TAPEVERBAND BEIM KLETTERN Therapie und Prophylaxe

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TAPEVERBAND BEIM KLETTERN Therapie und Prophylaxe
TAPEVERBAND BEIM KLETTERN
Therapie und Prophylaxe
Tapeverbände sind aus der modernen Sportmedizin nicht mehr wegzudenken. Sie helfen
Verletzungen vorzubeugen und lindern Beschwerden. So geht's.
Fingerschmerzen, Tennis-Ellbogen, Handgelenk tut weh? Alle diese und weitere Beschwerden
plagen Kletterer - doch neben der üblichen "Acht Wochen Pause!"-Verordnung vom Orthopäden
gibt es noch weitere lindernde Maßnahmen: zum Beispiel Massage, Physiotherapie,
Ausgleichstraining - und natürlich Tape! Hier stellen wir die wichtigsten Tape-Arten für verbreitete
Kletter-Beschwerden vor.
Prinzipiell kann Tape beim Klettern zu zwei verschiedenen Zwecken eingesetzt werden:
Prophylaktisches Tapen zum Schutz vor Hautabschürfungen beim Rissklettern oder bei
Klemmlöchern: Meist sind hier der Handrücken mit Fingerknöcheln und die Fingermittelgelenke
betroffen. Jeder weiß, wie schmerzhafte Abschürfungen einem das Klettern verleiden, oder gar der
nächste „Go“ mit schmerzverzerrtem Gesicht abgebrochen werden muss. Gelegentlich kann auch
ein Fingergelenk, das bei einem bestimmten Zug in einer Route stark beansprucht wird, zum Schutz
getapt werden (zum Beispiel bei einem scharfen Einfingerloch).
Ein generelles prophylaktisches Tapen ist aber nicht zu empfehlen: Der menschliche Körper ist
ein dynamisches System und reagiert auf Reize mit einer Reizantwort. Das heißt, er braucht eine
gewisse Beanspruchung (Reiz) auf den Kapsel-Bandapparat der Finger, damit dieser sich verstärkt
(Reizantwort) und so den Belastungen besser gewachsen ist. Wenn ein Reiz immer unterdrückt
wird, bleiben die nötigen Anpassungen aus.
Finger, Hand, Ellbogen tapen: so geht's
Nach einer Verletzung, bei leichten Beschwerden oder bei Überlastungssyndromen kann Tapen
sinnvoll sein. Die wichtigsten Tapes für Kletterer auf einen Blick.
Tape ist aus der Sportmedizin nicht mehr wegzudenken. Einige Verletzungen bedürfen dank Tape
nicht keinen Gips mehr (und damit eine lange Stillhalte-Zeit), um auszuheilen. Trotzdem ist es
wichtig, zu einer genauen Diagnose zu gelangen, bevor man mit Tapeverbänden arbeitet. Speziell
bei akuten Beschwerden oder nach Verletzungen sollte man qualifizierten ärztlichen Rat
einholen, bevor man wieder belastet oder Sport ausübt.
Tape zum Schutz des Fingermittelgelenks
Dieses Tape wird sicherlich mit am häufigsten gebraucht. Beim Anlegen sollte man darauf achten,
dass das Beugen und Strecken des Gelenks noch möglich ist. Beim Tapen des Fingermittelgelenks
gibt es prinzipiell drei Möglichkeiten: Eine besteht darin, ein zirkuläres Tape am Grund- und
Mittelglied mit einem seitlichen Tapestreifen zu ergänzen, alternativ wird ein breiter Streifen direkt
über dem Gelenk locker angebracht.
Besonders empfehlenswert ist eine - in etwa 30 Grad Beugestellung des Mittelgelenks angelegte "Achtertour" mit dem Tapestreifen. Dadurch wird die Streckung im Mittelgelenk etwas
eingeschränkt, die Beugung bleibt aber großteils erhalten. So wird bei Belastung des Gelenks ein
Teil der Kraft auf das Tape übertragen, wodurch es sich auch sehr gut als Prophylaxe für
Einfingerlöcher eignet. Beim Anlegen ist es wichtig, das Fingermittelgelenk um 30 Grad zu
beugen, so kann das Tape bei passiver Fingerstreckung („im Loch hängen“) die Kapsel und die
Bänder entlasten.
