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11.04.2007
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Ausgabe 2 – April 2007
Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW
Firmenporträt
Schwerpunkt
Setbericht
Torus
Filmvermittlung
Ironman
Dreharbeiten
1
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AB 19. APRIL IM KINO
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16:15 Uhr
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Inhalt
Schwerpunkt: Filmvermittlung
Sehen und
begreifen
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Meldungen
Branche, Aus- und Weiterbildung, Kinos, Festivals, Preise
10
Klänge mit Kontinuität
Porträt: Torus Filmtonpostproduktion
10
MEDIA: ACE öffnet Türen
12
NRW an der Spree
Die Empfänge auf der Berlinale
Schwerpunkt:
Filmvermittlung
14
n der zehnten Klasse hatte ich eine Lehrerin, die
manchmal etwas – wie soll man sagen – schulmüde war. Wenn sie keine Lust auf Unterricht hatte, organisierte sie aus unserem Physikraum einen
Fernseher samt Videorecorder, drückte einem von
uns Schülern zwei Mark in die Hand und schickte ihn in die nächste Videothek. So habe ich das
erste Mal „Apocalypse Now“ gesehen, leider nur
die ersten 45 Minuten, dann war die Stunde zu
Ende. Waren das in den frühen 80ern schon die
Anfänge der Filmvermittlung, über die jetzt so viel
geredet wird?
Filmvermittlung an der
Schule ist seit einiger Zeit ein
großes Thema. Im August veranstaltet die Staatskanzlei NRW
gemeinsam mit der FIlmstiftung
eine Fachtagung zum Thema. Es
gibt Schulfilmwochen, DVDs
mit Unterrichtsmaterialien und
Sondervorführungen für Schulklassen, wie sie zum Beispiel
das Central Kino im ostwestfälischen Borgentreich organisiert.
Auf der Didacta, die Anfang
März in Köln stattfand, war davon allerdings noch wenig zu
merken. Zu den wenigen Anbietern, die sich auf der Messe
vorstellten und Filmvermittlung im Programm
hatten, gehörten etwa der WDR, die Bundeszentrale für politische Bildung und der Schulbuchverlag Cornelsen. Bei anderen namhaften
Verlagen erhielt man auf Nachfrage die durchaus freundlich gemeinte Auskunft: „Gucken Sie
mal da vorne, da ist unser Tisch fürs Sammelsurium.“
Die Filmbranche hat – scheinbar im Gegensatz zu den Produzenten von Lerninhalten – naturgemäß ein Interesse daran, Schüler, Film und
Kino früh aneinander zu gewöhnen. Sie erhofft
sich durch die Kontakte zu den Schulen eine frühe Bindung zukünftiger Kinobesucher. Das ist
so, als wenn ein Golfclub für Golf als Schulsport
plädiert, um die Auslastung seines Platzes zu erhöhen – völlig legitim, aber es reicht nicht. Wer
ernsthaft eine Beschäftigung mit Film in der
Schule fordert, muss die Kinder als Filmseher
ernst nehmen.
So sieht es auch Alain Bergala. Der französische Filmkritiker und Filmemacher hat 2000
dem damaligen französischen Kulturminister
Jack Lang geholfen, den Film als Kunstform in
den Unterricht französischer Schulen zu integrie-
I
ren. Seine Erfahrungen aus dieser Zeit hat Bergala in seinem Buch „Kino als Kunst“ niedergeschrieben, aus dem wir im Newsletter Teile des
Kapitels „Lob des Ausschnitts“ abdrucken. Außerdem sprechen wir mit Thomas Krüger von
der Bundeszentrale für politische Bildung und
mit Christina Rutsch. Sie ist Lehrerin an einem
Kölner Gymnasium und hat im letzten Halbjahr
mit ihrer Klasse Erfahrungen mit dem Film „Billy Elliot“ gesammelt. Passend dazu beantworten wir die Frage, welche Freiheiten die Lehr-
Die Sinne öffnen
Interview mit Thomas Krüger, Bundeszentrale für politische Bildung
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Fremdsprache Film
Interview mit der Gymnasiallehrerin Christina Rutsch
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Lob des Ausschnitts
Von Alain Bergala
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Freistunden für Film?
Welchen Raum lassen Lehrpläne für die Filmvermittlung?
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Die Schüler nicht unterschätzen
Interview mit Marc Rothemund und Michael Loeken
18
Öffentlich oder privat?
Nutzungsrechte an der Schule
19
Learning by Doing
Anleitungen zum Selberfilmen
20
Dr. Specht sagt Ja zum Film
Filmvermittlung in NRW
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Fit für die Filmvermittlung
Fortbildung und Filmverleih
Ulrich Thomsen und Jessica Schwarz in „Der Liebeswunsch“, Foto: NFP
pläne für solche Aktionen derzeit überhaupt lassen, stellen die Initiativen vor, die sich in NRW
um die Zusammenarbeit zwischen Schule und
Kino verdient machen, klären die urheberrechtlichen Voraussetzungen und fragen die Regisseure Marc Rothemund und Michael Loeken,
was sie erleben, wenn sie ihre Filme „Sophie
Scholl“ und „Losers and Winners“ vor Schulklassen zeigen.
Darüber hinaus bietet das Heft natürlich
auch die bewährten Informationen aus der und
über die Branche in NRW mit Meldungen und
aktuellen Dreharbeiten sowie einem bildreichen
Rückblick auf die NRW-Empfänge während der
Berlinale. Außerdem starten wir in diesem Heft
eine neue Reihe, in der wir Filmfachfirmen aus
Nordrhein-Westfalen vorstellen. Den Auftakt
macht die Torus Filmtonpostproduktion, die in
der Kölner Südstadt eine geschichtsträchtige
Heimat gefunden hat.
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht
Rüdiger Bertram
Chefredakteur
Editorial – [email protected]
21
Das sollte man gesehen haben
Der Filmkanon der Bundeszentrale für politische Bildung
22
Zwischen den Extremen
Am Set von „Ironman“
24
Dreharbeiten in NRW
27
Mit besten Empfehlungen
Der Unbequeme, Der große Ausverkauf, Dol, Valley of Flowers,
Vollidiot, Der Liebeswunsch, El Custodio, Crash Test Dummies,
Shooting Dogs
28
Location: Aachen
21
Impressum
Schwerpunkt Juni
Int. Filmkongress
Der nächste Newsletter erscheint im Juni in Vorbereitung auf den Internationalen Filmkongress,
den die Filmstiftung NRW ab dem 16. Juni im
Rahmen des Medienforum NRW in der Kölner
Messe veranstaltet. Ab dem 8. Juni ist das Heft
online unter www.filmstiftung.de zu finden.
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Prävention am Drehort: Bloß keine Macken!, Foto: Motivschutz
Schützt das Motiv!
Rif Film unterwegs
„Wegen unserer jahrelangen Mitarbeit bei Filmprojekten wissen wir, dass an jedem Drehort
Schäden entstehen“, sagt Jan Feil. „Wenn ein
30-köpfiges Filmteam unterwegs ist, hinterlässt
es zwangsläufig Spuren.“ Schadensbegrenzung
beim Dreh durch Prävention ist deshalb die Geschäftsidee von Feil und seinem Kompagnon
Wolfgang Ennenbach – zusammen sind sie
die frisch gegründete Motivschutz GbR.
„Viele Schäden können ohne großen Aufwand
verhindert werden“, so Ennenbach. Das Team
bietet dazu Beratung und Service zur Schadensvermeidung an. Darüber hinaus zielt die Geschäftsidee auf den reibungslosen Ablauf des
Drehs – auch das hilft Geld sparen. Das Angebot (www.motivschutz.tv) richtet sich übrigens nicht nur an Produktionsfirmen, sondern
auch an Motivgeber und Versicherungen.
Motivschutz GbR, Tel. (0221)
4924743; [email protected]
Den Spuren von Jimi Hendrix folgt die Kölner Rif Film mit ihrem Kinodokumentarfilm
„Hotel Hendrix“. Darin erzählt Daniel Gräbner vom wilden Leben in Marokko und den
Mythen um die Musikerlegende. Das Projekt ist
für das Drehbuch-Pitching des „European Documentary Network“ auf dem Filmfestival „Visions du Réel“ am 24. April in Nyon in der
Schweiz ausgewählt worden.
Außerdem recherchiert Rif Film, die neben
Produktion und Verleih auch einen Fullservice
im arabischen Raum anbietet, derzeit das Projekt „Dope“ von Regisseur Holger Ernst – einen von Wim Wenders produzierten Spielfilm um das Haschisch-Business in Marokko. Inspiriert wurde der Film übrigens von Gräbners
Kinodokumentarfilm „Haschisch“. Für Mai ist
dann der Dreh der Dokumentation „Mogadischu Welcome“ für die MPR Film- und
Fernsehproduktion geplant. Aktuell ist Rif
Film-Produzent Kamal El Kacimi mit Regisseur Maurice Philip Remy auf Location-Suche in Casablanca.
Rif Film, Tel. (0221) 8009435;
[email protected]
Enigma Film neu in Köln
Die in München beheimatete Enigma Film ist
fortan auch in Köln mit einer Dependance vertreten, die derzeit bereits mit den Dreharbeiten
der Kinoproduktion „Ironman“ (siehe Setbericht
Seite 22) beschäftigt ist. Betreut wird das Kölner Büro von Producerin Janna Velber. Die
Absolventin des 1. Jahrganges „Kreativ Produzieren“ der ifs internationale filmschule
köln war nach ihrem Studium Trainee von Tom
Spieß bei Little Shark und zuletzt Producerin bei Cameo Film. Velber möchte die Ausrichtung der Dependance auf drei Gebiete konzentrieren: Anders als in München soll Enigma
Film Köln den Kinodokumentarfilm zum Schwerpunkt haben, zum zweiten sind im größeren
Rahmen Buchverfilmungen geplant sowie eine
Reihe von Debütfilmen.
Drei Erstlingswerke von
ehemaligen Regiestudenten der ifs befinden Janna Velber,
sich bei Velber bereits in Foto: privat
der Entwicklung.
In einem Gemeinschaftsbüro mit Bettina
Brokempers Heimatfilm ist Janna Velber
in der Lichtstraße 50 in 50825 Köln zu erreichen,
wo sie zurzeit noch alleine wirkt. Doch das soll
sich „über kurz oder lang“ ändern.
Enigma Film, Tel. (0221) 5397598;
[email protected]
Köln: Stranger than Fiction
„Full Metal Village“:
40.000 Heavy MetalFans stürmen ein holsteinisches Dorfidyll,
Foto: Flying Moon
…lautet der Titel des kleinen, aber feinen Dokumentarfilmfestivals, das die
Kino Gesellschaft Köln gemeinsam mit der dokumentarfilminitiative vom 18. bis zum 25. April in Köln veranstaltet. Im Filmforum NRW
im Kino im Museum Ludwig und in der Filmpalette präsentiert das Festival Dokus, die in Deutschland bislang gar nicht oder nur auf Festivals zu
sehen waren. Zum Programm gehören u.a. der diesjährige Max Ophüls-Sieger „Full Metal Village” von Sung-Hyung Cho, das Flussporträt „Kongo
River“ von Thierry Michel und das Fußballerporträt „Zidane: A 21st Century Portrait” von Douglas Gordon und Philippe Parreno. Das komplette Programm mit vielen weiteren Filmevents der Kino Gesellschaft Köln
finden Sie auf der neuen Website www.kinogesellschaftkoeln.de.
Kino Gesellschaft Köln, Tel. (0221) 4694240;
[email protected]
Aus NOB Studios wird nobeo
Die NOB Studios GmbH in Hürth firmiert ab
April unter dem neuen Namen nobeo GmbH.
Der Technikdienstleister für Fernsehproduktionen, der seit 2004 zur niederländischen UBF
Media Group gehört, vollzieht damit auch namentlich die Trennung vom früheren Mutterhaus NOB in Hilversum. Zugleich investiert nobeo in die Fernsehproduktionstechnik und die
bauliche Infrastruktur.
So steht jetzt mit der neuen Regie 6 die erste HD-Festregie in Deutschland zur Verfügung.
Nobeo-Sprecher Hans-Jörg Seibold: „Wir
sind damit der einzige deutsche Studiodienstleister, der seinen Kunden hochauflösende Stu-
4
dioproduktionen mit einer fest installierten Regie anbieten kann.“ Unter den vielen besonderen Features, mit denen die Regie von Studio 6
aufwarten kann, befindet sich auch das erste LAWO mc290 Audiomischpult überhaupt.
Das neu errichtete Lofthaus auf dem Studiogelände bietet nach nur sechs Monaten Bauzeit 1.400 qm Büroraum – teilweise mit Terrasse – sowie im Erdgeschoss Platz für ein neues
großes AV-Lager, Werkstätten und mehrere ÜWagen. Das gesamte Portfolio unter www.
nobeo.de.
Nobeo, Tel. (02233) 9690;
[email protected]
(dub)dolls: Babylon
war gestern
Wenn das Drehbuch übersetzt werden muss,
Untertitel fehlen oder es beim Hauptdarsteller
mit dem passenden Akzent hakt, versprechen
Corinne Le Hong und Catherine Riva Hilfe. Mit ihrer Agentur (dub)dolls, die in Köln
und in Winterthur beheimatet ist, bieten sie
Film-Übersetzungen und Dialogue Coaching in
verschiedenen Sprachen an. Als binationale
Plattform stützen sich die beiden filmerfahrenen Übersetzerinnen auf ein internationales
Netzwerk aus sorgfältig ausgewählten Autoren,
Übersetzern und Coaches. Bislang betreute die
Agentur rund zwanzig Filmprojekte, darunter
NRW-Produktionen wie „Within the Whirlwind“
und „Das Vaterspiel“ für Tatfilm, „La Traque“
für Pandora und „Tarragona“ für Zeitsprung. Bei der Produktion „Vivere“ der Kölner Elsani Film hat die Agentur das Dialogue
Coaching übernommen. Weitere Infos unter
www.dubdolls.com.
(dub)dolls, Tel. (0221) 965 9066;
[email protected]
Synergien bei
Jondral
Mit ihrer neuen angeschlossenen Marketing
und Produktionsfirma Paper-Boy Production will Jondral Künstler-Management in
Zukunft Synergien zwischen Management, Produktion, Marketing und Sponsoring nutzen. Geschäftsführer Marc Niki Jondral plant außerdem, die Zahl seiner Klienten (u.a. Janina
Kunze, Martin und Dustin Semmelrogge, Peter Nottmeier) zu vergrößern und sein
Management-Angebot auf Moderatoren zu erweitern. Auch personell expandiert die Kölner
Firma: Ab August bietet Jondral Künstler Management zwei Beschäftigten Ausbildungsplätze zur Kauffrau für audiovisuelle Medien. Zur
Zeit sind sieben Mitarbeiter beschäftigt. Aktuelle Infos unter: www.jondral.de
Jondral Künstler-Management,
Tel. (02234) 9467613; [email protected]
Camcar neu in
Düsseldorf
Jetzt gibt es auch am Medienplatz Düsseldorf
einen Komplett-Anbieter, der für Film- und Videoproduktionen aller Art jede nur denkbare
Technik bereithält. Zum Monatsbeginn haben
Frank und Oliver Graff, Geschäftsführer des
Kölner Dienstleisters Camcar OHG, im Industriehafen (gleich hinterm Medienhafen) eine
Dependance eröffnet. Das Angebots-Spektrum
reicht von Video- und Filmkameras und der gesamten Optik- und Zubehörpalette über Licht
und Grip bis zu Audio-Aufnahmetechnik und
Messtechnik. Oliver Graff: „Wir können von der
DV-Produktion bis zur hochkarätigen Werbung
auf HD und 16 mm alles bedienen.“ Für den Service vor Ort halten sich in der Fringsstraße 5 Disponent Gerd Kenkenberg und Techniker
Christoph Schlüter bereit. Das Komplett-Angebot ist unter www.camcar.de einsehbar.
Camcar Düsseldorf,
Tel. (0211) 5422210; [email protected]
[email protected]
– Meldungen
Die Strandseite des German Pavilion in Cannes,
Foto: Filmstiftung NRW
Au revoir à Cannes
Vom 16. bis zum 27. Mai findet in diesem Jahr
das Festival de Cannes statt. Auch die Filmstiftung NRW präsentiert sich und ihre Arbeit an der Croisette: im International Village des
Marché du Film. Direkt neben dem Festival Palais gelegen, lädt der Deutsche Pavilion zu Gesprächen oder einer Auszeit vom Festivalrummel. Organisiert wird der German Pavilion seit
sieben Jahren von German Films und Focus
Germany, dem Zusammenschluss der sieben
großen, deutschen Filmförderungen.
Wechsel bei den
Anrheinern
Arnd Mayer ist der Neue bei Zieglerfilm
Köln. Er kommt für Imogen Nabel, die dort
als Producerin der WDR-Serie „Die Anrheiner“
tätig war und nun zur Colonia Media wechselt. Mayer war zuletzt Storyliner der TV-Serie
„Unter uns“, die von Grundy UFA produziert
wird. „Anrheiner“-Erfahrung hat er bereits 2004
gesammelt, als er für die Serie als Script- und
Story-Editor tätig war.
Ende Februar stimmte der WDR-Rundfunkrat der Vertragsverlängerung für drei weitere Staffeln (120 Folgen) der „Anrheiner“ zu.
Die 1998 gestartete Weekly wird somit mindestens bis 2010 weiterlaufen.
Zieglerfilm Köln, Tel. (0221) 2727260;
[email protected]
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Hörspielpreis der
Kriegsblinden
Schorsch Kamerun ist der Preisträger des 56. Hörspielpreises der Kriegsblinden/ Preis für Radiokunst. Der Gründer und Sänger der Hamburger
Punkband „Die goldenen Zitronen“ erhält die Auszeichnung für sein Hörspiel „Ein Menschenbild, das in seiner Summe null ergibt“, das vom WDR produziert und
im September 2006 uraufgeführt wurde.
„Schorsch Kamerun zeichnet das bestürzende Porträt einer Generation, die zwischen Mediengeschwätz,
Lifestylemode und Kaufwelt, zwischen verordneter
Wahlfreiheit und allgemeiner Beliebigkeit keine Chance auf ein originales Leben, auf authentische Wünsche
hat. Kameruns Menschen leben in einer indirekten
Welt, zugeschüttet mit einem Übermaß an Null-Information. Dieses irritierende Stück Gesellschaftskritik
überzeugte in der Radikalität der Aussage und dem
souveränen Gebrauch des Mediums Radio“, lobte die
Jury, die sich unter Vorsitz von Anna Dünnebier auf
Einladung des Schweizer Radios DRS Anfang März
erstmals in Zürich traf. Vergeben wird die renommier„Radikalität der Aussage“: Schorsch Kamerun
te Auszeichnung von der Filmstiftung NRW und
im WDR-Rockpalast als Frontman der „Goldedem Bund der Kriegsblinden e.V.
nen Zitronen“, Foto: WDR/T. von der Heiden
Ehe der 1963 geborene Schorsch Kamerun den
Preis am 4. Juni im Plenarsaal des Bundesrates in Berlin entgegennimmt, feiert sein neues Theaterstück „Der kleine Muck ganz unten” am 18. April an der Berliner Volksbühne Premiere.
Filmstiftung NRW, Tel. (0211) 930500; [email protected]
„grenzenlos film“: Der Internationale
Filmkongress im Rahmen des medienforum.nrw
Vom 16. bis 19. Juni 2007 lädt die Filmstiftung NRW zu einer erneuten Ausgabe des Internationalen Filmkongresses nach Köln.
Unter dem Stichwort „grenzenlos film” werden
in vier Diskussionsrunden aktuelle Aspekte rund
um das Filmemachen in der Welt aufgegriffen:
Betrachtet wird unter anderem, welche internationalen Geschichten und Kooperationen uns
derzeit und zukünftig bewegen, welchen Stellenwert eine Filmnation in ihren Nachbarländern
besitzt und wie sich die Finanzierung von Filmprojekten, z.B. durch das Rabattmodell der
Filmförderungsanstalt, entwickelt hat. Bei
den „KinoSpecials“ stellen Filmschaffende in Previews nationale und internationale Produktio-
nen vor, und am 19. Juni findet das Koproduktionstreffen „Made in NRW“ statt, in Kooperation mit der MEDIA Antenne Düsseldorf
und dem europäischen Produzentenprogramm
ACE. Im Zentrum dieses Treffpunkts für Produzenten aus ganz Europa stehen Pitchings ausgewählter Projekte (Anmeldeschluss: 25.
April).
Das Programm sowie Informationen zu den
KinoSpecials und dem Koproduktionstreffen gibt
es aktuell unter www.filmstiftung.de. Anmeldungen für den Internationalen Filmkongress
sind online noch bis zum 27. Mai möglich.
Filmstiftung NRW, Tel. (0211) 930500;
[email protected]
TV-Premiere:
„Die Juden“
Das Jüdische Museum in Berlin
bot Ende Februar den passenden
Ort für die Premiere der mehrteiligen TV-Dokumentation „Die
Juden – Geschichte eines
Volkes“: In Anwesenheit von
Charlotte Knobloch, der Präsidentin des Zentralrats der
Juden, präsentierte die Kölner
Produktionsfirma Gruppe 5 die
Preview in Berlin: Helfried Spitra, Dr. Günter Struve,
Preview eines Zusammenschnitts Charlotte Knobloch, Paul Wolff, Jérome Clément, Ulrich Deppendorf,
Nina Koshofer, Dr. Christoph Hauser, Uwe Kersken und
der Fernsehreihe über 3.000 JahMichael Schmid-Ospach (v.l.), Foto: Herby Sachs/WDR
re jüdischer Geschichte. Nach der
NRW-Premiere im Filmforum Köln zeigte Arte die von der Filmstiftung NRW geförderte
Reihe dann an zwei Themenabenden am 6. und 7. März erstmals im deutschen Fernsehen. Das
Erste strahlt die viel beachtete Dokumentation in sechs Teilen seit dem 11. März jeweils sonntags um 17.30 Uhr aus.
Die Telepool GmbH München kann bereits erste Erfolge bei der internationalen Vermarktung vermelden. Verträge für den DVD-Handel bestehen mit Belgien und den Niederlanden, die
TV-Rechte wurden an Finnland und Slowenien verkauft. Weitere Vertragsabschlüsse verspricht sich
der Münchner Vertrieb vom weltgrößten Fernsehmarkt MIP TV vom 16. bis 20. April in Cannes.
Meldungen – [email protected]
Berlinale-Auszeichnung für „Sweet Mud“ im Wettbewerb Generation 14plus, Foto: Berlinale 2007 / Max Kullmann
Rotterdam, Los Angeles, Berlin und anderswo
Preise für geförderte Produktionen
Auf dem Internationalen Filmfestival in Rotterdam gewann Pia Marais im Februar den „Tiger Award“. Sie erhielt den Hauptpreis des Festivals für ihren Film „Die Unerzogenen“, eine
Produktion der Kölner Pandora Film. Die Jury in Rotterdam würdigte „Die Unerzogenen“
als „nuanciertes Porträt eines jungen Mädchens,
das in einer Gesellschaft, die jede Orientierung
verloren hat, seinen Sinn finden will“. Oscar-Gewinner „Das Leben der Anderen“ bewies in Rotterdam mit dem Publikumspreis, dass er nicht
nur der Academy gefällt. Noch ehe Florian
Henkel von Donnersmarck aber in Los Angeles den Oscar erhielt, konnte sich Anfang Februar dort bereits der litauische Filmemacher
Arunas Matelis die Auszeichnung für Outstanding Directorial Achievement in Documentary der Directors Guild of America abholen. Den Preis verdiente er sich für seinen Dokumentarfilm „Before flying back to the earth“
über eine Kinder-Krebsstation in Vilnius, der von
der Kölner Tag/Traum realisiert wurde.
Auf der Berlinale punkteten in diesem Jahr
vor allem die geförderten Kinder- und Jugendfilme. Die Jury des Wettbewerbs Generation
14plus vergab ihren Gläsernen Bären an Dror
Shauls „Sweet Mud“, der von der Kölner Heimatfilm koproduziert wurde und Ende März
auch auf dem Bermuda Film Festival den
Mary-Jean Mitchell Green Award für den besten
Spielfilm erhielt. In der Kurzfilmreihe Kplus
ging der Gläserne Bär an „Menged“ von Daniel Taye Workou. Die deutsch-türkische Koproduktion „Takva“ von Özer Kiziltan, die in
der Reihe Panorama Special lief, erhielt den Preis
des internationalen Verbandes der Filmkritik FIPRESCI.
Beim Prager Dokumentarfilmfestival One
World gewann „Losers and Winners“ im März
den Hauptpreis; beim International Documentary Festival in Chicago erhielten Ulrike Franke und Michael Loeken für ihre Doku im
April den Film Critic’s Award.
Auf dem Filmfestival im argentinischen Mar
del Plata erhielten Autor Zaza Rusadze und
Regisseur Dito Tsintsadze im März den Preis
für das beste Drehbuch für „Der Mann von der
Botschaft“. Die Produktion der Kölner Tatfilm
wurde vom Verband der argentinischen Filmkritiker außerdem zum besten Film des Festivals gewählt. Sandra Hüller gewann in dem Seebad
einen „Silbernen Astor“ für ihre Rolle in „Madonnen“, einem Film der Kölner Pandora Film. In
Reims auf dem Fernsehfilmfestival schließlich gewann der ZDF-Zweiteiler „Dresden” den Hauptpreis Prix Claude Santelli.
Filmstiftung: Keine Umsatzsteuer
auf Förderdarlehen
Für steuerliche Klarheit sorgt ein Schreiben des
Finanzministeriums NRW an die Oberfinanzdirektionen Münster und Rheinland. Das Ergebnis: Förderdarlehen unterliegen nicht der Umsatzsteuer. In der Vergangenheit hatten Finanzämter, wenn es um die
Beteiligung von Fernsehsendern an geförderten
Filmprojekten ging, immer wieder andere Auffassungen vertreten. Diese Unsicherheit für die
Produzenten ist nun beendet. In dem Schreiben
heißt es: „Die gewährten Filmförderdarlehen der
Filmstiftung NRW sind umsatzsteuerrechtlich
kein Entgelt von dritter Seite für eine Leistung
(z.B. Senderechtseinräumung) des Filmproduzenten an den (jeweiligen) Sender. Auch wenn
die Darlehensrückzahlung an Bedingungen ge-
knüpft ist, deren Eintreten nicht von vorneherein sicher sind, so ändert dies nichts daran, dass
zivilrechtlich eine – umsatzsteuerlich unbeachtliche – Darlehensgewährung anzunehmen ist.“
NRW-Medienstaatssekretär Andreas
Krautscheid begrüßt die Regelung: „Die gute Nachricht für die Film- und Fernsehproduzenten in Nordrhein-Westfalen zeigt: Diese Landesregierung steht für eine starke und stabile Filmförderung.“ Die Klarstellung war durch eine Initiative der Filmstiftung NRW und der
Staatskanzlei erreicht worden.
