Folgerungen für die Gebrauchstauglichkeit

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Folgerungen für die Gebrauchstauglichkeit
Studienarbeit
von Felix Winkelnkemper, 6222722
Barrierefreiheit von Websites:
Folgerungen für die
Gebrauchstauglichkeit
Fakultät EIM, Institut für Informatik
AG Mensch-Computer-Interaktion und Softwaretechnologie
Universität Paderborn
Vorgelegt bei:
Prof. Dr. Gerd Szwillus
2
Erklärung
Ich versichere, dass ich diese Arbeit ohne die Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als
den angegebenen Quellen und Hilfsmitteln angefertigt habe.
Verwendete Quellen sowie wörtlich oder inhaltlich entnommene Stellen sind als solche kennt­
lich gemacht.
Diese Arbeit hat, soweit mir bekannt, in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungs­
behörde vorgelegen.
____________________________________
Paderborn im April 2006
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4
Inhaltsverzeichnis
0 Einleitung................................................................................................................................ 7
0.1 Kontext.............................................................................................................................7
0.2 Ziel und Abgrenzung....................................................................................................... 7
0.3 Struktur.............................................................................................................................9
0.4 Sprachliche Hinweise.......................................................................................................9
1 Grundlagen............................................................................................................................11
1.1 Behinderungen............................................................................................................... 11
1.1.1 Sehbehinderungen................................................................................................... 11
1.1.2 Hörgeschädigte........................................................................................................14
1.1.3 Kognitive Behinderungen....................................................................................... 15
1.1.4 Motorische Behinderungen..................................................................................... 16
1.2 Barrierefreiheit (Accessibility).......................................................................................18
1.2.1 Web Content Accessibility Guidelines................................................................... 18
1.2.2 Barrierefreie Informationstechnik Verordnung.......................................................20
1.3 Gebrauchstauglichkeit (Usability)................................................................................. 21
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen..................................................................................... 23
2.1 Sehbehinderungen.......................................................................................................... 23
2.1.1 Barrieren von Farbfehlsichtigen bei der Benutzung von Websites.........................23
2.1.2 Maßnahmen zum Abbau der Barrieren von Farbfehlsichtigen............................... 24
2.1.3 Barrieren stark Sehbehinderter bei der Nutzung von Websites.............................. 25
2.1.4 Maßnahmen zum Abbau der Barrieren stark Sehbehinderter................................. 27
2.1.5 Barrieren Blinder bei der Benutzung von Websites................................................30
2.1.6 Maßnahmen zum Abbau der Barrieren Blinder...................................................... 36
2.2 Hörschädigungen........................................................................................................... 42
2.2.1 Barrieren bei der Benutzung von Websites.............................................................42
2.2.2 Maßnahmen zum Abbau der Barrieren................................................................... 42
2.3 Motorische Behinderungen............................................................................................ 43
2.3.1 Barrieren bei der Benutzung von Websites.............................................................43
2.3.2 Maßnahmen zum Abbau der Barrieren................................................................... 45
2.4 Kognitive Behinderungen.............................................................................................. 46
2.4.1 Barrieren bei der Benutzung von Websites.............................................................46
2.4.2 Maßnahmen zum Abbau der Barrieren................................................................... 51
2.5 Widersprüche innerhalb der Barrierefreiheitsforderungen............................................ 57
2.5.1 Auswahlboxen in Formularen................................................................................. 57
2.5.2 Links zum Überspringen der Navigation................................................................ 57
2.5.3 Barrierefreie Website oder barrierefreie Version?..................................................57
3 Folgen für die Gebrauchstauglichkeit................................................................................... 59
3.1 Situationsbedingte Sehbehinderungen .......................................................................... 60
3.2 Hörschädigungen und Gebrauchstauglichkeit................................................................63
3.3 Motorische Behinderungen und Gebrauchstauglichkeit................................................ 64
3.4 Kognitive Behinderungen und Gebrauchstauglichkeit.................................................. 64
4 Literatur.................................................................................................................................71
4.1 Buchquellen................................................................................................................... 71
4.2 Onlinequellen................................................................................................................. 72
5 Abbildungsverzeichnis..........................................................................................................75
5
6
0 Einleitung
0 Einleitung
0.1 Kontext
Kaum eine technische Entwicklung hat das Alltagsleben in den letzten zehn Jahren so sehr
verändert wie das Internet. Ein Großteil der geschäftlichen und privaten Kommunikation läuft
heute über das Internet ab, Bücher werden im Internet bestellt und auch die Universitäten ge­
hen dazu über, ihre Informationen im Internet zu verbreiten.
Laut der ARD/ZDF-Online-Studie 2005 sind fast 57% der Erwachsenen regelmäßig online.
Während früher in erster Linie bei Jungen und Gebildeten Zuwachsraten zu verzeichnen
waren, ziehen jetzt die sogenannten „onlineabstinenten Gruppen“ nach, darunter vor allem die
Älteren und Menschen mit einem formal niedrigen Bildungsniveau, also Menschen, die nur
eine Volks- oder Hauptschule besucht haben (2001: 17,9% - 2005: 38,5%).
Die größte Gruppe unter den Internetnutzern (30%) sind die sogenannten „Randnutzer“. Sie
nutzen das Internet nur selten und steuern dabei gezielt für sie interessante Seiten an. Nur
17% der Online-Nutzer gehören zu den „Routinierten Infonutzern“.
Ebenfalls aus der Studie geht eine Steigerung der Anzahl der Nutzer hervor, die das Internet
mobil nutzen. Bereits 19% der Nutzer hatten der Studie nach bereits mobilen Zugang zum
zum Netz. 12% mit dem Handy. [ARD-Onlinestudie05]
Die Erkenntnis, dass die Website-Benutzer nicht mehr die Technik-Freaks sind, hat dazu ge­
führt, dass in den letzten Jahren viel von der Gebrauchstauglichkeit (englisch. Usability) von
Websites die Rede ist. Die Anbieter von Websites haben erkannt, dass ihr Angebot auch für
unerfahrene Benutzer leicht bedienbar sein muss – vor allem wenn sie etwas verkaufen
wollen.
Nicht zuletzt aus gesetzlichen Gründen sind auch behinderte Internetnutzer ins Blickfeld ge­
raten. Gesetze und Verordnungen verlangen in Deutschland, dass die Internetangebote öffent­
licher Stellen barrierefrei, also so gestaltet sind, dass auch Menschen mit Behinderungen sie
nutzen können.
0.2 Ziel und Abgrenzung
Mittlerweile gibt es eine große Menge Literatur zu den Themen Barrierefreiheit und Ge­
brauchstauglichkeit. Dabei verwenden die Autoren sehr unterschiedliche Ansätze:
Literatur zur Barrierefreiheit ist sehr textlastig. Die Autoren orientieren sich meist an den
existierenden Gesetzen und Verordnungen. Sie erläutern dann, oft mit HTML 1-Quellcodebei­
spielen, wie man diesen Anforderungen nachkommen kann. Einige Autoren legen den
Gesichtspunkt dabei stark auf die Spezifikationen, andere mehr auf die Fähigkeiten der unter­
stützenden Technologien wie Browsern oder assistiver Technologie wie Screenreadern.
Literatur zur Gebrauchstauglichkeit hingegen enthält viele erläuternde Abbildungen und
Zeichnungen. Gesetze, Verordnungen und Normen werden, obwohl es sie gibt, meist gar
nicht erwähnt. Stattdessen berichten die Autoren über ihre Erfahrungen bei Tests mit Ver­
1
HTML ist eine Auszeichnungssprache, die es ermöglicht, Dokumente zu strukturieren und zu gestalten. Die
optische Gestaltung wird heute meist mit Stylesheets (CSS) realisiert. CSS-Regeln bestimmen das Aussehen der
Elemente auf einer Website.
7
suchskandidaten und schließen daraus auf allgemeine Regeln dafür, wie Websites gestaltet
werden sollten, damit sie für die meisten Menschen gut bedienbar sind. HTML-Auszeich­
nungen und andere technisches Dinge spielen nur ganz am Rande eine Rolle. Zur Verdeutli­
chung der Regeln werden Abbildungen von guten oder schlechten Beispielen verwendet.
Trotz der gänzlich verschiedenen Ansätze fällt schnell auf, dass sich die Hauptaussagen der
beiden Disziplinen nahezu gleichen; Regeln, die im Bereich Barrierefreiheit umstritten sind,
sind auch im Bereich der Gebrauchstauglichkeit umstritten.
Als Beispiel seien hier Auswahlboxen in Formularen genannt. Für Blinde und Sehbehinderte
sind sie auf Grund ihrer Komplexität oft nur schwer zu bedienen, Menschen mit kognitiven
Einschränkungen werden jedoch gut unterstützt, da Fehleingaben vermieden werden. Im Be­
reich der Gebrauchstauglichkeit ist der Streitfall ähnlich: Komplexe Listen sind für Nutzer
kleiner Bildschirme, speziell von Handys nur schwer bedienbar, vielen anderen Surfern sind
sie jedoch eine große Erleichterung, da bei freien Eingabefeldern oft unklar ist, was genau
gefragt ist und wie man die Antwort eingeben soll. Aussagen wie „Vermeiden Sie Auswahl­
boxen!“ oder „Verwenden Sie Auswahlboxen!“ können also weder im Bereich der Bar­
rierefreiheit noch im Bereich der Gebrauchstauglichkeit Bestand haben.
Ziel dieser Studienarbeit ist es, die Gebrauchstauglichkeit mit der Barrierefreiheit zu ver­
binden. Es soll dargelegt werden, dass auch nicht-behinderte Menschen Websites nicht mit
der Aufmerksamkeit und in dem Umfang wahrnehmen können, die sich Webdesigner manch­
mal wünschen, und aus diesem Grund fast alles, was für die Gestaltung von barrierefreien
Websites gilt, auch auf das generelle Gestalten von gebrauchstauglichen Websites übertragen
werden kann.
Technische Aspekte der Gestaltung von Websites, wie HTML- oder CSS-Code, werden in
dieser Studienarbeit nur am Rande angesprochen. Listings mit HTML-Quellcode zur Lösung
eines bestimmten Problems können vielen Sammlungen im World Wide Web oder der ein­
schlägigen Fachliteratur entnommen werden.
Moderne Websites enthalten oft viele multimediale Elemente wie Videos, Musikschnipsel
oder Flash-Animationen. Den Bereich Multimedia hier komplett abzudecken würde bedeuten,
auf viele verschiedene Technologien und Einsatzzwecke einzugehen, was den Umfang dieser
Ausarbeitung sprengen würde. Multimediale Elemente werden daher nur am Rande angespro­
chen und nicht ausführlich behandelt.
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0 Einleitung
0.3 Struktur
Das erste Kapitel führt in die zum Verständnis dieser Arbeit notwendigen Grundlagen ein.
Die Begriffe Barrierefreiheit (bzw. Accessibility), Gebrauchstauglichkeit (bzw. Usability) und
die dahinter stehenden Gesetze, Verordnungen und Normen werden hier vorgestellt. Einen
großen Teil des Kapitels nehmen die Erläuterungen zu den Behinderungen ein, die Menschen
bei der Benutzung von Websites zum Nachteil werden können.
Kapitel 2 beschäftigt sich eingehend mit dem Thema Barrierefreiheit. Die konkreten Proble­
me, vor denen Behinderte mit Sehbehinderungen, Hörschäden, kognitiven oder motorischen
Behinderungen stehen, werden zunächst jeweils analysiert. Darauf folgen Vorschläge zum
Abbau der Barrieren.
Im dritten Kapitel wird dann der Weg von der Barrierefreiheit zur Gebrauchstauglichkeit be­
schritten. Jede der oben genannten Gruppen von Behinderten wird nochmals betrachtet. Es
wird analysiert, inwiefern ihre Einschränkungen auch auf andere Webbenutzer zutreffen und
inwiefern die Kriterien zum Abbau der Barrieren übernommen werden können. Belegt
werden diese Erkenntnisse durch entsprechende Vorschläge aus der GebrauchstauglichkeitsLiteratur.
0.4 Sprachliche Hinweise
In dieser Facharbeit ist oft von Menschen mit Behinderungen die Rede. Es ist fast nicht
möglich, über behinderte Menschen zu sprechen, ohne eine Formulierung zu benutzen, die
nicht von einzelnen Betroffenen oder Gruppierungen als diskriminierend empfunden würde.
So wird der Begriff „Behinderter“ von vielen als Beleidigung angesehen. Man definiere einen
Menschen dadurch nur über seine Behinderung. Auch der Begriff „behinderter Mensch“ wird
aus diesem Grunde kritisiert. Ein nicht diskriminierender Ausdruck sei „Mensch mit Be­
hinderung“, da der Mensch an erster Stelle stehen müsse. Anhänger der Political Correctness
versuchen, auch das Wort „Behinderung“ an sich zu vermeiden und sprechen von „Menschen
mit besonderen Befähigungen“ oder „Menschen mit besonderen Bedürfnissen“.
In dieser Arbeit verwende ich die Begriffe „Menschen mit Behinderung“ und „behinderte
Menschen“. Allerdings verzichte ich, ohne jemanden diskriminieren zu wollen, auf die
Nennung der Person bei den konkreten Behinderungen. Ausdrücke wie „ein Mensch mit Ge­
hörlosigkeit“ oder „eine Frau mit Erblindung“ wirken unnatürlich und beeinträchtigen den
Lesefluss zu sehr.
Alle Berufsbezeichnungen und Personenbezeichnungen sind stets geschlechtsneutral zu ver­
stehen. Auf Grund der leichteren Lesbarkeit habe ich auf die Nennung der jeweiligen weibli­
chen Form verzichtet. Ein Blinder kann also auch eine Blinde und ein Webdesigner2 durchaus
auch eine Webdesignerin sein.
2
Die Berufsbezeichnung Webdesigner steht hier gleichermaßen für den Planer, Gestalter und Programmierer.
Auf eine genauere Abgrenzung der einzelnen, nicht wirklich klar definierten, Berufsfelder kann für diese Arbeit
verzichtet werden.
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1 Grundlagen
1 Grundlagen
Dieses Kapitel vermittelt die zum Verständnis dieser Studienarbeit notwendigen Grundlagen,
erklärt die verwendeten Begriffe und informiert über Gesetze, Normen und Empfehlungen.
1.1 Behinderungen
Dem Gesetz nach sind Menschen dann behindert, wenn „ihre körperliche Funktion, geistige
Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate
von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben
in der Gesellschaft beeinträchtigt ist.“ [Behindertengleichstellungsgesetz §3]
Der Anteil der Menschen, die durch eine Behinderung in der Benutzung von Websites3 einge­
schränkt sind, ist nicht genau bekannt. In Deutschland waren im Mai 2003 8,4 Millionen
Menschen als schwerbehindert gemeldet [Behindertenstatistik_2003]. Diese Zahl kann jedoch
nur als Richtwert gesehen werden.
Zum einen gibt es keine Meldepflicht für Behinderungen. Die tatsächliche Zahl der Schwer­
behinderten ist also höher. Natürlich gibt es unter den behinderten Menschen aber viele, die
bei der Bedienung von Websites gar nicht eingeschränkt sind. Eine Person, die ihre Beine
nicht bewegen kann, ist natürlich schwerbehindert, hat bei der Webbenutzung dennoch keine
Einschränkungen.
Auf der anderen Seite sind viele Menschen ohne amtliche Schwerbehinderung von Ein­
schränkungen betroffen weil sie beispielsweise auf Grund ihres Alters nicht mehr gut sehen
können, ohne amtlich als schwerbehindert zu gelten. Eine Studie von Microsoft [MS-Enable]
geht davon aus, dass 60% der Berufstätigen von barrierefreier Gestaltung profitieren können.
Im Folgenden werden die Behinderungen, die für die Benutzung von Websites von Interesse
sind, genauer betrachtet.
1.1.1 Sehbehinderungen
Die Einschränkungen von Sehbehinderten reichen von leichten Weit- oder Kurzsichtigkeiten,
die mit Brillen und Kontaktlinsen korrigiert werden können, über Farbfehlsichtigkeiten,
Blendempfindlichkeiten bis hin zu Schädigungen des Sehnervs und der totalen Blindheit.
Farbfehlsichtigkeiten treten bei 8% der männlichen europäischen Bevölkerung auf. Bei
Frauen ist der Anteil, genetisch bedingt, viel geringer. Der Anteil derer, die komplett farben­
blind sind, ist verschwindend gering. Viel häufiger ist eine Rot-, Grün- oder Blauschwäche.
Die Betroffenen können also Farben sehen, bestimmte Farbabstufungen aber nicht unter­
scheiden. [Hellbusch 10,11]
In Deutschland leben etwa 145.000 blinde und ca. eine halbe Million sehbehinderte Men­
schen. Die Sehfähigkeit Sehbehinderter wird in Prozent gemessen. Wenn ein Betroffener
einen Gegenstand, den ein Nichtbehinderter aus 100m Entfernung erkennt, erst dann erkennt,
wenn er sich auf bis 10m genähert hat, spricht man von einer Sehfähigkeit von 10%. Von
3
Eine Website oder Web-Präsenz ist eine ein zusammenhängendes Projekt aus mehreren Webseiten (englisch
Web-Pages), die untereinander verlinkt sind. [Münz 17]
11
starker Sehbehinderung spricht man dann, wenn die Sehfähigkeit trotz Brille nur 5% beträgt.
Bei einer Sehfähigkeit von unter 2% spricht man von Blindheit. 4 [DBSV]
Websitebenutzer mit starken Sehbehinderungen sind auf extreme Vergrößerungen ange­
wiesen. Bei der Arbeit am Computer verwenden sie daher Vergrößerungssysteme oder sehr
niedrige Bildschirmauflösungen, was den gleichen Effekt, nämlich eine vergrößerte Darstel­
lung hat. Derartig stark sehbehinderte Menschen stehen in der Bedienung von Websites vor
großen Hürden, da sie immer nur Teile einer Seite sehen können, ihnen somit also der Über­
blick fehlt [Hellbusch 15]. Das Lesen eines Textes unter diesen Bedingungen ist äußerst er­
müdend, da ständig der Bildausschnitt verschoben werden muss und die Augen somit keinen
ruhigen Punkt finden können. (Abbildung 1)
Abbildung 1 de.wikipedia.org (Bildschirmlupe, hoher Kontrast, extragroß)
Blinde Internetnutzer sind auf Hilfsprogramme, sogenannte Screenreader angewiesen, die ih­
nen den Inhalt der Websites vermitteln. Der Screenreader überträgt den Inhalt der Seite zum
Beispiel auf eine Braille-Zeile, die den Text der Seite in Blindenschrift, der so genannten
Braille-Schrift, darstellt.
Die Braille-Schrift wurde 1825 von Luis Braille entwickelt. In der einfachsten Form werden
die Buchstaben des Alphabets durch 6 Punkte dargestellt. [DBSV_Braille]
Abbildung 2 Das Wort Internet in Braille-Schrift
Neben der sogenannten Basisschrift, bei der für jeden Buchstaben mindesten ein Braille-Zei­
chen steht (plus Zusatzzeichen für Großbuchstaben, Zahlen etc.), gibt es eine Vollschrift und
eine Kurzschrift. In der Vollschrift gibt es zusätzliche Zeichen für häufige Buchstabenkombi­
nationen wie „eu“, „au“, „ch“ oder „sch“. Die Kurzschrift ist eine Art Braille-Steno, mit der
es Blinden möglich ist, schnell zu lesen und zu schreiben. [Braille_FAQ] Screenreader
verwenden momentan nur die Basisschrift. Um zusätzliche Zeichen darstellen zu können, gibt
4
Die verschiedenen Arten der Sehbehinderung sind differenzierter. Manche Sehbehinderte haben beispielsweise
einen Tunnelblick, haben also ein eingeschränktes Gesichtsfeld.
12
1 Grundlagen
es eine Erweiterung des Systems auf 8 Punkte, die allerdings unter den Lesern der BrailleSchrift sehr umstritten ist.
Etwa 10% aller Benutzer mit Sehbehinderungen nutzen zum Lesen einer Internet-Seite eine
Braille-Zeile [Clark 27]. Sie besteht aus kleinen Stiften, die ausgefahren werden können und
so die Buchstaben darstellen. Andere Blinde und Sehbehinderte lassen sich den Text durch
eine synthetische Stimme vorlesen. [Hell 8]
Abbildung 3 Braille-Zeile mit 8 Punkten - Quelle: Wikipedia
Ein Screenreader interpretiert den Bildschirminhalt und leitet ihn an die Sprachausgabe oder
an die Braille-Zeile weiter. Der Benutzer kann mittels Tastatursteuerung Absätze über­
springen oder in Tabellen navigieren.
Die Einschränkungen für die Nutzer von Braille-Zeilen und Sprachausgaben sind enorm. Der
Inhalt von Grafiken kann kaum vermittelt werden. Alle Inhalte werden von oben nach unten
und von links nach rechts wiedergegeben5. Die Orientierung auf einer Websites ist dadurch
extrem schwierig, vor allem wenn Daten tabellarisch dargestellt werden oder schlecht struktu­
riert sind.
