2 0 1 0 Schwerpunkt Altenpflege - Paritätischer Wohlfahrtsverband

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2 0 1 0 Schwerpunkt Altenpflege - Paritätischer Wohlfahrtsverband
PARISKOP
Ausgabe 22
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Schwerpunkt Altenpflege
2 | 2010
Paritätischer Wohlfahrtsverband Cuxhaven
Ausbildung in Zeiten des Fachkräftemangels
Berichte/Interviews: Seiten 2 – 5
■ Essen auf Rädern liefert Einkäufe
Lieferservice für jedermann: Seite 12
■ SprinT: Teilzeitqualifizierung
im Bereich Hauswirtschaft: Seite 13
PARISKOP
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14 staatlich geprüfte Altenpfleger
erhielten sofort Arbeitsplatz
Feierliche Zeugnisübergabe in Paritätischer Berufsfachschule für Altenpflege
Einen Beitrag zum Abbau des
Fachkräftemangels im Pflegebereich hat der Paritätische geleistet: Ende Juli erhielten 14
frisch gebackene staatlich geprüfte Altenpfleger bei einer
Feier mit Dozenten und Angehörigen ihre Zeugnisse.
Nach dreijähriger Ausbildung an
der Paritätischen Berufsfachschule für Altenpflege (PAF) haben alle
sofort einen Arbeitsplatz gefunden. Erfreulich: Am 1. August begann für 25 neue Schüler und
Schülerinnen die Ausbildung an
der PAF.
Wie dringend nötig gut ausgebildete Kräfte sind, machte Pari-Geschäftsführer Klaus-Dieter Fortmeyer während der Feierstunde
deutlich. „In den nächsten zehn
Jahren fehlen circa 300 000 Pflegekräfte.“ Zwar werde sich ihre
Zahl um 30 Prozent erhöhen, sagte er. Gleichzeitig steige jedoch die
Zahl der Pflegenden um 170 Prozent. Eine Diskrepanz, die einen
weiteren Fachkräftemangel nach
sich ziehen werde. Neben seinen
ausdrücklichen Glückwünschen an
die Examinierten ging Fortmeyer
auf die Probleme ein, die sie er-
Während einer Feierstunde erhielten die frisch examinierten staatlich geprüften Altenpfleger/innen ihre
Zeugnisse. Foto: Wehr
warten. „In diesem Beruf sind zu
wenige, die zu viel Arbeit leisten
müssen. Die durchschnittliche Verweildauer im Beruf des Altenpflegers liegt bei 8,4 Jahren – das spiegelt die Belastung wider.“ Überbordende Bürokratie und Pflege
im Minutentakt seien nur zwei Negativ-Stichworte.
Besonders dankbar zeigte sich
der Pari-Geschäftsführer für das Engagement der Dozenten, der neuen Schulleiterin Christine StoschHeinze, der Prüferin Angelika
Schultz und der Praxisanleiter in
den Betrieben, die die Prüfungen
nach dem kurzfristigen Weggang
der bisherigen Schulleiterin mit
sehr großem persönlichen Einsatz
zu einem erfolgreichen Abschluss
geführt haben.
Die Prüfung zum/r staatlich anerkannten Altenpfleger/in haben
bestanden:
- Robert Augustinovic, Cuxhaven (Seniorenheim Martin-LutherHaus) - Svenja Böttcher, Monique
Jentzsch, Wehden (Seniorenheim
Magarethenhof Debstedt) - Petra
Brenner, Cuxhaven, Melanie Neuhof, Nordholz (Ambulanter Pflegedienst NordseePflege Cuxhaven)
- Katrin Friedhoff, Ihlienworth, Sa-
ra Stüven, Neuenkirchen (Seniorenheim Huus Ihlienworth) - Kim
Götz, Cuxhaven (Pflegeheim Heidehof Cuxhaven) - Tina Hofmann,
Cuxhaven (Seniorenheim Alte Liebe Cuxhaven) - Janine Kraft, Nordholz (Seniorenheim Nordholzer
Tannen) - Kim Klowat, Cuxhaven
(Seniorenheim Kurpark-Residenz
Cuxhaven) - Jasmin Nitze, Cuxhaven (Seniorenheim Haus an der
Schonung Altenwalde) - Oxana
Orel, Cuxhaven (Seniorenheim Altenwalder Chaussee Cuxhaven) Sina Witthohn, Nordleda (Seniorenheim Haus an der Mühle Bad
Bederkesa)
»Pure Freude ausgelöst«
Interview mit der staatlich anerkannten Altenpflegerin Monique Jentzsch (20)
Pariskop: Alles Gute zum bestandenen Examen!
Was war bei Ihnen der Auslöser für
den Beginn einer Ausbildung an
der Paritätischen Berufsfachschule für Altenpflege?
Monique Jentzsch: Bis zur zehnten Klasse wusste ich nicht, was ich
wollte. Als dann meine Oma einen
ambulanten Dienst in Anspruch
nehmen musste und ich ihr half,
wurde es mir klar. Bei einem Praktikum im Seniorenheim Margarethenhof in Debstedt während der
Einjährigen Berufsfachschule
Schiffdorf wurde mir ein Ausbildungsplatz angeboten.
Pariskop: Was motiviert Sie?
Monique Jentzsch: Menschen helfen zu können, für sie da zu sein.
Das ist schön.
Pariskop: Welches war Ihre einprägsamste Erfahrung?
Monique Jentzsch: Bei einer praktischen Prüfung habe ich mit einem 99-jährigen Bewohner, einem
ehemaligen Gärtner, Blumenkübel
bepflanzt und dadurch pure Freude ausgelöst. Er hat sich schon für
nächstes Jahr vormerken lassen…
Pariskop: Haben Sie einen Arbeitsplatz gefunden?
Monique Jentzsch: Ja, in meinem
Ausbildungsbetrieb für 30 Wochenstunden.
Pariskop: Welche Pläne haben Sie
für Ihren weiteren Werdegang?
Monique Jentzsch: Ich werde eine Mentoren-Ausbildung machen,
Wund-Managerin werden und
Pflegedienstleitung mit angehängter Heimleiterausbildung.
Pariskop: Dazu wünschen wir Ihnen viel Glück…
PARISKOP
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Viele Pläne für die Berufsfachschule
für Altenpflege
Christine Stosch-Heinze (44) leitet die Einrichtung des Paritätischen seit August
und unsere Schüler in den Betrieben während ihrer praktischen Arbeit vermehrt begleiten«, kündigt
sie an. Mittelfristig plant die neue
Schulleiterin, die Cuxhavener Schule als Standort für Aus-, Fort- und
Weiterbildung zu etablieren: »Der
Standort Cuxhaven hat dazu eine
ideale Lage.«
Die Paritätische Berufsfachschule für Altenpflege (PAF) in
Cuxhaven hat eine neue Leitung:
Christine Stosch-Heinze lenkt
seit August 2010 das Geschehen
in der Einrichtung an der Kapitän-Alexander-Straße. Die gebürtige Hamburgerin hatte zehn
Jahre lang an einer Altenpflegeschule in Bremerhaven gearbeitet und diese die letzten drei Jahre lang erfolgreich geführt.
An der Elbmündung ging es
gleich auf Kurs: Im Juni wurde die
Paritätische Berufsfachschule nach
der Anerkennungs- und Zulassungsverordnung Weiterbildung
(AZWV) zertifiziert und erhielt damit neben dem amtlichen Qualitätsstempel die Chance, auch Umschüler zum/r Altenpfleger/in auszubilden. Bereits seit April hatte
Christine Stosch-Heinze die Zertifizierung begleitet.
»Ich freue mich auf die neue Herausforderung und sehe ein großes
Potenzial in der PAF«, sagt Christine Stosch-Heinze, die vor ihrer Tätigkeit als pädagogische Leiterin
16 Jahre als ausgebildete Fachlehrerin im Gesundheitswesen gearbeitet hat, zusätzlich Beauftragte für Qualitätsmanagement ist
und am AFW Bad Harzburg per
Fernstudium Sozial- und Gesundheitsmanagement auf Diplom studiert.
47 Schüler
Christine Stosch-Heinze leitet die Paritätische Berufsfachschule für Altenpflege an der Kapitän-Alexander-Straße seit August 2010. Foto: Wehr
Eine Erweiterung und Optimierung vorhandener Strukturen, eine Vernetzung der Lerninhalte der
Dozenten beispielsweise durch
projektbezogenes Lernen in Form
von Workshops sowie eine deutliche Erhöhung der Schülerzahlen
hat sich die 44-Jährige im Bereich
Schulentwicklung auf die Fahnen
geschrieben. Weiterhin liegt Christine Stosch-Heinze die Sicherung
und Fortschreibung der Qualität
am Herzen. Und: »Um den Austausch mit den Ausbildungsstätten zu steigern, möchte ich regelmäßige Treffen und Workshops zu
relevanten Themen in der Paritätischen Berufsfachschule anbieten
Außer der Leiterin sind an der
Paritätischen Berufsfachschule
zwei fest angestellte Mitarbeiterinnen in Teilzeit und elf Dozenten
beschäftigt. Am 1. August haben
18 Schüler und Schülerinnen und
sechs Umschüler und Umschülerinnen in einer neuen Klasse die
insgesamt 36-monatige Ausbildung begonnen. Insgesamt besuchen zurzeit 47 Schüler die Fachschule am Kutterhafen. Christine
Stosch-Heinze weiß, dass dieser Beruf Zukunft hat: »Die demografische Entwicklung führt zu einer
Zunahme alter, hilfsbedürftiger
Menschen und zu einem Mehr an
chronischen und demenziellen Erkrankungen sowie an Multimorbidität.« Gleichzeitig habe die Bevölkerung eine veränderte Erwartungs- und Anspruchshaltung. »Sie
betrachtet Pflege als Dienstleistung und wünscht Wahlmöglichkeiten unter den Anbietern«, so die
Schulleiterin.
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Rita Stock †
Sie hinterlässt eine
große Lücke im Paritätischen: Rita Stock
verstarb am 31. März
kurz vor ihrem 60.
Geburtstag nach langer schwerer Krankheit.
Die gebürtige Oldenburgerin hatte
die Paritätische Berufsfachschule für Altenpflege von 2003
bis 2009 geleitet, an
der sie Jahre zuvor
selbst eine Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin
absolviert hatte und
nach einem Studium der Internationalen Pflegeleitung an der
Hochschule Bremen als Dozentin für die Fächergruppe Geragogische Medien arbeitete.
Mit ihren Ideen und ihrem Engagement etablierte Rita Stock
die Berufsfachschule als regional
anerkannte Institution. »Sie war
Mittelpunkt des Schullebens und
hat in der ihr eigenen angenehmen stillen Art die Schule geprägt«, sagt Klaus-Dieter Fortmeyer, Geschäftsführer des Paritätischen Cuxhaven. Rita Stock
wurde von den Schülern, Dozenten und den Einrichtungen
in ihrer Fachlichkeit und aufgrund ihrer großen Zugewandtheit, Lebensfreude und Offenheit
sehr geschätzt. Gemeinsam mit
den Schülern hat die Musik- und
Malbegeisterte immer wieder
gesellige Nachmittage in den Al-
tenpflegeeinrichtungen gestaltet. Neue Rahmenrichtlinien des
Altenpflegegesetzes forderten
einen noch handlungsorientierteren und praxisbezogeneren
Unterricht, aufgeteilt in Lernfelder.
Darüber hinaus entwickelte Rita Stock das Programm für einen
landesweiten Palliativ-Care-Kurs
und war für die Durchführung
verantwortlich. Sie war stets bestrebt, die Inhalte der Altenpflege auf dem neuesten Stand zu
halten.
