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Forests 2014, 5, 557-578; doi:10.3390/f5040557 OPEN ACCESS forests ISSN 1999-4907 www.mdpi.com/journal/forests Artikel Potenzielle Rolle der schwedischen Forstwirtschaft im Zusammenhang mit der Eindämmung des Klimawandels Tomas Lundmark 1,*, Johan Bergh 2, Peter Hofer 3, Anders Lundström 4, Annika Nordin 5, Bishnu Chandra Poudel 6, Roger Sathre 7, Ruedi Taverna 8 und Frank Werner 9 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Abteilung für Forstökologie und -management, Schwedische Universität für Agrarwissenschaften (SLU), 901 83 Umeä, Schweden Schwedisches Waldforschungszentrum, Schwedische Universität für Agrarwissenschaften, 23053 Alnarp, Schweden; E-Mail: [email protected] GEO Partner AG, Baumackerstrasse 24, 8050 Zürich, Schweiz; E-Mail: [email protected] Abteilung für Forst-Ressourcenmanagement, Schwedische Universität für Agrarwissenschaften (SLU), 901 83 Umeä, Schweden, E-Mail: [email protected] Abteilung für Forstgenetik und Pflanzenphysiologie, Schwedische Universität für Agrarwissenschaften (SLU), 901 83 Umeä, Schweden, E-Mail: [email protected] Ökotechnik und Umweltwissenschaften, Universität Mittelschweden, Akademigatan 1, 83 125 Östersund, Schweden; E-Mail: [email protected] Environmental Energy Technologies Division, Lawrence Berkeley National Laboratory, Berkeley, CA 94720, USA; E-Mail: [email protected] GEO Partner AG, Baumackerstrasse 24, 8050 Zürich, Schweiz; E-Mail: [email protected] Werner Environment & Development, Idaplatz 3, 8003 Zürich, Schweiz; EMail: [email protected] * Korrespondierender Autor: E-Mail: [email protected]; Tel.: +46-70-6317412 Fax: +46-18-672000. Eingang: 6. November 2013; in überarbeiteter Form: 28. Januar 2014 /Annahme: 14. Februar 2014 / Veröffentlichung: 26. März 2014 Zusammenfassung: In Schweden, wo Wälder über 60 % der Landfläche bedecken, spielen die Waldwirtschaft und die Nutzung von Walderzeugnissen durch Industrie und Gesellschaft eine wesentliche Rolle für die nationale Kohlenstoffbilanz. Die wissenschaftliche Herausforderung besteht darin zu verstehen, wie unterschiedliche Waldmanagement- und Holznutzungsstrategien bestmöglich zur Eindämmung des Klimawandels beitragen können. Die vorliegende Studie verwendet eine Reihe von Modellen, um die Auswirkungen der verschiedenen Waldmanagement- und Forests 2014, 5 558 Holznutzungsstrategien auf die Kohlendioxid-Emissionen und -Ableitung in Schweden bis 2105 zu analysieren. Wird die aktuelle schwedische Waldnutzungsstrategie fortgeführt, entspricht die langfristige Eindämmung des Klimawandels über 60 Millionen Tonnen an vermiedenen oder reduzierten Kohlendioxid-Emissionen jährlich, im Vergleich zu einem Szenario mit ähnlichem Verbrauchsmuster in einer Gesellschaft, in der nicht erneuerbare Produkte anstelle von Erzeugnissen auf Holzbasis verwendet werden. Im Durchschnitt werden, unter Berücksichtigung von Veränderungen im Kohlenstoffbestand, Substitutionseffekten und sämtlichen Emissionen im Zusammenhang mit Waldmanagement und Industrieprozessen, etwa 470 kg Kohlendioxid pro Kubikmeter geernteter Biomasse vermieden. Dank Schwedens hohem Exportanteil an forstbasierten Produkten ist die Klimaschutzwirkung der schwedischen Forstwirtschaft im Ausland größer als im Land selbst. Die Studie zeigt zudem, dass Waldwirtschaftsmethoden zur Steigerung der Waldbiomasseproduktion die Netto-Kohlendioxidemissionen um weitere 40 Tonnen pro Jahr reduzieren können. Der Beitrag zum Klimaschutz könnte deutlich erhöht werden, wenn das Management des nördlichen Nadelwaldgürtels sich mehr auf eine gesteigerte Biomasseproduktion konzentrieren würde und mehr Holz als Ersatz für fossile Brennstoffe und energieintensive Materialien verwendet würde. Schlüsselwörter: Waldwachstum, Ernte, Ersatz, Kohlendioxid, im Ausland, im Inland 1. Einleitung Der überwiegende Teil des nördlichen Nadelwaldgürtels in Schweden wird seit mindestens 100 Jahren aktiv bewirtschaftet. Heute sind bewirtschaftete Wälder in Schweden ein großer Reichtum und finden immer mehr Anerkennung als wichtige natürliche Ressource zur Eindämmung des Klimawandels. Im 20. Jahrhundert war das Wachstum der schwedischen Wälder größer als die jährliche Holzernte [1]. Infolge der aktiven Bewirtschaftung, der verbesserten Waldwirtschaft und des gesteigerten Holzvolumens sind auch das Wachstum und die potenzielle Ernte der schwedischen Wälder gestiegen. Aus diesen Gründen hat sich der Anteil an gespeichertem Kohlenstoff im Waldökosystem erhöht, während dieses gleichzeitig einen wachsenden Ertragsstrom an Holzrohstoffen zur Nutzung durch die Gesellschaft liefert. Ein nachhaltig bewirtschafteter Wald kann auf unterschiedliche Weise zur Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen (CO2) in die Atmosphäre beitragen: als Kohlendioxidsenke in Waldbiomasse und Boden, vermehrte Speicherung von Kohlenstoff in geernteten Holzerzeugnissen und die Nutzung von Holz als Ersatz für fossile Brennstoffe und energieintensive Materialien. Holzbiomasse aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern wird im Allgemeinen als "kohlenstoffneutral" betrachtet, da ihre Nutzung als Bioenergie null Kohlenstoffemissionen aufweist, weil die bei ihrer Nutzung als Energie freigesetzten Emissionen anschließend durch den nachwachsenden Wald ausgeglichen werden [2]. Diese Sichtweise wurde jüngst durch Bestands-Lebenszyklusanalysen in Frage gestellt, die ergaben, dass die Nutzung von Holz als Biobrennstoff einen Rückgang des Waldbestands und damit eine deutliche Reduzierung des in den Wäldern gefangenen Kohlenstoffs zur Folge hat [3 5]. Im Gegensatz dazu haben Poudel et al. [6] sowohl Forests 2014, 5 559 kurz- als auch langfristige Vorteile für die Kohlenstoffbilanz durch Waldwirtschaftspraktiken zur Steigerung von Waldwachstum auf Landschaftsebene nachgewiesen. Die gegensätzlichen Auffassungen über die Klimaschutzwirkung der Forstwirtschaft und den Einsatz von forstwirtschaftlichen Erzeugnissen scheinen auf die zeitlichen und räumlichen Systemgrenzen zurückzuführen zu sein, die den verschiedenen Analysen zu Grunde liegen. CO2-Emissionen, ob aus Biomasse oder fossilen Brennstoffen, sammeln sich in der Atmosphäre an und tragen zum Klimawandel bei. Die Emissionen fossiler Brennstoffe stellen allerdings einen permanenten Transfer aus dem geologischen Kohlenstoffspeicher dar, während biogene Emissionen Teil des biosphärischen Kohlenstoffkreislaufs sind, den die Photosynthesekapazität der Erdvegetation ermöglicht. Umfassende Lebenszyklus-Analysen, die biologische und technologische Prozesse berücksichtigen, können geeignete langfristige Ansätze zum Kohlenstoff-Management durch Landnutzung ausweisen. Es ist wichtig, das diesen Analysen zu Grunde liegende geografische Gebiet zu definieren, da ganze Waldlandschaften eine andere Kohlenstoffdynamik aufweist als ein einzelner Waldbestand. In Schweden werden große Landschaften als Waldsysteme bewirtschaftet, wobei die Bewirtschaftungsmaßnahmen in einem Bestand mit Aktivitäten an anderer Stelle in dem System koordiniert werden. Ein permanenter Strom an geerntetem Holz in ausreichenden Mengen ist aus in einem einzelnen Bestand nicht möglich, kann jedoch mit einem System auf Landschaftsebene