Den vollständigen Text des Schreibens des
Finanzministeriums NRW finden Sie unter:
www.filmstiftung.de/Download/steuerliche_informationen.php
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11.04.2007
16:13 Uhr
„Arnies Welt“ holte einen von zwei
Grimme-Preisen für die Kölner Little Shark,
Foto: WDR/Spauke
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Grimme-Preis für
„Arnies Welt“
Ruhrpreis für
Komers
Migration war das große Thema der diesjährigen Grimme-Preise und das nicht nur wegen der preisgekrönten Serie „Türkisch für Anfänger“ und der WDR-Produktion „Wut“, auch
Sönke Wortmanns ausgezeichnete WMDoku „Deutschland – ein Sommermärchen“
wäre ohne Spieler mit Migrationshintergrund
wie Klose, Podolski oder Odonkor nicht
denkbar gewesen.
Wortmanns Kölner Produktionsfirma Little Shark Entertainment konnte sich Ende
März in Marl noch über einen weiteren Grimme-Preis freuen: In der Kategorie „Fiktion“ erhielten Regisseurin Isabel Kleefeld und ihre Darsteller Caroline Peters, Jörg Schüttauf und Matthias Brandt die Auszeichnung für die von der Filmstiftung NRW geförderte WDR-Produktion „Arnies Welt“. Für die
ebenfalls geförderte Dokumentation „Weiße Raben – Alptraum Tschetschenien“, die von zero one film für ZDF/Arte produziert wurde, bekamen Tamara Trampe und Johann
Feindt ebenfalls einen Grimme-Preis. Ihr Film
über russische Tschetschenien-Veteranen entstand mit Hilfe eines Gerd Ruge-Projektstipendiums der Filmstiftung NRW. Das Mercedes Benz Stipendium, das 2006 erstmals
in Marl vergeben wurde, ging in diesem Jahr an
Thomas Durchschlag für seinen Film „Allein“. In der geförderten und in Essen gedrehten WDR-Produktion der Kölner Lichtblick
spielt Lavinia Wilson eine junge Frau, die am
Borderline-Syndrom leidet.
Alle Preisträger zum Nachlesen unter
www.grimme-institut.de.
Rainer Komers, Meisterschüler der Kunstakademie Düsseldorf und seit 1981 freier Filmemacher, erhält den von der Stadt Mülheim vergebenen und mit 4.000 Euro dotierten Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft 2006. „Seinen Dokumentarfilmen –
ohne Dialog und Text – gelingt es, die Aufmerksamkeit des Betrachters in ihren Bann zu ziehen
und bis zum Ende zu fesseln“, begründete die
Jury ihre Entscheidung. Zu Komers’ Filmen gehört u.a. die Trilogie „Erdbewegung“, in der der
Mülheimer Filmemacher drei Verkehrsadern porträtiert, die durch nachindustrielle Reviere führen: eine in seiner Heimat, dem Ruhrgebiet, die
anderen in Alaska und in Indien.
Kino in Finnentrop: Gut getroffen
Der Bürgerschützenverein Finnentrop hat sich um die sauerländische Kinokultur verdient
gemacht. Nachdem der vormalige Betreiber der Schützenhof-Lichtspiele vor zwei Jahren wegen Zuschauermangels aufgegeben hatte, hielten die Schützen daran fest, dass in der vereinseigenen Immobilie weiter Kino stattfinden soll. Schützenchef Stefan Wintersohle: „Es kam aber
nur ein völlig neues Konzept mit der kompletten Überarbeitung der Einrichtung und Technik in Frage.“ Seit der Wiedereröffnung im Februar präsentiert sich das Kino (ein Saal, 172 Sitzplätze, 50erJahre-Look) in neuem Kleid mit Dolby-Surround. Mit der Gemeinde Finnentrop, der Stiftung
der Sparkasse Finnentrop, der örtlichen Kulturgemeinde und der Filmstiftung NRW hatte der Verein Partner, um die Baukosten von rund 140.000 Euro zu schultern, und mit Susanne
und Burkhard Vohwinkel fanden die Schützen erfahrene Betreiber, die bereits seit 2002 die
Weidenhof-Lichtspiele im nahen Plettenberg führen. Das aktuelle Programm der Schützenhof-Lichtspiele findet sich unter www.weidenhofplettenberg.de.
Schützenhof-Lichtspiele, Tel. (02721) 600973; [email protected]
Fritz Pleitgen im ARD-Büro in
Moskau, wo er von 1970 bis
1977 als Korrespondent tätig
war, Foto: WDR/Eberhard Aug
6
Für Helmut Brunotte, geschäftsführender
Gesellschafter der Brunotte Filmtheater
GmbH, müssen seine Kinos leicht erreichbar
sein. Deshalb sind alle sechs Cineplexe der Gesellschaft in der Region Rheinland angesiedelt.
Jetzt kommt das südsauerländische Olpe hinzu, gerade mal eine halbe Stunde Autofahrt
vom heimatlichen Bensberg entfernt. Hier lässt
der größte Mitgesellschafter der CineplexGruppe mitten in der City ein weiteres Cineplex mit fünf Sälen und über 800 Sitzplätzen
bauen.
Nach der Eröffnung im Herbst kann das
Haus auch für Matineen, Partys, Kleinkunst oder
Produktpräsentationen genutzt werden. Vor Ort
kümmert sich dann Brunottes Schwiegersohn
Peter Hebbel als Ko-Geschäftsführer der Cineplex Olpe GmbH ums operative Geschäft.
Die Neuansiedlung im ansonsten kinofreien
Nahraum Olpe wird von der Filmstiftung
NRW unterstützt.
Brunotte Filmtheater GmbH,
Tel. (02204) 40090;
[email protected]
AIM hilft beim
Ausbilden
Jördis Triebel („Emmas Glück“) auf dem Weg zum
Deutschen Filmpreis, Foto: Wüste Film/Kerstin Stelter
Deutscher Filmpreis: Lola reist
Vom 18. bis 25. April findet als Etappe auf dem
Weg zum Deutschen Filmpreis 2007 in 20
deutschen Städten das Lola Festival 07 statt.
Zu sehen sind alle nominierten Filme in den Kategorien „Bester Spielfilm“, „Bester Dokumentarfilm“ und „Bester Kinder- und Jugendfilm“.
Die Filmstiftung NRW ist mit 19 Nominierungen für sieben geförderte Filme, u.a. „Das
Parfum“, „Emmas Glück“, „Der freie Wille“ und
„Das kurze Leben des José Antonio Gutierrez“
dabei. In NRW macht das Festival in den Städten Bielefeld (Lichtwerk), Essen (Galerie Cinema) und Köln (Filmhaus Kino) Station.
Das komplette Programm mit allen Orten und
Terminen gibt es unter www.deutsche-filmakademie.de.
Deutsche Filmakademie,
Tel. (030) 2575879-0;
[email protected]
Abschied, Ehrung, Neuanfang
Mit einem Auftritt im Reisebüro der „Lindenstraße“ verabschiedete sich Fritz Pleitgen am 1. April als WDR-Intendant von seinen
Zuschauern. Knapp eine Woche zuvor war er offiziell bei einem Festakt im Funkhaus am Walraffplatz aus dem Amt geschieden. Zu den
Gästen und Rednern gehörte neben seiner Nachfolgerin Monika
Piel auch NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, der Pleitgen
wiederum fast eine Woche zuvor, am 20. März, in Dortmund den
Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen überreichte. Pleitgen war an diesem Tag nicht der einzige Medienmann, dem diese
Ehre zuteil wurde. Auch Produzent und Regisseur Sönke Wortmann sowie Entertainer Hape Kerkeling gehörten zu den insgesamt 18 ausgezeichneten Persönlichkeiten.
Wie sagt man in Köln? Niemals geht man so ganz. Auch Pleitgen bleibt Nordrhein-Westfalen erhalten: Als Leiter der Ruhr 2010
GmbH plant und koordiniert er die Aktivitäten der Kulturhauptstadt
2010 in Essen und dem Ruhrgebiet.
Kino für Olpe
Kölner Filmhaus
programmiert
Das Kölner Filmhaus programmiert sein
Filmhaus Kino künftig an zwei Tagen im Monat als Forum für Filme mit lesbisch/schwuler
Thematik, die im regulären Kinoprogramm unterrepräsentiert sind. So ist am 15. April Angelina Maccarones „Fremde Haut“ zu sehen.
Am 29. April zeigt Nicolai Alexeev, Organisator des Christopher Street Day 2006/07 in
Moskau, seine selbst produzierte Dokumentation „Moskau. CSD ´06“. Näheres unter
www.koelner-filmhaus.de.
Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 2227100;
[email protected]
[email protected]
– Meldungen
Der Projekt-Titel ist zugleich Vorgabe: „100 fürs
Rheinland – Neue Ausbildungsplätze für die Medien- und Kommunikationswirtschaft in der Region Köln-Düsseldorf“. Den Hintergrund des
Projekts erläutert Hans-Georg Bögner, Geschäftsführer der Kölner SK Stiftung Jugend
und Medien und damit des Projektträgers:
„Wenn die Unternehmen mit ihrer Personalentwicklung nicht frühzeitig den Folgen des demografischen Wandels entgegensteuern, kommt
es zu akutem Fachkräftemangel.“ Damit das Ziel
erreicht wird, unterstützt das Projektbüro des
AIM Koordinationszentrums, das seit Jahresbeginn an die Stiftung angedockt ist, insbesondere kleine, junge und in Sachen Ausbildung
unerfahrene Unternehmen.
So gibt es Hilfestellung bei der Definition der
Bewerberprofile, bei der Auswahl passender
Ausbildungsbewerber und Erstellung der betrieblichen Ausbildungspläne. Darüber hinaus
können Kontakte zu Kooperationsunternehmen
oder Verbundpartnern für die Ausbildung vermittelt werden. Mehr Info: www.100-fuersrheinland.de.
AIM Koordinationszentrum,
Tel. (0221) 5743 360;
[email protected]
Talking Heads zum
Medienforum NRW
Am 7. Mai sind Gernot Gehrke und Joachim Gerth beim Verband VFFVMedia zu
Gast. Die beiden Geschäftsführer der Düsseldorfer LfM Nova GmbH und damit der Organisatorin des Medienforums NRW informieren über den Stand der Vorbereitungen für den
Branchentreff in Köln (17.06. - 20.06). Die Veranstaltung findet um 19 Uhr im Hilton Cologne
statt. Mehr Info: www.talkingheads.tv.
VFFVmedia e.V., Tel. (0221).57775-0;
[email protected]
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11.04.2007
16:13 Uhr
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Kurzfilmtage Oberhausen: Über 6.000
Filme im Angebot
Käutner-Preis
für Kosslick
Ein umfangreiches Programm wartet bei den
53. Internationalen Kurzfilmtagen
Oberhausen vom 3. bis 8. Mai auf Publikum
und Fachbesucher. Letzteren werden nach der
erfolgreichen Einführung 2006 auch in diesem
Jahr auf täglich einem profund besetzten Diskussions-Panel zahlreiche Möglichkeiten zum
lebhaften inhaltlichen Austausch und zur gegenseitigen Inspiration geboten. Darüber hinaus
wartet für sie wie gewohnt der Markt mit über
6.000 aktuellen internationalen Kurzfilmen auf,
die in der von 17 Sichtungsplätzen zugänglichen
Video Library verfügbar sind. Außerdem bieten
Vertreter von 16 führenden internationalen Verleihern experimenteller Arbeiten in speziellen
Screenings Einblicke in deren Portfolio. Dazu gibt
es wie gewohnt die vier Wettbewerbe, in denen 147 Arbeiten aus 43 Ländern konkurrieren,
darunter neue Produktionen von Jan Krüger,
Ken Wardrop, Mara Mattuschka und
Ken Jacobs.
Kurator Ian White programmierte das
Hauptthema „Kinomuseum“ mit Filmen, Videos
und Installationen, während die „Profile“ den
Filmemachern Guy Ben-Ner, Marjoleine
Boonstra, Kanai Katsu und Ken Kobland
gewidmet sind. Zudem stellt sich in einem Extra das Filmland NRW vor, und das zweitägige
Seminar „Wie kommt mein Film zum Publikum?“
wirbt mit hochkarätigen Dozenten um die Teilnahme deutscher Filmstudenten. Ausführliche
Informationen zum Programm unter
www.kurzfilmtage.de.
Internationale Kurzfilmtage,
Tel.: (0208) 8252652;
[email protected]
Club-Karten
für 813
Zehn Mal
Kurzundschön
Elke Sommer, Alain Delon, Tony Curtis,
Jean-Paul Belmondo – sie alle und viele andere finden sich auf 27.831 Starpostkarten aus
dem Nachlass eines Filmfans, mit denen dessen Witwe nun den Kölner Filmclub 813 unterstützt. Weitere Highlights: eine umfangreiche „Winnetou“- und „Bonanza“-Sammlung sowie Karten früher „James Bond“-Filme.
Der Filmclub bekommt von jeder verkauften Karte 30 Cent. „Die Karten sind besser bei
Filmclub-Freunden als bei Sammlern oder ebayKunden aufgehoben“, so die Unterstützerin, die
ungenannt bleiben möchte. Alle Karten sind
mindestens 35 Jahre alt, meist unsigniert und
kosten pro Stück 2,50 zzgl. Porto und Verpakkung. Ab 100 Stück gibt es Rabatt. Auf Nachfrage per Email an [email protected] wird
gern die komplette Bestandsliste geliefert.
Zum 10. Mal steht der Wettbewerb Kurzundschön in den Startlöchern. Veranstaltet von der
Kunsthochschule für Medien und dem
WDR richtet sich der Wettbewerb an Studierende aus Film-, Design-, Kunst- und Medienhochschulen, Auszubildende aus den Bereichen
Fernsehen, Film und Mediendesign sowie Volontäre. Gesamtpreise in Höhe von 20.000 Euro
winken den Siegern in den Kategorien Werbespots, TV Design, Kurzfilm und der WDR- Sonderkategorie mit dem diesjährigen Thema „Liebeserklärung an das Radio“. Außerdem verleiht
Avid einen Sonderpreis für den besten Schnitt.
Einzelheiten zum Anmeldeverfahren und den
Kategorien gibt es unter www.kurzundschoen.khm.de. Die Bewerbungsphase endet am 18. Juli 2007, die Preisverleihung erfolgt
im Oktober in Köln.
KHM; [email protected]
Im Deutschen Wettbewerb: „Morbus Bechterew“
von Lola Randl und Rainer Egger, Foto: Randl/Egger
„Weder verdient er am Film, noch macht er welche, aber er hat sich um den Film verdient gemacht“, schloss Norbert Schneider, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW,
seine launige Laudatio auf Dieter Kosslick.
Der Berlinale-Chef erhielt am 23. März im Düsseldorfer Rathaus den Helmut-KäutnerPreis der Landeshauptstadt. Schneider, der
schon zu Kosslicks Filmstiftungs-Zeiten Vorsitzender der Vergabejury war und engen Kontakt zu dem Preisträger hatte, würdigte den badischen Schwaben als „Produzenten-Flüsterer“
und „Regisseurs-Versteher“, in dessen Umgebung man sich unverzüglich wohl fühle.
Der seit 1982 alle zwei Jahre vergebene Käutner-Preis ist mit 8.000 Euro dotiert und geht in
diesem Jahr – so die Verleihungsurkunde – „an
eine Persönlichkeit, die sich in mehr als zwei Jahrzehnten für die deutsche Filmkultur eingesetzt
hat“. In seiner Dankesrede erinnerte Kosslick an
den 1908 in Düsseldorf geborenen Regisseur
Käutner, dessen „Hauptmann von Köpenick“
auch in den USA ein Erfolg war und in 53 Länder verkauft wurde. „Damals war das Selbstvertrauen des deutschen Films so groß wie heute
wieder“, betonte der Berlinale-Chef, der sich auch
bei den Menschen in NRW für ihre Unterstützung
während seiner Zeit in Düsseldorf bedankte.
Festival-Aufruf
aus Münster
Preis für experimentelle Filme
Ab sofort können Filmemacher und Produktionsfirmen aus Deutschland, Österreich und der
Schweiz ihre neuesten Kurzfilme für das Filmfestival Münster (17. – 21.10.) einreichen.
Das Anmeldeformular gibt es unter
www.filmfestival.muenster.de. Einsendeschluss ist der 1. Juli. Für den Spielfilmwettbewerb, der in diesem Jahr zum zweiten Mal
stattfindet, sind Einsendungen bis zum 1. August willkommen. Der Gewinner erhält einen
mit 10.000 Euro dotierten Regiepreis.
Filmfestival Münster,
Tel. (0251) 2303621;
[email protected]
Noch bis zum 15. Juni können in Deutschland
lebende, studierende oder arbeitende Nachwuchskünstler und -regisseure, die nicht älter
als 35 Jahre sind, ihre „formal und inhaltlich innovativen Filme oder Videos“ für den VG BildKunst Förderpreis für experimentellen
Film einreichen. Verliehen wird die mit 25.000
Euro dotierte Auszeichnung am 21. Oktober im
Rahmen der KunstFilmBiennale 2007.
Weitere Infos und das Anmeldeformulare unter www.kunstfilmbiennale.de.
KunstFilmBiennale, Tel. (0221)
2265745; [email protected]
Produzenten-Flüsterer und Regisseurs-Versteher:
Dieter Kosslick, Foto: Stadt Düsseldorf
Agentur Boldt: DVD und Katalog
23 Schauspieler und Schauspielerinnen präsentierten sich auf der neuen Agentur-DVD, die ab sofort bei der Agentur Ulrike Boldt mit Sitz in Meerbusch und Köln erhältlich ist. Außerdem neu
im Angebot der Agentin, die im vergangenen Jahr das Buch „Beruf Schauspieler – Wege zum Traumberuf“ veröffentlich hat: der aktuelle Schauspieler Katalog 2007/2008.
Agentur Ulrike Boldt, Tel. (02150) 206562; [email protected]
Neues aus der KHM
Neues aus der ifs
Nima Kianzad (Produktion), Hanno Olderdissen, Markus Sehr und Daniel Rakete Siegel (Regie), alle vier Studenten der ifs
internationale filmschule köln, sowie Sebastian Woithe (Kamerastudent an der FH
Dortmund) haben den Zuschlag für einen EUSpot erhalten. In ihrem Konzept übertragen sie
die Frage nach europäischen Werten auf das
Fernsehformat „Dingsda“. Ausgeschrieben hatte den Wettbewerb das Bundespresseamt
im Rahmen der Initiative „Aktion Europa“. Den
fünf Studenten stehen 35.000 Euro für die Umsetzung zur Verfügung.
Die Teilnehmerinnen der ifs-Kostümbildklasse reisen unterdes zeitweilig nach Hamburg. Im
Rahmen einer Kooperation zwischen der ifs und
dem Filmstudium an der Hamburg Media
School werden sie dort die Kostüme von vier
Übungsfilmen im 1. Semester der Hamburg Media School verantworten.
Für ein anderes Weiterbildungsprogramm,
nämlich Media Design Producing, bleibt
Interessierten noch bis zum 4. Mai Zeit, sich bei
der ifs zu bewerben. Am 11. Juni startet das berufsbegleitende Programm unter dem Slogan
„Think Inspiration, think Network – meet
Europe!“ und wird bis August in drei Workshopeinheiten Themen rund um die Vermarktung
von Medienprodukten behandeln.
Zuvor aber lädt am 5. Mai zwischen 11 und
18 Uhr ein Tag der offenen Tür ins Glückauf-Haus: ein ganzer Tag mit Studentenfilmen,
Gesprächsmöglichkeiten und jeder Menge Einblicke hinter die Filmschulkulissen.
ifs, Tel. (0221) 9201880;
[email protected]
Meldungen – [email protected]
Für die Kölner Studenten der Kunsthochschule für Medien könnte 2007 genauso erfolgreich werden wie das Vorjahr, in dem sie weltweit über 100 Auszeichnungen für ihre Filme
sammelten: Eine nächste Chance für Preise besteht bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, wo drei Filme von aktuellen
KHM-Studenten im Deutschen Wettbewerb laufen: „Cigaretta mon Amour“ von Rosa Ziegler, „Hukl – Szenen aus der norddeutschen Tiefebene“ von Britta Ebermann und Jörg
Haaßengier sowie „Rauschen & Brausen 1“
von Daniel Burkhardt. Außerdem sind mit
Lola Randl, Rosa Barba und Jan Krüger
auch drei Ehemalige der KHM im Deutschen
Wettbewerb der Kurzfilmtage vertreten.
Auf der Art Cologne (Halle 4.2, Stand
E/50) präsentieren Studierende der KHM vom
18. bis 22. April eine Sonderschau mit dem Titel „Performing Media“.
KHM in Oberhausen: „Rauschen & Brausen I“ von
Daniel Burkhardt, Foto: Daniel Burkhardt
KHM, Tel. (0221) 201890;
[email protected]
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11.04.2007
16:13 Uhr
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IFFF Dortmund: Da ist Musik drin
„Sounds of Sand“: einer von acht Beiträgen im Internationalen
Spielfilmwettbewerb für Regisseurinnen, Foto: talking Pictures/SOFAM
Meldungen – [email protected]
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Die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen GmbH
sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n
Stellvertreter/in des Leiters Verwaltung
& Finanzen
Aufgabengebiete:
- Controlling
- Steuerung der Buchhaltung und des Fördermitteleinsatzes
- Budgeterstellung und Berichtswesen
- Planung und Erstellung der Vorlagen für die Gremien
- Unterstützung bei allen verwaltungsrelevanten Abläufen
Wir erwarten:
- ein erfolgreich abgeschlossenes BWL-Studium
- einschlägige Berufserfahrungen
(vorzugsweise im Film- und Medienbereich)
- ausgeprägte analytische Fähigkeiten
und hohes Verantwortungsbewusstsein
- gute Englischkenntnisse
Wir bieten eine anspruchsvolle Aufgabenstellung, eine dynamische
Umgebung, angemessene Vergütung und Mitarbeit in einem engagierten
Team.
Sechs Monate nach der ersten gemeinsamen
Ausgabe der fusionierten Frauenfilmfestivals Feminale (Köln) und femme totale (Dortmund)
will sich das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund/Köln vom 17. bis 22. April
„als eines der wichtigsten Frauenfilmfestivals
weltweit etablieren“, so Festivalleiterin Silke J.
Räbiger. Dazu beitragen soll u.a. der Internationale Spielfilmwettbewerb für Regisseurinnen,
der zum zweiten Mal stattfindet. Der mit 25.000
Euro dotierte Preis zeichnet Regisseurinnen aus,
die bereits auf ein längeres Filmschaffen zurückblicken. Ins Rennen gehen diesmal acht Spielfilme aus acht Ländern, darunter „Sounds of
Sand“, eine Parabel der belgischen Regisseurin
Marion Hänsel über das Problem der globalen Wasserknappheit, und die amerikanische
Produktion „Stephanie Daley“ (Regie: Hilary
Brougher), ein atmosphärisch dichtes Drama
um einen Kindstod. Beide Filme sind Deutschland-Premieren. Alle Regisseurinnen werden ihre Filme persönlich in Dortmund präsentieren
und diskutieren. Für die Jury konnten aus
Deutschland Schauspielerin Sibel Kekilli und
Regisseurin und Cutterin Dagmar Hirtz, aus
Frankreich Regisseurin und Drehbuchautorin
Muriel Teodori und aus Israel Regisseurin Ke-
ren Yedaya, die Preisträgerin 2005, gewonnen werden. Der Preisträgerinnenfilm wird am
22. April ausgezeichnet. Ausgelobt wird der Preis
im Übrigen von der RWE Westfalen-WeserEms AG.
Der Rest ist Musik: Das Schwerpunkt-Thema des Festivals reicht weit über die Leinwand
hinaus. Das musikbezogene Filmprogramm aus
90 aktuellen und historischen Filmen aller Genres, darunter Musikerinnenporträts, Video-Experimente, Musicals und Dokumentationen,
wird durch zahlreiche Performances und Filmkonzerte ergänzt. Die musikalische Bandbreite
reicht vom bulgarischen Volkslied über Heavy
Metal bis zur Klassik. Flankierend bietet das Festival ein umfangreiches theoretisches und praktisches Workshop- und Seminarprogramm an,
das sich vor allem an Musikerinnen, Komponistinnen, Regisseurinnen und Produzentinnen
richtet. Themen sind u.a. Einführung in die Filmmusik, Musikrecht, Sounddesign, Stummfilmmusik, Musikclips und Filmkomposition. Das
ganze Programm findet sich unter www.frauenfilmfestival.eu.
Internationales Frauenfilmfestival
Dortmund/Köln, Tel. (0231) 5025162;
[email protected]
Kinoszene NRW: Aufbruch in Essen,
Abwarten in Bonn
Marianne Menze und Hans-Peter Hüster können sich freuen. Die 2,3 Millionen Euro zur
Renovierung ihres Filmstudios in Essen sind beisammen, das 1924 eröffnete historische Kino
ist gerettet. 2001 musste es wegen statischer Probleme geschlossen werden. Der Verein Rettet
das Filmstudio konnte bei seiner Kampagne (www.rettet-das-filmstudio.de) sogar auf
die Unterstützung der neuen Eigentümer der Immobilie zählen. Ein starkes Argument der Kinofreunde, die zudem von zahlreichen Promis wie Filmregisseur Sönke Wortmann und Schauspieler Hannes Jaenicke unterstützt wurden: Der Kulturhauptstadt Europas 2010 stünde ein
historisches Kino gut zu Gesicht, ein Abriss wäre blamabel. Oliver Wittke, NRW-Minister für Bauen und Verkehr, sicherte schließlich die „grundsätzliche, entscheidende finanzielle Unterstützung“
des Landes zu. Den positiven Schlusspunkt setzte die Sparkasse Essen mit einer Bürgschaft.