Am 30. September 2009 endete Rita Stocks Arbeitsvertrag
aufgrund voller Erwerbsminderung. In dieser Zeit wurde die
Schule kommissarisch von Martina Gielow gleitet. Rita Stock
hinterlässt zwei Kinder. Ihr Tod
hat beim Paritätischen große Betroffenheit und Trauer ausgelöst.
PARISKOP
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»Rahmenbedingungen
müssen geändert werden«
Interview mit Angelika Schultz über den Beruf des/r Altenpflegers/in
Angelika Schultz hat 2010 die
praktischen Examina und eines
der drei schriftlichen Examen der
staatlich geprüften Altenpfleger/innen an der Paritätischen
Berufsfachschule für Altenpflege (PAF) abgenommen.
Die 49-Jährige ist gleichzeitig
Pflegefachkraft der Heimaufsicht
des Landkreises Cuxhaven und arbeitet seit eineinhalb Jahren als
Dozentin an der PAF für zwei Lernfelder, die u.a. die ehemaligen
Unterrichtsfächer
Anatomie,
Physiologie, Krankheitslehre und
Pflege beinhalten. Das Pariskop
sprach mit ihr über die Ausbildung.
Pariskop: Frau Schultz, welche Inhalte umfasst die Ausbildung
zum/r staatlich geprüften Altenpfleger/in?
Angelika Schultz: Es ist eine dreijährige Ausbildung mit 2400 theoretischen Unterrichtsstunden im
Blockunterricht, gegliedert nach
Lernfeldern, zusätzlich werden die
Fächer Deutsch, Politik, Englisch
und Religion unterrichtet. Hinzu
kommen 3000 praktische Ausbildungsstunden in den Einrichtungen inklusive zweier Fremdpraktika in anderen Betrieben.
Pariskop: Und die Zukunftsaussichten der Schüler sind rosig….
Angelika Schultz: Ja und nein.
Noch nie war der Fachkräftemangel in der Pflege so groß wie heute, alle Absolventen haben einen
Arbeitsplatz gefunden und konnten sich teilweise den Arbeitsplatz
aussuchen. Leider sind aber die
Rahmenbedingungen in der Pflege schlecht: Personalmangel, teilweise unangemessen niedrige Bezahlung, dazu kommen Schichtdienst, Nachtdienst, Wochenenddienst und Überstunden bei
unterschiedlicher Bezahlung
Pariskop: Was muss sich ändern?
Angelika Schultz: Es muss gelingen, Frauen und Männer zu gewinnen, die durch eine fundierte
Fachausbildung befähigt werden,
sich den Herausforderungen des
Pflegealltags mit einer gehörigen
Portion Motivation immer wieder
neu zu stellen, ohne selbst Schaden zu nehmen oder sich in kürzerer oder längerer Zeit von dieser
Berufsgruppe wieder zu verabschieden. Diese Aufgabe kann nur
gelingen, wenn Arbeitgeber, Krankenkassen und die Politik an einem
Strang ziehen und die unbefriedigenden Rahmenbedingungen so
verändern, dass dieser hoch qualifizierte Beruf attraktiver wird.
Pariskop: Welche Aufgaben hat
ein/e staatlich geprüfte/r Altenpfleger/in?
Angelika Schultz: Die Pflege ist in
den letzten 20 Jahren anspruchsvoller und komplexer geworden,
sowohl von den fachlichen Anforderungen als auch von den Erwartungen der zu Pflegenden und
der Angehörigen.
Pariskop: Was heißt das genau?
Angelika Schultz: Die Qualitätsansprüche in der Pflege steigen
ständig, z.B. prüfen Medizinischer
Dienst und Heimaufsicht die Einhaltung der geforderten Qualitätskriterien und der Medizinische
Dienst benotet zusätzlich die Einrichtungen. Bei der Bezugspflege-
kraft laufen die
Fäden zusammen, sie soll
Bindeglied in
einem multiprofessionellen
Team aus Pflegefachkräften,
-hilfskräften, Ergo- und Physiotherapeuten,
Logopäden,
Ärzten, Hilfsmittelversorgern und Angehörigen sein.
Die Betreuung
Demenzkranker nimmt einen immer größeren Stellenwert innerhalb der Altenpflege ein.
Pariskop: Warum ist eine gute fundierte Ausbildung der Pflegefachkräfte so wichtig?
Angelika Schultz: Die Pflege alter
Menschen in der ambulanten, teilstationären und stationären Pflege vollzieht sich in der Regel unter
großem Handlungs- und Zeitdruck.
Die Pflegefachkräfte treffen dabei
auf komplexe und diffuse Situationen, in denen sie schnell fachlich richtige Entscheidungen treffen müssen. Das geht nur, wenn sie
allgemeingültiges wissenschaftlich fundiertes Lehrbuchwissen mit
einem umfassenden Verständnis
für die Situation eines älteren Menschen verknüpfen und daraus richtiges Handeln ableiten können.
Diese Kompetenzen werden in der
Ausbildung vermittelt.
Pariskop: Was geben Sie den frisch
Examinierten mit auf den Weg?
Angelika Schultz: Begegnet den
Menschen, die ihren letzten und
schwersten Teil des Lebensweges
vertrauensvoll in Eure Hände legen, stets mit Respekt und so, als
ob es Eure Mütter oder Eure Väter
wären.
Pariskop: Vielen Dank für das Gespräch.
Berufsfachschule
für Altenpflege (PAF)
zertifiziert
Die Paritätische Berufsfachschule für Altenpflege (PAF) ist
seit Mitte Juli 2010 nach AZWV
zertifiziert. Die Zertifizierung ermöglicht, dass zukünftig wieder
Umschüler die Altenpflegeausbildung in der Schule an der Kapitän-Alexander-Straße 34 absolvieren können. Schulleiterin
Christine Stosch-Heinze: »Das
heißt, der Personenkreis, der Kunde der Arge oder der Bundesanstalt für Arbeit ist, bekommt Ausbildung, Unterhaltsgeld und anfallende Fahrtkosten erstattet.«
Durch die Zertifizierung wird die
Transparenz und Standardisierung der Schulabläufe für alle Beteiligten erhöht. Die PAF hat dadurch einen Weg der beständigen Qualitätsentwicklung beschritten und möchte ihre
Position als fortschrittliche innovative Ausbildungsstätte der Region festigen. Stosch-Heinze: »Wir
hoffen, dass diese neue Möglichkeit der beruflichen Fortbildung
von vielen Interessenten, Einrichtungen, der Arbeitsagentur
und der Arge wahrgenommen
wird. Wir leisten damit einen für
die Region wesentlichen Beitrag
zum Abbau des Fachkräftemangels in der Pflege.«
Chefärzte sprechen
über moderne
Heilmethoden
Im Rahmen seiner Vortragsreihe über Gesundheitsthemen lädt
der Kneipp-Verein Cuxhaven am
Donnerstag, 23. September, zu einem gemeinsamen Vortrag
dreier Chefärzte über moderne
Behandlungsmethoden ein. Um
16 Uhr sprechen Dr. med. Dagmar
Puzicha (Orthopädische Gelenkerkrankungen), Dr. med. Ulrich
Meister (Wirbelsäulenerkrankungen) und Dr. med. Matthias
Braun (Rheumatologische Erkrankungen) vom HELIOS Seehospital Sahlenburg im Stadttheater Cuxhaven über neueste
Entwicklungen ihrer jeweiligen
Fachgebiete. Der Eintritt ist frei.
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Mikroprojekte durch
»Stärken vor Ort«
»Stärken vor Ort« ist ein Programm des Bundesministeriums
für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend, das mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert
wird. Ziel ist es, in ausgewählten
Gebieten – in Cuxhaven sind es
Lehfeld und Süderwisch – Kleinstvorhaben, sogenannte Mikroprojekte, finanziell zu unterstützen. Diese sollten der sozialen,
schulischen und/oder beruflichen
Integration von Jugendlichen mit
schlechteren Schulchancen und
Frauen mit Problemen beim Einstieg und Wiedereinstieg ins Erwerbsleben dienen. Gemeinsam
mit Bewohnern und Initiativen
der Stadtteile sollen Lösungen erarbeitet und vor allem die Eigeninitiative gestärkt werden. Beantragen kann man ein Mikroprojekt, das mit maximal 10000 Euro bezuschusst wird, bei der
Leiterin der Lokalen Koordinierungsstelle der Stadt Cuxhaven,
Gabriele
Hoffmann,
Tel.
04721/700671.
ErzieherinnenFortbildung
Eine Fortbildung für Erzieherinnen zur Umsetzung des Schutzauftrages bei Gefährdung des
Kindeswohles bietet der Deutsche Kinderschutzbund Stadt
und Landkreis Cuxhaven vom 30.
September bis 1. Oktober jeweils
von 9 bis 16 Uhr in Otterndorf an.
Im Rahmen der Umsetzung des
§ 8a SGB VIII ist auch für Kindertagestätten der Umgang mit Kindeswohlgefährdungen geregelt.
In der Fortbildung geht es unter
anderem darum, wie Erzieherinnen erkennen können, ob das
Kindeswohl gefährdet ist und wie
sie mit Auffälligkeiten bei Kindern
und/oder Eltern umgehen. Auch
Gesprächsführung und das Abschätzen des richtigen Zeitpunktes für das Einschalten des Amtes für Jugendhilfe und einer
Fachkraft werden thematisiert. Informationen gibt Sabine Schulz
unter Tel. 04721/62211. Anmeldungen bitte bis 10. September.
Jugendliche aus dem Lehfeld
erstellen Internetseite mit
Hilfsangeboten für jedermann
Kinderschutzbund und »Stärken vor Ort« fördern Mikroprojekt
Ein sogenanntes Mikroprojekt
mit einem großen Ziel beginnt
am 1. September beim Deutschen Kinderschutzbund: 14- bis
25-Jährige aus dem Lehfeld wollen mit Hilfe der Projektleiterin
Gudrun Wäschenbach eine Internetseite mit Hilfsangeboten für
Menschen aus Stadt und Landkreis Cuxhaven erstellen.
Dazu erhalten die Jugendlichen
zunächst eine PC-Schulung in der
Volkshochschule, um fehlende
Kenntnisse zu erwerben. Anschließend wollen sie einmal wöchentlich Informationen über Hilfsangebote zusammentragen und diese auf einer für jedermann zugänglichen Homepage bündeln.
Wo erhalte ich Zuschüsse für
Klassenfahrten? Welche Voraus-
setzungen muss ich erfüllen, um
die Cuxhavener Tafel nutzen dürfen? Wo gibt es günstige Schulbücher, wo den nächsten Kost-nix-Laden? Wie erhalte ich eine Kostenbefreiung von Sportvereinen?
»Diese und andere Fragen werden
immer wieder bei den Beratungen
des Kinderschutzbundes gestellt«,
sagt Brunhild Rost-Helle, Leiterin
des Cuxhavener Kinderschutzbundes. Bei einer Befragung sei
darüber hinaus deutlich geworden,
dass die Hilfsangebote rund um
das Thema Armut bislang nirgendwo komplett verzeichnet
sind. Aus diesem Grund hat sich
der Kinderschutzbund als Träger
des Mikroprojektes zur Verfügung
gestellt, das Teil des Programms
»Stärken vor Ort« ist (siehe auch
nebenstehender Bericht). Die Fi-
nanzierung wird ebenfalls über
»Stärken vor Ort« abgewickelt.
Wenn der Internet-Kompass
durch die Landschaft der Hilfsangebote fertig ist – anvisiert ist das
Jahresende – erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat, auf dem ihre ehrenamtliche Arbeit und ihre Computerkenntnisse beschrieben werden.
