Werner Maier - Aquarellmalerei: Die Faszination der Blumen

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Werner Maier - Aquarellmalerei: Die Faszination der Blumen
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Eine natürlich gewachsene Farbzusammenstellung übt einen besinnlichen Einfluss auf den Menschen aus
Blumen als unentgeltliches Äquivalent zur Hektik des modernen Lebens
Werner Maier - Aquarellmalerei:
Die Faszination der Blumen
Ausstellung vom 9. Mai bis zum 10. Juni 2012 beim Kunsthandel Rainer Masset, Ingolstadt
Werner Maier; Tulpenstrauß; Hahnemühle Cézanne, 300 g/qm, 36,0 cm x 48,0 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2012
Blumen sind etwas Wunderbares, Geheim-
ruhigenden Farben der Blumen wohl, unser
mag, wenn die Natur wieder erwacht und
nisvolles und Vielsagendes. Es gibt wohl
inneres Empfinden verändert sich. Blumen
auch wir Menschen diesen Einfluss spüren,
keinen Menschen, der Blumen nicht mag.
scheinen einen ausgleichenden Impuls auf
oder ob die Farbsymbolik, der Geruch oder die
Warum? Blumen sind Balsam für die Seele;
unsere häufig gestresste Psyche auszuüben:
reine Ästhetik eine Rolle spielt, ist eigentlich
wir fühlen uns im Angesicht der oftmals be-
Ob dies an frühlingshafter Energie liegen
nebensächlich. Menschen spüren einfach das
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Werner Maier; Lilienzauber; Hahnemühle Cézanne, 300 g/qm,
Werner Maier; Rosen II; Hahnemühle Cézanne, 300 g/qm,
42 cm x 56 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2012
42 cm x 56 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2012
sinnliche, synästhetische Erlebnis „Blume“
eine Rolle wie Pflanzen- und Gartendarstellun-
Das Naturhafte spiegelte sich in Einzelwerken
mit allen Sinnen. Blumen verweisen genauso
gen in römischen und pompejanischen Wand-
wider, die allerdings selten so künstlerisch
auf die Ewigkeit wie sie auch gleichzeitig
malereien. Die farblich kräftigen Darstellungen
nachhaltig wirkten wie Albrecht Dürers „Feld-
Symbole der Vergänglichkeit darstellen. In
standen oftmals im Dienste der Obrigkeit, die
hase“ oder dessen „Rasenstück“. Im Ausland,
ihrer Brillanz, ihrer Luftig- und Leichtigkeit,
so aus dem reichen Kanon einer moralisch-
wie beispielsweise in Italien oder auch in den
ihrem Schwermut und ihrer Farbanalogie sind
dogmatisierten Kirchenlehre schöpfen konnte.
Niederlanden, gelangte die Kunst im wahrsten
sie konkurrenzlos. Blumen sind Symbole des
Und daher ist es auch kein Zufall, dass die
Sinne des Wortes zu neuer Blüte. In der glo-
Übersinnlichen, des Fremdartigen, die den
Malerei bereits im Mittelalter auf Blumen als
balen Wertschätzung neuer Erkenntnisse aus
Menschen das Magisch-Sinnliche, vor allem
religiöses Motiv zurückgriff und sie zu Illustra-
Wissenschaft und Forschung profitierte auch
aber das Poetische (wieder) nahe bringt. Sie
tionszwecken heranzog. Die dokumentarische
die Kunst. Die importierten exotischen Pflan-
sind sinnstiftend, indem sie symbolhaft das
Abbildung der Blumen als Heilmittel war dem
zen und Blüten aus Übersee gaben der Malerei
ausdrücken, was der menschlichen Sprache
Wohle des Menschen verpflichtet. Die Heilkraft
neue Energien und Anreize (Beispiele finden
zu grob und zu ungenau ist und auch nicht
von Pflanzen und Kräutern stand beim Klerus,
sich hier bei Maria Sibylla Merian (etwa die ver-
annähernd so charmant und vielsagend deut-
den Mönchen und Schwestern der Klöster und
schiedenen Teile des „Neuen Blumenbuches“
bar ist - wie eben eine nonverbale Kommunikation durch die farbintensive Leuchtkraft
und zärtliche Poesie einer Blüte. Der Künstler
Werner Maier nimmt sich dieser Thematik in
seinen warmen Blumenaquarellen in seiner
aktuellen Ausstellung in Ingolstadt an. Auch
die nachfolgenden Gedanken sind mit dieser
Ausstellung eng verknüpft und können - nicht
nur in seinem neuen Buch - sondern auch vor
Ort in Ingolstadt nachvollzogen werden.
