erwerbsminderungsrentnerinnen und -rentnern aus. Mehr als
87,1 % der Frauen und 72,6 % der Männer bleiben mit Beträgen von bis zu 900 E unterhalb der
Armutsgefährdungsschwelle. Nur wenige erreichen
ein Niveau über 1.200 E. Bei den Männern sind es
immerhin 7,2 %, bei den Frauen lediglich 1,8 %.
Frauen
über 1.200 E
7,2 %
1,8 %
Armutsgefärdungsschwelle
Bayern 2013 = 973 E*
900 – 1.200 E
20,1 %
11,1 %
600 – 900 E
31,2 %
37,1 %
300 – 600 E
27,7 %
34,2 %
unter 300 E
13,7 %
15,8 %
* Einpersonenhaushalt bei 60 % des Medians der Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung.
Abzurufen unter www.amtliche-sozialberichterstattung.de
Rentenreport Bayern 2014 15
6.Rentenhöhe in den bayerischen Regierungsbezirken
Altersrente Männer
Rentenzugang 2013
Oberfranken
Unterfranken
Mittelfranken
Oberpfalz
nbis 930 E
n930 bis 970 E
nüber 970 E
Niederbayern
Schwaben
Oberbayern
16 Rentenreport Bayern 2014
Altersrente Frauen
Rentenzugang 2013
Oberfranken
Unterfranken
Mittelfranken
Oberpfalz
nbis 450 E
n450 bis 500 E
nüber 500 E
Niederbayern
Schwaben
Oberbayern
Kartengrundlage:
Wikimedia Commons
Rentenreport Bayern 2014 17
7.Rentenhöhen regional
Regionaler Durchschnittszahlbetrag Männer
Rentenzugang 2013 (Rente wegen Alters)
Rhön-Grabfeld
Coburg (Lkr.)
Coburg
Kronach
Hof
Hof (Lkr.)
Bad Kissingen
Aschaffenburg
(Lkr.)
Aschaffenburg
Main-Spessart
Lichtenfels
Hassberge
Schweinfurt
Bamberg (Lkr.)
Schweinfurt (Lkr.)
Bayreuth
Bamberg
Miltenberg
Würzburg
Tirschenreuth
Bayreuth
(Lkr.)
Kitzingen
Erlangen
Neustadt a. d. AischBad Windsheim
Neustadt a.
d. Waldnaab Weiden
Forchheim
ErlangenHöchstadt
Würzburg
(Lkr.)
Fürth
NürnFürth (Lkr.) berg
AmbergSulzbach
Nürnberger
Land
Amberg
Schwandorf
Schwabach
Ansbach
nunter 800 E
n800 bis 900 E
n900 bis 1.000 E
nüber 1.000 E
Wunsiedel
Kulmbach
Roth
Ansbach
(Lkr.)
Cham
Neumarkt
Regensburg
(Lkr.)
Regensburg
WeißenburgGunzenhausen
Eichstätt
NeuburgSchrobenhausen
Dillingen
a. d. Donau
Augsburg
(Llr.)
Günzburg
Memmingen
Kaufbeuren
Kempten
Oberallgäu
Bei den angegebenen Werten handelt es sich
um Durchschnittsbeträge, die von verschiedenen
Faktoren beeinflusst werden. Die Werte geben eine
Orientierung, jedoch nur bedingt die tatsächliche
Rentenhöhe von ArbeitnehmerInnen mit langer
DingolfingLandau
Passau
Landshut
Rottal-Inn
Freising
Dachau
Erding
Mühldorf
a. Inn
Altötting
Ebersberg
Landsberg Starnberg
a. Lech
München
(Lkr.)
Rosenheim (Lkr.)
GarmischPartenkirchen
Traunstein
Rosenheim
WeilheimSchongau
Ostallgäu
Lindau
18 Rentenreport Bayern 2014
Landshut
(Lkr.)
Pfaffenhofen
a. d. Ilm
FürstenfeldMünchen
bruck
Unterallgäu
FreyungGrafenau
Deggendorf
Ingolstadt
AichachFriedberg
Augsburg
NeuUlm
Straubing
Kelheim
Donau-Ries
Regen
StraubingBogen
Bad TölzWolfratshausen
Miesbach
Versicherungsdauer wieder. Nicht berücksichtigt
wird beispielsweise der Familienzusammenhang
oder weitere Einkünfte einzelner Rentnerinnen und
Rentner.
