Studium an der Southern Illinois University at Edwardsville

Transcrição

Studium an der Southern Illinois University at Edwardsville
Fachhochschule Hannover – Fachbereich Wirtschaft
Studium an der Southern Illinois
University at Edwardsville
Felix Häring (stud. cand.)
[email protected]
1
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2
2. Die Southern Illinois University (SIU) als Institution
3
3. Die Standorte der SIU im Einzelnen
5
4. Der Campus der SIU in Edwardsville (SIUE)
6
5. Der Studiengang „Management Information Systems“
8
6. Schilderung meines Studiums an der SIUE
10
7. Vergleich: SIUE - Fachhochschule Hannover
15
8. Fazit
17
Quellenverzeichnis
18
Abbildungsverzeichnis
19
Anhang
20
2
1.
Einleitung
Das Studium in einem anderen Land ist als Teil der Ausbildung interessant und bereitet natürlich auch viel Vergnügen. Auf der anderen Seite sind die Organisation, der
eigentliche Aufenthalt und die Nachbereitung mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden.
Der Auslandsaufenthalt ist eine gute Möglichkeit, sich bei einem potenziellen Arbeitgeber von anderen Bewerbern abzuheben. Die Sprache ist zwar nach einem oder
zwei Semestern noch nicht perfekt, aber im Vergleich zu schulisch vermittelten
Sprachkenntnissen erheblich sicherer. Der Aufenthalt im Ausland bescheinigt dem
Bewerber darüber hinaus eine gewisse Zielstrebigkeit, denn das Ziel wurde selbständig definiert und solange verfolgt, bis das Projekt mit Erfolg abgeschlossen wurde.
Dieser Bericht beschreibt die Partneruniversität als Teil der gesamten Southern Illinois University (SIU) und gibt einen Überblick des Studienaufbaus und der Studienumgebung. Außerdem werden Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke während des
Aufenthaltes in den USA beschrieben. Somit kann dieser Bericht möglicherweise als
Hilfe für andere Studierende dienen, die an dem Austausch mit der Universität in
Edwardsville teilnehmen wollen
3
2.
Die Southern Illinois University (SIU) als Institution
Die SIU wurde 1869 als „Southern Illinois Normal University“ gegründet und hat anfänglich nur Lehrkräfte ausgebildet. 1947 wurde der Name aufgrund des erweiterten
Ausbildungsangebotes, der flächenmäßigen Expansion und der zunehmenden Anzahl von Studierenden in den heutigen Namen „Southern Illinois University“ geändert.
Ungefähr zwei Jahre später begann die Universität östlich der Großstadt St. Louis
Kurse außerhalb des damaligen Campus (englischer Ausdruck für Standort einer
Universität) anzubieten. Damit war auch der Grundstein für einen zweiten Standort in
dem nahe gelegenen Edwardsville geschaffen.1
Heute verfügt die gesamte „Southern Illinois University“ über ein jährliches Budget
von circa 513 Millionen Dollar und hat 34.000 immatrikulierte Studierende. Die Universität bietet Ausbildungsprogramme von einer zweijährigen Ausbildung bis zu einem Doktortitel in 27 unterschiedlichen Studienrichtungen an (z.B. Medizin, Zahnmedizin, Jura) und expandiert jährlich.
An der Universität können Studierende die folgenden Abschlüsse in den verschiedenen Studienrichtungen erwerben:
-
associate degree
-
baccalaureate degree
-
master´s degree
-
specialist´s degree
-
doctoral degree
-
professional degree.
Die „Southern Illinois University“ ist eine öffentliche Institution, die nicht Gewinnmaximierung als Ziel hat, sondern den Einwohner des Staates Illinois ein breites und
möglichst gutes Bildungsprogramm bieten soll.
1
Vgl. http://www.siue.edu/hp/aboutsiu.html [abgerufen am: 19.06.2000].
4
Die gesamte Universität wird durch ein sogenanntes „Board of Trustees“ verwaltet.
Dieses Komitee ist für den Betrieb, das Management und das Controlling verantwortlich und besteht aus neun Mitgliedern. Sieben der neun Mitglieder werden vom Präsidenten der Universität ausgewählt und durch den Senat bestätigt. Die Posten werden jeweils für sechs Jahre vergeben, wobei die Mitglieder für ihre Tätigkeiten keine
Bezahlung erhalten. Maximal vier der vom Präsidenten ausgewählten Mitglieder
dürfen nach den Gesetzen des Staates derselben politischen Partei angehören. Zwei
weitere Mitglieder sind von den Studentinnen und Studenten gewählte Studierende.