5
Die Elemente werden in der Reihenfolge im HTML-Quelltext wiedergegeben. Werden die Elemente nicht per
CSS frei auf der Seite positioniert, entspricht dies dem Lesen von links nach rechts und von oben nach unten.
13
1.1.2 Hörgeschädigte
Das heutige Web ist in erster Linie ein visuelles Medium. Daher könnte man zunächst davon
ausgehen, dass Gehörlose relativ wenige Einschränkungen bei der Benutzung von Websites
zu erleiden haben. Erstaunlicher Weise ist fast das Gegenteil der Fall.
Hörgeschädigte werden in auditiv orientierte und visuell orientierte eingeteilt. Auditiv
Orientierte nehmen ihre Umwelt trotz Höreinschränkungen mittels eines Hörgerätes über das
Ohr wahr. Visuell Orientierte nehmen ihre Umwelt nur über optische Reize wahr und sind da­
her auf die Gebärdensprache angewiesen.
In Deutschland wohnen, nach Informationen des Deutschen Gebärdenwerkes, 14 Millionen
Hörgeschädigte. 2,5 Millionen davon sind als Schwerbehinderte anerkannt. Sie sind mittelbis hochgradig schwerhörig oder ertaubt. Rund 80.000 Menschen sind vollständig taub oder
haben derart große Einschränkungen, dass die akustische Welt für sie nicht zugänglich ist.
[Gebärdenwerk]
Die deutsche Gebärdensprache (DGS) ist eine eigenständige Sprache mit eigenem Wortschatz
und eigener Grammatik. Die Ausdrucksmöglichkeiten in der Gebärdensprache sind mit denen
der gesprochenen Sprache zu vergleichen und nicht etwa auf Alltagsgespräche beschränkt.
Im Gegensatz zur deutschen Schriftsprache orientiert sich die Gebärdensprache nicht an den
Lauten der gesprochenen Sprache. Menschen, die schon von Geburt an gehörlos sind, haben
daher große Schwierigkeiten damit, sich akustisch verständlich zu machen, obwohl sie in der
Regel nicht stumm sind. Da die Schriftsprache auf der Laut-Buchstaben-Zuordnung basiert,
haben Gehörlose große Probleme beim Lesen und Schreiben. Trotz enormer Anstrengungen
kommen 80% der Gehörlosen nicht über das Schreibniveau eines Grundschülers hinaus.
[Efa_gehörlos]
Entgegen der weitläufigen Annahme stehen Hörgeschädigte damit vor den höchsten Barrieren
bei der Benutzung von Websites. Eine befriedigende Abhilfe ist momentan noch nicht in
Sicht. Forschungen zur automatischen Umsetzung geschriebenen Textes in Gebärden auf der
einen Seite und die automatische Erkennung von Gebärdensprache auf der anderen Seite ste­
cken noch in den Kinderschuhen. 6
6
An der RWTH Aachen wird in beiden Problemfeldern geforscht. Das Projekt SignRec (www.techinfo.rwth-aa­
chen.de/Forschung/SLR/VGErkennung/signrec.html) entwickelt ein System zur Erkennung von Gebärden. Die
Diplomarbeit von Daniel Stein (http://www-i6.informatik.rwth-aachen.de/~stein/diplomarbeit.pdf) beschreibt ein
Projekt zur automatischen Umsetzung gesprochenen Textes in Gebärdensprache. Beide Projekte sind allerdings
sehr eingeschränkt.
14
1 Grundlagen
1.1.3 Kognitive Behinderungen
Kognitive Behinderungen erschweren das Verstehen von Texten und Zusammenhängen. Oft,
vor allem im Zusammenhang mit schulischen Leistungen, wird auch von Lernbehinderungen
gesprochen.7
Die einzelnen Behinderungen und Einschränkungen sind vielfältig. Menschen mit einer LeseRechtschreib-Schwäche gehören ebenso dazu, wie Menschen mit Konzentrationsstörungen,
mit eingeschränktem räumlichen Vorstellungsvermögen oder mit einer geringen Intelligenz.
Einige kognitive Behinderungen lassen sich behandeln oder lindern. Kinder, die an der Kon­
zentrationsstörung AHDS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) leiden, können
zum Beispiel mit Medikamenten oder durch Verhaltenstherapie oft behandelt werden.
[Legasthenieinfo_AHDS]
AHDS kann zu einer Legasthenie, also einer Lese- und Rechtschreib-Schwäche führen, da die
Kinder in der Schulzeit auf Grund ihrer Konzentrationsstörung das Lesen und Schreiben nicht
erlernen konnten. Diese Art der Legasthenie lässt sich „heilen“, sobald die AHDS der Betrof­
fenen unter Kontrolle gebracht ist. Es gibt allerdings auch andere Formen der Legasthenie 8,
die sich nicht ohne weiteres heilen lassen.
Legastheniker können nur sehr langsam lesen und die Zusammenhänge dabei nur schlecht
erfassen. Beim Schreiben machen sie viele Fehler und schreiben oft das gleiche Wort in
einem Text auf unterschiedliche Weise falsch. Hinzu kommen weitere Fehler in der Recht­
schreibung und Zeichensetzung. [BVL_Legasthenie]
Neben AHDS und Legasthenie gibt es noch viele weitere Formen geistiger Behinderungen
mit oft verblüffenden Folgen. Betroffene können zum Beispiel komplizierte Spiele praktisch
erlernen, ohne die Fähigkeit zu besitzen, sie theoretisch erklären oder anhand einer Anleitung
lernen zu können.
Es gibt kaum wissenschaftlich fundierte Untersuchung über Barrieren bei der Internetnutzung.
Empfehlungen decken oft nur einen Teilbereich ab. Ein Beispiel dafür ist die Verwendung
einer einfachen Sprache, die einigen hilft, anderen jedoch keine Verbesserung bringt oder sie
sogar behindert. Während einige durch viele Bilder verwirrt werden, sind diese für andere
hilfreich.
Da viele der Einschränkungen geistig Behinderter für Webdesigner nur sehr schwer nachzu­
vollziehen sind und somit auf die Bedürfnisse der Behinderten kaum eingegangen wird, sind
die Hürden für diese Gruppe oft immens.
7
Gebräuchlich ist auch der Begriff „geistige Behinderung“. Genau genommen sind die kognitiven Be­
hinderungen eine Untergruppe der geistigen Behinderungen, da sie zum Beispiel emotionale Störungen nicht mit
einschließen.
8
Die Fachliteratur unterscheidet zwischen isolierten Leseschwächen, isolierten Rechtschreibschwächen und
kombinierten Lese- Rechtschreib-Schwächen.
15
1.1.4 Motorische Behinderungen
Motorisch oder körperlich behindert sind Menschen mit Einschränkungen des Bewegungsap­
parates. Viele dieser Einschränkungen sind für die Bedienung von Websites ohne weitere Be­
deutung, dazu gehören Gehbehinderte oder Personen mit Gleichgewichtsstörungen.
Nutzer mit motorischen Einschränkungen der Arme und Hände haben Schwierigkeiten dabei,
mit einer Website zu interagieren. Sie können oft entweder nur die Maus oder nur die Tasta­
tur verwenden und sind in der Bedienung sehr langsam oder ungenau.
Abbildung 4 Eine Großfeldtastatur der Firma Igel.
Quelle: www.rz.fhtw-berlin.de/content/helpcenter/medientechnik
Abbildung 5 Integramaus und Bildschirmtastatur
Quelle: www.lifetool.at
16
1 Grundlagen
Spezialanfertigungen wie die IntegraMouse [Hellbusch 21], die mit dem Mund bedient wird,
Großfeld-Tastaturen [Hellbusch 22] mit extra-großen oder gut abgesetzen Tasten oder Bild­
schirmtastaturen [Clark 30] stehen nur wenigen Benutzern zur Verfügung und lösen bei wei­
tem nicht alle Probleme.
Mit der IntegraMouse (siehe Abbildung 5) kann eine Maus komplett ersetzt werden. Der
Benutzer steuert den Mauszeiger mit einem Mundstück. Das Klicken der Maustasten wird
durch Pusten und Saugen ersetzt. Die IntegraMouse wird in der Regel zusammen mit einer
Bildschirmtastatur eingesetzt. Statt auf einer Tastatur zu tippen fährt der Benutzer mit dem
Mauszeiger den Buchstaben an und klickt (bzw pustet) diesen dann an. Das Schreiben eines
Textes wird so selbst für geübte Nutzer einer IntegraMouse zur Geduldsprobe.
Selbst mit Hilfsmitteln stehen motorisch behinderte Nutzer von Websites vor großen Hürden,
zum Beispiel bei der Eingabe einer Tastenkombination (wenn man nicht in der Lage ist, meh­
rere Tasten gleichzeitig zu drücken) oder dem Anklicken eines sehr klein dargestellten Links,
wenn man bei der Steuerung des Mauszeigers nur ungenau vorgehen kann.
17
1.2 Barrierefreiheit (Accessibility)
Unter dem Begriff Barrierefreiheit (bzw. englisch Accessibility) werden alle Maßnahmen zu­
sammengefasst, die Umwelt derart zu gestalten, dass sie auch für Menschen mit Be­
hinderungen ohne große Hürden zugänglich ist. Barrierefreie Websites sind dabei ein relativ
neues Feld. Schon länger kennt man zum Beispiel Rampen für Rollstuhlfahrer oder spezielle
Formulare für Sehbehinderte in großer Schrift.
Die Gestaltung von barrierefreien Websites ist in Deutschland, wie mittlerweile in vielen
Staaten, gesetzlich vorgeschrieben. Die allgemeinste Grundlage für die Barrierefreiheit findet
sich im Grundgesetz:
„Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“
[Grundgesetz, Artikel 3, Absatz 3]
Immer noch recht allgemein ist die Definition der Barrierefreiheit nach dem Behinderten­
gleichstellungsgesetzes (BGG):
„Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Ge­
brauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle
Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete
Lebensbereiche, wenn sie für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise,
ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und
nutzbar sind.“ [Behindertengleichstellungsgesetz, Abschnitt 1, Paragraph 4]
Genaueres regelt die Barrierefreie Informationstechnik Verordnung (BITV), die im Wesentli­
chen eine deutsche Übersetzung der Web Content Accessibility Guidelines des World Wide
Web Consortiums (W3C) sind. Auch die Vorgaben vieler anderer Staaten 9 richten sich nach
diesem Leitfaden.
1.2.1 Web Content Accessibility Guidelines
Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) wurden von der Web Accessibility In­
itiative (WAI), einer Abteilung des W3C10 entwickelt. Die Web Accessibility Initiative (WAI)
entwickelt Strategien, Richtlinien und weitere Materialien, um das Web behinderten Men­
schen zugänglich zu machen. Die WCAG ist nicht die einzige Richtlinie der Initiative. Zum
Angebot gehören auch Richtlinien für Browser, Website-Editoren, Content-Management-Sys­
teme etc. [WAI1]
Die erste und momentan gültige Fassung der WCAG wurde 1999 verabschiedet. Sie richtet
sich vor allem an die technischen Gestalter von Websites. [WCAG1] Momentan wird an einer
neuen Fassung der WCAG gearbeitet, die sich an ein breiteres Publikum richtet. Die Kriterien
aus der alten Fassung werden verallgemeinert und einem der vier Prinzipien Wahrnehm­
9
Die in den USA geltende „Section 508“ hat große Schnittmengen mit der WCAG. Schlecht zu überprüfende
Forderungen wurden jedoch weggelassen, einige in der WCAG sehr allgemein gehaltene Forderungen hingegen
kontretisiert.
10
Das World Wide Web Consortium (W3C) empfiehlt Regeln für das World Wide Web. Oft werden diese Emp­
fehlungen Standards genannt. Das W3C legt beispielsweise fest, was zum HTML-Standard gehört und was nicht.
Das W3C gliedert sich in viele Unterabteilungen.
18
1 Grundlagen
barkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und Robustheit zugeordnet. Diese Prinzipien sind all­
gemein gehalten, um die Richtlinie kompatibel zu zukünftigen Technologien zu halten.
Die erste Version der WCAG enthält 66 Checkpunkte in 14 Themengebieten. [Hell 37] Die
Checkpunkte sind in 3 Prioritätsklassen eingeordnet: [WCAG]
Priorität 1:
Ein Entwickler von Web-Inhalten muss Checkpunkte dieser Priorität erfüllen. Andern­
falls wird es für eine oder mehrere Gruppen unmöglich sein, auf die Information im
Dokument zuzugreifen. Die Erfüllung dieses Checkpunkts ist eine grundlegende Er­
fordernis, damit bestimmte Gruppen Web-Dokumente verwenden können.
Priorität 2:
Ein Entwickler von Web-Inhalten sollte Checkpunkte dieser Priorität erfüllen.
Andernfalls wird es für eine oder mehrere Gruppen schwierig sein, auf die Information
im Dokument zuzugreifen. Die Erfüllung dieses Checkpunkts beseitigt signifikante
Hindernisse für den Zugriff auf Web-Dokumente.
Priorität 3:
Ein Entwickler von Web-Inhalten kann Checkpunkte dieser Priorität erfüllen. Andern­
falls wird es für eine oder mehrere Gruppen etwas schwierig sein, auf die Information
im Dokument zuzugreifen. Die Erfüllung dieses Checkpunkts erleichtert den Zugriff
auf Web-Dokumente.
Entsprechend zu den Prioritäten gibt es Konformitätsklassen. Werden alle Checkpunkte der
Priorität 1 erfüllt, entspricht dies der Konformitätsklasse A. Entsprechend gelten für dir Prio­
ritäten 2 und 3 die Konformitäten AA und AAA.
Die Kriterien der WCAG geben dem Webdesigner zwar eine ganze Reihe von Kriterien an
die Hand, ob diese allerdings erfüllt sind, kann oft nicht eindeutig festgestellt werden. Ein
Beispiel für einen Checkpunkt der Priorität 1, den also alle Websites erfüllen sollen:
14.1 Verwenden Sie für den Inhalt einer Site die klarste und einfachste Sprache, die
angemessen ist.
Was ist die klarste und einfachste Sprache? Wann ist Sprache nicht mehr klar und einfach?
Welche Sprache ist für wen angemessen? Die Antwort auf diese Fragen ist für den Webdesi­
gner nur schwer zu beantworten. Um wirklich Klarheit zu haben, ob der Checkpunkt erfüllt
ist, müssen Tests mit der Zielgruppe durchgeführt werden. Eine automatische Überprüfung
schließt sich mit den heutigen Techniken komplett aus.
19
1.2.2 Barrierefreie Informationstechnik Verordnung
Die Barrierefreie Informationstechnik Verordnung (BITV) legt fest, dass seit dem 31.12.2005
alle Websites des Bundes barrierefrei zu gestalten sind. Die übrigen Übergangsfristen sind in­
zwischen ohne Belang, sie liegen alle in der Vergangenheit. Die Regelungen der Verordnung
gelten auch in den meisten Bundesländern für deren Behörden und Stellen. In NordrheinWestfalen beispielsweise gibt es die BITV-NRW, die genau dies regelt.
Als Kriterien für die Barrierefreiheit enthält die BITV im Anhang eine Übersetzung der Krite­
rien der WCAG mit nur leichten Abwandlungen: Zwei Bedingungen wurden vertauscht. Die
übrigen Änderungen betreffen die Sprache des Regelwerks. Die Sprache der WCAG ist im
Gegensatz zur üblichen Sprache deutscher Gesetze und Verordnungen sehr direkt. Man findet
dort direkte Imperative wie „Lassen sie keine Pop-Ups erscheinen [...]“. In der üblichen Spra­
che einer Verordnung hingegen werden Nominalisierungen und passive Formen wie „Das Er­
scheinenlassen [...] ist zu vermeiden.“ benutzt.11 Außerdem wurden Hinweise, die auf den vor­
läufigen Charakter einer Regel hinweisen, entfernt.
WCAG (deutsche Übersetzung):
10.1 Lassen Sie keine Pop-Ups oder andere Fenster erscheinen und wechseln Sie das
aktuelle Fenster nicht, ohne den Benutzer zu informieren, bis Benutzeragenten es
gestatten, die Erzeugung neuer Fenster zu unterbinden.
BITV:
10.1 Das Erscheinenlassen von Pop–Ups oder anderen Fenstern ist zu vermeiden. Die
Nutzerin/der Nutzer ist über Wechsel der aktuellen Ansicht zu informieren.
Im Gegensatz zur WCAG gibt es nur 2 Prioritätsstufen. BITV Priorität 1 entspricht den Priori­
tätsstufen 1 und 2 der WCAG. BITV Priorität 2 entsprechend der Stufe 3. Eine Website ent­
spricht der BITV, wenn alle Unterseiten der Priorität 1 entsprechen und zentrale Navigations–
und Einstiegspunkte (wie zum Beispiel die Hauptseite oder Suchseiten) zusätzlich der Priori­
tät 2 entsprechen. [BITV]
Auf Grund der großen Ähnlichkeit der Verordnungen bzw. Leitfäden kann internationale Li­
teratur zur Barrierefreiheit, die auf den Richtlinien der WCAG basiert ohne weiteres auf die
deutsche BITV übertragen werden.
11
Ironischer Weise wird durch diese Sprachänderung die eigene Forderung, immer die möglichst einfachste Spra­
che zu benutzen, nicht mehr erfüllt.
20
1 Grundlagen
1.3 Gebrauchstauglichkeit (Usability)
Im Gegesatz zur Barrierefreiheit, bei der die Gesetze, Verordnungen und Normen eine große
Rolle spielen, sind Normen zur Gebrauchstauglichkeit (bzw. englisch Usability) kaum be­
kannt.
Sucht man nach festgeschriebenen Regeln, findet man einige ISO-Normen. Die Norm ISO
9241 „Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeiten mit Bildschirmgeräten“ beschreibt
die Anforderungen an Dialogsysteme und gibt eine allgemeine Definition von Gebrauch­
stauglichkeit.
„Usability ist die Effektivität, Effizienz und das Ausmaß der Zufriedenheit, mit denen
bestimmte Benutzer spezifizierte Ziele in vorgegebenen Umgebungen erreichen.“ [ISO
9241]
Dies einzelnen Forderungen zur Dialoggestaltung können auch auf das Web übertragen
werden: [ISO 9241]
Aufgabenangemessenheit
Ein Dialog ist aufgabenangemessen, wenn er den Benutzer unterstützt, seine Arbeits­
aufgabe effektiv und effizient zu erledigen.
Selbstbeschreibungsfähigkeit
Ein Dialog ist selbstbeschreibungsfähig, wenn jeder einzelne Dialogschritt durch
Rückmeldung des Dialogsystems unmittelbar verständlich ist oder dem Benutzer auf
Anfrage erklärt wird.
Steuerbarkeit
Ein Dialog ist steuerbar, wenn der Benutzer in der Lage ist, den Dialogablauf zu
starten sowie seine Richtung und Geschwindigkeit zu beeinflussen, bis das Ziel er­
reicht ist.
Erwartungskonformität
Ein Dialog ist erwartungskonform, wenn er konsistent ist und den Merkmalen des
Benutzers entspricht, z. B. den Kenntnissen aus dem Arbeitsgebiet, der Ausbildung
und der Erfahrung des Benutzers sowie den allgemein anerkannten Konventionen.
Fehlertoleranz
Ein Dialog ist fehlertolerant, wenn das beabsichtigte Arbeitsergebnis trotz erkennbar
fehlerhafter Eingaben entweder mit keinem oder mit minimalem Korrekturaufwand
durch den Benutzer erreicht werden kann.
21
Individualisierbarkeit
Ein Dialog ist individualisierbar, wenn das Dialogsystem Anpassungen an die Er­
fordernisse der Arbeitsaufgabe, individuelle Vorlieben des Benutzers und Benutzerfä­
higkeiten zulässt.
Lernförderlichkeit
Ein Dialog ist lernförderlich, wenn er dem Benutzer beim Erlernen des Dialogsystems
unterstützt und anleitet.
Die Forderungen der Norm richten sich eigentlich nicht an die Designer von Websites. Die
Autoren hatten eher an die Entwickler klassischer Dialogsysteme auf Terminals gedacht.
Folglich fehlen Konzepte wie eine konsistente Navigation in der Norm oder müssen kom­
pliziert hergeleitet werden. (Die konsistente Navigation kann zum Beispiel aus den
Forderungen zur Erwartungskonformität und zur Lernförderlichkeit geschlossen werden)
Derzeit wird eine neue Norm (ISO 23973) entwickelt, die speziell Anforderungen für
Benutzungsschnittstellen für das World Wide Web definiert. Sie befindet sich jedoch noch in
einem frühen Stadium.