Währenddessen ist die Zukunft des Metropol in Bonn weiter ungewiss. Seit einem guten Jahr
kämpft in Bonn eine Initiative um die Rettung des Kinos, das bei seiner Eröffnung im Jahr 1929
als Deutschlands modernstes Kino-, Konzert- und Theaterhaus galt. Die neue Eigentümerin, die
Metropol Immobilienmanagement GmbH & Co. KG, möchte das Gebäude entkernen
und an die Stelle einen Einkaufstempel setzen. Als Hindernis hat sich bisher der Denkmalschutz erwiesen, dem Kino und Gebäude seit den 50er Jahren unterliegen. „Das Metropol ist heute sogar
hochwertiger einzuschätzen“, sagt Matthias Keuthen, Vorsitzender von „Pro Metropol“. Mit
der Renovierung in den 1980ern sei der ursprüngliche Zustand „zu 98 Prozent“ wieder erreicht
worden. In ihrer Haltung bestätigt sieht sich die Initiative durch ein Urteil des Verwaltungsgerichts Köln in einem ähnlichen Fall. Darin hatten die Richter befunden, Zielrichtung des Denkmalschutzes sei es, „die Nutzung an das Denkmal und nicht umgekehrt das Denkmal an die Nutzung anzupassen“. Dagegen bestreitet die Immobiliengesellschaft, dass das Metropol wegen der
vielen baulichen Veränderungen in den vergangenen Jahrzehnten überhaupt noch ein Denkmal
ist. Sie hat Klage gegen diese Einstufung erhoben.
Weitere Einzelheiten unter www.rettet-das-metropol.de.
Bonner Videonale
Außerdem sucht die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen GmbH zum 1.8.2007
zwei motivierte und verantwortungsbewusste Auszubildende
Bürokommunikationskauffrau/mann
mit Abitur oder HöHa-Abschluss. Erwünscht sind gute Englisch- und DVKenntnisse.
Ihre schriftliche Bewerbung richten Sie bitte an :
Filmstiftung Nordrhein-Westfalen GmbH
z.H. Herrn Martin Schneider,
Kaistraße 14, 40221 Düsseldorf; www.filmstiftung.de
Nur noch bis zum 15. April ist im Kunstmuseum Bonn die
Ausstellung aller Arbeiten der Videonale, des Festivals
für zeitgenössische Videokunst, zu sehen. Am 14. März,
dem Tag der Eröffnung der 11. Ausgabe des Festivals, wurde der mit 5.000 Euro dotierte Videonale-Preis verliehen.
Gewonnen hat ihn das Kölner Künstler-Duo Beate Geissler und Oliver Sann für seine Arbeit „Fuck the War“.
Videonale-Gewinner „Fuck the War“: DeutDie dreiköpfige Jury bestehend aus Candice Breitz, Rusche Kinder spielen Krieg, Foto: Videonale
dolf Frieling und Susanne Titz wählte das Video unter den 48 internationalen Arbeiten aus, die im Rahmen der Videonale präsentiert wurden.
Videonale, Tel. (0228) 776286; [email protected]
11.04.2007
16:13 Uhr
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Kunst kaufen fürs Filmforum NRW
Ende 2005 wurde das Filmforum NRW e.V.
gegründet, um im Kölner Kino im Museum
Ludwig einen verlässlichen neuen Ort für Filmgeschichte und zeitgenössische Filmkultur zu
schaffen. Das Filmforum finanziert sich über Jahresbeiträge und geringe Mietpauschalen für die
Nutzung des Kinos. Insgesamt reichte das bislang zur Grundausstattung und für eine halbe
Stelle für die Organisationsarbeit. Vor diesem
Hintergrund bietet das Filmforum nun eine dreiwertige Fördermitgliedschaft an (Bronze: 1.000
Euro, Silber 2.500, Gold 5.000). Zusätzlich unterstützt die in Köln lebende Künstlerin Candida Höfer das Filmforum mit zwei jeweils 850
Euro teuren Fotografien, die sie einmal mit Blick
„Das Versprechen“ läuft am 25. April im Rahmen
einer Schulkinowoche im Filmforum NRW, Foto: JFC
auf die leere Projektionsfläche des Kinos und einmal auf die Rückwand kreiert hat. Neben den
eigenen Bemühungen, zu mehr Geld zu kommen, ist man dankbar, dass die Stadt Köln kostenfrei die kinematografische Ausrüstung wartet. Darüberhinaus will die Stadt das Filmforum
in diesem Jahr mit 100.000 Euro unterstützen.
Dass es sich lohnt, zeigt das positive Zwischenfazit, das die acht Partner, darunter auch
die Filmstiftung NRW, nun nach dem er-
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OLIVER
POCHER
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sten Jahr zogen: zu 154 Veranstaltungen an 188
Tagen, an denen über 250 Vorführungen stattfanden, kamen 2006 mehr als 15.000 Besucher.
Damit war das Kino, das derzeit nur an fünf Tagen der Woche genutzt werden kann, zu 90
Prozent ausgelastet. Hinter den Zahlen des Filmforums verbergen sich vielfältige Vernetzungen
zwischen dem Film und anderen Künsten. Beispielsweise liefen vier Filmreihen zu Ausstellungen des Museums Ludwig. Ganz praktisch kam
es im Kino auch zu Synergieeffekten zwischen
Institutionen, Organisationen und Verbänden.
So kooperierten etwa der Film & Fernseh
Produzentenverband NRW mit dem Filmmusik-Festival SoundTrack Cologne und
wiederum das Museum mit der von der Kölner
SK Stiftung Kultur veranstalteten KunstFilmBiennale.
Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, verglich das Programm
des Forums mit der „Vielfalt eines Kiosks“. Zu
den bisherigen Programmen der Mitglieder zählte u.a. die Reihe „ifs Begegnung“ der ifs internationale filmschule köln, in der Filmschaffende über ihre Arbeit erzählen, sowie die Reihe „Ohne diesen Film…“, veranstaltet vom Produzentenverband, in der Kölner Prominente
dem Publikum ihre Lieblingsfilme vorstellen. Hinzu kamen Filmfestivals wie das Frauenfilmfestival Dortmund/Köln, das Kurzfilmfestival Unlimited und die Filmreihe Spectrum
junger Film, die die Filmstiftung NRW in Zusammenarbeit mit der Cologne Conference
veranstaltet. Hans-Georg Bögner, Sprecher
des Aufsichtsrats der KölnMusik GmbH, kündigte zehn Filmveranstaltungen während der
Kölner Musiktriennale an. Und Gebhard
Henke, Fernsehspiel-Chef des WDR, will vor
Ort weiterhin Debütfilme von neuen und arrivierten Regisseuren zeigen.
Das aktuelle Programm finden Sie unter
www.filmforumnrw.de.
Filmforum NRW, Tel. (0221) 22124498; [email protected]
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BESTSE
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JAUD
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Medien im Landtag
„Zukunft der Medien“ nannte sich der Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unter Führung von Landtagsvizepräsident Oliver Keymis, der am 26. Januar im Landtag Anlass gab, auch
über die Filmstiftung NRW zu reden. Er forderte u.a., „die Filmförderung in NRW wieder aufzuwerten und die Filmstiftung NRW wieder verstärkt zu unterstützen, damit das Filmland so stark
bleibt, wie es bisher ist“. In der anschließenden Debatte appellierte auch SPD-Medienexperte Marc
Jan Eumann an die Landesregierung: „Es ist nicht zu verstehen, dass Sie den Kulturetat erhöhen und die Filmkultur in diesem Land auf ein Minus setzen. Und Überrollen von Minus bleibt Minus. Sie stellen damit die falschen Weichen für ein wichtiges Gut in dieser digitalen Welt. Das einzige, was wir wirklich gut können, sind kreative Inhalte zu schaffen. Die Filmstiftung ist der Motor für viele kreative Inhalte. Deswegen ist Ihre Politik an dieser Stelle falsch.“ Dem widersprach Thomas Jarzombek, CDU, der die Politik der Landesregierung verteidigte und mehr private Gelder für Filmprojekte in NRW forderte. In der Sitzung des Landtags wurde auch die Novellierung
des neuen Landesmediengesetzes beraten, die u.a. die Streichung des Medienrates vorsieht.
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MIT
SENATOR FILM VERLEIH ZEIGT EINE PRODUKTION DER SENATOR FILM PRODUKTION IN KOOPRODUKTION MIT EUROPOOL UND IN ZUSAMMENARBEIT MIT PICTORION PICTURES AUSFÜHRENDE PRODUKTION GOLDKIND FILM “VOLLIDIOT” EIN FILM VON TOBI BAUMANN
OLIVER POCHER OLIVER FLEISCHER ELLENIE SALVO GONZÁLEZ TANJA WENZEL ANKE ENGELKE CASTING EMRAH ERTEM KOSTÜM ANNEGRET STÖSSEL SZENENBILD JOSEF SANKTJOHANSER SOUNDDESIGN GUIDO ZETTIER ORIGINALTON ERIK SEIFERT
MISCHUNG TOBIAS FLEIG STEFAN KORTE MUSIK STEPHAN & CECIL REMMLER KAMERA JO HEIM SCHNITT MARTIN WOLF LINE PRODUCER MARK POPP DREHBUCH TOMMY JAUD UND CHRISTIAN ZÜBERT NACH EINEM ROMAN VON TOMMY JAUD
PRODUZENTEN CHRISTOPH MÜLLER UND SVEN BURGEMEISTER REGIE TOBI BAUMANN
DAS TASCHENBUCH
ZUM FILM
ERSCHEINT BEI
Zuversicht für „Eine einzige Tablette“
UN D
WWW.VOLLIDIOT.SENATOR.DE
DER SOUNDTRACK
INKL. DER HITSINGLE
ERSCHEINT AM 20.4 .
Records
Kurz vor Druck des Newsletters hob das Oberlandesgericht Hamburg vier der sechs einstweiligen Verfügungen auf, die die Contergan-Herstellerfirma Grünenthal und der ehemalige Opferanwalt Karl-Hermann Schulte-Hillen gegen die Ausstrahlung von Adolf Winkelmanns
„Eine einzige Tablette“ erwirkt hatten. Damit besteht Hoffnung, dass der von der Filmstiftung
NRW geförderte WDR-Zweiteiler, der von der Kölner Zeitsprung produziert wurde, noch in
diesem Jahr gesendet wird. Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung: „Wir
sind sehr froh über dieses Urteil und sein positives Signal. ‚Eine einzige Tablette’ ist ein großartiger Film geworden, der die Menschen beschäftigen wird und unbedingt ins Fernsehen gehört.“
Meldungen – [email protected]
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AB 12. APRIL
IM KINO!
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11.04.2007
16:12 Uhr
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Im letzten Jahr nahmen die
Kölner Produzenten Tom
Spieß (Little Shark Entertainment) und Claudia Steffen
(Pandora Film) an ACE teil.
Im Newsletter berichten sie
von ihren Erfahrungen.
Seit den 1970er Jahren ist die Annostraße 86 eine hervorragende Adresse für elektronische Klangerzeugung. Zwei Jahrzehnte lang war dort das legendäre Elektronische Studio des WDR zuhause.
Seit Juni letzten Jahres ist das Gebäude in der Kölner Südstadt neues Domizil der Torus Filmtonpostproduktion GmbH, mit der wir eine neue Porträt-Reihe über Filmfachfirmen in NRW starten.
Porträt: Torus Filmtonpostproduktion
Klänge mit Kontinuität
VON PETER HANEMANN
ass die Tongestalter in den gleichen
Räumlichkeiten arbeiten, in dem einst
die Musik-Revolutionäre Karl-Heinz Stockhausen, Mauricio Kagel und John Cage gewirkt haben, ist für die Torus-Eigner ein
Glücksfall. Ein Freund hatte die drei Geschäftsführer Stephan Colli, Falk Möller (beide Tonmeister VDT) und Sounddesigner Josef Steinbüchel auf das Objekt aufmerksam
gemacht. „Diese Räume sind seit Jahrzehnten ein Ort großer Kreativität“, sagt Colli.
„Diese Tradition möchten wir mit unserer
Arbeit fortsetzen.“ Nach einer aufwändigen
Akustikgestaltung durch Fritz Fey sind ganz
bewusst einige der ursprünglichen Studioverschalungen erhalten geblieben.
Seit seiner Gründung 1996 hat sich Torus mit der Tonbearbeitung von Kino- und
TV-Movies sowie TV-Serien einen Namen
gemacht. Auf der Referenzliste stehen beispielsweise „Lauras Stern“ (Sounddesign,
Soundsupervision, Foley), „Lammbock“
(Sounddesign, Soundsupervision), „Emmas
Glück“ (Foley) und „Der kleine Eisbär 2“
(Sounddesign, Soundsupervision, Foley). Besonders stolz sind Colli, Möller und Steinbüchel auf „Whale Rider“ (Tonschnitt,
Sounddesign, Soundsupoervision, Foley),
der als bester vertonter ausländischer Film
für den „MPSE Golden Reel Award 2004“
nominiert wurde, sowie für den „Goldenen
Bobby“ für die beste Vertonung und Mischung (Bereich TV 2006) des VDT für Jür-
D
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gen Flimms „Käthchens Traum“.
Bis 2006 war Torus auf drei Kölner
Standorte angewachsen. In der Annostraße haben die drei Chefs ihre 15 allesamt fest
angestellten Mitarbeiter nun unter einem
Dach versammelt. Auf zwei Etagen sind
neun digitale Tonschnittpätze, ein Sprachsynchronisationsstudio sowie drei 5.1-Mischungen untergebracht. Das 70 Quadratmeter große Foley-Studio, in dem die Geräuschemacher Wilmont Schulze und Peter
Klinkenberg agieren, bleibt als einzige Produktionsstätte ausgelagert.
Noch vor Stockhausens Klangexperimenten probte in der Annostrasse 86 das
WDR-Fernsehballett. Die damals 100 Quadratmeter große Tanzfläche nutzt Torus
heute als Kinosaal, in dem die postproduzierten Filme bei der Abnahme auf eine 2,8
mal 5 Meter große Leinwand projiziert werden. Die hier eingerichtete Film-Mischung
ermöglicht die Arbeit mit allen Dolby-zer-
Torus-Geschäftsführer Stephan Colli,
Josef Steinbüchel und Falk Möller (von links).
Bild oben: Mischstudio, Fotos: Torus GmbH
tifizierten Formaten. Steinbüchel: „Damit
können wir nun endlich Kinofilme bis zu ihrem finalen Stadium bearbeiten.“ Gerade
abgeschlossen wurde die Arbeit an der Saxonia Media-Produktion „Der kleine König
Macius“. In Vorbereitung sind die Kinofilme „Dr. Alemann“, der von der Kölner 2Pilots produziert wird, und „Dodo – der Film“
von Cartoon Film.
Weil es gerade mit der heutigen Technik keinen Unterschied macht, ob Film,
Fernsehen oder das Internet digital mit
Sound belegt werden, vertont Torus – neben Film und Fernsehen als Kerngeschäft –
auch Internet-Auftritte und Spiele. Aus Sicht
der Kölner sind Games das Marktsegment,
das in Zukunft am meisten wachsen wird.
Darüber hinaus hat Torus einen Musikverlag gegründet, der auf Hintergrund-Musik in Filmen spezialisiert ist. Colli: „Oft wird
in Szenen nicht an die heutzutage übliche
Musikberieselung in Fahrstühlen, Supermärkten oder Restaurants gedacht. Diesen
Musikbereich versuchen wir mit unserem
Verlagsarchiv zu bedienen.“
Das Torus-Team sucht auch das Gespräch mit den Kollegen. Deshalb denkt
man in der Annostrasse an einen regelmäßigen „Runden Tisch“, an dem sich etwa
Tonmeister vom Set, Sounddesigner und
andere Interessierte aus der Produktion über
neue Trends informieren und ihre Berufserfahrungen austauschen können.
[email protected]
– Porträt / MEDIA
Wie sind Sie auf das ACE-Programm aufmerksam geworden?
Claudia Steffen: Einige ausländische Produzenten-Kollegen hatten mich
schon vor einiger Zeit auf ACE aufmerksam
gemacht. Ausschlaggebend war dann auch
die Empfehlung von Tutoren des ACE-Programms, die neben der Qualität des Programms auch das hohe Level der Teilnehmer lobten. Für mich waren die praktische
Herangehensweise des Programms und der
europäische Network-Gedanke interessant.
Mein Pandora-Partner Christoph Friedel hat
mich dann einfach angemeldet, denn ich
selbst neige dazu, dies immer ins „nächste“
Jahr zu verschieben.
Tom Spieß: Ich bin über das Medienforum NRW, auf dem ACE sein Programm vorgestellt hat, und über die Empfehlung von NRW-Produzenten, die an dem
Programm bereits teilgenommen haben,
aufmerksam geworden.
Bei der Bewerbung muss u.a. ein
Kinofilmprojekt in Entwicklung eingereicht werden. Notwendig ist außerdem die Teilnahme an einem Auswahlgespräch in Paris. Kann man sich
darauf vorbereiten?
CS: Ich dachte, der Gesprächstermin
in Paris sei eher eine Formalie. Aber dann
saß ich auf einmal einem 12-köpfigen Gremium gegenüber, das eine Stunde lang
mein Projekt und auch mich als Person hinterfragte. Jeder hatte sich ausführlich mit
dem Projekt beschäftigt, und die Fragen waren sehr kritisch. Zu meiner Überraschung
musste ich auch viele Fragen zu meiner Biografie beantworten, meiner Zukunftsplanung und Firmenstrategie. Auch wurde viel
über meine bisherigen Filmprojekte diskutiert. Im Nachhinein habe ich erst erfahren,
dass einem Teil der Bewerber nach dem
Auswahlgespräch abgesagt wird.
TS: Es gibt keine konkrete Vorgabe
von ACE für dieses Gespräch. Man sollte allerdings einen guten Pitch des Projekts, seiner Person und der Firma parat haben und
die internationale Ausrichtung des Projekts
begründen sowie das Interesse an einer Zusammenarbeit mit anderen europäischen
Produzenten vermitteln können.
Mit welchem Projekt haben Sie
sich beworben, und in welcher Entwicklungsphase befand sich das Projekt?
CS: Erst einmal ist es gar nicht so
leicht, zur Bewerbungsfrist im Mai ein starkes Drehbuch für eine europäische Koproduktion zu haben, das bis zum November/
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Tom Spieß (links),
Claudia Steffen
und ACE-Präsident
Simon Perry.
Foto: ACE
ACE (Ateliers du Cinéma Européen)
ACE öffnet
Türen
m jahr 1993 entschied sich eine kleine
Gruppe unabhängiger europäischer Produzenten, Erfahrungen miteinander zu teilen, um das unabhängige Kino in Europa
voranzubringen. Mit Unterstützung eines
großen Netzwerks von Filmemachern
kam es so zur Gründung von ACE (Ateliers du Cinéma Européen).
Das Weiterbildungsprogramm für
Spielfilmproduzenten, das in diesem Jahr
erneut von der Filmstiftung NRW unterstützt wird, setzt sich für die Stärkung der
Produzenten im gesamten Produktionsprozess ein, von der Drehbucherstellung
bis hin zum fertigen Film. Insbesondere
während der kreativen Entwicklungsphase soll der Produzent neben seinem Autor eine Schlüsselstellung einnehmen. Außerdem dient ACE als Plattform, die Produzenten die Möglichkeit bietet, Informationen und Erfahrungen untereinander
auszutauschen.
Das Weiterbildungsprogramm läuft
ein Jahr und ist individuell auf jeden einzelnen Teilnehmer und dessen Projekt zugeschnitten. Es besteht aus einem zweitägigen Pre-Workshop Anfang November
in Paris, einem einwöchigen Intensiv-Se-
I
Dezember Workshop immer noch in ähnlicher Entwicklung ist. Mein Projekt ist
„The Fake Company“ vom Kölner Autor
Jochen Felthaus. Der Film ist eine deutschtürkische Liebeskomödie mit viel Musik.
Bei Einreichung lag die erste Drehbuchversion vor, und der Zeitplan von ACE
minar im Dezember und einem weiteren
Workshop im März. Der Anmeldeschluss
für ACE 17 ist der 1. Juli 2007.
Den Absolventen bietet das ACE-Netzwerk weitere Fortbildungs- und Vernetzungsmöglichkeiten. Für die Mitglieder
gibt es neben dem Jahrestreffen organisierte Zusammenkünfte und Workshops
auf diversen großen Festivals. Mit mittlerweile über 100 aktiven Produzenten aus
23 europäischen Ländern ist das ACENetzwerk eines der wichtigsten Produzenten-Netzwerke Europas. ACE ist in diesem
Jahr außerdem Partner des Internationalen Koproduktionstreffens der Filmstiftung
NRW während des Filmkongresses im Juni in Köln.
„In den vergangenen zwei Jahren hat
ACE die Verbindung zur Filmstiftung NRW
immer weiter intensiviert, und wir sind
sehr froh über diese Partnerschaft, denn
in dieser Region finden sich viele engagierte Produzenten, und außerdem bietet sie
auch für auswärtige Produzenten attraktive Angebote für die Finanzierung und die
Realisierung von Filmen“, begründet ACELeiterin Sophie Bourdon die Zusammenarbeit.
passte gut in die Entwicklungsplanung des
Projekts. Außerdem hoffte ich auch auf
Impulse für den jungen Autor bei der
Drehbuchanalyse im Pre-Workshop.
TS: Das Drehbuch „Girls“ von Isabel Kleefeld, die gerade den Grimme-Preis
für „Arnies Welt“ erhalten hat, ist eine lo-
MEDIA – [email protected]
kale Geschichte, die ähnlich wie „Kitchen
Stories“ oder „Populärmusik aus Vittula“
reisen kann. Das Buch lag in einer ersten
Fassung vor, ist entwicklungsfähig, und
wir dachten, dass dies der richtige Zeitpunkt war, damit in den „ACE-Dialog“ zu
gehen.
Worin unterscheidet sich der
Pre-Workshop von dem einwöchigen Intensiv-Seminar?
CS: Im November gibt es in Paris,
neben allgemeinen Einführungen zu Stoffentwicklungsthemen (Pitching, Filmstruktur, Drehbuch), individuelle Meetings mit
Tutoren zur Finanzierung des Projekts und
Drehbuchbesprechungen. Das einwöchige Seminar in Lille war sehr intensiv und
beschäftigte sich hauptsächlich mit internationaler Finanzierung. Es waren sehr viele Fachleute von Verleihern, Filmproduzenten, Filmförderern, Weltvertrieben, Banken etc. eingeladen. Jeder Teilnehmer
musste vor dieser großen Gruppe sein Projekt pitchen und eine Finanzierung vorstellen. Danach wurde sehr offen von allen
Tutoren und Kursteilnehmern Projekt und
Finanzierung diskutiert.
Daneben gab es auch Fallbeispiele,
d.h. wir haben vier Filme im Kino gesehen,
und hinterher haben die Produzenten und
die dazugehörigen Verleiher oder Weltvertriebe sehr offen über die Entwicklung,
Finanzierung und Auswertung des Films
gesprochen. Das gemeinsame Mittagund Abendessen gehörte auch zum Programmpunkt und war eine gute Möglichkeit zum Kennenlernen und Kontakte
knüpfen. Jetzt im März sind wir für vier Tage in Budapest, dort gibt es ähnlich wie
im November individuelle Meetings zum
Drehbuch, und dann nehmen wir an dem
ACE-Jahresworkshop mit allen ACE-Mitgliedern teil. Hierbei ist für einen Tag der
Fokus auf Ungarn als Produktionsland und
Koproduktionspartner gelegt.
Erhalten Sie auch außerhalb
dieser Workshops Unterstützung
von ACE?
CS: Der Vertrag mit ACE geht über
ein Jahr. Besonders bei der Drehbuchentwicklung kann man immer wieder Rat
und Analysen von Script Consultants und
Tutoren einholen. Ansonsten ist man Teil
des ACE-Netzwerks, das bei vielen Finanzierungsfragen zu internationalen Koproduktionen helfen kann. Dann lädt ACE
auch auf allen wichtigen Festivals und
Märkten (Rotterdam, Berlin, Cannes etc.)
zu Veranstaltungen ein.
TS: Jeder kann jeden immer anrufen, und wer seine ACE-Blume im Knopfloch zeigt, dem wird vertraulich und fix geholfen.
Wer waren Ihre Experten und
wie war die Zusammenarbeit?
CS: Die Zusammenarbeit war sehr
gut, da man als gleichwertiger Partner bei
allen Gesprächen und Workshops gesehen wird. Die Atmosphäre war besonders
beim einwöchigen Workshop sehr vertraut und freundlich, fast „familiär“. Man
hatte viele Möglichkeiten, Produzenten
und Entscheidungsträger von Sendern,
Förderungen, Verleihern etc. auch mal
persönlich kennen zu lernen. Für mich waren besonders die individuellen Meetings
mit Bankvertretern und Drehbuch-Consultants interessant.
TS: Dominique Malet von der französischen Filmbank Cofiloisirs zum Beispiel
hat umfassende Erfahrungen in der Finanzierung europäischer Filme, berät und
schätzt ein, wie welche Finanzierungsbausteine aufeinander passen. Das ist mir bei
einer deutschen oder gar bei einer NRWBank so noch gar nicht passiert.
Welche Erfahrungen haben Sie
mit den anderen ACE-Teilnehmern
gemacht?
CS: Auch diese Erfahrungen waren
überaus positiv. Unabhängige KinofilmProduzenten sind ja eher meist Einzelkämpfer, aber besonders der Austausch
innerhalb der Teilnehmergruppe war sehr
ergiebig. Es entwickelte sich ein Gruppengefühl, und ich glaube, dies ist für die Zukunft sehr wichtig. Im unabhängigen Kino wird man nur gemeinsam die Stärke
bekommen, viele aktuelle und zukünftige Probleme zu lösen. Auch mit den anderen deutschen Teilnehmern, die bei
dem aktuellen Workshop neben den französischen Kollegen in der Mehrzahl waren, ergab sich ein sehr interessanter Austausch.
TS: Die wesentliche Erfahrung ist,
dass der Blick von außen auf unsere deutsche Produktionslandschaft geschult wird
und wir erkennen müssen, dass wir in Sachen Koproduktion gerade im europäischen Vergleich noch einiges aufholen
müssen. Auch die Möglichkeiten der Franzosen, gemeinsam mit den dortigen TVSendern zusammenzuarbeiten, sind im
Vergleich zu uns enorm, und auch hier
wird deutlich, dass wir immer mehr ein
„Broadcasterland“ werden, in dem die so
genannten Terms of trade zwischen Sender und Produzent, gerade in Sachen Kinofilm, überhaupt nicht mehr stimmen.