Die studentischen Mitglieder werden jeweils für ein Jahr gewählt und sollen die Interessen der Studierenden in dem Komitee vertreten. 2
Die „Southern Illinois University“ besteht aus zwei Teilen. Der eine Teil ist die SIUC
mit der „Southern Illinois University“ in Carbondale, der „School of Medicine“ in
Springfield und einem Standort in Niigata. Der andere Teil ist die SIUE und erstreckt
sich über die „Southern Illinois University“ in Edwardsville, die „School of Dental Medicine“ in Alton und das „Center“ in East St. Louis.
Abb. 1: Geographische Übersicht aller SIU Standorte
3
2
Vgl. http://www.siu.edu/bot/intro.html [abgerufen am: 19.06.2000].
3
Vgl. http://www.siu.edu/hp/aboutsiu.html [abgerufen am: 19.06.2000].
5
Die Abbildung 1 zeigt die einzelnen Standorte der gesamten SIU im Staat Illinois und
die geographische Lage des Standortes in Japan. An dieser Abbildung wird deutlich,
dass die verschiedenen Standorte der „Southern Illinois University“, wie der Name
zum Ausdruck bringt, zum größten Teil im südlichen Teil des Staates Illinois liegen.
3.
Die Standorte der SIU im Einzelnen
Der Campus der „Southern Illinois University“ in Carbondale ist 1869 gegründet wo rden und ist damit der Beginn der Universitätsgeschichte. Heute werden über 100
verschiedene Ausbildungsprogramme angeboten, die zu den vorn genannten Abschlüssen führen (siehe S. 2). Der Standort bildet mit über 22.000 immatrikulierten
Studierenden den größten Teil der gesamten Universität und ist die zweitgrößte Universität im Staat Illinois. Die Studentenschaft kommt nicht nur aus den Vereinigten
Staaten, sondern aus über 100 verschiedenen Ländern.
Der Anteil der farbigen Studierenden, die an der Universität einen Abschluß erwerben, ist im Vergleich zu allen anderen Universitäten in den Vereinigten Staaten sehr
hoch. In einem direkten landesweiten Vergleich steht die Universität damit an vierter
Stelle.
Im Jahre 1988 wurde der Standort im nördlichen Teil Japans gegründet und eröffnet
durch den internationalen Austausch nicht nur der Universität, sondern auch dem
Staat wirtschaftliche Möglichkeiten und Chancen.
Die SIUE hat ein jährliches Budget von ca. $351 Millionen, wobei ungefähr 40% dieses Budgets durch Steuern finanziert werden. Insgesamt beschäftigt die Universität
mehr als 10.000 Menschen, davon sind 3.000 Stellen durch studentische Hilfskräfte
besetzt. 4
Der wesentlich kleinere Standort der „Southern Illinois University“ in Edwardsville
wurde im Jahre 1957 gegründet und macht ungefähr ein Drittel der gesamten Uni-
4
Vgl. http://www.siuc.edu/aboutsiuc/index.html [abgerufen am: 19.06.2000].
6
versität aus. Das Campusgelände liegt 35 km östlich von St. Louis und ist mit 1.100
Hektar eines der Größten des Landes.
Die Universität ist rein akademisch als eine der Besten im mittleren Westen bekannt.
Ein Vorteil für die Studierenden sind die, im Vergleich zu anderen Universitäten im
Staat Illinois, niedrigen Studiengebühren.5
4.
Der Campus der SIU in Edwardsville (SIUE)
Abbildung 2 zeigt, dass der Campus der Universität von einer fast kreisförmigen
Straße um die Vorlesungsgebäude, die Verwaltungsgebäude und die sonstigen Einrichtungen umrundet wird. Im südlichen Teil liegen die beiden Studentenwohnheime
„Prairie Hall“ und „Woodland Hall“, welche ungefähr 5 Minuten zu Fuß von den anderen Universitätsgebäuden entfernt sind. Im Norden, 1,5 km entfernt, befindet sich ein
See, an dem Apartments für die älteren und im Studium fortgeschrittenen Studierenden, Verwaltungsgebäude und Sportanlagen liegen. Das Aussehen und die Atmosphäre erinnern ein wenig an ein kleines Dorf und trägt den passenden Namen
„Cougar Village“.