erreicht werden. Gleiches gilt für Kohlenstoffemissionen. Durch die Speicherung in einem Bestand können Emissionen aus einem anderen kompensiert werden. Der Schwerpunkt dieser Studie besteht darin, den Zusammenhang zwischen Waldwirtschaft, der Nutzung von Walderzeugnissen und der Kohlenstoffbilanz des schwedischen Forstsektors umfassend zu analysieren. Die folgenden Kohlenstoffbestände und -ströme wurden in der Analyse berücksichtigt: • • • • • • • Kohlenstoffbestand im Wald-Ökosystem; Kohlenstoffbestand in langlebigen Holzerzeugnissen; fossile Emissionen aus Waldbewirtschaftung, Logistik und Verarbeitung von Holzprodukten; Substitutionseffekte durch die Vermeidung der Produktion und die Entsorgung von (im Allgemeinen energieintensiveren) Nichtholzprodukten; Produktionsemissionen in der Papier- und Zellstoffindustrie; Substitutionseffekte durch Importe und Exporte von Papier und Zellstoff; Substitutionseffekte aufgrund des vermiedenen Einsatzes fossiler Brennstoffe durch Wärmenutzung von Brennholz und Rückständen aus der Holzverarbeitung, der chemischen Zellstoffverarbeitung, Abfallholz und Papier. Anhand eines Modell-Clusters haben wir die langfristigen (bis zum Jahr 2105) KohlenstoffbilanzEffekte von drei Szenarien untersucht, die verschiedene Forstwirtschaftspraktiken und Alternativen der Biomassenutzung für alle bewirtschafteten Wälder in Schweden miteinander kombinierten. In Simulationen haben wir den Import und Export von Walderzeugnissen zwischen verschiedenen Ländern untersucht, die den Transfer des Produkt-Kohlenstoffbestands und Substitutionsvorteile beinhalteten [7]. Da Schweden einen erheblichen Anteil seiner Walderzeugnisse exportiert, ist dies ein sehr wichtiger Aspekt der Gesamt-Kohlenstoffbilanzanalyse, der in den vorherigen schwedischen Studien nicht berücksichtigt wurde. 2. Materialien und Methoden 2.1. Überblick über die schwedische Forstwirtschaft Schweden hat 28,4 Millionen Hektar Wälder, wovon etwa 22 Millionen Hektar für verschiedene Zwecke aktiv bewirtschaftet werden. Im aktuellen schwedischen Forstwirtschaftsmodell schreibt das Waldgesetz vor, Produktion und Umweltzielen in der bewirtschafteten Waldlandschaft gleiche Bedeutung zuzumessen. Daher sind alle Waldbesitzer zur nachhaltigen Holzwirtschaft verpflichtet, wobei sie gleichzeitig die Biodiversität erhalten, den Erholungsbedarf fördern, Gewässer und Böden schützen sowie den Klimawandel eindämmen müssen. Seit den 1950er Jahren war Kahlschlag in Schweden das vorherrschende Waldwirtschaftssystem. Der Kahlschlag im Waldwirtschaftssystem weist die Struktur des gleichaltrigen Bestands auf, die einem zyklischen Ernte- und Regenerationsmuster auf Bestandsebene folgt. Die Dauer der Rotationsperiode wird normalerweise so gewählt, dass sie die durchschnittliche Holzproduktion optimiert. Um einen langfristig nachhaltigen Holzstrom aus dem Wald zu gewährleisten, war eine gleichmäßige Altersklassenverteilung auf regionaler und nationaler Ebene das langfristige Ziel in der Forstpolitik. Der Waldbestand in Schweden hat sich im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts fast verdoppelt. Derzeit liegt die durchschnittliche Zuwachsrate schwedischer Wälder bei 5,1 Kubikmetern pro ha und Jahr [1]. Eine Reihe von Studien weist darauf hin, dass Änderungen der Bewirtschaftungspraktiken zu einer erheblichen Steigerung (> 50 %) des Zuwachses führen können, was das langfristige Zukunftspotenzial der Biomasseernte erhöhen würde [6,8,9]. Forstwirtschaft und Walderzeugnisse waren für die schwedische Wirtschaft lange Zeit die wichtigste Ressource[1]. Seit 1923 werden regelmäßig nationale Waldverzeichnisse geführt [10]. Infolgedessen verfügt Schweden über einen einzigartigen Bestand an langfristigen Daten, die die Forstressourcen auf regionaler sowie nationaler Basis beschreiben. Neben einer langen Tradition zur Analyse der Konsequenzen unterschiedlicher Bewirtschaftungspraktiken [11,12] und gut entwickelten Tools zur Modellierung des Waldwachstums [13] eignet sich Schweden gut für eine Analyse der Klimaschutzwirkungen einer aktiven Forstbewirtschaftung in der nördlichen Nadelwaldregion. 2.2. Szenarien und Annahmen Änderungen der Waldwirtschaftspraktiken beeinflussen Waldwachstum, Kohlenstoffbestand und das langfristige Potenzial zur Biomasse-Ernte für den Verbrauch. In dieser Studie wurden drei verschiedene Szenarien zur Forstbewirtschaftung berücksichtigt, die drei verschiedene Forstbewirtschaftungs-Strategien darstellen (Tabelle 1). Die Szenarien basieren auf bereits veröffentlichten Szenarien, die von der schwedischen Forstbehörde entwickelt wurden. Für jedes Szenario wurde das nachhaltigste Ernteniveau berechnet, d.h. das Einschlagniveau basierte auf dem Zuwachsniveau des jeweiligen Zeitraums. Die Wahrscheinlichkeit für natürliche Störungen war in allen Szenarien gleich und basierte auf Daten des schwedischen nationalen Waldverzeichnisses. Forests 2014, 5 561 Tabelle 1. Übersicht über die in dieser Studie analysierten Szenarien. Name des Szenarios Baseline Gesteigerte Ernte im Vergleich zur Baseline Forstbewirtschaftung Biomasse-Ernte Biomasse-Nutzung Stammholz, Rinde Bau, Innenausbau, und 15 % Industrieholz für Strom, Abraum Papier und Zellstoff Aktuelle Bewirtschaftung, im Stammholz, Rinde, Wie bei der Baseline, jedoch mit Vergleich 35 % Abfälle (Spitzen, gesteigerter Nutzung von zu heute wird mehr Baum- Zweige und Schlagabraum Biomasse genutzt Nadeln), 20 % für Bioenergie Aktuell (derzeit durchgeführte Forstwirtschaft) Wurzelstöcke Erhöhter Zuwachs Forstwachstum steigt erheblich, Stammholz, Rinde, nachhaltiges Einschlagniveau, 35 % Abfälle (Spitzen, gesteigert um 50 % Zweige und Nadeln), 20 % Wie bei der Baseline, jedoch erhöhte Ernte, zusätzliches Holz wird für Bau und Bioenergie verwendet. Wurzelstöcke Das Baseline-Szenario beschreibt die Forstwirtschaft mit den aktuellen Waldwirtschafts-Praktiken in der schwedischen Forstwirtschaft [12]. Im Allgemeinen werden die Wälder als gleichaltrige Bestände mit einer oder zwei Ausdünnungen und zwei oder drei Durchforstungen vor der endgültigen Kahlschlagernte bewirtschaftet. Die Rotationsdauer variiert zwischen 60 und 120 Jahren, abhängig von den Bedingungen vor Ort. Man ging davon aus, dass 15 % des Ernte-Abraums während der endgültigen Ernte für Bioenergie genutzt wurde. Umweltgesichtspunkte wurden entsprechend der schwedischen Forstpolitik, einschließlich 5 % erhaltener lebender Bäume, berücksichtigt [14]. Das gegenüber der Baseline gesteigerte Ernte-Szenario wendet die gleichen Waldwirtschaftspraktiken und Umweltgesichtspunkte an wie das Baseline-Szenario. Der Unterschied liegt in der Menge an Abraum, der zur Bioenergie-Nutzung geerntet wird. Hier wurde angenommen, dass der endgültige Kahlschlag die Entfernung von 35 % Schlagabraum und 20 % Wurzelstöcken beinhaltet. Das Szenario mit gesteigertem Zuwachs und intensivierter Waldwirtschaft hat das Ziel eines erhöhten Zuwachses und anschließender Ernte. Das Erhaltungsniveau an lebenden Bäumen war das gleiche wie in den anderen Szenarien. Es wurden die in Schweden üblichen Waldwirtschaftsmaßnahmen ausgeführt, mit dem Ziel, den Forstertrag zu steigern, einschließlich einer gesteigerten Intensität der Regenerationsbemühungen