In Deutschland wird oft noch die „Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der
Arbeit an Bildschirmgeräten“, kurz Bildschirmarbeitsverordnung, angebracht. Hauptge­
sichtspunkt dieser Verordnung ist die Gestaltung von Arbeitsplätzen. So wird geregelt, dass
die Helligkeit von Bildschirmen einstellbar sein muss und dass Tastaturen nicht spiegeln. Es
wird aber auch festgelegt, dass Zeichen auf dem Bildschirm „scharf, deutlich und ausreichend
groß sein sowie einen angemessenen Zeichen- und Zeilenabstand haben“ müssen und das Bild
außerdem „stabil und frei von Flimmern sein“ muss. [Bildschirmarbeitsverordnung]
Obwohl also Normen und Verordnungen existieren, kann man wohl davon ausgehen, dass
sich die Entwickler von Websites in absehbarer Zeit nicht an ihnen orientieren. Dafür sorgt
allein schon die zu allgemeine Natur und oft unverständliche Sprache dieser Normen.
Im Gegensatz zum Thema Barrierefreiheit, bei der es offizielle und para-offizielle Rege­
lungen gibt und die Fachliteratur sich an diesen Regelungen orientiert, sind die Schriften zum
Thema Gebrauchstauglichkeit weniger klar. Die Autoren entwickelten, zum Teil aus Usabili­
ty-Tests, zum Teil einfach durch Überlegungen Heuristiken und belegen diese an Beispielen
und Gegenbeispielen.
22
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
Dieses Kapitel beschäftigt sich eingehend mit dem Thema Barrierefreiheit. Die vier Be­
hinderungsgruppen Sehbehinderungen, Hörschädigungen sowie kognitive und motorische Be­
hinderungen werden zunächst jeweils genauer in Bezug auf die Einschränkungen der Betrof­
fenen bei der Bedienung von Websites untersucht. Darauf folgt dann jeweils ein Unterkapitel,
das die Maßnahmen zum Abbau dieser Hürden beschreibt. Die hier angesprochenen Ein­
schränkunen und Maßnahmen sind die in der Literatur meist genannten. Ein Anspruch auf
Vollständigkeit besteht nicht.
Die Lösungsvorschläge wurden weitgehend der Literatur zum Thema Barrierefreiheit entnom­
men. Entgegen dem Eindruck, den die Autoren in der Regel vermitteln wollen, sind diese
Vorschläge jedoch nicht widerspruchslos. Eine Forderung, die einer Gruppe behinderter Men­
schen entgegenkommt, kann eine andere zusätzlich behindern. Maßnahmen, die ein Autor für
extrem wichtig hält, hält ein anderer für unwichtig. Diese Widersprüche finden ihren
Widerhall auch in diesem Kapitel. Die hier angesprochenen Maßnahmen gehen folglich oft
über die Einschränkungen der BITV hinaus oder relativieren sie.
2.1 Sehbehinderungen
Da es eine Vielzahl von Sehbehinderungen mit sehr verschiedenen Einschränkungen bei der
Nutzung von Websites gibt, ist dieses Kapitel in Farbfehlsichtigkeiten, starke Sehbe­
hinderungen mit Restsehvermögen und Blindheit unterteilt.
2.1.1 Barrieren von Farbfehlsichtigen bei der Benutzung von Websites
Ein Nutzer mit einer Farbfehlsichtigkeit kann auf Probleme stoßen, wenn ausschließlich Farbe
genutzt wird, um Informationen zu übermitteln.
Abbildung 6 images.tchibo.de/eCS/Store/ch/Tarife_HKG_d_2006v3.pdf
Abbildung 6 zeigt einen Ausschnitt aus der Tarifliste für Haushaltskleingeräte von Tchibo für
das Jahr 2006. Änderungen zum Jahr 2005 sind hier in roter Farbe markiert (zweite und dritte
Zeile). Benutzer mit einer Rot-Grün-Schwäche können diese Markierung gar nicht oder nur
sehr schwer erkennen.
Abbildung 7 zeigt eine Art Fragebogen, bei dem man die Fragen durch Klicken eines roten
oder grünen Buttons beantworten soll. Wer diese Farben nicht unterscheiden kann, hat keine
Chance den Fragebogen zu nutzen.
Beispiele dafür, dass Texte auf Websites auf Grund der Farbenblindheit nicht zu sehen sind,
sind im Netz kaum zu finden. Die Beispiele der Fachbücher sind sehr konstruiert. [z. B. Hell­
busch 85]. Einige der Seiten, die für Normalsichtige auf Grund ungünstiger Farbkombina­
23
tionen schwer lesbar sind (zum Beispiel durch rote Schrift auf grünem Grund), sind nach der
Simulation einer Farbenblindheit sogar besser lesbar.12 Für Farbfehlsichtige ungünstige Farb­
kombinationen sind in der Regel auch für Normal-Sichtige schwer erkennbar.
Abbildung 7 homepage.hispeed.ch/edu-oekonomie/Wohlstand/wohlstand-2q1.htm
2.1.2 Maßnahmen zum Abbau der Barrieren von Farbfehlsichtigen
2.1.2.1 Informationen nie nur durch Farbe darstellen
Bei der Gestaltung von Websites ist darauf zu achten, dass niemals auf Farbe allein gesetzt
wird. Abbuchungen auf einem Konto sollten beispielsweise nicht nur rot dargestellt, sondern
zusätzlich mit einem Minus oder dem Wort „Soll“ versehen werden. Die Buttons aus Abbil­
dung 7 müssten zusätzlich mit dem Text „richtig“ und „falsch“ versehen werden, geänderte
Inhalte, wie in Abbildung 6, nicht ausschließlich rot, sondern beispielsweise rot und fett
dargestellt werden.
Abbildung 8 www.djkrheda.de / de.wikipedia.org
2.1.2.2 Navigation auch ohne Farbe benutzbar machen
Besonders wichtig für die Bedienung einer Seite ist, dass Navigationselemente und Links
auch ohne Farbe nutzbar sind. In der Wikipedia (Abbildung 8) sind Links lediglich blau
dargestellt aber nicht unterstrichen, sind also für einen Benutzer mit Blauschwäche nicht
sichtbar. Markierungen, die die aktuelle Position innerhalb der Seite anzeigen (Abbildung 8)
müssen ebenfalls so gestaltet sein, dass nicht nur die Farbe diese Information trägt. In diesem
12
Verschiedene Farbfehlsichtigkeiten können unter http://colorfilter.wickline.org simuliert werden.
24
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
Beispiel der Website djkrheda.de ist die gelbe Markierung des Punktes „Basketball“ für einen
Farbfehlsichtigen nur schwer erkennbar.
2.1.2.3 Ausreichend Farbkontrast sicherstellen
Wenn Elemente durch Farbe unterschieden werden müssen, wenn sich Elemente verschie­
dener Farben überlappen und die Farbe dabei von Bedeutung ist oder wenn farbige Schrift auf
farbigem Grund verwendet werden soll, muss darauf geachtet werden, dass auch Farbenblinde
sie unterscheiden können. Relativ leicht ist das über die Helligkeit möglich. Dunkles Rot auf
hellem Grün ist beispielsweise kein Problem, während diese Kombination bei gleicher Farb­
sättigung in jedem Falle zu vermeiden ist. Welche Farben gut oder schlecht funktionieren und
welche nicht, hängt stark von der Art der Farbfehlsichtigkeit ab. Folgende Kombinationen
sind aber zu vermeiden, da sie von vielen Sehbehinderten schlecht erkannt werden können:
[Hellbusch 82, Clark 208]
•
•
•
Komplementärfarben (wie Rot/Grün und Blau/Gelb) verunsichern sowohl Farbfehl­
sichtige als auch Normalsichtige.
Rot in Kombination mit Schwarz oder Dunkelgrau sollte nicht zusammen verwendet
werden, da viele Farbfehlsichtige Rot als Dunkelgrau wahrnehmen.
Rot und Grün sollten nicht mit Beige, Gelb oder Orange kombiniert werden, da die
meisten Farbfehlsichtigen diese Farben verwechseln.
Die Farbkombinationen Schwarz/Weiß, Weiß/Rot, Weiß/Schwarz, Blau/Weiß, Gelb/Blau
werden hingegen allgemein gut erkannt. [Hellbusch 83]
2.1.3 Barrieren stark Sehbehinderter bei der Nutzung von Websites
Stark sehbehinderte Nutzer benötigen Vergrößerungen, um Texte und Bilder wahrnehmen zu
können. Dies geschieht entweder mit Bildschirmlupen oder durch die Verringerung der Auf­
lösung. Manche Benutzer, die nur gelegentlich Vergrößerungen benötigen, vergrößern die
Darstellung im Browser. All diesen Benutzern ist gemein, dass sie nur einen kleinen Aus­
schnitt einer Website auf einmal sehen können. Daher fällt es ihnen schwer, den Inhalt der
Website schnell zu erfassen.
Viele der heutigen Websites sind so gestaltet, dass sie eine bestimmte Bildschirmauflösung
und eine bestimmte Schriftgröße voraussetzen. Nutzer, die eine niedrige Auflösung, wie bei­
spielsweise 800x600 Bildpunkte verwenden, sind dann vermehrt gezwungen zu scrollen. Dies
ist vor allem dann ärgerlich, wenn Benutzer horizontal scrollen müssen, um den Text auf der
Seite lesen zu können. (Abbildung 9)
Nutzer einer kleinen Auflösung kommen schnell in Schwierigkeiten bei der Benutzung von
dynamischen Websites. Bei dynamischen Seiten ändert sich der Inhalt in Abhängigkeit von
Benutzereingaben, ohne dass die Seite neu geladen wird. Dies wird in der Regel per Ja­
vaScript13 erreicht. Denkbar ist zum Beispiel eine Navigation in 2 Ebenen. Wenn der Benutzer
auf der Hauptebene eine Auswahl trifft, ändert sich die zweite Ebene, ohne dass die Seite neu
lädt.
13
JavaScript ist eine Scriptsprache. Die Scripte werden im Browser des Betrachters ausgeführt. Per JavaScript la­
sen sich die Inhalte der aktuellen Seite dynamisch ändern. In modernen Browsern lassen sich auch Seitenteile
vom Server nachladen, ohne dass die Seite als ganzes neu geladen werden muss.
25
So eine dynamische Seite ist problematisch für einen Nutzer mit einem Vergrößerungssystem,
wenn die Änderungen außerhalb seines Sichtbereichs stattfinden. Für den Nutzer wirkt es
dann so, als ob sein Klick in der Navigation funktionslos gewesen wäre. Ein ähnlicher Effekt
tritt für Nutzer von Vergrößerungssystemen auf, wenn Meldungsboxen erscheinen oder Aus­
gaben in der Statusleiste des Browsers gezeigt werden. Gerade im letzten Fall wird ein Nutzer
mit einem Vergrößerungssystem die Änderung wahrscheinlich nicht wahrnehmen.
Abbildung 9 wwwhni.uni-paderborn.de bei 800x600 Pixeln
Das Design vieler Websites gerät aus den Fugen, wenn der sehbehinderte Nutzer die Schrift­
größe im Browser ändert. Schlimmstenfalls ist die Seite dann gar nicht mehr nutzbar. (Abbil­
dung 10)
Abbildung 10 www.rtl.de bei vergrößerter Schrift im Firefox-Browser
26
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
2.1.4 Maßnahmen zum Abbau der Barrieren stark Sehbehinderter
Zwar sind die Barrieren für die Sehbehinderten die, über die am meisten geschrieben und
gesprochen wird, auf der anderen Seite sind die im Folgenden beschriebenen Maßnahmen
gleichzeitig auch die mit am wenigsten umgesetzten. Das liegt an der üblich gewordenen Pra­
xis der Webdesigner, die Inhalte möglichst pixelgenau zu gestalten und zu positionieren, an­
statt dem Browser des Betrachters bzw. dem Betrachter selbst die für ihn geeignete Darstel­
lung zu überlassen.
Websites, die die Bedingungen erfüllen, wirken oft langweilig und altmodisch. Es ist an den
Webdesignern, hier einen guten Kompromiss zu finden. Manche der in der BITV und in der
Fachliteratur vorgeschlagenen und vorgeschriebenen Regeln schießen jedoch auch über das
Ziel hinaus bzw. sind inzwischen überholt.
Die bekannteste dieser Regeln ist die Vermeidung der Einheit Pixel14 für die Größenangabe,
die von strengen Anhängern der WCAG propagiert wird, von vielen Webdesignern jedoch in­
zwischen als unsinnig und überholt angesehen wird. Unterstützt wird diese Einstellung inzwi­
schen auch von Autoren von Barrierefreiheitsliteratur wie Joe Clark. [Clark 223]
2.1.4.1 Lesbare Schrift verwenden (Typographie)
Zunächst lassen sich allgemeine Regeln für die gute Lesbarkeit von Texten aufstellen. Für
Fließtexte auf Websites empfiehlt sich die Benutzung einer serifenlosen Schrift (z. B. Arial)
oder für die Bildschirmdarstellung optimierten Schriftart (z. B. Verdana). Serifen sind kleine
Haken an den Enden der Buchstaben. Sie erleichtern bei gedrucktem Text den Lesefluss. Am
Bildschirm ist auf Grund der geringen Auflösung allerdings eher eine serifenlose Schrift
vorzuziehen. [Hellbusch 92] Generell ist bei der Schriftenauswahl Zurückhaltung zu üben.
Mehr als zwei Schriften sollten nicht verwendet werden.
Text in Times
Text in Arial
Text in Verdana
Abbildung 11 Textbeispiel in verschiedenen Schriftarten
Zu lange Zeilen sind zu vermeiden, da sie den Lesefluss behindern. Die optimale Zeilengröße
liegt zwischen 30 und 50 Buchstaben, je nach Inhalt.
Abbildung 12 de.wikipedia.org/wiki/Internet
14
Durch die Einheit Pixel für die Definition von Größen ist es einem Webdesigner möglich, das Design einer
Seite ganz genau im Voraus zu bestimmen.
27
Die Zeilen bei Wikipedia sind in der Länge nicht begrenzt sondern passen sich der Fens­
terbreite an. Dadurch sind die Zeilen, wie in Abbildung 12 zu sehen, bei hohen Auflösungen
extrem lang.
Da es auf Websites mit momentaner Technik keine Silbentrennung gibt, ist Blocksatz zu
vermeiden, da er fast unweigerlich zu großen Lücken im Text führt, die den Lesefluss dann
behindern. Dieses Problem tritt besonders bei schmalen Spalten auf.
2.1.4.2 Skalierbarkeit sicherstellen
Einer der wichtigsten Punkte der BITV ist die Skalierbarkeit.
Es sind relative anstelle von absoluten Einheiten in den Attributwerten der verwende­
ten Markup-Sprache und den Stylesheet15-Property-Werten zu verwenden. [BITV
Forderung 3.4]
In der Realität sind viele Websites für bestimmte Auflösungen optimiert. Für Nutzer mit
starken Sehbehinderungen ist das ein Problem.
Idealerweise sind Websites so gestaltet, dass sie sich automatisch der Bildschirmbreite an­
passen. Es gibt jedoch Grenzen hierfür. Wie schon oben dargelegt, dürfen Zeilen nicht zu lang
werden, es gibt also eine Obergrenze für die Seitenbreite. Auf der anderen Seite sind Inhalte
an eine bestimmte Mindestbreite gebunden. Das trifft zum Beispiel auf Fotos zu, die nicht
beliebig verkleinert werden können.
Die ideale Lösung wäre also eine Seite, die sich dynamisch der Browserbreite anpasst, eine
Mindestbreite nicht unterschreitet und eine Maximalbreite nicht überschreitet. Solche Websi­
tes lassen sich mit Hilfe von CSS zwar definieren, allerdings verhindern Browserprobleme
leider einen praktischen Einsatz16. Ein üblicher Kompromiss ist daher eine Seite mit einer fes­
ten Breite von etwa 750 Pixeln. Die Überlegung dahinter ist, dass der Anteil der Benutzer, die
eine Auflösung von weniger als 800 x 600 Pixeln nutzen, heute sehr gering ist. Abzüglich
einiger Pixel für die Scrollleiste kann also eine Seite mit einer Breite von 750 Pixel fast über­
all gut dargestellt werden.
Die zweite Forderung der Skalierbarkeit sind skalierbare Schriften. Forderung 3.4 der BITV
wird hier oft derart interpretiert, dass feste Pixel-Angaben für Schriftgrößen nicht verwendet
werden dürfen. Das Hauptargument gegen die Verwendung von Pixeln für die Definition der
Schriftgröße ist die angeblich nicht mögliche Vergrößerbarkeit. Auf die Diskussion, ob dies
nun zutrifft (die meisten Browser vergrößern auch Schriften mit Größenangaben in Pixeln)
und ob das Verhalten, Schriftarten in Pixeln nicht zu vergrößern (wie es der Internet Explorer
tut), korrekt ist, soll hier nicht weiter eingegangen werden, da sie letztendlich keine neuen Er­
kenntnisse bringt.
15
Cascading Stylesheets (CSS) sind eine Technik, den Inhalt einer Website von der optischen Darstellung zu
trennen. Somit lässt sich das Design einer Seite leicht durch das Austauschen des Stylesheets ändern.
16
Der Internet Explorer unterstützt in den Versionen bis 7 Beta 2 die CSS-Regeln min-width und max-width
nicht. Mit diesen Angaben ließen sich Designs erstellen, die sich an die Bildschirmgröße anpassen und trotzdem
lesbar bleiben.
28
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
Interessanter ist ein Einwand von Joe Clark. Entgegen der Meinung, dass vergrößerbarer Text
ein wichtiges Barrierefreiheitskriterium sei, meint Clark:
[...] It is further accepted that not every browser can zoom text, and that such a func­
tion is essential. But I have a newsflash for everyone debating these issues: They are
essentially irrelevant to actual visually-impaired people. [Clark 223]
Clark gibt zu bedenken, wie Benutzer mit starken Sehbehinderungen Websites nutzen. Wenn
die Sehbehinderung derart stark ist, dass sie mit einer niedrigen Auflösung nicht mehr arbei­
ten können, verwenden sie eine Vergrößerungssoftware. Diese Vergrößerungssoftware
vergrößert alles gleichermaßen, nicht nur den Inhalt der Site, sondern auch den Desktop, alle
Schaltflächen etc. Nutzer eines Vergrößerungssystems vergrößern also die Schrift der Seite
innerhalb des Browsers nicht. Das Funktion ist also für sie gar nicht notwendig. [Clark 224]
Mehr und mehr Browser skalieren ohnehin nicht nur die Schrift sondern die komplette Seite
inklusive aller Bilder, Schaltflächen etc. Für die Nutzer dieser Browser ergibt sich, ganz un­
abhängig von allen vorhergehenden Überlegungen, keinerlei Nachteil bei der Verwendung
von Pixel-Größen. (Abbildung 13)
Abbildung 13 Vergrößerte Darstellung im Internet Explorer 7 und Opera 8
Da Benutzer mit Vergrößerung oder niedriger Auflösung nur einen kleinen Teil der Websites
sehen, ergeben sich einige Folgen für die Seitenaufteilung.
2.1.4.3 Zusammenhängende Elemente gruppieren
Zunächst ist darauf zu achten, dass zusammengehörende Informationen auch zusammen­
hängend dargestellt werden. Während ein gut sehender Benutzer mit einer hohen Bildschirm­
auflösung schnell den Bildschirm überblicken kann, um alle Elemente zu sehen, ist es einem
Sehbehinderten nur durch aufwändiges Scrollen möglich.
Bei sich dynamisch änderndem Inhalt ist darauf zu achten, dass die Änderungen entweder in
der Nähe des auslösenden Elements stattfinden oder aber der Fokus17 auf das geänderte
Element gesetzt wird. Der sehbehinderte Websitebenutzer kriegt die Änderung sonst eventuell
nicht mit, geht von einer Fehlfunktion aus oder muss die Seite nach Änderungen absuchen.
17
Ein Element einer Website hat stets den Fokus, ist also gerade aktiv. Bei Links wird das in der Regel durch eine
Umrandung dargestellt. Fenster zeigen ihren Fokus durch eine Änderung der Farbe der Kopfzeile. Hat ein Ein­
gabefeld den Fokus, enthält es den Cursor und sind bereit zur Eingabe. Vergrößerungssoftware folgt diesem Fo­
kus, springt also beispielsweise in eine Dialogbox, wenn sie erscheint.
29
2.1.4.4 Navigation sichtbar machen
Der kleine Bildausschnitt hat auch Folgen für die Navigation. Die wichtigsten Navigations­
elemente sollten links oben auf der Seite erscheinen. Nur so kann sichergestellt werden, dass
die Navigation auch von Sehbehinderten mit Vergrößerungssystemen auf Anhieb gesehen
wird, diese also nicht erst mühsam danach suchen müssen.
2.1.4.5 Sich bewegende Elemente vermeiden
Laufschriften und sich bewegende Elemente sollten vermieden werden. Die Bewegung lenkt
stark ab, da die Augen der Bewegung folgen müssen. [CAWS 108] Durch den kleinen Aus­
schnitt hat das Auge speziell bei Laufschriften gar nicht die Möglichkeit, den Text auf­
zunehmen, wenn nur ein kleiner Teil der Laufschrift überhaupt zu sehen ist.