Abteien in hoher Gunst. Auf künstlerischer
Ebene entwickelte sich das Tafelbild im Laufe
der Zeit zu einer selbständigen, realistischen
Darstellung. Symbolik und Religiosität veränderten sich - zwar langsam, aber stetig - zu
einer säkuralisierteren, in Teilen offeneren Gesellschaft, deren religiöses Diktum andererseits
natürlich unangefochten blieb. Die Darstellung
von Pflanzen um ihrer selbst willen und aufgrund ihres Symbolgehaltes erreichte insbesondere mit detailgenauen und vielfältigen
Die historische Entwicklung des
Blumenbildes
Darstellungen in der Renaissance eine große
Pflanzendarstellungen in der bildenden Kunst
liegen dann auch die nachweisbaren Anfänge
gibt es bereits seit der paläolithischen Zeit.
der Blumen- und Stilllebenmalerei, welche
Vegetabile Ornamente spielten als Schmuck in
sich im Barock (17. Jahrhundert) langsam als
der römischen Kunst und Architektur ebenso
eigenständige Kunstform etablieren konnte.
Naturtreue. Spätestens in der Spätrenaissance
Werner Maier studierte Malerei und Kunsterziehung an der Akademie der Bildenden
Künste in München.
Anschließend unterrichtete er von
1991-1998 an der Meisterschule für Mode,
Akt- und Figürliches Zeichnen und hatte
zwei Jahre lang den Lehrauftrag „Aktzeichnen“ an der Akademie der Bildenden
Künste in München inne. Heute ist er
freischaffender Künstler und arbeitet in
einer Ateliergemeinschaft mit Ekkehardt
Hofmann, Leutershausen. Zahlreiche seiner
Arbeiten sind in Museen und öffentlichen
Sammlungen zu sehen, unter anderem in
der Albertina in Wien und der Grafischen
Sammlung München.
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Werner Maier; Stiefmütterchen I; Hahnemühle Cézanne, 300 g/qm,
Werner Maier; Pfingstrosen I; Hahnemühle Bamboo, 265 g/qm,
38 cm x 56 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2012
42 cm x 56 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2012
von 1675 ff., oder auch in den Werken von
deten Farben anstrebten. Die Landschaftsa-
Techniken von Malerei, Bildhauerei, Collagen,
Jan Brueghel des Älteren, dem so genannten
quarellmalerei gewann an Ausdruck und
Mischtechniken - oder kombiniert alles mit-
„Blumen-Brueghel“).
Einfluss und wurde so zu einem Vorreiter der
einander (Koons).
Dennoch blieb der reinen Blumenmalerei ein
Impressionisten. Farbe und Licht greifen hier
Blumen auf Porzellan
eigentlicher Durchbruch verwehrt. Noch im-
machtvoll in die Komposition von Landschaft
Einer der profiliertesten Künstler dieser Malerei
mer waren Historienbilder und vor allem das
und Natur ein. Einer der großen malerischen
Porträt maßgebend. Das Stillleben als anzuer-
Neuerer in Farbe und Form bzw. Struktur war
war der Wiener Joseph Nigg (1782-1863).
kennende Kunstform stand sozusagen in den
neben van Gogh oder Seurat auch Cézanne.
Startlöchern, wenngleich die Arrangements
Die Jahrhundertwende um 1900 rückte da-
nicht selten an Schwung und dynamischer Ver-
mit auch die Gartenkunst, die freie Natur in
änderung in Farbe und Anordnung gewannen.
ihrer Gesamtheit in den Fokus des Künstlers,
Letztlich änderte sich dies spürbar aber erst in
etwa bei dem schwedischen Maler Anders
den Zeiten der Romantik, als der Blumenmarkt
Zorn. Monets Werke - wie die mittlerweile
endlich flächendeckend präsent war. Ein gro-
zu mainstreamhaftem Ruhm gekommenen
ßer verfügbarer Markt etablierte sich, und so
Seerosen und Wasserlilien - aber auch die
konnten beispielsweise Schnittblumen von
übrigen Gartenbilder seines Anwesens in
jedermann bzw. -frau erworben werden.