Teamarbeit und Recherche
Auch Teamarbeit, gezieltes Recherchieren und die Gestaltung
von Broschüren zwecks Bewerbung der Internetseite zählen zu
den nötigen Fähigkeiten. Das Pariskop wird die Internetseite und
die Erfahrungen der Jugendlichen
in der nächsten Ausgabe vorstellen.
Sie freuen sich auf das Mikroprojekt zur Erstellung einer Internetseite mit Hilfsangeboten (v.l.): Sabine Schulz
vom Projektträger Deutscher Kinderschutzbund Cuxhaven, Projektleiterin Gudrun Wäschenbach und die
Leiterin der lokalen Koordinierungsstelle »Stärken vor Ort« Gabriele Hoffmann. Foto: Wehr
PARISKOP
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Ein Beispiel für
eine erfolgreiche
Vernetzung
zwischen Hauptschule und
Jugendzentrum
des Paritätischen
ist die Hausaufgabenbetreuung des
Paritätischen in
Otterndorf. Hier
kommen immer
mittwochs bis zu
15 Fünft- bis
Achtklässler
zusammen und
werden von der
Neuntklässlerin
Shanice und
Sozialarbeiter Rolf
Chrappek betreut.
Foto: Wehr
»Entlastung für die Eltern«
Hausaufgabenbetreuung des Paritätischen: Erfolgreiche Arbeit in zahlreichen Gemeinden
»In Deutsch stand ich auf 4, jetzt
habe ich eine 3«, freut sich AnnChristin. Die 14-Jährige besucht
seit einiger Zeit einmal wöchentlich die Hausaufgabenbetreuung des Paritätischen im Jugendzentrum Otterndorf und
schätzt besonders das gemeinsame Lernen. Auch an den übrigen Tagen sei sie nun motivierter als vorher und fertige ihre
Hausaufgaben selbstständig an,
versichert die Hauptschülerin.
Klassenkamerad Andre, der das
Angebot seit dem zweiten Halbjahr der 5. Klasse nutzt, hat sich
ebenfalls verbessert: »In Mathe von
3 auf 2 und in Englisch von 4 auf
4+«, sagt der 14-Jährige stolz.
Die Jugendlichen gehören zu
den etwa 15 Fünft- bis Achtklässlern, die immer mittwochs von
13.20 bis 15 Uhr vom Sozialarbeiter der Hauptschule Otterndorf
Rolf Chrappek und Erwin Simmering vom Paritätischen zur Hausaufgabenhilfe im Jugendzentrum
empfangen werden. Nach einer
kurzen Mittagspause geht es um
Mathe, Deutsch & Co. Seit fünf Jahren gibt es diese erfolgreiche Vernetzung zwischen Jugendarbeit
und Schule. Das Besondere: Neunt-
beziehungsweise Zehntklässler, die
auf der Hauptschule ihren Realschulabschluss machen wollen, betreuen die Jüngeren und wiederholen damit gleichzeitig den
Unterrichtsstoff. »Mir bringt dieser
Job sehr viel, um meinem Berufsziel näherzukommen«, unterstreicht die 16-jährige Shanice, die
nach ihrer Schulzeit die Fachoberschule besuchen und Sozialpädagogik studieren möchte, um mit
Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Als Ansprechpartner für
Lehrer und Helfer fungiert Sozialarbeiter Rolf Chrappek. »In puncto
Sozialkompetenz und Arbeitsverhalten waren die Rückmeldungen
der Lehrer bislang durchweg positiv«, sagt er. Ein weiteres Highlight: Die Jugendlichen helfen
beim Festival »Hadeln rocks« als
Ordner und übernehmen hier ein
Stück Verantwortung.
Hilfe in Nordholz
In Nordholz richtet sich die Hausaufgabenbetreuung des Paritätischen an Erst- bis Viertklässler der
Grundschule. Durchschnittlich
zehn Kinder kommen donnerstags
nach Schulende von 12 bis 15 Uhr
ins Jugendzentrum an der Müh-
lenstraße 1 und erhalten nach einem gemeinsamen Mittagessen
Hilfe bei den Hausaufgaben. Mitarbeiterin Lieselotte Fitter kümmert sich seit zweieinhalb Jahren
um die Schüler, aber auch die Leiterin des Jugendzentrums Miriam
Jeromin und Klaus Dammann
unterstützen sie dabei. »Unser An-
gebot ist eine Entlastung für die Eltern«, weiß Lieselotte Fitter und
freut sich über das positive Feedback von Elternhaus und Schule,
mit denen sie eng zusammenarbeiten. Vorangebracht hat Praktikantin Femke Thalmann von den
Berufsbildenden Schulen Cuxhaven das Projekt. Sie absolvierte ihr
Praktikum auch an der Grundschule Nordholz, rührte dort die
Werbetrommel für die Hausaufgabenbetreuung und brachte Ideen
ein. Ȇberlegungen, die Betreuung
wegen der Nachfrage auf zwei Tage pro Woche auszuweiten, sind
personell nicht umsetzbar«, bedauert Miriam Jeromin.
Hausaufgabenhilfe
in fünf Gemeinden
des Landkreises
In fünf Gemeinden des Landkreises organisieren die Kinderund Jugendzentren des Pari
Hausaufgaben-Betreuung. In der
Regel handelt es sich um Kooperationsprojekte mit den örtlichen
Schulen. In Bad Bederkesa, Nordholz, Hemmoor, Otterndorf und
Hechthausen kommen pro Gruppe zahlreiche Teilnehmer zusammen, die nach Schulende zum
Selbstkostenpreis Hilfe erhalten.
In Otterndorf helfen Schüler
Schülern und werden von einem
Pädagogen und einem Schulsozialarbeiter angeleitet. Darüber
hinaus existiert hier eine weitere
Gruppe, die von der ehemaligen
Schulleiterin angeboten wird.
Die meisten Standorte bieten
die Betreuung zweimal wöchentlich an. Die Hausaufgabenbetreuung ist ein zusätzliches
Angebot der Paritätischen Jugendarbeit und wird in der Regel
ehrenamtlich geleistet. Kontaktadressen der Jugendtreffs finden
Sie auf Seite 11.
PARISKOP
8
Gesellschaftliche und soziale Integration
Neues Projekt will Vernetzung und Engagement von Migranten fördern
Mit einem neuen Projekt möchte der Paritätische die gesellschaftliche und soziale Integration von Zuwanderern (GIZ) in
der Stadt und im Landkreis Cuxhaven unterstützen. Dazu steht
Fachkraft Dagmar Matthies allen bereits bestehenden Migrantenselbstorganisationen
und -vereinen als Hilfe zur Verfügung.
In einem ersten Schritt wird Frau
Matthies den Kontakt zu den Gruppen aufnehmen und deren Erwartungen und jeweiligen Bedarfe ermitteln. Der Bedarf an zusätzlicher
Unterstützung der Gruppen und
Einzelpersonen wurde schon 2003
durch eine intensive Zusammenarbeit mit den verschiedenen Migrantenselbstorganisationen im
Rahmen des BQN- Projektes (ein
Bundesprogramm des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft)
deutlich. Das Projekt wurde 2003
ebenfalls von Dagmar Matthies für
den Paritätischen betreut. »Manchmal braucht man einen langen
Atem, um gemeinsam entwickelte Ideen umzusetzen«, meint die
stellv. Geschäftsführerin Marianne
Lüers. Der Paritätische und Frau
Matthies hoffen nunmehr, dass das
auf drei Jahre angelegte – vom
Bundesministerium des Inneren
geförderte – Projekt GIZ an die
2003 entwickelten Aufgabenstellungen und Verbindungen anknüpfen kann. Damals wurden umfangreiche lokale Daten zur gesellschaftlichen Integration von Migranten/innen
und
deren
berufliche Integrationschancen erhoben und ausgewertet. Hieran
beteiligten sich Migrantenselbs-
torganisationen, aktive Einzelpersonen verschiedener Nationalitäten, Institutionen, Einrichtungen
und Verbände. Anerkennung finden, Wertschätzung erfahren, beteiligt werden auf »gleicher Augenhöhe«, aktive Mitgestaltung
des sozialen Umfeldes, von der Vernetzung der sozialen und politischen Netzwerke profitieren – diese Ergebnisse aus 2003 sollen jetzt
umgesetzt werden.
Mittlerin und Akteurin
Fördern möchte das Projekt GIZ
das Engagement in den Bereichen
Bildung, Kultur, Freizeit und Nachbarschaftshilfen sowie die Teilhabe an lokalen Netzwerken. Dagmar
Matthies versteht sich als Mittlerin
bei der Nutzung vorhandener
Strukturen und Angebote durch
Zugewanderte und als Akteurin
bei der Unterstützung zur Entwikklung neuer Ideen. Jugendlichen
etwa soll die Ausbildung zu Jugendgruppenleitern in Form von
Kulturdolmetschern oder Integrationslotsen vorgestellt werden.
Falls gewünscht, kann auch über
die Gründung neuer Gruppen
nachgedacht und entsprechend
unterstützt werden. Beraten wird
Dagmar Matthies auch über Möglichkeiten der finanziellen Förderung, Antragstellung und Konzeptentwicklung von Vorhaben.
Hinzu kommt das Ziel, das freiwillige Engagement der Migrantinnen und Migranten in verschiedenen Bereichen des sozialen und
politischen Lebens zu fördern.
Weitere Informationen erhalten
Sie bei Interesse bei Dagmar Matthies – siehe Seite 11.
Hilfe für junge Migranten
Diplom-Pädagogin Edita Saltyte-Boussouf neu beim Jugendmigrationsdienst des Paritätischen
Der Jugendmigrationsdienst
(JMD) des Paritätischen hat ein
neues Gesicht: Die Diplom-Pädagogin Edita Saltyte-Boussouf
übernahm am 15. Juni dieses
Jahres die Arbeit von Dorota
Mrusek, die in Elternzeit gegangen ist.
Die gebürtige Litauerin, die außer ihrer Muttersprache noch Russisch, Deutsch, ein wenig Marokkanisch und Englisch spricht,
möchte an die bisherigen Erfolge
des JMD in der Integration junger
Migranten anknüpfen.
Der vom Bundesministerium für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte JMD ist eine Anlaufstelle für zugewanderte junge
Menschen mit Migrationshintergrund im Alter von zwölf bis 27
Jahren. 2009 wurden 105 Jugendliche aus 23 Nationen erreicht, die
entweder schon länger in Cuxhaven leben oder neu in Stadt und
Landkreis Cuxhaven gezogen wa-
ren. Edita Saltyte-Boussoufs Aufgabe besteht darin, individuell abgestimmte Beratung und Unterstützung zu gewähren, sei es bezogen auf die sprachliche Eingliederung, Ausbildungs-, Arbeits- und
Wohnungssuche, Familie, Freizeitund Präventionsmaßnahmen oder
Finanzen. Neben der Integrationshilfe will die 31-jährige Case-Managerin, die mit einem Marokkaner verheiratet ist, auch Integrationshindernisse benennen und
abbauen.
Hilfreich dabei wird das DiplomPädagogik-Studium mit Schwerpunkt Soziale Arbeit sein, das Edita Saltyte-Boussouf in Münster absolviert hat. Aber auch ihre eigenen Erfahrungen bei der
Ausbildung in Deutschland als Migrantin können sie motivieren. So
musste sie erfahren, dass ihr litauisches Abitur und abgeschlossenes BWL-Studium in Deutschland
nicht anerkannt sind. »Ich habe das
deutsche Abitur nachgemacht, hier
noch einmal studiert und musste
die vollen Studiengebühren bezahlen, obwohl ich laut Gesetz als
ausländische Studierende nicht
mehr als 90 Tage pro Jahr arbeiten
darf«, beschreibt die Neu-Cuxhavenerin ihren steinigen Weg. Warum sie ihn gegangen ist? »Man
muss immer mit gutem Beispiel
vorangehen«, sagt Edita Saltyte-
Die Diplom-Pädagogin Edita
Saltyte-Boussouf hat am 15. Juni
den Jugendmigrationsdienst beim
Paritätischen übernommen.
