Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt

Transcrição

Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt
Erfahrungsbericht
Name: H a n n e s H e r r m a n n
Austauschjahr: Sommersemester 2014
Gastuniversität: Universidad del Rosario
Stadt: Bogotá
Land: Kolumbien
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
Visa
Ums Studentenvisa kümmert man sich am besten einige Monate vor der Abreise. Welche
Unterlagen man dafür braucht und was man sonst noch so machen muss, kann man im Internet leicht rausfinden. Außerdem schickt einem die Gastuni auch eine Liste, wo draufsteht
was man alles braucht. Wenn man Zweifel hat, kann man außerdem beim kolumbianischen
Konsulat in Frankfurt anrufen, die helfen einem gerne weiter. Natürlich kann man die Visaangelegenheiten auch erst vor Ort regeln. Das bleibt einem selbst überlassen. Ich hatte
mein Visum schon vor meiner Abreise und war eigentlich froh darüber. So hat man mehr
Zeit um in Ruhe anzukommen und sich an diese wilde Stadt zu gewöhnen.
Ankunft
Wenn man in Bogotá ankommt und eine Stadt wie Augsburg gewohnt ist, können die ersten
Eindrücke schon ziemlich "extrem" sein. Krach, dünne, verpestete Luft, wahnsinniger Verkehr. Doch zur Stadt selbst später mehr. Die Universidad del Rosario hat mir einen Fahrer
geschickt, der mich vom Flughafen abgeholt hat. Das hat ohne Probleme funktioniert und er
hat mich zur gewünschten Adresse in meine "Residencia Universitaria" gefahren, wo ich mir
schon von Deutschland aus ein Zimmer gemietet habe. Sollte man den Fahrer am Flughafen
nicht finden, kann man sich auch ein Taxi nehmen. Am besten sollte man dann einen Polizisten fragen, wo es denn sicher ist ein Taxi zu nehmen und eher nicht in irgendeinen Transporter einsteigen. Mit Taxis am Flughafen hatte ich aber nur gute Erfahrungen.
Weiterhin sollte man sich darauf einstellen, dass durch die Reise und die anderen hygienischen Bedingungen, eventuell der Magen einige Tage braucht um sich daran zu gewöhnen.
Ich zumindest war die ersten Tage krank und hatte Fieber. Darum würde ich empfehlen, eine
Woche vor den ersten Einführungsveranstaltungen anzukommen. Oder zumindest ein paar
Tage vorher.
Wohnen
Wie schon erwähnt habe ich mir von Deutschland aus ein Zimmer in einer sogenannten "Residencia Universitaria" gemietet. Das war meiner Ansicht nach ein Fehler. Der Preis war viel
zu hoch und es gab viel zu viele Regeln. Man durfte keine Freunde einladen, es gab feste
Essenszeiten (Ich hatte eine Unterkunft mit Verpflegung, also Frühstück und Abendessen
gebucht), das Essen war lieblos zubereitet und meistens nicht lecker. Außerdem musste ich
mir Bettdecken und Bettbezüge noch selber kaufen und das bei einem Preis von ca. 440 €
im Monat. Gut, inklusive Essen, einmal pro Woche Wäsche waschen und in einer guten Gegend, dennoch eine absolute Frechheit, als ich später erfahren habe, was andere in ihren
Unterkünften bezahlen. Wer unabhängig und frei wohnen möchte, sollte deshalb die "Residencia Universitaria" Dormitoriosloft (Dloft Cité) meiden! Nach fast 2 Monaten bin ich deshalb
dann ausgezogen und hab mich auf die Suche nach einer Wg gemacht. Doch wie macht
man das in Bogotá? Es gibt eine Seite die heißt www.compartoapto.com. Das ist sowas wie
bei uns Wg-gesucht. Meiner Ansicht nach ist es jedoch in Bogotá viel leichter als bei uns
eine Wg zu finden. Innerhalb von 10 Tagen hatte ich meine passende Wg gefunden und bin
schließlich umgezogen. Blöderweise hatte ich jedoch bei meiner Residencia einen Vertrag
unterschrieben, folglich hat die Besitzerin meine Kaution behalten. Also meidet diese Unterkunft und passt auf was ihr unterschreibt.