und dem vermehrten Einsatz der Walddüngung [9]. Wir gingen davon aus, dass das gesamte Zusatzwachstum geerntet wird, so dass die Entwicklung des Kohlenstoffbestands in der stehenden Biomasse wahrscheinlich in allen Szenarien, trotz unterschiedlichen Zuwachses- und Ernteniveaus, gleich ist. Das Niveau an Ernteabraum und Wurzelstöcken entsprach dem der gegenüber dem Baseline-Szenario gesteigerten Ernte. In allen Szenarien wurde angenommen, dass die Zellstoff- und Papiermärkte relativ stabil sind, während die Märkte für Massivholzprodukte und Bioenergie das Potenzial für künftiges Wachstum aufweisen (Tabelle 2). Wie in den Szenarien mit gegenüber dem Baseline-Szenario erhöhter Ernte Forests 2014, 5 562 bzw. gesteigertem Zuwachs ging man davon aus, dass die zusätzliche Biomasse für Bioenergie und/oder den Bau verwendet wird. Wir gingen davon aus, dass die gesamte zusätzliche Biomasse für Bioenergie entsprechend den politischen Zielen in Schweden verbraucht wird [15], während die Mehrzahl des zusätzlichen Nutzholzes im Szenario mit gesteigertem Zuwachs in den Export geht. Tabelle 2. Überblick über die Szenarien und Annahmen für Ernte, Verbrauch und Außenhandel mit Forsterzugnissen. Beschreibung 2005 2035 * Gesteigerte Ernte im Vergleich zur Baseline Szenario Baseline Erhöhter Zuwachs Ernte Ernte (Millionen t Trockenmasse) Stammholz Abraum Wurzelstöcke Verbrauch (Millionen t Trockenmasse) Bau, Innenausbau, andere Holzerzeugnissen Zellstoff und Papier Gesamt Brennholz Außenhandel (Millionen t) Trockenmasse) Export von Holzerzeugnissen Export von Zellstoff und Papier Import von Holzerzeugnissen Import von Zellstoff und Papier 31,20 1,60 0,00 35,10 1,70 0,00 +12 % +3% 0% 35,10 3,80 1,70 +12% +140% Neu 48,60 3,80 1,70 +56% +140% Neu 2,30 2,50 +12 % 2,50 +12% 3,50 +56% 2,10 2,30 +12 % 2,30 +12% 2,30 +12 % 8,10 8,80 +8% 12,60 +55% 21,50 +165% 7,90 13,70 7,10 2,10 8,90 15,10 7,10 2,30 +12 % +11% Konstant +12 % 8,90 15,10 7,1 2,30 +12% +11% Konstant +12% 12,60 15,10 7,10 2,30 +60% +11% Konstant +12 % * Lineare Steigerung von 2005 bis 2035; anschließend konstant. In dieser Studie wurden drei Phasen bei der Szenario-Modellierung berücksichtigt. Phase eins (die Jahre 1900 bis 2005) repräsentiert die tatsächliche Waldbewirtschaftung in Schweden während dieses Zeitraums, einschließlich der Importe und Exporte sowie der Nutzung von Waldbiomasse in Schweden. Aufgrund der langen Verweildauer von Massivholzprodukten im Bau wurde mit den Berechnungen im Jahr 1900 begonnen. Die Verbrauchs- und Außenhandelszahlen von 1900 bis 2005 stammen aus verschiedenen statistischen Quellen [16 - 35]. Die zweite Phase (die Jahre 2006 bis 2035) repräsentiert den Zeitraum, in dem die verschiedenen Waldbewirtschaftungspraktiken entsprechend den drei Szenarien umgesetzt werden. In allen Szenarien wurden der Zuwachs und die maximale nachhaltige Ernte modelliert. Die Nutzung der geernteten Biomasse erfolgte entsprechend den Annahmen in Tabelle 2. Die dritte Phase (die Jahre 2036 bis 2105) geht davon aus, dass Verbrauch und Außenhandel nach 2035 konstant bleiben, damit sich die verschiedenen Komponenten des Modells infolge der langen Lebensdauer vieler Holzerzeugnisse und der langen Reaktionszeit des Wald-Ökosystems im Hinblick auf Zuwachs und Ertrag einem stabilen Zustand nähern können. Neben der schwedischen Forstwirtschaft und der Holznutzung haben wir die Auswirkungen des internationalen Handels mit Holzerzeugnissen berücksichtigt, d.h. der Kohlenstoffbestand des Holzes wurde entsprechend dem tatsächlichen Standort berücksichtigt (und nicht z.B. dauerhaft für das Land, Forests 2014, 5 563 in dem das Holz gewachsen ist). Die Annahmen zur Berücksichtigung einer positiven Kohlenstoffbilanz im Ausland gehen davon aus, dass heimisches Holz in verschiedenen Produkten im Ausland gelagert wird, ausländisches Holz in verschiedenen Produkten in Schweden gelagert wird und dass Holzreste aus der Verarbeitung von importierten und exportierten Halbfertig-Holzprodukten in Schweden und im Ausland zur Energieerzeugung genutzt werden können. Wir gingen davon aus, dass die Produktionsemissionen der importierten Halbfertig-Holzprodukte im Ausland entstehen, ähnlich wie im Fall von exportierten Produkten, deren Produktionsemissionen in Schweden entstehen. Es wurde angenommen, dass exportierte Fertigprodukte herkömmliche, im Ausland hergestellte Produkte ersetzen und umgekehrt. Die Veränderungen im Kohlenstoffbestand im Wald und in Waldprodukten wurden mit dem Jahr 1990 verglichen. Im Hinblick auf die Substitutionseffekte wurde der gesamte Holzfluss, einschließlich der Ströme der Vergangenheit, berücksichtigt, d.h. das Holz, das vor 1990 geerntet wurde und den Pool der geernteten Holzprodukte in einem bestimmten Jahr verlässt, wurde ebenfalls eingeschlossen. 2.3. Modellierungsansatz Es wurde ein breiter, integrierter Ansatz zur Systemanalyse gewählt, der die LebenszyklusTreibhausgasströme (GHG) der Wald- und Waldbiomasse-Nutzung berücksichtigte [7,36]. Unabhängige Modelle, die verschiedene Teile des Systems repräsentieren, wurden zusammengefasst, um die systemübergreifenden Effekte quantitativ zu bewerten (Abbildung 1). Abbildung 1. Modellierungs-Cluster zur Bewertung der GHG-Auswirkungen von Praktiken der Wald- und Biomassenutzung. Wald Nutzung von Waldprodukten Waldbewirtschaftung Szenarien Biomasse-Nutzung Szenarien Modellierung von Zuwachs und Erntepotenzial Holzfluss-Modell Kohlenstoffbestandsmodell sowie stoffliche und energetische Substitutionseffekte in Schweden und im Ausland Klimawirkungen der verschiedenen Waldbewirtschaftungs-, Biomasse-Ernte- und Nutzungsszenarien Forests 2014, 5 564 2.3.1. Modellierung des Waldwachstums Die Modellierung der Waldbewirtschaftung und des anschließenden Wachstums erfolgte mithilfe des HUGIN-Systems. Dieses System ist ein strategisches Planungsmodell auf regionaler Ebene, das Prognosen für Holzertrag und mögliches Ernteniveau erstellt [13]. Es handelt sich um ein deterministisches Simulationsmodell mit integrierten stochastischen Komponenten, das auf Daten des nationalen Schwedischen Waldverzeichnisses (NFI) basiert. Eine grundlegende Annahme bestand darin, dass die natürliche Standort-Produktivität und die Klimabedingungen für alle Szenarien während des untersuchten Zeitraums unverändert bleiben. Wir gingen davon aus, dass die Wachstumssimulatoren für alle Waldgebiete in Schweden, für alle Arten von Beständen und für eine breite Palette von Bewirtschaftungsalternativen gelten. Die Wachstumsperiode für die Simulatoren betrug fünf Jahre, und nach jeder Periode wurde durch die Anwendung statischer Höhenfunktionen ein bestimmtes Volumen erreicht. Um den Nettozuwachs für die jeweilige Periode abzuschätzen, wurden Funktionen für Mortalität und Einwuchs (Bäume, die in Brusthöhe einen Durchmesser von 5 cm überschreiten) verwendet. Der Ausdünnungseffekt wurde anhand von AusdünnungsResponsefunktionen auf der Basis von Versuchsdaten bewertet [35]. Das Alter der endgültigen Fällung, die Stammanzahl nach der ersten Durchforstung, die Durchforstungszeitpläne und andere Empfehlungen für die Bewirtschaftung der einzelnen Parzellen wurden anhand der StandortIndexklassen entsprechend dem schwedischen Waldgesetz ermittelt [37]. Das endgültige Einschlagniveau basierte auf dem Wachstumsniveau des jeweiligen Zeitraums und dem Zustand des Walds. Die zur Ermittlung der Baum-Biomasse verwendeten Funktionen wurden von Marklund [38,39] und Petersson und Stähl [40] entwickelt. Der Gesamt-Kohlenstoffbestand in der Waldbestandsbiomasse wurde ebenfalls unter Verwendung von HUGIN geschätzt. Die Ausgangswerte beinhalteten die vor- und nachstehend aufgeführte oberirdische Biomasse und werden als Menge an Stammholz, Baumrinde, Nadeln, Zweige, Spitzen und Stümpfe, einschließlich grober Wurzeln beschrieben. Das HUGIN-Modell wird von Lundström und Söderberg detaillierter erläutert [13]. 