Giverny, zeigen die typische impressionistische
Caspar David Friedrich in Deutschland oder
Handschrift. Andere Künstler wie Matisse,
William Turner in England waren die heraus-
Marc, Nolde - und später dann natürlich auch
ragenden Protagonisten, die eine beseelte
Georgia O´Keefe mit ihren prachtvollen, ab-
Darstellung und eine Loslösung von der Zeich-
strahierten Blumendarstellungen in Nahansicht
nung mit einer tiefen Deckkraft der verwen-
folgten - mit ihren speziellen Eigenheiten der
Bildkomposition verhalfen sie der Blumendar-
Weitere Infos:
Werner Maier
Am Vogelherd 8
82140 Olching
Deutschland
Telefon: +49 (0) 171-1962078
Web: www.werner-maier-kunst.de
E-Mail: [email protected]
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stellung zu neuem Ansehen und vergrößerten
die bildnerische Ausdruckskraft. Die Pop Art
mit Warhol und die Comic-Darstellungen von
Lichtenstein gingen noch einen Schritt weiter
und abstrahierten Alltagsgegenstände (wie
Er studierte an der Akademie der bildenden
Künste in Wien bei Johann Baptist Drechsler.
Sein künstlerisches Talent fiel früh auf. In den
Jahren von 1800 bis 1843 arbeitete er in der
Wiener Porzellanmanufaktur Augarten; 1816
wurde er dort zum „Obermaler“ der Manufaktur ernannt. In der Festschrift der Wiener
Manufaktur, die im Jahre 1818 anläßlich der
Hundertjahrfeier enstand, wurde vor allem
Niggs „Nachahmung der classischen Künstler
seines Faches, eines Huysums, Ruysch ec.“
gelobt. Die Hochblüte der Blumenmalerei auf
großformatigen Porzellanplatten setzte durch
das Biedermeier ein, Nigg gilt als hervorragendster Künstler auf diesem Gebiet, fertigte
aber auch qualitativ gute Ölbilder, Aquarelle
und Pastellzeichnungen an. Zur Weltausstellung in London 1851 steuerte Nigg als Vertreter der Wiener Manufaktur ein Blumenstück
auf einer 30 Zoll hohen Platte bei. Er starb am
19. September 1863 in Wien.
auch Blumen) in Struktur, Hintergrund und
Die Blumenkunst: Aquarellmalerei
Farbe bis hin zum Banalen. Die zeitgenössische
Aquarelle und Blumen passen künstlerisch sehr
Kunst beruft sich einerseits auf die Tradition,
gut zusammen. Die Art der Darstellung des
verwendet andererseits aber verschiedenartige
umfließenden Bildraumes und des leuchten-
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eine plastische Stimmung, deren Atmosphäre
gehoben, entrückt, sehr real oder schimmernd
sein kann. Die sich dadurch ergebenden
Möglichkeiten sind dabei unendlich.
Der „Tulpenstrauß“ - auch dieses Werk von
Werner Maier ist in Ingolstadt ausgestellt gewinnt seine Ästhetik und Plastizität durch
seine ausgewogene Symmetrie von filigraner
Schlichtheit und farblicher Deckkraft, die jedoch - feinziseliert - die Blüten eher andeutet
als dass sie malerisch ausgeformt werden.
Überhaupt entspricht das Anrührende, das
„Schöne“, eher dem Unsagbaren, also faktisch
dem „Un-Sichtbaren“, welches in den Blumen
zum Ausdruck kommt. Die verschiedenen
Ebenen von Blattwerk und Hintergrund verschmelzen mit dem Eigentlichen, den Tulpen
nämlich, zu einem feinen, innerlich strahlenden Gesamtkunstwerk.