Im Nachhinein würde ich es folgendermaßen machen: Wenn möglich eine Woche oder mehr
vor den ersten Veranstaltungen ankommen. In ein Hostel gehen und von dort aus in aller
Ruhe Wg´s besichtigen. Sehr zu empfehlen ist das Barrio (Viertel) "Chapinero". Die Preise
sind hier zwar etwas höher, jedoch hat mir diese Gegend super gefallen. Viele Bars, Restaurants wo man günstig Mittagessen kann, hier wohnen viele Studenten. Ich habe für meine
Wg in Chapinero letztendlich 300 € bezahlt, inklusive allem plus Putzfrau, was hier in Kolumbien anscheinend auch für Studenten normal ist. Das hat mich auch erstmal überrascht.
"Chapinero" liegt außerdem zentral. Man ist in 20 min an der Uni (Sede Claustro), also im
Zentrum und in den Norden kommt man auch optimal und braucht nicht zu lange.
Die Universität
Die Universidad del Rosario ist eine sehr alte und renommierte Uni in Kolumbien. Die Kurse
wählt man schon in Deutschland, kann diese aber problemlos vor Ort nochmals ändern.
Ich würde empfehlen nicht mehr als 4 Kurse zu besuchen, da der Arbeitsaufwand doch relativ hoch ist und die meisten Seminare 3 Stunden lang gehen. Mir persönlich gefällt die Art
und Weise zu studieren in Deutschland besser. In Kolumbien ist das System viel verschulter,
das heißt es gibt Anwesenheitspflicht, Hausaufgaben und kleine Klassen. Man muss des
öfteren kleinere Arbeiten einreichen und Referate halten. Hätte man also wie bei uns 9 oder
10 Seminare, wäre man, vor allem als Austauschstudent, zu arg ausgelastet.
Die Uni hat mehrere Campusse. So sollte man dies stets bei der Kurswahl beachten, da der
Campus im Zentrum sehr weit von dem im Norden entfernt ist und man über eine Stunde mit
dem Bus von einem zum anderem braucht. Eine Art Mensa gibt es auch, jedoch kann man
so günstig und gut in Bogotá Mittagessen, dass sich der Besuch in der Mensa fast nicht
lohnt, da es viele Restaurants in Uninähe gibt.
Was mir an der Universität nicht gefallen hat, ist dass sie groß auf ihrer Webseite einen Spanischkurs für Austauschstudenten vorgestellt haben. Als ich jedoch ankam, hat man mir gesagt, dass dieser dieses Semester nicht stattfindet, obwohl ich ihn anfangs wirklich nötig
gehabt hätte. Im besten Fall also nochmals vorher informieren ob denn ein Spanischkurs
angeboten wird.
Sprache
Da ich anfangs mit meinem Spanisch etwas überfordert war, habe ich meine Kurse vor Ort
teilweise getauscht und habe Seminare auf Englisch belegt. Hier wurde dann nach einigen
Wochen aber auch mehr Spanisch gesprochen. Was ja auch gut ist, denn nur so lernt man
die Sprache. Am Anfang habe ich mich etwas schwer getan, doch so nach 3-4 Monaten
kommt man gut rein, da man einfach gezwungen ist zu reden, also nicht nur an der Uni sondern auch mit Freunden, Mitbewohnern, etc. Ich hatte vor Ankunft nur das Level A 2. Und
das kann man sich auch zutrauen, wenn man sich darauf einstellt, dass die ersten Monate
etwas anstrengend werden. Man wird jedoch immer besser, wenn man sich nur traut zu reden. Also nur Mut!
Stadt, Land und Leute
Bogotá ist eine Stadt die gleichzeitig explodiert und imlpodiert. Ruhig ist es hier niemals. Der
Verkehr ist chaotisch, die Leute laufen auf den Straßen rum und verkaufen Sachen, die Autofahrer benutzen so oft die Hupe wie wir die Bremse. Feuchtkalt ist das Klima, zumindest in
unseren Sommermonaten. Im Januar hat die Sonne oft gescheint und wenn man nicht aufpasst hat man innerhalb von 10 Minuten einen derben Sonnenbrand. Meistens hat es 18, 19
Grad mit kühlem Wind. Wenn man ankommt und nicht super trainiert ist, wird man auch die
ersten Tage beim Atmen merken, dass man sich auf 2600 Metern befindet. Bogotá ist reich
und arm zugleich. Im Norden worden die Reichen in ihren umzäunten Conjuntos. Im Süden
ziehen sich die wild gebauten Häuschen bis in die Berghänge hinein. Allgemein gilt: Den
Süden eher meiden oder nur in Begleitung einheimischer eine Entdeckungsreise in den Süden starten. Sehenswürdigkeiten in Bogotá sind der Hausberg, der „Monserrate“, das historische Stadtzentrum „La Candelaria“ (vorsicht bei Nacht), das Goldmuseum, das Nationalmuseum, der „Plaza de Bolívar“. Bogotá bietet alles. Diskos, Konzerte, kulinarisches Essen,
Fastfood, Szeneviertel, etc. Die Preise variieren stark. Mittagessen kann man sehr günstig
für 7000 Pesos (ca. 3 €). Hingegen Sachen wie Shampoos und Kosmetikartikel sind eher
teuer, Zigaretten und Taxis wieder sehr günstig.