2.3.2. Modellierung des Kohlenstoffs im Boden Der Kohlenstoffbestand im Boden wird in schwedischen Wäldern seit dem Beginn des schwedischen Waldbodenverzeichnisses im Jahr 1961 überwacht [41]. Der Zusammenhang zwischen der Veränderung des Kohlenstoffbestands im Boden infolge der Veränderungen der tatsächlichen Baumbestandsvolumen und der Ernten wurde ebenfalls auf der Basis der Daten aus dem schwedischen Waldverzeichnis seit 1926 ermittelt [42]. Auf der Grundlage diese Bewertungen und der dynamischen Modellierung des Kohlenstoffs im Boden ist es offensichtlich, dass sich der Kohlenstoffbestand im Boden in der bewirtschafteten Forstlandschaft im Lauf der Jahre permanent erhöht hat und in Zukunft voraussichtlich noch weiter ansteigen wird [42]. Für die Modellierung des Kohlenstoffs im Boden haben wir den gleichen Ansatz verwendet wie Ågren et al. [42], wir sind jedoch davon ausgegangen, dass zwischen den verschiedenen Szenarien kein Unterschied in der Kohlenstoffdynamik im Boden besteht. Der Anstieg des Kohlenstoffs im Boden betrug von 1926 bis 2004 schätzungsweise 7 g C m-2 pro Jahr-1. Da für die verschiedenen Szenarien von 2005 an das höchste nachhaltige Ernteniveau angenommen wurde, hat sich der Anstieg im Biomasse-Bestand stabilisiert und die Erhöhung des Forests 2014, 5 565 Kohlenstoffs im Boden war in späteren Phasen mit durchschnittlich 4 g C m -2 pro Jahr-1 geringer. 2.3.3. Modellierung der Holzflüsse Das Holzfluss-Modell für die schwedische Forstindustrie wurde anhand der Anpassung eines bestehenden Modells für die Schweiz entwickelt. Dieses Materialfluss-Modell wurde anschließend in der Software SIMBOX implementiert und wurde von Taverna et al. detailliert erklärt. [36]. Es beinhaltet die gesamte relevante Holznutzung im schwedischen Verbraucherproduktzyklus, einschließlich Holzsektor, Gebäudebestand, Papierzyklus und verschiedene Waldenergie-, Holzrestund Holzabfallbestände (Abbildung 2). Es wurde angenommen, dass das gesamte Abfallholz entsprechend der schwedischen Strategie für nachhaltige Abfallwirtschaft verwertet wird [43]. Die Exporte und Importe an forstbasierten Produkten wurden ebenfalls in die Modellierung einbezogen. Forests 2014, 5 Brennholz + Abraum + Rinde + Stümpfe 566 Energieerzeugung Holzreste IndustrieRundholz Neues Bauholz Importe: Rndholz, Halbfertig- und Fertigprodukte,Holzfertighäuser Altes Bauholz Bauausführung Neues Fertigholz, neue Holzprodukte AbfallBrennholz Altes Fertigholz Innenausbau Kohlenstoff intensive Materialien Alte Holzprodukte Holzprodukte AltpapierBrennstoff Ligninreste Heimisches Papier Zellstoffholz Exporte: Rundholz, Halbfertig- und Fertigprodukte Zellstoffherstellung Export: Holzstoff und Zellstoff Holzstoff Zellstoff Papierherstellung Import: Holzstoff und Zellstoff Recyclingpapier E x p o r t - Import und Export P a p i e r von Recyclingpapier Papierverbrauch PapierRecycling Wenig fossile Brennstoffe, wenig Strom Import papier Altpa pier Geringe Mengen an fossilen Brennstoff en und Strom Auswirkungen von GHG-Emissionen Abbildung 2. Modellsystem der schwedischen Holzindustrie und Holzströme. Die violetten Pfeile bezeichnen Rohmaterialien, die blauen Pfeile den Zellstoff- und Papierzyklus und die roten Pfeile stehen für die Biomasse-Nutzung für Materialien und Energie. Die Eingangsströme umfassten industrielles Rundholz, Brennholz, einschließlich Abraum und Stümpfen, Importe durch die Holzindustrie, einschließlich aller Arten von Forstprodukten, Importe von Zellstoff, Altpapier zur Papierherstellung und Papierimporte für den Endverbrauch. Die Veränderungen im Holzproduktbestand wurden mithilfe dynamischer Modellierungen unter Ansatz unterschiedlicher Lebensdauern der Produkte berechnet (siehe Tabelle 3). Die Ausgangsströme umfassten Exporte der Holzindustrie, Exporte von Zellstoff und Papier sowie Exporte von Ligninrückständen und -abfällen. 2.3.4. Modellierung der Veränderungen im Kohlenstoffbestand bei Holzprodukten Die Veränderungen im Kohlenstoffbestand von Holzprodukten basierten auf den vom SIMBOXModell generierten Holzströmen und wurden in jährliche Gesamtveränderungen des Kohlenstoffbestands basierend auf den Holzströmen pro Einwohner umgerechnet. Die Kohlenstoffbestands-Veränderungen von Holzprodukten im Inland wurden als Differenz zwischen den Kohlenstoffflüssen, die einem Pool zuflossen, und den Flüssen, die diesen Pool im gleichen Jahr verließen, ermittelt. Die Veränderungen im Kohlenstoffbestand von Holzprodukten wurden als Kohortenmodell, basierend auf der durchschnittlichen Produkt-Lebensdauer modelliert (Tabelle 3). Für jeden Prozess wurde eine durchschnittliche Produkt-Lebensdauer definiert, die von Null (kein Bestand) Forests 2014, 5 bis 80 Jahren (Holz, das zum Bau von Gebäuden verwendet wurde) reichte (siehe Tabelle 3). 567 Veränderungen im Kohlenstoff-Pool für den Zellstoff- und Papierzyklus wurden in ähnlicher Weise modelliert wie für andere Holzprodukte. Dem Holzsfluss-Modell zufolge besteht der heimische Papierzyklus aus verschiedenen Prozessen. Man ging davon aus, dass nur der Prozess-Papierverbrauch zur Einlagerung von Papier und des entsprechenden Kohlenstoffs führt. Die Gesamtveränderungen im Kohlenstoffbestand von Holzprodukten, einschließlich Zellstoff und Papier in Schweden, wurden durch Addition der Kohlenstoffbestands-Veränderungen in Gebäuden und anderen mit Holzprodukten zusammenhängenden Flüssen, einschließlich der Veränderungen im Zellstoff- und Papierzyklus, berechnet. Die Veränderungen im Kohlenstoffbestand in Schweden und außerhalb des Landes im Rahmen des Außenhandels wurden berechnet. Die globalen Auswirkungen wurden als Summe der Auswirkungen innerhalb des Landes und der Auswirkungen außerhalb des Landes berechnet. Tabelle 3. Durchschnittliche Lebensdauer der in der Studie berücksichtigten Holzprodukte. Beschreibung Durchschnittliche Lebensdauer Referenz Inland Konstruktionsholz Ausbauholz, inkl. Möbel Sonstige Holzprodukte (Schalungen, Verpackungen) Recyclingholz zur Energieerzeugung, Lagerzeit Energie-Biomasse aus Holz und industrielles Restholz Ausland Importierte oder exportierte Häuser/Möbel Importierte oder exportierte 3/4-Fabrikate Importierte oder exportierte Halbfabrikate Importiertes oder exportiertes Rundholz Importiertes oder exportiertes Restholz Exportiertes Recyclingholz Wiederverwertete Holzrohstoffe als Abfallholz zur Energieerzeugung Industrielles Restholz aus dem Ausland aus der Vorbearbeitung von Holzerzeugnissen Importiertes oder exportiertes industrielles Restholz aus der Weiterverarbeitung 80 Jahre 30 Jahre 10 Jahre 3 