Werner Maier; Abstrakter Tulpenstrauß, Hahnemühle Cézanne, 300 g/qm, matt, 38 cm x 56 cm
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012
Die künstlerische Herangehensweise entwickelt sich anhand des Objektes - und diese
mag durchaus unterschiedlich sein. In „Stiefmütterchen I“ ist die Komposition eine gänz-
Werner Maier; Mohn I; Hahnemühle Cézanne,
300 g/qm, 38 cm x 56 cm © VG Bild-Kunst,
Bonn 2012
lich andere als im „Tulpenstrauß“. Zwar kommt
den Einflusses von Licht und Schatten verhel-
auch hier der Maskierstift zum Einsatz, aber die
Blätter bringen eine kraftvolle Präsenz und
fen dieser Abbildung zu einem eigentümlichen
Beschaffenheit der Blütenblätter verlangt eine
Dynamik in das Bild. Eine Art Farbenspiel, in
Glanz, zu einer nahezu magischen Kraft und
andere Raumwirkung. Die in sich gewölbten
dem Tiefe und Leichtigkeit miteinander ab-
Durchdringung - wie dies in der aktuellen Aus-
wechseln und dadurch eine Korrespondenz
stellung von Werner Maier zu sehen ist.
des Objekts hervorgerufen wird („Leuchtendes
Blumenaquarelle setzen sich aus verschiede-
Gelb“). Die Blumen wirken nicht nur erzählend,
nen kompositorischen Techniken zusammen,
sondern sie erzählen, indem sie wirken. Und
die verwendeten Farben sind entscheidend
die Assoziationen, die uns beim Anblick der
für den Ausdruck und die Bildaussage. So
verschiedenartigen Pflanzen erreichen, sind nicht
bestimmt die Kombination von Licht und
nur der persönlichen Biografie des Betrachters
Farbe den inneren Zusammenhang und den
geschuldet. Denn der seidige Glanz, der über
Charakter des Bildes. Soll die Helligkeit der im
den Blumen liegt, ist zweifelsfrei mit dem
Licht stehenden Pflanzen beispielsweise einen
Charakter der Farben verbunden - unabhängig
Eindruck von Frische und Lebendigkeit hinter-
von der persönlichen Biografie des Rezipienten.
lassen, so ist die Breite der weißen Kanten,
Farbe ist „über-sinnlich“ und ruft in uns sehr
durch die das Licht symbolisiert wird, eher breit
unterschiedliche wie auch gleichsam archety-
und unscharf abgeschnitten. Im umgekehrten
pische Emotionen hervor. Und diese wiederum
Falle (ein geringer Abstand) verschwimmt die
sind in jedem Menschen ähnlich, vergleichbar
Realität, wird das Wahrgenommene schemen-
und damit auch kalkulierbar und kompositorisch
haft, mystisch, magisch. Eine exakt begrenzte
bewusst hervorzurufen. Nicht nur die Tiefe des
Fläche stärkt die Intensität der verwendeten
Raumes, des Raumes außerhalb des sichtbaren
Farbe. Es kommt also nicht nur auf die Farbe
Bildraumes, imaginiert eine Flächigkeit und ein
an sich an - sondern das Zusammenwirken
Werner Maier; Königslilien; Hahnemühle
Wachsen in eine nonverbale Unendlichkeit - das
verschiedener Farben in Abstufung mit dem
Cézanne, 300 g/qm, 29 cm x 38 cm
gefühlte Volumen eines Blumenarrangements
Weiß (der nicht kolorierten Fläche) suggeriert
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012
ist auch in anderer Fasson möglich: Natürlich
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Werner Maier Blumen im Licht
Die Kunst-Akademie - Serie Englisch
Das künstlerische Aquarell
25,5 cm x 28,5
cm, 112 Seiten, Hardcover,
gedruckt auf
Kunstdruckpapier, [D] 39,99 Euro, Art.Nr. EN30105 • ISBN 978-3-86230-105-8,
ET: Seit März 2012; Christophorus Verlag
GmbH & Co KG, Freiburg
Werner Maier; Leuchtendes Gelb; Hahnemühle Cézanne, 300 g/qm, 36 cm x 56 cm
© VG Bild-Kunst, Bonn 2012
sind erst einmal die Blütenblätter als solche
zurückhaltenden farblichen Kraft liegt. Wasser-
entscheidend für die Wirksamkeit einer beach-
farbenes Ocker, ein gelbliches Grün und lilaartige
tenswerte Fülle der Wahrnehmung. Gerade die
Knospen und ein Weiß zwischen den Blüten, das
unterschiedlichen Malprozesse können auch in
als reines Licht eine harmonische Fernwirkung
der aktuellen Schau in Ingolstadt vom Besucher
erzielt, die fast jenseits des Diesseits liegt. Über-
nachvollzogen werden.