Berchtesgadener
Land
Passau
(Lkr.)
Regionaler Durchschnittszahlbetrag Frauen
Rentenzugang 2013 (Rente wegen Alters)
Rhön-Grabfeld
Coburg (Lkr.)
Coburg
Kronach
Hof
Hof (Lkr.)
Bad Kissingen
Aschaffenburg
(Lkr.)
Aschaffenburg
Main-Spessart
Lichtenfels
Hassberge
Schweinfurt
Bamberg (Lkr.)
Schweinfurt (Lkr.)
Bayreuth
Bamberg
Miltenberg
Würzburg
Kitzingen
Neustadt a.
d. Waldnaab Weiden
Forchheim
ErlangenHöchstadt
Erlangen
Neustadt a. d. AischBad Windsheim
Fürth
NürnFürth (Lkr.) berg
AmbergSulzbach
Nürnberger
Land
Amberg
Schwandorf
Schwabach
Ansbach
Roth
Ansbach
(Lkr.)
Cham
Neumarkt
Regensburg
(Lkr.)
Regensburg
WeißenburgGunzenhausen
Dillingen
a. d. Donau
Augsburg
(Llr.)
Günzburg
Landshut
(Lkr.)
Pfaffenhofen
a. d. Ilm
Memmingen
Kaufbeuren
Kempten
Oberallgäu
Passau
Rottal-Inn
Freising
Passau
(Lkr.)
Dachau
Erding
Mühldorf
a. Inn
Altötting
Ebersberg
Landsberg Starnberg
a. Lech
München
(Lkr.)
Rosenheim (Lkr.)
GarmischPartenkirchen
Traunstein
Rosenheim
WeilheimSchongau
Ostallgäu
Lindau
DingolfingLandau
Landshut
FürstenfeldMünchen
bruck
Unterallgäu
FreyungGrafenau
Deggendorf
Ingolstadt
AichachFriedberg
Augsburg
NeuUlm
Straubing
Kelheim
NeuburgSchrobenhausen
Regen
StraubingBogen
Eichstätt
Donau-Ries
Kartengrundlage:
Wikimedia Commons
Tirschenreuth
Bayreuth
(Lkr.)
Würzburg
(Lkr.)
nunter 450 E
n450 bis 500 E
n500 bis 550 E
n550 bis 600 E
nüber 600 E
Wunsiedel
Kulmbach
Bad TölzWolfratshausen
Miesbach
Bei den angegebenen Werten handelt es sich
um Durchschnittsbeträge, die von verschiedenen
Faktoren beeinflusst werden. Die Werte geben eine
Orientierung, jedoch nur bedingt die tatsächliche
Rentenhöhe von ArbeitnehmerInnen mit langer
Berchtesgadener
Land
Versicherungsdauer wieder. Nicht berücksichtigt
wird beispielsweise der Familienzusammenhang
oder weitere Einkünfte einzelner Rentnerinnen und
Rentner.
Rentenreport Bayern 2014 19
8.Wann gehen die Menschen in Altersrente?
Durchschnittliches Rentenalter steigt
Im Durchschnitt erhalten die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer in Bayern 2013 mit 64 Jahren
eine Altersrente. Das sind fast 1,5 Jahre später als
noch 2003. Damals betrug das durchschnittliche
Renteneintrittsalter 62,55 Jahre.
Frauen über dem Durchschnitt
Die Frauen liegen mit 64,1 Jahren leicht über dem
Renteneintrittsalter der Männer.
Das Rentenzugangsalter in Bayern steigt tendenziell. 2013 lag es bei durchschnittlich 64,05 Jahren.
Bei dieser Steigerung ist zu beachten, dass in den
letzten Jahren vermehrt gesetzliche Eingriffe mit
dem Ziel einer längeren Erwerbsarbeit erfolgten.
Angefangen bei der Einführung und Ausweitung
von Abschlägen bei vorzeitigem Rentenbeginn bis
hin zur Rente mit 67. Da gleichzeitig das Rentenniveau weiter abgesenkt wurde, stellt sich für
viele Menschen die Frage ob sie sich ein früheres
Ausscheiden aus der Erwerbsarbeit überhaupt
leisten können. Die Entwicklung des Netto-Rentenniveaus vor Steuern6 weist aus, dass dieses seit
1985 mehr oder minder kontinuierlich gesunken
ist. Lag es 1985 noch bei 57,4 % und im Jahre
2000 bei 52,9 %, errechnet sich für 2013 ein Wert
von 48,8 %. Sollte es nicht zu politischen Veränderungen kommen, wird dieser Wert weiter auf dann
43 % im Jahr 2030 abgesenkt.7
Zugangsalter Altersrenten Bayern
2003
2008
65 Jahre
64,1 Frauen
64 Jahre
63,2
62,9
62,9
63,2
63 Jahre
62 Jahre
61 Jahre
60 Jahre
Das Rentenniveau soll weiter sinken.