Boussouf. Sie möchte ressourcenorientiert vorgehen, das heißt, die
jeweiligen Kompetenzen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen herausarbeiten. Individuelle Integrationsförderpläne sollen
erstellt, regelmäßig überprüft und
fortgeschrieben werden. Dabei
wird sie das von ihrer Vorgängerin
geschaffene gute Netzwerk an Kooperationen mit anderen Institutionen und Behörden in Stadt und
Landkreis nutzen.
Neben Einzelberatung wird Edita Saltyte-Boussouf beim JMD
auch Gruppenangebote durchführen. »Schwerpunkt dieses Jahr
werden das Training sozialer Kompetenzen und Elternarbeit sein«,
kündigt sie an. Zu Beginn des neuen Schuljahres wird sie dazu an
Schulen herantreten, um sich vorzustellen.
Ob Edita Saltyte-Boussouf bei all
diesen Plänen Zeit für ihre Hobbys
– Lesen und Sport – findet, muss
sich noch zeigen…
PARISKOP
9
Von der Holzbaracke zum Schullandheim
60 Jahre Schullandheim der Abendrothschule
Mit einem großen Fest feierten
die 180 Kinder und Lehrer der
Abendrothschule im April das
60-jährige Bestehen des Schullandheims in der Wingst.
Nach einer Sternwanderung und
dem Singen eines selbst gedichteten Geburtstagsliedes genossen
die Schüler den Tag bei Spiel und
Spaß an verschiedenen Stationen
und erinnerten sich dabei an frühere Fahrten. »Das war mein Zimmer, als wir mit der Fußballmannschaft hier waren«, sagte Methin
stolz und zeigte aufs Doppelbett:
»Und da habe ich geschlafen.«
Der Schullandheimverein der
Abendrothschule Cuxhaven e.V. ist
Mitglied im Paritätischen. Aus einer Holzbaracke im Cuxhavener
Hafen, die Schüler, Eltern und Lehrer einst selbst abbauten, um sie
nach und nach in die Wingst zu
transportieren und wieder zu errichten, wurde im Laufe der Zeit
ein begehrtes Schullandheim,
blickt Vorsitzender Werner Rusch
zurück. In den 70er-Jahren kam ein
Sanitärtrakt hinzu und die Inneneinrichtungen wurden ständig erweitert. Mit dem Anbau einer
Mehrzweckhalle 1999/2000 durch
den unermüdlichen Einsatz aller
Beteiligten und die Umrüstung der
Heizungsanlage von Öl auf Gas
plus Solaranlage im Winter
2008/2009 erfolgten weitere große Schritte zum modernen, konkurrenzfähigen Schullandheim.
»Nach Auflagen des Landkreises
wurden im letzten Winter die Feuerschutzmaßnahmen optimiert«,
so Rusch.
Aber auch in der Gegenwart
kann sich der zurzeit 72 Mitglieder
starke Verein nicht ausruhen: Um
das Schullandheim noch attraktiver für Gäste zu machen, werden
die Betreuerzimmer mit Dusche
und WC ausgestattet und im
Schlaftrakt wird ein neuer Sanitärbereich für Schüler geschaffen.
Durch die Aufstockung des Flach-
Mit einem großen Fest feierten die Schüler und Lehrer das 60-jährige
Bestehen des Schullandheimes der Abendrothschule in der Wingst. Foto:
Wehr
baus um eine Etage soll ein Mehrzweckraum mit Satteldach entstehen. Für diese etwa 60000 Euro
umfassenden Maßnahmen wurden Mittel vom Paritätischen
Niedersachsen bewilligt; dennoch
ist der Verein auf Spenden angewiesen.
Zwischen 3000 und 3500 Gäste
übernachten pro Jahr im Schullandheim; neben Schulklassen und
Kindergärten auch Vereine, kirchliche Gruppen, Feuerwehren und
andere. Der Vorteil: Sie sind im naturnahen 50-Betten-Haus unter
sich und haben kurze Wege zu
Zoo, Bad, Sportplätzen, dem Spielund Freizeitpark und zu Spiel- und
Bolzplätzen. Die Mehrzweckhalle
macht einen Aufenthalt auch bei
schlechtem Wetter angenehm. Das
Problem: »Das Schullandheim ist
von November bis April und in den
Ferien kaum belegt. Hier könnte
noch mehr passieren«, wünscht
sich Werner Rusch.
25-jähriges Werkhof-Bestehen und Baubeginn
Neuigkeiten bei der Lebenshilfe Cuxhaven / Geplanter Wohnheimneubau beginnt
In einem riesigen Festzelt und
den Räumen des Werkhofes haben Mitarbeiter und zahlreiche
Gäste im Juni das 25-jährige Bestehen der Einrichtung an der
neuen Industriestraße gefeiert.
Die Redner des Festaktes lobten
allesamt die positive Entwicklung des Werkhofes als Arbeitgeber für 242 Menschen mit Behinderungen zu einem leistungsfähigen Betrieb in der Region.
Ziel sei es nicht mehr nur, Arbeitsplätze vorzuhalten, sondern
die Mitarbeiter in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, so Geschäftsführer Werner Ludwigs-Dalkner. Unentbehrlich dazu sei der
Qualifizierungs- und Vermittlungsdienst, der Kontakt zu Betrieben und Verwaltungen herstellt. Sichtbare Zeichen dieses Vorhabens sind Außen-Arbeitsplätze
Viel Applaus gab es für die Beiträge beim Jubiläum des Werkhofs Lebenshilfe. Foto: Wehr
im Grodener Nahversorger CAPMarkt und ab Herbst im Café-Bistro/Veranstaltungszentrum im
neuen Lebenshilfe-Mittelpunkt an
der Wernerstraße. Die beiden Einrichtungen sollen zu sogenannten
Integrationsbetrieben werden. Zurzeit nutzen etwa 50 Wirtschaftsbetriebe aus Cuxhaven und Um-
gebung die Dienste der WerkhofMitarbeiter. An der Wirtschaftskrise ist die Lebenshilfe glücklicherweise glimpflich vorbeigekommen.
Einbrüche in einigen Bereichen
konnten durch neue Aufträge (beispielsweise Garten- und Pflasterarbeiten bei CSC) wieder aufgefangen werden.
Große Freude herrscht über einen Zuwendungsbescheid des Integrationsamtes: Das lang ersehnte Papier ermöglicht es der Lebenshilfe, mit dem geplanten
Wohnheim-Neubau an der Abendroth-/Südersteinstraße zu beginnen. Hier werden 36 barrierefreie
Wohnplätze geschaffen.
PARISKOP
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Mitgliedsorganisationen
Aktion Kinderbetreuung e.V. Cuxhaven
Lüderitzstr. 8, 27472 Cuxhaven
Tel.: (04721) 55 48 85
BDH Bundesverband Rehabilitation
Kreisverband Bremerhaven, Cuxhaven und Bremen,
Detlef Schäfftlein, Porschestraße 5, 27574 Bremerhaven
Tel.: (0471) 35556
Blinden- und Sehbehindertenverein Niedersachsen e.V.
Gert Sommer
Tel.: (04723) 500605
Bundesverband Skoliose Selbsthilfe e.V.
Rolf Dienst
Tel.: (04741) 8907
Deutsche ILCO e.V.
Klaus Bockholt, Tel.: (04721) 24302; Helmut Krahl, Apotheker,
Tel.: (04721) 51991
Deutsche Morbus Crohn/Colitis Ulcerosa Vereinigung (DCCV) e.V.
Deutsche Parkinson Vereinigung e.V.
Dorte Benthin
Heinz Mittag
Tel.: (04721) 32348
Tel.: (04721) 46623
Deutsche Rheuma-Liga Niedersachsen e.V. Bärbel Kampe
Tel.: (04721) 29969
Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V. Wolfgang Drohm
Tel.: (04721) 31767
Deutscher Diabetiker Bund
Bezirksverband Cuxhaven, Sigrid Otte
Tel.: (04721) 48812
Deutscher Diabetiker-Bund
Verband an der unteren Oste, Vera Erdbeer
Tel.: (04772) 8092
Deutscher Guttempler-Orden
mit den Gemeinschaften »Altenwalde«, »Hohe Lieth«, »Kugelbake«,
»Langen« und »Medemufer«, Kreisbeauftragter Siegfried Hein
Tel.: (04721) 664981
Deutscher Kinderschutzbund Stadt und Landkreis Cuxhaven e.V.
Südersteinstraße 26, 27474 Cuxhaven
Tel.: (04721) 62211
Deutsches Jugendherbergswerk (DJH)
Kreisverband Cuxhaven, Günter Rettmer
mit den Jugendherbergen Cuxhaven, Otterndorf und Wingst
Tel.: (04721) 48512
DLRG
Mit den Ortsgruppen Altenwalde, Cuxhaven, Bad Bederkesa, Beverstedt, Dorum, Hagen,
Lamstedt, Langen, Loxstedt, Nordholz, Otterndorf und Wehdel
DMSG Kontaktgruppe Cuxhaven e.V.
Iris Hildebrand
Förderkreis Waldorfpädagogik Cuxhaven e.V.
Guttempler Sozialwerk e.V.
Marienstr. 39/40, 27472 Cuxhaven
Adaptionseinrichtung, Strichweg 85, 27472 Cux., Monika Jung
Tel.: (04721) 500645
Tel.: (04721) 38107
Tel.: (04721) 33255
KibiCux, Kinderbetreuung im Cuxland e.V. Ina Niemann
Tel.: (04721) 681258
Kneipp-Verein Cuxhaven e.V.
Tel.: (04721) 25222
Kpt.-Alexander-Str. 40, 27472 Cuxhaven
Kreisvereinigung Wesermünde der Lebenshilfe für geistig Behinderte e.V.
Weißdornweg 25, 27607 Langen
Tel.: (04743) 275474
Lebensabend-Bewegung (LAB) Otterndorf Ursula Harland
Tel.: (04751) 2544
Lebensabend-Bewegung (LAB) Cuxhaven
Tel.: (04721) 21260
Karin Behrensen
Lebenshilfe e.V. Kreisverband Land Hadeln Am Schulzentrum 8, 21745 Hemmoor
Tel.: (04771) 689490
Nordheim Stiftung
Hans-Joachim Soppa, Hochallee 102, 20149 Hamburg
Tel.: (040) 481029
Pommersche Landsmannschaft
Kreisgruppe Cuxhaven, Lieselotte Hensch
Tel.: (04721) 21352
PRO FAMILIA e.V.
Beratungsstelle Cuxhaven, Bahnhofstr. 18–20, Ira Großmann-Berger
Tel.: (04721) 31144
Schullandheimverein der Abendrothschule Cuxhaven e.V.
Sabine Freers
Tel.: (04721) 62753
Sozialverband VdK Niedersachsen/Bremen Segelckestr. 45–47, 27472 Cuxhaven
oder Lothar Grünwald
Tel.: (04141) 2978
Tel.: (04723) 3532
Verein Beratung und Hilfen bei Suchtgefahren und seelischen Leiden im Landkreis Cuxhaven e.V., Maria Hülsmann
Reinekestr. 12, 27472 Cuxhaven, [email protected]
Tel.: (04721) 37067
Weisser Ring e.V.