In den beiden Gebäuden „Rendleman Hall“ (13) und „Morris University Center“ (16)
ist ein Großteil der Universitätsverwaltung untergebracht: Das Immatrikulationsamt,
die Wohnheimverwaltung, das Amt für ausländische Studienangelegenheiten und
andere wichtige verwaltungstechnische Einrichtungen. Darüber hinaus befinden sich
im Keller des „Morris University Center“ die Mensa, verschiedene Restaurants, ein
Kiosk, ein Geldautomat, ein Geschäft sowie ein Erholungsraum für die Studierenden,
der mit Bowlingbahnen, Billardtischen und einigen Spielautomaten ausgestattet ist. In
dem Gebäude mit dem Namen „Rendleman Hall“ sind unter anderem eine Apotheke,
eine Krankenstation und ein Postamt.
Die „Lovejoy Library“ (8) ist leicht und schnell von allen Universitätsgebäuden erreichbar. Das Angebot der Bibliothek umfaßt neben Büchern und Zeitschriften der
5
Vgl. http://www.siue.edu/CHANCELLOR/quality.html [abgerufen am: 19.06.2000].
7
verschiedener Fachrichtungen auch Computerarbeitsplätze für Recherche und Internetzugang.
6
Abb. 2: Lageplan der Universitätsgebäude und Wohnanlagen
Die Sporthalle (17) mit mehreren Basketballfeldern und Squashplätzen verfügt darüber hinaus über ein Schwimmbad, eine Indoor-Laufbahn und einen Kraftraum, den
sowohl die Studierenden als auch die Lehrenden jeden Tag nutzen können. Das
Sportangebot wird durch ein Freibad, Tennisplätze, Fußballplätze, Baseballplätze
und ein kombiniertes Leichtathletik- und Football-Stadion abgerundet.
6
Vgl. Southern Illinois Universtiy Edwardsville Class Schedule (1999) S. 13.
8
Die verschiedenen Fachrichtungen sind in unterschiedlichen Vorlesungsgebäude
untergebracht.
Abb. 3: „Alumni Hall“ und „Founders Hall“
7
In den abgebildeten Vorlesungsgebäuden findet der Großteil aller Veranstaltungen
des Fachbereiches Wirtschaftswissenschaft mit dem Teilbereich Wirtschaftsinformatik statt. Diese sind, wie die meisten anderen Vorlesungsgebäude der anderen Fachrichtungen auch mit mehreren Computerräumen ausgestattet. In den Gebäuden sind
unter anderem die Büros der Professorinnen und Professoren, der angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie eine Arbeits- und Studienberatung untergebracht. Auf dem Campus gibt es auch eine Kirche (12) und ein Theater (9), in dem
sowohl professionelle als auch studentische Vorführungen stattfinden.
5.
Der Studiengang „Management Information Systems“
Der Studiengang „Management Information Systems“ (MIS) ist mit dem Studiengang
Wirtschaftsinformatik der Fachhochschule Hannover vergleichbar. Die Regelstudienzeit beträgt bei beiden Studiengängen vier Jahre und wird mit einem Diplom abgeschlossen, welches in den USA „Bachelor of Science, Major in Computer Management and Information Systems“ heißt. Der Studienaufbau ist dem deutschen Aufbau
sehr ähnlich und unterscheidet sich im Prinzip nur darin, dass die Studierenden keine
7
Vgl. http://www.admis.siue.edu/recruit/virtour12.html [abgerufen am: 19.06.2000].
9
Fremdsprache lernen oder Sprachkenntnisse weiter ausbauen, sondern zwei Kurse
in der englisch Muttersprache belegen müssen.
Fall-Year 1
Spring-Year 1
English 101 (Skills) (3)
English 102 (Skills ) (3)
Mathematics 120 (NS&M Intro) (3)
CS 140 (Skills-Option A) (3)
Speech 104, or 105 (Skills-Option A) (3)
FA&H Intro (3)
Math 106 or Phil 106 (Skills-Option A) (3)
Constitution Requirement (Soc Sci Adv) (3)
History 111b (Soc Sci Intro) (3)
NS&M Intro (3)
Term Total: (15)
Term Total: (15)
Fall-Year 2
Spring-Year 2
CS 150 (3)
CS 151 (3)
Economics 111 (Soc Sci Intro) (3)
MIS 270 (3)
FA&H Advanced (3)
Economics 112 (Soc Sci Adv) (3)
NS&M Advanced (3)
FA&H Advanced (3)
Accounting 200 (3)
Free Elective (3)
Free Elective (1)
Term Total: (15)
Term Total: (16)
Fall-Year 3
Spring-Year 3
MIS 360 (3)
MIS 464 (3)
MIS 342 (3)
Management 340 (3)
Gen. Bus. Admin. 300 (Interdiscip.) (3)
Marketing 300 (3)
Management Science 251 (4)
Production 315 (3)
Accounting 210 (3)
Finance 320 (3)
Term Total: (16)
Term Total: (15)
Fall-Year 4
Spring-Year 4
MIS 450 (3)
MIS 470 (3)
MIS 468 (3)
Gen. Bus. Admin 490 (2)
Gen. Bus. Admin 400 (3)
Management 441 (3)
Computing Core Elective (3)
Free Elective (3)
Management 341 (3)
Free Elective (3)
Free Elective (3)
Term Total: (15)
Term Total: (17)
8
Abb. 4: Empfohlener Studienablauf
8
Vgl. http://www.siue.edu/BUSINESS/depart/mis/typical.html [abgerufen am: 19.06.2000].