Was bedeutet das?
Würde das abgesenkte Rentenniveau von 43 %
heute schon gelten, würde der „Eckrentner“ (mit
45 Beitragsjahren und dem durchschnittlichen Entgelt von 2.695 E) statt 1.263 E nur noch 1.086 E
erhalten.
Ein Minus von 177 E im Monat.
Durchschnittsverdienende müssten dabei mindestens 33 Jahre ununterbrochen sozialversicherungspflichtig beschäftigt sein, um eine Rente in Höhe
der Grundsicherung zu erhalten. Beschäftigte mit
einem Einkommen von 2.000 E müssten mehr als
43 Jahre arbeiten, um auf diese Höhe zu kommen.8
6) Das Netto-Rentenniveau beschreibt das prozentuale Verhältnis der Nettorente eines Standardrentners (das ist ein Rentner mit
45 Beitragsjahren als Durchschnittsverdiener) gegenüber dem jeweils aktuellen Nettoarbeitsentgelt eines Durchschnittsverdieners
bzw. einer Durchschnittsverdienerin.
Auf Grund der stufenweisen Einführung der nachgelagerten Besteuerung von Renten kann nicht mehr für alle Rentenzugangsjahre
ein einheitliches Nettorentenniveau ausgewiesen werden. Stattdessen wird ein Rentenniveau ohne Berücksichtigung von Steuern als
Verhältnis zwischen Standardrente (45 Entgeltpunkte) - vermindert um die Sozialabgaben der Rentner - und dem Durchschnittsentgelt - vermindert um die durchschnittlich geleisteten Beiträge der Arbeitnehmer zur Sozialversicherung sowie um den durchschnittlichen Aufwand zur geförderten privaten Altersvorsorge - ausgewiesen. Sowohl beim Arbeitnehmer als auch beim Rentner werden die
zu zahlenden Steuern nicht berücksichtigt.
7) www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Alter-Rente/Datensammlung/PDF-Dateien/abbVIII37.pdf
8) DGB-Berechnungen aus dem Jahr 2013. Siehe auch weitere Beispielrechnungen unter www.ichwillrente.net
20 Rentenreport Bayern 2014
2013
64,0 Männer
9.Wann gehen die Menschen in Erwerbsminderungsrente
und wie hoch ist sie?
Zugangsalter Erwerbsminderungsrente Bayern
2003
2008
52 Jahre
51,6 Männer
51,1
51 Jahre
50,7
50,5 Frauen
50 Jahre
49 Jahre
2013
49,5
49,6
48 Jahre
47 Jahre
Das Renteneintrittsalter der Erwerbsminderungsrentnerinnen und -rentner steigt geringfügig an
und folgt damit dem allgemeinen Trend. 2003
belief sich das durchschnittliche Alter auf 50,3
Jahre, während es 2013 schon 51,05 Jahre waren.
Frauen gehen durchschnittlich knapp über ein Jahr
früher in Rente als Männer und müssen demnach
auch diese Zeit länger mit einer vergleichsweise
niedrigen Rente leben.
Von den neuen Erwerbsminderungsrentnerinnen
und -rentnern müssen nahezu alle lebenslange
Abschläge hinnehmen. Bei den Männern betrifft
dies 96 % im Jahr 2013. Bei den Frauen 96,6 %.
Durchschnittlich waren dies 33,5 Abschlagsmonate
bei Männern im Jahr 2013 und 34,9 bei Frauen. Je
nach Eintrittsalter in die Erwerbsminderung müssen
die Menschen Abschläge von bis zu 10,8 % in Kauf
nehmen.