Tape zum Schutz des Fingerendgelenks
Die "Achtertour" ist hier aus Platzgründen nicht möglich. Das Tape würde großteils auf der
Fingerkuppe liegen, beim Greifen behindern und verrutschen. Hier kann nur zirkulär um das Gelenk
mit etwa eineinhalb Windungen locker getapt werden. Dies bietet etwas Schutz, eine Stabilität wie
am Fingermittelgelenk ist aber nicht zu erreichen. Bei schweren Verletzungen empfiehlt es sich,
den verletzten Finger mit dem Nachbarfinger durch ein sogenanntes "Buddy-Tape" zu schienen.
Hierzu wird um die Grund- und die Mittelphalanx, gegebenenfalls auch um die Endphalanx der
beiden Finger jeweils ein Streifen gelegt. So können sie zusammen frei gebeugt und gestreckt
werden, aber sich nicht voneinander wegbewegen (Seitbänder) oder gegeneinander verdrehen (siehe
Fotostrecke).
Tapen der Hand
Überlastungsbeschwerden im Handteller sind nicht häufig, kommen aber vor. Betroffen ist hier das
A1-Ringband mit der Sehnenscheide und die kleine Handmuskulatur. Ein zirkulärer Tapestreifen
um die Mittelhand, wodurch eine leichte Hohlhand gebildet wird, kann eine Erleichterung der
Beschwerden bringen.
Tape am Handgelenk
Vor allem bei Unter- und Seitgriffen kann es im Handgelenk durch den Zug der Beugesehnen
gegen ihre Umlenkpunkte zu Schmerzen und Überreizungen kommen. Ein zirka 2,5 Zentimeter
breites Tape am Handgelenk kann es entlasten. Wichtig ist, dass das Tape zweiteilig ist
(handrückenseitig und handflächenseitig), so dass eine gewisse Elastizität gegeben ist, und der
Blutabfluss gewährleistet ist. Die Tapestreifen sollten sich auf beiden Seiten überlappen.
Tape am Ellenbogen
Tape wird am Ellenbogen zur Therapie der Epikondylitis (Tennis-Ellbogen) verwendet. Ein Taping
direkt auf dem Epikondylus verursacht auch keinen Blutstau wie es manchmal bei
Ellbogenbandagen und –braces der Fall ist. Das Tape sollte jedoch sehr locker und bei
angespanntem Bizeps-muskel angelegt werden. Nur so modelliert sich das Tape mit ausreichend
Falten und gewährleistet bei der Beugung unter Anspannung noch genügend Bewegungsfreiheit.
Das Wirkungsprinzip besteht dabei in der Propriorezeption ('bewusste oder unbewusste
Wahrnehmung des Körperzustands', "gefühlte" Beeinflussung, Anm.d.Red.) und nicht im direkten
mechanischen Effekt. Das heißt, Sensoren in den Sehnen, Muskeln und der Haut informieren das
zentrale Nervensystem über die Gelenkstellung, das dann wiederum auf die Biomechanik (Statik)
einwirken kann.
Tapen des Ringbands (plus: Therapie nach dem Riss)
Die Ringbänder von Kletterern sind schwer beansprucht: Sie halten die Beugesehnen, die
hauptsächlichen Kraftübermittler, an den Knochen. So tapt man sie am besten.
Die Ringbänder im Finger sind dünne Bänder, die die Beugesehne am Knochen festhalten und so
eine bestmögliche Übertragung der in den Sehnen entwickelten Kraft auf den Knochen
ermöglichen. Kletterer belasten ihre Finger und besonders die Ringbänder viel extremer als
nichtkletternde Menschen, die Ringbänder werden in gebeugter Fingerstellung stark beansprucht –
besonders beim "Aufstellen" auf kleinen Griffen. Dabei kann es schnell zur Klettererverletzung
Nummer eins kommen, dem Ringbandriss.
Die Sehne zügeln
Am stärksten werden das A2- und das A3-Ringband beansprucht, diese "halten" die Sehne vor und
hinter dem Fingermittelgelenk am Knochen. Nach einem Ringbandriss fehlt diese Fixierung, und
bei Beugung des Fingers entfernt sich die Sehne vom Knochen – der sogenannte Bowstring
(Bogensehneneffekt). Dieses Phänomen tritt am Gelenk auf, da die Sehne an dieser Stelle am
stärksten umgelenkt wird.