Das absolut coole in Kolumbien ist außerdem, dass man auf den Sommer nicht lange warten
muss, wenn man warmes Klima will. Verlässt man Bogotá in die richtige Richtung, kann man
nach 2 Stunden Fahrt mit dem Auto oder dem Bus schon schön warmes, angenehmes Klima
auffinden. Die bergige Region um Bogotá (Cundinamarca) ist wunderschön und ein Besuch
in Villa de Leyva oder Zipaquirá lohnt sich immer.
Der Verkehr ist wie gesagt eine Katastrophe. Es gibt ein Bussystem namens Transmilenio,
das so eingermaßen gut funktioniert. Leider sind die Busse zur Rush-Hour meist überfüllt.
Eine Metro gibt es in Bogotá nicht.
Nun zur Sicherheit. Ich habe mich in Bogotá so gut wie immer sicher gefühlt. Man sollte zumindest im Zentrum, wenn es dunkel ist nicht alleine rumlaufen. In Chapinero habe ich das
gemacht und mir ist nie etwas passiert. Allgemein ist es auch sicherer ein Taxi mit einer App
zu bestellen. Man kann Taxis auch auf der Straße nehmen. Viele haben sich jedoch davor
geschäut, oder auch nachts ist es besser eines zu bestellen. Leider hat man mir zweimal
Geld und mein Handy geklaut. Das ist auf einer Party passiert wo wir auf einer Finca übernachtet haben. Also am besten immer alle Wertsachen wegsperren, auch wenn man meint,
dass das Geld im Zimmer (zum Beispiel im Hotel) schon sicher ist. Allgemein fand ich das
gefährlichste in Kolumbien die Strömungen an der Karibik und die Kokosnüsse die von den
Palmen fallen. Da sind auch schon so einige dran gestorben. Zur Sicherheit ist zusammenfassend zu sagen, dass man nach Kolumbien ohne Sorgen gehen kann, solange man ein
bisschen mitdenkt, was ja eigentlich auch für jede große Stadt gilt.
Desweiteren helfen einem die Leute hier immer und sehr gerne, wenn man mal nicht weiter
weiss. Das hat mir sehr gut gefallen. Die Kolumbianer sind sehr freundlich und offen und
freuen sich meistens wenn sich jemand für ihr Land interessiert. Außerdem sind sie bemüht
das noch immer schlechte Image von Kolumbien zu verbessern und das gelingt ihnen auch
sehr gut.
Nun noch ein Tipp zum Schluss. Es gibt eine Art Reiseorganisation von ehemaligen Studenten in Bogotá. Diese heißt „Join us Bogotá“ (im Fb leicht zu finden). Die Mädels und Jungs
organisieren Reisen, Partys, Grillfeste und vermieten auch Zimmer zum wohnen. Durch diese Veranstaltungen habe ich viele Kolumbianer und andere Austauschstudenten aus der
ganzen Welt kennenglerent. Das hat mir sehr geholfen, da ich es garnicht so einfach fand an
der Uni Leute kennenzulernen. Eine Reise oder Party von denen mitzumachen lohnt sich, da
die alle super cool drauf sind und die Sachen auch immer gut organisiert haben.
Zusammenfassend kann ich Kolumbien nur weiterempfehlen. Man lernt hier wunderbare
Menschen und eine andere Kultur kennen, sieht wunderschöne Landschaften und kommt mit
sehr gutem Spanisch zurück. Solltet ihr Zweifel an Bogotá haben. Macht es! Kolumbien ist
der Hammer!