Hier steht Wertschöpfung im Gegensatz
zu Wertschätzung. Positiv ist zu bewerten,
dass deutsche Kinofilme bei den Weltvertrieben und internationalen Verleihern zur
Zeit auf großes Interesse stoßen und wir
alle Chancen nutzen müssen, dieses Interesse zu bestätigen.
Was hat ACE Ihnen gebracht?
Werden Sie ACE als Netzwerk auch
weiterhin nutzen?
CS: Ich fand die ACE-Workshops für
meine Arbeit sehr lohnend. Schon bei der
diesjährigen Berlinale hatte ich mehr Veranstaltungen und Meetings von „neuen“
Kollegen zu besuchen. Neben den fachlichen Informationen fordert ACE auch eine persönliche Weiterentwicklung. Jeder
Teilnehmer lernt, auch sich und sein Projekt zu präsentieren. Ich werde die weitere ACE-Mitgliedschaft auf jeden Fall ausprobieren. Das ACE-Netzwerk wird sich
besonders für zukünftige Koproduktionen
lohnen. Dabei ist Vertrauen ein wichtiger
Punkt in der Zusammenarbeit, und ACE
schafft durch die Auswahl der Produzenten und die vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre dazu sehr gute Voraussetzungen.
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Pádraic
Delaney
(Irland)
Nils
Althaus
(Österreich)
Nicolai Cleve
Broch
(Norwegen)
Maximilian
Brückner
(Deutschland)
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Tommi
Eronen
(Finnland)
Katie Dickie
(GB)
Agnieszka
Grochowska
(Polen)
Kevi
Janss
(Belg
Óscar
Jaenada
(Spanien)
Gísli Örn
Gradasson
(Island)
Klára Issa
(Tschechien)
Shootingstars mit MP Rüttgers
Filmende Brüder:
Lars und Axel Pape
Bewegte Männer beim
NRW-Empfang: Sönke Wortmann
mit Joachim Król
Ein bezauberndes Lächeln:
Schauspielerin
Jana Pallaske
Geballtes Medien Know-how:
Lutz Hachmeister mit
Martina Richter (HMR)
Politik trifft Film: Medienstaatssekretär Andreas Krautscheid und
Marie Bäumer
Das Team von „Madonnen“
Genossen den Abend in der
Landesvertretung: Mario Adorf
mit seiner Ehefrau Monique
Die
Völkerverständigung:
Jeff Goldblum mit Erika Marozsán
Regisseur
Romuald
Karmakar
„Die große
Stille“-Regisseur
Philip Gröning
Das Team von „Autopiloten“
„Ein
Zühr
und R
Film
(film
Schauspieler
Matthias Brandt
Starke Frauen: Die Produzentinnen Sigrid Hoerner
und Maria Köpf mit Katharina Blum (Filmstiftung
NRW)
Zu Gast bei Freunden: Michael Schmid-Ospach
mit Regina Ziegler und Prof. Dr. Günter Rohrbach,
Präsident der Dt. Filmakademie
Zwei „Madonnen“: Schauspielerin
Sandra Hüller mit
Regisseurin Maria Speth
Im Gespräch: Gabriele Henkel
mit MP Rüttgers
Empfang des Landes NRW und der Filmstiftung NRW in Berlin
NRW a
„Sweet Mud”: Die Produzenten Bettina Brokemper
und Johannes Rexin (Heimatfilm, Köln)
mit Regisseur Dror Shaul
Schauspielerin Esther Zimmering
mit Regisseur Dani Levy
Franziska Petri
Gar nicht „Allein“: Regisseur
Thomas Durchschlag mit
Hauptdarstellerin Lavinia Wilson
Stolz auf die Restaurierung von „Berlin
Alexanderplatz“: Günter Lamprecht mit
seiner Ehefrau Claudia Amm und Juliane
Lorenz (Fassbinder Foundation)
Scheck is back: Stephan Hutter (Prokino) zahlt
die Verleihförderung für „Caché” komplett zurück. Michael Schmid-Ospach freut´s.
Festival-Auszeit im Schwarzenraben: Manfred
Zapatka, Tina Bordihn und Hannes Jaenicke
Pläne schmiedend: Maria Köpf, Achim v. Borries
und August Diehl
12
Kölner Runde: Rafaela Wilde
und Tom Spieß
Gepflegte Gespräche: Benjamin Herrmann
(Majestic Filmverleih), Claudia Droste-Deselaers,
Florian Opitz („Der große Ausverkauf“)
[email protected]
– Berlinale
Brüc
Schm
Gut gelaunt: Renan Demirkan mit
Ehemann Stefan Reck
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Péter
Nagy
(Ungarn)
Kevin
Janssens
(Belgien)
Tána
Pauhofová
(Slowakei)
Marko Mandic
(Slowenien)
Gustaf
Skarsgard
(Schweden)
Halina Reijn
(Niederlande)
Afonso
Pimentel
(Portugal)
Sabrina
Reiter
(Schweiz)
Maria
Popistasu
(Rumänien)
Vladi Panyota (Griechenland)
Rain Tolk
(Estland)
David
Dencik
(Dänemark)
Jules Werner
(Luxemburg)
Die Shooting Stars der EFP
In Feierlaune: Prof. Dr. Günter Rohrbach,
Dr. Gabriela Sperl und Oskar Roehler
zsán
eur
g
„Ein Freund von mir“: Sebastian
Zühr (ausführender Produzent)
und Regisseur Sebastian Schipper
Film und Presse: Georgia Tornow
(film 20) mit Ulrich Meyer (Sat.1)
Besuch aus
Dänemark:
Vibeke Windelov
Gut gelaunt: Wolfgang Stumph
mit Peter Timm
Old Buddies: Ehud Bleiberg (Produzent „Adam Resurrected“), Jeff Goldblum, Werner Wirsing
Brückenschlag nach Israel: RTL-Chefin Anke Schäferkordt, Michael
Schmid-Ospach und Katriel Schory (Israel Film Fund) mit Frau Noemi
Parfum-Regisseur Tom Tykwer im
Gespräch mit Marie Bäumer
„Solange Du hier bist“: Regisseur Stefan Westerwelle mit Tanja Güß (Filmstiftung NRW) und
Schauspieler Leander Lichti
Kölner in Berlin: Anke Krause (WDR),
Christian Granderath (Colonia Media), Gitta Deutz-Záboji
und Frank Olbert (Kölner Stadt-Anzeiger)
Kulturstaatsminister Bernd
Neumann traf Produzentin
Manuela Stehr und Schauspielerin
Jessica Schwarz
W an der Spree
Dr. Gottfried Langenstein
(Präsident Arte) und Dieter Gorny
Das „Armin“-Team: Marie Bäumer mit (von links)
Produzent Damir Teresak, Regisseur Ognjen Svilicic, Darsteller Jens Münchow und Produzent Markus Halberschmidt (busse & halberschmidt)
Niko von Glasow und Stefan Paul
(Arsenal Film)
Presseempfang im Schwarzenraben
Drei Produzenten und ein Redakteur: Herbert
Schwering, Thomas Kufus, Joachim Ortmanns
und Michael André (WDR)
„Emmas Glück“-sschmiede:
Regisseur Sven Taddicken und
Producer Björn Vosgerau
Hintergrund-Gespräche: Martin Blaney
(Screen) mit Helga Binder (Tatfilm)
Faszinierende Vorstellung: Oskar Roehler
lauscht Joachim Król
Charly Hübner mit Fabian Busch
„Hair“: Dani Levy bewundert Richy Müllers
Piraten-Haarpracht
Fotos: Norbert Kesten
mit
Eine Schauspielerfamilie: Peter
Lohmeyer mit Sohn Louis Klamroth
Frauen-Power: Helena Lax, Barbara Thuillier
(RTL), Claudia Lehmann (maz & movie),
Tina von Lindenfels (Lindalax PR)
„Mauer“-Bekanntschaft: Inka Friedrich,
Marie-J. Steinle-Ferch und Heino Ferch
BERLINALE– [email protected]
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– [email protected]
Ein Film fürs Kinofest Lünen?
Mike Wiedemann (Festivalleiter)
und Regisseur Daniel Taye
Workou (Kurzfilm „Menged“)
Das Team von „Takva“
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Die Beschäftigung mit bewegten
Seit 2001 unterstützt die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) verstärkt die filmschulische Arbeit. Warum?
Die Filmarbeit der bpb ist in Wirklichkeit
schon Jahrzehnte alt, aber seit 2001 haben wir
die Arbeit vorrangig auf die filmschulische Vermittlung ausgerichtet, weil hier ein enormes Defizit zu beobachten war. Es kann doch nicht
ernsthaft angehen, dass sich die Vermittlung des
kulturellen Gedächtnisses in unserem Land auf
die Literatur und das Theater beschränkt.
Bildern gehört traditionell zum
Aufgabenbereich der Bundeszentrale für politische Bildung
(bpb). In den letzten Jahren ist
dabei die filmschulische Arbeit
einer der Schwerpunkte ihrer
Arbeit geworden. Wolfgang
Hippe sprach mit Thomas Krüger, der der bpb in Bonn seit Juni
Interview mit Thomas Krüger
Die Sinne
öffnen
2000 vorsteht, über das vernachlässigte Kulturgut Film,
Lücken in der Pädagogenausbildung und dem unter deutschen
Politikern seltenen Mut zum
Film.
Thomas Krüger,
Foto: Bundeszentrale für
politische Bildung
Was ist generell die Zielsetzung von
Filmbildung im Fach Deutsch?
Grundsätzlich muss man unterscheiden
zwischen Filmbildung und Medienerziehung. In
der Schule können wir Filmbildung betreiben,
also beispielsweise Filmsprache vermitteln. Wir
können aber keine Medienerziehung leisten, das
ist Aufgabe der Eltern.
Im Literaturunterricht im Fach Deutsch lernen wir den erzählenden Autoren kennen und
wechselnde Perspektiven. Wenn wir Film zum
Thema haben, lernen wir die Kamera als Erzählerin kennen und wie hier verschiedene Perspektiven erzählt werden.
Christina Rutsch unterrichtet die
Fächer Deutsch und Religion am
Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in
Köln. Im letzten Schulhalbjahr
arbeitete sie über mehrere
Wochen mit einer 6. Klasse zum
Film „Billy Elliot – I Will Dance“.
In diesem Halbjahr wird sie ihn
mit einer 7. Klasse bearbeiten.
Der Film schildert, wie der elfjährige Arbeiterjunge Billy gegen
Interview mit Christina Rutsch
Fremdsprache
Film
Wie haben sich die Möglichkeiten
zur Filmbildung im aktuellen Kern-Curriculum Deutsch verändert, wie sehen Sie
die momentane Entwicklung?
Im Moment haben wir ja noch 13 Schuljahre und für die 11. Klasse ist ein Projekt zum
Vergleich von Literatur und Film vorgesehen. Dafür wird in Deutsch demnächst die Zeit zu
knapp. Dann haben wir mehr Chancen, mit den
jüngeren Klassen zu arbeiten. Im Fach Englisch
ist übrigens auch vieles möglich.
den Willen seines Vaters durchsetzt, Ballett tanzen zu dürfen.
Christina Rutsch,
Foto: privat
14
Angebote der bpb wenden sich vor
allem an Lehrer und Pädagogen. Programme wie „Kultur und Schule“ in NRW
holen für künstlerisch-kreative Projekte
auch Künstler an die Schule. Ergänzung
oder Alternative?
Ich sehe da keinen Gegensatz: Unsere
Website www.kinofenster.de, die wir zusammen mit Vision Kino betreiben, verstehen wir
zum Beispiel als zentrales Angebot für Pädagogen und Multiplikatoren im weiteren Bereich der
kulturellen Bildung. Eine andere, www.fluter.de,
zielt eher auf die Community bildungshungriger und durchaus politisch interessierter junger
Erwachsener, die diese Seiten in wachsendem
Maße auch interaktiv begleiten. Programme wie
„Kultur und Schule“, die ich sehr begrüße, sind
eher komplementär zu unseren infrastrukturell
angelegten Internet-Angeboten. Die Begegnung mit Kreativen und Künstlern in der Schule ist im Übrigen nicht hoch genug einzuschätzen. Denn neben den kognitiven bedarf es ei-
[email protected]
– Schwerpunkt
Sie haben im vergangenen „Billy-Elliot“-Projekt mit den Schülern zunächst
das Buch zum Film gelesen, danach die
filmsprachlichen Mittel erarbeitet und
erst zum Ende den Film gezeigt. Welche
didaktischen Überlegungen standen dahinter?
Ich habe die Figur des Billy mit seinen Konflikten und Problemen in den Mittelpunkt gestellt. Den Film direkt am Anfang zu zeigen, hätte den Kindern vorgefertigte Bilder gegeben.
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ner Vielzahl weiterer Kompetenzen, um später
Beruf und Alltag gut bewältigen zu können.
Bei „Kultur und Schule“ befassten
sich im letzten Jahr von 700 Projekten
nur rund 40 mit dem Bereich Neue Medien/Film. Das ist nur ein Beispiel, in diesem Fall auch dafür, dass Filmschaffende sich im Bereich der Filmbildung noch
zu wenig engagieren. Müssen die Kreativen gezielter angesprochen werden?
Sie sprechen in der Tat ein Missverhältnis
an. Ich glaube, dass dieser Befund nicht allein
mit dem fehlenden Engagement der Filmschaffenden zu tun hat, sondern mit einer allgemein
sperrigen Situation, was die Schulen und die
Curricula selber betrifft. Man kann heute Pädagogik studieren, ohne einen einzigen verpflichtenden Leistungsnachweis in einer medienrelevanten Disziplin zu absolvieren. Es gibt zwar
ilmliebhaber kommen beim Angebot
der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) in Bonn auf ihre
Kosten. Es gibt eine Reihe von Filmheften und seit kurzem auch einige DVDEditionen, darunter die DEFA-Filmbox
„Parallelwelt Film“. Die beiden Websites
www.kinofenster.de und www.fluter.de
bieten für unterschiedliche Zielgruppen
weitere, umfangreiche Materialien.
F
Stattdessen habe ich ihn eingeführt als einen
neuen Klassenkameraden in der 6b, denn er ist
ja ebenfalls etwa elf Jahre alt. Sie haben ihn vom
Cover des Buches, über projizierte Standbilder
und natürlich durch das Lesen immer besser
kennen gelernt. Wir haben dann daran gearbeitet, wie man diese Handlung in Filmsprache
umsetzen kann, in die verschiedenen Erzählperspektiven oder in die Symbole, mit denen der
Film arbeitet. Als wir danach den Film gesehen
haben, gab es ein sehr unterschiedliches Wahrnehmen, denn jeder hatte ja seine eigenen Vorstellungen entwickelt. Die Kinder zeigten in der
Auswertung eine sehr große Toleranz für diese verschiedenen Wahrnehmungen.
Welche Stationen hatte Ihr „Billy-Elliot“-Projekt im Einzelnen?
Die Kinder haben so genannte Lesetagebücher geführt, also eigene Mappen zum Projekt, die immer weiter ergänzt wurden. Die wurden auch benotet. Darin haben sie beispielsweise die Geschlechterrollen thematisiert, sich die
verschiedenen Figuren in den dramaturgischen
Konflikten erarbeitet, aus dem Roman heraus
Teile des Drehbuchs rekonstruiert und es dann
auch szenisch dargestellt. Sie haben Standfotos des Films analysiert und mit der Kenntnis von
Kameraeinstellungen dann eine andere Szene
als Fotogeschichte hergestellt. Höhepunkt war
die Präsentation all dieser Ergebnisse und die
Vorführung des Films zusammen mit den Eltern
an einem Abend in der Schule als ein kleines
Fest.
Welche Kompetenzen haben Ihre
Schülerinnen und Schüler hinzugewonnen oder vertieft?
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rühmenswerte engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die sich in der Auseinandersetzung mit Film
und Medien verdient gemacht haben. Aber sie
sind sehr oft Einzelkämpfer. Sie müssen sehr oft
gegen ein verbreitetes Vorurteil angehen, beim
Film gehe es ausschließlich um Kommerz. Um
das zu ändern, wäre generell ein größeres Engagement der Filmschaffenden sicher zu begrüßen. Aber es gibt inzwischen auch eine Reihe
von ermutigenden filmschulischen Initiativen wie
die der Deutschen Filmakademie.
Noch viel zu wenig. Aber Bergala hat absolut Recht. Wenn man sich überlegt, mit welcher Empathie der Film uns die Geschichten, die
Dramen, Katastrophen und Absurditäten unserer Zeit und auch der Vergangenheit erzählt, wäre eine politische, aber auch eine ästhetische
Chance vertan, so Bergala, wenn Film nicht vermittelt würde. Bergalas Buch über das Verstehen von Film ist wirklich lesenswert und auch
deshalb kürzlich bei der bpb erschienen. Es
macht Mut, Film zu vermitteln.
Anderswo in Europa gilt der Film als
„Leitmedium“ und Freizeitattraktion Nr.
1. Woher kommt hierzulande diese Diskrepanz zwischen gesellschaftlicher Realität und schulischem Angebot?
Deutschland hat hier lange den Anschluss
verpasst. In anderen europäischen Ländern ist
diese Diskrepanz kaum oder gar nicht zu beobachten. In Frankreich, auch im UK und in den
skandinavischen Ländern, gehört der Film zur
Agenda kultureller Bildung. Auch methodisch
und didaktisch hat sich in diesen Ländern ein
sehr breites pädagogisches Gestaltungsfeld entwickelt.
Der ist auch nötig. Ein Blick in die
deutschen Lehrpläne zeigt, dass trotz des
Leitbegriffs der Medienkompetenz
nicht nur der Film, sondern ästhetische
Medien im weitesten Sinne und die entsprechenden Fächer eine eher randständige Existenz führen. Hat sich die Lage
hier seit 2001 verbessert?
Nur in Ansätzen. Vor allem da, wo sich
Pädagogen oder Eltern engagieren. Die PISADebatte mit ihrer einseitigen Betonung der kognitiven Kompetenzen hat leider eine kontraproduktive Auswirkung auf alles gehabt, was
mit kreativem Lernen zu tun hat. Aber es gibt
immer Wellenbewegungen. Die Initiative „Kinder zum Olymp“ zum Beispiel, die von der Kulturstiftung der Länder ausging und an der auch
die bpb maßgeblich beteiligt ist, versucht der
kulturellen Bildung wieder ein stärkeres Gewicht
beizumessen.
Alain Bergala, der sich in Frankreich
schon zu Zeiten des damaligen Kulturministers Jack Lang für filmschulische Angebote eingesetzt hat, hat jüngst gefordert: „Politisch muss die Wichtigkeit des
Films herausgearbeitet werden.“ Geschieht das in ausreichendem Maße?
Es fällt auf, dass Film vor allem als
„Literaturverfilmung“ oder als Erschließung und Illustration von Themen wie
Nationalsozialismus oder fremde Länder
und Kulturen vorgesehen ist. Ist die Schule noch zu schrift- und textorientiert?
Da haben Sie leider Recht. Es gibt im Grunde keine professionelle curriculare Erschließung
der schulischen Befassung mit Film. Die Literaturverfilmung gehört sicher als ein Aspekt dazu. Aber leider wird hier bei der Bearbeitung eines Stoffes zu oft von der Literatur her gedacht
und zu wenig vom Film.
Eine oft gestellte Frage: Sollte „Filmkunde“ ein eigenes Schulfach werden?
Eine populistische und gern erhobene Forderung. Ich bin skeptisch, ob uns eine solche
Forderung aktuell hilft. Ein neues Schulfach
durchzusetzen, erfordert eine halbe Generation lang Geduld und wird dann möglicherweise von der Kultusbürokratie verhindert. Ich bin
eher für ein realistisches Herangehen. Fakten
schaffen, in dem fächerübergreifend das bewegte Bild stärker vermittelnd integriert wird.
Filme behandeln die Geschichten des Lebens.
Sie sind deshalb fast in allen Fächern einsetzbar. Nicht als Illustration, sondern als Ereignis,
das die Sinne öffnet und das Hirn mobilisiert.
Filmvermittlung ist für mich ein Querschnittsfach und im Übrigen auch hervorragend an den
Nachmittagen der Offenen Ganztagsschulen
einsetzbar.
Sie kennen jetzt Filmsprache und die Kamera als Erzählerin. Sie waren sehr produktionsorientiert, nicht nur mit dem Fotoapparat, sondern auch was die Figurengestaltung und -beschreibung durch eigene Texte angeht. Beispielsweise haben sie sich zu ihnen innere Monologe ausgedacht. Und die viele Gruppenarbeit hat
das soziale Lernen vertieft, ganz besonders in
der Konsensfindung.
unterricht gehe, fällt ja mein Unterricht in einer
anderen Klasse aus. Da muss dann eine Vertretungsregelung her, und das geht nur bis zu einem gewissen Grad.
Ich kann solche Projekte auch nur begrenzt
auf andere Klassen übertragen. Generell sollten
sie immer neu vorbereitet und durchgeführt
werden, denn in jeder Lerngruppe sind die Bedingungen anders.
Filme, die vom Lehrer kommen, sind ja per
se erst einmal unattraktiv. Ich muss also eine Erwartungshaltung erzeugen, dass sie ihn selbst
sehen wollen. Sehr hilfreich ist die Arbeit in Doppelstunden, im Unterschied zu den 45 Minuten-Einheiten. Ich würde gern auch mal einen
Projekttag oder eine ganze Projektwoche zu einem Film arbeiten, aber die gibt es an unserer
Schule noch nicht.
Mit welchen anderen Schulfächern
haben Sie das Projekt verbunden, was
wäre außerdem denkbar gewesen?
Im abgeschlossenen Projekt haben die Kinder im Kunstunterricht ihre Vorstellungen über
die Wohnsituation von Billys Familie erarbeitet,
indem sie Grundrisse des Hauses angefertigt haben.
Im kommenden Projekt lesen wir das Buch
auf Deutsch und werden den Film im englischen
Original sehen, es also mit dem Englischunterricht verknüpfen. Vielleicht bekommen wir auch
eine Verbindung mit dem Musikunterricht zur
Filmmusik hin oder werden Ballett im Sportunterricht machen. Aber da sind die außerschulische Vorbereitung und der Koordinationsaufwand sehr hoch. Wenn ich mit in den Sport-
Zum Film „Billy Elliot“ existieren
mehrere Broschüren, die von verschiedenen filmpädagogischen Organisationen
und Verlagen herausgegeben wurden.
Waren sie hilfreich?
Die Hefte habe ich kaum verwendet, denn
der Nutzwert ist nicht besonders hoch. Arbeitsblätter vorbereiten und Aufgaben stellen kann
ich selbst, das ist mein Beruf. Was ich hingegen
sehr viel eingesetzt habe, waren ganz viele
Standbilder, die bei der Vorbereitung aus der
DVD heraus digitalisiert und ausgedruckt worden waren. Auch die Musik ist wichtig. Kurze
Filmausschnitte zeigen zu können ist toll.
So ein Material-Pool ist wie nasser Ton, den
ich mit den Schülern formen und zu Ergebnissen brennen kann. Dieses Material müsste über
die Schulbuchverlage zu uns kommen, damit
wir es überhaupt kennen lernen. Der Rechercheaufwand oder das Selbermachen ist normalerweise nicht zu leisten.
Schätzen Sie – angesichts der hohen
Bedeutung von Film und Fernsehen für
die Medienwelt von Jugendlichen – den
Umfang und die Qualität der Filmvermittlung an Schulen als zufriedenstellend ein?
Ein ganz großes NEIN. Es ist leider aber eine Realität, dass Filme meist in Vertretungsstunden oder vor den Ferien gezeigt werden.
Christina Rutsch wird im November
bei einer Lehrerfortbildung in Schwerte die Erfahrungen mit ihren „Billy-Elliot“-Projekten weitergeben.
Informationen und Anmeldung
dazu unter:
www.medienarbeit-nrw.de
Schwerpunkt – [email protected]
Was sind die großen Herausforderungen für Lehrer, wenn man Schülern
Film vermitteln will?
Was sollte getan werden, um die
Filmbildung an Schulen zu unterstützen?
Es fehlt an ganz vielem: Angefangen bei
geeigneten Räumen, der Verdunklung, den Geräten. Es gibt einen ganz hohen Bedarf an Lehrerfortbildung – aber nicht im Sinne von Rezepten, sondern als Ideenkiste. Und um eine kleine Schulvideothek aufbauen zu können, fehlt
schlicht das Geld.
Waren Sie mit einer Klasse in letzter Zeit einmal im Kino?
Ja, mit einer 9. Klasse haben wir uns „Das
Parfum“ angesehen. Ich hatte den Roman zur
Lektüre ausgewählt, weil angekündigt war, dass
die Verfilmung ins Kino kommt.
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13:50 Uhr
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Der Filmkritiker und Filmemacher Alain Bergala beriet den französischen Kulturminister Jack Lang bei seinen Bemühungen, Kunst als „das
radikal Andere“ an die französischen Schulen zu bringen. Seine Erfahrungen schrieb er in seinem Buch „Kino als Kunst – Filmvermittlung an
der Schule und anderswo“ nieder, aus dem wir ein leicht gekürztes Kapitel abdrucken.
Lob des Ausschnitts
VON ALAIN BERGALA
…] Alle Kinder haben eine Vorliebe für „Stücke“ und die Fähigkeit, sie sich zu merken,
und ich sehe nicht ein, warum man sie vor lauter Respekt vor dem Film als Ganzem nicht nutzen sollte. Die Zeit für das Ganze kommt später: bei manchen Filmen sehr viel später. So haben wir z.B. eine in ihrer Schlichtheit erhabene Szene aus „Zum Beispiel Balthasar“ (Regie:
Robert Bresson) schon für Kindergartenkinder
zugänglich gemacht. Der Esel, der gerade von
einem Zirkus aufgelesen wurde, steht plötzlich
anderen Tieren gegenüber, denen er noch nie
in seinem Leben begegnet ist, einem Bären, einem Affen, einem Elefanten, einem Tiger. Diese Szene, in der das Kino uns eine rein sinnliche Vorstellung davon gibt, was der Blick eines Tieres, frei von jeder menschlichen Präsenz,
sein könnte, kann schon ein vierjähriges Kind
anrühren, und es kann eine Menge darüber zu
sagen haben. Warum sie ihm nicht zeigen, bloß
weil der Film insgesamt einen erwachsenen Zuschauer verlangt? Wenn das Kind drei Minuten daraus jetzt schon vollauf zu schätzen vermag, warum soll man sie ihm vorenthalten, bis
es achtzehn ist und den ganzen Film sehen und
verstehen kann? Vor allem, wenn man ihm diese Szene nicht isoliert zeigt, sondern in erhellendem Zusammenhang mit anderen Szenen
aus anderen Filmen. Warum sollte man einem
kleinen Kind, dem Papagenos Arie aus Mozarts
Zauberflöte gefallen könnte, statt dessen ein
leichtes kleines Stück „für Kinder“ vorspielen,
weil es angeblich noch mindestens fünfzehn
Jahre warten muss, um die ganze Oper zu verstehen?