10
Wie in Abbildung 4 zu sehen ist, sollen den amerikanischen wie den deutschen Studierenden in den ersten drei Semestern allgemeine Grundkenntnisse ihres Studienfaches und ein gewisses Grundwissen in anderen Gebieten (Mathematik, Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft) mit Kursen wie zum Beispiel Finanzierung, Buchhaltung und Management vermittelt werden. Eine Beschreibung der einzelnen Kurse
und Kursbezeichnungen findet sich im Anhang in der Kursübersicht.
Im Gegensatz zu dem deutschen System kann die Universität Studierende, die einen
Gesamtdurchschnitt unter der Note 3.0 haben, solange vom Studium ausschließen,
bis ihr Durchschnitt den Anforderungen erneut entspricht und dann eine Neuzulassung erfolgt. 9
6.
Schilderung meines Studiums an der SIUE
Meine Erfahrungen als Austauschstudent in den USA begannen sehr positiv, als ich
in St. Louis aus dem Flugzeug stieg, von einer studentischen Hilfskraft in Empfang
genommen und mit einem Fahrzeug der Universität nach Edwardsville gefahren wurde. Dort gab es dann die ersten Probleme, da der Mietvertrag für mein Zimmer ebenso wie die Zimmerschlüssel fehlten. Die Hausverwaltung brachte mich für die ersten
zwei Nächte in einem leeren Apartment unter. Mir wurden ein Bettbezug, kleine Imbisse und Waschutensilien von einem Verein, der nicht zur Universität gehört und
reine Gastfreundschaft als Ziel hat, zur Verfügung gestellt.
An dem darauffolgenden Montag konnte ich dann mein Zimmer beziehen und es begann die Orientierungswoche, an der 60 ausländische Studierende teilnahmen, mit
einem umfangreichen Programm. Das bot bei allen anfallenden Anmelde- und sonstigen Vorgängen eine gute Hilfe und verringerte das Gefühl von Ausgeliefertsein in
dieser anfangs unüberschaubaren Institution. Im Rahmen der Orientierungswoche
wurden unter anderem auch Ausflüge in das nahegelegene Edwardsville angeboten
und damit den ausländischen Studierenden die Möglichkeit gegeben, diese kleine
Stadt und die wichtigsten Punkte und Geschäfte ein wenig kennenzulernen.
9
Vgl.: http://www.siue.edu/BUSINESS/depart/mis/undergra.html [abgerufen am: 19.06.2000].
11
In der ersten Woche mußte ich auch ins Büro des Studienberaters, dessen Aufgabe
darin besteht, bei der Kurswahl zu helfen, die Anmeldung vorzunehmen und den
Stundenplan festzulegen.
Jeder Austauschstudierende kann generell seine Fächer frei wählen, dennoch müssen mindestens 12 Wochenstunden, was im Durchschnitt 4 Kursen entspricht, belegt
werden, um von den amerikanischen Behörden als Austauschstudent anerkannt und
den Visa-Bestimmungen gerecht zu werden. Bei der Wahl der Kurse muss der Studierende, wie in Deutschland auch, die Kursvoraussetzungen erfüllen. Nach der
Wahl der Kurse, welchen der Berater zustimmen muss, ist jeder Änderungsvorschlag
und jede Abweichung des Stundenplans mit dem Berater zu besprechen. Eine Änderung ist nur mit der Zustimmung des Beraters möglich. An dieser Stelle wird im Vergleich zum deutschen Hochschulsystem das sehr strikte amerikanische System
deutlich. Es erinnert an das deutsche Schuls ystem.
Ich belegte in den zwei Semestern (WS1999/2000, SS2000) acht Kurse, die alle im
Bereich der Wirtschaftsinformatik lagen.