Silvia Martin Troyano
Werkhof und Wohnstätten Lebenshilfe Cuxhaven gGmbH
Neue Industriestr. 51, 27472 Cuxhaven
Tel.: (04721) 444893
Tel.: (04721 ) 43980
PARISKOP
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Ausbildung Hauswirtschaft / SprinT
Kompetenzagentur Altkreis Hadeln
Marianne Lüers, Telefon: (04721) 579312
Beratungsstelle für Jugendliche auf dem Weg zum Beruf
Thorsten König, Alkje Wittenberg-Diek
Telefon: (04771) 6889700
Berufsfachschule für Altenpflege
Telefon: (04721) 64358
BISS
Beratungs- und Interventionsstelle für Opfer häuslicher Gewalt
Ulrike Reiter, Telefon: (04745) 7825920
Erziehungsberatungsstelle
für Eltern, Kinder und Jugendliche
Dr. Herbert Pagels, Telefon: (04721) 35066
Essen auf Rädern und Mobiler Putzdienst
Angelika Wilczek, Telefon: (04721) 579372
Frauen- und Mädchenberatung
Anne Henze, Telefon: (04721) 579392
Frauenhaus
Möbelhof
Wolfgang Hellmann, Telefon: (0170) 6367925
Mobile Soziale Hilfsdienste
Angelika Wilczek, Telefon: (04721) 579372
PACe Cuxhaven
Beratungsstelle für Jugendliche auf dem Weg zum Beruf
Christina Devcic, Anja Seelke
Telefon: (04721) 665150
PACe Schiffdorf
Beratungsstelle für Jugendliche auf dem Weg zum Beruf
Hans-Christian Maus-Domdey
Asta Trangolao, Telefon: (04706) 412737
Marlies Tiemann, Telefon: (04721) 579393
Frauennotruf
Verwaltung
Telefon: (04721) 579393
Sekretariat/Allgemeine Verwaltung
Gemeinwohlarbeit Cuxhaven
Daniela Langewitz, Telefon: (04721) 579362
Marlies Amhoff-Heesch, Telefon: (04721) 393835
Finanzbuchhaltung
Gemeinwohlarbeit Hadeln-Hemmoor
Dörte Haack, Telefon: (04721) 579323
Oliver-Carsten Karau, Telefon: (04771) 68897025
Personalbuchhaltung
Gemeinwohlarbeit Migra &
Gemeinwohlarbeit MoorIZ
Gisela Heinßen, Telefon: (04721) 579324
Ute Bernhagen, Telefon: (04757) 818381
Stephan Geisler, Telefon: (04721) 579316
GIZ – Gesellschaftliche Integration von Zuwanderern
Geschäftsführung/Abteilungsleitungen
Dagmar Matthies, Telefon (04721) 597318
Klaus-Dieter Fortmeyer, Telefon: (04721) 579362
Marianne Lüers, Telefon: (04721) 579362
Kai Uhlhorn, Telefon: (04745) 7825925
Jugendarbeit Am Dobrock
Thorsten Soboll, Telefon: (04777) 800735
Jugendarbeit Altenwalde
EDV
Paritätischer im Internet
Aneke Döding, Telefon: (04721) 579330
www.cuxhaven.paritaetischer.de
[email protected]
Jugendarbeit Bad Bederkesa
Beiratsmitglieder des Paritätischen Cuxhaven
Kai Uhlhorn, Rilana Paß, Telefon: (04745) 7825925
Helle Vanini, Vorsitzende
(Aktion Kinderbetreuung e.V. Cuxhaven)
Sigrid Otte (Deutscher Diabetikerbund)
Werner Ludwigs-Dalkner
(Werkhof und Wohnstätten Lebenshilfe Cuxhaven gGmbH)
Dr. Inge Missler (Lebensabendbewegung)
Lothar Grünwald (VdK–Kreisverband Cuxhaven)
Harry Lange (Kneipp-Verein Cuxhaven e.V.)
Bärbel Tiedemann (Lebenshilfe e.V., Hemmoor)
Siegfried Hein (Deutscher Guttempler Orden)
Jugendarbeit Hadeln
Erwin Simmering, Telefon: (04751) 999664
Jugendarbeit Hemmoor
Oliver Wachtel, Rilana Paß, Telefon: (04771) 68897020
Jugendarbeit Nordholz
Miriam Jeromin, Telefon: (04741) 4159
Jugendhilfestation Bederkesa - Schiffdorf
Jost Dröge,Telefon: (04745) 7825911
Jugendmigrationsdienst
Edita Saltyte-Boussouf, Telefon: (04721) 579317
Jugendwerkstätten
– Holz und Textil – Norbert Struve, Telefon: (04721) 64502
KIBIS
Kontakt, Information und Beratung im Selbsthilfebereich
Doris Methner, Telefon: (04721) 579332
Impressum
Verlagsbeilage:
PARISKOP erscheint am 1. 9. 2010 im Cuxhaven Kurier und Hadler Kurier.
Auflage: 59000 Exemplare, Druck: Druckzentrum Nordsee, Bremerhaven
Anzeigen: Ralf Drossner, Cuxhaven/Otterndorf
Redaktion: Michaela Wehr
Herausgeber: Paritätischer Cuxhaven, Kirchenpauerstr. 1, 27472 Cuxhaven,
[email protected], Bank für Sozialwirtschaft Hannover,
BLZ 251205 10, Konto-Nr. 7450 100
Urheberrechtlich geschützt.
PARISKOP
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Einkäufe bequem liefern lassen
Paritätischer und CAP-Markt bieten Einkaufs-Lieferservice für jedermann
Was bislang nur für »Essen-aufRädern«-Kunden des Paritätischen möglich war, steht nun allen Bewohnern der Stadt und
des Landkreises Cuxhaven offen:
Der gemeinsame Lieferservice
des Paritätischen und des CAPMarktes für Einkäufe aus dem Edeka-Sortiment versorgt seit Juli all
diejenigen, die sich nicht mehr mit
schweren Taschen abschleppen
oder ihre Zeit für andere Dinge
nutzen möchten.
Ausgewählt wird ganz bequem
zu Hause: Aus einem Farbkatalog
sucht der Kunde sich Produkte aus
dem umfangreichen Programm
des CAP-Marktes aus und bestellt
entweder telefonisch unter
04721/597372 oder per Internet
unter www.cuxhaven.paritaetischer.de unter Lieferservice. Gerade dort, wo in Stadtteilen und Dör-
fern die Nahversorgung über Lebensmittelmärkte oft nicht mehr
vorhanden ist, wird durch das Angebot eine Lücke geschlossen.
Gegen eine geringe Lieferpauschale liefert der Paritätische die
Ware zweimal wöchentlich. Kunden des Bring-Service »Essen auf
Rädern« erhalten jeweils einen Euro Rabatt. Bezahlt wird per Einzugsermächtigung oder Kartenlesegerät. Der CAP-Markt an der Frei-
herr-vom-Stein-Straße ist eine Kooperation zwischen der Genossenschaft der Werkstätten für Menschen mit Behinderungen und
Edeka und beschäftigt elf Menschen – sieben mit und vier ohne
Behinderungen. CAP steht als Abkürzung für Handicap, also für Benachteiligung. Die Zahl der Arbeitsplätze könnte erhöht werden,
wenn das Liefer-Konzept angenommen wird.
Erfolgreiche Ausbildung
von Hauswirtschafterinnen
Vier frisch gebackene Hauswirtschafterinnen können stolz auf ihre bestandenen Prüfungen sein.
Andrea Wildgrube hat nach dreijähriger Ausbildung im Hauswirtschaftsbereich des Paritätischen
die Abschlussprüfung bestanden.
Bianka Nitschke, Manuela Jibben
und Saskia Schult nahmen beim
Paritätischen an einem neunmonatigen Vorbereitungskurs auf die
externe Abschlussprüfung zur
Hauswirtschafterin nach dem Berufsbildungsgesetz § 45,2 teil und
haben den Kurs erfolgreich abgeschlossen. Anleiterin Ute Bernhagen und Ausbilderin Grietje Ahl
freuen sich mit ihren Schützlingen.
Drei Jubiläen bei Essen auf Rädern
Gleich drei Mitarbeiterinnen feierten im Jahr 2010 langjährige Dienstjubiläen bei Essen auf Rädern des Paritätischen: Karin Schmidt (re.) begann vor 20 Jahren als Auslieferungsfahrerin in der Stadt Cuxhaven,
in der sie auch heute noch Kunden beliefert. Ebenfalls 20 Jahre dabei
ist Barbara Baumann (li.), die bis 2002 beim Mobilen Putzdienst tätig war
und seitdem Auslieferungsfahrerin in der Stadt ist. Den östlichen Bezirk im Landkreis Cuxhaven bedient Fahrerin Rosemarie Blohm (2. v.
re.) nun schon seit 15 Dienstjahren. Alle Mitarbeiterinnen haben durch
ihre langjährige Tätigkeit einen sehr guten Kontakt zu »ihren« Kunden aufgebaut. Sie werden jeden Mittag erwartet, übergeben nicht
nur die Menüs, sondern haben auch immer ein offenes Ohr.
(v.l.) Anleiterin Ute Bernhagen, Andrea Wildgrube, Bianka Nitschke,
Ausbilderin Grietje Ahl, Manuela Jibben und Saskia Schult. Foto: privat
PARISKOP
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SprinT:
Qualifizierung
in Teilzeit
Fit für die externe Hauswirtschaftsprüfung
Eine Chance für den (Wieder)Einstieg ins Berufsleben sollen arbeitslose Frauen während oder nach der Familienphase durch ein neues Projekt
des Paritätischen erhalten.
Sein Name SprinT steht als Abkürzung für »Sprung in die
Teilzeitqualifizierung« und
startet ab 1. September. 15
Frauen werden hier wahlweise
zwischen 20 und 30 Wochenstunden auf die externe Hauswirtschaftsprüfung vorbereitet. Die Prüfung kann nach
zwölf bis 18 Monaten abgelegt
werden.
Das Berufsbildungsgesetz
sieht die Möglichkeit der Teilnahme an einer externen Prüfung unter der Bedingung vor,
dass mindestens 4,5 Jahre in einem artverwandten Bereich gearbeitet wurde. Die zuständige
Ausbildungskammer – Landwirtschaftskammer – definiert
für den Ausbildungsberuf Hauswirtschafterin als artverwandten Bereich auch das selbstständige Führen eines Haushaltes mit mindestens einem Kind.
Ausbildung seit 1988
Der Paritätische Cuxhaven ist
mit den Räumlichkeiten und
dem Fachpersonal von der Landwirtschaftskammer als Ausbildungsstätte anerkannt. Er bildet
seit 1988 im Bereich Hauswirtschaft aus und hat bislang 54 Jugendliche erfolgreich zum Abschluss geführt. Seit 1988 wurden 83 Prozent der Teilnehmenden mit Abschluss in ein
sozialversicherungspflichtiges
Arbeitsverhältnis vermittelt. Im
Rahmen der kostenlosen variablen Teilzeitqualifizierung SprinT
werden den Teilnehmerinnen
qualifizierende Aufgaben gestellt, die eine Übung von Prüfungsanforderungen und eine
Mitglieder der Cuxhavener Alkohol-Selbsthilfegruppen gehen in die
Schulen und erzählen ihre Lebensgeschichten. Doris Methner (l.) von der
KIBIS ist Ansprechpartnerin für Interessierte. Foto: Wehr
Zwei Flaschen Kognak
am Tag schrecken ab
Mitglieder der Selbsthilfegruppen in den Schulen
Integration in den regionalen Arbeitsmarkt ermöglicht. Dabei
wird an den jeweiligen Kompetenzen angesetzt. Prüfungsgebühren und eventuell anfallende Fahrtkosten werden erstattet.