Man kann einen Filmausschnitt auf zweierlei Art aussuchen und darüber nachdenken. Entweder als eigenständiges kleines Ganzes, das
„für sich“ betrachtet werden kann, ohne dass
man den fehlenden Kontext als Mangel empfindet. Oder als willkürlich aus dem Film herausgegriffenes Fragment, wobei man die Geste des
Herausgreifens als Schnitt, als Überraschung, als
leichte Frustration empfindet.
Beide haben ihre pädagogischen Vorzüge.
Die ersteren als „verkleinerte Modelle“, die leichter überschaubar sind als ein ganzer Film. Die
letzteren als „Teaser“ für die Lust, den ganzen
Film zu sehen. […]
Schon immer hat es mich frappiert, wie wirkungsvoll im Filmunterricht Ausschnitte – die
Analyse einer Szene, einer Einstellung – sind. In
der Pädagogik des Fragments vereinigen sich
die Vorzüge von Verdichtung und Frische, durch
die sich die Bilder dauerhafter und genauer ins
Gedächtnis einprägen. Man erlebt ja auch immer wieder Überraschungen, wenn man mitten in einen Film einsteigt, den man schon gesehen hat, ja auswendig kennt: Wie hat mir nur
[
16
diese Einstellung nicht auffallen können, oder
die Merkwürdigkeit jener Geste des Schauspielers, oder das Licht, das ganz anders ist als im
übrigen Film. Weil sie im Fluss der in meiner Erinnerung an den ganzen Film bereits angehäuften Bilder gefangen waren, weil sich die Unebenheiten und Eigentümlichkeiten in dieser Gesamtsicht abgeschliffen, verflacht hatten. Löst
man dann einen Teil aus dem Erzählfluss und
der visuellen Gewöhnung an den Film, macht
man ihn von neuem sichtbar. Man könnte sogar daran denken, anders als die klassische Filmpädagogik mit der Untersuchung von Fragmenten anzufangen, bevor man Filme als Ganzes
sieht. Man kann sich in einen Film verlieben,
wenn man zufällig ein Fragment daraus sieht,
Fachtagung
Filmbildung
m 21. August 2007 findet in Köln eine Fachtagung zum Thema „Filmbildung“ statt. Veranstalter sind das Land
Nordrhein-Westfalen und die Filmstiftung
NRW in Kooperation mit dem Netzwerk
Filmkultur NRW. An der Tagung werden
neben Lehrern verschiedene NRW-Ministerien, Experten, Initiativen der Filmvermittlung, Filmemacher, Filmverbände sowie geladene Gäste teilnehmen.
Neben Vorträgen und Diskussionen
sollen in Workshops praxisnahe und konkrete Empfehlungen erarbeitet werden,
wie die strukturellen Voraussetzungen für
die schulische und außerschulische Filmbildung in Nordrhein-Westfalen verbessert werden können und die Filmbildung
in das Curriculum integriert werden kann.
Anregungen dazu werden u.a. Best-Practice-Beispiele aus NRW und dem Ausland
liefern.
A
und das Verlangen kann lebhafter sein, wenn
der Film nicht im Ganzen, von Anfang bis Ende gezeigt wird. Oft erregt ein von der Seite gesehenes, anamorphotisch verzerrtes Bild unser
Verlangen sicherer als jedes frontale. Sich einen
Film durch einen Ausschnitt zu erschließen ist
eine der möglichen Formen solcher Anamorphose. (Anamorphose ist eine Technik der Malerei: Ein Teil des Bildes wird so gemalt, dass
man es nicht von vorne, sondern nur in einem
bestimmten, schrägen Winkel erkennen kann,
wie z.B. der Totenschädel in Hans Holbeins
Gemälde „Die Gesandten“; Anm. d. Hg.) […]
Wirkliches Sehen heißt oft, von der Seite sehen, aber dieses Sehen muss vor allem „schwierig“ sein, das heißt dem gewohnten Standpunkt
widerstreben, ihn verrücken, um tatsächlich
fruchtbar zu sein.
Eine der möglichen Arten, „den Standpunkt
zu verrücken“, besteht darin, auf einer DVD
(dank der man diese Operation endlich in Sekundenschnelle ausführen kann!) eine Filmsequenz einer anderen Sequenz aus einem anderen Film gegenüberzustellen, besonders, wenn
sie ästhetisch und historisch sehr weit auseinander liegen. Der Wechsel von einer Perspektive zur anderen, von einer Einstellung bei Chaplin zu einer bei Peleschjan etwa, ist für Geist und
Wahrnehmung eine solche Gymnastik, dass jede dieser Einstellungen die andere gewissermaßen anamorphotisch verzerrt und sie „sichtbarer“ macht, als sie es im Zusammenhang und
aus der Perspektive des gesamten Films je geworden wäre.
Ich plädiere schon lange dafür, sich dem Kino von der Einstellung her anzunähern, da sie
für mich in ihrer Zeitlichkeit, ihrem Werden, ihrem Rhythmus die kleinste lebendige Zelle, ein
relativ autonomer Bestandteil des großen Körpers Kino ist.
Hinsichtlich des kinematographischen Akts
sind in der Einstellung auf großartig komplexe
Art die meisten Entscheidungen mit im Spiel,
die für den realen filmischen Schaffensprozess
bestimmend sind: Wo soll die Einstellung an-
[email protected]
– Schwerpunkt
fangen, wo enden, wo soll die Kamera stehen,
wie sind die Bewegungen zu organisieren und
zu kadrieren, die darin stattfinden sollen. Welche Grenzen setzt man sich im Umgang mit den
Dingen und der Welt? Was darf man einfangen
oder in Szene setzen. Wie den Schauspieler einfügen? Wie ihr einen eigenen Rhythmus geben?
Und was den Zuschauer angeht, so kann
er bei genauer Betrachtung einer Filmeinstellung
einige grundsätzliche Probleme des Kinos daraus ableiten: Was ist eine Einstellung? Auf welche persönliche Art und Weise setzt dieser oder
jener große Regisseur sie ein? Wie hat sich die
Auffassung von einer Einstellung im Lauf der Zeit
und der großen Strömungen verändert, die das
Kino von Zeit zu Zeit erneuert haben? Wie sprechen uns diese Einstellungen heute an? Wie bewegen sich die Schauspieler darin? Was sagen
sie uns darüber, was in dem oder jenem Jahr
in der Welt und im Kino vorgegangen ist?
An einer einzigen gut ausgewählten Einstellung ist oft sowohl die Kunst eines Regisseurs
abzulesen als auch der historische Moment ihrer Entstehung. Denn in ihr spiegelt sich ein bestimmter Stand der Filmsprache und eine Ästhetik – die zwangsläufig einer bestimmten Epoche angehören –, aber auch ein Stil und die
ganz eigene Prägung durch den Autor.
Schließlich ist die Einstellung als die konkreteste Einheit des Films auch der ideale Ort einer Begegnung zwischen dem analytischen Ansatz – auf kleinster Fläche sind hier sehr viele Parameter und Elemente der Filmsprache zu beobachten – und der Einführung in den Schaffensprozess, denn an ihr kann man sich über
all die Entscheidungen klar werden, die erforderlich sind, um „eine Einstellung zu machen“.
Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Schüren Verlages, bei dem das Buch „Kino als Kunst – Filmvermittlung
an der Schule und anderswo“ erschienen ist. Der 144 Seiten starke Band wurde von Winfried Pauleit und Bettina
Henzler herausgegeben und von Barbara Heber-Schärer
übersetzt.
Nicht immer ist Schule so schön wie im Kino:
Jessica Schwarz als Lehrerin der „Wilden Hühner“.
Foto: 2005 Constantin Film
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1997 beschloss die Kultusministerkonferenz (KMK), das deutsche Bildungssystem international vergleichen zu lassen. Die Veröffentlichung
der Ergebnisse ein paar Jahre danach hat in der Schullandschaft ein Erdbeben ausgelöst, das immer noch zu spüren ist. Zahlreiche Reformen
wurden in Gang gesetzt und beschleunigt, die gegenwärtig das System gewaltig verändern. Während die Schulen beispielsweise in Bezug auf
das Abitur und andere Abschlüsse an die ganz kurze Leine kommen, erhalten sie in vielerlei anderer Hinsicht größere Freiheiten.
ls wichtigste Reaktion auf PISA und andere Studien entwickelte die Kultusministerkonferenz bundesweite Bildungsstandards zur
Qualitätsentwicklung. Auch Nordrhein-Westfalen implementiert und konkretisiert gegenwärtig diese Standards in erneuerten Lehrplänen. Das grundsätzlich Neue an den jetzt so bezeichneten Kernlehrplänen ist ihre Output-Orientierung. Sie definieren Kompetenzen der
Schüler und nicht mehr den Input, den die Lehrer leisten sollen. Es werden also nicht wie früher detailliert Unterrichtsinhalte vorgegeben –
stattdessen wird beschrieben, was Schüler am
Ende einer Klasse drauf haben müssen.
Medienkunde und damit auch die Filmvermittlung ist dabei überwiegend im Deutschunterricht verankert. Der gegenwärtig diskutierte Entwurf des Kernlehrplans Deutsch verweist
überwiegend auf die mündliche und schriftliche Sprachkompetenz, doch auch die AV-Medien einschließlich des Internets werden dort
deutlicher benannt als in der gegenwärtig gültigen Fassung (siehe Übersicht).
Besonders reglementiert werden die Schulabschlüsse. Schüler aller weiterführenden Schulen müssen künftig Prüfungen ablegen, um ein
Abschlusszeugnis zu erhalten. Die Prüfungsaufgaben werden landesweit einheitlich gestellt.
Um ihre Schüler in der 10. Klasse darauf vorbereiten zu können, erhalten die Lehrer vorab
„Unterrichtsvorgaben“ aus dem Schulministerium. Eine Besonderheit im Vergleich zu den anderen Schulformen bilden die Gymnasien, denn
dort finden die zentralen Prüfungen als Zulassung zur Oberstufe ab 2010 bereits in der 9.
Klasse statt. In diesem Frühjahr wird in NRW
erstmals auch das zentrale Abitur durchgeführt.
Die Lehrer können die Prüfungsthemen nicht
mehr selbst aus dem Stoff ihres Oberstufenunterrichts der Klassen 12 und 13 auswählen.
Stattdessen werden auch diese Prüfungsfragen
einheitlich aus Düsseldorf gestellt.
Das Ergebnis der politisch gewollten Vergleichbarkeit aller jeweiligen Abschlüsse ist die
Standardisierung des Unterrichts ab der 10., im
Gymnasium schon ab der 9. Klasse. Lehrer, die
ihre Schüler verantwortungsvoll vorbereiten, halten sich tunlichst an die Themenvorgaben und
können kaum Zeit für Variationen erübrigen. Eine vertiefende Filmbildung in Projekten über
mehrere Wochen ist in diesen Klassen damit fast
unmöglich geworden – und es ist kaum zu erwarten, dass das Schulministerium „Film“ zu einem möglichen Abschlussthema machen wird.
NRW zieht außerdem das gymnasiale Abitur vor. Im Jahr 2013 werden die heutigen
Sechstklässler ihre Reifeprüfung als erste nach
nur zwölf Jahren Schulzeit ablegen. Ihr Unterrichtsstoff verringert sich jedoch nicht. Er wird
komprimiert, und so kommen Stundenpläne
von bis zu 34 Wochenstunden auf die Kinder
zu. Die sind nicht mehr in der Vormittagsschule zu bewältigen – die meisten Gymnasien werden zu Ganztagsschulen. Gesamtschulen sind
A
Welchen Raum lassen Lehrpläne für die Filmvermittlung?
Freistunden für Film?
VON MARTIN BLOCK
dies in der Regel bereits, auch viele Hauptschulen orientieren sich – aus anderen Gründen –
dorthin.
Angesichts all dieser massiven Umwälzungen im NRW-Schulsystem fühlen sich viele Lehrer bis an den Rand der Leistungsfähigkeit gefordert: Die neuen Freiheiten der Kernlehrpläne wollen kreativ ausgefüllt sein. Konferenzen
und Besprechungen, in denen die Schulentwicklung vorangetrieben wird, kosten viel Zeit. Lernstandserhebungen, Unterrichtskontrollen, zentrale Abschluss- und Abiturprüfungen verursachen Ängste und erhebliche Mehrarbeit. Der
Nachmittagsunterricht verlangt ihnen eine Umorganisation von Vorbereitungs- und Korrekturarbeiten ab.
Gleichzeitig werden immer mehr Anforderungen über den klassischen Unterricht hinaus
gestellt: Gewalt- und Suchtprävention, Wirtschaftsorientierung, Umwelt- und interkulturelle Bildung sind nur einige Themen. Und dann
kommen noch „die von den Medien“ und wollen die Filmvermittlung ausbauen.
Zur Hoffnungslosigkeit besteht dennoch
kein Anlass. Die veränderten Rahmenbedingun-
gen bieten für die Medienbildung an Schulen
viele Ansatzpunkte. Angesichts der neuen Kernlehrpläne kann kaum ein Deutschlehrer der Arbeit mit Film oder Fernsehen ausweichen. Ihre Output-Orientierung und die gesteigerte Eigenverantwortung eröffnen ihnen besonders
in der Sekundarstufe I den dazu notwendigen
Freiraum. Und gerade bei Unterrichtsprojekten
zur Filmvermittlung lässt sich gut fächerübergreifend arbeiten. Auch im Ganztagesbetrieb
liegen Chancen. Denn nachmittägliche Doppelstunden erleichtern das Sehen eines Films – entweder in der Schule oder sogar im regulären Kinoprogramm, ohne dass dort umständlich Sondervorstellungen organisiert werden müssten.
Doch noch scheint es vielen Pädagogen an
Ideen, gutem Material, inhaltlichem und didaktischem Know-how und vielleicht auch an Motivation zu fehlen. Um die vorhandenen Möglichkeiten umsetzen zu können, müssen Wege
gefunden werden, Lehrer besser zu unterstützen und zu qualifizieren, sie mit guten Unterrichtsmedien zu versorgen und sie insgesamt zu
ermutigen (siehe auch Seite 21, Qualifizierungsangebote für Lehrer).
Kompetenzen, die Schüler erwerben sollen
(Auszug aus dem Entwurf NRWKernlehrplan Deutsch f. Gymnasium,
Stand: 15. Feb. 07):
Aufgabenschwerpunkte: Umgang
mit Sachtexten und Medien
lungsführung und Figuren einer altersgemäßen Fernsehserie untersuchen; einfache Mittel der Gestaltung kennen – z.B.
Kameraperspektive, Zusammenwirken
von Bild und Ton)
Jahrgangsstufe 7 / 8
Jahrgangsstufe 5 / 6
Sie erfassen Inhalte und Wirkungsweisen
medial vermittelter jugendspezifischer Texte. (z.B. Fernsehserien, Hörspiele; einen
Überblick über das entsprechende Angebot der Medien gewinnen – ein Medientagebuch anlegen und auswerten; Vorlieben und Umgangsweisen mit Medien
erörtern; Informations- und Unterhaltungsfunktion unterscheiden; die Hand-
Schwerpunkt – [email protected]
Sie untersuchen Texte audiovisueller Medien
im Hinblick auf ihre Intention. Sie reflektieren und bewerten deren Inhalte, Gestaltungs- und Wirkungsweisen. (z.B. Rollenund Handlungsmuster, Lebensgefühl und
Leitbilder in Werbespots, Entwerfen und
Herstellen eigener Werbespots, Realität und
virtuelle Welten in Medien; einfache Hypertexte untersuchen, Fachterminologie kennen lernen)
Film im Klassenzimmer: Arbeiten einer
sechsten Klasse zu „Billy Elliot“
(siehe Interview S. 14), Abbildung: privat
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13:50 Uhr
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Dank Programmen wie „Vision Kino“ können Filmemacher ihre Filme vor Schulklassen präsentieren und im Anschluss daran diskutieren. Oliver
Baumgarten sprach mit den Regisseuren Marc Rothemund und Michael Loeken über ihre Erfahrungen bei Schulvorführungen von Spielfilm
(„Sophie Scholl“) und Dokumentarfilm („Losers and Winners“).
Interview mit Marc Rothemund und Michael Loeken
Die Herzen berühren
Wie viele Vorstellungen haben Sie
mit ihren Filmen bisher in Schulen gemacht?
Marc Rothemund: Ungefähr zwanzig
in Deutschland und noch mal einige im Ausland,
die wir gemeinsam mit dem Goethe-Institut organisiert haben. Unsere erste Schulvorführung
haben wir noch mit einem Rohschnitt gemacht,
um ihn am Münchner Sophie-Scholl-Gymnasium zu testen, also beim vermutlich härtesten
Publikum für den Film.
Michael Loeken: Ich war kürzlich das
erste Mal dabei, als „Losers and Winners“ vor
ungefähr 140 Kindern die Schulkinowochen in
Niedersachsen eröffnete. Die Schüler hatten ein
solch großes Interesse an dem Thema und an
den Menschen, die im Film vorkommen, dass
wir im Anschluss fast zwei Stunden intensiv diskutiert haben.
Wie laufen die Filmgespräche nach
der Vorführung ab? Worüber wird gesprochen?
ML: Die Schüler beschäftigen sich sehr mit
dem Inhalt, vertiefen bestimmte Passagen, fragen nach, sagen sehr direkt, was ihnen gefällt
und was nicht. Sehr interessant waren für mich
z.B. die Reaktionen auf den Titel „Losers and
Winners“. Über das Wort „Losers“ haben die
Schüler lange gesprochen, und mir ist klar geworden, dass für sie dieser Begriff eine ganz an-
dere Bedeutung hat als für uns. „Losers“ im Zusammenhang mit den Problemen in Deutschland – das war ihnen nicht wirklich recht. Toll
fand ich, dass sie von sich aus gesagt haben,
dass es ihnen gut gefallen habe, dass es keinen
Kommentar im Film gibt, der ihnen vorgeschrieben hat, was sie denken sollen.
MR: Es wurde meist sehr interessiert
nachgefragt, ganz besonders häufig nach der
Geschichte dieser Gestapo-Protokolle, die wir
entdeckt und erstmals im Film präsentiert hatten, dann aber auch nach Biografien der historischen Figuren. In erster Linie ging es da um
Sophie Scholl selbst, wie Julia Jentsch, die fast
noch mehr Schulvorführungen besucht hat als
ich, sich in die Rolle gefunden hat, wie detailgetreu sie sich vorbereitet hat und Ähnliches.
Sind diese Schulvorführungen
ein ergebnisreicher Weg, die Schüler
an das Medium zu führen oder doch
einfach nur eine etwas anschaulichere Geschichtsstunde?
MR: In den meisten anderen europäischen Ländern ist Film ganz normales
Unterrichtsfach. Es gibt hervorragend recherchierte Filme, die gegenüber Büchern und Lernstoff einen enormen Vorteil besitzen: Sie berühren auch emotional. Dadurch, dass Film die Herzen der Leute berührt, sind diese engagierter
im Nachdenken. Wir haben zwei Jahre lang sehr
viel Recherchearbeit in „Sophie Scholl“ gesteckt
mit Details, die vorher noch nie veröffentlicht
wurden, und all das in emotional packende 120
Minuten gesteckt – soll heißen: Ein guter Film
könnte bestimmt hunderte von Unterrichtsstunden ersetzen! Im Ernst: Ich wünschte, dass Film
generell in den Unterricht einbezogen wird. Es
gibt Filme, die für fast alle Fächer lehrreich sein
und Diskussionen und Interesse verstärken
könnten.
ML: Man muss ja bedenken, dass diese
Vorführungen dezidiert im Kino stattfinden und
nicht vor dem Computer oder in der Schule. Diese besondere und einzigartige Situation der Rezeption ermöglicht, dass man die Schüler sehr
Michael Loeken (links) und Marc Rothemund.
Foto: privat / X Verleih
direkt erreicht. Nach unserem Verständnis soll
der Kino-Dokumentarfilm Inhalte emotional nahe bringen, dafür ist das Kino der angestammte Ort. Es geht darum, die Schüler mit dem
Aspekt der Realität zu konfrontieren, mit den
Nutzungsrechte an der Schule
Öffentlich oder privat?
VON OLIVER BAUMGARTEN
in Beispiel aus dem schulischen Umfeld: Ein Lehrer bringt seine privat erworbene DVD von „Schindlers Liste“ mit und, ganz
unbedacht, auch zur Vorführung. Darf er das? Ist er im Besitz der
nötigen Nutzungsrechte?
Kommt darauf an, ob es sich um eine öffentliche oder nichtöffentliche Vorführung handelt: Keine Probleme gibt es, wenn
der Film im festen Klassenverband gezeigt wird, dann nämlich
hat der Lehrer die nötigen Nutzungsrechte mit dem Kauf der DVD
regulär erworben, wie es auch die Website www.lehrer-online.de
in einem Fallbeispiel erläutert. Denn der enge Klassenverband,
so bestätigt trotz uneindeutiger Sachlage selbst das Bundesministerium der Justiz auf seiner Website, wird fast immer als nicht
öffentlich interpretiert und damit als privat, womit wiederum das
Nutzungsrecht mit dem Kaufpreis der DVD abgegolten ist. Die-
E
18
se noch halbwegs klare Situation allerdings ändert sich umgehend, sobald der enge Klassenverband verlassen wird und sich
das Publikum beispielsweise aus der Oberstufe, einem Schuljahrgang oder gar der gesamten Schülerschaft zusammensetzt. Dann
würde die Wiedergabe nach §15 Abs. 3 des Urheberrechtsgesetzes ziemlich eindeutig als öffentlich bezeichnet werden. Zur
Öffentlichkeit nämlich zählt „jeder, der nicht mit demjenigen, der
das Werk verwertet, oder mit den anderen Personen, denen das
Werk in unkörperlicher Form wahrnehmbar oder zugänglich gemacht wird, durch persönliche Beziehungen verbunden ist“. Mit
anderen Worten: Während man in einem Klassenverband von
ausreichend persönlicher Beziehung untereinander ausgeht, um
den Grad der Privatheit zu erreichen, wird dies im Jahrgangs- oder
Schulverband weitgehend ausgeschlossen. Die private „Schind-
[email protected]
zahlreichen Facetten des Lebens, lustigen und
traurigen, und es zeigt sich, dass sie dann anfangen, sich damit auseinander zu setzen, sich
darauf einzulassen und damit zu identifizieren.
Was nehmen Sie aus den Schulvorführungen für sich selbst mit?
MR: Ich habe mich sehr gefreut zu sehen,
dass und wie sehr Jugendliche an Geschichte
interessiert sind. Vor dem Film heißt es oft: Wir
haben so viel eigene Probleme, wieso sollten
wir uns jetzt mit welchen von vor 60 Jahren beschäftigen? Wenn die Schüler dann durch so einen Film merken, wie modern Sophie Scholl
war, für welche noch heute wichtigen Themen
sie gekämpft hat, da hat mich beeindruckt, dass
die Ohren und Herzen durch diesen Film
mehr und weiter geöffnet wurden als
durch Bücher und Lernstoff.
ML: Mir ist noch einmal klar geworden, wie genau man arbeiten und
immer wieder sein Tun hinterfragen
muss. In erster Linie aber musste ich feststellen, dass man Schüler oft einfach unterschätzt, dass bei ihnen ein riesiger
Wissensdurst besteht, eine große Ernsthaftigkeit und der Wunsch, sich mit ganz bestimmten Themen auseinander zu setzen. Es
wäre wünschenswert, dass der regelmäßige Kinobesuch wie selbstverständlich zum Unterricht
gehören würde.
lers Liste“-DVD dürfte also nicht ohne Einholung des Einverständnisses vom Rechtsinhaber vor der gesamten Schülerschaft laufen – didaktischer Hintergrund hin oder her.
In diesem Falle können und sollten sich Lehrer vertrauensvoll
an Bildstellen und Medienzentren wenden, die in der Regel eine größere Auswahl an Filmen mit den erforderlichen Nutzungsrechten zur Ausleihe bereit halten. „Schindlers Liste“, um beim
Beispiel zu bleiben, gibt es für Schulen etwa beim Medienzentrum Rheinland gebührenfrei auf einer Leih-DVD. Würde man die
Rechte hingegen beim Verleih separat erwerben, in diesem Fall
bei UIP, kostete dies im Moment um die 100 Euro pro Schulaufführung, wobei man dort derzeit über kostengünstigere Modelle für Schulen nachdenkt.
Und was, wenn es einen ganz besonders exotischen Film bei
keiner Bildstelle zu leihen gibt? Dann müsste die Schule sowieso direkt den Verleih oder Vertrieb kontaktieren und die Vorführrechte aushandeln. Das allerdings, so bestätigt beispielsweise der
X Verleih in Berlin, kommt so gut wie nie vor, und zwar wohl einfach deshalb, weil die legalen Möglichkeiten für Schüler, in der
Schule Filme zu sehen, sehr reichhaltig geworden sind. Man muss
sie halt nur nutzen: Schulkino für aktuelle Filme, Bildstellen für
ältere Filme und für den engen Klassenverband die komplette Vielfalt, die die umfangreiche DVD-Sammlung des Lehrers bietet.
– Schwerpunkt
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13:50 Uhr
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Kindern und Jugendlichen den
unsere von Bildern geprägt und
Zugang zu eigenen Erfahrungs-
von Medien gesteuert wird.
welten auf dem Gebiet der
Exemplarisch stellen wir zwei
Bilderproduktion zu gewähren,
sehr unterschiedliche Initiativen
ist eine wichtige Aufgabe
vor, die Jugendliche mit Film
in einer Gesellschaft, die wie
zusammen bringen.
etti, Rike und Pauline sind „Poldis Engel“.