An dem folgenden Wochenende bezogen die amerikanischen Studierenden ihre Apartments und damit ergaben sich auch die ersten Kontakte zu den Mitbewo hnern.
In der folgenden Woche begannen die Vorlesungen. In der ersten Stunde jedes Kurses wurden die Ziele, der Umfang der Hausaufgaben und Prüfungen, der Ablauf und
alle sonstigen organisatorischen Angelegenheiten erörtert. Die einzelnen Kurse, die
ich während meines einjährigen Aufenthaltes belegt habe, werden an dieser Stelle
kurz vorgestellt und beschrieben.
Der Kurs „Information Systems For Business“ (CMIS342) entspricht im wesentlichen der Vorlesung „Informationsmanagement“ und wurde von Dr. Jon Beard unterrichtet. Die Vorlesung soll den betriebswirtschaftlichen Einsatz von gängigen Informationssystemen und die damit verbundenen Vorteile und Möglichkeiten, aber auch
die damit verbundenen Schwierigkeiten aufzeigen. Außerdem werden die Potentiale
und die Wichtigkeit von Informationssystemen für strategische, taktische und operationale Unternehmensentscheidungen vorgestellt. Im Rahmen dieser Veranstaltung
wurden nicht nur Hardware- und Softwarekonzepte erläutert, sondern sowohl gelä ufige Begriffe und Informationstechnologien als auch neue Technologien erörtert und
diskutiert.
12
Die geforderten Prüfungsleistungen in diesem Kurs waren umfangreich, neben zwei
Klausuren, die aus Multiple-Choice Fragen bestanden, wurden auch die benoteten
Hausaufgaben bei der Notenfindung berücksichtigt. Darüber hinaus wurden gelegentliche Anwesenheitskontrollen durchgeführt und auch diese wirkten sich auf die
Note aus.
Der Kurs „Database Design“ (CMIS450), ist mit der Vorlesung „DB/DC – Systeme“
an der Fachhochschule Hannover angeboten wird, vergleichbar. Dieser Kurs wurde
von Dr. Susan Yager angeboten und sollte die grundlegenden Konzepte von Datenbanksystemen erörtern und typische Datenbankarchitekturen vorstellen. Hierzu werden Wissen und Fähigkeiten in der konzeptionellen, sowie der relationalen Date nmodellierung benötigt, die im Rahmen der Veranstaltung ebenfalls gelehrt werden.
Die Studierenden wenden in den Hausaufgaben das theoretische Wissen an und
erstellen mit der Software MS Access Datenbanken, Formulare, Abfragen und Berichte.
Die Note setzt sich aus einer Kombination aus Hausaufgaben und Klausuren zusammen. Neben sieben Projekten, die bearbeitet und zur Benotung abgegeben wurden, mussten zwei Klausuren geschrieben werden. Alle Hausaufgaben zusammen
und jede der Klausuren gehen zu ungefähr je einem Drittel in die Endnote ein. Wie in
allen anderen Kursen gelten sehr strenge Regeln, die z.B. eine Punktminderung bei
der verspäteten Abgabe von Hausaufgaben vorsieht.
Die Vorlesung „Applied Operating Systems” (CMIS464) wurde von Mr. Jim Mussulman angeboten und verfolgt einen anderen Ansatz als die Vorlesung Betriebssysteme an der Fachhochschule Hannover. Mit diesem Kurs wird versucht, die aktuellen Betriebssysteme vorzustellen, zu klassifizieren und Unterschiede hervorzuheben. Dies geschieht mit der Absicht, dem Studierenden einen Überblick zu geben
und damit eine Entscheidungshilfe, die in einem Unternehmen durchaus gefordert
werden könnte. Somit unterscheidet sich diese Vorlesung grundlegend von der Vorlesung Betriebssysteme (FH Hannover), welche dem Studierenden eine Einblick in
allgemein gültigen Konzepte, wie z. B. der Speicher- oder Prozeßverwaltung, gibt.
Im Gegensatz zu vielen anderen Kursen werden in „Applied Operating Systems“ die
Projekte in kleinen Gruppen bearbeitet. Die Gruppenbildung ist den Studierenden
überlassen. Im Rahmen der Projekte werden Computer, die für diesen Zweck in ei-
13
nem separaten Raum stehen und nur den Gruppen zur Verfügung stehen, auf die
Installation der behandelten Betriebssysteme vorbereitet, dann installiert, eingerichtet
und verwaltet. Die Gruppen haben als Nachweis je nach Aufgabe einen Ausdruck zu
generieren und an den Professor per E-Mail weiterzuleiten. Die Mitglieder werden
nicht individuell, sondern als Gruppe beurteilt. Die einzelnen Mitglieder einer Gruppe
beurteilen sich am Ende des Semesters gegenseitig mit Hilfe eines Punktesystems.