Wir haben nun eine Tapemethode entwickelt, die genau an dieser Stelle die Sehne wieder zum
Knochen zieht und so zu einer Entlastung der Ringbänder führt, das sogenannte "Isa"-Tape. Dafür
muss ein ungefähr 1,5 Zentimeter breites Tape mit einer Länge von circa 10 Zentimetern
(fingerdickenabhängig) von beiden Enden her mittig eingerissen werden, so dass in der Mitte ein
Steg von 1 Zentimeter Breite bleibt und jeweils zwei 0,75 Zentimeter starke Zügel auf jeder Seite
des Stegs entstehen (siehe Bild). Zwei dieser Zügel werden dann unter dem Gelenk (auf der Seite
des Fingeransatzes) durchgeführt und stramm festgeklebt. Dann wird das Gelenk gebeugt und die
zwei verbleibenden Zügel über dem Gelenk stramm festgeklebt (siehe Bild).
Das Tape sollte sehr eng angelegt werden. Dabei kann die Blutzirkulation im Finger zunächst
erschwert sein und der Finger kurzfristig blau anlaufen. Spätestens nach der ersten Route dehnt
sich das Tape, und die Durchblutung ist wieder normal. Das Tape sollte wegen der verminderten
Durchblutung erst kurz vor dem Klettern angelegt werden. Zur Sicherung des Tapes kann noch
eine schmaler Tapestreifen in Form einer Acht darüber geklebt werden.
Mit zwei wissenschaftlichen Studien konnten wir nachweisen, dass der Bowstring, den man nach
Ringbandrissen im Ultraschall messen kann, deutlich durch diese Tape-Technik verringert wird
(keine der sonst üblichen Tapemethoden zeigte einen Effekt) und außerdem die Kraft in der
aufgestellten Fingerposition durch das Tape minimal erhöht wurde. Allein für einen Kraftgewinn
sollte man aber nicht tapen!
Keine Prophylaxe
Diese Ergebnisse treffen allerdings nur auf Finger mit gerissenem Ringband zu und gelten nicht
fürs prophylaktische Tapen. In Bezug auf die Vorbeugung von Ringbandrissen konnten wir
bislang keine Verbesserung durch das Tape nachweisen. Dennoch möchten wir an dieser Stelle
empfehlen, die neue Tapemethode bei kleingriffigen Routen anzuwenden und generell, wenn die
Gefahr eines Ringbandrisses gegeben ist. Ein allgemeines prophylaktisches Tapen ist jedoch nicht
zu empfehlen!
Die Anwendung der neuen Tapemethode wurde durchweg von allen Probanden als stabilisierend
empfunden. Der einzige Nachteil ist das umständliche Anlegen des Tapes, für das es etwas Übung
braucht. Aufgrund der guten Umlenkung der Sehne vermuten wir, dass es auch bei einer bereits
bestehenden Sehnenscheidenentzündung therapeutisch eingesetzt werden kann. Die Reibung,
die durch den verkleinerten Winkel an den Ringbändern zu einer Reizung der Sehnenscheide führt,
könnte durch die Winkelvergrößerung herabgesetzt werden, was langfristig zu einem Rückgang der
Entzündung führen kann.
Weitere Informationen zum Tapen findet ihr in "Soweit die Hände greifen" von Thomas
Hochholzer und Volker Schöffl, erschienen im Lochner-Verlag.
Fingermittelgelenk (Kapsel, auch Ringbänder)
Nach einer Umrundung des Grundglieds unterkreuzen des Fingermittelgelenks bei 30° Beugung,…
...danach folgt eine Umwickelung des Mittelglieds,...
...und wieder die Rückführung unter dem Mittelgelenk,...
... bevor der Abschluss am Fingergrundglied erfolgt.
Ellbogen (Bizepsansatz)
Ohne Muskelanspannung sitzt es locker...
...und kann unter Belastung ausreichend nachgeben.
Hand
Auch an der Mittelhand kann ein Tapestreifen Linderung bringen.
Fingerendgelenk
Schwierige Baustelle: Das Fingerendgelenk lässt sich nur bedingt schützen.
Finger ruhiger stellen / unterstützen
Bei schweren Verletzungen hilft das Schienen mit dem "Buddy-Tape".
Handgelenk
Am Handgelenk sollten sich zwei breite Tapestreifen überlappen.
Ringband
Das gesplittete Tape hilft besonders bei Ringbandproblemen: Den Mittelteil unter das betroffene
Gelenk legen, die seitlich weglaufenden Zügel...
Quelle: http://www.klettern.de/community/vertical-life/tapeverband-beim-klettern.390896.5.htm
Ringband
Quelle : http://www.rokblog.de/ringband-kapsel-handgelenk-bizeps-ellbogen-richtig-tapen/
oder man taped nur die Ringbänder zirkulär an den Grundgelenken
Sehnenzerrung
Mittelgelenk (Kapsel), unterstützt auch Ringbänder

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