Die drei frechen Mädchen, die sich unter
einer der Kölner Rheinbrücken einen versteckten Verschlag zusammen gezimmert haben
und dort Lukas Podolski verehren, haben es zu
Hause nicht leicht. Ihre Eltern sehen sie kaum,
arm und vernachlässigt fühlen sie sich und tragen ihren Groll mit sich durch die Stadt, mal
hier, mal dort etwas davon abladend. Das wertvollste, das sie haben, ist ihre Freundschaft und
ihre Liebe zum Fußball. Als sich die Gelegenheit bietet, an einem Fußballturnier teilzunehmen, scheuen „Poldis Engel“ keine Sekunde,
sich mit den Jungensmannschaften zu messen
und gegen sie um den begehrten Hauptpreis
anzutreten: drei signierte Podolski-Trikots.
Der zehnminütige Kurzfilm „Poldis Engel“
entstand Mitte 2006 im Rahmen des Wettbewerbs „Achtung, Aufnahme!“. Veranstaltet wurde diese zur Fußball-WM terminierte Ausschreibung von der Medienwerkstatt KameraKinderKöln. Die gemeinnützige GmbH, die im Jahre
2000 von Angela Maas, Bettina Tronich und Ulrike Witt gegründet wurde, bietet Medienunterricht und Workshops in unterschiedlichen
Formen für Schüler und Jugendliche an. Fünf
bis sechs Projekte realisieren die Geschäftsführerinnen mit drei bis vier festen freien Mitarbeitern pro Jahr. Sie gehen in freier Funktion an
Schulen, kooperieren mit Festivals oder führen
eigene Initiativen durch, um Medienkompetenz
an junge Menschen zu vermitteln, oft unterstützt von der Stadt oder der GEW Stiftung. Der
Wettbewerb „Achtung, Aufnahme!“ ist ihr jüngstes Projekt und gleichsam das mit der bisher
größten Öffentlichkeit, wie Bettina Tronich erzählt: „Die Filme liefen im WDR Fernsehen, während der WM auf der Großbildleinwand am
Dom und auch beim Kinderfilmfest Cinepänz.“
„Achtung, Aufnahme!“ ist ein Beispiel dafür, wie KameraKinderKöln arbeitet: Hier wird
mit den Jugendlichen kein Kinderkram veranstaltet, sondern ganz konkret durch Learning
By Doing Einblick in Medienarbeit vermittelt. So
suchte eine Jury für diesen Wettbewerb 15 der
eingereichten Kurzfilmstoffe von Jugendlichen
zwischen 12 und 16 Jahren aus. In den Herbstferien 2005 wurden die jungen Autoren, 23 Kinder und Jugendliche aus dem Großraum Köln,
zu einem Drehbuchseminar eingeladen, auf
dem sie ihre Bücher mit professionellen Autoren weiter entwickelten und so lernten, was
Dramaturgie für einen Film bedeutet. Drei Projekte wurden am Ende realisiert. „Wir möchten
den Jugendlichen die Mechanismen des Films
vermitteln, ihnen zeigen, wie man Filme schauen kann und wie Filme entstehen“, erläutert Bettina Tronich. Bei „Achtung, Aufnahme!“ und damit auch beim Kurzfilm „Poldis Engel“ lag der
Schwerpunkt auf der Entwicklung von Filmstoffen. Realisiert wurden die Filme danach in Zusammenarbeit mit Absolventen der ifs interna-
B
Anleitungen zum Selberfilmen
Learning
by Doing
VON OLIVER BAUMGARTEN
tionale filmschule köln, wobei die drei Autorinnen von „Poldis Engel“, Rike Böhlke, Betti Mai
und Pauline Raetz, in den Castingprozess eingebunden wurden und auch den Dreh begleiten durften.
Was hier, trotz der professionellen Durchführung und der ernsthaften Beschäftigung mit
der Materie, schon aufgrund des Alters einen
noch eher spielerischen und aufklärerischen
Charakter hat, erhält beim Projekt „Roots &
Routes“ eine existentielle Note. Auch hier arbeiten junge Menschen ganz konkret mit Medien, doch geht es eher um Talentförderung gepaart mit Sozialarbeit denn um das bloße Erfahren von Mechanismen. Das einfallsreich betitel-
te Projekt, das seine Wurzeln in den Niederlanden hat und seit zwei Jahren den Weg in andere europäische Länder gefunden hat, ist in
Köln beim JFC Medienzentrum beheimatet und
durchaus auf das Sammeln von Erfahrungen
und die Verbesserung von Fähigkeiten ausgerichtet. „Roots & Routes“ richtet sich an junge
Menschen zwischen 15 und 25 Jahren, mit und
ohne Migrationshintergrund, und hier vor allem
an begabte Musiker, Sänger und Tänzer, die so
Perspektiven für ihre persönliche und berufliche
Zukunft entwickeln sollen. Im Mittelpunkt stehen die Protagonisten der so genannten „Urban Culture“, sprich: der Jugendkultur multikultureller Stadtteile in europäischen Großstädten.
2006 trafen sich Jugendliche aus ganz Europa
zu Workshops, einer Masterclass und einem
Auftritt auf dem Summerjam-Festival und erprobten so in Köln ihr Talent.
Bewerben können sich Interessierte auch
bei der Mediengruppe, die ans Projekt angedockt ist. Hier wird ganz gezielt der Umgang
mit visuellen Medien vermittelt. „Das schöne
hierbei ist“, erläutert Sascha Düx, beim JFC Köln
zuständig für „Roots & Routes“, „dass wir keinen trockenen Medienworkshop abhalten, sondern, dass während der zehn Projekttage hier
dank Musik und Tanz immer etwas los ist, das
sich aufzunehmen lohnt und das die Teilnehmer auch interessiert.“ Neun junge Leute waren 2006 in der Mediengruppe vertreten, sind
mit der Kamera losgezogen, haben dokumentiert, interviewt, geschnitten und vertont. Im
Mittelpunkt ihrer Arbeit stand das Zusammenspiel von visuellen und akustischen Eindrücken
Entstanden ist dabei ein 16-minütiger Dokumentarfilm über den „Roots & Routes“-Workshop 2006 in Köln, eine rhythmisch auf Musik
geschnittene assoziative Bilderfolge aus Eindrükken und atmosphärischen Momenten. Zudem
hat die Mediengruppe Musikvideos für zwei
Songs produziert, die während des Workshops
entwickelt wurden.
Die Stärkung von Medienkompetenz und
das Arbeiten im Team sind nur zwei der Effekte, die sich die Organisatoren wie Sascha Düx
für ihre Teilnehmer von „Roots & Routes“ erhoffen. „Es geht durchaus auch darum, Talenten,
die in Schule und früher Jugend nicht gefördert
wurden, Möglichkeiten zu geben, einen Einstieg
in die Medien zu finden.“ Auch wenn sich Erfolge diesbezüglich schwer messen lassen, so
kann Sascha Düx doch von Labelverträgen berichten, die drei Musiker aus dem letzten Jahr
bekommen haben, und von Folgeaktivitäten der
Mediengruppe, deren Dokumentation einzelne Fernseh- und Kinovorführungen erlebte. Zu
sehen sind die Filme übrigens auch unter
http://jfc.info/roots im Internet.
Beide gemeinnützigen Initiativen werden
sich – wie viele andere Institutionen auch – weiterhin dafür engagieren, Jugend und Medien
in fruchtbarer Weise zusammen zu bringen. Die
nächste Kernprojektphase von „Roots & Routes“
läuft vom 21. bis zum 28. Juli in der Domstadt,
und auch KameraKinderKöln (www.kamerakinderkoeln.de) hat schon die nächste Aktion in
Vorbereitung: ein Theaterfilmprojekt mit Jugendlichen, das im Sommer gemeinsam mit
dem Kölner Künstlertheater starten soll.
Am Schluss von „Poldis Engel“ übrigens sitzen die Drei mit dem Rücken zur Kamera, und
drei Mal erstrahlt der Name „Podolski“ von ihren FC-Trikots. So soll’s im Kino doch sein: Am
Ende wird alles gut.
Einstieg in die Medien bei „Roots & Routes“ (oben),
Foto: JFC Medienzentrum Köln.
Am Set von „Poldis Engel“, Foto: KameraKinderKöln
Schwerpunkt – [email protected]
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11.04.2007
13:50 Uhr
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In Nordrhein-Westfalen gibt es viele Initiativen, die sich um die Filmvermittlung
an Schulen bemühen. Für seinen Artikel hat Peter Hanemann einen
fiktiven Schuldirektor auf die Suche nach den besten Angeboten geschickt.
ürzlich war Dr. Specht nach längerer Zeit
mal wieder im Kino. „Emmas Glück“ nahm
er sich vor, und den sollten auch andere sehen:
seine Schüler. Mehr noch, ein bisschen mehr
Filmkunde würde auch den Kollegen nicht schaden. Unser Lehrer Dr. Specht ist Direktor einer
Gesamtschule, irgendwo in NRW. Damit er vernünftige Vorschläge machen konnte, wie man
im Unterricht und darüber hinaus zu mehr Filmkultur käme, wollte er fachlichen Rat einholen
und googlete deshalb „Schule Kino Film“. So
kam er zur Vision Kino. Für Specht eröffnete
sich ein weites Feld.
Vision Kino will die Filmarbeit „nachhaltig
in Bildungskontexte und Lernprozesse einbinden“, so Geschäftsführerin Sarah Duve. Deshalb
organisiert, koordiniert und unterstützt die Serviceeinrichtung Projekte, die sich der Förderung
von Film- und Medienkompetenz verschrieben
haben. So haben beispielsweise seit dem Start
im Mai 2005 in über 640 Kinos in 14 Bundesländern SchulKinoWochen und Schulkinoprojekte (Veranstaltungszeitraum 2006/2007) stattgefunden, an denen mehr als 350.000 Lehrer
und Schüler teilnahmen. Die Initiative, die vom
Beauftragten der Bundesregierung für Kultur
und Medien, der Filmförderungsanstalt, der Stiftung Deutsche Kinemathek und der Kino macht
Schule GbR angestoßen wurde, wird von Bundespräsident Horst Köhler mit seiner Schirmherrschaft unterstützt.
Schon auf der Website www.visionkino.de
fand Specht viele Filmtipps und Infos über Filme, die auch er gern sehen würde. Gemeinsam
mit der Bundeszentrale für politische Bildung unterhält Vision Kino zudem das filmpädagogische
Portal www.kinofenster.de, wo zahlreiche Informationen und umfangreiche Daten zum Thema Filmbildung aufbereitet und kostenfrei zur
Verfügung gestellt werden – für Specht eine
weitere Fundgrube. Mit der Bundeszentrale und
ihrem Sitz in Bonn war er zurück in NRW. Auch
von Potsdam, wo Vision Kino zuhause ist, gibt
es einen Link nach Rhein und Ruhr – direkt zu
den Bildungspartnern NRW – Kino und Schule, an der neben Vision Kino das NRW-Schulministerium, die Landschaftsverbände Rheinland
und Westfalen-Lippe, der WDR und die Filmstiftung NRW beteiligt sind. Im letzten Jahr waren die Partner Träger von „Im Kino NRW erleben“, einer NRW-Variante der SchulKinoWochen. Von September bis zum Beginn der Weihnachtsferien hat das Projekt 13.000 Schülern
in über 70 Kinos in 52 Städten mit Spiel- und
Dokumentarfilmen 60 Jahre Landesgeschichte
näher gebracht. Dabei halfen Schauspieler Peter Lohmeyer mit „Das Wunder von Bern“ in
Marsberg, Drehbuchautorin Ulrike Hund mit
„Swetlana“ in Hilden und Regisseurin Bettina
Braun mit „Was lebst Du?“ in Aachen, Bonn und
Münster. Die Lehrer konnten sich in Informationsveranstaltungen mit dem Thema Filmarbeit
in der Schule vertraut machen. Trotzdem ist
noch Überzeugungsarbeit zu leisten, wie Projektleiterin Marlies Baak-Witjes berichtet: „Für
viele Schulleiter zählt ein Kinobesuch noch immer als Unterrichtsausfall oder als reine Unterhaltung, die auch in den Nachmittag verlegt
werden kann. Die Erkenntnis, dass Film, genau-
K
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Filmvermittlung in NRW
Dr. Specht
sagt Ja
zum Film
VON PETER HANEMANN
so wie Literatur, ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur – und damit unterrichtsrelevant –
ist, muss sich noch mehr durchsetzen.“
Organisatorin des Schulfilmprojekts war die
Medienberatung NRW, die die Landschaftsverbände im Auftrag des Schulministeriums unterhalten. Während das Düsseldorfer LWL-Medienzentrum im Filmbereich lokale Medienzentren
im Rheinland und u.a. das Düsseldorfer Kinderkinofest betreut, haben sich die Münsteraner
auf Filmvermittlung spezialisiert und halten Angebote zu Kinoveranstaltungen für Schulen, Begegnungen mit Filmschaffenden, Lehrerfortbildungen und Unterrichtsmaterialien bereit. Medienberaterin Baak-Witjes kümmert sich auch
um Multiplikatoren vor Ort, mit denen sie während der Filmwochen zusammengearbeitet hat.
Die Ansprechpartner der so genannten e-teams
aus 54 Kreisen und kreisfreien Städten sind auf
der Website www.kino.bildungspartner.de einzusehen. Baak-Witjes: „Im Bereich Schule und
Film bleibt alles in Bewegung.“
Engagiert in Sachen Kino und Schule ist auf
Landesebene – neben dem Schulministerium –
auch die NRW-Staatskanzlei, bei der die Kulturpolitik angesiedelt ist. Welche Bedeutung Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff dem Thema beimisst, hat er auf der Website www.kultur.nrw.de/de/film dokumentiert:
„Die Staatskanzlei fördert und begleitet insbesondere Filmbereiche, die es schwer haben und
die sich um den Nachwuchs drehen.“
Hilfe soll hier u.a. das Landesprogramm
„Kultur und Schule“ bringen, das gerade zum
zweiten Mal aufgelegt wurde. Dabei setzt die
Landesregierung auf „unkonventionelle und auf
Kreativität zielende Angebote, die das schulische Lernen durch komplementäre und kontrastierende Elemente ergänzen.“ So werden im
laufenden Schuljahr 700 künstlerisch-kulturelle Projekte in allen Schulformen, darunter rund
40 zum Thema Film, mit insgesamt 1,5 Millionen Euro gefördert. Mit dem Programm sollen
insbesondere Projekte im Offenen Ganztag (Primarbereich) gestärkt werden (mehr unter
www.kulturundschule.de).
Koordinierungsstelle der Staatskanzlei für
das Thema „Kultur und Schule“ ist die Filmothek der Jugend NRW in Duisburg, die seit 36
Jahren dem Kinderfilm verpflichtet ist. Im Rahmen des neuen Landesprogramms ist die Filmothek Qualifizierungspartner für „Film und Neue
Medien“. Sie unterstützt Künstler und Künstlerinnen mit Seminaren, in denen sie ihre Filmarbeit in der Schule reflektieren können. Um für
Lehrer wie Künstler einen Überblick über künstlerische und Fortbildungsangebote zu schaffen,
wurde kürzlich mit www.film-kultur-schule.de
ein weiteres Portal eröffnet. Darüber hinaus hält
die Filmothek für die filmpädagogische Arbeit
mit Kindern und Jugendlichen ein breites Dienst-
Kunst & Kultur
in der Schule
och bis zum 30. April können sich
Künstler für das Landesprogramm
„Kunst & Kultur“ bewerben, mit der die
Landesregierung die künstlerisch-kulturelle Bildung in den Schulen im Schuljahr
2007/2008 stärken will. Nach den guten
Ergebnissen des Vorjahres wird das Projekt fortgeführt und der Etatansatz von
1,5 Millionen Euro mehr als verdoppelt.
Das Programm richtet sich ausdrücklich
auch an Filmschaffende, die mit einem
eigenen Projekt an den Schulen ein Jahr
lang 60 Einheiten à 90 Minuten anbieten wollen, um so das Verständnis für
Film zu schulen. Da gibt es noch Nachholbedarf, denn unter den 707 Projekten, die für das Schuljahr 2006/2007 ausgewählt wurden, finden sich nur 39, die
dem Gebiet Film/Neue Medien zuzurechnen sind.
Mehr Infos über das
Landesprogramm unter
www.kulturundschule.de oder
www.kultur.nrw.de/de/
landesprogramm_kultur_schule.html
N
[email protected]
– Schwerpunkt
leistungsangebot bereit (www.filmotheknrw.de). Zudem besorgt sie die Öffentlichkeitsarbeit des Netzwerkes Kinderfilmfeste
(www.kinderfilmfeste-nrw.de).
Da die medienpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eben nicht nur Schulsache ist, unterstützt mit dem Ministerium für
Generationen, Familie, Frauen und Integration
ein weiteres Ministerium die Filmvermittlung.
Beispielsweise fördert das Ministerium das überregional arbeitende JFC Medienzentrum Köln
und die LAG Lokale Medienarbeit in Duisburg.
Beide Einrichtungen verstehen sich als medienpädagogische Fachstellen für Medienbildung
und Medienarbeit in NRW. Um Filmvermittlung
im engeren Sinn machen sich wiederum die
NRW-Filmfestivals verdient. So können etwa auf
dem Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund/Köln junge Frauen zwischen 16 und 20
Jahren noch im April Festivalflair schnuppern.
Girls Focus heißt ein Workshop für junge filminteressierte Frauen zum Thema Filmkomposition und Kamera. Das Kinder- und Jugendprogramm für Schulen schließt zeitlich direkt an die
Festivalwoche in Dortmund an. Zehn ausgewählte Spiel- und Dokumentarfilme für unterschiedliche Altersgruppen laden zum Unterricht
im Kino ein und bieten vielseitige und fachübergreifende Anknüpfungspunkte (www.frauenfilmfestival.eu). In Duisburg hingegen versucht man
im Herbst den Blick für den Dokumentarfilm zu
schärfen. Bei doxs! Kino, einer Initiative der Duisburger Filmwoche, wird nach jedem Film mit jungen Leuten „ausführlich über das Gesehene diskutiert, um Wahrnehmungsweisen auszutauschen“ (www.duisburger-filmwoche.de).
Weil die nächste Konferenz anstand, nahm
sich Dr. Specht vor, gleich einen neuen Punkt
auf die Tagesordnung zu setzen: Intensivierung
der Filmarbeit an seiner Schule. Ansprechpartner hatte er genug gefunden. Zu Weiterbildungsangeboten für Pädagogen siehe auch den
Beitrag „Fit für die Filmvermittlung“ (rechts).
Drehbuchworkshop in der Medienwerkstatt
KameraKinderKöln, Foto: KameraKinderKöln
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13:50 Uhr
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Wenn Lehrer sich für die Filmvermittlung fit machen wollen,
Der Filmkanon der Bundeszentrale für
politische Bildung
stellen sich meist zwei Fragen: Wo kann ich mich fortbilden
Das sollte man gesehen
haben
und wo bekomme ich die Filme, die ich meinen Schülern
zeigen will? Der Newsletter stellt ein paar
Anlaufadressen in NRW vor.
Fortbildung und Filmverleih
Fit für die
Filmvermittlung
ilmhefte sind ein erster und einfacher
Zugang für Lehrer, die sich für den Film
interessierten. Herausgegeben werden sie
unter anderem von der Bundeszentrale
für politische Bildung. Dort sind sie kostenfrei bestellbar und als pdf-Datei abrufbar (www.film-bpb.de). Eine Übersicht
über die Filmmaterialien weiterer Anbieter (von Amnesty bis Vision Kino) findet
sich auf der Website www.kinofenster.de,
die auch einen Kalender anbietet, in dem
man bequem nach Fortbildungsseminaren und -Veranstaltungen suchen kann.
Ebenfalls überregional orientiert ist das
Institut für Kino und FilmKultur (IKF), das
sich von Köln aus als Schnittstelle zwischen Filmbranche und Bildungsbereich
versteht. Das IKF entwickelte u.a. das Projekt Lernort Kino und veranstaltet für
Schüler und Lehrer gemeinsame, themenbezogene Kinoseminare. Zusätzlich führt
das IKF Fortbildungen für Lehrer und Multiplikatoren durch. Schwerpunktthemen
der diesjährigen Seminare sind „Nationalsozialistische Filmpropaganda“, „Jugend
und Gewalt“ sowie „Drogenkonsum“.
Darüber hinaus gibt es das DVD-Angebot
„Lernstoff-Film – Filmanalyse im Unterricht“, das der medienpädagogischen Arbeit mit Filmen im Unterricht und der außerschulischen Bildungsarbeit dient
(www.film-kultur.de).
NRW-weit bietet die Duisburger Filmothek der Jugend Seminare und Fortbildungen zu Themen der Filmpädagogik
an. Beispielsweise steht am 23. April ein
Filmkompetenzseminar für Lehrer und
Fachkräfte der Jugendarbeit auf dem Programm. Dabei soll vermittelt werden, wie
Filme im Unterricht, als Nachmittagsangebot oder im Rahmen von Projekttagen
sinnvoll eingesetzt werden können. Ein
ansehnliches Angebot an Fortbildung
macht der Bundesverband Jugend und
Film, dessen Landesverband NRW identisch mit der LAG Lokale Medienarbeit ist.
F
Die nächsten Veranstaltungen: Im Rahmen
der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen (03. - 08.05.) behandelt der Workshop
„Kurzfilm International“ den Einsatz von
Kurzfilmen in der Jugendarbeit. Am 18.
September geht es in Witten um „Sprache
der Worte – Sprache der Bilder: Filmanalyse und Didaktik“ (www. medienarbeitnrw.de). Schließlich stellt auch das JFC Jugendmedienzentrum Fortbildungen nach
Bedarf zusammen. Zunächst werden am
24. April Lehrer für „Die Trickbox im Unterricht“ fit gemacht (www.jfc.de).
Ansprechpartner für Schulen sind
auch die 54 lokalen e-teams und Medienzentren im Organisationsrahmen der Medienberatung NRW der beiden Landschaftsverbände. Sie unterstützen Kollegien bei der Fortbildungsplanung, führen
selbst Fortbildungen durch oder sind als
Agentur für die Vermittlung passgenauer Angebote tätig (www.kino.bildungspartner.nrw.de/FachThema/Lokale_Partner). „Einen Film genau ansehen“ heißt
der Titel eines Seminars im Medienzentrum Hamm, bei dem der jeweilige Film
in seinen filmhistorischen Kontext gestellt
und nach diversen Stilmitteln „auseinander genommen“ wird (www.medienzentrum.schulnetz.hamm.de). Die Kenntnis
des ausgesuchten Films wird vorausgesetzt. In Dortmund läuft erfolgreich die
Fortbildung „Filmdramaturgie“. In drei
Stunden wird anhand von Film-Ausschnitten ein analytisches Instrumentarium vermittelt, das eigene Filmanalysen möglich
machen soll. Zum Crashkurs wird umfangreiches Begleitmaterial gereicht
(http://mz.do.nw.schule.de).
Wo aber erhalten die Pädagogen die
Filme, die sie über ihre Fortbildung oder
über Filmhefte kennen gelernt haben? Der
Bestand des LWL-Medienzentrum für
Westfalen (Münster) im Bereich der Medienbildung umfasst mehr als 12.000 Medien: 16-mm-Filme, Videos, CD-ROMs
und DVDs zu (fast) allen Themenbereichen
und für (fast) alle Schulfächer und -formen
stehen zur Ausleihe bereit. Man kann online recherchieren und die Medien per EMail bestellen (www.lwl.org/LWL/Kultur/
Landesmedienzentrum). Auch bei der
Duisburger Filmothek der Jugend NRW
kann man online bestellen. Die Filmothek
ist auf außerschulische Filmarbeit konzentriert, aber auch für Lehrer interessant
(www.filmothek-nrw.de). Rund 400 Filme
hat die Clubfilmothek des Bundesverbandes Jugend und Film vorrätig – vom Blockbuster bis zum kleinen Independent-Streifen, vom Dokumentarfilm bis zum Kinderprogramm. Alle DVDs können auch gekauft werden (www.bjf.info/bjf/clubfilmothek. htm). Die Bereitstellung von Filmen
für die außerschulische Medienarbeit ist
auch eine der zentralen Aktivitäten des
Remscheider Kinder- und Jugendfilmzentrums in Deutschland (KJF). Das KJF erwirbt Lizenzen an deutschen und ausländischen Produktionen und bringt die Filme auf DVDs heraus. Für die filmwissenschaftliche Nutzung verfügt das KJF nach
eigenen Angaben über den größten Archivbestand an Kinder- und Jugendfilmen
(www.kjf.de).
Der Medienverleih des Medienverbandes der Evangelischen Kirche im Rheinland
hat rund 8.100 Medien im Bestand. Auch
hier erlaubt der elektronische Verleihkatalog eine bequeme Recherche am PC
(www.medienverband.de). Evangelischer
Provenienz sind auch die beiden Labels
DVDplus und DVD-Educativ mit Filmen
und hochwertigen Begleitinfos für den
Unterricht sowie Spiel- und Animationsfilmen für Kinder und Jugendliche (www.
matthias-film.de). Im Bereich der katholischen Kirche ist die Mediathek des Erzbistums Köln eine der größten. Aktuelle
filmische Empfehlungen: „Die große Stille“ und „Da Vinci Code“ (www.erzbistumkoeln.de/medien/zentrale/aktuelles).
Schwerpunkt – [email protected]
m März 2003 lud die Bundeszentrale für politische Bildung gemeinsam mit der FFA zu einem Kongress mit dem Titel „Kino
macht Schule“. Die Ergebnisse waren nicht nur eine Filmkompetenzerklärung, die unter anderem konstatierte: „Bildungsziel
ist es, zu lehren und zu lernen, die Codes bewegter Bilder zu dechiffrieren – und das quer durch die Disziplinen und Fächer“, sondern ein paar Monate später auch ein Filmkanon. Diese Bestof-Liste soll „als repräsentative Basis für die Auseinandersetzung
mit dem Medium Film in den Schulen dienen“. Zu der Expertenkommission, die die Filme auswählte, gehörten u.a. Tom Tykwer, Andreas Dresen, Dominik Graf, Ruth Toma, Uschi Reich und
Alfred Holighaus.