Die vergebenen Punkte gehen unmittelbar in die Note jedes einzelnen Gruppenmitgliedes ein. Ein weiterer Bestandteil der Endnote besteht aus drei Klausuren, die jeweils das behandelte Betriebssystem zum Thema haben.
Die Veranstaltung „Business Telecommunications“ (CMIS468) wurde von Mr. Jim
Mussulman geleitet. Im Rahmen dieser Veranstaltungen werden grundlegende Konzepte und Begriffe von Netzwerken erläutert. Hierbei wird auf die benötigte Soft- und
Hardware dieser Kommunikationssyteme eingegangen und die Planung, Realisierung, Analyse und die Verwaltung eines Novell Netzwerkes theoretisch erarbeitet und
dann in Teams mit jeweils vier Mitgliedern umgesetzt. Ein Bestandteil der Endnote ist
auch hier die gegenseitige Bewertung der Mitglieder einer Gruppe. Darüber hinaus
werden auch in dieser Veranstaltung drei Klausuren geschrieben, die in die Endnote
einfließen. Mit Hilfe von Computerausdrucken soll der Fortschritt bei der praktischen
Umsetzung der jeweils gestellten Aufgabe beurteilt we rden.
Der interessanteste Kurs, den ich während meines Aufenthaltes an der SIUE belegte,
war „Business Systems Design“ (CMIS470) bei Dr. Mary Sumner. Der Kurs soll
dem Studierenden Konzepte und Methoden des Informations-Engineering für die Analyse und das Design eines betrieblichen Systems vermitteln. Im Rahmen der Veranstaltung wird theoretisches Wissen im Umgang mit computerunterstützten Software-Engineering-Tools gelehrt und mit dem praktischen Einsatz von Oracles Designer/2000 und Developer/2000 unterstützt. Die letzten Wochen des Kurses sind für
die Bearbeitung eines Projektes reserviert, in dem jeder Studierende die erlernten
Fähigkeiten praktisch umsetzen kann. Das Projekt wurde im Auftrag des Staates Illinois bearbeitet, mit dem Ziel das staatliche Internet-Angebot zu verbessern und kundenfreundlicher zu gestalten. Im Rahmen des Projektes kommunizierten die Studierenden via Videokonferenz mit den Verantwortlichen des Projektes. Es wurden
Gruppen gebildet und jeder Gruppe wurde ein kleiner Bereich des umfangreichen
14
Projektes zur Bearbeitung zugewiesen. Die einzelnen Teammitglieder verfaßten e
jder für sich einen Projektbericht. Dieser bestand aus einer Analyse von 5 Webauftritten anderer Staaten, welche dann mit dem Auftritt des Staates Illinois verglichen
wurden. Daraus konnten Verbesserungsvorschläge und deren Umsetzung erarbeitet
und beschrieben werden.
Dieser Bericht ging als ein Teil in die Endnote ein. Darüber hinaus musste eine Aufgabe bearbeitet werden, welche die Erstellung von umfangreichen Berichten mit Hilfe
der Software Developer/2000 zum Ziel hatte. Als dritte Teilleistung wurde eine Kla usur geschrieben.
Die Veranstaltung „Internet Marketing“ (MKTG466) ist zwar im Bereich Marketing
angesiedelt, hat aber ihren Schwerpunkt in der Nutzung des Internets für das betriebliche Marketing. Im Rahmen dieses Kurses wird kurz der Aufbau und die Funktionsweise des Internets beschrieben und dann theoretisch die Vorgehensweise zum
Erstellen einer einfachen Webpage erläutert. Dieses Wissen soll dann von den Studierenden in Form von Hausaufgaben praktisch umgesetzt werden. Sie erstellen ihre
eigene Homepage nach vorgegebenen Kriterien. Die Hausaufgaben werden bewertet und gehen als Bestandteil in die Endnote ein. Darüber hinaus werden Marketingkonzepte erläutert sowie deren Umsetzung im Internet skizziert und die Vor- und
Nachteile dieser Lösungen an Hand von existierenden Webseiten herausgearbeitet.
Die Studierenden bilden Gruppen mit zwei bis drei Mitgliedern und erhalten einen
Themenbereich, den sie selbständig bearbeiten und am Ende als Referat vortragen.
Neben den Hausaufgaben und dem Referat geht auch hier eine Klausur als Bestandteil in die Endnote ein.