haupt ist die Arbeit mit Licht eine der wichtigsten
In „Pfingstrosen I“ werden die dicht nebenei-
künstlerischen Mittel: im Bild „Rosen II“ sind die
nander liegenden Blätter (wieder) durch den
Blüten von einem strahlenden Lichtkranz umge-
Maskierstift vorgezeichnet - und zwar durch
ben, einfach durch die Kombination von nicht
die schon erwähnten weißen Linien. Licht und
kolorierter Fläche und dunklem, beigefarbenem
Schatten werden dann durch eine Lasur ermög-
Hintergrund. Dieses sehr ausdrucksstarke Bild er-
licht. Je kontrastreicher die Farben auseinander
innert an eine Natursicht, wobei sich emotionale
liegen, desto größer ist die Leuchtkraft und
Expression und impressionistische Sicht perfekt
Brillanz der Farben. Sehr treffend beschreibt
ergänzen. Natürlich dürfen aufgrund der Form
der Autor sein fertiges Bild: „Das typische Rosa
auch die Pflanzen als solche im Mittelpunkt
der vielblättrigen Pfingstrosen erinnert mich an,
stehen: In „Lilienzauber“ dominiert die abstra-
durch einen leichten Windstoß aufgebauschte,
hierte Fassung von den drei Lilien - in Weiß und
wallende Vorhänge, die mich zu immer neuen
Rot - die mit ihren ausladenden Blättern den
Aquarellvarianten auffordern“. Nicht nur wäss-
Bildraum gestalten. Aufgrund der kraftvollen
rige Farbdeckkraft, sondern die Wirkung aller
Farbe des Rotes dominieren die unteren Lilien die
Blumen insgesamt ist wuchtig, überschäumend,
innere Struktur des Bildes; die Pflanzen bleiben
warm und voll.
aber in ihrer Form abstrahiert und tragen so zu
Die Magie der Bilder liegt in ihrer Bildhaftigkeit.
einer zeitlosen Wirkung entscheidend bei. Im
Die Faszination des Ästhetischen erwächst aus
Vergleich der einzelnen Blumenbilder im Original
dem inneren Bild, was wir durch die Sicht des
ist der Blick noch viel intensiver, die aktuelle Aus-
Äußeren gewinnen, wie im Bild „Gladiolen“.
stellung von Werner Maier bestätigt dies.
„Wie ein Feuerwerk“ eben, meint der Autor.
Realität und Abstraktionsgrad sind hier untrenn-
Farben, die sich zaghaft an die Öffentlichkeit
bar miteinander verbunden: Im „Abstrakten
trauen, deren nachhaltige Wirkung in ihrer
Tulpenstrauß“ ist dies exemplarisch gelungen.
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Die Faszination der Blumen, wie sie sich
in der Aquarellmalerei entwickeln mag,
ist nicht nur ein Augen- sondern auch ein
Leseschmaus. Der freischaffende Künstler
Werner Maier vermittelt das klassische Sujet
der Blumenmalerei in einem anschaulich
und nachvollziehbaren neuen Licht. In verschiedensten Blumenaquarellen lässt er den
Leser teilhaben am ausgeklügelten Lichtund Farbenspiel der zarten Blütenblätter. Er
kombiniert dabei die Technik des Aquarells
mit dem gekonnten Einsatz von Maskiermitteln und linearen Elementen. Farbkontraste, spannungsreiche Kompositionen
und eine lockere Pinselführung beleben
die abstrahierten Blütenandeutungen.
Nicht nur die Verwendung von Licht und
Schatten ist für ein gelungenes Aquarell
entscheidend, sondern ebenso wesentlich
ist ein stimmiger Hintergrund, der Blick für
Wirkung und die Kenntnis der Reduktion.