2.1.5 Barrieren Blinder bei der Benutzung von Websites
Die Beeinträchtigungen Blinder unterscheiden sich total von denen Sehbehinderter. Bei Seh­
behinderten geht es darum, die Seiten optisch so zu gestalten, dass sie auch mit ihrer einge­
schränkten Sehfähigkeit gut bedienbar sind. Für Blinde ist die optische Gestaltung gänzlich
ohne Bedeutung. Sie sind auf Screenreader angewiesen, die die Seiteninhalte entweder vor­
lesen oder mittels einer Braille-Zeile anzeigen.
Die nächstliegende Einschränkung für Blinde ist das komplette Fehlen von Bildern. Das wird
zu einem Problem, wenn die Bilder Informationen tragen und diese Informationen nicht
alternativ als Text verfügbar gemacht werden. Viele Bilder haben rein schmückenden Zweck.
Hier ist ein Alternativtext nicht notwendig. Besonders wichtig ist ein sinnvoller Alternativ­
text, wenn Bilder hingegen zur Navigation eingesetzt werden.
Abbildung 14 zeigt die Navigation von Spiegel-Online. Wie in der alternativen Darstellung
rechts zu sehen ist, sind viele der Links aber nicht mit sinnvollen Alternativtexten hinterlegt.
Stattdessen findet sich dort ein bedeutungsloses Größerzeichen.
Sehende Websitebenutzer sind es gewohnt, eine Seite zu überfliegen und für sie unwichtiges
zu ignorieren. Das ist nicht nur bei Websites, sondern zum Beispiel auch bei der Zeitung so.
Eine ganze Seite wird überflogen – dort, wo etwas anhand einer Überschrift oder eines Bildes
interessant erscheint, liest man dann genauer. Auf Websites werden Zusammenhänge durch
Überschriften, Hinterlegungen, Kästen, Anordnung etc. in der Regel schnell erkannt. [Clark
126]
Blinde erleben die Seite ganz anders. Der Screenreader beginnt vorne zu lesen und liest die
Seite dann in der Reihenfolge der Inhalte im Quelltext vor. Man spricht hier von Linea­
risierung. Zwar kann der Benutzer Absätze überspringen – er hat jedoch keine Möglichkeit zu
wissen, was hinterher kommt, wenn man ihm keine Hinweise darauf gibt. Speziell auf großen
Seiten mit vielen Daten und vielen tabellarischen Strukturen kann man dabei schnell die
Orientierung verlieren. Tabellarische Daten sind besonders kritisch, da sie linear vorgelesen
oft sinnlos werden (Siehe Abbildung 16 und 17).
30
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
Abbildung 14 www.spiegel-online.de für blinde Menschen nicht nutzbar 18
Abbildung 15 www.nba.com/statistics/player/Scoring.jsp
Die Reihenfolge der Elemente im Quellcode unterscheidet sich oft von der vom Benutzer
wahrgenommenen. In Abbildung 18 ist zu sehen, dass der Abschicken-Button an unlogischer
Stelle erscheint. Ein blinder Benutzer würde erst den Namen ausfüllen und dann sofort das
Formular abschicken, da er nicht weiß, dass noch weitere Informationen abgefragt werden.
Selbst wenn er das wüsste, müsste er den Button zunächst überspringen, das Formular ausfül­
len und dann zurück navigieren.
18
Diese Darstellung wurde mit dem Opera-Browser erstellt, indem sich die Funktionen des Browsers einzeln
ausschalten lassen. Hier wurde ein Textbowser simuliert und zusätzlich noch die Tabellenfunktion ausgeschaltet.
Dies entspricht etwa dem, was ein Screenreader ausgeben würde.
31
Abbildung 16 Die gleiche Seite der NBA, wie sie ein Blinder erlebt
Abbildung 17 www.alpha-version.de/jahrgang/gaeste­
buch.php
Abbildung 18 Alternative Darstellung
Abbildung 19 zeigt ein ähnliches Problem. Der Benutzer wird aufgerufen, seine Sprachen
anzugeben. Die Erläuterungen, wie er das tun soll, erfolgen erst hinterher. Ein blinder
Benutzer weiß hiervon aber nichts, wenn er das Eingabefeld ausfüllt und muss daher eventuell
hinterher korrigieren.
Auf ein weiteres Ärgernis stoßen Blinde beim Ausfüllen von Formularen mit vorgewählten
Möglichkeiten. Webdesigner setzen diese Möglichkeit gerne ein, um Fehleingaben zu
vermeiden.
32
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
Abbildung 19 www.rhedalamos.net
Abbildung 20 zeigt eine solche Auswahl, die hier allerdings nicht notwendig gewesen wäre.
Auf dieser Seite gibt es 332 Auswahlmöglichkeiten in Auswahlboxen. Da sich innerhalb
dieser Auswahlboxen nur schwer navigieren lässt, wird das Ausfüllen des Formulars für einen
Blinden zur Geduldsprobe, da ihm alle Auswahlmöglichkeiten vorgelesen werden. Notwendig
gewesen wären hier nur zwei Auswahlfelder mit jeweils zwei Auswahlmöglichkeiten und drei
Eingabefelder.
Abbildung 20 www.trinkberater.de
Lange Navigationslisten sind ebenfalls ein Problem, weil sie in kompletter Länge vorgelesen
werden und nur schlecht übersprungen werden können (wenn der Webdesigner dies nicht vor­
sieht). Für Blinde ebenso problematisch oder gar problematischer sind Navigationsmenüs, bei
denen sich Untermenüs öffnen, wenn mit dem Mauszeiger auf einen Link gezeigt wird. Abbil­
dung 21 zeigt so ein Menü auf der Website NBA. Abbildung 22 zeigt das Problem einer sol­
chen Programmierung für blinde Nutzer: Die einzelnen Untermenüs sind nicht voneinander zu
trennen. Alle Einträge werden nacheinander vorgelesen. Eine Möglichkeit, ein Menü zu über­
springen, existiert nicht.
33
Abbildung 21 www.nba.com - Teamauswahl
Abbildung 22 Die gleiche Auswahl ist für blinde Benutzer nahezu nicht bedienbar.
Der Einsatz von JavaScript ist problematisch, wenn hierdurch Seiteninhalte dynamisch erzeugt werden.19 Der Grund liegt wieder in der linearen Ausgabe. Was passiert beispielsweise,
wenn durch das Klicken eines Buttons der Inhalt einer Tabelle geändert wird? Ignoriert der
Screenreader die Änderung? Liest er an der Stelle der Änderung weiter? Wird die Seite kom­
plett von vorn vorgelesen?
Um auf komplexen Seiten schnell navigieren zu können, lassen sich Benutzer von Screenrea­
dern oft eine Liste der Links ausgeben20. Damit diese Liste sinnvoll ist, ist es notwendig, dass
jeder Link mit einem aussagekräftigen Linktext versehen ist. Abbildung 23 zeigt ein übliches
19
Gerade durch den neuen Trend AJAX (Asynchronous JavaScript and XML), bei dem per Javascript einzelne
Seitenteile nachgeladen werden, ist zu erwarten, dass der Einsatz von Javascript zur dynamischen Generierung
von Websites steigt.
20
Eine Liste aller Links auf einer Seite lässt sich zum Beispiel mittels des Browsers Firefox aufrufen.
34
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
Problem. Bilder werden ohne Alternativtext als Links verwendet. Andere Links sind mit dem
immer gleichen Wort wie „mehr“ oder „lesen“ beschriftet. Auch „Fotos“, wie in diesem Falle,
ist nicht eindeutig. Diese Linkliste ist keine Hilfe.
Abbildung 23 Bei der Sächsischen Zeitung heißen viele Links "mehr" oder "Fotos"
Das Gleiche gilt für Überschriften. Viele Blinde lassen sich eine Liste der Überschriften auf
einer Seite ausgeben und entscheiden dann, wo sie weiterlesen wollen. Grundvoraussetzung
dafür ist, dass die Überschriften im HTML-Quelltext auch als solche gekennzeichnet sind.21
Überschriften sind auf vielen Websites nicht eindeutig und sind für Blinde daher bei ihrer
Navigation auf einer Seite keine Hilfe. Als Beispiel zwei Artikelüberschriften von heute.de
vom 12.Februar 2006:
Stabiles Wachstum der Weltwirtschaft erwartet
Diese Überschrift sagt in ihren kurzen Worten aus, worum es geht. Wenn ein Blinder Inter­
esse an der Wirtschaftsprognose hat, kann er hier weiterlesen.
Der nette Herr von nebenan macht Ernst
Diese Überschrift sagt nicht aus, worum es eigentlich geht. Ein Blinder ist entweder darauf
angewiesen, den Artikel „auf gut Glück“ zu lesen, oder wird ganz darauf verzichten. Die Un­
terüberschrift wäre eine bessere, wenn auch nicht perfekte Wahl gewesen: „Kombinierer Ge­
org Hettich blufft die Welteltite [sic!] und holt Gold“
Bei der Ausgabe von Fließtext kann es zu Problemen kommen, wenn die Sprache des Textes
nicht angegeben wurde oder der Text stark mit Abkürzungen durchsetzt ist. Bei fehlender
21
Viele sehende Webdesigner sehen Überschriften nur von ihrer optischen Seite. Statt eine Überschrift mit den
dazu definierten Elemente <h1>, <h2> etc. zu versehen, verwenden sie einfach nur eine große, fett geschriebene
Schrift. Für blinde Surfer enthält so eine Website gar keine Überschriften.
35
oder falscher Sprachangabe wird z. B. ein englischer Text nach deutschen Ausspracheregeln
vorgelesen. Auch Nutzer der Braille-Zeile brauchen eine korrekte Sprachkodierung für spezi­
elle Zeichen wie zum Beispiel die Umlaute. Werden Abkürzungen verwendet, die in der na­
türlichen Sprache ausgesprochen werden („u. s. w.“, “z. B.“, „UPB“), werden sie von der
Sprachausgabe eventuell buchstabiert.
2.1.6 Maßnahmen zum Abbau der Barrieren Blinder
2.1.6.1 Bilder mit Alternativtexten hinterlegen
Damit die Informationen, die in Bildern verborgen sind, auch für Blinde verwertbar sind,
müssen sie als Alternative zusätzlich als Text angegeben werden. Die gängigen Möglichkei­
ten der Einbindung von Bildern auf Websites unterstützen Alternativtexte und lange
Beschreibungen. Die Alternativtexte müssen dabei sinnvoll und kurz gehalten werden:
[Hellbusch 58]
Bilder und Grafiken, die eine Funktion erfüllen, sollten als Alternativtext eine kurze
Beschreibung der Funktion, nicht des abgebildeten Gegenstands erhalten. Dient zum Beispiel
das Logo einer Firma dazu, zur Startseite zurückzukommen, sollte der Alternativtext besser
„Zur Hauptseite“ als „Logo der Firma“ lauten. Das gleiche gilt für Icons (also beispielsweise
„Suche“ anstatt „Lupe“) oder Flaggen für die Sprachauswahl (also „spanisch“ anstatt
„Spanische Flagge“ oder gar „rot-gelb-rot“).
Bilder, die Informationen tragen, wie beispielsweise Fotos, grafische Darstellungen, Dia­
gramme etc. sollten im Alternativtext mit ihrer Hauptaussage beschrieben werden. Hier sollte
also besser „Die Zahl der Studenten ist im letzten Jahr um 10% gestiegen“ als „Diagramm der
Studentenentwicklung“ stehen.
Grafiken, die nur zur Verschönerung einer Seite eingesetzt werden, enthalten einen leeren
Alternativtext. Screenreader ignorieren sie dann gänzlich.
Bilder und Grafiken, die eine längere Beschreibung benötigen, können diese zusätzlich erhal­
ten. Diese Beschreibungen sind in einer zusätzlichen Datei gespeichert. Da die Browserunter­
stützung für diese Beschreibungen schlecht ist, wird vor allem im amerikanischen Sprach­
raum ein D-Link vorgeschlagen. [CAWS 86] Gemeint ist ein Link mit dem Buchstaben D
neben dem Bild, das beschrieben werden soll.
Dieser D-Link ist allerdings auch umstritten. Zum einen ist der Buchstabe D für das deutsche
Wort Beschreibung nicht gerade eingängig. Außerdem enthielte die Seite mit D-Links viele
Links mit dem gleichen Text (eben diesem D), was, wie in 2.1.6.7 beschrieben, vermieden
werden sollte [Clark 75]. Je nach Zweck der Grafik und der Länge der Beschreibung wird es
sinnvoll sein, die Beschreibung direkt auf die Seite oder aber in eine Extra-Datei zu schreiben,
die dann aber auch mit „Beschreibung zu ...“ betitelt werden sollte.
Die Literatur zur Gestaltung barrierefreier Websites beschreibt sehr detailliert, wie Alternativtexte und Beschreibungen erstellt werden. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass Redundanzen zu vermeiden sind [CAWS 83,84]. Dies kommt viel öfter vor, als man zunächst
denkt.
Ein Beispiel: Eine Website beschreibt einen Rundgang durch eine Stadt und die Atmosphäre
in der Innenstadt. Zur Illustration befindet sich auf der Seite auch ein Foto der Innenstadt.
36
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
Jede Art von Alternativtext für dieses Bild würde das, was im Text steht, wiederholen. Ein
leerer Alternativtext22 ist hier also durchaus vertretbar.
Abbildung 24 zeigt ein Bild in einem aktu­
ellen Artikel. Schon aus der Überschrift
geht hervor, dass es sich um Angelika Gem­
kow handelt und dass sie Behindertenbeauf­
tragte ist. Der Alternativtext „Angelika
Gemkow“, der dem Bild zugeordnet ist, ent­
hält also keine zusätzlichen Informationen
und könnte weggelassen werden, zumal
diese Information nochmals im ersten Ab­
satz des Artikels gegeben wird.
Abbildung 24 www.leben-mit-behinderungen.nrw.de
Neben dem Bild befindet sich ein D-Link.
Klickt man darauf, liest man folgenden
Text: „Das Foto zeigt die frühere CDULandtagsabgeordnete Angelika Gemkow,
die nun zur Behindertenbeauftragten des
Landes NRW ernannt wurde.“
Dieser Text schießt gleich in zweierlei Hinsicht über das Ziel hinaus. Erst einmal beschreibt
er mehr, als auf dem Bild überhaupt zu sehen ist (z. B. ist nicht zu sehen, dass es sich um eine
ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete handelt), zum anderen wiederholt er zum dritten Mal
die gleiche Information. Der D-Link und der Text könnten also ersatzlos entfallen. Das Bild
ist ein reines Illustrationsbild ohne zusätzliche Informationen.
Abbildung 25 Karte des Islamischen Kalifats
(Quelle: Wikipedia)
Abbildung 26 Politische Stimmung
(Quelle: ZDF Politbaromenter)
Natürlich gibt es Grafiken, die nicht als Text beschrieben werden können. Ein Diagramm,
dass mehrere Zahlenverläufe zusammenfasst (Abbildung 26), und Karten (Abbildung 25) ge­
hören zum Beispiel dazu. Zwar ließen sich die Daten beim ZDF Politbarometer auch in
Tabellenform anbieten, jedoch ist der Informationsgehalt dann ein anderer. Gerade für blinde
Nutzer wären diese Daten, bestehend aus Hunderten von Datensätzen für 5 Parteien, ohnehin
nicht aufzunehmen, da in Tabellen die Übersicht verloren geht, wenn sie vorgelesen oder zei­
lenweise angezeigt werden. Bei Karten gibt es ein ähnliches Problem. Zwar könnten die
Karten aus Daten aus einer Datenbank erstellt werden – eine textuelle Ausgabe der ganzen
22
Für Screenreader ist es ein großer Unterschied, ob ein Bild gar keinen oder einen leeren Alternativtext enthält.
Fehlt er, wird meist der Dateiname vorgelesen, der aber für Menschen oft keine Hilfe ist. Ist der Alternativtext
hingegen leer, wird das Bild vom Reader ignoriert. Die HTML-Empfehlungen des W3C schreiben den Alterna­
tivtext fest vor.
37
Karte wäre somit möglich – ist der Informationsgehalt der Karte dennoch höher als der der
puren Daten.
2.1.6.2 Sinnvolle Anordnung im Quelltext
Bei der Gestaltung der Seiten ist sicherzustellen, dass die Elemente in einer sinnvollen Weise
im Quelltext angeordnet sind. Die Reihenfolge der Elemente im Quelltext ist die linearisierte
Ausgabe, die die Screenreader verwenden. Die Reihenfolge muss dabei durchaus nicht die
gleiche sein wie die optische. Ein Navigationsbereich, der im oberen Teil der Seite angezeigt
wird, kann im Quelltext der Seite als Letztes auftauchen. [Hellbusch 160,161] Wichtig ist je­
doch, dass dieser Bereich auch bei Navigation mit der Tastatur erreicht werden kann. (siehe
unten). Zur Linearisierbarkeit gehört auch, dass Erläuterungen vor dem zu erläuternden gege­
ben werden, da ein Blinder nicht wissen kann, was hinterher folgt.
2.1.6.3 Einfache Formulargestaltung
Bei Formularen sind die Eingabefelder möglichst einfach zu halten. Komplexe Auswahlfelder
sind möglichst zu vermeiden. Wenn sie doch notwendig sind, sollten die wahrscheinlichsten
Auswahlmöglichkeiten an den Anfang gestellt werden. [Clark 282] Die Beschriftung eines
Formularfeldes und das Formularfeld selbst sollten im Quelltext direkt aufeinander folgen.
Die Zusammengehörigkeit kann mit dem Label-Tag23 nochmals definiert werden, um Unklar­
heiten zu vermeiden. Formularfelder ohne Beschriftung (z. B. oft für die Hausnummer) soll­
ten mit dem title-Attribut versehen werden. Diese wird dann von Screenreadern ausgegeben.
[CAWS 150,153]
2.1.6.4 Spaltenüberschriften von Datentabellen definieren
Bei Datentabellen kommt den Spaltenüberschriften eine wichtige Rolle zu. Die meisten
Screenreader gehen davon aus, dass in der ersten Zeile und ersten Spalte die Überschriften
stehen. Dies kann durch Angabe spezieller HTML-Tags noch unterstützt werden. Es gibt eine
Reihe weiterer Techniken anzugeben, welche Überschrift zu welcher Tabellenzelle gehört.
Diese Techniken werden zum Teil schlecht von den Browsern und Screenreadern interpre­
tiert, können und sollten aber bei komplexen Tabellen dennoch verwandt werden. [CAWS
109] Die Daten einer Tabelle können zusätzlich textuell beschrieben werden. Dieses Feature
wird aber momentan von den meisten Browsern nicht unterstützt.
Problematisch sind komplexe Tabellen. Abbildung 27 zeigt eine solche Tabelle. Nicht nur die
erste Spalte und erste Zeile sind Überschriften, sondern auch die Zwischenrubriken (z. B.
Arbeit / Wirtschaft). Ein Webdesigner sollte sich hier die Frage stellen, ob eine komplexe
Tabelle wirklich die beste Struktur zur Darstellung der Daten ist. Schon allein auf Grund des
meist eingeschränkten Bildschirmplatzes sind diese Tabellen auch für Sehende oft nur schwer
verständlich. Eine zusätzliche Beschreibung als Text bietet sich hier ebenfalls nicht an. Der
beschreibende Text könnte die Tabelle dann komplett ersetzen.
23
Mit dem HTML-Tag label können Beschriftungen und Formularfelder miteinander verbunden werden.
38
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
Abbildung 27 www.handelsblatt.com/rd/bm/parteiprogramme.html
2.1.6.5 Inhalte und Linkbereiche überspringbar machen
Große Linklisten, wie sie in Navigationsleisten vorkommen, sollten überspringbar sein.
[CAWS 114] Sinnvoll ist, wenn man direkt am Anfang der Seite zur Navigation bzw. zum In­
haltsbereich der Seite springen kann (Siehe Abbildung 28). Die Navigation sollte in Un­
tergruppen unterteilt werden, die dann einzeln übersprungen werden können, wenn die einzel­
nen Gruppen groß genug sind. So können auch Blinde schnell navigieren.
Abbildung 28 www.djkrheda.de
2.1.6.6 Landmarken definieren
Je nach Aufbau der Seite sollten weitere Elemente auf der Seite direkt angesprungen werden
können. Diese Elemente nennt man Sprung- oder Landmarken. Wenn eine Seite mehr als eine
Navigationsleiste enthält, sollte man von der einen Leiste zur nächsten Leiste springen
können. Suchformulare sollten ebenfalls direkt angesprungen werden können. [Clark 157]
Ähnliches gilt für Login-Bereiche oder Links auf Kontaktadressen. [Clark 161]
39
Es gibt mehrere Möglichkeiten, diese Landmarken zu realisieren:
Die einfachste und kompatibelste Möglichkeit sind Links, die zu einem Anker24 innerhalb der
Seite springen. Üblicherweise werden diese Sprunglinks versteckt, da sie für Sehende keinen
Funktionsgewinn böten. Es gibt aber auch Gründe, sie sichtbar zu gestalten [Clark 153] (Siehe
Kapitel 2.3.2.3)
Eine Methode, die in modernen Browsern funktioniert, ist die Definition einer Tabulator-Rei­
henfolge. Blinde navigieren mit der Tabulator-Taste. Dabei springen sie von Link zu Link.