Rentenreport Bayern 2014 21
Entwicklung der Erwerbsminderungsrenten in Bayern
Männer
782 E
1996
582 E
783 E
706 E
680 E
668 E
646 E
651 E
692 E
2000
2002
2004
2006
2008
2010
2013
604 E
576 E
573 E
574 E
562 E
568 E
595 E
Frauen
Männer
Die Erwerbsminderungsrenten befinden sich auf
einem äußerst niedrigen Niveau. Wie in der Grafik
zu erkennen ist, erhalten Männer im Jahr 2013 eine
Erwerbsminderungsrente von 692 E. Im Jahr 2000
kamen Männer hingegen noch auf durchschnittlich
783 E.
Frauen
Frauen bewegen sich auf einem noch niedrigeren
Niveau. 2013 bekamen sie im Schnitt 595 E. Auch
hier kam es im Vergleich zum Jahr 2000 zu einer
Verschlechterung.
Leichte Verbesserung der Rentenhöhe
Mit dem Rentenpaket 2013 ist die Zurechnungszeit
um zwei Jahre verlängert worden. Sie endet mit
Vollendung des 62. Lebensjahres. Das heißt: Erwerbsgeminderte werden so gestellt, als ob sie mit
ihrem bisherigen durchschnittlichen Einkommen
bis zum 62. statt wie bisher bis zum 60. Lebensjahr
weitergearbeitet hätten. Die Neuregelung gilt für
alle Erwerbsminderungsrenten mit einem Beginn
nach dem 30. Juni 2014.
22 Rentenreport Bayern 2014
Neben der Länge der sogenannten Zurechnungszeit ist für die Höhe einer Erwerbsminderungsrente
auch das Einkommen maßgeblich. Krankheit bringt
allerdings schon vor dem Renteneintritt Einkommenseinbußen mit sich, weil vielleicht nur eine
Teilzeitbeschäftigung oder gering bezahlte Beschäftigung ausgeübt werden konnten.
Die letzten vier Jahre vor Eintritt der Erwerbsminderung werden für die Bewertung der Zurechnungszeit herausfallen, wenn dies für den Versicherten
günstiger ist. Das heißt: Einkommenseinbußen in
den letzten vier Jahren vor Eintritt der Erwerbsminderung wirken sich zukünftig nicht mehr negativ
auf die Höhe der Erwerbsminderungsrente aus.
Im Durchschnitt bedeuten die gesetzlichen Verbesserungen ein Plus bei der Erwerbsminderungsrente
von rund 40 E im Monat.
10. Welche Ursachen führen zu Erwerbsminderungsrenten
Hauptdiagnosen für EM-Rentenzugänge 2002 - 2013 Bayern
Männer
15,5 %
Frauen
14,5 %
2013
Skelett/Muskeln
25,8 %
Psychische Leiden auf dem Vormarsch
2013
Seit Jahren steigen die psychischen Diagnosen bei
den Erwerbsminderungsrenten an. 2002 gingen
in Bayern knapp 30 % der Erwerbsminderungsrentnerinnen und -rentner wegen dieser Leiden in
Rente. 2013 waren es bereits über 40 %. Damit
waren 2013 psychische Erkrankungen die häufigste
Diagnoseart für Erwerbsminderungsrenten.
22,8 %
2002
12,9 %
5,6 %
Herz/Kreislauf
16,3 %
14,4 %
2002
2013
Frauen stärker betroffen als Männer
7,3 %
14,9 %
Neubildungen
12,4 %
34,2 %
2002
Ein Blick auf die Diagnosen der Erwerbsminderungsrentnerinnen und -rentner zeigt die Auswirkungen veränderter Arbeitsbedingungen. Angst
um den Arbeitsplatz, Arbeit unter Zeitdruck und
unsichere Arbeitsplätze werden für die Menschen
zu immer größeren Belastungen, die sich in Krankheiten niederschlagen können.
14,8 %
46,3 %
2013
Betrachtet man die Zugänge 2013 in Erwerbsminderungsrente, ist es auffällig, dass der Anteil von
Frauen mit der Diagnose „psychische Erkrankung“
bei 46,3 % lag, bei den Männer dagegen „nur“ bei
34,2 %. Während sich Diagnosen wie Neubildungen oder Skelett- und Muskelerkrankungen nicht
größer geschlechtsspezifisch unterscheiden, zeigen
sich neben den psychischen Erkrankungen gerade
auch beim Komplex Herz/Kreislauf größere Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Bei letzterem
sind nach wie vor Männer stärker betroffen.
Psychische
Erkrankungen
22,9 %
2002
23,0 %
2013
36,4 %
18,7 %
Sonstige
Diagnosen
22,6 %
2002
18,7 %
Rentenreport Bayern 2014 23
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