Vielfältige Aufgaben
Zu den Ausbildungs- und Prüfungsinhalten gehören Aufgabenstellungen wie z.B.: »Bereiten Sie einen Kindergeburtstag
für 15 Achtjährige vor« oder »Gestalten Sie ein Geschäftsessen
für 8 Personen«. Zur Hauswirtschaft gehören die Bereiche
Speisenzubereitung,Vorratshaltung, Service, Reinigung, Pflege
und Gestaltung von Räumen
und Textilien, hauswirtschaftliche Betreuungsleistungen für
Menschen in verschiedenen Lebenssituationen, Vermarktung
von Produkten und Dienstleistungen.
Durchgeführt wird SprinT von
einer hauswirtschaftlichen Betriebsleiterin, einer Pädagogin
und einer Lehrerin. Weitere Informationen bei Grietje Ahl und
Ute Bernhagen unter der Telefonnummer 04721/ 579327.
»Sehr viele Jugendliche haben
eigene Erfahrungen mit dem Komasaufen.« Diese Befürchtung
der Mitglieder des Arbeitskreises »Öffentlichkeitsarbeit« der
Selbsthilfegruppen und der KIBIS im Paritätischen Cuxhaven
hat sich bestätigt.
In organisierten Gesprächen mit
20 Klassen der Berufsbildenden
Schulen Cuxhaven erzählten die
trockenen Alkoholiker jeweils zu
zweit ihre Lebensgeschichten und
erfuhren in Diskussionsrunden einiges über das Trinkverhalten der
jungen Zuhörer.
Auslöser für die Aktion, die auch
nach den Sommerferien vor interessierten Schülern fortgesetzt wird,
waren Medienberichte über den
zunehmenden Alkoholkonsum im
Jugendalter. Diszipliniert, offen, von
den Lehrern gut vorbereitet und
nicht selten entsetzt über das Vorgetragene seien die Klassen gewesen, fasst Brigitte von den Anonymen Alkoholikern zusammen,
die ebenso wie ihr Kollege Lothar
ihren Nachnamen nicht preisgeben möchte. Gert Henrich vom
Blauen Kreuz hatte den Kontakt zu
den Schulen hergestellt, Doris
Methner von der Kontakt, Information und Beratung im Selbsthilfebereich (KIBIS) das Info-Material über die Selbsthilfegruppen
verschickt. »Man hätte eine Stekknadel fallen hören können«, be-
schreibt Lothar die Atmosphäre in
den Klassenzimmern. Nachdenklich und betroffen waren die Schüler, als sie hörten, wie viel Alkohol
die Selbsthilfegruppen-Mitglieder
zuletzt getrunken haben (»Zwei
Flaschen Kognak pro Tag« oder »Eine Kiste Bier und Jägermeister täglich«).
Hinweise auf den schleichenden
Prozess, Fragen nach dem Aufhören (»Wir konnten nicht, wir waren
abhängig«) und dem Warum (»Probleme lösen«, »offener sein«, »dazugehören wollen«) wurden gestellt. »Spaß haben war die häufigste Antwort der Schüler auf die
Frage nach dem Grund ihres Alkoholkonsums«, so Siegfried Hein,
Kreisvorsitzender der Guttempler
in Cuxhaven.
Selbsthilfegruppen
im Internet präsent
Hingewiesen haben die Selbsthilfegruppen auch auf ihre Präsenz
im Internet. »Wenn sich nur einer
erinnert, dass es uns gibt oder bei
Alkoholproblemen zu Hause von
uns erzählt, hat die Aktion etwas
gebracht«, meint Brigitte von den
Anonymen Alkoholikern.
Schulen, die Interesse an Schülergesprächen mit Mitgliedern von
Alkohol-Selbsthilfegruppen haben,
können sich an Doris Methner von
der KIBIS wenden, Telefon siehe
Seite 11.
PARISKOP
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Gewalt im häuslichen Umfeld:
»Erschreckend hohe Quote betroffener Kinder«
Beratungsstelle BISS nahm 2009 zu 237 Gewaltopfern Kontakt auf
Wenn die Polizei zu einem Einsatz in Stadt und Landkreis Cuxhaven ausrückt, bei dem jemand
Opfer von Gewalt im häuslichen
Umfeld wird, informiert sie zeitnah die Beratungs- und Interventionsstelle gegen häusliche
Gewalt (BISS) in Bad Bederkesa
per E-Mail. Die Einrichtung unter der Trägerschaft des Paritätischen macht den Opfern ein
Beratungsangebot. 237 Fälle hat
BISS-Beraterin Ulrike Reiter 2009
bearbeitet, das sind 6,8 Prozent
mehr als 2008.
»Erschreckend hoch ist die Quote der betroffenen Kinder«, beklagt
Ulrike Reiter. 277 Kinder und Jugendliche haben 2009 direkt oder
indirekt körperliche, psychische
oder sexuelle Gewalt erlebt. Das
sind 27 Prozent mehr als im Vorjahr. Opfer häuslicher Gewalt waren zu über 80 Prozent Frauen. Sie
sind von körperlicher, psychischer
und sexueller Gewalt, Demütigungen, Einschüchterungen, Isolation
und finanzieller Unterdrückung
durch ihre Partner/Expartner betroffen. Männer dagegen wurden
zumeist Opfer von Auseinandersetzungen mit gleichgeschlechtlichen Familienangehörigen. In 92
Prozent der Fälle hat die BISS nach
Polizeimeldung Kontakt zu den Betroffenen aufgenommen. Bei den
restlichen acht Prozent handelt es
sich um Jugendliche, für die von
der BISS Kontakt zum Jugendamt
hergestellt wurde. Häusliche Gewalt ist keine Privatangelegenheit.
Seit 2002 gilt das Gewaltschutzgesetz. Im Rahmen der Krisenintervention kann die Polizei einen
Platzverweis gegen den Täter für
die gemeinsame Wohnung für maximal 14 Tage aussprechen und
weitere Schutzmaßnahmen für das
Opfer ergreifen.
Enge Zusammenarbeit mit
anderen Frauenprojekten
Die BISS wendet sich an die Opfer, berät sie über ihre Rechte und
über individuelle Möglichkeiten,
sich vor weiteren Übergriffen zu
schützen. Eine enge Zusammenarbeit mit der Frauenberatung,
Frauenhaus, Rechtsanwälten und
Ämtern gewährleistet eine gezielte Vermittlung an zuständige Stellen mit kompetenten Ansprechpartnern.
Ulrike Reiter weist darauf hin,
dass nach wie vor nur ein geringer
Prozentsatz an Gewalt in Paarbeziehungen und Familien bekannt
wird. Die BISS verstärkt deshalb ihre Öffentlichkeitsarbeit mit entsprechenden Plakaten oder einer
gemeinsamen Aktion mit den übrigen Frauenprojekten des Paritätischen am internationalen »Aktionstag gegen Gewalt gegen
Frauen«, während dessen die Mitarbeiterinnen rote Rosen und Flyer
an Passantinnen in der Cuxhavener Innenstadt verteilten.
Gewalt und Stalking als Beratungsthemen
Frauen- und Mädchenberatungsstelle 893-mal kontaktiert
Sexueller Missbrauch, Partnerschaftsprobleme, Stalking, Bedrohung oder soziale Notlagen
– die Themenliste der Beratungsgespräche von Diplom-Sozialpädagogin Anne Henze
klingt erschreckend.
893 telefonische und persönliche Beratungen hat die Mitarbeiterin der Frauen- und Mädchenberatungsstelle des Paritätischen
2009 durchgeführt. Persönliche
Einzeltermine – zumeist über einen längeren Zeitraum – nahmen
147 Frauen und Mädchen in Anspruch. Der wesentliche Arbeitsschwerpunkt ist die vertrauliche
Beratung bei physischer, psychischer oder sexueller Gewalt. Aber
auch Fragen zu Trennungs- und
Scheidungssituationen, Probleme
in Partnerschaften, soziale Notlagen, finanzielle Schwierigkeiten,
Fragen zum Ausländerstatus/Aufenthaltsrecht und Probleme mit
Ämtern und Behörden sind wichtige Themen in der Beratung. Die
Schwierigkeiten sind oft viel-
schichtig. In der Mädchenberatung (ab ca. zwölf Jahre) standen
sexuelle Übergriffe/Missbrauch
und Vergewaltigungen zumeist
aus der eigenen Familie im Mittelpunkt. Anne Henze versucht, gemeinsam mit den verängstigten
und eingeschüchterten Mädchen
Wege zu finden, die für ihre individuelle Lebenssituation hilfreich
sein können. Eine Entscheidung für
oder gegen eine Anzeige gegen
die übergriffige Person kann in der
Beratungsstelle abgewogen werden. Auf Wunsch begleitet Anne
Henze die Mädchen zur Polizei und
unterstützt sie im weiteren Verfahren.
Immer häufiger muss sich Anne
Henze mit dem Thema Stalking
auseinandersetzen. Hierbei kommt
es zu Nachstellungen und massiven Belästigungen etwa durch
ständige Anrufe, SMS oder Briefe,
Belästigungen über das Internet,
unerwünschte Geschenke oder
das Aufsuchen der Orte, an denen
sich die betroffenen Frauen aufhalten. Seit dem Frühjahr 2007
stellt Stalking einen eigenen Straftatbestand dar. Die rechtlichen
Schutzmaßnahmen des § 238 StGB
verbieten Stalking. Ein Stalker kann
zu einer Freiheitsstrafe von bis zu
drei Jahren oder einer Geldstrafe
verurteilt werden.
Ex-Partner oft Täter
In den meisten Fällen (über 80
Prozent), in denen Frauen von ehemaligen Partnern verfolgt werden,
erlebten die Frauen in der Beziehung häusliche Gewalt oder wurden dadurch bedroht. Die Auswirkungen, die Stalking auf die Betroffenen haben kann, sind unterschiedlich – je nach Ausprägung
der Nachstellungen und der psychischen Verfassung. Oft ist die Lebensqualität stark beeinträchtigt,
die Frauen sind verunsichert, leiden unter starker Angst und
schränken ihre Lebensgewohnheiten deutlich ein. Sie versuchen
Situationen zu vermeiden, die zu
einem weiteren Kontakt oder einer weiteren Handlung des Stal-
kers führen können – was wiederum eine zunehmende Verengung
des eigenen Lebensradius zur Folge hat. Diese Zusammenhänge
können zu weitreichenden gesundheitlichen und sozialen Beeinträchtigungen wie Schlafstörungen, Depressionen, Angstzuständen und somit zu einer geringeren Leitungsfähigkeit am
Arbeitsplatz oder Ausfällen führen.
In der Beratung kommt es darauf
an, das Zutrauen der Betroffenen
zu stärken, ihnen rechtliche Möglichkeiten zu erläutern und sie zu
ermutigen, den eigenen Handlungsspielraum allmählich wieder
zu erweitern.
Offene Sprechzeiten
Offene Sprechzeiten: montags,
mittwochs und freitags von 10 bis
12 Uhr, montags und dienstags
von 14 bis 16 Uhr, donnerstags von
16 bis 18 Uhr, dienstags in Bad Bederkesa, Jugend- und Beratungszentrum von 10 bis 12 Uhr.Tel. siehe Seite 11.