Jahre 2 Jahre [7,44] [7,44,45] [7,44] [7] [7] 50 Jahre 50 Jahre 50 Jahre 30 Jahre 10 Jahre 25 Jahre [7] [7] [7] [7] [7] [7] 2 Jahre [7] 2 Jahre [7] 2.3.5. Modellierung der Materialsubstitution Es wurde angenommen, dass Holzerzeugnisse energieintensivere Verbraucherprodukte ersetzen und so zu einer Materialsubstitution führen. Zudem ging man davon aus, dass Forstreste und Stümpfe sowie Industrieholzreste zur direkten Substitution von fossilen Brennstoffen, d.h. zur Energiesubstitution beitragen. Die Auswirkungen der Materialsubstitution wurden auf der Basis von Bauelementen modelliert, wobei unter Konstruktionselementen, Innenausbau und sonstigen Holzprodukten unterschieden wurde. Der dieser Studie zugrunde liegende Ansatz besteht darin, die Substitution von Materialien auf der Basis von Bauelementen zu quantifizieren. Dabei wurden die funktionalen Aspekte Forests 2014, 5 568 der Elemente im Gebäude und die GHG-Emissionen in Verbindung mit der Produktion des Holzelements und seines Substituts berücksichtigt, einschließlich des damit verbundenen Einflusses durch Transport, Montage, Wartung und Rückbau. Die spezifizierten Produkte wurden so definiert, dass sie unter schwedischen Bedingungen funktionsäquivalente Bauelemente aus Holz und anderen Materialien repräsentieren. Diese werden von Hofer et al. beschrieben [46]. Die GHG-Emissionen bei der Produktion und Verarbeitung von Holz- und Nichtholz-Produkten wurden mit der SimaProSoftware auf der Basis der Datenbank Ecoinvent 2.0 [47] berechnet, und zwar unter Verwendung der Methode zur Lebenszyklus-Bewertung (LCA), die in den ISO-Richtlinien (International Organization for Standardization) ISO 14040 und ISO 14044 erläutert wird [48,49]. Somit wurden die GHGEmissionen in Verbindung mit der Rohstoffgewinnung, Produktion, Nutzung, Wartung und Entsorgung der Produkte berücksichtigt. Für die Prozesse im Inland wurde der schwedische Stromverbrauchsmix zugrunde gelegt, für alle Prozesse, die im Ausland stattfanden, wurde der Mix der UCTE (Union for the Coordination of Transmission of Electricity) verwendet. In Bezug auf die Auswirkungen der Materialsubstitution wurde eine Unterscheidung zwischen zwei zeitlich variablen Substitutionseffekten gemacht: Substitutionseffekte während der Produktion, die auch einen eventuellen Austausch abdecken, und Substitutionseffekte während der Abfallentsorgung. Neben der zeitlichen Dynamik sind auch die räumlichen Unterschiede für die Berücksichtigung der Klimaschutzwirkung der Substitutionseffekte von Bedeutung, d.h. ob diese im Inland oder im Ausland entstehen. Zu diesem Zweck wurden die Importanteile der wichtigsten Holzerzeugnisse definiert, um die Produktionsemissionen dem Ausland oder Inland zuzuordnen. In der Regel wurden die Emissionen beim Transport von Exporten Schweden zugeordnet, und die Emissionen beim Transport von Importen nach Schweden dem jeweiligen Exportland. Bei Inlandsproduktion und verbrauch wurde der Substitutionseffekt eines Holzprodukts als Differenz zwischen den durch das Holzprodukt generierten GHG-Emissionen und dem Nichtholz-Wettbewerbsprodukt über die gesamte Lebensdauer berechnet [50]. Die GHG-Potenziale wurden unter Berücksichtigung des Strahlungsantriebs-Effekts für alle Gase berechnet, für die vom IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) ein Treibhauspotenzial (GWP) spezifiziert wurde [51]. 2.3.6. Modellierung der Substitutionseffekte und Emissionen im Zellstoff- und Papierzyklus Die Emissions- und Substitutionsfaktoren für den Zellstoff- und Papierzyklus wurden der Datenbank Ecoinvent 2.0 entnommen [52]. Alle relevanten Prozesse, einschließlich des Strommix, wurden an schwedische Bedingungen angepasst. Zur Modellierung der Zellstoff- und Papierkette wurde ein Modellieransatz gewählt, um das Holzflussmodell mit den vorhandenen LebenszyklusBestandsdaten (LCI) für Zellstoff und Papier in Ecoinvent zu verknüpfen. Die Modellierung wurde in zwei separaten Prozessen durchgeführt. Zunächst wurden die verfügbaren Daten über integrierte Papierproduktionsprozesse aufgeschlüsselt, indem die jeweilige Rohstoffzufuhr und der ZellstoffProduktionsprozess abgezogen wurden. Anschließend wurde die geografische Zuordnung der Emissionen für alle Prozesse auf der Basis einer detaillierten Analyse in SimaPro durchgeführt. Da es keinen angemessenen Ersatz für Papier gibt, wurden nur die Emissionsfaktoren für die nationale Produktion und den Verbrauch berücksichtigt. Wir gingen davon aus, dass der nationale Verbrauch an Zellstoff und Papier sich in allen Szenarien in gleicher Weise entwickelt. Die beiden wichtigsten Zellstoffarten, Holzstoff und Zellstoff, wurden in der Analyse berücksichtigt. Es wurden drei verschiedene Papiertypen auf der Basis von Frischfasern (Zeitungspapier, holzfreies beschichtetes Papier, Wellpappe) und drei Papiertypen auf der Basis von Recyclingfasern (mit und ohne Deinking, Karton) einbezogen. Diese Papiertypen und die entsprechenden Datensätze wurden so ausgewählt, dass sie die durchschnittlichen GHG-Emissionen durch die Produktion von Zeitungspapier, anderem Grafikpapier sowie Karton/Pappe repräsentieren. Wir gingen davon aus, dass die Substitutionseffekte durch Importe und Exporte von Papier und Zellstoff eine geografische Verschiebung der produktionsbezogenen Emissionen zur Folge haben. Die Exporte von Zellstoff, Papier und Altpapier ersetzen die Produktion der entsprechenden Zellstofftypen im Ausland und haben erhöhte Emissionen im Inland zur Folge. Gleichermaßen führen die Importe von Zellstoff und Papier zu einer reduzierten Inlandsproduktion, erhöhen jedoch die produktionsbezogenen Emissionen im Ausland. Der Effekt der heimischen Zellstoff- und Papierproduktion für den Inlandsverbrauch wurde aus der Analyse ausgeschlossen, da man davon ausging, dass dieser in allen Szenarien gleich ist. 2.2.7. Modellierung der Substitutionseffekte durch Wärmenutzung Der Einsatz von Waldbiomasse kann die direkte Substitution fossiler Brennstoffe zur Folge haben, wenn diese in einem Wärmekraftwerk oder in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (CHP) genutzt wird. Zur genutzten Biomasse können Erntereste, Stümpfe, Reste aus der industriellen Holzverarbeitung, exportierte Energiebiomasse, importierte Energiebiomasse, Altholz und als Altholz ins Ausland exportiertes Holz gehören. Die in der Analyse verwendeten Substitutionsfaktoren wurden durch eine Gewichtung der Substitutionsfaktoren für Wärmeenergie und Wärmeenergie/Strom aus der KraftWärme-Kopplung entsprechend dem Anteil des jeweiligen Holzstroms berechnet, der jeweils für eine der beiden Optionen genutzt wird. Die Emissionsfaktoren für Holz und fossile Brennstoffe wurden der Datenbank Ecoinvent 2.0 entnommen [47]. Für Holzbrennstoff wurden die schwedischen LCI-Daten zu Forstprozessen in Bezug auf den Holzinput verwendet. Der Substitutionseffekt für die zusätzliche Wärmenutzung von Holz wurde auf der Basis von Randtechnologien, die für die Wärmeerzeugung eingesetzt werden, quantifiziert. Wir nahmen an, dass es sich bei diesen Randtechnologien um Technologien auf der Basis fossiler Brennstoffe handelt [53,54]. Schwedischen Energiestatistiken zufolge verbrauchen der Industrie- und Fernwärmesektor 27 % der fossilen