I
Nosferatu – Sinfonie des
Grauens Regie: F. W. Murnau;
1922
Goldrausch Regie: Charles Chaplin; 1925
Panzerkreuzer Potemkin Regie:
Sergej M. Eisenstein; 1925
Emil und die Detektive Regie:
Gerhard Lamprecht; 1930
M – eine Stadt sucht einen
Mörder
Regie: Fritz Lang; 1931
Stagecoach Regie: John Ford;
1939
Der Zauberer von Oz
Regie: Victor Fleming; 1939
Laurel & Hardy: Der beleidigte
Bläser Regie: Edgar Livingston
Kennedy; 1928
Citizen Kane Regie: Orson Welles;
1941
Sein oder Nichtsein
Regie: Ernst Lubitsch; 1942
Deutschland im Jahre Null
Regie: Roberto Rossellini; 1948
Rashomon
Regie: Akira Kurosawa; 1950
La Strada Regie: Federico Fellini;
1954
Nacht und Nebel
Regie: Alain Resnais; 1955
Vertigo Regie: Alfred Hitchcock;
1958
Die Brücke Regie: Bernhard Wicki;
1959
Das Apartment
Regie: Billy Wilder; 1960
Außer Atem
Regie: Jean-Luc Godard; 1960
Impressum
Herausgeber:
Michael Schmid-Ospach
Chefredakteur:
Rüdiger Bertram
CvD:
Stefanie Hadding
Redaktion:
Oliver Baumgarten,
Katharina Blum, Tanja Güß,
Peter Hanemann (A.R.T.),
Wolfgang Hippe (A.R.T.)
Mitarbeiter
dieser Ausgabe:
Martin Block, Michael
Dlugosch, Tatjana
Kimmel, Anna Koskoda,
Uwe Mies
Redaktionsassistenz:
Sonja Steinberg
Gestaltung/Layout:
inrhein, düsseldorf, alfred friese
Titel:
„Der Liebeswunsch“,
Foto: NFP
Redaktionsschluss:
3. April 2007
Dr. Seltsam – oder wie ich
lernte die Bombe zu lieben Regie: Stanley Kubrick;
1964
Blow up Regie: Michelangelo
Antonioni; 1966
Das Dschungelbuch Regie:
Wolfgang Reitherman; 1967
Ich war neunzehn
Regie: Konrad Wolf; 1969
Der Wolfsjunge
Regie: François Truffaut; 1969
Alice in den Städten
Regie: Wim Wenders; 1973
Taxi Driver Regie: Martin
Scorsese; 1975
Die Ehe der Maria Braun
Regie: R.W. Fassbinder; 1978
Stalker Regie: Andrej Tarkowski;
1979
Blade Runner Ridley Scott; 1981
Sans Soleil – Unsichtbare
Sonne Regie: Chris Marker;
1983
Shoah Regie: Claude Lanzman,
1985
Ein kurzer Film über das
Töten Regie: Krzysztof
Kieslowski; 1987
Wo ist das Haus meines
Freundes Regie: Abbas
Kiarostami; 1988
Der Eissturm Regie: Ang Lee;
1997
Das süße Jenseits Atom Egoyan;
1997
Alles über meine Mutter
Pedro Almodóvar; 1999
Anzeigenbetreuung:
Sonja Steinberg
Tel. (0211) 9305024
Anzeigenschluss
für die nächste Ausgabe:
21. Mai 2007
Der newsletter ist kostenlos
und kann bei der Filmstiftung
NRW wahlweise als Print-Version oder als PDF abonniert
werden. Sobald das PDF zum
Download zur Verfügung
steht, werden Sie per Mail informiert.
Die Berücksichtigung von
Terminen richtet sich
nach dem Erscheinen des
Newsletters im Internet.
Das kann leider dazu führen,
dass Termine bereits überholt
sind, wenn die Druckausgabe
des Newsletter ausgeliefert
wird, bietet aber die
größtmögliche Aktualität für
die Download-Nutzer. Wir
bitten dafür um Verständnis.
Danke an alle Produzenten,
Sender & Verleiher für ihre Unterstützung und die Bilder zu
ihren Filmen.
Tel.: (0211) 93 05 00
Fax: (0211) 93 05 085
Kaistraße 14
D – 40221 Düsseldorf
[email protected]
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Die Geschichte klingt unglaublich: Der Junkie Andreas Niedrig kämpft mit Sport gegen seine
Heroinsucht an und schafft es in die Weltspitze der Triathleten. Jetzt verfilmt Adnan Köse für
Enigma Film das Leben des Ausnameathleten und drehte dazu im März auch in Dinslaken.
Setbesuch: Ironman
Zwischen den Extremen
VON TATJANA KIMMEL
ls sich der deutsche Triathlet Andreas Niedrig im Jahr
2000 zu seiner Drogenvergangenheit bekannte, berichtete die Presse ausführlich, und Filmproduzenten wetteiferten um die Rechte. Doch Niedrig zog sich zurück. EnigmaProduzent Fritjof Hohagen blieb hartnäckig und konnte den
Athleten 2004 für seine Filmidee begeistern. Seit Februar
2007 wird die Geschichte des Ironman unter der Regie von
Adnan Köse in Dinslaken und Umgebung gedreht. Die
Hauptrolle spielt Max Riemelt.
Der 27. Drehtag findet in einer Diskothek in Voerde statt,
im Film wird sie später als Amsterdamer Karaoke-Bar erscheinen. Die Bühne schmückte Ausstatter Oliver Hoese mit einer
Elvis-Skulptur vor einem lila Metallvorhang. So war das vor 20
Jahren. Draußen warten 200 Komparsen auf ihre Zeitreise in
die 80er Jahre: Grelle Schminke, Glitzerklamotten, weiße Söckchen mit Pumps, Cowboystiefel und bunte Hemden machen
sie zum Partyvolk, das zu Hits von Michael Jackson mitschwingt.
Jackson-Double Daimyo sorgt mit seinem Moonwalk für eine
authentische Atmosphäre. Bei den Dreharbeiten tanzt er zu „Billie Jean“, doch mitzusingen ist für ihn und die Komparsen strengstens verboten. Denn die Rechte an „Billie Jean“ hätten das Budget gesprengt; also muss der Song im Schnitt verfremdet werden, und dann darf natürlich niemand den Mund falsch bewegen. Die Kamera schwebt auf einem Schwenkarm über die Szene. Kameramann James Jacobs ist zufrieden, drängt aber zu kurzen Einstellungen, da die Filmrolle auf dem Kran insgesamt nur
fünf Minuten läuft. Für Regisseur Köse ist es der erste lange Spielfilm, und die Arbeit macht ihm sichtlich Spaß. Nach mühsamen
Planungen, drückenden Finanzierungssorgen und vielen Drehbuchänderungen sieht Köse den Dreh „als die Erfüllung langjähriger Träume“. Lachend muntert er die Komparsen auf, wippt
im Jackson-Takt mit und verbreitet gute Laune.
Die Szenen in der Diskothek erzählen von Andreas Niedrigs Partyleben und einer Begegnung mit seiner zukünftigen
Frau Sabine, gespielt von Jasmin Schwiers. In der KaraokeBar singt Max Riemelt mit den Filmkumpeln Ismail Deniz, Robert Gwisdek und Axel Stein zu „Time of my life“ aus „Dirty Dancing“. Die Rechte an dieser 80er-Jahre Hymne hat sich
die Produktion gegönnt, auch wenn der Vertragsabschluss
weder billig noch einfach war. Aber Regisseur Köse ist sicher,
dass das Lied die richtige Wirkung haben wird, weil „es das
Lebensgefühl dieser Zeit ausdrückt wie kein anderes“.
Max Riemelt kann in dieser 80er-Jahre-Szenerie unmöglich mit seinem schicken Kurzhaarschnitt auftauchen. Damit
A
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er aussieht wie ein echter
„Vokuhila“ (vorne kurz, hinten lang) wurden ihm vor dem Dreh die Haare im Nacken
verlängert. Dies ist nicht die einzige Veränderung, die Riemelt für diesen Film über sich ergehen lassen musste. Damit er den Junkie verkörpern kann, musste er abnehmen. Bei
dem sportlichen Schauspieler heißt das in erster Linie: Muskeln abbauen und nicht mehr trainieren. Seit Dezember hielt
er zudem strenge Diät. „Das war sehr hart“, bekennt Riemelt, „ich bin abends oft hungrig ins Bett gegangen,
das hat an den Nerven gezerrt“. Während der Dreharbeiten isst er aber wieder fast normal, damit er den
Stress durchhält. Riemelt freut sich darauf, dass er
nach den Drehtagen in Dinslaken wieder trainieren
und essen darf. Denn als Ironman muss er fit sein. Die
Sportszenen werden im Mai auf Lanzarote bei einem
echten Triathlon-Wettkampf gedreht, zu dem Max
Riemelt als Sportler und Uwe Ochsenknecht als sein
Trainer akkreditiert werden. Vier Filmteams laufen
dann im Pressepool mit. So können sie die echte Atmosphäre einfangen und Riemelt an den wichtigen
Punkten des Turniers filmen. Riemelt hat Niedrig kennen gelernt. Aber er hat sich vorgenommen, nicht zuviel über ihn nachzudenken, sondern sich auf sein Gefühl für die Filmfigur zu verlassen. Er freut sich über die
„Superrolle“, da sie viele Facetten habe und ihm in ihrer Dramatik viele Möglichkeiten zum Spiel biete.
Als Hohagen und Köse das Drehbuch schrieben, haben sie sich immer wieder mit Niedrig unterhalten und
seinen Fall gründlich recherchiert. Trotzdem sehen sie den
Film nicht als Dokumentation, sondern als eigenständige Geschichte „mit poetischen Bildern“. Niedrigs wilde Jugend spielte sich in Recklinghausen ab. Doch Köse favorisierte seine eigene Heimat Dinslaken-Lohberg als Drehort, und mit seiner
Begeisterung für die Arbeitersiedlung konnte er auch den
Münchner Hohagen überzeugen. Seit Herbst 2006 hat Janna Velber als Kölner Producerin ein NRW-Team zusammengestellt. Die Enigma-Filmproduktion hat es nicht bereut, Dinslaken als Drehort ausgesucht zu haben. Die Stadt unterstützt
das Projekt tatkräftig und stellt zum Beispiel kostenlos Zelte
für die Komparsen zur Verfügung. Köse schwärmt: „Die Leute sind hier richtig filmbegeistert.“ Und er hofft, dass „Ironman“ zum Dauerbrenner im Dinslakener Kino Lichtburg wird.
Eine Sondervorstellung wird es dort auf jeden Fall geben.
[email protected]
– Setbesuch
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Am Set von „Ironman“: Ismail Deniz, Robert Gwisdek, Max Riemelt
(von links) und unten Axel Stein. Foto: enigma film / Kerstin Stelter
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Am Rande der Dreharbeiten sprachen
Amos Gitai und Juliette Binoche über ihren Film:
Amos Gitai, Juliette Binoche und Christian Berger (v.l.),
Foto: Claudia Ast
Marga Spiegel (links) und Annie Richter (geb. Aschoff) auf dem Aschoffhof, auf dem Marga Spiegel während
des 2. Weltkrieges für 15 Monate Schutz fand, Foto: Marlen Rotert
Unter Bauern – Retter in der Nacht
Disengagement –
Trennung
Im Herbst beginnen in NRW die Dreharbeiten
des Films „Unter Bauern – Retter in der
Nacht“. Es ist das Happy End einer langen Geschichte, die selbst Teil eines Films sein könnte.
Im Mittelpunkt: Imo Moszkowicz, Film- und
Theaterregisseur, Autor, Überlebender von
Auschwitz. Über seine KZ-Zeit hat er ein Buch
geschrieben. „Der grauende Morgen“ gilt in der
regionalen Geschichtsforschung als „umfangreichste und zugleich dramatischste Auschwitzdarstellung, die wir von westfälischen Juden besitzen“. Seine spätere Karriere führte Moszkowicz in die Schweiz, nach Chile, Brasilien und
Israel, wo er mit Siegfried Lenz’ „Zeit der
Schuldlosen“ das erste Theaterstück eines
deutschsprachigen Autors inszenierte. Als Filmregisseur bediente er alle Genres vom Drama
über Komödien („Pater Brown“, „Max der Taschendieb“ – beide mit Heinz Rühmann) und
zahlreiche „Tatorte“ bis zu Kinderfilmen wie „Pumuckl“. An einem Projekt scheiterte der Regisseur allerdings über Jahrzehnte: Für die Verfilmung der Erinnerungen von Marga Spiegel
fand er keinen Produzenten. Unter dem Titel
„Retter in der Nacht“ erzählt die Tante von Paul
Spiegel, dem verstorbenen Präsidenten des
Zentralrats der Juden, ihre Flucht vor den
Nazis. Um der drohenden Deportation zu entgehen, verließ sie mit ihrem Mann und ihrer
Tochter 1943 ihren damaligen Wohnort Ahlen/Westfalen und floh aufs Land, wo sie von
Bauernfamilien versteckt wurden und so den
Krieg überlebten. Die Namen ihrer Retter sind
heute in Yad Vashem, der Gedenkstätte des
Staates Israel, verewigt.
Im Jahr 2001, 20 Jahre nach der letzten Ablehnung der Moszkowicz-Idee, begann sich
Joachim von Mengershausen, ehemals
WDR-Fernsehspiel-Redakteur und jetzt freier
Produzent sowie Inhaber der Kölner FilmForm,
für den Stoff zu interessieren. Was Moszkowicz
nicht gelungen war, schaffte er. Der WDR interessiert sich für den Film, und die Filmstiftung
NRW beteiligt sich an der Finanzierung. „Es ist
eine Geschichte aus Nordrhein-Westfalen, die
Hoffnung verbreitet“, so Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach: „Wir rechnen mit einem außergewöhnlichen Film.“ Moszkowicz, inzwischen 82 Jahre alt, kann aus gesundheitlichen Gründen das Drehbuch nicht
mehr selbst in Szene setzen. Regie wird Ludi
Boeken führen. In den Hauptrollen spielen Veronica Ferres und Armin Rohde. Neben
der FilmForm sind die Kölner Pandora Film
und die Pariser Acajou Films als Koproduzenten im Boot. Der Film wird komplett in NRW gedreht. Drehbuch-Autor ist der Schriftsteller Otto Jägersberg („Weihrauch und Pumpernikkel“). Moszkowicz steht ihm als Ko-Autor zur Seite. Die Weltpremiere des Films soll im Frühjahr
2008 in Ahlen stattfinden, wo die Geschichte
von Marga Spiegel begann. Moszkowicz selbst
ist inzwischen Ehrenbürger der Stadt.
Ein „Buch zum Film“ ist bereits erschienen.
Die Bemühungen zur Verfilmung von Marga
Spiegels „Retter in der Nacht“ (Gesprächsprotokolle, Briefwechsel, Verhandlungen) und das
Drehbuch des Films kann man in „Schlussklappe. Ein Protokoll von Hoffnung und Verzagen“
nachlesen. Es ist von Iris Nölle-Hornkamp
und Imo Moszkowicz im mentis-Verlag, Paderborn, herausgegeben worden.
FilmForm, Tel. (0221) 388835;
[email protected]
Next Door Paradise
Colonia Media
Auf eine Reise in die städtische Peripherie begibt sich der Dokumentarfilm „Next Door Paradise“. Das vermeintliche Niemandsland zwischen Schnellstraßen, Gewerbegebieten, Baggerseen und stillgelegten Gleisdreiecken ist bevölkert von Menschen, die sich diesen Raum zu
Eigen gemacht haben und sich hier ihre Welt
aufbauen, Orte für Sehnsüchte, egal ob kabbalistischer Rosengarten oder schwarz gebaute
Bungalows. Regie bei der TV- und Kino-Produktion von Filmtank Hamburg in Koproduktion mit dem ZDF („Das kleine Fernsehspiel“)
führen Jörg Haaßengier und Jürgen Brügger nach ihrem eigenen Drehbuch. Sie arbeiten mit Kameramann Sven O. Hill zusammen.
Produzent Thomas Tielsch hat bis Herbst
noch 40 Drehtage, u.a. in Köln und Umgebung,
angesetzt.
Filmtank Hamburg, Tel. (040)
4318610; [email protected]
Die Begegnungen des Dichters Clemens von Brentano mit der 2004 selig gesprochenen Dülmener Nonne Anna Katharina Emmerich 1818 stehen im Mittelpunkt von Dominik Grafs neuem Film „Das Gelübde“. Die Colonia Media produziert das Fernsehspiel in Koproduktion mit dem WDR (Redaktion: WolfDietrich Brücker) und Arte (Andreas Schreitmüller). Als Produzenten verantworten Winka Wulff und Michael Hild das Projekt, in dem Misel Maticevic, Tanja Schleiff, Arved Birnbaum und Anke Sevenich die Hauptrollen spielen. Die Dreharbeiten im Münsterland (Billerbeck) haben am 27. März
begonnen und dauern bis 3. Mai. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von
Kai Meyer hat Graf das Drehbuch gemeinsam mit Markus Busch geschrieben. Für die Bilder des Historiendramas sorgt Kameramann Michael Wiesweg.
Zu der neuen „Tatort“-Folge „Müll“, die die Colonia Media im Auftrag des
WDR (Redaktion: Andrea Hanke) erstellt, fiel Ende März in Köln die letzte Klappe. Diesmal müssen die Kommissare Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus
J. Behrendt) den Mord an einer Unbekannten aufklären, deren verstümmelte
Leiche auf einer Mülldeponie gefunden wird. Regie führt Kaspar Heidelbach
nach einem Buch von Achim Scholz. Neben Bär und Behrendt standen noch
Tessa Mittelstaedt, Christian Tasche und Joe Bausch vor der Kamera von
Daniel Koppelkamm. Produzentin ist Sonja Goslicki.
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; [email protected]
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Juliette Binoche und Liron Levo spielen
die Hauptrollen in dem neuen Film von Amos
Gitai, den Pandora Film koproduziert. Die
Dreharbeiten fanden im Februar und März in
der Provence und in Israel statt, in der ersten
Aprilwoche reiste das Team dann nach Köln, um
die Aufnahmen abzuschließen. In seinem Drehbuch zu „Disengagement“, das Gitai zusammen mit Marie José Sanselme geschrieben
hat, erzählt er die Geschichte von Uli (Levo) und
seiner Adoptivschwester Ana (Binoche), die sich
nach 20 Jahren wieder treffen. Doch dann wird
Uli als Offizier der Reserve in den Nahen Osten
beordert, wo er an der Evakuierung der Siedler von Gaza teilnehmen muss. Produziert wird
die circa vier Millionen Euro teure Kinoproduktion von der Pariser AGAV Film. Neben Pandora ist auch die italienische R&C als Koproduzent beteiligt. Neben Binoche und Levo stehen u.a. Asia Argento und Hanns Zischler vor der Kamera von Christian Berger.
Pandora Film, Tel. (0221) 973320;
[email protected]
In NRW haben Sie eine Eisenbahnfahrt von Paris nach Triest in
Szene gesetzt. Wie hat das funktioniert?
Gitai: Wir haben fünf Tage in einem
fahrenden Eisenbahnwaggon gedreht
und waren jeden Tag mehrere Stunden
unterwegs. Das war sehr aufwändig, aber
ich wollte nicht in einem stehenden Zug drehen, in dem man nachher digital die Bilder vor
den Scheiben einfügt. Das ist nicht meine Art
Filme zu machen, und ich bin glücklich, dass wir
mit Pandora und der Filmstiftung NRW hier Partner haben, die das möglich gemacht haben.
Was hat Sie an dem Stoff interessiert?
Binoche: Schon die Synopsis hat mich
berührt, und ich fand es interessant, mit einer
Geschichte in Frankreich zu starten und dann
nach Israel zu gehen. Es ist ein Film über die politische Situation, aber auch über die Situation
der Menschen. Eigentlich ist das austauschbar.
Viele meiner Filme sind politisch, und dabei geht
es immer um die Menschen.
Kann auch die Bildsprache politisch
sein?
Gitai: Die Geschichte der Israelis und der
Palästinenser wird derzeit auf kurze mediale
Schockbilder reduziert. Ich filme in Sequences
Shots, selbst bei der Zugfahrt. Diese langen Einstellungen sollen sich dieser Entwicklung entgegenstellen.
Hafen der Hoffnung
Seit dem 12. März dreht Joseph Vilsmaier den historischen Zweiteiler „Hafen der Hoffnung – Die letzte Fahrt der Wilhelm Gustloff“ (AT) in Stralsund, Peenemünde, Hamburg, Leipzig, Malta und Berlin. Am 2. Mai wechselt das Team in die MMC Studios nach Köln. Nach
einem Buch von Rainer Berg wird das Drama um den Untergang des
Flüchtlingsschiffs erzählt, bei dem 1945 mehr als 9.000 Menschen ums
Leben kamen. Für die Bilder der Ufa-Produktion (Produzent: Norbert
Sauer) für das ZDF sorgt Kameramann Jörg Widmer. In den Hauptrollen sind Kai Wiesinger, Valerie Niehaus, Heiner Lauterbach,
Dana Vávrová, Ulrike Kriener und Detlev Buck zu sehen.
Ufa-Filmproduktion, Tel. (0331) 70600; [email protected]
[email protected]
Fluchtszene aus
„Hafen der Hoffnung“
Foto: ZDF/Conny Klein
Heike Trinker und Misel Maticevic als Clemens von Brentano, Foto: WDR/Kost
– Dreharbeiten
st
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Die Tränen meiner
Mutter
Meine schöne
Bescherung
Mitte April fällt in Buenos Aires die letzte Klappe zu den Dreharbeiten des Kinofilms „Die Tränen meiner Mutter“, einer Coming-of-AgeGeschichte über einen jungen Mann, der in den
80er Jahren mit seiner Familie von Argentinien
nach Deutschland flüchten musste. Zuvor wurde u.a. in Köln gedreht. In Koproduktion mit
dem ZDF (Redaktion: Burkhard Althoff)
realisieren filmworker und Produzent Nicolas Grupe den Kinofilm, den Regisseur Alejandro Cardenas nach einem Drehbuch inszeniert, das er selbst mit Cuini Amelio und
Christoph Silber verfasst hat. Vor der Kamera von Florian Schilling stehen Adrian
Gössel, Rafael Ferro, Erica Rivas, Volkmar Kleinert, Alice Dwyer, Kristian
Kiehling, Joachim Paul Assböck, Roman
Russo, Antonia Gomes Chaparro sowie
Fabian Busch.
filmworker, Tel. (0221) 50088-65
Martina Gedeck und Heino Ferch spielen die Hauptrollen in Vanessa Jopps neuem Film „Meine schöne Bescherung“ (AT).
Die Komödie dreht sich um die tiefer liegenden
Konflikte scheinbar harmonischer PatchworkFamilien, die besonders zu Weihnachten zum
Vorschein kommen. Gemeinsam mit Kameramann Hans Fromm dreht die Regisseurin die
turbulente Kinokomödie noch bis zum 11. Mai
u.a. in Köln. Weitere Darsteller sind Roeland
Wiesnekker, Jasmin Tabatabai, Andreas Windhuis, Rosa Enskat, Matthias
Matschke, Rainer Sellin, Ursula Doll,
Meret Becker und Alexandra Neldel. Das
Drehbuch stammt von Monica Rolfner
(Adaption: Eva Callenbo und Harald Hamrall; Bearbeitung: Marc Terjung). Als Produzentin steht Manuela Stehr hinter dem 3,1
Millionen Euro teuren Projekt der Berliner X Filme. Der WDR (Redaktion: Barbara Buhl)
ist Koproduzent.
X Filme, Tel. (030) 23083311;
[email protected]
Lulu und Jim
Ab Mitte Julie dreht Oskar Roehler nach seinem eigenen Drehbuch das Roadmovie „Lulu und Jim“ zum Großteil an Schauplätzen in
NRW. In einer deutschen Kleinstadt Ende der
50er Jahre verliebt sich die lebensfrohe Lulu in
den afro-amerikanischen Underdog Jim. Gemeinsam bricht das junge Liebespaar aus den
spießigen Verhältnissen der WirtschaftswunderGesellschaft aus. Auf der Flucht vor einem hinterhältigen Gangster begeben sie sich auf eine
Reise in eine unbekannte Zukunft.
sperl+schott film produziert den Kinofilm
mit einem Budget von 5,8 Millionen Euro. Die
Produzenten Gabriela Sperl und Uwe
Schott konnten bereits Ray Fearon, Teresa Weißbach, Katrin Sass, Rolf Zacher,
Udo Kier, Hans-Michael Rehberg, Bastian Pastewka, Simon Böhrl und Georg
Friedrich als Darsteller verpflichten. Nina
Haun ist für das Casting zuständig. Als Sender
sind BR, NDR, WDR und Arte beteiligt. Für
die Bilder dieses modernen Märchens in bunten Farben und mit viel Musik soll Kameramann
Wedigo von Schultzendorff sorgen. Der
X-Verleih bringt den Film anschließend in die
Kinos.
sperl+schott film, Tel. (089) 3306610;
[email protected]
Up! Up! To the Sky
Arnold glaubt von Kindesbeinen an, ein Außerirdischer zu sein. Zeit seines Lebens beschäftigt
er sich mit dem Versuch, einen Flugapparat zu
bauen, um endlich nach Hause zu kommen. Um
den Sonderling Arnold (Max Riemelt) und
sein Verhältnis zu einer jungen Ärztin (Anneke Kim Sarnau) dreht sich die Tragikomödie
„Up! Up! To the Sky“, die Hardi Sturm
nach seinem eigenen Buch in Szene setzt. In
weiteren Rollen werden Armin Rohde sowie
Wotan Wilke Möhring bei der Kinoproduktion von schneider + groos mitwirken. Anja Dihrberg castet die Darsteller. Im Juni sollen die Dreharbeiten in Köln stattfinden. Dann
sorgt Kameramann Philipp Sichler für die Bilder. Die Produzenten Ute Schneider und
Christof Groos arbeiten mit Pictorion –
Das Werk als Koproduzenten zusammen. Als
Sender ist der NDR (Redaktion: Jeanette
Würl) an dem 1,3 Millionen Euro teuren Projekt beteiligt. Als Verleih steht bereits Zorro fest.
schneider + groos,
Tel. (0221) 3975938;
[email protected]
Die Frauen des Anarchisten
Eine Liebesgeschichte aus dem spanischen Bürgerkrieg und der Resistance erzählt Peter Sehr
in seinem neuen Kinofilm, den er zusammen mit
Koregisseurin und Drehbuchautorin Marie Noelle inszeniert. In „Die Frauen des Anarchisten“ stehen u.a. Nina Hoss, Juan Diego
Botto, Maria Valverde, Irene Montalá,
Laura Morante, Nathalie Grauwin und
Jean-Marc Barr vor der Kamera von Jean
Francois Robin. P’Artisan Filmproduktion realisiert den Kinofilm in Zusammenarbeit
mit den Koproduzenten Cargo Films (Frankreich), KV-Entertainment/Ibarretxe & Co
und Zip Films (beide Spanien). Durchführender Produzent ist Goldkind Film. Als Sender
steht der Bayerische Rundfunk (Redaktion:
Bettina Reitz, Hubert von Spreti) und Arte (Jochen Kölsch, Monika Lobkowicz)
hinter der mit fünf Millionen Euro veranschlagten Produktion, die Zorro Film in die deutschen Kinos bringen soll. Für den weltweiten
Vertrieb ist Bavaria International zuständig.