Die Sprungreihenfolge lässt sich so umdefinieren, dass die Landmarken nach Wichtigkeit
angesprungen werden. [Hellbusch 167]
Eine weitere Methode, die allerdings kaum angewandt wird, sind Access-Keys. Einem Link
oder einem Objekt (z. B. einem Eingabefeld) wird ein Buchstabe oder eine Zahl zugeordnet.
So kann der Link oder das Objekt direkt angesprungen werden. [Clark 165]. Problematisch ist
dabei, dass diese Kombinationen von den heutigen Browsern nicht angezeigt werden und fast
alle Tastenkombinationen schon für andere Funktionen des Browsers oder des Betriebssys­
tems belegt sind.
2.1.6.7 Eindeutige Linktexte und Überschriften verwenden
Links müssen eindeutig und „sprechend“ sein [Hellbusch 125]. Das bedeutet, dass ein
Linktext für sich Sinn ergeben muss und auf einer Seite nicht zwei Links mit dem gleichen
Text auf verschiedene Ziele verweisen dürfen. Gleichzeitig sollten Linktexte nicht zu lang
sein. Problematisch sind die „mehr“-Links auf Seiten, auf denen viele Artikel kurz angerissen
werden. Diese müssten durch eine Wiederholung der Überschrift ersetzt werden. Allerdings
sind „mehr“-Links für alle sehenden Benutzer eine große Hilfe. Eine Lösung, die beiden
Gruppen gerecht wird, ist ein sichtbares „mehr“ und dahinter die Originalüberschrift, die
allerdings für sehende Nutzer versteckt wird25.
Überschriften müssen mittels der nötigen HTML-Elemente als solche markiert werden. Nur
so sind sie auch für Blinde hilfreich. Inhaltlich müssen die Überschriften für sich gelesen
eindeutig beschreiben, worum es geht. Typisch journalistische Umschreibungen oder Zitate,
die die Spannung erhöhen sollen, eignen sich oft nicht gut.
2.1.6.8 Abkürzungen erklären oder vermeiden
Abkürzungen sollen laut BITV bei der ersten Verwendung erklärt werden. [BITV] Dieser
Forderung liegt die Annahme zu Grunde, dass ein Surfer einen Text auf einer Website kom­
plett liest. Tut er das nicht, was, wie schon erläutert, oft der Fall ist, geht die Erklärung einer
Abkürzung eventuell verloren. Besser ist es, Abkürzungen, die nicht zum allgemeinen
Sprachgebrauch gehören, nur im Ausnahmefall zu verwenden oder auszuschreiben. Gleiches
gilt für Abkürzungen, die in der Regel ausgesprochen werden (zum Beispiel „und so weiter“
für „u. s. w. “). Abkürzungen, deren ausgeschriebene Bedeutung nicht relevant ist, müssen
auch nicht ausgeschrieben werden (zum Beispiel ist den meisten im Kontext von Internetzu­
gängen bekannt, was DSL ist. Die Bedeutung „Digital Subscriber Line“ ist hier nicht von Be­
deutung und wahrscheinlich sogar schlechter verständlich).
24
Ein Anker ist ein Linkziel innerhalb einer Seite.
Per CSS können Seitenelemente für die Bildschirmausgabe versteckt werden. Screenreader interpretieren diese
versteckten Elemente dennoch.
25
40
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
2.1.6.9 Sprache des Inhalts angeben
Screenreader brauchen für eine korrekte Aussprache und auch für die korrekte Codierung der
Buchstaben einer Braille-Zeile eine Angabe über die Dokumentsprache. Wichtig ist, auch eine
abweichende Sprache zu markieren. Oft werden zum Beispiel Texte in einer anderen Sprache
zitiert oder ein einzelner Text ist mit Worten aus einer anderen Sprache durchsetzt.
41
2.2 Hörschädigungen
2.2.1 Barrieren bei der Benutzung von Websites
Hörgeschädigte haben einerseits Probleme mit Videos und Sounddateien. Diese sind natürlich
in ihrer Reinform, also ohne zusätzliche Unterstützung durch geschriebenen Text, nutzlos
bzw. nur schwer zu verstehen. Vor allem ist das niedrige Sprach-, Lese- und Schreibniveau
der Betroffenen problematisch. 80% der Gehörlosen kommen über das Lese- und Schreibni­
veau eines Grundschülers nicht hinaus. [Efa_Gehörlos]
2.2.2 Maßnahmen zum Abbau der Barrieren
2.2.2.1 Klang und Videos durch Text hinterlegen
Für Hörgeschädigte, die noch ein Resthörvermögen haben oder spät ertaubt sind, also gute
Erfahrungen mit Sprache und Schrift haben, ist es sinnvoll, Klang durch Text zu ersetzen. Das
kann zum Beispiel durch eine Abschrift oder Video-Untertitelung erfolgen.
2.2.2.2 Gebärdensprachfilme anbieten
Problematisch wird es für die visuell
Orientierten, also für die Gehörgeschädigten, die
sich der Gebärdensprache bedienen. Für sie sind
geschriebene Texte schwer zu verstehen. Die
optimale Übertragung der Texte ist ein Ge­
bärdensprachfilm. Ein Text wird dabei von
einem Hörenden, der die Gebärdensprache be­
herrscht, in Gebärdensprache übersetzt und auf
Video aufgenommen. Für viele Websites ist dies
allerdings nicht praktikabel, da sowohl der fi­
nanzielle als auch der zeitliche Aufwand zur Er­
stellung eines Gebärdensprachenfilms enorm ist.
[Hellbusch 18]
2.2.2.3 Einfache Sprache als Ausweg?
Abbildung 29 Gebärdensprachfilm des Finanz­
ministeriums
Als Ausweg bleibt nur die Verwendung einer einfachen Sprache. Einfache Sprache ist aber
eigentlich eine Methode, um kognitiv Behinderten den Zugang zu Informationen zu ermögli­
chen. Sie als Mittel für Gehörlose zu verwenden, wird von vielen Gehörlosen als Beleidigung
angesehen.
42
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
2.3 Motorische Behinderungen
2.3.1 Barrieren bei der Benutzung von Websites
Menschen mit motorischen Einschränkungen können nicht ohne weiteres mit Maus und Tastatur auf der Website navigieren. Sie sind in der Bedienung sehr langsam oder gar auf ExtraAnfertigungen angewiesen.
Benutzer, die eine Maus oder einen Mausersatz benutzen, haben vor allem Schwierigkeiten,
wenn ein sehr kleines Objekt, zum Beispiel ein kleines Icon, angesteuert werden muss.
Abbildung 30 www.tagesschau.de
Abbildung 30 zeigt den Kopfbereich der Website der Tagesschau. Ein körperlich behinderter
Mausnutzer kann Schwierigkeiten dabei haben, das Fragezeichen oder den Brief (rechts un­
ten) anzuklicken. Selbst der Textlink „Impressum“ ist sehr klein geschrieben und somit nur
schwer zu treffen.
Ein weiteres Beispiel ist in Abbildung 31 zu sehen. Es handelt sich um die Website eines
Übersetzungsdienstes. Der Originaltext wird links eingegeben, in der Mitte werden Quell- und
Zielsprache gewählt. Rechts erscheint dann die Übersetzung. Anstatt die an sich schon kleine
Grafik aber anklickbar zu machen, muss der extrem kleine Punkt darüber angeklickt werden.
Abbildung 31 www.elmundo.es/traductor
Viele Menschen mit motorischen Einschränkungen verwenden zur Navigation auf der Websi­
te keine Maus, sondern sind auf die Tastatur angewiesen. Sie scrollen mit Pfeiltasten oder
springen mit Hilfe der Tabulator-Taste von Link zu Link.
43
Die Links werden dabei im Normalfall in der Reihenfolge im Quelltext angewählt, wenn
keine Tabulator-Reihenfolge vorgegeben wurde. Bei ungeschickter Anordnung im Quelltext
oder ungeschickter manueller Wahl der Tabulatorreihenfolge kann die Navigation auf der
Seite zu einem Ratespiel werden.
Problematisch sind große Linklisten, wie sie zum Beispiel in Navigationsleisten vorkommen.
Abbildung 32 zeigt eine solche Navigationsleiste. Motorisch behinderte Menschen müssen die
komplette Liste „durchklicken“, was, vor allem wenn sie auf Grund ihrer Einschränkung nur
sehr langsam mit der Tastatur umgehen können, sehr langwierig werden kann.
Abbildung 32 www.drweb.de – Navigation
(aus Platzgründen nebeneinander angeordnet)
Ein weiteres Problem sind Funktionen, die nur mit der Maus steuerbar sind. Standard­
elemente, wie Formularbuttons, sind auch mit der Tastatur zu bedienen. Viele Navigations­
menüs, die auf JavaScript basieren, funktionieren allerdings nur mit der Maus. Abbildung 33
zeigt den Kopfbereich der Website der NBA. Mit der Tabulatur-Taste wurde „TEAMS“ ange­
steuert. Außer einer Markierung des Links passiert nichts. Wählt man Teams jedoch mit der
Maus aus, erscheint ein Menü, vergleichbar wie in Abbildung 21.
Abbildung 33 www.nba.com
44
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
2.3.2 Maßnahmen zum Abbau der Barrieren
2.3.2.1 Gruppieren und Abstände einfügen
Für motorisch behinderte Mausbenutzer sind alle Elemente hin­
reichend groß und mit hinreichend großem Abstand zu gestal­
ten. Navigationselemente sollten ferner an einer Stelle gruppiert
und nicht auf der ganzen Seite verteilt werden. [Hellbusch 169]
2.3.2.2 Formularfelder und Beschriftung verbinden
In Formularen lässt sich die Bedienbarkeit mit der Maus durch
den Einsatz des Label-Tags verbessern. Dieses HTML-Element
wird verwendet, um ein Formularelement mit seiner Beschrif­
tung zu verbinden. Die eigentliche Intention des Tags ist die
Unterstützung von Screen-Readern, die zu jedem Formularfeld
nun die Beschriftung vorlesen können. Willkommener Neben­
effekt für motorisch behinderte Menschen ist, dass ein Klick
auf die Beschriftung den Eingabefokus auf das Formular­
element lenkt. (Siehe 2.1.6.3)
2.3.2.3 Linkbereiche überspringbar machen
Abbildung 34 www.cm4u.net
Bereiche mit vielen Links sollten überspringbar sein. Dafür ist
es notwendig, dass die Übersprung-Links sichtbar dargestellt
werden (Abbildung 35) [Clark 153].
Accesskeys können für motorisch Behinderte ebenfalls eine Hilfe sein. Wird für ein Element
der Accesskey „e“ definiert, kann es mit der Tastenkombination Alt+e angesprungen werden.
Das Problem bei ihrer Anwendung ist momentan, dass die Browser diese nicht anzeigen und
der Benutzer von ihrer Existenz daher nichts weiß. Fast alle Tastenkombinationen mit Alt
sind außerdem schon vergeben, sodass letztlich nur die Nummern bleiben (Siehe 2.1.6.5).
[Clark 166, 168] Wenn auf die Accesskeys, wie in Abbildung 34 zu sehen, hingewiesen wird,
ist das sowohl für Blinde und Sehbehinderte als auch für motorisch Behinderte eine Hilfe.
Motorisch Behinderte könnten allerdings ein Problem damit haben, eine Tastenkombination
zu betätigen, da zwei Tasten gleichzeitig gedrückt werden müssen. Dieses Problem ist
allerdings mit moderner assistiver Technologie lösbar.
Abbildung 35 www.acb.org
45
2.4 Kognitive Behinderungen
Die Gruppe der kognitiv behinderten Menschen ist die, die momentan am meisten ignoriert
wird und der gleichzeitig am schlechtesten beizukommen ist [Clark33]. Objektive Erkennt­
nisse aus Untersuchungen zu den Einschränkungen kognitiv behinderter Menschen gibt es
bisher kaum. Die im Folgenden beschriebenen Barrieren und Lösungsvorschläge sind daher
vage und unvollständig. Auch die Kriterien der BITV decken viele Probleme kognitiv Be­
hinderter nicht ausreichend ab. [Efa_Kognitiv]
2.4.1 Barrieren bei der Benutzung von Websites
Menschen mit kognitiven Behinderungen haben Schwierigkeiten damit, den Inhalt der Seite
zu verstehen, Zusammenhänge zu erschließen, Strukturelemente zu erkennen oder sich In­
formationen zu merken.
Nutzer mit Konzentrationsproblemen sind leicht ablenkbar. Sie haben Schwierigkeiten, Struk­
turen zu erkennen und zu behalten. Das kann sowohl das Erkennen einzelner Bereiche auf
einer Seite als auch die dahinter liegende Navigationsstruktur betreffen.
Abbildung 36 www.tsg-rheda.de
Abbildung 36 zeigt die Navigationsstruktur auf der Website eines Sportvereins. Schon auf der
Hauptseite kann es für einen kognitiv Behinderten unter Umständen schwierig sein, die Navi­
gationselemente zu finden. Sie befinden sich im Kopf der Seite unterhalb des Seitentitels.
46
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
Nach einem Klick auf Abteilungen erscheint der Hinweis „Klicken Sie eine Abteilung an um
mehr über die Sportart sowie die Abteilung zu erfahren...“ Die Erwartung, dass nun eine Liste
der Abteilungen folgt, wird nicht erfüllt. Diese Liste ist in extrem kleiner Schrift unterhalb der
bisherigen Navigation erschienen.
Abbildung 37 www.bahn.de
Die Beschriftung und damit die Funktion von Navigationselementen ist oft unklar. Was unter­
scheidet in Abbildung 37, die die Hauptnavigation der Website der Deutschen Bahn zeigt,
„Preise&Angebote“ von „Planen&Buchen“? Deckt ein „Reisebüro“ nicht alle vier Punkte ab?
Was bedeutet im Zusammenhang mit der Bahn das Wort „Mobilität“? Was ist unter „Service“
zu verstehen?
Nutzer, die die Bahn-Seite oft verwenden, können sich merken, dass die Bahncard unter
„Preise&Angebote“ zu finden ist, die Frühbucher-Rabatte jedoch unter „Reisebüro“. Kognitiv
Behinderte haben aber unter Umständen Schwierigkeiten, sich das zu merken. Sie müssen je­
des Mal wieder die ganze Seite absuchen oder die Suchfunktion benutzen.
Abbildung 38 www.djk-rhede.de
Problematisch sind generische Rubriken in der Navigation. Bei der Bahn ist es die Rubrik
„Service“. Die Vereinswebsite in Abbildung 38 enthält die Rubriken „Der Verein“ und „Sons­
tiges“. Unter „Der Verein“ könnte man alles erwarten, was sich auf dieser Seite befindet,
schließlich handelt es sich ja um die Website eines Vereins. Was unter „Sonstiges“ zu finden
ist, ist ebenso unklar. Weitere Kandidaten für zu allgemeine Rubriken sind „Informationen“
und „Allgemeines“.
47
Websites mit vielen Querverbindungen können kognitiv behinderte Menschen verwirren. Es
entsteht ein Gefühl der Desorientierung. Ein hier nicht gut darstellbares Beispiel ist das
Angebot der europäischen Union. Seiten von verschiedenen Organisationen mit verschieden­
artiger Gestaltung und verschiedenen Navigationssystemen sind miteinander verbunden.
Kognitiv eingeschränkte Surfer werden stark behindert, wenn nicht eindeutig klar gemacht
wird, welche Optionen zur Verfügung stehen. Auf der in Abbildung 39 dargestellten Seite hat
man den Eindruck, es gäbe keine weiteren Informationen. Erst nach einem Klick auf
„English“ kommt man an die eigentlichen Inhalte, die man hinter diesem Begriff aber nicht
erwartet.
Abbildung 39 wwwcs.uni-paderborn.de/cs/ag-platzner/teaching/ws0506/rcVU.html
Links sind zum Teil nur schwer zu finden oder erfüllen die von ihnen geweckte Erwartung
nicht richtig. Abbildung 40 zeigt die Startseite von NBC Giga. Das Bild mit dem Text
„Müssen wir bald gar nicht mehr schlafen?“ ist ein Link, als solcher aber nicht zu erkennen.
Wer den Link nun gefunden hat und darauf klickt, landet nicht etwa auf dem Artikel, sondern
erneut auf einer Übersichtsseite. Ein kognitiv behinderter Benutzer kann hierdurch verwirrt
werden oder erhält den Eindruck, selbst etwas falsch gemacht zu haben. Auf dieser Seite kann
man erneut auf das Bild klicken. Zusätzlich gibt es einen Hinweis darauf, dass man den
Artikel nun lesen kann – mit „Read Article“ unverständlicherweise aber auf Englisch.
Auch dann landet man aber nicht beim Artikel, sondern auf einer Seite, die nur einen Anreißer
für den Artikel zeigt. Dort kann man dann auf einen Button zum Weiterlesen klicken, dieses
Mal mit „Weiterlesen“ deutsch betitelt.
Dieser lange Weg zum eigentlichen Inhalt enthält für kognitiv Behinderte derart viele Hürden,
dass davon ausgegangen werden kann, dass diese die eigentlichen Inhalte nie zu sehen
kriegen werden.
48
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
Abbildung 40 www.giga.de
Kognitiv behinderte haben oft ein schlechtes Sprachniveau. Das bedeutet, dass sie Schwierig­
keiten beim Lesen und Schreiben haben und dazu viel Zeit benötigen. Sie kennen oft nur den
Wortschatz aus ihrem direkten Lebensumfeld und können sich nur sehr schwer in andere Be­
reiche hineinversetzen.
Lange „Textwüsten“, also viel unstrukturierter Text, ist für viele kognitiv Behinderte eine
große Hürde. Sie lesen langsam, stoßen eventuell auf unverständliche Worte und können Zu­
sammenhänge nicht herstellen. Der Artikel in Abbildung 41, der hier nur aus Platzgründen
nebeneinander gezeigt wird, enthält außer Absätzen keine weiteren Strukturierungen und
Verdeutlichungen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ein kognitiv behinderter Mensch
Schwierigkeiten damit hat, den Text und seine Inhalte komplett aufzunehmen.
Abbildung 41 www.berlinews.de/archiv-2003/1672.shtml
Menschen, die nur langsam lesen können, werden durch inhaltsleeren Text unnötig behindert.
Abbildung 42 zeigt einen typischen Werbetext ohne Inhalt. Auch das Bild ist inhaltslos und
vermittelt keine weiteren Informationen.
Abbildung 42 www.ifas.com
49
Übliche Kandidaten für langgezogene oder gänzlich überflüssige Texte sind Einleitungen.
Abbildung 43 zeigt eine Willkommensnachricht, die nur sehr wenig Inhalte vermittelt und in
erster Linie Fülltext ist. Kognitiv Behinderte verbringen eventuell viel Zeit mit dem Lesen
dieses Textes, ohne etwas zu erfahren. Auf Grund ihrer geringen Leseerfahrung brechen sie
nicht frühzeitig ab, wie es ein nicht behinderter, erfahrener Surfer tun würde. Schlimmsten­
falls sind sie dann verärgert und lesen die eigentlichen Inhalte der Website gar nicht mehr.
Abbildung 43 Einleitungstext der Website der DJK Rheda 2003
Abkürzungen, Kunstworte und Fachtermini erschweren kognitiv Behinderten das Verständnis
von Texten. Es ist ihnen, im Gegensatz zu nicht behinderten Menschen, nicht so leicht
möglich, Worte aus dem Zusammenhang zu erklären, Abkürzungen zu erraten oder Anglizis­
men zu übersetzen.
Folgendes Beispiel aus dem Angebot von T-Online enthält einige Anglizismen und Fachbe­
griffe, die nicht erklärt werden:
Hersteller von Antiviren-Software und Microsoft stellen kostenfreie Tools zur Verfü­
gung, die den Computer automatisch auf eine "Sasser"-Infektion hin untersuchen und
den Wurm vom System entfernen. Um die Tools zu verwenden, benötigen Sie keinen
Virenscanner des Anbieters. Die Tools werden laufend an neue Varianten des
"Sasser"-Wurms angepasst. Die onComputer Redaktion wird deshalb an dieser Stelle
stets die akktuellen [sic!] Versionen zum Download bereitstellen.
[www2.oncomputer.t-online.de/dyn/c/18/47/38/1847382.html]
In diesem Ausschnitt und auch im Rest dieser Seite wird nicht erklärt, was ein Virus ist und
was eine Antiviren-Software bewirkt. Begriffe wie Tools, Infektion, Version und System, die
nicht zum normalen Sprachgebrauch gehören, können das Verständnis des Textes behindern
oder gar ganz unmöglich machen. Das Wort „Wurm“ ist zwar bekannt, dürfte aber gerade
deshalb in diesem Zusammenhang für Verwirrung sorgen, da eben nicht das Tier gemeint ist.
Hinzu kommt noch das Kunstwort „onComputer“.