Brennstoffe in Form von Kohle, Öl und fossilem Gas [55]. Die Emissionen in Verbindung mit der Verbrennung fossiler Brennstoffe wurden als direkte Emissionen berechnet, ebenso wie die Emissionen aus Raffinerieprozessen und Verkehr und Förderung. Wir gingen davon aus, dass die direkten Emissionen bei der Verbrennung in Schweden, und die Emissionen aus Raffinerieprozessen sowohl in Schweden als auch im Ausland anfallen. Die jeweiligen Anteile wurden auf der Basis des relativen Anteils an national erzeugten Brennstoffen im Vergleich zur Summe an national produzierten Brennstoffen plus Importen berechnet. Die Emissionen aus der Erschließung, Förderung und dem Langstreckentransport von Brennstoffen fallen außerhalb Schwedens an, da Schweden selbst keine eigenen fossilen Brennstoffe fördert. Im Fall von fossilen Brennstoffen, die im Ausland verbraucht werden, wurden die dazu gehörigen GHG-Emissionen als im Ausland anfallend betrachtet. Forests 2014, 5 569 Die Substitutionsfaktoren für die Abfallholzverbrennung wurden nur für die Emissionen berücksichtigt, die mit der vermiedenen Verbrennung fossiler Brennstoffe zusammenhängen. Forstwirtschaftliche Prozesse sowie der Transport zur Verbrennungsanlage und die Verbrennungsprozesse waren in dem Modell bereits als fossile Brennstoffemissionen in Verbindung mit der Entsorgung von Materialien enthalten. Zur Berechnung der Substitutionsfaktoren bei der KraftWärme-Kopplung wurde angenommen, dass die Gesamteffizienz einer KWK-Anlage 75 % des NettoHeizwerts ihres Holzeinsatzes beträgt; 75 % der nutzbaren Energie entfallen auf Wärme und 25 % auf Strom. Es wurde angenommen, dass Wärme den durchschnittlichen Marginalmix fossiler Brennstoffe ersetzt, die zur Wärmeerzeugung in Schweden genutzt werden, und dass Strom die Marginaltechnologien ersetzt, die zur Erzeugung des in Schweden verbrauchten Stroms eingesetzt werden. Die endgültigen Substitutionsfaktoren wurden durch die Gewichtung der Substitutionsfaktoren für Wärme und Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) entsprechend dem Anteil des jeweiligen Holzstroms berechnet, der jeweils für eine der beiden Optionen genutzt wird. Eine detailliertere Beschreibung zur Berechnung der Substitutionsfaktoren findet sich in Hofer et al. [46]. 2.2.8. Modellierung der aus dem Zellstoff- und Papierzyklus resultierenden Energiesubstitution Die Menge des Brennstoffverbrauchs in der Zellstoff- und Papierindustrie kann erheblich schwanken [52]. Wir haben angenommen, dass Lignin als Energieträger (aus der Zellstoffproduktion), Schwarzlauge sowie Abfallfaserfraktionen aus der Verarbeitung von Altpapier in vollem Umfang in der Zellstoff- und Papierindustrie genutzt werden. Ein zweiter Prozess, der (externe) EnergieSubstitutionseffekte zur Folge hatte, war die Verbrennung von Altpapier. Die Substitutionsfaktoren für die Altpapierverbrennung im Inland wurden als THG-Emissionen bei der Altpapiersammlung und verbrennung, abzüglich der substituierten Menge an Wärme und Strom aus der Kraft-WärmeKopplung abgeleitet. Man ging davon aus, dass städtische Müllverbrennungsanlagen nur eine halb so große Effizienz aufweisen wie ein Holzheizkraftwerk, aus dem die Emissionen/Substitutionsfaktoren abgeleitet wurden. Im Ausland tritt kein zusätzlicher Substitutionseffekt auf, da die Energie aus Zellstoff und Papier erzeugt wird, die aus Schweden stammen. Es wurde angenommen, dass sich der Nettoverbrauch an Zellstoff und Papier im Ausland durch verschiedene Import-/Exportszenarien für Schweden nicht ändert. 3. Ergebnisse Für das Baseline-Szenario wurden die insgesamt in Schweden vermiedenen CO2-Emissionen zum Ende des Studienzeitraums auf 14 Millionen CO2-Äq. pro Jahr geschätzt. Betrachtet man den Zeitraum von 1990 bis 2105, beläuft sich die kumulierte CO2-Reduzierung auf 2800 Millionen t CO2-Äq. Die CO2-Reduzierungwirkung war im Ausland allerdings größer, wo sie zum Ende des Studienzeitraums 46 Millionen CO2-Äq. pro Jahr betrug, mit einer kumulierten CO2-Reduzierung von 4900 Millionen t CO2-Äq. für den Zeitraum von 1990 bis 2105. Den Annahmen dieser Analyse zufolge gewährleisten die schwedischen Forstwirtschaftspraktiken unter einer globalen Perspektive somit reduzierte und vermiedene CO2-Emissionen in einer Größenordnung von 60 Millionen t CO2-Äq pro Jahr. Dies entspricht der Größenordnung der derzeit in Schweden verzeichneten jährlichen CO2-Emissionen, die sich im Jahr 2011 auf 61 Millionen t CO2-Äq. pro Jahr-1 beliefen [55]. Material- und Forests 2014, 5 570 Energiesubstitution und Kohlenstoffbestandsveränderungen in Wald und Boden waren für den Großteil des Gesamteffekts verantwortlich (Abbildung 3). Abbildung 3. CO2-Reduzierungswirkung im Baseline-Szenario, Inland (a), Ausland (b) und global (c) durch die schwedische Forstwirtschaft (die Wirkungen aller Arten von Kohlenstoffbestandsänderungen sind dargestellt). Negative Werte stellen Verringerungen des atmosphärischen CO2 dar. CO2-Effekte im Inland 1980 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 2080 2100 Baseline 1980 2000 2020 2040 2060 2080 21001980 2000 1980 2000 2020 2040 2060 2080 2100 20 10 0 Millionen t CO2 Äq. pro Jahr a. CO2-Effekte im Ausland Baseline -10 -20 -30 -40 -50 -60 -70 Jahr -80 Jahr Globale CO2-Effekte Baseline 1980 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Summe aller Effekte Summe alle Effekte in Wald und Boden Kohlenstoffbestandveränderungen (Produkte) Materialsubstitution ohne Zellstoff und Papier Materialsubstitution Zellstoff und Papier Jahr Energiesubstitution Forests 2014, 5 571 Der Spitzenwert im Jahr 2005 war durch einen gravierenden Sturm bedingt, der zu signifikanten Waldbiomasse-Verlusten im Forst führte und eine Quelle von CO2-Emissionen war. Die Mehrzahl der durch den Sturm gefällten Bäume wurde geerntet, allerdings wurden nicht das gesamte Holz und Brennholz nicht im gleichen Jahr verwertet, daher konnten die Substitutionswerte die Auswirkungen im Wald nicht kompensieren. Es ist zudem erwähnenswert, dass die Materialsubstitutionseffekte von Zellstoff und Papier negativ waren, da man davon ausging, dass Zellstoff und Papier nicht ersetzt werden können. Die Nutzung der Waldbiomasse für die Produktion von Zellstoff und Papier hatte erhebliche CO2-Emissionen zur Folge. Im Vergleich zum Baseline-Szenario waren die positiven Einflüsse auf das Klima für die Szenarien mit höheren Biomasse-Erträgen größer. Für das Szenario mit der gesteigerten Ernte belief sich die gesamte Emissionsreduzierung zum Ende des Studienzeitraums auf 66 Millionen t CO2-Äq. pro Jahr bzw. 103 Millionen t CO2-Äq pro Jahr für das Szenario mit gesteigertem Zuwachs. Berücksichtigt man den Zeitraum von 1990 bis 2105, beläuft sich die kumulierte CO2-Reduzierung für die gesteigerte Ernte auf 8200 Millionen t CO2-Äq. und für das gesteigerte Wachstumsszenario auf 11.200 Millionen t CO2-Äq, im Vergleich zum Baseline-Szenario von 7.700 Millionen t CO2-Äq (Abbildung 4). Abbildung 4. Gesamte CO2-Reduzierungswirkung für Inland (a), Ausland (b) und global (c) für verschiedene Szenarien; Baseline (durchgehende Linie), Baseline mit gesteigerter Ernte (gepunktete Linie) und gesteigertem Wachstum (gestrichelte Linie). CO2-Effekte im Inland a. 1980 2000 2020 2040 2060 