Der Kurs „Interaction Programming“ (CS275) soll Konzepte für die Gestaltung von
grafischen Oberflächen und Programmen, sowie deren Umsetzung mit Hilfe von
Microsofts Visual Basic 6.0 vermitteln. Dabei wird auch der richtige Gebrauch und
grundlegende Richtlinien, wie z.B. das Konzept der Hungarian Notation, bei der Programmierung erläutert und in Hausaufgaben angewendet. Im Rahmen der Veranstaltung werden die grundlegenden Konzepte relationaler Datenbanken und der Abfragesprache SQL wiederholt, um auch Datenbankanwendungen zu programmieren.
Die Note setzt sich aus den Projekten, die von den Studierenden zu Hause bearbei-
15
tet werden, zwei Klausuren und kleinen Wissensabfragen am Beginn einer jeden
Unterrichtsstunde zusammen.
Die Vorlesung „Introduction To Computing 1“ (CS140) belegte ich eher notgedrungen, da ich an einem anderen Kurs, für den ich mich angemeldet hatte, auf Grund zu
vieler Interessenten nicht teilnehmen konnte. „Introduction To Computing 1“ ist Teil
eines Grundkurses, der den Studierenden die Grundkenntnisse der Programmierung
in der Sprache C vermittelt. Die Studierenden lernen die nötigen Grundkonzepte und
Vorgehensweisen in der Programmierung kennen und üben in Hausaufgaben und
kleinen Projekten deren Umsetzung. Die Prüfungsleistung setzt sich aus zwei Kla usuren sowie zwei kleinen Projekten, die jeder Studierende für sich löst und programmiert, zusammen. Das fertige Programm wird zu einem festen Termin abgegeben
und benotet. Als letzten Teil der Endnote haben die Studierenden jede Woche zwei
Stunden in einem Computerlabor verbracht und dort in der vorgegebenen Zeit ein
Programm erstellt, wobei der Dozent anwesend war und Fragen beantworte. Das
fertige Programm oder die Ansätze zur Lösung wurden am Ende der Zeit zur Benotung abgegeben.
7.
Vergleich: SIUE - Fachhochschule Hannover
Bei dem Vergleich der Fachhochschule Hannover mit der Partneruniversität fällt sofort der Unterschied in der Größe der beiden Einrichtungen auf. Die SIUE verfügt über ein sehr viel größeres Gelände, auf dem allerdings nicht nur die Verwaltungsund Fakultätsgebäude, sondern auch Wohnheime angesiedelt sind. Allein durch diese Mischung entsteht eine Campus-Atmosphäre, die für die Fachhochschule untypisch ist.
Durch die unterschiedliche Art der Finanzierung der beiden Hochschulen kann die
SIUE ein wesentlich besseres und breiteres Angebot an Einrichtungen für und um
das Studium anbieten. Dies wird unter anderem an Einrichtungen wie der Bibliothek
deutlich, die jeden Tag in der Woche geöffnet ist und an normalen Werktagen von
8.00 Uhr bis 22.00 Uhr genutzt werden kann. Darüber hinaus gibt es über das Gelände verstreut Computerlabore, die zum Teil rund um die Uhr zugänglich sind.
16
Die Bereitschaft des Lehrpersonals, den Studierenden Hilfestellungen zu geben und
Fragen zu beantworten, ist an beiden Hochschulen ähnlich positiv. Das Lehrpersonal
der SIUE gibt neben den Sprechstunden und E-Mail-Adressen die dienstliche und
eventuell auch die private Telefonnummer bekannt.
Generell erscheint der Umgang zwischen Lehrenden und Studierenden an der SIUE
persönlicher und vertrauter, da sie sich in den meisten Fällen mit dem Vornamen anreden. Hinzu kommt, daß die meisten Professorinnen und Professoren den Studierenden die Möglichkeit bieten, ihre Noten zu verbessern, indem Extraaufgaben ve rteilt werden, die bei erfolgreicher Bearbeitung eine schlechte Prüfungsleistung ausgleichen und somit die Endnote erheblich beeinflussen.
Ungewöhnlich sind mit Sicherheit die Anwesenheitspflicht und die kontrollierten
Hausaufgaben. Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass die Studierenden kontinuierlich für die einzelnen Prüfungen lernen und sich mit den Lehrinhalten beschäftigen, um die Hausaufgaben zu erledigen. Ein Nachteil ist darin zu sehen, dass die
Studierenden kaum lernen, sich zu motivieren, selbständig Literatur auszuwählen
und kritisch zu entscheiden. Die Motivation zu diesem Ansatz mag unter anderem
daran liegen, dass die meisten Studierenden der SIUE jünger sind als an der Fachhochschule.