Der irakische Rat der sunnitischen Gelehrten hat einen "Spiegel"-Bericht zurückge­
wiesen, wonach ihr Vorsitzender Al-Dhari eine baldige Freilassung der entführten
Deutschen signalisiert hat. "Dieser Bericht ist unwahr ", sagte der Sprecher des Rates,
Al-Tajbi. Al-Dhari, habe bei einem Treffen mit dem deutschen Botschafter im Irak le­
diglich seine Hoffnung geäußert, dass die beiden Männer bald freikämen.
[www.n-tv.de]
50
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
Texte im Nachrichten-Stil können ebenfalls eine große Hürde darstellen. Wie schon im vorhe­
rigen Beispiel fehlen Erläuterungen zu Fremdworten wie „sunnitisch“. Die größten Probleme
bestehen hier aber in der Verwendung unüblicher Wörter wie „baldig“, „signalisieren“ oder
„unwahr“. Hinzu kommen komplizierte grammatische Konstrukte wie Nebensätze und Kon­
junktive („dass die Männer bald freikämen.“)
Menschen, die auf Grund ihrer kognitiven Behinderung nur schlecht lesen können, können in
der Regel auch nicht gut oder gar noch schlechter schreiben. Dies wird überall da zu einem
Problem, wo Eingaben verlangt werden. Das beginnt natürlich mit der Eingabe der Adresse in
den Browser. Problematisch sind auch das Suchen (Abbildung 44) oder Einträge in Foren und
Gästebücher.
Abbildung 44 www.altavista.com
2.4.2 Maßnahmen zum Abbau der Barrieren
2.4.2.1 Navigationsbereiche eindeutig absetzen
Navigationsbereiche müssen eindeutig als solche erkennbar sein. Das lässt sich zum Beispiel
durch eine farbliche Abgrenzung und eine Positionierung am Rand realisieren. Dabei ist auf
gleiche Gestalt zu achten, also dass eine Navigation auf allen Seiten einer Website gleich aus­
sieht und die gleichen Funktionen erfüllt [Hellbusch 107]. Wichtig, wenn eine große Anzahl
an Navigationspunkten existiert, ist die Gruppierung der Links in logisch zusammenhängende
Bereiche. Dies erleichtert das Auffinden der gesuchten Rubriken ungemein. [CAWS 124]
Abbildung 45 zeigt die Website der Süddeutschen Zeitung. Die Navigation ist klar durch die
Positionierung auf der linken Seite und durch die Farbe abgetrennt. Die Links sind nach
Ressorts und Services gruppiert.
2.4.2.2 Aktuelle Position in der Seite darstellen
Um die Orientierung innerhalb des Angebots zu verbessern, ist die aktuelle Position innerhalb
der Navigation hervorzuheben. Abbildung 46 zeigt dies auf der Website der FAZ. In der
Hauptnavigation wurde „Aktuell“ gewählt, in der darunter liegenden Unternavigation der Be­
reich „Wirtschaft“. Unterstützt wird die Navigation durch einen Pfad, einen sogenannten
Bread-Crumb-Trail, der den Weg durch die hierarchische Navigation zu dieser Seite angibt.
[Hellbusch 107]
51
Abbildung 45 www.sueddeutsche.de
Abbildung 46 www.faz.de
2.4.2.3 Selbstbeschreibende Links
Nicht nur innerhalb der Navigation ist sicherzustellen, dass Links selbstbeschreibend sind, das
heißt auch dann verstanden werden können, ohne den Text oder die Bilder in der Umgebung
zu lesen. Idealerweise entspricht der Linktext der Überschrift der Seite, auf die verlinkt wird.
[Hellbusch 106] Links müssen immer als solche erkennbar sein. Blau und unterstrichen ist
hier die sicherste Variante. Besuchte und bisher unbesuchte Links müssen dabei unterscheid­
bar sein.
Da selbst gut durchdachte Navigationsstrukturen für kognitiv Behinderte eine Hürde dar­
stellen können, sollte das Auffinden von Informationen durch eine Sitemap und eine Such­
funktion unterstützt werden. Die Suchfunktion ist fehlertolerant zu gestalten (mehr dazu unter
Kapitel 2.4.2.12).
52
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
2.4.2.4 Lesbare Schrift verwenden (Typographie)
Da kognitiv behinderte Menschen oft Schwierigkeiten beim Verständnis von Texten haben,
ist darauf zu achten, dass nicht noch zusätzliche Hindernisse durch die Gestaltung des Textes
geschaffen werden. Die Zeilenlänge ist zu begrenzen. Mehr als 70 Zeichen pro Zeile be­
hindern den Lesefluss. Auch Blocksatz und kursive Schrift können das Lesen am Bildschirm
zusätzlich erschweren. Blocksatz ist vor allem bei sehr kurzen Zeilenlängen zu vermeiden, da
hier dann große Lücken im Text entstehen. Kursive Schrift ist am Bildschirm auf Grund der
relativ niedrigen Auflösung im Vergleich zum Druck nur schwer zu lesen.
Abbildung 47 www.sueddeutsche.de
Text muss so gestaltet werden, dass er kognitiv Behinderten verständlich ist. Je nach Thema
wird es hier unumgänglich sein, von der Regel „Eine Version für alle“ abzugehen. Kom­
plizierte Vorgänge, technische Beschreibungen, wissenschaftliche Texte etc. lassen sich nicht
verlustfrei in einfacher Sprache ausdrücken; eine einfachsprachige Version sollte also zusätz­
lich angeboten werden.26 Auf der anderen Seite können auch diese Texte oft einfacher
gestaltet werden, ohne an Informationsgehalt zu verlieren.
2.4.2.5 Inhaltsleeren Text streichen
Texte ohne oder mit nur geringem Informationsgehalt müssen gestrichen bzw. zu­
sammengefasst werden. Das gilt auch für überflüssige Details, die vom Hauptinhalt des
Textes ablenken können. [sageseinfach]
2.4.2.6 Komplizierte Worte vermeiden oder erklären
Kognitiv Behinderte kennen meist nur die Worte aus ihrer direkten Umwelt. Abstrakte Begrif­
fe wie „Kündigung“ oder „Einrichtung“ sollten daher vermieden werden. [sageseinfach] Das
gilt insbesondere für Fremdworte, Fachjargon, Abkürzungen und Komposita.
Fremdworte und Fachbegriffe lassen sich nicht immer vermeiden. Wenn sie sich nicht durch
einen normalsprachlichen, deutschen Begriff ersetzen lassen, sollten die Begriffe beim ersten
Vorkommen und zusätzlich in einem verlinkten Glossar erklärt werden. [Hellbusch 106].
Komposita wie „Behindertengleistellungsgesetz“ können immer in einzelne Worte wie
„Gesetz zur Gleichstellung von Behinderten“ zerteilt werden, wobei das komplizierte Wort
„Gleichstellung“ hier noch zu erklären wäre [Hellbusch 112]. Zum Beispiel könnte es der
Ausdruck dann durch „Gesetz, das regelt, dass Behinderte und Nicht-Behinderte die gleichen
Rechte und Chancen haben“ ersetzt werden. Wichtig ist in dieser Hinsicht, dass immer die
gleichen Begriffe für das Gleiche verwendet werden.
26
Ein Beispiel für einen Text, der sich nicht verlustfrei in einfache Sprache umwandeln lässt, ist diese Studien­
arbeit. Viele der Regeln für einfache Sprache, wie etwa die Vermeidung von Konjunktiven oder passiven Ver­
ben, sind in wissenschaftlichen Texten nicht möglich. Natürlich ließe sich aber mit einigem Aufwand eine zu­
sätzliche Version dieser Arbeit in einfacher Sprache erstellen.
53
Abbildung 48 www.tivi.de/fernsehen/logo/start/index.html
Es gibt leider nur wenige Websites, auf denen Fachbegriffe erklärt werden. Die meisten
stammen direkt dem Umfeld kognitiv Behinderter (z. B. www.lebenshilfe-angesagt.de, ein
Online-Magazin für kognitiv Behinderte). Was für kognitiv Behinderte nicht getan wird,
findet man jedoch auf Websites für Kinder. Wie in Abbildung 48 zu sehen, werden Fachbe­
griffe, hier Vogelgrippe, erklärt. Ein Glossar gibt es auf der Logo-Site ebenfalls: es heißt dort
Lexikon.
2.4.2.7 Abkürzungen vermeiden
Abkürzungen sind nach der BITV beim ersten Mal zu erläutern, also in ihrer Langform aufzu­
schreiben. Da Texte auf Websites aber oft nicht komplett gelesen werden, kann die Erklärung
der Abkürzung eventuell überlesen werden. [Hellbusch 95] [Clark 136] Empfehlenswert ist es
daher, auf Abkürzungen, die nicht zum Allgemeinwissen gehören, zu verzichten und die
Worte auszuschreiben. Abkürzungen, deren Bedeutung nicht erheblich ist (zum Beispiel
ISDN oder DSL), müssen nicht ausgeschrieben werden. Es reicht eine Erklärung im Glossar.
2.4.2.8 Einfache Grammatik verwenden
Lange Sätze mit komplizierten Satzgefügen sind zu vermeiden. Grammatische Konstruk­
tionen wie Konjunktive und passive Verbformen sollten ebenfalls vermieden werden27. Aus­
sagen werden dadurch unklar und unverständlich [sageseinfach]. Das gleiche gilt für doppelte
Verneinungen. Oft ist dadurch nicht mehr klar, ob die Aussage oder ihr Gegenteil gemeint ist
[Hellbusch 113].
27
Diese Forderung ist ein Problem für journalistische Texte. Da hier oft Meinungen und Aussagen anderer
wiedergegeben werden, ist die indirekte Rede und damit der Konjunktiv nötig. (Kanzlerin Merkel sei sehr zufrie­
den gewesen.) Auch Passivkonstruktionen lassen sich in Nachrichten oft nicht vermeiden. (Das Dorf wurde be­
schossen!)
54
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
Die Sätze müssen mit einfachen Satzzeichen (Punkt, Ausrufezeichen, Fragezeichen, Komma)
getrennt werden. Komplexere Zeichen wie Semikolon oder Gedankenstriche sind für Men­
schen mit Leseproblemen ein zusätzliches Hindernis.
Metaphern und Redewendungen sind zu vermeiden, wenn sie nicht sehr verbreitet sind. Sie
können dann verwirren, weil sie für wahr genommen werden und vom eigentlichen Inhalt ab­
lenken.
2.4.2.9 Komplizierte Vorgänge mit Beispielen erklären
Abstrakte und komplizierte Vorgänge sind für kognitiv Behinderte unverständlich. Sie
müssen daher in praktischen Beispielen erläutert werden. Dabei ist immer davon auszugehen,
dass der Leser keinerlei Vorkenntnisse besitzt, also auch scheinbar Eindeutiges erklärt und
mit Beispielen belegt werden muss. Querbezüge zu anderen Themen und Seiten sollten dabei
vermieden werden, da es vielen kognitiv Behinderten dann schwer fällt, bei einem Thema zu
bleiben.
2.4.2.10 Absätze und Zwischenüberschriften einsetzen
Jeder Satz sollte nur einen Gedanken beinhalten, jeder Absatz nur einen zusammenhägenden
Gedankengang. Um das Erfassen der Zusammenhänge auf der Seite zu erleichtern empfehlen
sich Zwischenüberschriften. Diese Überschriften müssen für sich stehend eindeutig sein.
[Hellbusch 115] Abbildung 49 verdeutlicht dies an einem Wikipedia-Artikel. Durch die Zwi­
schenüberschriften ist es schnell möglich, die interessanten Teile des Textes zu finden.
Abbildung 49 www.wikipedia.de
2.4.2.11 Bilder und Zeichnungen zur Erläuterung einsetzen
Da kognitiv Behinderte mit Texten oft Schwierigkeiten haben, sind reine Textseiten ohne zu­
sätzliche Erläuterungen durch Bilder und multimediale Elemente zu vermeiden. [Hellbusch
116] Bilder und Fotografien können die Stimmung des Textes unterstützen oder das Ver­
ständnis für Orte und Gegebenheiten steigern. Zeichnungen können Zusammenhänge, die im
Text nur schwierig zu erläutern sind, zusammenfassen. Ein Beispiel zeigt Abbildung 50. Die
Schemazeichnung des Atomkraftwerks verdeutlicht den darunter befindlichen Text.
55
Abbildung 50 www.stadtwerke.clausthal.harz.de/wir/enerwin-atom.html
2.4.2.12 Formulareingaben vordefinieren oder korrigieren
Kognitiv Behinderte haben in der Regel schlechte Schreibkenntnisse. Darauf muss bei Formu­
laren geachtet werden. Das kann zum Beispiel durch die Vorgabe von Antworten geschehen.
Bei freien Eingabefeldern sollte die Eingabe kontrolliert werden. E-Mail-Adressen können
zum Beispiel relativ leicht auf eine korrekte Form (z.B. auf Vorhandensein des @-Zeichens)
kontrolliert werden.
Bei Suchanfragen muss immer mit Rechtschreibfehlern gerechnet werden. Ein reiner Hinweis
„Überprüfen Sie die Schreibweise!“ hilft da nicht weiter, da ein Legastheniker auch in mehre­
ren Versuchen Schwierigkeiten haben wird. Unterstützung erhält ein kognitiv Behinderter erst
durch eine fehlertolerante Suche oder durch Vorschläge der korrekten Schreibweise (Abbil­
dung 51).
Abbildung 51 www.google.de
56
2 Beeinträchtigungen und ihre Folgen
2.5 Widersprüche innerhalb der Barrierefreiheitsforderungen
Liest man die Literatur zur Barrierefreiheit, hat man zunächst den Eindruck, es handele sich
um ein abgeschlossenes Konzept. Vielfach wird behauptet, ein Webdesigner könne den
Interessen aller Behinderungstypen gerecht werden, ohne dass es dabei zu
Verschlechterungen für andere Gruppen, seien es behinderte oder nicht behinderte Menschen,
komme.
Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass das so nicht stimmt. Exemplarisch seien hier an drei
Beispielen die vielleicht augenfälligsten Widersprüche aufgezeigt.
2.5.1 Auswahlboxen in Formularen
Auswahlboxen sind für blinde Nutzer einer Website möglichst zu vermeiden. Ihre Bedienung
ist mit assistiven Technologien wie Braille-Zeile oder Sprachausgabe schwierig, da die Listen
oft lang und schlecht navigierbar sind. Freie Eingabefelder sind hier eindeutig vorzuziehen.
Kognitiv Behinderte jedoch stehen bei freien Eingabefeldern vor großen Schwierigkeiten.
Eine Auswahlbox unterstützt sie viel mehr, da hier die möglichen Antworten vorgegeben
sind. Probleme mit dem Eingabeformat oder der Rechtschreibung werden so vermieden.
2.5.2 Links zum Überspringen der Navigation
Als Hilfe für Menschen mit motorischen Behinderungen sollten sichtbare Links zum Über­
springen der Navigation bzw. zum Überspringen des Inhaltsbereichs eingefügt werden. Die
Betroffenen, die mittels der Tabulator-Taste von Link zu Link springen, können so große
Mengen Links überspringen.
Für alle anderen sind diese Links sinnlos. Sie sind sogar nachteilig, da sie beim Klicken mit
der Maus scheinbar funktionslos bleiben. Was einen nicht behinderten Nutzer nur verwirren
mag, kann für einen Nutzer mit kognitiver Behinderung zu einer echten Hürde werden. Ge­
rade für sie ist darauf zu achten, dass jeder Link eine eindeutige Funktion auslöst.
2.5.3 Barrierefreie Website oder barrierefreie Version?
Die Idee, eine barrierefreie Version zusätzlich zur „multimedial aufgepeppten“ Version zu er­
stellen, wird zu Recht oft kritisiert. Joe Clark beispielsweise drückt es folgendermaßen aus:
Seperate “accessible“ pages are wrong in principle, because they cause segregation.
You’ve got your back-of-the-bus page for those disabled people and your regular page
up front for the real people. [..] The bottom line is that separate is not equal. [Clark 59]
Diese Einstellung entspricht dem Geist der Behindertengleichstellung. Schließlich ist ge­
fordert, dass die Welt behindertengerecht gestaltet wird, nicht etwa dass für die Behinderten
eine Parallelwelt geschaffen wird.
Kritisiert wird hier, eine Nur-Text-Version als barrierefrei zu bezeichnen. In der Tat ist das
nicht der Fall. Eine reine Textversion kann allenfalls für Blinde ein Vorteil sein, wenn über­
haupt. Kognitiv Behinderte hingegen werden durch diese Version eher benachteiligt, da sie
mit großen Textkolonnen in der Regel Schwierigkeiten haben.
57
Ein Problem des Angebots mehrerer Versionen ist, dass zwei Versionen gepflegt und ak­
tualisiert werden müssen. Abbildung 52 ist ein gutes Beispiel. Dort werden zwei Versionen
der Seite angeboten.
Abbildung 52 www.asta-bielefeld.de
Wer auf „Zur barrierefreien Version“ klickt, erhält folgenden Hinweis:
Willkommen auf der Internetpräsenz des 32. AStA der Universität Bielefeld.
Diese Plain-Text-Seiten wurden auf der Grundlage der Richtlinien zur Barrierefreiheit
im Internet erstellt.
Leider ist diese Seite noch nicht fertiggestellt. Ich verspreche jedoch, dass dies nachge­
holt wird.
Vielen Dank für euer Verständnis.
Dennoch ist die Regel „Eine Version für alle“ nicht immer einzuhalten. Hörgeschädigte zum
Beispiel sind zusätzlich zum Text auf Gebärdensprachfilme angewiesen. (Siehe Kapitel 2.2)
Für kognitiv Behinderte sollten Texte in einfacher Sprache bereitgestellt werden. Ein Text in
einfacher Sprache kann einen „komplizierteren“ Text aber nicht in jedem Fall komplett
ersetzen. Auch hier ist alo eine Extraversion notwendig. (Siehe Kapitel 2.3)
58
3 Folgen für die Gebrauchstauglichkeit
3 Folgen für die Gebrauchstauglichkeit
Im vorhergehenden Kapitel, das sich mit dem Thema Barrierefreiheit beschäftigte, war von
Menschen mit Behinderungen die Rede. Bei der Gebrauchstauglichkeit hingegen spielen
nicht-behinderte Menschen die Hauptrolle. Ziel dieses Kapitels ist es, die Gestaltungshin­
weise für barrierefreie Websites in Zusammenhang mit Forderungen zur Gebrauchstauglich­
keit zu bringen.
Das Verhältnis der beiden Konzepte zueinander ist durchaus umstritten, wie ein Blick in ein­
schlägige Online-Magazine und Fachbücher zeigt. Joe Clark betitelt in seinem Buch „Buil­
ding accessible Websites“ den ensprechenden Absatz nicht ohne eine gewisse Belustigung mit
„Philosophy Lesson“, ohne jedoch weiter zur Klärung beizutragen.
Die Website Barrierekompass stellt das Verhältnis der beiden Konzepte wie folgt dar:
Der Grund für die Schwierigkeiten, einen klaren Trennstrich zwischen Usability und
Accessibility zu ziehen, liegt nicht direkt auf der Hand. Usability kümmert sich gar
nicht um Accessibility. Die klassische Usability berücksichtigt nur die Menschen, die
nicht in ihren Möglichkeiten eingeschränkt sind. [Barrierekompass]
Dieser Logik folgend kann die Barrierefreiheit nicht ein Teil der Gebrauchstauglichkeit sein.
Shawn Lawton Henry hingegen behauptet im Buch „Constructing Accessible Websites“ ge­
nau dies:
Accessibility is a subset of a more general pursuit: usability. Put simply, usability
means disigning a user interface that is effective, efficient, and satisfying. [CAWS 8]
Jan Erik Hellbusch sieht in „Barrierefreies Webdesign“, dem deutschsprachigen Standard­
werk zu diesem Thema, ein Schnittmengenverhältnis zwischen den Konzepten, das er an den
Überschneidungen der DIN EN ISO 9241 für Gebrauchstauglichkeit und der BITV für Bar­
rierefreiheit festmacht.
Trotz vieler Überschneidungen wird eine Seite, die streng nach BITV entworfen wird,
noch nicht alle Anforderungen der Usability erfüllen. [...] Es ist also immer zu emp­
fehlen, sich zusätzlich auch mit den Usability-Anforderungen für Webauftritte ausein­
ander zu setzen. Umgekehrt lässt sich sagen, dass ein Webauftritt, der gemäß den
Usability-Richtlinien entworfen wurde, einige wichtige Anforderungen der Bar­
rierefreiheit erfüllen wird. Einige sehr spezielle Punkte [...] werden jedoch nicht be­
rücksichtigt. [Hellbusch 49]
Der Grund für die verschiedenen Sichtweisen liegt in der unklaren Definition der Gebrauchstauglichkeit. Zwar gibt es auch im Bereich Barrierefreiheit Widersprüche, wenn es um die
konkreten Forderungen geht – das eigentiche Ziel, nämlich Websites für Behinderte zugänglich zu machen, ist aber unstrittig.
Der Bereich Gebrauchstauglichkeit ist nicht so klar definiert. Gehört zur Gebrauchstauglich­
keit zum Beispiel die Druckbarkeit einer Website oder die Verwendbarkeit auf einem Mo­
biltelefon? Ist das Ziel nur der durchschnittliche Nutzer oder sollten möglichst alle berück­
sichtigt werden.