2080 2100 0 CO2-Effekte im Ausland b. 1980 2000 2020 2040 2060 2080 2100 0 -20 -20 -40 -40 -60 -60 -80 -80 -100 -100 c. 0 -120 Jahr Jahr Globale CO21 9 8 0 2 0 0 0 2 0 2 0Effekte 2040 2060 2080 2100 Baseline Millionen t CO2 Äq. pro Jahr -120 -20 -40 -60 -80 -100 -120 Jahr Baseline mit gesteigerter Ernte Mit gesteigertem Zuwachs Forests 2014, 5 572 Der durchschnittliche CO2-Emissionsreduzierungseffekt pro Kubikmeter geernteter Biomasse für die Szenarien mit gesteigerter Ernte und gesteigertem Zuwachs belief sich auf 466 kg bzw. 546 kg am Ende des Studienzeitraums. Der marginale Effekt des im Szenario mit gesteigertem Zuwachs zusätzlich geernteten Holzes war höher und lag bei 719 kg CO2 pro Kubikmeter geernteter Biomasse (Tabelle 4). Dies war hauptsächlich durch gesteigerte Substitutionseffekte bedingt, da angenommen wurde, dass das zusätzlich geerntete Holz vor allem zu Bau- und Energiezwecken verwendet wurde. Tabelle 4. Durchschnittlicher CO2-Emissonsreduzierungseffekt für einen Kubikmeter Biomasse im späteren Teil des Studienzeitraums (2035 -2105), berechnet als globale jährliche Reduzierung der CO2-Emmissionen, geteilt durch die jährliche Holzernte für das Baseline- und das gesteigerte Zuwachsszenario. Waldbewirtschaftungs-Szenarien Baseline Erhöhter Zuwachs Erhöhter Zuwachs, marginaler Effekt kg CO2-Äq.-Reduzierung in m-3 geernteter Biomasse 466 546 719 4. Diskussion Die schwedischen Wälder sind eine reichhaltige natürliche Ressource, und die schwedische Forstwirtschaft kann auf vielfältige Weise zu einer Eindämmung der GHG-Emissionen in die Atmosphäre beitragen. Im 20. Jahrhundert war das Wachstum der schwedischen Wälder größer als die jährliche Holzgewinnung [56]. Aus diesem Grund haben sich der Bestand, und damit auch die im WaldÖkosystem eingelagerte Kohlenstoffmenge durch aktive Kultivierung der Waldressourcen erhöht. Gleichzeitig mit der Zunahme des Bestands ist das Einschlagpotenzial gestiegen. Der jährliche Einschlag nähert sich heute dem jährlichen Zuwachs, was bedeutet, dass die Zunahme an Holzreserven nicht mehr so hoch ist wie früher. Die International Union of Forest Research Organizations (IUFRO) hat festgestellt, dass das immense Potenzial des Forstsektors den Klimawandel kostengünstig eindämmen kann, und es ist wichtig, dass wir verstehen, wie verschiedene Waldbewirtschaftungs- und Holznutzungsstrategien den Klimaschutz beeinflussen können [57]. Um den Gesamt-Klimavorteil der Waldnutzung zu beschreiben, muss die Nutzung von Holzrohmaterial berücksichtigt werden, und die geografische Perspektive muss auf die Landschaftsebene oder darüber hinaus gerichtet werden. Wenn man berücksichtigt, wie die Forstwirtschaft umgesetzt wird, wie viel erneuerbare Rohstoffe auf nachhaltige Weise geerntet werden können und wie und wo die Rohstoffe verwertet werden, kann der Gesamt-Klimavorteil der Forstwirtschaft eingeschätzt werden. Entsprechend den Annahmen der vorliegenden Analyse zeigt die Studie, dass die aktuellen schwedischen Forstwirtschaftspraktiken reduzierte und vermiedene CO2-Emissionen in einer Größenordnung von 60 Millionen t CO2-Äq. pro Jahr zur Folge haben. Sie belegt zudem, dass in Zukunft weiteres Einsparungspotenzial ausgeschöpft werden kann, wenn sich die Landnutzung eher in Richtung einer gesteigerten Waldproduktion orientiert. Mit einem nachhaltigen Zuwachs an geernteter Biomasse von etwa 50 % wird das zusätzliche Einsparpotenzial des zusätzlichen Zuwachsszenarios auf über 40 Millionen t CO2-Äq. Jahr-1 geschätzt. Das hier zur Bewertung der Einflüsse von Holzpools und Substitutionseffekten in und außerhalb von Schweden verwendete Modellierungskonzept steht nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit den Berichterstattungs- und Rechenschaftspflichten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) und des Kyoto-Protokolls. In diesem Zusammenhang könnte es zu einer doppelten Bilanzierung kommen, wenn ein Land, das geerntete Holzerzeugnisse nach Schweden exportiert, das gleiche Konzept verwendet wie die vorliegende Studie. Eine alternative Strategie zur Eindämmung des Klimawandels besteht darin, die Waldbewirtschaftung einzustellen, d.h. keine Bäume mehr zu fällen, damit die Wälder weiter wachsen und sich die Wald-Kohlenstoffbestände im Lauf der Zeit erhöhen. Kurzfristig kann dies eine effiziente Strategie darstellen. Unsere Studie zeigt, dass der durchschnittliche CO2-EmissionsReduzierungseffekt in einem bewirtschafteten Wald in einer Größenordnung von 500 kg CO2 m-³ geernteter Biomasse liegt. Da ein Kubikmeter Biomasse, je nach Holzdichte, Kohlenstoff entsprechend 700 - 900 kg CO2 enthält, wäre eine Erhöhung des Waldbestands eine effiziente Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels, sofern die Waldbestände weiterhin wachsen können. Konzentriert man sich allerdings ausschließlich auf die Erhöhung des Kohlenstoffbestands auf diese Weise, stellt dies nur eine eingeschränkte Klimaschutzstrategie dar, da es nicht möglich ist, uneingeschränkte Mengen an Kohlenstoff im Wald zu speichern. Würde diese Methode umgesetzt, würden sich die Waldreserven in Schweden anfänglich erhöhen, jedoch irgendwann ein neues Gleichgewicht zwischen Wachstum und natürlichem Verfall erreichen. Sobald dieses Gleichgewicht erreicht ist, wäre die „unkultivierte Forstlandschaft“ im Prinzip CO2-neutral, d.h. Kohlenstoff wird in signifikantem Umfang weder eingelagert noch freigesetzt. Ein weiterer Effekt bestünde darin, dass die Möglichkeiten für eine nachhaltige Ernte der Waldbiomasse für den Verbrauch wegfielen. Der Verbrauch muss dann entweder eingeschränkt werden oder mit anderen Materialien als erneuerbaren Waldprodukten erfüllt werden, d.h. energieintensiveren Materialien, fossilen Brennstoffen oder anderen Energiequellen. Die Einstellung der Ernte und der Aufbau des Wald-Kohlenstoffbestands birgt zudem erhebliche Risiken aufgrund der Möglichkeit von Waldbränden, Stürmen oder Baumsterben durch Insekten [58]. Die starke Abnahme des Wald-Kohlenstoffbestands im Jahr 2005 infolge eines heftigen Sturms zeigt, dass natürliche Waldschäden erhebliche CO2-Emissionen verursachen können und dass der wachsende Waldbestand nicht ohne Risiken ist. Die Erkenntnisse der vorliegenden Studien zeigen, dass die schwedische Forstwirtschaft sowohl im Inland als auch im Ausland zum langfristigen Klimaschutz beiträgt, wobei letzteres wichtiger ist. Dies kann zu einer weiter wachsenden Nachfrage nach Schlagabraum und Resten aus der industriellen Holzverarbeitung in Schweden führen, die zur Bioenergieerzeugung genutzt werden; zudem könnte sich die Nachfrage nach Holzmaterial für Bioenergie auch auf dem globalen Markt erhöhen [59]. Die Studie beweist die langfristige Bedeutung von Substitutionseffekten bei der Nutzung von Waldbiomasse. Die Substitutionsvorteile variierten in dieser Studie erheblich, in Abhängigkeit davon, ob die Biomasse für Zellstoff und Papier, Massivholzprodukte oder Bioenergie verwendet wurde (Abbildung 3). Diese Ergebnisse stimmen weitgehend mit den Erkenntnissen anderer Studien überein. Sathre und O’Connor [60] führten eine Meta-Analysis der GHG-Verlagerungsfaktoren für die Holzprodukt-Substitution durch und fanden heraus, dass die Mehrheit der Substitutionsfaktoren in