Anhand vieler Blumen-Beispiele, die sprachlich ansprechend und informativ erläutert
werden, entsteht im Blick des Lesers ein
künstlerisch hochwertiges Blumenbild. Aus
einer genauen Beobachtung und einem
freien Farbverlauf heraus vermittelt der
Autor ein Gefühl für die eigene malerische
Ausdruckskraft. Ob der Leser tatsächlich die
Fähigkeit zur Schaffung solch hochwertiger
Gemälde entwickeln kann oder nicht, ist
dabei nicht entscheidend. Es ist vielmehr
der malerische Blick, das Staunen über die
vielfältigen Möglichkeiten einer bildhaften
Annäherung zu einem der unterschätzten
Sujets des Stillleben, der reinen Blumendarstellung - das vermag dieser Band mit Lust
zu erwecken. Die traditionelle Malerei und
ein zeitgenössischer Blick sind für Blumenstillleben kein Widerspruch, wie dieses Buch
eindrucksvoll beweist.
MB
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einander, darf aber auch nicht zu sehr getrennt
Aquarelle vermögen uns innere Welten der
Ausstellung
vom 9. Mai - 10. Juni 2012
werden. Eine Gratwanderung, die - wenn sie
Schönheit und der emotionalen Berührung zu
gelingt - dem Betrachter ein Gefühl von tiefer
vermitteln, die außerhalb unseres Bewusstseins
Kunsthandel Rainer Masset
Milchstraße 23 (Rückgebäude, 2. Stock)
85049 Ingolstadt
Deutschland
emotionaler Entrückung beschert. Darin ist auch
liegen. Blumen sind eine wunderbare Gabe der
die Reduktion als künstlerisches Mittel enthalten,
Natur, die in künstlerischer Form uns ein Gefühl
die Konzentration auf eine Farbe, auf einen
der Nähe zu uns selbst ermöglichen. Blumen
Fleck („Königslilien“), in denen die Diagonalen
sind und bleiben ein Mysterium: sie wirken so
Besichtigung nach Vereinbarung:
Telefon: +49 (0) 172 8092412
E-Mail: [email protected]
das Bild - vor allem auch durch den blauen
natürlich wie eindrücklich. Und vielleicht ist es
Hintergrund - spannungsvoll durchteilen. Mehr
dies, was sie für uns so einzigartig und wertvoll
als die Form ist nicht sichtbar, dennoch reicht
macht.
die Struktur, um dem Bild eine formale Ord-
Michaela Buchheister
Ineinanderverschachtelte Blüten und fließende
nung und darüber hinaus auch eine wahrhafte
Farbübergänge konzipieren ein fantastisches
Aussage zu verleihen. Nicht zu vergessen ist
Farbspektrum, das einen Raum innerhalb des
natürlich das „Beiwerk“, das reine Blätterwerk.
Bildes konzipiert. Losgelöst von jeglicher Struk-
In all seinen Grünschattierungen ist es unab-
tur befinden sich die Pflanzen im Nirgendwo,
dingbar für einen „runden“ Gesamteindruck,
dabei aber so pointiert und von scheinbaren
denn etwas, das man scheinbar nicht sieht,
Lichtstrahlen gebrochen, dass eine Art Prisma
bedeutet häufig, dass es umso wichtiger ist, als
uns zu einem emotionalen Wechselspiel voll-
dass man es wahrnimmt. Wie beispielsweise in
führt. Die Farbe wächst über eine reine Technik
„Mohn I“, eine durch die grünliche Begrenzung
hinaus, sie ist stattdessen sinnstiftend und
unglaublich tiefe, emotionale Berührung durch
verwirrend gleichermaßen. Farbe ist Raum ist
den farblichen Kontrast von rot, blau und grün.
Tiefe. Der Spiegeleffekt ist durchdringend und
Meisterhaft, nur in Andeutungen malerisch
berührend, denn der Realismus der Pflanzen
gesetzt, durchdringt die Darstellung die Realität
Werner Maier; Gladiolen; Hahnemühle Cézanne,
dringt umso tiefer, je klarer die Abstraktion sich
und wird zu einem Kunstwerk, das jenseits des
300 g/qm, matt, 38 cm x 56 cm © VG Bild-Kunst,
von der Realität unterscheidet. Beides bedingt
Originals liegt.
Bonn 2012
16. Mai bis 1. Juli 2012
Das trifft sich –
Thomas Kitzinger und Kunstwerke des mpk
Thomas Kitzinger, A15-03, 2003, 100x170cm, Foto: E. Bezold © VG Bild Kunst, Bonn 2012, Peter Rösel, Ficus Elastica decora, 1998, 80 x 50 x 50 cm, Foto: G. Balzer
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