59
Immer mehr werden Handys und Handheld-Computer für den Internetzugang verwendet.
Während also einerseits die Bildschirme moderner Computer immer größer werden, werden
immer mehr Geräte mit extrem kleinen Anzeigen für den Webzugang verwendet. Grund
genug dafür, dass Autoren von Gebrauchstauglichkeits-Literatur diese Gruppe berück­
sichtigen [Nielsen 27] und das World Wide Web Consortium eine eigene Mobile Web Initia­
tive gegründet hat. In einem Dokument, das Empfehlungen zur Gestaltung von Websites für
mobile Geräte gibt, wird auch das Begriff Usability auf diesen Bereich verwendet:
Site usability relates to the structure, content and layout rules of a site and is a measure
of the effectiveness of the mobile web site. [W3C_Mobile]
Der folgende Versuch, Barrierefreiheit und Gebrauchstauglichkeit miteinander zu verbinden,
basiert auf der Betrachtung von situativen Einschränkungen: [CAWS 13]
Die Überlegungen und Folgerungen aus Kapitel 2 basierten auf der Untersuchung der
funktionalen Einschränkungen: Menschen mit Behinderung haben eine funktionale Ein­
schränkung. Sie können schlecht oder gar nicht sehen oder hören, sich nur eingeschränkt be­
wegen oder haben eine kognitive Einschränkung. Diese Einschränkungen können sie nicht
kurzfristig beeinflussen.
Situative Einschränkungen betreffen auch Menschen ohne Behinderung im eigentlichen
Sinne. Situativ eingeschränkt ist beispielsweise, wer eine Website mit einem Handy betrach­
tet. Er sieht dann, wie ein Sehbehinderter, nur einen kleinen Teil der Seite. Auch wer eine
Website in einer Umgebung mit vielen Ablenkungen nutzt, ist situativ eingeschränkt. Er kann
sich nicht konzentrieren und hat Schwierigkeiten, den Zusammenhang eines Textes zu ver­
stehen – ähnlich wie ein kognitiv Behinderter.
Zum Beleg dafür, dass die Ergebnisse dieser Überlegungen sinnvoll sind, werden an entspre­
chender Stelle Entsprechende Hinweise aus der Gebrauchstauglichkeitsliteratur angegeben.
3.1 Situationsbedingte Sehbehinderungen
Jeder kann in vielen Situationen bei der Bedienung einer Website sehbehindert sein.
In vielen Situationen ist die Beleuchtungssituation beim Nutzen einer Seite nicht optimal.
Laptopnutzer, die auf Fluren oder im Freien arbeiten, wissen, wie schwierig es manchmal ist,
etwas zu lesen: Streulicht oder direkte Sonneneinstrahlung sorgen für Spiegelungen auf dem
Display.
In diesen Situationen, in denen der sichtbare Kontrast stark eingeschränkt ist, ist es wichtig,
dass die Website selbst starke Kontraste verwendet. Feine Farbabstufungen können nicht
mehr erkannt werden und sind somit auch für sehende Nutzer zu vermeiden, zumindest wenn
die unterschiedliche farbliche Darstellung Informationen vermittelt. Komplementäre Farben
sind in nahezu jeder Situation schlecht zu erkennen und daher zu vermeiden. (Siehe Kapitel
2.1.2.3)
Eine ideale Farbkombination, die auch das Lesen am besten unterstützt, ist laut Nielsen das
klassische „Schwarz auf Weiß“, direkt gefolgt von „Weiß auf Schwarz“. Störend sind dem­
nach komplementäre Farben und unruhige Hintergrundbilder. [Nielsen 126]
60
3 Folgen für die Gebrauchstauglichkeit
Farben sind in vielen Fällen nicht zu sehen. Zwar ist der Einsatz von Monochrombild­
schirmen heute im PC-Bereich wohl eine Ausnahme, verbreitet sind aber noch monochrome
Handybildschirme und vor allem Schwarz-Weiß-Drucker. Auch für Nutzer mit einem norma­
len Sehvermögen muss also darauf verzichtet werden, Informationen nur durch die Farbe zu
vermitteln. (Siehe kapitel 2.1.2.1)
Die weiteren Kriterien für lesbare Schrift finden sich ebenfalls in der Literatur zur Gebrauch­
stauglichkeit wieder. Nielsen empfiehlt linksbündigen Text und, gerade bei kleinen Schriften,
eine serifenlose Schrift. (Siehe Kapitel 2.1.4.1)
Abbildung 53: www.rheda-internet.de/scharnowski
Abbildung 53 zeigt einen Ausschnitt einer Website, auf der die Informationen schlecht zu
lesen sind, da die obigen Regeln allesamt verletzt wurden. Die Schreibschrift ist generell
schwer zu lesen, die übige Schrift ist eine Schrift mit Serifen. Die Kombination rot auf blau
ist nur schlecht zu erkennen. Die starke Struktur im Hintergrund tut ihr Übriges. Wenn nun
noch schlechte Lichtverhältnisse hinzukommen, wird das Lesen unmöglich.
Handys oder PDAs haben Anzeigen mit einer geringen Größe und geringen Auflösung.
Nutzer dieser Geräte sind also ähnlich eingeschränkt wie sehbehinderte Nutzer, die eine nied­
rige Auflösung oder eine Bildschirmlupe einsetzen. Sie sehen nur einen kleinen Teil der We­
bsite auf einmal, haben also nicht die Möglichkeit, die Seite durch Überfliegen auf einen
Blick zu erfassen. Die einzige Möglichkeit, sich einen Überblick zu verschaffen, ist, die Seite
abzuscrollen. Die Hinweise zur Skalierbarkeit sind gerade für Handynutzer sinnvoll (Ver­
gleich Kapitel 2.1.4.2)
Moderne Browser für Handys und PDAs verwenden Techniken, um auch Websites, die für
die Darstellung auf großen Monitoren gedacht sind, darstellen zu können. Bilder werden
automatisch verkleinert, Schriftgrößen angepasst (oder ignoriert) etc. Die Browser des Her­
stellers Opera haben sogar eine Routine, die Überschriften, die nicht mittels der korrekten
Tags definiert wurden, erkennt. (Abbildung 54) [OperaSSR]
61
Fast alle Maßnahmen zur Beseitigung der Barrieren
für Blinde können vollständig auch für die Benutzer
von Handys und PDA angewandt werden:
Die BITV – und damit auch viele Autoren von Litera­
tur über barrierefreie Websites – schreibt vor, dass
Websites auflösungsunabhängig zu gestalten sind. Der
Grund hierfür ist, dass sehbehinderte Menschen oft
eine geringe Bildschirmauflösung verwenden, damit
die Darstellung hinreichend groß ist. (Vergleich Kapi­
tel 2.1.4.2)
Natürlich kann ein Webdesigner generell nicht wissen,
welche Bildschirmgröße und welche Auflösung der
Benutzer seiner Seite verwendet. Gerade Handys und
PDAs haben eine extrem kleine Auflösung. Jakob
Nielsen empfielt daher, generell auflösungsunabhän­
gig zu gestalten, das schließt ausdrücklich die Unter­
stützung verschiedener Schriftgrößen mit ein. [Nielsen
29]
Bilder müssen mit einem Alternativtext hinterlegt
werden, wenn sie Informationen tragen. Zwar können
Abbildung 54: www.cnn.com im SSR
Handys und PDAs Bilder anzeigen, auf Grund der
niedrigen Auflösung und der langen Ladezeiten wird diese Funktion aber oft abgeschaltet.
(Vergleich Kapitel 2.1.6.1)
Textgrafiken sind in jedem Fall zu vermeiden! Diese Textgrafiken können nicht umgebrochen
werden und werden auf Handys und PDAs extrem verkleinert. Der Opera-Browser, der inzwi­
schen auf vielen Handy und PDAs verwendet wird, ignoriert eine solche Grafik sogar ganz.
Die Reihenfolge der Elemente im Quelltext muss
sinnvoll sein. Browser für Handys und PDAs inter­
pretieren Stylesheets entweder gar nicht oder igno­
rieren Angaben zur Positionierung – die Quelltextrei­
henfolge ist also erheblich für die Anzeige auf dem
mobilen Gerät. (Vergleich Kapitel 2.1.6.2)
Abbildung 55 zeigt das bereits in Abbildung 18 ge­
zeigte Gästebuch. Genau wie für blinde Nutzer er­
scheint der Abschicken-Button auch auf Handys und
PDAs an unlogischer Stelle.
Abbildung 55: www.jahrgang2001.net
62
Linktexte müssen eindeutig sein. Blinde lassen sich
oft nur eine Liste der Links ausgeben, um nicht
immer die komplette Seite lesen zu müssen. Sinnfreie
Linktexte wie „Klicken Sie hier!“ werden hier zu
einem Hindernis. Auch für normalsichtige Menschen
müssen Link-Texte sinnvoll sein, da der Benutzer sie
zur Orientierung benötigt. (Siehe Kapitel 2.1.6.7)
3 Folgen für die Gebrauchstauglichkeit
Nielsen beschreibt es folgendermaßen:
Hypertext-Links werden in anklickbarem Text verankert. Dieser Anker sollten nicht
übermäßig lang sein. Denn der Benutzer sucht eine Seite auf Links ab, um zu sehen,
was er auf ihr alles tun kann. [...] Sie geben dem Auge des Benutzers während des Be­
trachtens eines Artikels Bezugspunkte. [Nielsen 55]
Die Eingabefelder von Formularen müssen einfach gehalten werden. Nutzer von Handys und
PDAs können nur kleine Teile eines komplexen Formulars sehen und haben bei der Be­
dienung großer Auswahlfelder Schwierigkeiten. (Siehe Kapitel 2.1.6.3)
Bei Tabellen ist Zurückhaltung geboten. Große
Tabellen können auf Handys und PDAs nicht sinn­
voll dargestellt werden. Abbildung 56 zeigt den
Anfang einer Tabelle mit Wahlergebnissen. Auf
Grund der geringen Breite und der fehlenden Über­
sicht sind die Daten nahezu unlesbar. (Siehe Kapitel
2.1.6.4)
Große Linkbereiche müssen überspringbar, Haupt­
navigation und Inhalt direkt anspringbar sein.
Nutzern von Handys und PDAs wird so ein langwie­
riges Scrollen über die komplette Seite erspart. (Sie­
he Kapitel 2.1.6.5)
Dynamische Inhalte mittels Javascript sind zu Abbildung 56: www.stadt-muenster.de/
vermeiden bzw. dürfen nicht der einzige Zugang zu wahlen/land2005/Gesamt
den Informationen sein. Handys und PDAs interpretieren Javascript in der Regel nicht. Selbst
wenn das der Fall sein sollte, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Änderung außerhalb
des Sichtbereichs des Nutzers befindet, sehr groß.
Blinde Internetnutzer sind oft auf eine Sprachausgabe angewiesen. Selbst diese Art der
Wiedergabe muss nicht unbedingt in einer Nische für Behinderte bleiben. Autofahrer bei­
spielsweise können, obwohl sie gut sehen können, ihre Augen, aber auch ihre Hände, nicht
benutzen. Eine Sprachschnittstelle könnte hier Abhilfe schaffen. [Nielsen 38]
3.2 Hörschädigungen und Gebrauchstauglichkeit
Jeder kann in vielen Situationen bei der Bedienung einer Website hörgeschädigt sein.
Allerdings sind nicht Behinderte von der Haupteinschränkung vieler Hörgeschädigter, näm­
lich über schlechte Lese- und Schreibkenntnisse zu verfügen, hier nicht betroffen. Diese Pro­
blematik wird in Kapitel 3.4 genauer beschrieben. Hier geht es darum, Tonausgaben nicht
wahrnehmen zu können.
In vielen Situationen ist eine Tonausgabe nicht möglich oder die Umgebungslautstärke zu
hoch. In diesen Situationen ist eine Klangdatei sinnlos und ein Video, insofern es nicht über
Untertitel verfügt, wahrscheinlich unverständlich. Es muss also, wie für Hörgeschädigte,
generell verhindert werden, dass Informationen nur per Ton vermittelt werden. Eine alterna­
tive Zugangsmöglichkeit über Text ist also Pflicht! (Siehe Kapitel 2.2.2.1)
63
3.3 Motorische Behinderungen und Gebrauchstauglichkeit
Jeder kann in vielen Situationen bei der Bedienung einer Website motorisch eingeschränkt
sein.
Nutzer von Handys und PDAs sind auch hier wieder stark von den Einschränkungen betrof­
fen, da sie bei der Bedienung ihrer Geräte meist ausschließlich über eine Tastatur verfügen,
die zudem auch noch sehr klein ist. Elemente, die nur mit der Maus bedienbar sind, verbieten
sich damit. Das betrifft zum einen auf Javascript basierende Menüs, die auf Handys und
PDAs in der Regel nicht funktionieren, und serverseitige Imagemaps28.
Doch nicht nur Nutzer von mobilen Geräten können motorisch eingeschränkt sein. Viele
Menschen, gerade Computerneulinge und ältere Menschen, haben Probleme bei der Be­
dienung der Maus. Sie können den Mauszeiger nur schwer punktgenau navigieren, vor allem,
wenn sie auch noch Klicken müssen. Laptop-Benutzer haben ähnliche Probleme mit Touch­
pads, mit denen oft nur grob navigiert werden kann.
Wie bei motorisch Behinderten sind daher kleine Bereiche zu vermeiden. Links sind ausrei­
chend groß und in ausreichendem Abstand zu platzieren. Unterstützende Techniken wie der
Einsatz von Label-Tags sind auch hier sehr hilfreich. (Siehe Kapitel 2.3.2)
3.4 Kognitive Behinderungen und Gebrauchstauglichkeit
Jeder kann in vielen Situationen bei der Bedienung einer Website kognitiv eingeschränkt sein.
In vielen Situationen liegt die Aufmerksamkeit eines Webnutzers nicht vollständig bei der
Website, die er gerade betrachtet. Er wird zum Beispiel durch seine Umgebung abgelenkt, ist
müde, unkonzentriert oder in Eile. Auch Anfänger, die keine Erfahrung in der Bedienung von
Websites haben, sind oft nicht mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit bei der Site, da auch die
Browserbedienung, die Maus etc. ihre Aufmerksamkeit fordern.
Literatur zum Thema Gebrauchstauglichkeit beschäftigt sich sehr intensiv mit dieser Unkon­
zentriertheit der Benutzer von Websites. Am direktesten drückt es Steve Krug aus, indem er
sein Buch über Web-Usability mit „Don't make me think!“ betitelt. Krug, der eine Vielzahl
von Usability-Tests durchgeführt hat, stellt fest, dass Websites in der Realität nicht komplett
gelesen, sondern eher in Eile überflogen werden. Krug spricht vom „scannen“ und nennt
Gründe für dieses Vorgehen: [Krug 22]
–
–
–
28
Benutzer sind normalerweise in Eile.
In der Regel sind Benutzer nicht an allem auf einer Seite interessiert.
Auch Zeitungen und Zeitschriften werden auf diese Art „gescannt“. Es entspricht
also der Gewohnheit.
Eine Imagemap ist eine anklickbare Grafik. Je nachdem, wo auf die Grafik geklickt wird, folgt der Browser
einem anderen Link. Ein Beispiel ist eine Weltkarte, auf der jeder Kontinent einzeln angeklickt werden kann und
der Benutzer dann zu verschiedenen Seiten weitergeleitet wird. Imagemaps können so programmiert werden,
dass sie Client-seitig funktionieren, also der Rechner des Benutzers entscheidet, wohin der Link geht, oder aber
serverseitig. Dann wird zunächst nur die angeklickte Position übertragen und dann auf die Antwort des Servers
gewartet. Nachteil dieser Methode ist, dass keine Alternativtexte angegeben werden können – die Navigation bei
Abschaltung von Grafiken also funktionslos wird.
64
3 Folgen für die Gebrauchstauglichkeit
Wie für Menschen mit kognitiven Behinderungen ist sicherzustellen, dass Zusammen­
hängendes auch zusammenhängend dargestellt wird. Speziell muss darauf geachtet werden,
dass eine Navigation aus eindeutigen Elementen besteht, die immer gleich funktionieren und
immer gleich aussehen. (Siehe Kapitel 2.4.2.1)
Genau so schlägt es Krug ebenfalls vor. Elemente, die logisch verbunden sind, müssen auch
visuell verbunden sein. Dies könne beispielsweise durch Gruppierung unter einer Überschrift,
durch eine klare Positionierung oder einen abgesetzten Stil erreicht werden. [Krug32] (Siehe
Kapitel 2.4.2.10)
Metaphern sollten für kognitiv Behinderte vermieden werden, da sie eine zusätzliche Über­
tragungsleistung erfordern. Doch auch anderen Benutzern bereiten die Metaphern Probleme,
da sie oft nicht verstanden werden und die eigentlichen Zusammenhänge auf der Website
verschleiern. [Nielsen 180] (Siehe Kapitel 2.4.2.8)
Abbildung 57 zeigt eine Seite mit einer oft verwendeten Stadt- bzw. Landschaftsmetapher.
Diese Metapher ist in fast allen Fällen nicht angebracht. Dass man zum Eintragen in ein Gäs­
tebuch (ebenfalls eine oft verwendete Metapher, die sich aber durchgesetzt hat) zur Post muss,
ist schon unpassend. Dass die Post in einem Turm untergebracht ist, ist ebensowenig ein­
leuchtend wie eine „Linkrakete“ und „Internet-Ameise“. Diese Metaphern erleichtern den
Zugang zu den Informationen nicht, sondern erschweren ihn sogar.
Abbildung 57: www.kidsville.de
Überschriften müssen auch für nicht kognitiv Behinderte eindeutig sein. Leser von Websites
lesen normalerweise eine Seite nicht komplett durch, sondern „scannen“ die Seite ab. Dabei
achten sie besonders auf Überschriften. Die meisten Texte werden zunächst gar nicht gelesen.
Erst wenn eine Überschrift oder ein Link interessant erscheint, wird dort weitergelesen.
Wichtig ist also nicht nur eine Hauptüberschrift, sondern wichtig sind auch Untereinteilungen
und Unterüberschriften.
65
Krug beschreibt unter dem Motto, Websites für das Überfliegen, nicht für das Durchlesen zu
optimieren, dass man eine klare visuelle Hierarchie aufbauen soll, in der die wichtigsten
Überschriften größer und klarer abgesetzt werden, als die unwichtigeren. [Krug 31] Seiten
müssen dazu in klar definierte Teile geteilt werden, sodass der Nutzer schnell entscheiden
kann, was für ihn interessant ist und was nicht. [Krug 36] Nielsen schlägt konkret drei Über­
schriften-Ebenen vor. Wie für Sehbehinderte schon gefordert, verlangt er Überschriften, die
den Sinn des folgenden Absatzes zusammenfassen: [Nielsen 104] (Siehe Kapitel 2.4.2.10)
Man sollte eher sinnvolle als „witzige“ Überschriften wählen. Die Überschrift soll
dem Benutzer mitteilen, wovon der nächste Abschnitt handelt. Denn es ist sehr un­
freundlich, den Benutzer zum Lesen des darunter stehenden Textes zu zwingen.
Die Navigation ist das Rückgrat einer Website. Für kognitiv Behinderte ist besonders wichtig,
dass die Navigation immer an gleicher Stelle und auf die gleiche Art dargestellt wird. Die ak­
tuelle Position innerhalb der Navigationsstruktur sollte dargestellt werden, da kognitiv Be­
hinderte die Struktur der Seite nicht gut behalten können und dann nicht mehr wissen, wie das
Angebot strukturiert ist und wo sie sich befinden. (Siehe Kapitel 2.4.2.2)
Doch auch nicht kognitiv Behinderte sind auf eine einheitliche Navigation angewiesen.
Schließlich kommt man nicht immer über die Startseite zum Inhalt. Wer über eine Suchma­
schine oder einen direkten Link auf eine Website kommt, ist auf eine gut funktionierende
Navigation angewiesen. Eine einheitlich gestaltete Navigation versichert dem Benutzer, dass
er sich noch immer auf der gleichen Seite befindet. [Krug 62].
Die Navigation einer Website wird vom Ersteller geplant. Diese Anordnungen sind oft für
andere nicht verständlich, da sie anders an ein Thema herangehen. Sie erleben daher auf ihnen
unbekannten Websites eine ähnliche Orientierungslosigkeit wie kognitiv Behinderte.
Sitemaps und seiteninterne Suchmöglichkeiten helfen daher auch nicht kognitiv Behinderten
sehr weiter. Eine klare Auszeichnung von Querverbindungen gehört ebenso dazu. Auch nicht
Behinderte sind verwirrt, wenn sie plötzlich an einer anderen „Stelle“ der Website landen, als
gedacht. (Siehe Kapitel 2.4.2.3)
Benutzer, die abgelenkt oder in Eile sind, durchsuchen eine Website nicht nach eventuell
nicht erkennbaren Links. Daher ist für jeden, nicht nur für kognitiv Behinderte, wichtig, dass
Links als solche klar erkennbar sind. Das Gleiche gilt natürlich für alles, was klickbar ist, also
zum Beispiel auch für Formularbuttons.