PARISKOP
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54 Frauen und 62 Kinder suchten
Schutz im Frauenhaus
Einrichtung des Paritätischen auch 2009 Schutzraum für Gewaltopfer
Die Frauenprojekte des Paritätischen haben 2009 großen Zuspruch erfahren: 54 Frauen und
62 Kinder nutzten das Frauenhaus in Otterndorf als Zufluchtsstätte vor Misshandlungen. Die Frauen- und Mädchenberatungsstelle führte 893 Beratungen durch und die
Beratungs- und Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt
(BISS) musste 237 Fälle bearbeiten (siehe nebenstehende Berichte). Eng vernetzt kooperieren diese Frauenprojekte auch
mit anderen Institutionen der
Stadt und des Landkreises Cuxhaven, um von Gewalt Betroffenen bestmöglich zu helfen.
Hochgradig verstört, verunsichert und in vielen Fällen traumatisiert sind Frauen, die sich aus Gewaltbeziehungen lösen und ins
Frauenhaus flüchten. Engmaschige, professionelle Betreuung von
7 bis 19 Uhr in einer geschützten
Atmosphäre mit niedrigschwelligen Gesprächsangeboten ist in der
Einrichtung des Paritätischen unter der Leitung von Diplom-Sozialpädagogin Marlies Tiemann gegeben. Eine professionelle Fachkraft verhilft den betroffenen Kindern zurück zu Ruhe und
Sicherheit in ihrer emotional belasteten Situation. Aufgrund der starken Belegung mussten 2009 sogar
zwei Frauen an andere Frauenhäuser vermittelt werden.
Sehr positiv hat sich die Beschäftigung einer hauswirtschaftlichen Hilfskraft im Frauenhaus
ausgewirkt. Die Hilfesuchenden
werden von ihr in alltagspraktischen Fragen der Haushaltsführung, Reinigung,Wäsche und Nahrungszubereitung unterstützt. Gemeinsam gekochte Mittagessen zu
festen Zeiten stärken das soziale
Klima und Verantwortungsgefühl.
Bisherige Konfliktthemen wie Hygiene und Sauberkeit lenken so
Die Mitarbeiterinnen der Paritätischen Frauenprojekte (v.l.):
Kornelia Siep,
Anne Henze,
Natalia Koch und
Ulrike Reiter. Es
fehlt FrauenhausLeiterin Marlies
Tiemann. Foto:
Wehr
nicht vom eigentlichen Beratungsbedarf der Frauen ab. Bis zu
drei Monate finden misshandelte
Frauen Unterkunft im Frauenhaus.
Sie erhalten konkrete Hilfen, ihr Leben zu bewerkstelligen und gewaltfreie Perspektiven zu erarbeiten. Es können gleichzeitig acht
Frauen und deren Kinder in der
Einrichtung wohnen. Die durchschnittliche Verweildauer lag 2009
bei 25 Tagen. Zunehmend nehmen
sehr junge Frauen zwischen 18
und 21 Jahren das Angebot in Anspruch, die diverse Probleme wie
Überschuldung, mangelnde Bildung und fehlende Perspektiven
neben den Gewalterlebnissen mitbringen. In diesem Fall kooperieren die Frauenhaus-Mitarbeiterinnen mit anderen sozialen Institutionen und kümmern sich um die
aus der Gewalt entstandenen Probleme.
Ein belastendes, bislang nicht in
diesem Ausmaß bekanntes Problem ist die Tatsache, dass 2009,
wie in anderen Frauenhäusern
Deutschlands auch, zunehmend
Frauen mit starken psychischen
Problemen ohne direkte Gewaltandrohungen um Unterkunft gebeten haben. Diese Frauen hatten
alle Verbindungen zu Familie und
Kindern abgebrochen, waren ohne Obdach und hatten keine Ein-
sicht in ihre Krankheit.Teilweise kamen sie mit vorgeschobenen Geschichten oder ihre Krankheit zeigte sich erst später. Nicht selten kam
es deswegen zu massiven Spannungen im Haus. Da das Frauenhaus denjenigen vorbehalten ist,
die von häuslicher Gewalt bedroht
oder betroffen sind, müssen die
Mitarbeiterinnen die Aufnahme
psychisch kranker Frauen ablehnen, um auch weiterhin den von
Gewalt Betroffenen und den Kindern gerecht werden zu können.
Paritätischer beginnt
mit Täterberatung
Land genehmigt neues Projekt
Die Arbeit der Frauenschutzeinrichtungen des Paritätischen
Cuxhaven und des Arbeitskreises Häusliche Gewalt hat gezeigt, dass neben der fachkundigen Betreuung der Opfer auch
eine präventive Täterberatung
überaus sinnvoll wäre. Da das
Land Niedersachsen 2010 erstmalig Täterarbeit finanziell fördert, hatte der Paritätische die
Einrichtung einer der landesweit
sieben Täterberatungsstellen beantragt. Mit Erfolg.
Das Ziel: Unter der Leitung von
einem erfahrenen Kollegen sollen
gewalttätige Männer lernen, Gewalt gegen ihre Partnerin zu unterlassen und in Krisen- und Konflikt-
situationen gewaltfrei zu agieren.
Die Täterarbeit ist ein wichtiger
Baustein gegen häusliche Gewalt,
da so einerseits der Opferschutz
erhöht und andererseits Präventionsarbeit geleistet wird. Das Land
fördert die Einrichtung mit 20000
Euro. Unterstützt wurde der Antrag
des Paritätischen durch sämtliche
Mitglieder des Arbeitskreises Häusliche Gewalt. Ausdrückliche Befürworter mit Stellungnahmen zum
Antrag waren darüber hinaus die
Staatsanwaltschaft, Polizei und die
Gleichstellungsbeauftragte des
Landkreises. Marianne Lüers, stellvertretende Pari-Geschäftsführerin, betont, dass die Täterberatung
eng in die bestehenden Netzwerke eingebunden wird.
PARISKOP
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Kampagne
gegen Armut und
Ausgrenzung
Armut und soziale Ausgrenzung
haben viele Gesichter: Ob Mobbing eines Teenagers, der günstige und somit »falsche« Kleidung trägt, die Sorge der Eltern,
die ihren Kindern den Klassenausflug nicht finanzieren können,
der Alltag von behinderten, alten
oder psychisch kranken Menschen. Armut bedeutet auch gesellschaftliche Isolation, geringere Chance auf Bildung und oft ein
Leben am Rande des Existenzminimums. Die Europäische
Union hat 2010 zum »Europäischen Jahr zur Bekämpfung von
Armut und sozialer Ausgrenzung« ausgerufen. Für den Paritätischen Wohlfahrtsverband,
der sich seit jeher intensiv mit
dem
Thema
befasst,
unter
anderem
den Armutsatlas
veröffentlicht und sich für die
Neuberechnung der Hartz-IV-Sätze stark gemacht hat, sind Armut
und soziale Ausgrenzung wichtige Themen der täglichen Arbeit.
Um die Öffentlichkeit noch mehr
auf das Problem aufmerksam zu
machen, beteiligt sich der Paritätische Niedersachsen mit einer
besonderen Kampagne an dem
EU-Jahr. Auf der Internetseite
www.gegen-soziale-ausgrenzung.de stellen der Landesverband und zahlreiche seiner rund
800 Mitgliedsorganisationen Aktionen, Informationen und Fachbeiträge vor. Betroffene erzählen,
mit welchen Schwierigkeiten sie
im Alltag zu kämpfen haben. Mitgliedsorganisationen beschreiben Aktionen, mit denen sie gegen Armut und soziale Ausgrenzung angehen. Organisationen,
die sich daran beteiligen wollen,
schreiben bitte an [email protected].
Ferienpass Bederkesa
Mehr als 140 Teilnehmer im Kinder- und Jugendzentrum Bad Bederkesa
Große Resonanz auf Ferienpass-Angebote des Paritätischen Kinder- und Jugendzentrums Bad Bederkesa: 64
Kinder und Jugendliche fuhren mit in den Heidepark Soltau. Foto: privat
Das Paritätische Kinder- und Jugendzentrum Bad Bederkesa hat
in den Sommerferien mehr als 140
Kinder und Jugendliche im Rahmen von Ferienpassaktionen betreut. Alleine die Fahrt in den Heidepark Soltau begeisterte 64 Teil-
nehmer, zur Fußballschule hatten
sich 15 Sportler angemeldet, die
Kanufreizeit war für acht Mädchen
und Jungen ausgelegt. Darüber
hinaus wurden ein Kochkurs, eine
Überraschungsnacht und ein
Handwerkernachmittag in der
Werkstatt des Zentrums angeboten. Das Angebot »Backen« wurde
von einem Jugendleiter selbstständig durchgeführt; beim »Kennenlern-Nachmittag« hatten die
Angemeldeten das ganze Kinderund Jugendzentrum für sich allein.
Ferienpass Hemmoor
Poolparty und Sommerfest lockten mehr als 300 Besucher an
Etwa 200 junge Besucher lockte
die große Poolparty als erste Ferienpass-Veranstaltung ins Hallenund Freibad Hemmoor. Den Gästen wurde dabei einiges geboten:
Neben der großen Wasserrutsche,
Beach-Volleyball und diversen Wasserspielgeräten war auch für das
leibliche Wohl der Besucher gesorgt. Die Veranstaltung wurde von
der Jugendpflege Hemmoor des
Paritätischen und anderen Organisationen, die alle im Jugendring
zusammengeschlossen sind, sowie
dem Team des Hallen- und Freibades organisiert. Zwei Tage später
fand das Sommerfest am Kinderund Jugendtreff statt. Das Jugendzentrum, die Pari-Kompetenzagentur und Pari-Gemeinwohlar-
beit boten ein buntes Programm
und gaben Einblicke in ihre Arbeitsbereiche. Eine groß angelegte Kinderolympiade mit vielen Geschicklichkeitsspielen, ein StreetSoccer-Turnier, ein Karaoke-Wettbewerb und ein Grill- und
Kuchenbuffet zogen den ganzen
Tag über mehr als 100 Besucher
auf das Gelände.
Knapp 200 Kinder und Jugendliche kamen zum Ferienauftakt zur Poolparty ins Hemmoorer Hallen- und
Freibad. Foto: privat
PARISKOP
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Mitarbeiter lächeln aus Bullaugen
Jugendwerkstatt baut Schiff als Foto-Rahmen für Haus »Stella Maris«
Um zu erfahren, wer im Haus
»Stella Maris« in Sahlenburg arbeitet, blicken Feriengäste seit
kurzer Zeit im Foyer des Familien- und Freizeitheims auf ein
großes, hölzernes Schiff, aus dessen Bullaugen ihnen 25 Mitarbeiter entgegenlächeln. Gefertigt wurde das bunte Meisterwerk von jungen Erwachsenen
im Rahmen von Arbeitsgelegenheiten aus der Jugendwerkstatt des Paritätischen, die dort
qualifiziert und bei ihren Bemühungen um berufliche Eingliederung unterstützt werden.
Auf der Brücke des Schiffes
prangt ein Foto des Einrichtungsleiters Christoph Schönleber. »Insbesondere Stammgäste stehen vor
dem Schiff und gucken, ob sie jemanden erkennen«, sagt er und erzählt von seiner Idee und der daraus entstandenen Umsetzung. Mit
einem Entwurf sei er zum Anleiter
der Jugendwerkstätten Holz des
Paritätischen, Jörg Winkhardt, gegangen und drei bis vier Wochen
später habe er das Produkt bereits
in den Händen halten können.