Sowohl SIUE als auch Fachhochschule legen sehr großen Wert auf den praktischen
Bezug als Teil der Ausbildung. Dies wird an der Fachhochschule zum größten Teil
durch die Praxissemester erreicht und an der Partneruniversität durch mehr praktischen Bezug innerhalb der Lehrveranstaltungen. Zum Beispiel habe ich im Rahmen
einer Veranstaltung durch die Installation verschiedener Betriebssysteme praktische
Erfahrungen sammeln können. Ein weiteres Beispiel waren Videokonferenzen, die
als einziges Medium der Kommunikation zwischen allen Studierenden und den Auftraggebern eines Projektes genutzt wurden.
Weiterhin fällt auf, dass der Anteil ausländischer Studierender wesentlich höher ist
als an der Fachhochschule Hannover. Damit ergeben sich natürlich Probleme, die es
zu lösen gilt und die bei Teamarbeiten auch kooperative Fähigkeiten trainieren.
17
8.
Fazit
Ich habe in diesem Studienjahr wertvolle Erfahrungen gemacht, auf der anderen
Seite auch viel Geld aufbringen müssen. Die Kosten für ein Studiensemester an der
SIUE belaufen sich insgesamt auf minimal DM 10.000. Diese setzen sich aus den
Aufwendungen für den Hin- und Rückflug (DM 1.500), das Zimmer (DM 2.500), die
Verpflegung (DM 2.500) und alle sonstige Ausgaben (z.B. Taschengeld, Bücher,
Kleidung) zusammen. Durch die vom DAAD beschlossene finanzielle Unterstützung
des Austauschprogrammes werden die privaten Kosten eines Studiensemesters im
Ausland zukünftig reduziert sein.
Das Geld ist meiner Meinung nach nutzbringend angelegt, da
-
der Aufenthalt nicht nur lehrreich war, sondern auch viel Spaß gemacht hat
-
ich in diesem Jahr zahlreiche Anregungen erhielt
-
ich die Möglichkeit hatte, eine Kultur, die der deutschen ähnlich scheint, kennen
zu lernen und in dieser Umgebung persönliche Erfahrungen zu machen
-
durch den Aufenthalt und den täglichen Gebrauch der englischen Sprache meine
Sprachkenntnisse aufgefrischt und erheblich verbessert wurden, so dass ich jetzt
wesentlich sicherer im Umgang mit der englischen Sprache bin
-
ich in diesem Jahr unterschiedliche Menschen aus allen Teilen der Welt - eben
nicht nur aus den USA - kennengelernt und mit ihnen zusammen gearbeitet habe
-
ich dabei sehr viel über diese Menschen, ihre Kulturen, aber auch etwas über
meine eigene Person gelernt habe. In den USA war ich plötzlich ein Ausländer
und habe erlebt, wie wichtig offene und hilfsbereite Menschen sind und wie
schwer es ist, sich den Sitten und Verhaltensregeln entsprechend zu verha lten
-
ich gesehen habe, wie wichtig das offene Zugehen auf Kommilitoninnen und
Kommilitonen ist, um Kontakte und Freundschaften entstehen zu lassen, wobei
dies in den USA meiner Meinung nach generell leichter als in Hannover ist.
Ich habe das Angebot der Fachhochschule genutzt und bin froh, dass ich diese Erfahrungen sammeln durfte. Ich kann ein solches Projekt nur weiter empfehlen.
18
Quellenverzeichnis
Southern Illinois Universtiy Edwardsville Class Schedule (1999).
Alle Angaben zur Southern Illinois University finden sich unter den folgenden Internet-Seiten:
Southern Illinois University
http://www.siu.edu/
Southern Illinois University Carbondale
http://www.siuc.edu/
Southern Illinois University Edwardsville
http://www.siue.edu/
19
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Geographische Übersicht aller SIU Standorte
3
Abbildung 2: Lageplan der Universitätsgebäude und Wohnanlagen
6
Abbildung 3: „Alumni Hall“ und „Founders Hall“
7
Abbildung 4: Empfohlener Studienablauf
8
20
Anhang
Eine Übersicht aller Kurse des Studienganges „Computer Management and Information Systems“ mit Stand vom 23.11.2000 sind auf der Webseite der SIUE zu finden
unter http://www.register.siue.edu/1999-2001catalog/courses/cmis.htm.