Die Dreharbeiten finden ab Mai in Madrid, Barcelona, in der Region Rhône-Alpes, Cérbère und
in Argelès statt. Im Juli dreht das Team dann in
den MMC Studios in Köln.
P’Artisan Filmproduktion, Tel. (089)
54243982; [email protected]
Goldkind Film, Tel. (089) 36049120;
[email protected]
Dreharbeiten – [email protected]
Clara
Die Dreharbeiten zu dem neuen Film von Helma Sanders-Brahms haben sich auf den
Frühsommer verschoben. Als Koproduktion der
Integral Film und der Helma Sanders
Filmproduktion thematisiert der Film die
nicht immer einfache Ehe der beiden Musiker
Clara und Robert Schumann und die Dreiecksbeziehung zu Johannes Brahms. Gedreht werden soll in Düsseldorf und Umgebung sowie in
Budapest. Gemeinsam mit Alfred Hürmer
produziert Helma Sanders-Brahms den Kinofilm,
für den sie selbst das Drehbuch geschrieben hat,
mit einem Budget von 4,7 Millionen Euro. Als
Koproduzenten sind Martine de Clermont
Tonnerre (MACT Productions, Paris) und
János Rózsa (Objektivfilmstúdió, Budapest) mit im Boot. Für die Bilder sorgt Kameramann Jürgen Jürges. Als Verleih steht bereits
Concorde fest.
Integral Film, Tel. (08151) 979548;
[email protected]
Capri 1934
Die Dreharbeiten zu „Capri 1934“ haben sich
auf Herbst verschoben. Julia Jentsch und
Thomas Thieme sollen dann die Hauptrollen in dem neuen Film von Benoit Jacquot
spielen. Gemeinsam mit Gilles Taurand hat
er den Roman „1934“ von Alberto Moravia
als Drehbuch adaptiert, das von der Reise eines
Amerikaners im Frühjahr 1934 nach Capri erzählt. Integral Film und Heimatfilm wollen das Drama mit einem Budget von 5,9 Millionen Euro in Nordrhein-Westfalen und auf
Capri realisieren. Produzent ist Pyramide Productions SAS mit Programm 33 SA als
Koproduzenten. Arte (Redaktion: Lucia Keuter) und Canal+ sind als Sender an dem Kinofilm beteiligt. An Dorthe Braker castet die
Darsteller. Für die Bilder sorgt Kamerafrau Caroline Champetier.
Integral Film, Tel. (08151) 979548;
[email protected]
Heimatfilm, Tel. (0221) 9777990; [email protected]
Münster-Tatort:
„Satisfaktion“
Eine neue Folge des „Münster-Tatorts“ entstand vom 4. März bis 4. April an Drehorten in
Köln, Münster und Umgebung. Kommissar Thiel
(Axel Prahl) und Rechtsmediziner Boerne (Jan
Josef Liefers) müssen den Mord an einem
Corps-Studenten aufklären. Pikanterweise war
der junge Mann ausgerechnet ein Mitglied der
schlagenden Verbindung, der auch Boerne in
seiner Studentenzeit angehörte. Der neue Fall,
den filmpool (Produzentin: Iris Kiefer) im
Auftrag des WDR (Redaktion: Anke Krause) realisiert, entstand nach einem Buch von Johannes W. Betz. Regie führt Manuel Flurin Hendry, der dabei mit Kameramann Egon
Werdin zusammenarbeitet. Neben Prahl und
Liefers wirken auch Friederike Kempter,
Christine Urspruch, Mechthild Großmann, Claus D. Clausnitzer und Michael Degen an dem „Tatort“ mit.
filmpool, Tel. (0221) 92159942;
[email protected]
Nele Winkler als Marilyn in „Finnischer Tango“,
Foto: Geisbergstudios
Finnischer Tango
Anfang April fiel die letzte Klappe zu der Kinokomödie „Finnischer Tango“ von Regisseurin
Buket Alakus, die sie an Schauplätzen in
Köln, Bremen und Niedersachsen realisiert hat.
Der Film erzählt von dem Tango-Musiker Alexander. Auf der Flucht vor Geldeintreibern taucht
er bei einer Behindertengruppe unter. Allerdings
muss er, um eine Rolle in dem Theater zu bekommen, sich selbst als behindert ausgeben.
Das Drehbuch stammt von Jan Berger nach
einem Buch von Marcus Hertneck. Mit einem Budget von 1,3 Millionen Euro stehen
Geisberg Studios und Eike Besuden Film
(Produzent: Eike Besuden) in Kooperation mit
dem NDR (Redaktion: Jeanette Würl) hinter dem Projekt. Vor der Kamera von Daniela Knapp agierten u.a. Christoph Bach,
Mira Bartuschek, Nele Winkler, Michael Schumacher und Florian Busch. Der
Film soll im Spätherbst in die Kinos kommen.
Geisberg Studios, Tel. (0421) 790100;
[email protected],
www.finnischertango.de
Anonyma
Max Färberböck (Regie und Drehbuch)
adaptiert die biografische Geschichte „Anonyma“: In Tagebuch-Aufzeichnungen erzählt eine namenlose Frau schonungslos von ihrem
Schicksal in Berlin während der letzten Tage des
Krieges im Frühjahr 1945. Hans Magnus Enzensberger hatte das Buch 2003 unter großer Medienresonanz veröffentlicht. Nun verfilmt
Constantin Film das Drama, dessen Dreharbeiten vom 29. Mai bis Ende August u.a. in
den Kölner MMC Studios stattfinden. Günter Rohrbach steht als Produzent hinter dem
hochkarätigen Projekt, das sowohl als Kinofilm
als auch als TV-Zweiteiler angelegt ist. Als Darstellerin steht bereits Nina Hoss fest, als Kameramann Benedict Neuenfels.
Constantin Film, Tel. (089) 4444600;
[email protected]
25
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11.04.2007
13:51 Uhr
Seite 26
Hanna’s Words
Das Vaterspiel
Nach dem Buch von Dagmar Gabler setzt
Regisseurin Sabine Derflinger das romantische Künstlerdrama „Hanna’s Words“ im Sommer u.a. in Köln in Szene. Im Mittelpunkt der
Handlung steht Martin, ein Nu-Jazz-Trompeter,
der enttäuscht seine Liebe und sein bisheriges
Leben verlässt. Im Auftrag des WDR (Redaktion: Andrea Hanke) wird Mediopolis Köln
den Kinofilm mit Lotus Film (Österreich) als
Koproduzenten und einem Budget von zwei
Millionen Euro realisieren. Als Produzent zeichnet Alexander Ris für das Projekt verantwortlich. Das Casting besorgt Anja Dihrberg. Als
Verleih steht bereits Neue Visionen fest.
Mediopolis Köln,
Tel. (0221) 952903-21;
[email protected]
Noch bis zum 15. Mai wird Josef Haslingers
Bestseller „Das Vaterspiel“ in Köln, Bonn,
Neuss und Wien als deutsch-österreichische Koproduktion verfilmt. Begonnen hat der Dreh Ende März mit acht Drehtagen in New York. Die
Kölner Tatfilm arbeitet bei dem Projekt mit Lotus Film und Polaris Films zusammen. Als
Sender sind Arte/Degeto und der ORF an
dem Drama beteiligt. In Szene gesetzt wird die
Roman-Verfilmung von Regisseur Michael
Glawogger, der auch das Drehbuch verfasst
hat. Als Produzentin zeichnet Christine Ruppert verantwortlich. Kameramann Attila Boa
sorgt für die Bilder dieser 4,5 Millionen Euro teuren Produktion. Als Schauspieler stehen Helmut Köpping, Sabine Timoteo und Christian Tramitz unter Vertrag. Erzählt wird die
Geschichte von Ratz, einem unpolitischen jungen Mann, der sich als Sohn eines österreichischen Ministers plötzlich mit den Schicksalen
von drei Familien und Generationen auseinandersetzen muss.
Tatfilm, Tel. (0221) 33000;
[email protected]
Meet the Devil
Die Dreharbeiten zu „Meet the Devil“ haben sich
auf Sommer verschoben. Vermutlich im August
beginnen sie in Vancouver, bevor das Team um
Regisseur Josef Rusnak im September dann
nach Köln wechselt. Als Darsteller sollen u.a. Joshua Jackson und Jessica Schwarz vor der
Kamera von Wedigo von Schultzendorff
stehen. Das Drehbuch des Thrillers, das Rusnak
selbst verfasst hat, erzählt eine düstere Geschichte von einem Detektiv im Morddezernat einer
Großstadt, der einen zweifelhaften Handel mit
einem Mörder eingeht. Screencraft Entertainment steht gemeinsam mit den Koproduzenten Gynormous Pictures und Eagle
Pictures hinter dem 5,5 Millionen Euro teuren Kinofilm. Die Produzenten Mathias Wittich und Julia Volk arbeiten mit den Koproduzenten Rosanne Milliken und Ciro
Dammicco zusammen.
Screencraft, Tel. (089) 95995400;
[email protected]
Ramstein – Das
durchstoßene Herz
Armin Rohde, Nadja Uhl, Thomas Heinze und Jürgen Schornagel sind als Hauptdarsteller für „Ramstein – Das durchstoßene Herz“ eingeplant. Nach einem Drehbuch von Holger Karsten Schmidt setzt Regisseur Stephan Wagner das TV-Drama in
Szene. Er stellt dabei die Menschen in den Mittelpunkt, die 1988 das Unglück auf dem Militärflughafen der US-Air-Force im pfälzischen
Ramstein bei der alljährlichen Flugshow erlebt
und überlebt haben. Bei dem Zusammenstoß
mehrerer Maschinen der italienischen Kunstflugstaffel Frecce Tricolori waren damals 70 Menschen getötet und mehr als 450 zum Teil schwer
verletzt worden.
Die Kölner 20:15 Film- und Fernsehproduktion steht hinter dem Projekt, das ein
Budget von 2,3 Millionen Euro vorsieht. Produzent Martin Zimmermann arbeitet bei dem
Projekt mit dem Koproduzenten Telepool zusammen. Mitte Juni sollen die Dreharbeiten beginnen. Die Kamera führt Thomas Benesch.
20:15 Film- und Fernsehproduktion,
Tel. (0221) 48490880;
[email protected]
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Geförderte Kinofilme der Filmstiftung NRW
Mit besten Empfehl
Vollidiot
Kinostart: 12. April
Verleih: Senator Film Verleih
elefonverkäufer Simon (Oliver Pocher) hat
kurz vor dem 30. Geburtstag die Frau seines Lebens gesehen. Marcia Garcia (Ellenie Salvo Gonzalez) ist Milchschaumfachkraft bei einer Kaffeehauskette und weiß noch nichts von
ihrem Glück. Denn zunächst muss Simon die erste Hürde nehmen und die Herzensdame ansprechen.
Mit über 800.000 Lesern war Tommy Jauds
Roman „Vollidiot“ ein Hit am deutschen Buchmarkt. Ermutigt vom Erfolg adaptierte der Au-
T
tor zusammen mit Christian Zübert („Lammbock“) sein Buch fürs Kino. Da Heimat verpflichtet, drehten die Kölner Jaud und Regisseur Tobi Baumann ausschließlich in der Domstadt –
mit einem erfahrenen Team: Baumann inszenierte zuvor „Der Wixxer“, Kameramann Jo Heim
lieferte die fabelhaften Bilder zu „7 Zwerge“, dazu kamen prominente Ko-Stars wie Anke Engelke, Herbert Feuerstein und Tanja Wenzel. Comedy-Provokateur Pocher bestreitet als „Vollidiot“ seine erste Kinohauptrolle.
Deutschland 2007; Regie: Tobi Baumann; Buch:
Tommy Jaud, Christian Zübert; Darsteller: Oliver
Pocher, Anke Engelke, Oliver Fleischer, Ellenie Salvo González; Produktion: Senator Film Produktion
in Ko-Produktion mit Europool, in Zusammenarbeit
mit Pictorion Pictures; Ausführende Produktion
Goldkind Film; www.vollidiot.senator.de
Duell in der Nacht
Iris Berben spielt in dem TV-Thriller „Duell
in der Nacht“ eine Millionärsgattin, die einem
mutmaßlichen Polizistenmörder ein Alibi gibt.
Damit durchkreuzt sie die Pläne von Kommissar Jonas Birke (Jürgen Vogel). Der nämlich
soll auf Geheiß seines Vorgesetzten einem Vorbestraften (Uwe Kockisch) den Mord an einem Polizisten nachweisen. Network Movie
(Produzent: Reinhold Elschot) hat den Thriller im Auftrag des ZDF (Redaktion: Daniel
Blum) gerade an Schauplätzen in Köln abgedreht. Regie führte Matti Geschonneck
nach einem Buch von Daniel Nocke. Neben
den genannten Darstellern standen auch Ina
Weisse und Peter Lerchbaumer vor der
Kamera von Martin Langer.
Network Movie, Tel. (0221) 948880;
[email protected]
Lenin kam nur bis
Lüdenscheid
Nach Motiven des gleichnamigen Buchs von Richard David Precht wirft „Lenin kam nur
bis Lüdenscheid“ einen sehr persönlichen
Blick auf die 68er Jahre und ihre Kinder. Anhand
der Erinnerungen des Kindes und der Familie
Precht entsteht ein Mikrokosmos aus Fantasie
und Wirklichkeit, die in der nordrhein-westfälischen Provinz die große Weltpolitik am linken
Ideal misst und verarbeitet. Der Film von Regisseur André Schäfer und der Kölner Florianfilm entsteht in Zusammenarbeit mit dem
WDR (Redaktion: Jutta Krug) und dem
SWR (Elke Hanke-El Ghomri). An Schauplätzen in NRW (Solingen, Düsseldorf, Köln,
Bonn, Lüdenscheid) sowie in Berlin, Dänemark,
der Schweiz und der Ukraine wird die Produktion für TV und Kino vom 23. April bis zum Juli mit einem Budget von 245.000 Euro realisiert.
Produzentin Marianne Schäfer hat als Kameramann Bernd Meiners verpflichtet.
Florianfilm, Tel. (0221) 2005280;
[email protected]
Der Unbequeme –
Der Dichter
Günter Grass
Kinostart: 19. April
Verleih: Salzgeber & Co.
eutschlands streitbarster Dichter unter
Langzeitbeobachtung. Nadja Frenz und
Sigrun Matthiesen begleiteten den knapp 80jährigen Günter Grass zwei Jahre lang mit der
Kamera: Im Alltag, auf Reisen, bei Vorträgen,
zu Gast bei Freunden wie Gerhard Schröder. In
dieser Zeit schrieb und publizierte der Literaturnobelpreisträger „Beim Häuten der Zwiebel“,
jenes Werk, mit dem Grass sich als ehemaliges
Mitglied der Waffen-SS zu erkennen gab. Die
anschließende, scharf geführte Diskussion um
den Dichter ist wesentlicher Bestandteil des Porträts. Die beiden Dokumentarfilmerinnen wollten Grass’ Leben unbedingt an seiner Seite verfolgen anstatt über Archivmaterial, denn bei
D
[email protected]
– Dreharbeiten / Filmvorschau
Doku-Premiere in Düsseldorf: Günter Grass
im Atelier-Kino im Savoy, Foto: Filmstiftung NRW
Grass handele es sich schließlich um einen
„noch so aktiven, vitalen Mann, der sich bei allem, was er tut, sowieso auf seine Geschichte
bezieht“.
Deutschland 2007
Regie und Drehbuch: Nadja Frenz, Sigrun Matthiesen; Mitwirkende: Günter Grass, Helene Grass,
Hans Magnus Enzensberger, Salman Rushdie, Gerhard Schröder, Amos Oz, Gerhard Steidl; Produktion: Claudia Bissinger; Ziegler Film
www.salzgeber.de
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11.04.2007
13:51 Uhr
Seite 27
Shooting Dogs
W
Kinostart: 17. Mai
Verleih: timebandits films
ehlungen
Der Liebeswunsch
Kinostart: 19. April
Verleih: NFP marketing & distribution
ie Sehnsucht nach bedingungsloser Liebe,
die Furcht vor der Wahrheit und die Verdrängung im Vergessen sind die zentralen Motive einer dramatischen
Charakteranalyse in gutbürgerlichem Milieu. Ungetrübt
scheint das freundschaftliche Verhältnis zwischen
dem Ärztepaar Jan und
Marlene (Ulrich Thomsen,
Barbara Auer) und dem steif
korrekten Juristen Leonhard
(Tobias Moretti), bis der sich
in die Studentin Anja (Jessica Schwarz) verliebt und sie
heiratet. Die Ehe steht unter keinem guten Stern und
D
Dol – Im Tal
der Trommeln
Kinostart: 26. April
Verleih: mîtosfilm
005: Das türkisch-kurdische Dorf Balliova
liegt an der Grenze zum Iran und dem Irak,
und das türkische Militär kontrolliert das Gebiet.
Azad möchte seine Freundin Nazenin heiraten,
doch der Kurde wird zur Flucht gezwungen. Auf
seiner Reise durch die autonome Region Kurdistan im Irak erfährt er von zahlreichen anderen Schicksalen aus den verschiedensten Teilen
des geteilten Kurdistans. Der kurdische Dichter
und Regisseur Hiner Saleem – mit „Kilometre Zero“ 2005 im Wettbewerb von Cannes – erzählt
in „Dol“ aus dem Leben seiner Landsleute, die
2
L’Avion
Kinostart: 3. Mai
Verleih: farbfillm verleih
scheitert. Als Anja bei Jan Trost sucht, bahnt sich
ein Unglück an.
Der renommierte TV-Regisseur Torsten C. Fischer inszenierte „Der Liebeswunsch“ nach Dieter Wellershoffs gleichnamigem Roman aus dem
Jahre 2000 als beklemmende ménage à quatre mit eindringlich aufspielender Starbesetzung
in erlesener Dekoration.
Wesentliche Schauplätze
sind Cuxhaven und Köln,
weitere Dreharbeiten fanden in Venedig und Südafrika statt.
Deutschland 2005
Regie: Torsten C. Fischer;
Buch: Torsten C. Fischer;
Darsteller: Tobias Moretti,
Jessica Schwarz, Barbara
Auer, Ulrich Thomsen; Produktion: AllMedia Kinoproduktion GmbH unter Senderbeteiligung von NDR,
ORF, Arte; www.derliebeswunsch-film.de
zwischen den Grenzen leben. Musik bildet den roten Faden
durch die Handlung
des Films, und der Titel bezeichnet ein
traditionelles kurdisches Schlaginstrument, das für Feierlichkeiten wie für Beerdigungen verwendet wird.
Irak (Autonome Region Kurdistan) / Frankreich /
Deutschland 2007
Regie und Drehbuch: Hiner Saleem; Darsteller:
Nazmî Kirik, Belçim Bilgin, Omer Çiaw Sin, Rojîn
Ulker, Abdullah Keskîn, Sipel Dogu Lesar Erdogan,
Ciwan Haco; Produktion: HS Productions und
mîtosfilm; www.dol-der-film.de
Wegen der Verschiebung des Starttermins finden Sie die Filmvorstellung von „L’Avion” in der
Februar-Ausgabe des Newsletter.
Crash Test
Dummies
Deutschland/Großbritannien 2005; Regie: Michael
Caton-Jones; Buch: David Wolstencroft; Darsteller:
John Hurt, Hugh Dancy, Dominique Horwitz,
Clare-Hope Ashitey; Produktion: Egoli Tossell Film,
Crossday Productions und BBC Films in Koproduktion mit New Cinema Fund und Film Council;
www.beyondthegates-movie.com
Der große
Ausverkauf
Kinostart: 17. Mai
Verleih: Majestic
ranz Münteferings sprichwörtliche „Heuschrecken“ sind überall. In vier parallel geschilderten Handlungssträngen zeigt Regisseur
Florian Opitz negative Folgen der Privatisierung.
Sei es in Südafrika, Großbritannien, Bolivien oder
auf den Philippinen: Opfer sind zumeist die Armen. Privatisierung öffentlicher Dienste führt dazu, dass manche Menschen von medizinischer
Versorgung abgeschnitten sind. Oder von der
Versorgung mit Wasser und Strom. Doch es gibt
auch Gegenwehr.
Regisseur Opitz will durch seinen Dokumen-
F
tarfilm verdeutlichen, „was eine Gesellschaft verliert, die Konzernen die Verantwortung für ihre Grundversorgung überträgt“.
Deutschland 2006; Regie und Drehbuch: Florian
Opitz; Produktion: Felix Blum, Arne Ludwig; Discofilm GmbH; www.thebigsellout.org
Valley of Flowers
Kinostart: 31. Mai
Verleih: Pandora Film Verleih
ann die Liebe den Tod besiegen? Der junge Jalan raubt mit seiner Bande Karawanen
in den Gebirgszügen des Himalaja aus. Wie aus
dem Nichts taucht dabei plötzlich die schöne
Ushna auf. Der eigentlich kaltblütige Jalan verliebt sich in sie, doch der Bande ist diese Liebe
zuwider. Aber das Paar nimmt vor lauter Zuneigung die Umgebung bald nicht mehr als real
wahr. Gemeinsam entschwinden sie ins Übernatürliche.
Inspiriert wurde Pan Nalins Film, der auch
durch seine beeindruckenden Landschaftsaufnahmen besticht, durch das Buch „Liebeszauber und schwarze Magie“ von Alexandra David-Néel. Die 1969 im Alter von 101 Jahren gestorbene David-Néel war die erste Weiße, die
K
Anfang des 20. Jahrhunderts den Himalaja und
das angrenzende Land Tibet erkundete. Gedreht
wurde die deutsch-französische Koproduktion
in über 5.000 Meter Höhe im Himalaja, in Tokio und in Köln.
Deutschland / Frankreich 2006; Regie: Pan Nalin;
Drehbuch: Pan Nalin, Sarah Shennib; Darsteller:
Milind Sonam, Mylène Jampanoï, Naseeruddin
Shah, Jampa Kalsang Tamang, Anil Yadav; Produktion: Pandora Film, Elzevir Films
www.pandorafilm.com
El Custodio –
Der Leibwächter
Kinostart: 10. Mai
Verleih: MFA+ Filmdistribution
in junges Pärchen aus Rumänien sitzt nach
einem geplatzten Geschäft mittellos in Wien
fest. Nach einem Streit trennen sie sich und machen jeder für sich Bekanntschaften, die unerwartete Erfahrungen und Erkenntnisse bereithalten.
Das Regiedebüt des Österreichers Jörg Kalt
sorgt mit dynamischem Einsatz von Kamera,
Schnitt und Musik für eine Art Wien-“Magnolia“ in voller Kinoblüte. Ein emotionaler Road
Movie inmitten der Donaumetropole, akzentu-
uanda im April 1994: Nach einem Attentat
auf den Präsidenten sieht sich die Volksgruppe der Tutsis blutigen Verfolgungen durch die Hutu ausgesetzt. 2.500 Menschen finden Unterschlupf in einer Schule, wo belgische UN-Soldaten stationiert sind. Als die vorzeitig abziehen,
kommt es zum Massaker. Die eindringliche Nacherzählung realer Begebenheiten fesselt durch
straffe Regie, intensive Darstellerleistungen von
John Hurt, Hugh Dancy und Dominique Horwitz
und eine beklemmende tragische Zuspitzung.
R
Kinostart: 24. Mai
Verleih: Real Fiction Filmverleih
E
er frühere Grenzsoldat Rubén arbeitet als
Leibwächter des aktuellen Ministers für Planung. Die tägliche Routine eines Schattendaseins in ständiger Bereitschaft sowie mangelnde soziale Kontakte bleiben nicht ohne Folgen.
Eine bittere Charakterstudie, die sich in Erzählstil und sachlicher Bildführung an den europäischen Politthriller der 70er Jahre anlehnt. Großartig gespielt von Julio Chávez, ausgezeichnet mit
dem Alfred-Bauer-Preis auf der Berlinale 2006.
D
iert durch unverkrampft aufspielende Nachwuchsakteure.
Deutschland/Österreich 2005
Regie: Jörg Kalt; Buch: Jörg Kalt, Antonin Svoboda;
Darsteller: Maria Popistasu, Bogdan Dumitrache,
Simon Schwarz, Kathrin Resetarits, Viviane
Bartsch, Barbara Albert, Stipe Erceg; Produktion:
Amour Fou Filmproduktion, Wien und ICON Film
www.amourfou.at/subs/filme/dummies/dummies
Filmvorschau – [email protected]
Argentinien/Deutschland/Frankreich/Uruguay 2006
Regie: Rodrigo Moreno; Buch: Rodrigo Moreno;
Darsteller: Julio Chávez, Osmar Núnez, Marcelo
D’Andrea, Delia Elvira Onetto, Cristina Villamo;
Produktion: Rizoma Films in Koproduktion mit Zarlek Producciones, Pandora Film, Charivari Films,
Control Z Films und Maíz Producciones
www.realfictionfilme.de/filme/el-custodio
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11.04.2007
13:51 Uhr
Seite 28
Udo Wüllenweber,
Tel. (0211) 1577075;
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der Region. Ausgewählt werden
die Motive, die Sie auch in der
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Realisierte Filme (Auswahl):
„14 Tage lebenslänglich“, „Tatort“,
„Schimanski“, „Barfuss“,
„Der Novembermann“
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LocoMotiv
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Brigitte Geduldig, Fachbereich
Wirtschaftsförderung/europäische
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