»Unsere Jugendlichen mussten dazu das freie Ausschneiden mit der
Der Leiter des Hauses »Stella Maris« in Sahlenburg, Christoph Schönleber (2.v.l.), ist zufrieden: Junge Erwachsene aus den Jugendwerkstätten des Paritätischen haben mit ihrem Anleiter Jörg Winkhardt (2.v.r.) ein hölzernes
Schiff als Fotowand für Bilder von Mitarbeitern gebaut. Foto: Wehr
Stichsäge üben, Bohrungen mit
dem großen Rundbohrer ausführen, schleifen, die Schrift fräsen und
die einzelnen Bauteile wie Kajüte
und Reling zum kompletten Schiff
zusammenschrauben«, sagt der
gelernte Vergolder-Meister Winkhardt. Die farbliche Gestaltung
übernahm das Haus »Stella Maris«
selbst. »Ich bin sehr zufrieden«,
freut sich Auftraggeber Christoph
Schönleber. Und: »Da die Teile abschraubbar sind, können wir nun
auch Fotos auswechseln, zum Beispiel wenn ein neuer Zivi kommt.«
Nummer gegen Kummer sucht neue
ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Der Gesprächsbedarf von Kindern und Jugendlichen bei Sorgen und Problemen nimmt zu.
Ob bei Gewalt in der Familie,
Stress in der Liebe oder Cybermobbing – die Telefonberater
der Nummer gegen Kummer
sind eine wichtige Anlaufstelle.
Hier wird jedem zugehört, die
Gedanken und Gefühle können
sortiert und neue Wege gefunden werden.
Im vergangenen Jahr gingen
beim Kinderschutzbund Cuxhaven,
der das Kinder- und Jugendtelefon seit 19 Jahren anbietet, 9226
Anrufe ein – mehr als je zuvor.
Oft beklagten sich die anrufenden Kinder und Jugendlichen, dass
sie mehrfach wählen mussten oder
resigniert aufgaben.
Dem ständig steigenden Bedarf
möchte der Kinderschutzbund
Cuxhaven mit einer Erweiterung
der Telefonzeiten nachkommen
und sucht Menschen, die sich als
Telefonberater und Telefonberaterin ehrenamtlich engagieren
möchten. Voraussetzungen sind
unter anderem Offenheit für die
Themen und Probleme von Kindern und Jugendlichen, ein Mindestalter von 18 Jahren sowie ein
paar Stunden Zeit pro Woche.
Bevor die Arbeit am Telefon aufgenommen werden kann, erfolgt
eine intensive Ausbildung und Einarbeitung über sechs Monate. Im
November 2010 startet die neue
Ausbildung. Sie findet jeweils mitt-
wochs von 18 bis 21 Uhr und an
sechs Samstagen von 9 bis 17 Uhr
in Cuxhaven statt. Infos finden Sie
über die Kontaktadresse auf Seite
10 und unter www.kinderschutzbund-cuxhaven.de.
PARISKOP
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Kampagne für soziale
Heimorgel für die
Berufe »Typen gesucht« Wichernschule
Möbelhof des Paritätischen spendet Instrument
Im Bereich der Pflege wird
derzeit von einer jährlichen Steigerung des
Fachkräftebedarfs
um drei Prozent
ausgegangen –
gleichzeitig hat
sich bereits in
den vergangenen Jahren bei
den
Ausbildungsplätzen
das Verhältnis
von Bewerbern zu
freien Plätzen gravierend verschlechtert.
Und: Die Fluktuation ist sehr
hoch wegen der belastenden Arbeitsbedingungen. Um diesem
Trend entgegenzuwirken, hat die
Landesarbeitsgemeinschaft der
Freien Wohlfahrtspflege Niedersachsen (LAW FW) die Kampagne
»Typen gesucht« ins Leben gerufen. Ihre Ziele:
– Das Image der sozialen Berufe
soll aufgebessert werden; die Gesellschaft soll dazu aufgerufen
werden, sozialen Fachkräften die
Große Freude in der Wichernschule: Kurz vor den Sommerferien haben die Schüler eine
Heimorgel geschenkt bekommen. Mitarbeiter des Möbelhofs
des Paritätischen brachten das
Instrument in die Aula der frisch
gebackenen Ganztagsschule, wo
der neue Musikraum eingerichtet werden soll. Vorgesehen ist,
die Orgel in Zusammenarbeit
mit der Musikschule Cuxhaven
in einer Schulband zu nutzen,
kündigte Schulleiter Klaus Gilg
an.
Wertschätzung entgegenzubringen, die sie angesichts ihrer
Arbeit für das Gemeinwohl verdienen.
– Junge Menschen sollen vor der
Berufswahl angesprochen werden, um ihnen die positiven
Aspekte und die Vielfalt der Sozialberufe aufzuzeigen und sie
für die sozialen Arbeitsfelder zu
gewinnen.
Als Medienpartner, der seine
überwiegend jungen Zuhörer über
die Kampagne und aktuelle Neuigkeiten dazu versorgt, wurde der
NDR-Sender N-Joy gewonnen.
Flyer und Broschüren zur Kampagne werden in Schulen, Jugendeinrichtungen und Mitgliedsorganisationen der LAW FW verteilt. Werbefilme und Clips, die im
Internet und per Handy abrufbar
sind, nutzen weitere Medien zur
Verbreitung. Schirmherr der Kampagne ist der ehemaligen niedersächsische Ministerpräsident und
jetzige Bundespräsident Christian
Wulff. Höhepunkt ist die Aktionswoche vom 6. bis 12. September,
an der sich zahlreiche Einrichtungen auch in Cuxhaven beteiligen.
Jugendliche haben in dieser Woche die Möglichkeit, einmal in einen Sozialen Beruf hineinzuschnuppern. Auf der Internetseite
www.typengesucht.de werden alle Aktionen, Angebote und Informationen gebündelt präsentiert.
Gespendet wurde die gebrauchte, aber voll funktionsfähige Elektro-Orgel von einem Kunden des Möbelhofs. Bei der Übergabe des Präsents traf Lehrer Reinhold Bertele auf zwei alte
Bekannte: der 17-jährige Yusuf und
der 21-jährige Mirsad vom Möbelhof waren selbst einmal Schüler
der Wichernschule. Heute werden
sie, wie zwei weitere arbeitslose 17bis 24-Jährige, im Gewerbepark Europakai betreut. Anleiter Wolfgang
Hellmann und Marcus Hahn kümmern sich um die Leistungsbezie-
her der ARGE Jobcenter, lernen die
1,50-Euro-Kräfte an, qualifizieren
sie und geben ihnen einen Einblick
ins Berufsleben. Es werden Grundkenntnisse in PC-Programmen, Lagerhaltung und Logistik vermittelt.
Kleinere Schäden an den Möbelstücken bessert Hellmann mit den
jungen Leuten aus oder behandelt
die Oberflächen. Weitere Jugendliche erfüllen im Möbelhof ihre
Schulpflicht.
Wenn jemand Möbel zur Verfügung stellt, bauen die MöbelhofMitarbeiter die Stücke auseinander und bringen sie ins Lager. Benötigt werden immer wieder insbesondere Polstermöbel, Kleiderund Wohnzimmerschränke, Betten
und gut erhaltene Küchenmöbel.
Etwa 80 Prozent der angebotenen
Stücke können verwendet werden,
freut sich Anleiter Hellmann. Geld
erhalten die Spender allerdings
nicht. Was Interessenten sich ausgesucht haben, wird geliefert.
Die Öffnungszeiten des Möbelhofs: montags bis mittwochs von
7.30 bis 15.30 Uhr, donnerstags von
7.30 bis 17 Uhr und freitags von
7.30 bis 12.30 Uhr.
Reinhold Bertele, Lehrer der Wichernschule (rechts) freut sich über die
Spende des Möbelhofs des Paritätischen. Der Leiter der Jugendwerkstätten Norbert Struve (weiße Jacke) sowie Anleiter Marcus Hahn (3.v.l.) und
Wolfgang Hellmann (4.v.l.) haben eine funktionstüchtige Heimorgel mit
den Jugendlichen des Möbelhofs in die frisch gebackene Ganztagsschule
gebracht. Foto: Wehr
PARISKOP
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ZerlegBar: Theke für alkoholfreien Ausschank
Holzwerkstatt des Paritätischen baut schnell montierbare Bar
Ein Beitrag des Paritätischen zur
Alkohol-Präventionsaktion »Cux
gegen Koma« ist die sogenannte
ZerlegBar. Diese aus mehreren
Einzelteilen bestehende, innerhalb von 45 Minuten ohne Werkzeug montierbare, stabile Bar
wurde von jungen Erwachsenen
der Holzwerkstatt des Paritätischen gebaut. Sie kann jederzeit
ausgeliehen werden. Einzige Bedingung: An der ZerlegBar darf
kein Alkohol ausgeschenkt werden.
Dass dies geschmack- und stimmungsvoll möglich ist, zeigten
nicht nur der offizielle Einweihungstermin der ZerlegBar im Rathaus, sondern auch erste Einsätze
der Bar bei einem Fußballturnier
im Lehfeld und einer Vernissage im
Schloss. Mit leckeren selbst gemachten, alkoholfreien Cocktails,
die professionelle Mixer beziehungsweise Jugendliche herstellten, wurde die mobile Bar schnell
zum Besuchermagneten und ließ
Urlaubsgefühle aufkommen.
Der Cuxhavener Jugendrat und
die Grodener Schule haben die Bar
bereits für September gebucht.
Suchtpräventive Arbeit
Auf die Idee der ZerlegBar war
die Präventionsfachkraft Gabriele
Hoffmann bei den Vorbereitungen
für die städtische Kampagne »Cux
gegen Koma« gestoßen, die 2010
ins Leben gerufen wurde und die
derzeit mehr als 40 hiesige Vereine und Institutionen unterstützen.
Eine Bar, die ohne großen Aufwand
zerlegt und in einem Pkw transportiert werden kann, eignet sich
hervorragend für die suchtpräventive Arbeit zu verschiedenen
Anlässen. »Zu einem bewussten
Umgang mit Alkohol zählen eben
auch mal Punkte, an denen kein Alkohol gereicht wird«, unterstreicht
der Geschäftsführer des Paritätischen, Klaus-Dieter Fortmeyer.
Gabriele Hoffmann fragte in den
Jugendwerkstätten des Paritätischen an, ob diese den Auftrag
Stimmung auch ohne Alkohol: Mit der ZerlegBar hat die Jugendwerkstatt des Paritätischen eine Theke für den
Ausschank alkoholfreier Getränke gebaut, die innerhalb von 45 Minuten ohne Werkzeug auf- und abbaubar ist
und ausgeliehen werden kann. Foto: Wehr
übernehmen wollten. Der praktische Anleiter Jörg Winkhardt nahm
die Herausforderung an und baute die Bar mit den jungen Erwachsenen, die dort im Rahmen von Arbeitsgelegenheiten qualifiziert und
bei ihren Bemühungen um berufliche Eingliederung unterstützt
werden, innerhalb von zwei Monaten. Zugrunde lag ihnen eine
Bauanleitung, die die Landesstelle
Jugendschutz Niedersachsen und
der Kommunale Präventionsrat in
Hemmingen entwickelt hatten.
»Der Bau eignete sich hervorragend für unsere Qualifizierungsmaßnahmen, unsere Teilnehmer
haben viele eigene Ideen eingebracht und neben der handwerklichen Leistung auch das Design
und praktische Finessen entwickelt«, freute sich Jugendwerkstatt-
leiter Norbert Struve bei der Einweihung der Bar. Auf diese Weise
hätten sich die Teilnehmer mit
dem Projekt identifiziert und »eine wirklich gute, saubere Arbeit abgeliefert«. Reparaturen und Ausbesserungen der ZerlegBar übernimmt ebenfalls die Holzwerkstatt.
Zum jeweiligen Einsatzort transportiert wird sie vom Möbelhof des
Paritätischen.

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