Franz Ludwig Gehe Das Grabmal auf dem St.-Pauli

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Franz Ludwig Gehe Das Grabmal auf dem St.-Pauli
Franz Ludwig Gehe
Das Grabmal auf dem St.-Pauli-Friedhof in Dresden-Neustadt
Als Franz Ludwig Gehe im Jahre 1882 starb, „war mit ihm einer der intelligentesten,
thätigsten und würdigsten Vertreter des Handelsstandes, ein bahnbrechender
Großindustrieller, heimgegangen“, wie es im Nachruf des Vorstandes der Dresdner
Kaufmannschaft hieß. Die Gattin des Verstorbenen, Elise Henriette Karoline Gehe,
bestellte bei dem Bildhauer Johannes Schilling in Dresden das Grabdenkmal, das
dieser im Jahre 1886 in Dresden modellierte. Die Grabanlage wurde im Todesjahr
von Gehes Gattin, 1887, errichtet.
Seit der Wiederentdeckung des Grabes durch die Celesio im Jahr 1990 wird die
Gruft des Unternehmensgründers regelmäßig gepflegt und für ihre Erhaltung Sorge
getragen. Aufgrund der Bedeutung des Bildhauers Johannes Schilling steht das
Grabmal seit 2009 unter Denkmalschutz.
Das Grabmal:
Überlebensgroße Büste mit zwei lebensgroßen Figuren
Bronze vor Sandsteinwand, auf Granitunterbau
Höhe: 2,60 m
Breite des Bronzepostaments: 3,60 m
Umschrift: WIR STERBEN, UM ZU LEBEN
Bez. Rechte Seite der Plinthe: Johannes Schilling, 1886
Bez. Linke Seite der Plinthe: Gegossen Lauchhammer
Dresden-Neustadt, St. Pauli-Friedhof, unbeschädigt
Die Architektur des Grabmals besteht aus einer gelben Sandsteinwand mit
halbrunder, von einem Kreuz gekrönter Mittelnische, in der auf viereckigem Sockel
die unbekleidete Büste Gehes errichtet ist.
In einer vorzüglichen Porträtdarstellung zeigt Schilling das breite, von langen Haaren
gerahmte Gesicht Gehes mit buschigen Augenbrauen über geradeaus gerichtetem
Blick. Das Postament schmücken bebänderte Ranken, bestehend aus Ringelblumen,
Rosen und Glockenblumen, den unteren Abschluss bildet eine Ranke aus
Eichenlaub.
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Hintergrund: Der Bildhauer Johannes Schilling
Am 23. Juni 1828 in Mittweida geboren. 1842 Studium an der Königlich Sächsischen
Kunstakademie in Dresden, wo er nach drei Jahren vom Zeichensaal in die
Modellierklasse Ernst Rietschel wechselte. Zwischen 1851 und 1852 bildete sich
Schilling in den Ateliers der Bildhauer Friedrich Drakes sowie Christian Daniel
Rauchs in Berlin in praktischer Arbeit weiter. Nach seiner Rückkehr nach Dresden
trat Schilling als Gehilfe in das Atelier Ernst Julius Hähnels ein. Nach Beendigung
seines Italienaufenthalts 1854/55, ließ er sich in Dresden nieder und gründete ein
eigenes Atelier. 32-jährig gewann Schilling den Wettbewerb um die Gestaltung der
Brühlschen Terrasse in Dresden. Schilling erlangte dank der vollendeten Ausführung
der Figurengruppe der „Vier Tageszeiten“ (errichtet zwischen 1866-1871) über
Sachsen hinaus schlagartig Berühmtheit und stieg damit an die Spitze der
zeitgenössischen deutschen Bildhauer auf. Früher Ruhm verbreitete seinen Namen
damals in ganz Europa. Am 1. September 1868 erfolgte die Ernennung zum
Professor und eines Mitglieds des Akademischen Rates und Vorstand eines Ateliers
für Bildhauerkunst an der Kunstakademie Dresden. In den 1870er Jahren wurde er
mit der Gestaltung weiterer Aufträge betraut, u. a.:
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Denkmal für seinen ehemaligen Lehrer Ernst Rietschel auf der Brühlschen
Terrasse, 1876
Schillerdenkmal für Wien, Ende 1876
Grabmal für den Dresdner Kaufmann Franz Ludwig Gehe, 1887
Grabmal für den Chemnitzer Industriellen Richard Hartmann, 1888
Reiterstandbild für König Johann auf dem Dresdner Theaterplatz
Zu den Höhepunkten des Schaffens in den 1890er Jahren gehören das Denkmal für
Gottfried Semper (1892), die Errichtung der vier Statuen „Forschung“, „Wahrheit“,
„Liebe“ und „Gerechtigkeit“ (1895), die im Berliner Reichstagsgebäude Platz fanden.
Prof. Dr. Johannes Schilling verstarb am 21. März 1910.