den Studien in einem Bereich von 1,0 bis 3,0 Einheiten fossiler Kohlenstoffemissionen pro Kohlenstoffeinheit in einem Holzerzeugnis lagen. Legt man einfache Annahmen [61] zugrunde, um den Bereich der in Tabelle 3 aufgeführten Einheiten umzurechnen, kann die Holzprodukt-Substitution die Emissionen um 500 bis 1400 kg CO2 pro Kubikmeter geernteter Biomasse reduzieren. Die in der vorliegenden Studie berechneten Substitutionsfaktoren (Tabelle 4) liegen in der unteren Hälfte dieses Bereichs und sind vergleichbar mit den Werten von John et al. [62], der ein mehrstöckiges Gebäude in Neuseeland analysiert hat, sowie von Pingoud und Perälä [63], die die Holznutzung im finnischen Bausektor untersucht haben. Die Meta-Analyse von Sathre und O’Connor [60] ermittelte die Variationsquellen von Substitutionseffekten unter Berücksichtigung von Biomasse-Nebenprodukten und der Nutzung von Altholzprodukten. Die engere Integration von Energie- und Materialflüssen zwischen Forstwirtschaft, Energie-, Bau- und Abfallentsorgungssektor bietet das Potenzial, die Gesamt-CO2-Nettoemissionen pro Einheit verfügbarer Biomasse zu reduzieren und auf diese Weise die Substitutionsvorteile zu erhöhen [64]. In schwedischen Waldböden sind großen Mengen Kohlenstoff gespeichert, aber der Kohlenstoffbestand und seine kurzfristigen Veränderungen können zwischen verschiedenen Standorten erheblich schwanken [65]. Die langfristige Verfolgung des Kohlenstoffbestands in schwedischen Waldböden weist auf eine stetige Erhöhung im Verlauf der Zeit hin; zudem ist normalerweise eine positive Beziehung zwischen Waldwachstum und Kohlenstoffakkumulierung zu finden [45]. Die Kohlenstoffakkumulation im Boden kann auch negativ beeinflusst werden, wenn zusätzliche Biomasse geerntet wird [66,67], wie in den Szenarien in der vorliegenden Studie, in denen man davon ausgeht, dass zusätzliche Reste und Stümpfe geerntet werden. Trotzdem haben wir uns entschieden, eine ähnliche Boden-Kohlenstoffdynamik für alle Szenarien zugrunde zu legen, da derzeit nur eingeschränkte Kenntnisse über die Boden-Kohlenstoffdynamik in Bezug auf die verschiedenen Bewirtschaftungsszenarien vorliegen. Es ist möglich, dass dies zu einer Überschätzung der Kohlenstoffbilanz für das Szenario mit gesteigerter Ernte an der Baseline geführt hat, da nachgewiesen wurde, dass eine gesteigerte Biomasseernte die Boden-Kohlenstoffspeicher in schwedischen Waldböden verringert, wenn Nadeln, Zweige und Spitzen vollständig entfernt wurden [66,67]. In der vorliegenden Studie waren die Entfernungsraten allerdings deutlich niedriger und die Unterschiede zwischen den einzelnen Szenarien nur gering. Es ist auch möglich, dass die Kohlenstoffbilanz für das Szenario mit gesteigertem Zuwachs unterschätzt wurde, da normalerweise eine positive Beziehung zwischen Waldwachstum und Bodenkohlenstoff-Akkumulation besteht [42,67]. Es ist offensichtlich, dass erhebliche Unsicherheiten in einem komplexen Modellierungsversuch wie dem hier vorgestellten liegen, und viele der angegebenen Resultate sind von den gemachten Annahmen abhängig. Der Zuwachs wurde unter Verwendung des bekannten und geprüften HUGIN-Modells angenommen, welches bereits für zahlreiche Studien in Bezug auf die Konsequenzen der verschiedenen Waldbewirtschaftungsszenarien auf regionaler und nationaler Ebene in Schweden verwendet wurde [6,9,11,12,68]. Die Statistiken zum Import, Export und zur Nutzung von waldbasierten Produkten in Schweden sind robust und liefern eine repräsentative Schätzung der bisherigen Nutzung der Forstressourcen. Die Biomasse-Substitutionseffekte wurden unter Verwendung der bestmöglichen, zu diesem Zweck verfügbaren Informationen geschätzt. Die Annahmen, dass die vermehrten Lieferungen von Biomasse aus dem Wald hauptsächlich für Bioenergie und im Bausektor verwendet werden, basieren auf Prognosestudien [59] und auf der Tatsache, dass Schweden ein nachhaltiges politisches Ziel zur weiteren Steigerung des Einsatzes von erneuerbaren Energien im Energiesystem verfolgt [15]. Daher sind wir der Meinung, dass die Resultate als realistisch anzusehen sind. 5. Schlussfolgerungen Forests 2014, 5 573 Unter Verwendung der Holzfluss-Modellierung für die potenzielle Produktion und Nutzung von schwedischen Forstprodukten wurden die Anteile von Kohlenstoff an den Effekten im Inland und Ausland berechnet. Die wesentlichen Schlussfolgerungen aus dieser Studie lauten, dass (i) die aktuellen forstwirtschaftlichen Praktiken in Schweden und die Nutzung von Waldprodukten im Inland und im Ausland zu einer jährlichen Reduzierung der CO2-Emissionen führen können, die praktisch den gesamten THG-Emissionen pro Jahr in Schweden entsprechen, im Vergleich zu einem Szenario, in dem keine waldbasierten Produkte verfügbar sind; dass (ii) die Vorteile der CO2-Reduzierung hauptsächlich im Ausland und nicht im Inland zum Tragen kommen, und zwar infolge des hohen Anteils an exportierten Holzprodukten aus Schweden und dem höheren Substitutionseffekt im Ausland und dass (iii) intensivere Waldwirtschaftsmethoden die Forstproduktion erhöhen und damit eine effektive Möglichkeit darstellen können, die CO2-Emissionen noch weiter zu reduzieren. Basierend auf den Ergebnissen dieser Studie ist es offensichtlich, dass die Effekte der Waldproduktion und der Handel mit Holzprodukten wichtige Faktoren zur Ermittlung des GesamtKlimanutzens darstellen. Um die heimische schwedische CO2-Bilanz zu optimieren, sollten die Holzressourcen für Massivholzprodukte (Schnittholz, Holzplatten etc.) oder zur Energieerzeugung anstatt für die Zellstoff- und Papierherstellung genutzt werden. Aus einer globalen und langfristigen Perspektive sind Energie- und Materialsubstitutionseffekte wesentlich wichtiger als Bestandesänderungs-Effekte. Die Substitutionseffekte, die auf der weiteren Ernte von Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern beruhen, ermöglichen eine dauerhafte und nachhaltige Eindämmung der CO2-Emissionen. Diese Studie soll Forschern, Politikern, Forstwirten und der Gesellschaft Verständnis für die wahrscheinlichen langfristigen Effekte von Forstwirtschaftspolitik und -praktiken zur Reduzierung der globalen THG-Emissionen vermitteln. Forests 2014, 5 574 Danksagungen Wir bedanken uns für die finanzielle Unterstützung durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und das Future Forests-Forschungsprogramm der schwedischen Universität für Agrarwissenschaften (SLU), Schweden. Wir danken den Mitarbeitern des SLU-Bereichs für feldbasierte Forstforschung für die Bereitstellung ihres statistischen Datenmaterials. Außerdem möchten wir uns herzlich bei Göran Ågren und Riita Hyvönen für ihren Rat und ihre Unterstützung bei der Auswertung des Boden-Kohlestoffmodells bedanken. Wir bedanken uns auch für den Beitrag der anonymen Prüfer. Autorenbeiträge Ausgangsidee und Finanzierung der Forschung: Tomas Lundmark und Annika Nordin, Datenerhebung und -auswertung: alle Autoren, Manuskript-Entwurf: Tomas Lundmark, Johan Bergh, Peter Hofer, Annika Nordin, Bishnu Chandra Poudel, Roger Sathre, Ruedi Taverna und Frank Werner. Interessenskonflikte Die Autoren erklären keine Interessenskonflikte. Referenzen 1. 2. 3. 4. 5. 6. SLU. 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