Sowohl kognitiv Behinderte als auch alle anderen Benutzer von Websites profitieren davon,
wenn Links nach der Konvention blau-unterstrichten dargestellt werden. Ebenfalls wichtig ist,
dass schon besuchte Links erkennbar sind. Der Konvention nach werden diese Links lila
dargestellt. [Nielsen 64]
Abbildung 58 zeigt eine verwirrende Website. Die Navigation ist nicht klar abgegrenzt, son­
dern über die ganze Seite verteilt. Links sind dabei nicht auf Anhieb als solche zu erkennen.
Man findet weder blauen noch unterstrichenen Text. Auch die Annahme, dass die Film­
klappen Links sind, stimmt nur teilweise. „Kino TIPP“ ist nicht verlinkt, ebenso „Holger
Delfs Modellbauer“. Darauf, dass der Text „Leider mußte die Premiere verschoben werden...“
ein Link ist, muss gar hingewiesen werden. Besucht man die Unterseiten, stellt man fest, dass
es keine konsistente Navigation gibt. Auf manchen Seiten werden Rubriken wiederholt, auf
anderen tauchen neue auf. Von manchen Seiten existieren „zurück“-Links, auf anderen nicht.
66
3 Folgen für die Gebrauchstauglichkeit
Abbildung 58: www.atlantistime.de
Krug empfiehlt den sogenannten Kofferraum-Test. Ein Surfer, der auf eine beliebige Seite ge­
rät und somit genauso orientierungslos ist wie ein kognitiv Behinderter, sollte folgende
Fragen stets beantworten können: [Krug 87] (Siehe Kapitel 2.4.2.2)
–
–
–
–
–
–
Auf welcher Website befinde ich mich?
Wie ist der Name der aktuellen Seite?
Was sind die Hauptsektionen dieser Seite?
Was kann ich auf dieser Seite tun?
Wo befinde ich mich im Kontext der Website?
Wie kann ich suchen?
Hilfsmittel wie eine Brotkrumennavigation werden dabei auch nicht Behinderten zur Hilfe
[Nielsen 206]. Das Gleiche gilt für Suchmöglichkeiten auf der Seite. Kognitiv Behinderte ver­
stehen oft den Aufbau einer Website nicht. Nielsen hat aber auch bei seinen Untersuchungen
festgestellt, dass sich Benutzer einer Website oft auf einer Seite verirren. Deshalb sollte eine
Suchmöglichkeit auf jeder Seite gegeben sein [Nielsen 225] und möglichst für NichtTechniker einfach bedienbar sein. Daraus geht hervor, dass Boolsche Ausdrücke nicht gut ge­
eignet sein. Eine Suchanfrage nach „Hunde UND Katzen“ beispielsweise führt meistens nicht
zum Ergebnis, das sich der Suchende erhofft hat [Nielsen 227].
Kognitiv Behinderte haben Probleme zu lesen. Doch auch nicht Behinderte sind oft nicht sehr
leseerfahren. Fachbegriffe, komplizierte Ausdrücke und grammatische Formen, die in ihrer
Alltagssprache nicht vorkommen, sind für viele ein großes Hindernis. Daher gelten die Hin­
weise zur einfachen Sprache auch für nicht kognitiv Behinderte – allerdings mit Ein­
schränkungen.
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Kognitiv Behinderte sollten nicht durch inhaltsleeren Text unnötig belästigt werden, da sie oft
nicht in der Lage sind, dies sofort zu erkennen und zu überspringen. Doch auch für nicht Be­
hinderte ist inhaltsleerer Text zu vermeiden, da er die Bedienung der Website verlangsamt.
Ein Benutzer muss den Text erst einmal anlesen und geht schlimmstenfalls davon aus, dass
auch der Rest der Website ohne Inhalt ist. (Siehe Kapitel 2.4.2.5)
Krug formuliert das drastisch: [Krug 45]
Get rid of half the words on each page, then get rid of half of what's left. [...] When I
look at most Web pages, I'm struck by the fact that most of the words I see are just ta­
king up space, because no one is ever going to read them. And just by being there, all
the extra words suggest that you may actually need to read them what's going on,
which often makes pages more daunting than they actually are.
Jacob Nielsen begründet das mit der langsameren Lesegeschwindigkeit am Bildschirm. Studien haben demnach ergeben, dass am Bildschirm etwa 25% langsamer gelesen wird als von
Papier. Generell werde Lesen am Bildschirm als unangenehmer empfunden, weshalb Texte
nicht nur auf 25% sondern auch auf 50% gekürzt werden sollten.
Abkürzungen und Fachbegriffe sind für viele Menschen ein Hindernis beim Verstehen der In­
halte von Website. Auch komplizierte grammatische Gefüge wie Passiv und Konjunktiv
können durchaus eine Hürde darstellen.
Die Regeln für einfache Sprache, wie man sie für Nutzer mit kognitiven Behinderungen
verwenden sollte, können aber nicht ohne weiteres für nicht Behinderte übernommen werden.
Nutzer mit einem normalen Sprachvermögen werden vielmehr eher behindert, wenn die Spra­
che zu einfach gehalten wird. Durch die Verwendung von einfacher Sprache werden Texte
sehr lang und mitunter ungenau. Die vielen kurzen Sätze sorgen für eine abgehackte Sprache,
die das flüssige Lesen eines Textes behindert.
Man betrachte beispielsweise folgenden Text des Gebärdenwerks:
[www.dgs-filme.de/GWHomepage/gebaerdensprache_ls.htm]
Viele Leute glauben, dass die Gebärdensprache überall auf der Welt gleich ist. Aber
das stimmt nicht. Jedes Land hat seine eigene Gebärdensprache.
Eine andere Lösung können Texte in einfacher Sprache sein. Texte mit einfachen
Worten und kurzen Sätzen sind leichter zu verstehen.
Der Text ist durch die Verwendung der einfachen Sprache für einen nicht kognitiv Be­
hinderten schwer zu lesen. Zusammenhängendes (oder sich Widersprechendes) lässt sich mit
Nebensätzen oft geschickter ausdrücken als mit vielen einzelnen Sätzen (hier also besser:
„Aber das stimmt nicht, denn jedes Land hat seine eigene Gebärdensprache.“ und „Eine ande­
re Lösung können Texte in einfacher Sprache sein, denn Texte mit einfachen Worten und
kurzen Sätzen sind leichter zu verstehen.“).
Die Verwendung des Konjunktivs ist bei nichtwörtlichen Zitaten und Meinungsäußerungen
vorgeschrieben (hier müsste es heißen: „dass die Gebärdensprache überall auf der Welt gleich
sei.“). Nur so kann unterschieden werden, ob ein Autor seine eigene Meinung ausdrückt oder
die Meinung eines Anderen wiedergibt.
68
3 Folgen für die Gebrauchstauglichkeit
Ähnlich wie für kognitiv Behinderte sollten möglichst keine Kenntnisse vorausgesetzt, kom­
plizierte Worte und Zusammenhänge immer erklärt und mit Beispielen belegt werden. Jedoch
gibt es hier natürlich Unterschiede. Während einem kognitiv Behinderten das Wort „E-Mail“
eventuell erklärt werden muss, kann eine Erklärung für nicht kongitiv Behinderte kurz aus­
fallen oder ganz wegfallen, je nach Zielgruppe des Textes. (Siehe Kapitel 2.4.2.6)
Anders im Beispiel des Newslettereintrags auf der Website drweb.de. Es ist zunächst einmal
nicht erklärt, was ein Newsletter ist. Nun kann man dieses Wort gerade auf einer Website über
Webdesign, vielleicht voraussetzen. Auf der Seite zum Abonieren findet sich dann aber
folgender Hinweis:
Achtung: Double Opt-in Verfahren. Sie erhalten nach Abschicken des Formulars eine
Email [sic!]. [www.drweb.de/verwaltung/newsletter.shtml]
Der Begriff „Double Opt-in“ ist wohl für viele zu erklären. Der folgende Satz erklärt das
Prinzip aber nicht ausreichend. Besser wäre hier, auf den unverständlichen Begriff zu verzich­
ten und den Vorgang in zwei Sätzen zu erklären.
Schnelles Lesen und Überfliegen hat zur Folge, dass viele der Hinweise zur Textgestaltung
für kognitiv Behinderte auch für andere Nutzer gelten. Da beim Überfliegen eines Textes oft
nur der Anfang eines Absatzes gelesen wird, kann ein Hauptinhalt verloren gehen, wenn mehr
als eine Idee in einem Absatz behandelt wird. [Nielsen 111] (Siehe Kapitel 2.4.2.10)
Nicht nur für kognitiv Behinderte sondern für jeden können Grafiken das Verständnis von Zu­
sammenhängen und Stimmungen sehr steigern. Sie ermöglichen im Speziellen oft, sich
schnell einen Eindruck zu vermitteln oder, bei Schemazeichnungen, Zusammenhänge schnell
zu verstehen. (Siehe Kapitel 2.4.2.11)
Schreibprobleme betreffen nicht nur kognitiv Behinderte. Gerade Worte, die selten ge­
schrieben werden, englische Begriffe oder Fachbegriffe, werden oft falsch geschrieben. Tipp­
fehler oder Flüchtigkeitsfehler passieren jedem. Websites werden außerdem oft auch von Be­
suchern genutzt, die eine andere Sprache als Muttersprache sprechen. Rechtschreibschwierig­
keiten in der Fremdsprache sind hier einzukalkulieren. Eine integrierte Rechtschreibkontrolle
oder fehlertolerante Suche hilft daher allen. (Siehe Kapitel 2.4.2.12)
Fehlerhafte Eingaben sind ebenfalls ein Problem bei Formularen. Formulare sind daher für je­
den Benutzer von Websites möglichst simpel zu halten. Vorgewählte Antworten aus Aus­
wahlboxen sind hier eine große Hilfe. Fehleingaben durch falsche Eingabeformate sind so
komplett ausgeschlossen.
Laut Krug mögen Benutzer Entscheidungen, die kein Nachdenken erfordern. [Krug 41]
Andererseits gehören Auswahlboxen zu den Elementen, die ihren Inhalt erst nach Interaktion
zeigen. Dadurch lassen sie sich nicht überfliegen, was ihren Einsatz einschränkt, wenn es dar­
um geht, einen Überblick über die Auswahlmöglichkeiten zu bieten. [Krug 115]
Abbildung 59 zeigt diesen Nachteil von Auswahlboxen. Der eigentliche Sinn einer Sitemap,
dem Benutzer einen Überblick oder das Angebot der Seite zu verschaffen, ist nicht gegeben,
da sich die Inhalte der Auswahlboxen erst durch Anklicken zeigen.
69
Abbildung 59: rwe.de/generator.aspx/cockpit/sitemap/language=de/id=14786/sitemap.html
70
4 Literatur
4 Literatur
4.1 Buchquellen
[Nielsen]
Designing Web Usability
Jakob Nielsen 2001
Markt+Technik Verlag
ISBN 3-8272-6206-2
[Krug]
Don't make me think
Steve Krug 2000
New Riders
ISBN 0-7897-2310-7
[Hellbusch]
Barrierefreies Webdesign
Jan Eric Hellbusch
1. Auflage 2005
dpunkt.verlag GmbH, Heidelberg
ISBN 3-89864-260-7
[Clark]
Building accessible Websites
Joe Clark 2002
New Riders
ISBN 0-7357-1150-X
[CAWS]
Constructing Accessible Web Sites
Jim Thatcher, Paul Bohman, Michael Burks, Shawn Lawton Henry, Bob Regan, Sarah
Swierenga, Mark D. Urban, Cynthia D. Wadell
1. Auflage 2002
glasshaus Ltd.
ISBN 1-904151-00-0
[Münz]
Professionelle Websites
Stefan Münz
1. Auflage 2005
Addison-Wesley-Verlag
ISBN 3-8273-2218-9
71
4.2 Onlinequellen
Bei der Auswahl der Onlinequellen wurde darauf geachtet, möglichst beständige Websites als
Quelle heranzuziehen. Die angegebenen URLs wurden im März 2006 besucht und enthielten
zu diesem Zeitpunkt den angegebenen Inhalt.
[Behindertenstatistik_2003]
Statistik der schwerbehinderten Menschen 2003
Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2005
http://www.destatis.de/download/d/solei/schwerbbehinderte03.pdf
[ISO 9241]
Die EN ISO 9241 – 10
Zusammenfassung auf KommDesign.de
http://kommdesign.de/texte/din.htm
[ARD-Onlinestudie05]
ARD/ZDF-Online-Studie 2005
Birgit von Eimeren, Beate Frees
http://www.daserste.de/service/ardonl05.pdf
[Behindertengleichstellungsgesetz]
Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen
27. April 2002
http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/bgg/gesamt.pdf
[Grundgesetz]
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
23. Mai 1949
http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/gg/gesamt.pdf
[Barrierekompass]
Accessibility im Schatten der Usability
Barrierekompass
August 2004
http://www.barrierekompass.de/weblog/index.php?itemid=217
[MS-ENABLE]
Aging Workforce and Accessible Technology
Ellen Mosner, Craig Spiezle
Juli 2003
Accessibility at Microsoft
http://www.microsoft.com/enable/aging/workforce.aspx
[WCAG]
Zugänglichkeitsrichtlinien für Web-Inhalte 1.0 (Deutsche Übersetzung)
Web Accessibility Initiative – World Wide Web Consortium
5. Mai 1999
http://www.w3.org/Consortium/Offices/Germany/Trans/WAI/webinhalt.html
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4 Literatur
[WAI]
Web Accessibility Initiative (WAI)
World Wide Web Consortium
http://www.w3.org/WAI/
[BITV]
Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik
Bundesministerium des Innern 2002
http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/bitv/gesamt.pdf
[DBSV]
Wer ist blind, wer sehbehindert?
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.
http://www.dbsv.org/infothek/Infothek.html#wer
[DBSV_Braille]
Die Blindenschrift
Gabi Schulze, Dr. Thomas Kahlisch
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.
http://www.dbsv.org/infothek/braille.html
[Braille_FAQ]
Informationen über die Brailleschrift
Vivian Aldridge
http://www.braille.ch/faqs-d.htm
[EFA_Gehörlos]
Gehörlose können doch lesen…?
Christine Linnartz
05.05.2003
Einfach für alle – Aktion Mensch
http://www.einfach-fuer-alle.de/artikel/gehoerlos/
[EFA_Kognitiv]
Kognitive Behinderungen
Cyndi Rowland, PhD
21.10.2004
Einfach für alle – Aktion Mensch
http://www.einfach-fuer-alle.de/artikel/kognitive-behinderungen/
[Gebärdenwerk]
Gebärdensprache - was ist das?
Gebärdenwerk
http://www.dgs-filme.de/GWHomepage/gebaerdensprache.htm?auswahl=
[Legasthenieinfo_ADHS]
ADHS - Symptomatik, Ätiologie, Diagnostik und Therapie
www.legasthenietherapie-info.de
http://www.legasthenietherapie-info.de/adhs-ritalin.html
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[BVL_Legasthenie]
Symptomatik
Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie
http://www.bvl-legasthenie.de/index.php?zwei=true&page=legasthenie
[Bildschirmarbeitsverordnung]
Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit an
Bildschirmgeräten
4. Dezember 1996
http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/bildscharbv/gesamt.pdf
[statistisches_bundesamt]
Mehr als 8 Millionen behinderte Menschen
Statistisches Bundesamt
Pressemitteilung vom 2. Dezember 2004
http://www.destatis.de/presse/deutsch/pm2004/p5140085.htm
[sageseinfach]
Sag es einfach! - Europäische Richtlinien für leichte Lesbarkeit
Europäische Vereinigung der ILSMH
http://www.inclusion-europe.org/documents/101.pdf Seiten 13 und 14
[OperaSSR]
Making Small Devices Look Great
My Opera Community
http://my.opera.com/community/dev/device/ssr/
[W3C_Mobile]
Mobile Web Best Practices 1.0
World Wide Web Consortium
13 January 2006
http://www.w3.org/TR/mobile-bp/
74
5 Abbildungsverzeichnis
5 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 de.wikipedia.org (Bildschirmlupe, hoher Kontrast, extragroß)........................... 12
Abbildung 2 Das Wort Internet in Braille-Schrift.....................................................................12
Abbildung 3 Braille-Zeile mit 8 Punkten - Quelle: Wikipedia................................................. 13
Abbildung 4 Eine Großfeldtastatur der Firma Igel. ................................................................. 16
Abbildung 5 Integramaus und Bildschirmtastatur ................................................................... 16
Abbildung 6 images.tchibo.de/eCS/Store/ch/Tarife_HKG_d_2006v3.pdf.............................. 23
Abbildung 7 homepage.hispeed.ch/edu-oekonomie/Wohlstand/wohlstand-2q1.htm...............24
Abbildung 8 www.djkrheda.de / de.wikipedia.org
........................................................ 24
Abbildung 9 wwwhni.uni-paderborn.de bei 800x600 Pixeln................................................... 26
Abbildung 10 www.rtl.de bei vergrößerter Schrift im Firefox-Browser.................................. 26
Abbildung 11 Textbeispiel in verschiedenen Schriftarten........................................................ 27
Abbildung 12 de.wikipedia.org/wiki/Internet........................................................................... 27
Abbildung 13 Vergrößerte Darstellung im Internet Explorer 7 und Opera 8.......................... 29
Abbildung 14 www.spiegel-online.de für blinde Menschen nicht nutzbar ............................. 31
Abbildung 15 www.nba.com/statistics/player/Scoring.jsp....................................................... 31
Abbildung 16 Die gleiche Seite der NBA, wie sie ein Blinder erlebt ......................................32
Abbildung 17 www.alpha-version.de/jahrgang/gaestebuch.php.............................................. 32
Abbildung 18 Alternative Darstellung ..................................................................................... 32
Abbildung 19 www.rhedalamos.net..........................................................................................33
Abbildung 20 www.trinkberater.de.......................................................................................... 33
Abbildung 21 www.nba.com - Teamauswahl...........................................................................34
Abbildung 22 Die gleiche Auswahl ist für blinde Benutzer nahezu nicht bedienbar............... 34
Abbildung 23 Bei der Sächsischen Zeitung heißen viele Links "mehr" oder "Fotos"..............35
Abbildung 24 www.leben-mit-behinderungen.nrw.de..............................................................37
Abbildung 25 Karte des Islamischen Kalifats ..........................................................................37
Abbildung 26 Politische Stimmung (Quelle: ZDF Politbaromenter)....................................... 37
Abbildung 27 www.handelsblatt.com/rd/bm/parteiprogramme.html....................................... 39
Abbildung 28 www.djkrheda.de............................................................................................... 39
Abbildung 29 Gebärdensprachfilm des Finanzministeriums....................................................42
Abbildung 30 www.tagesschau.de ...........................................................................................43
Abbildung 31 www.elmundo.es/traductor................................................................................ 43
Abbildung 32 www.drweb.de – Navigation ............................................................................ 44
Abbildung 33 www.nba.com.................................................................................................... 44
Abbildung 34 www.cm4u.net................................................................................................... 45
Abbildung 35 www.acb.org...................................................................................................... 45
Abbildung 36 www.tsg-rheda.de.............................................................................................. 46
Abbildung 37 www.bahn.de..................................................................................................... 47
Abbildung 38 www.djk-rhede.de..............................................................................................47
Abbildung 39 wwwcs.uni-paderborn.de/cs/ag-platzner/teaching/ws0506/rcVU.html............. 48
Abbildung 40 www.giga.de...................................................................................................... 49
Abbildung 41 www.berlinews.de/archiv-2003/1672.shtml...................................................... 49
Abbildung 42 www.ifas.com.................................................................................................... 49
Abbildung 43 Einleitungstext der Website der DJK Rheda 2003.............................................50
Abbildung 44 www.altavista.com.............................................................................................51
Abbildung 45 www.sueddeutsche.de........................................................................................52
Abbildung 46 www.faz.de........................................................................................................ 52
Abbildung 47 www.sueddeutsche.de........................................................................................53
Abbildung 48 www.tivi.de/fernsehen/logo/start/index.html.....................................................54
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Abbildung 49 www.wikipedia.de............................................................................................. 55
Abbildung 50 www.stadtwerke.clausthal.harz.de/wir/enerwin-atom.html...............................56
Abbildung 51 www.google.de.................................................................................................. 56
Abbildung 52 www.asta-bielefeld.de........................................................................................58
Abbildung 53: www.rheda-internet.de/scharnowski.................................................................61
Abbildung 54: www.cnn.com im SSR......................................................................................62
Abbildung 55: www.jahrgang2001.net..................................................................................... 62
Abbildung 56: www.stadt-muenster.de/ wahlen/land2005/Gesamt..........................................63
Abbildung 57: www.kidsville.de.............................................................................................. 65
Abbildung 58: www.atlantistime.de......................................................................................... 67
Abbildung 59: rwe.de/generator.aspx/cockpit/sitemap/language=de/id=14786/sitemap.html.70
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